THE LIBRARY
OF
THE UNIVERSITY
OF CALIFORNIA
LOS ANGELES
GIFT OF
Kurt L owenstein
»«.^
DIE HYPERMODERNE
SCHACHPARTIE
UON DR. S. G. TAHTAKOWER
EIN SCHACHLEHR- UND LESE-
BUCH ZUGLEICH EINE SAMM-
LUNG VON 150 SCHÖNEN
MEISTERPARTIEN
AUSDENJAHREN
1914 — 1924.
VERLAG DER „WIENER SCHACHZEITUNG" WIEN IV.
19 2 4
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Alle Rechte, insbesondere das
der Übersetzung, vorbehalten.
^^
Copyright 1924 by Dr. S. G. Tartakower.
Buchdruckerei Lewit & Singer, Wien IV., Schäffergasse 13 a.
Für den Inhalt verantwortlich Dr. S. G. Tartakower.
Phot. Friedmann, Wien.
Stehend von links nach rechts: Dr. Tartakower — Bogoljubow — Maröczy.
Sitzend beim Schachbrett: Aljechin und Rubinstein.
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in 2013
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Vorwort.
„Was ist Schach?" — Vielleicht ein Nichts . . . Eine bloße
Spielerei . . .
„Was sollte es sein?" — Alles, denn es gestaltet die Kunst des
Kampfes zum siegreichen Kampf der Kunst'
Glorreiche Namen und Taten füllen bereits das Schachpantheon.
Die moderne Turniergeschichte beginnt wohl mit Hastings 1895. Sie um-
faßt das im Zeichen der unbestrittenen Laskerschen Weltmeisterschaft
stehende Dezennium 1894 — 1904 und weist die Turniertriumphe von Lasker
und Tarrasch, Pillsbury und Maröczy, Janowski und Schlechter, Burn und
Atkins, Tschigorin und Charousek auf. Eine merkliche Verjüngung nicht
nur in den wissenschaftlich erstarrenden Eröffnungsformeln, sondern auch
in der Liste der siegenden Meister brachte das Turnier zu Cambridge-
Springs 1904. Auch diese Verjüngungsperiode erstreckt sich auf zehn Jahre:
1904 — 1914, wobei neue Sterne wie Marshall und Duras, Vidmar und
Bernstein, Spielmann und Niemzowitsch, insbesondere aber Rubinstein ' und
Capablanca am Schachfirmament erstrahlten, ohne freilich den Glanz der
alten Größen (zu denen sich noch Teichmann und Mieses gesellten) ver-
dunkeln zu können. Ein hochwertiges Buch: „Die moderne Schachpartie"
von Dr. Tarrasch (1913. — II. Aufl., 1916) ermöglicht uns, vieler Weisheiten und
Schätze aus jener Zeitspanne teilhaftig zu werden, während hingegen das
Chaos, das bald darauf im Leben und in der Politik, im Schach und in
der Kunst folgte: Krieg, Umwertung aller Werte, Umsturz aller Größen,
Anbetung neuer Wahrheiten — immer noch auf eine systematisch objektive
Erklärung und Verklärung wartet.
Bevor wir uns zum Schachbild der letzten Jahre wenden, wollen wir
daher den geheimen Sinn und den inneren Wert des heutigen Welt-
geschehens kurz skizzieren.
Das heutige Lebensschach — und zwar sowohl das öffentliche Leben
als auch die Kunst und das Wissen — pocht nicht nur auf die tausend-
jährigen Erfahrungen, sondern sucht auch das Geheimnis der nächsten
Jahrtausende in überzeugend realer Weise zu lösen. Wir leben nicht um-
sonst im Zeitalter der Relativitätstheorie, die an der göttlichen Allmacht
mit kühler Wissenschaftlichkeit rüttelt; im Zeitalter der Kommunisterei, die
allen „Errungenschaften der Kultur" hohnspricht; im Zeitalter des Expres-
sionismus, der sich auf allen Gebieten der Kunst ^ Musik, Malerei,
Poesie — dem Weltall egozentrisch entgegenstemmt.
Wie sieht nun diese geistige Umwälzungslawine im Schachleben
aus? Gleich mit dem ersten großen Nachkriegsturnier (Göteborg 1920)
1G14454
wurde es klar, daß eine neue Generation rebellischer Schachgeister heran-
gewachsen ist. Reti und Breyer, Aljechin und Bogoljubow: das sind Meister,
die — den Ehrgeiz des Kämpfers mit der Inbrunst des Propheten ver-
bindend — den tausendjährigen Schachgedanken revolutioniert haben!
Während Capablanca beinahe schon von der Erschöpfung der Schach-
theorie sprach und Rubinstein jedwede Partie nach bequemen Schemen
dem Endspielstadium zusteuern zu können glaubte, rissen jene Schachfakire
alle Hebel der Ueberlieferung, alle Stützen der Schablone, alle Wurzel des
Autoritätsglaubens los und ließen nunmehr das stolze Schiff der Göttin
CaTssa im Ozean namenloser Eröffnungen schwimmen.
Ging es dort als hilfloses Opfer von Felsen und Klippen, von Winden
und Wellen zugrunde? — Oh nein, denn ein wundersamer Glaube an die
Unendlichkeit des schachlichen Wissens erfüllt diese neuen Argonauten.
Wie heißt es so schön bei Nietzsche:
Dorthin — will ich; und ich traue
mir fortan und meinem Griff.
Offen liegt das Meer, ins Blaue
treibt mein Genueser Schiff.
Alles glänzt mir neu und neuer.
Mittag schläft auf Raum und Zeit — :
Nur dein Auge — ungeheuer
blickt mich's an, Unendlichkeit!
(„Nach neuen Meeren.")
Die Epoche 1914 — 1924, oder mit Rücksicht auf die internationale
Sterilität der Kriegsjahre, eigentlich nur das letzte Lustrum 1919—1924
bedeutet einen ungeahnten und unerwarteten Aufstieg des schachlichen
Strebens und darf daher, wie dies im vorliegenden Buche geschieht, als
Basis zum Wiederaufbau der morsch gewordenen Schachtheorie genommen
werden. Sich dabei am Glanz der gewählten Partien sonnend, hofft der
Glossator belehrend und unterhaltend zu wirken. In Ausfühnung einer neuen,
dem Plastischen zustrebenden Methode wird im Buche nicht nur das
Variantenmäßige, sondern an der Hand besonders markanter Beispiele
auch das Wesen des neuen Schachs sowie manche Frage der Mittelspiel-
beziehungsweise Endspielstrategie zur grundlegenden Beleuchtung gelangen,
während die den einzelnen Großmeistern gewidmeten Essays den neuen
Schachgedanken noch reliefartiger gestalten sollen. Das Werk tritt auch
mit einer Anzahl von schachtheoretischen Neuerungen, beziehungsweise
Anregungen hervor, bei deren technischer sowie logischer Begründung
der Leser gleichsam als Löser mitzuwirken eingeladen wird.
Mögen in der Sammlung auch viele Partien aus den letzten Jahren
einen mit dem Vergangenheitsruhm verknüpften Namen, beziehungsweise
eine etwas altmodisch verlaufende Spielweise aufweisen, doch ist auch dort
der Stempel unserer neuen revolutionsschwangeren Zeit unverkennbar, und
daher hofft der Schreiber dieser Zeilen, daß der Leser, der zusammen
mit den Meistern auf die Eroberung neuer Schachweisheiten auszog, bei
jeder Seite des Buches empfinden wird: Hier weht, der befreiende Hauch
des hypermodernen Schachs!
Die drei Partiephasen
oder:
Wie eröffne ich die Schachpartie?
Gleich bei diesem Anlaß wollen wir über das Wesen der neuen
Schachauffassung folgendes bemerken:
Im klassischen Schach suchte man im Eröffnungsstadium irgend einen
strategischen Plan zu fassen oder, wie ein beliebter Ausdruck lautet, die
Partie gut „anzulegen", sei es, daß diese Partieanlage von einem Morphy
als konzentrische Figurenentwicklung zwecks direckten (Rochade-) Angriffs,
beziehungsweise von einem Rubinstein als weitblickende Schaffung von
(Bauern-)Schwächen im feindlichen Lager zwecks günstiger Endspielführung
aufgefaßt wurde. Im Mittelspiel, dessen kombinatorische Zweischneidigkeit
beide Teile mit Schrecken erfüllte, sollte dann die tiefere Partieanlage zur
taktischen Auswertung gelangen, beziehungsweise, wenn keine direkte Ent-
scheidung (Matt oder namhafter Materialgewinn) erreicht werden konnte, trat
die Technik der Endspielkunst hinzu.
Also, kurz gesagt: Strategie, Taktik, Technik — das war
die landläufige dreiteilige Struktur des Schachkampfes, wobei im an-
strengenden Turnierspiel die fortschreitende Erforschung der Eröffnungen
sowie die Angst vor dem Gegner — seinem Können, Willen und Glück 1 ^
zum Ueberhandnehmen des technischen Moments führte, so daß eher
folgende Dreiteilung vorgenommen werden könnte: Schablone, Ab-
tausch, Remis.
Ganz anders die Jungen! Sie suchen den Sieg, kennen keine Gefahr
und haben daher alle Finessen und Pointen, Tücken und Fallen, Kombi-
nationen und Opfer des Mittelspiels schon ins Eröffnungsstadium verlegt,
wodurch das Spiel im allgemeinen viel dynamischer wurde. Erst wenn
es ihnen hiedurch gelingt, im feindlichen Lager irgend eine (vielleicht
sogar vermeintliche) Schwäche der Bauern- oder Figurenkonfiguration zu
schaffen, ändern sie ihre halsbrecherische Taktik und gehen nunmehr zur
Methode der wissenschaftlichen Ausnutzung über.
Hieraus erhellt es zur Genüge, daß gerade die Eröffnungsstöße, die
zum baldigen (Zentrums-) Geplänkel und daraufhin erfahrungsgemäß zum
resultatlosen Binden und Aufreiben der Kräfte — kurz gesagt, zum ver-
frühten Aufdecken der Karten führen — , von den Jungen ängstlich ver-
mieden werden. „System des verschleierten Aufmarsches", so könnte man
ihre Partieanlage definieren.
Auch die Jungen sehen übrigens in der Beherrschung des Zentrums
ein vielversprechendes Pfand des Sieges, wollen aber in den Kampf um
dasselbe erst nach zweckmäßiger Aufspeicherung der latenten Kräfte ein-
treten, statt letztere durch landläufige Angriffsmethoden verpuffen zu lassen:
Daher das Taumeln der Figuren, daher die Cavation in der Bauernführung,
daher auch die so beliebt gewordene Seitenentwicklung (Fianchettierung)
der Läuferpaare! Die Eröffnung wird wie ein Mittelspiel, das Mittelspiel
dann wie eine Eröffnung behandelt.
Während also vom Standpunkt des klassischen Schachs der weit-
ausholende Königsbauerzug 1. e2 — e4 unbedingt der zweckmäßigste sein
muß, da er
1. sofort die Kampfmitte betritt;
2. den meisten Figuren (L, S, D) Bewegungsfreiheit verschafft;
3. konkrete Angriffsziele bietet und daher
4. seit jeher genau durchgeforscht werden konnte — ,
ist er für einen Neo-Romantiker gerade aus denselbigen Gründen zu ver-
werfen, denn
1. löst sich die kindische Balgerei im Zentrum sehr bald in eine
stumpfsinnige Gleichgewichtserschöpfung oder gar in ein Debakel des vor-
witzigen Angreifers auf;
2. glaubt die neueste Eröffnungstheorie für den Königsläufer eine viel
nachhaltigere Diagonale (g2 — a8), für den Königsspringer ein eventuell viel
wirksameres Feld (h 3) und für die Dame im Anfang der Partie am liebsten
natürlich überhaupt keine ausgreifende Entwicklung zu finden;
3. besitzt erfahrungsgemäß fast jede Stellung eine große Widerstands-
kraft, die sich im Verhältnis der heran wälzenden Drohungen steigert („Gesetz
des gesteigerten Widerstands") und pflegt daher ein Generalsturm ohne
entsprechende Artillerievorbereitung wie ein fruchtloser Amoklauf zu wirken;
4. zwingt gerade die Möglichkeit, die offenen Spiele mit klaren Varianten
und exakten Analysen zu belegen, etwas Anderes, Neues, Apartes zu suchen,
was dem Kampfe der Individualitäten mehr Spielraum gibt
So weit der Neo-Romantiker, der aus ähnlichen Gründen auch 1 . d 2 — d 4
verwirft, besonders aber für den mit einem Mindertempo behafteten Nach-
ziehenden das sofortige Kreuzen der Klingen (durch 1 . . . e 7 — e 5 bezw.
1 ...d7 — dö) für unratsam hält und dem Gegner lieber vorläufig das
Terrain im Zentrum überläßt, statt ihm sonst bequeme Angriffsmarken zu
gewähren. (Vgl. R^ti „Die neuen Ideen im Schachspiel." Wien, 1922.)
Im Sinne obiger Erörterungen beginnen sogar die barocken Seiten-
bauernzüge wie 1 . c 2 — c 4 und 1 . b 2 ^ — b 4, die man früher nur aus Dandys-
mus oder Effektenhascherei machte, an wissenschaftlichem Gehalt zu gewinnen
und der scheinbar neutrale Eröffnungszug I.Sgl — f3 zum Ausgangspunkt
eines gefährlichen Blockierungssystems zu werden. (Reti !)
Wie sich diese Anschauungen in der praktischen Partie mit Glanz
bewähren, vielleicht aber auch mit Erfolg bekämpfen lassen, werden v/ir
im vorliegenden Buche auf Schritt und Tritt kennen lernen. — Vorläufig
wollen wir uns doch dem „guten, alten" Zug l.e2 — e4 widmen, den
der Nachziehende bisher entweder offen und mutig mit 1 . . . e 7 — e 5,
worauf sofort ein erbitterter Figurenkampf i m und ums Zentrum ent-
brannte, oder mit halboffenen Zügen wie 1 ... e 7 — e 6, bezw. 1 . . . c 7 ^ — c6,
bezw. 1 . . . c7 — c5, bezw. 1 . . . d7 — d5 zu beantworten pflegte mit der
Tendenz, die Bildung des weißen Zentrums momentan zuzulassen, gegen
dessen Befestigung aber sofortige Sprengungsmaßnahmen vorzunehmen,
und zwar:
a) in der französischen Partie: Druck auf e4 (durch 2 . . . d7 — d5),
beziehungsweise später auf d4 (durch c 7 — c5) und e5 (durch f7 — f6);
b) im Caro-Kann: Gleichfalls Druck auf e4 (durch 2...d7 — d5),
beziehungsweise später auf d4 (durch c6 — c5);
c) in der sizilianischen Partie: Präventivdruck auf d4 und eventuelles
- 9 -
strategisches Ziel, zum befreienden d7 — d5 zu gelangen;
d) in der skandinavischen Partie: Beseitigung des weißen Königs-
bauern auf Kosten eines fühlbaren Tempoverlustes und beginnender Figuren-
kampf (eventuell auch Sprengung durch e 7 — e 5) gegen den anderen
Zentralbauer von Weiß, falls er sich in landläufiger Weise vorwagt (B d 4).
Dies waren etwa die strategischen Ziele, die allen mit 1 . e 2 — e 4
eröffneten Partien von jeher innewohnten. Aber auch hier leuchtete das neu-
romantische Genie meteorhaft auf, indem das offene Spiel ein ganz neues
strategisches Gepräge erhielt durch die:
Aljechin- Eröffnung
(1. e2 — e4, Sg8 — f6).
Wie der phrygische König Midas von den Göttern die Gabe erhielt,
alles, was er anrührte, in Gold zu verwandeln, so gewinnt auch jeder
' Eröffnungszug unter der Hand des genialen Russen Aljechin eine außer-
ordentliche Bedeutung, so vor allem jener phantastisch-kecke Springerzug,
der sofort auf einen Endspielgedanken (Unerhaltbarkeit der weißen Bauern-
kette) lossteuert.
) Die Aljechin-Eröffnung ist eine Eröffnung sui generis, ein Mittelding
zwischen „offen" und „halboffen", denn erst nachdem sich der Anziehende
dank der gütigen Mitwirkung des schwarzen Rösselsprunges (Sg8 —
f6 — d5 — b6) im Zentrum (mit e5, d4, c4, f4) häuslich eingerichtet hat,
begi^ man das berüchtigte Bauernzentrum (durch d 7 — d 6, dann S c 6 usw.)
aufs Korn zu nehmen, so daß bald ein merkwürdiger Rollentausch stattfindet:
Weiß hat seine Initiative zu verteidigen!
Die Hauptvariante der Springerverfolgungsjagd lautet:
1. e2 — e4. Sg8— f6
2. e4 — e5! S f6 — d5!
i Nach 2 . . . S gS. 3. d4, bezw. nach 2. . . . S e4. 3. d3, Sc5. 4. d4,
> Sa6 (oder 4,... Se4? 5. Ld3! oder 4,...Se6. 5.d5, Sc5. 6.b4, Sa6. 7.a3)
, 5. f4! d6. 6. Ld3 ist der weiße Vorteil evident.
i 3. c2 — c4 ....
Auf 3. d2— d4 kann Schw. entweder mit 3. . . d7— d6. 4. c2— c4 (Selbst-
[ redend steht es dem Anziehenden offen, in ruhigerer Weise, fortzufahren, so
' vor allem I.) mit dem von Aljechin selbst empfohlenen 4. Sf3, z. B. Partie
,' Prof. Bauer-Rasovsky, Hauptturnier Mähr.-Ostrau 1923: 4... Lg 4. 5. Le2,
e6. 6. 0—0, Sc 6. 7. c4, Sb6, 8. ed! cd [Erzwungen] 9. b3 usw. oder
j präziser Partie Michell— Reti, Margate 1923: 4. . . de. 5. Se5: e6 [gefährlich
wäre sofort 5. ..Sd7: wegen 6. Sf7:, obwohl nach 6... Kf7: 7.Dh5t
Ke6 keine klare Entscheidung ersichtlich ist.] 6,Ld3, Sd7 7. 0—0, Se5:
8. de, Ld7 9. De2, Dh4 10. c3, 0—0—0 11. b4, worauf jetzt Schwarz
mit 11... f6 [statt Sf4] ein Gegenspiel erlangen konnte. — II.) Einfach
und gut für Weiß ist ferner 4. e d, ed. — III.) Hingegen geschah in
der Partie Steiner— Aljechin, Budapest 1921, wo diese Eröffnung ihre
- 10 -
Turniertaufe erhielt, weniger solid: 4. Lg5 de, öde, Sc6. 6. Lb5, Lf5!
7. Sf3, Sb4 und es gelang dem Führer der schwarzen Partei einen
winzigen B zu erobern und festzuhalten.) 4. . . Sd5 — b6 usw. in die Haupt-
variante einlenken oder aber mit 3. . . e7 — e6 (In Betracht kommt auch
3. ..c5, z. B. 4. c4, Sc7. 5. d5, d6. 6. f4, g6. 7. Sf3, Lg7. 8. b3,
0 — 0. 9. Lb2, Lg4 oder auch gleich e7 — e6. Schwarz übt auf das weiße
Zentrum einen Gegendruck aus, wobei S c 7 gute Dienste leistet. — Schließ-
lich ist nach Fahrni auch 3. . . c6 zu erwägen) 4. c2 — c4, Sd5 — e7
eine andere Springerwanderung versuchen.
Sehr gut in ihrer Einfachheit ist die Fortsetzung 3. Sbl — c3, um
nach I.) 3. . . Sc3: mit 4. de, d6. 5. Sf3, Sc6. 6. Lf4, Lg4. 7. Lb5
noch immer etwas Druck auszuüben oder aber mit 4. bc, d5 (oder d6)
5. e d, ed. 6. d 4 eine der französischen Abtauschvariante ähnelnde Spiel-
konfiguration herbeizuführen, wobei jedoch das Fehlen des schwarzen
Königsspringers auf f6 fühlbar werden kann. (In einer Partie Johner —
Marco, Pistyan 1922, folgte: 6. . . d6— d5. 7. Sf3, Ld6. 8. L e 2, 0—0.
9. 0—0, Te8. 10. c4! de. 11. Le4: Le6. 12. Ld3, h6. 13. h3,
Sd7. 14. c4 c6. 15. Lb2, Da5. 16. Sd2, Sf6, worauf jetzt, statt
17. f4, das Bauernopfer 17. d4 — d5 nebst Lf6: in Betracht kommt.)
II.) Wenig einladend ist es für Schwarz auch, sich mit 3. . . Sb6 vom
Kampffelde freiwillig zurückzuziehen. III.) Am zweckmäßigsten erscheint
daher für Schwarz 3. . . e6!4. Sd5: (Dies macht später den schwarzen
Damenläufer mobil. In Betracht kommt daher die Aufrechterhaltung der
Figurenspannung im Zentrum mit 4. d4, d6. 5. Sf3 usw.) 4. . . e d. 5. d4,
d6. 6. S f 3. (Oder auch einfach 6. e d, Ld6: 7Ld3. 0—0. 8. Dh5, Te8t
9. Se2, g6. 10. Df3 mit gutem Spiel. Weniger erstrebenswert ist aber
die Spielkonfiguration nach 6. f4, de 7. de, Lc5.) Der Springerzug will
dem Gegner kein Entwicklungstempo [Lf8Xd6] schenken, erlaubt aber
die lästige Fesselung Lg 4. Es kann nun folgen: 6. ..Lg 4. 7. Ld3, Sd7.
8. ed, Ld6: [Partie Prokes— Marco, Pistyan 1922] oder auch 6. . . Sc6.
7. Le2, Le7. 8. Lf4, 0-0. 9. 0—0, f6. 10. e d, Ld6: [Partie Sämisch—
Aljechin, Budapest 1921.], beidemale mit gleichwertigem Spiel. — Über
3. Lc4, siehe Seite 12.
3 Sd5 — b6
Ein Merkmal der Stellung: Die Abseitslage des Sb6 ist hier
(ähnlich wie in der Skandinavischen Partie nach 1. e4, d5. 2. e d, Sf6.
3. d4, Sd5: 4. c4, Sb6 usw.) infolge des geschehenen Aufreißungs-
zuges c2 — c4 mit guter Wirkung verbunden.
4. d2— d4 ...
Neu, aber wenig empfehlenswert geschah in einer Partie Dr. Gruber-
Grünfeld, Wien 1923: 4. c5, Sd5, 5. Sc 3, Sc 3: 6. bc, d6 usw. ohne
weitere Entwicklungsschwierigkeiten für Schwarz.
4 d7 — d6
5. f2 — f4 ....
Immer das Konsequenteste. Einfacher ist aber 5. e d, e d. Zum Beispiel:
I.) 6.Le3, Le7 (Befreiender ist 6. . . Lf5 und wenn 7. Df3, so De 8.)
7. Ld3, Sb8 — d7. 8. Se2, Sf6, 9. h3,0 — 0. 10. Sd2. (Natürlicher ist
10. Sbc3.) Te8. 11. De 2, Sbd7. [Siehe Partie Nr. 2, Wolf-Grünfeld
- u -
Pistyan 1922] und Weiß konnte jetzt statt der unklaren Verwicklungen:
12. 0 — 0 — 0, c6 usw. mit der einfachen Fortsetzung: 12. 0 — 0 eine gute
Stellung behalten. — II,) P. Snosko Borowski-Oskam, Scheven 1923: 6. Sc 3,
Le7. 7. Ld3, Sc6. 8. Sge2, Lg4. 9. Le3, 0—0. 10. a3 mit ungefähr
gleichen Chancen. III.) Partie Spielmann-Takacs, Wien 1923: 6. Ld3 Sc6,
7. Se2 Sb4, 8. 0—0 Sd3: 9. Dd3: Le7, 10. U mit scharfem Spiel.
IV.) Oder eine neue Idee: 6. d5, Lf5. (Zweckmäßiger ist wohl
6....Sb8— d7 mit dem nächsten Ziel Se5.) 7. Sf3, Le7! 8. Sd4! mit
schönem Zentralspiel für Weiß. (In der Partie Dr. Tarrasch — Vukovic,
Wien 1922, geschah beiderseits schwächer 7. ..Sd7. 8. Sc3? Lg4! [Noch
einfacher Le7 nebst Lf6, 0-0 und Te8] 9. h3 [geboten war 9. b3!
Se5. 10. Le2] Lf3: 10.Df3: Se5 und Schwarz ist jetzt am Ruder.)
5 dS Xe5
Schwächer wäre sofort 5. . . Lf5 wegen 6. Ld3.
6. U e5 Sb8 — c6!
Erzwingt den für die eigentliche Entwicklung wenig relevanten Zug
7. Le3 und ist daher nachhaltiger als sofort 6. . . Lf5, welch' letzterer Zug
dafür aber die Möglichkeit des baldigsten Gegenstoßes c7 — c5 zuläßt, zum
Beispiel: 6. . . Lf5. 7. Sf3, e6. 8. Le3, c5. 9. Sc3, cd, 10. Sd4: Sc6
mit besseren Endspielchancen für Schwarz [Partie Marco — Kostitsch,
Haag 1921, mit Zugumstellung], doch hätte eben Weiß lieber 8. Sc3 statt
8. Le3 spielen sollen, um c7 — c5 mit d4 — d5 beantworten zu können.
Nach 8. Sc3 könnte dann die Folge sein:
I.) — 8... Lb4 9. c5, Sd5 10. Ld2, Sc6 11. Lb5, 0—0, 12. Lc6:
bc 13. 0—0, Db8 [P. Hromadka — Grünfeld, Pistyan 1922] oder wie
Fahrni empfiehlt: 9. Ld3!, um sowohl auf 9. . . Lg4 als auch auf 9. . .
c5 mit 10. 0—0 fortzufahren, z. B. 9. Ld3, Lg4 10. 0—0, Sc6 11. c5!
mit Vorteil für Weiß, bezw. 9. . . c5 10. 0—0! cd 11. Se4, Scb 12. Lg5!
Dc7 13. a3, Le4:! 14. Le4: Le7 15. Le7: Weiß hat das freiere Spiel. —
Oder aber verhältnismäßig noch am besten: 9. . . Ld3: 10. Dd3: Sc6
(10. . . c5 11. 0—0, cd 12. Sb5, Sc6 13. Sg5! usw.) 11. 0—0, Lc3:
12. bc, h6 13. Tbl (Energischer als 13. Lf4, Dd7 14. Sd2, Se7. 13.
Se4, Dc6. 14. Sc5, Sd7. 15. Sd7: Dd7: 16. De4, Dc6. 17. Dc6:
Sc6: usw., wie es in einer analytischen Partie Maröczy — Kostitsch,
Belgrad 1922, mit etwa gleichen Endspielchancen geschah.) 13. . . Tb 8
14. La3 und Weiß beherrscht das Spiel.
II.) 8... Sc6! 9. Le2, Sb4 10. 0—0, Sc2 11. Tbl, Sb4 12. Sg5!
[Fahrni] Lc2 13. Dd2 Lg6 14. c5, Sb6 — d5 15. a3, h6! (15. . . Sc6
16. Ld3) 16. ab, hg 17. Ld3 Sf4 18. Lg6: 19. Df2 mit Stellungs-
überlegenheit für Weiß.
7. Lei— e3 . .
Erzwungen, da 7. Sf3, Lg4. den schwarzen Damenläufer ohne Tempo-
verlust und dazu noch mit einer unmittelbaren Drohung [Lf3: nebst Sd4:]
auf das idealste Feld führen würde.
7 Lc8 — f5
Eine Eröffnung, wo der schwarze Damenläufer zur un-
gestraften (und sogar wirksamen!) Entwicklung gelangt, kann nicht
— 12 -
schlecht sein. — Die Stellung verdient nähere Beachtung. Ihre
Merkmale: Figurenspiel gegen Bauernspiel! Schwarz hat vorläufig seine
Figuren, Weiß seine Bauern — beides recht und schlecht! — entwickelt.
Jedenfalls muß Weiß, wie Fahrni in seiner anregenden Monographie
(„Die Aljechinsche Verteidigung", Berlin 1922) richtig bemerkt, stets auf
der Hut vor den schwarzen Durchbruchsversuchen sein. — Jetzt droht
Schwarz vor allem 8. . . Sb4.
8. Sbl — c3 ....
Natürlich nicht 8. Ld3 wegen Ld3: 9. d3: Se5 — Schwächer als
der Textzug wäre auch 8. SfS, e6. 9. Ld3, worauf nicht 9. . . Ld3:?
10. Dd3: Dd7. 11. Sbd2! Sb4. 12. De4, Dc6. 13. Dc6:t Sc6: zum
Vorteil für Weiß, [Partie Euwe— Kostitsch, Haag 1922], sondern 9. . . Lb4t!
10. Sc 3! Lg4 zur kritischen Stellung der Mährisch-Ostrauer Partie Lasker^
Tarrasch [siehe Partie Nr. 1] führen könnte.
8 e7— e6
Verfrüht wäre die Sprengungsaktion 8. . . f6 wegen 9. e6!
9. Lfl— e2! ....
Weiß muß sich angesichts der hängenden Bauernstellung sehr um-
sichtig entwickeln. Auf 9. Sgl — f3, was auch ganz gut, jedoch weniger
präzis ist, kommt vor allem:
A) die Fesselung 9. . . Lg4 in Betracht, z. B. 10. Dd2! (Schwächer
ist der soforüge Verankerungszug 10. c5. Sd5. 11. Sd5: Dd5: 12. Le2,
0—0—0, 13. 0—0, h6 [13. . . De4!] 14. a4, De4. 15. Del, Sb4 usw.
wie in der Partie Emmerich — Prof. Becker, Frankfurt a. M. 1923, mit
gutem Spiel für Schwarz erfolgte) 10. . . Sa5 (Mit 10. . . Lf 3: 11. gf,
Dh4f 12. Df2 usw. würde Schwarz nur die feindliche Konsolidierung
fördern). 11. b3, Lb4: Schwarz setzt vorläufig noch die Beunruhigung
des Gegners fort.
B) Eine gute Ansgleichschance bietet ferner das Sprengungsmanöver
am Damenflügel:
9. ..Sb4. 10. Tel, c5. 11. a3, cd. 12. Sd4: Sc6! 13. Sc6 (Nach
13. Sf5: würde Be5 bloßgelegt bleiben.) 13. . . bc (Oder auch 13. . .
Ddl:t 14. Tdl: bc. 15. Le2, Le7. 16. Lf3, 0— 0 17. Lb6:ab. 18.
Lc6: Tc8. 19. Lb5, Tc5 mit Rückgewinn des Bauern bei schönem
Läuferpaar.) 14. Le2, Le7, 15. Lf3, 0—0! usw. — Beide Teile haben End-
spielschwächen. — Einer der Vorzüge der Aljechinschen Verteidigung ist es
edenfalls, daß die schwarze Partei dank der Ungezogenheit ihrer
Bauern fürs Endspiel wohlgerüstet steht, während Weiß in der Haupt-
variante (mit e5, d4 und c4) immer einige verdächtige Bauern hat.
C) Schwerfälliger ist ferner:
9. . . Lb4, worauf weder 10. c 5, Sd5. ll.Ld2 mit etwas übereilter
Bauernverankerung, noch 10. a3, Lc3:t 11. bc, 0—0. 12. Le2, Sa5! 13.
c5, Sbc4 mit einer zwar verschraubten, aber doch wirksamen Springer-
stellung für Schwarz, noch auch, wie in der Partie Lasker— Tarrasch:
10. Ld3? Lg 4!, sondern am besten sofort 10. Le2! geschieht und Schwarz
ist jetzt um eine gute Fortsetzung verlegen, z. B. 10. . . Lg4. 11. 0 — 0,
0—0. 12. Se4! mit weißem Vorteil, oder 10. . . 0—0. 11. 0—0. (Wenn
- 13 -
man rein schablonenhaft fortsetzen will. Noch schärfer ist aber 11. a3!
um entweder den Läuferrückzug Le7 oder die Kondensierung des Zentrums
durch 11.. .Lc3:t 12. bc zu erzwingen.) 11... f 6. (Ein Gegenversuch. Das
kleinere Übel ist vielleicht 11... Sa 5, wie gleich unten ausgeführt wird.)
12. ef (Auch das Bauernopfer 12. Sh4, fe. 13. Sf5: ef. 14. d5! ist sehr
chancenreich.) 12. . . Df6: (Nach 12. . . gf 13. Sh4 bleiben der schwarze
Königsflügel endgültig zerrissen.) 13. d4 — dö (Energischer als 13. Dd2.)
Lc3: 14. bc, ed. 15. cd usw. mit vehementem Druck. Am chancen-
reichsten für Schwarz dürfte (nach 9. Sf3, Lb4 10. Le2) das Springer-
manöver 10. . . Sa5 sein, z. B. 11. 0 — 0! (Auch jetzt würde 11. c5,
Sd5 12. Ld2 das Bauernzentrum verankern und den Sb6 unnötigerweise
ins Spiel hineinzuführen.) 0 — 0. (Mit der nunmehrigen Drohung Sac4:)
und wenn jetzt 12. c5, so 12. . . Lc3: 13. bc, Sbc4 mit allerlei Spren-
gungshoffnungen durch f7 — f6 oder b7 — b6. Weiß kann aber auch mit
12. Sd2 (statt 12. c5) sehr gut fortsetzen. —
Außer 9. Sf3 kommt statt des Textzuges auch 9. a2 — a3 (um vor
allem der Drohung Sb4 zu begegnen) in Betracht. Der Zug ist einfach
und sicher, aber etwas zu passiv, so daß Schwarz sich darauf etwa mit
9. . . Dd7 10. Sf3, Lg4 11. c5, Sd5 12. Lf2, Td8 usw. [P. Norman
Hansen — Dr. Oskam, Scheveningen 1923] ganz gut stellen kann.
9 Dd8— d7
In Betracht kommen ferner:
A) Der Sprengungsversuch am Königsflügel: 9. . . f6. 10. Sf3, fe.
11. de. (Unklar ist 11. d5.) Sd7. Von Rubinstein empfohlen, worauf aber
Fahrni 12. 0 — 0! empfiehlt: Weiß setzt die Partie im Gambitstile mit
guten Angriffschancen fort. Ueberhaupt soll Weiß in derAlje-
chinschen Eröffnung immer darauf gefaßt sein, im ben-
galischen Lichte von Bauernopfern zu arbeiten.
B) Das Sprengungsmanöver am Damenflügel: 9. . . Sb4. 10. Tel,
c5. 11. Sf3, Le7! (In der Partie Wolf— Bogoljubow, Wien 1922, geschah
schablonenhaft 11. . . cd 12. Sd4: Lg6. 13. a 3 und nun führte 13. . .
Sa6? 14. Sdb5, Sd7. 15. Sdöf Ld6: 16. ed, Df6. 17. b4! 0—0.
18. c 5 usw. zur baldigen Katastrophe der schwarzen Partie, doch wäre
sie auch bei der Endspielalternative: 13. . . Sc6 [statt 13. . . Sa 6] 14.
Sc6: kaum haltbar, z. B. 14. . . bc 15. Dd8:t! Kd8:! 16. Lf3, Tc8!
17. Se4! usw. oder 14... Ddl:t 15. Tdl: bc 16. Lf3, Tc8. 17. Lb6:!
ab. 18. Sa4, Lc2. 19. Sb6: Ldl: 20. Sc8: Lf3: 21. gf, Lc5. 22.
Ke2! Ld4. 23. f4! Lb2: 24. Sd6t! Ke7. 25. Tbl, Tb8. 26. Kd3,
Tb6. 27. c5 und gewinnt.) 12. a3, cd. 13. Sd4: Sc6! mit Ausgleich wie
oben. [Siehe Anm. B) zum 9. Zuge von Weiß.]
C) 9. . . Lb4. 10. Sf3! usw. wie oben. [Siehe Anm. C) zum 9. Zuge
von Weiß.]
D) 9. . . Le7. 10. Sf3, 0—0. 11. Dd2 und Weiß ist brillant ent-
wickelt.
10. Sgl— f3 0—0—0
11. 0—0. LfS- e7
mit beiderseitigen praktischen Chancen. —
14
Obwohl manche Forscher als ehrliche Theoretiker bemüht sind,
Vorteile für Weiß herauszuschlagen, erfreut sich Schwarz in der hiermit
erlangten Stellung blühender Gesundheit. — Betrachten wir das Diagramm.
Stellung nach dem 11. Zuge von Schwarz in der Hauptvariante der
Aljechinschen Springerverfolgungsjagd.
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Merkmale der Stellung: Große Zweischneidigkeit infolge der
heterogenen Rochaden. Das weiße Zentrum nach wie vor in hängender
Lage (Bd4!) Allerdings sind die schwarzen Springer etwas disloziert und
auch die Läufer nicht sehr weit ausholend. — Beurteilung der
Stellung: Die Entscheidung dürften erst die beiderseits zu öffnenden
Turmlinien (b bezw. g) bringen. Jedenfalls ist bei der Handhabung dieser
zentrifugalen Stellung größte Umsicht, aber auch Energie geboten.
Da das Hauptspiel, wie man sieht, viele Sorgen und wenig Ehre
ergibt, wurde auch ein einfacheres Verfahren mit 2. Sbl — c3 versucht,
womit dem Schwarzen vor allem die Möglichkeit gewährt wird, mit
2. . . e7 — e5 als reuiger Sünder in die offene (Wiener) Partie einzulenken,
wie dies zum Beispiel zu allererst in den Pistyaner Partien Tarrasch —
Marco und Wolf — Marco (und zwar beidemale mit der Hanham-Einlenkung:
3. Sf3, d6!?) erfolgte. In seiner Renitenz spielt aber Schwarz lieber
2. . . d7 — d5! (oder sogar etwas ganz Apartes: 2. . . Sc 6. 3. d4,
e5, wie dies mit Zugumstellung in der Partie Euwe — Breyer, Wien 1921,
vorkam), um auch in dieser Variante neuartige Verwicklungen herbeizu-
führen, denn auf den naheliegenden Vorstoß 3. e4 — e5 folgt nunmehr
Sf6— d7! (Auch 3. . . d5— d4 4. eöXfß, d4Xc3 mit Entspannung im
Zentrum ist spielbar, z. B. ö.fe, De7:f 6. De 2, bezw. 5. fg, cd:f 6.
Dd2: [oder auch 6. Ld2: Lg7:] Dd2:t 7. Ld2: Lg7: 8.0—0—0 usw.
bezw. 5. bc, ef*) mit gleichen Chancen.) 4. d2 — d4, e7 — e6. (bezüglich
3. . . c5 siehe Partie Nr. 3, Bogoljubow — Aljechin) und Schwarz hat
nunmehr eine Französische mit der für ziemlich wagemutig geltenden
Steinitz'schen Variante (1. e2— e4, e7— e6. 2. d2— d4, d7— d5. 3. Sbl —
c3, Sg8 — f6. 4. e4 — e5!?) herbeizuführen vermocht.
*) Oder auch 5. . . gf. Drastisch verlief darauf die Partie Balla— Sterk, Buda-
pest 1921: 5. bc, gf. 6. d4, e5. 7. Ld3, Sc6. 8. Se2, Le6. 9. 0-0, Ld7. Hiezu
bemerkt ein Glossator: „Weiß hat die Eröffnung widerlegt, Schwarz steht aber
besser." 10. Le3, 0—0—0. 11. Del, Thg8, 12. Db2, Tg21?? (Geboten war Ld6.)
13. Kg2: Lh3t 14. Kgl! Dg4t 15. Sg3, Df3. 16. Le4. Aufgegeben.
^ 15 -
Um im ruhigeren Positionswasser zu fahren, wird daher Weiß lieber
3. e4Xd5 (statt 3. e4 — e5) wählen, womit nach 3. . . Sf6Xd5 eine gut
spielbare Abart der Skandinavischen Partie entsteht (1. e2 — e4, dl — d5.
2. e4Xd5, Sg8— f6. 3. Sbl— c3? Sf6Xd5). Sehr primitiv geschah nun
in der Partie Mieses — Kostitsch, Teplitz-Schönau 1922: 4. Sd5: Dd5: 5.
Df3, Dc5! 6. Dc3, e5. 7. Sf3, Sc6. 8. Dc5: Lc5: mit ungefährem Aus-
gleich, da der kleine Entwicklungsvorsprung von Schwarz sich nicht
festhalten läßt. Farblos ist auch 4. d4, da Schwarz darauf zur Damen-
läuferverwendung gelangt, z. B. 4. d4, Lf5. 5. Ld3, Ld3: 6. Dd3: Sc 6!
7. a3 [7. Sf3, Sdb4] e6 mit ausgeglichenen Chancen.
Am chancenreichsten für Weiß ist daher der übrigens schon im
Bilguer beim skandinavischen Abschnitt angegebene bequeme Entwick-
lungszug 4. Lfl — c4, worauf entweder die impulsive Fortsetzung 4. . .
Sb6. 5. Lb3, c5. 6. d3, Sc6. 7. Dh5, e6. 8. Sge2, Le7. 9. 0—0,0—0.
10. Se4, Sd4 [Partie Tarrasch — Grünfeld, Karlsbad 1923] oder, um den
immerhin unangenehmen Damenausfall zu vermeiden: 4. . . e6. 5. Sf3.
(In Betracht kommt 5. Df3, z. B.: 5. . . . c6, 6.Sge2 Ld6, 7. d4.) Sc 3: (dies
hatte noch immer Zeit; schärfer geschah in einer späteren Partie Hromadka-
Grünfeld, Mähr.-Ostrau 1923, 5. . . c5. 6. 0—0 Le7,7. d4 [vorsichtiger
7. d3] Sc3: 8. bc, 0—0. 9. Se5 [Solider 9. D e2] D c7 mit Gegendruck)
6. bc, Le7. 7. 0—0, Sd7. 8. d4, 0— 0. 9. De2, c5. 10. Tdl, cd. 11. cd,
Dc7 mit beiderseitigen Chancen [Partie Wolf-Grünfeld, Karlsbad 1923]
probiert wurde. Nicht gut wäre aber 4. . . . Sc3: wegen 5. Df3!, was
auch auf 4. . . c6 sowie auf die barocke Deckung 4. . . Le6 (mit der
Trinksidee auf 5. Lb 3 mit Lg 7 fortzusetzen) vorteilhaft geschehen würde.
In der Erkenntnis, daß mit allen diesen offenen Methoden nicht viel
zu holen ist, hat man oft auch das geschlossene System mit 2. d2 — d3
angewandt, das sonst neuerdings als glänzendes Palliativmittel bei allen
möglichen Eröffnungen gilt. Tatsächlich erhält Weiß nach 2. d2 — d3,
€7— e5 die Möglichkeit, mit 3. f2— f4! d7— d5 (sicherer ist wohl 3. . .
d6, z. B. 4. Sf3, Sc6. 5. Sc3, Le7. 6. Le2, 0—0. 7. 0—0, Te8) die
klassische Gambitvariante des Philidorschen Springerspiels oder auch
einfach mit 3. Sf3, Sc 6. 4. c3, d5. 5. Sbd2 usw. [Partie Maröczy—
Marco, Haag 1921] die tückische Hanham-Variante mit einem sehr wich-
tigen Mehrtempo zu spielen.
Auch nach 2. d2— d3, d7— d5. 3. e4— e5! Sf6 -d7. 4. f2— f4*)
oder wie in der Partie Wolf — Grünfeld, Teplitz-Schönau 1922, zunächst
geschah: 4. d3— d4 (mit der Folge: 4. . . e6. 5. f4! c5. 6. c3, Db6. 7.
Sf3, Sc6. 8. Le2, Le7. 9. b3, cd [9. . . f6. 10. Dd3, 0—0. 11. Le3]
10. cd, Lb4t 11. Kf2 usw. Weiß steht stark) ist die hiemit entstehende
französischartige Stellung für Weiß ganz günstig, da der sonst in dieser
Variante kritische Bd4 gut geschützt werden kann, denn 1.) ist bereits
*) Einen lehrreichen Verlauf nahm folgende im Länderkampf Oesterreich —
Holland 1923 gespielte Partie S. R. Wolf— Dr. G. C. A. Oskam: 4. f4, c5 (In einer
schneidigen Partie P. Romanowsky— Wilner, Allruss. Schachkongreß zu Petrograd 1923,
geschah zunächst weniger initiativ 4. . . e6. 5. Sf3, Le7. 6. d4), 5. Sf3, e6. 6. c3,
Sc6. 7. Sa3 (Die Wandlung dieses Sb 1— a3— c2— e3— g2-f 4 ist sehr bemerkens-
wert und für die Bauernpanzervariante der französischen Partie höchst charakteristisch.)
7. . . a6. 8. Sc2, b5. 9. d4, Lb7. 10. Le3, Tc8. U. Ld3, Db6. 12. 0-0, b4. 13.
Lf2, Le7. 14. f5, SdS. 15. Se3, a5. 16. g4, La6. 17. Sg2, h5. 18. g5! ef. 19. Sf4,
bc. 20. bc, Lc4(?). 21. Lc4: de. 22. d5! Sb7. 23. Tbl, Da6. 24. Da4. Aufgegeben.
- 16 -
Sd7 geschehen und daher das übliche Manöver Sg8 — h6 — f5 unmöglich;
2.) ist Sc3 noch nicht geschehen und daher die rechtzeitige Stützung des
Zentrums durch c2 — c3 möglich,
Schwarz spielt aber auf 2. d2 — d3 am besten 2. . . c7 — c5! um
in eine Art Sizilianischen Systems einzulenken, z. B. 3. Sf3, Sc 6. 4. Sc 3,
d5. 5. ed, Sd5. 6. Le2, Sc3: 7. bc, g6. 8. 0—0, Lg7. 9. Ld2, 0—0
[Partie Maröczy-Bogoljubow, Wien 1922]. Schwarz steht gut. Oder in ganz
geschlossener Manier: 3. c3. Sc 6. 4. Sf3, d6. 5. Le2, g6. 6. h3. Lg 7.
7. Le3, 0— 0. 8. Sbd2, b6. (Das Allheilmittel!), 9. Dc2, Lb7. 10. Tdl,
Tc8. [Partie Fischer-Grünfeld, Wien 1923.] Schwarz steht brillant und
kommt bald zum Durchstoß d6 — d5 — d4.
Wie „widerlegt" man also den Aljechinschen Zug?! Am besten
dadurch, daß man ihn zunächst überhaupt nicht zu widerlegen sucht,
sondern sich bloß eine bequem zu entwickelnde Partie zu verschaffen
trachtet. Wir schlagen vor:
1. e2 — e4
SgS— f6
2. e4— e5
Sf6— d5
und nun:
3. Lfl — c4
was
1. eine einigermassen entwickelte Figur,
2. eine weitere Schwächung der Bauern durch deren frühzeitige
Verkettung und
3. vor allem die Drohung, nichts zu drohen, bedeutet. —
Selbstredend geschieht der Läuferzug nicht um Lc4 gegen Sd5 ab-
zutauschen, sondern nur, um rosig in die Zukunft zu schauen. Behandelt
nun Schwarz die Stellung im offenen Stile, also: 3. . . Sd5 — b6. 4.
Lc4— b3, d7— d5. 5. e5Xd6e.p., e7Xd6 — so wird Weiß nach etwa 6.
Ddl — f3, d6 — d5. 7. d2 — d4 nebst später c2 — c3 und Lb3 — c2 seinem
scheinbar abgelenkten Königsläufer eine neue wirksame Diagonale zuweisen.
Bei der halboffenen Behandlung: 3. e7 — e6. 4. d2 — d4 (es drohte
Dg 5), d7 — d6. 5. Sgl — f3 bleibt der schwarze Damenläufer dauernd
eingesperrt. Der schwarze Königsspringer steht auf d5 ohne viel Zukunft.
Weiß hat noch fast alle Entwicklungsmöglichkeiten in Reserve. —
P. S. Wir haben das Variantengefüge der Aljechinschen Neuerung
etwas genauer angeführt, da diese blutjunge Eröffnung noch auf ihre
Systemisierung wartet. Nun folgen einige praktische Beispiele dieser neuen
Spielweise.
Aus der Not eine Tugend steht er durch Gegendrohungen
niachen' (14. Thl— gl) sowie Lockspeisen
(Bh2) den Gegner vom Haupt-
Nachdem Weiß aus der Eröffnung plan (Fixierung und Sprengung der
infolge seines mangelhaften 10-ten Mitte durch 18 . . . f 7 — f6) abzu-
Zuges (10. Lfl — d3) mit einem lenken [IL Phase] und auch nach
„hängenden" und wohl unhaltbaren dem liebenswürdig herbeigeführten
Zentrum bei ungesicherter Königs- Damentausch (im 25. Zuge) unter fort-
stellung hervorging [I. Phase], ver- währender Beunruhigung des Gegners
seine ursprünglich rachitisch gewe-
sene Bauernmasse im Zentrum und am
Damenflügel zu einer gewaltigen
Waffe zu schmieden [III. Phase],
deren schüchterner Sprengungsver-
such durch Schwarz (32 ... c 7 — c 6?)
zu einem baldigen Debakel [IV. Phase]
führt. — Eine echt Laskersche Ma-
növrierungspartie!
Partie Nr. 1.
Gespielt im Großturnier zu
Mährisch-Ostrau 1923.
Weiß: Schwarz:
Dr. Eman. Lasker. Dr. Siegb. Tarrasch.
I. Phase.
1. e2 — e4
f6
Sg8
Die Altmeistergarde in den Fuß-
stapfen des Sezessionismus.
2. e4 — e5 ....
Jedenfalls das Konsequenteste! —
Ueber andere Systeme siehe den Ein-
ieitungsaufsatz.
2. . .
3. c2
4. d2
5. f2
6. f4
c4
d4
f4
e5
S f6 d5
Sd5 — b6
d7 — d6
d6Xe5
Sb8— c6
Erzwingt bekanntlich 7. L e 3 (da
auf 7. Sf3, Lg4 mit idealer Läufer-
entwicklung ohne Tempoverlust fol-
gen würde) und gilt daher für nach-
haltiger als 6 ... Lf 5, welch' letzteres
System freilich die baldige Sprengung
durch c7 — c5 eher ermöglicht.
7. Lei- e3 Lc8 f5
Auch hier (fast im selben Grade
wie auf g4) steht der L sehr sicher
und wirksam. Eine Eröffnung aber,
bei der Schv/arz zur ungestraften
Entwicklung seines Damenläufers
gelangt, kann nicht schlecht sein!
Die beste Ausgleichschance bietet
wohl 9... Sb4. (Siehe den Abriß.)
10. Lf 1— d3? . . . .
Ein auch in anderen Eröffnungen
oft vorkommender Fehler, dessen
Ursache im Initiativgeist, der jeden
Anziehenden beseelt, zu suchen ist.
Geboten ist bekanntlich 10. Le2
nebst baldiger Rochade, worauf das
weiße Zentrum immer befestigter
und dadurch das schwarze Gegen-
spiel immer schwieriger wird. Nun
aber kommt Schwarz in Vorteil.
8. Sbl
9. Sgl
c3
f3
e7
Lf8
10 Lf5--g4!
In ähnlicher Stellung (ohne Sc3
und Lb4) geschah in der Partie
Euwe- Kostitsch, Haag 1920, viel
schwächer Ld3:, worauf Weiß das
bessere (End-) Spiel erlangte.
Schwächer als der Textzug ist
auch 10. . . . Sa4:, worauf Weiß
weder mit 11. Lf5:Sc3:! noch mit
11 . D c 2, L d 3 : !, sondern am besten
mit ll.Da4:Ld3: 12.a3! Lc3:t
(Erzwungen) 13. bc, 00. 14. Tdl
nebst 0 — 0 mit gleichem Spiel fort-
fährt.
11. Ld3 — e2 . . . .
Bitterer Not gehorchend, gesteht
Weiß den Fehler seines vorigen Zuges
ein, statt mit 11. 0 — 0!? irrealen
Angriffsgebilden halsstarrig nachzu-
jagen, denn nach (11. 0 — 0) Sd4:!
1. Ld4:Lf3: 13. Df3:Dd4:t 14.
K h 1, 0—0—0! (Verfehlt wäre aller-
dings 14. ...0-0 15. Dh3, h6. 16.
Tae 1 mit starkem Angriff für Weiß)
15. Tadl (oder 15. Le4, c6) Lc3:
16. bc, Dc3: usw. ist die weiße
Stellung trostlos.
Angenehm wird sie freilich auch
bei der Textfortsetzung nicht, da der
für die Haltbarkeit des Zentrums so
überaus wichtige Sf3 verschwindet,
die Königsstellung entblößt und das
e6 Eindringen der schwarzen Dame un-
b4 vermeidlich wird. Die Hauptfrage
Dr. S. G. Tartakower: Die hypermoderne Schachpartie.
wird jetzt, ob es Weiß gelingt, sein
Zentrum zu behalten.
11. ... . Lg4X^3
12. g2: 13 ....
Natürlich nicht 12. Lf3: wegen Sc 4:
12. . .
13. Le3
f2
Dd8 — h4t
Dh4— f4
Stellung nach dem 13. Zuge
von Schwarz.
y/M
'^mf/y K. ''^M 4^^, p^
Ji Q |5l Ä »'
m m m S «,^ I
Beginn der zweiten Phase:
Lasker leitet in seiner prekären Lage
das psychologische Schach ein.
14. Thl-"gl! ....
Ein feiner Gedanke. Die Beun-
ruhigung des Gegners (Bg7!) und
das Herhalten einer Lockspeise
(Bh2!) bewirken, daß Schwarz sich
von seinem Hauptplan: Zerstörung
des v/eißen Zentrums! ablenken
läßt —
14.
0—0—0
— natürlich konnte jenes Haupt-
ziel nur durch großzügige Spiel-
behandlung erreicht werden: 14. . . .
h7 — h5!, um den wildgewordenen
Tgl durch die Abhaltung vom
Punkt g4 einigermaßen zu mäßigen
und auf 15. Tg 7: mit nunmehrigem
15. . . . 0 — 0 — 0 erfolgverheißend
fortzusetzen, z. B.: 16. Lg3 (Auf
16. Dd2 folgt einfach Dd2:t 17.
Kd2, Sd4: und auf 16. Del folgt
nunmehr Dh2:) De 3! (Weniger
klar ist 16. . . . Dd4: 17. Dd4:
Sd4: 18. Tel! Td7 usw. oder
16. . . . Dh6 17. Tf7:Sd4: 18.
Del! Dg6 19.Tf6, Dh7 20.Kfl
mit Gegenspiel. Nun bleibt aber
die eiserne Umklammerung wegen
der dreifachen Drohung: Lc3:f,
Dglf und Sd4: aufrecht.) 17.
Lf2, Lc3:t (Remis verschmäht
Schv/arz.) 18. b c, Dc3:t 19. Kfl,
Sd4: 20. Tel, Se2: (Einfacher
alsDb2. 21.Ld4:Td4: 22. Dc2.)
21. Tc3:Tdl:t 22. Ke2:Td7
mit einem gesunden B mehr.
Nicht genug an dem, hätte
Schwarz nach 14. . . . h7 — h5! 15.
Tg7: vielleicht noch stärker mit
15. . . . Ta8 — d8! (statt 0—0—0)
fortfahren können, worauf die Ver-
teidigung 16. Lg3 wegen D h6 ganz
entfällt, dafür aber 16. Del! Dh2:
wegen des eventuellen Damenaus-
falls Dg5 gefährlicher aussieht.
Aus all diesen Erwägungen sehen
wir, daß auch die Textfortsetzung,
bei der Schwarz sofort einen B ein-
heimst,ihre praktische Existenzberech-
tigung besitzt. Freilich hat jetzt Weiß
seinen Zweck erreicht, das Zentrum
einigermaßen zu sichern und die
Partie etwas verwickelter zu orche-
strieren.
5. Tgl-g4
D f4\h2
6. Tg4 — h4
Dh2-g2
7. Lg2-fl
Dg2-g5
8. D d 1 — c 2
Es drohte Se5: Soweit hat sich
Weiß notdürftig verteidigt, wenn auch
die Königsstellung in der Mitte ohne
Rochade böse Folgen haben kann.
18 h7 — h5
Hier kommt sehr stark 18. . . .
f7 — f6 in Betracht, um zum ent-
scheidenden Zentrumsdurchbruch zu
gelangen, z. B. 19. f3 — f4, Sc6Xd4
20. Dc2 — dl,Df5 — g6!usw.oder
19. e5Vf6, e6 — e5' 20. f6\<g7,
Dg5Xg7- 21. d4 — do, Sc6 — d4
oder auch 19. Lfl- h3, f6\^e5.
20. Lh3Xe6tKc8 — b8. 21.d4 —
d5, Sc6 — d4 mit Vorteil für Schwarz.
Verhältnismäßig am besten wäre für
Weiß (auf 18. . . . f7 — f6) 19.
Th4 — g4, um nach 19. . . . Df5
20. Df5:ef 21. Tg7: bezw. nach
19. . . . Dh6 20. ef, gl 21. Tdl
weitere Ereignisse abzuwarten.
Man sieht, daß Lasker dem
Gegner bei jedem Zuge große Auf-
gaben stellt.
19. Tal- d.l Dg5 — h6
Auch jetzt kam der Sprengungs-
zug 19. . . . f7 — f6 in Betracht, um
die Hauptidee der Partie (Unter-
minierung des weißen Zentrums)
unter gleichzeitigen Angriffsaus-
sichten auf den in der Mitte frierenden
weißen K wieder aufzunehmen, nach-
dem seine Rochade sowie der Zug
Tg4 endgültig vereitelt sind.
Statt dessen glaubt aber Schwarz
mit den alten Methoden der Gründ-
Hchkeit (!Lb4 — e7 — g5) in aller
Ruhe fortfahren zu dürfen, so daß
der Gegner Zeit bekommt, sich am
Damenflügel Gegenchancen zu ver-
schaffen.
20. a2 — a3 Lb4^e7
21. Th4 — h3 Le7 — g5
Siehe vorige Anmerkung.
Noch immer war 21. . . . f7 — f6
22. e5Vf6, Leiyjd herzhafter.
22. Dc2- e4 f7 — f6
Jetzt, nachdem alle weißen Fi-
guren auf guten Posten sind, hat
dieser Zug sehr viel von seiner Durch-
bruchskraft eingebüßt. Schwarz macht
ihn nicht aus Herzenslust, sondern
nur weil er angesichts der wieder-
hergestellten Schlachtordnung von
Weiß wieder einmal etwas Fulmi-
nantes unternehmen zu müssen glaubt.
(Das sind die psychologischen Ge-
setze des Handelns im Schach!) —
In Betracht kommt hier 22. . . .
Lei (Mit der lobenswerten Absicht
eventuell noch einen B einzuheimsen.)
23. De2 (Nicht 23. Dc2 wegen
Le3.) Td7, z. B.: 24. Se4, ThdS'
25. Sc5, Sd4: 26. De4, Sf3:t und
gewinnt.
23. e5: f6 Dh6Xf6
Es lebe die Methode! Schwarz
bereitet nämlich einen entscheidenden
strategischen Fehler vor. Sehr in
Betracht kommt hier 23. . . Lf6:,
um nach 24. Le2 (24. De6:tKb8
ebenso wie zunächst 24. Le3, Lg 5.
25. L g 5 : D g 5 : usw. würden für
Weiß fatal werden) mit 24. . . T h e 8
den Zentraldruckverstärken zu können.
24. Lfl— e2 D f6 — f5?
Lasker hat psychologisch richtig
spekuliert: Schwarz nimmt die
liebenswürdige Einladung an und
beeilt sich, diesen schablonenhaften,
alle wissenschaftlichen Vorteile ver-
sprechenden Damentausch durchzu-
führen, da sonst nichts Klares zur
Verfügung steht.
VölligesVerkennen derPosition : Es
kommt in der Folge gar nicht zur er-
hofften Endspielphase, wo die Bauern
wie eine Uhr mechanisch vorwärts-
laufen; vielmehr wird das schwarze
Bauernübergewicht am Königsflügel
vollkommen kaltgestellt, während
Weiß dank dem wiedererstarkten
Zentrum und dem tüchtigen Läufer-
paar gute Spielchancen erhält.
Viel zweckmäßiger war es daher,
dem Figurenkampf zu fröhnen und
irgendeinen Angriffsplan zu entwerfen,
z. B. 24. . . . Sc6 — e7 nebst Sf5
oder Sg6.
25. De4> f5
e6^:f5
Stellung nach dem 25. Zuge von Schw.
mm
WA
% mA -^^
Bl W, il S ^
Beginn der dritten Phase:
Gleich nach dem Damentausch über-
nimmt Weiß, obwohl materiell schwä-
cher, die Offensive.
26.
27.
Le2
Sc3
-d3
-e2
g7 — g6
Weiß hat die geistreiche Deckungs-
idee des Gegners durchblickt: 27.
Tg3 wäre verfehlt, da darauf 27. . . .
Lh4 28. Tg6:Lf2:t 29. Kf2:
Sd4: mit endgültigem Vorteil für
Schwarz folgen würde.
Nun glaubt aber Schwarz, sich
zu einer weiteren Verkalkung seiner
Bauernstellung am Königsflügel ent-
schließen zu müssen:
27.
.... h5 — h4
Die große Schattenseite dieses
Bauernzuges besteht jedenfalls darin,
daß er zwei Offiziere (Th8 und Lg 5)
zum ständigen Wachdienst verurteilt.
Viel besser war daher 27/. . ,
Sc6 — e7, da aus dem Angriff auf
Bd4 sowieso nichts geworden ist.
28. fS^ f4
29. b2^b4
Lg5 — f6
Gewinnt wegen der eventuellen
Drohung Lf5:f (etwa nach Sd4:
Sd4:Ld4:Ld4:Td4:) ein wich-
tiges Tempo zur Verwertung seiner
Bauernmasse.
29.
Kc8 — b8
Endlich ist die Drohung auf d4
zu schlagen akut geworden, doch
hat Weiß indessen Zeit genug ge-
habt, seine Vorkehrungen zu treffen
und die stolzen Angriffsrosse von
Schwarz in halbgelähmte Haustiere
zu verwandeln.
30. d4 — d5
Sc6— e7
31. Kel- fl
Sb6 — c8?
Hiermit hofft Schwarz, die Spren-
gung der feindlichen Mitte durch
nächstfolgenden c7 — c6 zu erzwin-
gen, während sofort 31. . . . c7^c6
wegen 32. d5 — d6! mit der Gabel-
drohung verderblich zu sein scheint.
Allerdings könnte darauf Schwarz mit
(31. . . . c6. 32. d6) Td6: 33. c5,
Td3:34.Th3Xd3 (34.TdlXd3
etwa mit der Folge 34. . . . Sbd5
35. Ld4, Ld4: 36. Td4: Sf6! ist
wohl schwächer) Sb6 — d5 fort-
fahren und für die geopferte Qualität
zwei Bauern im Zusammenhang mit
der starken Springerstellung erhalten,
doch folgt nun 35. b4 — b5 und
Weiß wird wohl mit seinen Türmen
auf der b- und d-Linie unbehagliche
Drohungen schaffen.
Viel besser als das Textmanöver
war aber 31. . . . Sb6^ — a4, um den
Abtauschzug Sb2 zu drohen und
sonst eventuell die Sprengung durch-
zuführen, z. B. Tel, c6. 33. de,
Sc6: 34. c5, Sb2. 35. Lbl (35.
Lb5, a6) ab usw. Schwarz hat
Gegenspiel.
Nach dem behutsamen Textzug
geht es aber mit ihm rasch bergab.
32. b4 — b5! ....
Ein Verteidigungs- und Angriffs-
zug zugleich. Nun ist die weiße
Bauernmasse schon sehr bedrohlich
geworden.
32.
c7 — c6?
Man pflegt nicht gerne sein Vor-
haben abzuändern, doch hätte Schwarz
mit den neu eingetretenen Umständen
rechnen und daher auf die Sprengung
verzichten sollen. Allerdings steht er
bereits sehr gedrückt und würde
mit etwa 32. . . . b7 — b6 (um die
weiße Bauernkette zu paralysieren)
nur weitere gefährliche „Löcher"
entstehen lassen, (z. B. 32. L d 4,
Ld4: 34. Sd4: usw.) Es war da-
her ein abwartendes Verfahren ge-
boten, vielleicht am besten wieder
32. ... Sc8 — b6 (um eventuell
nach a4) oder aber 32. . . Sc8 — d6,
um nach e4 zu hupfen.
21
Stellung nach dem 32. Zuge
von Schwarz (32. ... c7 — c6?)
Beginn der Schlußphase:
Alle Schleußen für die weißen Läufer
und Türme werden geöffnet. Es
kommt zur Überschwemmungskata-
strophe von Schwarz.
33. b5Vc6. b7Xc6
34. Tdl— blf Kb8 — a8
35. Se2 — d4! L f6Xd4
Ebenfalls unzureichend wäre
35. . . . cd 36. cd Td5 (36. . . .
Sd5: 37. Sc6!) wegen 37. Se6,
Td7 38. Le2 (droht Lf3t) Sb6
39. Lb6: ab 40. Tb 6: und gewinnt
leicht.
Th8 — h7
Sc8 — d6
Sd6 — b7
Se7 — d5
Td8— f8
Sd5— f6
* Läßt die schweren Geschütze frei
auffahren. — Der Schluß ist sehr
zwingend.
36.
L f2^
:d4
37.
Ld4~
-e5
38.
c4-
-c5
39.
d5-
-d6
40.
Tbl-
-cl
4L
Ld3-
-a6
42.
Le5^
<f6!
42.
43.
44.
45.
46.
47.
Th3— e3
Tel — el
d6 — d7
Te3 — e8t
La3yb7
Tf8Xf6
Tf6— f8
Th7 — h8
Ka8 — b8
Kb8— c7
Schwarz gibt auf
In dieser Partie hatte Lasker den
Gegner und seinen eigenen Fehlzug
zu besiegen, was er nur mit den ad hoc
besten Zügen bewerkstelligen konnte.
nun
Schattenseiten der langen
Rochade (besonders, wenn vorher
c2 — c4 geschehen ist).
Partie Nr. 2.
Gespielt im Großturnier zu
Pistyan 1922.
Weiß: Schwarz:
H. Wolf. E. Grünfeld.
1. e2— e4
SgS- f6
2. e4 e5
S f6 d5
3. d2 d4
d? d6
4. c2— c4
Sd5 b6
5. e5Xd6
....
Einfach und
gut.
(Vgl. den Ein-
leitungsaufsatz.)
5
e7<d6
5. Lei— e3
L f8— e7
Nachdem Weiß zwecks metho-
discher Entwicklung 6. Lfl — d3
unterlassen hat, kommt hier für
Schwarz 6. . . . Lc8 — f5 (und wenn
darauf 7. D dl— f 3, soDd8 — c8)
in Betracht.
7. Lfl— d3 Sb8 — d7
Dieser S strebt nach f6, um den
Königsflügel auf die normale Art
befestigt zu halten und (nach etwa
8. Sc 3, 0—0. 9. Dh5) keinen
schwächenden Bauernzug machen
zu müssen.
8. Sgl— e2 Sd7 — f6
9. h2 — h3 0 — 0
10. Sbl— d2 . . . .
Um durch dienochmaligeDeckung
des Bc4 seinen Angriffsläufer für
höhere Missionen frei zu halten,
doch sieht 10. Sbl — c 3 viel natür-
licher aus.
10 Tf8 — e8
11. Ddl— c2 . . . .
Weiß überschätzt die Angriffs-
kraft seiner Stellung und glaubt
daher die letzten Vorbereitungen in
aller Ruhe vornehmen zu dürfen.
Energischer war sofort ll.g2 — g4.
11 Sb6 — d7!
Strebt nach f 8, womit die schwarze
Rochadestellung, ähnlich wie im or-
thodoxen Damengambit, gut ge-
sichert erscheint. Beide Springer
stehen nun nach langen Irrfahrten
dort, wo sie stehen müssen.*)
12. g2-g4 ....
Der Mattangriff dringt nicht durch
und die damit verbundene lange
Rochade wird dem weißen Spiel
zum Verhängnis, da Schwarz die
Gegenaktion in brillanter Weise
durchführt.
Die beste positionsmäßige Fort-
setzung war, wie Grünfeld auch selbst
angibt, 12. 0 — 0 mit gutem Spiel.
12 Sd7— f8
13. 0—0—0 c7 — c6
14. Se2 — g3 d6 — d5
15. g4 — g5 . . . .
Beschwört die Krise herbei, doch
wäre Schwarz auch nach 15. c 5,
b6! 16. Sb3,Sf6 — d7 zum Gegen-
angriff gekommen.
15 d5Xc4!
Der Einbruch ins feindliche Lager
beginnt. Schlecht wäre dagegen
15. . . . Sf6 — d7 16. cd, cd, 17.
h4 und Weiß kann nun seinen Ro-
chadesturm nach Herzenslust fort-
setzen. Diese Variante war wohl
das trügerische Phantom, dem Weiß
bei seinen letzten Zügen nachjagte.
16. Sd2Xc4 ....
Nach 16. gf, cd. 17. fe? de. 18.
e d D, c d D t würde Weiß die Qualität,
beziehungsweise nach 17. Dd3:
Lf6: einen B verlieren.
Nun werden aber die weißen Streit-
kräfte desorganisiert und Schwarz
bemächtigt sich der Initiative.
16 S f6 — d5
17. h3 — h4 Sd5 — b4
*) Diese Bemerkung hat der schach-
kundige Setzerlehrhng hinzugefügt.
18. Dc2 — bl Sb4Xcl3t
19. DblXd3 Dd8 — d5!
Droht b7— b5 oder Lc8— e6
und erzwingt somit eine Schwächung
des weißen Königsflügels.
20. a2— a3 ....
Auch nach 20. Kbl, Le6. 21.
b3, Sd7 hat Schwarz eine mächtige
Stellung inne.
20.
21.
Sc4 — d2
Lc8 — e6
c6 — e5!
Mit der hiedurch erreichten
Öffnung der c-Linie erhält Schwarz
einen weiteren Angriff strumpf in die
Hand.
22. Sd2— bl c5Xd4
23. Dd3<d4 . . . .
Auf 23. Ld4: folgt Tac8t 24.
Sc3 (oder 24. Kd2, Ld6 usw.)
Ted8 mit voller Lahmlegung des
weißen Spieles.
23
24^ Sbl— c3
Te8— c8t
Dd8— b3!
Bei diesem starken Zuge war
die genaue Durchrechnung der even-
tuellen weißen Antwort 25. Sh5
notwendig. Die keineswegs leicht
zu findende Folge wäre dann: 25. . .
Tc3:t! 26. bc, Da3:t! 27. Kc2,
Lb3t und Schwarz setzt Matt oder
erobert die Dame.
25. Sg3— e2 . . . .
Stellung nach dem 25. Zuge von Weiß.
^////'Z-,
^^
fi'^^'
A
^<k i
1 i i i
1 „ Ü
^
-^ i
^ ; L—i
Nun folgt ein Opfer von durch-
schlagender Kraft.
23
25. ....
Le7 X a3!
26. b2^ a3
Db3Va3t
27. Kcl- c2
Da3-~b3t
28. Kc2-d2
Auf 28. Kcl gewinnt Lf51
28
Tc8 — d8
29. Tdl— bl
Db3 — c4
30. Thl — cl
Td8Xd4:t
31. Se2 /d4
Ta8 — d8
32. Sc3"- e2
Dc4 — a2 t
33. Kd2 el
Da2~ a5t
34. K e 1 — f 1
Da5 — d5
35. K fl gl
Dd5— e4
36. Se2-~g3
De4 /h4
Wenn kein Matt-, so Beraubungs-
sieg! Es folgt die Agonie.
37. Sd4-" f3
Dh4 — h3
38. Tbl— b4
Natürlich nicht 38.
Tb7: wegen
Ld5. Jetzt droht Th4.
38
Le6 — d5
39. Tb4- h4
Dh3 — d7
40. Sf3- d4
Sf8 — g6
41. Th4- h2
Dd7--^g4
42. Sd4~ f5
Ld5— c6
43. f2— f3
. .
. Es drohte Tdlf 44. Tdl :Ddl :
45. Sfl, Se5 nebst SfSf.
43
Dg4Xf3
44. Th2-" f2
D f3 — g4
45. Kgl — h2
Td8— e8
Zur Vorbereitung von Se5, ohne
Se7t nebst Sc6: fürchten zu
müssen.
46. Tel — c3
Sg6-
-e5
47. Tf2- f4
Dg4-
dl
48. Kh2 — h3
Ddl-
-d5
49. Sg3— e4
Lc6-
-d7
50. Se4-g3
g7"
g6
Weiß gibt auf.
OZZD
Immer auf Leben oder Tod
kämpfen! Dies der Aljechinsche
Grundsatz, der auch die scharfen
Momente der nachstehenden Partie
erklärt. — Schon glaubt der geist-
reiche Bogoljubow den Gegner am
Boden zu sehen (8. e5 — e6!), doch
vermag er die ungeheuren Opfer-
probleme, die ihm Letzterer bei
jedem Zuge stellt (13. f4— f5; 16.
b3— b4; 17. Sg5— e4!), nicht zu
lösen und geht später an den
Schwächen, die sein Angriff mit sich
zog (28. . . . Tb8— b5; 39. . . .
Tf8 — f5), zugrunde.
Partie Nr. 3.
Gespielt im Großturnier zu
Karlsbad 1923.
Weiß: Schwarz:
Bogoljubow. Aljechin.
1. e2 e4 Sg8 f6
3. Sbl c3 d7 d5
2. e4-e5 S f6 — d7
Mit 3. . . d5~ d4 ist die Partie
wohl nur auszugleichen.
4. d2 — d4
c7- c5
Obwohl jetzt mit 4. . . e 7 — e 6
eine für Weiß verpönte (von Niemzo-
witsch freilich befürwortete) Variante
der französischen Partie zu erreichen
wäre, glaubt Aljechin (hier und auch
noch im zweitnächsten Zuge) etwas
noch Konsequenteres finden zu
müssen, indem er das weiße Zentrum
sofort zu sprengen trachtet.
5. L
b5
Ein alter Gedanke (vgl. den
Birdschen Zug: 1. e4, e6, 2. Lb5),
den Bogoljubow hier in der Erkennt-
nis anwendet, daß Lfl sonst noch
lange nicht zur ungestörten Ent-
wicklung auf anderen Feldern (d 3
oder e 2) gelangen würde und da-
her mit dem an sich unstandesge-
mäßen Abtausch gegen Sc6 zu-
frieden sein muß.
24
Schlecht wäre 5. S d5: cd 6. D d4:
Sc6 nebst e6 und Sde5: mit Ent-
wicklungsvorsprung für Schwarz.
Statt des franco-spaniolischen
Textzuges kommt aber auch die
Stützung des Zentrums durch 5. f4
in Betracht, z. B. 5. f 4, cd. 6. Dd4:
e6! 7. Df2! Sc6. 8. Sf3 usw.
5. . .
6. Sgl
f3
Sb8 — c6
a7 — a6
Schwarz spielt mit dem Feuer,
was um so unbegreiflicher ist, als
er den selbstverständlichen Zug
6. . . . e7 — e6 doch früher oder
später hätte machen müssen.
7. Lb5Xc6 b7Xc6
8. e5 — e6! ....
Ein verlockendes Bauernopfer im
guten alten Stile, das sich übrigens
auch als logische Konsequenz der
schwarzen Unterlassung von e7 — e6
hinreichend motivieren läßt. Weiß
engt die feindlichen Figuren ein, ent-
ledigt sich des eigenen schwachen
Bauern und hat alle Aussichten, ent-
scheidende Vorteile zu erlangen.
8 f7Ve6
9. 0 — 0 e6 — e5!
Schwarz muß bereits nach
Luft ringen und gibt daher das
Danaergeschenk freiwillig zurück.
Mit dem konservativen Zuge 9. . . .
g7 — g6 würde er nach etwa 10.
Sg5 Sf6, 11. Tel cd, 12. Dd4:
Dd6, 13. Lf4 c5, 14. Da4t D d7,
15. Se6: usw. bezw. 14. . . . Ld7,
15. Ld6: La4:, 16. Lc5: usw. in
eine Hölle geraten.
10. d4> e5 ....
Eine interessante Metamorphose:
Der schwache Damenbauer ist zu
einem starken Königsbauer geworden.
Im 42. Zuge wird er freilich fallen
müssen.
10
e7 — e6
11. Sf3 — g5
Dd8 — e7
12. f2 — f4
g7 — g6
13. Ddl— g4 ....
Weiß setzt den Angriff im besten
Schablonenstil fort. Stark in Betracht
kommt hier aber, wie Maröczy im
Turnierbuche nachweist, das Opfer-
spiel 13. f4 — f5, z. B. 13. . . . ef,
14. Sd5:! cd, 15. Dd5: Ta7, 16. e6
Sb8, 17. Lf4 (Nicht 17. De5 wegen
Lg7, 18. Db8: 0 — 0) Db7, 18. c4!
mit vielen Chancen.
13
14. b2 — b3!
Sd7-
c5
b6
c4
Schwarz späht nach Gegen-
chancen, die nur in . der Mobil-
machung seiner Bauernmasse be-
stehen können. Nach 14. . . . Lg7
nebst 0 — 0 oder nach 14. ... Ld7
nebst 0 — 0 — 0 würde das Kritische
seiner Stellung immer augenschein-
licher werden.
15. Lei — e3 c6 — c5
16. Le3 — f2 ....
Weiß laviert, statt bereits zuzu-
greifen. Mit 16. b3 — b4! z.B. 16....
cb, 17. Se4! de, 18. Lb6: Db7,
19. Lf2 usw. konnte er die feind-
liche Stellung an einigen Stellen
durchbrechen.
16 h7 — h6
Stellung nach dem 16. Zuge von
Schwarz.
IUI .#1^ 8
17. Sg5 — f3 ....
Krisis der Partie. Hier war die
letzte Gelegenheit, den Angriff mit
17. Sg5 — e4!! festzuhalten. Wenn
25
man aber besser zu stehen glaubt,
wird man engherzig! Weiß hat je-
doch die Sachlage unrichtig beur-
teilt, da er nach dem Textzuge all-
mählich in Nachteil gerät.
17
18. Sf3 — h4
19. a2 — a4
20. c2Xb3
21. a4 — a5
22. Lf2-g3
23. Sc3 — a4
D e7 — f7
ThS — gS
c4Xb3
Lc8- b7
S b6 - d7
d5 d4
Lb7 — d5!
Es haben sich bereits einige
weiße Schwächen herauskristallisiert.
Weiß hat nun lauter Verteidigungs-
züge zu machen.
24.
25.
26.
27.
bl Ta8~b8
dl Tb8--b5
el Df7 — e7
d3 g6-"-g5!
Der entscheidende
Tal
Dg4
Lg3
Ddl
Durchbruch.
28. Sh4 — g6 De7 — f7
Zeitnot! Richtig war 28. . . .
Dh7, 29. f5 ef, 30. Sf8: Tf8: usw.
oder ebenso zwingend 28. . . . Dg7,
z. B. 29. f5 ef, 30. Sf8: Le4 bezw.
29. Sf8 gf! nebst Tf8: mit Bauern-
gewinn.
Jetzt aber hat Weiß noch eine
geistreiche Parade (siehe 30. Zug).
29.
Sg6Xf8
g5V
f4
30.
Lei— g3!
D f7 ^
f8
31.
TnyjA
Df8-
g7
32.
b3-b4!
Dg7^
-g6
33.
Dd3— dl
Der entscheidende Fehler. Mit
33. D g6: t T g6:, 34. T cl ! war diese
hochspannende, wechselreiche Partie
ins Gleichgewicht zu bringen. Nach
dem Textzuge kommt Weiß nicht
mehr zu Atem.
33.
Tg8-
f8
34.
Tf4 — g4
Dg6-
f5
35.
Tbl— b2
Auf 35. Tf4 folgt nunmehr D g5.
35 Tb5Vb4
36. Tb2Xb4 c5Xb4
37. Sa4 — b2 ....
Es drohte (z. B. auf 37. Td4:)
der schöne Gewinnzug Lb3!
Auch nach 37. Tf4 D g5, 38. Dd4:
Tf4:, 39. Df4:b4 — b3 würde Weiß
dem sicheren Tode anheimfallen.
Daher versucht er noch die Ver-
wicklungen aufrecht zu erhalten. —
Am besten war aber vielleicht
37. h2 — h3.
37 Ld5 — b3!
Auch jetzt ist dieser Zug von
dynamischer Wirkung.
38. Ddl— e2 Df5 — blf
39. Lg3 — el Tf8 — f5!
Entscheidend. Verfehlt wäre hin-
gegen der verlockende Zug 39. . . .
L c2 wegen 40. T d4 : D b2 :, 4 1 . D hSf
Kd8, 42. Dh4t! mit Remis durch
Ewigschach.
40. Tg4 e4
41. g2 — g4
42. De2 — d2
L b3 — d 5
d4 — d3!
Sd7Ve5!
Logik im Schach: Die Mög-
lichkeit dieses Zuges hat dem weit-
ausblickenden Aljechin bei seinem
4. Zuge zweifellos vorgeschwebt.
Daß aber dazwischen 38 schwierige
Züge liegen würden, hätte er damals
freilich nicht geglaubt. —
Nun folgt die weiße Agonie.
43. T e4 n: e5
Tf5Xe5
44. Sb2 <d3
Te5 — e4
45. Kg2 — f2
Te4 — d4
46. Kf2 — e3
Td4 — e4t
47. Ke3 — f2
Te4 — d4
48. Kf2- e3
Td4Xg4
Zweifellos energi
ischer als 48. . .
Td3: nebst Del
:t
usw.
49. Lei— g3
Dbl-glt
50. Dd2 — f2
Tg4— e4t
51. Ke3- d2
Dgl-al
52. Sd3 — e5
Te4Xe5
Weiß gibt auf.
iHn
Das russische Dioskurenpaar.
Nicht nur durch den Glanz ihrer Leistungen und die Fülle ihrer
schachumwälzenden Phantasie, so.'dern auch durch ihre edle Rivalität liefern
Aljechin und Bogoljubow ^^r gesamten Schachwelt ein erhebendes
Schauspiel menschlichen Tuns und Strebens.
Die beiden Meister stellen aber auch zwei grundverschiedene Charaktere
ihres Volkes dar: Aljechin, der Aristokrat, blond und hochgewachsen,
schlank und nervös! Bogoljubow, der Bauernsohn, dunkelhaarig und von
gedrungener Statur, behäbig und ruhig. Der Eine im ewigen Aufruhr
des Geistes begriffen, der Andere mit seinem gutmütigen Lächeln das
russische „Nitschewo!"-Prinzip verkörpernd.
Gehen wir in unseren volkspsychologischen Folgerungen weiter und
beobachten, wie Rußland immer und überall aus jenem Doppelreservoire
seine Großtaten schöpft und wie zum Beispiel auf dem Gebiete der
Literatur — um sich nur auf die weltberühmten Namen zu beschränken
— neben dem appolinischen Lyriker Puschkin der tragische Satiriker
Gogol, neben dem verklärten Epiker Tolstoi der dämonische Psycholog
Dostojewski als zwei diametral entgegenfließende Wunderquellen von
Hell und Dunkel, von Gut und Böse wirken!
„Gut und Böse" sind übrigens relative Begriffe, und jedenfalls,
wenn wir auf unser Schachthema zurückkommen, wird es jetzt volks-
psychologisch begreiflich, wie so neben dem genialen Aljechin auch der
Kleinrusse Bogoljubow als eine ganz selbständige und wundervolle schachliche
Erscheinung bestehen kann. Mag Aljechin's Strategie wie Sonnenlicht
blenden, leuchten doch auch Bogoljubow's Geistesblitze gar oft aus der
Finsternis! Beide sind Vorkämpfer des zermalenden Ostschachs.
Ost und Vi^est! Wieso geschieht es, daß im sozialen wie auch
geistigen Leben der Völker aus den geheimnisvollen eurasischen Gegenden
so viele weltumwälzende Gedanken und Taten, so viele Werte, Worte
und Offenbarungen kommen? - Auch der Lösung dieser Frage rücken
wir näher, sobald v/ir uns m.it den Ursachen der osteuropäischen Ueber-
legenheit im Schach befassen. Schon früher haben die baltischen Theoretiker
Janisch und Behting, dann die polnischen Großmeister Rubinstein und
Dr. Bernstein, jetzt aber die national - russischen Vorkämpfer Aljechin
und Bogoljubow neuen Schwung in die erstarrende Schachtheorie gebracht.
Dessenungeachtet ist es nie der Russe selbst, sondern meistens irgend ein
Vertreter der im Absterben begriffenen westeuropäischen Kultur, wenn
nicht gar ein Abgesandter der transatlantischen Jugendenergie, dem diese
Errungenschaften zugute kommen: Der Russe sucht, der Westeuropäer
findet, der Amerikaner erzielt! Es ist daher noch fraglich, ob der (auch
vom großen Tschigorin nicht verwirklichte) Traum der russischen Welt-
meisterschaft im Schach jetzt endlich zur Tat werden sollte. . .
Mit obigen Erörterungen wollten wir übrigens nur einige allgemeine
Fragen berühren, während später noch reichlich Gelegenheit geboten wird,
uns mit den überragenden Schachindividualitäten der beiden russischen
Vorkämpfer eingehend zu befassen.
I. Teil.
Offene Spiele,
Die spanische Tortur.
Zweiffellos gehörte der spanische Bischof Ruy Lopez de Segura nicht
zur Inquisition. Er spielte bloß Schach und dazu noch — wie die Er-
gebnisse des Madrider Turniers vom Jahre 1566 beweisen — ziemlich
schlecht. Wieso kommt es nun, daß gerade „seine", so zahm aussehende
Eröffnung — die ja eigentlich nur einen Fehler, nämlich 4. Lc6: de,
5. Se5:? D d4 droht! — solch' eine zermalmende Kraft aufwies, daß sie
schon seit Dezennien das Turnierrepertoire förmlich überflutete und jedem
Nachziehenden blasse Furcht einflößte, während hingegen zum Beispiel
der mannhafte Angriff der Italienischen (gegen den Punkt f7), bezw. das
scheinbar lebhafte Figurenspiel der Schottischen, oder auch das feinsinnige
Manövrieren der Wiener Partie — von den „ungesunden" Gambiteröff-
nungen garnicht zu reden! — nur einem verächtlichen Lächeln der Schach-
experten begegnet?
Die Antwort auf diese Frage lautet bekanntlich dahin, daß die
Spanische am meisten noch von den offenen Eröffnungen die Verschleierung
der strategischen Ziele und im Zusammenhang damit die Spannung der
beiderseitigen Streitkräfte aufrechterhält, sei es, daß die früher beliebte
Methode (mitd2^d3 nebst c2™c3, h2 — h3 und Sbl— d2 — fl usw.),
sei es, daß der moderne Vorstoß d2 — d4 angewandt wird: „Der italieniche
Ansturm verpufft, das schottische Geplänkel löst sich auf, der spanische
Druck aber bleibt — und Weiß gewinnt!" Dies war die allgemeine Er-
öffnungsformel bis vor kurzer Zeit.
Doch auch hier gelang es allmählich dem forschenden Schachgeist,
sich vor allem von dem Schreckgespenst der spanischen Abtauschvariante
zu befreien, dann auch aus der Steinitz'schen Verteidigung (3. . . . dl - d6)
eine vollwertige Waffe zu schmieden und sogar in der klassischen Angriffs-
variante (nach 3. . . . S g8 — f6, 4. 0 — 0, S f6 X ^4) mit dem brasilianischen
System einen allerdings notdürftigen Ausgleich zu erzielen. Vergleiche
hierzu die treffliche Broschüre von Dr. Tarrasch: „Der gegenwärtige Stand
der wichtigsten Eröffnungen" (1919).
Alle diese theoretischen Errungenschaften galten jedoch nur als erste
Versuche, den Nimbus des spanischen Angriffsspieles zu zerstören, bis man
schließlich zur folgerichtigen Auffassung gelangte, die von Weiß (etwa nach
3. . . . a7 — a6!, 4. Lb5 — a4, Sg8 — f6, 5. 0-0 b7— b5) geschenkten
Bauernzüge, zum Aufbau einer Festung am Damenflügel zu benützen und
hiedurch als Nachziehender schöne Gegeninitiativchancen zu erlangen.
- 29 -
Demnach gestaltet sich das Hauptspiel der spanischen Verteidigung
wie folgt:
1. e2" e4 e7 — e5
2. Sgl— f3 Sb8 — c6
3. Li\b5 a7 — a6!
Mit 3.... d7 — d6 oder noch präziser mit 3. . . . S g8 — f6, 4. 0 — 0,
d7— ^d6 kann man zur Steinitz'schen Verteidigung gelangen (siehe
Partie Nr. 17).
Vom 3. . . . Sg8 — f6 mit der Pillsbury'schen Fortsetzung 4. 0 — 0,
S 16X^4 ist man in letzter Zeit fast ganz abgekommen, da dabei mit der
bestmöglichen (sog. brasilianischen) Verteidigung nur ein notdürftiger
Ausgleich zu erzielen ist: 3. . . . Sf6, 4. 0 — 0 Se4:, 5. d4, Le7, 6. De2!
Sd6, 7. Lc6: bc, 8. de, Sb7, (oder Sf5 9. De4! g6, 10. Sd4) 9. Sc3,
0^0 10. Tel! (Pillsbury's Zug im Stichkampf gegen Dr. Tarrasch, Wien
1898. — Auf 10. Sd4 folgt Lc5!) 10....Sc5! (oderTe8, ll.Dc4! Sc5, 12.Sg5)
11. Sd4 Se6, 12. Le3, Sd4: 13. Ld4: c5! (Dies ist die im Wettkampfe
Lasker-Tarrasch 1908 vom Weltmeister erprobte „Rio de Janeiro"-Variante,
womit ein wichtiges Verteidigungstempo gewonnen wird. — Wenn sofort
13. . . . d5, so 14. Sa4! mit klarem Stellungsvorteil für Weiß), 14. Le3
d5, 15. ed, Ld6: 16. Se4 (Auf 16. Ta dl folgt am besten Te8oder, wie
in einer Gastpartie Capablanca-Reti, Wien 1914, geschah: 16. . . . Df6,
17. Dh5, Tab8!, 18. Lei, Df5, 19. Df5:Lf5: mit ungefährem Ausgleich),
16. . . . Lb7, 17. Sd6: cl, 18. Tadl Df6, 19. c4! Tf e8, 20. D g4 Te6!
mit gleichen Chancen. —
Bezüglich der Fianchetto-Verteidigung 3. . . . g7 — g6, siehe Partie
Nr. 18. — Auf den Bird'schen Ausfall 3. . . . Sc6 — d4 folgt am besten
4. Lb5 — c4, (etwa mit der Folge: 4. . . . Sf3:t, 5. Df3: Df6, 6. Dg3
usw. bezw. 4. . . . Df6, 5. c3! Sf3:t, 6. Df3: Df3: 7. gf bezw. auch 4. . . .
Lc5, 5. 0 — 0 [5. Se5:? Dg5] Sf3:t, 6. Df3: De7 [6. . . . Df6, 7. Dg3],
7. d3 usw. mit überlegener Stellung), obwohl am häufigsten 4. Sd4: ed,
5. d3 (oder 5. 0 — 0) geschieht, z. B. 5. d3Lc5 (In einer Partie Tarrasch-
Blackburne, St. Pet. 1914, geschah: 5. . . . g6 6. c3! Lg7, 7. 0 — 0 Se7,
8. cd Ld4: 9. S c3. Weiß steht besser) 6. D h5. (Auf 6. 0 — 0 schlagen
wir 6. . . . Dh4 mit der Einnistung der schwarzen Dame im feindlichen
Lager vor.) 6. . . . Lb6. (Schärfer als 6. . . . De7, 7. Lg5 Sf6! 8. Dh4! c6,
9. La4 usw. mit freierer Stellung für Weiß.) 7. Deöf Kf8!, 8. Lc4 d6,
9. Dh5, Le6, 10. Lb3! Sf6, 1 l.D h4 mit ungefähr gleichen Chancen. — Das
richtige Rezept gegen 3. . . . L f8 — c5 ist wohl 4. c2 — c3, während z. B.
4. 0 — 0 in der Partie Chajes-Bogoljubow, Karlsbad 1923, sehr sinnreich
mit 4. . . . Sge7, 5. c3 Lb6, 6. d4 ed, 7. cd d5, 8. ed, Sd5: 9. Telf
Le6, 10. Lg5, D d6 usw. beantwortet wurde. — Gegen 3. . . . f7 — f5
empfiehlt sich 4. Sbl — c3!*) und wenn nun 4 Sg8— f6. (Wir ziehen
*) Läßt man aber dem Schwarzen (z. B. mit 4. d3) Zeit, so dringt oft sein
Angriffswille glänzend durch, wie folgende Lokalturnierpartie zeigt: Balla-Reti (Buda-
pest 1918): 3. . . . f5, 4. dS, S f6, 5. 0 - 0 L e5, 6. L c4 d6, 7. Sg5 f4!! 8. Sf7, D e7,
9. Sh8: Lg4, 10. D d2 S d4 (droht S fSf!), 11. KhlSfSÜ 12. Da5, Se4: 13. g3
(erzwungen, da D h4 14. h3 Lh3: drohte) Sf2:t, 14. Tf2: Lf2: 15. K g2 (hübsch ist
15. Sd2? Sd2:, 16. Ld2: Lf3) fg, 16. hg Lg3:! 17. Dböf c6, 18. D b4 D h4, 19.
Lf7t Ke7, 20. Db7:t Kf6, Weiß gibt auf.
- 30 -
lieber 4. . . . fe, 5. Se4: Sf6, 6. Sföif gf vor, z. B. 7. d4 e4, 8. S h4,
D e7, 9. S f5 D 17 nebst d 5 mit gesichertem Zentrum*), so 5. ef (5. D e2,
Sd4!) e4, 6. Sg5! d5, 7. d3 mit Vorteil für Weiß.
4. Lb5 — a4 ...
Über die Abtauschvariante 4. Lb5'> c6 siehe Partie Nr. 16. — Für
die Liebhaber von etwas noch nie Dagewesenem schlagen wir hier die
„italo-spanische" Fortsetzung: 4. Lb5 — c4 vor, mit der Idee, daß nach
4. . . . Lc5 (oder 4. . . . Sf6, 5. d3 [5. d4!] d5, 6. cd, Sd5: 7. 0-0
[7h3!] Lg4 [bezw. Le7] 8. Tel! mit dem Druck auf B e5),. 5. Sc3, Sf6,
6. d3 d6, 7. Le3 das bequeme Rückzugsfeld b6 dem schwarzen Königs-
läufer nicht mehr zu Gebote steht.
4, .... Sg8 — fÖ
Auf 4. . . . d7- d6 ist 5. Lc6: (Auf 5d3 ist Bogoljubows Versuch
5. ... f5 zu erwähnen.) bc 6. d4 einfach und gut (z. B. 6. . . . Sf6, 7.
Sc3 ed, 8. Sd4: Ld7, 9. 0 — 0 Le7, 10. S d e2 0 — 0, 11. Sg3 Kh8,
12. b3, d5, 13. Lb2 Le6, 14. D e2 oder aber 6. . . . f6! 7. Le3! Tb8,
8. b3 g6! 9. Dd2! Lg7, 10. Sc3, Se7, 1 1. 0 — 0- 0 mit Angriffschancen.)
Hingegen kommen hier im Zusammenhang mit dem vorangegangenen
a7— a6 folgende zwei altertümliche Fortsetzungen stark in Betracht:
Erstens 4. . . . Lf8- c5 (z. B. 5. c3 b5 [5. . . . f5?!], 6. Lb3 La7
7. d4 D e7) und zweitens: 4. . . . Sg8 — e7 mit folgender Verbesserung:
5. Sc3! g6, 6. d4 Lg7, (nicht 6. . . . ed wegen 7. Sd5!) 7. de Se5: 8.
Se5: Le5:. In der Partie Marco-Aljechin, Haag 1921, geschah nun9. Lh6,
worauf statt 9 . . . c5, 10. Lb3 b5, 11. Ld5! Ta7, 12. Df3 usw. sehr
gut 9. . . . Sc6 spielbar wäre (z. B. 10. Lb3 D h4, 11. D d5 Dh6: oder
10. D d5 Df6 und Schwarz droht allerlei.)
Für ungenügend gilt das nachträgliche Gegengambit: 4. . . . f7 — 15
wegen 5. d2— d4! (Auf alle anderen Züge wird Schwarz zu einer schönen
gambitmäßigen Behandlung gelangen können, z. B. P. Marco -Hromadka,
Pistyan 1922: 5. De2, Sf6 [5. . . . fe!]. 6. ef Le7! 7. Lc6: de, 8. Se5:
Lf5:, 9. d3 0—0 usw. oder P. Euwe-Hromadka, Pistyan 1922: 5.Sc3?Sf6.
[Beiderseits ein dilletantisches Intermezzo. Mit 5. . . . b5, 6. Lb3 b4 nebst
fe konnte Schwarz sofort in entscheidenden Vorteil kommen.] 6. D e2,
b5, 7. Lb3 fe, 8. Se4: d5, 9. Sf6:t gf, 10. d4 e4, 11. Se5 Se5:, 12. de
Le6! usw.) 5. . . . f5Xe4, 6. Sf3 e5, Sg8 f6, 7. Lei— g5! (Dies ist
noch präziser als 7. Ö — 0, Le7, 8. S c3 0 — 0, 9. Lb3t! d5, 10. Lg5
K h8, 11. f4 usw. wie in einer Matchpartie Teichmann-Spielmann, Leipzig
1914, erfolgte.)
5. C - 9 ....
Auf das besonders früher beliebte (Andersen'sche) System mit
5. d2 — d3, womit sozusagen nur ein nachhaltiger Druck statt sofortiger
Verwicklungen angestrebt wird, gilt nicht mehr 5. . . . Lf8 — c5 wegen
6. Lei— e3! (und ebenso auch nicht vorerst 5.... b5, 6. Lb3 Lc5 wegen
*) Ein klägliches Fiasko erlitt hingegen (nach 3. . . . f5, 4. S c3) die Neuerung
4. . . . S cl4 in folgender Partie aus dem Stockholmer Sechsmeisterturnier 1919:
Bogoljubow-Reti: 4. . . . S d4, 5. L c4 c6, 6. 0 — 0 SfSif, (besser ist d6) 7. Df3:
Df6, 8. d4! ed, 9. e5 D h4, 10. S e2 L e5, 11. b4! L b6, 12. g3 D e4 (geboten war
D e7), 13. D b3 S e7, 14. L g5 h6, 15. L f7 f K d8, 16. L e7: f K e7:, 17. S f4. Aufgegeben.
31
7. Le3!), sondern 5. . . . d7 — d6 mit späterem g7 — gö (oder auch Le7)
für das Beste, z. B. I) Partie Trejbal-Grünfeld, Teplitz-Schönau 1922:
5. d3 d6!6. c3! (Auch auf den Duras-Zug 6. c4 ist g6!sehr stark, z. B.7.d4
ed, 8. Sd4: Ld7 nebst Lg7. Wenn aber 6. Lc6: bc, 7. Lg5, so c5! und
wenn endlich 6. Sc3, so nunmehr b5, 7. Lb3 S a5 nebst SbS:) 6. . . .
g6! 7. Sbd2 [Nachhaltiger als 7. 0 — 0 Lg7, 8. d4 0-0, 9. de Se5:
10. Se5: de, 11. Dd8: Td8: P. Trejbal-Kostitsch, Teplitz-Schönau 1922]
7. . . . Lg7, 8. Sfl! 0 — 0, 9. Sg3! (Auf 9. h3 folgte in der Partie Trejbal-
Spielmann, Pistyan 1922: 9. . . . d5! 10. De2 und jetzt nicht wie die
Theorie empfahl 10. . . . b5, 1 1. Lb3! Sa5, 12. Lc2 Dd6 usw., sondern
sofort 10. . . . Dd6! 11. g4 de, 12. de Sb4! mit Vorteil für Schwarz),
9. . . . b5, 10. Lc2! d5, 11. De2 und jetzt hätte Schwarz statt 11. . . .
Te8 12. 0-0 Lb7, 13. Lg5! d4 usw. viel zweckmäßiger 11. . . . h6,
z. B. 12. 0 — 0 Le6 nebst S d7 bezw. 12. Le3 D d6, 13. b4 d4 usw.
spielen sollen. — Oder II) zunächst mit der L e7-Entwicklung, vgl. Partie
Trejbal-Wolf, Teplitz-Schönau 1922: 5. d3 d6! 6. c3! Le7, 7. Sbd2!
(Schablonenhafter ist 7. 0-0 0 — 0, 8. Tel. Am besten ist jetzt für
Schwarz 8. . . . b5 z. B. 9. Lb3 Sa5, 10. Lc2 c5 mit Tschigorin'scher
Aufstellung [s. weiter] bezw. 9. Lc2 dö, 10. ed, Dd5: 11. d4 e4 usw.
Schwächer geschah hingegen in der Partie Wolf-Spielmann, Teplitz-
Schönau 1922 [u. zw. mit vorheriger Zugumstellung: 5. 0 — 0 Le7, 6. d3
d6, 7. c3 0 0, 8. Tel] 8. . . . Lg4? 9. h3 Lh5, 10. Sbd2 b5, ll.Lc2
d5, 12. De2 Ld6, 13. Sfl D d7, 14. S g3 Lg6, 15. S h4 mit Vorteil für
Weiß.) 7. . . . 0 — 0, 8. Sf 1 ! (Auch hier geschah schablonenhafter in der
Partie Balla-Johner, Pistyan 1922: 8. 0-0 b5, 9. Lb3 [9. Lc2!] d5!
10. Tel de, 11. de h6, 12. De2 Te8, 13. Sfl Lf8, 14. Sg3 Sa5, 15. Lc2
g6, 16. b3 c5. Schwarz hat ein bequemes Spiel). 8. . . . Le6. (Natürlich
wäre 8. . . . b5, 9. Lc2 d5, 10. De2 Le6, 11. S e3 usw. Nach Steinitz
ist übrigens 8. . . . S e8 am Besten.) 9. S g3 h6 (immerhin eine Schwächung),
10. d4 ed, 11. Lc6: bc, 12. Sd4: D d7, 13. 0-0 Tf e8 [13. . . . Tfb8!],
14. Dd3 Lf8, 15. f3, worauf jetzt statt Te b8 folgerichtig 15. . . . g6
geschehen sollte.
Auf 5. d2— d4 gleicht bekanntlich 5....ed! (5. ... Se4:, 6. D e2 f5,
7. d5) 6. 0-0 Le7, 7. e5 Se4, 8. Sd4: S c5 usw. aus.
Über 5. Sbl — c3 sowie 5. D dl - e2, siehe Partien Nr. 14 bezw. 15.
5. . , . , LfS- e7
Dies und nicht mehr das Losschlagen 5. . . . S f6 ' e4 (Partien
9 bis 11) gilt für die zweckmäßigste Fortsetzung, da nicht mehr der
Gesichtspunkt der „Läufer-Einschränkung" (Tarrasch!), sondern die Tat-
sache seiner Verteidigungsmission auf e7 bei der Beurteilung der Stellung
den Ausschlag gibt
Auch sofort 5. . . . b7 — b5, 6. La4- b3 Lf8 e7 kann hier er-
folgen und zur Textfortsetzung mit Zugumstellung führen. Über 5. . . .
d7 — d6, was Rubinstein vorzieht, siehe Partie Nr. 8.
Geistreich ist der von Möller 1903 vorgeschlagene Zug 5.... Lf8- c5,
um auf 6. Sf3y e5 mit Sf6^ e4! (In einer Partie Takäcs-Aljechin, Wien
1922, geschah weniger gut 6. . . . Se5:, 7. d4 Se4:, 8. De2Le7, 9.De4:
Sg6, 10. c4 0 — 0, 11. Sc3 f5, 12. Df3 Sh4, 13. D d3), 7. Ddl- e2
(Oder 7. Sf7: Kf7:, 8. Dh5t g6, 9. Ddöf K g7, 10. De4: d5! mit
— 32 —
vehementem Druck als Vollersatz für den eingebüßten Pion.) 7. . . .
Sc6Xe5, 8. De2Xe4 Dd8~e7, 9. d2 — d4 Se5 — c6!! fortzufahren
und Schwarz steht gut (z. B. 10. Dg4 f5, 11. Df5: Sd4:, 12. Dhöf g6,
13. Ddl 0 — 0 bezw. 10. Lc6: de, 11. Tel De4:, 12. Te4:t Le7,
13. Lf4 Lf5, 14. Te2 K d7 usw.) Und auf 6. c2 — c3 mit Lc5 — a7! (In
einer Partie Yates-AIjechin, Hastings 1922, folgte: 7. d4 Se4:, 8. De2 f5,
9. de 0 — 0, 10. Sd2 d5, 11. ed! Sd6: 12. Lb3t K h8, 13. S c4 f4!
14. Sce5 Se5: 15. Se5: Dg5 mit schönem Angriffsspiel für Schwarz.)
Als das Einfachste empfehlen wir trotzdem 6. c3 La7, mit der Folge:
7. Lc6: de, 8. Se5: Se4: (8. . . . D e7, 9. d4 Se4:, 10. Tel und ge-
winnt), 9. d4 0 — 0, 10. Df3 und Weiß beherrscht das Spiel, umsomehr
als der schwarze Königsläufer auf a7 dauernd außerhalb des Gefechts bleibt.
6. Tfl- el ....
Die beliebteste Verteidigungsart des (vielleicht gar nicht bedrohten)
B e4. Zu beachten ist auch 6. D dl — e2 mit der Eventualidee, dem Königs-
turm Platz zu räumen. Schlechter empfahl darauf 6. . . . b5. (Auf 6. . . .
0 — 0 kann 7. Lc6: de, 8. Se5: Dd4? 9. Sf3! usw. und auf 6. . . . d6,
7. Tdl! Lg4, 8. c3 0 — 0, 9. d4 vorteilhaft folgen.) 7. Lb3 0 — 0! 8. c3
d5! 9. ed Sd5: 10. Se5: Sf4! mit Angriff. Ruhiger ist 7. . . . d6, 8. c3
Sa5. (Blaß wäre hier 8. ... 0 — 0, 9. d4! z. B. 9. . . . ed? 10. cd Lg4,
11. Tdl. Partie Lasker-Teichmann, Petersburg 1909, bezw. 9. . . . Lg4,
10. d5, Sa5, 11. Lc2 c5, 12. h3 Ld7, 13. Sh2! Partie Reti-Kmoch, Wien
1922, bezw. auch 11. . . . c6, 12. de Sc6: 13. a4 b4, 14. Sbd2 Dc7,
15. Ld3 a5! 16. Sc4 bc, 17. bc S d8 usw. Partie Reti-Rubinstein, Wien
1922.) 9. Lc2 c5, 10. d4 Dc7! (Statt dieser vollen Anlehnung an die
Tschigorinsche Idee ziehen andere Meister 10. . . . Sc6 vor.) 11. h3. (In
einer Konsultationspartie Reti und Dr. Steiner — Dr. Lasker und Dr. Szavay,
Temesvar 1917, geschah sofort 11. d5 mit der Folge: 11 0 — 0, 12. h3
Kh8! [Auf 12. . . . Se8 plante Weiß 13. g4 g6, 14. Kh2 f5, 15. gf gf,
16. Tgl Kh8, 17. Lh6 Tf7, 18. ef Lf5: 19. Lf5:Tf5: 20. De4 nebst Dg4
mit Vorteil.] 13. Sh2 Sg8, 14. f4 f6, 15. f5 usw. Weiß ist am Ruder.)
11. . . . Sd7! (Auch dieses Springer-Manöver zwecks Behauptung des
Zentrums rührt von Tschigorin her.) 12. d5 Sb6, 13. S h2 0 — 0, 14. Sh2
Te8 wie in einer Partie Reti-Grünfeld, Teplitz-Schönau 1922, erfolgte.
Geistreich ist ferner das vorübergehende Bauernopfer mit 6. c2-c3,
z. B. wie in einer Partie Wegemund-Becker, Frankfurt a. M. 1923, geschah:
6. . . . Se4:, 7. De2 (auch 7. Tel ist spielbar), Sf6 (bequemer als 7. . . .
Sc5), 8. Lc6: de 9. Se5: 0-0, 10. d4 c5! 11. Le3 L d6, 12. S d2 cd,
13. cd (13. Ld4? c5) Te8, wobei jetzt (statt 14. Sd f3) 14. S d c4 mit
schönem Zentralspiel erfolgen sollte. Jedoch ist der eigentliche Gedanke
des Zuges, nämlich auf 6. . . . b5 den sofortigen Rückzug 7. Lc2 (statt
7. L b3) durchzuführen, von fraglichem Werte, da Schwarz darauf gleich
mit 7.... d7 — d5! zur Befreiung im Zentrum gelangt. (Partie Wegemund-
Emmerich, Frankfurt a. M. 1923.)
Über die Schattenseiten des Modezuges 6. Sbl— c3, siehe Partie
Nr. 13. — Bezüglich 6. d3 d6, 7. Tel (Spanisch pianissimo) siehe An-
merkung zum 5. Zuge von Weiß.
6 b7 — b5!
- 33 -
Dies ist zweifellos ein konsequenter Gedanke, dem Schwarz sein
ganzes weiteres Verteidigungssystem anpassen sollte. Nur vom Gesichts-
punkt dieses Bauernvorgehens zwecks Aufbaues einer Festung am Damen-
fiügel mit a6, b5, c5 usw. läßt sich die spanische Eröffnung „widerlegen"!
Für ängstliche Gemüter bedeutet freilich der Textzug nur eine gewisse Auf-
lockerung, für unternehmende Geister aber den Beginn eines siegreichen Auf-
marsches am Damenflügel. Als architektonische Vorzüge von b7 — b5 sind
ferner die abgedrängte Lage des Lb3 und die Erschwerung des weißen
Offensivstoßes d2 — d4 zu erwähnen.
Auf 6. . . . öl — d6 kann wieder einfach 7. Lc6; bc, 8. d4 ed
(Tschigorin empfahl bekanntlich hier und in ähnlichen Lagen, das Zentrum
mittels Sf6 — d7 zu behaupten). 9. Sd4:Ld7, 10. S c3 sehr gut ge-
schehen oder auch 7. c2 — c3 mit der bereits oben angegebenen Idee,
auf event. b7 — b5 den sofortigen Läuferrückzug L a4 — c2 bewerkstelligen
zu können. So folgte in einer Partie Muffang-Bogoljubow, Hastings 1923:
7. c3 0 — 0, 8. h3. (Gut, wenn auch etwas farblos ist hier 8. d4, z. B.
8. . : . Lg4, 9. Lc6: bc, 10. de Lf3:, 11. Df3: de, 12. Sd2 nebst Sc4.
Schwarz braucht sich aber auf diese Abwicklung nicht einzulassen, sondern
kann nunmehr 8. . . . b5 spielen, z. B. P. Tarrasch-Selesnjew, Mährisch-
Ostrau 1923: 8. . . . b5, 9. Lc2 Lg4, 10. d5 [Bequemer Le3 nebst
Sb d2] Sa5, 11. Sbd2 c5! 12. de [Einfacher 12. Sfl nebst h3] Sc6:,
13. Sfl Dc7, 14. Se3 Le6 mit beiderseitigen Chancen.) 8. . . . b5. (Nun-
mehr notwendig. Zu schwerfällig wäre allenfalls 8. . . . S d7, 9. d4 Lf6)
9. La4 — c2. (Tarrasch zog gegen Lasker in einer Partie des Revanche-
wettkampfes 1916 doch lieber zunächst 9. Lb3 Sa5, 10. Lc2, schon um
den Gegenstoß d6 — d5 möglichst hintanzuhalten. Es folgte dann eine ganz
geschlossene, schablonenhafte Behandlung: 10. ...c5, ll.d4Dc7, 12. Sbd2
Sd7, 13. Sfl Sb6, 14. b3 Sc6 mit nunmehriger Abriegelung in der Mitte:
15. d5 Sd8 und am Königsflügel: 16. g4 f6, 17. Sg3 Sf7, 18. Kh2 g6 usw.)
9. . . . d6— d5! (Eine Idee Schlechters.) 10. ed Dd5:, 11. De2 Te8, 12. d3
Lb7, 13. Sbd2 a5 mit beiderseits initiativem Spiel.
7. La4 — b3 d7 — d6
Auf 7. . . . 0 — 0 könnte sofort der Sprengungszug 8. a2 — a4 er-
folgen, während jetzt darauf nicht nur 8. . . . b5 — b4, sondern auch 8
Lg4, 9. c3 0 — 0, 10. h3 L h5 sehr gut wäre.
8. c2 — c3 ....
Die nachhaltigste Fortsetzung, da sowohl ein Ventil für Lb3, als
auch die eventuelle Zentrumsbildung durch d2 — d4 ermöglicht wird.
Daß hingegen die ruhige Fortsetzung 8. d2 — d3 (wegen Sa5 nebst
Sb3:) und ähnlich auch der Präventivzug 8. h2 — h3 nicht viel ergibt,
da hierbei der Abtausch des wichtigen L b3 zugelassen wird, liegt auf
der Hand.
Ungenügend ist das Bauernopfer 8. d4 Sd4:! 9. S d4: ed, 10. a4.
(natürlich nicht 10. Dd4:? wegen c7 — c5 — c4 mit Läufergewinn) Lb7,
11. c3 de, 12. Sc3: 0 — 0.
8 Sc6 — a5!
Or. S. G. Tartakower: Die hypermoderne Schachpartie, 3
- 34 -
Im Zusammenhang mit den beiden nächsten Zügen ein folgerichtiges,
vom großen Tschigorin eingeführtes System, wobei sich Schwarz am
Damenflügel mächtig aufbaut, Weiß freilich die Hoffnung auf Sprengung behält.
Eine andere Methode besteht in 8. . . . 0 — 0, um lieber im Zentrum
zu operieren, z. B. 9. h2 — h3 Lc8 — e6! oder 9. d2 — d3 LcS — b7 oder
als Hauptspiel: 9. d2 — d4 LcS — g4! (Über die Aufgabe des Zentrums
durch 9. . . . ed, siehe Partien 4 und 5.) 10, Lei — e3. (Nach 10. d5
Sa5, 11. Lc2 c6, 12. de Sc6: steht Schwarz ausgezeichnet.) Tf8 — e8.
(Wie in einer Gastpartie Capablanca-Eduard Lasker, London 1914, zum
Vorschein kam, ist auch 10 Se4:, ll.Ldö D d7 spielbar.) 1 1. Sbl -d2
d6 — d5! wobei Seh w. zur Auflösung der Schwebestellung im Zentrum gelangt.
9. Lb3- c2 c7 c5
10. d2 — d4 ....
Ein scharfer, ob aber auch guter Zug?! Das weiße Zentrum „hängt"
und meistens wird daher Weiß zu d4 — d5 veranlaßt, womit der Gegner
zwar etwas eingeengt, hierfür aber die Absperrung des Spieles und die
Möglichkeit des schwarzen Gegenstoßes f7- f5 geschaffen wird.
Statt des energieauflösenden Textzuges, der besonders um die Zeit
des Wettkampfes Lasker-Tarrasch (1908) beliebt geworden ist, kommt auch
der energieaufspeichernde Zug 10 d2 — d 3 zwecks vorläufiger Vollendung
der Entwicklung Sbl — d2 — fl^ — g3(e3) sehr stark in Betracht. Doch ist
darauf 10 ... 0 — 0 (Besser als 10.. . Sc 6, wie in der Glanzpartie des
Petersburger Turniers 1909 : Schlechter — Salwe erfolgte) nebst Sf 6 — e8
zwecks eventuellen f 7 — f5 als genügendes Gegenspiel zu betrachten. Eine
andere gute Tendenz für Schwarz liegt nach den Untersuchungen von
Teichmann und Malkin darin, zum Zentralhieb d6 — d5 ehestens zu ge-
langen, z. B. wie in einer Partie Wolf — Reti, Karlsbad 1923, mit Zugum-
stellung geschah: 10. d3, 0—0! 11. Sb — d2, Te8. (In Betracht kommt
auch Dc7! nebst event. Tf— d8) 12. Sfl, Lf8. 13. h6, g6. 14. Le3.
(Vielleicht ist 14. Ld2 nebst event. Del zweckmäßiger.) Lg 7. 15. D d 2,
De 7. 16. Lh6, Lh8. 17. Se3, Lb7. 18. S h 2, d5. (Es ist erreicht!)
19. Shg4, Sg4: 20. hg und jetzt hätte Schwarz statt 20 . . . de? mit 20 . . . d5— d4!
ein starkes Spiel erlangen können.
10 ... . Dd8 — c7.
In diesem Damenzug gipfelt die zwar geschlossene, keineswegs aber
gedrückte Eröffnungsbehandlung von Schwarz: Während Weiß noch auf
das Vorrecht der Span. Partie: die angriffsschwangere Initiative im Zentrum
pocht, formiert sich allmählich ein starker Gegendruck am D-Flügel. —
Kleinmütig wäre übrigens 10 . . . Sa5 — c6 aus Angst, daß Weiß nach
dem Textzug mit 11. d4 — d5 jenen „guten" Springerrückzug vereiteln
könnte; Schwarz würde aber dann (nach 11. d5) mit 11 . . . Ld7 nebst
b5 — b4 eine sofortige Gegenaktion am D-Flügel einleiten.
11. Sbl — d2 ....
Auf den zur Erklärung, u. zw. zur Öffnung der a — oder c — Linie
zwingenden Zug 11. a2 a4 folgt am Besten 11 . . . b5 — b4 (In-
teressant ist auch 11 Tb 8 12. ab, ab, z.B., wenn Weiß zu früh los-
schlägt: 13.de, de 14. Se5: so folgt 14. . . . De5: 15. Ta5: Sg 4,
16. f 4, De 7, 17. Tal, c 4! mit Vorteil für Schwarz. Teichmann hält
- 35
Übrigens 11. ...Ta8a7 für das Beste) 12. c3)<b4. (Auf 12. Sb--d2
erlangte Capablanca in einer freien Partie gegen Aljechin, Petersburg 1913,
mit 12. . . . 0 — 0 13. Sf 1, ed 14. cd, Le6 15. Se3, Tfc8! 16. Ld2,
Sc4 17. Sc 4: De 4: usw. eine gute Stellung) 12. ... c5Xb4. mit etwas ge-
lockerter Bauernkette, dafür aber mit unverkennbarem Gegendruck, z. B.
13. b 3 [Balla] Lg4 oder, wie in der ersten Revanche-Wettpartie Tarrasch-
Lasker (Berlin, 1916) geschah: 13. h3 0 — 0, (Oder Emmrich-Grünfeld,
Frankfurt a. M. 1923: 13.... Sd7, [Als Prophylaxis gegen die Fesselung
Lg6.] 14. b3 Lb7, 15. Lc2 Tc8, [Schablonenhaft. Vorzuziehen ist sofort
Lf6 oder 0—0.] 16. Ld3, Lf6, 17. Sbd2 mit eventueller Besetzung des
Punktes c4.) 14. Lg5, TeS. 15. Sb d2, Sd7. 16. Le7: Te7: 17. Tel, Db6.
18. Sfl, Lb7. 19. Se3, g6. 20. de! und jetzt hätte Schwarz mit 20 . . . Se5:
(statt der geschehenen Schablonenantwort 20 . . . de) ungefähr ausgleichen
können.
Bezüglich 11. d4 — d5 siehe vorige Anmerkung. — Versucht wurde
hier ferner auch 11. h2 — h3, z. B. Partie Conde-Atkins, Bradford 1916:
11. h3 Sc6. (Bequemer ist 0 — 0). 12. d5Sd8, 13. Sbd2 h6. (Ein scharfer
Versuch auf die Rochade zu verzichten.) 14. a4 Tb8, 15. ab, ab, 16. Sfl
g5, 17. Sh2 usw. Weiß steht jedenfalls wohlgerüstet. —
Der Textzug leitet den beliebten strategischen Plan ein, nach eventueller
AbSchließung der Mitte (durch d4—d5) mith3, Sfl, g4, Sg3, Kh2, Tgl usw.
einen freilich langwierigen und bei richtigem Gegenspiel kaum realisierbaren
Königsangriff zu inszenieren. Es kommt aber anders:
11 ... . Lc8 — g4.
Dies ist viel energischer als 11. . . . Sa5 — c6, wie im besagten
Wettkampf Lasker-Tarrasch 1908 geschah. (Vgl. Partie Nr. 6).
Um jetzt der Doppeldrohung von Schwarz zu begegnen: der tak-
tischen — auf d4 loszuschlagen und der strategischen — die c — Linie
(nach c5Xd4 und Ta8 — c8) zu seiner Operationsbasis zu machen! —
muß Weiß entweder die Auflösung (durch 12. d4V(e5, d6Xe5) oder
aber die Abriegelung der Mitte (durch 12. d4 — d5) herbeiführen, worauf
dann Schwarz mit Gegendrohungen an beiden Flügeln 0 — 0 nebst Se8,
g6, Sg7 und f7 — f5, bezw. Tac8 nebst S — d7 — b6 und b5— b4)
arbeiten kann. — Betrachten wir das Diagramm:
Stellung nach dem 11. Zuge des spanischen Hauptspieles. (Geschlossene
Verteidigung der spanischen Partie.)
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Die Diagnose dürfte lauten: Weiß steht gut, Schwarz steht bessei
36
Die uralte Frage, ob 3. L f 1 — b 5 ein genialer oder ein — Stümper-
zug sei, beginnt sich im letzteren Sinne zu entscheiden. Freilich sind dabei
für Schwarz noch manche Klippen zu überstehen. — Es folgen nun einige
praktische Beispiele dieser altehrwürdigen Spielweise, wobei wir mit
Rücksicht auf ihre noch immer so große Verbreitung sowie auf die
chamäleonhaft schillernde Vielfältigkeit ihrer strategischen Ziele dem
eröffnungsanalytischen Teil besonderes Augenmerk widmen wollen.
Spanisch.
Die beiden folgenden Partien sind
insoferne besonders bemerkenswert,
als sie das erste turniermäßige Zu-
sammentreffen der beiden Weltmeister
mit einem der glanzvollsten Ver-
treter des neuen Schachs bedeuten.
Obwohl Bogoljubow beidemale der
wunderbaren Präzisionsarbeit seiner
Gegner unterlag, so kann man sich
doch beim tieferen Studium des Urteils
nicht erwehren: Es waren zwei
Pyrrhus-Siege der wissenschaftlichen
Methode gegen das aufbrausende
Schach!
Partie Nr.
4.
Großturnier
zu
London 1922.
Weiß:
Schwarz:
Capablanca.
Bogoljubow,
1. e2 e4
e7 e5
2. Sgl f3
Sb8 c6
3. Lfl b5
a7 a6!
4.Lb5 a4
SgS f6
^. 0 0
LfS- e7
6. Tfl el
b7- b5!
7. La4 b3
d7- d6
8. c2 c3
0-0
Gewöhnlich setzt man in letzter
Zeit sofort mit 8. ...Sc6 — a5! fort, da
die Haupttendenz des schwarzen
Spieles in dieser Variante ist, sich die
beiden Gratis-Züge a6 und b5 zu-
nutze zu machen und seinen Damen-
flügel so rasch als möglich ins Rollen
zu bringen. — Vgl. den vorstehenden
Aufsatz und Partie Nr. 6.
9. d 2 d 4
Hier wird von vielen Autoritäten
9. h2 — h3 empfohlen, worauf die
Folge: 9. . . . Le6 (Auch 9. . . .
Sa5 ist gut spielbar. Zu einem
Positionskampf schwersten Kalibers
wurde bei dieser Fortsetzung die
Mähr.-Ostrauer Partie Bogoljubow-
Rubinstein : 9. h3 S a5, 10. L c2 c5,
11. d4Dc7, 12. Sbd2 S c6, 13. a4
[Zweckmäßiger 13 b4.] 13 cd,
14. cdSb4, 15. Lbl ba, 16. Ta4: a5,
17. Sfl Sd7, 18. Se3 Te8, 19. Ld2
Sb6, 20. Ta3 Le6, 21. Lc3 f6, 22. d5
Ld7, 23. De2 Tec8, 24. g4 usw. Weiß
gewann im 50. Zuge durch zielbewußte
Verdichtung seines Rochadeangriffs.)
10. d4 (10. Lc2? d5!) Lb3: 11.
Db3: ed, 12. cd Sa5, 13. Dd3 c5, 14.
Sc3 Sc6, als die zweckmäßigste
erscheint.
Andere Meister ziehen hinwieder-
um statt des Textzuges die ruhige
Fortsetzung 9. d2 — d3 vor, worauf
etwa 9. . . . Sa5 (Auch 9. . . . Lg4
oder 9 Lb7 kommen in Betracht.
In einer Partie Oskam-Reti, Scheve-
ningen 1923, geschah abwartend 9. . . .
h6, 10. Sbd2 Te8, 11. Sfl Lf8, 12.
Se3 g6, 13. h3 Lg7, 14. Sh2 S a5,
15. Lc2 c6 usw.) 10. Lc2 c5, 11.
Sbd2 Sc6, 12. Sfl D c7, 13. Se3
Le6! mit sicherem Spiel für Schwarz
folgen könnte.
Die Frage entsteht nun: Ist der
weiße Textzug zu wiederlegen ?
9 e5yd4.
Ein alter und doch hypermoderner
Gedanke, der auch in manchen ge-
37
schlossenen Eröffnungen vorkommt
und jedenfalls einen großen Initiativ-
geist bekundet.
Schwarz will beide weißen
Mittelbauern bloßlegen, wobei freilich
anderseits die Durchschlagskraft der-
selben bedeutend erhöht wird.
Im Nachstehendem gelingt es
Capablanca, seine Bauernschwächen
künstlich zu verdecken, dafür aber
die Schattenseiten des schwarzen
Abtauschzuges, nämlich das Auf-
geben des Haltes auf e 5, seinen
Zwecken dienstbar zu machen. (Vgl.
den 27. Zug von Weiß.)
Solider und üblicher ist daher
für Schwarz sofort 9. . . . Lc8 — g4,
worauf etwa 10. d 5, Sa 5. ll.Lc2,
c6, 12. de. Sc 6: (oder auch zu-
nächst 12. .. . Dc7, 13. Lg5 Sc6:)
bezw. 10. Le3 Te8 (Auch 10. . . .
Se4: 11. Ldö, Dd7 ist spielbar)
11, Sbd2, d5! geschehen kann.
10.
11.
c3
Lei
d4
e3
Lc8 — g4
Noch bequemer scheint 1 1 . Sb 1 —
c3 zu sein, wie Lasker gegen den-
selben Gegner 1 Jahr später spielte.
(Siehe nächste Partie).
11. . . . Sc6 — a5
Einen verwegenen Versuch stellt
hier 11... . d5, 12. e5 Se4, 13. Sc3
dar, z.B.: 13.... Lb4, 14. Tel Se7,
15. h3Lh5, 16. Lc2 Lc3: 17. bc f5,
(Besser Lg6.) 18. ef Tf6: 19. g4 Lg6,
20. Se5! Sc3: 21. Dd2 Se4, 22. Le4:
de, 23. Lg5! usw. (Yates-Bogoljubow,
London 1922) oder schwächer: 13
Sc3: 14. bc S a5, 15.Lc2 S c4, 16.
Lei Te8, 17.. h3 Le6, 18. Sh2 usw.
(Yates-Dr. Asztalos, Triest 1923.)
12.
13.
Lb3
Le3
c2
cl
Sa5 — c4
Etwas Hypermodernes : Weiß
macht sich aus der unangenehmen
Figurendelügierung nichts daraus, da
man heutzutage „Tempi" zu ver-
lieren nicht fürchtet, wenn nur die
Spielkonfiguration unangetastet bleibt.
13 c7 — c5!
Stellung nach dem 13. Zuge von Schw.
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Erste Phase (Übergehen ins Mittel-
spiel) : Weiß als Besitzer des Zentrums
in abwartender Stellung; der schwarze
Damenflügel im Heranrollen.
14. b2 — b3 Sc4 — a5
15. Lei - b2 ....
Auf 15. d 4 — d 5 würde Schwarz,
ungeachtet der Abseitsstellung seines
Damenspringers mit 15. . . . Sf6-
d7 nebst Le7 — f6 zur bequemen
Aufstellung gelangen.
15 Sa5 — c6
16. d4 — d5 Sc6— b4
Mit seinem mehrzügigen Springer-
manöver hat Schwarz
1) den Absperrungszug d4 — d5
und dadurch auch die Bloßlegung
des B e4;
2) die Beseitigung des weißen
Läuferpaares und schließlich
3) die endgültige Bauernmajorität
am Damenflügel erzielt.
Dafür hat Weiß:
1) das besagte Zentrum, das auch
trotz seiner Bloßlegung guten Druck
ausübt;
2) die schöne Läuferwirkung
b2 g7 und
3) die Aussicht, die schwarze
Bauernmasse durch a2-a4zu sprengen.
— 38
Das beschämende Geheimnis der
offenen Spiele Hegt klar zutage: Als
Folge der gewählten Eröffnung haben
beide Teile allerlei Schwächen, die
sie ängstlich zu verschleiern bezw.
zu beseitigen haben. Kann es das
eigentliche Ziel des Schachkampfes
sein, sich solcherartige Schwächen
freiwillig anzuhängen? ...
17. Sbl— d2 Sb4Vc2
18. DdlXc2 Tf8 — e8
19. Dc2 — d3 ....
Bekanntlich geschehen heute auch
mehrmalige Damenzüge im Eröff-
nungsstadium viel öfter als früher,
da das Positionsurteil unbefangener
wurde.
Der Textzug soll S d 2 entlasten,
um ihm die Weiterreise (nach —
f 1 — g3 usw.) zu ermöglichen. Man
darf also sagen: Der Textzug ist
„der Stellung angemessen."
19 h7 — h6
Ein abwartender Sicherungszug,
da sofort 19. . .. Sf6 — d7 wegen
20. e4 — e5 bedenklich erscheint
(z. B. 20. e5, Lf3:! 21. Sf3: de.
22. Se5: Se5:, 23. Le5: Ld6, 24.
Ld6: Dd6:, 25. Tad 1 mit einem
starken Freibauer und daher jeden-
falls mit guten praktischen Chancen
für Weiß.)
20. Sd2 — fl Sf6 — d7
21. h2- h3 ....
Nun wäre 21. e4— e5 wegen
Lf3:, 22. Df3: de, 23. Le5: Se5:
24. Te5: Ld6 für Weiß verfehlt,
da sein Freibauer verstopft und die
e-Linie seiner Gewalt entrissen sein
würde. Er muß daher nach anderen
taktischen Wegen spähen.
21 Lg4- h5?
Der verhängnisvolle Zauber des
Läuferpaares! Mit 21 Lg4Vf3,
22. Dd3Xf3, Le7 — f6 konnte
eine ziemlich vereinfachte Stellung
herbeigeführt werden, die eher der
schwarzen Partei mit Rücksicht auf
den bloßgelegten B e 4 Chancen ein-
räumen würde.
Nun bringt Capablanca — vor-
läufig noch unsichtbar — eine neue
taktische Idee in die vorläufig wenig
dramatisch verlaufende Partie hinein.
Diese Idee besteht in der Ab-
schließung des schwarzen Damen-
läufers, so daß Schwarz bald mit
einer Quasi-Minusfigur wird arbeiten
müssen. Umso bewundernswerter ist
dann die Art, wie Bogoljubow sich
am anderen Flügel allerlei Gegen-
chancen verschafft.
22. Sf3- d2!
Le7 — f6
23. Lb2Vf6
Dd8X^6
24. a 2 — a 4
Weiß will und muß auf beiden
Flügeln mit Hochdruck arbeiten,
bevor Schwarz zu Gegenaktionen
(z. B. g7 — g5) gelangen könnte.
Der Textzug stellt einen bekannten
Aufrollungsversuch der gegnerischen
Bauernkette dar, dem Schwarz aber
diesmal sehr sinnreich begegnet.
24 c5 — c4
Pariert und greift gleichzeitig
an. Nach diesem problemmäßigen
Räumungsmanöver für S d 7 nimmt
die Partie sehr akuten Charakter an.
25. b3Xc4 Sd7 — c5
26. Dd3 - e3 b5Xa4
Es ist psychologisch begreiflich,
daß Schwarz schon etwas Sicheres
(den „gedeckten" Freibauer a4!) in
der Hand haben will. Vielleicht war
aber 26. . . . b 5 X c 4 mit dem
zwar künstlich gedeckten, dafür aber
mobileren Freibauer c4 vorzuziehen.
27. f2 — f4! Df6 — e7
Da einerseits 28. e4 — e5 mit
Bedrohung des S c 5, anderseits 28.
f 4 — f 5 mit Läufergewinn drohte. —
Die Abschließung des™ schwarzen
Läufers nimmt nunmehr reale For-
men an.
~ 39 -
28.
29.
g2
f4
g4
f5
Lh5
Lg6
g6
h7
Stellung nach dem 29. Zuge von
Schwarz.
Zweite Phase (Ergebnisse des
Mittelspiels): Schwarz mit einer aus-
gesperrten Figur am Königsflügel,
dafür aber mit starkem Freibauer-
druck auf dem anderen Flügel.
Beide Teile streben nunmehr dem
Endspielstadium zu. (Vgl. 36. Zug
von Schwarz.)
30. Sfl— g3 De7^e5
31. Kgl-g2 ....
Etwas schablonenhaft (Furcht
vor einem eventuellen Springerschach
auf d 3) gespielt. Zweckmäßiger war
aber vielleicht 31. Kgl — f2 mit
größerer Annäherungswirkung zum
Gefechtsplatz (siehe Anmerkung zum
36. Zuge von Schwarz.).
31.
32.
Tal-g2
Ta8
f7
bS
f6
Hier und später (vgl. 38. Zug
von Schwarz) zeigt sich das krampf-
hafte und pathologisch erklärliche
Bestreben von Schwarz, die Be-
freiungsaktion für den eingekerkerten
L h 7 schleunigst einzuleiten!
Viel nachhaltiger war aber sofort
32. . . . Tb8 — b2. 33.TblXb2,
D e 5 X t) 2, da der schön aussehende
(und übrigens wegen des drohenden
a4 — a3 notwendige) Tvr^zug 34.
T e 1 — b 1 nach 34. . . . D b 2 —
c2, 35. Kg2 — f3, Sc5 — b3, 36.
Sg3 — fl, f7 — f6 zu einer ziem-
lich unbequemen Stellung für Weiß
führen würde.
Capablanca muß überhaupt wäh-
rend der ganzen Partie das Feinste
spielen, um seinen neuromantischen
Gegner zu bezwingen.
33. Sd2 — f3
34. T b 1 X b 2
35. T e 1 — e 2
36. Sf3 — d4
Tb8 — b2t
De5Xb2t
Db2 — b3
Großzügig gespielt. Dieses Bauern-
angebot [Dc4:] ist jedenfalls aggres-
siver als 36. Sf3 — d2 mit beschei-
dener Springerstellung, während letz-
terer jetzt auf d 4 dominierend steht.
36.
Db3Xe3
Beiderseits wird freudig dem
eigentlichen Endspielstadium (ohne
Damen) zugesteuert, wobei Capa-
blanca sich als der weitsichtigere
Stratege erweist.
Ob aber Bogoljubow sich statt
des Damentausches auf die taktischen
Verwicklungen von 36. ... D b3Xc4
hätte einlassen sollen? Fatal für Weiß
wäre darauf der naheliegende Zug
37. Te2—c2 wegen Dc4Xd5! (jetzt
zeigt es sich, warum im 31. Zuge
Kgl — f2 zweckmäßiger wäre.) 38.
Sd4— e6 Te8Xe6, mit 2 Bauern
für die Qualität und dem wiederer-
standenen Läufer — Weiß hätte aber
auf 36. . . . Db3Xc4 ohne Zweifel
mit 37. S d4 — e6 fortgesetzt, z. B. :
37. . . . Te8 — b8(!) 38. Se6Xc5
d6Xc5, 39. Te2— d2 Tb8— b3, 40.
De3— f2! (und wenn jetzt 40. . . .
Kg8— f8, so 41. Df2^f4), wobei
der weiße Freibauer d5 eine rasche
Entscheidung bringen dürfte. Wir
sehen, wie Capablanca bei jedem
seiner Züge zu taktischen Ausfällen
bereit ist.
37. T e 2 X e 3
Te8 — b
40
Stellung nach dem 37. Zuge von Schw.
SÄ lil lil iil
y^^.
y/A.. V////A..
Dritte Phase (ohne Damen):
Scharfe Präzisionsarbeit von Weiss!
Erzwungene Freimachung des B d5.
Wettlauf der beiderseitigen Freibauern.
(Mit Hindernissen!) Enttäuschte Hoff-
nungen. — Mattfinale.
38. Te3 — c3 Kg8 — f7
Vgl. die Anmerkung zum 32. Zuge
von Schwarz. Zweckmäßiger war
sofort 38. . . . T b 8 — b 2 1 39. Kg2—
f3, Sc5 — b3 (z. B. 40. Sb3: a6,
41. Se2, a5, 42. S d 4, a4 usw.
bezw. 40. Sge2, Sd2t 41. Ke3,
Sbl bezw. 40. K e 3, Sd2 mit
Gegenchancen.)
39. Kf2 — f3 Tb8 — b2
40. Sg3 — e2 Lh7 — g8
41. Sd4— e6! ....
Es war nur noch ein schwarzer
Zug nötig (K e 8) und Schwarz würde
dann beinahe überlegen stehen. Der
Textzug aber immobilisiert den
schwarzen K (wegen des Bg7) und
delogiert den schwarzen S (da 41....
Sc5Xe6, 42. döXeöden Lend-
gültig vermauern würde.)
41 Sc5- b3
Der scheinbare Bauerngewinn
durch 41. . . . Sc5Xe4 würde
nach 42. Kf 3X e4, Tb2 V e2 f
43. Ke4 — d4! (und wenn jetzt
Te2 — d2t so 44. Tc3 — d3!)
zu einem für Schwarz glatt ver-
lorenen Schlußspiel führen.
42. c4 — c5! ....
Letzte Phase: Weiß verschafft sich
eine Gegenchance (Freimachung des
B d 5), die rasch entscheidet.
42 d6Xc5
43. Se6Xc5 Sb3— d2t
44. Kf3— f2 ....
Natürlich nicht
wegen a4 — a3!
44
44. Kf3 — e3
Kf7 — e7
Hier war sofort 44. . . . S d 2 —
b 1 zu versuchen, z. B. 45. S a4: (?)
Sc 3: usw. oder wohl am feinsten:
45. Tc4! a4 — a3, 46. Se6! (Auf
46. d6 folgt Td2) Ke7! (Nicht
a3 — a2 wegen 47. Tc7tKe8,
48. d5 — d6! mit der Mattdrohung
auf e7.) 47. Tc7tKd6, 48.Tc6t
Ke7 und Schwarz kann sich halten.
45.
46.
Kf2
Tc3
e 1
d3
Sd2
a4
bl
a3
Und jetzt bot noch 46. . . .
K e 7 — ^ d 6 trotz der Einbüßung des
Freipions eine letzte, nicht zu unter-
schätzende Rettungschance, z. B.
47. Sa 4: Tb 4. 48. Sac3, Sc3: 49.
Sc3: Lf7, 50. Kd2, g6 usw.
Man sieht, wie schwer es oft ist,
den Gewinn aus einer gewonnenen
Stellung herauszudrücken.
47. d5— d6t Ke7- d8
48. Se2 — d4! ....
Der Gnadenstoß (droht Matt
durch Sd4 — c6t nebst d6 — d7
und zwingt daher den schwarzen
T zum Rückzug.)
48 Tb2 — b6
49. Sd4 — e6t Lg8Xe6
50. f5Ve6 Tb6 — b8
5L e6-e7t Kd8 — e8
52. Sc5Xa6. Schwarz gibt auf.
(Auf 52. . . . a3 — a2 folgt ein-
fach 53. Sa6Xc8, a2 — al, D.
54. d6-^d7t mit baldigem Matt
und auf 52. . . . Tb 8 — a8 ebenso
wie auf 52. . . . Tb8-"b7 folgt
entscheidend 53. Sa6 — c7f).
Ein scharfes Finale!
azzD
Capablanca.
Ein neuer Weltmeister zog 1921 in das schwarzweiß karierte Reich
der Göttin CaTssa ein. Jugend und Glück, Kraft und Erfolg sind an seiner
Seite. Alles an ihm so romantisch ! Schon der nach Kreolenbrauch ausge-
schmückte Name: Jose Raoul Capablanca y Graupera, ein Sonnen-
kind, am 19. November 1888 in der kubanischen Hauptstadt Havanna geboren.
Seine schachliche .Frühreife: Mit
viereinhalb Jahren, des Lesens und
Schreibens noch unkundig, sieht er zu-
fälligerweise dem Spiel des Vaters mit
einem Hauptmann der spanischen
Armee zu und wird bereits nach der
zweiten Seance der Spielregeln mächtig,
der Spieltiefe inne, des Spielpartners
Herr! Der Vater jubelt, erschrickt aber
auch und hält den Sohn jahrelang
dem verführerischen Spiele fern.
Seine Studien und seine Berufs-
tätigkeit: Mit acht Jahren absolvierte
er das Präliminargymnasium zu Ma-
tanzas, mit fünfzehn Jahren die Real-
schule zu Havanna. Während nun um-
her auf der heimatlichen Insel poli-
tische Wirrnisse wüten, draußen die
herrliche tropische Sonne leuchtet,
dringen in die Seele des Knaben
Visionen des liebgewonnenen Schachs
immer wieder ein. Nach weiteren zwei
Jahren emsiger, unter der Leitung eines
Hochschulprofessors betriebener Privat-
studien folgt der Besuch des Columbia-
Colleges und nachher die Immatriku-
lierung an der ehrwürdigen Harward-Universität wo Capablanca juridischen
Studien mit gutem Erfolg oblag. Bald darauf konnte er sich der diplo-
matischen Karriere widmen, wobei der auf seinen illustren Sohn stolze
Kubanerstaat ihn mit allerlei Aufträgen überhäufte.
Seine Persönlichkeit: fascinierend. Jung und feurig. Schön und elegant.
Geschickt und vielseitig. Seines Schachkönnens voll bewußt und daher be-
scheiden. Die Wichtigkeit des Schachs keineswegs übertreibend und daher
wißbegierig. Im übrigen ein mondäner Kosmopolit, fünf Weltsprachen
fließend beherrschend. Ein Gentleman durch und durch.
Seine Schachlaufbahn: überwältigend. Wie beim Corneille'schen Cid,
— keine Versuchsstreiche, sondern lauter Meisterleistungen! Mit zwölf Jahren
Jose Raoul Capablanca y Graupera.
- 42 -
ist er bereits unbestrittener Meister der Insel Kuba, nachdem er die glor-
reichen Veteranen Golmayo, Vasquez und Corzo der Reihe nach besiegt
hatte. Sechzehnjährig betritt er den stärksten Schachklub Amerikas, den
weltbekannten „Manhattan Chess Club" in New-York und erregt dort durch
seine Siege allgemeines Aufsehen. Längst schon ein vollwertiger Meister,
zwingt er Anfang 1909 anläßlich einer amerikanischen Tournee die breite
Schachöffentlichkeit in seinen Bann, indem er Resultate erzielt, die von
keinem anderen Meister, Lasker und Pillsbury innbegriffen, annähernd er-
reicht wurden: Von 590 gespielten Simultanpartien gewann er 560, remisierte
18 und verlor nur 12. Von 130 Einzelpartien gegen die stärksten Lokal-
größen gewann er 126, remisierte 2 und verlor nur 2. Noch höhere Be-
wertung verdienen diese Triumphe durch die Raschheit, mit welcher Capa-
blanca spielt und in welcher Beziehung er als idealer Simultanspieler ganz
unerreicht dasteht.
Ein Jahr darauf, im Sommer 1910, kommt es endlich zum denkwürdigen
Wettkampf zwischen ihm und dem amerikanischen Vorkämpfer F.J. Marshall.
Der 21 -jährige Kubaner siegt in grandiosem Stil (mit 8 Gewinnpartien
gegen 1 Verlust bei 14 Remisen) und darf nunmehr auch den Großmeister-
titel für sich in Anspruch nehmen.
„Morphy redivivus!" jubelt das Land der Rekords und der
Dollars, doch ungläubig schütteln die routinierten Meister des alten Kontinents
den Kopf. Bald werden aber auch sie eines Besseren belehrt: Im Jahre 1911
gibt das Großmeisterturnier zu San Sebastian dem 22-jährigen Helden die
Gelegenheit, mit etwas Glück und viel mehr Talent seine europäischen
Rivalen zu überflügeln und den ersten Preis vor Rubinstein, Vidmar,
Niemzowitsch, Spielmann, Dr. Tarrasch und anderen zu erobern. Er kam.,
zog und siegte. Imponierend war schon seine erste Partie, in der er be-
kanntlich gegen den russischen Schachkünstler Dr. Bernstein durch eine
Reihe wunderhübscher Opfermanöver gewann und hierdurch auch den aus-
gesetzten Schönheitspreis zuerkannt erhielt. Was den inneren Wert seiner
Partien betrifft, so konnte man schon damals die gesunde Anlage sowie
die unerschöpfliche Fülle seiner Ressourcen, in technischer Beziehung aber
seinen raschen und klaren Positionsblick bewundern.
Seine weiteren Triumphe im Turnier (so nach dem Weltkrieg in
New-York 1918, Hastings 1919 und insbesondere London 1922) sowie seine
Gastspiele sind wohlbekannt. Zu erwähnen ist noch, daß er auch im
Championsturnier zu St. Petersburg, Frühjahr 1914, die ganze Zeit hindurch
an der Spitze stand und nur ganz am Schluß jenes Riesenrennens infolge
körperlicher Indisposition nachließ, sodaß der eiserne Lasker ihn am Ende
doch noch besiegen und überflügeln konnte. Der Kampf um die Vorherrschaft
zwischen diesen beiden Koryphäen war daher schon seit Jahren (seit 1911!)
das naheliegenste Postulat der gesamten Schachwelt. Viele Schwierigkeiten
politischer, finanzieller und anderer Natur waren dabei zu überwinden, bis
endlich der Kampf Ende März 1921 in Havanna begann und mit dem
unglaublich hohen, durch das Klima freilich begünstigten Siege Capablanca's
über seinen historischen Gegner (4 Siege ohne Verlustpartie bei 10 Remisen!)
endete. Eine Schicksalsschlappe für Lasker — Weltruhm, Stiftung einer
hohen Staatspension, Heimführung einer jungen und schönen Gemahlin für
Capablanca!
- 43 -
Die Partien des Wettkampfes bewegten sich im bekannten Fahrwasse"
des modernen Positionsstils und. zeigten, daß Lasker mit seinen eigenen,
aus Logik und Kraft geschmiedeten Waffen geschlagen wurde : Capablanca
hat die Schachmathematik nee plus ad ultra gesteigert, die gesunden
Prinzipien der wissenschaftlichen Schule zur restlosen Geltung gebracht,
die scharfen Ecken bisher gefürchteter Eröffnungen (Spanisch, Damengambit)
abgestumpft und die Kompliziertheit des Schachbildes durch die Einfachheit
des Schachzweckes entwaffnet. Unser Mechanisierungszeitalter mußte auch
im Schach einen Capablanca — den Schachentgötterer — gebären, dessen
heißes Kubanerblut durch die Einwirkung des praktischen Amerikanismus
zum technischen Schachwunder Wurde: Impekkabilität der Spielführung!
Fahrplanmäßiger Gedankenflug! Kühle Präzisionsphantastik ! Rascher und
klarer Blick, der das Geheimnis einer noch so komplizierten Stellung ent-
schleiert und Züge trifft, die das romantische Schachbild in ein ganz
nüchternes verwandeln.
Sein Selbstläuterungsprozeß : Er, dem die Schachphantasie alle ihre
romantischen Schlösser offen hält, zieht es als rücksichtsloser Wahrheits-
sucher vor, zur strengen Tektonik der Schachprosa seine Zuflucht zu nehmen.
Ein freiwilliges Exil, aus welchem er uns vielleicht zu neuen ungeahnten
Höhen führen wird
Ein morgenländischer Spruch lautet: „Es gibt Spieler, die schwach
spielen und nicht wissen, daß sie schwach spielen : das sind Ignoranten —
meide sie ! Es gibt Spieler, die schwach spielen und wissen, daß sie schwach
spielen : das sind Einsichtige — hilf ihnen ! Es gibt Spieler, die stark spielen
und nicht wissen, daß sie stark spielen : das sind Bescheidene — achte sie !
Es gibt Spieler, die stark spielen und wissen, daß sie stark spielen : das
sind die Schachweisen — folge ihnen !"
Capablanca weiß, und er weiß, daß er weiß. — Wollen wir ihm folgen ? . . .
44
AkkumuHerung minimaler
Vorteile!
In der nachfolgenden Partie
werden die Schattenseiten der Aufgabe
des Haltes auf e5 (durch 9. ... e5Xd4)
noch krasser und folgerichtiger als
in der vorigen aufgedeckt. Lasker
wendet die Vereinfachungsmethode
an (13. d 4X^5), erobert an Terrain,
schwächt die feindlichen Bauern links
und rechts, bis sie fallen, und gelangt
nach harter Präzisionsarbeitzum Siege.
Partie Nr. 5.
Großmeisterturnier zu Mährisch-
Ostrau 1923.
Weiss :
Dr. Em. Lasker.
1. e2 — e4
2. Sgl — f3
3. LUb5
4. Lb5 a4
5. 0 0
6. Tfl el
7. La4-b3
8. c2 — c3
9. d2-~d4
Schwarz :
Bogoljubow.
e7 — e5
Sb8— c6
a7 a6
SgS- f6
Lf8 e7
b7 b5
d7 — d6
0 — 0
e5^ /d4
Legt den Grund zum Verlust der
Partie. (Siehe Anm. bei der vorigen
Partie.)
0. c3Xd4
1. Sbl— c3
LcS — g4
Die erste und, wie es scheint,
sehr empfehlenswerte Abweichung
von der vorigen Partie. Da die
eigentliche Riposte: IL . . . L f3:
12. gf augenscheinlich nur das weiße
Zentrum stärken würde, hat der Text-
zug die Deckung des Zentrums mit
dem Vorteil einer freien Figurenauf-
stellung zusammenkombiniert.
n Sc6- a5
In Betracht kommt 11. ... Te8.
12. Lb3 — c2
13. d4Xc5
c7 — c5
Lasker ist bekanntlich einer der-
jenigen, die sich vor der Vereinfachung
nicht fürchten, da er auch aus der
reduziertesten Stellung geheimnisvolle
Vorteile herauszuholen versteht.
Der sonst in ähnlichen Lagen un-
gern angewandte Textzug verschafft
dem Anziehenden im Zusammenhang
mit den späteren Figurenhieben (17.
S d5! und 20. Lg5!) einen Druck auf
der d-Linie, der allmählich reale Kon-
turen gewinnt.
13.
14.
d6Xc5
e4 — e5 !
Engt das schwarze Spiel ein. Der
Nachziehende kommt kaum noch
zum Aufatmen.
14
15. TelXdl
16. h2-h3!
DdS
Sf6
dl
d7
Zwingt den Lg4 zum Rückzug, da
auf 16. . . . Lf3:? 17. T d7: eine
Figur gewinnen würde.
L 8:4 — e6
Sc3 — d5!
Entledigt den Gegner des Läufer-
paares.
17 Le6Xd5
18. TdlXdö Sd7 — b6
19. Td5 — dl Ta8 — dB
Besser war wohl zunächst
19. . . . h7 — h6.
20. Lei— g5! f7 — fO
Erzwungen, da auf 20. ... L g5:
21. Sg5: h6, 22. Lh7t Kh8, 23. TdS:
Td8:, 24. Sf7t entscheiden, be-
ziehungsweise 20. ... Tdl :t. 21.Tdl :
Lg5:, 22. Sg5:h6, 23. Sf3 (zwei-
schneidigwäre 23. Se4, wegen Sa c4)
dem Weißen die einzige offene Linie
endgültig überlassen würde.
45
21. e5Xf6 Le7Xf6
22. Lg5X^6 g7Xf6
Erste greifbare Frucht: Die schw.
Königsflügelbauern zerrissen !
23. Tal- cl Sb6 — c4
Außerdem hat Schw. noch lange
mit der Dislozierung seiner Springer
zu kämpfen.
24. b2-b3
25. Tdl— d5
Sc4 — d6
Sa5 — b7
Auch nach etwa 25. . . . Sdb7,
26. Th5 Td3, 27. Tel beherrscht
Weiß alle wichtigen Punkte.
26. Tel --dl ....
Das darf man wohl als Besitz-
ergreifung der d-Linie, wenn auch
nicht in deren ganzen Ausdehnung,
betrachten.
26.
b5 — b4
Mit einem chronischen Übel am
Königsflügel und mit einem Figuren-
knäuel in der Mitte, sieht sich Schw.
veranlaßt, an die „Verwertung" seiner
Gegenchance (Bauernmasse am
Damenflügel!) zu schreiten. Bewe-
gung bedeutet aber immer
Lockerung!
27. Lc2- d3 ....
Man sieht jetzt deutlich, daß die
schwarze Bauernmasse, ihrer natür-
lichen Stützen beraubt, sehr schwach
war und bis dahin nur als Popanz
wirkte.
27. . .
28. Tdl
Td8 — a8
el
Nun arbeitet Weiß bereits an den
beiden Mittellinien.
28
29. Tel -e7
30. Te7<f7
a6 — a5
Tf8 — f7
Sd6Vf7
Nach diesem momentanen Nach-
lassen der Verteidigungsenergie
kommt Schwarz aus den Kalamitäten
nicht mehr heraus. Der weiße Turm
dringt ein ; ein Bäuerlein, dann ein
zweites gehen zwangsweise verloren.
Die starke, wenn auch krampf-
hafte Springerstellung auf d6 durfte
unter keinen Umständen aufgegeben
werden. Also: 30. . . . Kf7: und wenn
jetzt 31. Lh7:, so a5 — a4! mit Gegen-
chancen für Schw. z.B.: 32. Lc2 Ke6,
(Nicht 32. . . . a:b, 33. Lb3 c4 wegen
34. Lc4: S c4:, 35. Td7t usw.) 33. Td2
ab:, 34. ab: Talf nebst Sa5 und
die schwarze Gegenaktion ist nicht
zu unterschätzen.
31.Td5 — d7
32. Td7~ c7
Sb7-^d6
Stellung nach dem 32. Zuge von Weiß.
Die quantitative Umsetzung des
weißen Vorteils beginnt: Ein Bauer
von Schwarz (a5 oder c5) geht in
den nächsten 7 Zügen zwangsweise
verloren.
32. . .
33. Ld3
Ta8- d8
a6!
Natürlich nicht sofort 33. Tc5:,
wegen Sb7 34. Tc7 Td3:, 35. Tb7;
Tdlf nebst Tal mit Ausgleich.
33
34^ La6 — e2
Td8 — a8
Ta8- c8
Trostlos wäre auch 34. . . . a4,
35. Tc5: ab, 36. ab (od.Ta2) 37,Sd4.
35. Tc7 — a7
36. Sf3Ve5
Sf7"e5
f6Ve5
46
37. Le2 — g4 ....
Weiß ist unerbittlich: Bevor noch
der erste B (a5) erobert wurde, muß
auch schon der zweite (c5) daran
glauben, indem er seiner Turmstütze
beraubt wird.
37
38. Lg4-^d7
39. Ta7Xa5
Tc8 — c6
Tc6 — b6
Sd6 — e4
Auf 39. . ..Sb7 würde 40. TaSf
nebst TbS und LcS sofort gewinnen.
40. Ld7--f5
41.Ta5yc5
Se4 — c3
Tb6 — b5
Noch ein vager Rettungsversuch,
doch läßt sich Weiß in keine Verhand-
lungen ein. Der Rest ist Schweigen.
42. Tc5" cSf
43. TcS ^c7t
Kg8-g7
Kg7 — f6
44. Lf5Xh7 Tb5- d5
45. Tc7 — c4 Sc3Xa2
46. f2 — f4 e5Xf4
Das letzte Läuten.
47. Tc4^:
48. Lh7-
49. Tf4-
50. Lc2-
51. Lf5-
52. Kgl-
53. Tf2-
54. Tf5-
55. Le6-
56. Tc4-
57. Tc7-
58. Kh2^
f4t Kf6-~g7
c2 Td5— d2
f2 Td2- d4
f5 Sa2--c3
e6 K g7 — g6
h2 ' Kg6 — g5
f5t Kg5-g6
c5 Kg6 — f6
c4 Kf6 — g7
c7t Kg7 — f6
b7 Sc3-"a2
g3 Schwarz gibt auf.
Das Taylorsystem im Schach,
wobei aber auch der starke Kampfwille
von Weiß zu bewundern ist.
49 -
Als ein lehrreiches Gegenstück hiezu mag die dem Leser bereits
bekannte Partie Lasker-Tarrasch zitiert werden (siehe Partie Nr. 1), die trotz
des Lossteuerns des Gegners auf endspielartige Abwicklungen (Abtausch der
Damen !) von Lasker in ein scharfes Kombinationsstück umgewandelt wurde.
Stellung der Partie Lasker-Tarrasch
nach dem 24. Zuge von Schwarz.
(Es folgt der Damentausch!)
Schwarz: Tarrasch.
Weiss : Lasker.
Der Gegner pflegt noch wie halluziniert im Siegesgefühl zu schwelgen,
während Lasker bereits mit unerbittlicher Hand das „Mene-Tekel" aufs
Brett malt. . . .
Nachdem wir nun das Geheimnis der Lasker'schen Stärke einiger-
maßen festgelegt haben, wird es uns vielleicht möglich sein, auch seine
[menschliche] Schwäche herauszufinden. Sie besteht, so paradoxal es auch
klingt, gerade darin, daß es ihm gelingt, seine nWillen durchzu-
setzen. Den Widerstand bricht er; wenn man ihn aber gewähren läßt,
wird er wie jeder echte Künstler unsicher, statt wie ein bloßer Mathematiker
die glatte Integralrechnung des Sieges zu präsenüeren!
So unternimmt er in der tragischen 5. Matchpartie gegen den rein
passiv spielenden Schlechter die tiefangelegte Königswanderung von g8
bis c7, führt sie erfolgreich durch und — geht daran zugrunde.
Auch in der 5. Matchpartie gegen Capablanca (wo der Schlußfehler
45. . . . Ke7 — f8?? sich bereits in einer minderwertigen Stellung einstellte)
reißt er durch ein großzügiges Qualitätsopfer die Initiative an sich und
unterliegt durch keine schlechten, sondern eigentlich durch seine guten Züge
dem Gegner.
Die Lösung des Problems „Lasker" lautet: Wohl gegen seine
Züge, nicht aber gegen seinen Willen ankämpfen!
Dr. S. G. Tartakower: Die hypermoderne Schachpartie.
50 -
Schwarz alsflotterAng reifer.
Die beiden englisclien Vorkämpfer
liefern sich einen scharfen Kampf:
Wendungsmöglichkeiten
können.
12. Sd2-- fl
entstehen
Partie Nr.
6.
Nationalturnier
zu Malvern, 1921.
Weiß :
Schwarz :
\ D. Yates.
Sir
G. A. Thomas
1. e2 e4
e7 — e5
2. Sgl f 3
SbS c6
3. Lfl b5
a7- a6
4. Lb5 a4
Sg8 f6
5. 0 0
Lf8 e7
6. Tfl el
b7 b5
7. La4 b3
d7 d6
8. c2 c3
Sc6 a5
Die folgerichtigste Fortsetzung.
9. Lb3- c2 c7 CD
10. d2 d4 Dd8 c7
ll.Sbl d2 Sa5 c6
Wie im Einleitungsaufsatz zur
spanischen Partie ausgeführt wurde,
bietet hier 11. . . . Lc8— g4 die
nachhaltigste Fortsetzung, bei der
Weiß ohne Umschweife zur Erklärung
im Zentrum gezwungen wird : Riegelt
er die Mitte durch d4 — d5 ab, dann
kann entweder 12. . . . 0 — 0 (nebst
Se8, g6, Sg7 und f7 — f5) oder sogar
ganz aggressiv 12. . . . g5, 13. Sfl
Sh5! erfolgen. (Inkonsequenter ge-
schah in der Partie Capablanca-Yates,
Hastings 1919: 13. . . . h6. 14. Sg3
Tad8, 15. a4 b4, 16. cb cb, 17. Ld3
Lc8 usw.)
DerTextzug verfolgt zwar dieselbe
Idee, die Spannung im Zentrum auf-
zuheben, jedoch in abgeschwächter
Form, da Weiß jetzt eine Ausrede
zur Verfügung steht.
Ebenso ist die Defensividee des
Textzuges, sich beizeiten eine ge-
ordnete Rückzugslinie zu sichern,
keineswegs einleuchtend, dafür Sa5
auch nach dessen eventueller Ein-
keilung (durch d4 — d5) gute Ver-
Durch dieses vorübergehende
Bauernopfer hofft bekanntlich Weiß,
die Spannung im Zentrum beizube-
halten. Im Wettkampf Lasker-Tarrasch
München 1908, geschah hier zunächst
12. h3 0— 0, 13. Sfl, was seitdem
durch 13. ... cd, 14. cd ed! (Nicht
aber 14. . . . Sd4:? 15. Sd4: ed,
16. Lg5! wie in der besagten 5. Wett-
partie Lasker-Tarrasch zum Vorteil
für Weiß geschah.) 15. Lg5 h6!
16. Lh4Te8, 17. TclDb6, 18. Dd2
Le6, 19. Lbl Se5! mit Behauptung
des Mehrbauern (Leonhardt-Rubin-
stein, San Sebastian 1911) für wider-
legt gilt. Wir schlagen jedoch für
Weiß 15. Lf4 statt Lg5 vor.
Auch das Bauernopfer des Text-
zuges ist von fraglichem Werte, doch
hat Weiß nichts anderes, wenn er
nicht mit 12. d4^ e5 das Spiel auf-
lösen oder aber mit 12. d4 — d5 die
Mitte abschließen will, um dann (mit
Sfl, h3, g4, Sg3. Kh2, Tgl usw.) den
berüchtigten, meistens ebenso stereo-
typ wie erfolglos verlaufenden Ro-
chadeangriff zu inszenieren. Als Bei-
spiel für eine solche hermetisch ge-
schlossene Angriffsführung kann die
120 -zügige Riesenschlangenpartie
Chajes-Grünfeld, Karlsbad 1923 die-
nen, die sich bis zum 57. (!) Zuge ohne
einen einzigen Abtausch hinzog und
deren nächste Spielphase folgender-
maßen verlief: 12. d5Sd8. (Umständ-
licher geschah in einer Partie Yates-
Thomas, Karlsbad 1923: 12. . . . Sb8,
13. SflSbd7, 14. a4Sb6, 15. ab ab,
16. Ta8: Sa8:, 17. De2 Ld7, 18. Sg3
mit freierer Stellung für Weiß.) 13. Sfl
0-0, 14. h3 Se8, 15. g4 (Um f7— f5
zu verhindern, was aber selbstredend
sehr zweischneidig wäre. Es kommt
daher auch die solidere Angriffs-
führung mit 15. Sg3 in Betracht.)
15. ... g6, 16. Sg3Sg7, 17. Lh6f6!
51
18. Kh2Sf7, 19. Le3. (Vielleicht ist
hier 19. Ld2 ausgreifender, um even-
tuell auch am Damenflügel zu manöv-
rieren.) 19.... Ld7, 20. Tgl Kh8,
21. De2 Dc8, 22. Tg2 Db7, 23. Tagl
c4 usw. Angriff und Verteidigung
halten sich die Wagschale. Die schw.
Königsstellung istgenügend gesichert.
Das Spiel verläuft in Umgruppie-
rungen.
12 c5Xd4!
Wie der nächste Zug von Schw.
zeigt, geschieht diese Auflösung nicht
um das dreischneidige Opfer anzu-
nehmen, sondern um zu einem starken
Gegendruck auf das weiße Zentrum
zu gelangen. — Bei weitem weniger
unternehmend geschah in einer Partie
Yates-Michell, Malvern 1921 : 12....
0 — 0, 13. Le3 Kh8 (Ein schärferer
Plan wäre immerhin Se8 nebst g6
und event. f5.) 14. Sg3Sg8, 15. d5
Sd8, 16. a4Tb8, 17. ab ab, 18. b4
mit freieren Chancen für Weiß.
13. c3N d4
Lc8— g4
Diese Wendung, die d4 — d5 er-
zwingt, ist noch sicherer als die An-
nahme des Bauernopfers.
14.
15.
d4
Lc2
d5
d3
Sc6
Sf6
d4
h5!
Weniger initiativ wäre 15. . . . 0-0,
worauf in einer Partie Capablanca-
Dus Chotimirsky ( 1 9 1 4) 1 6. Le3 Tac8?
17. Ld4: ed, 18. a4 ! zum Vorteil für
Weiß folgte.
16. Lei— e3 Sd4Xf3t
Im „Collijn's Lärobok" (IV. Aufl.
1921) wird hier 16.. .. Lf3: 17. gf
Sf4, 18. Tel Dd8, 19. Ld4: ed, 20.
Sg3 g6 nebst Le7-f6-e5 mit Angriffs-
chancen für Weiß empfohlen.
17.
18.
Also die eingeschränkte spanische
Verteidigung mit vertauschten Rollen:
g2Xf3
Lg4--c8!
a2 — a4
Ta8 — b8
a4V b5
a6Vb5
Weiß am Damen-, Schwarz am
Königsflügel als Angreifer.
20. Tal — a7 Dc7 — d8
21. Sfl— g3 Sh5 — f4
22. Le3yj4 e5V^f4
23. Sg3 — f5 Le7 — h4
Gegendrohung ist die beste Parade :
Schwarz droht Lf2:f nebst DbOf
24. Ddl— e2 ....
Deckt den Punkt f2 und beginnt
schon mit dem B b5 zu kokettieren,
was aber zu seinem Verderben wird.
Vielleicht war hier 24. Dd2 besser, um
einerseits die rückwärtige Konzen-
trierung des Ld3 (nach fl), anderseits
den Angriff auf Bf4 unter Umständen
durchführen zu können.
24.
0-
-0
25.
Sf5Xh4
Dd8^
h4
26.
Ld3Xb5?
Ein sofort entscheidender Fehler.
Geboten war 26. Khl nebst Tgl mit
ungefähr gleichen Chancen. Jetzt folgt
ein drastischer Schluß.
Stellung nach dem 26. Zuge von Weiß.
26 Lc8- h3!
27. Kgl- hl Tb8Xb5!
Gewinnt Lb5, da auf 28. Db5:
Df2: mit undeckbarem Matt folgen
würde.
28. Tel— gl Tb5 — c5
29. b2 — b4 ....
Die Verzweiflungshoffnung von
Weiß beruht noch auf diesem Frei-
bauern.
52 -
29
30" De2 ' 'b2
31. b4 — b5
32. Db2 — e2
Tc5 — c3
Tf8 — c8
Dh4— h5
Dh5— g6!
Ein pikanter Schluß: Auf33. Tg6:
folgt Tclf nebst Matt in 3 Zügen.
Auf 33. Del aber gewinnt Tel 34. Del:
Lg2t! (nicht Tel : wegen 35. Ta8f
usw.) und auch auf 33. Tal, ent-
scheidet Tel nebst Matt in 2 Zügen.
Weiß gibt auf. ^i
Qzn]
Kühles Blut bewahren! Die
Stellung, die Marshall als Nach-
ziehender nach seinem 15. Zuge auf
Kosten eines überraschenden Bauern-
opfers (8. . . . d7 — d5) erlangt hat, ist
geradezu beängstigend. Doch ersinnt
Capablanca — freilich nach einem
bei ihm ganz ungewöhnlichen halb-
stündigen Nachdenken — tiefliegende
Rettungsmöglichkeiten (16. Tel-e2!)
und siegt durch bessere Nerven.
Partie Nr.
7.
Rice-Turnier
zu
New-York 1918.
Weiß:
Schwarz :
Capablanca.
Marshall.
1. e2 — e4
e7 — e5
2.Sgl — fS
Sb8-^c8
3. Lfl— b5
a7— a6
4. Lb5 ~a4
SgS — f6
5. 0 — 0
Lf8 — e7
6. Tfl— el
b7— b5
7. La4 b3
0 — 0
Wie bereits früher ausgeführt
wurde, geschieht hier gewöhnlich
7 d7 — d6 und erst nach 8. c2-c3.
folgt 8. ... 0 — 0 (oder Sc6 — a5).
Marshall plant aber ganz etwas
anderes.
8. c2 — c3 ....
Nachhaltig ist auch 8. a2 — a4
8 d7 — d5
Ein unerwartetes Bauernopfer, das
übrigens in ähnlichen Stellungen
(z. B. nach 7. . . . d6, 8. c3 0—0,
9. d3Lb7, 10. Sbd2d5!? oder auch
9. . . . Lg4, 10. h3Lh5, 11. Sbd2
d5 !?) von Schlechter versucht wurde
und hier also sogar mit einem Mehr-
tempo geschieht.
Marshall sucht bekanntlich in
jeder Partie die Initiative an sich zu
reissen, was ihm auch diesmal glän-
zend gelingt.
9. e4Xd5
Sf6Xd5
10. Sf3Xe5
Sc6Xe5
11. TelXe5
. Sd5 — f6
Die schwarzen Drohungen (L d6,
S g4 usw.) werden bereits akut. Weiß
hat durch die aufgezwungene Bauern-
eroberung einige Entwicklungstempi
eingebüßt. — Insbesondere macht sich
ferner die Abwesenheit der wichtigen
Verteidigungsfigur Sf3 fühlbar.
12. Te5 — el ....
In einer britischen Kongreßpartie
Yates-O'Hamlon, Malvern 1921 ge-
schah zunächst 12. d4Ld6 und nun
13. Tel Sg4, 14. h3 mit Einlenkung
in die Textvariante.
Wie jedoch eine spätere Korre-
spondenzpartie H. Wolf -Bernhardt
lehrt, bietet vielleicht (nach 12. d4
Ld6) 13. Te2! (statt 13. Tel) ein
besseres Verteidigungsverfahren.
12 Le7 — d6
13. h2 — h3 Sf6 — g4
Prachtvoll gespielt! Sg4 ist vor-
läufig unantastbar, da auf 14. hg Dh4,
15. g3 Lg3: 16. fg Dg3:t, 17. Kfl
Lg4:! gewinnen würde.
Und doch war vielleicht mit der
ruhigen und naheliegenden Fort-
setzung 13....Lb7, 14. d4 Dd7, (droht
Dc6 oder auch Tae8 miit Erlangung
der e-Linie) aus der Stellung mehr
herauszuschlagen.
14. Ddl— f3!
Dd8 — h4
Immerhin hat jetzt Schwarz eine
anscheinend formidable Angriffsposi-
tion erlangt. Kann sich Weiß retten?
53
15. d2 — d4 ....
Verlockend sieht hier 15. Te8 aus,
doch würde dann Schwarz mit 15
Lb7! 16. TfSifTfS:, 17. Dg4:Te8!
18. Kfl De7, 19. Ddl De4, 20. f3De5,
21. d4 D h2 usw. eine siegreiche
Stellung erlangen.
Ungünstig wäre auch statt des
Textzuges 15. Te4 wegen h5 16. d4
Lb7, 17. Tg4:hg, 18. Db7:Tae8,
19. Sd2 (19. Ld2 Te2) Tel f, 20. Sfl
gh und Schwarz gewinnt.
Es ist daher für Weiß unerläßlich,
nur weiter kühles Verteidigungsblut
zu bewahren und das Gewitter über
sich hinwegziehen zu lassen :
15 Sg4Xf2!!
Stellung nach dem 1 5. Zuge von Schw.
Hochdramatisch! Wenn nun 16.
Df2: so Lh2t! (Nicht sofort Lg3
wegen 17. Df7:t!! nebst Matt) 17. Kfl
Lg3, 18. De2 Lh3:! 19. gh Tae8!
und gewinnt.
(Z.B.: 20. Le3 Lei:, 21. Del:
Dh3:t 22. Kf2Dh4t23. Kfl Dehf
[Das Remis verschmäht Schwarz.]
24. Kel : Te3:t 25. Kf2 Tf e8 usw.)
Die weiße Königsfestung scheint
nunmehr demoliert zu sein, Capa-
blanca findet jedoch eine in ihrer
Einfachheit problemartige Rettung.
16. Tel— e2!
Lc8 — g4
Eine aussichtsreiche Fortsetzung
des Angriffes. Ungenügend wäre
16.... Sh3:t 17. gh Lh3: wegen
18. Te4! ebenso wie 16. . . . Lh3:
wegen 17. gh Sh3: 18. Kfl und Schw.
hat ausgetobt. Hingegen kommt hier
16. . . . Sg4 sehr stark in Betracht,
um etwa nach 17. Te8 (17. hg Lg4:
bezw. 17.Da8:Dg3, 18.hgDh2t
19. Kfl Lg3! 20. Le3Dhlt 21.Lgl
Lh2, 22. Kel Dghf 23. Kd2 Lf4t
wäre für Weiß trostlos und auch
17. Lf4Lb7! 18. d5! Sf6, 19. Ld6:
cd, 20. Sd2Tae8, 21. Tael Del:t
22. Tel: Tel :t 23. Kh2Tfe8 ist nur
für Schwarz günstig.) 17. . . . Sf6,
18. Tf8:t Kf8:. 19. Sd2! Tb8, 20. Sfl
Lb7, 21.Df2 Df2: usw. ungefähr
auszugleichen.
17.
h3^ -4
Nicht aber 17. Df2: wegen Lg3
18. Dfl Le2: 19. De2: Tae8 und ge-
winnt.
17
18. Kgl-fl
19. Te2Vf2
Ld6 — h2t
Lh2-g3
Rettet alles.
19
20. Kfl — e2
Dh4- hlf
Lg3> f2
In Betracht kam hier auch 20. . . .
Del: 21.Dg3 (Das Scheinopfer 21.
Lf7:f genügt nur zum remis. In der
vorerwähnten Partie Yates-O'Hamlon
folgte: 21.Lf7:tKh8, 22. Tfl Dc2t
23. Sd2Tae8t 24. Le8: Te8:t 25.
De3Te3:t 26. Ke3: und nun hätte
26 g5 ! statt 26 h6 zum Aus-
gleich führen können.) 21. . . . Db2:t
22. K d3 (In einer Stichpartie Moritz-
Emmrich geschah hier 22. Sd2 Tae8f
23. K dl [geht den Verwicklungen von
23. Kd3, b4 usw. aus dem Wege]
23. ... Dal :t 24. Kc2 Tel, 25. Dc7:
b4, 26. Tf7:! und Weiß gewann.)
22. ... Dal : 23. Kc2 und obwohl jetzt
Schwarz durch 23. . . . b4 ! die Be-
freiung seiner Dame ins Werk setzen
kann, doch spielt Weiß daraufhin
24. g5, vereitelt durch die starke
Drohung g5 — g6 das gefährliche
Vorrücken a6 — a5 — a4 und bleibt
auch nach (24. g5) bc. 25. Dc3: Dc3:t
54
26, Sc3: im nummerischen Vorteil. (2
leichte Figuren gegen T und B.)
Allerdings verpuffen bald nach
dem Textzuge alle schwarzen Droh-
ungen, Weiß gewinnt immer mehr
an Terrain (26. Ld5!), bringt seinen
Turm ins Freie (29. a4), verschafft
sich ein mächtiges Siegespfand (Frei-
bauer b5) und bringt sein Überge-
wicht zermalmend zur Geltung.
21. Lcl"d2! Lf2 — h4
22. Df3 — h3 Ta8— eSf
23. Ke3 — d3 Dhl— flf
24. Kd3 — c2 ....
Ein sicherer Hafen ist erreicht.
Weiß hat sich zäh und kaltblütig
verteidigt.
24.
Lh4— e7
25.
Dh3 f3
Dfl— gl
26.
Lb3 -d5!
c7 — c5
27.
d4Xc5
Le7Xc5
28.
b2 — b4
Lc5 — d6
29.
a2— a4
a6 — a5
Etwas besser war wohl 29. . . .
TeS — c8, da der Textzug dem Gegner
einen weit vorgerückten Freibauern
einräumt und dadurch den Untergang
beschleunigt.
30. a4Xb5
31. Tal -a6
32. SblXc3
33. b5 — b6
34. Ld2Vc3
35. b6 — b7
36. Ld5 <f7t
37. b7— bSDf
38. Ta6Xh6t
39. Db8 — h8t
40. DhS — h5X
a5Xb4
b4Xc3
Ld6 — b4
Lb4Xc3
h7 — h6
Te8 — e3
Tf8Xf7
Kg8 — h7
Kh7Xh6
K beliebig
EZD
Ein kurzer aber inhaltsreicher
Kampf.
„Die Partie (sagt Rubinstein bei
deren Glossierung in der „Neuen
Wiener Schachzeitung") ist charakte-
ristisch für die Spielweise des Ex-
Weltmeisters: eine strategisch un-
günsüg stehende Partie durch ein
feines taktisches Manöver zu retten".
Partie Nr. 8.
Großturnier zu Mährisch-Ostrau 1923.
Weiß: Schwarz:
Dr. Em. Lasker. A. Rubinstein.
1. e2 — e4 e7 — e5
2. Sgl— f3 SbS — c6
3. Lfl b5 a7^a6
4. Lb5 a4 SgS-^fö
5. 0-0 d7 — d5
Auch Rubinstein ist seit letzter
Zeit dem Geplänkel-Zuge 5. . . . Sf6Xe4
abgeneigt, zieht jedoch dabei den
Textzug dem sofortigen 5. . . . Lf8 — e7
vor, obwohl Weiß jetzt nicht nur ins
Hauptspiel einlenken, sondern auch
allerlei Verwicklungen wählen kann.
6. Tfl^el ....
Auf die vereinfachende Wendung:
6. La4Xc6t b7Xc6, 7. Sbl— c3
kann die Herbeiführung der Steinitz'-
schen Verteidigungsstellung durch
7. . . . c6 — c5 vereitelt werden und
auch auf 7. d2 — d4 plant jetzt Schw.
nicht mit etwa 7 Ld7, 8. Sc3
Le7, 9. Teled, 10. Sd4:0— 0 etc.,
sondern mit 7. . . . SfOX^^! fortzu-
fahren, z. B.: 8. Tel f5, 9. de d5,
10. c4Le6, ll.Sd4Dd7, 12. f3Sc5,
13. b4 de! usw. oder wie in der Partie
Wolf-Rubinstein, Wien 1922, gechah:
8. De2 f5, 9. de d5, 10. Tdl [Eine
wilde Variante wäre sofort 10. c4 d4,
11. Tdl c5, 12. Sc3Lb7, 13. Se4:
fe, 14. Sg5e3, 15. Dg4!eft 16. Kfl
De7! 17. e6h5! 18. Df5 Df6, 19. Df6:
gf, 20. Sf7Tg8 und Schwarz steht
brillant] 10. . . . c5! 1 1. c4 c6, 12. Sc3
Sc3: 13. bcLe7; 14. cd cd, 15. c4d4,
16. Sg5Lg5: 17. Dh5tg6, 18. Dg5:
Dg5: 19. Lg5: Le6, worauf jetzt statt
20. Lei? K d7 ! usw. am besten
20. Tabl! folgen sollte.
Interessant ist ferner statt des
ruhigen Textzuges das Bauernopfer
mit 6. d2— d4 b7 — b5! (Dies ist
initiativer als 6. . . . Ld7 oder auch
55 -
als 6. . . . ed, 7. Sd4: Ld7 usw.)
7. La4 b3 (Hier ist auch die Ver-
einfachung durch 7. de de, 8. DdSif
[8. Lb3!] Sd8: 9. Lb3 möglich, wo-
rauf jedoch Rubinstein statt der schab-
lonenhaften Remisfortsetzung : 9. . . .
Ld6, 10. Lg5 Le6 usw. viel nach-
haltiger mit 9. . . . Sd7! fortzusetzen
pflegt, um dann mit Lb7 nebst c7-
c5-c4 oder mit f6 nebst Sc5 den LbS
aus der Welt zu schaffen oder zum
mindesten von der starken Diagonale
a2-g8 zu verjagen. In einer Lokal-
turnierpartie Prczepiorka-Rubinstein,
Warschau 191 9, folgte darauf 10. Le3.
f6! hingegen in den früheren Partien:
Burn-Rubinstein, Karlsbad 1911: 10.
Sc3, Duras-Rubinstein, San Sebastian
1912: 10. a4, Reti-Forgacs, Budapest
1913: 10. Lg5.) 7. . . . S c6"<d4,
8. Sf3 /d4 e5 ;d4, 9. c2~ c3!
INatürlich nicht 9. Dd4:? wegen c5
nebst c4 mit Läufergewinn. In einer
Partie Trejbal- Rubinstein, Karlsbad
1923, geschah auch weniger gut:
9. Ld5 S d5 : [Auf 9. . . . Tb8, 1 0. Dd4 :
Ld7 pariert Weiß die Drohung c7-
c6-c5-c4 einfach mit 11. c3.] 10. ed
Le7 [10... .Df6!] ll.Dd4:0-~0, 12.
Sc3 Lf6, 13.Dd3 Te8 mit gutem Spiel
für Schw.)9. . . . d4Vc3, 10. SbL ■ c3
und der weiße Angriff wiegt wohl den
Bauern auf. (z.B. P. Yates-Rubinstein,
Karlsbad 1923: 10. . . . Le7, ll.Df3
Lb7, 12. Dg3 0 — 0, 13. Lh6Se8,
14. f4Kh8, 15. Lg5 mit vehementem
Druck.)
Geistreich ist auch an Stelle des
Textzuges 6. c2 c3, um ein Rück-
zugstempo für La4 zu gewinnen, z. B.
Partie Reti- Rubinstein, Weihnachts-
turnier zu Hastings 1922: 6. . . . b5,
(Gefährlich wäre Se4: wegen 7. d4.)
7. Lc2 Le7, 8..d4 0—0, 9. a4 (Zweck-
mäßiger ist hier die normale Ent-
wicklung mit Le3, Sbd2, Tel, Sfl
usw., wobei das schwarze Gegenspiel
mit Sa5, c5, Dc7 usw. wegen des
Mindertempos entfällt und Schwarz
daher auf 9. Le3 wohl mit Lg4, wie
in der Partie, fortsetzen würde.)
9. . . . Lg4, 10. d5 (von zweifelhaftem
Werte. Noch immer war 10. Le3 gut.)
10. . . . Sa5, 11. Sbd2 (Energischer
war jedenfalls ll.De2) 11.... c5,
12. de (Verfehlte Anlage. Geboten war
12. Tel nebst Sfl.) 12.... Sc6:
13. De2Db6, 14. h3 Ld7, 15. Tdl
Tfc8. Jetzt steht schon Schwarz mit
Rücksicht auf seinem Druck auf der
c-Linie überlegen.
Zu erwähnen ist schließlich noch
ein anderer scheinbar ruhiger und
solider Zug 6. Sbl — c3, worauf aber
Schwarz sofort mit 6. . . . b5, 7. Lb3
Lg4 zur Gegeninitiative gelangt.
6 b7 b5
Hier wurde auch 6 Lg4, 7. c3
Sd7, 8. d3 Df6 versucht, doch ist die
Textfortsetzung viel klarer und zwin-
gender.
7. La4 b3 Sc6- a5!
8. d2 d4 Sa5><b3
Nachteilig wäre 8 ed wegen
9. e5. Nun istaberdie wichtigste weiße
Angriffsfigur L b3 schmerzlos be-
seitigt, die Spannung im Zentrum
der Auflösung nahe und überdies
hat Schwarz zwei schöne Läufer.
9. a2 b3 Lc8- b7
Am besten. Rubinstein hat in
dieser Variante eine große Erfahrung.
10. Lei g5 ....
Führt eine weitere Erleichterung
des schwarzen Spieles herbei, doch
sind anderseits die Verwicklungen
nach 10. de Se4:! (Schwach wäre
10.... de.) 11. ed (oder ll.Sc3 d5)
Ld6: 12. D'd4 (wenn jetzt 12. Sc3,
so>mfadrö^!) De7 (Nicht aber
0—0 wegen 13. Te4:f5, 14. Te6!
Lf3: 15. Td6: und Weiß behält zwei
Figuren für den Turm) jürJWeiß_sehr
gefährlich. „Collijns Lärobok^^^^^glH
darauffolgende geistvolle Fortsetzung:
13Jig7: (Wir ziehen hier zunächst
13. Sc3 vor, z.B. 13. . . . 0-0-0, 14.
Te4: usw. oder 13 c5, 14. Dg7:
0-0-0, 15. Dg4t! Kc7, 16. Te4:!
56
Le4: 17. De4: De4: 18. Se4:The8
19. 13 usw. oder 13. . . . f5, 14. Lg5
Df7, 15. Se4; fe und jetzt nicht, wie
„Collijn" fortsetzt: 16. S d2 0-0,
17. Se4:Dg6! usw., sondern 16. Te4:f !
Le4: 17. De4:tKd7, 18. TdlTaeS,
19. SeöfTeö: 20. De5:Dh5! [Te8
21.Dc3] 21.Df5t! Kc6, 22. Ddöf!
Kd7, 23.Lf4!Dd5: 24.Td5:Ke6,
25. Td4Lf4: 26. Tf4:Td8, 27. Kfl
Td2, 28. Te4tKf6, 29. Te2 Tdlf
30. Tel Td2, 31. Tel nebst Kel.
Weiß behält immerhin einen gesunden
Bauern mehr.) 13. . . . 0-0-0, 14.Lg5?
(Besser ist jedenfalls 14. D g4f z. B.:
14.... Kb8, 15. Df5! bezw. 14....
f5, 15. Df5:t Kb8, 16. Lg5 usw.)
14....Sg5:!! 15.Te7:Thg8! 16. Df6
Sf3:f mit Gewinnstellung für Schw.
Allen diesen Gefahren gehtLasker
mit seinem Textzuge aus dem Wege.
10 h7 — h6
11. Lg5^ /f6 Dd8Vf6
12. Sbl— c3 c7- c6!
Auch ein verstellter Läufer wirkt
mit latenter Kraft, während hingegen
alle Angriffsversuche von Weiß im
Zentrum vereitelt zu sein scheinen.
Schwarz braucht nur noch mit Le7
nebst 0 — 0 seine Entwicklung zu
beenden und die Dynamik seiner
Stellung (z.B. Formierung eines Ge-
genangriffs durch g6 und f7 — f5)
wird dann klar zutage treten müssen.
Lasker sieht die herandrohende Ge-
fahr ein und erzwingt daher eine
gewaltsame Entspannung.
DieKrisisderPartie recht-
zeitig erkennen, um entweder
eine Chance ausnützen oder min-
destens die Gefahr vereiteln zu können,
— darin liegt das Hauptgeheim-
nis eines großen Meisters!
13. d4- d5!
14. Ddl— d3
c6
Dd8
c5
f6
Die schwarze Dame muß zu Hilfe
zurückeilen, kann aber die Möglichkeit
des Springeropfers nicht ganz aus der
Welt schaffen. Weiß hat seine Gegen-
vorteile (die halboffene Turmlinie und
die Schwächung der schw. Bauern-
kette am Damenflügel) noch am besten
ausgenützt.
Stellung nach dem 14. Zuge von Schw.
15. Sc3^;b5(!) ....
Ein in der gambitlosen Eröffnung
seltenes Beispiel frühzeitigen Figuren-
opfers zwecks Herbeiführung von
Remis.
15
16. Dd3 :b5
17. TalVa8t
18. Db5 — b8t
19. Db8- b5t
a6 V b5
Dd8— d7
Lb7Xa8
Dd7 — d8
Dd8 — d7
Wie eingehende Analysen gezeigt
haben, würde Schwarz nach 19. . . .
Ke7, 20. Tal Kf6, 21.Ta7 Le7,
22. Sd2 nebst event. Sc4 und Sb6
trotz der Mehrfigur im dauernden
Nachteil bleiben.
20. Db5- b8t Ewigschach!
Jedenfalls eine pikante Tatsache,
daß Weiß (und dazu noch ein Welt-
meister !) in dieser für riesenstark gel-
tenden Eröffnung noch vor Beginn
des Mittelspiels in einem Opferremis
seine Zuflucht nehmen muß, um dem
drohenden Positionsdruck des Geg-
ners zu entgehen.
Diese Partie ist ferner im gewissen
Sinne ein Beispiel für die Lasker'sche
These, wonach im modernen Schach
Positions- und Kombinationsspiel sich
zu einer harmonischen Einheit ver-
schmelzen, und wollen wir uns daher
im Nachstehenden mit derKlarstellung
dieser wichtigen Frage befassen.
Lobgesang der Kombination.
„PositioHSspiel und Kombinationsspiel ergänzen einander", sagt Reti
in seinem bereits vorerwähnten Buche : „Die neuen Ideen im Schachspiel."
„Das Positionsspiel ist die Vorbereitung des Kombinationsspiels", sagte
Lasker in einem 1914 zu Hamburg abgehaltenen Schachvortrag.
Diese Auffassung ist allgemein, sie hat sehr viel für sich und scheint
auch in vielen praktischen Proben ihre Bekräftigung zu finden. So sehen
wir zum Beispiel, wie der sonst so ruhige Positionsspieler Grünfeld in
folgender Stellung aus dem Pistyaner Turnier durch eine glanzvolle Doppel-
opferkombination den zweiten zum Gewinn der Partie notwendigen
Bauern erobert :
Stellung nach dem 28. Zuge von Weiß.
Diagramm I.
Schwarz: Grünfeld.
Weiß: Opocensky.
wann im 50. Zuge. -
Lg6Xcl3!!
d3
Tc8Xc3!!
e2
Es folgte :
28. ...
29. c2>;
30. Df2-
Auf 30. bc gewinnt Da2f in epaulettenartiger
Weise die Dame und auf 30. Kc3: folgt TcSf
31. Kd2 Db3!! 32. Ke2 Tc2t 33. KflDd3:t
34. KglTf2: 35. Kf2:Dd4t und gewinnt, oder
31. Kb4 a5t 32. Ka4 b5t 33. Ka5: Da8t 34. Kb5:
Db7t 35. Db6, 36. Tcöf usw. oder 34. Kb6 Tcöf
35. Kb5:Db7tusw. oder endlich 34. Db4Da4X
und ge-
30. . .
Tc3 — b3
31.Tcl-
-bl
Td8- c8
32. De2-
-e4
Dd5N:e4
33. f3>
<e4
h7 — h6
Derselbe Wiener Großmeister nimmt prinzipiell das gefürchtete Königs
gambit des zweitgenialsten Angriffsspielers aller Zeiten Spielmann an, um
zwar in Teplitz-Schönau zu unterliegen, dafür aber in Wien 1922 durch ein
kraftvolles, im richtigen Moment inszeniertes Gegenopfer den Anziehenden
zu überwältigen. (Siehe Diagramm II.)
58
Stellung nach dem 22. Zuge von Schwarz.
Weiß am Zuge versuchte noch seine beste
Chance :
23. f5 -f6 ....
Darauf folgte :
23
24. Lg5Xe3
25. Th4— h5
26. Kf2Xe3
27. Ke3 — d3
28. Kd3 — c2
gew^ann im 38. Zuge.
e4 — e3t!
Lg7/f6
Te8Xe3!!
Lf6Xd4t!
Ta8 — d8!
Ld4 — e3 und Schw.
Diagra
mm 11.
Schwarz :
Grünfeld.
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i rr
j-^
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i = '
1 ^ .0 fö
#
■" -Ä
,
Weiß: Spielmann.
Auch ohne diese beiden Beispiele wäre man wohl geneigt, folgendes
Schema eines idealen Partieverlaufs aufzustellen: Zunächst gesundes Posi-
tionsspiel, d. h. Spiel nach allgemeinen Prinzipien, worauf sich dann —
sozusagen als Prämie für brave Kinder — irgend eine schöne Kombinations-
möglichkeit einstellt.
Diese Darstellung der Sachlage, wonach das Positions- und das Kombi-
nationsspiel als zwei gleichwertige Faktoren der Schachpartie zu betrachten
seien, wenn nicht gar dem ersteren die Hauptrolle zugesprochen werden
sollte, erfreut sich auch in den Lehrbüchern einer großen Beliebtheit*), ist
aber wohl zu verwerfen, da dabei das Wesentliche im Verhältnis der beiden
Spielarten zueinander gar nicht zum Vorschein kommt. Wir stellen folgende
Punkte unter Beweis:
Kombination ist eine mögliche Unmöglichkeit! Sie ist ein
göttlicher Funken, der ganz außerhalb der eigenen Schachidee stehend, die
Schachpartie meteorhaft beleuchtet. Es ist daher ganz unrichtig und für die
Kombination erniedrigend, sie in irgend ein Abhängigkeitsverhältnis mit
dem sogenannten Positionsspiel, dem sie diametral entgegengesetzt ist, zu
bringen.
Ziele und Wege der Kombination: Sie hat zur Aufgabe, die
tote Masse der Schachfiguren, den beschränkten Raum des Schachfeldes,
die arithmetische Unbarmherzigkeit der Zügezahl, aber auch den lebendigen
Geist des Gegners zu zerrütten. Sie gelangt dazu, indem sie alle Prinzipien
der Materie (Figurenzahl !), Stellung (Schwächen !) und Zeit (Tempi !) über
Bord wirft und sich also über die ehrlichen Bemühungen des Positions-
spiels höhnisch hinwegsetzt.
Ihr Verhältnis zum Positionsspiel ist demnach keineswegs
ergänzender, sondern dirimierender Natur, was schon daraus hervorgeht, daß
gewöhnlich gerade die Partei, die mit allen positioneilen Schwächen be-
haftet ist, durch kombinatorische Effekte den Sieg an sich reißt.
Ein schönes Beispiel liefert uns in dieser Beziehung folgende Stellung
aus der Teplitz-Schönauer Partie Johner-Rubinstein, wo Schwarz in einer
*) Wir nennen nur die beiden ausgezeichneten Werke:
Eduard Lasker und „Die Schachpartie" von Johann Kotrc.
„Schachstrategie" von
59
Positionen total verlorenen Lage mit dem Feinsten, was es im Schach gibt
mit den Bauerndurchbrüchen zu arbeiten beginnt.
Stellung nach dem 21. Zuge von Schwarz.
Weiß am Zuge spielte:
22. Sf4 — d3 ....
und zwar in der Annahme, daß es nicht schadet, sich
am Damenflügel hinreichend zu sichern [Punkt c5!],
während der Königsangriff ihm sowieso nicht ent-
schlüpfen würde. (Energischer war jedoch 22. Sh5
und wenn darauf 22. . . . b6, so 23. Df5 mit der
Drohung 24. Sf6: Tf6: 25. Df6:!!) Nun folgte:
22.
23.
f3 — f4
b7
c6
b6
c5!!
Beginn eines großartig durchgeführten Durch-
bruchs, der dem Führer der schwarzen Steine auch
einen wohlverdienten Schönheitspreis einbrachte.
Schwarz :
^ubinstein.
i^
iW
i i
i I
1 i
i i
—
^ 3 ,
— iL A
*i'^
^® \,
M^
Weiß: Paul Johner.
24. d4Xc5 ....
Besser war jedenfalls 24. Se5.
Nach Annahme des B-opfers ist W.
verloren.
24 b6Xc5
25. Dc2Xc5 ....
Auf 25. Sc5: folgt natürlich Tc6
26. Tel Tc8 mit Springergewinn.
25 Td6~c6!
26. Dc5 — a3 ....
Auf 26. Dd5: gewinnt 26. . . . Td8,
27. De4! Db7! mit Doppeldrohung
Tclf und Td3: und auf 26. Db5
entscheidet 26. . . . T c8 ! mit der
fürchterlichen Drohung Lb2:! [Grün-
feld im Kongreßbuch.]
26.
T:
cSÜ
Die Pointe der Angriffsführung.
Viel schwächer wäre das naheliegende
26.... TbS.
27. Tgl— dl Lf6Xb2!!
Ein glänzender Schluß!
28. KblXb2 ....
Oder 28. Sb2:? Tclf nebst Matt
oder 28. Db2: Tb6, 29. Tel Tb2:t
30. Kb2:Db6t 31.Kal-Df6t 32.
Kbl Tc3! und gewinnt.
28 Tc6"C3!!
29. Da3 — a4 Tc3 — c2t
Weiß gibtauf! (Auf 30. Kbl führt
Tb8t zum Matt und auf 30. Ka3 ent-
scheidet Dd6t 31. Sb4 T8c3t usw.)
— „Was ist jedoch mit jener Menge von Partien, die ohne jeden Glanz,
sondern nur durch rein schachstrategische Machtmittel gewonnen wurden?"
hören wir uns einwenden. — Alle solche Partien sind entweder doch durch
diskrete Kombinationszüge entschieden oder aber gar nicht gewonnen,
sondern nur — vom Gegner verloren worden! Denn zu besiegen ist ein
gleichwertiger Gegner nur durch die Erfindung, d. h. Kombination.
Und so beweisen auch die eingangs zitierten Spielproben von Grünfeld,
der die Schachlogik in idealer Weise verkörpert, gerade nur, daß die
Kombination unbedingt ins logische Gefüge der Schachpartie gehört.
Die Schachpartie ist ein Problem, mit dem Unterschied
freiHch, daß dort die ungefüge Idee der künstlichen Stellung, im praktischen
Spiel aber die ungefüge Stellung der flüchtigen Idee untergeordnet wird
und der Schachspieler, wie ein schaffender Künstler, in immerwährender
Angst, dieselbe entschlüpfen zu sehen, kämpft. Was wäre übrigens die
ganze Technik des Schachs ohne das erlösende Wunder der Kombination?
Es ist klar, daß das Schach in der strengen Architektonik des Positions-
kampfes ein bloßes Spiel bleiben würde, während es nur dank der
Phantasie jene wundersame Geheimwissenschaft geworden ist, die wir
erforschen und der wir dienen.
Die Kombination ist also die Seele des Schachs und daher
stets als etwas Übersinnliches, als ein Göttergeschenk zu betrachten. Sie
allein bekämpft die Idee der Macht mit der Macht der Idee, beschaut die
undurchdringliche Masse mit den tötenden Augen des Angriffs, schafft die
Drohung herbei, zaubert das Opfer heraus, kämpft mit einem Wort gegen
das feindliche, gegen das — feindselige Schach !
Endlich haben wir das befreiende Wort ausgesprochen. Der Leser
dürfte aus dem Vorhergesagten schon selbst den wichtigen Schluß gezogen
haben, daß wenn das Positionsspiel mit seiner allnivellierenden Logik für
das Schach arbeitet, so arbeitet das Kombinationsspiel gegen das Schach,
hebt es aber gerade dadurch aus dem Sumpfe einer bloßen Spielerei auf
die hohe Stufe einer geheimnisvollen Kunst empor. — Welcher Spielauf-
fassung wollen wir also nachstreben? Zweifelsohne der kombinatonischen,
die uns unbegrenzte Möglichkeiten in Aussicht stellt, während hingegen das
Positionsspiel nur am Vorhandenen klebt und ohne Schwung arbeitet. In
diesem letzteren Sinne sind auch die Worte eines Schachschriftstellers zu
verstehen : Auf Position spielen, d. h. auf gar nichts spielen !
Eröffnungsfragen. — - Und nicht nur der Kausalnexus, sondern
auch der zeitliche Zusammenhang zwischen dem Positions- und Kombi-
nationsspiel wird gewöhnlich in falsches Licht gerückt, denn die schärfsten
Emanationen des rebellischen Erfindungsgeistes kommen gerade alleranfangs
vor, wo meistens alle gesunden Grundsätze des Bauernzentrums, der Figuren-
entwicklung, der Königssicherheit, des Terrain- und Tempogewinns ins
Gesicht geschlagen werden.
Welche Eröffnungen werden denn eigentlich nach allgemeinen Prinzipien
des gepriesenen Positionsspiels behandelt? — Vielleicht das Königsgambit,
wo ein Bauer geopfert wird, um ja seinen eigenen König zu gefährden?
Oder die Spanische, wo man seine wichtigste Angriffsfigur in eine Sack-
gasse treiben läßt? Oder die Schottische, wo man effektive Tempi (Sgl— f3
Xd4Xc6) dem Gegner schenkt? Oder das Nordische Gambit, wo man
selbst jede Hoffnung auf das Bauernzentrum zerstört? Oder auch das ortho-
doxe Damengambit, wo man dem Gegner das Bauernübergewicht am Damen-
flügel gegen unsichere Garantien des Angriffs überläßt? . . . Wie wir sehen,
weht über allen diesen Eröffnungen der schärfste Wind der künstlerischen
Erfindungsgabe.
Wir sind also nunmehr in der Lage, folgende Gegenresolution zu
treffen: Als treibende Kraft des Sieges ist nicht der trockene Geist des
Positionsspiels, sondern der göttliche Funken der Kombination zu betrachten.
Als ein interessantes Beispiel für obige Erörterungen mögen 2 Moment-
aufnahmen aus einer im Londoner Großturnier 1922 gespielten Partie dienen.
- 61 —
WO der Weltmeister Capablanca im Kampfe gegen den Kanadier Morrison
folgenden über Zeit und Raum schwebenden, von dem eigentlichen Schach-
prosa sozusagen losgelösten Opfergedanken in den weiteren Verlauf der
Partie hineinbrachte. („Jetzt will ich etwas für die Galerie leisten", sagte
er dem Schreiber dieser Zeilen schon nach seinem 16. Zug im Vorbeigehen.)
Stellung nach dem 16. Zuge von Schwarz.
Diagramm 1.
Schwarz: Capablanca.
Weiß glaubte das Spiel am Königsflügel zu
vereinfachen, um am Damenflügel ungestört ope-
rieren zu können und spielte :
17. e4 — e5 ....
worauf aber der überraschende Zug:
17 Se7 — d5!!
folgte und Weiß in richtiger Einsicht die Fortsetzung
18. Lc3- d2 Lf6 — e7
wählte, so daß Schwarz mit schönen Angriffsaus-
sichten am Königsflügel verblieb. — Verhängnis-
voll und mit wunderschönen Varianten verbunden
wäre die Annahme des Opfers : 18. eöX^ö Sd5 — f4
Weiß: Morrison. z.B.: I. 19. De2— e3 Sf4Xg2!! 20. De3— g5 (er-
zwingt den Damentausch, kann aber trotzdem den Verlust nicht abwenden.)
20.... Dh5Xg5, 21.Sf3Xg5 Sg2-^f4! 22. f6Xg7 (22. f6— f7t? Tf8Xf7,
23. Sg5Xf7? Sf4"h3#) 22. . . . Tf8--f6, 23. Ld3— b5 (Noch am besten.)
23. . . . Tf6--g6, 24. f2^f3 (bezw. 24. h2— h4 h7— h6) 24. . . . Sf4— h3t!
nebst Sh3Xg5 mit entscheidendem Vorteil. Oder IL) 19. De2-dl Sf4Xg2!!
(Schwächer wäre wohl 19. . . . Lb7Xf3, 20. Ddiyf3 Dh5Xf3, 21. g2><i3
Sf4Xd3.) 20. Sf3— e5! (Deckt noch notdürftig so ziemlich alles.) 20....
Dh5 — h3! (Der riesenstark aussehende Zug Dh5 — g5 führt nach 21. f2 — f4
Sg2XWt 22. Kgl--f2 zu nichts Klarem. Jetzt droht vor allem Se3.)
21.Ddl— d2 glYß, (Nicht sofort Sg2— h4 wegen 22. Dd2— g5 TfSX^ö,
23. Dg5— g3 Tf6— g6, 24. Se5Xg6 Sh4— f3t 25. K gl— hl.) 22. f2— f3
Sg2 — h4, 23. Se5 — c4 (bezw. 23. Se5Xd7 Tf8— f7, bezw. 23. c5 — c6
d7Xc6) 23. . . . Kg8 — f7 und der schwarze Angriff dringt leicht durch. —
In derselben Partie, wo der Kanadier dem Weltmeister überhaupt viel
zu schaffen gab, entstand nach dem 28. Zuge vonWeiß nebenstehende
Stellung. (Diagramm II.)
Wieder versuchte hier Schwarz durch :
28. .... Le7 — g5
(In Betracht kommt sofort 28 Df7— g6)
eine Opfersymphonie mitten in der gefährlichen
Situation zu komponieren. Es folgte:
29. Tf4Xf5! Lg5Xe3t
30. De2Xe3 ....
Auf 30.Tb3Xe3 Df7Xf5, 31. Lc4— d3 würde
die Überraschung 31 Tb8— blf! folgen.
30 Df7 — g6!!
Das Spiel gleicht einem Vulkan. Weiß ver-
teidigt sich aber ausgezeichnet :
31. Tf5 — f2! Lc6Xg2
Diagramm II.
Schwarz: Capablanca
Weiß: Morrison.
^ 62 -
Dies ist die wunderschöne Pointe der schwarzen Kombination (32.
Tf2Xg2? Dg6 — blfü nebst Matt in 3 Zügen), die den Bauer zurück-
gewinnt und, was beinahe noch wichtiger ist, den lebendigen Geist
des Gegners zerrüttet, der jetzt am besten sofort 32. De3 — g3! spielen
sollte, um nach 32 Lg2— e4, 33. Dg3Xg6t Kh7Xg6 etwa auszu-
gleichen. — Statt dessen geschah durch das leicht erklärliche Nachlassen
der Spannkräfte (nachdem Weiß bisher sein Bestes herausgab):
32. Tb3Xb8(?) Lg2 — e4 39. Kf2"g3 Tb2 — d2
Q^" R^q""^^L tJu?^>^^ Fixiert die Schwäche von Weiß.
34.Dg3. g6t Kh7Xg6 ^^ ^^^_^^^ ^,_^^5,
Man sieht, daß Weiß durch seinen 41 h2 h4 c7 c6
32. Zug die wichtige b-Linie einge- 42. Kg3 — f3 a5— a4
büßt hat. 43. Kf3 — e3 Td2 — c2
35. Tf2 — f6t Kg6 — g7 44. Lc4^a6 Tc2Xa2
36. Tf6 — f4 Le4 — f5 eroberte einen Bauern und gewann
37. Tf4 — f3 Tb8 — blf nach weiteren Schwierigkeiten im
38. Kgl- f2 Tbl— b2t 55. Zuge.
Wir nähern uns den praktischen Schlußfolgerungen, die wir in die
Form einiger Aphorismen über das Wesen und die Ziele der Kombination
kleiden wollen : 1. Die Schachgesetze sind dazu da, um überholt zu werden.
— 2. Die eigentliche, höhere Schachlogik besteht in der Besiegung der
landläufig positioneilen. — 3. Die Position sucht, die Kombination findet.
— 4. Der richtige Schachspieler kämpft gegen das Schach!
Auch darin besteht nämlich die große Tat der Hypermodernen, daß
sie statt der früheren Formeln des „Nur-Kombinationsspiels" bezw. der
„Wahl zwischen dem Position- oder Kombinationsspiel" ein neues Schema:
Kombinationsspiel unter Zuhilfenahme des Positionsspiels ins Leben gerufen
haben. („Wir kombinieren positionell", sagt Reti.) Die Hypermodernen haben
das Positionsverständnis zum Vasall der Kombination gemacht, weshalb
auch ihr Spiel so dynamisch und kompliziert erscheint. —
Wir werden in diesem Buche noch vielen grandiosen Beispielen ver-
schiedenartigster Kombinationen beiwohnen und haben hoffentlich mit den
vorstehenden Erörterungen unseren Zweck erreicht, das Wesen der Kombi-
nation ins richtige Licht zu stellen.
spanisch mit 5. . . . Sf6> e4.
In den nächsten drei Partien wählt
Schwarz ein aggressiveres (sozusagen
„offenes") Verteidigungssystem, in-
dem er in der Mitte losschlägt (5. . . .
Sf6Ve4) und sich dort mit dem
Springer (durch 7. . . . d7 — d5 und
später f7"--f5) einzugraben versucht.
Partie Nr. 9.
Großturnier zuTeplitz-Schönau 1922.
Weiß: Schwarz:
Dr. KarlTrejbal. Spielmann.
1. e2-
e4
e7-
e5
2. S gl
13
Sb8-
c6
3. Lfl
b5
a7-
a6
4. Lb3
a4
Sg8^
f6
5. 0
0!
Sfö^
e4
Die aggressivere, ob aber auch
chancenreiche Spielweise von Schw.:
Er bekommt ein schönes, aber etwas
schwankendes Figurenspiel im Zent-
rum.
6. d2 d4 ....
Gilt für das Beste, da auf 6. Tel
Schwarz sich mit Sc5 gut salvieren
kann. Hingegen kommt hier auch
die verpönte Fortsetzung 6. D e2 in
Betracht, da Weiß nach (6. De2) Sc5!
7. Lc6:?! de, 8. d4Se6, 9. deSd4!
(Auf 9 Lc5 kommt Weiß mit 10.
Tdl De7, 11. Sc3 0—0, 12. Se4 zum
Angriff.) 10. Sd4: Dd4: 11. h3! (Nicht
11. Tdl wegen Lg4!) 11. . . . Le7,
12. Sd2! in Stellungsvorteil kommt,
(z. B.: 12. . .. 0—0, 13. Sf3 oder
12. .. . Dh4, 13. Se4Lf5, 14. Sg3
Lg6, 15. Kh2 nebst f4), während
Schwarz mit dem häßlichen Doppel-
bauer und den wenig wirksamen
Läufern verbleibt.
6 b7 b5!
Auf 6. . . . Le7 folgt nicht wie in
der 6. (letzten) Revanchematchpartie
Lasker-Tarrasch, Berlin 1916: 7. Tel
(wegen 7. . . . d5, z. B.: 8. Se5:Ld7,
9. c4Se5: 10. de La4: ll.Da4: b5,
12. cbDd7!), sondern 7. De2f5, 8.
de mit Vorteil für Weiß.
Mit 6. . . . ed gelangt man aber
bekanntlich zur genial erdachten und
doch ungenügenden „Riga"-Variante
(1906): 7. Tel d5, 8. Sd4: (Den
Berger'schen Vorschlag: 8. Lg5 sucht
Dr. Krause in der „Deutschen Schach-
zeitung" ex 1921 durch 8. . . . Le7
[8.... Dd6, 9. c4!] 9.Le7:Ke7:! 10.
Lc6: [10. c4!dc!] 10.... bc, ll.Sd4:
Kf8, 12. f3 Sf6, 13. Sc6:Dd6 un-
schädlich zu machen. — Auch die letzte
Neuheit: 8.Se5 ist nach seiner Ansicht
wegen8....Ld6, 9.Dd4:0— 0, lO.ScO:
bc, 11. Lc6: Lc5 für Weiß ungünstig.)
8.... Ld6, 9. Sc6:Lh2:t 10. Khl!
(10. Kfl?Dh4! ll.Le3 [ll.Sd4t!]
11.. .. 0—0, 12. Sd4 Lg4, 13. Sf3
Dh5 mit schwarzem Vorteil: Partie
Maröczy-Berger, Wien 1907. — Auf
10. Kh2: folgt aber ewiges Schach
durch Dh4t nebst Df2t) 10....Dh4,
11. Te4:t de, 12. Dd8:t Dd8: 13.
Sd8:tKd8: 14. Kh2: und Weiß ist
im Vorteil, zum Beispiel wie in einer
Partie Capablanca-Ed. Lasker, New-
York 1915 geschah: 14....Le6! 15.
Le3! (Es drohte c5 nebst b5 und
c4) 15.... f5, 16. Sc3Ke7, 17. g4
g6, 18. Kg3 (statt 18. g5Tag8 wie
im besagten Korrespondenzkampf
Berlin-Riga 1906/07 erfolgte.) 18. . . .
h5, 19. gfh4t 20. Kh2gf, 21.Se2
und das weiße Figurenübergewicht
kommt allmählich zur Geltung,
während die schwarze Bauernmacht
am Königsflügel bereits gesprengt
wurde.
7. La4 — b3 ....
Lässig ist: 7. Se5: wegen 7. . . .
Se5: 8. de d5, (od. Sc5) 9. ed Ld6:!
10. Lb3 (10. Tel 0—0!) 10. . . . Lb7,
11. D h5 0 — 0 und Schwarz steht aus-
gezeichnet.
7 d7 d5!
64
8. d4Xe5 ....
Hier ist der erste Wendepunkt
der Eröffnung. Früher galt hier 8.
a2 — a4 für sehr stark, um den Gegner
zur Erklärung zu zwingen und ent-
weder (nach 8. . . . b4, 9. a5!) die
feindhche Bauernkette zu entnerven
oder (nach 8. . . . Tb8, 9. ab ab) in
den Besitz der offenen a-Linie mühe-
los zu gelangen. Die richtige, über-
raschende Entgegnungfand Schlechter
in der achten Wettpartie gegen Lasker,
Berlin 1910: (8. a2— a4), Sc6Xd4!!
mit der Folge: 9. Sd4: ed, 10. ab
(Nicht gut wäre 10. D d4: wegen Le6
nebst c7 — c5. Auf Bergers geistvollen
Zug 10. Sc3 folgt am besten 10
Sc3:! 11. bcc5! 12. abLeT, 13. cd
[13. Df3?Le6, 14. Ta6:0— 0, 15. cd
c4, 16. La2Ta6: 17. baDaö, 18.
Lbl c3! mit schwarzem Vorteil: Partie
Spielmann -Tarrasch, San Sebastian
1911. Auch 13. c4Le6 usw. ist für
Schwarz ganz gut] 13 c4, 14. La4
0—0, 15. ba Ta6: 16. c3 Ld7 mit
guten Prämissen fürs Endspiel.) 10. . . .
Lc5! 11.C3 0— 0, 12. cdLb6! (12....
Ld6, 13. Dd3) 13. Sc3Lb7, 14. ba
Ta6: 15. Ta6: La6: 16. Tel Lb7, 17.
Sa4Df6, 18. Le3 La7 mit befriedi-
gendem Spiel für Schwarz.
DerTextzug hat seither sein Ehren-
bürgerrecht vv^iedergewonnen. Keine
ehrgeizige Fortsetzung wäre ferner
8. Se5: worauf 8 Se5: 9. de
Lb7 (Spielbar, wenn auch weniger
energisch, ist 9. . . . c6, 10. Le3 Lc5.
Schlecht wäre aber 9 Le6 wegen
des späteren f2-f4-f5.) 10. Le3 (10.
Dg4 h5) 10. . . . Lc5 (oder auch Le7)
11. Dg4 (besser ll.Sd2) ll....Le3:!
12. Dg7:? Dg5! 13. Dh8:tKe7, 14.
Dh7: Lf2:f mit überwältigendem
Angriff für Schwarz.
8.
Lc8 — e6
12. Sc6:! Sc6: 13.Ld5:Se5: 14.Le4:
und 11. . . . c5? wegen 12. Sb5:!
Tb5: 13. La4Ld7, 14. f 3 für Schw.
sehr schlecht und auch 11. . . . Sc5,
12. Lg5Dd7, 13. Sc3c6, 14. f4 für
ihn beschwerlich wäre. Wir schlagen
jedoch 11.. .. Ld7 vor, z.B.: 12. f3
Sc5, 13. Lg5 c6 und Schwarz gelangt
zum Gegendruck.
9. c2 -c3 ....
Weiß muß sich hier (oder auch
mit Zugumstellung nach 9. Le3 Le7,
10. c3 bezw. nach Dr. Bernsteins 9.
Sbd2Le7! 10. c3) zu diesem häß-
lichen, aber doch sehr wertvollen
Stützungszuge anbequemen.
Auf 9. a4 ist jetzt Sa5 sehr stark
und auf den so natürlich aussehenden
Henneberger'schen Zug 9. Sbl^c3
folgt bekanntlich 9. . . . Sc3: 10. bc
Se7! mit Vorteil für Schvv^arz, da nun-
mehr a6-a5-a4 oder c7-c5-c4 die Ab-
sperrung des weißen Schmerzens-
kindes Lb3 droht, z. B. ll.Sd4c5
bezw. 11. Le3 Sg6! (Nicht Sf5 wegen
12. Sd2Se3: 13. fe c5, 14. Se6: fe,
15. Dh5tg6, 16.Df3Ta7, 17. c4!
und Weiß dringt durch) mit nun-
mehrigem c7 — c5. Ungenügend ist
ebenfalls, wie in einer P. Spielmann-
Rubinstein aus dem Stockholmer
Viermeisterturnier 1919 erfolgte, das
Läuferopfer mittels 1 1 . La3 a5, 1 2. Sd4
(oder auch 12. Le7:Le7: 13. a4 c5,
14. ab 0 — 0! mit besserem Spiel für
Schwarz.) 12. . . . a4, 13. f4 ab, 14.
Le7:Le7: 15. f5Ld7, 16. e6 b2! 17.
Tbl Ta2: mit restloser Widerlegung
des Opfers. Ungünstig ist schließlich
11. a4, wegen c5. *)-
Auf Zukertorts Lieblingszug 8....
Se7 gilt 9. a4 Tb8, 10. ab ab, 1 1. Sd4
für sehr stark, da 11.... c6? wegen
*) Einen scharfen Verlauf nahm eine so
fortgesetzte Partie Bogoljubow- Tarrasch,
Wien 1922: (11. a4 c5) 12. La3 c4, 13. La2
Sf5, 14. Lf8: Kf8: 15. ab ab, 16. g4 Sh4,
17. Scl4 h5! 18. fS KgS, 19. De2 Th6, 20. hS
hg, 21. fg Ta3, 22. De3 Da8, 23. Tf6 Ta2:
24. Ta2: Da2: 25. Th6: gh, 26. Dh6: Sg6!
27. Kf2 Da7, 28. Ke2 De7, 29. Sf3 Ld7, 30.
De3Kg7, 31. Dd4 f6! 32. Aufgegeben!
'S
65
In Petersburg 1914 wurde statt
des Textzuges insbesondere 9. Sb 1 -d2
von Dr. Bernsteins Gnaden ange-
wandt, worauf Schwarz, wie oben
erwähnt, am besten mit 9. . . . Le7!
10. c3 0 — 0 in die Hauptvariante ein-
lenkt. Schwächer ist 9. . . . Sc5, 10.
c3 Le7! (Verfrüht wäre hier der Vor-
stoß im Zentrum: 10.... d5—d4 wegen
ll.cdSd4: 12. Sd4: Dd4: 13. Le6:
Se6: 14. Df3! wie in einer Peters-
burger Partie Capablanca - Lasker
erfolgte), da jetzt Weiß 11. Lc2
(Schwächer geschah in der Peters-
burger Partie Bernstein - Tarrasch :
ll.De2, worauf sich Schwarz mit
11.... d5— d4! 12. Le6: fe! 13. cd
Sd4: 14. Sd4: Dd4: ganz günstig
stellte.) mit Vorteil spielen kann.
[Siehe Anmerkung zum 10. Zuge von
Schwarz in der nächsten Partie.]
9.
Lf8 — e7
Gilt für sicherer als das früher
beliebte 9. . . . Lf8 — c5, worauf sich
Motzko's Zug 10. D dl— d3! als sehr
nachhaltig*) erwies, z. B. 10 0 — 0,
*) Gediegen ist übrigens auf 9 Lc5
auch 10. Sbd2, wie folgende schöne Korre-
spondenzpartie P a 1 e r m o-V e n e d i g (1 922)
zeigt: 9....LC5, 10.Sbd2 0-0, 11. Lc2 f5
(eine vielbewunderte Widerlegung erfuhr
der Vereinfachungsversuch 11. . . . Sd2: im
Renkonter Lasker-Rubinstein, Petersburg
1914, durch 12. Dd2:! [12. Ld2: f6], f6
[Dr. Tarrasch empfiehlt Te8], 13. ef Tf6:
[besser Df6:] 14. Sd4 [Bilguer empfiehlt 14.
Sg5]Sd4: [solider Se5] 15. cd Lb6, [zweck-
mäßiger 15....Ld6.] 16. a4 Tb8, 17. ab ab,
18. Dc3 Dd6, 19. LeS Lf5, 20. Tf cl mit stets
wachsendem Druck auf der c-Linie), 12. ef
(Teichmann hält hier 12. SbS für das Beste,
worauf bekanntlich die schöne Opfervari-
ante der Partie Mackenzie-B. Fleißig [Wien
1882]: 12.Sb3Lb6! 13.Sbd4Sd4: 14.Sd4:
Ld4: 15. cdf5— f4, 16. f2-f3Sg3! 17. Tf2!
mit etwa gleichen Chancen folgen kann.)
12. . . . Sf6, 13. Sb3 Lb6? (Geboten ist nach
Breyers Analysen 13.... La7! mit Vorteil.)
14. a4! Sg4 (14. . . . b4, 15. a5 La7, 16. Sf d4.)
15. ab Se5 (15.... Dd6, 16. Ta4! Tf3: 17.
Tg4:) 16. Se5: Sf2: (16.... Se5: 17. Lh7:t
nebst Dh5t und De5:) 17. Lh7:t! Kh7:
(17....Kh8, 18. Sg6t Kh7: 19. Dh5t) 18.
ll.Sbd2 (Zwingender als ll.Le3
Le3: 12. De3: Se7!) 11.... f5, 12.
ef Sf6: 14. Sg5 Lf7! 15. Sf7: Tf7:
16. Sf3 usw. bezw. 10. ...Se7! 11.
Sd4Ld4: 12. Dd4: (12. cd c5!) 12....
Sf5, 13. Ddl c5, 14. Lc2 0—0, 15. Df3>
mit besseren Chancen für Weiß.
Der Textzug entbehrt übrigens
auch nicht aggressiverTeridenzen und
läßt außerdem das Feld c5 für event.
Springerrückzug S e4 — c5 oder
Bauernvorstoß c7 — c5 frei.
Nun ist eine für die ganze Vari-
ante charakteristische Stellung er-
reicht, in welcher das freie Figuren-
spiel von Schwarz im Zusammen-
hang mit der eingekeilten Springer-
stellung nicht ungefällig wirkt und
Weiß jedenfalls nur sehr behutsam
an die Unterminierung des stark-
schwachen Punktes d5 gehen darf.
(Siehe Diagramm.)
Normalstellung nach dem 9.
Zuge der „offenen" Verteidi-
gung der spanischen Partie.
Bald beginnt die eigentliche
Schachpartie.
10. Lei — e3 ....
Ein bequemer Entwicklungszug^
dessen Schattenseite jedoch in der
Verstellung der e-Linie besteht. Auch
gibt die Unterlassung irgend einer
direkten Drohung dem Gegner die
Zeit zum Aufatmen.
Dh5t Kg8, 19. Sd4! Ld4: 20. cd Se4, 2U
Le3 Sf6, 22. Dh4 ab, 23. Ta8: Da8: 24.
Sg6 Kf7, 25. Tf6:t! Aufgegeben.
Dp. S. G. Tartakower; Die hypermoderne Schachpartie.
66
Wegen des „Breslauer" -Zuges
10. Tfl — el, was lange Zeit für
das Stärkste galt, siehe Partie Nr. 1 1
und wegen des „Petersburger"-
Zuges 10. Sbl — d2, was vielleicht
das Stärkste ist, Partie Nr. 10.
Verfehlt ist 10. Lei — f4 wegen
10. . . . g5! 11. Le3 (11. Lg3 h5!)
11.... g4, 12. Sd4:Se5: 13. Se6:fe,
14. Ld4 Dd6, 15. Le5: De5: 16.
Dg4: Sf2: usw. — Blaß ist 10.
a2 — a4, worauf 10. . . . b4! 1 1. T el
Sc5, 12. Lc2 Lg4! 13. h3 Lh5, 14.
g4 Lg6, 15, Sd4 Sd4: 16. cdSe6,
17. Lf5 c5, 18. de Lc5: 19. Le3 d4
mit gutem Spiel für Schwarz folgen
kann (Perlis-Lasker, Petersburg 1 909).
— Gegen 10. De2 ist 10. . . . Sc5
(in einer Partie Wolf-Bernstein, Karls-
bad 1923, geschah hier 10. . . .
0 — 0, 11. Tdl Dd7, 12. Sd2Sd2:
13. Ld2: Sa5, 14. Lc2 c5 mit etwa
gleichen Chancen), 11. Tdl (oder
11. Sbd2 d4!)ll..,.Sb3: 12. ab 0-0,
13. b4 (in einer Matchpartie Maröczy-
Euwe, Amsterdam 1920, geschah
viel schwächer 13. h3, worauf statt
13. . . . Dc8, 14. Lg5! f6 usw. viel
stärker sofort 13. . . . f6! geschehen
konnte) 13. . . . h6 nebst DeS zu
empfehlen.
10.
0 — 0
Im Zusammenhang mit dem
nächsten Zug von Schwarz wohl
das Beste. Schwächer geschah in
einer Partie Wolf-Euwe, Pistyan 1922:
10. . . . Sa5, 11. Sd4! (nicht aber
11. Lc2, wegen \\. . . . Sc4, 12.
Lei c5 mit Überlegenheit für
Schwarz. — Chancenreich ist hin-
gegen auch 11. Sbd2, z. B. Sd2:
12. Dd2: 0 — 0, 13. Lc2 Sc4, 14.
Dd3 g6, 15. Lh6 Sb2: 16. De2
TeS, 17. Sd4 Sc4, 18. f4 usw.)
11. . . . Sc4, 12. Lc4: bc, worauf
jetzt statt 13. Sd2 das Vorstoßen
13. f2 — f3 nebst f3 — f4 gute Aus-
sichten bietet.
11. Sbl— d2 ....
In einer im Berliner Viermeister-
turnier 1918 gespielten Partie
Schlechter- Rubinstein wurde hier
11. Ddl — d3 ohne besonderen Er-
folg ausprobiert. Es folgte: (11. Dd3)
1 1 . . . . S a5 ! 1 2. Sb d2 c5, (oder einfach
12. . . . Sb3: 13. ab c5, 14. Se4:
de. Partie Reti-Wolf, Wien 1922)
13. Lc2 (nicht 13. Se4: wegen c4,
14. De2de) 13....Lf5, 14.Se4:Le4:
15. De2 Sc4 mit schwarzer Initiative.
11.
f7 — f5
Dieser scharfe Gegenstoß bildet
die Haupthoffnung von Schwarz, ist
aber ein sehr zweischneidiges Unter-
nehmen.
Allerdings würde Schwarz nach
1 1 . . . . Sd2: 1 2. Dd2: sich seines stolzen
Springers begeben und den weißen
Druck auf der d-Linie verstärken.
Erschüttert wurden in letzter Zeit auch
ll....Sa5 durch 12. Se4:! Sb3:! 13.
Sf6t!gf, 14. ab mit besserem Spiel
für Weiß — sowie das von Collijn
anempfohlene IL... Lg4, worauf Weiß
wohl am stärksten mit 12. Se4:
(farblos ist 12. L d4. — Zur bal-
digen Entspannung führte in einer
Wettpartie Reti- Spielmann, Wien
1921: 12. h3 Sd2: 13. Dd2: Lf3:
14. gf Se5: 15. Dd5: Ld6, 16. Tadl
Df6, 17. Kg2 Dg6t, 18. Khl D h5,
19. Kg2 Dg6t mit Remis durch
Ewigschach. Nachhaltiger ist daher
vielleicht, wie in einer Partie Trejbal-
Chajes, Karlsbad 1923, erfolgte: 16.
f3 — f4, um auf 16. . . . Sc4 mit
17. Lc4: bc, 18. Dc4: Dc8, 19. Kg2
einen Bauern gegen Angriff zu be-
halten), 12. ... de, 13. Dd5! (statt
des bei Collijn angegebenen 13. Ld5
Se5:!) vorteilhaft fortsetzen kann,
z. B. 13. . . . Dd5: 14. Ld5: ef,
15. Lc6: fg, 16. Kg2: Tad8, 17. a4
und Weiß hat sich das Bauernüber-
gewicht am Damenflügel verschafft
(4. Wettpartie Aljechin- Teichmann,
Berlin 1921) oder aber 13. . . . ef,
67 -
14. Dc6: fg, 15. Dg2:Lh5*) 16. Lh6
Lg6, 17. Tadl De8, 18. Le3 und Weiß
steht besser.
12. Sd2Xe4 ....
Hier kommt auch 12. ef Sf6:
13. Sg5 sehr stark in Betracht.**) —
Für das nachhaltigste gilt jetzt aber
das sofortige 12. S d4, um nach etwa
12. . . . Sd4: 13. cdDd7, 14. f4 c6,
15. Tel positioneile Vorteile einzu-
heimsen, ohne dem Gegner die f-Linie
zu öffnen.
12 f5Xe4
13. Sf3 — d4 Sc6Xd4
Natürlich nicht 13. . . . Dd7?
wegen 14. Se6: und gewinnt.
14. c3Xd4 ....
Die Lage hat sich nunmehr stra-
tegisch geklärt. Die offene c-Linie
für Weiß mit dem Druck auf den
rückständigen Bc7, dafür aber die
*) In einer Partie Wolf- Dr. Tarrasch,
Mähr.-Ostrau 1923, geschah statt dessen
15. . . . Dd7 (auch 15. ... D c8 kommt
in Betracht), worauf das Spiel folgenden
flotten Verlauf nahm: 16. Dg3 (noch
schärfer ist 16. Tfel Kh8, 17. Ld4 mit der
Drohung 18. e6) 16 Tad8. (besser ist
wohl 16. . . . c5, wie in einer späteren Partie :
Vecsey-Tarrasch, Triest 1923, geschah)
17. f3 Lf5, 18. Khl Dd3 (besser war noch
immer 18. . . . c5! 19. Tgl g6), 19. Lg5!
(raffinierter als 19. Tael) 19. ...Lg5: 20.
Dg5: Lh3, 21. Tf2 Df5, 22. Dh4 Dc8,
23. Tagl Lf5, 24. Tg7:t!! Kg7: 25. Df6t
Kg8, 26.TgltLg6, 27.Tg6:t hg, 28. Dg6:t
Kh8, 29. Dh6t Kg8 mit Remis durch
Ewigschach, doch ergaben die nach-
träglichen Analysen, daß Weiß mit nun-
mehrigem 30. Lc2! sehr gute Gewinn-
chancen behalten konnte.
**) Einen für Schwarz traurigen Ver-
lauf nahm mit dieser Fortsetzung die
Partie Rosselli del Turco-Yates (Triest
1923): 13. . . . Lg4 (auch 13. . . . Lf7,
14. Sf7: Tf7: 15. Sf3, D d7, 16. D d3 Ld6,
17. Lg5 usw. wie in der Mannheimer
Schönheitspartie Breyer-Dr. Tarrasch 1914
geschah, ist für Weiß günstig) 14. f3 Lf5,
15. Sde4 Kh8, 16. Sf6: Lf6: 17. Dd5:
De8, 18. Tfel S e5, 19. Lf4 Tad8, 20.
Te5: Le5: 21. De5: Dg6, 22. De7 h6,
23. Sf7t Aufgegeben. — Am besten ist
daher 13....Dd7.)
offene f-Linie für Schwarz mit aller-
lei Angriffschancen. Im Übrigen vor-
läufige Abriegelung der Mitte, wo
jedoch späterhin die weiße Hoffnung
beruht (Be5!).
14
a6 — a5
15. a2 — a4
c7 — c6
Und nun geschieht folgendes,
wie es auch im Lebenskampf aus
purem Selbsterhaltungstrieb gang
und gäbe ist: Jede Partei sucht ge-
rade dort, wo sie anscheinend im
Nachteil ist, energisch zu werden:
Schwarz am Damenflügel (event.
durch Tb8 und Db6), Weiß durch
seinen nächstzügigen Bauernvorstoß
am Königsflügel.
16. f2 — f4 ....
Um dann mit h3 und g4 eine
mächtige Bauernlawine zu bilden.
16.
Dd8 — d7
Erstickt die weiße Drohung im
Keime, da jetzt auf 17. h3 das Opfer
17. . . . Lh3: 18. gh Dh3: folgen
und Schwarz nach 19. De2 minde-
stens ewiges Schach erzwingen
würde (kaum aber mehr, da 19
g5 wegen 20. fg bezw. 19. . . . Tf5
wegen 20. Tf2 bezw. 19. . . . Lh4
wegen 20. ab, Tf5 21. bc, Th5!? 22.
Ld5:t nebst Le4: unzureichend wäre).
Da es im praktischen, durch die
Bedenkzeit und oft auch durch die
Schachpsychose beeinflußten Spiel
jedenfalls sehr gefährlich ist, solche
gegen das Ableben im Vorhinein
versicherte Opfer zuzulassen und
anderseits die Stellung viel zu akut
ist, um in ruhiger Weise (etwa mit
17. Tel) fortgesetzt zu werden, so
konzipiert Weiß eine interessante
Kombination:
17. a4Xb5 ....
Einleitung einer Verwicklung, die
nicht nur sehr weit, nämlich bis zum
Gewinn der Qualität, sondern noch
68
viel weiter, nämlich bis zum Fiasko
dieser Idee, ganz logisch verläuft.
17 c6Xb5
18. g2 — g4 a5 — a4!
Ein sehr wichtiges Zwischen-
tempo (vor allem um nach dem ge-
planten Lg4: Ldöf Kh8!die Damen-
diversion Db3 nicht zuzulassen).
19. Lb3 — a2 ....
Wenn 19. f5, so ab! 20. TaS:
TaS: 21. fe De6 und Schwarz steht
nach erfolgter Vereinfachung über-
legen, (von dem vorläufigen Mehr-
bauer ganz abgesehen!)
Stellung nach dem 19. Zuge von Weiß.
mi m, * im S
19.
Le6Xg4
Schwarz spielt aufs Ganze. In
Betracht kam hier (und auch schon
im vorigen Zuge) das defensive Ver-
fahren mittels 19. . . . g7 — g6, doch
waren darauf die unbehaglichen
Verwicklungen des Bauernopfers
20. f4 — f5 bei Brett sehr schwer
auszurechnen. Es könnte nämlich
folgen: 19. ... g6, 20. f5 (Weiß
hat allerdings keine Zeit, die Vor-
bereitung dieses Bauernopfers durch
20. Khl oder etwa die Sicherung
seiner Bauernphalanx durch 20. h3
vorzunehmen, da Schwarz bereits
mit b5 — b4 — b3 die weiße Damen-
seite einzuschnüren droht), 20. . . .
gf, 21. gf Tf5: (nicht aber Lf5:
wegen 22. Tf5:! Tf5: 23. Ldöif
Dd5: 24. Dg4t usw.) 22. Tf5: (ein
Hereinfall wäre 21. Dg4t wegen
Tg5 !) 22. . . . Lf 5 : 23. Dh5 Lg4 (auf 23. . . .
Lg6 salviert sich Weiß mit 24. e6!
z. B. 24. . . . Lh5: 25. ed Lf7, 26.
Tfl! [mit 26. Tel TdS, 27. Tc8b4
würde Weiß nichts Gutes erreichen]
26. . . . Le6 [oder auch 26. .. .Td8,
27. Tf7:! Kf7: 28. Ldöif Kf6, 29.
Lc6Tb8, 30. Lf4 und Weiß braucht
dank seinem vorgerückten Freibauer
und dem schönen Läuferpaar nicht zu
verlieren] 27. Tföü Lf5: 28. Ld5:t
Kg7 [Kf8? 29. Lh6X] 29. La8:
b4, 30. Ld2 [30. d5 Ld7:] a3, 3L
ba ba, 32. Kf2 [32. Lb4 a2] a2,
33. Lc3 mit hergestelltem Gleich-
gewicht), 24. Ld5:t (auf 24. e6
folgt nicht Lh5: mit Einlenkung in
die soeben ausgeführte Variante,
sondern 24.... Le6: 25. Khl! Lf6!
und Schwarz dürfte bei richtiger
Verteidigung die praktischen Chancen
des Angreifers widerlegen, z. B.
26. Tglf [auch auf andere Schreck-
schüsse: 26. Dh6 oder 26. Tfl oder
endlich 26. Lf4 gibt es ausreichende
Paraden] 26. ... Kh8, 27. Dh6Df7r
am besten [schlecht wäre 27. . . .
Lg7 wegen 28. Tg7: Dg7: 29. De6:
Tf8, 30.h3! und Weiß gewinnt] 28.
Tfl Tf8, 29. Lg5 Lg7! 30. Tf7:
Lh6: 31. Te7 Lh3 und Schwarz
gewinnt). 24. . . . Kh8, 25. e6, Dd6,
26. De5t De5: 27. de Tg8! 28.
Kfl Lh3t 29. Kel Tg2! usw. mit
entscheidender Überlegenheit für
Schwarz.
20. La2Xd5t!
Kg8 — h8!
Weiß gewinnt nun die Qualität
und — verliert die Partie! Schlecht
wäre dagegen für Schwarz 20. . . .
Dd5: 21. Dg4: mit schönem weißen
Freibauern in der Mitte.
21. e5 — e6 ....
Weiß spielt schön, aber un-
glücklich. Sein Ziel erweist sich
als Phantom. Wie jedoch Grünfeld
im Kongreßbuch nachweist, konnte
hier Weiß mit 21. Lc6! schön und
69
glücklich spielen. Die beiderseits
beste Folge würde dann sein: 21.
Lc6! De6! 22. d5! D g6, 23. Del
LdTf 24. Dg3 Lc6: 25. Dg6: hg,
26. de Tfc8, 27. Tfcl b4 mit un-
gefähr gleichen Chancen.
21 Lg4Xe6!
Auch jetzt bliebe Schwarz nach
21. . . . Dd5: 22. Dg4: Tf5 (oder
22. . . . Df5, 23. Df5: Tf5: 24.
Tacl!) 23. Kgl De6: 24. Tgl nebst
Tacl unangenehmen Angriffen aus-
gesetzt, während der Textzug durch
die Hingabe der Qualität die ganze
weiße Initiative abschüttelt.
22. Ld5Xa8
Tf8Xa8
Schwarz hat nur einen Bauern
für die Qualität, dafür aber ein
schönes Läuferpaar, das den Frei-
bauer e4 prachtvoll unterstützt und
später auch den entblößten weißen
König arg beunruhigt.
Der folgende Teil der Partie
macht dem Positionsurteil des schwar-
zen Führers alle Ehre. Weiß wird
immer mehr in die Defensive gedrängt.
23. Ddl— c2
Le6 — c4!
Verhindert De4: (da darauf Ld5
nebst Dg4t folgen würde) und ge-
langt dadurch zu einer starken Vor-
postenstellung des Läufers (auf d3).
24. Tfl— f2 Lc4 — d3
25. Dc2 — d2 b5 — b4
26. Kgl— hl b4 — b3!
Mit Rücksicht auf das bereits
vom Ld3 unter die Lupe genommene
Umwandlungsfeld bl soll nicht der
a-, sondern der b-Bauer das Rennen
machen.
Dies ist das nächste klar vor-
gezeichnete und auch energisch ver-
folgte Ziel von Schwarz, während-
dessen die Passivität der weißen
Freibauern und die Unbeholfenheit
seiner Figuren herzzerreißend wirkt.
27. Tf2 — g2 Dd7 — b7
Röntgenisiert das Feld b2.
28. f4 — f5 a4 — a3
29. f5 — f6 ....
Ein Besänftigungsopfer, um Le7
von a3 abzulenken. Aber auch ohne
Mitwirkung des Läufers entbrennt
jetzt ein interessanter Kampf um die
Forcierung des Feldes b2 (siehe
den 31. Zug von Schwarz.)
29 Le7X^6
30. TalXa3 Ta8Xa3
31. b2Xa3 Ld3 — c2!
Droht sofortigen Gewinn durch
32. . . . b3 — b2. Es folgen noch
einige sehr spannende Züge.
32. Tg2 — gl Db7 — c8
33. a3 — a4 Dc8 — f5
Entscheidender Einbruch ins
weiße Hauptlager, wobei Schwarz
mit Mattdrohungen zu arbeiten in
der Lage ist. Hingegen würde er
mit dem verlockenden 32. . . .
b3 — b2 wegen 33. Db4 blD, 34.
Tbl: Lbl: 35. Dbl: nur die arm-
selige Qualität zurückgewinnen.
34. a4 — a5 Df5 — f3t
35. Tgl— g2 h7 — h5
36. Khl— gl ....
Auf 35. a5 — a6 folgt einfach
Dflf nebst Da6: Auch nach allen
anderen Zügen ist Weiß rettungslos
verloren.
36 b3 — b2!
Eine pikante Schlußwendung:
Auf 37. Dc2: gewinnt De3:t nebst
Dclf Weiß gibt auf.
Der sinnreiche Qualitätsgewinn
von Weiß hat sich als ein korrektes
Qualitätsopfer von Schwarz erwiesen.
nun
Ein Seitenstück zur vorigen Partie
in Bezug auf die unrichtige Beur-
teilung der zu erlangenden Position
bildet die nachfolgende
" 70
Partie Nr. 10.
Großturnier zu Karlsbad 1923.
Weiß:
Chajes.
1. e2~e4
2. Sgl— f3
3. Lfl— b5
4. Lb5 — a4
5. 0 — 0
6. d2 d4
7. La4 — bS
8. d4Xe5
9. c2 c3
10. Sbl — d2
Schwarz:
Dr. Tarrascli.
e7 — e5
Sb8 — c6
a7 — a5
Sg3 — fö
Sf6Xe4
b7 — b5
d7 — d5
Lc8 — e5
Lf8 — e7
Seit seiner Einführung in die
neueste Meisterpraxis durch die
4. Wettpartie Lasker-Schlechter, Wien
1910 (mit Einschaltung von 8. a4
Tb8? [Sd4:!] 9. ab ab) und dann
durch die Partie Lasker-Tarrasch,
Petersburg 1914, hat dieser zähe
Springerzug immer neue Anhänger
gewonnen, besonders nachdem der
früher bevorzugte Zug 10. Tfl — el
in Petersburg 1914 eine schwere
Schlappe erlitten hatte.
0.
0 — 0
Wohl das Beste. Nach 10. . . .
Sd2: 11. Ld2: Sc5, 12. Sd4! nebst
f4 hat Weiß gute Angriffschancen
und auch nach 10. ...Sc5, ll.Lc2
hat Schwarz mit Schwierigkeiten zu
kämpfen, z. B.:
a) 11.... Lg4, 12. hS (gut ist auch
sofort 12. Tel z. B.: 0—0 [am
besten. Auf 12. . . . d4 folgt 13. Sb3
de, 14. Sc5:!Lc5:! 15.Le4! Dd7,
16. Db3 Lf3: 17. gf mit weißem
Vorteil.] 13. Sb3 Se6! [auf 13....
Sb3: folgt nach Malkin 14. Lb3:
Le6, 15. Dd2 nebst Df4 zugunsten
von Weiß] 14. Dd3! g6, 15. Lh6
Te8, 16. Sfd4 Scd4: 17. Sd4:
Sd4: 18. Dd4: Le6, 19. Df4! mit
Angriff.*) — In einer Partie Teich-
mann-Tarrasch, Breslau 1912, ge-
schah aber: 12. b4 Se6, 13. a4
Tb8, 14. ab ab, 15. Ta6 Dd7 usw.)
12....Lh5, 13. Tel (in einer P.
Aljechin-Rubinstein, Wilna 1912,
geschah schwächlicher 13. Del
Se6, 14. Sh2 Lg6! 15. Lg6: fg! mit
Vorteil für Schwarz) 13....Dd7.
(in einer P. Chajes-Wolf, Karls-
bad 1923, geschah 13. . . . d4,
worauf 14. Sb3, d3 [de], 15. Lbl
Lg6, 16. Sbd4! mit Bauerngewinn
folgte), 14. Sb3 mit schöner
Stellung. — , Oder
b) 11 d4!?, um sich des schwäch-
lichen Mittelbauern zu entledigen,
worauf aber Weiß mit 12. Se4!
in Vorteil kommt, z.B. 12....Ld5?
13. Sc5: Lc5: 14. Sd4: Ld4: 15.
cd Lc4, 16. Le4!Dd7, 17. Tel mit
gewonnenem Bauern (Tarrasch-
Post, Mannheim 1914) oder 12....
Dd5, 13. Sc5:Lc5: 14. Lb3 usw.
oder vielleicht noch am besten,
wie in einer Partie Capablanca-
Chajes, New-York 1916 geschah:
12. ...de (nach Bilguer kommt
hier ferner 12.... d3, 13. Sc5: de
in Betracht, ist aber nach 14. Dd8:t
Sd8: 15. Se6: Se6: 16. Le3 nebst
Tacl wohl mit einem Bauernver-
lust verbunden), 13. Sc5: Lc5:
(wenn cb, so 14. Lb2: Lc5: 15.
Le4 mit der Drohung Dc2 oder
Tel) 14. Le4 Dd7, 15. Dc2 (in
*) Schön folgte in einer Länderkampf-
partie Östberg-Jacobsen (Malmö 1915);
19. . . . Lf8 (vorzuziehen ist 19. . . . c5
nebst event. d5— d4) 20. Lg5 Dd7, 21.
Tadl c5, 22. h4 h5, 23. Lf6 Kh7, 24. DfS
Kg8, 25. De3! Dc6, 26. Dg5 Ta7, 27.
f4!! Lg4, 28. TdS! Kh7 (wenn 28. . . .
Lf5, so 29. Df5;!! gf, 30. Tg3 und gew.)
29. Tg3! Lh6, 30. Tg4:!! Lg5: 31. hg!
hg, 32. Kf2 Df6! 33. gf Ted8! 34. f5 gf,
35. Lf5:t Kh6, 36. Lg4: Kg5, 37. Kg3
d4, 38. Thl de, 39. Th5t Kg6, 40. bc!
Tad7! 41. Kh4 Td4! 42. cd Td4: 43.
Tg5t Kh6, 44. Tg7 c4, 45. Tf7: c3, 46.
Tc7 b4, 47. e6 Kg6, 48. e7 Te4, 49. e8D,
Aufgegeben.
71
einer anderen Partie zwischen
denselben Partnern, New -York
1915, geschah schwächer: 15. bc
Tad8, 16. Dd7:t Ld7: 17. Tfdl,
worauf am sichersten Le7 nebst
0—0 folgen könnte) Ld5, 16. bc
Tad8, 17. Lg5 mit Stellungsvorteil
für Weiß.
Schließlich läßt auch 10. . . . S a5,
11. Lc2 Sd2: 12. Dd2: eher Weiß
im Vorteil.
11. Lb3 — c2
Keinen Segen bringt die Linien-
öffnung durch 11. Se4: de, 12. Le6:
ef! 13. Ld5Se5: 14. La8:? (Besser
14. Lf3: mit Ausgleich) DaS: 15.
g3 D c8 und Weiß ist gegen die
Mattdrohung machtlos.
Interessante Wendungen ergeben
sich nach 11. Sd4 Se5:! (Natürlich
11. . . . Dd7: wegen 12. Se6: nebst
Se4: mit Figurengewinn. In einer
Partie Thomas-Yates, Portsmouth
1923, geschah: 11. . . . Sd4: 12. cd
f5 [Besser ist wohl 12. . . . Sd2:,
wie dies in ähnlicher Lage in der
vorerwähnten 4. Matchpartie Lasker-
Schlechter, allerdings mit vorheriger
Einschaltung der Aufrollungszüge
8. a4 Tb8? 9. ab ab geschah. Es
folgte dort: 12....Sd2: 13. Ld2: c5!
14. Lc2 cd, 15. f4 mit beiderseitigen
Chancen.] 13. Se4: fe, 14. Le3 c6,
15. f3 ef, 16. Tf3: Dd7, 17. Lc2 Tf3:
[Vielleicht 17.... Lg4, 18. Dd3! g6]
18. Df3: Lg4. [In Betracht kommt
18.... Tf8, 19. Dg3 Lf5, 20. Lh6
Tf7, 21.Tfl Lf8.] 19. Dg3usw. mit
Stellungsüberlegenheit für Weiß.) 12.
Se6: (Hier kommt auch 12. Se4: de,
13. Le6: fe 14. Se6: in Betracht.) fe,
13. Se4: de, 14. Le6:t Kh8, 15.Ld5
Ld6! und Schwarz gelangt, ähnlich,
wie in der Breslauer Variante, zu
einem dynamischen Angriff.
Statt des üblichen Textzuges
kommt aber (wie Lasker gegen
Tarrasch, Petersburg 1914, spielte)
11. Tel (um dem Gegner f7 — f5
zu verleiden!) stark in Betracht.
Siehe Anmerkung zum 12. Zuge von
Weiß in der nächsten Partie.
11
f7 — f5
Wohl wieder das Stärkste. Auf
11. . . . Sc5 folgte in einer Partie
Yates-Wahltuch, London 1922: 12.
Sb3 Dd7, 13. Sc5: Lc5: 14. Dd3
g6,15.Lg5,Lf5, 16.Dd2Lc2:17.Lf6!
Tfe8! 18. Dc2: Le7 mit etwa glei-
chem Spiel, hingegen in einer Partie
Bogoljubow-Reti, Stockholm 1919,
die geniale Neuerung: 12. Sd4! Se5:
13. f4! Lg4, 14. Del Lh4, (oder
14. . . . Sed3, 15. Ld3: Sd3: 16.
Dg3, Sei: 17. Dg4: Sd3, 18. De2
Sb2: 19. Sb3! Sa4, 20. Sc6 mit
Figurengewinn) 15. De5: Te8, 16.
Sc6 Dd7, 17. f5!! und Weiß gewann.
12. Sd2 — b3 ....
Oderetwal2.efSf6:,13.Sg5Lg4.
12 Dd8 — d7!
13. Sb3 — d4 ....
Weiß strebt etwas zu konsequent
dem strategischen Abtauschgerippe
zu, das nach seinem 18. Zuge entsteht.
In einer Partie Dominik- Flamberg,
Warschau 1919, geschah hier: 13. Tel
Sd8, 14. Sfd4 c5, 15. Se6: Se6:
(oder De6: 16. f 3 Sg5, 17. Le3 Tc8,
18. Dd2 usw.) 16. f3 (überhitzt wäre
16. Le4:fe, 17. Te4:c4 mit schwarzem
Druck), 16. . . . Sg5, 17. h4 Sf7,
18. Lf5: usw. mit gewonnenem
Bauer (18. . . . Lh4: 19. Sc5:).
13 Sc6Xd4
Wegen 13. . . . Sd8 vgl. An-
merkung zum 16. Zuge von Schwarz.
14. Sf3Xd4 c7 — c5
Die dieser Variante beiderseits
zugrundeliegende Strategie (u. zw.
für Weiß die Benützung des Punktes
d4 als Basis, für Schwarz die Mobil-
machung des c-Bauern) läßt sich in
dieser Partie genau beobachten.
15. Sd4Xe6 Dd7Ve6
72
16. f2 — f3 Se4 — g5
Zu einer ganz identischen Stel-
lung, seltsamerweise aber mit einem
Zugwechsel mehr, führte eine Partie
Chajes-Thomas aus demselben Karls-
bader Turnier 1923 mittels 13. . . .
Sd8 (statt Sd4:) 14. Se6: Sc6:
15. Sd4 c5, 16. Se6: De6: 17. f3
Sg5. — Nun aber unterließ Weiß
den energieauflösenden Abtausch auf
g5 und setzte mit 18. a4 fort. Es
folgte: 18.... g6, 19. Tel Dc6, 20.
Le3 Se6, 21. f4, woraufhin Schwarz
statt 21....Tfd8 mit 21.... d5— d4
ganz chancenreich fortsetzen konnte.
17. LclXgö Le7Xg5
18. f3 — f4 ....
Mit einem gedeckten Freibauer
und mit der Möglichkeit, auf den
schwarzen Mittelbauer zu drücken,
glaubt Weiß trotz der ungleichen
Läufer besser zu stehen. Er steht
aber schlechter, denn: —
18 Lg5 — d8!
19. Ddl— f3 Ld8 — b6
20. Tal— dl Ta8 — d8
— die weißen Vorteile sind unbeweg-
licher Natur, während der schwarze
d~Bauer genügend geschützt ist und,
wie man bald sehen wird, Queck-
silberkraft besitzt.
Manche- Partieanlage ist ganz
und gar auf einem Bauernvorstoß
aufgebaut! Dies ist auch hier der Fall.
21. Kgl— hl Td8 — d7
Erweist sich als Tempoverlust.
Da es klar ist, daß B d5 sich auf
die Dauer nicht auf dem Felde von
der Farbe des weißen Läufers wird
halten können, so war sein ehe-
baldigster Vorstoß mit 21 c5 —
c4! nebst 22. . . . d5 — d4 zu in-
szenieren, worauf Schwarz mit Rück-
sicht auf seine vorgerückte Bauern-
masse gute Chancen erlangen dürfte.
22. h2 — h3 c5 — c4
Lieber später als nie. Sonst drohte
Weiß übrigens schon mit 23. g4 g6,
24. Tgl zur Aufstellung seiner Batte-
rien zu gelangen. — Von nun an
entpuppt sich die große Überlegen-
heit des schwarzen Läufers gegen-
über seinem weißen Opponenten.
23. g2 — g4 ....
Einer von den so beliebten
Selbstmordversuchen, mit dem Weiß
seine eigene Königsstellung aufreißt,
um einem chimärischen Angriffs-
triumph nachzujagen.
Beim näheren Studium der Stel-
lung wird man aber erkennen, daß
Weiß (und dazu noch geführt vom
transatlantischen Recken Chajes, in
dessen Adern beileibe kein Fischblut
fließt !) unbedingt irgend etwas unter-
nehmen mußte, um seinen Figuren
Verwendungsmöglichkeiten zu ge-
währen. Zum Beispiel wäre nach 23.
Td2 d4, 24. cdLd4:, 25. Tfdl Tfd8
der schwarze Stellungsvorteil evident.
23
24.' g4Xf5
25. Tdl— d2
g7 — g6
g6Xf5
d5 — d4!
Nun muß diese Auflösung wegen
der eventuell drohenden Turmver-
doppelung 26. Tf — dl doch ge-
schehen; vergleiche Anmerkung zum
21. Zuge von Schwarz.
26. c3Xd4 Td7Xd4
27. Td2 — g2t Kg8 — h8
28. Df3 — a3 ....
Soweit sieht dieser ganze Angriffs-
aufbau sehr schön aus.
Stellung nach dem 28. Zuge von Weiß.
tixi
^-.« 151
28.
De6 — h6!
73
Plötzlich stürzt das Kartenhaus
der weißen Hoffnungen zusammen,
wäl rend die Drohungen von Schw.
akut werden. Zunächst droht Td3. Es
folgen sehr schöne Wendungen.
2'). Tfl— f3 Tf8 — e8
30. Da3Xa6 ....
Auf diesen Bauernraub hin folgt
ein Erwachen mit Schrecken, doch
auch andere Züge genügten nicht
mehr.
30.
Dh6 — c6!
Mit der Doppeldrohnng TaS und
Df3.
31. Da6 — a3 ....
Der interessante Rettungsversuch
durch 31. Tf3 — g3 (um sich nach
31 TaS mit 32 Da3! zu salvieren)
scheitert am 31. . . . Td2! 32. Lf5:
(oder 32. Da3 Tc2: 33. D e7? Tclf,
34. K h2 D g2:t usw.) T g2:, 33. Tg2:
TgS, (nicht TaS wegen Le4) 34.
Lg4 h5, 35. Da3! hg, 36. hg Lc5,
37. Dc3 b4! usw. [Maröczy im
Turnierbuch.]
So rächt sich das abenteuerliche
Spiel von Weiß.
31.
L b6 — c5
Auf 31. ... b4 würde sich Weiß
mit 31. Da4 retten. Nun aber sind
materielle und positionelle Einbußen
für Weiß unvermeidlich.
32.
33.
34.
35.
b2-
Da3-
Da7-
Df2-
b4i
a7
f2
g3
Erzwungen. L c5 )
Td4-
TeS-
<b4
-dl
-fS
Weiß sucht vergeblich, sich etwas
Gegenspiel zu verschaffen
35.
Lb4 — el!
Wie man jetzt deutlich sieht, be-
herrscht Schwarz das ganze Terrain.
Da nunmehr die Partie nach 36. Tff2
Lf2: 37. Df2: TgS bezw. 36. Tgf2
TgS, 37. Dh2 Lf2:, 38. Df2: Td2 reif
zum Aufgeben wäre, beschließt Weiß
unter Aufopferung eines ganzen
Turmes mindestens in Schönheit zu
sterben:
36. Dg3 — g5
37. Lc2X^5
Der Todesstoß.
38. Dg5-g4
39. Khl— h2
40. Lf5Xg4
41. f4 — f5
42. f5~-f6
43. Kh2^ g2
44. Lg4 — dl
Weiß gibt auf.
Dc6
Lei
f3
h4!
Td7 — dlf
Df3Xg4
Tdl— fl
Tfl— f2
Tf2Xg2t
c4 — c3
TfS — dS
74
D^- Tarrasch und Geza Maröczy als
Hypermoderne.
Es ist ein erhebendes Schauspiel, wie diese beiden bewunderungs-
würdigen Altmeister mit verjüngter Kraft in die Reihen der zeitgenössischen
Schachgeneration dreinschlagen!
Es wäre wohl müßig, die Ruhmes-
taten und die historischen Verdienste
der Beiden zu wiederholen, und ins-
besondere das tragische Geschick des
langjährigen deutschen Vorkämpfers,
Dr. Tarrasch, hervorzuheben, daß er
(ähnlich wie vor ihm Cochrane,
Macdonnell, St. Amant, L. Paulsen
und Zukertort) immer nur mit der
zweiten Rolle des Vize- Weltmeisters
vorliebnehmen mußte. — — —
Was wir aber an dieser Stelle
nicht rühmend genug erwähnen
können, ist die jugendliche Begeiste-
rung und der hohe sittliche Ernst,
mit dem die beiden Veteranen dem
wissenschaftlichen Schachge-
danken auch in seiner heutigen neu-
romantischen Form zur Reinkultur
verhelfen. Vielleicht nur dank dem
Mitwirken dieser beiden streng logisch
arbeitenden Schachgehirne beginnt
die neue Schachstrategie an Raum
Praeceptor Germaniae Dp. Siegbert Tarrasch. Und Gchalt ZU gCWinUen.
Betrachten wir folgende Stellung aus dem Mähr.-Ostrauer Turnier 1923:
Stellung nach dem 5. Zuge von Schwarz.
(Vorherige Züge; 1. e4 e6, 2. d4 d5, 3. Sc3 Sf6, 4. Lg5
de, 5. Se4; Le7.)
Eine bekannte Stellung. Der 4. Zug von Schw.
ist wenig beliebt (Aufgabe des Bauernzentrums!) und
wird statt dessen gewöhnlich 4 Le7 oder 4 Lb4
(Mac-Cutcheon) gespielt. —
In der nunmehr entstandenen Diagrammstellung
pflegt man mit dem energieauflösenden 6. Sf6:f (nicht
6. LdS wegen 6 Se4: 7. Le7: Sf2: mit Bauerngewinn),
6. . . . gf (oder auch 6. . . . Lf6:), 7. Le3 ohne klar umrissene
Angriffsziele fortzufahren, während Dr. Tarrasch spielte:
6. Se4— c3(!!) ....
Schwarz: Tartakower.
t, iX 1 i i i
I s^ %;M^ ^f 1 1
Weiß: Tarrasch.
Similia similibus! Dem immerhin unwissenschaftlichen 4. Zuge von Schw.
sucht jetzt Dr. Tarrasch durch um so größere „Unwissenschaftlichkeit" entgegenzuwirken!
Er beschaut die Stellung mit den unbefangenen Augen der Neuzeit und erkennt,
daß der Abtausch 6. Sf6:f dem Gegner ein „dynamisches Abwicklungstempo" schenken
- 75 -
würde. Dabei verwirft er aber auch die Rechtsschwenkung 6. Sg3, da er sich an dem bald
entbrennenden Figurenkampf im Zentrum (Punkt d5!) mit allen verfügbaren Streitkräften
aktiv beteiligen will. Aus all diesen Erwägungen heraus bricht er mit der Schablone
und macht den bizarr aussehenden Textzug.
Und doch: — Wieviel Selbstüberwindung gehört dazu, daß Dr. Tarrasch, der
früher nur den Gottheiten des arythmetischen Tempogewinns und der gradlinigen Ent-
wicklungskraft Libationen darbrachte, jetzt neue Wege betritt und hiermit auch der
jungen Generation ein schönes Beispiel der „Wahnsinnsmethode" (statt des früheren
„Methodenwahnsinns") liefert. — Es folgte:
8 .... Lc8— b7
9. Lfl— e2 SbS— d7
10. 0—0 und Weiß steht mit Rück-
sicht auf seine Beherrschung der Mittellage
brillant. Sein 6. Zug hat sich also bewährt. —
6 0—0
7. Sgl— f3 b7— b6
8. Ddl — d2 üblicher ist in ähnlichen Lagen
die Entwicklungsmethode Ld3 nebst spä-
terem De2. — Dr. Tarrasch verlegt aber ziel-
bewußt das Schwergewicht auf die d-Linie.
Neue Wahrheiten . . . Neue Perspektiven . . . Fürwahr darf Dr. Tarrasch,
der in seiner ruhmvollen Vergangenheit durch das dogmatische Festhalten
an den eingeimpften Anschauungen manche Niederlage erlitt, nunmehr
mit Stolz ausrufen: .11 ...
„Ich lerne um!"
Als interessantes Seitenstück mag
folgendes Beispiel aus der wunderbar
versteinachten Turnierpraxis des ung.
Großmeisters Maröczy zitiert werden:
Stellung nach dem 1 1 . Zuge von Schw.
aus der Dreispringerpartie Maröczy-Chajes
(Karlsbad 1923).
Schwarz: Chajcs.
£ im
Im
«te
m
M
\ m^wM m
Weiß: Maröczy.
Weiß am Zuge entzog sich jedweder
Vereinfachung und spielte überraschender-
weise;
12. Sd5 — c3! ....
(Näheres darüber: Partie Nr. 19). . Geza Maröczy.
Dank seiner ungeheuren Willenskraft und der Elastizität seines rastlos
arbeitenden Schachgeistes steht Maröczy nach wie vor in der vordersten
Reihe der tätigen Schachmeister und selbstlos wie er ist, immer nur der
ewigen Schachwahrheit nachstrebend, sagt er bescheiden:
„Ich lerne zu . . ."
76 -
Die Schönheit im Schach
ist und bleibt mit optischen Effekten
verbunden. Letztere kommen in der
nachstehenden Partie im reichlich-
sten Maße zur Anwendung.
Partie Nr. 11.
Meisterturnier B zu Göteborg 1920.
Weiß: Schwarz:
Dr. Olland. Euwe.
1. e2-
-e4
e7 — e5
2. Sgl
f3
SbS — c5
3. Lfl-
-b5
a7 — a6
4. Lb5
-a4
SgS — fö
5. 0
-0
Sf6Xe4
6. d2
-d4
b7 — b5
7. La4
-b3
d7-d5
8. d4N
e5
LcS — e8
9. c2~
-c3
Lf8 — e7
0. Tfl-
-el
• . . •
Bereitet Sd4 vor und galt bis
zum Aufkommen der Breslauer
Opferverteidigung (siehe Anmerkung
zum nächsten Zuge von Weiß) für
das Beste.
10
0 — 0!
Auf 10. . . . Sc5 folgt 11. Lc2
Lg4, 12. Sbd2! (Riskant geschah in
einer Partie Teichmann-Tarrasch,
Breslau 1912: 12. b4 Se6, 13. a4
TbS, 14. ab ab, 15. Ta6 [Auf 15.
Lb3 könnte schon d5 — d4! erfolgen]
1 5. . . . D d7 und Schw. hat im 23. Zuge
den wichtigen Vorstoß d5 — d4! mit
Stellungsvorteil durchgesetzt) und
wenn nun d5 — d4, so 13. Sb3 de,
14. Sc5:! Lc5:! 15. L e4! Dd7, 16.
Db3 zum Vorteil für Weiß [Malkin].
11. Sbl— d2 ....
Geht der grauen Theorie aus dem
Wege, die sich nur mit dem nächst-
liegenden Zuge 11. Sf3 — d4 be-
schäftigte und als stärkstes Rattengift
dagegen die sog. „Breslau er
Variante" (Copyright 1913 by Dr.
Tarrasch and K. Bergmann) erfand:
11. Sd4Se5:?!! (Nicht ll....Dd7?
wegen 12. Se6: nebst Te4:! und
gewinnt. — Auch nach ll....Sd4:
12. cdh6! 13. f3 Sg5, 14. Sc3 ist
Weiß im Vorteil. Ungenügend ist
wohl auch der vom „Collijn" befür-
wortete Ausfall 11. . . . Sa5 wegen
12. Lc2 c5! 13. Se6: fe, 14. Le4:
[hier schlagen wir auch die barocke
Fortsetzung 14. Dg4 Sf2: 15. De6:t
K hS, 1 6. Sd2 ! Sc4, 1 7. Sf 3 vor] 1 4. ... de
15. Dg4 [ist jedenfalls schärfer als
15.De2Dd3]15....Dd5, 16.Sd2und
Weiß wird Be4 bei gesichertem
Spiel erobern.) 12. f3 Ld6, 13. fe
(Dr. Lasker zieht hier 13. Lf4 vor.)
13....Lg4, 14. Dd2 (vom Standpunkt
der Sicherheit ist hier vielleicht die
Lenz-Fortsetzung: 14. Dc2 c5, 15.
Sb5 : ! ab, 1 6. Ld5 :spielbarer) 14... Dh4,
15. h3 c5! (Die Collijn'sche Fort-
setzung. — Auf 15. . . . TaeS
schlagen wir statt des üblichen 16.
Te3 den natürlicher aussehenden
Zug 16. Tfl vor, um volle Aktions-
freiheit für die Dame zu erlangen. —
Schwächer als die Collijn-Fort-
setzung ist auch der Läuferrückzug
15. ...Ld7, wie in der Teplitz-Schön-
auer Partie Wolf-Tarrasch probiert
wurde.) 16. Df2. (In der Karlsbader
Partie zwischen den beiden letztge-
nannten Gegnern wurde ohne Erfolg
16. hg cd, 17. Df2 Dg4: 18. Ldl?
Dg6probiert.)16...Df2:t(aufDh5folgt
17. Te3), 17. Kf2:Ld7! (Schwächer
ist Malkin'sZug 17. . . . Sd3t) 18.
Sf5 Lf5: 19. ef Sd3t, 20. Kfl Sei:
21. Kel: TfeSf, 22. Kf2 Te5 nebst
event. TaeS und Schwarz ist im
Vorteil. — Wild-West im Schach!
11.
S e4 — c5
Hier kommt immerhin auch 11.
Sd2: in Betracht, um nach 12. Ld2:
mit 12. . . . Dd7, 13. Sd4 Sd4:
14. cd c5 oder auch mit 12.... Sa5
nebst c7 — c5 fortzufahren, doch will
Schwarz seinen stolzen Königs-
springer für bessere Ware als Sd2
77
eintauschen. Sehr mit Unrecht, da 12
dieser Sd2, wie die Folge zeigt, einen 13. a2Xb3
Dolch im Gewände trägt!
12. Sd2 — fl ....
In Betracht kommt hier auch
12. Sd4 um nach etwa 12. Sd4:(?)
13. cd Sb3: 14. Sb3: nebst Le3 und
Tel die Partie durch den Druck auf
den rückständigen Bc7 einer posi-
tioneilen Behandlung zuzuführen. —
Hingegen würde auf 12. Lc2 selbst-
redend nicht etwa 12. . . . Lg4, 13.
Sb3Se6, 14. Dd3g6, 15. Lh6usw.,
sondern der wichtige Befreiungs-
vorstoß d5 — d4 erfolgen können,
z. B.: (12. Lc2 d4!) 13. Se4 de, 14.
Sc5: Lc5: 15. Le4 Ddl: 16. Tdl:
Tad8 mit gutem Ausgleich, oder
wie in der bekannten Partie Lasker-
Tarrasch, St. Petersburg 1914, mit
Zugumstellung geschah: (10. Sd2
0 — 0, 11. Tel Sc5, 12. Lc2 d4)
13. cd Sd4: 14. Sd4: Dd4: 15. Sb3
(Lenkt ins Endspiel ein, das für
Schwarz etwas besser steht. Aber
auch auf den wilden Angriffszug
15. Dh5 könnte sich Schwarz, wie
Dr. Tarrasch in seiner bereits vor-
erwähnten Broschüre: „Der gegen-
wärtige Stand" genau ausführt, mit
15. . . . g6!*) 16. Dh6 Dh4, 17.
Dh4: Lh4: 18. Sf3 Le7, 19. Lh6
TfdS usw. ganz günstig stellen.)
15.... Sb3: 16. ab Ddl: 17. Tdl:
c5, 18. Ld2 Tfd8 usw. —
Der Textzug ist jedenfalls eine
beachtenswerte Änderung der üb-
lichen Methode, welch' letztere darauf
abzielt, den wertvollen Lb3zu behal-
ten. Schwarz verlegt sich in der Folge
auf die positionelle Fixierung der
feindlichen Bauernschwächen, wäh-
rend Weiß sich in feiner Weise neue \j
Wege zum Königsangriff ebnet. ig [)cl3 cl2
*) Gefährlich ist statt dessen 15. . . .
SdS. — In einer Warschauer Beratungs-
partie gegen Rubinstein (1914) folgte:
(15Dh5 Sd3) 16. Ld3:! Dd3: 17. Se4!
Tad8? (viel besser war TfdS) 18. Lg5
Lg5: 19. Dg5: h6, 20. Del Ld5, 21. TeS!
Dd4, 22. Sf6t!! Aufgegeben. 18.
Sc5Xb3
b5— b4
Statt dessen schlägt der geist-
reiche Analytiker Dr. Claparede in
der „Tijdschrift van den Neder-
landschen Schaakbond" ex 1921
unter Anführung zahlreicher Vari-
anten den Durchbruch 13.... d5-d4 vor
und tatsächlich wäre der Bauern-
gewinn für Weiß nur vorübergehender
Natur, z. B. 14. Sd4: Sd4: 15. cd
c5, 16. de Lc5: 17. Le3 Le7, 18.
Ld2 Dd4 mit gleichem Spiel oder
14.cdLd5! 15.Le3Lb4, 16. Sfl— d2
Lf3: 17. Df3: Ld2: 18. Ld2: Sd4:
19. Dg3 c5 mit Vorteil für Schwarz.
Die richtige Taktik für Weiß besteht
aber wohl darin, zum Figurenspiel
statt des Bauerngeplänkels ehestens
überzugehen, also etwa 14. Sfl — d2
Dd7, 15. De2 f6 und jetzt (statt
16. ef Tf6: wie Dr. Claparede fort-
setzt) einfach 16. cd Sd4: 17. Sd4:
Dd4: 18. Sf3 Dd7, 19. ef Tf6: 20.
L g5 T g6, 2 1 . S e5 und Weiß gewinnt.
14. Ddl— d3
15. Sfl— g3
16. Lei— f4
Dd8— c8
h7— h6
Dc8— b7
Mit der löblichen Drohung: bc,
doch erweist sich bald diese Ent-
fernung der Dame vom Hauptkriegs-
schauplatz als fatal.
Allerdings würde nun Schw. auch
nach etwa 16....Te8, 17. Sd4 Sd4:
18. cd c5, 19. de Lc5: (besser ist nach
Dr. Claparede 19....Dc5:) 20. Ted
usw. in Schwierigkeiten geraten.
17. Sg3— h5
Schon ziehen sich am Königs-
flügel schwarze Wolken zusammen.
Kg8— h8
Mit der Drohung Lh6: und, wie
die Folge zeigt, manche bei weitem
noch ehrgeizigere Pläne im Geheimen
schmiedend.
Kh8— h7
- 78 -
Stellung nach dem 18. Zuge von Schw.
X
'I'
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#1
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^s: is
L
19. Sh5Xg7!! ....
Nun bricht das Gewitter los: Der
Draufgänger Dr. Olland ist in seinem
Element.
19. .... Kh7Xg7
20. Lf4Xh6t . Kg7-h7
21. Sf3— göf! ....
Die erste Pointe des Springer-
opfers. Falls nun 21. . . . Lg5:, so
22. Dg5: Tg8, 23. Dh5 Tg6, 24.
Lg5t Kg7, 25. Lf6t Tf6: 26. eff
Kf6: 27. Dh4t nebst Te3 und der
schwarze König kann seinem Schick-
sal nicht mehr entrinnen.
21 Kh7— g6
22. Tel— e3! ....
Die zweite Pointe. Das Schlacht-
feld beginnt sich immer unüber-
sichtlicher zu gestalten. Angriff und
Verteidigung halten sich in bravou-
röser Weise die Wage, bis endlich
der Geist über die Materie siegt.
22 b4Xc3
23. b2Xc3 Le6— g4
Notwendig wegen der Drohung
Tg3, was auch in der Folge wie das
Damoklesschwert über dem schwar-
zen Spiele schwebt. — Schlecht wäre
auch jetzt, ebenso wie schon in den
vorigen Zügen 23. . . . Kh6: wegen
24. Se6: nebst Abzugsschach Tg3.
24. h2— h4! TfS— hS!
Schwarz verteidigt sich gediegen.
Auf 24 Kh6: würde noch immer
25. Tg3 rasch entscheiden, z. B.:
25. . . . DcS, 26. e6! bezw. 25
Se5: 26. SfTf usw.
25. Dd2Xd5 Sc6— dS
26. Dd5— d4 D b7— c8
27. e5— e6 Th8Xh6!
Beiderseits schöne Zwangszüge.
28. e6Xf7!! ....
Eine neue Überraschung, die die
Großzügigkeit der weißen Angriffs-
führung beweist: Auf 28. D g4: würde
sich Schwarz mit 28. . . . Lg5: noch
ganz gut verteidigen können.
28 Sd8— c6
29. Dd4— e4t Kg6— g7
Nun hat Schw. zwei Mehrfiguren
und droht mit Df5 sich vom feindlichen
Griff vollkommen loszumachen.
Stellung nach dem 29. Zuge von Schw.
1 MM-m-^ m
iM^m. B„ m
30. Tal— a5!! ....
Ein glänzender Zug, der zunächst
Df5 verhindert und nunmehr seiner-
seits Tg3 droht. Den Turm selbst
darf Schwarz wegen De7: mit der
Drohung De5f nicht nehmen und
auf 30. . . . Ld6 würde 31. Td5
Se7, 32. Td6: cd, 33. De7: ent-
scheiden. — Auch 30. ... Th4:
genügt wegen 31. f3 usw. nicht.
30 Th6— g6!
Noch das Beste. Es geht aber im
Opferstile weiter:
31. h4— h5! Lg4Xh5
3Z Te3— g3 ....
79
Endlich hat der Turm den ihm
vom GeneraHssimus zugewiesenen
Standort erreicht.
32 Kg7— h6
33. f7— fSDf! ....
Weiß macht lauter Problemzüge.
Falls nun 33. . . . Df8: so 34. Se6
Te6: 35. Thöif Kh5: 36. Dg4t
nebst Matt.
33 • LeTXfö
34. Sg5— f7t Kh6— g7
35. Ta5Xh5 Tg6Xg3
36. f2Xg3 Sc6— e7
Auf 36.... K f7: gewinnt 37. Dc6:
37. Sf7— e5! ....
Wieder der stärkste Zug. Wenn
nun 37. . . . Kf6, so 38. Sg4tKf7,
39. Th7t Lg7, 40. Sh6t KfS, 41.
Df4f und gewinnt.
37 Dc8— e6
38. Th5— g5t Kg7— f6
39. Se5— g4t Kf6-~f7
40. De4 — f3t Schwarz gibt auf.
Eine, halsbrecherische Pracht-
partie.
EID
Die zurückhaltende Spiel-
weise (mit d2 — d3), also eine Art
von Giuoco pianissimo in der spa-
nischen Partie kann oft, wenn nur
der Gegner diese Atempause nicht
richtig ausnützt, zu einen allmählichen
Generalsturm ausreifen. So in der
nachstehenden
Partie Nr. 12.
Großturnier zu Pistyan 1922.
Weiß: Schwarz:
H. Wolf. Przepiörka.
1. e2~e4 e7 — e5
2. Sgl f3 Sb8 — c6
3. Lfl b5 a7 a6
4. Lb5 a4 Sg8 -f6
5. 0 — 0 Lf8 e7
6. Sbl c3 ....
Über die Licht- . und Schatten-
seiten dieses Zuges (statt 6. Tfl — el)
siehe die einleitende Anmerkung zur
nächsten Partie. — Die Stellung kann
sich übrigens auch mit Zugumstellung
nach 5. Sc3 Le7! (wegen Lc5 siehe
Partie Nr. 14) 6.0 — 0 ergeben.
6 b7 — b5
7. La4— b3 d7— d6
e. d2 — d3 ....
Gilt für zahm und ungefährlich, be-
sonders aus dem Grunde, weil Schw.
mit dem nächstzügigen Springer-
manöver den lästigen Läufer b3 aus
der Welt schaffen und demnach ein
leicht zu entwickelndes Spiel er-
halten kann.
8 Sc6 — a5!
9. Sc3 — e2 ....
Als Kompensation für den Ab-
tausch seiner wichtigsten Angriffs-
figur (Lb3) beabsichtigt inzwischen
Weiß, seine Kavallerie zum Rochade-
angriff heranzuziehen (vergl. 1 5. Zug
von Weiß).
In einer Partie Lasker-Rubinstein
(Viererkampf Berlin 1918) geschah
hier ganz zurückhaltend 9. h3 0 — 0,
10. Lg5Lb7, ll.Sd2h6, 12. Lh4
Sb3: 13. abd5! 14. Tel de, 15.de
Sd7! und Schwarz hat sich voll-
kommen befreit. — Einen scharfen
Verlauf nahm hingegen eine Partie
Marco -Bogoljubow, Pistyan 1922:
9. Tel Lg4, 10. Se2 Sh5! (Geschieht
gerade im richtigen Augenblick) 11.
c3Sb3: 12. ab 0—0, 13.d4f6, 14.Khl
Dc8 mit sehr zweischneidigem Spiel.
9 Sa5Xb3
10. a2Xb3 c7 — c5
Schwarz verfolgt nach wie vor
eine gute und gesunde Strategie.
11. Lei— d2 0 — 0
12. Se2 — g3 Dd8 — c7
13. Ddl — e2 Tf8— e8
14. h2 — h3 Le7— f8
Ein bewährtes System (Te8 nebst
Lf8, g6 und Lg7), um dem weißen
Angriff, der sich in ziemlich schab-
lonenhaften Formen entwickelt, er-
folgreich begegnen zu können.
15. Sf3 — h4 d6 — d5?
Dies aber ist voreilig und wird
von Weiß in klassischer Weise wider-
legt. Geboten war zunächst gl — g6.
16. Ld2 — g5! ....
Nun bemächtigt sich Weiß durch
die Drohung, die schwarze Königs-
stellung aufzureissen, aller strategi-
schen Linien und Punkte.
16
Dc7 — c6
17. De2— f3
d5Xe4
18. d3Xe4
Te8 — e6
19. Tal— dl
LcS — b7
20. Tfl— el
c5 — c4
Ein Gegenversuch, der zu einem
kläglichen Fiasko führt. Noch immer
war 20 g7 — g6 vorzuziehen.
21. Sh4 — f5 Ta8 — c8
22. b3Xc4 b5Xc4
Auf Dc4: würde 23. Sh6t gh,
24. Lf6: mit entscheidender Wirkung
folgen. Wie man sieht, hat also Schw.
auf der c-Linie nichts erreicht, in-
dessen aber, wie bald ersichtlich
wird, den Mitgenuß der d-Linie end-
gültig verloren.
23. Tel— e2
a6— a5
24. c2 — c3
Sf6 — d7
25. Te2 — d2
■
Siehe Anmerkung zum 16. Zuge
von Weiß. — Mit solchen Pfändern
wie die besetzte d-Linie und die starke
Springerstellung auf f5 muß Weiß
gewinnen. Es reift bereits zur Ent-
scheidung.
25 Sd7— c5
Das Gegenspiel von Schw. kommt
eben zu spät.
26. Td2 — d8! Te6 — e8
Es drohte (z.B. auf 26.... Sd3)
Qualitätsgewinn durch 27. Se7f
27. Td8 — d6! ....
Nun opfert aber Weiß selbst die
Qualität. Die Partie verwandelt sich
in ein schönes Problem.
27.
Lf8Xd6
Auf Dc7 würde 28.Dg4 ent-
scheiden.
28. TdlXd6 Dc6 — c7
Stellung nach dem 28. Zuge von Schw.
29. Lg5 — f6!! ....
Prachtvoll gespielt. Der Läufer ist
wegen Matt in 2 Zügen nicht zu
nehmen und auch auf 29. . . . g6 folgt
Matt durch 30. Sh6t Kf8, 31. Lg7t!!:
Kg7: 32.Df6t nebst Sg3— f5(t) usw.
29 Te8— e6
30. Df3 — g4 g7 — g6
31. Dg4— g5 Te6Xf6
Erzwungen, da Weiß Dh6 drohte.
32. Dg5Xf6 Sc5 — e6
Weiß kündigt Matt in 3 Zügen
an (33. Sh6t Kf8, 34.Te6: nebst
35. Dh8#).
Die widerlegte Widerlegung.
Für besonders stark galt in der
eingeschränkten Verteidigungsvari -
ante der Zug 6. Sbl — c3 im Zu-
sammenhang mit dem aufrollenden
8. a2 — a4, bis endlich diese Ansicht
durch die nachfolgende Partie er-
schüttert wurde. — Der Zug 6. Sc3
sieht zwar natürlicher als 6. Tel aus,.
81
da er die Deckung des Be4 mit einer
gesunden Figurenentwicklung kumu-
liert, doch besteht seine Schwäche,
wie wir schon bei der vorigen Partie
beobachten konnten, darin, daß er
dem (durch a6 und b5) in eine Sack-
gasse vertriebenen Läufer b3 die Ent-
schlüpfungsmöglichkeit (durch c2-c3)
wegnimmt und daher der Struktur
des weißen Damenflügels eine ge-
wisse Ungelenkigkeit verleiht.
Partie Nr. 13.
Großturnier zu Pistyan 1922.
Weiß: Schwarz:
Aljechin.
1. e2 — e4
2. Sgl— f3
3. Lfl b5
4. Lb5 — a4
5. 0 — 0
6. Sbl — c3
7. La4 b3
Bogoljubow.
e7 — e5
Sb8— c6
a7 — a6
Sg8 fö
Lf8— e7
b7— b5!
d7 — d6
Dies ist besser als 7. . . . 0 — 0,
worauf zwar der von Svenonius emp-
fohlene Ausfall 8. L d5 nach 8. . . .
b4! 9. Lc6: de, 10. Se2 Se4: 11. Se5:
Ld6 ! (Partie Schlechter-Vidmar, Karls-
bad 1911) nichts ergibt, hingegen die
Textidee: 8. a4! viel wirksamer an-
zuwenden wäre, z. B. 8 b4!? (Am
besten ist Tb8, womit aber Weiß
also seinen Zweck, das Alleinver-
fügungsrecht über die a-Linie zu er-
langen, erreicht hat.) 9. Sd5 Se4:
10. d4 (Die Angriffsführung nach
Dr. Krause. — In einer Partie Prokes-
Euwe, Pistyan 1922, geschah statt
dessen: 10. Se7:t Se7: [10....De7:
11. Tel ist für Schwarz wohl sehr
gefährlich.] 11. Se5: Lb7 12. d3!
Sc5? [Sf6!] und jetzt konnte Weiß
statt 13. Sf7: mit 13. Lf7:t! einen
gesunden Bauern gewinnen.) 10
ed, 11. Tel (Zweifelhaft ist, wie
Dr. Tarrasch, der überhaupt für 7
0 — 0 statt 7 d6 eintritt, in seiner
Broschüre „Der gegenwärtige Stand"
richtig ausführt: 11. Se7: Se7: 12.
Dd4: d5, 13. Db4 c5, 14. Da3 mit
den eingesperrten Hauptfiguren von
Weiß, der daher jedenfalls besser
14. Del spielt: Partie Trejbal-Rubin-
stein, Teplitz-Schönau 1922.) 11....
Sf6 (od. Sc5) 12. Sd4: mit starkem
Angriff. —
Weniger energisch geschahin einer
Partie Tarrasch - Grünfeld, Pistyan
1922, auf 7.... 0—0 zunächst 8. d3
(Abwartend ist hier auch 8. Tel z. B.
8.... d6, 9. h3 Sa5, 10. d3 Sb3:
11. ab Lb7 usw.) 8.... d6, 9. a4
(Also doch ! In einer Partie Tarrasch-
Schlechter, Berlin 1918, geschah aber
statt dessen sofort 9. Sd5 Sa5, 10.
Se7: De7: 11. Lg5 h6, 12. Lh4
[Vielleicht 12. Lf6:!] Sb3: 13. ab
De6.) 9.... b4, 10. Sd5 Tb8, 11.
c3 bc, 12. bc Sa5, 13. La2 Sd5:
14. Ld5: Kh8, 15. d4 mit ungefährem
Ausgleich der Kräfte. —
8. a2— a4 ....
Während dieser stolze Zug in der
vorliegenden Partie vollen Zusammen-
bruch erleidet, führt hier Marco's
Lieblingsfortsetzung 8. L d5 nach
einigen Schreckschüssen: 8 Sd5:
9. Sd5: Le6, 10. d4 ed, 11. Sd4:
Ld5: 12. ed Sd4: 13. Dd4: 0—0
zum friedlichen Ausgleich.
Auf dengeistreichen,in£iner Partie
Balla-Prokes, Pistyan 1922, probierten
Zug 8. Se2 konnte statt 8 Sa5,
9. Sg3 Sb3: 10. ab 0 — 0, 11. d4
usw., gut und einfach 8 Se4: 9.
Ld5 Dd7, 10. Le4: d5 mit über-
legener Entwicklung für Schwarz
geschehen.
Hinsichtlich der zurückhaltenden
Spielweise 8. d3, worauf Sa5! nebst
späterem Sb3: zu folgen hat, siehe
vorige Partie.
8 b5— b4!
Bisher galt 8.... Tb8, 9. ab ab
für das verhältnismäßig Beste, worauf
aber Weiß sich mit 10. d3 (Kaum
günstig wäre mit 10. De2 0—0, 11.
Dr. S. G. Tartakower: Die hypermoderne Schachpartie.
82 -
Sb5: auf Bauernraub auszugehen,
da Schwarz darauf mit 11 — L g4,
12. c3 Lf3: 13. gf Sh5, 14. d4 Lg5!
zum Angriff kommt. — In einer Partie
Trejbal-Aljechin, Pistyan 1922, ge-
schah daher zunächst vorsichtig 10.
h3 0—0, 11. De2 Ld7! 12. d3 [12.
Sb5: Se4:] De8, 13. Kh2 Sd4, 14.
Sd4: ed, 15. Sd5 Sd5: 16. Ld5: c6,
17. Lb3 Le6! 18. f4 Lb3: 19. cb TaS,
20. TaS: Da8: mit Angriff für Weiß,
dafür aber mit realen Bauernchancen
für den Gegner.) 10 Lg4, ll.Le3
Sd4 (Dies empfiehlt „Collijn". — In
einer Partie Reti - Spielmann, Wien
1913, geschah hier 11.... 0—0, 12.
Sd5 [Vielleicht ist zunächst 12. h3!
und dann auf 12 Lh5, 13. Sd5
oder auch 13. Se2 Lf3: 14. gf mit
schönem Zentraldruck vorzuziehen.]
12....Kh8, [Besser Sd5: 13. Ld5:
Sb4, 14. Lb3 Le6 usw. bezw. 13.
€d Sd4, 14. Ld4: ed, 15. h3 Lf3:
16. Df3: Lf6 mit Ausgleich.] 13. c3
Sd5: 14. Ld5: Ld7, 15. Ta6 De8,
16. d4 mit Stellungsvorteil für Weiß.)
12. Ld4: ed, 13. Se2 c5, 14. c3 de
15. bc usw. in der Mitte sehr günstig
stellt. —
Sehr elegant widerlegt Dr. Krause
8. . . . Lg4 durch 9. ab Sd4, 10. Ta6:
Ta6: 11. ba Dc8, 12. La4t c6, (Kf8
13. a7) 13. Sd4:!! Ldl: 14. Lcöif
nebst a6 — a7 und Weiß gewinnt.
9. Sc3— d5
Sc6— a5!
Collijn's Lärobok, diese nordische
Schachbibel, berücksichtigt nur 9
0—0, 10. Tel, bezw. 9....Lg4 [Ja-
nowski] 10. c3 bc, 11. bc Se4: 12.
Se7:! Se7: 13. d4! usw. bezw. 9
Se4: 10. d4 0— 0, (oder 10.... ed,
11. Se7: Se7: 12. Dd4: Sf6, 13.
Db4: usw. oder auch 10. ... Lb7, 11.
Tel Sf6, 12. Se7:!De7: 13.de [13.
a5!] de, 14. Se5: Se5: 15. Lf4 zu-
gunsten von Weiß.) 11. Tel (Dies
ist stärker als 11. Se7: Se7: 12. Tel
Lb7, 13. de d5 mit gleichen Chancen.)
ll....Sf6, 12.Se7:t Se7: (De7: 13.
Lg5) 13. de de, 14. Dd8: Td8: 15.
Se5: mit besserem Spiel für Weiß.
Eine interessante Wendung nahm
hier die Partie Marco-Aljechin vom
selben Pistyaner Turnier 9 — Tb8,
10. d4 Lg4, 11. c3 0—0, 12. Tel
(Besser ist 12. Lc4, z.B.: 12. . . . bc,
13. bc Se4: 14. La6:, wie in einer
P. Tarrasch-Capablanca, Petersburg
1914 erfolgte) 12.... bc, 13. bc ed,
14. cd Lf3: 15. gf Sd4: und nun
konnte Weiß statt 16. Lc4 mit 16.
Se7:t! De7: 17. Lc4 ein befriedi-
gendes Spiel erlangen.
10. Lb3— a2 ....
Nicht 10. Sb4: wegen Tb8. —
Hingegen geschah in einer Partie
Spielmann-Reti, Berlin 1920, ganz
unbefangen: 10. d4Sb3: ll.cbSd5:
(Hier wäre 11. . . . Se4: 12. Tel
Lb7! zu versuchen.) 12. ed e4, 13.
Sd2 Lb7, 14. f3! mit praktischen
Chancen. — Svenonius empfiehlt
übrigens 10. Se7: De7: ll.d4, wo-
rauf z. B. 11. . . . Lb7, 12. Lg5 c5
(oder 12. . . . Sb3: 13. ab Le4:
14. Tel Lf3: 15. Df3:0— 0, 16. d5)
13. de de 14. Sd2 usw. für Schwarz
nachteilig wäre und daher wohl am
besten 11. . . . Se4:! 12. de Lb7,
13. ed Dd6 folgt.
10 Sf6Xd5
Schwarz kommt durch ganz ein-
fache und gesunde Züge in Vorteil.
In der Partie Spielmann-Reti (letzte
Runde von Göteborg 1920) geschah
hier in verwegener Weise die Neue-
rung 10. . . . Se4:!?, worauf Weiß,
wie nachträgliche Analysen ergaben,
statt 11. Se7: De7: 12. d4 Lb7, 13.
Tel [13. Del!] 0—0, 14. Dd3: edü
15. Lg5 De8, 16. Sd4: c5, 17. Sf5
De5 ! usw. mit dem profunden Manöver
11. d4 Lb7, 12. Del !! in Vorteil
kommen konnte.
11. La2Xd5 c7 — c6
12. Ld5 — a2 c6— c5!!
Dies ist die Pointe der ganzen
Verteidigungsanlage von Schwarz,
83
dessen Stellungsvorteil am Damen-
flügel nunmehr immer fühlbarer wird.
Viel schwächer geschah im Wett-
kampf Tarrasch-Schlechter (Köln,
1911): 12. . . . 0—0 mit der Folge:
13. d4 Dc7, 14. Ld2! c5 (besser
wäre nach Lasker zuerst Tb8) 15.
de de, 16. c3 Lb7, 17. cb cb, 18.
Tel Dd6, 19.De2. Weiß steht etwas
besser.
13. c2--c3 Ta8 — bS
14. La2 — d5 ....
Der Läufer muß sich noch recht-
zeitig ins Freie retten.
14 0 — 0
15. d2 — d4 ....
Durch Erfahrung klug geworden,
hat man hier in späteren Partien
vorsichtiger und besser 15. d2 — d3
gespielt, z. B.: 15. d3 Le6 16. Le6:
fe, 17. Ld2 bc, 18. bc c4! 19. d4
Sb3 und Schwarz ist doch im Vor-
teil: Partie Maröczy-Johner, Teplitz-
Schönau 1922.
18. Ld5Xe6
19. d4— d5
f7Xe6
15 ....
16. c3yd4
e5Xd4
c5 — c4 !
Hiermit hat bereits die Über-
legenheit der schwarzen Stellung
reale Formen angenommen, was
sonst in einem so frühzeitigen Er-
öffnungsstadium nur selten vorkommt.
Stellung nach dem 1 6. Zuge von Schw.
17. Lei— e3 Lc8— e6
Strategisches Ziel des Schwarzen:
Vereinfachung.
Strategisches Ziel des Weißen
Verwicklung.
19. . .
20. Tal
cl
e6 — e5
Dd8— d7
Die peinliche Befragung beginnt
(Ba4!)
21. Sf3— g5! ....
Hiermit ergreift Weiß noch seine
beste praktische Chance, die zunächst
in der Beseitigung des schwarzen
Verteidigungsläufers und später im
rücksichtslosen Bruch des Zentrums
besteht.
Die ebenso geistvolle wie groß-
zügige Art, in der Weiß seine posi-
tioneil bereits verlorene Stellung
verteidigt, verleiht dieser ohnedies
theoretisch sehr wichtigen Partie
auch hohes vitales Interesse.
21 Le7Xg5
22. Le3Xg5 Tb8— c8
23.Ddl— e2 h7— h6
24. Lg5— h4 Tf8— f7
Um (nach Da4:) Le7 zu ver-
hindern.
25. Lh4— g3 ....
Die einzige Gegenchance. Der
a-Bauer war sowieso nicht zu retten.
Während dessen Eroberung soll aber
der Läufer Wunderdinge verrichten.
25 Dd7Xa4
Nachdem nun Schwarz fast alle
seine Figuren (D, S, T) am Damen-
flügel postiert hat, ist es nicht ver-
wunderlich, daß Weiß im folgenden
Teil der Partie etwas Gegenspiel
bekommt.
e5Xf4
Da4— b5
26. f2— f4!
27. Lg3Xf4
Deckt indirekt Bd6 (wegen D b6t)
28. Lf4Xh6! ....
Weiß kämpft wie ein Tiger um
sein Leben.
84
28 c4— c3!
Dies sollte das Opfer von Weiß
wiederlegen.
29.
30.
31.
De2— g4
Dg4Xd7
b2Xc3
Db5— d7
Tf7Xd7
Stellung nach dem 31. Zuge von Weiß.
i» W ■ -^
y/A. v/////y "• v/////,. w.
'W^/ W^y W/"/
^.,
m
7/y y////Ä
m
31
b4Xc3?
Sieht riesenstark aus, doch ge-
lingt es hierauf Weiß, sich in sinn-
reicher Weise von der unmittelbaren
Gefahr zu retten (32. Ld2!!) und
später durch die Schaffung einer
Gegenchance (34. Ld6:) die Spiele
auszugleichen. — Aber auch nach
31. ... gh, 32. cb ist der Gewinn
für Schwarz trotz der Mehrfigur
keineswegs klar ersichtlich, da seine
Bauern schwach und seine Offiziere
disloziert stehen.*)
*) Diese nach 31. . . . gh, 32. cb ent-
stehende Stellung ist wohl einer weiteren
Vertiefung wert, da sie die Ressourcen
der numerisch schwächeren Partei gut
beleuchtet. Die Folge könnte dann sein:
32. . . . Sc4 (Nimmt die Fesselung in
Kauf, da nach dem Turmtausch dem Sa5
noch weniger Zukunft blühen und Weiß
auf der c-Linie frei operieren würde, z. B.:
32. . . . Tel: 33. Tel: Sb7, 34. TcSf
Kf7 [oder Td8, 35. T c7 Tb8, 36. Td7
Kf8, 37. g4 usw.] 35. TaS Te7, 36. Ta7
Ke8, 37. Kf2 K d8, 38. Ke3 usw. Oder
etwas besser: 33. . . . Sb3, 34. Tc8tKf7,
35. Kf2 [um Be4 zu behalten] a5 [oder
Tb7, 36. Ta8 Tb4: 37. Ta6: Ke7, 38. e5]
36. ba Sa5: 37. Ke3. Die Bauern von
Schwarz sind wohl epileptisch.) 33. T c3
(Um die Fesselung zu vervollständigen,
eventuell aber auch gegen den feindlichen
Hingegen hätte hier 31. . . .
b4— b3! 32. Lf4 Sc4 nebst Vor-
rücken des a-Bauern der ganzen
Genialität von Weiß ein grausames
Veto eingelegt und die Partie wahr-
scheinlich rasch gewonnen.
32. Lh6— d2! ....
Der Rettungszug. Es folgen aber
noch einige scharf pointierte Wen-
dungen, da Schwarz die Hoffnung
auf Gewinn keineswegs aufgeben will.
32
33* Ld2— f4
34. Lf4Xd6
Auch nach 34.
Td7— c7
Sa5— b3
Tc7— f7
Td7, 35.Lf4
hat Weiß dank seinen mächtigen
Freibauern niclits mehr zu fürchten.
35.
36.
37.
Tfrxf7
Tf7— fl
Ld6— a3!
Sb3Xcl
Sei— d3
Weiß muß noch sehr präzis
spielen, um die Partie zu halten.
37
38. d5— d6
c3— c2
Kg8— h7
Ein Fehler wäre selbstredend
38. . . . c2— clD, 39. Lei: Sei:
wegen 40. d7 Se2t 41. Kf2. Daher
möchte Schwarz durch weitere
Königsannäherung noch auf eventu-
ellen Zugzwang spekulieren —
39. h2— h4! ....
— welche Hoffnung jedoch Weiß
im Keime erstickt.
39 * Tc8— c4
Ein letzter machtvoller Griff, den
aber Weiß wieder in geistreicher
König auszufallen. — Ungenügend wäre
wohl 33. Tal wegen TaS, 34. Tfcl Sd2,
35. b5 Se4: nebst Sc5. — Interessant ist
33. Tf4, um e4— e5 zu drohen, z. B. 33. . .
Tb7, 34. e5! Tb4:? 35. ed usw. Schwarz
spielt daher besser 33. . . . Tf7, 34. Th4
Kh7. Nun wäre 35. e5 wegen Se3! ver-
früht, daher muß Weiß zunächst 35. h3
ziehen, worauf sich Schwarz nunmehr mit
35. . . . Sb6 salviert.) 33. . . . T b7,
34. Tfcl! Tb4: 35. e5! de, 36. d6 mit
Ausgleich.
85
Weise abschüttelt. Schwarz gewinnt
einen Bauer, jedoch nicht die Partie,
die nunmehr Freibauer gegen Frei-
bauer, Chance gegen Chance auftritt.
40. e4— e5! Sd3Xe5
41. La3--b2 Tc4— c8
Selbstverständlich nicht Sd3?
wegen 42. d6 — dl.
42. Tfl— cl Se5— d7
43. Kgl— f2 Kh7— g6
Letzter Akt: Die Majestäten treten
heran.
44. Kf2— e3
Tc8— c6
45. Lb2~d4
Sd7— f6
46. Ke3— d3
Tc6Xd6
47. TclVc2
Remis.
(ED
Zwei Schachzauberer.
Die nachstehende Partie, die zwei
Hauptvertreter der neo-romantischen
Schule zusammenführte, gehört zu
den kombinationsreichsten der ge-
samten Schachliteratur. Beide Jung-
meister verschwenden schon in der
Eröffnung ungeheure Energien an
Geist, Witz und Phantasie. Als Fazit
der Verwicklungen büßt zwar Schwarz
einen Bauer ein, opfert aber in groß-
zügiger Weise noch einen zweiten,
um in einem spannenden Turmend-
spiel gleichzuziehen. Es wird bis
zum, letzten Soldaten gekämpft, doch
wiederholt sich der häufige Fall, daß
gerade die lebhaftesten und wilde-
sten Partien — remis werden!
Partie Nr. 14/
Großturnier zu Wien 1922 (I. Runde).
Weiß: Schwarz:
A. Aljechin. R. Reti.
1. e2— e4
2. Sgl— f3
3. Lfl— b5
4. Lb5— a4
5. Sbl-c3
e7— e5
Sb8— c6
a7— aS
Sg3— f6
Auch an dieser Stelle (statt des
üblichen 5. 0 — 0) hat der Springer-
zug die spezifische Schwäche, die
darin besteht, daß die Bildung des
Zentrums, sowie das Erhalten des ab-
gedrängten Läufers erschwert wird.
Dafür nimmt er freilich den Vorteil
einer gesunden Figurenentwicklung
für sich in Anspruch.
5 b7— b5
Im Zusammenhang mit der nächst-
zügigen Läuferentwicklung auf c5
(statt auf e7) ist dieser an sich zu-
lässige Vorstoß verfrüht. (Siehe An-
merkung zum 1 1. Zuge von Schwarz.)
Am initiativsten dürfte sofort 5. . . .
Lf8 — c5! sein, nachdem das fulmi-
nante Scheinopfer 6. Se5: durch die
letztjährigen Untersuchungen als un-
schädlich entlarvt wurde. Es folgt
dann nämlich (ähnlich wie im Text-
verlauf): 6. Seöf!? Se5: 7. d4 Ld6!*)
8. f4 (bezw. 8. 0—0 0—0! 9. f4
Sc4! 10. e5 b5, 1 1. Lb3 Lb7 analog
dem Hauptspiel. — Oder aber 8. de
Le5: mit gleichem Spiel.) 8. .. . Sc4!
9. e5 0—0, 10. Lb3 b5, 11. 0—0
Lb7, 12. ed (auch 12. ef Df6: bezw.
12. a4 Sa5 ist für Schwarz ganz
günstig) cd! 13. Lc4: bc mit guten
Gegenchancen. — Auch nach 6.0 — 0
(statt 6. Se5:) kommt Schwarz mit
6. . . . b5, 7. Lb3 d6 bereits zur
unangenehmen Drohung Lg4 und
hiermit zur Initiative. Wenn Weiß
jetzt diese Fesselung durch 8. h3 zu
verhindern sucht, so formiert sich
(nach Dr. Tarrasch's Ansicht) mittels
h7 — h6 nebst g7^g5 — g4 ein un-
widerstehlicher Angriff für Schwarz.
Ebenso ist der Gegenversuch 8. a4
wegen Lg4! 9. ab Sd4, 10. Ta6:
Ta6: 11. ba Dc8 nebst Lf3: und
D h3 für Weiß kaum empfehlens-
*) Auf das schwächere Ausweichen
7. ... Lb4 folgte in einer Gastpartie
Aljechin-Dr. Forrester (Glasgow 1923):
8. de Se4: 9. Dd4 Sc3: 10. bc La5, 11.
Las b6, 12. e6 Df6, 13. LdTif Kd8, 14.
Lc6t Dd4, 15. e7X.
86
wert. Am besten dürfte noch 8. d3
sein, z. B. wie in einer Partie Möller-
Spielmann, Kopenhagen 1923, er-
folgte : 8. dS L g4, 9. L e3 (Dr. Tarrasch
empfiehlt hier 9h3 Lh5, 10. Lg5
nebst event. g4) 9. . . . 0 — 0 (hier kann
auch 9. . . . Sd4, 10. Ld4: Ld4:
11. h3: Lc3: 12. bc Lf3: 13. Df3:
0 — 0 zum Ausgleich führen), 10. Sd5
Sd4, 11. Ld4: Ld4: 12. c3 La7,
13. Se3 Le6, 14. Lc2! c5, 15. d4
ed, 16. cd mit gutem Spiel für Weiß.
— Ganz passiv geschah statt 6. S e5:
oder 6. 0 — 0 in einer Klubturnierpartie
Rotenstein-Pahl, Berlin 1920: 6. Lc6:
de, 7. h3 De7, 8. d3 Ld7, 9. D e2,
worauf jetzt statt des bizarren Sh5,
wohl am zweckmäßigsten 9. . . .
0-0-0 geschehen sollte. — Zu er-
wähnen ist schließlich, daß Schwarz
auch nach 6. d3 b5 (oder auch 6
d6, 7. Le3 Lb4, 8. 0-0 Lg4) 7. Lb3
d6, 8. Sd5 (von Dr. Krause emp-
fohlen. — Kaum gut ist 8. Lg5 h6,
9. Lf6:? Df6: 10. Sd5Dd8. Marco-
Spielmann, Pistyan 1922) 8....Sa5,
9. Lg5 Sb3: 10. ab c6, 11. Sf6: gf,
12. Lh4 Tg8, 13. Dd2 Tg6 usw.
nichts zu fürchten hat. Hiermit er-
scheint der kecke Zug 5. . . . Lc5
vollkommen existenzberechtigt.
Schwarz kann aber auch statt
dessen mit 5. . . . Lf8 — b4 (und
wenn darauf 6. Sd5, so am besten
Lb4 — e7) in eine bequeme Variante
des Vierspringerspiels, oder mit 5. . . .
d7— d6 6. Lc6: bc, 7. d4 usw. in
eine von Steinitz empfohlene, oder
endlich mit 5. . . . Lf8— e7, 6. 0—0
(Das Naheliegendste. Gediegen ist
auch 6. d3 d6, z. B. : Länderkampfpartie
Post-Euwe [Berlin 1923] 7. h3 0— 0,
8. 0 — 0 L e6 [zweckmäßiger 8. . . , b5
nebst Sa5], 9. Sg5 Sd7, 10, Dh5
Lg5: 11, Lg5: f6, 12. Le3 mit etwa
gleichem Spiel oder noch bemerkens-
werter: Partie Spielmann-Rubinstein,
Mähr.-Ostrau 1923: 7. Sd5 Sd5: [vor-
sichtiger 0—0], 8. ed b5, 9. de ba,
10. c4! 0—0, ll.Da4:Lf5, 12.Le3!
[eine großartige Konzeption!], 12....
Ld3, 13. 0-0-0 e4 [besser sofort Le2],
14. Sei Le2, 15. Td2Lh5, 16. Sc2
a5, 17. Sd4 Dc8, 18. Db5 usw. mit
fühlbarer Stellungsüberlegenheit für
Weiß), 6. . . . b5 ! 7. Lb3 d6 in die Haupt-
verteidigung der Spanischen Partie
[siehe Partie Nr. 12] einlenken.
6. La4— b3 Lf8— c5
Nach der erfolgten Lockerung
des Damenflügels (als welche sich
der Vorstoß b7 — b5 immerhin nicht
verleugnen läßt) ist diese Initiativ-
entwicklung schon sehr gefährlich.
Vorsichtiger war daher 6. . . .
Lf8 — e7, worauf Weiß entweder mit
7. 0 — 0 in die Hauptvariante ein-
lenken, oder nach Svenonius am
besten mit 7. Ld5 fortsetzen kann.
Ungünstig für Schwarz wäre statt
des Textzuges der weitere Bauern-
lauf 6. . . . b5— b4 wegen 7. Sd5
Se4: 8. De2 Sd6 (Auf 8. Sc5 setzt
Svenonius sehr hübsch mit 9. Se5:
Sd4, 10. Dh5! g6, 11. Sc7:t Dc7:
12. Lf7:t Kd8, 13. Dh4t usw. mit
Vorteil für Weiß fort.) 9. Se5: Sd4
(Auf Se7 würde 10. c4 c5, 11. d4
cd, 12. c5 folgen können.) 10 De3!
Sd4 — f5, 1 1. Df4 usw. Schwarz kann
sich kaum befreien.
7. Sf3Xe5 ^ ....
Wie schon in der Anmerkung
zum 5. Zug von Schwarz (bei der
Variante 5. . . . L c5) ausgeführt
wurde, vermag Weiß mit keiner
anderen Fortsetzung (7. 0 — 0 bezw,
7. d3) zur Initiative zu gelangen.
7 Sc6Xe5
Verfehlt ist hier bekanntlich 7. . . .
Lf2:f, da der weiße König nach
einigen Schachs in Sicherheit kommt
und das weiße Bauernzentrum über-
mächtig wird.
Auch mit dem Bauernopfer mittels
7. . . . 0—0, 8. 0— 0 Sd4? (wie in
einer Partie Wolf-Duras, Karlsbad
1907 geschah) bleibt Schwarz nach
9. Sf3! in gedrückter Stellung.
87 —
8. d2— d4 Lc5— d6
Dies ist viel besser als 8. . . .
Ld4: (oder auch 8. . . . d6 oder
8. Lb4), da es dabei dem Schwarzen
im 10. Zuge gelingt, die weißen
Bauern zu zersplittern und dadurch
eine gute Gegenchance zu erlangen.
9. d4Xe5 ....
Wegen 9. f4 sei wieder auf die
Anmerkung zum 5. Zuge von Schwarz
verwiesen. — Jetzt (nach b7 — b5)
ist der Textzug für Weiß günstig.
9 LdöXeö
10. f2— f4 LeöXcSf
11. b2Xc3 0—0
Hätte Schwarz nicht vorher b7-b5
gezogen, so würde sich Weiß in
diese ganze Abwicklung (mit 9. de
und 10. f4) kaum einlassen, da
sonst nunmehr Sf6Xe4 ungestraft
geschehen könnte, während jetzt auf
11. . . . Se4: 12. Dd5 gewinnen
würde, z. B. 12.... De7! 13. Da8:
SgSf, 14. Kf2! Shlif, 15. Kfl!
Dc5! (bezw. 15. . . . Dh4, 16. Le3
0—0, 17. Kgl und erobert Shl)
16. De4t Kd8, 17. Le3 Dc3: 18.
Ld4 usw.
12. e4— e5 ....
Nun glaubt Aljechin den ent-
scheidenden Stellungsvorteil als reife
Frucht seiner besseren Eröffnungs-
behandlung einheimsen zu können,
doch versteht der Gegner unter Auf-
wendung seiner ganzen Qualität die
ärgste Gefahr abzuwenden.
Stellung nach dem 1 2. Zuge von Weiß.
m m m ii
I, fi
S©"B'
Beginn der Märchenphase:
Beide Teile wetteifern in grandi-
osen Konzeptionen. Alles hängt, hinkt
und hockt.
12 c7— c5!!
Schwarz sieht ein, daß er nach
12.,,.De7, 13. De2 Se8 oder auch
gleich 12. . . . Se8 infolge der
schlechten Springerstellung ein an-
dauernd beengtes Spiel behalten
würde und faßt daher den mann-
haften Entschluß, um jeden Preis
zum Gegenangriff zu gelangen.
Die für die spanische Eröffnung
charakteristische Sackstellung des
weißen Königsläufers kommt dabei
den Kombinationen von Schwarz
zugute —
13. Lei— a3!!
— während Weiß trotzalledem auf die
Zaubermacht seiner Läuferdiagonalen
pocht.
Schlecht wäre hingegen der plau-
sibel aussehende Zug 13. c3 — c4
wegen d7 — d5! und Schwarz be-
herrscht das Spiel.
13. , . . . Dd8— a5!
Jeder Zug beiderseits ein Treffer.
In beiden Lagern hängt alles und
ist doch alles gedeckt. Zunächst ist
anscheinend Schwarz am Ruder.
14. 0-0
15. e5Xf6
Da5Xa3
c5 — c4
Man wäre jetzt geneigt zu glauben,
daß Lb3 verloren geht.
16. Ddl— d5! . . . '.
Mit nichten! Es ist im Gegenteil
Weiß, der durch die gewaltige
Doppeldrohung (Turmgewinn durch
Da8: oder Mattführung durch Dg5)
nunmehr in Vorteil kommt. Man
sieht, daß eine Großmeisterhand die
weißen Figuren führte.
16 Da3— a5!
Eine sinnreiche Parade.
17. f6Xg7 ....
88
Auf 17. Dg5 kommt Dböf nebst
Df6: und auf 17. Da8: folgt Dböf
18. Khl Lb7 und Weiß verliert
außer der Dame noch Lb3.
17
18. Kgl— h
D a5— b6t
Kg8Xg7
Auf 18. ...Td8 würde 19. Lc4:!
bc, 20. Da8: Lb7, 21. Tablü mit
Qualitätsgewinn für Weiß folgen.
Gegen diese tötliche Pointe, die
nun auch nach der Textfortsetzung
in Vorschein tritt, war die ganze
Genialität von Schwarz machtlos.
9. Lb3Xc4!!
Lc8— b7
Wiederum wenn 19. . . . bc, so
20. Da8: Lb7, 21. Tabl. Weiß hat
nun also aus dem sinnverwirrenden
Knäuel von Kombinationen einen
Bauer erobert.
20. Dd5— eöf
21. Lc4— d3
Db6
Tf8
f6
-e8
Trotz des erlittenen Bauernver-
lustes läßt Schwarz den Mut keines-
wegs sinken. Er opfert vielmehr noch
einen zweiten Pion, um dafür an
Terrainwirkung für seine Figuren zu
gewinnen.
22. De5— h5 ....
Naheliegenderweise zieht Weiß
Bd7 dem verdächtigen Bh7 vor.
22
23.' Dh5— g4t
24. Dg4— d7t
25. Dd7— d4
h7— h6
K g7— h8
Te8— e7
Nun sind wir aus dem Märchen-
wald endgültig heraus. Weiß hat
mit seinen letzten Zügen verstanden,
die erwünschte Vereinfachung durch
Damentausch zu erzwingen und
glaubt im Mehrbesitz zweier Bauern,
daß der Rest nur Sache der Technik
sei. Indessen erweist sich der
schwarze Führer auch in der ver-
einfachten Stellung und trotz der
erlittenen Bauernblutung alsMeister.*)
Im übrigen sind bekanntlich die
Turmendspiele sehr schwer, oder
wie Dr. Tarrasch launig sagt, nie
zu gewinnen!
25 Df6Xd4
26. c3Xd4 Ta8— d8
Stellung nach dem 26. Zuge von Schw.
-
-
/
0
P o
Li u
'^11
, 1 — 1
^ ^
Beginn der Schachprosa:
Weiß arbeitet mit 2 Bauern mehr.
Und doch weist das Spiel noch
viele Feinheiten auf. Die Materie
beugt sich schließlich vor dem Geist.
27. f4— f5! f7— f6
Es verlohnt sich der Mühe, zu
untersuchen, ob Schwarz hier sofort
zugreifen durfte. Also: 27. . . .Td4:
a) Anscheinend folgt darauf 28. f5-f6
und Schwarz kom.mt aus der
Mattstellung nicht mehr heraus.
Dies ist jedoch ein Irrtum: 28.
f6 Teö, 29. Tael Tg4!! bezw.
29. Kgl Tdd6 bezw. 29. Tf2
Le4, 30. Le4: Tde4: und Schw.
hat nichts mehr zu fürchten.
b) Besser ist daher für Weiß die
Folge: 28. Tael Tel: 29. Tel:
Kg7 und nun 30. Te7, wobei
er noch immer mit lästigen Dro-
hungen arbeiten kann, z. B. 30 —
Ld5! 31. Kgl ! La2: 32. Ta7 usw.
*) Nicht umsonst ist Reti als erst-
klassiger Endspielkomponist bekannt. „Das
ganze Schach ist nur als eine großange-
legte Endspielstudie zu betrachten", pflegt
er zu sagen.
89
c) Am chancenreichsten ist aber für
Weiß wohl 28. Kgl, z.B. 28....
Le4, 29. Tfel! (ergebnislos wäre
29. Tael Ld3: bezw. 29. Tf4
Ta4!)29. . . . Kg7, 30. Te3 Kf6,
31. Tael Kf5: 32. Kf2! Kf4,
33. g3t Kf5, 34. Te4: nebst Kf3
mit Läufergewinn. Oder: 28 f6,
29. Tfel! Le4, 30. Te3 Te5,
31. Tael Ld3: 32. Te5: fe, 33.
cd Td3: 34. Te5: Td2, 35. Te6
Ta2: 36. Thöif Kg7, 37. Tb6
mit vorteilhaftem Turmendspiel.
Wie man also sieht, gleiten die
Berechnungen der Meister über die
plausiblen yerführungen (28. f5-f6!?)
hinweg und trachten, bis zur ge-
heimnisvollen Urquelle der Schach-
wahrheit vorzudringen.
28. Tal— el ....
Hier wird gewöhnlich von den
Glossatoren behauptet, daß Weiß mit
28. Tfl — f4 seine Bauernbeute voll
behalten konnte (da 28. . . . Ted7
wegen 29. Tel T.d4:? 30. Td4:
Td4: 31. Te8t nebst Te7t und
Tb7: nicht geschehen durfte). Doch
hätte Weiß nach 28. Tf4 mit vielen
Schwierigkeiten zu kämpfen und
dann erst nichts gehabt, z. B. 28.
Tf4 Tg7, 29. Tgl (oder 29. Lfl
Tc7) Tdg8, 30. Lfl b4 (Auf 30. . . .
Ld5 könnte 31. a4 ba, 32 c4 a3,
33. Tf2! folgen) 31. d5! (noch ein
interessanter Versuch) Tg4 (oder
einfacher 31. ... Ld5: 32. Tb4:
Tg5, 33. Tf4 La2: 34. La6: Ld5,
31. Lfl h5, 32. c4 Lc6.) 32. Tg4:
Tg4: 33. d6 Td4, 34. Ld3 Td6:
35. Tel Ld5 und Schwarz scheint
noch immer ein zum Remis jeden-
falls genügendes Gegenspiel zu haben.
Es ist daher begreiflich, daß Weiß
einen Bauern zurückgibt, um endlich
zur langersehnten Befreiung seiner
Streitkräfte zu gelangen.
28 Te7— g7
29. Ld3— e4 Td8X;d4
30. Le4Xb7 Tg7Xb7
Der restliche Teil der Partie ist
ein schöner und lehrreicher Beitrag
zum Kapitel: „Türme gegeneinander".
Schwarz hat viele Bauernschwächen
und muß daher vorübergehend neuer-
lich materielle Einbußen erleiden,
kann sich aber stets wieder an den
weißen Bauern regressieren.
31. Tel— e6 Kh8— g7
32. Te6Xa6 Td4— c4
33. Tfl— f3 ....
Auch mit 33. Tf2 Tbc7, 34. h3
Tc2: 35. Tc2:Tc2: 36. Ta7t Kg8,
37. Kgl war nichts zu erreichen, da
der schwarze Turm dann gerade
noch Zeit hat (mit 37. . . . Tc5,
38. g4 und nun wieder zurück:
38. . . . Tc2) den weißen König
abzuschneiden.
Weiß hofft daher unter Beibe-
haltung beider Türme mehr zu er-
reichen.
33
Tc4Xc2
34. h2— h3
Kg7— f7!
35. Tf3— g3
Tc2— f2
36. Tg3-g6
Tf2Xf5
37. Tg6Xh6
Kf7-g7
38. Th6— h4
b5— b4
39. Th4 g4t
Kg7-f7
40. Tg4— g3
Tf5— b5
41. Tg3— b3
Kf7— g6
42. Khl— h2
Tb5— c5
43. Ta6— a4
T c5— b5
44. h3— h4
Tb5— b6
45. Kh2— h3
Tb7— b8
46. g2-g3
f6— f5
47. Ta4— a5
Tb8— c8
48. Tb3— f3
T b6— f6
49. Kh3— g2
Tc8— c3
Erzwingt endlich
die Klärung,
50. Ta5— a8
Tc3Xf3
51.Kg2Xf3
Tf6— c6
52. Ta8— g8t
Kg6— f6
53. Tg8— f8t
Kf6— g6
54. Tf8— b8
Tc6— c4!
Fehlerhaft wäre 54. . . . Ta6,
55. Tb4: Ta2: 56. Tb6t Kf7, 57.
Kf4 Ta3, 58. h5! und Weiß gewinnt.
90
55.
Tb8-
-b6t
Kg6-
-g7
56.
h4-
-h5
Tc4-
-d4
57.
Tb6-
-c6
Td4-
-e4
58.
Tc6-
-g6t
Kg7-
-f7
59.
g3-
^g4
Te4Xg4
60.
Tg6>
g4
f5Xg4t
61.
Kf3>
g4
Kf7-
-g7
Unentschieden, da der
schwarze König gerade noch recht-
zeitig B h5 erobert und dann nach
c8 kommt, während der weiße König
B b4 erobert.
Eine Großmeisterpartie im wahren
Sinne des Wortes.
Was ist Fehler?
Das unentschiedene Resultat in den beiden obigen, so wild und
zweischneidig verlaufenen Partien mag uns dem kitzlichen Problem: Was
ist Fehler? etwas näherbringen.
Wieso kommt es, daß manche Partie schon durch einen winzigen
(nicht einmal effektiven, sondern vielleicht bloß vermeintlichen) Fehler un-
barmherzig zugrunde geht, während dagegen oft eine klar verfehlte Partie-
anlage oder auch ein unbestreitbares Versehen keine nachweisbaren Nach-
teile nach sich zieht und im dunklen Labyrinth der praktischen Partie
meistens sogar die Untugend triumphieren läßt?
Was stimmt also hier nicht? Es scheint jedenfalls, daß das Geheimnis
des Verlustes nicht in ben Fehlern, sondern eher sogar in den guten
Zügen liegt.
Hiezu einige Sprüche:
Im Fehler steckt immer etwas Richtiges.
Es kommt oft ein zweiter Fehler ohne de"n ersten vor.
Fehler kann (und darf!) nur ein starker Spieler machen.
Die Fehlzüge sind oft sehr schwer zu finden.
*
Man lernt im Schach nur durch Fehler.
Die Fehler sind dazu da, um gemacht zu werden.
*
Pessimistische Spielauffassung: Man verliert meistens nur durch starke
Züge und siegt durch Fehler.
Metaphysische Spielauffassung: Es gibt keine Fehler, sondern nur
unvorhergesehene Ereignisse.
— 91 —
Positivistische Spielauffassung: Die Opfer erbringen gewöhnlich nur
einen eklatanten Beweis, daß Fehler vorangegangen sind.
. . . Sieger werden ist nicht schwer,
Sieger sein dagegen sehr. . . .
Die Schachpartie ist gewöhnlich ein Märchen von 1001 Fehler.
Es gibt schmeichelnde, lärmende und stöhnende Züge. Die letzteren
sind die gefährlichsten.
Das Schach ist nur durch die Fehler existenzberechtigt.
Die unerbittlichsten Regeln im Schach sind — die Ausnahmen.
Die Variante tötet.
Das ganze Schach ist vielleicht nur auf einem Fehler aufgebaut.
Ein häufiges Postulat im Schach ist: „Wie werde ich nicht energisch?"
Der zweitbeste Zug ist oft der einzig richtige.
Die Schachtheorie gipfelt im — unrichtigen Zug.
Tragödie der Fehler — Tragödie der Leidenschaften!
*
Es gibt auch im Schach „hypokratische Züge".
.... Mit Fehlern läßt sich trefflich streiten,
Mit Fehlern ein System bereiten ...
Im Schach gibt es nur einen Fehler: Überschätzung des Gegners.
Alles andere ist entweder Unglück oder Schwäche.
Es gibt verfehlte Siege und glorreiche Niederlagen.
Das Fragezeichen des Glossators ist oft der einzige Fehler.
Ich mache Fehler — also ich existiere!
Die schwersten Fehler sind die vermeintlichen.
92
Die treibenden Kräfte des
Angriffs kommen in der nach-
stehenden, von Schwarz in großem
Stile gewonnenen Partie prägnant
zum Ausdruck: Zurückdrängen der
weißen Figuren (Lg5 — h4 — g3), Ein-
bauen eines Mauerbrechers (Bg5),
Öffnen der Zugstraßen (allerdings
unter freundlicher Mitwirkung des
Gegners), Schaffung eines mächtigen
Vorpostens (B h3), problemartiges
Figurenopferangebot, um die Ver-
proviantierung des Feindes zu unter-
binden (30. . . . Ta8!), dann endlich
ein brillantes Feuerwerk von Bauern-
durchbrüchen, womit Schwächungen,
Räumungen, Ablenkungen und ent-
scheidende Tempogewinne erzielt
werden.
Partie Nr. 15>
Sechserturnier zu Hastings 1922.
Weiß: Schwarz:
Thomas Rubinstein
1 . e2— e4 e7- e5
2. Sgl— f3 Sb3— c6
3. Lfl— b5 a7 a6
4. Lb5 a4 Sg8— f6
5. Ddl e2 ....
Dieses in neuerer Zeit besonders
von Alapin (auch nach 3. . . . Sf6,
4. De2 a6! 5. La4 b5, 6. Lb3) be-
fürwortete und von englischen Spie-
lern mit Vorliebe angewandte System
hat zur Tendenz die Mitte zunächst
geschlossen zu halten, um in aller
Ruhe und bei vollbesetztem Spiel
operieren zu können. Schwarz be-
kommt aber indessen Zeit, sich be-
quem zu entwickeln, so daß auch
das Hauptvorrecht der Spanischen —
die Initiative! — dem Weißen ent-
wunden werden kann. (Außerdem hat
die Stellung der Dame auf e2 manche
Schattenseiten.)
5 b7- b5
Schon um die event. Drohung
Lc6: nebst Se5: aus der Welt zu
schaffen, z. B. wenn sofort 5. . . .
Lc5 (nach 5. . . . Le7 oder nach
5. . . . d6, 6. c3! Le7, 7.0—0 0-0,
8. d4 ed, 9. cd b5, 10. Lc2 Lg4,
11. Tdl TeS, 12. Lg5 usw. bleibt
das schwarze Spiel gedrückt), so
könnte 6. Lc6: de, 7. Se5: Dd4,
8. Sd3 La7, 9. f3 nebst Sf2 oder
auch 9. Sc3 nebst event. b3 und f3
geschehen.
6. La4— bS Lf8~c5!
Es ist immer ein erhebendes
Gefühl, diesen Läufer aggressiv ent-
wickeln zu dürfen. Andere Autoritäten
(z. B. Grünfeld im Teplitz-Schönauer
Kongreßbuch) ziehen doch 6. . . .
Lf8 — e7 vor, um einem viel zu bal-
digen Aneinanderprallen der Streit-
kräfte möglichst auszuweichen und
die schwarze Königstellung gegen
Überfälle (z. B. durch Lg5) besser
zu schützen. Die Folge könnte dann
sein: l) 7. a4 Tb8, 8. ab ab, 9. Sc3
(weniger gut ist 9. 0—0 d6, 10. Sc3
Lg4! mit schwarzer Initiative) 0 — 0,
10. 0-0 d6, 11. h3 b4, 12. Sd5
Ld7 mit etwa gleichem Spiel —
II.) 7. 0—0 d6! (Auf 7. . . . 0-0 kann
8. Ld5 Lb7, 9. Lc6: folgen, worauf
wohl 9. , .. bc! 10. d3 Sd7 nebst
c6 — c5 am zweckmäßigsten ist.) 8
a4 Tb8 bezw. 8. c3 Sa5, (Auf 8...
0 — 0 folgt 9. d4, worauf aber Schw
in einer P. Dr. Fick-Norman Hansen
Scheveningen 1923, mit 9 Lg4
10. Tdl Dc8, 11. Lg5 Tb8, 12. Lc2
h6, 13. Lf6: Lf6: das Zentrum in
interessanter Weise behauptete.) —
III.) 7. d3 d6, 8. c3 0-0 nebst Sa5.
— IV.) 7. c3 d6, 8. h3. (Auf 8. a4
kann nunmehr 8 L d7 folgen
und auf 8. d4 empfiehlt Grünfeld
das Bauernopfer: 8. . . . Lg4 z. B.
9. Ld5 Sd5: 10. ed Sa5, 11. de de,
12. De5: Lf3, 13. gf Sc4 usw.)
8. . . . Sa5 (es kann auch 8. . . .
0 — 0, 9. 0 — 0 L e6 gespielt werden)
9. Lc2 c5, 10. d3(oder 10. d4De7,
11. d5 h6, 12. Sbd2 Ld7, 13. Sfl
Db8, 14. b3 c4. Alapin-Duras, Wien
93
1908.) 10. ...0—0, 11. Sbd2 Te8,
12. Sfl. In einer Partie Balla-Grün-
feld, Budapest 1921, folgte nun das
originelle Manöver: 12. ... Sd7!
13. Se3 Sb6, 14. Ld2 LfS, 15. g4
Sc6, wobei Schwarz sich allen An-
griffen von Weiß gewappnet zeigte.
Spielbar ist statt 6. . . . Lc5 oder
Le7 auch 6. . . . Lb7. Schwächer
geschah (mit Zugumstellung) in einer
Partie Thomas-Wolf, Karlsbad 1923:
6.... d6, 7. 0—0 Sa5, 8. d4 Sb3:
9. ab Sd7, 10. Sc3 Tb8, 11. Tdl.
Weiß steht überlegen.
7. c2— c3 ....
Es ist noch sehr fraglich, ob hier
zunächst die Aufrollung am Damen-
flügel: 7. a2— a4 Tb8 (nicht 7. . . .
b4 wegen 8. Lf7: nebst Dc4f und
Dc5:) 8. ab ab vorzuziehen sei, da
der Besitz der a-Linie durch den
schwarzen Druck auf der b-Linie
kompensiert wird und auch der da-
durch verstärkte Angriff auf Bb5
wenig fruchtet, z. B.:
A) 9. Sc3 0— 0 (Ungenügend ist
9....d6, 10. Sb5:Lg4, ll.La4 0—0,
12. c3!Alapin- Spielmann, München
1911. — Auf 9....b4 aber könnte
folgen 10. Sd5 [Wenn 10. Dc4, so
10....De7, 11. Sd5 Sd5: 12 ed c4!]
10.... 0—0, 1 1 . 0—0. [Weniger zweck-
mäßig geschah in einer P. Walbrodt-
Schlechter, Köln 1898: 1 1. d3 Sd5: 12.
Ld5:Sd4, 13. Sd4: Ld4: 14. 0— 0 c6,
15. Lb3 d6! 16. Khl Le6.] 11....
Sd4, 12. Sd4: Ld4: 13. Dc4! Sd5: 14.
ed d6, 15. c3 bc, 16. de! Lc5, 17. Lc2!
Ld7, 18. Dd3 [Auf 18. b4 würde nach
Lb5, 19. Dg4, Lfl: 20. Lg5 f6, 21.
Dh5 g6! 22. Lg6: hg, 23. Dg6:t
Kh8 nur remis durch ewiges Schach
entstehen.] 18. . . . f5, 19. b4 Lb6,
20. Le3 und Weiß hat am Damen-
flügel bessere Chancen.) 10. 0 — 0.
(Sehr bedenklich sieht hier der
Bauernraub 10. Sb5: wegen d5!
11. ed e4 aus; allerdings führte diese
Verwicklung in einer Partie Johner-
Süchting, Wien 1908, nach 12. Sg5
Tb5: 13. Db5: Lf2:t 14. Kf2: Sg4t
15. Kel Dg5: 16. Dc6: Se5, 17.
Dc7: Dg2: 18. De5: Dhl:t nur
zum ewigen Schach. — Zum Aus-
gleich führt ferner 10. Sd5 d6, [Oder
Partie Spielmannn- Grünfeld, Wien
1923: 10,.,.Sd5: 11. Ld5: Sd4, 12.
Sd4: Ld4: 13, c3 Lb6, 14. d3 c6,
15, Lb3 d6, 16. 0—0 Le6, 17. Le6:
fe, 18. Le3Le3: 19. De3: b4, 20. c4
c5 Remis.] 1 1. d3 Sd5: 12. Ld5: Se7,
13. Lb3Lg4, 14. Le3 usw., hingegen
geschah in einer Partie Trejbal-
Teichmann, Teplitz-Schönau 1923,
schablonenhafter 10. d3 d6, 11. h3
[besser noch immer 11. Sd5] 11
Le6! 12. Sd5 Ld5, 13. ed Se7 und
Weiß hat schon mit Schwierigkeiten
zu kämpfen.) 10.... b4 (In einer freien
Partie Spielmann-Tarrasch, Nürnberg
1910, geschah hier: 10.... d6, 11. h3
[11. Sd5!] Sh5. Droht Sf4, vor allem
aber Sg3. Schwarz macht sich eben
die Damenstellung auf e2 zunutze! 12.
Se5: Eine geniale Damenopferkom-
bination, die jedoch nach 12. . . .
Sf4, 13. Sc6: Se2:t 14. Se2: De8,
15. Sb8: Lb7, 16. d4 D e4: fehl-
schlug.) 11. Sd5 Sd4. (In einer
Partie zwischen den Textgegnern in
Karlsbad 1923 geschah weniger
aggressiv 11. . . . d6, worauf Weiß
statt 12. h3 mit 12. d4 nebst event
13. Lg5 einen nachhaltigen Angriff
inszenieren konnte.) 12. Sd4: Ld4:
mit sehr schönem Spiel für Schwarz
(Süchting-Maröczy, Wien 1908.)
B) Es ist daher vielleicht rat-
samer für Weiß ein ruhigeres Ver-
fahren einzuschlagen. In der dritten
Wettpartie Schlechter - Rubinstein,
Berlin 1918, geschah: 9. d3 0—0
(oder auch sofort 9. . . . d6. „Collijn"
empfiehlt 9. . . . h6 nebst d5) 10.
0-0 d6, 11. Le3 Lg4, 12. h3 Lf3:
(oder 12. . . . Lh5, 13. Sbd2 Le3:
14. De3: mit Gleichgewicht) 13. Df3:
Sd4, 14. Ld4: Ld4: 15. Sc3 mit
etwa gleichem Spiel:
[Siehe Diagramm.]
94
Schwarz: Rubinstein.
I ü W x#l
^ m. üi m
m m üi 'U
fi * Ä lil Ä
Weiß: Schlechter.
Aufrollen am Damenflügel
(7. a2 — a4) in Verbindung mit
einem ruhigen Verfahren im
Zentrum (9. d2 — d3). Stellung
nach dem 15. Zuge von Weiß aus
der 3. Wettpartie Schlechter-Rubin-
stein (Berlin 1918).
Schwarz suchte jetzt mit 15. . . .
g6 nebst Sh5 zur Initiative am
Königsflügel zu gelangen, während
Weiß mit 16. Sdl nebst c3 nach-
träglich im Zentrum zu arbeiten be-
gann. Hierdurch ergab sich für
Schwarz die Möglichkeit, auf der
b-Linie zu operieren, während der
weiße Tal zunächst noch keine
Betätigung findet. Es folgte: 15. . . .
g6, 16. Sdl Sh5, 17. c3 Lc5, 18.
Se3 b4, 19. Lc4 bc, 20. bc Dg5,
21.Tfdl. Nun sollte Tb2 geschehen,
während hingegen der sehr schön
aussehende Zug 21. . . . Sf4 nach
22. d4! ed? (ein Fehler, doch würde
bereits auch 22. . . . Lb6, 23. de
de, 24. Td7 dem Weißen einen
klaren, wenn auch kleinen Stellungs-
vorteil überlassen), 23. cd Lb6, 24.
h4! eine Figur kostete.
Kehren wir jetzt zur Textfort-
setzung (ohne a2 — a4) zurück.
7 0—0
Oder die Zugumstellung: 7. . . .
d6, 8. d3 0—0. (In einer Partie
Thomas-Grünfeld, Karlsbad 1923,
versuchte Schwarz statt dessen mit
8. . . . Le6, 9. Sbd2 0—0, 10. Sfl
Lb3: 11. ab usw. auf Vereinfachung
zu spielen, ohne hiermit sich be-
sonders günstig zu stellen, da der
weiße Doppelbauer seine Kompen-
sation im Druck auf den rückstän-
digen B a6 findet. — Noch eine
andere Läuferentwicklung wurde in
einer Partie Yates-Chajes [ebenfalls
Karlsbad 1923] gewählt: 8. . . . Lg4,
9. d3 De7, 10. Lg5 und jetzt sollte
statt des umständlichen 10. . . . Sd8
am besten 10. . . . h6, 11. Ld5Dd7
geschehen).
8. 0—0 d7— d6
Auch 8. . . . Lb7 (zwecks spä-
teren d7 — d5), 9. d3 h6 kann hier
gespielt werden.
9. d2— d3 S c6— e7
Die beiderseitige Strategie, die
dieser Stellung innewohnt, tritt klar
zutage: Weiß soll ein Bauernspiel in
der Mitte, Schwarz ein Figurenspiel
am Königsflügel inszenieren. — Ner-
vöser geschah in einer Partie Thomas-
Spielmann, Karlsbad 1923: 9. . . .
Lg4, 10. Le3 D e7, 11. Sbd2 Sd8,
12. h3 Lh5, 13. Lc5: de, 14. De3
Dd6, 15. Sh4 mit Stellungsvorteil
für Weiß.
10. Lei— g5 ....
Weiß verkennt die Situation und
gerät bald ins Hintertreffen. Ange-
zeigt war 10. Le3 nebst Sbd2, um
später d3 — d4 durchzudrücken.
10 Se7— g6
11. Sf3— h4 Sg6Xh4
12. Lg5Xh4 h7— h6
Das Signal zur Attacke.
13. K gl -hl g7— g5
Hiermit wird unter Tempogewinn
f2 — f4 verhindert und der Rochade-
angriff wirksam inszeniert,
14. Lh4— g3
Nun sind beide weißen Läufer
abgedrängt und zur Untätigkeit ver-
urteilt. In den nächsten Zügen trifft
- 95
Schwarz noch die letzten Vorbe-
reitungen zum Sturm, während Weiß
ruhig zusehen muß, da er seinerseits
nichts unternehmen kann. (Vergleiche
nächste Anmerkung.)
14
Kg8-g7
15. Sbl— d2
DdS— e7
16. Lb3— c2
Lc8— d7
17. Tfl— el
Ta8— e8
18. a2— a4
Ja, doch! Er öffnet die a-Linie
und dies besiegeh späterseinen Ruin.
In beengten Stellungen kommt
jedes Öffnen der Zugstraßen
gewöhnlich nur dem Angreifer
zugute.
18. .... Tf8— h8
19. a4Xb5 a6Xb5
20. Sd2— fl , . , ,
Mit diesem bescheidenen Rück-
zuge begibt sich Weiß endgültig in
die Verteidigerrolle, während er noch
vor ein paar Zügen, z, B. mit seinem
17, Zuge die aggressivere Springer-
verwendung S b3 nebst event. d3-d4
in die Wege leiten wollte.
20.
Nun wird's ernst.
h6— h5
h5— h4
Lc5Xf2
21. f2— fS
22. Lg3— f2
Der schwarze Königsläufer hat
nunmehr seine Mission erfüllt, die
Vorstöße des Gegners im Zentrum
(d3— d4) und am Königsflügel (f2— f4)
zu unterbinden.
23. Dc2Xf2 g5--g4
24. f3Xg4 ....
Weiß läßt sich durch die Drohung
g4 — g3 zu stark einschüchtern. Mit
24. Khl — gl konnte er sich viel
besser verteidigen und den Wider-
stand der toten Masse gegenüber der
liebendigen Kraft entgegenstemmen,
während der Textzug nur den An-
griff von Schwarz fördert und da-
durch die elektrifizierte Luft zur
baldigen Entladung bringt.
24
Sf6Xg4
25. Df2— f3
h4 h3
Wie Großmeister Rubinstein zu
diesem Zuge (unter Berufung auf
die Lehrsätze von Dr. Tarrasch)
treffend bemerkt, leistet so ein vor-
geschobener Bauer „Offiziersdienste".
26. g2-g3
Offenbar ruinös wäre 26. gh
Th3:! usw.
26 De7— g5
27. Sfl— e3 Te8— a8!
Vergleiche Anmerkung zum 18.
Zuge von Weiß. Der nun ent-
brennende Kampf um die a-Linie
findet seine Krönung im 30. Zuge
von Schwarz.
28. Se3Xg4
29. Df3— f2
30. TelXal
Ld7Xg4
Ta8Xal
Stellung nach dem 30. Zuge von Weiß.
i m Ä * m
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m. m m. m
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ISA
r^
s
30.
Th8— a8!!
Beginn prachtvoller Wendungen,
die fast alle durch die matoide
Stellung des weißen Königs ermög-
licht werden. Der Textzug unter-
bindet die Luftlinie des Gegners.
31. Tal— bl . , , ,
Wie die spätere Folge zeigt, bot
hier das sofortige 31. Tfl etwas
bessere Verteidigungschancen, ob-
wohl Schwarz auch dann mit etwa
31. (Tfl) f6, vielleicht aber noch
energischer mit 31. . , , Tf8! nebst
event, f7-f5-f4 starken Druck behält.
J —
31
b5— b4!
Ein einziger schwacher Bauer
bringt die weiße Bauernmasse in
Unordnung.
32. Lc2— b3 f7— f6
33. c3— c4 ....
Auf den verlockenden Zug 33.
Ld5 würde elegant 33. . . . bc! 34.
La8: c2, 35. Dc2: De3mit undeck-
baren Matt folgen.
Nachdem Schwarz mit seinem
letzten Zuge das Angriffsterrain am
Damenflügel sondiert hat, bricht er
jetzt in der Mitte entscheidend ein:
33.
34.
35.
Kh
Tb
f6-f5
f5Xe4
Weiß gibt den Bauer her, da ihm
auf der f-Linie noch ein Hoffnungs-
strahl winkt, während anderseits auf
35. de derZugTfS ganz erschreckend
aussieht. Immerhin wäre es gerade
dann nach (35. de Tf8), 36. Del für
Schwarz noch keineswegs leicht, dem
Gegner den Garaus zu machen, z. B.:
36....Tf3, 37. Ldl Te3, 38. Df2 bezw.
36. . . . Df6, 37. De3 usw. Doch würde
Weiß nach etwa 36. . . . Lf3, 37. Lc2
Lg2, 38. De2Tf3, 39. Tel Tg3:! 40.
hg Dg3: nebst h3 — h2# zur Räson
gebracht werden.
35.
e4 e3
Der ganze gefährlich aussehende
Gegenangriff von Weiß besteht — in
einem einzigen Schach.
36. Df2-f7t Kg7-h8
37. Df7-d5 ....
Weiß führt noch einen zähen
Kampf um sein Leben. Der schwarze
Turm soll von der offenen Linie
weggejagt werden.
37 c7-c6!
Wieder ein feines Bauernopfer,
dessen Doppelidee im Tempo- und
Terraingewinn besteht.
38. Dd5Xc6 ....
Oder 38. Dd6:e3-e2, 39. Tf8t
Kg7! usw.
38 Ta8-c8
Wie beim 37. Zuge angedeutet
wurde, gewinnt damit Schwarz das
entscheidende Tempo und die gün-
stige Basis für den Schlußangriff.
39. Dc6-e4 e3-e2
40. Tfl el d6-d5!!
Als Finale noch ein wunder-
schöner Zug, dessen Doppelpointe
diesmal in der Ablenkungs- bezw.
Durchbruchsidee besteht.
41. c4Xd5 Tc8-cl
Weiß gibt auf.
Eine Perle des offensiven Schachs.
CEZD
Die
spanische Abtauschvariante.
Schwarz hat in dem bald nach
den Eröffnungszügen entstehenden
Endspiel gute Gegenchancen — also
nichts zu fürchten.
Partie Nr. 16.
Großturnier zu Göteborg 1920.
Weiß: Schwarz:
Bogoljubow. Kostitsch.
1. e2— e4 e7 -e5
2. Sgl~f3 Sb8— c6
3. Lfl— b5 a7— a6
4. Lb5Xc6 ....
Wer so spielt, hofft den Gewinn
nicht aus eigener Kraft, sondern aus
der Kraft der Stellung zu erzielen.
Tatsächlich nennt zwar Weiß in dieser
Variante ein Bauernübergewicht am
Königsflügel sein eigen, dessen Elan
jedoch gewöhnlich bloß bis zur 5.
und nur in den seltensten Fällen (wie
z. B. in der 1. Wettpartie Lasker-
Tarrasch, Düsseldorf 1908) bis zur
8. Reihe reicht. Dafür verfügt Schw.
über schöne Läuferdiagonalen und
101 -
Dd4: c6 gut und sicher.*) — Von
großer Nachhaltigkeit ist hier dagegen
Alapin's Idee 4 Ddl — e2, da jetzt
auf 4....a6 statt 5. La4 b5, 6. Lb3
Lc5! [siehe Partie Nr. 15] sehr gut,
wenn auch stark vereinfachend 5. Lc6:
de, 6. Sc3 folgen könnte und Schw.
daher wohl am zweckmäßigsten zum
quasi-Tschigorin'schen Manöver: 4...
d6, 5. d4 Sd7! (5. . . . ed, 6. e5!
bezw. 5.. . . Ld7, 6. Lc6: Lc6: 7.
de mit weißem Vorteil), 6. Lc6: bc,
7. de Se5: 8. Se5: de, 9. 0—0 a5,
{Partie Dr. W. Fick-Maröczy, Scheve-
ningen 1923] seine Zuflucht nimmt.
d2— d4
d7— d6
Lc8— d7!
„Freiwilligkeit schadet": Hierwäre
der noch nicht erzwungene Tausch
5....ed wegen 6. Sd4: Ld7, 7. Lc6:
bc, 8. Df3! (statt des Schablonen-
zuges 8. Sc3), 8.... c5, (8.... Le7,
9.e5!) 9.Sf5Lc6, (9....g6, 10. Lg5!)
10. Sc3 für Schwarz verderblich.
6. Sbl— c3
Lf8^e7
Über 6 ed gilt auch hier das
beim vorigen Zug von Schw. Gesagte.
Immerhin seien folgende zwei Ver-
teidigungspartien von Janowski mit
diesem verfrühten Zentralabtausch
zitiert, wobei wir gleichzeitig auch
zwei verschiedene Angriffsanlagen
von Weiß (mit Dd3 bezw. mit b3)
in dieser Variante kennen lernen:
*) Einen brillanten Verlauf nahm aber
folgende in dieser Weise eröffnete Partie
aus den jugoslavischen Meisterschafts-
kämpfen : V u k o V i c-Dr. Deutsch (Zagreb
1920): 1. e4 e5, 2. SfS Sc6, 3. Lb5 Sf6,
4. d4 ed, 5. e5 Se4, 6. Lf4 (ein neuer Zug)
i5, 7. Lc6: de, 8. Dd4: Dd5, 9. Sc3 Da5,
(um den Damentausch zu vermeiden und
die starke Springerstellung auf e4 zu be-
haupten.) 10. Tadl Le7, 11. Ld2 Db6,
(Besser war Sd2: nebst Le6) 12. Sce2!
(Eine tückische und vom Erfolg gekrönte
Falle.) 12. . . . Lc5? Weiß kündigt Matt in
6 Zügen an. Die Hauptvariante lautet: 13.
DdSfü Kd8: 14. LgSf Ke8, 15. Td8t Kf7,
16. e6t! Keß: 17. Sf4t Kf7, 18. Se5#
a) Spielmann -Janowski, Mannheim
1914. (mit Zugumstellung): 6
ed, 7. Sd4: Le7, 8. Lc6: bc, 9.
Dd3 0-0, 10. h3 Te8, 11. Lf4
Lf8, 12. Tael Tb8, 13. b3 g6,
14. e5 Sh5, 15. Lh2 d5 usw. mit
festem Spiel.
b) Reti-Janowski, ibid.: Züge 1 bis 7
wie vorher. 8. b3 0—0, 9. Lb2
Te8 (oder etwa 9. . . . Sd4: 10.
Dd4: Se8, 11. f4 mit weißem
Vorteil), 10. Lc6:bc, 11. h3 Lf8,
12. Tel g6, 13. Dd2 Lg7, 14.
Tadl a5, 15. Sf3 mit zwei-
schneidiger Stellung.
7. Tfl— el .....
Deckt in landläufiger Weise den
Be4 und zwingt daher bekanntlich
den Gegner zum guten Zuge 7. . . .
ed. („Aufgabe des Zentrums ein
Vorurteil!?!", könnte man hier die
Worte von Niemzowitsch zitieren. —
Daß hingegen das ahnungslose
Hineinrochieren 7. . . . 0^0 ein ent-
scheidender Fehler ist, hat bereits
die tragische Partie Tarrasch-Marco,
Dresden 1892, bewiesen.) —
Spielbar ist übrigens statt des
Textzuges auch 7 Lg5*) oder 7. b3,
*) Zuerst in der Partie Bernstein-Lasker,
St. Petersburg 1909, angewandt mit der
Folge: 7. . . . ed (Auch hier ist dieser
Bauerntausch im Zentrum beinahe er-
zwungen.) 8. Sd4: 0—0, 9. Lc6: bc, 10.
Dd3! — Dr. Lasker empfiehlt darauf im
Turnierbuch das Manöver 10. . . . Sg4,
was jedoch in folgender Matschpartie
glänzend widerlegt wurde: Reti-Sterk
(Wien 1916): 11. Le7: De7: 12. f4 (in
einer Partie Lasker-E. Cohn, St. Peters-
burg 1909, geschah viel weniger energisch:
12. Tael Dh4! 13. Sf3 Dh5, 14. h3 S e5
mit etwa gleichem Spiel), 12. . . . f5,
13. Tael fe (nachteilig geschah auch
in einer Partie Schlechter-Havasi, Kaschau
1918: 13. . . . Df7, 14. hS fe, 15. Se4
Sf6, 16. Sg5Dd5, 17. c4! Da5, 18. Te7
Tfd8, 19. Sh7:! Aufgegeben) 14. Se4
Dh4, 15. h3 Sf6, 16. Se4— g5 d5, 17
Sg5-e6 Le6: 18. Te6: c5, 19. Sf5 Dh5
20. Tf6:!! Aufgegeben. — Statt 10. . .
Sg4 ist wohl 10. . . . h6, 11. Lh4Sh5 zu
empfehlen.
- 102
ferner nach Schlechter 7. de Se5:
8. Ld7:t nebst Sd4: und vielleicht
am allereinfachsten 7. Lc6: Lc6:!
8. Tel (auch 8. Dd3 ed, 9. Sd4:
Ld7, 10. b3 ist gut) 8. . . . ed, 9.
Sd4: 0-0, 10. Sc6: bc, 11. Se2!
(11. . . . Se4:? 12. Sd4) mit starkem
Spiel, wobei nach Dr. Laskers Aus-
spruch „eine gewisse Ungleichheit
im Material" interessante Verwick-
lungen ermöglicht.
7 e5Xd4
Siehe vorige Anmerkung. Wie
schon daselbst angedeutet wurde,
ist der von der wissenschaftlichen
Spielauffassung stark diskreditierte
Textzug nicht ohne Vorteile, Erstens
ist er erzwungen und die erzwun-
genen Systeme sind meistens gut.
Zweitens hat Schwarz Aussicht, eine
Operationsbasis auf der e-Linie zu
errichten. Drittens ist Schwarz auch
endlich aller Sorgen im Zentrum los.
Stellung nach dem 8. Zuge von Schw.
8. Sf3 d4
0—0*)
*) Der übliche Zug. Die Nachteile der
sofortigen Figuren-Abwicklung zeigt fol-
gende von Capablanca gegen Tanarow
in einem New- Yorker Turnier gewonnene
Partie: 8. . . . Sd4: 9. Dd4: (Das Beste.
Beiderseits verfehlt geschah in einer älteren
Partie Tarrasch-Schlechter, Leipzig 1894:
9. Ld7:? Dd7:? [Falsche „Entwicklung"!
Richtig war es mit dem „entwickelten"
Sf6 zurückzuschlagen — sagt Reti sehr
treffend in seinen „Neuen Ideen"] 10. Dd4:
0-0, 11. b3 Te8, 12. L b2 Lf8, 13. Tadl.
[Wie sich bald zeigt, ein Tempoverlust]
Dc6, 14. TdS Te6, 15. h3 Ta e8, 16. Tde3
usw.) 9. . . . Lb5: 10. Sb5:0— 0, ll.Dc3!
(in der 4. Matchpartie Tarrasch-Lasker,
Düsseldorf 1908, geschah statt dessen
schablonenhafter 1 1 . L g5 T e8 [Oder 11....
Sg4 Partie Duras-Vidmar, Karlsbad 1911]
12. Tadl h61 13. Lh4 Sd7, 14. LeT: Te7:
15. Dc4, worauf jetzt Lasker sein berühmt
gewordenes Turmmanöver am vollbe-
setzten Brett: 15. . . . T e5, 16. S d4 T c5 usw.
ausführte.) 11. . . . c6 (besser ist 11. . . .
d5, 12. Sc7: Tc8, 13. Lf4 Se4: usw.)
12. Sd4 Sd7, 13. Sf5 Lf6, 14. Dg3 Se5,
15. Lf4 Dc7, 16. Tadl Tad8, 17. Td6!!
Td6: 18. Le5: Tdl (!? Schön, aber un-
glücklich. Verhältnismäßig am besten war
es, mit 18. . . . Da5, 19. Lc3 Lc3: 20. bc
Dies ist die Normalstellung
der Steinitz'schen Verteidigungs-
variante. Weiß hat die Aufgabe,
seine zweifellos freiere Stellung
geziemend auszunutzen, Schwarz da-
gegen die Hoffnung, auf der e-Linie
einen Druck auf den Punkt e4 aus-
zuüben. Jedenfalls ist die Remis-
gefahr wegen des in der Luft schwe-
benden Figurenmassakers sehr groß^
worauf dann statt der „Terrain-
freiheit" — „Freiterrain" entstehen
würde!
9. S d4— e2 ....
Ein alter Zug, dessen Hauptidee
ist, sich jedem weiteren Abtausch
und dadurch der mechanischen Er-
leichterung des schwarzen Spieles
nach Möglichkeit zu entziehen.
Eine andere Methode besteht an
dieser Stelle darin, eine Flügelent-
wicklung: 9. b2 — b3 zu inszenieren
und sich jenes Abtauschens gar nicht
zu scheuen, da nach etwa (9. b3)
Sd4: 10, Dd4: Lb5: 11, Sb5: Sd7
(in der Absicht, zur Vis-ä-vis-Postie-
rung Lf6 zu gelangen. Besser hier-
zu vielleicht 1 1. . . , Se8) 12. Dc4
usw, allerlei Schwächungen im feind-
lichen Damenflügel herbeigeführt
werden.
Ein weiteres, seit Petersburg 1909
beliebt gewordenes System ist es, die
Tg6, 21. SeTf usw. einen Bauer frei-
willig herzugeben.) 19. Tdl: Le5: 20.
Sh6t Kh8, 21. De5:!! De5: 22. Sf7:t
Aufgegeben.
103
Tauschpeitsche selbst zu schwingen
und mit 9. Lc6: bc! 10. Lg5 (oder
10. b3 Te8, 11. Lb2 Lf8 nebst g6
und Lg7, — Auch 10. Lf4 und sogar
10. hS sind wohl ohne Nachteil
spielbar, mit der unternehmenden
Absicht, zunächst nichts zu unter-
nehmen.) 10, . . , Te8, 11. Dd3
einen gewissen Druck zu erlangen,
Schwarz befreit sich aber durch
11. , , . h6! 12. Lh4 Sh7! 13, Le7:
(in einer Partie H.G.Cole-Capablanca,
Hastings 1919, geschah hier 13. Lg3
SfS, 14. Tadl Lf6, 15. Td2 DbS,
worauf Weiß mit 16. f4 Ld4:t 17.
Dd4: Db2: ein unzureichendes
Bauernopfer brachte), 13, . . . Te7:
(oder auch 13. ,,. De7: 14, Tadl
SfS, 15. h3 Sg6, 16. Dg3 Dg5 mit
gleichem Endspiel, wie dies in der
ersten Wettpartie Schlechter-Lasker,
Wien 1910, geschah) 14. Te3 DbS!
15. b3 Db6 [dritte Wettpartie Capa-
blanca-Lasker] bezw. 14. Dc4 DeS,
15. Te2 („Künstelei. Richtig: ist 15.
Te3", sagt Dr. Lasker), 15. . . . TbS,
16. b3 c5 [sechste Wettpartie Lasker-
Capablanca] mit gleichem Spiel.
Ein ähnliches System (nur ohne
vorheriges Lc6:) gelangte in einer
Partie Wolf-Maröczy, Teplitz 1922,
zur Anwendung: 9. L g5 h6, (be-
züglich des Abtausches 9. . . . Sd4:
10. Dd4: Lb5: 11. Sb5: usw. vgl.
die Fußnote zum S. Zuge von
Schwarz) 10. Lh4Sh7! (oder Partie
Vukovic-König, Wien 1922: 10
TeS, 11. Lc6: [11. Sf5!] bc, 12.
Df3 mit weißem Vorteil), 11. Le7:
De7: (in einer originell verlaufenen
Klubpärtie Wolf-Reti, Wien 1921, ge-
schah ll,,,.Se7: 12, Dd2Lb5: 13.
Sdb5: a6, 14, Sd4 Dd7, 15, Te3
TaeS, 16, Tael und Weiß steht noch
immer etwas besser), 12, Sd5 DdS
<12 , , . De5? 13, Lc6:bc, 14. f4!
Des, 15. Sc7: usw.), 13. c3 (eine
Falle. Nachhaltiger wäre aber sofort
13, Lfl! nebst c4), 13. . . . Sf6,
(13. , . . TeS, 14, Da4! mit Vorteil
für Weiß), 14. Lfl TeS, 15. Df3 mit
etwa gleichem Spiel.
Ferner ist auch mit dem ander-
weitigen Abtausch: 9. Sc6: bc, 10.
Ld3 TeS, 11. h3 h6! usw. nichts
Greifbares herauszuholen.
Aus all diesen Erwägungen kommt
an der Textstelle der halbsezessio-
nistische Zug 9. Lb5 — fl immer mehr
in Mode, da er dieser im Erstarren
begriffenen Stellung ein neues Ge-
präge gibt und frische Energien auf-
speichert, z. B. (9. Lfl) Sd4: 10.
Dd4: TeS (auf 10. . . . Lc6 spielte
hier Capablanca gegen Hodges,
New-York 1915: 11. b4!), 11. b3!
Lc6, 12, Lb2 LfS, 13, Sd5 mit
starkem Druck auf die Nieren, bezw,
9, ... TeS! 10, f3 (noch einfacher
geschah in einer Partie Trejbal-Reti,
Pistyan 1922: 10, h3 h6, 11. Se2
LfS, 12, Sg3 g6, 13, Le3) 10. , . ,
LfS (oder Partie Euwe-Capablanca,
London 1922: 10. . , . Sd4: 11.
Dd4:Le6, 12. Df2c6, 13, Ld2Db6,
14, Sa4 Df2:t 15, Kf2: d5), 11,
Lg5 h6, 12, Lh4 g6, 13. Sd5 Lg7,
14. Sb5 mit eigenartigen Verwick-
lungen [zwölfte Wettpartie Lasker-
Capablanca]. Es folgte: 14, . . . g5
(oder 14. . . . TcS, 15. c4), 15,
Sdc7: gh, 16, SaS: DaS: worauf
jetzt statt 17, Sbc7 mit rachitischem
Qualitätsgewinn, viel energischer
17, Dd6: z, B, 17, . . . TdS, IS,
Df4 h3, 19, Tadl mit Turm und
zwei Bauern für zwei kleine Figuren
bei besserer Entwicklung geschehen
sollte. (Dr. Lasker.)
9 Sc6"e5
Sieht sehr schön aus, läßt aber
trotz des mehrfachen Figurentausches
einige Schwächen im schwarzen
Lager aufkommen. — Schwächlich
geschah auch in einer Gastpartie
Barry-Kostitsch (Boston 1917): 9....
TeS, 10. Sg3 a6 (besser LfS nebst
g6 und Lg7), 11. Lc4Se5, 12. Lb3
LfS, 13. f4 Sg6, 14. f5! Weiß am
Ruder.
104
Das richtige, mit aggressiven Ten-
denzen verbundene Verfahren ist 9....
a6! 10. Ld3Sg4! ll.Sg3(oder 11. h3
Sge5, 12. f4Sd3: 13.cdf5), ll....Lf6,
12. h3 Lc3: 13. bc Sge5 usw., wie
Lasker in seiner 8. Wettpartie gegen
Janowski Paris 1909 spielte.
10. Se2— g3 Ld7— b5
11. Sc3Xb5 Sf6— d7
Oder auch 11. . . . Te8, 12. b3
LfS, 13. Kb2 g6, 14. f4 Sed7, 15.
Df3 (6. Wettpartie Janowski-Lasker
1909) mit starkem Spiel für Weiß.
12. Lei— d2 Se5 c6
Eilt schon zur Verteidigung zurück,
da sonst 13. La5 b6, 14. Lc3 den
schwarzen Damenflügel noch mehr
zu schwächen drohte.
13.
Ld2— c3
L e7— f6
14.
Ddl— d2
a7— a6
15.
Uc3Xf6
Sd7Xf6
16.
Sb5— d4
Sc6Xd4
17.
Dd2Xd4
Sf6— d7
Schwarz plant nunmehr mitDfö
zum befreienden Damentausch zu
gelangen, wird aber daran in feiner
Weise gehindert. — Gefährlich wäre
der andere Springerrückzug: 17. . . .
Se8 wegen 18. e4 — e5. Verhältnis-
mäßig am besten war aber 17. ...
Te8, um der Eventualdrohung Sf5
rechtzeitig zu begegnen.
18. Dd4— c3! g7— g6
Falls 18. . . . Tc8, so 19. Sf5
und nun würde 19. ... Df6 die
Qualität kosten. Verhältnismäßig das
Beste wäre hier noch 18. . . . Sc5,
19. e5 Se6 gewesen.
19. Tal— dl
Tf8— e8
20. f2— f4
f7— f6
21. h2— h4
Es ist beachtenswert, wie vehe-
ment Weiß trotz des reduzierten
Figurenmaterials den Angriff in der
Folge zu gestalten versteht. —
Total verfehlt wäre hier dagegen
die Bauernjagd: 21. Db3t Kg7, 22.
Db7: da sie nach 22. . . . Tb8
(22. ... Sc5, 23. Dc6) 23. Da6:
Tb2: 24. Td2 (oder auch Te2)
24. . . . Da8! (viel präziser als etwa
24. . . . Sc5, 25. Da3 Db8), 25. Dc4
Da7f nebst Ta2: keineswegs zum
schwarzen Nachteil ausfallen würde.
21 Sd7— c5
Eine bessere Aussicht auf Ver-
teidigung bot 21. . . . Sf8.
22.
h4— h5
Dd8— e7
23.
h5Xg6
h7Xg6
24.
b2— b4
S c5— e6
25.
f4— f5
....
Einleitung des Schlußangriffs, der
sich zunächst quantitativ in ein PIus-
Bäuerlein umsetzen läßt, dann aber
zu einer fein durchgeführten Um-
zingelung des feindlichen General-
stabes ausreift.
25
Se6-g7
26. f5Xg6
De7— e5
27. Dc3— e3
De5— g5
28. De3— b3t
Sg7-e6,
29. Sg3— f5
Dg7Xg6
Nun ist eine Bresche für die
weißen Massivfiguren (Turm und
Dame) geschaffen.
30. Tdl— d3
31. Td3— h3
Kg8— f8
d6— d5
Eine geistreiche Verteidigung, die
jedoch das Spiel nicht m.ehr zu
retten vermag.
Stellung nach dem 3 1 . Zuge von Seh w.
ri
i# !
k
i
i
i
^
-
1^
a"
&
o
S .#
32. Th3— h6!
105
Auf 32. Dd5: würde Schwarz
mit Tad8 noch ganz gute Gegen-
chancen erlangen.
32 Dg6-g5
33. Db3— h3 d5Xe4
34. Th6— hSf ....
Erzwingt Damengewinn für Turm
und Springer. Sehr stark war aber
auch 34. Te4: drohend Tg4.
34
35. Dh3— h7t
36. Sf5— h6t
Kf8— f7
Se6— g7
Dg5Xh6
Bitterer Zwang, da das König-
ausweichen: 36. . . . Ke6 nach 37.
De4:t Kd7 (oder 37. . . . De5,
38. Te8:t nebst Dg4t), 38. Tdlf
usw. zum baldigen Matt führen würde.
37. Dh7Xh6 Te8Xh8
38. Dh6— f4 Th8-^e8
39. Df4Xc7t Te8— e7
40. Dc7— c4t
erobert noch Be4 und gewinnt leicht.
— Wie schwer es aber im Schach
ist, dieses „leicht" dem wirklichen
Gewinn zuzuführen, zeigt die Tat-
sache, daß die Partie noch etliche
30 zum Teil recht feine Züge in
Anspruch nahm. Es folgte: 40. . . . Kf8,
41.Te4:Tae8, 42.Dc5Kf7, 43.Dd5t
Kf8, 44. Th4 Tc7, 45. Th8t Ke7,
46. Th7 Kf8, 47. Dd6t Tee7, 48.
Df6:t Kg8, 49. Th4 Telf 50. Kh2
Tf7, 51. Dd8t Te8, 52. Dd5 Te6,
53. c4 Tee7, 54. a4 Td7, 55. De4
Tf5, 56. a5 Kf7, 57. Th7 Kf6, 58.
Dh4t Ke5 (58. . . . Kf7, 59. Dg4!), 59.
Dg3t Kf6, 60.Th6t Kf7, 61.Dg6t
Kg8, 62. Th4 Te7, 63. Dd6 Kf7 64.
Th7 Tf e5, 65. b5 ab, 66. cb Te7— e6,
67. Dc7t Te7, 68. Dc4t Kg6, 67.
Dd3t Kf7, 70. Dg3! Kf6, 71. Df4t
Aufgegeben (da auf 71....Ke6, 72.
Dh6t bezw. auf 71.... Kg6, 72.
h6# folgt).
Eine gediegene Partie.
UHl
Ein lehrreiches Beispiel der
Bauernblockade: Im 30. Zuge fällt
der vertikal (durch T c8) und diagonal
(durch Lg7) blockierte Bc2, dessen
Rückständigmachung vorher unauf-
fällig erfolgte und dessen Verlust auch
den der Partie nach sich zog.
Partie Nr. 18.
Großturnier zu Karlsbad 1923.
Weiß: Schwarz:
Dr. Tarrasch. Aljechin.
1. e2— e4 e7 — e5
2. Sgl— f3 Sb8 — c6
3. Lfl— b5 g7 — g6
Aljechin, der allerlei verschollene
Varianten mit den von ihm erdachten
Verbesserungen anzuwenden pflegt,
versucht es hier mit der arg ver-
schriebenen Fianchetto-Verteidigung
der spanischen Partie.
4. d2— d4 ....
Gilt für das Stärkste. Auf 4. c2-c3
folgt am sichersten 4. . . . d7 — d6,
5. d2— d4 Lc8— d7, 6. d4Xe5
d6Xe5, 7. Lei— e3 Lf8— g7 und
auf 4. Sbl — c3 kann sehr gut 4. . . .
Sc6 — d4 geschehen, da darauf 5.
Sf3Xe5? wegen D d8 — g5 ein Fehler
wäre.*)
4 Sc6Xd4!
Die erste Pointe der Eröffnungs-
behandlung von Schwarz. Früher
*) Einen für die Anlage der Fianchetto-
Verteidigung sehr typischen Verlauf nahm
folgende Partie Wegemund-Krüger, Frank-
furt a. M. 1923: 4. Sc3 [4. d4!] Lg7
[4. . . . Sd4!] 5. d3 Sge7, 6. Lg5 h6 (in
einer Partie Tschigorin-Pillsburg, Peters-
burg 1895, geschah hier bekanntlich 6. . . .
f6, 7. Le3), 7. Le3 Sd4, 8. L c4 c6, 9.
Ld4: ed, 10. Se2 Db6, 11. Lb3 0-0, 12.
Dd2 a5, 13. a4 d5, 14. 0—0, worauf jetzt
(statt der tragischen Textfortsetzung: 14
Le6? 15. Sf4! Tae8, 16. Tael L g4, 17.
ed Lf3: 18. gf cd, 19. Te7: und gewinnt)
mit 14. . . . Lg4 oder auch 14. . . . de,
15. de c5 ein schönes Spiel für Schwarz
zu erzielen war.
106
Spielte man instinktiv 4. . . . ed,
worauf aber der von Marco gegen
Pillsbury im Wiener Turnier 1898
angewandte Zug 5. Lg5! (z. B. 5
f6, 6. Lh4 Lg7, 7. 0—0 SgeT, 8. Lc4
Sa5, 9. Dd4:) den weißen Stellungs-
vorteil besiegelte.
5. Sf3V(d4 e5Xd4
6. DdlXd4 Dd8— f6
Dies ist die zweite Eröffnungs-
pointe, die aus dem gefürchteten
spanischen Mittelspielgedränge ein
farbloses Endspiel zu gestalten
trachtet.
7. Dd4— d3 ....
Gekünstelt. Jedenfalls besser ist
7. Lei — e3 (wie Wolf gegen Spiel-
mann, Wien 1922, mit Vorteil spielte).
Etwas freiere Chancen verschafft dem
Weißen auch der unmittelbare Damen-
tausch 7. Dd4X^6, trotzdem er zu-
nächst die gegnerische Entwicklung
fördert, z. B. P. Brinkmann-Krüger,
Frankfurt a. M. 1923: 7. Df6: Sf6:
8. Sc3 a6 (naheliegender ist 8. . . .
Lb4, 9. Ld2 0—0, 10. f3 d6, 11.
0-0-0 Ld7 und wenn nun 12. Ld7:
so 12. . . . Lc3:! 13. Lc3:Sd7: mit
Ausgleich), 9. La4 b5, 10. Lb3 Lb7,
11. f3 d6, 12. Lg5 Lg7, 13. 0-0-0
usw. — Am allerenergischesten ist
aber wohl 7. e4— e5 Df6— b6, 8.
Dd4Xb6 a7Xb6, 9. Lei— f4! und
die weiße Schlachtordnung ist ent-
schieden vorzuziehen (z. B. wie die
„Casopis ceskych sachistu" ex 1923
ausführt: 9. . . . Ta5, 10. Ld3 [zweck-
mäßiger als 10. Sc3 Lb4 bezw.
10. Lc4, worauf Rubinstein in der
„Neuen Wiener Schachzeitung" 10....
f6, 11. Lg8:Tg8: 12. ef d6, 13. Sc3
Tf5, 14. Lg3 Tf6: 15. Sd5 Tf7,
16. 0-0-0 Lf5, 17. The 1 Kd7 usw.
mit schönem Zweiläuferspiel für
Schwarz empfiehlt], 10. . . . Lg7,
[jetzt bliebe Weiß nach etwa 10
f6, 11. ef d6, 12. Sc3 Sf6: 13. Sb5
Kd8, 14. 0-0 im Stellungsvorteil],
11. 0-0 Le5: [oder etwa 11. . . .
Se7, 12. Tel 0-0, 13. Sc3!^Sc6,
14. Sb5 usw. bezw. auch ll.°..d6,
12. Tel de, 13. b4! Ta8, 14. L'e5:
Ue5: 15. Te5: ;Se7, 16. Sc3 L'e6,
17. Sb5 mit Vorteit für Weiß], 12.
Tel d6, 13, Ld2!Kd8 [bezw. 13....
Le6] 14. La5: Lb2: 15. Lc3 usw.
oder 9. . . . Lg7, 10. Sc3Da5, 11.
0-0-0 c6, 12. Lc4Le5: 13. Thel f6,
14. b4! Da8, 15. Te5:t! usw. mit dem
herauskristallisiertem weißen Vorteil).
Man soll eben in freierer
Stellung nie fürchten die
Damen abzutauschen. Nun
kommt dagegen Schwarz sehr bald
zur Initiative.
7
Lf8-g7
8. Sbl— c3
c7— c6
9. Lb5— c4
Sg8-e7
0. Lei— e3
Weiß entwickelt sich rein schab-
lonenhaft im Glauben, daß der
Schlüssel der Stellung in bloßer Ver-
eitlung des Befreiungsstoßes d7 — d5
liegt. Indes erweist sich der schwarze
Damenflügelsturm als sehr nach-
haltig. Geboten war daher 10. a2-a4,
welchen Zug Weiß sicherlich ge-
macht hätte, wenn er die Partie als
eine Positions- und nicht irrtümlich
als eine Kombinationspartie aufge-
faßt hätte.
10
b7— b5
11. Lc4— b3
a7— a5
12. a2— a4
....
Dieser etwas zu vehemente Ver-
riegelungsvorstoß beschwört das
Unglück herbei, da er, wie sich bald
zeigen wird, der Rückständigmachung
des Bauern c2 Vorschub leistet. Viel
besser war mit 12. a2 — a3 dem
schwarzen Bauernlauf auf einige Zeit
Halt zu gebieten (z. B.: 12. a3 La6,
13. Sdl nebst 14. c3.)
12 b5— b4
13. Sc3— dl ....
Eine nicht zu unterschätzende
Spielchance bestand noch darin, mit
107
13. Sc3— e2 den Bauer b2 fallen
zu lassen. Nun aber kommt Weiß
nicht mehr zur Befreiung.
13.
14.
0—0
0—0
d7— d5!
Erzwingt (wegen der Drohung
La6) den Abtausch in der Mitte und
damit die Öffnung der c-Linie.
15.
e4Xd5
Lc8— a6
16.
Lb3— c4
L a6Xc4
17.
Dd3Vc4
c6Xcl5
18.
Dc4— d3
d5— d4
19.
L e3— d2
Ta8— c8
Die Einkapselung ist beendet, die
Eroberung beginnt. Es droht bereits
Df6— f5.
Stellung nach dem 1 9. Zuge von Schw.
m m niA
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20.
Tf
1— el
Tc
8— c7
21.
Tal— cl
Tf
8— c8
22.
b2— b3
In Betracht kommt 22. f3
22.
DI
6— f5
23.
Te
1— e4
Die einzige Möglichkeit, den
Bauernverlust noch so lange hint-
anzuhalten, bis Weiß seinen Figuren
etwas Luft verschafft hat, um da-
durch zu Gegenaktionen (vergl.
27. Zug) befähigt zu werden.
Auf 23. Sb2 würde, wie Aljechin
selbst angab, 23. . . . Tc2: 24. Tc2:
Tc2: 25. Te7: Dd3: 26. Te8tLf8,
27. Tf8:t Kf8: 28. Lh6t Ke7, 29.
Sd3:Tc3! 30. Sei f6! 31. Ld2Tc2,
32. Lf4 g5 usw. eine leichte Ge-
winnführung für Schwarz ergeben.
23 Se7— d5
24. Sdl— b2 Sd5--c3
25. Ld2Xc3 ....
Erzwungen, da auf etwa 25. Te el
einfach 25. . . . Dd3: 26. cd (26.
Sd3: Sa2) Se2t! für Schwarz ent-
scheiden würde.
25 Tc7Xc3
26. Dd3— e2 Lg7— h6
Holt sich endlich die reife Bauern-
frucht herunter.
27. g2-g4
28. Te4— e8t
29. De2Xe8t
30. Tel— fl
31. Sb2— d3
Df5— f6
Tc8Xe8
Kg8-g7
Tc3Xc2
Weiß hat seine Chancen noch
am besten wahrgenommen. Zu seinem
Unglück beginnt aber Schwarz mit
feinen Problemzügen zu arbeiten.
(Vergl. 34. Zug von Schwarz.)
31 Df6— f3!
Kraftvoll gespielt. Kaum genügend
wäre hingegen 31. . . . De6, worauf
32. De6: fe, 33. f4 (mit der Drohung
g4— g5) 33. . . . Tc3, 34. Tdl (nicht
34. Tf3 wegen Lf4:), 34. . . . Kg8,
35. g5 (vielleicht auch 35. Kf2)
35. . . . Lg7, 36. Sei usw. dem
Weißen noch allerlei Rettungsmög-
lichkeiten gewähren würde.
32. Sd3— e5 ....
Aussichtslos wäre 32. D e5f Kg8,
33. Dd4: wegen 33. . . . Td2! 34.
Se5 (oder 34. Dd8t Lf8, 35. Se5
Df4! 36. De8 Te2 mit Springer-
gewinn), 34. . . . Td4: 35. Sf3: Td3
nebst Tb3:
Nun folgen einige scharf berech-
nete Wendungen von Schwarz.
32.
Df3-
-d5
33.
Se5-
-d7
Dd5-
-d6
Alles
programmgemäß.
34.
Tfl-
-dl
. . .
.
Mit
der sanften
Drohung
Td4
— 108
34.
Lh6— e3!
Nun sieht man, daß Schwarz den
Gegner nur scheinbar ausgelassen
hat. Der weiße Turm muß schleunigst
und beschämt zurück.
35. Tdl— fl
36. De8— eöf
37. Sd7Xe5
38. Se5— c4
Le3— g5
Dd6Xe5
Lg5— f4
Tc2— c3!
Der schwarze Vorteil
immer realere Formen an.
nimmt
39. Tfl— dl
40. Sc4Xa5
d4— d3
Kg7— f6!
Die letzte Partiephase — oder
eigentlich schon die „weiße Agonie"
beginnt: Weiß hat zwar den Bauer
zurückgewonnen, geht aber an der
Dislozierung seines Springers und
an dem energischen Eingreifen des
gegnerischen Königs in hoffnungs-
loser Weise zugrunde.
41. h2— h4 Kf6— e5
42. Kgl--g2
43. Kg2— f3
44. Sa5— c4
45. Sc4— e3
46. Tdl— bl
47. Se3— dl
48. Sdl— e3
49. g4-g5
50. Tbl— gl
51. Tgl-g4t
K e5— d4
Lf4— c7
Tc3Xb3
Tb3— c3
Lc7— a5
Tc3— a3
Ta3Xa4
Ta4— a3
b4— b3
K d4— c5
Schwächlich wäre hingegen 51 ... .
Kc3, 52. Tc4t Kd2, 53. Tc8bezw.
52. . . . Kb2, 53. Td4.
52. Tg4— c4t Kc5— b5
53. Tc4— c8 Ta3— al
54. Tc8— b8t La5— b6!
[Zum Schluß noch eine Finesse:
Auf 55. Sd5 würde 55. . . . d3-d2,
56. Tb6:t Kc5 gewinnen.]
Weiß gibt auf.
Eine von der nachziehenden Partei
großzügig durchgeführte Stellungs-
schlacht.
Die Lehre von den Schwächen.
(Betrachtungen zur Partie Tarrasch-Aljechin.)
Wie wir also gesehen haben, faßte Schwarz gleich nach den ersten
neun Eröffnungszügen (1. e4 e5, 2. Sf3 Sc6, 3. Lb5 g6, 4. d4 Sd4: 5. Sd4:
ed, 6. Dd4: Df6, 7. Dd3? Lg7, 8. Sc3 c6, 9. Lc4 Se7) einen tiefen
strategischen Plan, die Unterminierung des eigentlich kerngesunden Bauern c2
durchzuführen, was ihm auch in den nächsten zehn Zügen mittels unauf-
fälliger Vorbereitungsmanöver gelang. Gleichzeitig verstand es Schwarz,
das Schwergewicht der ganzen Partie an das Schicksal des genannten
Bauern zu knüpfen, so daß dessen Gewinn (im 30. Zuge) auch den der
Partie (im 54. Zuge) nach sich zog. —
Schwarz hat eben diese Spanische wie eine ultramoderne Positions-
partie behandelt, und als solche hat jene hochgepriesene Eröffnung — sei
es (nach 3 a7 — a6 und b7 — b5) durch das Abseitsstellen des weißen
Läufers b3, sei es (bei 6 Sf6Xe4 und d7 — d5) durch den Druck des
schwarzen Springers e4, sei es (bei der Abtauschvariante 4. Lb5Xc6) durch
die Wirkung des schwarzen Läuferpaares, sei es endlich, wie wir hier
gesehen haben, durch die Rückständigmachung des c-Bauern — immer ihre
sptz./ 'sehen Schwächen, denen sie allerdings den praktisch wichtigen
Vorteil der langandauernden Initiative entgegenzustellen vermag.
Was wir aber aus der Partie Tarrasch-Aljechin insbesondere lernen
könnten, das ist eine eigentümliche Bereicherung des Begriffes „Schwäche".
Wer würde nach dem Eröffnungsverlauf ahnen, daß solch ein gesunder,
geschützter und wohlgepflegter Bauer c2 allmählich und unauffällig zur
chronischen Schwäche des weißen Spieles gemacht und daß sogar der ganze
Ausgang der Partie an sein Schicksal geknüpft werden sollte!
Das größte Geheimnis der Hypermodernen, womit sie auch wunderbare
Fäden zwischen dem Kombinationsspiel eines Morphy und dem Positions-
lavieren eines Steinitz gezogen haben, ist vielleicht die Entdeckung des
Gesetzes, daß es nicht nur sogenannte „Schablonenschwächen"*), sondern
auch und insbesondere solche Schwächen gibt, die man ihm aufoktroyiert,
denn ihre Lehre lautet: Man kann alles zu einer Schwäche stempeln.
In diesem Sinne konnte vor Jahren ein Glossator über das Spiel der
Neophantasten schreiben, daß sie meistens schon im Eröffnungsstadium
„irgend eine Schwäche im feindlichen Lager erspäht zu haben glauben, um
die sie dann wie die Indianer um das heilige Feuer herumzutanzen beginnen".
Was ist Schwäche? Im weiteren Sinne alles, was mit einiger Aussicht
auf Erfolg angegriffen werden kann, ohne direkte und sofortige Gefahr,
*) Siehe darüber weiter unten bei den „pädagogischen Schlüssen".
110
€ine blutige Abfuhr zu erfahren. „Der König ist die schwächste Figur!"
proklamierte Morphy, griff ihn an und gewann. „Der Bauer ist die schwächste
Figur!" proklamierte Steinitz, griff ihn an und gewann. „Alles ist schwach,
alles kann schwach gemacht werden!" proklamieren die Jungen, greifen
alles an und — gewinnen!
Wir wollen diese neuartige Strategie durch einige weitere Beispiele
illustrieren :
Aus einer Konsultationspartie (Budapest 1921).
Stellung nach dem 12. Zuge von Schwarz.
Diagramm I.
Schwarz: Abony i, Bogo-
Ijubow, Grünfeld, Kos-
titsch, Sterk.
Weiß: Aljechin, Sämisch,
Steiner, Tartakower,
Vajda.
Schwarz droht mit Läufer b7 nebst c6 — c5 zum Gegenspiel zu gelangen.
Er hat in dieser geschlossenen Eröffnungsvariante, die wir im II. Teil des
Buches behandeln werden, ein von Capablanca empfohlenes Verteidigungs-
system angewandt, das keine Schwächen aufweist; es handelt sich also
für Weiß darum, ihm solche von amtswegen zu schaffen. Dies wurde durch
folgende zusammenkombinierte Damen- und Springermanöver erreicht:
13. Dc3— d3! ....
Würde dieser Zug für keinen höheren
Zweck geschehen, so wäre er als unnützes
Herumziehen mit der Dame zu verpönen
und durch irgend einen schablonenhaften
Entwicklungszug, wie z. B. 13. Tfl — dl zu
ersetzen. Seine Aufgabe ist es aber, die
Drohung Lc4— a6 zu schaffen, womit die
wichtigste Verteidigungs- und Gegenan-
griffsfigur von Schwarz vom Brett ver-
schwinden würde.
13 T*f8-d8
Droht event. Sd7— c5, welcher Drohung
aber Weiß sanft ausweicht:
14. Dd3— e2 a7-^a6
Nun ist das schwarze Bauerntrio (a6,
b6, c6) schwach geworden und wird als
solches von Weiß gebrandmarkt.
15. Lc4--
-d3
L c8— b7
16. Ld3-
-e4
TaS— c8
17. Sf3-
-d2!
e6— e5
Schwarz muß den drohenden f2— f4
zuvorkommen. (Auf 17. . . . Sf6 würde 18.
Ld3 ohne Tempoverlust folgen.)
18. Sd2— c4 ....
Hiermit ist der schwarze Damenflügel
dauernd paralysiert (da auf event. b6— b5
Sa5 folgen würde.)
und Weiß gewann durch Ausnützung der geschaffenen Bauernschwächen
unter gleichzeitiger Beunruhigung des schwarzen Königs im 33. Zuge.
111
Diagramm II.
Stellung aus der Partie Niemzowitsch-
Jacobsen (Kopenhagen 1923) nach
dem 34. Zuge von Weiß.
Schwarz: Niemzo witsch.
m
: m. m i m.
t i
Ä, »„
a'
^
wA m^, wA ^ ^y;J
Weiß: Egil Jacobsen.
Schon im Gewoge des Mittelspiels
ist es Schwarz gelungen, den Vorstoß
d4 — d5 zu provozieren und darauf
(nach .b6-b5, b2-b3, b5Xc4, b3Xc4)
einen schwachen Punkt (Bauer c4)
im feindlichen Lager zu schaffen. Dies
kann jedoch für das nun kommende
Endspiel keineswegs genügen, da die
Schwäche mehr als zureichend (durch
Turm, Springer und König) verteidigt
werden kann, während der weiße
Königsflügel eine kompakte, scheinbar
unangreifbare Masse bildet. Der End-
spielplan des Nachziehenden geht
nun dahin, gerade dort, wo Weiß
anscheinend nichts zu fürchten hat,
eine zweite, und zwar entscheidende
Schwäche herbeizuführen. — Es folgte :
34. .
35. Tfl
cl
Lc8-
h6-
f5
h5
Verhindert g4. Dieser Bauer h5 soll aber
auch, wie die Folge zeigt, das Rennen
machen!
36. Tel— c3 a5— a4!l
37. Sb2— dl ....
Auf 37. Sa4: folgt Ta8 und auf 37. Ta3
folgt ebenso lästig Tb8! (38. Sa4:? TaS
nebst Ld7) mit entscheidendem Eindringen
des Turmes ins weiße Lager.
37
g6-g5
38. Sdl— e3
Lf5— d7
39. Kf2— e2
f7— f5
40. Ke2— d2
f5— f4!
Entscheidend.
41. g3Xf4
g5XW
Ein Endspiel-Analogon zur F. Tarrasch-
Aljechin: Der Bauer g2 (wie
dort Bauer c2)
wird mitten in seiner Basis
unterminiert.
42. Se3— dl
Kg8— f7
43. Sdl— f2
....
Ein Bauer (g2 oder c4)
mußte aufge-
geben werden.
43
Te8-g8
44. Kd2— e2
Tg8Vg2
45. Tc3— cl
Ld7— f5
46. a2~-a3
h5— h4
47. Tel— fl
Kf7— f6
48. Ke2— dl
h4— h3
49. Kdl— e2
h3— h2
50. Tfl— al
Lf5— d3t!
Der Gnadenstoß.
51. Ke2Xcl3
Tg2Xf2
52. Kd3— e4
Kf6— g5
und gewann in wenigen Zügen.
Noch einige Erwägungen zum Begriff „Bauernschwäche":
Allerlei Tempoverluste (wie z.B.: Sb8 — c6, um nach dem provozierten
Verkalkungszug d4 — d5 nunmehr Sc6 — b8 nebst Sb8 — d7 zuspielen; oder
zum Beispiel Lei — g5, um erst nach der Rochadeschwächung h7 — h6 zur
Aufstellung Lg5 — e3 nebst Ddl — d2 zu gelangen) waren natürlich auch
früher an der Tagesordnung, ohne jedoch, wie man es gegenwärtig oft tut,
die ganze Partieanlage auf diesem einen Motiv aufzubauen. Auch viele andere
Finessen (wie z. B. konzentrisches Arbeiten auf beiden Flügeln, Verbindung
von Angriffsdemonstrationen mit positioneilen Durchbrüchen, anscheinend
planloses Herumziehen mit wichtigen Figuren, ständige Kavation in der
112
Bauernführung usw.) werden aus dem taktischen Arsenal herausgeholt, um
die feindUche Schlachtordnung ins Schwanken zu bringen. Ist aber dadurch
endlich irgend eine augenscheinliche oder auch latente Schwäche entstanden,
dann ist es in unserem forgeschrittenen Zeitalter nunmehr eine Sache der
Technik, jene Schwäche zum Siege auszunützen.
Wie wir immerhin bisher gesehen haben, sind es gewöhnlich die
Bauern, die man unter die Lupe nimmt. Der Bauer muß eben herhalten,
da man auch im Schach wie im Leben am liebsten gegen die schwächlichen
Wesen seine Tapferkeit zeigt!
Schwieriger gestaltet sich selbstredend die Aufgabe, irgendeiner mobilen
Figur des Feindes den Stempel der Schwäche aufzudrücken. — In folgender,
schottisch eröffneter Partie Tartakower-Rubinstein, (Mährisch-Ostrau 1923)
verstand es Weiß, aus dem starken Springer f6, der den Stolz der schwarzen
Partei in dieser Eröffnung bildet, in wenigen Zügen eine schwankende,
hinkende, hilfsbedürftige Figur zu machen, was freilich nur dadurch ermöglicht
wurde, daß Weiß auch eigene Gefahren (0-0-0!) in Kauf nahm.
Diagramm III.
Stellung nach dem 6. Zuge von Schw.
(Vorherige Züge: 1. e4 e5, 2. Sf3 Sc6, 3.
d4 ed, 4. Sd4: Sf6, 5. Sc6: bo, 6. Sd2 Lc5.
Schwarz: Rubinstein.
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as!
Weiß: Tartakower.
Es folgte:
7. e4— e5?!
Dd8— e7!
Der weiße Bauernvorstoß scheint um
so verfehlter zu sein, als dieser starke
Damenzug nunmehr nach erfolgter Ent-
wicklung des Läufers c5 geschieht. Der
Wille des Weißen geht aber dahin, gerade
diese gute Entwicklung zu einer Schwäche
zu stempeln.
8. Ddl— e2 Sf6— d5
e2
9. Sd2— b3
0—0!
Schwarz spielt gut und unbefangen.
Der Schablonenzug 9. . . . Lb6 (um ja den
schönen Läufer zu behalten) würde nach
etwa 10. Ld2! Lb7, 11. 0-0-0 0-0-0, 12.c4
La6, 13. Del! zum plötzlichen Verlust des
Springers d5 führen, dessen Rückzugsfeld
b6 der Läufer eingenommen hatte. — Dieses
Springerabfangen bildet aber auch nach
dem Textzug das Hauptmotiv des weißen
Spieles.
10.
Lcl—d2
0-0-0
a7— a5!
Freilich muß Weiß dabei manche Ge-
fahren in Kauf nehmen, da das Rochieren
gerade in die offene Linie und ins Kreuz-
feuer der schwarzen Figuren hinein ziemlich
wagemutig erscheint. Beide Teile behandeln
die Eröffnung mit großer Schärfe.
11
L c5— b6
Um jetzt a5— a4 mit Erfolg zu drohen.
12. c2— c4 a5— a4!
Ein Fehler wäre La6, wegen 13. Df3.
13. Sb3— al! a4— aS!?
Dieser so plausibel aussehende Vor-
stoß findet eine überraschende Widerlegung.
Aber auch nach 13. . . . Sb4, 14. a3 Sa6, 15.
Lc3! was mit beiderseitigen Chancen ge-
schehen sollte, tritt nunmehr der weiße
Plan klar zutage, den starken Sf6 in einen
hinkenden Springer a6 umzuwandeln.
14. Sal— c2! ....
Ein unerwarteter Jiu-Jitsu-Griff!
14 a3Xb2t
15. Kcl— bl
Gewinnt den Springer und nach längerem
Kampfe die Partie.
113
Wie man sieht, ist das mit dem 7. Zuge eingeleitete Manöver von Weiß
(statt des üblichen 7. Lfl— d3 d7— d5! 8. 0—0 0—0) als dem neuen Schach-
geist entsprechend zu betrachten.
Einen ähnlichen, sehr schön und energisch ausgeführten Gedanken bildet
folgende Eröffnungsbehandlung von Aljechin gegen Wolf (Pistyan 1922).
Diagramm IV.
Stellung nach dem 5. Zuge von Schw.
Vorherige Züge: 1. d4 d5, 2. Sf3 c5, 3 c4!
cd, 4. cd Sf6, 5. Sd4:! a6.
Schwarz: Wolf.
'.^.^ '/m
%
g
Weiß: Aljechin.
Schwarz hat mit seinem letzten Zuge
(5 a7— a6) die notwendigen Sicherungs-
maßnahmen (gegen Sb5 oder Lb5) getroffen
und will nun den Bauer d5 bei festem Spiel
zurückerobern. In ebenso überraschender
wie vorbildlicherweise versteht aber Weiß,
dem starken Springer f6 alle Lebenssäfte
zu entziehen, indem er ihn von seinem vor-
gezeichneten Entwicklungsweg (Sf6Xd5!)
ablenkt:
6. e2— e4! ....
Nach der normalstrategischen Fort-
setzung: 6. Sc3 Sd5: würde Schwarz ganz
gut stehen.
7. Ddl— a4t! Lc8— d7
Nicht Dd7 wegen 8. Lb5.
8. Da4-
9. D b3-
b3
e3!
S e4— c5
Viel stärker als der Schablonenzug 9.
Df3 (um jaden Läufer cl nicht zu behindern,
vv^orauf aber 9 e7— e5, 10. de Se6, 11.
Se6:Le6: 12. Db7:Ld5 das schwarze Spiel
befreien würde.
9.
g7-g6
Weiß hat durch die Hergabe seines
Königsbauern freie Linien erlangt und vor
allem den Bauer d5 behalten, der die nor-
male Entwicklungsfähigkeit des schwarzen
Springers (etwa mit e7— e6) hemmt. Schw.
muß daher zu Seitenentwicklungen greifen.
10. Sd4— f3!
11. De3 c3
12. Lei— e3
Dd8— c7
Th8— g8
Nun sieht man's klar: Der gesunde
Springerf6 ist zum krüppelhaften Springer
c5 geworden.
b7— b6
Nicht 13. b4 wegen Lg7, 14. Sd4 Da7!
12
13. Sbl— d2!
6.
13 Lf8— g7
14. Le3— d4 Lg7Xd4
15. Dc3Xd4 Ld7— b5
16. LflXb5 a6Xb5
17. 0 — 0 und gewann die für Schwarz
Sf6Xe4 hilflos stehende Partie im 40. Zuge.
Eine weitere wichtige Wahrnehmung, die wir aus dem letzten Beispiel
machen können, ist, daß dank der neuen Strategie nicht nur ein einzelnes
Stück, sondern ein ganzer Figurenkomplex, ja die ganze Armee des Feindes
Dr. S. G. Tartakower: Die hypermoderne Schachpartie.
114
in Unordnung gebracht werden kann. Ein lehrreiches Beispiel dafür finden
wir in der Partie Bogoljubow-Tarrasch (Pistyan 1922):
Diagramm V.
Stellung nach dem 20. Zuge
von Schwarz.
Schwarz: Dr. Tarrasch.
11 >- ^ ^s^ ^
[ii: m_^
^^ i_ '^;M.Wi ^ VM
Weiß: Bogoljubow
Augenscheinlich hat Schw. mit seinem
Bauernsturm am Damenflügel, Bauerndruck
in der Mitte und dem schönen Läuferpaar
das überlegene Spiel erreicht. Verfolgen
wir nun, wie Weiß es versteht, alle diese
„Stärken" in Schwächen umzuwandeln :
21. Sc3-a2!
T a8— e8
Es wird immer bedrohlicher. Die schw.
Türme stehen kollosal. Alle schwarzen
Figurenwirken anscheinend harmonisch mit.
22. Sa2— b4 ....
Immerhin bemerkt man jetzt, daß der
Damenflügel von Schwarz hilfsbedürftig
ist, da auf eventuell a6— a5 natürlich Sc6
sehr unangenehm wirken würde.
22
e5— e4
23 f3Xe4
f5Xe4
24. Ld3— e2
Tf8~f2
Schwarz greift noch immer frisch, froh
und fröhlich an.
25. Tdl— el
Ld7— c8
Oder 25. . . . Lb4: 26. Db4: Dg5, 27. Dc5
und die Schwäche des schwarzen Damen-
flügels wird akut.
26. Le2— f3! ....
Nun kommt das Erwachen für Schwarz:
Der stolze Mittelbauer muß fallen.
26.
Tf2— h2
Eine geistreiche Ausrede, die aber auch
nur die weißen Pläne fördert (vgl. Anm.
zum 30. Zuge von Weiß).
27. Db3— c3!
28. Dc3— c6
29. Lf3Ve4
Th2Xh3
Te8— f8
Lc8Xg4
Oder 29....Dg4: 3U. Th3:Dh3: 31.Thl
Tfl, 32. Ka2! usw.
30. Thl— fl ....
Nun sieht man, daß auch die Haupt-
hoffnung von Schwarz, seine schön ge-
ordnete Schlachtordnung hin ist. Die Läufer
stehen unwirksam, die Türme disloziert!
(vgl. Anmerkung zum 21. Zuge von Schw.)
30
31. TelXn
TfSX^l
Dh4— d8
Schwarz geht nun an den so unmerklich
entstandenen Schwächen seiner Bauern-
basis (Ba6) und seiner Figurenkonfiguration
(Th3) rasch zugrunde.
32. Dc6Xa6 Ld6Xb4
33. a3Xb4 Lg4— e2
34. Tfl— f7 Le2— h5
35. Tf7 <c7 Lh5— g4
36. Tc7 — a7 Schwarz gibt auf.
In den Partien des Buches wird der Leser selbst viele weitere Beispiele
dieser neuen, keineswegs landläufig arbeitenden Schachstrategie herausfinden.
Nachfolgend noch ein interessantes Eröffnungsbeispiel dafür, wie nicht nur
115
eine Trabantenfigur durch neuartige Manöver als schwach entlarvt, sondern
auch eine ganze Figurenreihe in Mitleidenschaft gezogen werden kann.
Diagramm VI.
Stellung aus der P. Bogoljubow-Niemzo-
witseh (Karlsbad 1923) nach dem 7. Zuge
von Schwarz.
Vorherige Züge : 1. d4 Sf6, 2. Sf3b6, 3. c4
e6, 4. Sc3 Lb7, 5. g3! Le7, 6. Lg2 0-0,
7. 0-0 d5.
Schwarz: Niemzowitsch.
spannungsplan zur Geltung. Es folgte:
Weiß: Bogoljubow.
Weiß bringt einen in der Fianchetto-
Entwicklung verborgen liegenden Ent-
8. Sf3— e5!
9. c4Xd5
Auch nach 9. . .
tegischen Trümpfe
etc.) in der Hand.
10. d5— d6!!
Sb8— d7
Sd7Xe5
ed hat Weiß alle stra-
(üie c-Lmie, Punkt e5
Wie man sieht, hat Weiß die ungedeckte
Stellung des Läufers b7 als Zündschnur
benützt, um alle feindlichen Figuren-
postierungen in Brand zu stecken.
10.
L b7Xg2
Schwarz zieht ein kleines materielles
Opfer (Läufer und Springer gegen Turm
und Bauer) dem positionellen Nachteil
(nach 10....Sc6, ll.deDe7: 12. Da4) vor.
11. d6Xe7 Dd8Xe7
12. d4Xe5 Lg2Xn
13. e5Xf6 De7Xf6
14. DdlXf.l und gewann durch das
materielle Übergewicht nach erbittertem
Kampfe im 87. Zuge.
Wir ziehen aus obigen Erörterungen folgende pädagogische Schlüsse:
1. Die frühere Strategie lehrte: Es ist ratsam, den Kampf nicht gegen
die feindlichen „Stärken", sondern gegen dessen Schwächen zu führen.
(„Gesetz des nur schwachen Angriffsobjekts!")
2. Als eine solcher Schwächen ist es vielleicht angezeigt, statt der
stets intensiv bewachten Panzerstellung des Königs, irgendeine Figuren-
konfiguration, am bequemsten aber einen Bauer aufs Korn zu nehmen.
(Indirekte Angriffsführung, auch solides „Positionsspiel" genannt.)
3. Diese Schwächen, ob sie nun durch den Verlauf der Eröffnung oder
durch das gütige Zutun des Spielers selbst entstehen und ob sie augen-
scheinlicher oder latenter Natur sind, können durch allerlei schablonen-
hafte Merkmale erkannt werden. Als Beispiele für solche „Schablonen-
schwächen" seien genannt: Ein isolierter oder rückständiger Bauer, eine
abgesperrte oder schwer zu entwickelnde Figur, entblößte Königsstellung,
dislozierte Schlachtordnung usw. usw. Die richtige Strategie besteht in
ihrem Erkennen, d. h. im Erkennen, ob die Hauptaufgabe der Partie-
führung auf diese Mängel konzentriert werden kann. Sie bekämpfen, ist
dann Sache der Technik. — So lautete also die frühere Wahrheit im Schach.
- 116 -
4. Folgende Erkenntnisse kommen nun hinzu, die dem Spieler neue
Hoffnung und dem Spiele eine neue Dynamik verleihen: Jener Kampf um
die Schwächen ist keineswegs mit dem Kampf um die Initiative zu ver-
wechseln. Man kann und soll auch in der ärgsten Defensivstellung das
sub 2 skizzierte Ziel im Auge behalten. Der Kampf steht und fällt mit
den beiderseitigen Schwächen. Die nunmehr allein richtige Strategie besteht
in ihrem Herbeischaffen. Sie erkennen, ist dann Sache der fortge-
schrittenen Technik.
5. Und als logische Konsequenz dieser Auffassung: Schwach ist nicht
nur das, was als solches erscheint (also die sogenannten „Schablonen-
schwächen"), sondern auch das, was man aus dem Schachgefühl heraus
zum Objekt der Schwäche stempeln will.
6. Also: Alles ist entweder schon schwach an sich oder aber — kann
schwach gemacht werden! Als die geeignete Taktik, um dieses Ziel zu
erreichen, sind unauffällige oder gar verschleierte Manöver, Vermeiden des
energieauflösenden Aneinanderprallens der Streitkräfte und Festhalten an
seinem Ziel trotz eventueller Tempo- und Terrainverluste zu empfehlen:
Das Gesunde wird mürbe gemacht, das übrige — besorgt der Partner!
Dies ist das Wesen des Kampfes, wo die starren Prinzipien der land-
läufigen Taktik nicht mehr genügen und wo es keine auf der Hand
liegende Patentwahrheit geben kann.
spanisches Drei- und Vierspringerspiel.
Ein Sieg der MethodCo Im
nachstehenden Dreispringerspiel hat
Großmeister Maröczy das dynamische
Problem der Eröffnungsvariante (Aus-
nützung der kunstvoll herbeige-
führten Rochadeschwächung 7. . . .
hl — h6) in einwandfreier Weise gelöst.
Partie Nr.
19.
Großturnier
zu
Karlsbad 1923.
Weiß:
Schwarz:
Maröczy.
Chajes.
1. e2-e4
2. Sgl— f3
3. Sbl— c3
e7— e5
S b8— c8
LfS b4
Dieser Versuch, dem einiger-
maßen monotonen Vierspringerspiel
beizeiten auszuweichen, ist gewiß
löblich, und hat darauf die allweis-
liche Theorie keine Todesstrafe,
sondern nur eine etwas schlechtere
Stellung dekretiert.
Für minderwertig gilt der Gegen-
versuch 3. . . . f7-f5 wegen 4. d4!
z. B.: 4. . . . fe (spielbarer ist
4. . . . ed, 5. Sd4: Sd4: 6. Dd4:
d6), 5. Se5: Sf6, 6. Lc4! d5, 7.
:Sd5: Sd5: 8. Dhöf g6, 9. Sg6:
und gewinnt (Partie Breyer-Balla,
Pistyan 1912), sowie die altertüm-
liche Fortsetzung 3. . . . g7 — g6 (in
Betracht kommt ferner auch 3. . . .
Sg8— e7), gleichfalls wegen 4. d4!
€d (warum aber nicht 4. . . . Lg7!
z. B.: 5. d4 Sd4: bezw. 5. Lg5 f6,
bezw. 5. de Se5: 6. Se5: Le5: mit
Gegenchancen), 5. Sd5! Lg7, 6. Lg5
f6, 7. Lf4 d6, 8. Sd4 mit Vorteil
für Weiß. (Partie Rosenthal-Steinitz,
London 1883.)
Die von Dr. Tarrasch in Hamburg
1910 in den Partien gegen Schlechter
und Teichmann glänzend demon-
strierte Idee des Textzuges, die Sge7-
(statt der Sf6)-Entwicklung even-
tuell durchzusetzen, ist nicht ohne
Dorne. (Vergl. nächste Anmerkung.)
Wir ziehen daher an der Textstelle
3. . . . Lf8 — e7 vor, um auf 4. Lb5
mit Sf6, 5. 0 — 0! d6 usw. dem Bei-
spiel vieler Großmeister (Lasker,
Capablanca, Janowski) folgend, in
die stark-schwache Steinitz'sche Ver-
teidigung der spanischen Partie ein-
zulenken, beziehungsweise nach 4.
Lc4 Sf6 (ebensowie nach 4. d4 d6)
eine der günstigeren Spielarten der
Ungarischen Partie herbeizuführen.
4. Sc3— d5 ....
Hier ist dieser Ausfall nicht übel,
während er im Vierspringerspiel
(nach 1. e4 e5, 2. Sf3 Sc6, 3. Sc3
Sf6, 4. Lb5 Lb4, 5. Sd5) wegen 5....
Sd5:! 6. ed e4! 7. de de usw. wenig
erstrebenswert erscheint.
Für das Nachhaltigste aber halten
wir statt des Textzuges das ruhige
Entwicklungsverfahren mittels 4.
Lfl — c4! worauf Schwarz die Nach-
teile seiner „Nachzugs-Spanischen"
bald erkennen muß, z. B.: 4. Lc4
Sf6, 5. 0—0 (auch einfach 5. d3 ist
gut, da darauf 5. . . . d5, 6. ed Sd5:
7. Ld2 dem schwarzen Spiel nur
eine chronische Schwäche im Bauer
e5 schaffen würde. — Interessant
118 —
geschah in einer „hypermodernen"
Partie O'Connel-Zukertort: 5. a3 Lc3:
6. de Se4: [sicherer 0—0], 7, LfTif
Kf7: 8. Dd5t Ke8, 9. De4: d5, 10.
Da4 TfS und Schwarz rochiert
künstlich), 5. . . . 0—0! (oder 5..,.
d6, 6. d4 ed, 7. Sd5! Sd5: 8. ed
Se7, 9. Lböf mit Vorteil), 6. d3 Le7
(oder Partie Leonhardt-Schlechter,
S. Sebastian 1911: 6. . . . Lc3: 7.
bc d5! 8. ed Sd5: 9. h3 Sc3: 10.
Dd2 mit weißen Chancen), 7. h3 (in
einer Partie Wolf-Sämisch, Pistyan
1922, geschah etwas zu viel ver-
einfachend: 7. Sd5 d6, 8. Se7: De7:
9. c3 Le6 mit gleichem Spiel), 7
d6, 8. Sh2 nebst f4 mit guter An-
griffsformation für Weiß.
Schließlich darf Weiß statt des
Textzuges auch den lieblichen Spani-
olerzug 4. Lfl — b5 ohne jegliches
Bedenken spielen, worauf Schwarz
a) wohl am besten mit 4. . . . Sg8— f6 in
das allernormalste Vierspringerspiel
einlenkt.
b) Schwieriger gestaltet sich seine Ver-
teidigung nach 4. Sg8— e7 wegen des
sofortigen Zentral Vorstoßes 5. d4!
(schablonenhafter geschah in der bereits
bei der vorigen Anmerkung erwähnten
Partie Schlechter-Tarrasch, Hamburg
1910: 5. 0—0 0—0. 6. d4 d6! [Schwarz
ist nunmehr in der Lage, das Zentrum
zu halten. Wenn dagegen 6. . . . ed,
so 7. Sd4: d6, 8. Le3 Sd4: 9. Ld4:
La5, 10. Df3 mit Stellungsvorteil für
Weiß: Partie Tarrasch - Teichmann,
Hamburg 1910], 7. h3 a6, 8. Le2 ed, 9.
Sd4: Sd4: 10. Dd4: Lc5, 11. Dd3 Sc6,
12. Dg3 Le6 mit etwa gleichem Spiel),
5. . . . ed, 6. Sd4: 0—0, 7. 0-0 a6,
(oder auch 7. . . . d6, 8. Le3 Ld7, 9.
Sc6: Lc6: 10. Lc6: bc, 11. Dd3 mit
besserer Bauernkonfiguration), 8. Sc6:
bc, 9. Ld3 und Weiß steht vorzüglich
(P. Trejbal-Reti, Tepl.-Schönau 1922).
c) Auch nach 4. . . . a7— a6, was „Collijn"
besonders empfiehlt, wird Weiß mittels
5. La4 (einfach und stark ist übrigens
auch 5. Lc6: de, 6. Se2! De7, 7. c3
Ld6, 8. Db3! P. Spielmann-Schlechter,
Hamburg 1910), 5. . . . Lc3: 6. bc d6,
7. h3 („Collijn" setzt hier energiever-
geudender mit 7. d4 Ld7, 8. 0—0 Sge7
mit gleichem Spiel fort), 7. . . . b5,
8. Lb3 Sa5, 9. 0-0 Sb3: 10. ab Sge7,
11. d4 f6, 12. De2usw. (Partie Maröczy-
Schlechter, Wien 1908) etwas bessere
Spielchancen behaupten können.
4 Lb4— c5
Schwarz wählt von allen Sorgen
die größte, von allen Hoffnungen
die kleinste.
Zweckmäßig und zum theo-
retischen Ausgleich hinreichend ist
der glatte Rückzug 4. . . . Lb4 — e7,
wodurch die Königslage konsolidiert
und der scheinbare Tempogewinn
von Weiß durch die auf die Dauer
unlogische Springerstellung auf d5
kompensiert wird. Ferner wird
Schwarz in dieser Variante nach
dem höchstwahrscheinlich bald statt-
findenden Tauschgeschäft Sd5Xe7
von allen Fesselungsgefahren unter
Tempowiedergewinn (De7:!) befreit
und zu wirksamen Gegenaktionen
(d6 — d5 oder eventuell f7 — f5) be-
fähigt werden können. Also z. B.:
4. . . . Le7! 5. Lc4 d6, 6. c3 (auf
sofortiges 6. d3 kann Sa5 folgen),
6. . . . Sf6, 7. d3 0—0 (sehr gut ist hier
auch 7. . . . Sd5: 8. Ld5: 0—0 nebst
Kh8 und f7— f5), 8. Se7:t De7:
(nicht Se7: wegen 9. Lg5 Sg6, 10.
h4 h6, 11. h5! Sf4, 12. Lf4: ef, 13.
Lb3! nebst Dd2 und 0-0-0), 9. Lg5
Le6 (eine Schwächung wäre h6),
10. Lb5 (um das Läuferpaar zu be-
halten) 10. ... a6! 11. La4 b5, 12.
Lc2 d5! mit schönem Gegenspiel.
Nicht ganz genügend ist dagegen
der seitliche Rückzug 4. . . . Lb4-a5
wegen des einfachen, von Leonhardt
in Hamburg 1910 angewendeten
Systems: 5. Lc4 (zerfahren ist aber
5. c3 Sf6, 6. d4 ed mit Vorteil für
Schwarz), 5. . . . d6 (hier wäre hin-
wiederum 5. . . . Sf6, 6.0 — 0Se4:?
7. d4! für Weiß günstig), 6. 0-0
Sf6, 7. d3! (überreizt wäre wieder
7. d4 Lg4, 8. c3 ed, 9. Lg5 Se5!
mit Vorteil für Schwarz), 7. . . . Sd5:
(in der wertvollen Partie Leonhardt-
Tarrasch, Hamburg 1910, geschah
viel schwächer 7. . . . h6, 8. c3 Sd5:
19
9. ed Se7, 10. d4 mit Vorteil für
Weiß), 8. ed (viel nachhaltiger als
8. Ld5: z. B. Partie Opocensky-
Przepiörka, Pistyan 1922: 8 Lg4,
9. c3 Lb6, 10. b4 Df6, 11. h3 Ld7
oder noch präziser Partie Opocensky-
Tarrasch, Pistyan 1922: 8. . . . 0—0!
9. c3 Lb6, 10. a4 a6, 11. LeS Le3:
12. fe De7 mit mindestens ausge-
glichenen Chancen), 8. . . . Se7, 9. d4
f6, 10. h3 Lb6 (oder 10. . . . 0—0,
11. de fe, 12. Se5:!de, 13. döf Kh8,
14. de De7: 15. Le3 mit Vorteil für
Weiß), 11. de fe, 12. Lg5 und Weiß
beherrscht das Spiel.
Viel mehr Aussicht auf Gegen-
initiative bietet schließlich statt des
Textzuges die von Schlechter emp-
fohlene Antwort 4 Sg8-f6, worauf:
a) 5. Lb5 Sd5:! (viel schwächer wäre
5. . . . Lc5, 6. c3! Se4: 7. d4 ed, 8. cd
Sd4:! 9. Sd4: c6, 10. 0—0! mit Vorteil
für Weiß), 6. ed e4! 7. de de, die von
uns bereits beim 4. Zuge von Weiß
erwähnte farblose Variante des Vier-
springerspiels herbeiführt*); ferner
b) 5. c3 nach 5 Le7! (schwächer 5
La5, 6. d4 ed 7. b4! Lb6, 8. a4 a6, 9.
Lg5 usw.), 6. Lc4 d6! 7. dS Sd5: 8.
Ld5: 0—0 nebst baldigem Kh8 und
f5 ein schönes Spiel für Schwarz er-
gibt; ähnlich auch
*) Schwarz kommt leicht zum Gegen-
spiel: Einen effektvollen Verlauf nahm die
so fortgesetzte Partie Km och-Grünfeld,
Wien 1922: 8. Le2 (Schablone. Wir ziehen
8. Lc4 ef, 9. Df3: 0—0, 10. 0—0 Ld6, 11.
dS vor), 8. . . . ef, 9. Lf3: 0—0, 10. 0-0 f5!
(noch energischer als zuerst 10 Ld6,
11. c3f5, wie in einer Matchpartie Steinitz-
Zukertort 1886 geschah, worauf dann statt
12. DbSf verhältnismäßig noch am besten
12. d4 wäre), 11. dS (besser ist jedenfalls,
wie gesagt, 11. c3 Ld6, 12. d4), 11....
Ld6, 12. Ld2 Dh4, 13. g3 (oder 13. h3f4!),
13. ...Df6, 14. Lc3 Dh6, 15. Tel f4! 16.
Lg4 fg, 17. fg Tf2!! 18. Te8t! Lf8! 19.
Kf2: Dh2:t 20. Kfl? (nach 20. Ke3! hätte
Schwarz wohl nichts besseres als mit
20. . . . Dh6t 21. Kd4! Dd6t! 22. Ke3 Dh6t
remis durch ewiges Schach zu halten),
20. . . . Lg4: 21. Dg4: Te8: 22. Tael Dhlf
23. Kf2 Lcöf! 24. d4 Dh2t 25. Kf3 Tf8t
26. Ke3 Ld6 und Schwarz gewann bei
Damentausch einen zweiten Bauer und
im 34. Zuge die Partie.
c) 5. Lc4 0-0, 6. c3 Le7! 7. d3 d6, 8.
0-0 Le6, 9. Se7:t De7: 10. Lb5 Sd8
(vierte Matchpartie Spielmann-Teich-
mann, Leipzig 1914) keine besonderen
Resultate für Weiß zeitigt; dagegen
d) die naheliegende Fortsetzung 5. Sb4:
Sb4: 6. Se5: (auf 6. d4 folgte in einer
Partie Forgacs-Schlechter S. Sebastian
1912: 6. . . . d5! 7. Se5: de mit gleichem
Spiel und auf das üblichere 6. c3 ge-
schah in einer Partie Schlechter-Teich-
mann, Pistyan 1912: 6 Sc6, 7. d4
ed [„Collijn" empfielt hier 7 Se4:
8. de! d5, 9. ed Dd6: ohne jedoch auf
die Stellung nach etwa 10. Le3 Lg4,
11. Le2 besonders stolz sein zu dürfen],
8. e5 Se4, 9. cd d5! mit ungefährem
Ausgleich), 6 d6 (oder 6. . . . De7,
7. d4 d6, 8. Sd3 De4: 9. Le3 mit Vor-
teil für Weiß), 7. Sf3 (schwerfällig
wäre die Behauptung des Bauern durch
7. Sd3. In Betracht kommt aber auch
7. Sc4), 7. ...Se4; 8. c3 Sc6, 9. d3
(oder auch sofort 9. d4), 9. . . . Sf6,
10. d4 ein sehr schönes Spiel für Weiß
ergibt (zwei Läufer, festes Zentrum,
freie Entwicklung).
Die Schattenseite des Textzuges
liegt vor allem in der Begünstigung
des Zentralvorstoßes d2 — d4, was
in der vorliegenden Partie in gerade-
zu klassischer Weise dargelegt wird.
5.
Lfl— c4
d7— d6
6.
c2— c3
a7— a6
7.
h2— h3!
h7— h6
Si duo faciunt idem, non est
idem. Die durch diesen Bauernzug
geschaffene Schwäche der späteren
Rochadestellung wird nunmehr zum
Leitmotiv der ganzen Partie. Da
jedoch der normale Entwicklungs-
zug 7. . . . Sf6 wegen 8. d4! ed,
9. Lg5 sehr verdächtig aussieht, ist
der Textzug beinahe erzwungen und
als eTn Erbübel der schlechten Ent-
wicklungsanlage (4. . . . Lc5) zu
betrachten. — Die Stellung gleicht
jetzt einem Problem der höheren
Mechanik. Im Nachfolgenden handelt
es sich für Weiß darum, die richtige
Lösungsformel zu finden.
8. d2— d4
9. c3Xd4
e5Xd4
Lc5— a7
120
Fehlerhaft wäre 9. . . . L b4t
wegen 10. Sb4: Sb4: 11. Da4t Sc6,
12. d5.
Stellung nach dem 1 5. Zuge von Schw.
10. 0—0
11. Lc4— b3
So-8— fö
Man beachte die Quadratbildung
der weißen Angriffsfiguren Ddl, Lb3,
Sd5, Sf3.
1. ....
2. Sd5— c3!
0—0
Mit bewunderungswürdiger Me-
thodik versteht es Weiß, den Gegner
trotz der offenen, figurenüberfüllten
Stellung vollkommen lahmzulegen.
Die Idee des Textzuges, sich durch
den einfachen Rückzug jedem Ver-
einfachungstausch zu entziehen, mag
schon früher öfters angewandt worden
sein, wirkt aber hier trotzdem wie
eine Offenbarung.
12
Sc6— e7
13. Lei— e3
Se7— g6
14. Ddl^d2!
....
Man beachte neuerlich, mit welcher
mathematischen Genauigkeit Schach-
Ingenieur Maröczy seine Unterbauten
errichtet. Die vier weißen Leicht-
figuren bilden zuzammen mit der
Dame eine geschlossene Kette.
14.
c7 — c5
Ein ganz plausibler Gegenversuch,
da Weiß eigentlich gar nichts zu
drohen schien. Natürlich würde die
weiße Stellung auch nach etwa
14. . . . Kh7, 15. Tadl weit über-
legen bleiben.
15. d4Xc5 d6Xc5
Auch bei 15. . . . Lc5: kann das
Läuferopfer auf h6 geschehen, z. B.:
16. Lh6: gh, 17. Dh6: Se5, 18. Se5:
de, 19. Tadl nebst Td3 usw. bezw.
17. . . . d5, 18. Sg5 bezw. auch
17. . . . Sh8, 18. Sg5 mit ent-
scheidendem Angriff.
I 1^
_/i^mn%
16. Le3Xh6!! ....
Genug des abstrakten Schachs!
Wie ein Falke saust der weiße
Läufer auf seine Beute nieder: Weiß
„opfert" eine Figur, um einen Bauer
zu erhaschen.
16 c5— c4
Die Annahme des Opfers würde
nach bekannten Mustern (16. . . .
gh, 17. Dh6: Sh8, 18. Sg5 nebst e5
oder Sd5) zum sofortigen Verlust
führen. Materiell geschwächt sucht
nun Schwarz in einer Gegenkom-
bination sein Heil, da das Endspiel
nach 16. . . . Dd2: 17. Ld2:fürihn
trostlos wäre.
17. Lb3Xc4
18. Lc4— d5
D d8— c7
Lc8Xh3
Eine Momentaufnahme: Die beider-
seitigen Damenläufer stehen ganz
symmetrisch „en prise". — Weiß
kommt aber zuerst zum Mahlen.
19. Dd2— g5! ....
Natürlich nicht 19. gh wegen
Dg3t nebst Dh3t und Dh6: mit
rückeroberter Figur.
19 Kg8— h7
20. g2Xh3 Sf6— e8
Nicht sofort 20. . . . gh wegen
21. Df6: Dg3t 22. Khl Dh3:t 23.
Sh2 Lb8, 24. f4 bezw. 23. . . . Sh4,
24. Tgl und Schwarz müßte kapi-
tulieren. — Nach dem Textzuge
„tobt" hingegen der Verzweiflungs-
kampf noch hübsch lange weiter.
121 —
21. e4— e5! ....
Ein unscheinbarer Bauernzug., der
aber das ganze Schlachtfeld umge-
staltet: Absperrung der feindlichen
Damendiagonale, Platzräumung für
Ld5, Potenzierung des Druckes auf
die Rochadestellung von Schwarz.
21 g7Xh6
22. Dg5— h5 Dc7— d8
Wenn sofort Sg7, so 23. Sgöf
nebst Dh6:
23. Tal— dl
24. D h5— g4
25. Ld5— e4
26. Sc3— d5
Se8— g7
D d8— e7
TaS— dS
D e7— e6
Schwarz kämpft bereits für eine
verlorene Sache. Da er übrigens die
Qualität nicht freiwillig hergibt
(26. . . . Td5:), verliert er bald noch
viel mehr.
27. Sd5— f6t
28. Le4Xg6
29. h3Xg4
30. Sf3— h4!
Kh7-^h8
De6Xg4t
f7Xg6
Droht nur Matt. (31. Sg6:#.
Alan sieht also, daß auch zwei
Springer mattsetzen können.)
30 Sg7— e6
31. Sh4Xg6t Kh8— g7
32. Sg6Xf8 Td8Xfö
33. Tdl— d7t Kg7— g6
Der transatlantische Meister Chajes
steht auf dem Standpunkt, daß man
durch das Aufgeben noch keine
Partie gerettet hat. Tatsächlich winkt
ihm zwei Züge später noch ein
Hoffnungsstrahl, der sich aber dann
erst als trügerisch erweist.
34. Td7— e7 ....
Präziser als etwa 34. Tb7: Ld4,
da Schwarz jetzt ganz nach dem
Willen des Gegners agieren muß.
Se6— f4
.. Tfl— dl!
La7— d4
i.TdlXd4
Dies war die grausame Pointe
der letzten Züge von Weiß. Er gibt
die Qualität zurück, um seinen zähen
Partner aller Gegenchancen zu be-
rauben und den schwarzen König
in eine schier unentrinnbare Matt-
stellung zu bringen.
36 Sf4— e2t
37. Kgl— g2 Se2Xd4
38. f2— f4 h6— h5
Nötig, um das drohende Matt-
netz (nach Sh5) zu zerstören.
39. Sf6Xh5 Tf8— c8
40. Te7Xb7 Tc8— c2t
41. Kg2— g3 a6— a5
42. Tb7— g7t Kg6— h6
43. Tg7-g8
Droht schon ein neues Mattnetz
(mittels Sf6) zu spinnen:
43. . . . , Tc2— c7
44. Sh5— f6 Tc7— g7
Die einzige „Rettung", die aber
selbstredend auch nichts nützt.
45. Tg8Vg7
46. f4— f5
Kh6Xg7
Schwarz gibt auf.
Keineswegs zu früh. — Die Partie
erhielt einen Schönheitspreis.
anD
Neue Angriffswege. Die nach-
folgenden beiden Vierspringerspiele
aus dem Wettkampf Rubinstein-
Bogoljubow (Stockholm, 1920) sind
nicht nur durch ihre vielumstrittene
Eröffnungsvariante, sondern auch
durch die prickelnde Originalität
der weißen Angriffsführung be-
sonders bemerkenswert.
Partie Nr. 20.
3. Matchpartie, Stockholm 1920.
Weiß: Schwarz:
Bogoljubow. Rubinstein.
1. e2 — e4 e7 — e5
2. Sgi~f3 Sb8 — c8
122
3. Sbl-
-c3
Sg8-f6
4. Lfl-
-b5
Sc6 — d4
Die wohlbekannte, von Marshall
in Monte Carlo 1 902 flott eingeführte,
von Rubinstein aber zu einem groß-
zügigen System ausgearbeitete Fort-
setzung, die letzterer in San Sebastian
1912 in seinen Entscheidungspartien
gegen Tarrasch, Schlechter und Spiel-
mann siegreich anwandte und die
seitdem als „der widerspenstigen
Vierspringerei - Zähmung" in der
Meisterpraxis gilt. — Bezüglich der
„guten alten" Fortsetzung 4. . . . Lf8-b4
siehe Partien Nr. 22 und 23.
5. Sf3Xe5 ....
Jedenfalls das Schärfste. (Diese
Wendung kam übrigens bereits in der
„ Ursprungspartie " Maröczy-Marshall,
Monte Carlo 1902, vor!)
Stark in Betracht kommt ferner 5.
Lb5— a4, um auf 5 Lc5, mit 6. Se5:
0—0, 7. Sf3! (schwächer ist nach Malkin
7. Sd3 wegen 7. . . . Lb6, 8. e5 Se8, 9. 0—0
[9. Sd5 d6, 10. c3 Dh4!], 9. . . . d6, 10. cd Sf6!
[10....Sd6, ll.Sdö], 11. d7! [ll.dcDd6],
ll....Ld7: 12. Ld7:Dd7: 13. SelTaeS, 14.
d3Sg4! 15. h3f5! usw.), 7....Se4: 8.Se4:
Te8, 9.0— 0!Te4: 10.Sd4:Ld4: ll.c3Lb6,
12. Lc2Te8, 13. Dh5 g6, 14. Dh6d5, 15. d4
ganz günstig fortzufahren.
Hingegen ist 5. Lb5— c4 wegen der-
selben gambitmäßigen Behandlung: 5
Lc5! mit der Folge 6. Se5: (auf 6. d3 folgt
nicht wie in der Partie Post-Flamberg,
Mannheim 1914 und dann auch in einer
Klubturnierpartie Post-Rotenstein, Berlin
1920, geschah: 6. . . . d6, 7. Sa4!b5 [besser
nach Schlechter 7. . . . Lb6, 8. Sb6: Sf3:t
9. Df3:ab, 10. Lg5Le6!], 8.Sd4:bc, 9. Se2
usw., sondern am sichersten und zweck-
mäßigsten 6 De7. In Betracht kommt
übrigens auf 6. d3 auch das Bauernopfer
6....d5, z.B.: 7. Sd5:Sd5: 8. Ld5:Lg4, 9.
Lf7:tKf8! 10. c3Sf3:t ll.gfLh3, 12. Lb3
Dh4, 13. Dd2t Lg2, 14. Tgl Dh2: usw.),
6. . . . De7, 7. Sf3 d5! 8. Ld5: Lg4! 9. d3 c6,
10. Lö3 Sd7 usw. (P. Bernstein-Rubinstein,
Wilna 1912) weniger empfehlenswert.
Auch mit 5.0—0 [Henneberger!] kann
Weiß nach 5 Sb5: (sehr in Betracht
kommt auch 5 — c6, 6. Lc4 d5, 7. ed cd),
6. Sb5: c6! 7. Sc3 d6, 8. d4 Dc7 usw. nichts
Rechtes erzielen.
Zum bequemen Ausgleich führt wohl
5. Lb5-e2, z.B.: 5. . . . d6, 6. d3Se2:7.
De2:Le7, 8.h3 0-0, 9.0-0Te8, 10. Ld2
(viel schärfer wäre 10. Le3! nebst d4), 10. . . .
c6, ll.Tadl Dc7 usw. (P. Maröczy-Reti,
Teplitz-Schönau 1922) oder auch 5. . . . Sf3:t
6. Lf3: Lc5, 7. d3 (wir ziehen 7. . . . Sa4 vor,
z. B. : 7. . . . Le7, 8. d4 d6, 9. Le3 mit schöner
Zentralheizung), 7 d6 (hier kommt 7. . . .
c6, 8. De2 d6, 9. 0-0 Le6, 10. Le3 0-0 in
Betracht), 8.0— 0Le6, 9.Le3Lb6, 10. Lb6:
(oder auch 10. d4Lc4, ll.TelLa5, 12. a3
mit gleichem Spiel), 10. . . . ab, ll.d4 0— 0,
12. de (um eine Nuance schärfer wäre 12.
Dd3 nebst Le2 und f2— f4), 12.... de, 13.
Dd8: Tfd8: 14. Tfdl Kf8 usw. (Partie
Maröczy-Euwe, Haag 1921).
Noch deutlicher kann aber Weiß seine
Friedensabsichten mit 5. S f3Xd4 e5Xd4,
6. e4— e5 bekunden, z. B.: 6. . . . de, 7. ef
Df6:! (7.... cdf ist viel zu gefährlich), 8.
de Lc5 (oder auch 8 Le7, nicht aber
8. . . . c6 wegen 9. Ld3 d5, 10. 0-0! Le6,
ll.Dh5Le7, 12. Le3c5, 13. Lb5t Kf8, ^4.
Ld3! mit Vorteil für Weiß. Partie Aljechin-
Tarrasch, Hastings 1922. Dagegen geschah
in einer P.Aljechin-Capablanca, Petersburg
1914 [Siegergruppe!]: 8....De5t 9. De2
De2 :t 10. Le2 : d5 mit baldigstem Friedens-
schluß), 9. 0-0 0-0, 10. Dh5 (auf 10. Lg5
folgt De5! mit der Drohung Lf2:t nebst
Db5:), 10.... d6, ll.Ld3h6 mit gleichem
Spiel.*)
Weniger klar ist bei der letzterwähnten
Abwicklungsvariante (nach 5. Sd4: ed) der
von Niemzowitsch vorgeschlagene Ausfall
6. Sd5 (statt 6. e5), da Schwarz dabei durch
6.... Sd5: 7. ed Df6! (bei weitem stärker
als 7. . . . Le7, was im Remisduell Selesnjew-
Spielmann, Pistyan 1922, geschah), 8.0—0
Le7, 9. f4 0—0, 10. Df3 c5, 11. b3 d6, 12.
Lb2 [Ld3!] Lf5, 13. Tacl Ld8! usw. sogar
im Vorteil kommt. (Partie Wolf-Aljechin,
Karlsbad 1923).
Wie man sieht, ist bei der Aus-
wahl des 5. Zuges von Weiß für alle
Gemütsarten vorgesorgt worden.
5 Dd8— e7
*) Doch nahm die so eröffnete Partie
Ahues-Brinkmann, Hambg. 1921, folgenden
kläglichen Verlauf: 10. Ld3 d6, ll.Dh5h6,
12. Ld2 (Dr. Tarrasch berücksichtigt in
seinem „Eröffnungsstand" an dieser Stelle
nur 1 2. Le3 Le3 : 1 3. f e De5, 1 4. De5 : de mit
gleichem Spiel), 12.... Te8, 13. Khl Ld7,
14. f4 Le3 (Beginn vom Ende. Schwarz
überkombiniert sich selbst), 15. Lei Lc6,
16.Lh4De6, 17. Tael Dh3? 18.Te2De6,
19. Tfel! g6, 20. Dh6Dg4, 21.Lf6. Aufge-
geben.
123
Entspricht dem Geiste des ganzen
Systems, wird aber durch eine kühne
und offenbar wohlüberlegte Neuerung
beantwortet.
Über 5 Se4: siehe nächste
Partie. — Auf 5. . . . Lb4 würde 6.
Ld3De7, 7. Sg4 mit Vorteil für Weiß
folgen. — Auch das Bauernopfer 5....
Lc5 führt nach 6. Le2! d5, 7. Sd3
Lb6, 8. e5Se4, 9. 0-^0 c6, 10. Sa4
zu keinem Segen für Schwarz,
6. f2— f4 ....
Bogoljubow's geistiges Eigentum.
Früher galt hier 6. Se5 — f3 für das
Beste*), worauf aber Schwarz mit
6..., Sb5: 7. Sb5: De4:t 8. De2
De2:t 9. Ke2: Sd5, 10. c4 a6 usw.
etwas bessere Endspielchancen bei-
behält.
6 Sd4Xb5
Auf 6 Se4: (mit der Drohung
Sc3: und Sb5:) folgt einfach 7. Se4:
Sb5: 8. 0 — 0 und Schwarz bleibt in
der Entwicklung zurück.
7. Sc3Xb5 d7— d6
8. Se5— f3 De7Xe4t
Da die nun beginnende Königs-
jagd sonderbarerweise erfolglos bleibt,
*) Auch 6 Sg4 wurde hier von
manchem Forscher empfohlen, fand aber
in der Partie Reti-Balla, Pistyan 1922,
eine krasse Widerlegung: 6. Sg4!? Sg4:
7. Dg4: Sc2:t 8. Kdl Sal : 9. Sd5 De5!
(dies erfand Balla bei Brett, während die
Schachgelehrten nur 9. ...Dc5? 10. b4
Dc2t ll.Ke2 mit Vorteil für Weiß in
Erwägung zogen), 10. d4 (auf 10. d3 plante
Schwarz 10 f5 und wenn darauf 11.
Dg5, so Lei. Weiß würde aber bei dieser
Fortsetzung viel einfacher und stärker
11. ef! spielen, z.B.: ll....Le7, 12. Tel
Dd5: 13. Dg7: usw. Wenig ersprießlich für
Schwarz ist auch [auf 10. d3] h5 wegen
ll.De2, z.B.; ll....Ld6, 12. f4!De6, 13. f 5
De5, 14. Lf4 usw. — Das Richtigste besteht
aber im sofortigen 10. ...Ld6, z.B.; ll.Lf4
Db2: 12. Ld6:cd! 13. Sc7t Kd8 und Weiß
hat ausgetobt), 10. . . . Dd4 :t 1 1 . Ke2 Lc5,
12. Ld2 0-0, 13. Tel (oder 13. Lc3Df2:t
14. Kd3 Dc2t 15. Kc4 f6 usw.), 13. . . . f5!
14. Dh4 fe, 15. Tc5: Dc5: 16. Se7t Kf7
Weiß gibt auf.
schlägt „Collijns Lärobok" statt des
Textzuges 8 c7 — c6 vor, mit der
Folge: 9. Sc3Se4: 10. 0— 0 Sc3: 11.
de Dc7, 12. Tel t Le7, 13. De2 Lg4
und Schwarz wird sich mit event.
Ta8-d8-d7 sicherstellen können. Wir
schlagen aber als eine energischere
Angriffsführung für Weiß 12. S g5
(statt 12. Tel t) vor, z.B.: 12....Le7,
13.f4!0— 0(auch 13....Lg5: 14.Lg5:
0—0, 15. f6 g6, 16. Dd2 usw. ist für
Schwarz nicht geheuer), 14. Sh7:!!
Kh7: 15. Dh5t Kg8, 16. Tf3 usw. mit
siegreichem Angriff, bezw. 12 h6,
13. Se4d5, 14. Sg3Lc5t 15. Khl 0-0,
16. f5f6, 17. Dg4 usw. mit starker
Angriffsstellung.
9. Kel— f2 ....
Mit 9. De2 De2 :t 10. Ke2 : Kd8, 1 1 .
d3 wäre die Partie nur auszugleichen.
9 Sf6— g4t
10. Kf2— g3 ....
Eine fürwahr kühne Wanderung!
Weiß nimmt die gefährdete Stellung
seines Königs in Kauf, da er auf die
beiden starken Drohungen Sc7f und
Tel pocht. Das ganze ist sehr originell
erdacht, trotzdem aber wäre wahr-
scheinlich 10. Kgl vorzuziehen. (Vgl.
nächste Anmerkung.)
Stellung nach dem 10. Zuge von Weiß.
10 Ke8— d8
Das Naheliegendste, da 10. . . . Dgö
an 11. Sh4 zu scheitern scheint. Wie
jedoch Teichmann ein Jahr später
nachwies, würde Schwarz nach 10. . . .
Dg6?! ll.Sh4 (jedenfalls noch das
124
Beste, da auf ll.De2tKd8! 12. h3
natürlich nicht 12....Sf6t? 13. Kh2
Se4, 14. Del [P. Spielmann-Weenink,
Scheveningen 1923], sondern unbe-
iangen 12....Se3t 13. Kh2Sc2: ohne
genügende Kompensation für Weiß
folgen kann), ll....Dh5, 12. ScTif
Kd8, 13. Sa8:g5! 14.fg (oder 14. Sf3
g-ff 15.Kf4:d5!usw.), 14....Dg5: 15.
Sf3 D gl in entscheidenden Vorteil
kommen. — Wäre also damit
die schöne Neuerung 6. f2 — f4
widerlegt? Wir ziehen für Weiß
das einfache 12. h3 (statt 12. ScTrf)
vor, z. B.: 12....Db5, 13. hg bezw.
12....Sf6, 13. Dh5:Sh5:t 14. Kf2
KdS, 15. d3 usw. Weiß hat trotz des
gegnerischen Läuferpaares das etwas
freiere Spiel.
11. h2— h3 Sg4— h6
In Betracht kommt hier auch
11
Sf6.
Iriert die Partie in großzügigem Stile,
indem er sich überall neue Angriffs-
linien freizumachen sucht.
15
16. Lei— d2
L c8— f 5
Wie sich demnächst zeigt, wäre
hier 16.Le3 noch wirksamer gewesen.
Die Spiele stehen jetzt annähernd
gleich.
16
17. Ddl— e2
18. De2-"f2
19. Sb5~a3
Lf5— c2
Dg6— d3
Dd3Xc4
Dc4— a4
Eine alte Erscheinung: Man geht
auf Bauernraub aus, weil man nicht
besonders gut steht, und man steht
dann schlecht, weil man den Bauern
erobert hat. — Ob der gewonnene
Bauer die aufgewendeten Tempi wohl
wert war?
20. g2-g4!
. .
Um den Läufer
von g6
abz
drängen.
20
Lc2-
-d3
21. Tel-e3
Ld3-
-a6
22. Tal— el
Kd8-
-d7
23. Ld2— c3
Da4-
-c6
24. Sf3— g5
Dc6-
-d5
25. Sg5Vh7!
. .
Wiederum sehr kühn, aber scharf
durchdacht. Bogoljubow entpuppt
sich vor der gesamten Schachwelt
als ein phantasievoller Stratege.
25.
b7— b6
12. d2— d4
De4— g6t
27
13. Kg3— h2
L f8— e7
28
14. Thl— el
Th8-e8
15. c2— c4
, . . .
28
Der Führer
der Weißen orches-
29
Bei weitem besser war sofort 25. . . .
f6 mit der Drohung Dg8. Nach dem
Textzuge geht die schwarze Partie
rasch in Brüche.
26. Sa3— c2! f7— f6
Besseren Widerstand bot immer-
hin c7 — c5.
S c2— b4 D d5— g8
Df2— f3! ....
Droht Dc6t nebst Da8:t
.... La6— b5
Sb4— d5 Lb5— c6
Auch dieser letzte Reservist ver-
mag das kranke schwarze Spiel nicht
mehr zu retten. Es folgt ein schneidiges
Finale.
Stellung nach dem 29. Zuge von Schw.
30. Te3Xe7t
31. Sd5Xf6t
(denn auf 31..
nebst Dc6).
Te8Xe7
Schwarz gibt auf,
gf gewinnt 32. Sf6:t
125
Partie Nr. 21.
9, Matchpartie, Stockholm 1920.
Weiß:
Bogoljubow
1. e2 — e4
2. Sgl — f3
3. Sbl— c3
4. Lfl— b5
Schwarz :
Rubinstein.
e7e5
Sb8— c6
Sg8 — f6
Sc6— d4
Durch seine AnhängHchkeit für
„sein" System hat Rubinstein beinahe
den ganzen Wettkampf verloren.
5. SfSVeS
Sf6Xe4
Diesmal versucht er übrigens ein
Nebengeleise, wird aber wieder in
höchst origineller Art überrumpelt,
6. Sc3Xe4 Sd4Xb5
7. Se5Xf7! . . .\
Das Bilguer'sche „Handbuch"
(8. Aufl., 1916) erklärte dieses Drein-
hauen für verfehlt. Bogoljubow liefert
aber im Nachfolgenden einen zwin-
genden Beweis für das Gegenteil.
7 DdS— e7
.Kf7:, soS.Dhöfnebst
De7Xe4f
Wenn 7. .
Db5:
8. Sf7Xh8
9. Kel— fl!
Die erste Überraschung. Nach 9.
De2 De2:t 10. Ke2: g6, (oder auch
d5), 11. Tel Lg7, 12. Kdlf Kf8, 13.
Sg6:t hg usw. würde sich das
Figurenübergewicht von Schw. bald
fühlbar machen, während jetzt die
Partie bereits einem amerikanischen
Duell gleicht.
9 Sb5— d4
Um nach dem späteren Wegziehen
der eigenen Dame die feindliche Frei-
entfahung De2 zu verhindern.
Übrigens würde Weiß auch nach
etwa 9....g6, 10. d3 De5, ll.Df3
Dh8: 12. Lg5Sd4, 13. Tel f Se6, 14
h4 usw. in beherrschender Situation
bleiben.
10. h2-h4!! ....
Die zweite Überraschung. Der
Zug droht bereits Th3 nebst e3 und
Tf3! außerdem wird für das baldige
Lg5 eine feste Stütze geschaffen. Das
weiße Spiel ist von einer ganz neu-
artigen Sturmdynamik erfüllt!
10
11. d2— d3
12. Lei— g5
b7— b5
D e4— f5
Dieser Läufer übt nunmehr auf
das feindliche Hauptquartier eine
lähmende Wirkung aus. Antwortet
aber Schwarz 12. ...h6, so folgt ein-
fach 13. Le3 nebst 14. h5 und Sh8
ist gerettet.
12
13. Ddl— d2
g7-g6
-gl
Erobert endlich den von jeher tot-
geweihten ShS. Dafür bietet aber die
schw. Stellung das Bild eines kläg-
lichen Entwicklungstorsos, während
hingegen die weiße Artillerie auf zwei
offenen Linien (e und h) fürchterlich
zu wirken beginnt.
14. Tal— elf
S d4— e6
Oder etwa 14....Kf8, 15.h5Lh8:
16. hg Dg6: 17. Df4t Kg8, 18. Th6
und gewinnt.
15. h4— h5!
g6Xh5
Auf 16.... Lh8: könnte folgen: 17.
hg Dg6: 18.Th6 (unklarer ist 18. Df4
Lg7! 19,Df3Tb8, 20.Df4), 18....Df5,
19. g4 Df7, 20.Db4Tb8, 21. De4Lb7,
22.Th7:!Le4, 23. Th8:t Df8 (23....
Sf8, 24. Te4:t), 24. Tf8:t Kf8: 25.
Lh6t nebst 26. Te4: mit 2 Bauern
mehr.
16. ThlXh5
Lg7Xh8
126
Stellung nach dem 16. Zuge
von Schwarz.
Im Zeichen des Kunstschachs!
Der Führer der weißen Steine
führt problemmäßige Hvolutionen in
einer praktischen Partie durch (17,
bis 19. Zug).
7. Dd2— b4!
c7 — c5
Falls 17.... d6, so 18. g4 und falls
17....Kf7, so 18. De7tKg8, 19.Te6:
de, 20. Lh6.
8. Db4-
9. Lg5-
-h4
d8!
K e8— f7
Die Frank Healey'sche Idee.
19 Df5— g6
20. Th5— h6 Dg6Xh6
Erzwungen, denn auf 20....Df55
entscheidet 21. g4.
21.Dh4Xh6
22. Dhö^höf
SeOXdS
Schwarz gibt auf.
Bogoljubow.
Der kleinrussische Priestersohn Ewfim Dimitriewitsch Bogo-
ljubow war der erste, dessen Name bald nach dem Weltkrieg schachpopulär,
ja sogar wie eine neue Schachverheißung genannt wurde. Weit in Sowjet-
Rußland saß damals Aljechin, abseits von allen Schachzentren lebte Breyer,
in den holländischen Schachkreisen wirkte Reti, während hingegen
Bogoljubow mit feinstem Positions-
verständnis schwedisch rochierte und
dadurch die „geschlossene" Partie
seiner Kriegsinternierung in ein
offenes Spiel zu verwandeln wußte!
In Stockholm herrschte gerade
damals dank der Munifizenz der
Brüder Collijn regstes Schachleben,
so daß Bogoljubow sofort durch
sein urwüchsiges Talent der ge-
samten Schachwelt auffallen konnte
und ein sehr schmeichelhaftes
Prognostikon vom damaligen Welt-
meister Dr. Emanuel Lasker erhielt.
„Bogoljubow hat Weltmeisterzeug in
sich", soll Lasker gesagt haben, wobei
er sich jedenfalls nicht um Vieles
geirrt haben konnte. Der außerge-
wöhnlich geistvolle Spieltypus Bogo-
Ijubows — dieses würdigen Nach-
folgers Grecos, Macdonneis, Zuker-
torts, Janowskis und ähnlicher Tak-
tiker, die aus der Tiefe schöpfen, —
hat trotz seiner Unausgeglichenheit
bereits so viele erstklassige Erfolge
aufzuweisen, daß er keine Überklasse
anzuerkennen braucht.
„Ecce homo (scacchisticus)!","* schrie die entzückte Schachwelt auf,
als Bogoljubow in Göteborg 1920 gleich von Anfang an mit einer über-
wältigenden Serie von Siegen einsetzte und gegen Mitte des Turniers bereits
unerreichbar schien. Wohl warf ihn damals ein tückischer Fieberanfall auf
den dritten Platz (hinter Reti und Rubinstein) zurück, dafür hat er aber zwei
Jahre später zu Pistyan, in diesem längsten aller Nachkriegsturniere, unter
19 verbissenen Konkurrenten den I. Preis errungen und dadurch auch die
Dauerhaftigkeit seiner genialen Einfälle bewiesen.
Bogoljubow hat seine große Kunst nicht „erlernt", sondern „erfühlt"!
Schicksalsbestimmend waren für ihn freilich die bangen Internierungsjahre
Ewfim Dimitriewitsch Bogoljubow.
— 128 —
in Triberg, während welcher er die Muße hatte, sich mit seinen Freunden und
Leidensgenossen Selesnjew, Wainstein, Rabinowitsch und anderen im
Schach auszubilden.
Und er hat sich auch tatsächlich während jener Zeit ausgebildet/
indem er sich ein ganz eigenartiges, künstlerisch wirkendes Spiel angeeignet
hat, das mit feurigen Kombinationsflügeln in die Höhe strebt und daher
als „Internierungsschach" eines rebellischen, an die Erde gebundenen
Schachengels bezeichnet werden könnte.
Manche Rückschläge seiner Laufbahn sind dabei umsomehr begreiflich,
als dieser offene und gutmütige Charakter, dieser stets liebenswürdige und
hilfsbereite Mensch für Frau und Kind, Verwandte und Bekannte zu sorgen
hat, die alle in seiner gastfreien Triberger Villa versammelt sind. (Bei
dieser Gelegenheit wollen wir auch feststellen, wieviel an schachlicher
Entfaltungskraft, Familienglück und bewundernder Anerkennung Bogoljubow
dem deutschen Lande zu verdanken hat!)
Die Haupteigenschaft seines Charakters ist übrigens: Optimismus. Das
Hauptmerkmal seiner Spielweise ist: Phantasie. Aber auch in schachtheo-
retischer Beziehung ist Bogoljubow sehr fruchtbar und vor allem die nach
ihm benannte (neo-indische) Damenbauerpartie insoferne von allergrößter
historischer Bedeutung, als sie die Kolumbus-Idee des in der Luft schwebenden,
jedoch noch nicht vollzogenen Vorstoßes d7 — d5, oder mit anderen
Worten des „ideellen Damengambits" praktisch verwirklichte.
Dieses „ideelle Schach" überhaupt, das die Schachzüge durch deren Ge-
spenster ersetzt, den Tempobegriff zu einem zeitlosen Manöver gestaltet und
auch die Raumfrage vom Figurenwert abstrahiert, ist vielleicht die stolzeste
Errungenschaft des zeitgenössischen Schachgeistes. Sie eröffnet uns unge-
ahnte strategische Perspektiven, an deren Erforschung Bogoljubow jedenfalls
einen glorreichen Teil genommen hat.
Capablanca „hämmert", Aljechin „kämpft", Lasker „denkt", Bogo-
ljubow aber — „phantasiert" Schach. Und erreicht manchmal dieselben
Höchstresultate.
h-
EineZermalmungspartie. Bald
nach den Eröffnungszügen übernimmt
Schwarz die strategische Initiative
(13. . . . c7 — c6!) und beginnt mit
infanteristischen Durchbrüchen zu
arbeiten: 18.:..h7— h5! (Aufrollung),
25. . . . d6 — d5! (Einbruchsstelle),
29.... e5 — e4! (Handgranatenkampf),
35. . . . f7 — f5Xg4 (nachstürmende
Angriffswellen).
Dazwischen geschieht: 32. . . .
De7 — b7t (Aeroplanbeschießen),
26. . . . Td8Xd5-d4-d6-b6 (Tank-
arbeit).
Der Feind wankt (37. Kfl-gl-f2);
noch eine letzte Fliegerbombe ins
Hauptquartier (38 Sg5 — f3f ), und
die dezimierte Armee von Weiß muß
kapitulieren.
Partie Nr. 22.
Großturnier zu Mähr.-Ostrau 1923.
Weiß : Schwarz :
Dr. Tarrasch. Rubinstein.
1. e2— e4 e7— e3
2. Sgl-f3 Sb8— c5
3. Sbl— c3 SgS— fö
4. Lfl— b5 ....
Spaniolisches Vierspringer-
spiel.— Bezüglich des italienischen
Vierspringerspiels 4. Lfl — c4, siehe
Partie Nr. 24. — Was das schot-
tische Vierspringerspiel 4. d2^d4
anbetrifft, so ist darauf 4. . . . ed,
5. Sd4: Lb4 mit Einlenkung in eine
ziemlich günstige Variante der
Schottischen Partie am besten; nach-
teilig ist hingegen das sofortige 4. . . .
Lb4 wegen des von Niemzowitsch
eingeführten 5. Se5:! (nach 5. d5
Se7, 6. Se5: d6 usw. würde aber
die weiße Initiative versanden, z. B.:
7. Lb5t c6! 8. de 0—0 usw.) 5. . . .
De7 (wenn 5. . . . Se4: so 6. Dg4!)
6. Dd3! (von Dr. Krause angegeben.
Schwächer geschah in der Partie
Niemzowitsch -Leonhardt, Ostende
1907: 6. Sc6: De4:t 7. Le2 Dc6:
8. 0 — 0 mit gleichem Spiel) 6. . . .
Se5: 7. de De5: 8. Ld2 0—0 9. 0-0-0
Lc3: 10. Lc3: De4: 11. Dg3 usw.
(P. Spielmann-Bogoljubow, Stock-
holm 1919).
Beachtenswert ist ferner das e i n-
geschränkte Vierspringerspiel
4. Lfl — e2, mit der Idee, nach etwa
4. . . . Lb4, 5. d3 d5, 6. Ld2 usw.
die spanische Steinitz-Verteidigung
mit einem Tempo mehr zu spielen
(vergl. Partie Balla-Grünfeld, Pistyan
1922). — Auf Gunsbergs Präventiv-
zug 4. a2 — a3 ist 4. . . . Lc5 am
besten.
4 Lf8— b4
Am einfachsten und besten: Weiß
soll eventuell den ersten Fehler
machen.
Über 4. . . . Sc6 — d4 siehe die
beiden vorigen Partien. — Mit 4
d7 — d6 (oder auch mit dem von
Janowski bevorzugten System 4. . . .
Lf8— e7, 5. 0—0! d6) kann man auf
Umwegen zur Steinitz-Verteidigung
der spanischen Partie gelangen. —
Ein breites Feld für Überraschungen
bilden ferner noch die „ungesunden"
Entgegnungen 4. . . . g7 — g6, sowie
insbesondere 4. . . . Lf8 — c5 (vergl.
unsere Erörterungen zur Partie Nr. 13).
Als Widerlegung von 4 . . . a7— a6
gilt die erste Matchpartie Teichmann-
Spielmann (Leipzig 1914): 5. Lc6: de,
6. Se5: (farbloser geschah in einer Partie
Maröczy-Leonhardt, Berlin 1920: 6. 0-0
Lg4, 7. d3 [7. h3 Lh5, 8. g4 Sg4:!] 7. . . .
Ld6, 8. De2 De7, 9. Sdl 0-0-0, 10. SeS
Ld7, 11. Sd2 g6 mit etwa gleichen Chancen.
— Dagegen schlägt „Bilguer" auch 6. De2
als sehr stark vor), 6. . . . Se4: 7. Se4:
(wenn jetzt 7. De2, so Sc3: 8. de Le6!
[8. . . . Le7? 9. Lg5! mit weißem Vorteil],
9. f4Dh4t! 10. g3 De7! [Partie Schlechter-
Dr. Perlis, Wien 1913] mit gutem Aus-
gleich), 7. . . . Dd4, 8. 0-0 De5: 9. d4
(oder auch die Zugumstellung 9. Tel Le6,
10. d4 usw.), 9. . . . Dd5! (viel schwächer
ist Df5 wegen 10. Tel Le6, 11. Lg5! Ld6
[oder 11. . . . h6, 12. Dd3 Kd7, 13. Lh4
mit Vorteil für Weiß], 12. g4 usw., wie
in der kraftvollen Partie Snosko Borowski-
Rubinstein, Ostende 1907, erfolgte), 10.
Tel Le6 (10. . . . Le7, 11. Lg5 f6, 12.
Dr. S. G. Tartakower: Die hypermoderne Schachpartie.
Kf6:! usw.), 11. Sg5! (auf 11. Lg5 kann
Ld6! [nicht 11. . . . h6? wegen 12. Lf6!],
12. Dcl2 [oder 12. b3 b5! 13. Tel b4!, 14.
aS a5 mit gleichem Spiel], 12. . . . 0— ü,
13. b3 b5! usw. [Partie Schlechter-Spiel-
mann, Breslau 1912] etwa ausgleichen),
11. . . . 0-0-0, 12. Se6: fe, 13. Dg4! (bei
weitem stärker als zuerst 13. c3? c5! mit
Vorteil für Schwarz), 13. . . . Dd4: (auf
13. . . . Te8, was „Bilguer" vorschlägt,
würde 14. b3! b5 [oder 14. . . . Lb4, 15.
Te5 Dd7, 16. Lb2 Ld6, 17. Te4 mit Vor-
teil für Weiß), 15. Te5 DdT, 16. c4 Lb4
[16. . . . b4, 17. a3], 17. Lb2 usw. den
weißen Vorteil festhalten. — Ungenügend
geschah auch in einer Klubturnierpartie
Blümich-Gast, Leipzig 1923: 13. . . . h5,
14. Dg6 Df5, 15. Df5: ef, 16. Lg5 Td5,
17. c4 Td6, 18. TeSf Kd7, 19. Tael mit
entscheidendem Stellungsvorteil), 14. De6:t
Kb8 (auf 14. . . . Dd7 geschah in einer
Partie Reti-Spielmann einfach 15. Dd7:t
[wenn 15. Lg5 De6: 16. Te6: so Td5!],
15. ...Td7: 16. Te8t Td8, 17. Td8: Kd8:
18. b3! nebst Lb2 und der weiße Vorteil
wurde immer klarer), 15. Lg5! mit er-
zwungenem Qualitätsgewinn für Weiß, da
auf 15. . . . Tc8 das Damenopfer 16.
Dc8:t! Kc8: 17. TeSf Kd7, 18. Td8t ent-
scheidet.
5. 0—9 ....
Am schärfsten. Unersprießlich ist
5. Sd5 wegen 5. . . . Sdö:! (viel
schwächer wäre 5. . . . Lc5, 6. c3!
Se4: 7. d4 ed, 8. cd Sd4:! 9. Sd4:
c6, 10. 0—0! mit Vorteil für Weiß),
5. ed e4! usw. laut einer Matchpartie
Steinitz-Zukertort 1886 (vergl. die
Fußnote zum 4. Zuge von Schwarz
der Dreispringerpartie Nr. 19).
5 0—9
Schwarz ist vorläufig noch in
den Symmetriestrudel mitgerissen,
da der Selbständigkeitsversuch 5
d6 nach 6. Sdö! (oder auch 6. d4!)
Angriffsvorteile für Weiß ergeben
und auch der Gegenausfall 5. . . .
Sd4 nach 6. Sd4: ed, 7. e5 de, 8. de
usw. ungünstig ausgehen würde.
6. d2— d3 ....
Die Niemzowitsc h-Offen-
barung lautet: 6. LböXcö! de (auf
6. . . . bc folgt 7. Se5:De8, 8. Sd3!
[Schwächer geschah in der Partie
Aljechin - Vidmar, Karlsbad 1911:
8. Sg4] 8....Lc3: 9. de De4: 10. Tel
mit Vorteil für Weiß, Partie Niem-
zowitsch-Vidmar, Karlsb. 1911) 7. d3
mit besserer Bauernkonfiguration und
etwas freierem Spiel, z. B. :
a) Partie Niemzowitsch-Leonhardt, San
Sebastian 1911: 7. . . . Lg4, 8. h3 Lh5,
9. Lg5 (oder Partie Niemzowitsch-
Marshall, San Sebastian 1912: 9. Khl
Dd6, 10. g4 Sg4:? mit weißem Vorteil),
9. . . . Dd6, 10. Lf6: Df6: 11. g4 Lg6,
12. Kg2.
b) Partie Niemzowitsch-Vidmar, S. Seba-
stian 1911: 7. . . . Dd6, 8. Se2 c5,
9. Sg3.
c) Korrespondenzpartie Niemzowitsch-
Behting (1913): 7. . . . Ld6, 8. Khl h6,
9. Sgl.
d) Partie Tarrasch-Pokorny, Mähr.-Ostrau
1923: 7. .. . Te8, 8. Se2 Lg4, 9. Sg3
Sd7 (zweckmäßiger Sh5), 10. h3 Le6,
11. Sg5! Lc5, 12. Se6: Te6: 13. Le3
mit besserer Stellung.
e) Partie Capablanca-Jaffe, New-York
1913: 7. . . . De7, 8. De2 (in der Partie
geschah eigentlich mit Zugumstellung:
7. De2 De7, 8. d3 usw. — Sonst käme
hier statt 8. De2 vor allem 8. Se2 in
Betracht, z. B. Partie Asztalos-Vidmar,
Kaschau 1918: 8. Se2 Lg4, 9. Sg3 Sh5,
10. h3 Sg3: 11. fg Lf3: 12. Tf3: Tad8,
13. De2 usw. — Noch methodischer
entrollte sich aber die Partie Tarrasch-
Bernstein, Karlsbad 1923: 7. d3 De7,
8. h3! Te8, 9. Se2! Sd7, 10. Sg3 Sf8,
11. Le3 Ld6, 12. Sh2! Sg6, 13. Dh5
Sf4, 14. Lf4: ef, 15. Sf5 Lf5: 16. Df5:
De5, 17. De5: Le5: 18. Tabl! Tad8,
19. Sf3 f6, 20. b4. Weiß steht mikro-
skopisch besser und gewann durch
feinste Manöver im 70. Zuge), 8. . . .
Te8, 9. h3 g6, 10. De3 Sh5, 11. Se2
Lc5, 12. Dh6 f6, 13. g4 Lg7, 14. Kg2
Df7 mit zweischneidigem Spiel.
Nach Dr. Krause ist übrigens
statt 7. d3 noch „bequemer" 7. Se5:
mit der Folge: 7. . . . Te8, 8. Sd3!
Lc3: 9. de Se4: 10. DfS! Df6, 11.
Df4 Df4: 12. Lf4: Sd6, 13. Tfel
Lf5 mit gleichem Spiel. Wegen dieser
bedenklich vorgeschrittenen Sym-
metrie dürfte manchem angriffs-
lustigen Schwarzen jede Lust zum
Vierspringerspiel vergehen. Solche
Remisvarianten sollten eigentlich
polizeilich verboten werden!
m
6.
d7— d6
Die S V e n 0 n i u s-Offenbarung
lautet: 6. . . . Lc3: 7. bc d7— d5!
(statt des üblichen 7. . . . d6, worauf
Weiß noch mehr gute Fortsetzungen
als im Text zur Verfügung hat.*)
Mag also die Sv.enonius-Variante
nur 33 7o Wahrheitsgehalt aufweisen,
*) Am schärfsten ist (nach 6. d3 Lc3:
7. bc d6), 8. Lg5! mit Elnlenkung in die
Textvariante. — Gut spielbar ist auch
8. Tbl. — Janowskis Lieblingszug ist
8. Tel, worauf die plausible Fortsetzung
8. . . . Se7 wegen 9. d4 Sg6, 10. de de,
11. La3 mit Qualitätsgewinn ein Fehler
wäre und daher wohl am besten 8. . . .
Lg4! geschieht. — Maröczy empfiehlt 8.
h3 Se7, 9. Sh4, z. B.: 9. . . . d5, 10. Lg5!
Dd6, 11. Df3 mit weißem Vorteil, (Partie
Schlechter-Vidmar, Wien 1916) oder 9. . . .
Le6, 10. f4 Sg6, 11. Sg6: (Partie Niem-
zowitsch-Salwe, Karlsbad 1907) oder 9. . . .
Sg6, 10. Sg6: hg, 11. Lg5 mit Vorteil für
Weiß (Partie Maröczy-Salwe, Karlsbad
1907) oder wahrscheinlich am besten
9. . . . c6, 10. La4! Sd7! (10. . . . Da5,
11. Lb3 Dc3: 12. Lg5), 11. f4 Sc5 mit
beiderseitigen Chancen.
Die Theorie pflegt nun als „einzige"
Halb-Widerlegung mit 8. Lc6: bc, 9. Se5:
Dd6! 10. Lf4 Te8! 11. Df3 (11. ed Te5:
12. d4 Tel!), 11. . . . de (11. . . . Te5?
12. d4), 12. de Te5: 13. Tadl! (13. Tfdl
Lg4, 14. Dg3 Ldl: 15. Le5:? Dd2 und
gewinnt. Partie Capablanca- Tarrasch,
Petersburg 1914), 13. . . . Lg4! (13. . . .
De7, 14. Le5: De5: 15. TdSf Se8, 16. Tbl!
mit Vorteil für Weiß), 14. Td6: (14. Dg3
Se4:! 15. Dg4: De6 mit gleichem Spiel),
14. . . . Lf3: 15. Tf6: gf, 16. Le5: fe (oder
16. . . . Le4: 17. Lf6: Lc2: 18. g4! mit
Vorteil für Weiß), 17. gf Tb8 usw. etwas
weitschweifig und wenig überzeugend
fortzufahren, doch glauben wir, daß Weiß
statt dessen mit dem einfachen 8. De2
sein freieres Spiel und seine schönen
Läuferkräfte viel nachhaltiger ausnutzen
kann, z. B.: 8. . . . Te8, 9. h3 oder 8. . . .
Lg4 9. Tbl oder 8. . . . Dd6, 9. ed (nach
9. a4 Te8, 10. La3 De6, 11. a5 a6, 12.
La4 Ld7 hätte Weiß nichts erreicht), 9. . . .
Sd5: 10.Lc6:Dc6:(oderlO....Sc3: ll.De5:
Dc6:? 12. Lb2 und gewinnt), 11. c4 Sb4!
12. Se5: (auf andere Züge wie z. B.: 12.
La3 würde 12. . . . e4! etwa ausgleichen),
12. . . . De6, 13. La3 c5, 14. Lb4: cb, 15.
Tfel Te8, 16. Dd2 mit entscheidendem
Vorteil für Weiß.
jedenfalls haben die Theoretiker mit
richtigem Gefühl erkannt, daß hier
die kritische Abweichungsstelle ist,
wenn man nicht in die positionelle
Abhängigkeit von der Anzugspartei
endgültig geraten will.
Als ungünstig erwies sich freilich
auch Marshall's kühner Versuch mit
6. . . . d5 ohne vorheriges Lc3: los-
zubrechen. In der Kraftpartie Sterk-
Marshall, Pistyan 1922, folgte darauf:
7. Sd5: (gut geschah auch in der
Partie Tarrasch-Marshall, S. Sebastian
1912: 7. ed Sd5: 8. Lg5), 7. . . .
Sd5: 8. ed Dd5: 9. Lc4 (neutraler
geschah in einer Partie Hodges-
Marshall, Lake Hopatcong 1923:
9. Lc6: bc, 10. De2 Te8 und schon
steht Schwarz ganz gut) 9. . . . Dd6,
10. c3 Lc5, 11. b4 Lb6, 12. a4 a5,
13. b5 Se7, 14. Sg5 usw. mit weißem
Vorteil.
Interessant ist folgender in einer
Korrespondenzpartie von H. Wolf
angewandter Gedanke: 6. . . . Se7,
7. Se5: d5! (in einer Matchpartie
Schiffers-Steinitz, Rostow a. D. 1896,
geschah hier 7. . . . c6, 8. Lc4 Lc3:
9. bc Da5, worauf jedoch 10. Lf7:t
Tf7: 11. Sf7: Kf7: 12. c4 d6, 13. h3
Sg6, 14. f4 Ld7, 15. f5 usw. zu-
gunsten von Weiß endete), 8. La4!
(am besten. Natürlich nicht 8. ed
wegen Lc3: 9. bc Dd5: mit Figuren-
gewinn), 8. . . . Lc3: 9. bc de usw.
mit wiedererobertem Bauer und
mobilem Springerpaar, z. B.: 10. d4
Sfd5, 11. Dd2 f6, 12. Sc4 c6, 13.
Se3 f5. Schwarz steht sehr gut.
Noch etwas ganz Neues: 6. . . .
Dd8— e7, z. B.: 7. Lg5 Lc3: (nunmehr er-
zwungen), 8. bc h6 (auf sofort 7. . . . Dc5
folgt weder 8. Lf6: Db5: 9. Lh4 d5! usw.
noch 8. Lc4 d5! [8. . . . b5, 9. Le3], 9. Lf6:
[9. Le3 Dd6I, de, 10. d4 ed [auch 10. . . .
Da3, 11. Le5: Se5: 12. Se5: Dc3:] 11. cd
Dh5 usw. noch endlich 8. La4 Se7 nebst
baldigem d7— d5, sondern am einfachsten
und schärfsten 8. Lc6: de, 9. Lf6: gf,
10. Sh4 mit guten Angriffschancen, z. B.:
10. . . . Kh8, 11. Dh5 Ld7, 12. Dh6 De7,
13. f4 Tg8, 14. Tf3 usw.), 9. Lh4 Kh8!
10. Tel (auf 10. Dd2 folgt Tg8 mit nun-
— 132
mehriger Drohung 11. . . . g5, 12. Sg5:!?
hg, 13. Lg5: Se4: — Dagegen kann hier
wohl auch sofort 10. d4 geschehen, da
darauf weder 10. . . . ed wegen 11. Lc6:
nebst 12. e5 usw. noch 10. . . . g5 wegen
11. Sg5: hg, 12. Lg5: nebst 13. f4 usw.
ersprießlich erscheint und Schwarz daher
auf 10. d4 am besten mit 10. . . . d6, 11.
Tel Tg8 bezw. 11. . . . Sd8 fortsetzt),
10. . . . g5, 11. Sg5: (oder 11. Lg3 d6
und Schwarz hat die Entfesselung recht-
zeitig durchgesetzt), 11. . . . hg, 12. Lg5:
Tg8 (fatal wäre 12. . . . Dd6 wegen 13.
Lf6:t Df6: 14. Te3! und gewinnt), 13. Dd2
Dd6! (JGtzt kann man endlich den zwei-
fachen Nutzen der vorläufigen Unterlassung
von d7--d6 erkennen: Schwarz hat damit
ein Tempo und ein wertvolles Feld
erspart! — Verfehlt wäre hier das ver-
lockende 13. . . . Se4: wegen 14. Lei:
Sd2: 15. LfOf Kh7, 16. Te3! [nicht aber
16. Khl wegen Sa5! 17. Te5: c6, 18. La4
d5! 19. c4 Le6, 20. Lg5? Sdc4: usw.,
ferner auch nicht 16. Lc6: wegen de 17.
Khl Lg4 usw.], 16. . . . e4 [um Sd2 zu
befreien], 17. de Sa5, 18. Ld3 und ge-
winnt), 14. Dd3 Sh7 und Weiß hat aus-
getobt.
Sehr beaclitenswert ist scliließlich
statt des symmetrischen Textzuges
der nunmehr besser als früher ge-
sicherte Ausfall: 6. . . . Sc6 — d4,
z. B.: 7. Lc4 (oder 7. Sd4: ed, 8.
Se2 c6, 9. Lc4 Lc5) 7. . . . c6! 8.
Sd4: ed, 9. Se2 Lc5, 10. Lg5 h6,
11. Lh4 g5, 12. Lg3 d5, 13. ed Sd5
mit gutem Ausgleich (Partie Tarrasch-
Duras, San Sebastian 1914).
7. Lei— g5! ....
Mit diesem sehr lästigen Fesse-
lungsmanöver, dessen Ausforschung
bereits in den 70-er Jahren geschah,
übernimmt Weiß die vorläufige
Führung der Partie, da die Analogie
nicht mehr aufrechterhalten werden
darf: 7. . . . Lg4? 8. Sd5! (von Dr.
Berth. Lasker in der „Schachwelt"
1912 angegeben. Weniger präzis
geschah in einer Partie Schlechter-
Leonhardt, Hamburg 1910: 8. Lf6: gf,
9. Sd5Lc5 10. Dd2! Kg7, 11. Khl),
8. . . . Sd4: 9. Sb4: (oder nach
Alapins Vorschlag 9. c3. — Viel
weniger ergiebig geschah in einer
Partie Aljechin-Marshall, Petersburg
1914: 9. Khl c6), 9. . . . Sb5: 10.
Sd5 Sd4, 11. Dd2! und Weiß kommt
in Vorteil (11. . . . Sf3:t 12. gf Lf3:
13. h3! c6, 14. Sf6:t gf, 15. Lh4
Kh8, 16. Kh2 mit Vorteil für Weiß).
Bezüglich 7. Sc3 — e2, was früher
Mode war, siehe nächste Partie. —
Ansonsten ist hier auch 7. Lc6: bc,
8. Se2! Te8! mit vollem Ausgleich
spielbar.
7 , Lb4Xc3
Nach älteren Mustern gespielt.
Die neueste Tendenz versucht zu-
nächst ohne diesen zweischnei-
digen Abtausch zu arbeiten,
also: 7. . . . Sc6 — e7, z. B.:
a) 8. Sh4 c6! 9. Lc4 d5 (minderwertig
sind andere Züge wie 9. . . . Sg6 oder
9. . . . Le6 oder 9. . . . Lg4. — Auf
9. . . . Se8, was einige Zeitlang „en
vogue" war, geschah in der „analy-
tischen" Schönheitspartie Schlechter-
Duras, San Sebastian 1911: 10. f4!
[Beginn einer tiefangelegten Opfer-
kombination. Sonst kommt die sichere
Fortsetzung 10. d4 oder auch, wie in
einer Partie Spielmann-Forgacs, San
Sebastian 1912, erfolgte: 10. Dh5 Sc7,
11. Sf5 usw. in Betracht], 10. . . . Lc3:
11. bc d5, 12. Lb3 f6, 13. feü fg, 14.
Tf8:t Kf8: 15. Df3t Kg8, 16. Tfl [bis
hierher mit einer früheren Konsul-
tationspartie Post-Ed. Lasker, Berlin
1910, identisch!], 16. . . . Sc7, 17. DfTf
Kh8, 18. ed [stärker sofort DfSf] cd?
[18. . . . Le6!], 19. Df8f Df8: 20. Tf8:t
Sg8, 21. Sf3 und Weiß gewann), 10.
Lf6: (viel besser ist sofort 10. Lb3!
z. B.: 10. . . . Dd6! [oder 10. . . . Lg4,
11. f3 Le6, 12. Lf6: gf, 13. f4 usw. mit
Vorteil für Weiß, Partie Spielmann-
Dr. Perlis, Wien 1913], 11. f4 usw. mit
guten Angriffschancen), 10. . . . gf,.
11. Lb3 Dd6! (verhindert f4), 12. Df3
(vielleicht 12. Dh5), 12....Kh8, 13. ed
Lc3: U.bccd, 15.c4d4, 16. c5Dc6!und
Schwarz steht bereits überlegen (Partie
Tarrasch-Yates, Karlsbad 1923) oder
b) 8. Se2 Sg6, 9. Sg3 h6, 10. Le3 c6 mit
bequemer Stellung (Partie Singer-Yates,
Triest 1923) oder endlich und für Weiß
wohl am besten
c) 8. Lf6: gf, 9. Sh4 c6 (auf sofort 9. . . .
Sg6 ist nach Bardeleben 10. Sf5 am
besten), 10. Lc4 Sg6, 11. Sg6: (auf 11.
Dh5 kann Sh4: nebst f6-f5 ausgleichen)
- 133 -
11. ... hg, 12. f4 Lc5t 13. Khl Kg7,
14. Df3 Del, 15. Se2 usw. mit etwa
gleichen Chancen.
8. b2Xc3 Dd8— e7
Im Zusammenhang mit dem nächst-
folgenden Springermanöver (Sc6-d8
event. -e6) ist dieses von Altmeister
Metger in Kiel 1893 eingeführte
Entfesselungsverfahren noch das
Beste, was dem Schwarzen zur Ver-
fügung steht.
Versucht wurde hier ferner:
I.) Vor allem Pillsbury's Zug (Wien
1898) 8. . . . Sc6— e7, worauf nach Collijn
am besten folgt: 9. Sh4! (auf 9. Lc4 ge-
schah in zwei Matchpartien Janowski-
Lasicer, Paris 1909: 9. . . . Sg6 [statt 9. . . .
Le8? Partie Tarrasch-Pillsbury, Wien 18981,
10. Sh4,Sf4! 11. Lf4: ef, 12. Sf3 Lg4 [nach
Dr. Tarrasch ist Le6 noch stärker] mit
gutem Spiel für Schwarz und auf 9. LfO:
gf, 10. Sh4 kann ebenfalls Sg(3 gut ge-
schehen. Schwächer geschah statt des
letztgenannten Zuges in einer Partie
Maröczy-Bernstein, Ostende 1906: 10. . . .
c6,ll. Lc4 d5, 12. Lb3! Sg6, 13. Sg6: hg,
14. f4 ef, 15. Tf4: Kg7, 16. Df3 Le6, 17.
Tafl mit Vorteil für Weiß), 9. . . . Se8
(in einer Partie Janowski-Spielmann, Nürn-
berg 1906, geschah 9. . . . Sg6, 10. Sg6:
fg, 11. Lc4t Kh8, 12. f4 h6, 13. fe de, 14.
Lh4 g5, 15. Lg3 De7, 16. d4 mit Vorteil
für Weiß. Ebenso wäre auch jetzt 9. . . .
c6, 10. Lc4 d5, 11. Lb3! für Weiß ganz
günstig), 10. Lc4 KhS, 11. Dh5 f6, 12. f4!
usw. ähnlich der beim vorigen Text-
zuge von Schwarz zitierten Opferpartie
Schlechter-Duras.
II.) Eine ältere Fortsetzung: 8. . . .
Lc8— d7 (mit der Eventualidee 9. . . .
Se7, 10. Lf6: Lb5:! zu spielen). Weiß spielt
aber am besten 9. Dd2! (9. Lc6: Lc6: 10.
Dd2 h6, 1 1 . Lh4 De7 mit gleichem Spiel) 9. . . .
Se7, 10. Lf6: gf (nicht Lb5: wegen 11. Dg5),
11. Ld7: Dd7: 12. Dh6 De6, 13. Sh4 nebst
f4 mit schönem Angriffsspiel. —
III.) In letzter Zeit immer mehr als
vorbereitende, wenn auch zweischneidige
Maßnahme 8 h7— h6, 9. Lh4 und nun:
a) Partie Wolf-Trejbal, Pistyan 1922: 9. .. .
Lg4, 10. h3 Ld7 (viel riskanter ist
10....Lf3: 11. Df3: g5, 12. Lg3, z. B.
Partie Janowski-Tarrasch, Wien 1898:
12....Sh7, 13. Tbl! Dc8, 14. Tfdl Kg7,
15. d4 mit Vorteil für Weiß oder Partie
Capablanca-Lasker, Petersburg 1914:
12....Sd7, 13. d4 f6, 14. Dg4 Kh8, 15.
h4 Tf7, worauf jetzt die Linienöffnung
/ 16. hg [mit der Folge 16. . . . hg, 17.
f3 Sf8 mit gleichem Spiel] vorzeitig
geschah. — Auch in der Partie Tarrasch-
Kostitsch, Göteborg 1920, wurde in
ähnlicher Lage mit Lf3: fortgesetzt, vgl.
Anmerkung zum 1 1 . Zuge von Schwarz),
11. Tel Se7, 12. Ld7: Sd7: 13. Tbl g5
(geboten war f6), 14. Sg5:! hg, 15. Lg5:
f6, 16. Lh6 und Weiß gewann.
b) Partie Tarrasch-Spielmann, Berlin 1920:
9. . . . De7, 10. Dd2! (um das etwaige
g7— g5 opfermäßig zu vereiteln. Nach-
haltig geschah auch in einer Partie
Schlechter-Marshall, Ostende 1907: 10.
Tel Lg4, 11. h3 Lh5, 12. g4 Lg6,
13. Tbl), 10. . . . Sd8, 11. d4 Se6, 12.
de de, 13. Se5: Sc5, 14. Df4! g5, 15.
Lg5: hg, 16. Dg5: Kh7, 17. Lc4! Le6,
18. Sg4! Lg4: 19. e5! mit großem Vorteil
für Weiß.
c) Vielleicht am besten: 9. . . . Kh8 nebst
Tg8 und De7.*) Gelegentlich kann dann
auch die Gegenaktion g7— g5 unter
günstigeren Prämissen als dies sub a)
angeführt, durchgedrückt werden.
9. Tfl— el ....
Hält die Initiative fest, indem der
wichtige Vorstoß d3 — d4 in die Wege
geleitet wird. In Betracht kommt auch
9. D d2, während für die friedlichen
Gemüter die Remisfortsetzung 9. Lc6:
bc existiert.
Zunächst noch abwartend geschah
in einer Partie Tarrasch -Sämisch,
Berlin 1920, an der Textstelle 9. h3
Sd8, 10. Tel Se6, 11. Lh4 Sf4, 12.
d4 KhS, 13. Lfl TfdS, 14. Lg5 mit
etwa gleichem Spiel.
9. .... Sc6— d8
Fortsetzung des Metger'schen
Systems. Es kann aber auch sofort
9. . . . Lg4 versucht werden.
10. da— d4 Lc8— g4
Die bisher nach den heiligen
Büchern gespielte Partie beginnt nun-
*) Allerdings nahm die so ähnlich
fortgesetzte Partie Post-Trejbal (Städte-
kampf Berlin-Prag 1914) folgenden dra-
stischen Verlauf: 9. . . . Kh8, 10. d4 De7,
11. Tel Ld7 (am besten war Sd8), 12. Tbl
b6, 13. de Se5: (auf 13. ... de folgt 14. Lf6:),
14. Se5: Lb5: 15. Sg4 Ld7, 16. Lf6:! De6
(oder 16. . . . gf, 17. Sh6t), 17. h3 h5,
18. Dd2. Aufgegeben.
134
mehr einen persönlichen Charakter
zu bekommen.
Rubinstein ist besonders groß im
Ausbauen von Systemen. So hat er
zum Beispiel im „modernen Damen-
gambit" (mit 3. . . . c7 — c5) die
Schlechter'sche Flügelidee (6. g3
nebst Lg2) zu einer furchtbaren
Präzisionswaffe ausgestaltet und auch
im Vierspringerspiel selbst haben
wir bereits bei den beiden vorigen
Partien seine Adaptierung des
Marshall'schen Gedankens (4. . . .
Sc6 — d4) eingehend besprochen.
Den vorwitzigen Textzug (statt
des üblichen 10. . . . Se6) hat
Rubinstein keinem Geringeren als
dem Weltmeister Capablanca abge-
guckt und mit demselben seine Gegner
im Sechserkampf zu Hastings 1922
(Bogoljubow, Drewitt) überrascht.
Die klare Tendenz des Zuges ist es,
alle verfügbaren Streitkräfte auf den
Hauptkriegsschauplatz zu werfen und
gewiß ist die Tatsache der Capa-
blanca'schen Verwendung eine schöne
Empfehlung, da alle Figuren des
Weltmeisters auf guten Feldern
zu stehen pflegen! Ob dies auch
hier lückenlos der Fall ist, darüber
wird uns die Anmerkung zum 13.
Zuge von Weiß belehren. —
Die gewöhnliche, in ihren letzten
Auswirkungen noch immer unklare
Fortsetzung ist, wie bereits erwähnt,
10. . . . Se6, 11. Lei! und nun z.B.:
a) 11.... c6, 12. Lfl! (dieser sehr ästhetisch
wirkende Doppelrückzug der Läufer
wurde zuerst von Dr. Perlis in Ost-
ende 1906 angewandt), 12. . . . Td8
(jedenfalls initiativer als das von
Collijn angegebene 12.... Dc7, 13. g3!
c5 [um später eventuell f5 durchzu-
setzen] 14. d5 Sd8, 15. Sh4 Se8, 16.
Sf5 g6, 17. Sh6 mit Vorteil für Weiß),
13. g3 Dc7, 14. Sh4 (energischer ist
allerdings 14. Lg2) 14. . . . d5! 15. f4
(15. ed Sd5:!) 15. . . . Se4: (schwäch-
lich geschah in der schönen Opfer-
partie Spielmann-Rubinstein, Karlsbad
1911: 15. ...ef? 16. e5! Se4, 17. gf mit
Vorteil für Weiß), 16. fe (vielleicht
16.de) 16....Sc3: 17. Dd3 (in Betracht
kommt 17. f3), 17 Se4 und Schwarz;
steht gut.
b) 11. . . . c5, worauf in der wertvollen
Partie Tarrasch-Teichmann, Karlsbad
1923, folgte: 12. d5(12. de? de, 13. Se5:?
Sc7 mit Figurengewinn), 12. . . . Sc7,
13. Ld3! („Weiß hat zwei Läufer, also
die Zukunft", sagt Dr. Tarrasch), 13
SeS, 14. c4 f5, 15. ef Lf5: 16. Lf5: Tf5:
17. Tbl b6, 18. Dd3 g6, 19. a4 Sf8
(besser Sg7), 20. Sg5 Tf8, 21. f3. Weiß
steht besser, eroberte durch feine
Manöver die Qualität und siegte im
42. Zuge.
c) 11. . . . Td8, 12. Tbl (oder Partie
Spielmann-Vidmar, Mannheim 1914:
12. g3 c5, 13. d5 Sc7 [in einer Partie
Wolf-Bogoljubow, Mähr.-Ostrau 1923,
geschah hier 13. . . . Sf8, 14. Sh4 h6,
15. f3 Dc7, 16. Lfl Sg6 und nun auf
den zweifelhaften Abtausch 17. Sg6: fg
mit emanzipiertem Spiel], 14. Lfl Lg4,
15. Tbl b6, 16. c4 Tf8, 17. Dd3 Lf3:
18. Df3: Sd7, 19. Ld3 [energischer
19. Lh3!] 19. . . . f6, 20. Ld2 mit weißer
Initiative. — Zweischneidiger ent-
wickelte sich eine andere Partie Spiel-
mann-Vidmar, Wien 1917: 12. Sh4Sf8,
13. Sf5 Lf5: 14. ef c6, 15. Ld3 usw.),
12. . . . c6, 13. Lfl (immer dasselbe
Gebilde: Weiß behält zwei in ihrer
Wirksamkeit allerdings etwas be-
schnittene Läufer und hat die offene
b-Linie, allerdings auf Kosten einer
Bauernverdoppelung, besetzt. Schwarz
steht wohl gedrückt, hat aber bessere
Endspielchancen), 13. . . . g6, 14. g3
Sh5 (kommt dem Angriff durch 15. Sh4
nebst 16. f4 zuvor) 15. Lg2 c5, 16. d5
Sf8, 17. h3 Te8, 18. g4. Partie Wolf-
Teichmann, Karlsbad 1923. Nach dem
Turnierglossator Maröczy wäre statt
des letzten Zuges von Weiß die Durch-
setzung von f2— f4, also etwa 18. Kh2
nebst Sgl, Tfl, c4, Tb3 f4! der richtige
strategische Plan gewesen.
Mit einem Worte, wir sehen aus
obigen Varianten, daß nach 10. . . .
Se6 meistens ein schwerer, ge-
schlossener Kampf entsteht, während
die Textvariante (nach 10. . . . Lg4) die
Krise der Partie viel näher rücken
läßt. In Betracht kommt ferner zu-
nächst 10. . . . c6.
il. h2— h3! ....
Drängt sofort den tatenlustigen
Läufer vom Hauptkriegsschauplatz
zurück. Schwächer geschah in einer
- 135
P. Bernstein-Capablanca, New-York
1916: 11. Lfl Se6 (Schwarz ist also
zur Verwirklichung seiner Absicht
gekommen, diesen Zug ohne Ver-
rammelung des Damenläufers machen
zu können, wobei aber auch Be5
indirekt gedeckt bleibt), 12. Lei Lf3:
1 3. gf Sh5, 1 4. Lh3 (besser 1 4 d5 nebst
Kh 1 ), 1 4. . . . Sf4 und Schwarz ist bereits
im entscheidenden Stellungsvorteil.
11 Lg4— h5
In der dramatisch verlaufenen
Remispartie Tarrasch-Kostitsch, Göte-
borg 1920, geschah viel riskanter
11. . . . Lf3: 12. Df3: h6 (12. . . .
Se6, 13. Le3), 13. Lh4 g5 (13, . . .
Se6!), 14. Lg3 c6, 15. Lc4! Kg7,
16. de de, 17. Df5 und der weiße
Angriff muß durchdringen. Es folgte:
17. ...Te8 (17. ...Sd7, 18. Tadl!),
18. Tadl Sh5, 19. Lh2! b5, 20. Lb3
a5, 21. Td7 Df6, 22. Dg4 Sf4, 23.
Tedl (richtig war vorerst 23. a3),
23.. ..a4, 24. Tdl— d6 ab!! 25. Tf6:
ba, 26. Lf4: alDf 27. Kh2! (27. Tdl
ef!) 27.... Kf6:! (27.... ef, 28. Df5),
28. Lg5:t hg, 29. Df5t Kg7, 30.
Dg5:f mit ewigem Schach.
12. g2-g4
Eine altbeliebte Angriffsweise, um
zur Springerdiversion Sf3-h4-f5 ge-
langen zu können, nur wird Weiß
beim nächsten Zuge der vorliegenden
Partie diesem guten Plane untreu.
12 Lh5— g6
13. d4— d5 ....
Gewöhnlich ist dieses Einkeilen
in die feindliche Mitte schon wegen
des späteren eventuellen Gegenstoßes
f7 — f5, hier aber sogar auch wegen
der sofortigen Sprengung c7 — c6!
äußerst zweischneidig und daher von
fraglichem Werte.
Gesünder geschah in der Partie
Wolf- Rubinstein, Teplitz-Schönau
1922: 13. Sh4h6! (wenn 13....Se6,
so 14. Ld2! mit der Folge 14. . . . Le4:?
15. g5 bezw. 14. ...Se4:? 15. Sg6:
bezw. 14....ed, 15.Sf5 mit Stellungs-
vorteil), 14. Sg6:? (Weiß öffnet vor-
zeitig seine Karten. Unergiebig wäre
auch der Rückzug 14. Ld2 Le4: 15.
g5 hg, 16. Lg5: Lh7! 17. de de,
18. De2 c6 usw. — Gut war da-
gegen 14. Lf6: Df6: 15. Sf5 usw.,
am besten geschah aber in einer
Partie Drewitt-Rubinstein, Hastings
1922: 14. Lc4! Se6 [geboten war
14. . . . Lh7, worauf freilich 15. Lf6:
Df6: 16. Sf5 mit gutem Spiel folgen
kann], 15. Sg6: [ungenügend wäre
15. Ld2 Le4: 16. Sf5 Dd7, 17. f3
Ld5], 15. . . . fg, 16. f4! Kh8 [in
Betracht kommt immerhin die Ver-
teidigung: 16. ... hg, 17. f5gf, 18.
gf! g6 nebst Kg7], 17. Lf6: Df6: 18.
Le6: De6: 19. d5 Df6, 20. f5 und
Weiß steht vorzüglich), 14. . . . fg,
15. Lc4t Kh7, 16. Lh4 g5, 17. Lg3
Sf7, Schwarz steht schon besser.'"^)
*) Ein würdiges Seitenstück zur Text-
partie! Rubinstein lähmte allmählich die
weißen Läufer, operierte konzentrisch auf
beiden Flügeln und erlangte nach dem
54. Zuge von Weiß folgende Stellung:
Schwarz: Rubinstein.
m
■^jl^ ^^ m
m m n.
i m
v^'Z W\% w>yZ^y 7\ yyyy^y,
y/m. y/y0. %m ^ Wm
v/m
Weiß: Wolf.
Es folgte:
54
Ta8-b8!!
55. DclXa3
Tb8-a8
56. Da3— b2
h4— hS!
57. La2-c4
Dh8-h4
58. Lc4-e2
Dh4— f2!!
Zwei höchstelegante, zentrifugal wir-
kende Bauernopfer auf den beiden äußer-
sten Flügeln.
59. ThlXhS Df2-e3t
60. Kd2— el Sc5— a4
Weiß gibt auf. — Die Partie wurde für
ihre Monumentalität mit einem der aus-
gesetzten Schönheitspreise ausgezeichnet.
136
Statt des Textzuges kommt ferner
13. Ld3 und vielleicht am besten
13. Tbl in Betracht (z. B. 13. Tbl
h6, 14. Lh4 c6, 15. Lfl Te8, 16. c4
Lh7, 1 7. c5 ! mit Vorteil für Weiß, Partie
Schlechter-Maröczy, Ostende 1907).
13 c7— c6!
Schwarz ist nunmehr daran, die
Führung der Partie zu übernehmen.
14. Lb5— c4 ....
Besser war 14. Lfl, z. B.: 14
cd, 15. ed Tc8, 16. c4 b6, 17. a4!
(Wolf-E. Cohn, Nürnberg 1906). —
Auch sofort 14. Ld3 kommt in Be-
tracht, um nach etwa 14. . . . Tc8,
15. de jedenfalls einen wertvollen
Tempogewinn gegenüber der Text-
fortsetzung zu erzielen. (Versucht aber
Schwarz sich auf 14. Ld3 mit 14
cd, 15. ed h6, 16. Lh4 Ld3: 17. Dd3:
g5 zu entfesseln, so folgt, wie so
oft bei ähnlichen Fällen, das Opfer
18. Sg5:! hg, 19. Lg5: Kg7, 20. f4
mit kaum abzuwehrendem Angriff).
14 Ta8— c8!
15. d5Xc6 ....
Vielleicht war hier statt der
Bauernauflösung der Deckungszug
15. Te3 vorzuziehen, wenn auch
dann Schwarz mit 15. ...cd, 16. Ld5:
Se6 usw. bequem fortfahren könnte.
15 b7Xc6
16. Lc4— d3 Sd8— e6
17. Lg5— cl ....
Ganz verfehlt wäre 17. Lh4 wegen
17. . . . Sf4, 18. Kh2 h5! 19. Tgl
hg, 20. hg De6. Aber auch nach
dem Textzuge beginnt schon Schwarz
allerlei schwache Punkte des Gegners
zu entdecken und zu fixieren: alles
als Folge des im 14. Zuge von Weiß
verlorenen Rückzugstempos.
17 Se6— c5
18. Sf3— d2 ....
Nach diesem neuerlichen Zuge
zweiter Güte gerät Weiß endgültig
und zwar nicht nur in die strategische,
sondern nunmehr auch taktische
Defensive. — Geboten war sofort
18. La3.
h7— h5!
Beginn der Aufrollung.
Stellung nach dem 1 8. Zuge von Schw.
11 ■ Wii
Bill %i :
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m. m lit k.^*
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tMJ:>.
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Die Prämissen des Angriffs: — ein
Zukunftsläufer, zwei Manövrierungs-
springer, drei mögliche Bauern-
lücken! — sind da. Rubinstein nutzt
alle diese Faktoren in kraftvollster
Weise aus. Der nun folgende Teil
der Partie besteht aus lauter Hammer-
schlägen.
19. Lei— a3 ....
Geschieht einen Zug zu spät:
Schwarz hat indessen bereits die
feindliche Streitkräfteorganisation zer-
rüttet.
19
20. Sd2— c4
Sc5-
c6-
-e6
-c5
Die beiden weißen Elefanten
beißen nunmehr, um einen altstra-
tegischen Ausdruck zu gebrauchen,
auf Granit.
21. La3— cl
h5Xg4
22. h3Xg4
Sf6— h7
23. Kgl— g2
S h7— g5
24. f2— f3
Tc8— dB
25. Sc4— b2
. . . .
Weiß möchte gerne zum Ab-
schließungszug c3-c4 gelangen, ohne
(nach 25. Se3) das fürchterlich aus-
sehende Springerschach auf f4 zu-
13«
zulassen. Und doch wäre dies noch
das kleinere Übel, da Schwarz jetzt
•die abseitige (und in weiterer Folge
ungesicherte) Lage des Sb2 zu den
entscheidenden Vorstößen in der
Mitte ausnutzt. — Nach 25. Se3
SMf 26. Kg3 hätte das Kampfgetöse
noch hübsch lange weitertoben
können.
25 d6— d5!
26. e4Xd5 Td8Xd5
27. c3— c4 ....
Ein Schlag ins Wasser. (Siehe
nächste Anmerkung.)
21 Td5— d4
28. Lei— eS ....
Weiß sieht sich in seinen Voraus-
berechnungen enttäuscht. Wenn näm-
lich 28. Te5: so 28....Df6! 29. Tel
(29. De2 Sf3:!), 29....Sf4t 30. Lf4:
Tf4: mit überwältigendem Druck (auf
f3 und b2).
29.
e5— e4!!
28. . .
29. Ddl
Td4— d6
-e2
So weit hat sich Weiß notdürftig
verteidigt. Umso überraschender
kommt jetzt die Katastrophe.
Die höhere Bauernmagie! Die
weiße Stellung wird ganz demoliert.
30. f3Xe4
31. De2— f3
32. Df3— g3
Sg5Xe4
S e4— g5
De7— b7t
Ein Schach aus der Aeroplan-
perspektive.
33. Kg2— fl Td6— b6
34. Sb2— a4 Lg6Xd3t
35. c2Xd3 f7— f5!
Der Todesstoß
36. Le3Xg5 ....
Auf 36. Sb6: entscheidet f5— f4!
36
37. Kfl— gl
38. Sa4Xb6
39. Kgl— f2
f5Xg4t
Se6Xg5
Sg5— f3t
Sf3Xelt
Weiß gibt auf, da er nach
40. Kel: Dhlf nebst Dal: bezw.
nach 40. Ke2 Te8t 41. Kd2 Sf3t
nebst Db6: im entscheidenden ma-
teriellen Nachteil verbleibt.
Eine mit 100 (geistigen) HP ge-
spielte Partie!
Rubinstein.
Der weise Rabbi Akiba wußte, daß alles schon dagewesen ist; der
Schachweise Akiba Kiwelowitsch Rubinstein muß aber zu seinem Erstaunen
etwas erleben, was früher nicht war: Die Wiedergeburt des Schachs, die
Versteinachung der bereits in den letzten Zügen liegenden Schachstrategie,
das Heranstürmen eines neuen unbändigen Schachgeistes, der alle Heiligtümer
Rubinsteins umwarf und sich über dessen wissenschaftliche Schemen hin-
wegsetzte. Rubinstein, dessen Vorkriegs-
triumphe (Erste Preise in Ostende und
Karlsbad 1907, Petersburg 1909, San
Sebastian, Pistyan, Breslau und Wilna
1912!) ihresgleichen suchten und ihm
nicht nur zum selbstverständlichen Welt-
meisterschaftsanwärter, sondern auch
durch das sittliche Pathos, das alle seine
Partien erfüllte, zum Hohepriester der
Schachreligion machten, — mußte er-
leben, daß sein Name vom gewohnten
ersten zum zufälligen zweiten, dritten
und noch tieferen Platz heruntersank.
Dabei hat Rubinstein eigentlich
noch nie so stark wie jetzt gespielt, nur
nützt das wenig, wenn die anderen —
noch stärker spielen! Sein Unglück
besteht eben darin, daß die Logik, auf
welcher seine ganze Schachkunst in in-
brünstigen Studienjahren aufgebaut war,
nunmehr in Brüche geht und durch die
Phantastik des Schachbildes ersetzt wird.
Mit bewunderungswürdiger, sport-
vollendeter Ruhe sieht Rubinstein diesem
Umwälzungsprozeß auf Kosten seines Ruhmes zu, bleibt aber seinen gradlinigen
Theorien treu, sucht dieselben nur zeitweise durch gambitartige Spielweisen zu
beleben und erwacht manchmal doch als ein großer methodischer Geist, — so
zum Beispiel in Wien 1922, wo er im Finish ein scheinbar glatt verlorenes
Endspiel gegen seinen Vordermann Tartakower in bewundernswerter Weise
rettete (siehe'die Fußnote auf der nächsten Seite) und durch diesen moralischen
Sieg ermutigt, solche Schachgiganten wie Aljechin, Bogoljubow, Wolf, Reti
und Spielmann der Reihe nach besiegte, so daß sein dortiger I. Preis eine
wohlverdiente Höchstleistung war.
Es wäre daher vollkommen verfehlt, vom Niedergang der Rubinstein'schen
Schachkunst zu sprechen. Seine Anhängerschar ist noch immer sehr groß.
(Man nimmt nur an, daß er unter den deprimierenden Nachwirkungen der
Kriegspsychose viel zu leiden gehabt habe, wodurch zwar sein Spiel schärfer,
Akiba Kiwelowitsch Rubinstein.
139
sein Schachdenken aber etwas weniger klar geworden sei. Da er sich jedoch
einer robusten Konstitution erfreut, sei dieses Nachlassen der schachlichen
Spannkräfte nur als eine vorübergehende Erscheinung zu betrachten.) Vielleicht
ist Rubinstein um seine Simsonhaare teilweise auch dadurch gekommen, daß
er viele seiner theoretischen Geheimnisse im Collijn'schen Lehrbuch preisgab
und dann noch den Mut hatte, die dort niedergelegten Varianten gegen die
sozusagen von ihm selbst eingepaukten Gegner praktisch anzuwenden. Manche
schmerzliche Niederlage, wie z.B. gegen Aljechin im Haag 1921 (Variante
3. . . . a7 — a6 des Damengambits) ist wohl auf dieses Konto zu setzen.
Wie dem auch sei, gelingt es Rubinstein jedenfalls öfter als den meisten
anderen Großmatadoren, monumentales, von einem einheitlichen
Gedanken durchwirktes Schach zu liefern, wofür seine zahlreichen Glanz-
partien in verschiedenen Turnieren beredtes Zeugnis ablegen: In Teplitz-
Schönau allein hat er bekanntlich nicht weniger als vier Schönheitspreise
(gegen Mieses, Johner, Wolf und Tarrasch) erhalten!
Im übrigen hat Rubinstein's berühmte Endspielkunst auch zur Ver-
vollkommnung der neo-romantischen Spieltechnik wesentlich beigetragen:
Während Laskerfrüher zeigte, wie man die Endspielschwächen heraus„suchen"
soll, hat man bei Rubinstein dieselben herauszu„schaffen" gelernt, bis später
Capablanca kam, der die Endspielschwächen herauszu„denken" versteht! Von
allen diesen Methoden ist die Rubinstein'sche jedenfalls die logischeste und
haben die Hypermodernen sein Endspielprinzip zu einem für alle Partie-
phasen geltenden Schachgesetz erweitert.
Eine bemerkenswerte Koinzidenz: Gleich seinem früheren Landsmann
und Lehrer, dem großen Tschigorin, wird Rubinstein ganz besonders in den
Turmendspielen gefürchtet, als welche sich auch seine historischen Siege gegen
Lasker (in Petersburg 1909) und Capablanca (in San Sebastian 1911) darstellen.
Um also bei der Hauptdomäne des polnischen Großmeisters zu bleiben, möchten
wir seine Kunst folgendermaßen definieren: Rubinstein ist Turmendspiel
einer von den Göttern vor tausend Jahren begonnenen Schachpartie.
Stellung nach dem 35. Zuge
von Schwarz.
Schwarz: Tartakower.
I •'. A "f
■™ !=pi:i -a£» /yyy//, V//
m.
W//, '//m ^/m, X. ^^
m m..M^m
Weiß: R üb in stein.
Die Krise rechtzeitig er-
kennen, ist das größte Ge-
heimnis des Erfolges!
Nach einem '^U stündigen
Nachdenken fand der große
Endspielkünstler Rubin-
stein folgenden unglaub-
lichen Weg zum Remis:
36. e3— e4! Tc6— cSf
sieht sehr zwingend aus,
vielleicht w^ar aber 36
Ta6 nachhaltiger.
37. Td2-d3 ....
nicht Td4-d3? wegen Td6 : !
37 Tc3Xd3t
38. Td4Xd3 a5-a4
39. Kf3-e3!!!
bereitet ein wundertief be-
rechnetes Qualitätsopf. vor
39 f5Xe4
40."Ke3Xe4!!! a4— a3
41. Ld6Xa3! Le6— fSf •
42. Ke4Xf5 Td7Xd3
43. La3— cl Td3— döf
44. Kf5-e4 Kf7-e6
45. g3— g4 ! ! ! und die
Studienhafte Partie blieb trotz
aller Gewinnversuche von
Schw. im 74. Zuge remis, was
Rubinstein schon bei seinem
36. Zuge klar erkennen mußte l
Schlußstellung nach dem 74.
Zuge von Weiß.
Schwarz: Tartakower.
i^ m.^ Ä^ *J
\ ^ VM ill
^
Weiß: Rubinstein.
140
Im Besitz der offenen g-Linie
spielt Schwarz in der nachstehenden
Partie energisch, schön und geist-
reich. Bemerkenswert ist ferner, daß
seine Partieanlage aus lauter Prä-
ventivzügen besteht, bevor er dann
selbst zu Repressalien übergeht.
Partie Nr.
23.
Großturnier
zu
London 1922.
Weiß:
Schwarz:
Maröczy.
Bogoljubow.
1. e2— e4
e7— e5
2. Sgl— f3
Sb8— c6
3. Sbl— c3
Sg8 f6
4. Lfl— b5
Lf8— b4
5. 0-0
0-0
ö. d2-d3
d7— d6
7. Sc3 e2
• • • .
Eine früher sehr beliebte Manöv-
rierungsfortsetzung, womit Weiß
1.) sich vorläufig dem Entlastungs-
abtausch auf c3 entzieht;
2.) einen neuen Kämpen auf den
Hauptkriegsschauplatz führt;
3.) einen neuen kritischen Punkt
schafft (Eeld f5 statt d5);
4.) die Partie ins Stadium lang-
wieriger Vorbereitungen versetzt und
5.) im Falle symmetrischer Entgeg-
nungen die Hoffnung hat, als erster
etwa mit d3 — d4nach entsprechenden
Vorarbeiten loszuschlagen. —
Eine andere Frage ist freilich, ob
1.) dieser D-Springer auf g3 wirk-
samer als auf c3 steht;
2.) Schwarz die ihm gewährte
Atempause zu keiner zweckmäßigen
Umgruppierung der Streitkräfte be-
nutzen, beziehungsweise
3.) durch fortgeschrittene Sym-
metrie der ganzen Partie ein para-
lytisches Gepräge geben könnte und
ob daher
4.) irgend ein konkreter Versuch
(vor allem 7. Lg5!) nicht vorzuziehen
wäre?!
7 Lb4-c5!
Im Zusammenhang mit dem
nächsten Zuge ein sinnreiches Präven-
tivmanöver, dessen Sinn eine tausend-
jährige Schacherfahrung in sich birgt!
Da der weiße Zentralvorstoß c3 nebst
d4 sowieso in der Luft schwebt,
kommt Schwarz demselben zuvor
und bekundet gleichzeitig seinen
festen Entschluß, die Symmetrie zu
zerbrechen.
Wir sehen also, daß damit eine
ganz neue, über Steinitz hinausge-
wachsene- und vielleicht mit den ur-
alten Spielgesetzen des indischen
„Tschaturanga" zusammenhängende
Strategie zum Vorschein kommt, deren
praktischen Sinn folgendermaßen
formuliert werden könnte:
In unklaren Stellungen ist es
nie ein Fehler, einen früher oder
später notwendigen, mit dem ana-
tomischen Gepräge der Partie sozu-
sagen organisch zusammengewach-
senen Zug zu wählen. — Dies ist
zum Beispiel auch die Offenbarung
des Lasker'schen Rückzuges 5. . . .
Lc5 — b6 in der schottischen Partie
(nach 1. e4 e5, 2. Sf3 Sc6, 3. d4 ed,
4. Sd4: Lc5, 5. Le3). Eine ähnliche
Idee liegt auch der Lasker'schen Ver-
teidigung des Evansgambits (1. e4
e5, 2. Sf3 Sc6, 3. Lc4 Lc5, 4. b4
Lb4:! 5. c3 Lc5, 6. 0—0 Lb6! Schw.
will den Gambitbauer nach 7. d4
d6! zwecks besserer Endspielstellung
freiwillig zurückgeben) zugrunde und
möchten wir diese etwas seltsam an-
mutende Idee als „E n t p h i 1 o-
sophierung des Zuges" be-
zeichnen. Der Zug geschieht nämlich
nicht, weil er logisch geschehen muß,
sondern weil er praktisch geschehen
kann, womit man vielleicht der
absoluten Schachwahrheit an den
Leib etwas näherrückt. Denn ist es
vielleicht nicht das sehnsüchtigst ge-
141 —
suchte Ideal eines jeden Schach-
spielers, zumindest aber ein großer
Fortschritt auf dem Wege der Schach-
enträtselung, durch abstrakte Me-
thoden einen Zug in verwickelter
Stellung zu finden, der nichts schadet
und jedenfalls kein Fehler ist!?!
Übrigens wäre bei dieser Ge-
legenheit noch eine dritte Lasker'sche
Läuferbewegung zu erwähnen, näm-
lich 6. Lb5 — c4! gegen die Alt-
Steinitz'sche Verteidigung der spa-
nischen Partie (L e4 e5, 2. Sf3 Sc6,
3. Lb5 d6, 4. d4 Ld7, 5. Sc3 Sg e7,
6. Lc4! mit der Drohung Sg5, was
entweder die Schwächung 6. . . . h6
oder die Auflösung 6. . . . ed ver-
anlaßt), doch ist dieses Manöver,
wie eben konstatiert wurde, mit
aggressiveren, also realeren Ten-
denzen verbunden, weshalb es eigent-
lich in eine andere Kategorie des
schachlichen Denkens („Elektrifi-
zierung der Stellung") hineingehört.
Statt des Textzuges wurde hier
ferner gespielt:
1) Am häufigsten 7. . . . Se7, 8. Sg3
c6 (auf sofortiges 8. . . . Sg6 würde bereits
9. c3 Lc5 [oder a5] lÜ. d4 die Symmetrie
zugunsten von Weiß beseitigen. Dagegen
kommt hier auch 8. . . . La5 in Betracht,
z. B. 9. c3 c6! 10. La4 Sg6, 11. d4 Te8!
12. Lc2 d5 mit etwa gleichen Chancen),
9. La4 Sg6 10. c3! (etwas zu nervös wäre
vielleicht der unvorbereitete Vorstoß 10. d4),
10 — La5, 11. Tel, womit der Belebungs-
zug d4 methodisch vorbereitet werden soll.
II.) Initiativer, wenn auch gefährlicher
'für Schwarz ist 7. . . . Lg4, z. B. Partie
Euwe-Bogoljubow, Pistian 1922: 8.c3Lc5,
9. Sg3 Sh5! 10. Sf5 Lb6, 11. Se3 (geboten
war 11. h3) 11. . . . Le3: 12. Le3: Df6,
13. Khl a6 und Schwarz hat bereits die
Führung der Partie.
III.) Ein interessanter Gegenversuch
geschah ferner in der Partie Maröczy-
Duras, Karlsbad 1907: 7. . . . Sh5, 8. c3
La5, 9. Sg3 Sf4, 10. Lc6: bc, 11. Lf4: ef,
12. Sh5 f5, 13. e5! Weiß blieb im Vorteil.
Aus all diesen Nebenspielen er-
sieht man, daß der Hauptkampf sich
hier auf den Mittellinien abzuspielen
pflegt In der vorliegenden Partie
versteht aber Schwarz den Schwer-
punkt auf die g-Linie zu verlegen,
8. c2— c3 Lc5— b6
Wieder ein zurückweichender
Präventivzug! Schwarz will das üb-
liche Nachahmungsmanöver Sc6-e7-
g6 unbedingt vermeiden, um die da-
durch ersparte Zeit für neue Ent-
lastungsmöglichkeiten (9. . . . Kh8!)
zu verwenden.
9. Se2— g3
KgS-hS!
Diese neuerliche tiefliegende Prä-
ventivmaßnahme hat zum Zweck, die
etwaige Fesselung Lg5 durch TgS!
nebst h6 und g5 abzuschütteln, ohne
dabei das Opfer Sg5: zuzulassen.
Statt des Textzuges geschah in
einer späteren Partie Wolf-Yates,
Karlsbad 1923: 9....h6, 10. Khl(?)
Se7, 11. d4 Sg6, 12. Sgl (?) d5!
13. de Se4: 14. De2 c6, 15. La4 Se5:
16. Se4: de, 17. De4: TeS usw. Die
Manöver von Weiß (Khl und Sgl)
waren etwas zu umständlich. Schw.
steht schon sehr gut.
10. Lcl-e3 ....
Weiß ändert also seinen Plan (Lg5)
und will sich nunmehr auf die Arbeit
in der Mitte verlegen. Besser war
aber zunächst 10. h3. Der Abtausch
Lb6Xe3 wäre hier zwar bekanntlich
für Schwarz schlecht, er findet aber
andere Mittel, den Le3 zu beseitigen.
Stellung nach dem 10. Zuge von Weiß.
1 1^ III i^
i i i i k i
m.äM. m m
iM 1
Beginn des Mittelspielgewoges.
Weiß hat zwar günstige Chancen
142
im Zentrum, Schwarz geht aber
in prickelnd-origineller Weise zur
Gegeninitiative am Königsflügel über.
10 Sf6-g4!
Schlüsselzug der ganzen Partie.
Vor allem droht er statt des un-
günstigen Tauschgeschäftes Lb6Xe3
die günstige Transaktion: Sg4Xe3
durchzuführen, wobei dann Schwarz
mit zwei wirksamen Läufern ver-
bleiben würde. Diese Erwägung ver-
anlaßt nun Weiß, den Läuferabtausch
in eigener Regie vorzunehmen, wo-
rauf dann aber die Zentralheizung
nicht mehr so tadellos wie früher
funktionieren kann.
Außerdem wirkt Sg4 auf seinem
vorgeschobenen Posten sehr lästig,
so daß Weiß sich nur zu bald zum
schwächenden h2— h3 entschließen
zu müssen glaubt. Daraufhin wandelt
aber der Springer auf neuen, sezessio-
nistischen Wegen (Sg4-h6-g4!-e5!)
und erweist sich in der Folge als
ein äußerst intelligentes Tier.
11. Le3Xb6
12. d3— d4
a7Xb6
f7— f6
Die Defensive ä la Steinitz. Für
einen ruhigeren Kopf kam natürlich
auch 12. . . . De7 in Betracht, schon
um dem vorgewagten Sg4 das nor-
male Rückzugsfeld f6 offen zu halten,
doch entwickelt Bogoljubow in dieser
ganzen Partie eine unbezähmbare
Phantasie.
13. h2— h3 ....
Der Standpunkt von Weiß ist
allerdings ganz klar. Es kann doch
nicht schlecht sein, denkt er sich,
den vorwitzigen Springer auf aparte
Felder (h6) zurückzutreiben. Und doch
erweist sich bald der so natürlich
aussehende Textzug als eine fatale
Schwächung der Rochadestellung,
woraus wir folgende Lehre entnehmen
wollen:
Mansoll sich im Schach vor
dem „kategorischen Imperativ-
gefühl" sehr in Acht nehmen,
da die dadurch veranlaßten Züge
(wie hier 13. h3) meistens verfehlt sind.
Beinahe jeder andere Zug, wie
z. B. 13. Tel, 13. Dd2, 13. Le2 oder
auch 13. Sh4 war hier daher vor-
zuziehen.
13 Sg4— h6
14. Lb5Xc6 ....
Weiß will freie Hand im Zentrum
bekommen und malt sich wahr-
scheinlich auch das Gespenst: Sc6-
e7-g6-f4Xh3 etwas zu „schwarz"
vor! Und doch war hier der Läufer
zweifellos stärker als der Springer,
wie immer, wenn eine mehrfache
Diagonalarbeit für den ersteren mög-
lich erscheint. Außerdem stärkt der
Textabtausch die schwarze Mitte
(Punkt d5!) und war aus diesen all-
gemeinen Erwägungen lieber zu
unterlassen.
14 b7Xc6
15. Tfl-el ....
Weiß spielt gut, nicht aber am
besten, so daß der hellsehende
Glossator wieder etwas auszusetzen
hat: Energischer wäre wohl 15. Sh2,
um zu f2— f4 bezw. (falls g7--g5
geschieht) zum Ausfall Dh5 zu ge-
langen.
15
Lc8-e6
16. a2— a3
Dd8-e7
17. Ddl— d3
Tf8— g8
Nun tritt die schwarze Angriffs-
konzeption klar zutage: Der Bauern-
vormarsch g7-g5-g4 nimmt hier
zwingend reale Formen an, während
er ohne die weiße Schwächung h2-h3
nur eine zwecklose Reise ins ver-
botene Tibetland bedeuten würde!
Soll nun aber Weiß den feind-
lichen Angriffsmaßnahm.en ruhig zu-
sehen? Hat er denselben überhaupt
irgend eine wirksame Gegenidee ent-
gegenzustellen? Die Antwort auf
diese bangen Fragen finden wir im
nächsten Zuge von Weiß.
- 143
18. Sg3— f5 ....
Dieser überspannte Zug ist ein
treffliches Beispiel für die im Schach
auf Schritt und Tritt zu beobachtende
psychologische Reaktion in unbe-
haglicher Lage.
Statt etwa mit 18. Sh2 g5, 19.
f3 kaltblütig zuzuschauen oder aber
mit 18. Sh4 g5, 19. Shf5 Sf5: 20.
Sf5: Lf5: 21. ef der Vereinfachung
zuzustreben, glaubt der sonst so
vorsichtig operierende Großmeister
Maröczy, irgendetwas zweischnei-
diges unternehmen zu müssen.
18. ....
günstige Gegenchancen im Zentrum
besitzt, jedoch erweist sich bald das
Machtdiktat des Gegners als stärker.
23 Ta8— g8!
Droht vor allem ThS: und später
(nach Dg7) auch ef.
24. d4Xe5
25. f4Xe5
26. e5— e6!
d6Xe5
Th5Xh3!
Jedenfalls ein starker Gegentrumpf.
Verfehlt wäre hingegen 26. ef Df6:
und jetzt 27. Dd4? wegen Tf3:!
L e6X^5 Stellung nach dem 26. Zuge von Weiß'
In seiner Einfachheit überraschend :
Schwarz führt die Transaktion auf
f5 mit seinem starken Leb statt mit
dem dislozierten Sh6 durch, um das
damit ersparte Tempo (18. . . . Sf5:
19. ef Lf7) zur Öffnung der g-Linie
verwenden zu können. Diese letztere
Errungenschaft ist ihm einige Züge
später sogar materielle Einbußen wert,
da er dafür zu einem linealen Matt-
druck gelangt.
19. e4Xf5 g7— g6!
20. f5Xg6 Tg8Xg6
21. Sf3— h4 Tg6— g5!
Um ja den Vereinfachungsab-
tausch (Sf5) nicht zuzulassen und
später zu einer überraschenden
Doppellinienwirkung zu gelangen.
(Tg6-g5!-h5Xh3!!)
Dieses mit dem Verlust des wich-
tigen Mittelbauern verbundene Turm-
jonglieren sieht sehr gewagt aus, ist
aber scharf berechnet und erinnert
daher lebhaft an die berühmte vierte
Matschpartie Tarrasch-Lasker, wo
Schwarz mitten im Figurengetümmel
grandiose Turmevolutionen (Te7-e5!-
c5!-c4Xf4!!) vollführte.
22. f2— f4 Tg5— h5
23. Sh4-f3 ....
Weiß braucht sich anscheinend
auf die reine Defensive nicht zu be-
schränken, da er seinerseits ziemlich
Beginn vom Ende! Schwarz führt
den Frontalangriff mit größter Verve
durch.
26.
Sh6— g4!!
Zum zweiten Mal greift dieser
Springer in den (übrigens seit dem
10. Zuge viel wilder gewordenen)
Kampf ein.
Der Textzug ist ebenso fein wie
stark, so daß der Gegner nur zu
rasch seiner lähmenden Wirkung
erliegt.
Viel unklarer wäre dagegen die von
einigen Seiten vorgeschlagene unmittel-
bare Fortsetzung des Angriffs durch 26
Dg7, w^omit Schwarz für die momentane
Mattdrohung auf g2 den Halt auf e7 auf-
geben würde. Die Folge könnte dann
sein: 27. Te2 (ungenügend wäre freilich
27. De2 Tg3, 28. Sh4 Sf5! usw. ebenso
wie 27. Dfl Tg3, 28. Sh4 [oder 28. Te2
Sg4! 29. e7 Se3 usw.] 28. . . . Sf5! [auch
28. . . . Dg5, 29. e7 Dh4: 30. e8D Sg4
usw.], 29. Df5: [oder 29. Sf5: Tg2:t 30.
Khl Dg4 usw.] 29. . . . Tg2:t 30. Kfl
144
[oder 30. Khl Th2t! 31. Kh2: Dg3t usw.]
30. . . . Th2, 31. Sg6t Dg6: 32. Dg6: hg
und gewinnt leicht) 27. . . . Tg3, 28. Dd2
Tf3: 29. e7 Te8, 30. Dd7 (präziser als
30. Dd8) 30. . . . Dg8 (oder auch 30. . . . Dg6,
31. Tdl Tg3, 32. Dc6: usw., wobei Dg6
dem Tg3 eventuell im Wege steht), 31. Tdl
(das Damenopfer 31. De8: De8: 32. gf
dürfte sich nach 32. . . . Sf5, 33. Kf2! Sd6!
34. Tdl Kg7, 35. a4 Kf7, 36. b4 Da8 usw.
als ungenügend erweisen. — Dagegen
kommt hier auch 31. Dc6: sehr stark in
Betracht, z. B. 31. . . . Tg3! [auf 31. . . . Tf5
folgt nunmehr 32. Tdl], 32. Df6:t [auch
das sofortige Abrasierungsverfahren: v32.
Dc7: Tg7, 33. Db6: gewährt dem Weißen
treffliche Ausgleichschancen. — Laxer
wäre aber def Vorbereitungszug 32. Tdl,
worauf weder 32 . . . . Tg6 noch 32. . . . Sf7
wegen 33. Td8! sondern 32. . . . Df7, 33.
Dc7: Tgg8 folgen würde], 32. ... Dg7, 33.
Df4 Tg8 [initiativer als etwa Sg8], 34.
e8D Tg2:t 35. Khl Tglf 36. Kh2 Tg2t
und Schwarz muß sich mit ewigem Schach
begnügen) 31. . . . Tg3 (sicherer als 31. . . .
Sf7), 32. Dc7: (Dr. Tarrasch, der in seiner
Glossierung 26. . . . Dg7 dem Textzuge
vorzieht, berücksichtigt hier nur die Fort-
setzung 32. De8: De8: 33. Td8 Tg8 mit
entscheidendem Vorteil für Schw.) 32. . . .
Tg7, 33. Dc6: (vielleicht noch bequemer
als 33. Td8 Tge7: 34. Te7: Td8: 35. Th7:t
Dh7: 36. Dd8:t Sg8, 37. Db6: usw. —
Übrigens kommt hier auch das andere
Nehmen: 33. Dc7: Tg7 [oder 33. . . . Sf7,
34. Dc6: Tg6, 35. Db6:], 34. Dc6: Sg4,
35. Td7 usw. wohl in Betracht) 33. . . .
Df7 (oder etwa 33. . . . Tge7: 34. Te7:
Te7: 35. Db6: Dg7, 36. Td8t Sg8, 37. Df2),
34. Td8 Tgg8, 35. Db6: Sf5, 36. Tf2! Se7
(oder 36. . . . Dg6, 37. De6), 37. Te8: Te8:
38. Df6:t Df6: 39. Tf6: und das weiße
Bauernmaterial ist nicht zu unterschätzen.
Der Textzug ist also, wie man aus
der obigen Variantenfülle ersieht, viel
schärfer und entscheidender als 26 Dg7.
27. Dd3— d7 ....
Unter dem neuerlich zum Höhie-
punkt gelangten psychischen Ein-
druck verschiedenartiger Drohungen
(vor allem Thl f nebst Sf2) strauchelt
Weiß und der schwarze Angriffs-
wille triumphiert.
Natürlich durfte statt des Text-
zuges 27. gh wegen Se5f mit Damen-
gewinn nicht geschehen. Schlecht
wäre übrigens auch das naheliegende
27. Df5 wegen TfS:! 28. DfSiDcöf
29. Khl Tg5! 30. e7 Thöf 31. Dh3
Sf2t 32. Kh2 Dd6t und gewinnt.
Die verhältnismäßig schwierigsten
Aufgaben konnte Weiß seinem An-
greifer durch das sofortige 27. Dd4
stellen, da darauf die verlockendste
Fortsetzung: 27. Tf3: nach 28. gf
Seöf 29. Kf2 (auf 29. Kfl folgt nicht
29. . . . Sf3: wegen 30. Df2 mit
Konsolidierung, sondern wohl viel
nachhaltiger 29. . . . De6: 30. Te5:
[oder 30. Dh4 Df5] 30. ... fe, 31.
Dh4 Df5 mit entscheidendem Vorteil
für Schwarz) 29. . . . Td8 (oder
29. . . . De6: 30. Tgl bezw. auch
29. . . . c5, 30. De4), 30. Dh4 usw.
nichts Rechtes für Schwarz ergibt,
z. B.: 30. . . . De6: 31. Tadl usw.
bezw. 30. . . . Sd3t 31. Kfl Sei:
32. Tel: usw. bezw. 30. . . . Td2t
31. Te2 Dcöf 32. Kfl usw. bezw.
sofort 30. . . . Dc5t 31. Kfl usw.
bezw. endlich 30. . . . Td3? 31.
Te5: usw.
Ähnliche Wendungen kann (auf
27. Dd4) auch die Fortsetzung 27....
Tg3, 28. Te2 Tf3: 29. gf usw. er-
geben. — Die einzig richtige und
zum wohlverdienten Siege führende
Fortsetzung auf 27. Dd4 wäre 27
Dg7 mit der Folge: 28. Te2 (wohl
das einzige, auf andere Versuche wie
28. gh oder 28. Df4 oder 28. e7
entscheidet 28. . . . Se5) 28. . . . Tf3:!
29. gf (oder etwa 29. e7 Se5, 30.
Dd8 Dg6 bezw. noch eleganter 30....
Tg3!) 29. . . . Seöf 30. Kfl (oder
30. Khl Sf3: 31. De3 Dg3 usw.)
30. . . . Dg3! (die Pointe. Auf 30....
Sf3: würde sich Weiß mit 31. Df2,
z. B. 31. . . . Dg4, 32. Te3 usw. so
ziemlich konsolidieren), 31. Te5:
(noch das Beste. Auf 31. Df2 oder
31. De3 oder auch 31. Tdl ent-
scheidet 31. . . . Dh3t und auf 31.
Tf2 gewinnt einfach 31. . . . Dglf
nebst Dal:) 31.... fe (nach 31....
Df3: 32. Df2 usw. hat Schwarz —
gar nichts), 32. De3 (natürlich wäre
auch etwa 32. Df2 Dh3t 33. Kel
145 ^
Dhl t [nicht aber 33. . . . Dh3t 34.
Kel Tg2 wegen 35. e7!] nebst Dal:
für Weiß trostlos) 32. . . . Dg2 f 33. Ke 1
Dh2! 34. Kfl Tg2 mit Matt oder
Damengewinn.
Besonders große Vorwürfe hat sich
also Weiß auch wegen seines nur um
eine psychologische Nuance schwä-
cheren Textzuges nicht zu machen.
Schwarz erzwingt jetzt in scharfpoin-
tierten Wendungen den Sieg.
27 Dd7— cöf
28. Dd7— d4 ....
Auch auf 28. Sd4 würde dieselbe
Antwort (Dh5!) erfolgen.
28 Dc5— h5!
Droht Matt auf hl. — Auf 29. gh
würde jetzt 29....Se5t 30. Kfl Df3:t
31. Df2 Dh3, 32. Kd2 mit brillantem
„Querepaulettenmatt" Dd3# folgen.
Die weiße Majestät muß sich also
zur schleunigsten Flucht entschließen.
29. Kgl— fl Th3— g3!
Schwarz setzt die Verfolgung des
Feindes mustergiltig fort, indem er
mit ruhigen Kraftzügen arbeitet.
Schwach wäre 29 Thlf während
hingegen der Textzug nicht nurDhlf
31. Dgl Tf3:t 32. gf Sh2t mit
Damengewinn, sondern auch das
elegante Tg2:! nebst Seöf mit Ent-
scheidung droht.
30. Tel— e2 ....
Auch andere Züge vermochten
nichts mehr zu retten, z. B. 30. Dgl
Tf3:t 31. gf Sh2t usw. oder 30.
Sgl Sf2t usw. oder 30. De4Tf3:t!
31. gf Dhlf 32. Ke2 Dg2, 33. K
beliebig Sf2 f mit Damengewinn oder
endHch 30. Ke2! Tg2:t 31. Kdl
(bezw. 31. Kd3 Dföf! [31. . . . Sf2t
32. Ke3], 32. Te4 [32. Kc4 Db5#
bezw. 32. De4 Sf2t] 32. . . . c5!
[präziser als 32. . . . Sf2 f 33. Ke3 Se4:
34. De4: usw. sowie 32 Df3:t
33. Ke3 Se4: 34. De4: usw. sowie
32. . . . Df3:t 33. Kc4Tb2: 34. e7
usw.], 32. Sh4 Sf2t und gewinnt) i"
31....Se5!(31....Sf2t32. Ke2), 32. '
Tfl (32. Te5: Df3:t usw. bezw. 32.
Te3 Tf2 usw.) 32. . . . Df5! 33. Sd2
(33. Tel Sf3: usw.) 33....Td2:t 34.
Kd2: Tg2t 35. Ke3 (35. Kel Sd3t 36.
Kdl Dh5t usw.) 35....Dh3t 36. Ke4
Te2t nebst Matt in zwei Zügen.
Immerhin sieht man, daß die
beiden letzterwähnten Verteidigungen
(30. De4 oder insbesonders 30. Ke2)
dem Gegner viel mehr zu schaffen
gegeben hätten und daher dem sich in
sein Schicksal fatalistisch ergebenden
Textzuge wohl vorzuziehen waren.
30.
Tg3Xf3t!
Elegant und entscheidend.
31. Kfl— el ....
Auf 31. gf folgt Dhlf 32. Dgl
Sh2f mit Damengewinn.
31 Sg4— e5
Weiß gibt auf, da der Gegner
endgültig im Mehrbesitz einer Figur
verbleibt.
Die Angriffsführung von Schw. in
dieser Partie macht durch ihre Verbin-
dung von Feinheit und Energie einen
wahrhaft künstlerischen Eindruck.
anD
Ein altes Leitmotiv — eine über-
raschende Opferserie um den Punkt f7
herum kehrt in der nachstehenden
Partie in regenerierter Form wieder,
Partie Nr. 24.
[Zweispringerspiel im Nachzuge ins
Italienische Vierspringerspiel
übergehend].
Erste Matchpartie, Wien .1920.
Weiß: Schwarz:
Tartakower. Reti.
1. e2— e4 e7— e5
2. Sgl— f3 Sb8— c6
3. Lfl— c4 Sg8— f6
4. Sbl— c3 ....
Dr. S. G. Tartakower: Die hypermoderne Schachpartie.
146
Gilt für minderwertig. Bezüglich
anderer Abzweigungen (4. d4! 4. Sg5
und 4. d3) siehe nächste Partie.
4 Sf6Xe4!
Ein seltener Fall, wo dieses Gabel-
opfer sich bewährt, da Schwarz dabei
in allen Varianten zu Gegenchancen
gelangen kann. Die Partie erhält nun
ein sehr lebhaftes Gepräge, während
sie durch die ruhige Fortsetzung 4....
Lc5, 5. d3 d6 usw. italienisiert werden
konnte.
O» ö COyX. Ctt • • • •
Nichts Ordentliches ergibt bekanntlich
das Gegenopfer 5. LfTif Kf7: 6. Se4: d5,
7. Sfgöf (oder 7. Segöf Kg8! 8. d3 h6
mit Vorteil für Schwarz bezw. 7. Sg3 e4,
8. Sgl h5! 9. d4 h4, 10. Sfl Df6, 11. c3 Se7
iiiit starkem Bauernzentrum und besserem
Figurenmaterial) 7. . . . Ke8 (weniger be-
quem ist 7....Kg8 wegen 8. Df3! Dd7!
9. Sg3h6, 10. Sh3e4, 11. Db3! Sd4, 12.
Dc3 und Weiß behält allerlei Durchbruchs-
chancen. — Schlecht ist 7 Kg6 wegen
8. Df3! De8 [auf 8. . . . Lf5 entscheidet 9. g4
und auf 8 de gewinnt die Marshall'sche
Kombination: 9. Df7tKg5: 10. d4t! Kh4,
11. h3! g6! 12. g3t Kh5, 13. g4t Kh4, 14.
Db3 Lb4t 15. Kfl usw.], 9. h4! h5! [nicht
9. . . . h6 wegen 10. h5# Auf 9. ... de ent-
scheidet ebenfalls 10. höf usw.], 10. Sg3
64, ll,Db3Sd4, 12. Dc3 mit Vorteil für
Weiß), 8. Df3 De7 und Weiß hat ausgetobt.
Nicht ganz chancenlos ist dagegen
für Weiß statt des Textzuges die Gambit-
fortsetzung 5. 0—0, worauf 5 Le7, 6.
Se4: d5, 7. Lb5 de, 8. Se5: Dd5, 9. Sc6:
bc, 10. Le2 usw. ebenso wie 5 Sf6, 6.
Tel Le7, 7. Se5: Se5: 8. Te5: d6, 9. Tel d5,
10. Lfl usw. etwa gleiches Spiel ergibt,
für das Beste jedoch die Behauptung des
Bauern durch 5 Sc3: 6. de f6 (ähnlich
wie in der russischen Partie nach 1. e4
65, 2. Sf3 Sf6, 3. Lc4 Se4: 4. Sc3 Sc3:! 5.
de f6, 6. 0-0 Sc6!) gilt, z. B.: 7. Sh4 g6!
8. f4 f5! 9. Sf3 (nicht 9. Sf5: wegen d5)
9.... 64, 10. Sg5 Lc5t ll.KhlDfö usw.
mit Vorteil für Schwarz (Partie Schlechter-
Marco, Berlin 1897). Wir halten jedoch in
dieser Spielweise 8. f4 für etwas zu nervös
und w^ürden zunäcKsfeine "ruhigere Aus-
gestaltung des weißen Stellungsvorteils,
etwa durch 8. Ld3 empfehlen, z.B.: 8 —
S67, 9. f4 LgTTocTer 9. . . . d6, 10. fe fe, 11.
Df3), 10. fefe, 11. Lg5! c6, 12. Sf5! gf,
13. Dh5t Kf8, 14. Tf5:t und gewinnt
(Korrespondenzpartie P. A. Saburoff-W. M.
Lüce, 1904). lO^ar^C^l^iT
5 d7— d5
6. Lc4— d3! ....
Nach 6. Ld5:Dd5: 7. Sc3 Da5
(oder auch Dd8), ist die schwarze
Stellung vorzuziehen. — Auch 6. Lb5
de, 7. Se5: Dg5! 8. Sc6: Db5: bezw.
8. d4 Dg2: ist für den Nachziehenden
günstig.
6 • d5Xe4!
Die verlockendere Fortsetzung 6...
f5 führt nach 7. Sc3 e4, 8. Lb5! ef, 9.
Df3: Le6, 10. 0—0 nur zu allerlei
Schwächen des schwarzen Spieles.
7. Ld3Xe4 Lf8— d6
Nach Dr. Krause ist hier 7 Lg4,
8. h3Lf3: 9. Df3:Dd7, 10. Lc6:bc, 11.0—0
(Il.d3f5, 12. 0-0 Ld6 nebst 0-0 mit
einer starken Mittelbauernstellung) 11
Lc5 (11.... f5, 12. Tel Ld6, 13. d4 e4, 14.
Db3 mit Vorteil für Weiß), 12. Dg3 f6, 13.
d3 0 — 0, 14. L63 Lb6, 15. f4 Tae8 mit
gleichem Spiel der unklareren Textfort-
setzung vorzuziehen. In dieser (auch von
„Bilguer" und „Collijn" widerspruchslos
übernommenen) Variante möchten wir je-
doch statt des vereinfachenden Abtausches
10. Lc6: den Lähmungszug 10. c3 vor-
schlagen z.B.: 10.... Lc5, 11. b4 Lb6, 12.
a4 (nach 12. b5 Sa5, 13. Lb7: Sb7: 14. Db7:
0—0, 15. a4 a6 würde die weiße Beute
etwas zu mager sein), 12 — a6, 13. La3
Td8, 14. d3 usw. oder 10.... Ld6, 11. d3
0—0, 12. g4 usw. mit schönen Angriffs-
chancen.
8. d2— d4
Nachdem Schwarz seinen wert-
vollen Bauer hinreichend befestigt
hat, muß sich Weiß beeilen, in der
Mitte abzuwickeln. Auf 8. 0—0 würde
nunmehr 8....Lg4 mit der Drohung
f5 sehr lästig werden können.
8 e5Xd4
In einer Partie Tartakower-Atkins,
London 1922, geschah minder gut 8 —
Sd4: 9. Sd4: ed, 10. DdiTO^O, ll.Le3 De7
(oder Partie Tartakower-Krüger, Mannheim
1914: 11. . . J5, 12. Ld5t Kh8, 13. 0-0-0 f4,
14. Ld2c5, 15!Dd3De7 mit gleichem Spiel),
12. 0-0-0 (auf 12. 0—0 könnte Le5, 13. Dc5?
Lh2:t folgen) 12....Te8 (oder Partie
Tschigorin-Fleischmann, Nürnberg 1906:
12.... Le5, 13. Dd5 f5, 14. Ldöf Le6, 15.
Thel Kh8, 16. Le6: De6: worauf jetzt statt
rtp %(fJ^ QtUA^je^
147
17. Lc5 Tf e8, 18. Kbl Dc6 mit Bauern-
gewinn für Schwarz das sofortige 17. Kbl !
den weißen Vorteil nach Dr. Tarrasch's
Ansicht fixieren könnte), 13. Ld5? (in der
Partie Tarrasch -Marshall, Breslau 1912,
geschah hier sehr geistreich ^13. Thel Le^,...
[13. . . . De4:? 14. Lh6!] 14. jJ^ [bäS^ii-^
14 I.d5] 14..Tad8! 15. DeTDf6, 16. Dh5
h6 und Schwarz kam in Vorteil. — Für
■das Beste und Einfachste halten wir aber
an dieser Stelle sofort 13 Lf3.^ wobei das
Sj3iel aileramgs noch immef sehr zwei-
schneidig bleibt, da beide Stellungen
Quecksilberkraft aufweisen.) 13 Le5, 14.
Da4 c6 (diese „Schwäche", die Weiß mit
seinem 13. Zuge provozieren wollte, erweist
sich bald als für schwarze Angriffspläne
sehr förderlich), 15. Lf3 Le6, 16. Kbl a5!
(droht Db4), 17. Ld4 Ld6, 18. Lb6 Lb4, 19.
c3 Ta6, 20. Le3 Lf5t 21. Kai b5, 22. Db3
Ld6, 23. a4? (kompromittierend. Geboten
war 23. Td2.) 23....Tb8! mit Stellungs-
vorteil für Schwarz, den er brillant ver-
wertete.
9. Le4Xc6t
Zweckmäßiger als 9. Sd4: 0 — 0!
<Lb4t? 10. c3 Sd4: 11. cb mit besserer
Bauernkonfiguration), 10. Lc6: (nunmehr
nötig, da sofort 10. 0 — 0? wegen Sd4:
nebst Lh2:t nicht angeht und auch andere
Fortsetzungen*) nicht ohne Schattenseiten
sind.) 10.... bc, 11.0— 0Dh4, 12. h3 und die
weiße Stellung ist nicht ohne Schwächen.
10. DdlXd4
b7Xc6
Über 10. Sd4: 0—0! 11. 0—0 (in
Betracht kommt ll.Le3) ll....Dh4,
12. h3 siehe vorige Anmerkung. Der
*) Auf 10. Sc6: soll nach Dr. Lasker
am besten 10.... Dh4, 11. Lh7:t Dh7: 12.
Sd4 Tf d8! erfolgen. — Mangelhaft geschah
ferner in der dritten Revanchewettpartie
Tarrasch-Lasker, Berlin 1916: 10. Le3
Dh4! 11. Lc6: bc, 12. g3? (öffnet den Lc8
alle weißen Felder. Schlecht wäre auch
12. h3 wegen Te8 13. 0—0 Lh3: usw. —
In Betracht kommt das Bauernopfer: 12.
Sf3 Db4t 13. Dd2 Db2: 14. 0-0 usw.
Am besten war aber wohl 12. Dd2 Tb8,
13. 0-0-0! c5 14. Sf3 Da4, 15. a3 mit zwei-
schneidigem Spiel.) 12. ...Dhv3, 13. De2
c5, 14. Sb3 Lg4, 15. Dfl Dh5, 16. Sd2
Tfe8! (der Frontalsturm beginnt), 17. Tgl
Tab8, 18. Sc4 Le5! 19. h3 Lh3: 20. De2
Lg4, 21. Dd3 Tbd8, 22. Se5: (22. Db3
Ldl) 22....Td3: 23. Sd3: Te3:t! Auf-
gegeben, da auf 24. fe Dh2 entscheidet. —
Ein Löwenritt des damaligen Weltmeisters.
Textzugenthält jedenfalls mehrSpann-
kraft, da die Dame in den Kampf
eingreift.
10 0—0
11. 0—0 ....
Trotz der offenen b-Linie kommt
hier auch 1 1. Le3 nebst 0-0-0 in Be-
tracht, um mit aller Wucht die
schwachen Bauernpunkte des Gegners
angreifen zu können, während der
weiße König sich um sich selbst
bekümmern würde.
11.
Lc8— f5
Diese Läuferentwicklung sieht
schöner aus, als sie in Wirklichkeit
ist. Beunruhigender für das weiße
Ruheleben geschah in einer Partie
Tartakower-Bogoljubow, Pist. 1922:
11.... c5, 12. Dc3 Lb7! (mit Recht
bemerkt hier der Glossator Teichmann
im Turnierbuch, daß die Stellung dem
brasilianischen System der spanischen
Partie sehr ähnelt: Schwarz hat zwei
wirksame Läufer, dafür aber chro-
nische Bauernschwächen, was sich
im Endspiel rächen müßte), 13. b3
Dd7! 14. Lb2f6, 15. Tadl Df5 (fürs
Mittelspiel steht Schwarz allerdings
brillant; Weiß findet aber ein ver-
steckt liegendes Verteidigungsver-
fahren.), 16. Dc4t Kh8, 17. Sh4 Dh5,
18. h3! Tae8, 19. Tdel Ld5, 20. Dg4
Dg4: 21.hgTe4, 22. f3! Tel: 23.
Tel: Lg3, 24. Tdl. Weiß steht nun-
mehr etwas besser und gewann das
Endspiel im 70. Zuge.
12. b2— b3 , ....
Ein nachhaltiges Flankenmanöver!
12 c6— c5
Das Endspiel nach 12....Lc2:
13. Lb2 Df6, 14. Df6: gf, 15. Lf6:
wäre für Schwarz nicht besonders
erstrebenswert.
13. Dd4— c3 Dd8— d7
14. Lei— a3!
Ein Doppeldiagonalläufer, der den
weißen Angriffsplänen durch seine
10*
— 148 —
zwischen a3 und b2 oszillierende
Verwendung große Elastizität ver-
schafft. — Unwirksam wäre dagegen
sofort 14. Lb2 f6 usw.
14.
D d7— b5
Schlecht wäre 14. Dc6 wegen 15.
Sd4 (und wenn jetzt 15. ...Lh2: f so
16. Khl! mit Figurengewinn).
15.
16.
Tfl— el
Sf3— e5
Tf8— e8
Hiermit bezieht Weiß einen starken
Vorposten, da weder das Nehmen
des lästigen Springers (16....Le5:
17.Te5:Te5: 18. De5:Lc2:? 19.Lb2
und gewinnt) noch das Vertreiben
desselben auf noch bessere Felder
(16.... f6, 17. Sc4) für Schw. günstig
wäre. Auch 16.... Lc2: ist wegen 17.
Sf7: nicht ersprießlich.
16 Te8— e6?
Eine Falle (17. Df3? Tae8, 18.
Df5: Le5: und. gewinnt), in die Schw.
selbst hereinfällt. — Am besten war
16.... Te7, 1 7. Sc4 Ta e8 mit ungefähr
gleichen Chancen.
Stellung nach dem 1 6. Zuge von Schw.
P
■ m «iSi
W/A WM WM W/W,
"Wim.
Es folgt eine Reihe eleganter
Opferwendungen, deren Fazit in einem
Bauernplus für Weiß und in der zer-
rütteten Psyche des Gegners besteht.
17. Se5Xf7! ....
Da der Führer der weißen Steine
mit solchen frivolen Opfergedanken
im ernsten Turnierspiel als Rezidivist
auftritt (vgl. z. B.: seine Partie gegen
Schlechter in Petersburg 1909), würde
auf ihm der Lieblingsausspruch des
seligen Marco passen, daß es ihm
an „sittlichem Ernst" mangle!
17 Ta8— e8
Auch andere Züge genügen nicht
mehr, z. B.: 17....Tel:t 18. Tel:
Te8, 19. Se5! mit entscheidendem
Vorteil für Weiß.
18. TelXe6 Te8Xe6
19. Las— b2! ....
Vgl. Anmerkung zum 14. Zuge von Weiß.
19 Ld6— f8
Oder: I.) 19....Kf7: 20. Dg7:t
Ke8, 21. Dg8t Lf8, 22. Lg7undgew.
II.) 19....Tf6, 20. Sh6t usw.
III.) 19....Tg6, 20. Se5! (unge-
nügend wäre jetzt 20. Sh6f gh, 21.
Dh8t Kf7, 22. Tel Dd7 mit Remis)
20....Tf6 (oder 20....Le5: 21.De5:
mit entscheidendem Eingreifen ins
schwarze Nest), 21. Sc4 und Weiß
behauptet sein materielles ebenso wie
positionelles Übergewicht.
20. Sf7— g5 Te6— g6
21. Dc3— fS! ....
Ein feiner Entscheidungszug der
alle wichtigen Knotenpunkte der
Stellung in seine Macht bringt,
während hingegen nach 21. De5
(oder auch 21. Dd2) 21....Dd7 usw.
bezw. nach 2 1 . h4 Dc6 usw. der weiße
Vorteil sich rasch verflüchtigen würde.
21 Db5— d7
Oder 21.... c4, 22. d4 Dc5 (bezw.
22. . . . Da5, 23. Lc3), 23. b4! usw. oder
21....Tg5: 22. Dd5t Kh8, 23. Dd8
h6, 24 Df8:t Kh7, 25. h4 und gew.
Mit dem Textzug, der die weißen
Anschläge auf die Punkte f5 und d5
vereitelt, kann Schwarz hoffen, ein
wirksames Gegenspiel einzuleiten,
doch gelingt es dem Weißen, das
Entnerven der d-Linie bei sonst un-
verminderter Wirkung seiner leichten
Figuren durchzuführen.
149
22. Tal— dl Tg6— d6
23. TdlXdö Dd7Xd6
Selbstredend nicht 23. . . . cd wegen
24. Dd5t und auf 23....Ld6: kann
Weiß ganz einfach durch 24. Ddöf
(in Betracht kommt aber auch der
konstruktive Zug 24. g4) 24....Kf8,
25. Da8f usw. seinen Besitzstand
vergrößern.
24. h2— h4! ....
Dieser Bauer hat eine heilige
Mission zu erfüllen.
24 h7— h6?
Schlecht wäre auch 24. ...Lc2:
25. Df7t Kh8, 26. Se6 usw. oder
24.... Lg6, 25. h5 Le8, 26. De2 Lc6,
27. De6t und gewinnt leicht.
Den verhältnismäßig zähesten
Widerstand bot 24....Dd7, um die
günstige Läuferposition auf f5 zu be-
halten. Freilich würde Schwarz auch
dann nach etwa 25. De2 h6, 26. Sf3
(einfach und gut. Auf 26. Se4 könnte
De7, 27. Dc4 Le6 folgen. Ver-
schwommen wäre auch 26. Dc4f
Kh8, 27. Sf7t Kh7, bezw. 27. Se5,
Ddlf 28. Kh2 Ld6 usw.) 26....Ld6.
27. Se5 Le5: 28. Le5: (nicht 28. De5:
wegen Ddlf nebst Dd6 mit Damen-
tausch) 28....De7, 29. f4!usw. trotz
der ungleichen Läufer mit Rücksicht
auf seine Isolationsbauern auf keine
Rosen gebettet sein. —
Nun folgt eine kurze Agonie.
25. Df3Xf5 h6Xg5
26. h4Xg5 Dd6— dlf
27. Kgl— h2 Ddl— h5t
28. Kh2— g3 Lf8— d6t
29. Lb2— e5 Dh5— e2
30. Le5Xd6 c7Xd6
31. g5 — g6 Schwarz gibt auf.
Zweispringerspiel im Nachzuge.
(Preußisch)
Als „eines der schwierigsten
Kapitel der Schachtheorie" bezeichnet
das Bilguersche Handbuch mit vollem
Recht den Max Lange -Angriff,
der sich auf vielen Haupt- und Neben-
geleisen bewegt.
Weiß verbrennt dabei alle Brücken
hinter sich und stürzt in ein noch
immer nicht ganz durchforschtes Meer
frontaler Verwicklungen, wie dies
auch die nachstehende schöne Partie
zeigt
Partie Nr. 25.
Meisterkampf zu Triest 1923.
Weiß: Schwarz:
E. Canal (Peru) P. Johner (Schweiz)
[Der zweite Preisträger besiegt den ersten!]
1. e2--e4 e7— e5
2. Sgl— f3 Sb8— c6
3. Lfl — c4 Sg8— f6
Vom größten Schachsystematiker
aller Zeiten, Rudolf v. Bilguer 1839
untersucht und für tauglich befunden.
Solider ist aber doch 3.... LfS — c5
(siehe nächste Partie).
4. d2 — d4! ....
Die Fortissimo-Fortsetzung!
Etwas zu nervös ist 4. 0—0. Sehr
gediegen ist dagegen 4. d3 Lc5 (un-
genügender wäre 4....d5, 5. ed Sd5:
6. 0 — 0 nebst Tel mit Belagerung
des Punktes e5. In einer Partie Mieses-
Marshall, Mannheim 1914 geschah:
6. . . . Lg4 [sicherer immerhin 6. . . . Le7],
7. h3 [nachhaltiger 7. Tel und wenn
darauf 7....Df6, so 8. Sc3] 7....Lh5
[oder 7....Lf3: 8. Df3: Sd4, 9. Ddl
b5, 10. Lb3 Sb3: 11. ab Lc5 mit
gleichem Spiel], 8. g4 Lg6, 9. Se5:
[wieder war 9. Tel vorzuziehen] 9. . . .
Se5: 10. De2 Dd6, 11. d4 0—0, 12.
de Dc6 mit gleichem Spiel), 5. Sc3
(auch 5. c3 oder 5. Le3 sind gut
spielbar) 5. . . . d6 usw. mit der
italienischen Normalstellung. —
Ins italienische Vierspringerspiel
lenkt 4. Sc3 Se4:! usw. ein (vgl Partie
Nr. 24), während dem altertümlichen
Abwartungszug 4. De2 vielleicht noch
eine große Zukunft blüht.
Einen sehr guten „Stümperzug*^
stellt schließlich der impulsive Aus-
fall 4. Sg5 dar, mit der Folge:
4....d5 (auf 4....Se4: ist 5. LfTif
Ke7, 6. d4! h6 [6.... Sd6, 7. Lb3], 7. Se4:
Kf7: 8. d5 das Alleinrichtige).
5. ed Sa5 (auf 5.... Sd5:? bildet be-
kanntlich nicht das sofortige Opfer 6. Sf7:,
sondern der LoUi-Zug 6. d4! eine restlose
Widerlegung. - Interessant ist der Fritz'sche
Gegenausfall 5 Sd4, worauf in einer
Partie Bogoljubow-Rubinstein, Stockholm
1919, folgte: 6.... d6! [nach Leonhardt ist
die ältere Methode: 6. c3 b5! mit der Ver-
stärkung 7. Lfl! Sd5: 8, cd Dg5: 9. Lböf
allerdings mit großen Verwicklungen, vor-
zuziehen] 6.... Dd6: 7. Lf7:t Ke7, 8. Lb^
[8. c3 h6] 8. . . . SbS:! 9. ab! h6, 10. SfS e4,
11. Sgl Kf7, 12. Sc3 De6, 13. De2! [besser
als die Bilguer'sche Fortsetzung 13. Sge2
Ld6 usw. mit Vorteil für Schwarz] 13
Lc5, 14. Db5 e3! 15. SfS! ed'f 16. Ld2:
TeSf 17. Kfl Lg4, 18. Dc6: bc, 19. Sei mit
behauptetem Bauernvorteil).
6. d3! (von einem gewissen Morphy
bevorzugt und daher sicherlich nicht
schlecht. — Kleinlich ist dagegen 6. Lböf
c6! [Horrwitz] 7. de bc, 8. Le2! [8. Df3 Dc7
mit Vorteil für Schwarz] 8. ...h6, 9. SfS
[oder Steinitz 1891 : 9. ShS] 9. . . . e4, 10. Se5
Dc7 [Dr. Göring] 11. f4 Ld6, 12. d4 ed, 13.
151
Sd3: c5 [Dr. v Schmidt] 14. 0—0 0—0, 15.
Sc3 Tb8 usw. nebst baldigem Td8 und
c5 — c4 mit schwarzer Initiative).
6....h6, 7. Sf3 e4, 8. De2 Sc4: 9.
de Lc5 (Maröczy empfiehlt hier zunächst
9.... Lei, z.B.: 10. Se5 [wenn 10. Sd4, so
10. . . . c6 und Schwarz gewinnt bei günstigem
Spiel seinen Bauern zurück] 10 0—0,
11. 0—0 Ld6, 12. f4 ef, 13. Sf3: Te8 usw.
Oder wie Dr. Claparede vorschlägt, noch
energischer ll.....Te8! 12. h3 [12. Ddl?
Lc5!] 12. . . . Ld6, 13. Sg4: Sg4: 14. hg Dh4
mit Orkan. — Wir antworten jedoch auf
9....Le7, 10. Sfd2 Lg4, 11. De3! 0—0,
12. h3 Lf5, 13. g4 Lh7, 14. Sc3 usw., z. B.:
14....Sd7, 15. Sde4: f5, 16. gf Tf5: 17.
Ld2 Se5, 18. 0-0-0! Sc4: 19. Dd4 Se5, 20.
Le3 Sf3, 21. Dc4 mit Vorteil für Weiß oder
14.... c6, 15. de bc, 16.0—0 oder 14....
Te8, 15. Sb3 oder auch 14.... b6, 15. Sb3
nebst Ld2 und 0-0-0 mit steigernder Kon-
solidierung des weißen Spieles. — Noch
zweifelhafter geschah in einer Partie
Tartakower-Yates, Haag 1921 : 9. . . . Lb4t
10. c3 Ld6 [oder Wettpartie Tartakower-
Teichmann, Berlin 1921: 10. ...Le7, 11.
Sd4 Lg4, 12. Dc2 0-0, 13. Le3 Te8, 14.
Sbd2 mit Vorteil für Weiß], 11. Sd4! 0-0,
12. h3Te8 [12....Sd7, 13. 0-0 De7, 14.
Sd2 De5, 15. f4 mit Vorteil für Weiß], 13.
Le3 [13.0— 0De7, 14. Sd2 De5, 15. f4Dh5
mit Vorteil für Schwarz] 13. . . . Sd7, 14.
Sd2 Sc5, 15. 0-0-0 [sicherer 15. 0-0 f5,
16. f4] 15. . . . f5, 16. g3 c6, 17. Dh5 Sd3t
18. Kbl Tf8, 19. g4! mit weißem Vorteil).
10. Sfd2 (Beginn eines sinnreichen,
von Prof. B. A. Jankowitsch in Rostow a./D.
ausgesonnenen Springer- und Damen-
manövers. Viel unbeholfener ist 10.h30— 0,
11. Sh2 e3! 12. Le3: Le3: 13. fe Se4 usw.
— Auf den besonders von Alapin emp-
fohlenen Stützungszug 10. c3 geschah in
einer Partie Salwe-Vidmar, Karlsbad 1907:
10. . . . 0—0, 1 1. Sd4 Te8 usw. mit starkem
Druck für Schwarz).
10 0-0, 11. Sb3 Lg4! (in der
Partie Tschigorin -Teichmann, Nürnberg
1896, geschah schwächer: ll....Ld6, 12.
Sc3 Te8, 13. h3 Lb4, 14. 0—0! mit Vorteil
für Weiß).
12. Dfl Lb4t! (ein wichtiger Zwischen-
zug. Auf den sofortigen Rückzug, z. B.:
12 — Ld6 folgt die Zurückdrängung der
schwarzen Streitkräfte durch 13. h3 Lh5,
14. g4 Lg6, 15. Sc3 usw. mit vollem Sicher-
heitskoeffizient für Weiß).
13. Sc3 (dies halten wir für besser
als das „löchernde" 13. c3, worauf in der
mustergiltigen Angriffspartie Salwe-Mar-
shall, Wien 1908, 13....Le7, 14. h3 Lh5,
15. g4 Lg6, 16. Le3 Sd7, 17. Sbd2 Se5,
18. 0-0-0 b5! zum Vorteil für Schwarz
folgte. — Peinlich ist auch 13. Ld2 Ld2:t
14. Sd2: Te8, 15. h3 e3! mit Vorteil für
Schwarz).
13 b5 (oder etwa 13....Lc3!t
14. bc b5, 15. h3 Lh5, 16. g4 Lg6, 17. La3
Te8, 18. 0-0-0 bc [oder sofort 18. . . . e3,
19. fe Te3: 20. Kb2], 19. Dc4: e3, 20. fe
Te3: 21. d6 mit Vorteil für Weiß).
14. h3 Lh5, 15. g4 Lg6, 16. Ld2 Lc3:
17. Lc3: bc, 18. Dc4: Dd5: [18. .Sd5:
19. 0-0-0], 19. Dd5: Sd5: 20. La5 [20. 0-0
e3! bezw. 20. 0-0-0 Sc3: 21. bc f5! mit
Vorteil für Schwarz] nebst 0-0-0 usw. mit
besseren Bauern fürs Endspiel (z. B.: 20
e3, 21. 0-0-0! Le4, .22. Th2! Lf3, 23. Tel
e2, 24. Sd4 mit Vorteil für Weiß).
4 e5Xd4 (am besten)
5. 0—0! ....
Beginn des von Max Lange 1854
untersuchten Angriffssystems, das erst
volle vierzig Jahre später durch die
Analysen von H. Abels (in Hapsal)
und S. Zemsch (in Kiew) neue Ge-
dankennahrung erhielt und derzeit
dank den weiteren Verstärkungen von
Tschigorin (1899), Marshall (1910)
und Schlechter (1914) für vollkommen
korrekt und salon- pardon! turnier-
fähig gelten darf.
Rachitisch ist das sofortige 5. e5 wegen
d5 6. Lb5 (jetzt ist 6. ef de etwa mit der
Folge 7. De2t Le6, 8. fg Lg7: 9. Sg5 Dd5
für Weiß ungünstig) 6. . . . Se4, 7. Sd4: Ld7
(auf Keidansky's meteorhafte 7 Lc5 ist
8. Le3! einfach und stark), 8. Sb3 Dh4!
(auf 8. . . . Le6 folgt 9. Le3 Le7, 10. 0—0
f5, 11. Sd4 Dd7, 12. f3 Sg5, 13. Sc3 mit
besserem Spiel für Weiß. — Interessant
geschah in einer Partie Tartakower-Spiel-
mann, Baden b./W. 1914: 8. . . . De7, 9. 0-0
[9. Dd5: Sf6!] 9. . . . 0-0-0, 10. f3 [10. Dd5:
Lf5] 10....Sc5, 11. Lc6: Lc6: 12. Tel Se6,
13. Sc3 g5! mit beiderseitigen Chancen),
9. 0-0 0-0-0! 10. Lc6: (10. Dd5: Le6!)
10.... Lc6: 11. Sc3 f6! 12. Se4: de, 13.
De2 Td5! 14. e6 Ld6 und Schwarz steht
überlegen (Partie Tartakower-Reti, Baden
b./W. 1914).
5 Sf6Xe4
Ein vorsichtiger Ausläufer des
machtvollen Max Lange'schen An-
griffs.
Ansonsten kommt auch die „Hungari-
sierung" bezw „Philidorisierung" der Partie
durch 5.... Le7, 6. Sd4: d6 (6.... Se4: 7.
Sf5!), 7. Sc3 0-0 usw. bezw. 5.... d6, 6.
— 152 —
Sd4: Le7, 7. Sc3 0—0 usw. mit festem,
wenn auch etwas gedrücktem Spiel in
Betracht. Allerdings folgt dann nach
Dr. Krause: 8. Lf4! (in der gediegenen
Partie Tarrasch-Taubenhaus, Ostende 1905
geschah statt dessen: 8. h3 Sd4: [oder
8....Se4: 9. Se4: d5, 10. Sc6: bc, 11. Ld3
de, 12. Le4: mit Vorteil für Weiß], 9. Dd4:
Le6, 10. Le6: fe, 11. e5! usw. mit Vorteil
für Weiß. Versucht wurde ferner im Badener
Gambitturnier 1914: 8. Ld5, Partie Opo-
cencky-Schlechter und 8. Tel, Partie Johner-
Schlechter, beidemale mit gutem Ausgleich)
8....Te8, 9. Sc6: bc, 10. e5 de, 11. Le5:
mit besserer Bauernstellung für Weiß.
Das mächtige Hauptsystem aber
entsteht nach 5. ...Lc5*) und lautet
bekanntHch wie folgt:
5. . . . Lc5, 6. e5 (dies ist der eigent-
liche „Sturz ins Ungewisse". Mit 6. c3
*) Dieselbe Stellung kann auch aus
vielen anderen verwandten oder ver-
schwägerten Eröffnungen mit Zugum-
stellung herbeigeführt werden, wie dies
aus der nachstehenden tabellarischen Zu-
sammenstellung ersichtlich ist:
a) Italienisch: 1. e4 e5, 2. Sf3 Sc6, 3.
Lc4 Lc5, 4. 0—0 (oder auch sofort 4. d4
ed, 5. 0-0! Sf6) 4.... Sf6, 5. d4 ed
(spielbar ist auch 5 — Ld4) usw.
b) Läuferspiel: 1. e4 e5, 2. Lc4 Sf6
(oder auch 2 Lc5 bezw. 2 Sc6),
3. d4 ed, 4. Sf3 Sc6 (spielbar ist auch
das Keidansky-Gambit 4 Se4:), 5.
0—0 Lc5 usw.
c) Mittelgambit: 1. e4 e5, 2. d4 ed, 3.
Sf3 Sc6 (gut ist 3. . . . Lc5), 4. Lc4 mit
Einlenkung ins
d) Schottische Gambit: 1. e4 e5, 2. Sf3
Sc6, 3. d4 ed, 4. Lc4 Lc5, (bezw. 4. . . .
Sf6, 5. 0-0 Lc5. - Gedrückt wäre
4. . . . d6 und unklar 4. . . . Lb4t), 5. 0—0
Sf6 (statt 5. . . . d6) usw.
e) Auch Russisch: 1. e4 e5, 2. Sf3 Sf6,
3. Lc4 (oder auch 3. d4 ed, 4. Lc4 Sc6
usw.) 3. ...Sc6 (energischer ist 3
Se4:) 4. d4 usw.
f) Ferner Niemzowitsch's - Eröffnung :
l.e4Sc6, 2. d4e5, 3. Sf3 etc. und sogar
g) Aljechins- Eröffnung: 1. e4 Sf6, 2.
Lc4 (Prof. Krejcik's Zug) 2. . . . e5 (stark
ist 2....Se4: 3. Lf7:t Kf7: 4. Dh5t
g6, 5. Dd5t Kg7, 6. De4: Sc6! mit
Vorteil für Schw.), 3. d4 oder 3. Sf3 usw.
Wie man also sieht, führen viele Wege
— ob aber auch nach Rom?! Die Antwort
darauf erteilt der hier beigegebene Vari-
antenkomplex.
konnte Weiß noch immer ins Giuoco piano
einzulenken trachten).
6.... d5! (auf die von Steinitz emp-
fohlene Diversion 6. . . . Sg4 folgt am
stärksten 7. Lf4 d6 [v. Bardeleben zieht
hier 7.... 0-0, 8. h3 Sh6, 9. Lg5! Le7,
10. Lh6: gh, 11. c3 de, 12. Sc3 d6 vor],
8. ed Ld6: 9. Telf usw. — In Betracht
kommt ferner [auf 6. . . . Sg4] 7. c3. Schlecht
ist dagegen 7. h3 Sge5, 8. Se5: Se5: 9.
Tel d(j, 10. f4 d3t 11. Kh2 Dh4 usw.,
inkorrekt 7. Lf7:t Kf7: 8. Sg5t Kg8, 9.
Dg4: d5, 10. Dg3 h6, 11. Sf3 Lf5 usw.
Mangelhaft geschah auch in einer Partie
Olson-Reti, Stockholm 1919: 7. Del d5!
8. ed Kf8, 9. de Dc7: 10. De4 Sf6 usw.).
7. ef (ins ruhigere Wasser führt 7. Lb5
Sei, 8. Sd4: Ld7 [8.... 0-0, 9. Lc6:! bc,
10. Sc6: Dh4, 11. Le3 Le3: 12. fe Lg4, 13.
Dd3 mit weißem Vorteil], 9. Sb3 Se7 usw.).
7. ... de 8. Telf (schwächlicher ist
sofort 8. fg Tg8, 9. Lg5, da nun 9. . . . f6
[auf 9. . . . Dd5 folgt vorteilhaft 10. Sc3 nebst
Se4 und auf 9. . . . Le7 folgt 10. Le7: De7:
ll.Sd4:! mit Vorteil für Weiß bezw. 10....
Ke7:! 11. Telf Le6, 12. Te4! mit Ein-
lenkung in die Schlechter'sche Variante.
Siehe Anmerkung zum nächsten Zuge von
Weiß], 10. Telf [10. De2t De7! 11. Dc4:
Le6, 12. Db5 fg, 13. Db7: Kd7 mit Vorteil
für Schwarz] 10.... Kf7, 11. Se5t Se5:
12. Te5: Le7! [12.... fg, 13. Dh5t Kg7:
14. Tg5:t Kh8, 15. Tg8:t Kg8: 16. Dc5:
Le6, 17. Sbd2 mit weißem Vorteil], 13.
Dh5t Kg7: 14. Dhöf [14. LhOf Kh8 mit
Vorteil für Schwarz] 14....Kf7 [14....Kh8?
15. Te7:] 15. Dh7:t Tg7: 16. DhSf Tg6
[16. . . . Kg8, 17. Lf6:! bezw. 16. . . . Kf8, 17.
Dh8t Tg8? 18. Lh6t], 17. Dh7t Tg7, 18.
Dh5t usw. nur zum ewigen Schach führt).
8. . . . Le6 (auf das kluge, besonders
von Berger 1911 untersuchte Ausweichen
8. . . . Kf8 folgt am schärfsten 9. Lg5 [etwa
ein Ausgleich an Chancen ergibt sich nach
9. Sg5 Lf5! 10. fgf Kg7: 11. Sf7: Df6, 12.
Sh8 d3, 13. Sbd2! Kh8: 14. Sf3 usw.] 9. . . .
gf, 10. Lh6t Kg8, 11. Sc3! Lf8 [oder 11....
Lg4, 12. Se4 Lf8, 13. Lf8: Kf8: 14. Dd2
nebst Df4], 12. Lf8: Kf8: 13. Se4 nebst
eventuellen Dd2 mit starkem Angriff).
9. Sg5 (die Schlechter'sche „Ver-
stärkung" lautet: 9. fg Tg8, 10. Lg5 Le7!
[auf 10.... Dd5 folgt 11. Sc3 Df5, 12. Se4
Le7, 13. Le7:Ke7: 14. Sd4:Sd4: 15. Dd4:
mit weißem Vorteil], ll.Le7: und wenn jetzt
11 Ke7: so 12. Te4! [schwächer geschah
in einer Partie Mieses-Teichmann, Peters-
burg 1909: 12. Sbd2 Dd5! 13. b3 cb, 14.
Sb3: Td8, 15. De2 d3, 16. cd Tg7: mit
schwarzem Vorteil] 12. ...f5! [auf 12....
d3 sowie 12. . . . Dd5 folgt 13. Sc3! Mangel-
153 —
haft geschah auch in der Länderkampf
partie Euwe-Yates, Amsterdam 1923: 12...
Tg7: 13. Sd4: Sd4: 14. Td4: Dg8, 15. g3
Td8, 16. Sc3 c6, 17. Dd2 Tg4, 18. Se4
mit Vorteil für Weiß], 13. Th4 [hier kommt
auch das herzhafte Opfer 13. Te6: Ke6
14. De2f nebst Dc4: einigermaßen in
Betracht] 13. ...Kf7 [einfacher ist wohl
13....Tg7: 14. Sd4: Dd5, 15. Sc6: Dc6:],
14. Th7: [auf 14. Th6 könnte sich Schwarz
mit 14.... Tg7: 15. h4 Ld5, 16. Sg5t Kg8,
17. Dh5 De7 konsolidieren] 14....Tg7:
15. Tg7:t Kg7: 16. Sbd2 Df6 [bequemer
wäre nach Marco: 16 Dd5 und wenn
darauf 17. Sg5, so Lg8], 17. De2 c3 [er-
.zwungen], 18. bc de, 19. Sb3 mit gutem
Spiel für Weiß. [Partie Fahrni-Tartakower,
Baden b./W. 1914. Es folgte: 19. ...Tae8,
20. Db5! Lc8, 21. Sbd4 a6! 22. Dc5 Sd4:
23. Sd4: De5, 24. Dc3 Kf8! und jetzt hätte
Weiß statt 25. Dd2 mit 25. Se2 wohl
die Wiederholung der Züge herbeiführen
können].
Wie jedoch Lasker im Petersburger
Turnierbuch 1909 und nach dessen Rezept
auch Rubinstein im Collijn'schen Lärobock
ausführte, dürfte sich die Schlechter'sche
„Verstärkung" in obiger Variante nach
ll....De7:! [statt 11. ... Ke7:], 12. Sd4:
Td8, 13. c3 Tg7: 14. Da4 Kf8! 15. Sc6:?
Tg2:t! 16. Kg2: Dg5t usw. als eine „Ab-
schwächung" erweisen! — So klar ist uns
jedoch die Chose nicht, da Weiß wohl dem
Gambitgeiste der Stellung viel entsprechen-
der mit 12. c3 [statt 12. Sd4:] fortsetzen
kann, z.B.: 12.... d3, 13. Sbd2b5, 14. a4
usw. oder 12.... 0-0-0, 13. cd Tg7: 14. Sc3
usw. mit wilden Kampfe oder auch 12
de, 13. Sc3: Td8, 14. Da4 Tg7: 15. Se5
und nun wäre die Lasker'sche Kombination
15.... Kf8, 16. Sc6: Tg2:t 17. Kg2: Dg5t
18. Khl ganz unzureichend. — Wir sehen
also, daß der Schlechter'sche Vorschlag:
9. fg statt 9. Sg5 noch immer Existenzbe-
rechtigung besitzt).
9 Dd5 (von Staunton 1860 vor-
geschlagen. Ein Fehler wäre selbstredend
9.... Df6:? wegen 10. Se6: fe, 11. Dh5t
mit Figurengewinn und auch 9 0—0
führt nach 10. Te6:! fe, 11. f7t Kf8, 12.
Dh5 h6 13. Dg6 zum raschen Verlust. —
Gegen Loman's Phantasiezug 9 g6,
geschah in einer Partie Olson-Spielmann,
Stockholm 1919, als beste Widerlegung
10. Sbd2 [stark ist aber auch 10. Df3 0—0,
11. Te6: bezw. 10.... h6, 11. Se6: fe, 12.
Dg4! usw] 10. ...Dd5, 11. Sde4 0-0-0, 12.
Se6: fe, 13. Sc5: Dc5: 14. Lh6! Df5, 15.
Df3 e5 [besser war Td7], 16. f7! mit ent-
scheidendem Vorteil für Weiß).
10. Sc3 Df5, 11. Sce4 (widerlegt
wurde in einer P. Blackburne-Teichmann,
Nürnberg 1896, das ungestüme Vorgehen:
11. g4 Dg6, 12. Se4 Lb6! [12. . . . Ld6, 13.
f4 mit Vorteil für Weiß], 13. f4 durch 13. . . .
0-0-0! 14. f5 Lf5: 15. gf Df5: mit sieg-
reichem Gegenangriff für Schwarz).
Stellung nach dem 1 1 . Zuge von Weiß.
Jt.% K^.M
m^m^^ ■
1 ■
Eine historische Stetlung:
I.) Früher galt hier 11 Lb6 für an-
griffsabschlagend, bis es in der Partie
Tschigorin-Teichmann, London 1899 wider-
legt wurde: 12. fg (weniger zwingend ge-
schah in der bekannten Stichpartie Tschi-
gorin-Charousek, Budapest 1896: 12. Sg3
Dg6, 13. Se6: fe, 14. Te6:t Kd7, 15. Sh5
The8! 16. Sf4 Df7, 17. Df3! Tad8! 18. Ld2
gf, 19. Tael worauf jetzt statt 19....Te6:?
sehr gut 19 Se5 geschehen konnte)
12.... Tg8, 13. g4 Dg6, 14. Se6: fe, 15.
Lg5! Tg7: (auf 15 h6 folgt laut Analysen
von Zemsch gleichfalls 16. Df3! hg, 17.
Sf6t Kf7, 18. Te6:! Ke6:! 19. Telf Se5,
20. Dd5t Kf6, 21. De5: Kf7, 22. De7#
— Ungenügend ist auch 15.... d3 wegen
16. cd! cd, 17. Dd3: Tg7: 18. Tadl! Tf7,
19. h4 e5, 20. Dd5: usw.), 16. Df3 e5, 17.
Sf6t Kf7, 18. h4 h6, 19. Se4 Ke6, 20. h5
usw. mit überwältigendem Angriff.
II.) Als zweite Phase glaubte Schw. über
ein Dezennium lang in der schleunigsten
Königsretirade: 11 0-0-0 sein Heil zu
finden, bis auch diese gewiß lobenswerte
Idee durch die Partie Marshall-Tarrasch,
Hamburg 1910, in ihren Fundamenten er-
schüttert wurde: 12. Se6:! (auf 12. g4
De5! [12....Dd5? 13. fg Thg8, 14. Sf6
Dd6, 15. Sge4! mit weißem Vorteil. Partie
Tschigorin-Albin, Berlin 1897], 13. Sf3
[13. f4 d3t usw. erweist sich für Weiß
als kompromittierend] 13 Dd5, 14. fg
rettet sich Schwarz durch das glänzende
Turmopfer 14.... Lg4:!) 12.... fe, 13. g4
De5, 14. fg Thg8, 15. Lh6! d3, 16. c3 Ld6
(etwas besser geschah in einer später
gespielten Matchpartie Marshall-Leonhardt,
Hamburg 1911: 16. . . . d2, 17. Te2 Lb6,
18. Dfl [nach Zemsch ist hier 18. Kg2 das
154
Richtige] 18.... Td3, 19. Tdl Sd8, 20. g5
Sf7, 21.Dg2 [schärfer 21. Sg3!] 21....Sh6:
22. gh Dh5, 23. Tdd2: Td2:! 24. Td2:
Dh6: mit Ausgleich der Kräfte), 17. f4 Dd5,
18. Df3 Le7, 19. g5 Df5, 20. Sg3 Df7, 21.
Dg4 Tde8, 22. Te4 mit entscheidendem
Stellungsvorteil.
III.) Eine triste Aussicht für Schwarz!
Daher versuchte es Rubinstein in „Collijns
Lärobock" 1921 mit der Neuerung 11
Lf8 in der tückischen Absicht, auf den sehr
schön aussehenden Vorstoß 12. g4 durch die
überraschende Verwicklung 12 Dg4:!!
13. Dg4: Lg4: 14. fg (resultatlos wären
die Abzugsschachs: 14. Scöf Le6, bezw.
14. Sd6t Kd7 usw.) 14.... Lg7: 15. Sföf
Kf8, 16. Sg h7:t (auf 16. Sg4: gewinnt
16 h5 die geopferte Figur bei über-
legenen Endspielchancen zurück) 16. . . .
Th7: 17. Sh7:t Kg8, 18. Sg5 Sb4 usw.
gute Gegenchancen zu erlangen (z. B.: 19.
Te7 Sc2: 20. Tbl Lh5! 21. Tc7: b5, 22.
Lf4 Lh6 mit schwarzem Vorteil).
Wie jedoch die Untersuchungen
Vukovic's und Anderer beweisen, hat auch
diese Rettungsidee nur kurze Beine, da
Weiß auf 11.... Lf8 durch das elegante
Opfer 12.Sf7:!! (statt 12. g4)Kf7: 13.Sg5t
in entscheidenden Vorteil kommt z. B.:
a) 13. . . . Kg6, 14. fg Lg7: 15. Te6:t Lf6,
16. g4 Dd5, 17. Sh3! (die Pointe!) 17. . . .
Kg7, 18. Sf4 Dd7, 19. g5! (auf 19. Df3
wäre 19. . . . Se5 wegen 20. Te5: sowie
19. ...Tae8 wegen 20. Tf6:t usw.
verfehlt. Schwarz hat aber in 19
Thf8! eine feine Verteidigung zur Ver-
fügung.) 19 Lg7 (oder auch 19
Le5), 20. Dh5t mit unerbittlichem
Angriff.
b)13...Kg8, 14. g4! (Rubinstein zieht
hier nur 14. Se6: Te8! 15. Sc7: Telif
16. Del: gf mit Vorteil für Schwarz in
Betracht) 14. . . . Dd5 (natürlich nicht
14 — Dg4: wegen 15. Dg4: Lg4: 16.
f7# Ebenfalls wäre 14 . . . Dg6, 15. fg
Lg7: 16. Te6: Lf6, 17. Se4 Tf8, 18. g5
usw. für Schwarz sofort verderblich),
15. Se6: Dd7, 16. De2 (auch 16. Df3
Te8? 17. f7t kommt in Betracht) 16. . . .
d3, 17. cd ed, 18. De4 mit erdrückenden
Drohungen.
Allen diesen nach 5 Lc5 ent-
stehenden Verwicklungen geht also
Schwarz mit seinem Textzuge aus
dem Wege, wobei er die Tendenz
verfolgt, die Mittellage unter even-
tueller Rückgabe des Gambitbauern
zu vereinfachen und dadurch dem
ungebrochenen Offensivgeist des An-
ziehenden neue schwierige Aufgaben:
zu stellen.
6. Tfl— el
7. Sbl— c3
d7— d5
Ex occidente lux!?! Der jugend-
liche Peruaner fördert damit eine
überraschende und sehr geistreiche,,
vielleicht sogar vollkommen stich-
hältige Neuerung zutage, die jeden-
falls zeigt, wie unerschöpflich das
tausendjährige Schachgeheimnis ist!
Gewöhnlich geschieht hier 7. Ld5:
(zum bloßen Ausgleich führt 7. Sd4:
Lc5 [vielleicht Le7], 8. Ld5: 0—0!
9. Le4: [am besten] 9....Dd4: 10.
Le3 Ddl: 11. Tdl: Le3: 12. fe Se5
usw.) 7 Dd5: 8. Sc3 worauf dann
je nach der Art des Damenrückzuges
verschiedenartige interessante Ver-
wicklungen entstehen.
I.) Vor allem 8. , , . Da5! Dieser von
J. Möller in der „Tidskrif för Schack" 1911
empfohlene Seitenzug ist wohl auch der
beste, da er dem Nachziehenden gute
Gegenaussichten verschaft. Es kann dann
folgen:
9. Se4:! (das Einzigrichtige*) — Wenn
9. Te4:t so Le6, 10. Sd4: 0-0-0 und Schw.
erlangt durch die Fixierung des Springers
d4 das überlegene Spiel.)
9.... Le6! (mit der Idee den Mehr-
bauer zurückzugeben, um ehestens zur
langen Rochade zu gelangen, wodurch der
lebenswichtige Bauer d4 an Kraft gewinnt.)
*) Als nervöser Angriffsversuch, der
mit einem furchtbaren Fiasko endete, ge-
schah hier in einer Matchpartie Euwe-Reti^
Amsterdam 1920:
9. Sd4:!? Sd4: 10. Dd4: f5! 11. Lg5
Dc5! (Schwarz fürchtet sich vor dem Ge-
spenst eines einzigen Schachs nicht), 12.
DdSf Kf7, 13. Se4: fe, 14. Tadl (14. Te4:
Lf5!) 14. . . . Ld6!! (Einleitung eines
glänzenden Opferspieles, das an die
„Unsterbliche" erinnert), 15. Dh8: Dg5:
16. f4 (16. Dh7:? Lf5) 16....Dh4! 17. Te4:
Lh3!! (so spielen die Neo-Romantiker in
unserer düster-prosaischen Zeit. Das ganze
tausendjährige Arsenal von Kombinationen
steht ihnen zur vollen Verfügung), 18. Da8:
Lcöf 19. Khl Lg2:t! 20. Kg2: Dg4t
Weiß gibt auf.
155 —
10. Seg5 (oder 10. Sd4: 0-0-0 mit
Vorteil für Schwarz wie oben. — Auf 10.
Lg5 folgte in einer Partie Olson-Bogo-
Ijubow, Stockholm 1919: 10.... h6 [Bilguer
empfiehlt 10 Lb4 mit gleichem Spiel],
11. Lh4 g5, 12. Lg3 0-0-0 mit einem Mehr-
bauer bei sonst gesichertem Spiel.)
10.... 0-0-0! 11. Se6: fe, 12. Te6:
Dd5 (Rubinstein empfiehlt statt dessen in
„Collijns Lärobock" 12 Le7 mit der
Idee, diesen Läufer auf die strategisch
wichtige Diagonale f6-d4 zu bringen. In
einer Partie Tartakower-Tarrasch, Göte-
borg 1920, geschah darauf in völlig un-
wissenschaftlicher, dafür aber wirksamer
Weise: 13. Se5! Se5: [erzwungen, wenn
13.... Dd5, so 14. Dg4 Se5: 15. Te5:t
Dd7: 16. Dg7: mit Vorteil für Weiß], 14.
Te7: Td7 [auf 14. . . . The8 könnte etwa
15. Lg5 Te7: 16. Le7: Te8, 17. b4! Dd5,
18. Lc5 usw. oder noch einfacher 15. Ld2!
Dd5, 16. Te8: Te8: 17. D h5 mit kraftvollem
Druck und auf 14. . . . d4-d3, 15. Lf4 mit
ausgreifender Läuferentwicklung folgen.
Am besten war daher wohl 14 Thf8],
15. Td7: Sd7: 16. Lf4 Te8, 17. h3 Df5,
18. Lg3 De4, 19. Dd2 mit Angriffschancen
für Weiß. — Da also Rubinsteins Idee
12.... Lf8-e7-f6 schwer durchführbar ist,
hat man auch andere Züge, jedoch ohne
besonderes Glück versucht, z. B.: 12
Df5, 13. De2 oder sofort 12. . . . h6, 13. Ld2.
Weiß steht stark.)
13. De2 (in Betracht kommt auch
13. Tel.)
13.... h6! (in einer Partie Schlechter-
Johner, Baden b./W. 1914, geschah hier
13.... d3, 14. cd Dd3: worauf jetzt Weiß
statt des ausgleichenden 15. Dd3: mit
15. Lg5! einen nachhaltigen Druck auf die
gegnerische Stellung trotz des Damen-
tausches inszenieren konnte.)
Ein ganz gut möglicher Partieverlauf
wäre nun: 14. Lf4 (in einer Partie Havasi-
Kostitsch, Gyula 1921, geschah 14. Ld2,
worauf Schwarz mit 14. .. . Lc5 rasch zur
wirksamen Gegeninitiative gelangte. —
Mieses schlägt in der „Deutschen Schach-
zeitung" 14. b3 nebst Lb2 vor) 14 g5
(Einleitung einer interessanten und umso
berechtigteren Kombination, als sonst die
weißen Figuren ihre bedrohlichen Posten
beibehalten würden), 15. Lg3d3 (auf 15....
Lg7 folgt 16. Tg6 The8, 17. Dd3 usw.),
16. cd g4 (oder 16. . . . Dd3: 17. Dd3:! Td3:
18. Se5 Se5: 19. Le5: mit Vorteil für Weiß),
17. Sh4 (in Betracht kommt auch 17. Sei
z. B.: 17. . . . Sd4, 18. De5 Se6: 19. Dh8:
Lg7, 20. Dh7 Lb2: 21. Tdl Da2: 22. Lh4!
Th8, 23. Df5 mit sehr zweischneidigem
Spiel. — In einer Partie Tartakower-Steiner,
Budapest 1921, brachte hier Weiß ein
chancenreiches Qualitätsopfer: 17. Tc6: bc,
[oder 17.... Dc6: 18. Se5 De6! 19. De3I
Kb8, 20. Tel usw. mit entscheidendem
Druck], 18. Se5 h5, 19. d4! Kb7, 20. Tel
Te8 [20.... Td6, 21. Dc2! mit Vorteil für
Weiß], 21 . Tc3, worauf nun statt 21 . . . Dd4:
die Verteidigung 21....Ld6 am zweck-
mäßigsten wäre) 17. ...Sd4, 18. De5 Se6:
19. Dh8: mit ungefährem Ausgleich, wobei
jedoch Weiß nicht ohne Angriffschancen
verbleibt, z. B.: 19....Dd3: 20. De5 Ddlf
21. Del Del:t 22. Tel: Lb4! 23. Tbl Td2,
24. h3 usw. oder 19. . . . Lg7, 20. Dh7 Dd3:
(20.... Lb2: 21. Tel) 21. Dd3: Td3: 22.
Tel Lb2: 23. h3 usw.
II.) In Betracht kommt auch die ent-
gegengesetzte Seitenbewegung:
8 Dh5, 9. Se4: (auch hier wäre
9. Te4:t Le7, 10. Se2 Lg4 für Schwarz
ganz günstig.)
9....Le6! (9....Le7? 10. Lg5 mit
Vorteil für Weiß.)
10. Lg5 (oder 10. Sd4: mit Ausgleich.
Auf 10. Sg3 aber kehrt die schwarze Dame
wieder nach d5 zurück und auf 10. Seg5
kann 0-0-0 erfolgen.)
10.... Lb4! (10.... h6? 11. Lf6!)
11. Sd4: (unzureichend wäre 11. c3
bc, 12. bc La5! mit Vorteil für Schwarz)
ll....Ddl: 12. Tdl: Sd4: 13. Td4t
Le7, 14. Lf4 0—0 mit vereinfachtem Spiel.
III.) Keineswegs abgetan ist auch der
volle Damenrückzug: 8. ...Dd8, was von
vielen sogar für die beste Entgegnung
gehalten wird.
9. Te4:f ! (hier wäre umgekehrt zu
den beiden vorigen Fällen 9. Se4: Le7,
10. Lg5 Le6, 11. Le7: Ke7: für Weiß wenig
ersprießlich.)
9. ...Le7! (schwächer geschah in der
Partie Schiffcrs-Tschigorin, Hastings 1895:
9.... Le6, 10. Sd4: Sd4: 11. Td4: Dc8
12. Lg5f6, 13. De2! worauf jetzt allerdings
statt 13.... Lc5 am besten 13. ... Kf7 ge-
schehen sollte.)
10. Sd4: f5! (ungenügend ist 10. . . .
Sd4: 11. Td4: Ld7, 12. Lf4 usw. sowie
auch 10. ...0—0, 11. Sc6: bc, 12. Td4
De8, 13. Lf4 usw. mit wachsendem Druck.)
11. Tf4 (inkorrekt ist hier Dr. Hart-
laubs genialistischer Einfall [Hamburg
1920]: 11. Lh6 wegen 11.... fe, 12. Lg7:
Sd4: 13. Dh5t Kd7, 14. Ld4: Tf8 usw.)
11 0—0! (wenn ll....Lg5, so
12. De2t)
12. Sc6: (Weiß muß vereinfachen.
Ungünstig geschah in einer Klubturnier-
partie Spielmann-Reti, Wien 1914, das
156
angriffsbeharrende Manöver: 12. Le3 Ld6!
13. Sc6: bc, 14. Ta4 Df6, 15. f4 Tfe8, 16.
Df3 Tab8 mit schwarzem Vorteil.)
12 Ddl: 13. Sdl: bc mit ungefähr
gleichem Spiel, z. B.: nach „Collijn": 14.
Tc4 Ld6, 15. Sc3 c5, 16. Lf4 Le6 usw.
{Zwangsausgleich !)
IV.) Ganz ungünstig ist hingegen der
Schwebezug 8 Df5 wegen 9. Se4: Le7,
10. Lg5 Le6, 11. Lei: Ke7: 12. Sd4: Sd4:
13. Dd4: mit den Drohungen Db4f sowie
Dg7:
V.) Widerlegt wurde schließlich auch
der 1870 aufgetauchte und später von
Alapin befürwortete Winkelzug 8 D c4
durch folgende von Schlechter in der
„Deutschen Schachzeitung" 1914 veröffent-
lichte Analyse:
9. S d2! (nicht übel geschah aber auch
in der Partie Fahrni - Opocensky, Baden
b./W. 1914: 9. Se4: Le6, 10. b3 Dd5, 11.
Lg5 h6 [oder Partie Fahrni -Reti, ibid.:
11.... Le7, 12. Le7: Ke7: 13. c4 de, 14.
Dc2 mit Vorteil für Weiß], 12. Lf6! Da5
13. Sd4:! gf, 14. Se6: fe, 15. Sf6:t Kd7
usw. Die Partie erhielt einen Schönheits-
preis. Ungünstig geschah hingegen in der
Partie Spielmann-Breyer, Baden b./W. 1914:
9. Te4:f Le6, 10. Lg5 [sicherer wäre immer-
hin 10. Sd4: 0-0-0, 11. Le3] 10....Dc5!
11. Se2 h6, 12. Lf4 [oder 12. Lh4 g5, 13.
Lg3 0-0-0, 14. Sei Dd5, 15. Sd2 f5 mit
Vorteil für Schwarz. Korrespondenzpartie
Pastor Rhode-Schachgesellschaft Stendal]
12. . . . 0-0-0, 13. Se5 Ld5! 14. Sc6: Dc6:
mit entscheidendem Positionsvorteil.)
9. . . . Da6 (oder 9. . . . Db4, 10. Sd5
Da5, 11. c4! Ld6, 12. Se4: 0-0, 13. Ld2!
Da6, 14. Sd6: cd, 15. Se7 mit weißem
Vorteil oder 9. . . . De6, 10. Te4: Se5, 11.
f4! mit weißem Vorteil oder endlich 9
Dc5, 10. Se4:)
10. Sd5 Da5 (oder 10....Ld6, 11.
Se4 Kd8! 12. LgSf f6, 13. Sf6: h6, 14.
Dh5 Ld7, 15. Sd7:t usw.
11. c4! usw. wie oben.
Als Fazit obiger Erörterungen
wollen wir festhalten, daß von allen
Damenbewegungen 8. ...Da5 am
aussichtsreichsten ist
Der Textzug enthebt nun den
Gegnerderimmerhin qualvollen Wahl,
indem er aber dafür die schwarze
Aktionsfreiheit in engere Rahmen
hineinzwängt.
7 d5Xc4
Nach den in der „Neuen Wiener
Schachzeitung" ex 1923 veröffent-
lichten Analysen wäre die Annahme
des Opfers: 7.... d4Xc3 mangel-
haft, da darauf 8. Ld5: f5 (auch nach
der freiwilligen Rückgabe der Figur:
8....Lf5, 9. Le4:Le4: 10. Te4:t Le7
bleibt Schwarz im Nachteil, z. B.:
11. Del! cb, 12. Lb2:0— 0, 13. Tdl
Ld6, 14. Dc3 f6, 15. Db3tKh8, 16.
Db7: Tb8, 17. Dc6: Tb2: 18. Tdel
Tb6, 19. Da4Db8, 20. Te8 Db7, 21.
Tf8:t Lf8: 22. Te8! Tblf 23. Sei
und gew.), 9. Sg5 mit endscheidenden
Drohungen folgen würde, z. B.:
a) 9.... Se7?? 10. Lf7#
b) 9.... Lc5, 10. Se4: fe, 11. Lc6:t bc,
12. Dh5t (ungenügend wäre 12. Te4:f
wegen 12. . . . Kf7! [12. . . . Le7, 13. Lg5
mit Vorteil für Weiß], 13. Dh5t g6,
14. Tf4t Kg8 und Schwarz gewinnt)
12. . . . Kf8! 13. Dc5: Dd6, 14. Dc3: Lf5,
15. Da5! (präziser als 15. Le3) 15
g6 (oder 15.... Lg6, 16. Le3 Kf7, 17.
Tadl De7, 18. Lg5 usw.), 16. Lh6t
Kf7, 17. Tadl De7, 18. g4!! Lg4: 19.
Lg5 Df8, 20. Te4:! Ldl: 21. Tf4t Kg8,
22. Tf8:t TfS: 23. Lh6 und gewinnt.
c) 9....cb, 10. Se4: fe (10....baD, 11.
Sf6#), 11. Te4: Se7, 12. Lb2: Lf5
(oder auch 12....Dd6, 13. Df3), 13.
Df3!! (dies ist schärfer und eleganter
als das von Burn im „Field" angegebene
13. T d4 worauf Schwarz am besten
13. . . . Db8! 14. Dh5t Lg6, 15. De2 c6,
16. Lb3 Dc7, 17. Tel Td8 antwortet)
13 Lg6 (ungenügend auch 13....
Dd7, U.Tdlbezw. 13....Dc8, 14. Lb7:!
Tragisch verläuft auch 13 Le4: 14.
Lf7t! Kd7, 15. Tdlf Ld5 [15.... Sd5,
16. De4:], 16. Dg4t! Kc6! 17. Da4t
b5 [oderl7....Kd6, 18.c4c6, 19. Db4t
c5, 20. Del ! usw.], 18. Da6t Kc5 [18. . . .
Kd7, 19. De6#] 19. Ld4t Kb4 [19....
Kc4, 20. Da3!] 20. Td3! Kc4, 21. Da3
nebst Matt), 14. Lb7:! Le4: 15. De4:
Tb8, 16. Lc6t Kf7, 17. Df4t! Kgo
(oder 17.... Kg8, 18. Dc4t), 18. Le4t
Kh5, 19. g4t nebst Matt in 3 Zügen.
d) 9 Sb4, 10. Se4:! (ungünstig wäre
10. Le4: wegen 10.... fe [10.... Ddl:?
11. Lc6:t Kd8, 12. Sf7#], H. Te4:t
Le7, 12. Dd8:t Kd8: 13. Sf7t Ke8, 14.
Sh8: Kf8! 15. Tf4t Kg8, 16. Sf7 Sd5,
17.Tf3Lf6 mit schwarzem Vorteil) 10....
Le7 (erzwungen, da 10 fe, 11. Lf7t
bezw. 10.... Dd5: 11. Sf6t die Dame
- 157
kosten und auch 10.... Sd5: 11. Sdßf
Kd7, 12. Sf7 den Schwarzen knock-out
setzen würde), 1 1 . Dh5 f Kd7 (auf 11....
g6 folgt 12. Sf6t nebst Lh6#), 12.
Df5:t Ke8, 13. Df7t Kd7, 14. Tdl und
Schwarz ist verloren.
In Betracht kommt aber statt des
Textzuges die Verteidigung 7....Le6,
worauf es für Weiß viel schwieriger
wird, die Initiative zu behalten, da
darauf weder
a) 8. Sd4:? Sd4: 9. Dd4: Sc3: nebst de
mit Mehrfigur für Schwarz; noch
b) 8. Sd5: Ld5: 9. Ld5: Dd5: 10. Sg5 f5
(es gehtauch gleich 0-0-0), 11. fS 0-0-0
(auf ll....Lc5 folgt doch 12. fe, da
das Abzugsschach ungefährlich ist), 12.
fe fe, 13. Te4: (oder 13. Se4: Lb4) 13. . . .
Lc5, 14. Dg4t Kb8, 15. Khl Tde8 usw.
für Weiß ersprießlich wäre. — Auch bei
c) 8. Se4: de! (8.... de, 9. Le6: fe, 10.
Te4: mit weißem Vorteil), 9. Seg5 (nach
9. Lg5Le7, 10. Le7: De7: 11. Sd4:Td8!
12. c3 Sd4: 13. cd 0—0, 14. Sc5 Df6
bezw. 14. Sc3 Dd6 bleibt Schwarz der
Stärkere. — Ungenügend ist auch 9.
Sfg5 Le7 [9.... Dd5, 10. Sf7:! bezw.
9.... Dd7, 10. Se6: fe, 11. Dh5t Df7,
12. Db5], 10. Se6:fe, 11. Dh5t [ll.Dg4
Dd5 mit Vorteil für Schwarz] 11. . . . g6,
12. Db5 Dd5! [präziser als 12. . . . 0—0,
13. Dc4: Dd5], 13. Db7: Sb4! [13....
Kd7, 14. Lf4 e5, 15. Sc3!], 14. Dc7:
[14.Sf6tLf6: 15. Db4: Kf7: mit Vorteil
für Schwarz] 14. ... Sc2: 15. Lg5 Dd7,
16. De5 0—0, 17. Lh6 Tf7 und Weiß
hat ausgetobt) 9 Le7 (auf Dd5 oder
Dd7 könnte 10. Sf7:! nebst Sg5 folgen),
10. Se6: (inkorrekt wäre 10. Te6: fe,
11. Se6: Dd6, 12. Sg7:t Kd7) 10.... fe,
11. Te6: 0—0, 12. b3 (noch am besten.
Auf 12. De2 folgt 12. . . . d3, 13. cd cd,
14. De4 Tf3:! 15. gf d2, 16. Ld2: Dd2:
17. Te7: Dg5t und Schwarz gewinnt.
Auf 12. Del verstärkt Schwarz seinen
Gegendruck durch 12 Lf6 und auf
12. Te4 kann 12. . . . Lc5, 13. b3 b5 folgen)
12....Dd7 (12....Dd5, 13. De2 d3?
14. bc! mit wiedererobertem Bauern-
material bei freier Stellung) 13. Te4
cb, 14. ab Lf6 usw. hat Weiß andauernd
gegen das numerische Übergewicht des
Gegners anzukämpfen. — Schöne An-
griffschancen gewährt ihm dagegen:
d) 8. Ld5: Sc3: (auch mit 8.... Ld5: 9.
Se4: Le6, 10. Seg5 bezw. 9....Le7, 10.
Lg5 würde Schwarz die feindliche Um-
klammerung nicht ganz abschütteln)
9. Lc6:t bc, 10. bc de (nach 10. . . . Le7,
1 1 . cd stünde eher Weiß besser), 1 1 . Sd4
(nachhaltiger als 11. De2, worauf sich
Schwarz mit ll....Ld6! [ll....Le7, 12.
Tdl], 12. Sg5 0-0 usw. unter Rück-
gabe eines der beiden Mehrbauern so
ziemlich salvieren würde.) Jetzt ist die
schwarze Lage kritisch, z. B.: 11....
Le7, 12. Se6: (12. Df3 Dd5) 12....Ddl:
(12.... fe, 13. Dg4 mit weißem Vorteil),
13. Sc7:t Kd7: U.Tdlif Kc7: 15. Lf4t
Ke8, 16. Td3 usw. bezw. ll....Dd7,
12. Df3bezw. ll....Dd5, 12. Se6: (12.
Dg4 h5) 12.... fe (12.... Ddl:?, 13.
Sg7:t und gewinnt), 13. Dg4 0-0-0
(oder etwa 13.... Kf7, 14. Df4t Kg8,
15. Dc7: Ld6, 16. Db7 Tf8, 17. Le^
mit weißem Vorteil), 14. Lg5! Te8
(14....Td6, 15. Lf4), 15.Tfel! Df5, 16.
Da4 mit siegreichem Angriff, bezw.
endlich ll....Df6, 12. Dd4! Kd7 (auf
12. . . . h5 folgt 13. De4 und auf 12. . . .
Lc5 gewinnt 13. Te6:t nebst Dh5t>
13. Te6:!! (Nach 13. Se6: fe, 14. Lg5
Dg6, 15. h4 Ld6! usw. würde die weiße
Initiative versanden) 13 fe, 14. De4
Ld6 (auf 14.... e5 folgt auch 15. Lg5!l
Dg6 [15. ...Dg5: 16. Dc6:t usw.], 16.
De5: [nach 16. Dg4t Ke8! 17. Tel Kf71
würde Weiß wenig erreichen] 16. . . . Ld6,
17. Da5 mit andauernden Drohungen),,
15. Lg5!! Dg5: (auf andere Damenzüge
entscheidet nunmehr 16. Dc6:t) 16.
De6:t Kd8, 17. Sc6:#
Allen diesen schönen Mattphantomen
kann Schwarz zwar gleich im Anfang ein
mächtiges Veto anlegen durch 8 — de!!
(statt 8.... Sc3:), da nun auf 9. Te4: der
brutale Zug 9 — Se7! glatt gewinnen
würde und Weiß daher mit 9. Le4: den
Damentausch zulassen muß. Doch würde
Weiß auch bei dieser prosaischen Wendung
nach9. Le4:Ddl: 10. Tdl:! (hier und auch
im nächsten Zuge würde 10. Lc6:t bc,
11. Tdl: cb, 12. Lb2: f6, 13. Sd4 Ld7
[13....Ld5, 14. Sb5], 14. Sb3 Ld6, 15. Ld4
Lf5 [15....Kf7, 16. Lc5], 16.Td2Kf7 usw.
dem Gegner den Vorteil des Läuferpaares
überlassen) 10. ...cb, 11. Lb2: f6, 12. Sd4
usw. allerlei Beunruhigungschancen be-
halten, z. B.: 12. ...Sd4: (auf 12.... Ld7
kann 13. Sb5 0-0-0, 14. Tabl folgen), 13.
Ld4: c6 (13. ... 0-0-0, 14. a4), 14. Tabl
Lc8, 15. Tel Kf7, 16. a4 Le7, 17. a5! a6,
18. Ld3 Te8, 19. Lh7: (mit 19. Lc4t Kf8
würde Weiß nichts erreichen) 19 g6,
20. Te3 Lf5, 21. Tb7: Kf8, 22. g4! (präziser
als 22. Tbe7: Te7: 23. Lc5 Te8, 24. c3 Kf7)
22. . . . Lc2: 23. g5! fg, 24. Tf3t Lf5, 26. Lg6:
und Weiß gewinnt. —
Hiermit haben wir die geistvolle
peruanische Neuerung einigermaßen
158
durchleuchtet mit dem Ergebnis, daß
derselben mehr als nur die Rolle
eines blendenden Meteors zukommt.
Sie darf sich auch in streng-theo-
retischer Beleuchtung wohl zeigen
lassen!
8. TelXe4t Lc8— e6
Die Verteidigung 8. . . . Lei, 9. Sd4:
f5, 10. Tf4 kommt dem Nachziehenden
mit Rücksicht auf die drohende Ent-
wertung seiner Bauern (Sc6:) etwas
zu unsicher vor.
9. Sf3Xd4
10. Te4Xd4
S c6Xd4
D dS— c8
Schw. benimmt sich noch immer
renitent 'und glaubt jeder Verein-
fachung aus dem Wege gehen zu
dürfen. Mit bescheideneren und daher
leichter zu erreichbaren Verteidigungs-
zielen verbunden war sofort 10
Ld6, wenn auch dann Weiß nach
etwa 11. Lf4 0—0, 12. Ld6: cd, 13.
Td6: De7, 14. Dd4! TfdS, 15. TdS:
DdS: 16. Tdl Dd4: 17. Td4: im
kleinen Endspielvorteil bleibt. Diese
Wendung war jedenfalls vorzuziehen,
da auch der Textzug den Mehrbauer
nicht zu behaupten vermag.
11. Lei— g5!
LfS— d6
Auf 11 f6 gewinnt in hübscher
Weise 12. Lf6: gf, 13. Dhöf Lf7, 14.
Telf! (14. Te4tLe7, 15. De2 0— 0!
16. Te7: TeS würde nur ungefähren
Ausgleich ergeben) 14. ...Le7, 15.
Dh6! (15. De2? 0— 0!) 15....Df5,
16. Se4! (16. Tde4 0-0-0) 16....Le6
(oder 16....Lg6, 17. Dg7 TfS, 18.
Sd6t usw.bezw. 16....De5, 17.Sf6:t
Lf6: 18. Te5: Le5: 19. De3 und gew.),
17. Sg3 Dg6, 18. De3 mit zermal-
mendem Druck. — Auch nach 11....
Le7, 12. Le7: Ke7: würde Weiß etwa
mit 13. Sdöf oder auch 13. De2,
am energischesten aber vielleicht mit
13. Dh5 seinen Stellungsvorteil ver-
werten können.
Schon um der Drohung 13. Td6:
zu entgehen.
Stellung nach dem 12. Zuge von Schw.
üa ■iiii
12. Sc3— e4
0—0
13. Se4— f6t!! ....
Ein ebenso unerwartetes wie
korrektes Figurenopfer, dessen An-
nahme überdies erzwungen ist (13. . . .
Kh8, 14. Dh5 h6, 15. Lh6: usw. bezw.
14 Lf5, 15. Th4 mit undeckbarem
Matt).
Die kurze Laufbahn dieses wage-
mutigen Springers (Sbl-c3!-e4-f6!)
war überaus glänzend.
13 g7Xf6
14. Lg5Xf6 Ld6— e5
Schwarz sieht sich bereits ver-
anlaßt, die Figur wegen der sonst
kaum abwendbaren Drohung Dh5
und Th4 schleunigst zurückzugeben.
Z. B.: wie im „Resto del Carlino" aus-
geführt wird: 14. . . . h6, 15. Dh5 Kh7,
16. Th4 Lf4, 17. Lg5 und gewinnt,
oder auch 14....Te8, 15. Dh5 Lf5,
16. Td6:! usw.
Allenfalls käme hier die Verteidi-
gung 14. . . . Td8, 15. Dh5 Kf8 (nicht
aber 15....Lf5 wegen 16. Dh6 Lf8,
17. Td8: Dd8: 18. Dg5t und gew.)
mit großen, bei Brett kaum zu be-
rechnendenVerwicklungen in Betracht
z.B.: 16. Dh7: (auf 16. Tel kann
Le7 und auf 16. Dg5 Ke8, 17. Tel
h6! 18.Dh6:Kd7 mit Errettung folgen)
16....Ke8, 17. Dh5!! (um die Flucht
Kd7 zu hindern. Nach der nahe-
liegenderen Fortsetzung 17. Tel Kd7!
159 —
18. f4 [fruchtlos wäre 18. Te6: Ke6:
19. Te4t Kd5! 20. Td4 Kc6 mit
Kettung] 18....Kc6! [auf 18....Th8
kann Weiß mit 19. De4 seinen An-
griff chancenreich fortsetzen], 19. Ld8:
[auf 19. f5 folgt nunmehr Lc5 und
auch 19. De4t Kb6 führt zu nichts]
19. . . . Dd8: 20. Te5 Kb6! würde Weiß
wie ein reiner Tor dastehen. — Ver-
schwommen ist auch sofort 17. f4
Kd7! 18. f5 Kc6!! 19. fe [19. Ld8:
Dd8: 20. Khl Df6] 19....De6: 20.
De4t [20. Ld8: DeSf 21. Khl Dd4:
usw.] 20. . . . De4: 21. Te4: Lcöf 22.
Khl [22. Kfl Td2] 22....Td6, 23. Lg5
b5 usw.) 17.... a6 (auf 17....Kd7
gewinnt nunmehr elegant 18. Db5f
c6, 19. Td6:t!Kd6:[bezw. 19....Kc7
20. Ld8:t usw. bezw. 19....Ke8, 20.
Td8:t Dd8: 21. Db7: und gewinnt],
20. De5t Kd7, 21. Tdlf Ld5, 22.
De7#) 18. f4! und das Lasso über
dem Halse des Schwarzen zieht sich
immer enger zusammen.
Nach dem redemptorischen Text-
zuge hingegen tritt äußerlich das
numerische Gleichgewicht der Streit-
kräfte ein und schon glaubt Schwarz,
sein Tagewerk getan zu haben, doch
spielen im Schach noch
viele andere geheime Kräfte
mit!
15. Lf6Xe5
16. Le5— g3
f7— f6
Tf8— d8
Die Lichtseiten dieses Zuges (Ver-
einfachung des schwierigen Spieles!)
werden bald durch dessen Schatten-
seiten (Entfallen einer für den ent-
blößten Königsflügel sehr wichtigen
Yerteidigungsfigur!) überwogen.
Zweckmäßiger war daher 16....
Tf7 z. B.: 17. De2 c6 nebst Ld5 und
Schwarz hat das Ärgste überstanden.
Weniger natürlich sieht der Mobili-
sierungsplan 16. . . . a5 nebst Ta6 aus,
da die Läuferstellung auf e6 kaum
zu behaupten ist.
19. Ddl— f3 ....
Ein tragisches,f ür diese Eröffnungs-
variante sehr bezeichnendes Schicksal :
Schw. ist trotz der ungleichen Läufer
und des reduzierten Figurenmaterials
total verloren, da sein Königsflügel
völlig entnervt ist.
19 Kg8-g7
Auch nach etwa 19....Ld5, 20.
Dg4t Kh8 (oder Kf7), 21. Df5 Kg7,
22. Tdl Le6, 23. Df3 usw. würde
Schwarz der eisernen Umklammerung
nicht entrinnen.
20. Df3Xb7t ....
Etwas unklar wäre 20. Lf6:t Df6:
21. Db7:t Lf7, 22. Da8: Db2: usw.
Im übrigen war aber auch der Vor-
bereitungszug 20. Tdl, z.B.: 20....
pf8, 21.Db7:t(21.Lf6:tKg6) usw.
sehr stark.
20 Le6— f7
21. Db7— f3 Ta8— b8
Um eine Nuance besser war Tc8.
22. Tal— dl ....
Auch jetzt wäre 22. Lf6:t Df6:
23. Dg3t nebst Db8: der kaum
schnellere und daher auch kaum
präzisere Weg znm Gewinn.
Weiß steht nämlich so stark, daß
er den Sieg auch durch reine Pressions-
mittel, ohne gewaltsame Qualitäts-
eroberungen zu erzwingen vermag.
22
23. Df3— g3t
D d8— b6
Lf7-g6
17. Lg3— h4
18. TdlXdSf
c7— c5
Dc8Xd8
Oder etwa 23.... Kh6, 24. Td6
Db2: 25. Dg5 #
24.Tdl— d7t ....
Ein Hereinfall wäre 24. Td6 Db2:
25. Lf6:t Df6:! undWeiß kann wegen
des auf bl drohenden Matts nicht
mehr gewinnen, sondern muß mit
ewigem Schach durch 26. Td7f Kh6,
27. Dh3t Lh5, 28. De3t usw. vor-
liebnehmen.
24.
Kg7-g8
160
25. Lh4Xf6 Tb8— b7
26. Td7— dSf Kg8— f7
27. Dg3— f4 entscheidend. D b6— e6
Natürlich nicht 27... .Df6: wegen
28. Tf8t
28. Lf6— c3t ....
Dieses Abzugsschach deckt wohl-
weisHch das eventuelle Gegenmatt
auf el und zeigt daher, daß der
jugendliche Peruaner trotz der Hitze
des Gefechts und trotz der großen
Zeitnot mit klarem Kopfe arbeitet.
Auf 28. Lg7 (oder gar — e7??), was
der sonst so hellblickende Glossator
Teichmann im Turnierheft als das
Präzisere bezeichnet, würde Schwarz
selbstredend nicht ihm zur Freude
den Läufer nehmen (wegen 29. Df8#)y
sondern mit 28. . . . Lf5 eine verbissene
Verteidigung (auf 28. Le7? sogar eine
glatte Gewinnführung) einleiten.
28.
D e6— f5
Auf 28. . . . Lf5 würde der kanni-
balische Zug 29. g4 folgen, womit
Lf5 einfach aufgefressen wird.
29. Df4Xc4t
Df5— e6
Oder 29....Ke7, 30. Td5 mit
Entscheidung.
30. Td8— f8t Schwarz gibt auf.
Eine vom südländischen Tempera-
ment getragene Angriffspartie!
Italienisch.
(piano und forte)
Eine Lavierungspartie. Ob-
wohl aller Knalleffekte bar, ist die
nachstehende Partie ein treffliches
Beispiel dafür, wie Schwarz, wenn
man ihn nicht ständig durch Dro-
hungen in Atem hält, allmählich die
Oberhand gewinnen kann.
In rein taktischer Beziehung illu-
striert die Partie die weitausgreifende
Wirkung des Läuferpaares.
Partie Nr. 26.
Großturnier zu Göteborg 1920.
Weiß: Schwarz:
Bogoljubow. Reti.
[Ret! erklimmt die Turnierspitze!]
1. e2— e4
2. Sgl— f3
3. Lfl— c4
e7— e5
Sb8— c6
Lf8— c5
Die älteste und wohl auch beste
Fortsetzung. Ganz allgemein läßt sich
die nunmehrige Sachlage dahin for-
mulieren, daß Weiß zu gewaltsamen
Mitteln (z. B. 4. b4!) greifen müßte,
um das seelische Gleichgewicht
der Streitkräfte zu brechen, während
beim „Zv/eispringerspiel" umgekehrt
Schwarz (nach 4. d4! oder auch
4. Sg5) nur durch gewaltsame Mittel
dem drohenden Nachteil entrinnen
kann. —
Was die Ungarische Verteidigung
3. . . . Lf8 — e7 anbetrifft, so bietet sie oft
ein treffliches Beispiel dafür, wie vor-
zeitiges Binden der Kräfte trotz des even-
tuellen Entv^^icklungsvorsprungs keine
greifbaren Vorteile ergibt und ist daher
darauf die zurückhaltende Spielweise (etwa
mit 4. Sc3 Sf6, 5. d3! d6, 6. h3) eher zu
empfehlen. Für das energischeste gilt
freilich 4. d4, doch soll man sich hierbei
vor dem weiteren scharfen Losgehen
hüten, da die schwarze Stellung sehr ver-
teidigungswert ist. In einer Partie Tarta-
kower-Davidsohn, Haag 1921, folgte:
4. . . . d6 (auf 4 ed geschieht am
besten 5. Sd4:! d6 mit event. Einlenken
in die Textvariante. Dagegen erweist sich
der für Weiß vielversprechende Zug 5. c3
als kräftevergeudend, da Schwarz darauf
nicht mit 5. ... de? 6. Dd5! [z. B. 6. . . .
Sh6, 7. Lh6: 0-0! 8. Lei [8. Sc3!] Sb4,
9. Dh5 Sc2t 10. Kfl! Sal : 11. h4! mit
Mattangriff] antwortet, sondern durch
5. . . . Sa5! 6. Dd4: Sc4: 7. Dc4: Sf6, 8. e5
d5, 9. Da4t Sd7! 10. 0—0 0—0, 11. Le3
Sc5 usw. ungefähren Ausgleich herbeiführt).
5. h3 (hier und in den nächsten Zügen
beschränkt sich Weiß darauf, das gegne-
rische Spiel lahmzulegen, ohne sich noch
für irgend einen festen Angriffsplan zu
erklären. — Auf 5. c3 könnte f5 folgen
und auch 5. d5 ist wegen der später zu
gewärtigenden Gegenchance f7— f5 zwei-
schneidig. Allerdings gelang es in der
mustergiltigen Partie Tarrasch-Showalter,
Wien 1898, dem Anziehenden diese Gegen-
hoffnung rechtzeitig zu unterbinden: 5. d5
Sb8, 6. Ld3 Sf6 [in Betracht kommt 6. . . .
f5, 7. ef Sf6, 8. Sc3 c6, 9. de Sc6:], 7. c4
0-0, 8. h3! c6, 9. Sc3 Sa6, 10. Le3 Sc7,
11.0— 0 usw. Aber auch nach einer schein-
bar völligen Einschnürung ist das schwarze
Spiel lebensfähig; vergl. Partie Aljechin-
Breyer, Mannheim 1914: 5. Sc3 Lg4, 6. h3
[geschieht post festum!] Lf3: 7. Df3: Sf6,
8. d5 Sb8, 9. Le3 Sbd7, 10. g4 Sf8, 11.
h4 Dd7, 12. Lb5 c6, 13. Le2 Ld8! 14. g5
Sg8, 15. 0-0-0 Lb6 und dem schwarzen
Spiel ist sehr wenig anzuhaben).
5 Sf6, 6. Sc3, 0—0, 7. LeS (schab-
lonenhafter wäre etwa 7. 0—0. Vergleiche
Anmerkung zum 5. Zuge von Weiß. [„Ab-
wartungsstrategie!"] Schwarz verliert nun
die Geduld und glaubt sich endlich be-
freien zu können. Es folgte:) 7. . . . ed, 8.
Sd4: Se4: (dieses „Gabelopfer" erweist sich
Dr. S. 6. Tartakower: Die hypermoderne Schachpartie.
162
in den meisten Fällen als ungünstig. Aller-
dings würde auch nach etwa 8. . . . Te8,
9. Sc6: bc, 10. Df3 Tb8, 11. 0-0-0! usw.
der Druck von Weiß immer fühlbarer
werden), 9. Se4: d5, 10. Sc6: bc, 11. Ld3!
de, 12. Le4: De8, 13. Df3 Ld7, 14. 0-0-0!
mit reeller Stellungsüberlegenheit für Weiß,
da die gegnerischen Figuren zwar nicht
eingeschnürt, dafür aber patt stehen!
4. d2— d3 ....
Aus guten Gründen ins zahme
„Giuoco piano" (Lolli 1763) ein-
lenkend da die ausanalysierten Ver-
wicklungen der italienischen Dolch-
kampfvariante:
4. c2-c3 Sg8— f6! (Damiano 1512),
5. d2— d4 e5Xd4, 6. c3Xd4 (beachtens-
w^ert ist hier der von Steinitz bevorzugte
Zwischenstoß 6. e5, z. B.: 6. ...d5!7.
Le2! [auf das üblichere 7. Lb5 ist Se4,
8. cd Lb4t! am besten] 7. . . . Se4, 8. cd
Lb6, 9. 0—0 [in einer Partie Schlechter-
Reti, Baden b. W. 1914, geschah zunächst
9. Sc3 0-0, 10. Le3 Le6, 11. Dc2 f5! 12.
ef Df6:! 13. Tadl Tae8! 14. 0-0 Se7!
15. Se5 Sf5 und Schwarz steht bereits
ganz günstig] 9. ... 0—0, 10. Sc3 f5! [in
einer Partie Charousek-Schlechter, Köln
1898, geschah weniger unternehmend
10. ...Lg4, 11. Le3 Se7, 12. Dc2 Sc3:!
13. bc Sg6, 14. Sg5! mit Vorteil für Weiß.
Auch bei 12. . . . f5 hätte Weiß mit 13. Se4:
de! 14. Sg5! das bessere Spiel behauptet],
11. ef Sf6: 12. Le3 mit starken Punkten),
6. ...Lc5— b4t (ungünstig gestaltet sich
die schwarze Lage nach 6. . . . Lb6 wegen
7. Sc3! Sf6 [7. ...Lg4, 8. Lb5!], 8. 0-0
0—0, 9. Lb3! Lg4, 10. Le3: vergl. hierzu
die beiden Karlsbader Partien 1911: Partie
Leonhardt-Burn: 10. ...h6, 11. Dd3 Te8,
12. Sd2 De7, 13. Tael Tad8, 14. a3 mit
Vorteil für Weiß und Partie Leonhardt-
Maröczy: 10. . . . Te8, 11. Dd3 Lh5 [besser
Lf3: 12. gf Sh5], 12. Tael Lg6, 13. Sg5
mit Vorteil für Weiß), 7. Sbl— c3 (Greco
1619!) Sf6Xe4! 8. 0-0 (inkorrekt ist
Alapins 8. d5) 8. . . . Lb4: c3, 9. d4— d5!
(Möller 1898! — Inkorrekt ist das
von Steinitz 1896 versuchte Figurenopfer
9. bc d5! 10. La3) 9. . . . Lc3— f6! (das
Einzigrichtige. Nach 9. . . . Se5 oder 9. . . .
La5 gerät Schwarz stark ins Hintertreffen),
10. Tfl— el Sc6— e7, 11. TelXe4 d7— d6
(vorsichtiger als 11.... 0—0, 12. d6 cd,
13. Dd6:! usw.), 12. Lcl-g5 (nachhaltiger
als der Schlechter'sche „Bajonettangriff"
12. g4 0-0, 13. g5 Le5! usw.) 12....
Lf6Xg5 (in einer Partie Leonhardt-Duras,
Karlsbad 1907, geschah 12. ...0—0, vgl.
ferner eine Partie Kmoch-N.: 12. . . . Lf5,
-£'
13. Lf6:!? Le4: 14. Lg7: OsT? 15. Df3:
und gewinnt, dank der vernichtenden
Drohung Lb5t), 13. Sf3Xg5 0—0, 14.
Sg5Xh7 usw.
gerade nur ewiges Schach ergeben
und daher in der neuesten Turnier-
praxis vermieden werden.
Übrigens weist Dr. O. S. Bernstein
in der „Tidskrift för Schack" ex 1922
nach, daß Schwarz sich auf die Genialität
des Calabresen einlassen und (statt 8
Lc3:) 8. ...Sc3: 9. bc Lc3: spielen darf
mit der Folge: 10. Db3 d5! (die Pointe!
Dagegen führt 10. . . . Lal : bekanntlich zum
Verlust), 11. Dc3: de, 12. d5! Se7, 13.
Tel 0-0, 14. La3 Sd5: 15. Dc4: Sb6, 16.
De2 c6 und Schwarz hat Läufer und zwei
Bauern für die Qualität. — Die Achilles-
ferse dieser interessanten Entdeckung be-
steht aber in der Dualwendung 11. Ld5:!
(statt 11. Dc3:) mit der beiderseits besten
Folge: 11.... 0-0! 12. Lf7:t Kh8! wo-
nach Weiß mit 13. Dc3: Tf7: 14. Se5!-
(spielbar ist auch zunächst 14. Lg5) 14...
Se5: 15. de Le6, 16. Le3 nebst Besetzung
der d-Linie sowie späterem f2— f4 event.
-f5 trotz der ungleichen Läufer überlegene
Chancen behält. —
Statt des leichtsinnigen Greco-
zuges kommt auch die Krakauer
Variante 7. Kel — fl in Betracht,
(worauf schon in einer „Amateur-
partie" Lord-Enser, London 1883,
besser als in manchen späteren
Meisterpartien: 7. . . . d5 [7. . . . Se4:
8. d5!], 8. ed Sd5: 9. Sc3! Lc3: [hier
kommt 9. . . . Sc3: 10. bc Lc3: in
Betracht] 10. bc 0—0, 11. Sg5 Lf5,
12. pf3 Le6, 13. Lb3 h6, 14. h4!
folgte); am zweckmäßigsten ist aber
die ruhige Entwicklungsfortsetzung:
7. Lei— d2 Lb4Xd2t (auf 7. ...Se4:
kommt Weiß statt des zweischnei-
digen Scheinopfers 9. Lf7:f usw.
einfach mit 9. Db3 d5, 10. Db4: de,
11. 0-0 Dd5, 12. Sa3! in Vorteil),
8. SblXd2, z. B. wie in einer Partie
Tarrasch - Rubinstein (Großmeister-
kampf zu Berlin 1918) folgte:
8....d5, 9. ed, Sd5: 10. Db3 (spiel-
bar ist auch 10. Dc2. — In Betracht kommt
es ferner, den Damenausfall zunächst zu
unterlassen, also 10. 0-0 0—0 und nun
entweder die Kluxen-Neuerung 11. Se5
Se5: [ll....Sd4: 12. Sb3!l, 12. de Sf4, 13.
163
Sf3 Lg4, 14. DbS b5! usw. oder, wie in
einer Partie Johner-Opocensky, Baden b. W.
1914, erfolgte: 11. Tel Se7, 12. Se5 c6,
13. Se4 Lf5, 14. Sc5 Dc7 und erst jetzt
15. Db3 mit schönem Spiel).
10....Sce7, 11. 0-0 0-0, 12. Tfel
c6, 13. Se4 (auf 13. Se5 folgt bekanntlich
Db6 mit Gegendruck, z. B.: 14. Ld5: Sd5:
15. Dd3 Db2: 16. Se4 Db6! mit 1 Bäuer-
lein mehr. — Das in der Partie Tschigorin-
Schlechter, Wien 1898 erfolgreich ange-
wandte Manöver 13. a4 Db6, 14. Da3
führte in der späteren Partie Tarrasch-
Capablanca, San Sebastian 1911, nach
14. ...Le6, 15. a5 Dc7, 16. Se4 Tad8
[16. ...Db6, 17. Da3], 17. Sc5 Lc8, 18.
g3 [18. Se5!] Sf5! 19. Tadl Sd6, 20. Ld5:
Sb5!! 21. Db4 Td5: zum Vorteil für Schw.)
13 Sb6, worauf jetzt Weiß statt
des Tempoverlustes 14. Lfl mit 14. Sc5!
einen unverkennbaren Druck auf die
schwarze Stellung ausüben konnte. (Eine
ganz plausible Folge: 14. Sc5 Sc4: 15.
Dc4: b6 [15. . . . Dd5, 16. Dc3], 16. Sd3
Le6, 17. Te6:! [Dr. Lasker zieht in seiner
Glossierung des Turnierbüchleins nur 17.
Dc2 in Betracht] 17. . . . fe, 18. De6: f Kh8,
19. Sde5 De8, 20. Sg5 Sd5 [oder 20. . . . h6,
21. Sef7t nebst Sh6:tbezw. 20. ...g6, 21.
Sef7t nebst event. De5t], 21. Sf7t Kg8?
[die Charybdis-Variante wäre Tf7:], 22.
Sh6t Kh8, 23. Dg8t Tg8: 24. Sf7t Df7:
25. Sf7#- Dies ist das erste Beispiel eines
„doppelt genähten Friedrichsmattes"!)
Ein ganz anderer Gedankengang
entstellt nach 4. 0 — 0 (oder auch
4. d4 Ld4:! 5. 0—0! Sf6), 4. . . . Sg8-f6
(veraltet ist 4. . . . d6, 5. c3! z. B.:
5. . . . Sf6, 6. d4 Lb6! 7. de de, 8.
DdSrf Sd8: 9. Lg5! bezw. schärfer
für Schwarz, 5. . . . Lg4, 6. d4 ed,
7. DbS Lf3: 8. Lf7:t Kf8, 9. gf mit
beiderseits gefährlichem Spiel), wenn
Weiß jetzt statt des ruhigen 5. d3
(gut spielbar ist auch 5. Tel. Unklar
ist dagegen 5. c3 Se4:!) den General-
vorstoß 5. d2-d4 unternimmt. Schw.
antwortet darauf am sichersten 5
Lc5Xd4 (wenn 5. . . . Se4: so 6.
Se5: mit Vorteil für Weiß. Nach
5 — ed, 6. e5 usw.: wäre aber unser
alter Bekannter Max Lange wieder
da!!!), 6. Sf3Xd4 Sc6Xd4 (auf 6. . . .
ed folgt 7. e5! d5 [7. . . . Se4, 8. Dg4],
8. ef! de, 9. fg Tg8, 10. Dh5 mit
Vorteil für Weiß) und der weiße
Elan ist nicht sehr bedeutend. Die
Folge kann sein:
7. f4 (einfacher und daher auch besser
ist wohl 7. Lg5! da daraufhin das nahe-
liegende 7 h6, 8. Lh4 g5 wegen 9. f4!!
[9. Lg3 d6 mit Vorteil für Schw.] 9. . . . gf,
10. Tf4:! ef [oder 10. . . . Se6, 11. Le6: fe,
13. e5! bezw. auch 10. . . . Sc6, 11. Dfllusw.
zugunsten von Weiß], 11. Dd4: mit sieg-
reicher Stellung [z. B. laut einer Partie
Rosentreters: 11.... 0—0, 12. Lf6: De8,
13. Lh8 mit undeckbarem Matt!] für Schw.
fehlerhaft wäre. — In einer Partie Frey-
mann-Dr. Bernstein, Wilna 1912, geschah
7. . . . d6, 8. f4 De7, 9. Sc3 c6, 10. Tf2 [in
Betracht kommt schon hier 10. Lf6:! gf,
11. f5J 10. . . . Le6, 11. Ld3 h6, worauf jetzt
statt 12. fe? die Blockierung mittels 12.
Lf6:! gf, 13. f5 sehr gut wäre. — Geschieht
aber auf 7. Lg5! die Rückzugsdeckung 7
Se6, so ist Schwarz auch dann nach etwa
8. Le6:! fe [8. . . . de, 9. Dd8:t Kd8: 10. f4
Ke8, ll.Sc3! mit Vorteil für Weiß], 9. f4
De7, 10. Khl! d6, 11. fe de, 12. Lf6: gf, 13.
DhSf Df7, 14. Dh6 Tf8, 15. Sd2! Ld7, 16.
De3 b6, 17. Dc3 usw. trotz seines rachi-
tischen Mehrbauern keineswegs auf Rosen
gebettet. — Am zweckmäßigsten dürfte
daher auf 7. Lg5 die Verbindung von 7
h6, 8. Lh4 mit 8. . . . De7, 9. f4 d6 usw. sein).
7. . . . d6, 8. fe (keine Verdonnerung
bringt auch 8. Sc3 mit sich, z. B.: 8. . . . Le6,
9. Ld3 De7, 10. f5 Ld7, ll.Sd5Sd5: 12. ed-
c6, 13. c3 Sb5, 14. a4 Sc7 oder 8. . . . c6, 9.
fe de, 10. Lg5 De7, 11. Se2 Lg4, 12. c3Se2:
13. Le2: Le2:! [nachteiliger wäre Dc5t],
14. De2: 0-0-0 usw.).
8 de, 9. Lg5 De7! (auf 9. . . . Le6 ist
nach Anderssen 10. Sa3! De7, 11. c3 zu
empfehlen).
10. Sc3 (auch hier kommt 10. Sa3 in
Betracht, z. B.: 10. . . . Le6, 11. c3 Lc4: 12.
Sc4: Se6, 13. Lf6: gf, 14. Da4t c6, 15. Se3
Tg8, 16. Khl Sc5, 17. Dc2 usw.).
10 Le6 (über 10. . . . c6, 1 1 . Se2 usw.
siehe oben. — Auf den verlockenden Aus-
fall Dc5 führt von Holzhausen in der
„Deutschen Schachzeitung" ex 1908 das
Opferspiel 11. Lf7:t Kf7: 12. Dhöf! Ke6!
13. Lf6: gf, 14. Sd5 usw. zum siegreichen
Ende).
11. Ld3 (kaum ersprießlich wäre 11.
Lf6: gf, 12. Sd5 Ld5: 13. Ld5: c6, 14. c3
0-0-0).
11 0-0-0, 12. Khl (auf 12. Del
würde Dc5, 13. Khl Lc4 folgen).
Die Chancen stehen jetzt annähernd
gleich, z. B.: 12. . . . h6, 13. Lf6: gf, 14. Dh5
Tdg8, 15. Tf2 Tg6, 16. Tafl Thg8, 17. g3
Db4, 18. Sdl usw.
11*
164
Wir haben uns mit dieser, in der
Regel ziemlich stiefmütterlich be-
handelten Variante etwas eingehender
befaßt, da die Frage der eventuell
erzwungenen Einlenkung in die
Klippen des Max Länge-Angriffs sehr
wichtig ist. Wie wir jedoch sehen,
kann Schwarz mit 5. . . . Ld4: statt
5. . . . ed den weißen Ansturm viel
prosaischer gestalten lassen, das
Bauernplus in den meisten Varianten
dauernd behalten und (nach der
event. langen Rochade) zur Gegen-
initiative zu gelangen trachten. —
Wegen 4. b4! siehe nächste Partie.
4. .... Sg8— f6
Oder auch 4. . . . d6, 5. Sc3 [5. h3!] Sf6,
wobei mit Zugumstellung die Textfort-
setzung entstehen kann. Verfehlt ist da-
gegen für Weiß nach 4. . . . d6 (ähnlich wie
im Schottischen Gambit nach 1. e4 e5, 2.
Sf3 Sc6, 3. d4 ed, 4. Lc4 Lc5) der Ausflug
5. Sg5? worauf in einer Partie Tartakower-
Spielmann, Pistyan 1922, folgte: 5. . . . Sh6!
6. Dh5 Df6! (6. . . . 0-0, 7. f3 Sd4, 8. Lb3
a5, 9. c3), 7. f3 Sd4, 8. Lb3 (etwas besser
wäre 8. Kdl) 8. . . . Dg6! 9. Dg6: hg, 10.
h4f6, ll.Sh3Sf7, 12. Sf2 g5! mit Vorteil
für Schwarz.
5. Sbl— c3 ....
Eine solide gut bürgerliche Fort-
setzung. Etwas nervöser gestaltet sich
das Spiel, wenn Weiß die sofortige
„Entwicklung" seines Damenläufers
vornimmt, also entweder:
I.) 5. Le3, worauf in einer Partie
Tartakower-Reti, Pistyan 1922, folgte 5. . . .
Lb6 (die Vereinfachung 5. . . . Le3: 6. fe d5,
7. ed Sd5: 8. Ld5: Dä5: 9. Sc3 Dd6, 10.
0—0 usw. wäre mit einem wahrnehmbaren
Entwicklungsvorsprung für Weiß ver-
bunden), 6. Sbd2 d5, 7. ed (auch 7. Lb5
oder gar 7. Lb3 Le3: 8. fe de, 9. de mit der
schönen offenen f-Linie kommt für Weiß
in Betracht) 7. . . . Sd5: 8. De2 Le6, 9. 0—0
(9. Lb6: Sf4! 10. De4f5! bezw. 9. Se5: Se5:
10. Lb6: Sc4:!) 9. . . . Le3: 10. fe De7, 11.
Lb5 Ld7, 12. Sc4 f6, 13. Sh4 mit allerlei
Sticheleien. Oder
II.) 5. Lg5, worauf in einer Matchpartie
Dr. Gruber-Prof. Becker, Wien 1923, folgte:
5. . . . d6 (in Betracht kommt hier und in
den beiden nächsten Zügen h7— h6, z. B.:
5. . . . h6, 6. Lf6: Df6: 7. Sc3 d6, 8. Sd5 Dd6
usw. oder 6. Lh4 g5! 7. Lg3 d6, 8. c3 Lg4,
9. De2 De7 usw. oder vielleicht am feinsten
6. Le3, da Bh6 eine eventuelle Zukunfts-
schwäche bilden kann!), 6. Sbd2! Le6, 7,
c3 Dd7 (auch nach 7. . . . De7, 8. De2 h6,
9. Le3 Lb6, 10. Le6: De6: 11. Sc4 Se7,
12. 0-0 0—0, 13. a4! Sd7, 14. a5 Le3: 15.
Se3: f5! 16. ef Sf5: 17. Sf5: Df5: 18. d4
[P. Tschigorin-Tarrasch, Nürnberg 1896]
bezw. 7. . . . h6! 8. Lh4 De7, 9. b4 Lb6, 10.
Le6: fe 11. Sc4 nebst a4 [Partie Sjöberg-
E. Cohn, Stockholm 1912] steht Weiß etwas
freier), 8. b4 Lb6, 9. Le6: De6: und nun
statt 10. Db3 Db3: mit gleichem Spiel am
nachhaltigsten 10. Sc4 nebst a2-a4-a5 ge-
schehen konnte. Ferner aber kann
III.) mit 5. c3 das sogenannte „Giuoca
pianissimo" herbeigeführt werden, das
übrigens bei weitem nicht so zahm wie
sein Ruf ist, z. B.: 5. c3 d6 (nach 5. . . . d5,
6. ed Sd5: 7. 0—0 hat Schwarz bereits auf
der e-Linie Sorgen), 6. Sbd2! (die Drauf-
losgeher Bird und Albin pflegten hier be-
kanntlich zunächst 6. b4 nebst a4 zu
spielen, was sich aber oft als etwas zu
hitzig erwies) 6. . . . 0-0, 7. Sfl ! d5, 8. ed
Sd5: 9. Le3 Le3: 10. Se3:! usw. Weiß be-
sitzt allerlei starke observatorische Punkte.
5. . . .
d7-d6
Hiermit ist die Normalstellung
des Giuoco piano erreicht. Sie kann
auch aus vielen anderen verwandten
oder verschwägerten Eröffnungen
entstehen (Zweispringerspiel, Italie-
nisches Vierspringerspiel, Läuferspiel,
Wienerisch, Russisch).
6. Lei— e3 ....
Auch nicht schlecht. Ferner ist hier
trotz seines schlechten Rufes der [vor-
zeitige ?] Fesselungszug 6. Lei— g5 sehr
beachtenswert z. B. 6. . . . Se7, 7. Lf6: gf, 8.
d4, bezw. 6 Le6, 7. Lb5 (oder Partie
Gunsberg-Mackenzie, Bradford 1888: 7.
Sd5 Ld5: 8. Ld5: Se7 [8. . . . h6!], 9. Lb3 c6,
10. De2) 7. . . . h6, 8. Lh4 Lb4, 9. d4 Ld7,
;0. 0-0 Lc3: 11. bc g5, 12. Lg3 Se4: mit
gleichem Spiel (Gastpartie Niemzowitsch-
Capablanca, Riga 1913) bezw. 6. . . . Lg4,
7. Sd5 Sd4, 8. Lf6: gf [8. . . . Lf3:], 9. Se^
bezw. [am besten ?] 6. . . . h6, 7. Lf6: (7. Lh4
g5! 8. Lg3 a6, 9. Dd2 Lg4) 7. . . . Df6: 8.
Sd5 Dd8 [8. . . . Dg6], 9. c3 a6! 10. a4 0-0,
11. b4 La7, 12. h3 (Partie Prokes-Grünfeld,,
Pistyan 1922).
Am allerschärfsten dürfte aber hier der
allerzahmste Zug 6. h2-h3 sein, womit Weiß
sich noch alle Möglichkeiten sichert z. B.:
a) 6 Le6, 7. Lb5 (schärfer als etwa 7.
Lb3 0-0, 8. Le3 Lb6, 9. Dd2 mit Gleich-
165
gewicht) 7. . . . 0—0, 8. Lg5 h6, 9. Lh4
mit festem Griff oder
b) 6 Se7, 7. 0—0 (interessant geschah
in einer Partie Zinkl-Charousek, Berlin
1897: 7. Le3 Lb6, 8. d4 La5, 9. Sg5! d5!
10. de Se4: 11. Se4: de, 12, Dh5 mit
wildem Spiel) 7. . . . h6, 8. d4! ed, 9. Sd4:
c6, 10. Le3 (Partie Maröczy-Janowsky,
Nürnberg 1896) mit schöner Zentral-
stellung, oder auch
c) 6. . . . Sa5, 7. Lb3 c6, 8. d4 usw. mit Ent-
wicklungsvorsprung. —
6.
Lc5— b6
Seit der klassischen Partie Salwe-
Schlechter, Kbd. 1907, gilt das Steinitz'sche
Rezept: 6. . . . LeS: 7. fe Sa5, 8. Lb3 Sb3:
9. ab Sg4 wegen 10. Dd2 (vielleicht noch
präziser als 10. De2 f6 nebst Sg4-h6-f7,
wie in einer Matchpartie Lasker-Steinilz,
Moskau 1896, erfolgte) 10.... f5, ll.ef!Lf5:
12. 0—0! 0—0, 13. h3 Sh6, 14. e4 Ld7, 15.
d4! usw. für schädlich.
Interessant geschah in einer Partie
Schlechter -Tarrasch, Berlin 1918
(nach vorhergegangener Zugum-
stellung): 6. . . . 0—0, 7. h3 De7,
8. 0—0. Le6, 9. Lb3Tad8, 10. Tfel
Lb4, 11. Ld2 Lc5, 12. Sd5 Ld5: 13.
ed Sd4, 14. Sd4: Ld4: 15. c3 Lb6,
16. d4 Sd7 mit ungefährem Ausgleich.
7. h2— h3 ....
Nachdem sich Weiß durch seinen
vorigen Läuferzug bereits ein festes
System vor die Augen gestellt hatte,
dürfte hier 7. Dd2 die konsequenteste
Fortsetzung darstellen, worauf in einer
Partie Tartakower-Rubinstein, Göte-
borg 1920, folgte:
7. Dd2 (auf e2 würde die Dame viel
unbequemer stehen) 7. . . . Lg4! (wenn Le6,
so am besten 8. Lb5), 8. Sg5 (statt dieses
die Bauernkonfiguration schonenden Posi-
tionsmanövers kommt auch die rücksichts-
lose Fortsetzung: 8. 0-0-0 in Betracht) 8. . . .
Lh5, 9. f3 h6 (verfrüht geschah in einer
Klubpartie Tschigorin-Janowski, Peters-
burg 1900: 9. . . . Sd4, 10. Ld4: Ld4: 11. Se2
Lb6, 12. Sg3 Lg6, 13. h4 h6, 14. h5! mit
Vorteil für Weiß), 10. Sh3 Dd7 (droht Lf3:
In einer PartieTschigorin-Janowski Cambr.-
Springs 1904, geschah statt dessen sofort
10 Sd4 mit der Drohung Sc2: und es
folgte 11. Ld4: Ld4: 12. Se2 [12. Sgl!] Lb6,
13. 0-0-0 d5 mit schwarzer Initiative), 11. g4
(schwächlicher geschah in einer Partie
Salwe-Rubinstein, Karlsbad 1907: 11. Sf2
Sd4, 12. Ld4: Ld4: 13. Sdl d5 mit schwarzer
Initiative) 11. . . . Sd4 12. Ld4: Ld4: 13. Sgl !
Lg6, 14. Sge2 (dieses chinesische Springer-
manöver Sh3-gl-e2 statt des früher ge-
pflogenen Sh3-f2 macht die ganze Variante
lebensfähig) 14. . . . Lb6, 15. 0-0-0 nebst
d3— d4 und Weiß ist im Vorteil. — Schab-
lonenhaft ruhiger geschah in einer Partie
Tarrasch-Lasker, Berlin 1918: 7. 0-0 Le6
(einen anderen Ausgleichsweg nach Rom
zeigt „Collijn" mit 7. . . . Lg4, 8. Sd5 Sd5: ! 9.
Ld5: 0-0 an) 8. Lb3 h6, 9. Dd2 La5 10.
Del Lc3: (besser 0—0), 11. bc d5, 12. La4
Dd6, 13. Db2 0—0! mit etwa gleichen
Chancen.
Während also 7. Dd2 die speku-
lative und 7. 0 — 0 die bazillenreine
Entwicklungsmethode bedeutet, ist
hingegen der Textzug abwartender
Natur, da Bogoljubow eine Eröff-
nungspointe im Auge hat. (Vergl.
10. Zug von Weiß).
Lc8— e6
8. Lc4— b5
In Betracht kommt auch 8. Lb3
etwa mit der Folge: 8. . . . Lb3:
9. ab (immerhin eine Entwertung
des weißen Damenflügels) 9 Le3:
10. fe d5, 11. ed Sd5: 12. Sd5: Dd5:
13. e4Dd6 mit etwa gleichen Chancen.
Der Textzug entzieht sich einer
solchen Vereinfachung, ist aber auch
nicht ohne Schattenseiten, da der
spätere Abtausch auf c6 das schwarze
Zentrum nur stärkt.
8 0—0
Daraufhin bekommt der Gegner
(ob aber zu seinen Gunsten?) Ge-
legenheit, seinen Aufmarschplan zu
ändern (Lg5 statt Le3), da nach der
erfolgten Rochade die Sf6-Fesselung
viel mehr Nachhaltigkeit verspricht.
Wären aber dazwischen die Züge
Le3 und Lb6 nicht geschehen, so
könnte jetzt statt des Textzuges ganz
gut 8. ...a6, 9. Lc6: bc (z. B.: 10.
Sa4 La7, 11. De2 c5 usw.) mit
gleichem Spiel erfolgen. Man ver-
steht jetzt, was Bogoljubow mit seinem
6. Zuge anstrebte.
166
9. Lb5Xc6 ....
Wie bereits beim 8. Zuge von
Weiß angedeutet wurde, gewinnt das
schwarze Zentrum dadurch sehr viel
an Kompaktheit und Durchschlags-
kraft. Daher hätte dieser Abtausch
wohl noch Zeit gehabt. In Betracht
kommt das sofortige 9. Lg5, z. B.:
9. . . . h6 (erweist sich als böse
Schwächung. Besser ist 9. . . . Se7),
10. Lh4 a6, 11. Lc6: bc, 12. Dd2
La5, 13. g4 De7, 14. g5 Sh5, 15.
gh f6, 16. hg Sg7, 17. Dh6! mit
siegreicher Stellung.
9 b7Xc6
10. Le3— g5 ....
Ein Neuerer hält sich an keine
Gesetze der „Bewegungsökonomie",
wenn nur dabei die Durchführung
eines taktischen Gedankens möglich
erscheint. — In dieser Partie stoßt
aber Bogoljubow an einen eben-
bürtigen Erbauergeist.
Stellung nach dem 1 0. Zuge von Weiß.
Ä Ä S Ä »
ä'SSÄ'"as'^*
y//////..o.//<
Ende des Taktischen, Beginn des
strategischen Stadiums der Partie:
Schwarz gewinnt allmählich an
Aktionsraum.
1.0.
Dd8— e7
Einleitung eines feinen Verteidi-
gungssystems. Viel schwächer wäre
sofort 10. . . . h6 wegen 11. •Lh4
De7, 12. Dd2! usw. (Siehe nächste
Anmerkung.)
11. 0—0 ....
Jetzt wäre es für Weiß viel „drei-
schneidiger", etwa mit 11. Dd2 ab-
wartend fortzufahren, da ihm dann
der Gegner nicht mit 11. . . . h6,
12. Lh4 La5, 13. g4! usw. auf der
g-Linie entgegenkommen, sondern
sich vielmehr mit 11 TfdS nebst
event. d6 — d5 auf der d-Linie ent-
gegenstemmen würde, also z. B.:
11. Dd2 TfdS, 12. g4 Lc8! um eben
d6 — d5! durchsetzen zu können.
Immerhin würde diese Fortsetzung
(11. Dd2) Saft und Kraft zeigen,
während im Text die weiße Armee sehr
bald in die Defensive gedrängt wird.
11.
h7— h6
Geschieht zur rechten Zeit.
2. Lg5— h4
Kg8— h8!
Schwarz baut sehr sorgfältig seine
Gegenchance aus. Der Textzug soll
Tg8 nebst event. g5 ermöglichen,
während sofort 12. . . , g5 wegen
13. Sg5:! verfehlt wäre.
In der Folge versteht Schwarz
jeden (für ihn wegen der schlech-
teren Bauernstellung ungünstigen!)
Endspielgedanken zu bannen und
den Kampf mittelspielartig zu ver-
wickeln. Das leicht erklärliche Be-
streben von Weiß, sich aus dieser
Umklammerung durch Öffnung neuer
Zugstraßen im Zentrum zu befreien,
kommt nur dem Gegner zugute.
13. d3— d4 . . .
Er „muß" etwas unternehmen, um
mindestens seinen Springern Ver-
wendbarkeit zu verschaffen, aber —
13 Le6— c4!
— die Verwendbarkeit der schwarzen
Läufer wird dadurch um so un-
angenehmer. Selig ist ein Läufer,
der auf zwei Diagonalen
arbeitet!
14. Tfl— el Tf8— g8
Die Drohung g5 ist nunmehr akut
geworden. Weiß zieht sich daher im
- 167
Übernächsten Zuge mit seinem Läufer
freiwillig zurück, wobei er diesen
Rückzug durch neugeschaffene An-
griffsmotive (Be5) zu verschleiern
sucht
15. d4Xe5 ....
Das schlechte Geschäft in der
Mitte wird zunächst raschestens
liquidiert. Freilich erhält hierdurch
Schwarz eine neue Operationsbasis
(d-Linie), während sein eigener
schwacher Punkt e5 hinreichend ge-
deckt (17. . . . Sd7) und befestigt
(18. . . . f6) werden kann.
15. . .
16. Lh4-
g3
d6Xe5
Ta8— d8
Schwarz verfolgt aber unbeirrt
seinen Plan der immerfort steigernden
Lahmlegung des gegnerischen Spieles,
dessen wichtigste Figur bereits an
Atembeschwerden zu leiden beginnt.
17. Ddl— cl Sf6— d7
18. Sc3— dl ....
Weiß wehrt sich: Der Springer
soll nach f5.
18. . ,
19. Sdl
e3
f7— f6
Lc4— f7!
Mit feinstem Positionsverständnis
gespielt: Ursprünglichkeit gegen
Schablone!
Der plausible(re) Rückzug 19....
Le6 hätte keinen Zweck, da Schwarz
nicht im geringsten daran denkt, auf
sein schönes Zweiläuferspiel zu ver-
zichten. Er läßt vielmehr Sf5 ruhig
zu, da er die baldige Unterminierung
dieser Vorpostenstellung (durch event.
Kh7 nebst g6) klar im Auge hat.
20. Se3— f5 ....
Einige Züge lang hat jetzt Weiß
die Initiative, doch bleibt seine
Stellung strategisch krank: LgS ohne
Zukunft, Punkt f2 schwach, die d-Linie
vom Gegner besetzt, die Dame im
Hintertreffen.
21. c2— c3? ....
Da Weiß sich alle Trümpfe am
Königsflügel entgleiten sieht, will er
es an der anderen Seite versuchen,
indes erweist sich der Textzug nicht
nur als eine fatale Schwächung des
Punktes dS, sondern auch als ein
böser Tempoverlust, da derselbe Plan
der Damenflügelmobilisierung mit
sofortigem 21. b2 — b4! inszeniert
werden durfte. (Ein Fehler wäre
darauf 21.... Db4 : ? wegen 22. Sh6 : !)
Allerdings würde Schwarz auch
nach 21. b4! a5, 22. c3 Kh7! dank
den nunmehrigen Drohungen ab
bezw. g6 im Vorteil bleiben.
Nach dem verhängnisvollen Miß-
griff des Textzuges geht aber Weiß
nunmehr unter donnernden
Zwangszügen zugrunde.
21 Sd7— c5!
Droht Sd3 und bindet Tel an
die Deckung des Be4.
22. Del— c2 ....
Hier stand dem Weißen eine
interessante, wenn auch nicht ganz
genügende Opferkombination zu Ge-
bote: 22. Se5: fe, 23. Le5: (mit der
Drohung Dh6:#!). Antwortet nun
Schwarz in naheliegender Reflexbe-
wegung 23. . . . Kh7, so ereilt ihn
nach 24. Lg7:! Tg7: 25. Dh6:t Kg8,
26. Dh4! (mit der furchtbaren Doppel-
drohung Se7f und Sh6f) das stra-
fende Schicksal. Richtig ist aber
23 Lg6! worauf Weiß ohne wirk-
same Angriffsfortsetzung verbleibt.
22.
Lf7— c4!
20.
De7— f8
Neuerlich greift der Damenläufer
ins Gefecht ein. Es gilt jetzt dem
armen Bauer e4.
23. Sf3— d2 ....
Die einzige Deckung von e4, da
nach 23. Te dl Tdl :f doch ein Bauer
(e4 oder a2) verloren gehen würde.
23 Lc4— d3
168
24 Dc2— cl ....
Nicht 24. Ddl wegen Le4:!
24 g7— g6
Schwarz arbeitet ununterbrochen
mit Hochdruck. Auch diese Delo-
gierung des ungebetenen Gastes ge-
schieht gerade im richtigen Augen-
bHck, da der normale Rückzug 25.
Se3 wegen der Bauerndeckung nicht
geschehen darf. Alle weißen Figuren
stehen nunmehr vollkommen dis-
loziert.
25. Sf5— h4 ' Ld3— a6!
Ein Räumungsmanöver für den
Springer, der bald die taktische Ent-
scheidung des Gefechts herbeiführt.
26. Del— c2 Sc5— d3
Schwarz betrachtet das von ihm
mehrfach beherrschte Feld dS als
sein eigenes Heim, wo er nach Gut-
dünken hin- und ausgehen darf.
27. Tel— dl ....
Stellung nach dem 27. Zuge von Weiß.
I ^i^^
±mi
wm. üi
r4
M'im
!^1
Beginn der III. Phase: Das Karten-
haus der weißen Verteidigung stürzt
krachend zusammen.
27.
f6— f5!
Der entscheidende Durchstoß, der
eigentlich nur als logische Kon-
sequenz des mit den letzten fünf
Zügen inszenierten Bombardements
geschieht.
Nun droht f5 — f4 nebst Herein-
schlagen auf f2 und schon jetzt hat
Weiß dagegen keine Parade. Falls
nämlich 28. Tfl, so 28. . . . f4, 29.
Kh2 Sf2:! 30. Tf2: Lf2:t 31. Kf2:
Dc5t 32. Kel De3t 33. Kdl Df2!
34. Shf3 Le2t 35. Kcl Lf3: und
gewinnt (Spielmann in der „Münchner
Zeitung").
28. a2— a4 ....
Ein verzweifelter, jedoch ganz
aussichtsloser Rettungsversuch.
28 f5— f4
29. a4— a5 Lb6— c5
30. Kgl— h2 ....
Figurenverlust ist unvermeidlich.
(Falls 30. b4, so Le7.)
30
31. f2Xg3
f4Xg3t
Df8— f2
Eine brutale Suffragette! Es droht
nun Sei, 33. Tel: Td2:
32. Tdl— fl
Sd3— el!
Erobert zum Überfluß noch die
Qualität, da nach 33. Tf2: Sc2: beide
Türme angegriffen wären.
33. TalVel
34. TelXn
L a6Xn
Df2Xd2
Mit einem ganzen Turm mehr,
bei besserer Stellung pflegt man
in den Großmeisterturnieren zu ge-
winnen. — Es folgte noch: 35. Db3
Tdf8, 36. Tf8: Lf8: 37. Db7 Lc5, 38.
Dc7: Dd6, 39. Df7 Tg7, 40. Dc4
Le3, 41. Sf3 Te7, 42. h4 h5, 43. b3
Kg7, 44. De2 Lh6, 45. b4 Td7, 46.
Dc4 Tf7, 47. Da6 Ddl, 48. Sg5 Lg5:
49. hg Dg4, 50. Dc6: Dg5: 51. b5
h4, 52. gh Dh4:t 53. Kgl Df2t
54. Kh2 Tf4. Weiß gibt auf.
Richard Reti.
Neben dem Sonnenschach Aljechin's und dem Phantasieschach
Bogoljubow's ragt im zeitgenössischen Schachmuseum das Logarithmenschach
Retis ganz besonders empor.
Als man mich um das Jahr 1908 herum über die Zukunftsaussichten
meines damals 17-jährigen Schachschülers Reti befragte, gab ich zur Ant-
wort: „Reti studiert Mathematik, ohne trockener Mathematiker zu sein, vertritt
Wien ohne Wiener zu sein, ist gebürtiger (Alt-) Ungar ohne ungarisch zu
können, redet ungemein rasch, um
desto bedächtiger zu handeln, und wird
noch der beste Schachspieler der
Welt werden, ohne Weltmeister zu
sein! Er ist eben ein forschender
Künstler, der sich mehr mit dem
„Warum?" der Dinge als mit deren
Wesen beschäftigt . . ."
Dieses flüchtige Prognostikon
ist seitdem in Erfüllung gegangen: Reti
ist heute zweifellos als allerhöchste
Spielklasse zu bezeichnen, insbeson-
dere, wenn man dabei die Wucht
seiner Selbstkritik, sein tiefes Ver-
ständnis aller Geheimkomponenten
des Schachs und sein rücksichtsloses
Streben nach innerer Wahrheit ent-
sprechend zu würdigen versteht.
Die Leitern von Kaschau 1918,
Göteborg 1920,Teplitz-Schönau 1922,
zuletzt auch Mährisch-Ostrau 1923
benutzend, hat Reti die höchste Stufe
erklommen, die die Schachkunst nicht
nur an Durchdringung ihrer Geheim-
nisse, sondern auch an äußeren Tri-
umphen gewährt. Besonders in Göte-
borg ist bekanntlich nach einer 6-jährigen Turnierpause eine Generalrevue
des tausendjährigen Schachwissens und -könnens abgehalten worden, weshalb
auch jenes Turnier als ein außerordentlich wichtiger Markstein in der
Schachgeschichte aller Zeiten gelten darf. Dabei ist es bekanntlich Retis
Spezialität, alle seine Turnierrivalen in den Einzelrenkonters aufs Haupt
zu schlagen, — so stieg er z. B. in Göteborg über die Leichen der bis dahin
führenden Meister Bogoljubow und Kostitsch; in Teplitz-Schönau hinwiederum
über die Köpfe von Tartakower und Spielmannn zum ersten Preis empor.
Als sein größter Sieg ist aber vielleicht seine Schrift „Die neuen
Ideen im Schachspiel" (Wien 1921) zu werten, die die gesamte Schach-
Richard Reti.
170
weit von Grund auf revolutionierte und seitdem im Unterbewußtsein fast
aller schachdenkenden Kreise tiefe Wurzeln faßte.
Das Büchlein setzt sich nämlich aus einer Reihe von Paradoxalsätzen
zusammen, die jedoch mit einer solchen Überzeugungswucht vorgebracht
wurden, daß sie seitdem überall als feststehende Wahrheiten (meistens
bereits ohne Quellenangabe!) zitiert werden, da sie unmerklich zum All-
gemeingut des gläubigen Schachvolkes, der allwissenden Schachpädagogen
und der besserwissenden Schachrezensenten geworden sind. Sätze wie:
„Anfang einer neuen Schachtechnik", „Marke für den Angriff", „Remistod
des Schachs", „Die Hypermodernen sind die größten Gegner aller Schab-
lone" etc. etc. haben durch ihre plastische Ausdrucksfähigkeit in der ge-
samten Schachwelt wie ein geistiger Kehrbesen gewirkt. Nachstehend noch
einige solche Proben Reti'scher Schachphilosophie: „Hüte dich vor selbst-
verständlichen Zügen!" „Jeder Zug ist als Element in einem Gesamtplan
zu betrachten." „Je offener die Stellung um so entscheidender der Entwick-
lungsvorteil." „Uns Jüngere interessiert nicht die Regel, sondern die Aus-
nahme." „Eine komplizierte Stellung!" (nämlich die Anfangsstellung, welchen
Satz zwar Breyer geprägt, Reti aber methodisch durchleuchtet hat.
Im praktischen und philosophischen Schach gleich groß, beabsichtigt
Reti auch theoretische Lorbeeren zu pflücken, indem er nicht nur an der
Letztauflage des Collijn'schen Lärobocks (1921) neben Spielmann und Rubin-
stein fehlerfrei mitwirkte, sondern auch seit Jahren an einem großangelegten
Werke arbeitet, der die tausendjährige Wahrheitsschlange im Schach end-
gültig besiegen soll, da die kürzeste Variante, wie er mir verraten hat,
bis zum 100-ten, die längste aber bis zum 5-ten (retrograden!) Zuge reicht.
Diese Rekordleistung leitet uns übrigens zu Reti's Blindlingstriumphen
hinüber, auf welchem Gebiete er auch mit seinen 24 regelrecht und in
kürzester Zeit gegen achtbare Gegner durchgeführten Partien*) unerreicht
dasteht, außerdem aber dank einem verbesserten Verfahren die Leistungs-
fähigkeit des menschlichen Schachgehirns bis zu 30 Blindpartien und dar-
über hinaus leicht erhöhen könnte. Die öffentliche Darbietung einer solchen
kaum glaublichen Performanz ist selbstredend nur — an die entsprechend
multiplizierte Anzahl von Dollars gebunden, die das sportlüsterne Amerika
vorläufig noch lieber an seine Boxerhelden auszahlt.
„Wir sind ja die zwei besten Blindspieler der Welt", sagte Aljechin**)
halbscherzend zu Reti in London 1922 bei einer Blindanalyse: „nehmen wir
also lieber unser Steckschach zu Hilfe!" — Tatsächlich spielen diese beiden
*) In Haarlem 1919 (Resultat: 12 gewonnen, 3 verloren, 9 remis in 7' . Stunden).
**) Aljechin ist als glänzender Spieler ä l'aveugle bekannt. Anläßlich einer Blind-
lingsseance von 12 Simultanpartien, die er im Jahre 1912 gegen die stärksten Spieler
des Pariser „Cercle Philidor" in kürzester Frist, ganz fehlerfrei und unter schönen Opfer-
kombinationen mit dem blendenden Resultat von ir/oif. absolvierte, bat er am Schluß der
Vorstellung einen Zuschauerum eine Zigarette: „Nehmen Sie es mir nicht übel", sagte
er, „aber ich habe so ein schrecklich schwaches Gedächtnis! ich habe schon wieder meine
Zigarettentasche zuhause vergessen!" — Tableau.
Nicht minder vergeßlich ist Reti, der alles: Stock, Schirm, Hut, inbesondere aber
seine traditionelle gelblederne Aktentasche überall liegen läßt, so daß ein durch sein
„Positions"-gefühl hervorragender Meister folgende Formel prägen konnte: „Wo Retis
Aktentasche, dort ist er selbst nicht mehr. Sie ist also ein Beweis der Präexistenz Reti's."
171
Großmeister blindlings SO stark, daß ihnen gar kein Fehler unterlaufen
kann, während der Zweck einer jeden Analyse bekanntlich ist, irgendwelche
Fehler zu finden ! ! !
Es gibt aber noch ein Spezialgebiet des Schachs, wo Reti große Triumphe
erntete, so daß wir mit unseren Superlativen noch immer nicht innehalten
dürfen. Im Kunstschach, und zwar als Endspielkomponist ist er der Größten
Einer. Die praktische Schwierigkeit, die logische Tiefe und die kunstvolle
Durchdringung irgendeines von ihm in Angriff genommenen Ideenwunders
reichen sich in seinen Kompositionen brüderlich die Hand, so daß man
beinahe geneigt wäre, ihn als Begründer der jungslovakischen Studienrichtung
(analog der böhmischen Problemschule) zu bezeichnen. Nachstehend zwei
Proben:
Nr. I. Nr. II.
(Dr. Emanuel Lasker gewidmet).
(Dem Andenken Breyer's gewidmet).
Weiß zieht und gewinnt.
Eine der schwierigsten Studien
aller Zeiten! (In Mährisch-Ostrau 1923
während einer kurzen Spielpause beim
Gabelfrühstück komponiert).
Schwarz am Zuge kann nicht gewinnen!
Die Quadratwanderung des weißen
Königs scheint hier so sehr unmöglich
zu sein, daß die Lösung an die von
den Alchemikern vergebens gesuchte
Quadratur des Zirkels erinnert ! ! !
Lösungen :
1. Td8-e8!!
Überraschend und 10 m tief, so daß,
wer sich in die Mysterien dieser Studie
hineinstürzt, kommt kaum mit heiler Haut
davon!
h2-hl D
(oder 1.... Kdl, 2. Se4! usw.)
2. Sd6— e4t
3. Te8— c8t
4. Se4-d2t
5. Sd2Xb3t
6. Sb3-d2t
7. Tc8— c2! usw.
Kd2-cl (2)
Kcl-bl
Kbl— al
Kal-bl
Kbl-al
1 Ka6-b6 (od.A)
2. Kh8"g7 h6~h5
3. Kg7-f6 h5-h4
4. Kf6-e5! h4~h3
(oder 4. ...Kc6: 5. Kf4 usw.)
5. Ke5-d6 h3-h2
6. c6— c7 usw.
A. 1 h6— h5
2. Kh8-g7 h5-h4
(oder 2....Kb6, 3. Kf6! usw.)
3. Kg7— f6 Ka6-b6
(oder 3....h3, 4. Ke7 usw.)
4. Kf6-e5! h4-h3
5. Ke5— d6 usw.
— 172 -
Die Besprechung der Reti'schen Schachkunst glauben wir damit am
besten zu beschließen, daß wir die Ansichten einiger maßgebender Schach-
schriftsteller über seine Spielweise zitieren:
„Reti's Schachkönnen ist universell", urteilt Mieses. „Reti ist der
einzige Meister, dessen Züge mir oft ganz unerwartet kamen", äußerte
sich über ihn Aljechin. „Jeder Zug von ihm ist eine Symphonie von bizarren
Kombinationen", könnten wir hinzufügen. —
Die Europameisterschaft liegt zwischen ihm und Aljechin. Die Welt-
meisterschaft im Schach zwischen diesen beiden und Capablanca. Höchstens
die Meisterschaft von Reti's Geburtsort Peczinok will ihm vielleicht der
dortige Champion und Retis erster Schachlehrer, Meister Jenö Smogrovics,
streitig machen.
Im übrigen ist Reti der einzige Entdecker einer Zukunftseröffnung
(1. Sgl — f3!?!), der sich aber auch in den Spielweisen der Gegenwart
trefflich auskennt. Zu erwähnen ist schließlich, daß er als grandioser Ver-
fechter der hypermodernen Spielrichtung seine schönsten Partien im „guten,
alten" Stil zu gewinnen pflegt.
Evansgambit.
Dieses blendende Angriffsspiel,
das „man erfunden hatte, um den
Menschen vorzugaukeln, daß die
Schachkunst ein Göttergeschenk sei",
tritt leider immer sporadischer auf und
wurde im letzten Turnierdezennium
außer in der vorliegenden nur noch
(abgelehnt!) in der Partie Tartakower-
Rubinstein vom Haag 1921 ange-
wandt, wobei sich beidemal die
Unorientiertheit der Nachziehenden
bitterlich rächte.
Partie Nr. 27.
Großturnier zu Karlsbad 1923.
Weiß:
Tartakower.
1. e2— e4
2. Sgl— f3
3. Lfl— c4
4. b2— b4
Schwarz :
Chajes.
e7— e5
Sb8— c6
Lf8— c5
Von Capitän W. D. Evans im
Jahre 1824 erfunden und doch schon
in unserer spanisch durchtränkten
Zeit wie ein Märchen aus uralten
Zeiten anmutend. (Dabei sind die
Hauptpfade des Angriffs vielleicht
noch gar nicht zur Durchforschung
gelangt! Vergl. Anm. zum 5. Zuge
von Weiß.)
4. .... Lc5Xb4!
Steinitz hatte mit seiner allgemein
aufgestellten Theorie wohl Recht, daß
fast jedes Gambit am sichersten durch
dessen Annahme bekämpft wird.
Übler als bei der Ablehnung steht
Schwarz jedenfalls nicht. Man prüfe:
4 Lb6, 5. Lb2 ! (Dieser von Cordel
anempfohlene Zug dürfte die nachhaltigsten
Chancen bieten, während die früher so be-
liebt gewesene, dem Giuoco piano ange-
paßte Fortsetzung: 5. a4 a6 [spielbar ist
auch, wie Marco im Badener Gambitturnier-
buch 1914 nachweist, 5. . . . a5, 6. b5 Sd4. —
Ungünstig ist dagegen 5. . . . Sb4: wegen
6. a5! nebst 7. c3], 6. 0—0 [oder 6. c3 8f6,
7. Db3 0—0, 8. dS d6, 9. Lg5 De7 mit Aus-
gleich. Es kann hier aber auch wiederum
6. Lb2 mit Einlenkung in die Cordel-
Variante geschehen] 6. . . . d6, 7. a5 La7, 8.
b5 ab, 9. Lb5: Sge7! 10. d4 ed! 11. Sd4:
Ld7 usw. keine besonders erstrebenswerten
Resultate für Weiß zeitigt. — Ähnlich auch
bei 5. 0—0 oder 5. c3. — Sehr geistreich ist
5. b5 Sa5! [schwächlich geschah in einer
Partie Spielmann-Nyholm, Baden b./W.
1914: 5. . . . Sd4, 6. Sd4:! Ld4: 7. c3 Lb6,
8. d4 mit Vorteil für Weiß], 6. Se5: [6. Le2
d5!], worauf jetzt weder 6. . . . Df6, 7. Lf7:t
Kf8, 8. d4 d6, 9. Lg8: de, 10. Ld5 Ld4: 11.
Dd2! usw. noch 6. . . . Dg5, 7. Lf7:t Kf8, 8.
Lg8: De5, 9. Ld5 c6! 10. d4! usw. für Schw.
ersprießlich wäre. Am besten spielt er aber
6. . . . Sh6! und bleibt dann nach 7. d4 d6, 8.
Lh6: de, 9. Lg7: Tg8, 10. Lf7:t Kf7: 11.
Le5: Dg5, 12. Sc3 [12. Sd2 Dg2:] Sc4! 13.
Lg3 Lg4 [Partie Reti-Perlis, Wien 1913] im
Vorteil).
5. . . . d6, 6. a4 a6, 7. b5! (diese vor-
geschobene Bauernfeldwache kennzeichnet
die ganze Spielidee, die den Anziehenden
beseelt).
7. ... ab (schwerfälliger geschah in
einer Partie Tartakower-Fahrni, Baden bei
Wien 1914: 7. . . . Sa5, 8. Le2 Sf6, 9. Sc3,
Lg4! 10. Sd5! Sd5: [10....Se4: ll.Sb6: cb,
12. Se5:! mit Vorteil für Weiß], 11. ed usw.
mit Vorteil für Weiß).
8. ab Tal: 9. Lal: Sd4 (oder 9. .. . Sa5,
z. B.: Partie Breyer-Nyholm, Baden b. W.
1914: 10. Le2 Sf6, ll.Sc3 0—0, 12.0— 0c6,
13. d4 usw. bezw. wie in einer freien Partie
Kostitsch-Yates, Haag 1921, geschah: 10.
La2 Lg4, 11. d3 Sf6, 12. 0—0 0—0, 13. h3
Ld7 [besser Le6], 14. Sc3 De8, 15. Dbl mit
Chancen am Damenflügel).
10. Ld4: (gut geschah auch in einer
Partie Tartakower-Rubinstein, Haag 1921 :
10. Sd4: ed, 11. c3 Sf6 [11. . . . Df6, 12. 0-0
174
Sh6, 13. cd Ld4: 14. Sc3 Le6, 15. Sd5 mit
Vorteil für Weiß], 12. 0—0 0-0, 13. d3 d5!
14. ed Sd5: 15. Df3! [15. cd? Sf4, 16. Df3
Dg5 und gewinnt] 15. . . . Sf6 [15. . . . Sc3:
16. Sc3: de, 17. Lc3: mit Vorteil für Weiß],
16. cd Ld4, 17. Sc3 Sg4, 18. Sd5! und Weiß
blieb im Vorteil).
10 ed, 11. 0-0 Sf6, 12. d3 0-0
(beiderseitige Vollendung der Mobili-
sierung!).
13. Sbd2, c5 (es drohte bereits Dal).
14. bc bc, 15. Dal c5, 16. Tbl La5
und Weiß hat noch immer die Initiative,
z. B. Partie Tartakower-Schlechter, Baden
b./W. 1914: 17. h3 Sh5, 18. Sfl usw. oder
vielleicht noch wuchtiger Partie Johner-
Hromadka, ibid: 17. Tb5 Lc7, 18. Da7usw.
O« v-^ L-O • • • •
Es ist sonderbar, daß man trotz
der aufgetauchten Verstärkungen für
Schwarz noch nie auf die Idee ge-
kommen ist, statt dieses instinktiven
Zuges mit 5. 0—0 d7— d6! (auf 5. . . .
Sf6 ist ebenfalls 6. d4 von großer
Nachhaltigkeit), 6. d2— d4 fortzu-
fahren, z. B.:
a) 6. . . . ed, 7. c3! (auch 7. Sd4:
oder 7. Lb2 kommen in Betracht)
7 de (nach 7. . . . La5 [bezw.
Lc5] kann mit 8. cd [vielleicht 8.
Db3] 8. . . . Lb6! die wohler-
wünschte „Normalstellung des
Evansgambits" herbeigeführt wer-
den), 8. Db3 Df6, 9. Lb5 a5 (auf
9. . . . La5 würde 10. Lc6:t bc,
11. Da4 folgen und auch auf 9
c2 kommt Weiß mit 10. Lcöif bc,
11. Dc2: Dal: 12. Lb2 Da2: 13.
Dc6:t usw. in entscheidenden
Vorteil), 10. a3 Lc5, 11. Sc3:mit
idealer Angriffsstellung.
b) 6. . . . Ld7 (um womöglich ins
Sanders - Alapin'sche Verteidi-
gungssystem einzulenken), 7. Lb2
mit neuartig interessanten An-
griffswegen.
5 Lb4 — a5
Ist wohl etwas präziser als 5. . . . Lc5
(worauf 6. d4 ! ed, 7. 0-0 am energische-
sten ist). Nachteiliger sind bekanntlich
die anderen Läuferrückzüge:
a) 5. . . . Le7, 6. Db3! Sh6, 7. d4 Sa5,
8. Da4 usw. (nach La Bourdonnais
1836!)
b) 5. . . . Ld6 [Mac-Donnel], 6. d4
(auch 6. 0—0) 6. . . . De7, 7. 0-0
Sf6, 8. Tel! nebst Sb-d2-fl.
6. d2— d4! ....
Läßt man den widerspenstigen
Gegner mit 6. 0 — 0 etwas zu Atem
kommen, dann folgt 6. . . . d6 und
nun braucht Schwarz auf 7. d4 nicht
mehr mit 7. ...ed, 8. cd Lb6 in die
berüchtigte Normalstellung des
Evansgambits (siehe unten) einzu-
lenken, sondern er kann entweder
a) mit 7. . . . Ld7 die Sanders-
Alapin'sche Verteidigung oder
b) nach Lasker's Rezept den Präven-
tivrückzug 7 Lb6! antreten, da
er nach 8. de (auf 8. Db3 folgt
Df6 und auf Tschigorin's 8. a4
geschieht Sf6 zum Vorteil für
Schwarz) 8. . . . de, 9. Dd8: Sd8:
10. Se5: Le6 unter Rückgabe des
Gambitbauern mit besserer End-
spielkonfiguration verbleibt.
Allerdings nimmt der initiativere
Textzug die „kompromitierte" Gefahr
in Kauf — nämlich die Gefahr, den
armen Gegner mit einer 100 km-Ge-
schwindigkeit zu überfahren!
6 La5— b8
Dieser transatlantische Zug ist
allerdings nur eine schlechte Imi-
tation des Lasker'schen Gedankens,
auf die Behauptung des Mehrbauern
ehestens zu verzichten. Keineswegs
aber ist es dabei opportun, den
wichtigen Halt auf e5 aufzugeben.
Alapin empfahl im „Schachfreund"
1898 behufs völliger Entkräftung
des weißen Elans 6 d7 — d6, z. B.:
7. 0—0 Lb6! 8. de (in einer Partie
Johner-Fahrni, Baden b./V/. 1914,
geschah noch schwächlicher 8. La3
ed! 9. cd Lg4 mit schwarzem Vor-
teil) 8. ... de usw. wie oben oder
sofort 7. de de (in Betracht kommt
175
auch 7. . . . De7) oder 7. Sg5 Sh6
oder 7. Da4 ed, 8. Lg5 Sge7, 9.
Sd4: Dd7! mit Vorteil für Schwarz
(Partie Breyer-Reti, Baden bei Wien
1914) oder endlich und auch wohl
am chancenreichsten:
7. Db3 Dd7! (unzureichend wäre 7. . . .
De7, 8. d5 Scl4).
8. a4! (farbloser geschah in einer Partie
Spielmann-Salwe, Wien 1908: 8. 0-0Lb6!
[droht Sa5], 9. Lb5 a6, 10. La4 La7 nebst
b5 mit Überlegenheit für Schwarz. — Ge-
rade diese wegen der Drohung Sa5 sehr
unangenehme rückwärtige Konzentrierung
soll der Vorstoß 8. a4 verhindern, da nun
auf 8. . . . Lb6 das chancenreiche Opfer 9.
a5! Sa5: 10. Ta5:! La5: 11. de usw. folgen
und auch 8. . . . Sd4: wegen 9. Sd4: ed, 10.
0—0 de, 11. e5! usw. wenig ersprießlich
sein würde).
8. . . . Sf6 (von Marco im Badener
Gambitturnierbuch 1914 vorgeschlagen.
Ahnungsloser geschah in der dortigen P.
Tartakower-Nyholm: 8. . . . a6, 9. de Lb6,
10. a5! Sa5: 11. Ta5: La5: 12. ed b5? [Ge-
boten war 12. ... cd, worauf etwa 13. 0—0
b5, 14. Ld5 Lb7, 15. e5, z. B. 15. . . . de?
16. Lb7: Db7: 17. Se5: Sf6, 18. La3 mit
vehementem Angriff folgen könnte], 13.
Ld5 c6, 14. Se5! und Schwarz gab auf.)
9. 0—0 (präziser als 9. de Se4:! 10.
0—0. Weiter setzt „Collijn" diese wichtige
Variante nicht fort, wir wollen es aber hier
versuchen):
9....0— 0(auf 9. ...Se4: folgt 10. Tel
und auf 9. . . . ed würde die „kompromit-
tierte" Fortsetzung: 10. e5! Se5: 11. Se5:
de, 12. La3 sehr lästig werden.)
10. de Se4: (auch jetzt wäre 10. . . .
Se5: 11. Se5: de oder auch sofort 10 de
wegen 11. Tdl nebst La3 sehr penibel.)
11. La3! Lb6, 12. Dc2. Schwarz ist
noch bei weitem nicht am Ende seiner
Leiden angelangt. Neue Angriffskonjunk-
turen sind für Weiß im Werden.
Außer der Alapin'schen Justament-
Deckung 6. . . . d7 — d6 wurde in
neuerer Zeit vom tiefsinnigen Er-
öffnungsgrübler Leonhardt die Riposte
6 — b7 — b5 vorgeschlagen, worauf
jedoch nach Maröczy 7. Ld5 (nicht
7. Lb5: wegen 7. . . . Sd4: 8. Sd4:
ed, 9. Dd4: Sf6 mit besserer Stellung
für Schwarz) 7. . . . ed, 8. Db3 Df6,
9. e5! (schwächer geschah in einer
Partie Breyer-Schlechter, Baden bei
Wien 1914: 9. 0—0 h6! 10. cd Sge7,
wobei jetzt statt 11. e5 die Fort-
setzung 11. Sc3 noch am chancen-
reichsten war) 9. . . . Dg6, 10. Sg5
Se6, 11. e6! 0—0, 12. eff Sf7: 13.
Sf7: Tf7: (13. . . . TeSf 14. Le3!),
14. 0—0 mit Vorteil für Weiß folgen
könnte.
Kehren wir nunmehr von diesen
beiden Abblendungsideen zur „guten
alten" Fortsetzung: 6. . . . e5Xd4 7.
0 — 0! zurück, worauf Schwarz ent-
weder mit
I.) 7. .. .d6? 8. Db3 Df6, 9. e5!
de, 10. Tel (schwächer geschah in
einer Partie Tartakower-Johner, Baden
b./ W. : 1 0. La3) 10.... Ld7, 1 1 . Lg5 usw.
die Quälereien des „Wallner'schen
Angriffs" auskosten; oder mit
11.) 7....Sf6? 8. La3! d6, 9. e5!
usw. noch ärgere Schikanen aus-
stehen; ferner auch mit
111.) 7..,.d3, 8. Db3 Df6, 9. e5
usw. bezw.
IV,) 7. . . . de, 8. Db3 Df6, 9. e5
(nachhaltig ist auch 9. Lg5 Dg6,
10. Sc3:) 9....Dg6, 10. Sc3: Sge7,
11. La3 (nach Paulsen! Nach
Anderssen ist 11. Se2 am besten)
ll,...Lc3: (11.... 0—0, 12. Sd5!),
12. Dc3: 0-0 (12....b6, 13. Ld3),
13. Tadl! Te8, 14. Tfel Tb8: 15.
Ld3 usw. die für Weiß „kompro-
mittierte",fürihn aber kompr im ierte
Verteidigung kennen lernen; oder
endlich mit
V.) 7....Lb6! 8. cd(8. Db3Sa5!)
8 d6 den zweifelhaften Hafen der
Normalstellung des Evansgambits er-
reichen kann.
In dieser „Normalstellung" ist entweder
a) Anderssen's Positionskampf mittels 9.
d5 Sa5, 10. Lb2 Se7! 11. Ld3! 0—0, 12.
Sc3 Sg6! 13. Se2! c5! 14. Dd2 f6, 15.
Khl Se7, 16. Tacl Tb8 usw. oder
b) Morphy's Figurenritt mittels 9. Sc3 Sa5!
(9. . . . Lg4, 10. Lb5! Ld7, 11. e5! mit
Vorteil für Weiß), 10. Lg5 (Dr. Göring)
10 — f6, 1 1 . Le3 (besonders von Maröczy
in seinem „Morphybuch" anempfohlen.
176 —
Es kommt übrigens nach Bardeleben
auch 11. Lh4 Se7! 12. De2 nebst Ta dl
in Betracht. Auf den „üblichsten" Rück-
zug 11. Lf4 ist statt ll....Sc4: 12. Da4t
Dd7, 13. Dc4: Df7, 14. Sd5 usw. nach
Dr. V. Schmidt 11. . . . Se7! 12. Tel c6,
13. Dd3 Lc7, 14. a4 Sc4: 15. Dc4: Sg6
usw. [Korrespondenzpartie Motzko-
Vidmar, 1910] zu empfehlen.) 1 1 . . . . Se7
(oder 11. . . . Sc4: 12. Da4t Dd7, 13.
Dc4: Df7, 14. Sd5 Le6, 15. Da4t Ld7,
16. Dc2! Tc8, 17. a4 usw.), 12. h3 Ld7,
13. Lb3 Sb3: 14. Db3: Dc8, 15. a4 Lc6,
16. Da3 a5, 17. Tfcl usw. mit weißem
Überlegenheitsgefühi! oder endlich
c) die altneustrategische Fortsetzung 9.
Lb2! Sge7, 10. Sg5 (oder auch 10. d5
Sa5 wie oben sub a) 10. . . . d5, 11. ed
Sa5, 12. d6 Sc4: 13. de Dd5, 14. Sc3
Sb2: (14....Dg5: 15. Da4tc6, 16. Dc4:
mit weißem Vorteil), 15. Sd5: Sdl: 16.
Tf dl : c6, 17. Sb6: ab, 18. d5! usw. sehr
gut spielbar und keineswegs als un-
brauchbare Waffe abgetan: Das
Evansgambit ist und bleibt eine
lebensfähige Eröffnung!
7. d4Xe5 h7— h6
Im Steinitz'schen Barocksinne ge-
spielt Mehr im Lasker'schen Ent-
spannungsgeiste wäre hier 7. . . . d6
gewesen. Ferner kommt trotz der
anscheinenden Gefahr auch 7. . . .
Sge7 in Frage, um seine Figuren-
entwicklung nach Tunlichkeit fort-
zusetzen.
8. Ddl— d5 ....
Mit Rücksicht auf eine gewisse
Verkalkung seines „Bauernzentrums"
ist es für Weiß keineswegs leicht,
den Offensivgedanken durchzusetzen,
so daß diese Partie ein ganz apartes
Evansgepräge trägt. Auf das nahe-
liegende 8, Db3 würde 8 Sa5, 9.
Lf7:t Kf8, 10. Dd5 Se7! 11, La3 c5
(unbequemer wäre 11 c6, 12. Dd6
Kf7: 13, e6t nebst Se5), 12. Lc5:
Lc5: 13, Dc5: Kf7: usw. den feind-
lichen Husarenritt siegreich ab-
schlachten. Weiß muß daher auf Um-
wegen (Ddl-d5-d3) zu einer lebens-
fähigen Angriffsformation zu gelangen
trachten, indem er zunächst die
schwarze Dame aus ihrem Gehäuse
hinaustreibt. — Nach der ruhigen
Fortsetzung 8. La3 Sge7, 9. 0—0
0—0, 10. Sb d2 Te8 nebst Sg6 würde
Weiß dafür auch ruhig zusehen
müssen, wie ihm die Führung der
Partie entgleitet.
8 Dd8— e7
9. Lei— a3 De7— e6
10. Dd5— d3! ....
Verfehlt wäre dagegen 10. Db5
Dg6, 11. 0-0Sge7 mit unaufhaltsam
fortschreitendem Gesundungsprozeß.
10
11. Sf3Xe5
12. f2— f4!
Sc6Xe5
De6Xe5
D e5— h5
Mangelhaft wäre 12.,,, Df4: wegen
13. Tfl De3t 14. De3: Le3: 15. Tf7:!
usw. —
Jetzt tritt die weiße Idee schon
viel deutlicher zutage: Es ist ihm
gelungen, den verkalkten Bauer e5,
der sein eigenes Spiel behinderte,
loszuwerden und freie Zugstraßen
zu erhalten. Immerhin hat er aber
noch ein weiteres Übel: die Unsicher-
heit seines Königs zu beseitigen.
13. Sbl— d2 ....
Vollendung der Entwicklung. Mit
13. e5 Se7! ebenso wie auch mit
13. Dg3 Dg6, 14. Dg6: fg würde
Weiß nichts Rechtes erreichen.
13 d7— d6
14. Lc4— böf! , , . .
Auf etwa 14. e5 folgt 14,.,.Ld7!
(14.. ..de, 15. Sf3!), 15. ed 0-0-0!
und Schwarz steht überlegen. Die
nachfolgenden Manöver von Weiß
machen es dem schwarzen König
viel schwieriger, sich ins ruhige
Privatleben zurückzuziehen.
14.
Lc8— d7
Auf 14. ...c6 würde 15. Dd6:!
rasch und elegant gewinnen.
15, Lb5Xd7t ....
Dem sofortigen Umklammerungs-
versuch 1 5. e5 würde sich Schw. durch
die Roulade: 15,, ..0-0-0! entziehen.
177
15
16. e4— e5
Ke8Xd7
Ta8-e8
Durchführung einer künstlichen
Rochade. Trotz des unentwickelten
Königsflügels beginnt die schwarze
Stellung vertrauenserweckend aus-
zusehen.
17, Sd2— f3 ....
Ein Angriffs- und Verteidigungs-
zug zugleich: Er klopft an die Tür
des Gegners (20. Se5:) und sperrt
die eigene zu (0-0-0!).
17 Dh5— g4
Schwarz will unbedingt noch etwas
dreinzureden haben. Weiß deckt aber
zunächst in aller Seelenruhe den an-
gegriffenen Pion:
18, g2— g3 Kd7— c8
19, 0-0-0 , , , .
Unseres Wissens ist es ein
Unikum in der Geschichte des
Evansgambits, daß die weiße
Partei zur langen Rochade gelangt!
— Jetzt droht Weiß endlich, den
strittigen Mittelbauern zu erobern.
19 d6Xe5
Dieses Losschlagen wird durch
eine hübsche, wenn auch naheliegende
Opferkombination widerlegt. Bessere
Verteidigungschancen bot hier sofort
19. ....De6,
20. Sf3Xe5
Dg4— e6
Stellung nach dem 20. Zuge von Schw.
Weiß verwertet in energischer
Weise die dynamischen Treibkräfte
seiner Steine, — Ungenügend wäre
der Vorbereitungszug 21. Thel, da
Schwarz daraufhin mit 21 Sf6 zur
vollen Konsolidierung seiner Stellung
gelangen würde (22. Sg6?Da2:usw.).
21.
Lb6— e3t!
(Selbstredend nicht 21....De5:
wegen 22. Dd7t nebst zweizügigem
Matt,)
Schwarz hat der Entwicklung der
Dinge im festen Vertrauen auf dieses
rettende Schach ruhig zugeschaut,
Weiß hat aber noch ein paar Züge
weiter gerechnet und sich für seine
Mühe ein standesgemäßes Honorar
votiert.
22, KCl— b2 . , . .
Verfehlt wäre 22. De3: De5: 23.
Da7: wegen De3t mit Damentausch.
22 De6— b6t
23. La3— b4! ....
Erzwingt Materialgewinn, aller-
dings unter einer gewissen Ver-
schlechterung der Stellung. — Ganz
unersprießlich wäre dagegen 23. Kc2
(oder Ka2) Sf6, 24. Sf7: Thg8 usw.
23
Sg8-
-f6
24. Se5— c4
Db6-
-c6
25. Sc4Xe3
Dc6-
-f3
26. Se3— d5
.
Durch die Figureneroberung ist
Weiß (sonderbarerweise) in eine ge-
drängte Lage geraten. Auch nach
26. Sc2 Dg2 würde er mit allerlei
Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Der Textzug ist daher jedenfalls unter-
nehmender, zumal er den Damen-
tausch erzwingt:
26
27, Kb2— b3
28. TdlXd3
Te8— e2t
Df3Xd3
Sf6— e4!
21
f4— f5!
Ein sehr lästiges Springertier. Es
droht (außer Sf2) vor allem c7— c5
nebst b7— b5, so daß Weiß zunächst
Dr. S. Tartakower: Die hypermoderne Schachpartie.
- 178
mit seinen Gegenplänen (Se7f nebst
Thel) innehalten muß,
29, Td3— e3 Se4— d2t
30. Kb3— c2 Te2— f2
31. Kc2— dl! ....
Endlich ist der weiße König
einigermaßen in Sicherheit.
31 Sd2— c4
Die beste Gegenchance.
32. Te3— e2 Tf2Xe2
Oder 32....Sb2t 33. Kel Sd3t
34. Kd2.
33, KdlXe2 b7— b6
Ein schüchterner Versuch den Lb4
zu erobern. (Es droht c7 — c5. Auf
34, Lei soll 34....Te8 folgen.)
34. Ke2— d3 Sc4— b2t
35. Kd3— c2 Sb2— c4
36. f5— f6! ....
Schlägt eine Bresche in die
schwarze Bauernkette hinein, wo-
durch der Läufer gerettet und das
materielle Übergewicht am raschesten
zur Geltung gebracht wird.
Der Rest ist — Rast,
37. Lb4— e7
f6— f5
Auf Te8 folgt zunächst 38, Tel,
h6— h5
f7— f6
Th8— h7
Sc4— d6
Th7— f7
Kc8— d7
c7— c6
36.
g7Xf6
38. Thl— el
39. Le7— g5
Es drohte Te7.
40. Lg5Xf6
41. Lf6— g5
42. Tel— e5
43. Lg5— f4
44. Sd5— e3
45. c3— c4 ....
Schade um jedes Ausrufszeichen.
45 Tf7— f6
46. c4— c5 Sd6— b7
47. c5Xb6 a7Xb6
48. Se3Xf5
Schwarz darf aufgeben. Da
jedoch Mr, Chajes (ebenso übrigens
wie sein Gegner!) prinzipiell bis
zum „knock-out" kämpft, mußte das
Trauerspiel noch 16 Züge lang fort-
gesetzt werden, — Es folgte: 48
Te6 (erzwungen), 49. Te6: Ke6: 50.
Sg7 Kf6, 51. Sh5: Kf5, 52. h3 Sc5,
53. g4 Ke4, 54, Lc7 (54, g5? Kf5)
54. . . . b5, 55. Sf6 Kf3, 56. g5 Se6,
57. g6 Sg7, 58. Le5 c5, 59. Sg4 Se6,
60. g7 Sg7: 61. Lg7: Kg3, 62. Sf2
c4, 63. Le5t Aufgegeben.
Englisch.
(Ponziani)
Die englische Eröffnung ist sehr
zart und ist daher oft mit Kinder-
krankheiten behaftet. Die nach-
stehende EHtepartie, auf deren nach-
ziehender Seite auch Großmeister
Aljechin mitwirkte, illustriert in pracht-
voller Weise die Entwicklungssorgen
von Weiß.
Partie Nr. 28.
Korrespondenzkampf 1921.
Weiß: Bern. Schwarz: Paris.
Schachklub. Les Echecs du Palais Royal.
1. e2— e4 e7— e5
2. Sgl— f3 Sb8— c6
3. c2— c3 ....
„Glücklicherweise gibt es im
Schach auch bessere Züge", meinte
Großmeister Vidmar, als ich gegen
ihn in einem unserer Wettkämpfe
diesen Zug machte. — „Glücklicher-
weise gibt es im Schach auch
schlechtere Züge", verbesserte ich
seinen Spruch.
Jedenfalls legt der Textzug der
weißen Partei große Mühseligkeiten
auf und scheint außerdem vom
Künstlerpech verfolgt zu sein: zur be-
absichtigten Zentrumsbildung (durch
d4) kommt es kaum, die Emanzi-
pierung der Dame (4. Da4) bringt
keine Früchte, dafür aber rächt sich
die Schutzlosigkeit des Bauers e4
(mangels des Sc3!) in bitterer Weise
und Schwarz gelangt sehr rasch zur
Gegeninitiative.
3.
d7— d5!
Greift ins Volle hinein. Unergiebig ist
dagegen für Schwarz der Figurenkampf
nach 3. . . . Sg8— f6, 4. d4 Se4:! (wenn 4. . . .
d5 so 5. ed! Dd5: 6. Le2 ed, 7. cd usw.
ins Göringgambit einlenkend und wenn
4. . . . ed, so 5. e5 Sd5 [5. . . . Se4? 6. De2!
und gewinnt], 6. cd d6, 7. Lb5 Ld7, 8. Db3
mit besserer Stellung für Weiß. — Auf
4....d6 ist 5. Le3Le7 [5....Se4:? 6. d5
nebst Da4t] 6. d5 SbS, 7. Sbd2 0-0, 8. h3
c6 [Lasker empfiehlt 8. . . . Se4: 9. Se4: f5,
10. Segö f4], 9. c4 usw. [Partie Bernstein-
Salwe, Petersburg 1909] beachtenswert,
obwohl in einer P. Tartakower-L. Steiner,
Wien 1923 einfach: 5. de de [5. . . . Se4: 6.
Lc4], 6. Dd8:t Sd8: 7. Se5: Se4: 8. Ld3
Sc5, 9. Lc2 mit etwas besseren Endspiel-
chancen erfolgte), 5. döSbS! (ungenügend
ist 5. . . . Lc5, 6. de Lf2:t 7. Ke2 bc, 8. Da4
f5, 9. Sbd2 usw. In Betracht kommt aber
auch 5. . . . Se7), 6. Ld3 (nachhaltiger als
6. Se5: Lc5, 7. Sd3 Lb6!) 6.... Sf6! (auf
6 Sc5 geschah in der gediegenen Haupt-
turnierpartie Heilmann - Löwy, Nürnberg
1906: 7. Se5: Sd3:t 8. Sd3: d6 [oder auch
8. . . . Le7, 9. 0-0 0-0, 10. Df3 mit weißem
Vorteil], 9. Df3! Le7, 10. 0-0 0-0, 11. Le3!
Sd7, 12. Ld4! mit Vorteil für Weiß), 7. Se5:
Lc5! 8. 0—0 0—0, worauf jetzt Weiß mit
9. Lf5! ein sehr schönes Spiel behält.
Auch mit dem gambitartigen Bauern-
geplänkel 3. . . . f7— f5 (was nach Cordel
sozusagen als automatische Antwort auf
c2— c3 immer geschehen darf!) ist hier nach
4.d4!d6! 5.efLf5: (5. . . . e4, 6. d5!), 6. Lb5
usw. kein Lorbeerblatt für Schwarz zu
pflücken.
4. Ddl— a4 ....
Beginn vom Ende des weißen
Eheglückes! Dieser früher so be-
liebte Amazonen-Ausfall bedeutet die
völlige Zerrüttung des weißen Haus-
haltes, wo die Bürgerin viel lieber
sitzen und kochen sollte, statt auf
Bälle auszugehen.
Zweckmäßiger ist 4. Lfl— bo de! 5.
Se5: Dd5 (auf 5. . . . Dg5 folgt nunmehr 6.
12*
180 —
Da4 — In einer Matchpartie Tartakower-
Vidmar, Wien 1918, geschah 5....Ld7,
worauf statt 6. Lc6: Lc6: 7. Sc6: bc, 8. Da4
Dd5, 9. 0—0 Sf6, 10. c4 De6, 11. d4 ed, 12.
Ld2 Lc5 usw. am einfachsten und besten
6. Sd7: Dd7: 7. d4 [oder etwa 7. Dc2 0-0-0,
8. 0—0 f5, 9.Tdl nebst d4] 7. . . . ed, 8. Dd3:
Dd3: 9. Ld3: mit dezimalen Endspiel-
chancen folgen könnte), 6. Da4 Se7, 7. f4
Ld7! (nach 7. . . . ef, 8. Sf3: Le6 [8....a6!
9. Le2! Sg6, 10. 0-0], 9.0—0 0-0-0, 10. d4
Dh5, 11. c4! Lg4, 12. d5 Sf5, 13. Lf4! usw.
verbleibt Weiß im Besitz eines wirksamen
Zentrums), 8. Sd7 : Kd7 : 9. Lc4 (wir schlagen
hier auch 9. 0—0 Sf5, 10. b4! [es drohte
Lest nebst event. Sg3t und Dh5#] 10. . . .
Ld6, 11. Sa3 mit schöner Angriffsformation
vor) 9. . . . Df5 (oder 9. . . . Dh5, 10. Le2), 10.
0—0 (auch 10. Db3 kommt in Betracht.
„Collijn" glaubt es zwar durch 10. . . . Sc8!
11. Db7: Sd6, 12. Da8: g5! zu widerlegen.
Weiß spielt aber einfacher 10. Lf7: und
bleibtnach ll....Sd6 [ll....Df4:? 12. Deöf
nebst De8#], 12. Ld5 Df4: 13. d4! e3, 14.
Lf3 nebst 0-0 im Stellungsvorteil) 10. . . .
Td8, 11. d4 (gut ist auch 11. Db5 Db5: 12.
Lb5: Kc8, 13. d3! ed, 14. Tdl) 11.... ed,
12. Ld3 Dcöf 13. Khl Kc8 „Schwarz steht
etwas besser", dekretieren hier das „Läro-
bock" und das „Handbuch" — Warum? —
Wir spielen z. B.: 14. Dc2 und bleiben nach
etwa 14. . . . Sd5, 15. b4 Db6, 16. Sa3 Se3
(16. . . . Sdb4: 17. cb Sb4: 18. Lföf) 17. Le3:
De3: 18. Lföf Kb8, 19. Sc4 De8, 20. Tfel
Se7 (20. . . . Le7, 21. b5), 21. Sa5 b6 (21. . . .
Db5, 22. Te5), 22. Tabl usw. mit der weißen
Stellung sehr zufrieden. (22. . . . ba, 23. baf
Ka8, 24. Db3 Tb8, 25. Te7:! Le7: 26. Le4t
c6, 27. Db8:t! Db8: 28. Le6:t Db7, 29.
Tb7: Tc8, 30. Lf3 und gewinnt.)
4 Sg8— f6!
Mit dieser von Leonhardt vor-
gesclilagenen Neuerung wird nach
der Ansiclit des Bilguer'schen Nachi-
trages die Unzulänglichkeit derweißen
Spielanlage am augenscheinlichsten
dokumentiert. (Vergl. aber unsere
Anmerkung zum 7. Zuge von Weiß.)
Zu keinen greifbaren Resultate führt
dagegen das in den Wettkämpfen zwischen
Tschigorin, Steinitz und Gunsberg aufge-
tauchte System 4. . . . f6, 5. Lb5 Sge7, 6. ed
(oder auch 6. d3 Le6 mit gleichem Spiel)
6. . . . Dd5: 7. d4 Ld7! 8. Le3 ed, 9. cd Se5,
10. Sc3Sf3:t 11. gf Df5 usw. mit etwa
gleichem Spiel. — Ein noch magereres
Fazit ergeben die älteren Fortsetzungen
4. . . . de, 5. Se5: Dd5, 6. Sc6: bc, 7. Lc4 usw.
bezw. 4. . . . Dd6, 5. Lb5 usw. — Farben-
reicher gestaltet sich hinwiederum der
Kampf nach dem von Caro 1893 vorge-
schlagenen Bauernopfer: 4 Ld7, 5. ed
Sd4, 6. Ddl Sf3:t 7. Df3: f5 (energischer
als 7. . . . Sf6, 8. Lc4 Ld6, 9. 0-0 e4, 10. De2:),
8. d4 (wir halten auch hier 8. Lc4 Ld6, 9.
d3 für das Richtige) 8. . . . e4, 9. Ddl (Barde-
leben hält zwar 9. Dg3 für besser, setzt
aber darauf in der „Deutschen Schachztg."
1923 mit 9. . . . Sf6, 10. c4 Ld6, 11. Dc3! b6,
12. Lg5 0—0, 13. Sd2 Te8! 14. 0-0-0 Sd5:
usw. zugunsten von Schwarz fort) 9 Ld6
(in einer Lokalturnierpartie Heilmann-Spiel-
mann, Berlin 1907, geschah sehr geistreich:
9. . . . Sf6, 10. c4 Lb4t 11. Sc3 0— 0, 12. Le2
f4! 13. Lf4: Sd5: 14. Ld2 e3), 10. c4b6, 11.
a3 a5, 12. Sc3 mit beiderseitigen Chancen.
5. Sf3Xe5 Lf8— dö
Die Pointe!
6. Se5Xc6 ....
Weiß muß bereits nach einer vor-
geschriebenen Marschroute handeln.
Auf 6. ed folgt 6 Le5: (auch 6....
De7 ist stark), 7. de 0—0! mit großer
Stellungsüberlegenheit für Schwarz.
d2— d3
b7Xc5
Endlich besinnt sich Weiß daran,
daß alle seine Leichtfiguren dem
letargischen Schlafe zu verfallen be-
ginnen. Mit 7. Dc6:t Ld7, 8. Da6
de (es ginge auch 0 — 0), 9. Lb5
0—0, 10. Ld7: Dd7: usw. würde er
nur den feindlichen Entwicklungs-
vorsprung ganz ungeheuer fördern.
Dagegen schlagen wir hier 7. d4
de, 8. La6 vor, z. B.: 8....Ld7, 9.
Lb7 c5, 10. Lc6cd, 11. Ld7:t Dd7:
12. Dd4: und die Wucht des Leon-
hardt'schen Opferspieles ist im Ab-
sterben, während die eventuellen
Endspielchancen für Weiß über-
wiegen.
7 0—0
8. Lei— g5 ....
Jetzt gesellt sich ein Eröffnungs-
übel zum anderen. Weiß muß noch
immer mit der heißersehnten Ent-
wicklung seines Königsflügels inne-
halten, da sonst z. B. 8. Le2 Sg4,
181
9. Lg4: Lg4: 10. 0—0 Le2 mit lo-
gischer Unerbittlichkeit folgen könnte.
8.
h7— h6
Schwarz schüttelt mit leichter
Mühe und unter fortwährendem An-
schwellen seines Figurendruckes die
Springerfesselung ab.
9. Lg5Xf6
10. Lfl— e2
Dd8Xf6
Beginn eines halberzwungenen
Va banque-Spieles, worauf derGegner
bereitwilligst eingeht, so daß nach
zwei Zügen Schwarz statt Weiß mit
einem Mehrbauer operiert, — Auf
10. Dc6: würde TbS unbequem
folgen, dagegen kommt hier 10. Sd2
in Betracht, um den verlockenden
Lähmungszug 10. . . . Lg4 ganz unbe-
fangen mit 11. f3 beantworten zu
dürfen, da daraufhin die Opferkom-
bination ll.,..Dh4t 12. g3 Lg3:t
13. hg Dhl: 14. fg für Schw. nicht
ersprießlich wäre.
Am besten würde auf 10. Sd2
ebenfalls 10. ...TbS mit allseitigem
Druck erfolgen, doch gelangt darauf
Weiß nach Bardeleben's Ansicht mit
(10. Sd2 TbS), 11. Dc2 Dg6, 12.
0-0-0 zur „theoretischen" Gleich-
ziehung der Spiele. Praktisch sieht
freilich die Sache mit Rücksicht auf
die offene b-Linie, das schöne Läufer-
paar und den Entwicklungsvorsprung
von Schwarz keineswegs beruhigend
für die weiße Partei aus.
10.
Df6— g5!
Dieser nach links und rechts mit
Drohungen verbundene Zug erdröhnt
wie ein Machtdiktat und scheint die
von Leonhardt in seiner Analyse vor-
geschlagene Fortsetzung (10. . . . TbS,
11. Dc2 de, 12, de TeS, 13. Sd2
Lf4, 14. Sc4 Dg6 mit Wiederer-
oberung des Bauern) an Spannkraft
noch zu übertreffen.
11. Sbl— d2 ....
Ein direkter Fehler wäre 11. 0^0
wegen ll....Lh3, 12. Lf3 Df4 usw.
11
12. Le2— f3
13. 0-0-0
Dg5Xg2
Dg2— h3
Wenn Weiß mit seinen letzten
Zügen auf Kosten eines imrnerhin
zweifelhaften Bauern (g2!) das Ärgste
überstanden zu haben glaubte, so
irrte er gewaltig. Seine Qualen be-
ginnen erst: Der nächstfolgende
Läuferzug des Feindes greift bereits
unbarmherzig an sein Herz.
13. .
14. Lf3
-e2
Ld6-
Dh3-
-f4
h4
Schwarz beschäftigt seinen Gegner
ohne Unterlaß und stellt ihm gleich-
zeitig mit dem unscheinbaren Text-
zuge eine tückische Falle.
15. Da4— d4
Nicht aber etwa 15. ed wegen
Ld2:t mit radioaktivem Damen-
gewinn. — Wie leicht ersichtlich,
würde Weiß auch nach 15. Dc6: Df2:
usw. nicht mehr zu Atem kommen
können.
15
16. KCl— c2
TfS— eS
Ein geistreicher, jedoch ungenü-
gender Abschüttelungsversuch. Besser
war etwa 16. Thgl mit geschlossenen
Augen zu ziehen, um den Gegner
sich eventuell auskombinieren zu
lassen.
16.
d5Xe4
Auch Schwarz fällt in die sorg-
sam vorbereitete Grube nicht hinein
(16. ... Ld2: 17. Td2: de, IS. de
Te4:? 19. DdSfKhT, 20. Ld3! und
gewinnt), sondern holt nunmehr zu
entscheidenden Keulenschlägen aus.
17. d3Xe4 ....
Auf 17. Se4: würde 17. ...f5 eine
Figur erobern.
— 182
Stellung nach dem 1 7. Zuge von Weiß.
17.
Lc8— f5!
Es erscheint noch ein blutrün-
stiger Kämpe am Kriegsschauplatz
und bezieht grinsend den günstigsten
Beobachtungsposten (auf g6).
18. Dd4— c5 Lf5— g6
19. f2— f3 Lf4Xd2
20. Kc2Xci2 ....
Eine traurige Notwendigkeit: Auf
20. Td2: würde 20...,Le4:t! 21. fe
De4:t nebst Dhl: folgen.
Der arme König wird nun fürch^
terlich gefoltert.
20 TaS— dSf
21. Kd2— e3 ....
Auf 21. Kcl entscheidet 21
Df4t 22. Kc2 Le4:t 23. fe De4:
24. Ld3 Td3: usw.
21 TdSXdl
22. Le2Xdl ....
Auch 22. Tdl : vermochte nichts
mehr zu retten.
22 Lg6Xe4!
23. Ke3— d2 Te8— dSf
24. Kd2— e2 ....
Oder auch 24. Ke3 Td3t 25.
Ke2 Df4 mit baldigem Matt.
24 Le4Xf3t!
Ein höchst eleganter Schluß. Auf
25. Kf3: führt 25....Td3t 26. König
beliebig De4t 27. Kf2 Td2t usw.
zum elektrischen Tode.
Weiß gibt auf.
Schottisch.
Dieser seit dem Korrespondenz-
kampf Edinburgh-London 1824 be-
sonders beliebt gewordenen Er-
öffnung gebührt die hohe Ehre, die
PhiHdor'sche Bauernpartie zum neu-
zeitlichen Figurenschach hinüberge-
leitet zu haben.
Partie Nr. 29.
Trebitschturnier, Wien 1920.
Weiß: Schwarz:
Maröczy. Tartakower.
1. e2— e4 e7— e5
2. Sgl— f3 Sb8— c6
3. d2— d4 ....
Die philosophische Idee der
schottischen Partie ist sehr be-
achtenswert: Zum Unterschied von
der spanischen oder italienischen,
wo Weiß zunächst die beiden leichten
Figuren des Königsflügels entwickelt,
glaubt hier der Anziehende gleich
nach Entwicklung einer einzigen
Figur zu den Sanktionen übergehen
zu dürfen. Es ist daher aber auch
nicht weiter verwunderlich, wenn eine
solche Strategie in vielen Varianten
zu einem frühzeitigen Aufreiben des
wichtigsten Angriffsmaterials führt.
3 e5Xd4
4. Sf3Xd4 SgS— f6
Von Dr. E. v. Schmidt in Moskau
1865 anempfohlen, gilt diese so-
fortige Beunruhigung des gegne-
rischen Mittelbauern für die beste
und schärfste Antwort, obwohl sie
bei ziemlicher Vereinfachung des
Kampfgebildes eventuelle Endspiel-
schwächen in Kauf nimmt.
Da anderseits die Steinitz'sche
Inspiration: 4. . . . Dd8 — h4 wegen
5. Sf3! (unklarer ist 5. Sb5 De4:t
6. Le2 [6. Le3!] Lb4t 7. Ld2! Kd8,
8. 0—0 Ld2:t 9. Sd2: Df4 usw.)
5 De4:t 6. Le2 (noch sicherer ist
6. Le3) 6. , . . d5, 7. 0—0 Le6, 8. Sc3
Df5, 9. Lb5 Sge7, 10. Lg5! f6, 11.
Sd4 usw. als abgetan gelten darf,
hat Schwarz sonst nur eine brauch-
bare, gleichzeitig auch die älteste
Fortsetzung zur Verfügung: 4. . , .
Lf8 — c5, wonach die Errichtung einer
Figureninsel in der Mitte des Brettes
zu einem ebenso lebhaften wie
interessanten Geplänkel führt:
4.... Lc5, 5, Le3 (unergiebig ist das
ältere System 5. Sb3 Lb6, 6. c4 [oder auch
sofort 6. Sc3 Df6] 6. . . . d6, 7. Sc3 Df6, 8.
f4 [verfehlt ist das Bauernopfer 8. c5 de, 9.
Sd5 De5] 8. . . . Sge7 und die weiße Stellung
beginnt zu kränkeln. — Überhitzt wäre
ferner 5. Sf5 wegen d5! [auch einfach Df6
kann vorteilhaft geschehen], 6. SgTif Kf8,
7. Sh5! Dh4, 8. SgS Sf6, 9. Le2 Se5! 10. h3
Tg8 mit schwarzem Vorteil und auf 5. Sc6:
kann der Nachziehende die Gelegenheit
ergreifen, mit 5. . . . Df6! 6. Df3 DfS: 7. gf
bc, 8. Lf4 d6 usw. endspielartig auszu-
gleichen, darf aber auch, wie in der lehr-
reichen P. Mieses-Trejbal,Teplitz-Schönau
1922, geschah mit 5. . . . bc, 6. Ld3 Se7 das
Mittelspielgepräge aufrechterhalten. Es
folgte: 7. De2 [bequemer war 7. 0—0 0—0,
8. Sd2 d5, 9. DfS] 7. . . . 0-0, 8. 0-0 d5, 9.
LeS [gekünstelt. Nach 9. Sd2 stünde Weiß
noch immer ganz gut.] 9 Lb6, 10. Sd2
Sg6 und Schwarz gelangte bald zum Über-
gewicht.
5. . . . Df6 (anscheinend das Einzige,
wenn man nicht zum ungünstigen General-
abtausch auf d4 greifen will. Hier leuchtete
aber Laskers Genie auf, indem er in Peters-
burg 1 909 den überraschenden Präventivzug
5 — Lb6 erfand. Als beste therapeutische
Behandlung dieser Spielweise gilt die Partie
Spielmann-Tarrasch, Breslau 1912: 6. Sc3!
184
0—0 [oder Partie Mieses-Fontein, Scheve-
ningen 1923: 6. . . . Sge7, 7. Lc4 0—0, 8. 0-0!
Se5, 9. Lb3 mit Vorteil für Weiß], 7. Le2!
[farbloser geschah in der Partie Mieses-
Lasker, Petersburg 1909: 7. Sd5 nebst
Doppelabtausch auf b6 und c6] 7. . . . Sf6,
8. Dd2! Sg4 [ein häufig vorkommendes
Stratagem], 9. Lg4: Lg4: 10. fS Ld7, 11. Sd5
0—0, 12. 0-0-0 mit überlegener Schlacht-
ordnung für Weiß).
6. c3 (der Märchenritt 6. Sdbo, womit
der Moskauer Meister Blumenfeld die
Schachwelt im Jahre 1904 überraschte gilt
für widerlegt durch 6....Le3: 7. fe Dh4t
[Schlechter empfahl 7. . . . Dd8, 8. Sbl— c3
Sge7], 8. g3 De4:t [nach Bardeleben! In
einer Partie Spielmann-Rubinstein, Stock-
holm 1919, geschah vorsichtiger und auch
nicht schlecht 8. . . . Dd8, 9. Dg4 g6! 10. Df4
d6, 11. Lc4 Le6, 12. Le6: fe, 13. 0—0 Sge7],
9. Sc7:t [oder zuerst 9. Sbl— c3 Dhl: 10.
Sc7:t Kd8, 11. Dd6 SfÖ, 12. Sa8: Df3, 13.
Sc7 De3:] 9. . . . Kd8, 10. Sa8: Sf6! 11. Dd6
Dhl: 12. Sd2 Se8 mit schwarzem Vorteil).
6. . . . Sge7, worauf nun Weiß, um
die gegnerische Drohung d7— d5! abzu-
dämpfen, unter vielen geistreichen Fort-
setzungen zu wählen hat, ohne freilich
irgend einen besonderen Vorteil heraus-
kristallisieren zu können:
a) L. Paulsen's 7. Dd2 (mit der nunmehrigen
Scheindrohung Sdb5) 7. . . d5! 8. Sdb5
Le3:9.De3:0—0! 10. Sd2 (am sichersten)
10 de, 11. Se4: De5 mit Ausgleich.
b) Blackburne's 7. Lb5 0-0! 8. 0-0 d6,
9. Sc6: (auch 9. Lc6: ist gut spielbar)
9....bc, 10. Lc5: cb, ll.Ld4Dg6 mit
gleichem Spiel (aus dem Match Mieses-
Tarrasch, Berlin 1916).
c) Zukertort's 7. Le2 d5! 8. Lf3 Ld4: 9. cd
de, 10. Le4: 0-0 mit Ausgleich.
d) 7. Lc4 z. B. : 7. . . . Se5, 8. Le2! d6 (richtig
ist 8. . . . Dg6! 9. 0-0 d5!), 9. f4! Sc6, 10.
0-0 mit Vorteil für Weiß.
e) 7. f4, worauf 7 Dg6 die richtige Ent-
gegnung ist. — Ferner
f) 7. Sd2, womit ein spannendes Intermezzo
herbeigeführt werden soll. In einer Partie
Mieses-Spielmann, Göteborg 1920 folgte
zwar darauf ausweichend: 7 0—0, 8.
Sc6: Dc6: 9. Lc5: Dc5: 10. Le2 f5, 11.
0-0 fe, 12. Se4: De5: 13. Dd4! mit
baldigem Friedensschluß, doch scheint
sich Schwarz auf den offerierten Bauern-
gewinn mittels 7. ...Sd4:! (auch 7
Ld4: 8. cd d5! 9. e5 Dg6 kommt in Be-
tracht), 8. e5! Sc2:t 9. Dc2: De5: 10.
Sc4De6, 11. 0-0-0 Le3: 12. Se3: Da2:
13. De4 De6 usw. mit guten Aussichten
einlassen zu dürfen. — Endlich
g) Dr. Philipp Meitner's 7. Sc2, womit Weiß
den Knäuel im Zentrum vielleicht am
günstigsten zur Entspannungbringt, z.B.
Partie Tartakower-Tarrasch, Wien 1922:
7 Le3: (in der Championspartie
Blackburne-Lasker, Petersburg 1914,
wurde hier 7. . . . b6 versucht. Rationeller
ist jedenfalls 7. . . . d6, obwohl in beiden
Fällen zunächst abwartend 8. Sd2, später
aber eventuell durch den Abtauch auf
c5 die Entvalorisierung der schwarzen
Bauernstellung geschehen darf.— Keinen
Segen bringt auch der von Steinitz emp-
fohlene Rückzug 7. ...Lb6 wegen 8.
Sba3 0—0! 9. Le2! mit starken Obser-
vationspunkten für Weiß.)
8. Se3: De5 (von Bardeleben in
seinem Lehrbuche empfohlen. Schwä-
cher geschah in einer Partie Tartakower-
Trejbal, Teplitz 1922: 8. . . . 0—0, 9. Le2
[auf 9. g3 könnte 9. . . . De5, 10. Lg2 f5,
ll.efSfö: folgen] 9. . . . d6, 10.0— 0Dh6
[auch Dg6 wurde hier versucht. Am
besten ist aber, wie Zukertort 1884 spielte
10 Le6, worauf 11.0-0 oder auch
11. Sa3 gut folgen kann.], 11. Sd2 Kh8,
12. f4 f5 [auf Le6 würde nunmehr 13. Sg4
vorteilhafterfolgen], 13. Sd5! mit großen
Terraineroberungen für Weiß.)
9. Df3! (auf 9. Sd2 gelangt Schw.
mit9....d5, 10. Ld3de, 11. Se4: Le6!
zum Gegenspiel. Viel weniger nachhaltig
geschah auch in der Partie Tartakower-
Johner, Teplitz 1922: 9. Dd3 f5! 10. ef
d5, 11. Le2 usw.)
9. . . . 0—0, 10. Lc4 (in Betracht
kommtauch 10. Ld3) 10.... d6, 11. Sd2
Le6, 12. 0-0 Dg5, 13. De2 Sg6, 14. g3
Lh3, 15. Tfel (es ist den Nachziehenden
zunächst gelungen, den unangenehmen
Vorstoß f2— f4 hintanzuhalten. Übrigens
kommt hier das Qualitätsopfer 15. f4
sehr in Betracht) 15....Sce5, 16. Sf3
Sf3: 17. Df3: Se5, 18. De2 Sc4: und nun
konnte Weiß statt 19. f4 Dc5, 20. Dc4:
Dc4: 21.Sc4: mit gleichem Spiel, einfach
mit dem sofortigen 19. Dc4: im Positions-
vorteil bleiben.
Jedenfalls ersehen wir aus obigen
Varianten, daß die „gute, alte"
schottische Eröffnung einer ver-
feinerten Positionsbehandlung wohl
fähig ist!
5. Sd4Xc6! ....
Nach 5. e5!? Se5: (in einer Partie
Aljechin-Cohn, Stockholm 1912, ge-
schah ängstlich 5. ...De7, 6. f4! mit
Vorteil für Weiß), 6. De2 De7, 7. Sf5
185
braucht sich Schwarz mit der Zug-
wiederholung: 7. . . . De6, 8. Sd4 De7
usw. nicht zu begnügen, sondern
kann, wie in der „Deutschen Schach-
zeitung" ex 1912 ausgeführt wurde,
mit 7....Db4t 8. Sc3 d6, 9. Se3
Le7, 10. Ld2 Db2: 11. Tbl Da3 usw.
seinen materiellen Vorteil zu be-
haupten trachten.
Weniger logisch ist es auch, mit
5. Sbl— c3 Lf8— b4t (energischer
als 5 Lc5 oder auch 5 g6) die
feindliche Entwicklung in nahe-
liegender Weise zu fördern, obwohl
gerade diese Spielart viele Adepten
zählte und zählt (Spielmann, Niem-
zowitsch u. A.). Es kann dann, und
zwar mit Einlenkung ins schottische
Vierspringerspiel folgen:
6. Sc6: (auf 6. Lg5 folgt h6 und auf
6. Lc4 ist 0—0 am besten.)
6...bc, 7. Ld3 (der Vorstoß 7. e5
De7! ist für Schwarz günstig. — Als beste
Folge gegen 7. Dd4 gilt 7. . . . De7, 8. f3 c5!
9. Df2! 0-0, 10. Ld2! d5, 11. 0-0-0 d4, 12.
Sbl Ld2:t 13. Sd2: Le6, 14. Lc4 usw. mit
beiderseitigen Chancen. Immerhin birgt
diese Variante manche Tücken in sich.)
7. ... d5! 8. ed (sehr wenige An-
hänger besitzt auch hier der Vorstoß 8. e5
wegen 8. . . . Sg4, 9. 0-0 Lc5 [mit der Droh-
ung Dh4], 10. hS Se5: 11. Tel Df6, 12. De2
0-0, 13. De5:?Df2:t 14. KhlLh3:! 15. gh
Df3t 16. Kh2 Ld6 und gewinnt, obwohl bei
dieser Variante folgende Mieses'sche Ver-
besserung mit einem Tempo mehr [Lf8-b4-
c51 angebracht erscheint: 10. Lf4 [statt 10. h3]
10. ...g5, 11. Ld2! [die Pointe. Auf 11. Lg3
wird der schwarze Sturm nach 11 h5!
übermächtig.] ll....Se5: 12. De2 De7, 13.
Tael f6, 14. Lg5: usw. mit weißem Vorteil.)
8 cd, (der richtige Mut besteht in
rechtzeitigen Zurückweichen vor den
drohenden Gefahren. In Betracht kommt
daher das Vereinfachungsschach: 8. ...De7t
9. De2! z. B. Partie Spielmann-Bogoljubow,
Pistyan 1922: 9. ...cd, 10. 0— 0 De2:t 11.
Se2: c5, 12. c3 La5, 13. Lf4 Lb6 usw. oder
Partie Spielmann-Rubinstein, Teplitz 1922:
9....Sd5: 10. De7:t Ke7: 11. a3 La5, 12.
Ld2 usw. beidemale mit gediegenem Aus-
gleich.)
9. 0-0 (mit 9. Lb5t Ld7, 10. Ld7:t
Dd7: usw. bezw. auch 10. De2t De7 sind
wohl keine Siegestrophäen zu erringen.
Das Schachgeheimnis kann und darf nicht
im automatischen „Abholzen" bestehen.)
9.... 0-0, 10. Lg5 c6 (Stoppt den
feindlichen Anprall, ohne sich weitere
Schwächen zu geben. Viel zweischneidiger
geschah in einer Konsultationsp. Blumen-
feld und Pawlof gegen Capablanca, Moskau
1913: 10. ...Lc3: 11. bc h6, 12. Lh4 Te8
[auf sofortiges 12. . . . Dd6 setzt Weiß am
zweckmäßigsten mit 13. Dd2 fort], 13. Del
Dd6 usw. „Es war die erste Schottische
meines Lebens," sagt Capablanca in seinem
ausgezeichneten Buche: „My Chess Career„
und war ich daher^über die richtige Ver-
teidigungsmethode noch nicht im Klaren."
So darf nur ein schwacher Spieler oder
aber — ein Weltmeister reden! Durch den
Abtausch auf c3 bringt sich Schwarz jeden-
falls um eine wichtige Verteidigungsfigur
und dazu noch um sein Läuferpaar, ohne
dafür den weißen Figurendruck bedeutend
herabzumindern.
Statt 10 c6 kommt ferner auch die
von Dr. Tarrasch empfohlene Deckung
10. . . . Le6 in Betracht, worauf aber der
Vorstoß f2-f4-f5 unangenehm werden
könnte. Eine ruhigere Folge auf 10. . . . Le6
ist 11. Df3 Le7 z. B. Partie Euwe-Grünfeld,
Wien 1921: 12. Dg3Sh5, 13. Le7: De7: 14.
De5 Sf6, 15. Tael c6 mit Ausgleich oder
gar die pikante Gastpartie Aljechin-Lasker,
Moskau 1914: 12. Tfel h6 [Lasker fühlt
sich unbehaglich und will daher den Gegner
zur Erklärung zwingen. — Wegen 12 c6
was Grünfeld für das Beste hält, siehe
unten], 13. Lh6: [statt dieser schöngeistigen
Remiswendung kommt übrigens auch 13.
Lh4 in Betracht] 13.... gh, 14. Te6: fe, 15.
Dg3t Kh8, 16. Dg6 De8, 17. Dh6:t usw.
mit ewigem Schach!)
Kehren wir nun zu 10. . . . c6 zurück,
womit eine strategisch sehr interessante
Stellung entsteht und die Basis der beider-
seitigen Operationen immer klarer vor die
Augen tritt. Früher setzte hier Weiß meistens
mit 11. Sc3— e2 fort, worauf Schwarz zu
einer aktiveren Verteidigung übergehend,
mehrere Erwiderungen zur Verfügung hatte:
a) 11 Lg4, 12. f3 (farbloser geschah
in der Championspartie Tschigorin-
Marshall, Ostende 1907: 12. c3Le7l 13.
Dc2h6, 14. Lh4 mit Ausgleich) 12....Lh5,
13. Sg3 Lg6 usw. Partie Niemzowitsch-
Fleischmann, Barm. „B" 1905.
b) ll....Dd6, 12. c3Lc5, 13. Lf4 Partie
Dus-Chotimirsky-Salwe, Karlsbad 1907.
c) 11 Lc5 (um das event. Manöver Sd4
zu behindern), 12. Sg3 h6, 13. Lf4 Te8,
14. h3 Le6, 15. Df3Ld6, lö.Tadl Partie
Niemzowitsch-Janowski, Karlsbad 1907.
d) 11 Te8 (leitet den schwarzen Gegen-
druck auf der e-Linie l3esonders gegen
den Punkt e4 ein), 12. Sd4Dd6, 13: Lh4
(farbloser geschah in der Champions-
186
partre Tschigorin-Schlechter, Ostende
1907: 13. Df3 Se4! 14. LeS Dg6!) 13. . . .
Se4, 14. c3 Lc5 Partie Niemzowitsch-
Teichmann, Hamburg 1910.
e) 11. . . . h6, 12. Lh4 Te8, 13. Sd4 Ld7, 14.
Df3 c5, 15. Sf5Lf5: 16. Lf5: g5, 17. Lg3
mit Vorteil für Weiß. P. Niemzowitsch-
Reggio, Barm. „B" 1905.
f) 11.... Ld6 (strebt einer Zukunfts-
diagonale nach), 12. Dd2! (in einer Partie
Janowski-Lipke, Leipzig 1894 geschah:
12. Sd4h6, 13. Lh4g5, 14. Lg3 mit etwa
gleichen Chancen) 12. . . . h6, 13. Lh6:!
Lh2:t! 14. Khl! Sg4, 15. Lg5 Dd6, 16.
Lf4 mit Ausgleich (nach Collijn).
Schon die Tatsache, daß Schwarz unter
so vielen Möglichkeiten (am besten viel-
leicht 11. . . . Te8) zu wählen hat, stimmt
nachdenklich. Eine viel engere Verteidi-
gungsmarschroute wird dem Gegner mit
der neuerdings bevorzugten Fortsetzung
11. Ddl-f3 (statt 11. Se2) angewiesen, da
Schwarz jetzt volensnolens zur Vermeidung
der Aufreissung seines Königsflügels (z. B. :
11. Df3 h6, 12. Lf6: [mit 12. Lh6: gh! 13.
Dg3t Kh8, 14. Df4 ist nur ewiges Schach
zu erzielen] 12. . . . Df6: 13. Df6: gf, 14. Se2!
nebst Sf4 mit weißem Vorteil) den Läufer-
rückzug 11.... Le7 vornehmen müßte,
worauf Weiß noch immer gewisse Initiativ-
chancen behält, z.B.: 12. Tfel*) (behut-
samer geschah in einer Partie Bardeleben-
Janowski, Barm. 1905, zunächst: 12. h3 Le6,
13. Se2 mit Ausgleich) 12. . . . Le6 (oder
Partie Tschigorin-E. Cohn, Nürnberg 1906:
12. . . . Te8, 13. h3 Le6, 14. Se2 Sd7. Auf
*) Auch 12. Tael hat seine Anhänger,
wobei sich ungefähr dieselben Knalleffekte
ergeben können. Vgl. Partie Emmrich-
Wagner, Frankfurt a./M. 1923: 12. Tael
Tfb8 (in Betracht kommt 12. Tfe8 nebst
Le6 und Sd7 oder auch sofort 12 Le6,
was „Collijn" mit etwa gleichen Chancen
empfiehlt), 13. Sdl h6 (auf 13....Lg4 kann
ein schönes Damenopfer: 14. Lf6:! Lf3: 15.
Le7 : nebst gf zugunsten von Weiß erfolgen),
14. Lh6: gh, 15. De3! (schlecht wäre 15. Dg3t
wegen Lg4! 16. h3 Ld6 usw.) 15....Lb4!
(das Einzige. Alles andere, z.B.: 15 Te8,
16. Dg3t! bezw. 15. . . . Le6, 16. Dh6: Se4,
17. Te4:! Lg5, 18. Tg4!! bezw. 15. . . . Tb7,
16. Dh6: nebst f4, bezw. 15. . . . Ld6, 16. Dh6:
könnte fürSchwarz verhängnisvoll werden),
16. Dh6: (wenn 16. c3, so Sg4 mit Ab-
schüttelung des Druckes) 16 Lei : 17.
Dg5t Kh8, 18. Tel: (Weiß hat noch eine
Weile Zeit) 18....Sg4! (auf 18.... Se4 würde
Weiß durch 19. De5t nebst Db8: entschei-
denden Vorteil erlangen), 19. Dh5t Kg7,
20. Dh7t Kf6, 21. Dh4t Kg7, 22. Dh7t
Remis durch ewiges Schach.
12. . . . h6 aber kann ähnlich wie in der Fuß!
notenpartie das Opfer 13. Lh6: gh, 14. De3-
mit der Doppeldrohung De7: und Dh6:
mindestens Remis erreichen).
Nun ist (ebenso wie bei der Zugum-
stellung 10. Lg5 Le6, 11. Df3 Le7, 12. Tfel
c6) eine Stellung entstanden, die mancher
Theoretiker für Schwarz vorzieht, so z. B.
Grünfeld mit der Folge 13. Se2 h6, 14. Lh4
Te8 (vielleicht 14. . . . Lg4), 15. Sd4 Ld7 —
doch scheint uns das weiße Spiel nach etwa
16. Sf5 ganz behaglich zu sein.
Ein Feuergeist würde übrigens statt
des schwerfälligen 13. Se2 nach anderen,
schärferen Fortsetzungen fahndend. Das
Opferspiel 13. Te6: fe, 14. Dh3 würde aller-
dings nach 14 Dd6, 15. Tel e5 usw.
ruhmlos scheitern und auch das vehemente
13. Te5 nach etwa 13....Sd7, 14. Le7:De7:l
(14. . . . Se5: 15. Lh7:t! Kh8, 16. Dh5 Lg4,
17. Dh4), 15. Th5 (oder 15. Te2 Db4 oder
auch 15. Dh3 Lh3: 16. Te7: Le6, 17. Se2
Tf c8!) 15. ... g6, 16. Dg3 Kh8, 17. Th4 TabS,
18. b3 usw. keine greifbaren Resultate er-
geben. Dagegen ist 13. Dg3 Sh5, 14. Le7:
De7: 15. De5 Sf6, 16. Te3! Tf e8 (16. . . . Sg4,
17. Dh5! g6? 18. Dg4:), 17. Tg3 usw. für
Weiß sehr gut spielbar.
Da immerhin die schwarzen Bauern-
schwächen so ziemlich maskiert und alle
schwarzen Figuren zweckmäßig postiert
sind. Weiß dagegen noch Mühe hat, sich
wirksame Zugstraßen zum Königsangriff zu
öffnen, sind die beiderseitigen Spielchancen
als etwa ausgeglichen zu betrachten, was
auch durch verschiedene oben angeführte
Zwangsremisen (nach dem Läuferopfer auf
h6) zum Ausdruck kommt.
5 b7Xc6
6. Sbl— d2 ....
Die normale Fortsetzung ist 6. Ld3d5
(Schwarz kann übrigens auch mit dem be-
scheidenen 6. . . . d6 ganz gut sein Aus-
kommen finden, z. B. Schlechter-Lasker,
Nürnberg 1896: 7. 0-0 Sg4, 8. Le2 Dh4,
9. Lg4: Dg4: 10. f3 Lc5t 11. Khl Dh4 usw.
mit Ausgleich), 7. ed (bezüglich des von
Mieses bevorzugten Vorstoßes 7. e5 siehe
nächste Partie. — Auf 7. Sd2 folgt aber
7 Lc5! zum Vorteil von Schwarz. — Zum
Ausgleich der Kräfte führt hingegen 7. De2
de [auch 7. . . . Le7 ist spielbar. Collijn emp-
fiehlt übrigens 7. . . . Lb4 f 8. c3 de], 8. Le4:
Se4: 9. De4:tDe7, 10. De7:tLe7: 11.0-0
0—0 und die beiden Gladiatoren liegen
durch mehrfaches Blutvergießen voll-
kommen erschöpft auf der Matte) 7 — cd,
8. Lb5t (oder einfacher 8. 0—0 Le7, 9. Sc3
0—0, 10. Lg5 c6 mit gleichem Spiel) 8. . . .
Ld7, 9. Ld7:t Dd7: (dieses ganze mit dem
187
sonderbaren Tempoverlust Lfl-dS-böf ver-
bundene Abwicklungssystem wurde von
Steinitz mit Rücksicht auf die schwarzen
Endspielschwächen a7 und c7 empfohlen,
während Dr. Tarrasch darüber mit Rück-
sicht auf das freiere Figurenspiel von Schw.
abfälliger Meinung ist), 10. 0— 0 Le7! 11.
Sd2 (oder nach Steinitz 11. Lg5 0— ü, 12. c4
d4, 13. Dd3) 11.... 0—0. Die Folge kann
nun sein:
a) XII. Matchpartie Mieses-Tarrasch, Berlin
1916: 12. b3 (Mason's Entwicklungs-
system) 12 Tfe8 (in einer Matchp.
Tartakower-Spielmann, Wien 1913, ge-
schah 12. ... d4, 13. Sf3 c5, 14. Dd3 Sd5,
15. Ld2 Lf6, 16. Tadl Tfd8, 17. Tfel
Dc7, 18. Lg5! mit Vorteil für Weiß), 13.
Lb2 Df5 (in einer Gastpartie Tartakower-
Capablanca, Wien 1914 geschah 13
Tad8, 14.Sf3Se4, 15. Dd3Lc5, 16. Tadl
Te6, 17. c4Td6, 18. Tdel! f5 [18....
Tg6, 19. Ld4!], 19. Ld4 Ld4: 20. Sd4:
Df7 worauf jetzt Weiß statt 21. Sb5
Td6-d7! usw. mit 21. Sf5:! Df5: 22. cd
einen gesunden Bauern erobern konnte),
14. Sf3 c5, 15. Dd2 Se4, 16. Dd3 Tad8
woraufhin statt 17. Sd2 am zweck-
mäßigsten 17. Tadl nebst event. c2— c4
geschehen sollte. —
b) Partie Maröczy-Janowski, London 1899:
12. Sf3Tfe8, 13. b3 Se4, 14. Lb2 Ld6
[besser Lf6], 15. Dd4! Lf8, 16. Tadl c6,
17. c4 Tad8, 18. cd cd, 19. Tel Tc8, 20.
Se5 mit weißem Vorteil.
c) 111. Matchpartie Tartakower-Reti, Wien
1920: 12. Sb3 (von Steinitz bevorzugt)
12 c5 (in einer Partie Golomayo-
Mackenzie, New -York 1889, geschah
12. . . . Tf e8), 13. Lg5 Tab8 (13. . . . Tac8,
14. Df3), 14. Tab 1 Tb6, 15. c4 (15. Df3
Se4) 15. . . . Tf d8! nebst Figurenmassaker
(auf f6 und d5) und Ausgleich. —
Der ungewöhnliche, etwas ge-
künstelt aussehende Textzug hat nun
zur Hauptidee, auf die naheliegende
Antwort 6 d5 mit 7. ed cd, 8.
Lböf! Ld7, 9. LdTifOdY: 10.0—0
usw. in das ebenerwähnte Steinitz'sche
System mit einem Tempo mehr
einzulenken.
Zur Klärung der langen Frage, ob hier
auch der Vorstoß 6. e5 zulässig sei, hat
insbesondere der feurige Mieses (zuletzt in
seinem Wettkampf gegen Tarrasch, Berlin
1916) in dankenswerterweise beigetragen.
In der X. Wettpartie folgte:
6. e5 De7! 7. De2 Sd5, 8. Sd2! (dieser
Zug eines Berliner Spielers Dr. Thalheim
ist viel nachhaltiger als 8. b3 a5! oder 8. c4
La6, 9. f4 Db4t! 10. Kdl Lc5! mit schwarzem
Vorteil) 8. . . . Lb7! (am besten. Schwächer
geschah in der IV. Wettpartie: 8....Sf4, 9.
Se3 Sg6 [9. . . . Se6, 10. Le2], 10. f4 f6, worauf
jetzt statt 11. Ld3 am schärfsten 11. Sf3!
wäre. — Auch andere Fortsetzungen wie
8. . . . Sb4, 9. Sf3 bezw. 8. . . . d6, 9. Sc4! bezw.
8. . . . f6, 9. Sf3 d6, 10. ed bezw. endlich 8. . . .
a5, 9. c4 La6, 10. De4 usw. sind für Weiß
ganz günstig), 9. Sb3 0-0-0! (am schärfsten.
Schwächlich geschah in der VIII. Wettpartie
9....f6, 10.ef!De2:t 11. Le2:Sf6: 12.0-0
mit besserem Endspiel für Weiß), 10. c4!
Sb6, 11. Ld2 Te8, 12. f4f6, 13. a4! La6! 14.
De4 Df7! 15. c5 Lfl: 16. cb Db3: [besser
wäre laut Bilguer'schen Nachtrages 16
ab], 17. ba mit Chancen. —
6 Lf8— c5
Mit dieser starken Entgegnung
übernimmt Schwarz die augenblick-
liche Führung der Partie, so daß
Weiß nur in weiterer Ferne (nach
erfolgter Befreiung vom Druck und
event. Vertreibung des Lc5 durch
Sb3) die Aussicht hat, seine Trümpfe
auszuspielen.
Bei weitem farbloser wäre hier der
schablonenhafte Gegenstoß 6. . . . d5, worauf
Weiß, wie bereits angedeutet, mit 7. ed cd,
8. Lb5t! Ld7, 9. Ld7:t Dd7: 10. 0-0 Le7
in das oben ausgeführte Steinitz'sche Ab-
wicklungssystem mit einem Tempo mehr
(da das Manöver Lfl-d3-b5t abgesperrt
wurde) einlenkt. Es kann dann folgen:
11. Sf3 (auch 11. Sb3 oder 11. b3 sind
wohl spielbar) 11.... 0—0, 12. Lg5 (noch
nachhaltiger dürfte 12. b3 sein) 12....Te8
(oder Partie Tartakower-Yates, London
1922: 12. ...Tab8, 13. b3, bezw. Partie
Tartakower - Möller, Kopenhagen 1923:
12. ...h6, 13. Lh4Tab8, 14. b3 Tfe8, 15.
Tel Lb4 [auch 15. . . . c5 kommt in Betracht],
16. Te8:t Se8: 17. c4 c6, 18. cd cd, 19. Dd4
a5, 20. Tdl Tc8, 21. h3 Tc2, 22. Se5 Df5,
23. Dd5: Ta2: 24. g4 Df4, 25. Lg3 Df6, 26.
Da8 De6, 27. Td8 aufgegeben), 13. Tel c6
(13....Se4? 14. Te4:), 14. Dd3 Db7, 15. Sd4
h6, 16. Lh4 g5, 17. Lg3 Se4 (Partie Tarta-
kower-Wolf,Teplitz-Schönau 1922), worauf
jetzt statt des verwickelnden 18. Sf5 auch
die solide Verstärkung des Druckes durch
18. Db3 in Betracht kommt.
7. Lfl— d3 ....
Statt dieses Ruhezuges wurde in
der Mährisch-Ostrauer Partie Tarta-
kower-Rubinstein ein zweischneidiges
Verfahren eingeleitet, um die feind-
liche Gegeninitiative zu unterbinden:
- 188
7. e5 De7! (jetzt, nachdem der
Lf8 bereits entwickelt ist, scheint die
ganze Spielweise für Schwarz sehr
günstig zu sein, doch baut Weiß
seinen Plan auf gewisse Hemmungen
des schwarzen Spieles. — Vergl.
unseren Artikel: „Die Lehre von den
Schwächen"), 8. De2 Sd5, 9. Sb3
0 — 0! (Verfehlt wäre 9 Lb6 wegen
10. Ld2! Lb7, 11. 0-0-0 0-0-0, 12.
c4 La6, 13. Del ! mit Springergewinn),
10. Ld2 a5! 11.0-0-0 usw. mit ver-
steckten Chancen.
7 0—0
Im wütenden Remiskampf Tarta-
kower-Teichmann, Karlsbad 1923,
geschah sofort 7 d5, 8. ed, (richtig
ist 8. 0—0) 8....De7t!!! 9. De2
mit behördlich konzessioniertem 17-
zügigen Friedensschluß.
8. 0-
9. Ddl
-0
d7— d5!
-f3
Diese vorzeitige Damenentwick-
lung bezweckt die völlige Mobili-
sierung der Streitkräfte, hat aber
auch ihre Schattenseiten, die sich
in dieser Partie bitterlich rächen.
Wenn zunächst 9. h3, so verstärkt
Schwarz seinen Druck im Zentrum
durch 9....Te8, 10. Df3, Sd7! usw.
Am besten soll daher die so-
fortige Entspannung im Zentrum ver-
sucht werden: 9. ed. In einer Lokal-
turnierpartie Tartakower-Reti, Wien
1 920, folgte darauf: 9. . . . cd (9. . . . Lg4,
10. Le2), 10. Sb3 Lg4, 11. Del (in
Betracht kommt auch das einfache
11. Le2) ll....Te8, 12.. Dc3 Lb6,
13. Lg5 mit Befreiung.
9 Sf6— g4!
Jetzt wird der Druck von Schw.
immer fühlbarer.
10. h2— h3 ....
In einer Partie Tartakower-Eg.
Jacobsen, Kopenhagen 1923, ver-
suchte Weiß zunächst den Zauber-
bann im Zentrum mit 10. ed zu
brechen, da darauf 10....Se5? wegen
11. Lh7:f! ein Fehler wäre und er
auch nach 10 cd, 11. h3 im Vor-
teil bleiben würde. Schwarz leitete
aber auf 10. ed mit 10 Dd6!
(präziser als 10 Dh4, worauf 11.
h3 Se5, 12. De4 folgen könnte),
11. Dg3 (erzwungen, da auf 11. g3
nunmehr ll....Se5 [11.. . .Dh6? 12.
Dg2 mit der Drohung Se4] mit
schönem Spiel für Schwarz folgen
würde) ll....Dg3: 12. hg cd ins
Endspielstadium hinüber, das nach
13. Sb3 Lb6, 14. Lf4 Le6! (in der
Partie geschah schwächer 14 Ld7,
15. c4! mit Vorteil für Weiß) für
Schwarz mindestens gleich steht.
10 Sg4— e5
11. Df3— e2 Tf8— e8
Schwarz läßt nicht locker.
12. e4Xd5 c6Xci5
Auch nach dieser endlich er-
folgten Entspannung im Zentrum
wird die Lage von Weiß nicht leichter,
da alle schwarzen Figuren auf ihren
Posten mit Drohungen arbeiten und
auch der restierende Zentralbauer
festen Druck ausübt.
13. Sd2— b3
Lc5— d6
14. f2— f4
Se5Xd3
15. De2Xcl3
a7— a5!
Ein trotz seiner Unscheinbarkeit
sehr elegantes Bauernopfer. Schwarz
hat zwar nur wenige, dafür aber sehr
wirksame Mittel zur Verfügung. Das
zu gewinnende Tempo ist wohl den
Bd5 wert, um den unentwickelten
Damenflügel des Gegners im Zaume
zu halten.
16. Dd3Xd5 ....
Auch ohne diesen Bauernraub
hätte Weiß angesichts verschiedener
gegnerischer Drohungen (La6 mit
Qualitätsgewinn; a5 — a4 mit Zurück-
drängen des Springers usw.) mit
großen Schwierigkeiten zu kämpfen.
Die Pointen des Bauernopfers
kommen übrigens nur allmählich
zum Vorschein.
189
16 Lc8— a6
17. c2— c4 ....
Erzwungen, denn auf 17. Tdl
folgt 17. . . . c6! (droht eventuell Lcöf
nebst Ddl:!), 18. Dd4 (auf 18. Dd6:
entscheidet Telf nebst Tdl: auf
18. Df3 gewinnt Le2 und auf 18.
Dd2 folgt Te2) 18....Lc5! 19. Sc5:
Telf nebst Tdl:
Auch mit 17. Te3 vermochte Weiß
die Wucht der feindlichen Offensive
nicht abzuschütteln.
17.
a5 — a4
Dieses Bäuerlein besitzt offenbar
Quecksilberkraft.
18. Sb3— c5 ....
Weiß hofft noch immerhin zur
Vereinfachung der Stellung durch
Figurenabtausch zu gelangen, wird
aber durch fortwährende Sticheleien
daran gehindert.
Auf 18. Sd2 (oder auch 18. Sd4)
würde Schwarz wenn nichts anderes
so zum mindesten seinen Bauern
(durch Lb4) mit überlegenem Spiel
zurückgewinnen.
Stellung nach dem 18. Zuge von Weiß.
Schwarz führt mit unscheinbaren
Mitteln die Entscheidung herbei.
18 c7— c6!
Dieses zweite Bauernopfer ist
eine logische Ergänzung des ersten.
Das Feinste im Schach sind doch
die Bauernzüge.
19. Dd5Xc6 ....
Auf 19. Dd4 gewinnt Schwarz
mit 19. . . . Db6 (nachhaltiger als
19....Df6, 20. Le3!), 20. Sb3 Dd4:
21. Sd4: Lc5 usw.
19. .... Ta8— c8
20. Dc6Xa6 LdöXcSf
Trotz des stark reduzierten Figuren-
materials befindet sich der weiße
König in einer trostlosen Lage.
21. Kgl— h2 Dd8— d3!
22. Tfl— f3 ....
Auf 22.Th 1 würde Lf2 entscheiden.
22 Dd3— dl
Droht Dgl t nebst Del f usw.
23. Da6— a5 Tc8— c6
„Der Verderber naht", würde der
kleine Dufresne sagen. Der Textzug
ist präziser als Tel.
24. Da5— d2 Ddl— gif
Weiß gibt auf, da auf 25. Kg3
Tg6t 26. Kh4 einfach 26. ...Tg2:
mit der Hauptdrohung Le7t 28. Kh5
g6, 29. Kh6 Lf8# zu schnellem
Untergang führt.
Eine trotz ihrer Kürze durch
pikanteWendungen auffallende
Partie.
CEID
Der Leipziger Meister Mieses ist
Maschinenstürmer im Schach!
Partie Nr. 30.
(Mittelgambit in die Schottische
Partie übergehend.)
Osterturnier zu Liverpool, 1923.
Weiß: Schwarz:
Mieses. Thomas,
1. e2— e4 e7— e5
2. d2— d4 e5Xd4
3. Sgl— fS ....
Nach den Erfahrungen des Badener
Gambitturniers 1914 wird das nor-
190
dische Gambit nur durch dessen
rücksichtslose Annahme widerlegt:
3. c2— c3 (gut bürgerlich ist 3. Dd4:)
3. . . . d4Xc3 (zum schlechten Ausgleich
führt das Mittelgambit: 3....d5, 4. ed Dd5:
5. cd Sc6! 6. Sf3 Lg4, 7. Le2 Sf6, 8. Sc3
Da5! [ungünstiger ist 8. . . . Lb4, 9. 0-0 Dd7,
10. h3! Lh5, 11. d5 Lf3: 12. Lf3: Se5, 13.
Lf4 Sf3:t 14. Df3: usw.], 9. Le3 Ld6, 10.
0—0 0—0, 11. Db3 usw. mit mobilem
Zentralbauer, bezw. 3. . . . De7, 4. cd! De4:t
5. Le2 Dg2: 6. Lf3 Dg6, 7. Se2 und Weiß
beherrscht das Schlachtfeld).
4. Lfl-c4 c3Xt>2 (unbequem für Schw-
ist 4. . . . Sf6, 5. Sc3 Sc6, 6. Sge2! Lc5, 7-
0-0 d6, 8. Lg5 usw. bezw. 4. . . . Lb4, 5. bc
Df6, 6. Sge2 bezw. auch 4. . . . d6, 5. Sc3:
Le6, 6. Le6: fe, 7. Dh5 g6, 8. Db5 usw.
Dagegen kann auch sofort der Schlechter-
sche Zug 4 d7— d5, 5. Ld5: [bezw. 5. ed]
5. . . . cb, 6. Lb2: Sf6! mit Einlenkung in die
unten angegebene Variante erfolgen.)
5. LclXb2 d7— d5! (von Schlechter in
der „Deutschen Schachzeitung" 1914 an-
empfohlen und im Badener Gambitturnier
mit 100%-igen Erfolg angewandt. — Auf
5 d6 folgt am schärfsten 6. f4! [in Be-
tracht kommt auch 6. Sf3, ungenügend ist
aber 6. Se2, wie in der P. Mieses-Maröczy,
Monte Carlo 1903, klassisch dargelegt
wurde] 6. . . . Sd7, 7. Sf3 Sc5, 8. Sg5 Sh6, 9.
0—0 mit weißem Vorteil. — Ungemütlich
für Schwarz ist auch 5 Sf6, 6. Sc3 Sc6,
7. Sf3 Lb4, 8. Dc2 usw. bezw. 5. . . . Lb4t
6. Sc3 Sc6, 7. Sf3 d6, 8. Db3 Sh6, 9. 0-0-0
bezw. auch die Tschigorin'sche Verteidi-
gung: 5. ...De7. 6. Sc3 c6, 7. Dc2 d6, 8.
0-0-0 Le6 wegen 9. Sd5! usw.)
6. e4Xd5! (schwächer geschah in einer
Partie Nyholm-Tartakower, Baden b. W.
6. Ld5: worauf Schw. nach dem Schlechter-
schen Rezept durch 6. ...Sf6! 7. Lf7:t
[oder Partie Nyholm-Reti, Baden b./W.:
7. Sf3? Lb4t! 8. Kf 1 ! 0-0! mit erdrückender
Gegeninitiative] 7. . . . Kf7: 8. Dd8: Lb4t 9.
Dd2Ld2:t 10.Sd2: The8! Il.f3c5! [11....
Sc6, 12. Tel!] und wenn nun 12. Sc4, so
12. . . . Ted8, 13. e5 Se8! usw. in Vorteil
kommt.)
6. . . . Sg8— f6, 7. Sbl— c3 (von Mieses
in einer Spezialbroschüre 1920 als das Beste
angegeben mit der Tendenz, zur langen
Rochade zu gelangen. Minderwertig ge-
schah dagegen in der Badener Partie
Opocensky-Reti: 7. Sf3 Ld6, 8. 0—00—0, 9.
Sc3 Lg4 mit genügend gesicherter Stellung
für Schwarz.)
7. ...Lf8— d6 (oder Partie Nyholm-
Spielmann, Baden b./W.: 7. . . . Sbd7, 8. Sf3
Lb4, 9. 0-0 0—0, worauf jetzt statt 10. Dd3
Sb6, ll.Tadl Lf5! usw. die Fortsetzung
10. Db3 viel chancenreicher wäre.)
8. Ddl— c2 Dd8— e7t! (Mieses setzt
in seiner Analyse nur mit 8 0—0, 9. 0-0-0
fort und die Stellung bleibt dann allerdings
trüb genug, um darin fischen zu können.)
9.Sgl— e2 0-0 und wenn jetzt 10. 0-0-0,
so 10 Ld6— a3 mit grausamer Vernich-
tung der Angriffsperspektiven von Weiß. —
Hiemit dürfte der „nordische Knoten" ge-
löst sein.
3 Sb8— c6
Daß Schwarz hier dem schottischen
Schotterwege günstig ausweichen kann,
hat Aljechin in seiner Haager Partie gegen
Mieses 1921 durch die Neuerung 3. . . . Lc5
bewiesen und später in „Kagans Neuesten
Schachnachrichten" ex 1922 genau ausge-
führt. Allerdings kommt für Weiß auf 3
Lc5 unter anderem die Fortsetzung 4. Lc4
(schwächer geschah in der vorerwähnten
Partie Mieses-Aljechin: 4. Sd4: Sf6! 5. Lg5
h6! 6. Lf6: Df6: 7. c3 Sc6, 8. Sf3 0-0 und
Schwarz ist bereits im Vorteil) 4. . . . d5! 5.
ed De7t 6. Kfl (in seiner Analyse berück-
sichtigt Aljechin nur 6. Kd2? sowie 6. Le2
mit guten Gegenchancen für Schwarz) 6
Lg4 (anders ist Bauer d4 kaum zu decken),
7. Dd3! in Betracht, z. B.: 7. . . .Sd7, 8. Lf4
0-0-0, 9. Sbd2 Sb6, 10. Tel und Weiß ist
stark am Ruder.
4. Sf3Xd4 ....
Daßein feuriger Angriffsspieler wie
Miesessich nie auf das Schottische
Gambit (mit 4. Lc4) bezw. Göring-
Gambit (mit 4. c3) einläßt, zeigt
wohl, daß diese in den früheren
Dezennien so beliebt gewesenen Fort-
setzungen heutzutage abgetan sind.
Immerhin bietetinsbesonderenach
den Ergebnissen des Badener Gambit-
turniers 1914 das reine schottische
Gambit:
4. Lc4 Lc5! (mit 4 Sf6 würde
Schwarz den gefährlichen Max Länge-
Angriff heraufbeschwören. — Ungünstig ist
ferner 4. . . . Lb4t 5. c3 de, 6. 0—0! d6 [oder
6. . . . Df6, 7. e5 cb, 8. Lb2: Dg6, 9. Ld3 usw.
bezw. das „kompromittierte schot-
tische Gambit": 6. . . . cb, 7. Lb2: Sf6, 8. Sg5
0—0, 9. e5 d5, 10. ef de, 1 1 . Dh5 h6, 12. Se4
usw. zum Vorteil für Weiß], 7. a3 Lc5, 8.
b4 c2, 9. Dc2: Lb6, 10. Db3 De7, 11. Sc3
Le6, 12. Sd5 Ld5: 13. ed! und Weiß be-
herrscht das Brett.)
5. c3 (die Widerlegung von 5. Sg5
Sh6, 6. Sf7: Sf7: 7. Lf7:t Kf7: 8. DhSf g6,
191
9. Dc5: besteht im Gegenstoß 9 — d5! wie
bereits Schumoff im Jahre 1850 nachge-
wiesen hat. — Es kann aber auch 5. 0—0
de, 6. c3 [nachteilig 6. Lg5 Sge7, 7. c3 Lg4,
8, Lb5 de, 9. Sc3: 0-0 usw.] 6. . . . Sf6, 7. cd
Lb6 usw. mit Einlenkung in die italienische
Partie geschehen.)
5. . . . de (am sichersten ist wohl 5 —
Sf6, 6. cd Lb4t usw. mit Einlenkung ins
Giuoco piano. — Eine gute alte italienische
Bekannte ist auch mit 5 — d6, und zwar
etwa mit der Folge: 6. cd Lb6! 7. 0-0 Sf6,
8.Sc3Lg4, 9. Le3De7! usw. herbeizuführen.
— Ungünstig ist dagegen 5 d3, 6. Dd3:
{oderP. Schlechter-Nyholm, Baden b./W.:
6. b4 Lb6, 7. a4 a5! 8. b5 De7, 9. 0—0]
6....De7, 7. Le3Sf6, 8. Sbd2 und Weiß
steht freier.)
6. Sc3: (keine Früchte trug in der
Badener P. Fahrni-Hromadka das Schein-
opfer 6. Lf7:t Kf7: 7. Ddöf Kf8, 8. Dc5:t
De7! usw. Unergiebig ist auch sofort 6. Dd5
oder 6. Db3.)
6....d6, 7. Db3 Dd7, 8. Sd5! Sge7,
9. Dc3! 0—0, 10. 0-0 usw
gute praktische Chancen. — Unklarer
in seinen Endzielen ist das Göring-
gambit:
4. c3 de (mit4. ...d5, 5. ed Dd5: 6.
cd Lg4, 7. Le2 0-0, 8. Le3 Sf6, 9. Sc3 Da5
usw. wäre das bereits beim 3. Zuge von
Weiß charakterisierte Mittelgambit herbei-
zuführen.
Nachteilig für Schwarz ist 4 Sf6, 5.
€5 Se4, 6. De2! usw. bezw. auch 4. . . . d6, 5.
Lc4 mit heranwälzendem Angriffsmaterial.)
5. Lc4 d6 (ungünstig für Schwarz ist
5 Lb4 oder auch die „kompromittierte"
Wendung: 5. . . . cb, 6. Lb2: Lb4t 7. Sc3Sf6,
8. Dc2! usw. — Rapide Angriffschancen er-
hält Weiß auch nach 5. . . . c2, 6. Dc2: Lb4t
7. Sc3, Sge7, 8. 0-0 usw. — Zäher kann
sich Schwarz jedenfalls mit 5 Sf6 ver-
teidigen, z. B. Partie Reti-Hromadka, Baden
b./W.: 5....Sf6, 6. Sc3: Lb4, 7. 0—0 Lc3:
[oder 7.... 0-0, 8. e5] 8. bc 0-0, 9. Dc2
d6 usw.)
6. Sc3: (mit 6. Db3 Dd7, 7. Ld5 Sf6
usw. würde Weiß nichts erreichen.)
6....Le6! 7. Le6: (auf 7. Sd5 folgt
7 Se5! und auf 7. Ld5 geschah in der
Badener Parti Reti-Fahrni 7. . . . Ld5: 8. ed
Se5, 9. 0-0 Le7 mit etwa gleichen Chancen.)
7....fe, 8. Db3 DcS, 9. Sg5 SdS,
10.f4Le7, 11.0-0 (wenn ll.SfS, soSh6!)
ll....Lg5: 12. ig Sei, 13. Sb5 e5, 14.
Dc4(von Marco im Karlsbader Turnierbuch
1907 anläßlich der P. Mieses-Spielmann, wo
statt dessen 14. Ld2 geschah, empfohlen.)
14.... Sec6, 15. g6! hg, 16. Lg5 a6
[Partie Marco-Spielmann, Göteborg 1920]
und Schwarz gelangt zur Befreiung.
Sg8— fö
b7Xc6
d7— d5
5. Sd4Xc6
6. Lfl— d3
7. e4 — e5 ....
Hiermit leitet Mieses ein von der
Theorie verpöntes, von ihm jedoch be-
vorzugtes Überrumpelungsmanöver
ein. Über die normale Fortsetzung
7. ed usw. vergl. Anm. zum 6. Zuge
von Weiß in der vorigen Partie.
7 Sf6— g4!
Die richtige Antwort, wobei sich
Bauer e5 bald auf einem verlorenen
Posten erweist.
Mangelhaft geschah übrigens in
einer Partie Mieses-Reti, Teplitz 1922:
7, . . . Sd7? 8. 0—0 Sc5, 9. f4! mit
Überlegenheit für Weiß.
8. Lei— f4 ....
Wenn sofort 8. 0 — 0, so eben-
falls 8. . . . Lc5 und jetzt wäre die
plausibel aussehende Folge: 9. h3
Se5:! 10. Tel Df6, 11. De2 0—0,
12. De5: wegen 12....Df2:t 13. Khl
Lh3:! usw. für Weiß ruinös.
Man sieht bereits, daß Weiß mit
seiner Partieanlage für feindliche
Gegenchancen vorgearbeitet hat.
Immerhin hat Mieses bestimmte
Zernierungspläne im Auge.
8 Lf8— c5
Mit der scharfen Drohung Dh4.
Trotzdem hält Maröczy 8. . . . f6 für
zweckmäßiger; z. B.: 9. h3 Se5:!
10. Le5: fe, 11. Dhöf Kd7. In Be-
tracht kommt übrigens auch schon
jetzt 8. . . . g5 und wenn darauf 9. Lg3,
so 9....Lg7, 10. 0— 0h5! mit kraft-
vollen Gegengriffen.
9. 0—0 ....
Erzwungen, da auf 9. Lg3 einfach
und unnachsichtig 9 Ld4! folgen
würde.
192
9.
Ta8— b8?
Total verfehlt, da Weiß den
drohenden Bauernverlust einfach
ignoriert und damit ein wertvolles
Tempo zur Verstärkung seines Zentral-
druckes gewinnt.
Statt des divergierenden Text-
zuges geschah in einer Gastpartie
Mieses-Dr. Vidmar (Laibach 1923):
9. ...Dh4 (um den Rückzug Sh6 in
die Wege zu leiten). Es folgte: 10.
Df3 0—0, 11. hS Sh6, 12. LeS Lb6.
13. Sd2 Le6, 14. De2 (um dem
drohenden f6 zu begegnen) 14. . . .
Tae8, 15. Lb6: cb, 16. f4 Lf5 und
jetzt wäre statt 17. Tael f6 usw. der
sofortige Abtausch 17. Lf5: Sf5: 18.
Dd3 mit bequemen Chancen vorzu-
ziehen gewesen.
Gut für Schwarz ist übrigens nach
Bilguer 9.... 0—0, z.B.: 10. h3Sf2:
11. Tf2: Lf2:t 12. Kf2: Dh4t 13.
Lg3 Dd4t nebst Db2:
Für das Energischeste gilt aber
an der Textstelle der Gegenstoß
9 g7^ — g5, worauf 10. Lg3 wegen
1 0. . . . h5 ! ! zum Nachteil von Weiß aus-
schlägt, z. B.: 1 1. h3 h4, 12. Lh2 Sh2:
(oder für die Liebhaber von Schauer-
geschichten gemäß einer Petersburger
Beratungspartie: 12....Sf2:! 13. Tf2:
g4! 14. hg Dg5, 15. Kfl h3 usw.),
13. Kh2: Ld4, 14. c3 Le5: 15. be-
liebig Ld6! und Schwarz behält einen
wichtigen Bauer mehr.
Die von Mieses erdachte Ver-
stärkung dieser Variante besteht aber
im Läuferrückzug 10. Ld2 (statt 10.
Lg3), womit er schon manchen tüch-
tigen Sieg zu erringen vermochte, z. B. :
a) Partie Mieses-Euwe, Haag 1921: 10 —
De7, 11. Lc3 Se5:??? (jugendlicher
Ungestüm.*) Übrigens ist auch 11 d4,
*) Am zweckmäßigsten ist 11 Le6,
worauf eine Simultanpartie Mieses- Albin
Fuchs (Wien 1923) folgenden trauervollen
Verlauf nahm: 12. hS (vorzuziehen ist 12.
De2) 1 2. . . . h5 ! ! (ein Wiener Schachamateur
fürchtet sich nur vor Gott und sonst
Niemandem in der Welt), 13. hg? (auf 13.
Sd2 könnte Schwarz mit 13. . . . 0-0-0, viel-
12. Ld2 [12. Le4 de!] 12....Se5: 13.
Tel nebst Dh5 nicht ohne Chancen für
Weiß), 12. Le5: und Schwarz gab auf.
b) Partie Mieses-Yates, Liverpool 1923:
10 h5 (ein Versuch ins Blaue), 11.
De2 De7, 12. Sc3 Ld7, 13. Tael (nun
ist der wichtige Vorpostenbauer e5
genügend befestigt) 13... .0-0-0, 14. Sa4
Tde8? 15. La6t Kba 16. Lg5:! Df8: 17.
b4 Lb6, 18. Sc5 mit baldigem Gewinn.
c) Am besten geschah in einer konsul-
tierenden Partie gegen Lasker 1893:
10.... Le6! 11. De2 Tg8, 12. h3 (be-
quemer 12. Sc3) 12....Sh6, 13. Dh5
Sf5, 14. Dh7: Tg7, 15. DhSf Kd7 mit
starkem Angriffspiel für Schwarz.
10. Sbl— c3!
n. Sc3— e2
Tb8Xb2
Verfehlt wäre der Doppelangriff
1 1 . Sa4, da Schwarz darauf mit 11....
Lf2:t 12. Tf2: Sf2: 13. Kf2: Dh4t
in Vorteil kommen würde, während
das Textmanöver den entscheidenden
Druck im Zentrum in aller Ruhe
vorbereitet: Weiß hat eben mit Rück-
sicht auf die dislozierten feindlichen
Figuren (Sg4 und Tb2) alle Zeit.
11 • h7— h5
Dieser Zug, der die Königsseite
bedenklich schwächt, ist wegen der
Drohung h3 notwendig, da Schwarz
anderseits sich nicht auf f6 einlassen
will. ■ — Man sieht, wie sich die
schlechte Lage des Sg4 zu rächen
beginnt.
12. Ddl— cl Tb2— b8
Aktiveren Widerstand bot vielleicht
12.... Tb7. (Vergl. 22. Zug von Weiß.)
leicht aber noch schärfer mit 13 — Sf2:
14. Tf2 g4, 15. Sb3 Lf2:t 16. Kf2: gh fort-
setzen. Ungemütlich wäre auch 13. Le2
wegen 13....Sf2: 14. Tf2: Lf2:t 15. Kf2:
g4, 16. Sd2 gh, 17. Sf3 hg mit Vorteil. Am
besten war noch immer 13. De2, z. B.:
13....Sf2: 14. Tf2:g4, 15. Khl!) 13.... hg,
14. g3 (oder 14. Le2 f5 bezw. 14. Sd2 g3)
14....Df8, 15. Kg2Th2t!! 16. Kh2: Dh6t
17. Kgl Dh3 (droht Dg3:t 19. Khl Dh3t
nebst g3 mit undeckbarem Matt), 18. Ld4
0-0-0 (auf 18. ...Kd7 könnte immerhin 19.
Le4 folgen), 19. Lh7 Th8, 20. Dd3 Ld4:
21. Sd2 Th7: 22. Dh7: Dh7: 23. c3 Lb6,
24. Sb3 Lf5. Weiß gibt auf.
193
13. c2— c3 ....
Weiß muß sich immerhin noch
künstlich neue Angriffswege bahnen.
.... Sg4— h6
13
14. Se2— d4
15. Tfl— el
Lc8-
Ke8-
-d7
-f8
Um die Wirkung des drohenden
Vorstoßes e5 — e6 abzudämpfen.
16. e5— e6!
17. Sd4Xe6t
18. TelXe6
f7Xe6
Ld7Xe6
Dd8— d7
Stellung nach dem 18. Zuge von Schw.
19. Te6X^6! ....
Weiß nimmt seine Angriffschancen
in feinster Weise wahr und leitet nun
mit seinen beiden fernwirkenden
Läufern die Verfolgung der schwarzen
Majestät ein.
19
20. Lf4Xh6t
21. Del— f4
22. Df4Xc7!
g7Xh6
Kf8— e8
Dd7— e6
Lc5Xf2t
Ein hübscher Reinfall wäre 22
Ld6 wegen 23. Lgöfü Dg6: 24. Telf
usw. Diese weiße Drohung war so
stark, daß Schwarz wohl am besten
mit 22. . . . Th6: 23. DbSif Kf7 die
Qualität zurückgeben sollte, obwohl
Weiß auch dann die Aussicht be-
hielt, sich im Endspiel eine starke
Bauernmasse zu verschaffen. Vor-
läufig hätte aber Schwarz nur 1 Bauer
weniger gehabt und konnte mit Rück-
sicht auf die ungleichen Läufer noch
einige Hoffnung schöpfen. —
Nun geht es jedenfalls mit Schw.
rasch bergab.
23. Kgl— hl! ....
Verfehlt wäre 23. Kf2: worauf
23....Tb2t nebst Th6: zum Vorteil
für Schwarz folgen würde.
23.
Tb8— b2
Eine bessere Rettungschance bot
noch immer 23 Th6:
24. Lh6— g5
Ke8— f8
Es drohte sowohl Lf5 als auch
Lg6t
25. Tal— fl Kf8— g8
26. Lg5— cl! ....
Ein feines Entscheidungsmanöver,
womit für die weiße Dame das wich-
tige Feld g5 geräumt wird.
26.
27.
Dc7— d8t
Tb2Xa2
Viel präziser als 27. Tf2: Tf2:
28. Dg3t nebst Df2:
27
28. Dd8— g5t
29. Lei— e3
30. Dg5Xf6t
31. Le3— d4t!
Kg8-g7
Kg7-f7
De6— f6
Kf7Xf6
Schwarz gibt auf.
„Eine richtige Miesespartie", be-
merkt treffend Dimer in der „Deut-
schen Schachzeitung". Schneidig und
elegant!
Dr. 3. öv tartakower; Die hypermodefrte Schachpartie.
13
Philidorisch.
(Marke Hanham!)
Um diese Eröffnung (zum Über-
fluß auch „französisches Springer-
spiel" genannt) haben sich in
neuerer Zeit besonders drei Meister:
Marco, Niemzowitsch und John ver-
dient gemacht.
Partie Nr. 31.
Großturnier zu Göteborg 1920.
Weiß: Schwarz:
Niemzowitsch. Marco.
1. e2— e4
2. Sgl— f3
e7— e5
d7-d6
Bereits von Lopez 1561 und später
vom großen Philidor als die Wider-
legung des 2. Zuges von Weiß be-
zeichnet, doch hat sich diese Be-
hauptung im Wandel der Zeiten als
unberechtigt erwiesen.
3. d2— d4!
Sb8— d7
Von Major Hanham in New-York
1889 in die Turnierpraxis eingeführt,
wurde später dieser barock aus-
sehende Springerzug vom Führer der
schwarzen Steine zur Lieblingswaffe
auserkoren, so daß man das ganze
System vielleicht am treffendsten als
„Marke Marco" bezeichnen darf.
Die Idee des Textzuges ist, das
Kampfgewoge im Zentrum geschlos-
sen zu halten und folgende, an-
scheinend etwas gedrückte, jedoch
zum Ausfall sich gut eignende Auf-
stellung zu erlangen: Be5, d6, c6
nebst Dc7.
Da jedoch dagegen verschiedene, mit
dem rechtzeitigen Abtausch auf e5 zu-
sammenhängende Zernierungsmethoden für
Weiß gefunden wurden (siehe Anm. zum
5. Zuge von Weiß), galt eine Zeit lang das
von Niemzowitsch in San Sebastian 1912
eingeführte 3. . . . Sg8— f6 für präziser, wo-
bei Weiß zunächst mit der Verteidigung
des Bauern e4 beschäftigt und daher zu
4. Sc3 (wenn 4. de, so 4 Se4: und auch
wenn 4. Lc4, so 4 Se4: z. B.: 5. de c6!
6. 0-0 d5 bezw. 5. 0—0 Le7! 6. de 0-0
mit Ausgleich) veranlaßt wird, worauf
nunmehr 4. . . . Sbd7 mit mehr Stabilität
geschehen könnte.") —
Was die „klassische Gambitverteidi-
gung des Philidorspieles" 3. . . . f7— f5 be-
trifft, so führen daraufhin verschiedene
Wege nach Rom:
a) 4. ef („Gambit in der Rückhand") 4 —
e4, 5. Sg5! Lf5: 6. Sc3 Sf6, 7. f3 ist
nach Dufresne für Weiß sehr gut;
*) Doch ist auch diese Entwicklungs-
methode schwankend. In einer muster-
gültigen P. Bogoljubow-Selesnjew,
Triberg 1916 geschah: (3. . . . Sf6, 4. Sc3
Sbd7) 5. Lc4! (beachtenswert ist auch die
Doppelflankenentwicklung: 5. g3 Le7, 6.
Lg2 0—0, 7. 0-0 c6 [oder Partie Vidmar-
Schlechter, Berlin 1918: 7. . . . ed, 8. Sd4:
Se5, worauf jetzt statt 9. Sf5 einfach 9. h3
mit klarem Positionsvorteil folgen konnte],
8. b3 [oder auch 8. h3 nebst Le3] 8. . . . Te8,
9. Lb2 Lf8, 10. Dd2 Dc7, 11. Tadl usw.
Partie Tartakower-Kostitsch, Teplitz 1922)
5. ...Le7 (5....h6, 6. 0-0 c6, 7. de mit
Vorteil), 6. 0—0 (inkorrekt wäre hier das
Opfer 6. Lf7:t oder auch 6. Sg5 0—0, 7.
Lf7:t Tf7: 8. Se6 De8, 9. Sc7: Dd8, 10.
Sa8: b5!) 6.... 0—0, 7. De2! c6, 8. a4! h6
(8. . . .Dc7, 9. Lg5), 9. La2! (schwächer ge-
schah in der Partie Aljechin-Marco, Stock-
holm 1912: 9. Lb3 Dc7, 10. h3 Kh7, 11.
Le3g6, 12. Tadl Kg7, 13. Sh2 worauf jetzt
12.... Sh5 statt 12....Sg8 folgen sollte)
9....Sh7, 10. Le3 Lf6, 11. Tfdl De7, 12.
Dc4 Te8, 13. a5 Shf8! 14. d5 c5 (etwas
zäheren Widerstand bot sofort 14 Sb8),
15. Sb5 Sb8, 16. Lc5:! de, 17. d6 Dd7, 18.
Sc7 b5, 19. Dd5 und gewann.
195
b) Zukertort empfahl dagegen 4. Sc3 fe,
5. Se4: (wenn 5. Se5: so 5....Sf6!)
5....d5, 6. Se5:! mit Vorteil;
c) nach Bardeleben ist 4. de fe, 5. Sg5
d5, 6> e6 usw. am einfachsten;
d) laut CoUijn ist 4. Lc4! fe, 5. Se5:! de,
6. Dhöf Kd7, 7. DfSf Kc6, 8. De5:
usw. vorzuziehen.
Unbequem gestaltet sich das schwarze
Spiel auch nach der frühzeitigen Aufgabe
des Zentrums: 3....ed, 4. Dd4:! Sf6 (oder
4. . . . Ld7, 5. Lf4 bezw. 4. . . . Sc6, 5. Lb5
usw., einer spanischen Variante ähnelnd),
5. Sc3 Le7, 6. Le3 0-0, 7. 0-0-0 Sc6, 8.
Dd2 mit Entwicklungsvorsprung für Weiß.
4. Lfl— c4
c7— c6
Ein Fehler wäre hier bekanntlich
der ahnungslose Entwicklungszug
4....Le7 wegen 5. de Se5: (auf 5....
de gewinnt sofort 6. Dd5!), 6. Se5:
de, 7. Dh5 usw. bezw. auch 4
Sf6 wegen 5. Sg5.
5. a2— a4 ....
NiemzoWitsch, der selbst ein tiefer
Kenner der Hanham-Variante ist,
wählt hier als Anziehender ein
scharfes System, wobei der Text-
zug für die ganze Eröffnungs-
anlage von Weiß sehr charakteristisch
ist. Nicht nur verhindert er den ge-
legentlichen Vorstoß b7 — b5, sondern
birgt auch manche versteckte Pointe
in sich, so daß ins feindliche Lager
viel Unordnung und Sorge gebracht
wird!
Hier werden ferner empfohlen:
a) Das Schlechter'sche Abwicklungssy-
stem: 5. Sc3 Le7, 6. de! de! 7. Sg5!!
Lg5: (7. . . . Sh6, 8. Se6! fe, 9. Lh6: Sb6,
10. Dhöf mit Vorteil), 8. Dh5 Df6 (oder
8. ...g6, 9. Dg5: Dg5: mit besseren
Endspielchancen für Weiß), 9. Lg5: Dg6,
10. Dh4 [Partie Schlechter- Aljechin,
Hmbg. 1910] mit weißer Überlegenheit.
b) Nach Dr. Krause („Deutsches Wochen-
schach" 1912) sozusagen als ver-
besserte Fassung der Schlechter'schen
Idee: 5. 0—0 Le7 (oder 5. . . . h6, 6. de
de, 7. Lf7:t Kf7: 8. Se5: usw. bezw.
5. . . . Dc7, 6. Sg5 Sh6, 7. c3! nebst f4
mit Vorteil), 6. de de, 7. Sg5 Sh6 (7. . . .
Lg5: 8. Dh5), 8. Se6! fe, 9. Lh6: Sb6
(9. . . . gh, 10. Dhöf Kf8, 11. Le6: usw.),
10. Dh5t g6 (10. ...Kf8? 11. f4!), 11.
De2 Dd4, 12. Lb3 Db2: 13. Sd2! mit
herauskristallisiertem Stellungsvorteil
für Weiß.
c) Weniger ergibt der sofortige Ausfall
5. Sg5 Sh6, 6. f4 (interessant geschah
in einer Matchpartie Leonhardt-Niem-
zowitsch, Hamburg 1911 : 6. a4 mit der
tückischen Drohung auf 6 Le7? mit
7. Lf7:t Sf7: 8. Se6 die schwarze Dame
abzufangen) 6. . . . Le7, 7. c3 0—0! 8.
0—0 d5! (von Berger angegeben), 9. ed
cd, 10. Ld5: ed, 11. cd Sf6, 12. Lb3
Sf5 mit Gegenchancen.
d) Auch auf das von Mortimer in Ostende
1907 eingeführte System mit 5. c3 würde
zwar 5 Le7 wegen 6. Db3 nachteilig,
dafür aber 5 b5! mit guten Gegen-
chancen für Schwarz verbunden sein.
5
6 Sbl— c3
7. 0—0
8. b2— b3
Lf8— e7
SgS— f6
h7— h6
Auch in dieser Variante bewährt
sich als letzte Modeneuheit die Flan-
kenentwicklung des Damenläufers
sehr gut. Die alte Strategie würde
etwa 8. Le3 oder 8. h3 vorziehen.
8
9. Lei— b2
Dd8— c7
Sd7~f8
Schwarz will sich nun schon mit
Sg6 vollkommen sicher stellen, was
den Weißen veranlaßt, seine Karten
endlich zu öffnen und den Gegner
niederzutrumpfen.
10. d4Xe5! d6Xe5!
Stellung nach dem 10. Zuge von Schw.
196
11. Sf3Xe5! ....
„Ein schönes und völlig korrektes
Opfer", bemerkt hier Niemzowitsch,
dessen sachlichen Ausführungen wir
im Nachstehenden folgen.
11
12. Sc3— d5!
D c7Xe5
De5— d6
Falls 12. ...Db2: so 13. Sc7#.
Falls 12....Db8, so 13. Se7: Ke7:
14. La3t Ke8, 15. Ld6 Lg4 (die
einzige Antwort), 16. f3 Dd8, 17. fg
mit Gewinnstellung für Weiß.
13. Lb2— a3! ....
Schlecht wäre statt dessen 13. e5
wegen Dd5: und Schwarz behält
bei sicherem Spiele drei Figuren
für die Dame.
13 c6Xd5
Schwarz entschließt sich zum
Damenopfer. Falls stattdessen 13....
c5, so 14. e5 De5: 15. Tel Se4, 16.
Te4:! usw.
14. La3Xd6
15. Ld6Xe7
16. e4 — e5
d5Xc4
Ke8Xe7
Sf6— d7
Auf 16. ...Se8 würde 17. Dd5
(mit der Drohung Dc5f) folgen.
Antwortet dann Schwarz 17 Se6,
so 18. Dc4: und nun droht Db4t
17. Ddl~d6t
18. f2— f4!
Ke7— d8
Das entscheidende Manöver.
18 a7— a5
Auf 18....Sg6 geschieht 19. e6!
fe, 20. f5! ef, 21. Dg6:
19.
f4— f5
Ta8-
-a6
20.
Dd6— d5
Kd8-
-e7
21.
Dd5Xc4
Ta6-
-c6
22.
Dc4— d5
h6-
-h5
23.
D d5Xa5
Th8-
-h6
24.
Tal— el
b7-
-b6
25.
Da5— d2
Ke7-
-d8
26.
Dd2— d5!
. .
.
Dies ist stärker als 26. Dg5tf6,
27. Dg7: Th7! usw.
26 Tc6Xc2
Der Bauer f7 ist nicht zu decken,
denn auf 26. . . . Ke7 folgt 27. f6 f usw.
27. e5— e6 f7Xe6
28. f5Xe6 Sf8Xe6
29. TelXe6 Lc8— b7
30. Tfl-f8t ....
und Matt im nächsten Zuge. — Eine
elegante Partie! („Sie ist wie aus zwei
Güssen gespielt", möchten wir
hinzufügen.)
Partie Nr. 32.
Großturnier zu Haag 1921.
Weiß: Schwarz:
Yates. Marco.
1. e2— e4 e7— e5
2. Sgl— fS d7— d6
3. d2— d4! SbS— d7
4. Lfl— c4 c7— c6!
5. Sbl— c3 ....
In der vorigen Partie geschah
hier 5. a4. Nach „Collijn" ist 5. 0-0
(Dr. Krause!) am schärfsten.
5 LfS— e7
6. 0-0 ....
Wie bereits beim 5. Zuge der
vorigen Partie ausgeführt, gewährt
hier das Schlechter'sche Abwicklungs-
system 6. de! de, 7. Sg5 Lg5:(7. ...
Sh6, 8. Se6!), 8. Dh5 g6! 9. Dg5:
trotz des Damentausches erfolgver-
heißende Endspielchancen für Weiß.
Die Textfortsetzung ist rein schab-
lonenhaft und läßt den Gegner nicht
nur rasch zur Konsolidierung, sondern
auch zur Gegeninitiative gelangen,
die für die schwarze Anlage dieser
Eröffnung sehr charakteristisch ist.
6 h7— h6
Die Erfahrung macht klug: Nach
6....Sgf6, 7. Sg5 0—0, 8. Lf7tTf7:
9. Se6 Da5, 10. a3 ergeben sich be-
197
kanntlich Verwicklungen, auf die sich
eben Schwarz nicht einlassen will.
Ferner bereitet der Textzug einen
eventuellen Bauernsturm auf dem
Königsflügel vor. Die Partie stammt
aus der ersten Runde des Turniers und
ist vom Altmeister Marco mit außer-
ordentlicher Verve und Frische ge-
spielt worden.
7. Lei— e3 ....
Besser wäre wohl 7. Se2 nebst Sg3.
8. Lc4---b3
Sg8-f6
Energischer wäre wohl sofort 8. a4.
8. .... Dd8— c7
9. Sf3— d2 g7— g5
Schwarz macht aus der Not eine
Tugend und leitet mit dem an sich
gewagten Textzuge, der jedoch wegen
des drohenden f2 — f4 notwendig war,
wirksame Angriffsoperationen ein.
10. a2-a4! ....
Endlich erwacht Weiß und nimmt
seine Gegenchancen auf dem Damen-
flügel wahr, wodurch die Partie einen
sehr spannenden Charakter erhält. Die
beiderseitigen Bauern (a4 bezw. -gö)
wirken als Mauerbrecher.
10.
11.
Sd7-"f8
a4— a5
Die genügend motivierte Idee des
vorigen Zuges von Weiß war es,
den Springer nach c4 zu führen,
ohne daß er durch b7— b5 vertrieben
werden kann. Maröczy empfiehlt da-
her im Haager Turnierbuche folgende
Aufstellung für Weiß: Sd2~-c4,
Ddl— d2, Tfl-~dl usw.
Der Textzug ist etwas zu scharf
und zwingt den sonst gutmütigen
Gegner zu Repressalien (siehe 16.
Zug von Schwarz!)
11
Sf8— g6
12. Tfl— el
Sg6— f4!
13. f2--f3
. . .
„Ein häßUcher Zug!" würde Dr.
Tarrasch sagen. Und dazu noch ein
schwächender Zug, da er die spätere
Forcierung der g-Linie (mit g5— g4)
begünstigt.
Allerdings würde auch etwa 13.
g3 wegen 13 Dd7 mit der Drohung
Dh3 dem Weißen große Ungelegen-
heiten bereiten.. Weiß hat also bereits
zwischen verschiedenen Übeln zu
wählen.
13. . ...
Th8-rg8
14. Sd2— fl
Lc8— e6
Schlecht wäre 14. . . . g4 wegen
15, Lf4:
15. Sfl-g3 Dc7— d7
Von großem Offensivgeiste be-
seelt, provoziert Schwarz den fol-
genden Zug des Gegners, um darauf
mit einem verwegenen Opfer ins
feindliche Lager einzudringen.
16. d4--d5 ....
Stellung nach dem 16. Zuge von Weiß.
4 ./J ...Jmt;i 1 .:Z
m m s m m
6.
Le6— h3!!
Hierzu paßt folgender Spruch eines
kämpf ergrauten Schachschriftstellers :
„Die Opfer sind entweder zufälliger-
weise korrekt oder — der Gegner
fällt herein!"
17. g2Xh3 ....
Die knapp nach der Partie auf-
getauchte Behauptung, wonach das
Opferangebot einfach mit 17. a5-a6
zu widerlegen wäre, erscheint wegen
— 198 -
(17. a6) Sg2:! 18. ab Db7: 19. La4
Se3:! sehr zweifelhaft
Nach dem Textzuge gehl das
Porzellanspiel des Anziehenden rasch
in Brüche.
17. . .
18. Ddl
d2
Dd7Xh3
Auf 18. Te2, was Maröczy im
Turnierbuche vorschlägt (um Dfl
folgen zu lassen), würde Schwarz
mit 18 g4 noch manchen giftigen
Pfeil zu versenden haben.
g5— g4
folgt entscheidend
18
19. Dd2— f2
Sf6— h5!
Hier pflichten wir der Maröczy-
anischen Ansicht bei, daß Weiß sich
mit folgender (allerdings sehr ge-
fährlich aussehenden und bei be-
schränkter Bedenkzeit kaum durch-
zurechnenden) Spielweise retten
konnte: 19. Sh5: Df3: 20. Lf4: (der
einzige Zug) 20. . . .gff 21. Sg3 fg,
22. h3! Df2t 23. Df2: gff 24. Kf2 :
Lh4f 25. Ke2 usw., doch scheint
uns auch in dieser Variante die
schwarze Stellung nach etwa 25....
Lei: 26. Tel: c6-c5 (nicht sofort
26. . . . Tg3 wegen 27. de nebst
Tfl) 27. Kf3 (27. Kf2 f5!) 27....
Kd7, 28. Se2 Tg6, 29. Tgl Tag8
usw. mit Rücksicht auf den
abgesperrten Lb3 sowie den isolierten
Bauer h3 im Endspiel vorzuziehen
zu sein, obwohl die algebraische
Formel: L+S gegen T-j-B zu
gunsten von Weiß spricht.
19
20. Kgl— hl
Auf 20. Dfl
20....Sg3:
20 g4Xf3
Oder auch sofort 20....Lh4, 21
Tgl gf usw. wie im Texte.
21. Tel— gl Le7— h4
22. Le3Xf4 e5Xf4
23. Sg3Xh5 ....
Weiß hat keine Auswahl.
23
24." TglXg8t
25. Sh5Xf4
26. Tg8~g7
Lh4Xf2
K e8— e7
Dh3— h4
K e7— f8
Nach 26. Df4: de würde Weiß
immerhin noch Gegenchancen (oder,
wie es eine böse Zunge nennt:
Gegenchanzonetten) erlangen.
27.
Tg7Xf7t
Kf8X^7
28.
d5Xc6t
Kf7— g7
29.
Sf4— e6t
Kg7— h8
30.
Sc3— d5
b7Xc6
Zu 30. . . . Lg3 nebst zweizügigem
Matt wollte sich der weichherzige
Marco nicht entschließen. — Weiß
gibt den hoffnungslosen Kampf auf.
(Zweiter Schönheitspreis.)
Marco.
Weder als Meister des praktischen Schachs, noch als langjähriger
Sekretär des „Großen Wiener Schachklubs" soll hier der „Dick-, Weit- und
Breitmeister" Marco gefeiert werden, obwohl er in ersterer Beziehung viele
glanzvolle Proben seines Könnens lieferte und in letzterer Eigenschaft
große Verdienste um das Schachaufblühen in Wien aufwies, da er die
aufstrebenden Schachtalente (ebenso wie bei der Leitung der Turniere in
uneigennützig förderte.
Baden bei Wien und Abbazia) stets
Auch nicht als glänzender Gesell-
schafter, wobei seine Gutmütigkeit,
sein sonniger Humor und sein erstaun-
lich universellesWissen allen Zuhörern
über die Lebenssorgen hinweghalf. . .
Dem Schachpublizisten, dem lang-
jährigen Herausgeber der „Wiener
Schachzeitung" ( 1 897 bis 1 9 1 7), ferner
und insbesondere dem idealsten und
ehrlichsten Glossator, der besonders in
seinen beiden Turnierbüchern (Karls-
bad 1907 und Baden bei Wien 1914)
zwei Meisterwerke der Schachliteratur
geschaffen hat, will ich hier ein
schlichtes Denkmal errichten. Auf dich,
edler Bruder Bombasticus, schaue ich
bewundernd empor: Mit vollen
Händen schütteltest du die reichen
Schätze deines Wissens und deiner Er-
fahrung den lernbegierigen Schach-
lesern hervor; neidlos und mit Freude,
anerkanntest du alles Edle und Schöne
im Schach; auch war deine Grund- Ceo g M
lichkeit aller Mumienhaftigeit und
deine Gelehrsamkeit allen Schulmeistertums bar, während außerdem auf Schritt
und Tritt deines Wirkens köstliche Proben eines weltumsponnenen Humors
leuchteten! Wohl darfst du daher neben dem großen Praeceptor Germaniae
Dr. Tarrasch, als ebenbürtiger Praeceptor Austriae gelten, dies umsomehr, als
gerade die ehemalige Donaumonarchie so viele Schachgrößen zählte und zählt,
die alle aus deiner sokratischen Lehrmethode großen Nutzen gezogen haben:
Zweifellos haben Schlechter und Maröczy, Dr. Perlis und Dr. Kaufmann,
Vidmar und Spielmann, Reti und Tartakower, Grünfeld und so viele andere
Alt- und Jungmeister der Vergangenheit und der Gegenwart in Wien und in
der ganzen Welt viel von ihrer glänzenden Karriere dir zu verdanken.
Unter den mannigfaltigen Glossierungssystemen hast du auch zweifels-
ohne eines der glücklichsten gewählt, indem dich die ideale Suche nach
der Wahrheit bei jeder Zeile und Zwischenzeile leitete. In der Geschichte
des Schachdenkens gebührt dir, edler Bruder Marco, schon deshalb ein
markanter Ehrenplatz, weil du in den Herzen der Schachjünger neben dem
Wissen und Streben das Wichtigste gesäet hast: — Freude ! !
f f f
Russisch.
Die große Kunst einen kleinen
Eröffnungsvorteil festzuhalten l
Nachstehend eine trotz ihrer glanz-
losen Länge äußerst instruktive Partie:
Man sieht förmlich (ähnlich wie bei
der Partie Nr. 5: Lasker-Bogoljubow)
den Siegeswillen zur Tat werden.
Partie Nr. 33,
Erste Matchpartie, Havanna 1919.
Weiß: Schwarz:
Capablanca. Kostitsch.
1. e2— e4 e7— e5
2. Sgl— f3 Sg8 f6
3. Sf3Xe5 ....
Statt dieses zur großen Ent-
spannung im Zentrum und daher
auch oft zur Rehabilitierung der
russischen Verteidigungsidee führen-
den Beutezuges, ist nach Steinitz der
Bauernvorstoß 3. d2 — d4 das Beste,
welche Ansicht auch die letzte Collijn-
Auflage vertritt, z. B.:
a) 3. . . . ed, 4. e5 Se4, 5. Dd4:! (5. De2
Lb4t! mit Ausgleich) 5. . . . d5, 6. ed
Sd6: 7. Sc3 (Steinitz selbst zog hier mit
Vorliebe 7. Lg5 f6, 8. Lf4 Sc6, 9. Dd2)
7....Sc6, 8. Df4 mit besserem Spiel.
b) 3. . . Se4: 4. Ld3 d5, 5. Se5: Ld6 (statt
dieses Symmetrieverfahrens ziehen wir
5. . . . Le7 vor), 6. 0-0 0—0, 7. c4 (we-
niger systematisch geschah in einer
Partie Reti-Spielmann, Stockholm 1919:
7. Sc3 Le5: [ungünstig wäre der weitere
Symmetrieversuch: 7. . . . Sc6 wegen 8.
Se4: de, 9. Le4: Se5: 10. de Le5: 11.
Lh7:t usw. Zweifelhaft ist auch 7. . . .
Sc3: 8. bc Le5: 9. Dh5 f5, 10. de mit
Angriff], 8. de f5, 9. Dh5 Le6, 10. Tdl
[droht ßauerngewinn mit 11. Le4: fe,
12. Se4:] 10. . . . De8, 11. Dh4, worauf
Jetztstatt 11.... c6 sehr gut 11. . . . Sc6!
geschehen konnte, z. B.: 12. Lf4 Sg6-
e7-g6 bezw. 12. f4 De7! bezw. 12. Lb5
Dd8) 7. . . . c6, 8. Dc2 Sf6, 9. Lg5 h6, 10.
Lh4 mit Pressionsmitteln.
c) 3. . . . d5, 4. Se5:! Se4: 5. Ld3 üsw, wie
oben.. Schließlich
d) 3. . . . d6, 4. Sc3 mit Einlenkung' ins
Philidorische Springerspiel (siehe Partie
Nr. 31, Anm. zum S.Zuge voh Schw.)
Am einfachsten aber ist die
russische Frage nach unserer Ansicht
dadurch zu lösen, daß man diese
Eröffnung mit 3. Sbl— c3 (hier ist
es die weiße Partei, die sich der
„russischen Gefahr" zu- entziehen
trachtet!) 3 Lb4 usv/. ins „Rus-;
sische Dreispringers piel"*),
bezw. 3. . . . Sc6 usw. ins normale
Vierspringerspiel verv/andelt.
Auf 3. Lc4 folgt nach CoUijn
3. . . . Se4: 4. d3 Sc5, u. Se5: d5, 6. Lb3
Sb3: 7. ab Ld6, 8. d4 0—0 mit gutem
SpielfürSchwarz. — In Betrachtkommt
aber noch .der aparte Zug 3. Ld3.
*) Tragisch endete mit dieser Eröff-
nung folgende „Permutationspartie": Dr.
Tarrasch-Grünfeld (Wien 1922): 1. e4
Sf6, 2. Sc3 e5 (jetzt ist die Partie vor-
übergehend „wienerisch" geworden und
hat sie auch tatsächlich den diesbezüg-
lichen Speziaipreis erhalten).
3. Sf3 Lb4, 4. Se5: (mit 4. Sd5 Sc6
[angängig ist auch 4. . . . Sd5: 5. ed 0—0],
5. bb4:! Sb4: 6. Se5: usw. kann die
Schlechter'sche Variante des Vierspringcr-
spiels [siehe Anmerkung zum 4. ^uge von
Schwarz der Partie V.r. 19] herbeigeführt
werden. — Wir ziehen übrigens auch hier
4. Lc4 vor, z. B. Partie Mieses-Pillsbury,
Cambr.-Springs 1904: 4. Lc4 0— 0, 5. d3
c6 [auf 5....d5 kann 6. ed Sd5: 7. Ld2 Sc3:
8. bc Ld6, 9. Sg5! mit Vorteil folgen], (3.
U— 0 d5, 7. Lb3! a5 [solider Lg4 und falls
dann 8. h3, so 8. . . . de], 8. a3, Weiß steht,
besser).
4. . . . 0—0 (chancenreicher als 4
De7 oder 4. . . . Lc3: 5. de Se4: 6. De2), 5.
Le2! (auf 5.,d3 folgt 5. . . . d5! mit gefähr-
lichem Angriff) 5. . . . TeS (in .einer Partie
Janowski-Pillsbury, London 1899, geschah:
5....d6, 6. Sf3 Lc3: 7. dcSe4: 8. 0-0 Sd7,.
9. Tel mit gleichem Spiel), 6. Sd3 Lc3: 7..
de Se4: 8. 0-0 d6 (oder Partie Maröczy^
Marshall, M. Carlo 1902: 8 dö, 9. Sf4
c6, 10. Le3 f5, 11. c4 g5, 12. Sh5.V/eiß steht
besser), 9. Sf4 Sd7, 10. Le3 (besser als 10.
Ld3 Sdc5 Partie Spielmanri-Rabinowitsch,
Karlsbad 1911) 10. . . . Se5, 11. f3 Sf6,'
12. Lf2 (Weiß steht jetzt vermöge seines.
Läuferpaares besser) 12 h6, .13. b3! Lf5,
14 Dd2 Dd7, 15. Tfel Dc6, 16. c4 a6, 17.
Tacl Sfd7, 18. Sd5 Sc5, 19. Ld4Se6? 20.
Sb4Dd7, 21. Le5: Aufgegeben.
201 "
3. .
d7— d6
Bekanntlich nicht sofort 3.... Se4:
wegen 4 De2 De7, 5. De4: d6, 6,
d4 f6, 7. Sc3! mit Vorteil und auch
nicht 3....De7 wegen 4. Sf3!
4. Se5-f3
5. Ddl— e2!
Sf6Xe4
Nach 5- d4 dS! entsteht eine oft da-
gewesene Stellung, in welcher, wie Dr.
Tarrasch richtig bemerkt, Schw. im Tempo-
vorteil ist (Se4!), Weiß jedoch gerade aus
dieser vorgewagten Springerstellung Kapi-
tal zu schlagen trachtet. Es folgt: 6. Ld3
Sc6! (von Berger angegeben, doch ist auch
M a r s h a 1 1 ' s Patentvariante 6 Ld6, 7.
0—0 Lg4, 8. c4 0-0! spielbar, z. B. Partie
Schlechter-Marshall, Hamburg 1910: 9. Sc3
Sc3: 10. bc de oder Partie John-Marshall,
ibid.: 9. c5? Le7 oder endlich 9. cd f5, 10.
Sc3 Sd7, 11. h3 Lh5, 12. Se4: fe, 13. Le4:
Sf6, 14. Lf5 Kh8, 15. Db3 Sd5: usw., alle-
mal mit ungefähr gleichem Spiel), 7. 0—0
Le7, 8. Tel (wenn 8. c4 so 8. . . . Sf6 mit
Ausgleich) 8. . . . Lg4! (wenn 8. . . . f5, so
9. c4! mit Vorteil), 9. c3 (auch mit sofortigem
Ö. c4 Sf6! oder 9. Le4: de, 10. Te4: Lf3:!
11. Df3: Sd4: 12. Dd3 Se6 ist kein Vorteil
zu erzielen) 9 f5, 10.. c4 (das sinnreiche
Bauernmanöver c2 — c3— c4 wurde von Dr.
Krause in der „Tidskrift för Schack" 1895
vorgeschlagen und galt lange Zeit für die
Widerlegung der russischen Eröffnung.
Farbloser geschah in einer älteren Partie
Lasker-Pillsbury, Petersburg 1895: 10. Db3
■0—0! 1 1 . Lf4, beachtenswert ist dagegen die
dritte Matchpartie Capablanca-Kostitsch,
Havanna 1919: 10. Sbd2 0-0, 11. Db3 Kh8,
12. Sfl! [die Gefahren von 12. Db7: sind
aus den Partien Gunsberg-Weiß, New-York
1889, sowie Showalter-Pillsbury, Cambr.-
Springs 1904 wohlbekannt] 12. . . . Dd7,
schärfer wäre 12. . . . Lf3: 13. gf Sf2:! 14.
Kf2: Lh4t 15. Sg3 f4 mit unklarem Spiel],
13. Sf3— d2. Weiß kam in Vorteil) 10. . . .
Lh4! (dieses bizarre Manöver gelangte in
einer denkwürdigen Partie: Tarrasch-
Maröczy, Monte Carlo 1903, erfolgreich zur
Anwendung. Nachteilig ist aber 10. . . ,
Dd6, 11. Sc3! oder auch 10. . . . Lf3: 11.
gf Sf6, 12. Lf5: de, 13. Le3 Dd5, 14. Lh3),
11. Le4: (noch am besten. Nach 11. cd
Lf2:t bezw. 11. Le3 f4! bezw. auch 11. Tfl
de, 12. Lc4: Df6, 13. Del! 0-0-0 bliebe
Schwarz im Vorteil) 11. ... de (11. ... fe,
12. cd), 12. d5 0—0, 13. de er, 14. Dd8:
Tad8: mit ungefähr gleichen Chancen.
Wirkungslos verpufft ferner der
Blockierungsversuch 5. c4 d5! und auch
mit dem ruhigen 5. d3 Sf6, 6. d4 d5 ist nur
die symmetrische Stellung der franzö-
sischen Abtauschvariante (1. e4 e6, 2. d4
d5, 3. ed ed, 4. Sf3 Sf6) zu erreichen, wo-
bei freilich gegenüber der Ewigkeit zwei
Tempi erspart, gegenüber dem Partner
aber gar keine Vorteile erreicht wurden.
Zum Ausgleich führt schließlich auch
Anderssen's Zug 5. Sc3 nach 5 Sc3:!
(minderwertiger ist 5. . . . Sf6, 6. d4 d5, 7.
Ld3 mit klarem Entwicklungsvorsprung
und auch Marshall's interessantes Bauern-
opferspiel: 5....d5!? 6. De2 Le7, 7. Se4:
de, 8. De4: 0—0 fand in einer Partie
Leonhardt-Schlechter, Barm. 1905, durch
9. Lc4! seine Widerlegung), 6. de (oder
auch 6. bc Le7, 7. d4 0-0 mit Ausgleich)
6. . . . Le7, 7. Ld3 0—0, 8. 0—0 Lg4 usw.
Aus all diesen Gründen darf
der (bereits in einer Partie Morphy-
Löwenthal angewendete, dann von
Lasker und nach ihm auch von
Capablanca bevorzugte) Textzug
als der philosophisch beste betrachtet
werden, da er trotz der scheinbaren
Vereinfachung (Damentausch!) die
Beibehaltung eines zum mindesten
ideellen Entwicklungsvorsprungs für
Weiß e? möglicht.
5
6 d2— d3
7. Lei— g5!
Dd8— e7
Se4— f6
De7Xe2t
Auf 7. . . . Lg4 folgt unbefangen 8. Sc3
(vielleicht aber auch 8. Lf6: Lf3:? 9. De7:t
Le7: 10. Le7: mit Figurgewinn) und auch
die Vermeidung des Damentausches durch
7 Le6 führte in der Prachtpartie Lasker-
Marshall (letzte Runde von Petersburg 1914)
nach 8. Sc3 Sd7 (oder Partie Capablanca-
Marshall desselben Turniers: 8 h6, 9.
Lf6: [9. Lh4!] 9....Dm: 10. d4 mit etwas
besseren Chancen. Über 8.... Sc6 was
verhältnismäßig das kleinste Übel wäre,
siehe gleich unten), 9. 0-0-0 h6, 10. Lh4!
g5, 11. Lg3 Sh5, 12. d4 Sg3: 13. hg g4,
14. Sh4 d5, 15. D b5 zum siegreichen
Angriffsspiel für Weiß.
Etwa gleiche Chancen ergab dagegen
eine Partie Lasker-Pillsbury, Petersburg
1895: 7. .. . Se6! 8. Sc3 Le8, 9. 0-0-0 (in
Betracht kommt 9. d4 mit der Eventual-
drohung Lf6:) 9. . . . 0-0-0, 10. d4 d5, 11.
Se5 De8! 12. Df3 usw.
Mit dem Textabtausch begibt sich
jedenfalls Schwarz endgültig in positio-
nelle Abhängigkeit vom Gegner.
8.
Lfl
Sbl
e2
c3
LfS— e7
LcS— d7
~ 202 —
Um Sb5 zu verhindern. Mit Recht
weist Dr. Tarrasch (in seiner „Mo-
dernen Schachpartie") auf die Ver-
schiedenheit zwischen der stolzen
Entwicklung des weißen Damen-
läufers und der bescheidenen Ver-
teidigungsrolle seines schwarzen
Antagonisten hin.
Die minimalen Vorteile von Weiß
beginnen sich zu akkumulieren!
10. 0—0 ....
Soweit man vom scharfen Spiel
bei einem solchen „Imponderabilien-
kampf" sprechen darf, scheint die
von Lasker in einer klassischen Partie
gegen Teichmann (Cambridge Springs
1904) angewandte Fortsetzung 10.
0-0-0 Ausgiebigeres zu leisten. (Es
folgte 10. ...Sc6, 11. Thel 0-0
[11.... 0-0-0!], 12. d4 Sg4, 13. Le7:
Se7: 14. Lb5! mit sozusagen ent-
scheidendem Vorteil.) Bei der Text-
fortsetzung geht die Mobilisierung
der weißen Türme etwas langsamer
vor sich.
10
0—0
11. Tfl— el
Sb8— c6
12. d3— d4
Tf8— e8
Schwarz muß sich beeilen, dem
Gegner die Beherrschung der e-Linie
streitig zu machen, die doch bis zum
Schluß im Besitz des Anziehenden
bleibt.
13. Le2— b5
a7— a6
14. Lb5— a4
b7-b5
15. La4— b3
Sc6— a5
Dieses ganze Manöver am Damen-
flügel hält nicht das, was es ver-
spricht, d-a Schwarz selbst nur über
ein „eingeschränktes Läuferpaar"
verfügt.
16. Tel
17. Tal
18. Lg5
Schwarz beginnt bereits mit um-
ständlichen Rückzugsmanövern vor-
liebzunehmen. Auf das plausibel aus-
e3
c7— c6
el
Kg8— f8
f4!
Sa5— b7
sehende 18....Sh5 (mit der löblichen
Idee, den lästigen Lf4 zu beseitigen)
würde Weiß mit 19. Te7:! Te7: 20.
Ld6: Tae8, 21. Te7: Te7: 22. Se5
usw. in den Besitz eines zum Siege
genügenden Pfandes gelangen.
Mit seinem Textzuge möchte
Schwarz die bei seinem 12. Zuge
angedeutete Idee verwirklichen,
kommt aber bereits zu spät.
19. h2--h3 h7— h6
20. Lf4— h2 Le7— d8
21. Te3Xe8t Ld7Xe8
22. a2— a4 c6— c5
23. Sc3— e4 Sf6Xe4
Auf 23. . . . c4 gewinnt Weiß durch
24. Sd6: den kritischen Mittelbauern.
Nach dem Textzuge aber verschafft
er sich durch ein hübsches Manöver
freies Linienspiel.
Stellung nach dem 23. Zuge von Schw.
um mim \
24.
Lb3— d5!
Ta8— a7
25.
Ld5Xe4
Ld8— e7
26.
a4Xb5
a6Xb5
27.
d4Xc5
d6Xc5
28.
Lh2— b8
T a7— a8
29.
Lb8— g3
Ta8— a7
30.
Lg3— b8
Ta7— a8
31.
Lb8— g3
T a8— a7
32.
Sf3--e5
Sb7— d8
33.
b2— b3
S d8— e6
34.
Le4— d5
Se6— d4
35.
c2— c3
Sd4— f5
36.
Lg3— h2
b5— b4
37.
g2— g4
Sf5 d6
38.
c3— c4
Ta7— a3
39.
Tel— e3
Sd6— c8
203
40. Ld5— b7
41. Lb7— d5
42. Se5— f3
43. Sf3— h4
44. Sh4— f5
45. g4Xf5
46. Ld5— e4
47. Te3— d3
48. Le4Xc6
49. Kgl-g2
50. Kg2— f3
51. Lh2— g3
Sc8— a7
f7— f6
Sa7~c6
Sc6— d4
Sd4Xf5
LeS— d7
Ta3— a6
Ld7— c6
Ta6Xc6
T c6 — a6
T a6— a2
KfS— eS
59. h3— h4
60. Td3— d5
61. Td5— d7
62. Td7— d3
63. Td3— d5
Ta3— a7
Ta7— a5
Kf7— eS
KeS— f7
T a5 — a3
Man könnte glauben, daß Schw.
durch gediegene Beschwichtigungs-
manöver die Krisis längst überstanden
und so ziemlich das Gleichgewicht der
Chancen wieder hergestellt hat. Aller-
dings ergibt die chemische Negativ-
analyse der schwarzen Stellung zwei
schwache Punkte (c5 und g6) gegen-
über einem einzigen (b3) von Weiß.
Ein großer Vorteil für Weiß sind
auch (mit Rücksicht auf die Läufer)
die fast sämtlich auf schwarzen
Feldern fixierten Bauern des Gegners.
Der Textzug leitet jedenfalls kein
glückliches Verteidigungssystem ein,
da dabei letzten Endes die Herrschaft
über die siebente Reihe dem Schw.
entschlüpft. Schwarz sollte lieber
trachten seinen Turm auf a7 (nach
Möglichkeit sogar auf c7) aufzu-
pflanzen und dann durch Kf7 und
g7 — g6 den Bauer f5 zu beseitigen,
um seinem König dadurch mehr
Bewegungsfreiheit zu verschaffen.
52. Lg3— f4 Ta2— a3
53. Lf4— e3 Ta3— al
54. Kf3— g4 Tal— a7
Die richtige Einsicht kommt im
Schach wie im Leben meistens zu
spät. (Vergl. vorige Anmerkung.)
55. Kg4— h5 KeS— f7
56. Td3— d5 Ta7— a3
Ein Gegenversuch, da nunmehr
56 — Tc7 wegen etwa 57. h4 (Zug-
zwang!) 57. . . . LfS, 58. Td8 Le7, 59.
Ta8 usw. trostlos wäre.
57. Td5— d7 Kf7— e8
58. Td7— d3 KeS— f7
Weiß hat in großzügiger Weise
eine Zugzwangssymphonie am prak-
tischen Schachbrett konstruiert: Auf
63. . . . LfS würde Weiß durch 64.
Td7t KeS (oder Le7), 65. Tc7 den
feindlichen König vom Zutrittsfelde g6
abdrängen und dann leicht gewinnen.
64. Le3Xc5 Le7Xc5
65. Td5Xc5 Ta3Xb3
66. Tc5— c7t Kf7— fS
67. Kh5— g6 Tb3— f3
68. Tc7— f7t KfS— eS
69. Tf7Xg7 Tf3— f4
70. h4— h5 Tf4Xc4
71. Kg6Xh6 KeS— fS
72. Tg7— b7 Tc4— g4
73. f2— f3! Tg4— g5
74. Tb7Xb4 KfS— f7
Schwarz führt einen aussichts-
losen Kampf, den Weiß in präzisester
Weise erledigt.
75. Tb4— g4! Tg5Xf5
76. f3— f4 Tf5— a5
77. Tg4— g7t Kf7— fS
78. Tg7— b7 f6— f5
79. Kh6— g6 Ta5— a6t
80. Kg6Xt5 Ta6— a5t
81. Kf5— g4 Ta5— a6
82. Kg4— g5 Ta6— c6
83. f4— f5 KfS— gS
84. f5— f6 Tc6— cl
85. Tb7-g7t KgS— fS
86. h5 — h6 Schwarz gibt auf.
„Die Phasen des Endspiels": Ein
kubanischer Lehrfilm inS Abteilungen:
I. Erdrosselung der e-Linie.
II. Der mobilere Läufer!
III. Entwertung des Damenflügels.
IV. Bilanzierung der Schwächen.
V. Entscheidende K-Wanderung.
VI. Herausmanövrierung aus der
7. Reihe.
VII. Hahnenkampf zweier Türme.
VIII. „Südländische Bauernehre"
(Cavalleria rusticana).
Läuferspie!.
Diese Vergangen heitseröffnung
hat noch eine große Zukunft vor
sich! Sie verzweigt sich in verschie-
dene Nebeneröffnungen, schillert in
allen Nuancen des Kampfes, deckt in
allen Punkten, greift aller Ecken an und
ermöglicht trotz ihrer scheinbaren
Vereinfachungstendenz tiefes Posi-
tionsspiel mit viel Wagemut zu
verbinden.
Als seh arf e Probe folgt ein Läufer-
spiel in die Wiener Partie über-
gehend.
Parti(
e Nr. 34.
Großturnier
zu Berlin 192L
Weiß:
Spielmann.
Schwarz :
Bogoljubow.
1. e2— e4
2. Lfl— c4
e7— e5
Sg8 f6
Berlinerisch! Auf das Gambit in der
Rückliand: 2. . . . f7-f5 ist 3. d3! erfolg-
versprechend, hingegen hat das alter-
tümliche 2. . . . c7— c6 noch immer hyper-
modernen Reiz! Die Folge könnte dann
sein: 3. De2! Lc5! (von Lopez 1561
empfohlen. Schwächer geschah in einer
Blindpartie Graf Brühl-Philidor, London
1783: 3....d6, 4. c3 [4. Sf3!] f5 [4....Sf6!l,
5. d3 usw.), 4. Lf7:t Kf7: 5. Dc4t d5, 6.
Dc5: de, 7. De5: Sf6 mit initiativem Spiel.
Auf 2. . . . Lf8— c5 ist außer dem un-
günstigen Mac Donnell-Doppelgambit 3.
b4 Lb4: 4. f4 (besser ist aber 4. c3 La5,
5. Sf3! das eventuelle Evansgambit herbei-
führend) 4 d5, 5. Ld5: Sf6 usw. und
dem „Klassischen Angriff : 3. c3Sf6, 4. d4
ed, 5. e5 d5, 6. ef de, 7. Dh5 0—0! mit
etwa gleichen Chancen (Pratt 1825!), vor
allem 3. De2 sehr beachtenswert, z. B.:
3. . . . d6 (3. . . . c6!), 4. d3 Sc6, 5. c3 Sf6
mit beiderseitigen Positionschancen. Im
moderneren lebhafteren Stile geschieht auf
2. . . . Lc5 die Figurenentwicklung: 3, Sc3
d6, 4. d3 Sc6 usw., z. B. Partie Spielmann-
011and,Scheveningen 1923: 5. Sa4Sf6 (von
fraglichem Werte. Gesünder ist Lb6), 6.
Se5: de, 7. f4 ef, 8. Lf4 (Weiß steht freier)
8. . . . Lg4, 9. Sf3 0-0, 10, 0-0 Sd4, 11.
c3 Sf3:t 12. gf Lh3, 13, Tf2 usw.
Gut ist schließlich 2. . . . Sb8— c6, da
Schwarz dabei bezüglich seiner weiteren
Entwicklungspläne noch ziemlich freie
Hand behält,
3. d2— d3 ....
Folgende Permufattonen sind hier
zulässig:
a) 3. Sc3 Se4:! - Wienerisch,
b) 3, Sf3 Sc6! = Preußisch.
c) 3, d4 ed (oder 3,., .Se4: 4, de Sc5f
5. f4), 4. Sf3 Se4: (sicherer ist wieder
4. . , . Sc6 mit preußischer Einlenkung,
Ungünstig ist aber 4. . . . Lb4t 5. c3!
de, 6. bc), 5. Dd4: Keidansky-Gambitl
Es kann nun folgen: 5. . . . Sfö (oder
5, . . . Sc5, 6. Sc3), 6. Lg5 Le7, 7. Sc::^
c6 (in einer Partie Mieses-Rubinstein,
Breslau 1912, geschah: 7. . .,Sc6> 8. Dh4
d6, 9. 0-0-0 Le6, 10. Ld3 Dd7, 11. Lb5
mit starkem Angriff für Weiß), 8, 0-0-0
d5, 9. Thel Le6 (oder 9. . , . 0— 0 10,
Dh4 h6? [besser ist jedenfalls Le6J, IL
Ld5:! mit Vorteil), 10. Dh4! Sbd7, IL
Ld3Sc5, 12. Sd4Sfd7, 13. f4 mit Angriff,
d) 3. f4 (Greco) 3. . . . d5, 4, ed e4 (ä la
Falkbeer!), 5. d3! (5. Sc3 c6!) 5. . . . Lg4,
6. Se2 Lc5, 7. d4 Ld6, 8. Sc3Sbd7mit
Vorteil für Schwarz.
Der abwartende Textzug behält
sich noch verschiedene Eventualitäten
vor (so kann z.B. auf 3. ...Lc5 ent-
weder mit 4. Sf3 Sc6, 5. Sc3 die
italienische Normalstellung oder aber
mit 4. f4 Sc6, 5. Sf3 das abgelehnte
Königsgambit herbeigeführt werden)
und will also doch im zeitgenössischen
Variantenraum herumwühlen, statt
etwa mit 3. D e2 die düsteren
Schatten der Vergangenheit heraufzu-
beschwören.
3. . ... Sb8— c6
Wegen 3,.,. Lc5 siehe vorige Anm,
In Betracht kommt ferner 3. . . , c6, da
darauf weder Dr. Krause's 4, De2 noch
Collijn's 4. f4 ef, 5. Lf4: d5, 6. ed Sd5:
(6. . . . cd, 7, Lb3), 7, Df3 Le6, 8, Se2 Ld6
usw. noch endlich 4. Sf3 d5, 5. Lb3! Ld6,
6, Sc3 d4, 7. Se2 c5 usw. irgend etwas
Greifbares für Weiß ergibt.
Nachteiliger ist hingegen 3 d5
wegen 4. ed Sd5: 5, Sf3 Sc6 (oder 5. . . .
Lg4, 6. h3 Lf3: 7. Df3: c6, 8. 0—0 mit
Vorteil, da B e5 etwas lungenkrank ist),
6, 0-0 Lg4 (oder 6, . . . Le7, 7. Tel), 7. Teil
(nervöser geschah in einer Partie iVlieses-
— 205 -
Marshall, Mannheim 1914: 7. h3 Lh5, 8. g4
Lg6, 9, Se5) und die Schwäche des schw.
Bauern e5 wird wohl fühlbar.
4. Sbl— c3 ....
Verfehlt wäre jetzt 4. f4 wegen
4. . . . ef ! 5. Lf4: d5 mit freieren Chancen
für Schwarz.
4 Lf8— b4
Die Partie ist nunmehr ganz wienerisch
geworden, wobei die Ansichten über den
Wert der entstandenen Textvariante sehr
geteilt sind. Besser für Schw. ist vielleicht
4. . . . Lf8— c5, worauf in einer Champions-
partie Schlechter-Tarrasch, Berlin
1918*) (und zwar nach der Zugumstellung:
3. Sc3 Lc5 [schärfer ist 3. . . . Se4:], 4. d3
d6, 5. Le3 0—0!) mit 6. Sf3 die Italienische
herbeigeführt wurde. Es folgte: 6. (Sf3)
Sc6, 7. h3 (wenn 7. Lc5: de, 8. Lb5, so
8. . . . Sd4, 9. Se5: Sb5: 10. Sb5: De8) 7. . . .
De7, 8. 0-0 Le6, 9. Lb3 Tad8, 10. Tel
Lb4, 11. Ld2Lc5, 12. Sd5 (statt dieser Ver-
einfachung empfiehlt Lasker 12. Sc3-e2-g3)
12. ...Ld5: 13. ed Sd4, 14. Sd4: Ld4: 15.
c3 Lb6, 16. d4 Sd7 mit gleichem Spiel.
In „wienerischen" Bahnen bewegte
sich ferner nach 4. , , . Lc5 eine andere
Berliner Championspartie: Schlechter-
Rubinstein [mit der Zugumstellung 3. Sc3
Sc6, 4. d3 Lc5], 5. Lg5 h6, 6. Lh4 d6, 7.
Sd5 g5, 8. Lg3 Sd5: 9. Ld5: Se7, 10. h4
(statt dessen empfiehlt Lasker: 10. Lb3
Sg6, 11. Se2 Df6, 12. Sc3 c6, 13. Dd2)
10. ...Sd5: 11. ed Df6, 12. Dd2 Tg8, 13.
hg hg, 14. Se2 (für die weiße Partiean-
lage charakteristisch!) Ld7, 15. d4 ed, 16.
0-0-0 0-0-0. Schwarz steht besser.
Ins ungarische Fahrwasser lenkte
hingegen die Berliner Championspartie
Schlechter-Lasker mit 4 Le7 (hier-
mit wird nach Lasker „Die Plastik der
Stellung längere Zeit aufrechterhalten"),
5. Sge2 d6, 6. 0-0 Le6, 7. Le6: fe, 8. f4
ef, 9. Sf4: Dd7, 10. d4 e5 (Schwarz sucht
die Partie etwas dreischneidiger zu ge-
stalten), 11. de Se5: 12. Sfd5 mit etwa
gleichem Spiel.
5. Lei— g5 ....
Auf 5. Sge2 gelangt Schwarz mit
5. . . . d5! 6. ed Sd5: 7. 0—0 Le6,
8. Sd5: Ld5: 9. Ld5: Dd5: 10.f4 0-0-0
zum freien Gegenspiel.
5 h7— h6
6. Lg5X^6 Lb4Xc3tI
*) In diesem Viererkampf der Titanen
brachte der ruhige Schlechter das Lieblings-
spiel Philidors zu hohen — Remis ehren.
Wenn sofort Df6: so 7. Sge2! und Weiß
behält ein schön arrondiertes Spiel mit
dem nächsten strategischen Ziele, nach
der Rochade mit dem Springer das Feld
d5 zu besetzen. Es kann dann folgen:
7. . . . d6 [ebenso bei der Zugumstellung
5. Lg5 d6, 6. Sge2 h6], 8. 0-0 Le6, 9. Sd5
Ld5: 10. Ld5: (am einfachsten. Nicht ohne
Salz ist auch 10. ed Se7, 11. a4! z. B.
Partie Tartakower-Tschigorin, Karlsbad
1907: 11. . . . c6, 12. a5! oder Partie Tarta-
kower-Marshall, Wien 1908: 11. . . . a5, 12.
f4! mit weißem Vorteil) 10. . . . Lc5, 11. c3
0-0, 12. Khl!Se7, 13. Lb3 Sg6, 14. f4! mit
schöner Initiative (Partie Schlechter-Berger,
Wien 1908).
7. b2Xc3 Dd8Xf6
8. Sgl— e2 d7-d6
Es kann auch sofort 8. . . . g5, 9.
0 — 0 d6 geschehen. — Nach Fritz
ist übrigens das sofortige Manöver
Sc6-e7-g6 am zweckmäßigsten.
9. 0—0 g7— g5!
Die Pointe der schwarzen Spiel-
weise, da der Vorstoßf2-f4unterkeinen
Umständen zugelassen werden soll.
Ungünstiger geschah in einer
Partie Mieses-Rubinstein, Wien 1908
nach Janowski's Muster: 9. . . . Sa5,
10. Lb3 Sb3: 11. ab g5, 12. c4 0-0,
13. Sc3 mit freierem Spiel für Weiß.
10. d3— dl! ....
Der Plan des Anziehenden geht
in dieser Variante dahin, Stützpunkte
im Zentrum zu schaffen.
Farbloser geschah in einer Partie
Schlechter-Leonhardt, Pistyan 1912:
10. Lb5 Ld7 mit gleichem Spiel.
10 h6— h5!
Energischer als das übliche 10....
Lg4, 11. f3 Ld7 mit beiderseits un-
klaren Chancen.
Schwarz muß aggressiv spielen
und durch schleunigstes Vorgehen
des h-Bauern den weißen Plan (f3
nebst g3 und f4) verhindern.
ll..Tal— bl ....
In einer Partie Spielmann-Möller,
Kopenhagen 1923, geschah zunächst
11. f 3 h4, 12. Dd3 Ld7, 13. Tbl
Tb8 (wenn 13.,. 0—0—0, so 1 4. Ld5 !)
14. Tfdl h3? (überflüssige Schwä-
chung. Besser war etwa Se7), 15.
g3 0—0, 16. Tfl Dg6, 17. Ld5Kh7,
18. Lc6: Lc6: 19. d5 Ld7, 20. g4l
c6, 21. c4 mit besseren Chancen
für Weiß.
11 h5— h4
12. Ddl— d3 ....
Es drohte bereits h4 — h3 (und
auf g3 Df3).
12 Sc6~e7
13. Lc4— böf , Ke8— f8!
Ein sinnreiches Bauernopfer, um
die weiße Dame von der Verteidigung
des Feldes f3 abzulenken, wodurch
der schwarze Angriff gefördert wird.
Auf das naheliegende 13. ...c6 würde
14. La4 Kf8 (sonst d4— d5), 15. c4
nebst c5 mit Zerrüttung der schwarzen
Bauernkette auf dem iinken Flügel
folgen.
14. d4Xe5
Durch die Annahme des Bauern-
opfers stürzt sich Weiß in ein schier
unübersehbares Meer von Verwick-
lungen. Ruhiger war jedenfalls 14.
f3 Kg7 usw.
14 d6Xe5
15. Dd3— d8t Kf8— g7
16. Dd8Xc7 h4— h3
17. f2— f4 ....
„Die einzige, wenn auch riskante
Chance", sagt Spielmann, dessen
sachlichen Ausführungen in der
„Münchn. Ztg." wir hier teilweise
folgen.
Auf 17. Tfdl hg, 18. Td6 Le6,
19. Sg3, was von mancher Seite an-
geregt wurde, könnte ähnlich wie in
der Partie, das Turmopfer 19. ...Th2:f
20. Kh2: Df2: sehr kitzlich werden.
17 h3Xg2
18. Tfl— f2 ....
Das verlockende Turmopfer 18.
fe gfDf 19. Tfl: scheitert an DbOf
18 g5Xf4
Nicht aber 18. ...ef wegen 19.e5!
19. Lb5— c4 ....
Stellung nach dem 1 9. Zuge von Weiß.
m
19 Th8Xh2!?!
Ein sehr scharf und doch nicht
scharf genug berechnetes Turmopfer,
das übrigens bereits nötig war, da
einerseits Sf4: drohte und anderseits
auf 19. ...f3, 20. Sg3 zum weißen
Vorteil folgen würde, z. B.: 20. . . ,
Th2: 21. Tf3:! bezw. 20....Sg6, 21.
Tb7:! Lb7: 22. Sf5t usw.
20. Se2XM!? ....
Weiß verfällt der „Hypnose
des schwachen Zuges", da er
sich vor der matoiden Variante: 20.
Kh2: Dh4t 21. Kg2: Lh3t 22. Kgl
Dg5t 23. Khl Th8, 24. Th2 Lg2t
25. Kgl Le4:t usw. fürchtet.
Wie jedoch später ein Schach-
freund nachwies, konnte Weiß der
obigen Variante durch 22. Khl!I
(statt 22. Kgl) z. B. 22....Le6t 23.
Th2 bezw. 22....Lf5t 23. Kgl bezw.
22....Df2: 23. De5:t bezw. endlich
22. . . . Th8, 23. De5:t Kf8, 24. Tf4:I
(nicht aber 24. Df4: wegen Lg2x
nebst Matt in zwei) 24. ...Lg4t 25.
Kgl Dhlf 26. Kf2 Th2t 27. Ke3
usw. die Spitze abbrechen und
der materialistischen Weltanschauung
zum Siege verhelfen.
20. .... e5XW
21. Tf2XM Lc8— f5
22. Tf4Xf5 Se7Xf5?
Nun war Schwarz an der Reihe,
sich zu revanchieren. Die präzise
Gewinnfortsetzung bestand in 22
Thlf 23. Kg2: Sf5:! (mit 23....
DgOf? 24. Kf2! Tbl: 25. De7:
wäre nur ewiges Schach zu erreichen),
207
24. Thl: SeSf 25. Kg3 Tg8! 26.
Df7:t (erzwungen) Df7: 27. Lf7:
Kf7:t 28. Kf4Sc4! mit einer Mehr-
figur im Endspiel, während die
Textfortsetzung noch sehr viel trübes
Wasser zum kombinatorischen
Fischen zurückläßt.
23. Dc7Xh2 Sf5— h4
24. Dh2— gSf Kg7— hS
25. Tbl— b5; ....
Spielmann ist ein Figurenfanatiker.
Sonst kam aber auch 25. e5 De7,
26. Df4 in Betracht.
25 Df6— h6
26. Dg3— e5t KhS— h7
27. De5— h5 TaS— gS
28. Lc4— 'e2 ....
Nun spielt gar Weiß auf Gewinn.
Vorzuziehen war wohl 28. Df7:t
Tg7, 29. Th5 um nach dem General-
abtausch der beiderseitigen schweren
Figuren (Dame und Turm) ein klares
Remisspiel zu erlangen.
28 Tg8-g6
29. Tb5Xb7? ....
Weiß schaufelt sich planmäßig
sein eigenes Grab. Er mußte sich
noch immer mit 29. Dh6: Th6: 30,
Tb7: Kg7 begnügen und dabei noch
sehr behutsam spielen (31. Ta7:?
Tb6!), um das Remis zu sichern.
Jetzt gelingt es dem Schwarzen
durch feine Turmmanöver Herr der
Lage zu werden.
29 Dh6Xh5
30. Le2Xh5 Tg6— g3
Stellung nach dem 30. Zuge von Schw.
,/m ■ ■ m
M, il • II
mm, ■*■
„Eine merkwürdige Verluststel-
lung, die an die feinpointierten Studien
von Kling und Horwitz erinnert",
sagt Spielmann: Nach 31. Tf7:t Kh6,
32. Le2 Th3 ist der weiße Turm von
allen brennenden Linien, also sowohl
von der ersten als auch von der
g-Reihe abgelenkt
31.
32.
33.
Tb7— bl
Tbl— cl
Lh5— e2
Tg3Xc3
Kh7— h6
Auf 33. Lf7: entscheidet 33.
Tg3, 34. Kf2 Tg7 nebst Sf3.
33
34. Kgl— f2
35. Le2— d3
36. Tel— al
Kh6— g5
K g5— f4
Tc3— a3
f7— f6!
Soweit hat sich Weiß sehr zähe
verteidigt und „tätige Reue" wegen
der früheren Unterschätzung des
gefährlichen Bauern g2 gezeigt.
Das problemmäßige Textzüglein
deckt aber neue Mängel der weißen
Stellung auf: Sie geht an einer merk-
würdigen Abart von Zugszwang,
nämlich an Fehlzugszwang, zugrunde,
indem jede Bewegung von Weiß
irgend eine entscheidende geg-
nerische Drohung (z. B.: 37. Tel
Sf3 usw.) heraufbeschwört.
37. Ld3— e2
Ta3— h3
38. Tal— dl
Th3— hl
39. c2— c4
Kf4Xe4
40. Le2— d3t
Ke4— d4
41. Ld3— flf
Kd4— c3
42. Tdl— d3t
Kc3Xc4
43. LflXg2
Thl— h2
Weiß gibt auf.
Es war ein fesselnder Kampf
zweier Drauflosgeher.
Wienerisch.
Wiener Gambit.
Partie Nr. 35.
Großturnier zu Teplitz-Schönau 1922.
Weiß: Schwarz:
Spielmann. Maröczy,
1. e2— e4
2. Sbl^cS
e7-e5
Sg8— f6!
Auf 2.... Sb8— c6 kann die Gambit-
fortsetzung 3. f4 nocli viel schärfere Formen
annehmen. Oder aber auch ruhig: 3, Lc4
Sf6 (etwas unbequemer ist 3. . . .
Lc5, \. Dg4 g6! 5. Dg3 d6, 6. Sf3 Le6),
4. d3 Lb4, 5. Lg5! usw. (Siehe vorige
Partie.) — Gut spielbar ist ferner auf 2 —
Sc6 auch 3, g3. z. B. Partie Mieses-Vidmar,
Kaschau 1918: 3. g3 Lc5, 4. Lg2 d6, worauf
jetzt aber statt des zweifelhaften Manövers
5. d3 Sf6, 6, Sd5 Lg4, 7. f3 Le6 usw. am
besten wohl 5. Sge2 nebst 0—0 geschehen
sollte.
3. f2— f4 ....
Also doch! Mit 3. Sgl-f3 kann das
Drei-bezw. Vierspringerspiel herbeigeführt
werden, falls es Schwarz nicht vorzieht,
mit 3 d6, 4. d4 Sd7 ins Hanham-System
einzulenken, z. B, Partie Wolf-Marco,
Pistyan 1922: 5. Lc4 h6, 6. 0—0 Le7 oder
Partie Tarrasch-Marco, ibid.: 5. Lg5 Le7,
6. Dd2 a6 mit etwa gleichem Spiel.
Auf die eigentliche Wienerische Wen-
dung 3. Lfl— c4 hat Weiß den Vv'ilden
Ausfall 3. . . . Se4: zu gewärtigen, der je-
doch am besten mit 4. Dh5 (ungünstig
wäre 4. Lf7:f dagegen kommt auch die
Gambitfortsetzung 4. Sf3 in Betracht) 4
Sd6, 5. De5:t! (5. Lb3 Sc6! mit bekannten
Verwicklungen) 5. . . . De7, 6. De7:f Le7:
7. Lb3 0—0, 8. d3 mit einigen Endspiel-
chancen für Weiß (vergl. Partie Mieses-
Reti, Wien 1908) bezähmt wird.
Ein ungünstiges „Loch" schafft da-
gegen 3. g2— g3, da Schwarz in dieser
Variante sofort freie Hand im Zentrum
bekommt: 3. g3 d5! 4. ed Sd5: 5. Lg2
(Collijn empfiehlt immerhin zunächst
5. Sge2, worauf aber 5.... Lg4f 6. Lg2
Sc3: 7. bc Sc6, 8. d4 Df6 zugunsten von
Schwarz folgt) 5.... Le6 (in der be-
rüchtigten Partie Tarrasch-Trenchard,
Wien 1898, geschah sehr energisch
5. . . . Sc3: 6. bc Lc5, 7. Se2 Sc6, 8. 0—0
0—0 mit Vorteil für Schwarz), 6. Sg e2
Sc6, 7. 0-0 (auf 7. d3 geschah in einer
Partie Mieses-Dr. Asztalos, Kaschau 1918:
7. . . . Le7, 8. 0-0? h5! 9. h3 Dd7 mit
heftigen Angriffchancen und auf 7. d4
geschah in einer Partie Tarta-
kower— Grünfeld, Wien 1922: 1. . . ,
Sc3:! 8. Lc6:t [8. bc Ld5!] 8.... bc,
9. bc Dd5! [in einer Partie Tarta-
kower— Perlis, Wien 1913, kam Weiß
nach 9.... ed, 10. Sd4: Ld7, 11. 0—0
c5, 12. Telf Le7, 13. Lg5! f6, 14. Lf6:I
in opfermäßigen Vorteil], 10. Tgl [keine
erstrebenswerte Lage für Weiß] 10. . . .
Ld6 [energischer ist wohl Td8!], U. Dd3
0—0 und Weiß hat ein schwieriges
Spiel) 7 Le7 und Schwarz steht
effektiv besser.*)
3.
d7- d5 1
Die provokante Fortsetzung 3. . . ,
ef, 4. e5 Sg8, 5. d4 d6 dürfte nur sehr
wenige Anhänger finden.
4. f4Xe5
. . • •
Mit der Steinitz'schen Fortsetzung
4. d2— d3 d5— d4, 5. Sc3— bl! usw. ist
kaum mehr als Ausgleich zu erzielen.
Wegen des früher üblichen 4,
e4Xd5 e5— e4, womit in eine Variante
des Falkbeergambits eingelenkt wird,
vgl. Partie Nr. 40. —
*) Als Beispiel mag folgende Ab-
Schlachtungspartie Müller-Grünfeld, Mar-
gate 1922, dienen: 8. d4? Sc3: (schwächer
geschah in einer Partie Tartakower-Forgacs,
Budapest 1912: 8.... ed), 9 bc Ld5, 10,
f3 0—0, 11. Le3 Dd6, 12. Dd3? De6! 13.
a4 Lc4! 14. Dd2 ed, 15. cd Lb4! (lauter
Keulenschläge), 16. Sc3 (oder 16. c3 Le2:
nebst Lc3:) 16.... Lfl: 17, Lfl: Se7! 18,
Dd3 Lc3: 19. Dc3: Sd5 und Weiß
gab auf.
209
Spielbare Wendungen ergibt ferner
auch 4. Sgl-f3.
4 Sf6Xe4
5. Sgl— 13 ....
Scharfe Chancen gewährt auch
5, Ddl— f3, z. B.:
a) 5. . . . ScG, 6. Lb5! (6. Se4: Scl4!)
G Sc3: 7. bc Dh4t Einleitung eines
von Steinitz empfohlenen, in seinen End-
spielkonsequenzen jedoch nach den letz-
ten praktischen Ergebnissen revisions-
bedürftigen Abwickelungss}' Sterns.*) 8. g3
De4t 9. De4: de, lu. Lc6: (auf das plau-
sible 10. d4 ed, 11. cd würde 11 Ld7
erzwungenermaßen einen Bauer gewinnen),
10.... bc, 11. Se2! Dieses von Hromadka
eingeführte Manöver ist viel nachhaltiger
als die Collijnsche Fortsetzung: 11. d4 ed,
12. cd Lf5 usw., da Weiß mit nunmehrigem
Thl— fl— f4 den wichtigen Be4 zu ver-
speisen droht. Vgl. Partie Hromadka—
Johner, Pistyan 1922: 11.... La6, 12. Tfl
g5, 13. Tf6 0-0-0, 14. Tc6: Lb7, 15. Tf6
Ld5, 16. d4 h6, 17. 'fa6 usw., bezw. Partie
Hromadka— Bogoljubow, Mährisch-Ostrau
1923: 11.... Lh3!? 12. Sf4 Lg4, 13. d4
g5? [besser 13.... ed], 14. Sg2 Le7, 15. h3
Le6, 16. Se3 h5, 17. Ibl 0-0-0 [besser
17.... Kd7], 18. a4 Th6 [besser 18... f5],
19. Tfl c5, 20. Sf5 usw., beidemale mit
weißem Vorteil. Wir schlagen jedoch für
Schwarz 11 c6— c5 vor.
*) Einen sensationell kurzen Verlauf
nahm statt dessen folgende Partie
Hromadka-Lasker Mährisch-Ostrau
1923: 7. . . . Le7 (Strategie der Klugheit!),
8. d4 0— 0(als ungünstig erwies sich in einer
Alt vaterpartie : Baird-Burn, New-York 1 889,
der schärfere Versuch : 8. . . . Le6, 9. Se2 Dd7,
10. 0-0 f6? 11. ef Lf6: 12. La3 0-0-0,
13. Dd3! mit kraftvollen Chancen für
Weiß. — Ähnlich würde Weiß auch auf
sofortiges 8. . . . f6 mit 9. ef ! [9. Ld3 Le6]
Lf6: 10. La3 usw. fortfahren), 9. Ld3 f6
(nötigt den Gegner zur Erklärung, der sich
sonst auf etwa 9 — f5 mit Se2, 0-0
usw. ruhig und schön entwickeln würde.
Auch nach 9. . . . Le6 10. Sh3! [nicht so-
fort 10. Dh5 wegen 10.... g6, 11. Dh6
Te8 nebst Lf8. [etzt droht aber bereits
11. Dh5 gö, 12. Dhe nebst Sg5] 10....
Lh4t! 11. Sf2 usw. bleibt Weiß im
Stellungsvorteil), 10. Dh5 g6 (erzwungen
und erzwingend. — Schlecht wäre 10. . . .
f5 1.1. Sf3! usw.), 11. Lg6: (wenn 11.
Dh6, so 11 Tf7 und Schwarz kommt
in Vorteil) hg, 12. Dg6:t Kh8, 13. Dhöf
mit ewigem Schach (nicht aber 13. Lh6!?
wegen 13.... Tg8, 14. Dh5 De8! 15. Dh4
Tg4! und Schwarz gewinnt).
b) 5. . . . f5 (gilt für das Beste), 6.
d3 (6. Sge2 Sc6, 7. d4 Sb4, 8. Kdl c5
ist eher für Schwarz günstig. Auch auf
den seltenen Zug 6. Sh3 ist 6 Sc6
zu empfehlen) 6.... Sc3: 7. bc d4 (ini-
tiativer als 7.... Le7), 8, Dg3! Weiß
sieht sich veranlaßt, im Gambitstile fort-
zusetzen, da auf etwa 8. Le2 einfach 8
Le6 nebst Scß und Dd5! mit gutem
Spiel für Schwarz folgen könnte. — Vgl.
nun Partie Hromadka-Wolf, Mähriscn-
Ostrau 1923: 8. Dg3 Sc6, 9. Le2 Dd5
(oder nach Collijn: 9.... Le6, 10. Lf3
Dd7! 11. Tbl Lc5! doch möchten wir in
dieser Variante eine kleine Zugumstellung:
10. Tbl! vorschlagen, worauf die schwarze
Lage etwas schwieriger wird), 10. Lf3
Dc5, 11. Lc6:t (kleinmütig. Mit 11. Se2!
Se5: 12. 0—0! ist wohl eine schöne An-
griffsstellung zu erlangen) 11 Dc6:
12. c4 Lb4t mit beiderseitigen Trümpfen. —
Für weniger nachhaltig als der
Textzug oder als 5. Df3 gilt 5. d2— d3.
Z. B.: Partie Hromadka— Wolf, Pistyan
1922: 5. d3 Sc3:! (inkorrekt ist bekannt-
lich 5. . . . Dh4t 6. g3 Sg3: 7. Sf3 Dh5
wegen 8. Tgl! usw.), 6. bc d4! 7. Sf3
Sc6 (noch zweckmäßiger ist 7. . . . c5,
8. Lb2 ScG usw. mit günstigem Spiel),
8. Le2 Le7 und Schwarz steht zufrieden-
stellend.
. • •
Lf8— e7!
Ein Zug der Mode und der Ver-
nunft, dessen Wiedereinführung in
die Turnierpraxis von Breyer, Kaschau
1918, bewerkstelligt wurde. Die
Tendenz des Zuges ist, so rasch als
möglich ins Ruheleben zu gelangen.
Gegen den früher eine zeitlang
bevorzugten Ausfall 5.... Lg4,
(auch der ruhige Entwicklungszug
5... Lb4 hat nicht ganz befrie-
digen können. — In Betracht kommt
hier aber . noch der Bauernvorstoß
5.... c5 — Schwächlich geschah
hingegen in einer Partie Asztalos-
Vidmar 5.... Sc6, 6. d3 [6. Lb5!]
Sc3 : 7. bc d4 [sicherer Le7], 8. Le2 Le6,
9. 0—0 Le7 [schärfer de], 10. Del
0 — 0, ll.DgS mit weißem Ansturm)
gilt neuerdings Dr. Arthur Kaufmann's
Zug 6. De2! (mit der Doppeldrohung
S e4 : sowie Db5 f ) für sehr stark, z. B. :
a) Prachtminiaturpartie Spielmann—
Flamberg, Mannheim 1914: 6 Sc5, 7.
Dr. S. G. Tartakower: Die hypermoderne Schachpartie.
210
d4! Lf3: 8. Df3: Dh4t 9. g3! Dd4: 10.
Le3 De5: (vorsichtiger wäre jedenfalls
Db4), 11. 0-0-0 c6, 12. Sd5:!! cd, 13.
Td5: De6 (oder 13. . . . De4, 14. LbSf Sc6,
15. Lc5:!! Df3: 16. Lcßrf bc, 17. Telf Le7,
18. Te7:t Kf8, 19. Ta7:t Ke8, 20.Ta8:#),
14. Lc4 De4, 15. Lc5:!! Df3: 16. Telf
Aufgegeben.
b) Pechminiaturpartie Euwe— Yates,
Haag 1921: 6.... Sc6!? 7. Se4: Sd4, 8.
Dd3! Lf3: 9. Sg3! Lc5, 10. gf Dg5, 11.
c3 De5: f 12. Le2Sc6, 13. Df5. Aufgegeben.
c) Konsultationspartie Aljechin—
Rotenstein & Co., Berlin 1921: 6. . . . Sg5,
7. h4 (oder 7. Db5t c6, 8. Db7: Sf3:t 9.
gf Lf3: mit der Drohung Dh4f. Bilguers
Nachtrag empfiehlt 7. d3 Le7, 8. Lf4 Sc6,
9. Df2 mit gleichem Spiel und warnt vor
7. d4?Se6, 8. Le3c5, 9. 0— 0— 0Sc6! usw.)
7. . . . Sf3:t 8. gf Le6, 9. d4 Sc6, 10. Le3
Le7, 11. Df2 Dd7, 12. 0—0—0 0—0—0,
13. Lb5 a6, 14. La4 Kb8 mit etwa glei-
chen Chancen..
d) Am einfachsten und zweck-
mäßigsten ist vielleicht, in den sauren
Apfel zu beißen und 6. . . . SXS zu spielen,
um dann schleunigst zur Rochade und zum
Gegenstoß f7— f6 zu gelangen, was schließ-
lich auch die Idee des zurückhaltenden
Textzuges ist.
6. d2— d4
• • •
Ambesten, nachdem sich das schwarze
Opferspiel: 6.... Lh4t 7. g3 Sg3: 8. hg
Lg3:t als ungenügend erwiesen hat.
Auf 6. d3 folgt einfach 6. . . . Sc3: 7. bc
0-0 nebst f7 f6 mit guten Gegenchancen.
(Partie Spielmann— Dr. Kaufmann, Wien
1917). Auf das von Steinitz bevorzugte
6. De2 folgt energisch 6.... f5 (schwächer
6.... Sc3: 7. bc 0—0, 8. g3! Lf5, 9. d3),
z. B. Partie Spielmann— Teichmann,
Teplitz-Schönau, 1922: 7. d3Sc5, 8.d4Se4,
9. Lf4 0—0, 10. h4 woraufhin Schwarz
statt 10.... c6 mit sofortigem 10.... Lb4!
nachhaltigen Druck inszenieren konnte.
6 0—0
Wenn 6....Lb4, so 7, Dd3!
7. Lfl— d3 f7-f5
8. e5X^6 Se4Xf6
Für sicherer gilt neuerdings 8....
Ad: obwohl Weiß auch dann einige
Chancen behält, z. B,: Partie Spiel-
mann-Loman, Scheveningen 1923:
8. . . . Lf6: 9. 0—0 Sc6, 10. Se2! (statt
dessen führte in einer Partie Spiel-
mann-Reti, Wien 1922, das mehr-
fache Blutvergießen: 10. Se4: de,
11, Le4: Sd4: 12, Sg5! Lf5! usw.
zum baldigen Ausgleich) 10. . . . Se7 (in
einer Korrespondenzpartie Dührssen-
H. Wolf 1922, geschah 10. . . . Sb4,
worauf sehr fein 11. Lb5! Ld7, 12.
Ld7: Dd7: 13. c3 Sa6, 14. Lf4 c6,
15. Dd3 usw. mit etwas freierem
Spiel für Weiß folgte), 11. c3 Sg6,
12. Sf4 Sf4: 13. Lf4: Lf5, 14. Dc2
Lg6 (Schwarz hat wegen seines ex-
ponierten Se4 noch manche Sorgen
zu überwinden), 15. Tael Dd7,
woraufhin Weiß statt der etwas un-
klaren Kombination 16. Te3 Tae8,
17. Sd2 usw. auch mit dem einfachen
16. Se5 einen kleinen Stellungsvorteil
buchen konnte. —
Nach Lasker ist übrigens an der
Textstelle 8, . . . Sc3: 9. bc Lf6: 10.
0 — 0 Sc6 am basten.
9. 0—0
Sb8— c6
Das ganze ist ein vom. Collijn'schen
Lärobok empfohlenes System, wobei
hier mit 9. . . . Lg4 fortgesetzt wird,
was jedoch in einer Partie Euwe-Reti,
Pistyan 1922, durch 10. Del! c5,
11. Se5 c4, 12. Sg4: cd, 13. De6t
Kh8, 14. Se5! eine zwingende Wider-
legung erlitt.
Auch nach dem Textzuge bleibt
Weiß mit Rücksicht auf die ener-
gischere Entwicklung seines Königs-
läufers bei sonstiger Symmetrie der
Stellung im Vorteil, den ein Angriffs-
spieler wie Spielmann womöglich
im Opferstile wahrnehmen möchte.
10. Lei— g5
ll.Ddl— el!
L c8— g4
h7— h6
Schwarz muß die Spannung zu
beheben trachten. Ruinös wäre der
Bauernraub: 1 l....Lf3: 12. Tf3: Sd4:
wegen 13. Th3 h6, 14. Lh6: gh, 15.
Dg3t usw.
12, Lg5— d2 ....
Einen grotesk-dramatischen Ver-
lauf nahm folgende Partie Spielmann-
Johner, Pistyan 1922, wo der Mün-
chener sich . zu einem übermütigen
211
Figurenopfer hinreißen ließ: 12.
Lh6:!?? gh, 13. Dg3 Ld6, 14. Se5
De7 ? ? (unbegreiflich. Mit 1 4. . . . Sd4 : !
gewann Schwarz, z. B. 15. h3 De7,
16. Tael Tae8 usw^.), 15. Sd5:! Sd5:
16. Dg4t Dg5, 17. De6t Kh8, 18.
Tf7, Aufgegeben.
Am sichersten dürfte übrigens an
der Textstelle 12. Le3! sein, etwa
mit der Folge: 12....Lf3: 13. Tf3:!
Sg4, 14. Tf8:t Lf8: 15. Dg3 Se3:
16. De3: Dd7, 17. Tf 1 ! Weiß steht
weit überlegen.
12
13. TflX^3
Lg4Xf3
Sc6Xd4
Nun geht's auf's Ganze.
14. Tf3— g3 . : . .
Nicht 14. Th3 wegen 14 Lc5,
15. Khl Sg4.
14. ....
15. Kgl— hl
Le7— c5
Tf8— e8
Um die weiße Dame vom Haupt-
kriegsschauplatz nach Möglichkeit
abzudrängen.
16. Del— cl ....
Wie Grünfeld im Teplitzer Turnier-
buch ausführt, ergibt das Turmopfer
16. Tg7:t nach etwa 16....Kg7:
17. Dg3t Kh8! 18. Lh6: Dd7, 19.
Dh4 Sh7, 20. Sd5: Sf5! 21. Dh3
Dd5: 22. Lf5: Df7, 23. Lh7: Dh7:
24. Dc3t KgS, 25. Dc4t Khß, 26.
Dc3f nur ewiges Schach.
Weiß muß daher auf Umwegen
nach Gewinnmöglichkeiten spähen.
Vorläufig droht Lh6:
16.
Sf6— h5
Auf 16....Se4 würde 17. Le4:
oder auch 17. Se4: etwa mit der
Folge: 17..,. de, 18. Lc4t Kh7, 19,
Lc3 Sf5, 20. Th3 e3, 21. Ld3 den
weißen Vorteil klarstellen.
17. Tg3— h3
18. Th3— g3
Sh5— f6
Stellung nach dem 18. Zuge von Weiß.
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8.
Dd8— d7?
Psychologisches Ringelspiel : Nach-
dem Weiß anscheinend auf die Zug-
wiederholung eingeht, versucht nun-
mehr Schwarz derselben auszu-
weichen, übersieht aber dabei die
Tragweite des zweitnächsten Zuges
von Weiß, -
Übrigens stände für Weiß auf
das neuerliche 18 Sh5 der Ge-
winnversuch 19. Tg4 (nicht aber 19.
Tg6 wegen 19.... Dh4, 20. Lh6 : Te6 !)
offen, ohne jedoch etwas Greifbares
zu ergeben, z. B.: 19. Tg4 Dd7, 20.
Tg6 Te6, 21. Lh6: Tg6: 22. Lg6: gh!
23. Lh5: (ungenügend wäre 23. Dh6:
Sf6, 24. Dg5 Dg7, 25. Sd5: Se4!
usw.) 23. . . ! Kh7 mit genügenden
Gegenchancen.
Ansonsten käme für Schw. noch
18 Se4 jedoch ohne besonders
rosige Aussichten (etwa nach 19.
Se4: de, 20. Lc4t Kh7, 21, Lc3 Sf5,
22. Th3) in Betracht.
19. Ld2Xh6
20. Del— f4!
Sf6— g4
212
Die ganze weiße Armee greift
nun mit voller Wucht ein, Schwarz
ist verloren (z. B.: 20....Sh6: 21.
Dh6: usw.).
20.
Sd4-e2
Immerhin noch eine (Verzweif-
lungs-) Falle: wenn Weiß den Se2
nimmt, so folgt 21....Sf2f und
Schwarz gewinnt.
21. Df4Xg4
Se2Xg3t
22. Dg4Xg3 Schwarz gibt auf.
Weiß droht zunächst Dg6 usw.
Immerhin gibt es auch weniger zart-
beseelte Naturen, die sich etwa mit
22....Kh8 (nicht 22....Df7 wegen
23. Lg6 und auch nicht 22....Te6
wegen 23. Lf5) gegen das rauhe
Gesetz der Wirklichkeit zu verteidigen
versuchen würden.
Doch hat auch die Textfortsetzung
sehr viel für sich.
Königsgambit
a) angenommen.
Spielmann ist Ehrenritter des
Königsgambitordens.
Läufergambit, ins Hanstein-
gambit übergehend.
Partie Nr. 36.
Großturnier zu Teplitz-Schönau 1922.
Weiß:
Spielmann.
Schwarz:
Grünfeld.
1.
e2— e4
e7— e5
2.
f2— f4
e5Xf4
3.
Lfl— c4
• • . .
Auf das bazillenreine Springergambit
3. Sgl— f3 (der verwegene Versuch 3. Sh3
fand in einer Partie Tartakower-Grünfeld,
Budapest 1921, durch 3. ..d5! seine halbe
Widerlegung) gilt nicht mehr die klassische
Verteidigung 3. . . . g5 mit ihrer weitver-
zweigten Nomenklatur, sondern die ver-
schleierte Ablehnung: 3. , . , d5, 4. ed Sf6!
als die beste Fortsetzung, vgl. Partie
Rubinstein-Yates, Hastings 1922: 5. Sc3
(bequemer ist 5. Le2) 5. , . . Sd5: (dies alles
geschah eigentlich mit vorheriger Zugum-
stellung: 3. ...Sf6, 4. Sc3! d5, 5. ed [auf
5. e5 ist 5. . . .Sh5! sehr zäh, oder wie in
einer Partie Spielmann-Bogoljubow, Berlin
1919, erfolgte: 5.... Se4, 6. Le2 g5 usw.
zugunsten von Schwarz] 5.... Sd5:)
6. Sd5: (auf 6. Lc4, was von Barde-
leben mit der Folge: 6.... Le6, 7. De2 Le7,
8. d4 empfiehlt, erwidert Spielmann
einfach (5.... Sc3: nebst 7... Ld6 mit end-
gültigem Vorteil für Schwarz. — Ergeb-
nislos verlief folgender Verbesserungs-
versuch: Partie Rubinstein— Dr. Tarrasch,
Meran 1924: 6. Lböf c6, 7. De2t Le6,
8. Lc4 Le7, 9. Sd5: cd, 10. Lböf Sc6, 11.
d4 Dc7, 12. Lc6:t bc, 13. 0-0 0-0, 14
Se5 Db6, 15. c3 c5, 16. de Lc5:t 17.
Khl f6, 18. Sd3 Tfe8, 19. Sc5: Dc5: 20-
Lf4:[na endlich!] Lf7, 21. Dd2 Te4 Remis).
(5... Dd5: 7. d4 Le7! (Die Pointe der
schwarzen Verteidigung, die früher mit
7.... Ld6 in ihr Verderben hineinrannte,
[vgl. u. a. die Badener Schönheitspartie
Reti-Nyholm: 8. c4 Deöf, 9. Kf2 c5! 10.
Ld3 Dh6! 11. Telf Kf8, 12. De2 Ld7, 13.
b4! usw.] oder aber mit 7.... Lg4 den
Gambitbauern freiwillig zurückgab. Der
neue Zug aber verteidigt indirekt seine
Beute:8.'Lf4:? De4t).
8. Ld3 (wir ziehen 8. Le2 g5, 9. 0—0
mit allerlei gefährlichen Ausfallsmöglich-
keiten vor) 8. . . . g5 (droht g4 nebst Dg2:),
9. De2 (wenn 9. c4, so Dd6) 9.... Lf5!
(es drohte Le4), 10. Lf5: Df5: 11. g4 (um
auf 11.... Dg4:? mit 12. Tgl endlich
zum traditionellen Angriff gelangen zu
dürfen. Weiß spielt aufs Ganze, da sonst
— 213 -
die feindliche Bauernmasse immer bedroh-
licher wird. Am zweckmäßigsten ist aber
11. Ld2 [11.... Dc2:? 12. Tel] nebst 0-0-0).
11.... Dd7! (Um eine bis zwei Nu-
ancen schwächer geschah in einer früheren
Partie Rubinstein— Kostitsch, Haag 1921:
11. De6 mit der Folge: 12. De6: fe, 13. h4.
Schwarz bleibt jedoch auch dann, trotz
der Zersplitterung seiner Bauern, im End-
spielvorteil).
12.Ld2. (12.Sg5:? Sc6, 13. c3 0—0—0)
12.... Sc6, 13. 0—0—0 0—0—0, 14. h4 f6
15. c4, worauf Schwarz statt des gefähr-
lichen Damenausfluges 15.... Dg4: mit
dem einfachen 15. ... h5 eine übermächtige
Freibauernkette erlangen konnte. —
Oderaber ein ganz anderer, ultramodern
anmutender Eröffnungsgedanke :3. Dd 1 — f3.
Dieser zuerst in einer Partie Charousek—
Showalter, Nürnberg 1896 und dann
nach einem 22-jährigen letargischen
Schlaf in einer Partie Breyer— Reti,
Kaschau 1918, wieder angewandte Zug
wurde in der Partie Spielmann— Tarrasch,
Göteborg; 1920, mittels 3.... Sc6! (andere
Züge wie! 3.... Dh4f oder 3.... d5 sind
nach Retis Analysen für Weiß günstig),
4. c3 (besser nach Breyer 4. Se2, worauf
jedoch 4.... d5 das schwarze Spiel gün-
stiger stellt) 4.... Sfö (schwächer wäre
4.... d5, 5. ed Se5, 6. Lb5t nebst De2 mit
schönem Spiel für Weiß), 5. d4 d5, 6. e5
Se4, 7. Lf4: Le7 nebst 0-0 und f6 so stark
demoliert, daß auch der von Reti im
„CoUijn" unternommene Ehrenrettungs-
versuch dieser kühnen Variante sehr un-
sicher klingt.
Als das Beste nach 3. Df3 Sc6
schlagen wir einfach 4. Df4: vor, z. B.
4.... Df6, 5. De3 Dd4, 6. De2 usw. mit
baldiger Zurückdrängung der feindlichen
Streitkräfte oder 4.... Sf6, 5. Sc3 Sb4, 6.
e5 Sfd5, 7. De4 Sc3: 8. bc Sc6, 9. d4 mit
schöner Zentralstellung oder endlich und
für Schwarz wohl noch am günstigsten:
4.... d5, 5. ed (auf 5. e5 kann Schwarz
mit 5.... f6! 6. d4 De7, 7. Lb5 fe, 8. de
Db4t das Spiel vereinfachen) 5.... Sb4,
6. De4t De7, 7. De7:t Le7: 8. Kdl Sf6, 9.
Sc3 mit gleichem Spiel.
3 Sb8— c6
Lenkt bezeichnenderweise freiwil-
lig ins regelrechte Springergambit ein.
Über die Schattenseiten der alt-
modernen Verteidigung 3. . . . Sg8 — f6,
die sonst für sehr bequem gilt, siehe
nächste Partie. — Als prähistorisches
Kampfmittel mutet 3...,Dd8— h4t
nebst event g5 und als mittelalter-
liches Werkzeug 3. ...d7 — d5 nebst
Dh4t an. Auf 3....f7— f5 ist be-
kanntlich 4. De2 am besten.
4. Sgl— f3 ...
Noch energischer als das nunmehr
entstehende Philidor- bezw. Hanstein-
Gambit ist wohl 4. d2— d4, z. B. 4.... Sf6
(wirkungslos verpufft Dh4t), 5. e5 (auf 5. Sc3
folgte in einer Partie Spielmann— Reti,
Baden bei Wien 1914: 5.... Lb4, 6. Dd3
d5! 7. ed Sd5: 8. Sf3 0—0, 9. 0-0 Lc3: 10.
bc Te8, 11. Ld5: Dd5: mit überwundenen
Schwierigkeiten für Schwarz) 5.... d5, 6.
Lb5! (nicht übel geschah auch in einer
Partie Charousek— Tschigorin, Budapest
1 896 : 6. Lb3 Lg4, 7. Dd3 Sh5, 8. Sh3 ; seh wäch-
lich hingegen in einer Partie Flamberg—
Duras, Abbazia 1911: 6. Le2 [aus Furcht
vor Lg4 nebst Sh5] Se4, 7. Lf4: f6, 8. Sf3
fe, 9. Se5: Se5: 10. Le5: Lb4t, 11. c3 0— 0!
zum Vorteil für Schwarz) 6.... Lg4, 7.
Dd3 Sh5, 8. Sh3 und der weiße Druck
beginnt fühlbar zu werden.
4 g7-g5!
Auf 4.... Sf6 folgt günstig 5. Sc3
(vgl. Anm. zum 4. Zuge von Schwarz
in der nächsten Partie).
5.
0-0
d7— d6
6.
d2-d4
Lf8-g7
7.
c2— c3
h7— h6
8.
g2-g3
....
Die weiße Initiative droht ohne
weitere Kompensation für den von
Schwarz ins feindliche Lager einge-
keilten Mehrbauer im Sande zu ver-
laufen, z.B.: 8. Db3 De7, 9, Sa3
Sf6 bezw. auch 9. h4 Sf6! 10. hg
hg, 11. Sg5: Se4:! mit beginnendem
Gegenspiel von Schwarz.
Das vom großen Tschigorin öfters
angewandte Textmanöver bereitet die
Sprengung des schwarzen Bauern-
ungeheuers (eventuell auf Kosten
eines Figurenopfers) vor.
8. .... g5— g4
Natürlich nicht 8. ...fg wegen 9.
Lf7:t Kf7: 10. Seöf nebst baldigem
Matt.
Ohne überzeugenden Wert ge-
schah auch in einer späteren Partie
zwischen denselben Partnern (Karls-
- 214
bad 1923) der Gegenhieb 8....Lh3,
9. gf! (auf 9. Tel setzt Schwarz seine
Entwicklung mit Dd7 fort und auf
9. Tf2 geschah in einer Beratungs-
partie in Petersburg 1906: 9. ...Sf6!
10. gf Se4: usw.).
9. ...Lfl: 10. Dfl: gf, 11. Lf4:
Df6, 12. Lg3 0-0-0, 13, Sbd2 Sge7
worauf Weiß mit 14. Dh3t Kb8,
15.Tfl Dg6, 16.Sh4Dg5, 17.Sf3Dg6,
18. Sh4 eine „schlichte" Wendung
erzwang und nach dem unbegrün-
deten Remisausweichen des Gegners:
18.. . .Dh7? mit 19. b4! sogar ans Ruder
kam, die Partie dann freilich durch ein
überstürztes Damenmanöver verlor.
9. Sf3-h4
10. Sbl— d2
f4— fS
Spielmann legt die Partie offen-
kundig auf das Figurenopfer auf f3
an, wobei selbstredend nicht der
bereits einigermaßen entwickelte Sh4,
sondern der embryonale Sbl auf die
Schlachtbank geführt werden soll.
Rudolf Spielmann.
Weiß muß sich jedenfalls mit seinen
Maßnahmen beeilen, da z. B. auf 10. Le3
(in der Absicht, die Entwicklung seines
Damenflügels zunächst ruhig zu vollenden)
folgt nicht etwa 10.... Sge7, 11. Sd2 0— ü
wegen 12. h3 h5, 13. hg hg, 14. Sdf3: mit
übermächtigem Angriff (Partie Szekely—
Freymann, Abbazia 1912), sondern 10....
Lf6, w^odurch Sh4 zur sofortigen Ausweis-
leistung gezwungen wird.
Auch mit anderen langsamen
Methoden wie 10. Sbl— a3— c2 oder 10.
Lf4 nebst Dd2 vermag Weiß das Problem
der Stellung nicht zu lösen. Wenn also
Weiß nicht mit dem immerhin zweifel-
haften Springeropfer fortfahren will, so
dürfte hier der Damenausfall 10. Db3 am
zweckmäßigsten sein, wie dies auch in einem
anderen Rekonter zwischen denselben
ritterlichen Gegnern (Wien 1922) geschah:
10. (Db3) De7, 11. Sf5 Lf5: 12. ef
(sehr verschwommen w^äre 12. Db7:)
12.... Sd8 (dieser Rückzug ist wohl not-
wendig, da auf die im „Bilguer" erwähnte
Fortsetzung: 12.... 0—0—0 einfach 13.
Lf7: De2, 14. Deßf De6: 15. fe zum Vor-
teil für Weiß folgen würde), woraufhin
Weiß durch restlose Figurenmobilisierung:
13. Lf4 Sf6, 14. Sd2 0—0, gefolgt von der
Öffnung der h-Linie: 15. h3! h5, 16. Ld3
Dd7, 17. hg hg, 18. Kf2! Sc6, 19. Thl ffeS
reelle Angriffschancen erhielt, die er jedoch
durch 20. Lg5 (statt des sofortigen 20. Th4
nebst Turmverdoppelung auf der h-Linie,
z. B. 20. Th4! d5, 21. Tahl Se7 [von
Grünfeld als die richtige Verteidigung,
um Kf8 nebst Se g8 soielen zu können,
angegebeni, 22. Le5 Sf5: 23. Lfß: Lf6: 24.
Tg4:t Sg7, 25. Lh7t Kf8, 26. Db4t Le7,
27. Lfo! und gewinnt) überstürzte, so daß
sein Gegner zu kraftvollen Gegenschlägen
aus'iolen konnte.*)
10 Lg7— f6
Als streng logischer Geist, der an
den Sieg der Gerechtigkeit im Schach
glaubt, hält Grünfeld das nachfolgende
Springeropfer für inkorrekt und will
daher den Gegner zur sofortigen Er-
klärung zwingen, wobei der Textzug
*) Es folgte: 20. Lg5? d5, 21. Th4Se4t
22. Le4: de, 23. f6 (23. Tg4: e3t, 24. Le3:
Df5: 25. Tf4 Dgo) 23.... e3t!! 24. Le3:
Lf6: 25. Th5 Te3:!! (Schwarz hat sein
Gegenspiel geschickt zu inszenieren ver-
standen), 26. Ke3: Ld4:t! 27. Kd3 Td8!
2S. Kc2 Le3, 29. Dc4 Dd2:t 30. Kb3 Dd7,
31. Tel f2, 32. Tehl De6, 33. De4: fe, 34.
Th5-h4 Tf8, 35. Tg4:t Kf7, 36. Te4 Ke7,
37. Tfl Tf3. Weiß gibt auf.
215 -
auch beizeiten die schwache Königs-
lage befestigen soll.
11. Sd2Xf3
12. DdlX^3
g4Xf3
Th8— h7?
Übersieht die glänzende Antwort,
so daß Spielmann, der überhaupt die
ganze Partie mit gewaltigem Schwung
spielt, die Skalpierung des schwarzen
Königs bald vornehmen kann.
Wie Grünfeld im Turnierbuch pro
domo sua ausführt, soll hier 12.... Lh3,
13. Tel Dd7 (mit der Drohung durch
14. ...Lh4: 15. ghDg4t die Damen zu
tauschen) die Inkorrektheit des feind-
lichen Springeropfers nachweisen.
Wir würden jedoch für Weiß bei
dieser Spielwendung 13. Tf2 (statt
13. Tel) mit aufrechterhaltener Ein-
bruchsdrohung e4 — e5 vorziehen,
z.B.: 13. Tf2Dd7, 14. e5 de, 15.de
Se5: 16. Db7: Td8 (16....Ddlt 17.
Tfl), 17.Td2 Dg4, 18. Td8: (18. LbSf
Sd7) 18....Ld8: (18....Kd8, 19. Lf4),
19. Lb5t Sd7 (19....Kf8, 20. Lf4),
20. Sf3 (20. Lf4Lh4: 21.Dc8t Ld8,
22. Lc7: Dg5, 23. Telf Kf8 usw.)
20....Sf6, 21. Lf4 0—0, 22. Lh6: Te8,
23. Lf4 mit unausgesetzten Beun-
ruhigungschancen.
Am sichersten scheint uns daher
an der Textstelle 12....De7 zusein.
13. Sh4— g6! ....
Im nachfolgenden erweist sich der
Königsspringer als von dämonischer
Triebkraft erfüllt (Sgl-f3-h4-g6!!-f4-
h5-f6t). Zunächst gelangt er zu den
wichtigen Schlüsselfeldern f4 und h5,
die für ihn anscheinend unerreichbar
waren. Nur dank seiner Unterstützung
wird allmählich der weiße Ansturm
überwältigend.
13.
. .
. .
Th7-
-g7
15.
Falls 13..
Lc4 Le7,
.fg, 14.
16. Lh6:
Lg8: Tg
Th7, 17.
7, so
Lf7t
usw.
14.
15.
16.
Sg6-
Df3-
•h2-
-f4
-g2!
-h3
Lc8-
Lf6-
Lg4-
-g4
-g5
-d7
Etwas besser war vorerst 16... .Lf 4 :
17. Lf4:! (17. gf? Dh4) 17.... Ld7,
wenn auch dann 18. Tael De7, 19.
e5 d5, 20. Ld5: 0-0-0, 21. b4 usw.
das Blatt zugunsten von Weiß wenden
läßt.
17. Sf4— h5 Tf7— h7
18. e4— e5! ....
Dieses elegante Räumungsopfer
ermöglicht der weißen Königin über
das Feld.e4 ins feindliche Spiel ent-
scheidend einzudringen.
18 d6Xe5
19. Dg2— e4 f7— f5
Auf 19.... Th8 folgt 20. Lf7:t Ke7
(oder 20.... Kf8, 21. Lg8:t Kg8: 22.
Dg6#), 21. d5 und Weiß gewinnt.
20. TflXf^ Ld7X*5
Erzwungen. Falls De7 (oder Te7),
so 21. Tg5: nebst DgOf
21. De4X^5 ....
Stellung nach dem 21. Zuge von Weiß.
Ifh
m * mi m/. .w I
W-'/'/ ^ W^/ W^/ ^'4^^
■iii ■; s
L 'W'^ W^/ ^ W^/
Ein schönes, seiner großen histo-
rischen Vorfahren würdiges Königs-
gambit: Trotz des Mehrturmes ist
Schwarz rettungslos verloren.
21 Th7— e7
Wie Grünfeld selbst mit großer
Unparteilichkeit im Turnierbuch aus-
führt, würde auch 21....De7 nach
22. Dgöf! Kf8? 23. Dg8:# bezw.
22....Tf7, 23. Sg7t Kd7, 24. Lg5:!
hg, 25. Le6t Kd8, 26. Lf7: Sf6, 27.
Sf5 usw. bezw. auch 22....Kd7, 23.
Lg8: Th8, 24. Lg5: usw. mit glatter
Niederlage der schwarzen Armee
enden.
216
22. LclXgö
23. Tal— fl!
h6Xg5
. Wuchtige Angriffsführung:
Auf 23....Sh6 soll 24. Sföf Kf8, 25.
Dg5: entscheidend folgen.
23.
24.
25.
26.
Lc4Xg8
Df5— fSf
DfSVaS
D d8— d6
e5Xd4
KeS— d7
Stärker als 26. Sf6f , worauf Schw.
unter Aufopferung der Dame viel
längeren Widerstand leisten könnte:
26....Df6: 27. Df6: TgS:
26
27. Sh5— f6t
28. Da8— f8
Dd6-
Kd7-
Dc5-
-c5
d6
-e5
Auch nach 28....d3t 29. Kg2
(droht 30. Se4t) De5 würde mit
Zugumstellung die Textfortsetzung
entstehen.
29. Kgl— g2 d4— d3
30. Tfl— f2 De5— el
31. Df8 — h6 Schwarz gibt auf,
da auf 31 ... . Te2, 32. Se4t vernichtend
folgt, z, B.: 32. . . . Ke7, 33. Df8t bezw.
32....Kd7, 33. ScSf Kc8, 34. Le6t
Te6: 35. De6:t De6: 36. Tf8t Sd8,
37. Se6: usw.
CEED
Läufergambit.
Partie Nr. 37.
Großturnier zu Karlsbad 1923.
Weiß:
Spielmann.
1.
2.
3.
e2--e4
f2~f4
Lfl— c4
Schwarz:
Bogoljubow.
e7— e5
e5XW
In der „Einschränkung" zeigt sich
der Meister: Wir halten 3. Lfl— e2
für die nachhaltigste Fortsetzung des
Königsgambits.*)
3o .... SgS— f6
Bequemlichkeitsstrategie, wonach
der Textzug nur vom utilitarischen
Standpunkt (Bedrohung des Bauern
e4 und Vorbereitung von d7 — d5)
beurteilt wird, ohne unter die philo-
sophische Lupe der unzvv^eckmäßigen
Springerpostierung genommen zu
werden.
4. Sbl -c3 ....
*) Dieses früher von Bird mit Vor-
liebe gespielte „eingeschränkte Läufer-
gambit" wurde von Tartal<ovver in New-
York 1924 wieder eingeführt, wobei
verschiedene Verteidigungen: 3.... Sc6,
(Yates) 3.... Se7, (Aljechin) 3.... d5,
(Bogoljubow) zur Anwendung gelangten.
Von praktischem Mißerfolg er-
wMes sich dabei nur folgende Partie
Tartakower— Capablanca :
3. Le2 d5 (dieser Befreiungsstoß
im Zentrum ist wohl die zweckmäßigste
Fortsetzung. Die altertümlichen Ver-
teidigungen wie 3. . . . g5, 3. . . . Dh4"J-
sowie auch 3 f5, 4. e5! d6, 5. d4
usw. belassen jedenfalls Weiß im Vor-
teil).
4. ed Sf6! (besser als 4.... Dd5, 5.
Sf3 nebst Sc3), 5. c4 (solider 5. Sf3 oder
5. Sc3) 5.... c6, 6. d4 Lb4t! (schwächer
geschah in der Präzedenzpartie Tarta-
kower—Bogoljubow zunächst 6 cd, 7.
Lf4: de, 8. Lc4: Lb4t 9. Sc3 ü— 0, 10.
Sge2 Lg4, 11. 0—0 SbdT, 12. Db3 usw.
mit Entwicklungsvorsprung für Weiß), 7.
Kfl (auf 7. Sc3 folgt 7.... Se4 mit Dro-
hungen nach rechts und links. In Betracht
kommt aber auch 7. Ld2 Ld2:t 8. Dd2:
usw.) 7. . . . cd, 8. Lf4: (besser vielleicht
8. c5) 8.... de! (echt Capablanca! Nach
8. ...0—0, 9. c5! stünde Weiß sehr gut),
9. Lb8:? (zu rasch zugegriffen. Geboten
w^ar 9. Lc4: mit zweischneidigem Spiel)
9.... Sd5!! 10. Kf2 Tb8: 11. Lc4: 0-0,
12. Sf3? (entscheidender Fehler. Nach 12.
Ld5: Dd5: 13. Sc3wäre die weiße Stellung
nicht ohne Gegenchancen) 12 Sf6!
(nun geht es mit Weiß rasch bergab), 13.
Sc3 b5! 14. Ld3 Sg4t 15. Kgl Lb7, 16. Lf5
Sf3: 17. gf Se3, 18. Lh7:t Kh8, 19. Dd3
Lc3: 20. bc Sd5, 21. Le4 Sf4, 22. Dd2 Dh4,
23. Kfl f5, 24. Lc6 Tf6, 25. d5 Td8, 26. Tdl
Tc6: 27. de Td2: 28. Td2: Se6, 29. Td6
Dc4t 30. Kg2 De2t Weiß gibt auf.
217 -
Auf 4. e5 würde freilich nach
bekannten Analogien 4, . . . d5 vor-
teilhaft erfolgen,
4 c7— c6
„Eine sehr beachtenswerte Neue-
rung von mir", sagt Bogoljubow im
Turnierbuch.
Allerdings ist sie bereits vor einem
Menschenalter von dem bedeutenden
russischen Theoretiker Jänisch einer
genauen Analyse (vgl. unten) unter-
zogen worden. Die Pointe des Text-
zuges ist, b7-b5-b4 mit Eroberung
des Bauern e4 zu drohen.
Die übliche Fortsetzung 4..., Sb8— c6,
ö. Sgl— f3 LfS— b4 wurde durch eine frü-
here Partie Spielmann—Bogoljubow,
Triberg 1921, in Frage gestellt: 6. Sd5!
Se4: 7. 0—0 0—0, 8. d4 Sfß (oder auch
Partie Spielmann— Grünfeid, Innsbruck
1922: 8..., Le7, 9. Lf4: d6, 10. Dd3 Sf6, 11.
Lg5 gß, 12. Se7:t De7: 13. Lb3! mit Über-
legenheit für Weiß),, 9. Sb4: Sb4: 10. Lf4:
und Weiß steht überlegen.
5. d2— d4 ....
Jedenfalls besser geschah in einer
späteren Partie zwischen denselben
Gegnern (Mährisch-Ostrau 1923): 5. Lb3
(gegen d5 und b5 gerichtet und mit der
Drohung e5 verbunden).
5.... d5, 6. ed cd (verfehlt wäre 6....
Sd5: 7. Sd5: cd [7.... Dh4t 8. Kfl cd, 9,
Ld5:L8. d4 Dh4t 9. Kfl Le6 [9.!.. Ld6,
10. De2tL 10. Sf3 nebst eventuell De2. In
Betracht kommt dagegen auch 6. . . .
Ld6, 7. De2t Kd7! 8. Df3 Kc7, 9. d4 Lg4,
10. Dd3Te8t IL Sge2 De7).
7. d4 Ld6! 8. Sge2 0—0, 9, 0-0,
(Nachteilig wäre 9. Lf4: Lf4: 10. Sf4; Sg4!
11. 0-0 Se3 mit Qualitätsgewinn oder
gar 9. Sf4: Te8t 10. Sf e2 Sg4 usw.)
9..,,. g5! 10. Sd5:.Sc6, worauf jetzt
statt des „sonderlichen" 11. c3*) etwa 11.
*) Es folgte sehr schön und energisch:
11. (c3)Sd5: 12. Ld5:Se7,, 13. Le4 f5. (Der
schwarze Bauernwald setzt sich nunmehr
in Bewegung!) 14. Ld3 b6, 15. Ld2Sg6, 16.
Db3t Kg7, 17. c4 h5, 18. Tacl h4, 19. c5
bc, 20, de Tb8, 21. Da3 Leo, 22. c6 Tb2:
(Nicht 22..,. Lb2: wegen 23. Lc3t nebst
Dc3:t und c7.) 23. Lc3 Dböf, 24. Khl Lc3:
25. bc3:tKh6, 26. Lc4 Te8, 27. Tf e 1 f3, 28.
Df3:Te3, 29. Dd5 h3, 30. gh Te5, 31. Dd6
De3, 32. Dd3 Df2, 33. Dg3 Db6, 34, Lf7
Tb e2: 35, Te2: Te2: 36. Dd6 Le6! 37. Lg6:
Df2, 38. Dg3 Ld5t. Weiß gibt auf.
Sec3 zwecks Aufrechterhaltung der Halte-
stelle im Zentrum oder aber noch schär-
fer zunächst 11. h4 h6, 12. hg hg behufs
Entwurzelung der schwarzen Bauernmasse
geschehen sollte. —
Nachteilig ist jedenfalls an der Text-
stelle der ahnungslose Entwicklungszug
5. Sf3 wegen 5.... b5 und Weiß müßte nun
den ungünstigen Rückzug 6. Ld3 antreten,
da 6. Lb3 b4, 7. Sa4 Se4: 8. De2, d5! 9.
d3 La6, 10. Lf4: Le7 dem Schwarzen einen
effektiven Mchrbauern einbringen würde.
Keine guten Früchte für den An-
ziehenden trägt auch 5. e5 d5, bezw. 5. d3
Lb4, 6. Lf4: d5, bezw. auch 5. De2 Lb4, 6.
e5 0—0 usw-
Das richtige Verfahren besteht aber
wohl im vorurteilslosen Damenausfall
5. Ddl— f3!, da darauf das von Spielmann
gefürchtete Gespenst: 5. . . . De7 (droht d5),
6. Sge2 b5, 7. Lb3 b4, bezw. auch 7. Ld3
b4, 8. Sa4 d5! 9. ed Sd5: nach unserem
materialistischen Dafürhalten einfach an
7. Lb5:! cb, 8. e5 scheitert, z. B. 8.... De5;
9. Da8: Lc5, 10. d4! Ld4: 11. Lf4: usw.
Spielt aber Schwarz auf 5. Df3 im
Opferstile 5.,.. d5, 6. ed Ld6, um mit even-
tuell Lg4 allerlei Angriffstrümpfe zu er-
langen, dann folgt gemäß einer im
Bilguer mitgeteilten Korrespondenzpartie
Shanghai-Tschifu:
7. d3 Lg4, 8. Df2 0-0, 9. Lf4: Te8t
(oder 9.... cd, 10. Ld5: Sd5: 11. Sd5: DaSf
12. Sc3 Lb4, 13. Ld2! Te8t 14. Kfl Sc6,
15. Sf3Tad8, 16. a3 Lf3: 17. gf Sd4, 18.
Tel mit weißem Vorteil).
10. Kfl! (Shanghai zog schwächer
10, Kd2)10,..-b5, ll.Lb3 b4, 12, Sce2Sd5:
13. Ld5: cd, 14. Dg3! Lf4: 15. Sf4: mit
wohlgefälliger Stellung.
5.
LfS— b4!
Jetzt wäre natürlich 5, . . , b5 wegen
6. Ld3 ein Schlag ins Wasser und
auch 5....Se4: 6, De2 d5, 7, Se4:
ist für Weiß ganz gut.
6, Ddl-f3 ....
Hier ist der Damenausfall schlecht,
allerdings krankt bereits das weiße
Spiel an der Schutzlosigkeit des
Punktes e4.
6.
d7— d5!
Noch energischer als die Bilguer-
sche Empfehlung: 6.... 0—0, 7. Lf4:
Se4: usw.
7. , e4Xd5
8, Sgl-e2
0—0!
- 218
Angesichts der gefährdeten Königs-
lage von Weiß würde die weitere
Förderung der feindlichen Entwick-
lung durch 8. de Sc6: einem Selbst-
mordversuch gleichkommen, doch ist
Weiß auch jetzt nicht gerade auf
Rosen gebettet.
8 c6Xd5
„Hiermit gewinnt Schwarz das
mit 4....C6 hergegebene Tempo mit
Vorteil zurück", sagt treffend Bogo-
Ijubow.
9. Lc4— d3 Lc8~-g4!
Die Strategie des Schwarzen in
dieser Partie ist von kristallener
Klarheit und Schärfe.
Nach etwa 9.,..g5, 10. g3 würden
dagegen große Verwicklungen ent-
stehen können, deren Unübersehbar-
keit am Brett der schwächeren Partei
zugute kommen könnte.
10. Df3Xf4 Lg4Xe2
Ein keineswegs naheliegender Ab-
tausch, mit dessen Hilfe Schwarz die
errungene Initiative festhält.
11. KelXe2 . . . ,
Immerhin noch das kleinere Übel,
da Weiß auch nach 11. Le2: Te8 nie
zur befreienden Rochade kommen
würde.
11
Sb8— c6
12. Lei— eS
Tf8-e8
13. Thl-fl
....
Ein diskreter Versuch, mittels Tf3
und Kfl auf die solidere (kurze) Seite
künstlich zu rochieren.
13.
Dd8— e7
Mit der liebenswürdigen Even-
tualdrohungSd4:t nebst Lc5.Der Alp-
druck der schwarzen Figurenarmee
wird nun evident.
14. Tfl— f3 ....
Immerhin noch eine sehr sinn-
reiche Verteidigung: Falls jetzt 14....
Sd4:t? 15. Dd4: Lc5, so 16. Sd5:!
mit trefflichen Remisaussichten.
14 Ta8— d8!
15. Ke2— fl Td8— d6
16. Df4— h4 ....
Weiß hofft noch im letzten Augen-
blick, aus seiner Froschstellung eine
erfolgreiche Roulade durchzuführen.
Nach etwa 16. Kgl Te6, 17. Lf2 Lc3:
18. bc Se4 würde dagegen sein
Sonnenlicht völlig verbarrikadiert
bleiben.
16.
Lb4Xc3!:
Stellung nach dem 16. Zuge von Schw.
m^ m^y m^y \
m^
17. Le3--g5 ....
In der richtigen Erkenntnis, daß
das Endspiel nach 17. bc Se4, 18,
De7: (18. Del Te6) 18.... Te7: 19.
Le4: (erzwungen) de! 20. Tf2 Sa5
usw. für ihn mit Rücksicht auf seine
Bauernschwächen hoffnungslos wäre^
zündet Weiß mit seinem Textzuge ein
grandioses Feuer an, dessen Funken
freilich für den Brandleger selbst ver-
derblich werden.
17 Lc3Xd4!!
Eine glänzende, des ersten Preis-
trägers würdige Schlußkombination.
18. Lg5Xf6
Weiß muß das hübsche Gegen-
spiel heraufbeschwören, da sonst alle
seine Drohungen einfach durch 18....
h6, 19. Lh6: Se4 abgeschüttelt werden.
— 219 -
18
19. Dh4Xh7t
De7Xf6!
Kg8— f8
Falls jetzt 20. Tf6:, so natürlich
20....Tf6:t 21. Lf5Th6! (eine hübsche
Wendung!) und auf 20. Dh8t Ke7,
21. Dh5 (21. Telf Te6) 21. ...g6,
22. Telf Te6, 23. Tf6: folgt 23....
Telrf 24 Kel: Kf6:t mit Rück-
gewinn der Dame bei Mehrfigur.
Weiß gab auf,
QZED
Königsgambit
b) abgelehnt.
Auch in seiner abgelehnten Form
ist das Königstigergambit eine Er-
öffnung, wo der Begriff „Ruhiger
Positionskampf" gar nicht vorkommen
darf, da beiderseits mit blitzartigen
Drohungen gearbeitet wird. — Jeden-
falls hat Weiß keine Form der Ab-
lehnung zu befürchten: Das Königs-
gambit ist und bleibt eine ebenso
nachhaltige wie korrekte Eröffnung.
Partie Nr. 38.
Großturnier zu Mährisch-Ostrau 1923.
Weiß: Schwarz:
Rubinstein. Hromadka.
1. e2— e4 e7— e5
2. f2— f4 LfS— c5
Alt und schlecht. Die weiße Ini-
tiative am Königsflügel rollt immer
bedrohlicher heran.
3. Sgl— f3 ....
Auf 3. Df3 gelangt Schwarz nach den
Erfahrungen des „Abgelehnten Gambit-
turniers" von Wien 1905 mit 3.... d6, 4. fe
de, 5. Dg3 Sf6! unter Aufopferung eines
der beiden Bauern (e5 oder g7) ans Ruder.
3. .
4, Sbl
c3
d7— d6
Auch nach 4. Lc4 pflegen die Text-
varianten herbeigeführt zu werden, z. B.
4. Lc4 Sf6 (schärfer Sc6!) 5. Sc3. (wegen
5. c3, vgl. Partie Tschigorin-Burn, Ostende
1906: 5. c3 0-0, 6. d3 Sc6, 7. De2 Te8,
8. f5? d5! 9. Lb3 Lf5;! und gewann rasch)
5.... Sc6 (nach Marco ist die hanham-
artige Behandlung vorzuziehen, vgl.
aber hiezu die Haager Schönheitspartie
Rubinstein— Marco: 5.... 0—0,6. d3 Sbd?
loder sofort 6. . . . c6, 7. fe de, 8. De2], 7.
f5 c6, 8. a3 b5, 9. La2 a5, 10. De2 [10.
Sg5!] Db6, 11. Sg5 mit zweischneidigem
Angriffsspiel), 6. d3 usw. wie im Texte.
Wegen 4. c3, was neuerdings
wieder als die chancenreichste
Fortsetzung gilt, siehe nächste Partie.
4 Sg8— f6
Gut spielbar ist auch zunächst 4....
Sc6, z. B.
a) 5. Sd4 (Alapin) Lb6, 6. Sb6: ab, 7.
d3 Sf6, bezw-
b) 5. Lb5 Se7! (schwächer geschah
in einer Partie Tschigorin— Salwe, Karls-
bad 1907: 5.... Lg4, 6. d3 Sf6, 7. Sa4 Lb6,
8. Sb6: ab, 9. 0-0 0-0, 10. c3 ef, 11. Lf4:
mit größerer Ellenbogenfreiheit für Weiß),
6. fe de, 7. Se5: 0—0! (Möller) bezw.
c) 5. Lc4 Lg4! 6. h3 Lf3: 7. Df3: Sd4,
8. Dg3 ef! 9. Df4: Df6. Schwarz steht gut.
5. Lfl— c4
Sb8 c6
Wegen 5. . . . 0 — 0 siehe oben
(Anmerkung zum 4. Zuge von Weiß).
6. d2 — d3 ....
Dies ist sozusagen die Normalstellung
des abgelehnten Königsgambits, die üb-
rigens auch sehr oft (mit Umgehung der
Möglichkeit des Falkbeergambits) aus der
Wiener Eröffnung entsteht: 1. e4 e5, 2. Sc3
Sf6, 3. Lc4 Sc6 [3.... Se4:!], 4. d3 Lc5
[4.... Lb4], 5. f4d6, 6. d3.
6,
Lc8— g4
Auf 6. . . . 0—0 kann Weiß mit nun-
mehrigem 7. f5 die effektive Blokade über
die feindliche Königsküste verhängen
(z. B. Tschigorins letzte Turnierpartie:
Tschigorin— Vidmar, Karlsbad 1907: 6....
0—0, 7. f5! h6, worauf jetzt statt 8. De2
Sd4 usw. der sofortige Bauernsturm 8. h3
nebst g4 sehr erfolgverheißend gewesen
wäre). —
Dagegen gilt hier (und auch noch im
nächsten Zuge) das von Dr. Tarrasch seit
Dezennien präkonisierte Entgegenstemmen
des Damenläufers: 6 (bezw. 7 )
Le6 für die bequemste und sicherste Ver-
teidigungsmethode, z. B.
a) 7. Le6: fe, 8. fe de und Schwarz
steht besser.
b)7. f5 Lc4: 8. dcLb4! 9. Dd3Lc3:t
10. bc und Weiß braucht zwar auf seinen
Tripelbauer nicht besonders stolz zu
sein, behält aber immerhin manche Durch-
bruchsdrohung in petto (c4— c5!).
22Ö
c) 7. Sd5 Ld5: (von Dr. Dyckhoff
empfohlen. Nachteilig ist aber nach
CoUijn das Seitenmanöver 7 Sa5
wegen 8. SfOif gf! 9. fo Lc4: 10. de Sc4:
11. c3usw.), 8. ed Sd4! (nicht aber 8....
Se7 wegen 9. fe de, 10. Sc5: Sed5: 11. d4
Lb6, 12. Dd3 0—0, 13. Ld2 nebst 0—0—0
mit Vorteil), 9. c3 Sf5 und Schwarz hat
Gegenspiel. — Endlich:
d) 7. Lb5 a6, 8. LcOif bc, 9. De2!
(droht nunmehr Be5 zu erobern) 9. . . .
ef (präziser als 9. . . . 0—0, 10. fe de, 11.
Se5: Te8,. wie in einer Partie Spiel-
mann—Tartakower, Baden bei Wien
1914 unter vorübergehendem Bauernopfer
geschah), 10. Lf4: Db8! (eine wichtige
Verstärkung der ganzen Spielweise von
Schwarz), 11. Sdl 0—0, 12. c3 (zweck-
mäßiger sofort 12. Le3) 12.... Te8, 13.
Le3 (der Vorstoß 13. d4 würde den Bauer e4
entscheidend schwächen) 13 — Le3: 14.
Se3: Sg4! 15. 0—0 (in einer ursprünglich
wienerisch eröffneten Partie Spielmann-
Tarrasch, Pistyan 1922, geschah hier 15.
b3, worauf Schwarz statt des gekünstel-
ten 15.... f5, 16. Sg4: fe, 17. Shöf! gh,
18. de Lf5, 19. 0-0 usw. mit dem ein-
fachen 15.... Se3: nebst f5 in Vorteil
kommen konnte) 15. . . . Db6, 16. Sd4 Se3:
17. De3: und nun einfach 17.... c5
(vorsichtiger als 17.... Db2: 18. Sc6:
Dc3:) mit vollwertigen Gegenchancen.
7o h2— h3. ....
Auf 7. Lb5 folgt am besten 7. . . .
0— 0. Cordel empfiehlt 7. f e Se5: 8.
Lg5 Sc4: 9. de. Interessante Folgen
zeitigt ferner 7. Sa4, z. B.:
a) 7.... Lf3: 8. Df3: Sd4 mit ähn-
lichen Gefahren wie bei der Textfort-
setzung (im 9. Zuge), wobei freilich nach
Fähndrich's Analysen die Annahme
des Turmgeschenkes versucht werden
darf, vgl. Partie Janowsky— Leonhardt,
Barm. 1905:
9. Dg3 (oder 9. Ddl b5! 10. Sc5:
bc, 11. fe de, 12. ef Df6: mit Vorteil für
Schwarz. Matchpartie Spielmann— Leon-
hardt 1906) 9.... Sc2:t 10. Kdl Sal:
11. Dg7: (schärfer vorerst 11. fe) 11
Tf8, 12. fe (12. Sc5: de, 13. fe Se4:)
12.... Sh5 (12.... Dd7, 13. Df6:), 13.
Dg4 Dd7, woraufhin 14. Dd7: etwa aus-
gleichen konnte.
b) 7.... a6, 8. Sc5: de, 9. a4 Sh5,
10. f5 (Partie Spielmann— Hromadka,
Pistyan 1922). Weiß steht überlegen.
c) 7.... 0—0, 8. Sc5: de, 9. c3 Sa5!
10. Lb5 (10. fe Se4: 11. De2Sc4:!) 10... a6,
11. La4 b5, 12. Lc2 Sc6, 13. h3 (Partie
Tartakower— Opocensky, Baden bei Wien
1914). Weiß bleibt im Vorteil.
d) 7.... Sd4I S. Sc5: de, 9. fe Sd7!
10. Lf4 De7 mit Gegenspiel.
e) bis g) Als ungünstig erwiesen
sich dagegen die Versuche: 7.... Sd7
(Partie Spielmann— Maröczy, Wien 1907),
sowie 7. . . . ef (Partie Spielmann-Schlechter,
Ostende 1906. Es folgte daselbst: 8. Sc5:
de, 9. Lf4: Sh5, 10. Le3 0—0, 11. 0-0
Se5, 12. Se5:!! Ldl: 13. Sf7: Tf7:, worauf-
hin statt des ausgleichenden 14. Lf7:-J-
die Fortsetzung 14. Tf7:!! Kh8, 15. Tdl:
b6, 16. e5 usw. den weißen Vorteil sicher-
gestellt hätte). —
Schließlich ist nach Bilguer auch
7. . . . De7 nebst 0-0—0 in Betracht zu
ziehen.
7. .... Lg4X^3
Vorsichtiger noch immer 7. . . . Le6,
8. DdlXf3 Sc6— d4
Nach CoUijn ist hier zunächst der
Svenonius-Zug 8 ef vorzuziehen, z. B,
9. Lf4: Sd4, 10. Dg3 Sh5, 11. Dg4 Sf4:
12. Df4: Sc2:t 13. Kdl Se3tl nebst
Sc4: usw. bezw. 9. Df4: Se5, 10. Lb3
Sh5 usw.
Am sichersten ist aber wohl sofort
8. . . . De7.
9. Df3— g3! Dd8— e7
Bekanntlich führt die Annahme des
Danaergeschenkes glatt in den Orkus:
9.... Sc2:t 10. Kdl Sal: 11. Dg7: Kd71
(bezw. 11... Tf8, 12. fe de, 13. Lg5 Le7,
14. Tfl), 12. fe de, 13. Tfl Le7, 14. Lg5I
usw. (vgl. Partie Tschigorin— Pillsburv,
Hastings 1895).
Ungünstig ist auch 9 0—0, 10. fe
de, 11. Lg5 Sc2:t 12. Kdl! usw. ~
Die Textwendung, die den langen
Seitenwechsel vorbereitet, stammt von
Anderssen (P. Blackburne-Anderssen,
Wien 1873, allerdings mit beider-
seitiger Einschaltung von a2— 'a3
bezw. a7 — a6), spielbar ist aber nach
den neuesten Forschungen auch jetzt
noch 9. ...ef.
10. f4Xe5 ....
Wegen 1 0. Lb3 siehe nächste Anm.
10 d6Xe5
11. Kel— dlf ....
Quisisana (man behelfe sich selbst!)
— Obwohl Weiß nunmehr endgültig
auf die Rochade verzichtet hat, ist er
nach Rubinstein's Ansicht im Vorteil,
da er in der offenen f-Linie eine starke
Operationsbasis besitzt.
221
Viel weniger nachhaltig ist 11. Lb3
(vgl. II. Matchpartie Marshall— Ed. Lasker,
Nevv-York 1923), wobei der Bauernab-
tausch des vorigen Zugwechsels vor-
läufig noch unterlassen wurde, also: 10.
Lb3 0-0-0, 11. Tfl Sf5?! 12. Dg5 g6?!
13. fe (es drohte h7— h6. In Betracht
kommt trotzdem 13. ef h6! 14. Dh4 eff
15. Kdl g5, 16. Del Dd7, 17. Se2! The8,
18. c3 Df5: 19. d4 Se4, 20. Lc2! usw.)
13.... De5: 14. Df4 De7, 15. g4«? d5! 16.
gf g5! mit starkem Angriff für die ge-
opferte Figur.
11
c7— c6
Verhindert beizeiten Sd5 und droht
selbst b5 nebst a5. In einer Partie
Spielmann— Prokes, Pistyan 1922, geschah
sofort 11 0—0-0 mit der Folge 12.
Tfl! TgS, 13. Le3 KbS, 14. Sd5 Dd6, 15.
c3 Sc6, 16. Kc2 Le3: 17. Se3: Weiß steht
überlegen.
12. a2— a4! ....
Während die bisherige Partiean-
lage von Weiß schon öfters vorge-
kommen ist, erscheint der Textzug
an dieser Stelle neu und zeigt die Ten-
denz des zeitgenössischen Schachs,
auch die offensten Eröffnungen posi-
tioneil (d. h. unter Ausschaltung von
Ruhestörungen) zu behandeln. Die
Ruhestörung würde hier in der schw.
Drohung b7— b5, 13. Lb3 Sb3: be-
stehen. ^ In einer Championspartie
Tschigorin-Burn, Ostende 1907, ge-
schah an der Textstelle (wobei der
vorherige Tausch 10. fe de zunächst
noch unterlassen wurde) Tfl,
Verfehlt wäre dagegen etwa 12,
Se2 (um den lästigen Gegenspringer
sofort wegzutauschen) wegen 1 2. . . . b5,
13. Sd4: Ld4: 14. Lb3 c5! 15. c3 c4
und Schwarz hat freie Operations-
linien, wie Rubinstein nach der Partie
darlegte.
12 Th8— g8
Präziser war sofort 12.... 0-0-0
und erst nach 13. Tfl! (nicht aber
13. Dg7: Thg8, 14. DfT: Df7: 15.
Lf7: Tg2: 16. Ld2 TfS) nunmehr not-
gedrungen 13....Thg8. In der Hier-
archie der logischen Züge rangiert
eben die Beunruhigung sfunktion
an allererster und die Festlegungs-
funktion (zu welcher Kategorie auch
der Textzug gehört) an allerletzter
Stelle,
13. Thl— fl! , . , .
Ein Schreckschuß, mit dem Weiß
die Fesselung Lg5 ankündigt, was
sofort wegen 13.... h6 verpuffen
würde.
13 h7— h6
Schwarz läßt sich tatsächlich in
seinem seelischen Gleichgewicht be-
einflussen. Geboten war gleich 13....
0-0-0, da sich darauf 14. Lg5(?) nach
14....h6! 15. Lf6: gf als ein Schlag
ins schlammige Wasser erweisen
würde. Die Stellung von Schwarz ist
keineswegs so stark, daß er noch
mit Zeitverlust arbeiten darf,
14. Sc3— e2 0-0-0
Einfacher war vorerst 14. .. .Se2:
15. Ke2: 0-0-0. Schwarz glaubt aber,
daß die nächsten Züge des Gegners
für seine eigenen Gegenangriffspläne
(Schwächung des Bd3!) förderlich
wären.
15. Se2Xd4 Lc5Xd4
16. c2— c3 Ld4— b6
17. a4— a5! ....
Erweist sich später als eine über-
raschend wirksame Stütze der weißen
Operationspläne, Alle weißen Züge
von nun an scheinen wie aus Marmor
gehauen zu sein!
17 Lb6— c7
18. Lei— e3 Kc8— b8
Verbindet die Deckung des ange-
griffenen Bauern a7 mit der nun-
mehrigen sanften Drohung Se4: (was
früher wegen Dg4t nicht angängig
war).
19. Kdl~c2 ....
Entzieht sich aber der vorer-
wähnten Drohung und droht seiner-
seits mit 20. Df2 einen der beiden
222
Bauern: a7 oder h6 zu erobern. —
Der Stellungskomplex spricht jetzt
klar zugunsten von Weiß.
19 Kb8— a8
Schwarz will im Notfalle Lb8
spielen, statt mit a7 — ^aö seine Bauern-
stellung noch mehr schwächen zu
müssen.
20. Tfl— f3 ....
Mit der verstärkten Drohung Df2,
womit also Weiß eine Doppel-
orchestrierung seines Angriffs (auf
der f-Linie sowie auf der Diagonale
gl — a7) einleiten will. Das Text-
manöverist daher zweifellos als groß-
zügig zu betrachten, doch kommt hier
auch die einfache Orchestrierung
durch das sofortige 20. Df2 LbS,
21. g4! (nicht aber 21. Lh6:
gh, 22. Df6:, da Schwarz sich
dann an dem Bauer g2 schadlos
halten würde) nebst Df5 und Weiß
beherrscht das Terrain.
20.
Sf6— d5!?
Schwarz fühlt sich unbehaglich
und sucht daher in Verwicklungen
sein Heil. Die geistreiche Kombination
erweist sich aber als ebenso schön wie
unglücklich, da sie nach dem Gesetz
des gesteigerten Widerstandes neue
Geisteskalorien beim Gegner er-
wachen läßt.
Schwarz hätte daher lieber mit
etwa 20.... LbS, 21. Df2 Td7 die
weiteren Ereignisse kaltblütig ab-
warten sollen, wobei ihm noch einige
Hoffnungen auf die d-Linie verbleiben
würden, während derTextzug dagegen
die ohnehin gefährdete f-Linie noch
mehr bloßlegt.
21. Le3— gl ....
Beginn großartiger Manöver. In
Betracht kommt freilich auch die An-
nahme des Opfers: 21. ed cd! (21
e4, 22. Lf4 ef, 23. Lc7: De2t 24.
Kb3 usw.), 22. Lb5! (22. Lb3 e4, 23.
Lf4? ef, 24. Lc7: De2t 25. Kbl f2
und gewinnt) 22. . . . e4 (22. . . . d4, 23.
Ld2 e4, 24. Del Dc5, 25. De4: Db5:
26. Tf7: usw. Auch nach 22.... a6, 23,
Df2 ! ab, 24. a6 b6, 25. LbS : steht Schw,
beklagenswert), 23. Lf4 ef, 24. Lc7:
und Weiß scheint seinen Vorteil be-
haupten zu können, was jedoch bei
bewölktem Himmel und beschränkter
Bedenkzeit keine leicht übersichtliche
Sache ist. Daher ist der Textzug, der
den errungenen Druck festhält, ohne
Gegenchancen zu gewähren, zweifel-
los vorzuziehen.
21
S d5--f4
Daß sich der reiselustige Springer
auf diesem vorgeschobenen Posten,
nicht behaupten läßt, weist Rubin-
stein in wunderschöner Weise nach.
Verhältnismäßig besser war daher die
schleunigste Heimreise: 21. . . . Sf6.
22. Dg3— f2!
23. g2--g3!
24. Tf3Xf7
Lc7—b8
Sf4Xh3
D e7— d6
Mit 24....Sf2: 25. Te7:Tgf8, 26.
Tg7: (bezw. auch mit dem sofortigen
24. . . . Tgf8) würde Schwarz der
Charybdis eines unhaltbaren End-
spiels verfallen.
Der Textzug (mit der leisen Hoff-
nung Sgl: bei ungleichfarbigen
Läufern folgen zu lassen) beschwört
freilich eine grandiose Katastrophe
herbei, die einem unerwarteten Vulkan-
ausbruch gleicht, von Rubinstein
jedoch bereits seit langem (21. Lg 1 !)
vorausgesehen wurde.
25. Df2— b6!l! ....
Stellung nach dem 25. Zuge von Weiß-
223
Es folgen die letzten Tage
von Pompeji:
25. . - , . Td8— d7
Die Annahme des überaus glän-
zenden Damenopfers würde nach
25.. ..ab, 26. abf La7, 27, Ta7:t Kb8,
28. Tfb7:t Kc8, 29. La6 usw. zum
glatten Verlust führen.
26. Lgl— c5!!! . , . ,
Entscheidende Ergänzung des von
Rubinstein mit seinen letzten Zügen
komponierten Problems. Wenn nicht
der schwarze König, so soll seine
Dame erbarmungslos mattgesetzt
werden,
26 Td7X^7
Schwarz hat keine ausreichende
Antwort mehr. Nach 26.... Dc7,
27. Dc7: Tc7: 28. Tc7: Lc7: 29. Lg8:
würde er glatt einen Turm weniger
behalten,
27. Lc5Xd6 Tf7— f2t
28. D b8Xf2 ....
Am einfachsten, Schwarz gibt
auf, da er nach 28...,Sf2: 29. Lc5
mit einer Minusfigur verbleibt — Die
effektvolle Partie wurde einstimmig
mit dem ersten Schönheitspreis aus-
gezeichnet,
Partie Nr. 39.
Großturnier zu Karlsbad 1923.
Schwarz :
Dr. Tarrasch.
e7— e5
Lf8— c5
d7— d6
Weiß:
Spielmann,
1. e2— e4
2. f2— f4
3. Sgl— f3
4. c2— c3
Diese älteste Fortsetzung ist wohl
auch die nachhaltigste (Der Spruch:
„On revient toujours ä ses premiers
amours" gilt auch im Schach).
^ Die primäre Idee des Textzuges
ist, den Vorstoß d2 — d4 zwecks Ver-
jagung des Störenfriedes Lc5 vorzu-
bereiten.
4. .... Lc8--g4
Verhindert den oben angedeuteten
Vorstoß. —
Auf 4 Sg8— f6 ist eben
a) 5, d2— d4 zu empfehlen mit der
Folge: 5.... e5Xd4, 6. c3Xd4 Lc5— b(3
(6. . . . Lb4t 7. Ld2), 7. Sbl— c3 und das
weiße Zentrum ist mit einer ziemlich
hohen Prämie gegen Feuer und Einbruch
versichert.
b) Etwas phantastisch klingt dagegen
die Collijnsche „Widerlegung": 5. Ld3,
um nach 5. . . . 8g4 (in Betracht kommt
aber 5. . . . 0-0 und wenn darauf 6. Lc2,
so 6. . . . d5!), 6. De2 Sf2 (warum nicht
etwa 6. . . . Lf2t 7. Kfl Lbö, 8. Lc2 Sf2,
9. Tgl Sg4), 7. Lb5t c6, 8. d4! Shl:
offenbar mit 9. LdS! ed, lU. cd Lb4t H.
8c3 fortzufahren und in schönen Angriffs-
hoffnungen für den geopferten Turm zu
schwelgen. —
c) Zum guten Ausgleich, bei virtuoser
Ausnützung minimaler Chancen sogar
zum klaren Vorteil führt 5. fe(!) de [5. . . .
Se4:? 6. Da4t], 6. Se5: [farbloser 6. d4
ed, 7. e5 Sd5! 8. cd Lb4t 9. Ld2 Ld2:t
10. Dd2: Lg4, Partie Marshall-Schlechter,
bezw. 9.... Sc6! 10. Sc3 0-0, Partie
Marshall-Vidmar, Karlsbad 1907].
6 De7! [unbequemer ist 6 0-0,
7. d4 Ld6, 8. Sf3! Se4: 9. Ld3 Te8, 10.
0—0, Partie Tartakower —Schlechter, St.
Petersburg 1909].
7. d4 Ld6, 8. Sf3 [hier kommt auch
8. Sc4 De4:t 9. Le2 bezw. 8.... Se4:
9. Sd6:t Sd6:t 10. De2 mit einem kleinen
Endspielvorteil für Weiß in Betracht].
8. . . . Se4: 9. Le2 0-0, 10. 0-ü c5, 11.
Sbd2 [gefährlich wäre der Bauernraub:
11. Ld3 cd, 12. Tel f5, 13. cd Sc6, 14.
Sbd2 Dc7 usw. Unbequem ist auch 11. d5
wegen 11.... c4! 12. Lc4: Lg4 usw. mit
der Drohung Lcöf].
11.... cd [in einer Partie Charousek-
Janowsky, Berlin 1897, geschah: 11....
Sd2: 12. Ld2; worauf nun statt des sofor-
tigen 12. . . . Sc6, 13. d5! zunächst 12. . . .
cd und dann Sc6 besser gewesen wäre].
12. Se4: De4: 13. Ld3 Dg4, 14. Dc2
Dh5, 15. Ld2 Sc6, 16. Tael mit unleug-
barem kleinen Vorteil für Weiß (Partie
Reti-Spielmann, Triberg 1919). —
Erwähnenswert ist ferner die originelle
Eröffnungsbehandlung in einer Partie Löwy-
Maröczy aus dem Abgelehnten Königs-
gambitturnier, Wien 19U5:
4.... Lb6 (Präventivmethode!), 5. Ld3
(Bird's Gedanke) 5. . . . Sc6, 6. Lc2 Sge7,
7. d3 f5 mit beiderseitigen Chancen. —
Gegen 4. . . . Sb8— c6 ist die Fesselung
5, Lbö, etwa mit der Folge Ld7, 6. d4 ed,
7. cd Lb6, 8. Sc3 zu empfehlen, während
224
auf den von Cördel als automatische
Widerlegung von c2— c3 befürworteten
Gegenstoß 4 f7-f5 das Reti'sche Opfer-
manöver: 5. fe! (5. ei? De7, 6. Lc4 Sf6)
5. . . . de (5. . . , fe? 6, Da4t nebst De4:),
6. d4! (schwächer geschah in einer Lokal-
turnierpartie Flamberg-Rubinstein, War-
schau 1912: 6. ef Lf5: 7. d4 ed, 8. cd,
worauf jetzt 8. . . . Lb6! statt 8, . . , Lb4t
folgen sollte).
6.... ed, 7. Lc4! veischiedene groß-
zügige Wendungen ermöglicht, und zwar:
a) Die weißen Angriffspläne begün-
stigend wäre nun7 Sf6wegen8,e5usw.*)
b) Von fraglichem Werte ist auch
das von Svenonius vorgeschlagene T-Opfer
mittels 7. . . . fe, 8. Sg5 Sf6 usw. 3. S17
De7, 10. Sh8: Sc6, worauf jedoch 11. Lg5!
Se5, 12. Lf6: gf, 13. Dhöf Kd7! 14. cd usw.,
den weißen Vorteil festzuhalten scheint.
c) Am besten dürfte hier 7 — Sc6 sein,
worauf Rcti in „Collijns Lärobok" folgen-
dermaßen für Weiß fortsetzt: 8. b4l Lb6,
9.Db3 Sh6! (9. . . . Sf6, 10. b5 Se7! 11. Se5
bezw. 9. . . . 8e7, 10. Lf7t Kf8, 11. 0—0! mit
weißem Vorteil), 10. 0—0 (auch 10. Lg5
Dd6, 11. Sa3 fe, 12. 0-0! dcf! 13. Khl
Db4: 14. Tael kommt stark in Betracht)
10 fe, 11. Sd4:!! (verfehlt geschah in
einer Partie Spielmann-Rubinstein, Stock-
holm 1919: 11. Sg5 d3t 12. Khl Se5, 13.
Sf7 Tf8, 14. Lh6: Sc4: 15. Dc4: De7!!)
11.... De7 (11.... Sd4: 12. Lf7t! Kf8,
13. cd Dd4:t 14. Khl Sg4, 15. Lhöf Sf2t
16. Kgl! usw. bezw. U.... Tf8, 12. Lh6:
mit weißem Vorteil), 12. Lh6: gh, 13. Lf7t
Kd8, 14. Khl mit ungeschwächtem Angriff.
5. f4Xe5 ....
*) Einen kraftvollen Verlauf nahm z. B.
folgende in Scheveningen 1919 gespielte
(}astpartie Reti-Loman :
8. e5 Se4, 9. cd Lb6, 10. Sc3 Sc6,
ll.Le3Se7(um mit 12.... Sc3: 13. bc Sd5
endlich zu 0—0 zu gelangen. Schlecht
wäre sofort 11. . . . Sc3: 12. bc De7, wegen
13. Lg5. In einer Partie Reti-Hromadka,
Pistyan 1922, geschah: 11.... Sa5, 12.
Ld3 Sc3: 13. bc 0—0, 14. Dc2 h6, worauf
Weiß statt 15. 0—0 c5 usw. mit 15. c4!
c5? 16. d5 ein überstarkes Zentrum er-
langen konnte), 12. Db3 c6, 13. Lf7t Kf8
(13. . . . Kd7, 14. Se4: fe, 15. e6t nebst
Lf4t), 14. Se4: fe, 15. 0-0! ! ef, 16. Tf3:
Lf5 (schön wäre nach 16. . . . Sf5, 17. Le6
g6. 18. Lh6t Ke8, 19. Lf7t Kd7, 20. Tf5:
gf, 21. e6t Kc7, 22. Lf4t und gewinnt),
17. Le6 Ld4: (17.... g6, 18. g4), 18. Lf5:
Le3:t 19. De3: Sf5: (oder 19.... Db6,
20. Ld7t Kg8, 21. Le6#), 20. Tf5:t Ke8,
21. e6! Db6, 22. Db6: ab, 23. Tf7. Auf-
gegeben.
Hie mit führt Weiß nachträglich
die Soldantenkoff-Variante (4. fe!?
de, 5, c3) in seiner günstigsten Ge-
stalt herbei (5....Lg4? statt5,...Sc6!).
Farblos wäre hier die ältere, be-
reits im Wettkampf Morphy-Löwen-
thal angewandte Fortsetzung: 5. Le2
Sc6, 6, b4 Lb6, 1. b5 Sa51 mit
Gegenchancen.
5 d6Xe5
Nach 5....Lf3: 6. Df3: de, 7. Dg3
würde Weiß sehr rasch in entschei-
denden Vorteil kommen. '
6. Ddl— a4tl ....
In Verbindung mit dem nächsten
Zuge ein feines Ausfallmanöver, das
in der P. Marshall-E. Cohn, Karlsbad
1907, seine Turniertaufe erhielt und
die ganze, sonst wackelige Variante
wieder lebensfähig machte.
6 Lg4— d?
Auf 6. . . . Dd7 folgt effektvoll 7. Lb5
c6, 8. Se5:! mit materiellem Gewinn für
Weiß. -
Interessant geschah ferner in einer
Partie Spielmann -Wolf, Karlsbad 1923:
6.... Scö, 7. Lb5? (auf 7. Se5:! planie
zwar Schwarz 7 Dh4t [mit 7 Dg5,
8. Sf3 Lf3: 9. gf 0-0-0, 10. Sa3 Sf6, 11. b4
Lb6, 12. b5 ist, wie Maröczy im Turnier-
buch ausführt, keine genügende Angriffs-
kompensation für Schwarz zu erlangen],
8. g3 Lf2t! 9. Kf2: Df6t nebst De5: doch
ist dabei nach 10. Kg2 De5: 11. Lb5 oder
nach Spielmanns Ansicht noch sicherer
10. Kgl! De5: 11. Lg2 usw. das weiße
Schlachtbild wohl vorzuziehen) 7. . . . Df6,
8. d4! Lf3: 9. 0—0 ed, 10. b4! (nicht sofort
10. Tf3: wegen dcf nebst cb) 10. . . . Lb6,
11. Tf3: dcf 12. Khl De6, 13. Sc3: Se7,
14. Sd5 mit Generalabtausch.
7. a4— c2! Sb8— c6
In der vierten Matchpartie Euwe—
Maröczy, Bad Aussee 1921, geschah: 7 —
De7, 8. d4 ed, 9. cd Lb4t 10. Sc3 Lc6
(10.... Sf6, 11. e5!), 11. Ld3 und Weiß
ist bereits im entscheidenden Stellungs-
vorteil.
8. b2— b4 L c5— d6
Auf 8....Lb6 würde Weiß mit
9. b5 nebst Se5: ungestraft einen
Bauern erobern. Schwarz muß also
die wichtige Läuferschräge c5 — gl
225
aufgeben und die weiße Rochade
zulassen, wodurch die Idee der ganzen
Spielweise von Weiß nunmehr
kenntüch wird.
9. Lfl— c4 Sg8— f6
10. d2— d3 ....
Entweder steht Weiß mit seinen
freien Linien entscheidend besser
oder — das Schachspiel ist falsch!
Da aber der Kampf nicht aus ab-
strakten Prinzipien besteht, gelingt
es dem Nachziehenden bald, inter-
essante Gegenchancen auf dem
Damenflügel zu erlangen. Die
Aufrüttelung der Bauernmasse von
Weiß kommt ihm dabei zugute.
10 Sc6— e7
Nach 10.... 0—0, ll.Lgö würde
diese Fesselung sehr lästig werden.
Daher wird die Reservekavallerie bei-
zeiten herangeholt, um den Präsenz-
stand am Königsflügel rechtzeitig zu
verstärken.
11. 0—0 ■ . . . .
Gott schütze uns vor den ein-
schmeichelnden Schablonezügen,
vor den krassen Fehlzügen werden
wir uns selbst zu schützen wissen!
Hier (und dann noch einmal beim
nächsten Zuge) sollte Weiß mit a2-a4!
das feindliche Gegenspiel auf dem
Damenflügel zu unterbinden trachten
und erst dann sein Schwergeschütz auf
dem Königsflügel heranrollen lassen.
11 Se7— g6
12. Lei— e3 ....
Siehe vorige Anmerkung. 12. a4
war geboten, jetzt wird der Damen-
flügel von Weiß desorganisiert,
12 b7— b5!
13. Lc4— b3 a7— a5
Mit einem, oder richtiger gesagt,
mit zwei Schlägen ist das ganze Stel-
lungsbild verändert und das Schwer-
gewicht des Kampfes vorläufig auf
die Linksereignisse verlegt.
14. a2— a3 a5Xb4
15. c3Xb4 ....
Zweifellos bildet nunmehr die
linienentblößte Rückständigkeit des
Bauern a3 zum mindesten ein ästhe-
tisches Manko des weißen Spieles. Eine
unharmonische Stellung birgt aber
zweifellos Krankheitsbazillen in sich.
15 0—0
Würde Schwarz statt dessen rasch
zugreifen: 15....Lb4:?, so ginge ihm
nach 16. Sg5 0-0, 17. Sf7:Tf7: 18.
Lf7:t Kf7: 19. Db3t nebst Db4: ein
böses Licht in Gestalt einer ver-
lorenen Qualität auf.
16. Sbl— c3 c7— c6
17. h2— h3 Dd8— e7
Droht bereits mit c6— c5 seinen
Gegendruck auf dem Damenflügel
fühlbar zu verstärken, was jedoch der
nächste Zug von Weiß bis auf weiteres
verhindert.
18. Sc3— e2 Ld6— b8
Hiemit aber unternimmt Schwarz
einige etwas zu langatmige Manöver,
ohne sich vorher vor den Rechts-
drohungen genügend gesichert zu
haben.
Aus demselben Grunde wäre auch die
Diversion 18. . . . Tf c8 (um c6— c5 doch
durchzusetzen) viel zu wagemutig, da Weiß
darauf selbstredend:
a) weder den Austauschzug 19. Lc5,
b) noch den Angstzug 19. Tfcl, sondern
c) den Angriffszug 19. Sg5 wählen würde.
Es könnte also folgen: 18 Tfc8,
19. Sg5! Le8, 20. Sg3 Sh4, 21. Df2 h6, 22.
Sh5!! Sh5: (22.. . . hg, 23. Lg5: Sg6,24. Df5!!
[zwingender als sofort 24. Sg7: Sf4] 24. . . .
Kh7 [24. . . . Sf4, 25. Tf4: ef, 26. Sf6:t gf,
27. Lf6: Df8, 28. ögGf nebst Matt], 25. Sg7: ! 1
und gewinnt), 23. Sf7: (23. Dh4: Sf4!) 23. . . .
Lf7: 24. Df7:t Df7: 25. Lf7:t Kh7, 26. Lh5:
mit entscheidendem Vorteil für Weiß. —
In Betracht kommt 18....Sh5.
19. Kgl— h2 ....
Entzieht sich sanft der Absicht:
19.... La7, nebst Turmverdoppelung
auf dera-Linie: „Le3 soll abgetauscht
werden, aber gegen eine Figur des
Königsflügels", sagt treffend
Meister Zander in den „Deutschen
Schachblättern".
19 Lb8— a7
20. Le3— g5 h7— h6
Wegen der sonst später drohenden
Aufreissung auf f6 erzwungen.
Dr. S. G. Tartakower; Die hypermoderne Schachpartie.
226
Wie man sieht, ist es Schwarz
zwar gelungen, mit seinem Königs-
läufer die schöne Volldiagonale a7-gl
zu besetzen, doch hat indessen Weiß
Zeit genug bekommen, seine jäh unter-
brochene Initiative auf dem Rochade-
flügel in die richtigen Bahnen ein-
zulenken.
21. Lg5Xf6 De7Xf6
22. Sf3— d4! Df6— d6
Ganz minderwertig wäre 22
Sf4 wegen 23. Sf4: und wenn jetzt
23....Ld4:, so 24. Se6 bezw. wenn
23.... ed, so 24. g3 mit idealer Aus-
fallsposition. — Welche Angriffsmo-
tive vermag aber jetzt Weiß aus seiner
hängenden Stellung herauszuarbeiten?
Ein Spielmann ist darob nie verlegen!
23. Sd4— f5 Ld7Xf5
24. TflXfö Sg6— f4
Um die drohende direkte Turm-
verbindung auf der f-Linie beizeiten
zu verhindern. Nun droht auch 25....
g7— g6.
25. Tal— fl ....
Mit der löblichen Gegendrohung,
die Qualität zu wohltätigen Zwecken
zu opfern, was wohl die einzige
Möglichkeit darstellt, den erlangten
Angriff festzuhalten.
25 g7-g6
Erzwungen und erzwingend. —
(natürlich nicht 25....Sd3: wegen
26.Tf7: Ungenügend wäre auch 25....
Se6 wegen 26. Da2! mit der Drohung
Tf7:). — Die Abseitsstellung mehrerer
schwarzen Figuren vom gefährdeten
Flügel (Ta8 und La7) beginnt sich
zu rächen.
Stellung nachdem 25. Zuge vonSchw.
m. m t^ä
im ■*»
im wmm
26. TflXf4 e5Xf4
Jedenfalls besser als 26.... gf, 27.
Tf5:, wobei Weiß auf den gelichteten
Linien des Königsflügels frei walten
könnte.
27. e4— e5 D d6— e7
28. Tf5— f6 KgS— g7
Natürlich nicht De5:? wegen 29.
Tg6:t Kh7, 30. d4! Db8! 31.Td6t!
f5, 32. Td7t Kh8, 33. Dc6: usw., doch
endet auch der plausible Textzug mit
einer schrecklichen Katastrophe. Ver-
hältnismäßig am besten war 28
Kh8, obwohl Weiß auch dann mit
29. Dc3! (nicht aber sofort 29. d4
wegen 29. . . . Ld4 : ! 30. Sd4 : De5 :) sehr
gewalttätig zu werden drohte, z. B.:
a) 29. . . . Kh7, 30. d4 (auf 30. Sf4:
könnte Tad8, 31. Se2 Ld4! erfolgen) 30. . . .
Taä8, 31. Dc2! (mit der Drohung Lf7:
Verfehlt wäre hingegen 31. Dd3 wegen
De5: und auch 31. Tf4: würde eine halbe Be-
freiung durch 31. . . . f6, 32. e6 Td6 ermög-
lichen. Sehr unklar ist ferner 31. Tc6:
Td7, 32. e6 [oder 32. d5 Te8, 33. e6 fe,
34. de Tb? bezw. 34. Te6: DdS] 32. . . .
fe, 33. Te6: Dg7, 34. Dc6 [sonst 34. . . .
Tf6] 34.... Tc7 [34.... Ld4:? 35. Tg6:!
Dg6: 36. Lc2 und gewinnt], 35. De4 [35.
Db5: Ld4:] 35. . . . Tf6 usw.) 31. . . . KhS,
32. Sf4:! (nicht etwa 32. Tf4: wegen 32....
Ld4:! 33. Sd4: Td4: Dagegen kommt auch
32. De4 nebst Df4: in Betracht) 32. . . .
Ld4: 33. Tf7:! (auf 33. Tg6: salviert sich
Schwarz durch 33. . . . Dh4, 34. Tg4 De7
bezw. 34. Df5 fg bezw. 34. g3 .Le5:!)
33.... De5: 34. Th7t!! nebst Matt in 2
Zügen.
b) 29 c5 (um d3— d4 zu hindern
und eventuell den Lb3 völlig abzusperren),
30. bc (verhältnismäßig am klarsten. Wenn
30. d4? so einfach 30. . . . cd und wenn
30. e6 so 30. . . . Kh7. Auf 30. Sf4: könnte
aber 30. . . . Lb8, 31. Tg6: De5: bezw. 31.
Td6 Kh7 und ähnlich auch auf 30. Tf4:
am bequemsten 30. . . . Lb8, 31. Te4 Te8
erfolgen) 30.... Dc5: 31. Db2! (schärfer
als 31. Dc5: Lc5:) bezw. 30.... Lc5: 31.
Sf4: (schärfer als 31. d4) mit andauerndem
Angriff.
c) 29.... Tae8, 30. e6 (auf 30. d4
könnte 30. . . . Td8, 31.Tf4:g5! [nicht 31....
Ld4: wegen 32. Sd4: De5: 33. Sb5:! mit
Vorteil], 32. Tf5 f6 mit Gegenspiel erfolgen)
30. . . . Kh7, 31. ef! Td8 (oder 31. . . . De2:
32. feD De8: 33. Te6 DdS, 34. De5 bezw.
33. . . .Df7, 34. Tc6: und gewinnt), 32. Dc6:!!
(32. Te6 Df7: 33. De5 Lb8 bezw. 33. Tc6:
— 227 —
De7!) 32. . . . De2: (bei 32. . . . Tc8 darf sich
Weiß auf 33. Te6 Df7 : 34. Db5 : bezw. 33. . . .
Tc6: 34. Te7: Lb8, 35. Kgl vorteilhaft ein-
lassen), 33. Tg6: Dh5, 34. Tg8 (34. Tg4
Df5, 35. d4 Tc8 bezw. 34. Tf6 Ld4, 35. De4t
Kg7) 34. . . . Tg8: (34. . . . Df5, 35. Le6! De5,
36. d4 bezw. 35. ... Dd3: 36. Dc3!!), 35.
fgDf Tg8: 36. Lg8:t Kg8: 37. DaSf nebst
Da7:t und gewinnt.
d) 29. . . . Tad8, 30. Tc6: (auf 30. Tf4:
folgt nicht 30.... Ld4!? wegen 31. Sd4:
De5: 32. Sb5:! usw., sondern 30.... Lb8
mit Gegenspiel) 30.... Kh7, 31. d4 oder
zunächst 31. Khl mit steigenden Angriffs-
chancen. —
Mag obige Analyse, die wir
flüchtig begonnen haben, um dann doch
bei ihr mehrere Stunden lang zu
verweilen, deutlich zeigen, wie schwer es
ist, die Geheimnisse einer Schachstellung
erschöpfend zu ergründen!
29. d3— d4! La7Xd4
30. LbSXfTÜ ....
Ein schöner Schlußeffekt. Natürlich
aber nicht 30. Sd4: wegen De5:
30 Ld4Xe5(?)
Fatalistische Lebensanschauung.
— Die normalere, verbissenere Todes-
art wäre wie Meister Blümich im
„Leipziger Tageblatt" ausführt: 30....
Tf7: 31. Dg6:t Kf8, 32. Sd4: Tf6: 33.
ef Df7, 34. Dh6:t Ke8, 35. Sc6: Ta3:
36. Se5 Df8, 37. f7t Ke7, 38. Sgöf.
31. Dc2Xg6t nebst
32. Dg6Xh6# Wieder ein Beispiel
dafür, wie die offene f-Linie ihren
Adepten zum Triumph verhilft.
[HB
Falkbeer-Gambit.
Mit bewundernswerter Überzeugungs-
treue predigt Dr. Tarrasch seit Dezennien,
daß der Gegenstoß im Zentrum: 2. . . .
d7— d5 die logische Widerlegung des
Gambitzuges 2. f2— f4 bilden muß.*)
Tatsächlich gelang es ihm in der nach-
stehenden Partie, dank seiner bemerkens-
werten Neuerung im 7. Zuge, einen der-
art eklatanten Sieg zu erringen, daß
sein Gegner Spielmann dem Zweifel ver-
*) Diese prinzipielle Auffassung
seitens des berühmten Schachdogmatikers
gibt uns im Nachstehenden Anlaß, in
alle Ecken des Falkbeergambits möglichst
gründlich hineinzuleuchten, um ein klares
Bild dieser wieder aktuell gewordenen
Spielweise zu geben.
fiel und — er, der Sieger in den beiden
Gambitturnieren von Abbazia 1912 und
Baden 1914! — den aufsehenerregenden
Artikel: „Vom Krankenlager des Königs-
gambits" (in den „Kagan'schen Neuesten
Schachnachrichten" ex 1924) veröffent-
lichte. — Der Artikel ist außerordentlich
plastisch nnd lehrreich, nur hätte sein
Titel richtiger: „Vom Triumphlager des
Königsgambits" lauten sollen, da die
Ausführungen eher zugunsten dieser
Eröffnung sprechen.
Partie Nr. 40.
Großturnier zu Mährisch-Ostrau 1923.
Weiß: Schwarz :
Spielmann. Dr. Tarrasch.
1. e2— e4 e7— e5
2. f2— f4 d7— d5
Ein tückischer Versuch die ima-
ginäreAchillesf erse des Königsgambits
zu treffen und dieser ahnenstolzen
Eröffnung allerlei Positionssorgen
aufzuzwingen.
3. e4Xd5 ....
Hierauf erlangt Schwarz jedenfalls
die moralische Genugtuung, einen
lästigen Ventildruck im Zentrum aus-
üben zu dürfen.
Am besten ist hier daher die pro-
saische Wendung 3. Sgl — f3 d5Xe4
(oder 3. . . . ef, 4. ed mit Einlenkung ins
unreine Springergambit, vgl. Anmerkung
zum 3. Zuge von Weiß in der Partie
Nr. 36. — Ungünstig für Schwarz ist
jedenfalls 3.... Lg4, 4. Le2 Lf3: 5. Lf3:
ef, 6. ed Dh4t 7. Kfl LdG, 8. Sc3! sowie
3.... Lc5, 4. Se5: de, 5. Lc4 usw.),
4. Sf3Xe5, da darauf alle Antworten
von Schwarz nachteilig enden, und
zwar:
a) 4 — Sc6 wegen 5. Lb5 Sf6 (wenn
5.... Ld7, so 6. Sd7: nebst 0—0 zum
Vorteil für Weiß) und nun 6. De2! (Partie
Tartakower— Gruber, Wien 1919. Schlecht
wäre freilich sofort 6. Sc6: bc, 7. Lc6:t
Ld7, 8. La8: Lg4 usw. Ungünstig ist auch
die Bilguer'sche Fortsetzung 6. d4edusw.)
b) 4. . . . Ld6 wegen 5. De2 (Partie
Tschigorin— Walbrodt, Budapest 1896. Eine
flotte Fortsetzung ist 5. Lc4 Le5: 6. fe
Sc6! [6... Dd4, 7. De2 De5: 8. d4 Dd4:
9. Sc3 mit Elan: Partie Anderssen—
Schalopp, 1864], 7. De2 Lf5, 8. Lb5. —
Unbequemer ist 5. d4 ed, 6. Ld3: [oder
auch 6. Sd3: Sf6, 7. Le2 0—0, 8. 0—0
Sc6, 9. Sc3 Sd4 mit schwarzer Initiative:
- 228
Partie Blackburne— Marco, Hastings 1895]
6.... Sf6, 7. 0-0 0-0, 8. Sc3 Sbd7!
Partie Tschigorin-Walbrodt, Hastings 1895).
5.... De7, 6. De4: fo, 7. d4 fe (vor-
sichtiger 7. .. . Le5:), 8. fe c6 (schärfer
geschah jedenfalls in einer Partie
Schirmer— Prinz Dadian von Mingrelien,
Wien 1897, das Gegenopier: 8. . . . bf6, 9.
De2 0—0, 10. ed Dd6: worauf statt 11.
Le3 TeS, 12. Dc4t Le6 usw. sofort 11.
Dc4t Le6, 12. Dc5 mit Behauptung
der Bauernbeute versucht werden könnte),
9. Lc4 Lc7, 10. 0-0 Le6, 11. Lg5! Dg5:
(oder etwa 11.... Dd7, 12. Sd2), 12.
Le6: Sh6 (oder auch 12.... Se7, 13. Sc3
mit überlegenem Spiel), 13. Lc8 und
Weiß kommt in Vorteil;
c) das Simon'sche Opferangetjot:
4 Sf6!? einfach wegen 5. d4 (es giht
übrigens auch die Verwicklung 5. Lc4
Lc5!? 6. Lf7:t [viel unklarer ist 6. Sf7:
Dd4] 6.... Ke7! 7. Lb3 mit weißem
Vorteil) 5 de, 6. Ld3: usw., wobei die
Kampfmitte dem Weißen überlassen wird;
d) ferner auch 4 Lc5 wegen 5.
Dh5 sowie
e) 4. . . . Le6 wegen 5. De2 mit
weißem Vorteil;
f) schließlich die hochgepriesene
Fortsetzung 4. . . . Sd7 wegen 5. d4
(schwächer geschah in einer Partie
Dr. Perlis— E. Cohn, St. Petersburg 1909:
5. De2 Sgf6, 6. Sc3 [6. Dc4 De7, 7.
Dc7: Sd5 nebst Sf4:] 6.... Sc5! mit
Gegenspiel).
5 ed, 6. Sd3: (ungünstig geschah
in einer Partie Tschigorin— Duras, Karls-
bad 1907: 6. Ld3: Se5: 7. De2 Dd4, 8.
fe [mit Recht bemerkt hiezu Marco im
Karlsbader Turnierbuche, daß der starke
Bauer f4 sich in den schwachen Bauern
e5 umgewandelt hat. Besser war üb-
rigens sofort 8. De5:, da der Damen-
tausch sowieso unvermeidlich wird]
8.... Lc5, 9. c3 Dh4t 10. g3 Dg4 mit
großem Stellungsvorteil für Schwarz).
6.... Sgf6, 7. Df3! (farbloser ge-
schah in einer Partie Hromadka— Johner,
Baden bei Wien 1914: 7. Le2 Sc5! mit
gutem Spiel. Jetzt wird dagegen die
gegnerische Entwicklung mit eiserner Faust
zurückgehalten:
7. . . . Le7 (oder etwa 1. ... Sc5, 8.
De3tSce4 [8.... De7, 9. Sc5: mit
Figurgewinn], 9. Sd2 Lf5 [9. . . . De7, 10. Se5],
10. Se4: Le4: 11. Sf2 De7, 12. Se4: De4:
13. Ld3 mit schönem Zweiläuferspiel).
8. Le3 0-0, 9. Sc3 Sb6 (droht Sc4
und eventuell Lg4. — Auf 9. . . . c6, 10.
0-0—0 Da5 kann Weiß ruhig 11. Kbl
oder aber ganz scharf 11. g4 Sb6, 12. f5
Sc4, 13. g5 spielen).
10. Se5! (vereitelt beide Drohungen,
Sc4 und Lg4) 10. . . . Lf5 (auf 10. . . . c6
folgt 11. Ld3 nebst 0-0-0), 11. Ld3!
(wirkungslos wäre 11. Tdl De8, 12. Db7:
Ld6, sowie auch 11. g4 Lc2: 12.
Tel La4).
11.... Ld3: 12. 0-0-0! nebst Td3:
mit überlegener Entwicklung für Weiß,
während die schwarzen Streitkräfte sehr
verpackt dastehen. —
Erwähnenswert ist ferner an
der Textstelle 3. d2— d4, z. B.
a) 3. . . . de, 4. fe mit gediegenen
Pressionsmitteln (vergleiche Partie
Göring— Dr. Z. 1886: 4.... Sc6, 5.
Lb5 Le6, 6. Sge2 Lb4t 7. c3 La5, 8.
0—0 Ld7, 9. Sg3 usw.), beziehungsweise
b) 3. . . . ed, 4. Dd4: (recht zweifel-
haft wäre 4. e5 wegen 4 c5! [schlecht ist
aber 4. . . . Sc6, 5. Sf3 Lg4, 6. Sb d2 usw.
oder Partie Blackburne - Trenchard,
Wien 1898: 4. . . . Lb4t 5. Ld2 De7, 6. Sf3
usw.], 5. c3 de, 6. Sc3: d4 mit fühlbarem
Druck von Schwarz).
4. . . . Sf6 (oder etwa 4. . . . de, 5.
De4:t Le7, 6. LbSf! c6, 7. Ld3 Sf6, 8.
Df3 0-0, 9. Se2 Lc5 [9. . . . Lg4, 10. Dr2],
10. Sbc3 Te8 [10. . . . Lg4, 11. Dg3 nebst
h3], 11. h3 oder 11. Ld2 nebst 0—0—0
usw. nicht ohne Chancen für Weiß), 5.
ed Dd5: 6. Sf3 (voreilig geschah in
einer Konsultationspartie Gunsberg u. A. —
Blackburne u. A., Hastings 1895: 6. De3t
wegen 6. . . . Le6! mit genügenden Ver-
teidigungsressourcen für Schwarz).
6.... Sc6, 7. De3t (Partie Tarta-
kower— Grünfeld, Wien 1923) mit nach-
haltiger Initiative für Weiß, bezw.
c) die dem „Steinitz-Gambit" (1. e4
e5, 2. Sc3 Sc6, 3. f4 ef, 4. d4) ähnelnde
Verwicklung: 3.... ef, 4. ed Dh4f 5.
Kd2!! (weicht beizeiten der Pemiswendung
5. Ke2 De7t 6. Kf2 Dh4t 7. Ke2! De7t!
usw. aus, bei welcher der „Gewinnver-
such" von Weiß: 7. g3 wegen 7 fgf
8. Kg2 [8. hg? Dhl: 9. Lg2 Dh2, 10. Sf3
Dh5] 8. . . . gh, 9. Sf3 Dg4t 10. Kf2 [10.
Kh2:? Ld6t] 10.... Ld6, 11. Lg2 Dg3t
12. Kfl Lh3, 13. Th2: Lg2:t 14. Tg2: Dh3
usw. kläglich scheitern würde, anderseits
auch die schwarzen Gewinnversuche
durch 7. . . . Se7*) oder 7. . . . Sf6**) [statt
7 De7t] unzulänglich sind).
*)Vgl. Korrespondenzpartie Dr. Krause-
Ritzen: 7. . . . Se7, 8. Sf3 Lg4, 9. Sc3 Lf3:
10. Kf3:! Dh5t 11. Kf4: usw. mit weißem
Vorteil. [Der Verlauf ist übrigens mit Zug-
umstellung aus dem angenommenen
Königsgambit: 1. e4 e5, 2. f4 ef, 3. d4
Dh4t 4. Ke2 usw. entstanden, , siehe
Bilguer, VIII. Auflage, Seite 790].
**) Fußnote siehe auf der nächsten Seite
- 229 -
Jetzt hat das Spiel einen sehr wilden
Charakter, z. B. 5. (Kd2) Dg5 (verhindert
vorläufig noch die weiße Absicht: c2— c4),
6. Df3 Sf6, 7. c4! Lg4, 8. Sh3! Lh3: 9. DhS:
fSf 10. Kc2 usw. zugunsten von Weiß.
3 e5— e4!
Jedenfalls das Chancenreichste.
Auf 3 e5Xf4 folgte in einer ab-
wechslungsvollen Partie Keti— Rubinstein
des Stockholmer Viermeisterturniers 1919:
4. Df3! (es geht auch sofort 4. LbSf.
Zum bloßen Ausgleich führt dagegen 4.
Sf3 sowie 4. Lc4) 4.... Sf6, 5. LbSf
Ld7, 6. Sc3 Lb4, 7. Sg e2 0—0, 8. Ld7:
Sbd7: 9. 0-0 Sb6, 10. Sf4: Dd7, 11. b3!
Tad8, 12. Lb2 Df5 (oder 12. ...Sbd5:
13. Scdö: Sd5: 14. Sd5: Dd5: 15. Dg3
mit Simultanbedrohung der Bauern
g7 und c7).
13. Dg3 Dc2: Ein riskantes Unter-
nehmen, worauf Weiß statt der kompli-
zierten Fortsetzung 14. Sd3*) mit dem ein-
fachen 14. Sdl! stark in Vorteil kommen
konnte. —
Gegen den flotten, von Niemzowitsch
in die Turnierpraxis eingeführten Angriffs-
versuch: 3.... c7— c6 folgte in einer Partie
Opocensky— Johner, Baden bei Wien 1914:
4. Sc3! (schwächer ist C. Behtings
Zug 4. Df3, z. B. Partie Breyer— Johner,
Baden bei Wien 1914: 4.... Lc5, 5. fe cd,
6. c3 mit etwa gleichen Chancen oder
Matchpartie Spielmann— Niemzowitsch,
**) Fußnote von Seite 228.
Vgl. Korrespondenzpartie S. R. Wolf-
Becker (1912): 7.... Sf6, 8. Sf3 Lg4, 9.
c4 (auf 9. Sc3 könnte 9. . . . Lg4:t 10.
gf Sa6 mit Gegenspiel folgen. Für das
Beste halten wir aber sofort 9. Del, z. B.
9.... Lf3:t 10. gf Del:t! 11. Kel: Sd5:
12. c4 Sb4, 13. Kdl! mit vielversprechen-
dem Zweiläuferspiel) 9 Se4 (9. . . .
Sa6, lODel!), 10. Del Lf3:t! 11. gf Sg3t
12. Kf2t! Le7 (oder etwa 12. . . . Kd8, 13.
hg! Dhl: 14. Lf4: Ld6, 15. Ld6: cd, 16.
Db4 mit Vorteil), 13. hg! Dhl: 14. Lf4:
und das Qualitätsopfer dringt durch.
*) Die weitere Folge war: 14. (Sd3)
Ld6, 15. Dg5 Dd3: 16. Se4!! Le7 (oder
16.... De4: 17. Lf6: mit Qualitätsgewinn),
17. Sf6:t Kh8, 18. Tael! Td5: (auf 18....
Tde8 entscheidet 19. Te7: nebst Sh5), 19.
Dg7:t!! Kg7: 20. Sd5:t f6, 21. Te7:t
Tf7 und jetzt konnte Weiß statt 22. Lf6:t?
mit 22. Tf6:! glänzend und zwingend ge-
winnen.
Mit bewunderungswürdiger Kalt-
blütigkeit wehrte Rubinstein noch zahl-
reiche spätere Gefahren ab und brachte,
nachdem Reti in folgender lehrreichen
Stellung:
München 1907: 4.... ef, 5. de Sc6: 6. Lb5
Sf6, 7. d4 Ld7, 8. Se2 Db6! 9. Dd3 Ld6 mit
schwarzem Vorteil. Ebenfalls ungünstig
für Weiß geschah in einer Partie Aljechin—
Johner, Karlsbad 1911: 4. De2 cd, 5. fe
[5. De5:t Le7] Sc6, 6. c3 d4! usw. und
auch nach 4. Sf3 e4 [4. . . . ef, 5. d4], 5. Se5 cd
erhält Schwarz gute Gegenchancen).
4.... cd (auf 4.... Lb4 empfiehlt
Collijn 5. Sf3! [von fraglichem Werte ge-
schah in einer Partie Spielmann— Johner
Baden bei Wien 1914: 5. Lc4 ef, 6. Sf3 Sf6,
7. de Sc6: 8. 0-0 0—0, 9. d4 Lg4 mit
schwarzer Initiative] 5 Lc3: 6. dc3 e4,
7. Se5 cd, 8. Lb5t Kf8, 9. Le3 und auch
4. . . . ef, 5. Sf3 läßt Weiß im Vorteil).
' 5. fe d4, 6. Se4 Dd5 und nun sehr
geistreich 7. Ld3 (wenn sofort 7. De2, so
7. . . . Sc6! 8. Sf3 Lg4) 7. . . . Sc6, 8. De2 mit
überlegenen Chancen. —
Ruinös ist bekanntlich an der Text-
stelle der Anfängerzug 3 Dd5: wegen
4. Sc3 De6, 5. Sf3! e4 (5. . . . ef f 6. Kf2!),
6. Se5 nebst Lc4 mit Verfolgung der
schwarzen Hauptarmee.
4. d2— d3 (!?) ....
Eine vielleicht etwas zu dogma-
tische Fortsetzung, deren Sinn ist, den
vorgeschobenen Bauern e4 zur sofortigen
Erklärung zu zwingen. Dagegen pflegte
der große Gambitkenner Tschigorin, den
schwarzen Gegendruck vorläufig ganz zu
ignorieren und trachtete vor allem seinen
Mehrbauer auf d5 hartnäckig zu behaupten.
Also:
1) 4. Lfl-b5t c7-c6 (wenn 4. ...
Ld7, so 5. De2 mit Vorteil), 5. d5Xc6
b7Xc6 (gegen die Suhle'sche Fortsetzung
5. . . . Sb8Xc6 wäre
a) 6. Lc6:t bc, 7. d3 [bezw. 7. d4 Sf6!
8. Se2 La6 mit bleibendem Druck] 7. . . .
ed, 8. Dd3: Dd3: 9. cd La6 nebst 0—0—0
usw., sowie der sofortige Vorstoß:
b) 6. d4 wegen 6 Sf6 [gut ist
auch 6.... Da5t 7. Sc3 Lb4, 8. Ld2 Sf6,
m... m m
den theoretischen Remisweg: 60. Lb2:
(statt 60. Tg5t?).pb2: 61. Tf4! usw. ver-
kannt hatte, sein Übergewicht im 78. Zuge
siegreich zur Geltung.
230
9. a3 Lc3: 10. Lcöif bc, 11. Lc3: Dc7, 12.
Se2 La6, 13. Dd2 0—0 mit schwarzem
Vorteil, bezw. 8. Lcöif bc,9. Se2 Lg4, 10.
Ld2 Dh5! mit andauerndem Druck, nicht
aber 10. . . . Sf6, 11. h3! Lc3: 12. Lc3: Dh5,
13. Kf2! mit besseren Chancen für Weiß]
für Weiß verfrüht, da der Gegner an-
dauernd am Ruder bleibt, z. B. 7. Sc3Db6,
bezw. 7.h3 Daöf 8.Sc3Lb4, 9. Ld2 e3! 10.
Lc6:tbc, 11. Le3: Lc3:t 12. bc Dc3:t
13. Kf2La6usw. [Partie Anderssen-Zuker-
tort]. — Auch nach
c) 6. De2 Sf6, 7. d3 [wenn 7. Sc3, so
Lc5! 8. Se4: 0—0 mit rasantem Ent-
wicklungsvorsprung. — Ungenügend wäre
auch das bizarre Manöver 7. De3, da
darauf nicht 7. . . . Lf5, 8. Se2 Sg4, 9. Dgl
mit baldiger Wiederbefreiung, sondern
7. . . . Ld6, 8. d4 0—0, 9. c3Te8 usw. folgt]
7.... Daöf 8. Sc3 Lb4, 9. Ld2 0— 0, 10.
Lc6: bc usw.; ferner nach
d) 6. Sc3 Sf6, 7. Sge2 Db6! [auch 7....
Lc5, 8. Sa4Lb6], 8. d4 Lb4, 9. 0-0 0-0,
10. Lc4 Lg4, 11. Le3 Sa5, 12. Lb3 Lc3: 13.
bc Db5 und sogar nach
e) 6. Se2 Sf6 [schwächere. .. . Db6,
7. Sbc3 Lb4? 8. Sd5], 7. Lc6: bc, 8. 0-0
Lc5t 9. Khl 0- 0, 10. Sbc3 La6 usw.
wären die weißen Verteidigungs-
ressourcen auf einem toten Punkt ange-
langt. — Wir schlagen daher einfach das
sofortige
f) 6. d3! vor, womit der Gegner nun-
mehr nach gesicherter Bauernbeute zur
Erklärung in der Mitte gezwungen wird,
z. B. 6. (d3) Sf6 [oder 6. . . . DaSf 7. Sc3
Lb4, 8. Ld2 e3? 9. De2 mit Vorteil], 7. Sc3
[zweckmäßiger als 7. Sd2 ed, 8. Ld3: Lg4!
9. Sgf3 Lc5, 10. De2t Kd7 usw. und auf
7. Se2 vereitelt Schwarz mit 7. . . . Db6!
8. Sbc3 Lb4, 9. Lcöif bc die freie Ent-
faltung der weißen Streitkräfte. Auch die
Liquidierung 7. de Ddlif 8. Kdl: Se4:
9. Lc6:t bc, 10. Le3 bringt dem Weißen
nach etwa 10. . . . Lg4t 11. Kel 0—0—0, 12.
Sd2? Lb4, 13. c3 Sd2: 14. Ld2: The8t
bezw. 14. cb Se4 usw. bezw. 12. Se2
Lb4t! 13. c3 Lc5, 14. Sd4 The8 usw.
keinen arithmetischen Segen] 7. . . . Lb4,
8. Ld2 Lg4, 9. Sge2 ed [9.... Db6, 10.
Lc6:t Dc6: 11. Se4:], 10. Ld3: Db6, 11 h3!
Le6 [11.... Lh5, 12. g4 Sg4: 13. hg Lg4:
14. Sd5, bezw. 12.... Lg4: 13. hg Sg4: 14.
Sd4!], 12. a3 Ld6 [12.... Lc5, 13. Sa4]
nebst 0—0 mit durchgeführter Befreiungs-
aktion).
6. Lb5— c4! (6. La4 Lc5 mit Angriff,
z. B. 7. Sge2 Lg4, 8. Sbc3 Sf6, 9. d4 ed,
10. cd 0-0, 11. d4 Lb4! [statt des Bil-
guer'schen Lb6], 12. 0-0 Te8 usw.)
6 Sg8-f6, 7. d2-d4! (Auf 7. d3
folgt nicht 7.... ed, 8. Dd3: Ld6, 9. Sf3
0—0, 10. 0—0 mit Sicherstellung, sondern
viel energischer 7 Lc5! 8. Se2 Lg4, 9.
Sb c3 ed [9. . . . 0—0, 10. de!], 10. Dd3:
Db6, 11. Ld2! Lf2t 12. Kfl a5 mit an-
dauerndem Druck).
7 Lf8— d6! (es geht auch 7. . . .
Sbd7, z. B. wie „Dufresne" ausführt:
8. Se2 Sb6, 9. Lb3 La6, 10. Sbc3Lb4,ll.
0-0 mit etwa gleichem Spiel. —
Schwächlich geschah dagegen in einer
Partie A. Steiner — Aljechin, Portsmouth
1923: 7. .. . ed? 8. Dd3: Sbd7 [bezw. 8. . .
Ld6, 9. Sf3 0—0, 10. 0-0 usw.], 9. Le3
zugunsten von Weiß).
Jetzt behält Schwarz dauernden
Druck, z. B. Partie Tschigorin-Pillsbury,
Wien 1898: 8. Se2 0—0, 9. 0-0 c5
(Spielbar ist auch Sbd7 oder Lg4), 10.
d5 Sbd7, 11. Lb3 c4! usw. —
Zweckmäßiger als 4. LbSf ist
dalier
II) 4. Sbl-c3 Sg8-f6, 5. Lfl-c4!
(oder auch die Zugumstellung 4. Lc4
Sf6, 5. Sc3. — Ohne Saft und Kraft ist
hier 5. d3 Lb4, 6. de [einfacher immer-
hin 6. Ld2] 6. ...Se4: 7. Dd4 De7
[weniger nachhaltig geschah in einer
Partie Tarrasch— Walbrodt, Leipzig 1894,
7.... Lc3:t 8. bc 0—0, 9. Sf3 Te8, 10.
Le2 c5, 11. de! Dd4:! 12. Sd4: Sc3: 13.
Lb2 Se2: 14. Se2: Sc6: 15. Kf2 mit etwa
gleichen Chancen], 8. Le2 0—0, 9. Ld2
Sd2: 10. Dd2: Lg4 [Partie Gunsberg—
Marco, Hastings 1895] mit andauernden
Beunruhigungschancen. —
Dagegen empfiehlt Rubinstein im
Collijn'schen Lärobok 5. De2 mit
der Folge:
a) 5. . . . Lc5, 6. d3! bezw.
b) 5 Lf5, 6. Se4:! Se4: 7. d3
Dd5:! 8. Ld2! Le7, 9. de De4: [9
Le4: 10. 0—0—0], 10. De4: Le4: 11.
0—0—0 mit mikroskopischem Vor-
sprung, bezw.
c) 5. . . . Ld6, 6. d3 [schwächlich
ist aber 6. Se4: 0—0, 7. Sf6:t Df6: mit
vehementem Angriff: Schönheitspartie
Gunsberg— Bardeleben, Hastings 1895. —
Es folgte dort bekanntlich 8. Df3 Lf5, 9.
d3 Lb4t 10. Kdl Sbd7, woraufhin statt
11. c3? Lc3:!! die kaltblütige Fortsetzung
11. Sge2 eine viel bessere Ver^
teidigung bot].
6 0—0 [oder 6 Lg4, 7. Sf3
0-0, 8. Se4:!], 7. de Se4: 8. Se4: Te8,
9. Df3 f5, 10. Le3 und wenn jetzt 10. . . .
fe, so 11. Df2 und es wird dank dieser
kleinen Remedur der Bilguer'schen
Variante fraglich, ob die Stellungsüber-
legenheit von Schwarz den Minusbauer
voll aufwiegt, z. B. etwa 11. . . . Sd7,
12. Lc4 Sf6, 13. h3 usw. oder IL...
Df6, 12. 0—0-0 Tf8, 13. Lc4 Kh8, 14. Se2
231 -
usw. oder auch ganz scharf 11. . . . c6,
12. Lc4 Kh8, 13. Td\ b5, 14. Lb3 Df6, 15.
c3 b4, 16. Se2 usw. —
Allerdings schlägt Spielmann gleich
am Anfang dieser Rubinstein'schen Ana-
lyse 5.... Le7! [statt 5.... Ld6] nebst 0—0
und auf d2— d4 einfach e4Xd3 vor, womit
angeblich Schwarz seinen Entwicklungs-
druck dauernd festhält. Hiezu sei aber
folgende Behandlung aus einer Partie
Steinitz— Brandt, Hamburg 1896, zitiert:
5. . . . Le7, 6. Se4: Sd5: 7. d4 0—0, 8. Dh5
Sb4! 9. c3! mit praktischen Chancen für
Weiß). -
Kehren wir jedoch zu 5. Lc4! zu-
rück. In einer zähen Partie Tschigorin—
Marshall, Karlsbad 1907, folgte nun: 5....
Lc5 (sieht ganz plausibel aus. Auf 5. . . .
c5 kann 6. d3 Lb4, 7. Ld2 folgen und auf
5 c6, womit Schwarz den gordischen
Knoten zerhauen möchte, empfiehlt
Cordel 6. d4! [sehr gefährlich wäre da-
gegen 6. de Sc6: z. B. Partie Heyermanns-
Blackburne: 7. Sge2? Lc5, 8. Sg3 Dd4, 9.
De2 Lg4, 10. bil Sb4 mit schwarzem
Vorteil oder etwas besser 7. d3 Lf5, 8.
Sge2 Lc5 und Schwarz ist doch am Ruder.
Interessant ist übrigens der Collijn'sche
Vorschlag: 6. d6 Ld6: 7. d3 mit Ausgleich]
6.... cd, 7. Lb3! Lb4, 8. Sge2 Lg4, 9.
0—0 oder 9. h3 nebst Le3 und eventuell
späterem c2 [c3] — c4).
6. Sge2 (oder nach Collijn 6. d3 ed,
7. Dd3: 0-0, 8. h3, womit dieselbe
Fortsetzung herbeigeführt wird).
6. . . . 0-0, 7. d4! ed, 8. Dd3: Te8, 9. h3!
Sh5, 10. Df3 (hiermit ist der Plusbauer
endgültig gesichert) 10.... Dh4t 11. Kdl
g6, 12. Ld2 Sd7, 13. g4 Sg7, 14. Se4
(Weiß ist jetzt zweifellos im Vorteil)
14....De7, 15. Se2-g3 Sb6, 16. Lb3 a5,
17. a4 Lb4, 18. Le3 und Weiß brachte sein
materielles Übergewicht im 84. Zuge sieg-
reich zur Geltung. —
Dem erhabenen Zweck der möglich-
sten Behauptung des Plusbauern d5 dient
ferner auch
III) Dr. Krauses Wendung: 4. c2— c4
c7— c6 (bezw. 4.... Sf6, 5. d4 ed, 6. Ld3:
Lc5, 7. De2t bezw. 4. . . . Lc5, 5. d4 ed, 6.
Ld3: Lgl:? 7. De2t mit gutem Vorteil).
5. Sbl-c3 Sg8-f6, 6. d2-d4 c6Xd5,
7. Ddl— b3! z. B. Partie Tartakower-Reti,
Wien 1923: 7. .. . Le7! 8. cd 0—0, 9. Sge2
Sbd7, 10. Sg3 Sb6, 11. Lc4 Sc4: 12. Dc4:
a6! 13. 0-0 b5, 14. Db3 Lb7, 15. Tel
(besser 15. a3. Verfehlt wäre aber die so-
fortige Abwicklung 15. Sge4: Se4:! 16.
Se4: Ld5: usw.) 15.... Dd7! 16. Ld2Tad8,
17. a3 usw. mit mühseligem Ausgleich. —
IV) Wegen 4. Lfl— c4, was insbeson-
dere Cordel empfiehlt, und zwar mit der
Folge: 4. . . . Sf6, 5. Sc3 oder auch 4. . . . c6
5. Sc3! usw. siehe oben bei II).
V) Ein verwegenes System, das zwar
den Bauern d5 nicht zu behaupten, dafür
aber das Schwergewicht der Partie auf
den Damenflügel zu verlegen sucht, ist
Cordeis 4. d2-d4 Dd8Xd5, 5. c2— c4
Dd5— d8, 6. a2— a3 usw.
VI) Im Sinne obiger Erörterungen
schlagen wir aber an der Textstelle
4. Ddl— e2 als die zweckmäßigste Fort-
setzung vor, mit der Folge: 4. (De2) Sf6,
5. d3! (zwingender als 5. Sc3 [Partie
Gunsberg-Bardeleben, Hastings 1895], wo-
mit in die bereits oben sub II) ausgeführte
Rubinstein'sche Wendung eingelenkt wird).
Und wenn nun
a) 5.... Dd5: so 6. Sc3 (nachhaltiger
als etwa 6. Sd2 Lf5, 7. de Le4: 8. g4 Le7,
9. Se4: De4: 10. De4: Se4: 11. Lg2 ohne
Übergewicht) Lb4, 7. Ld2 Lc3: 8. Lc3:
mit Einlenkung in die bei der nächsten
Anmerkung ausgeführte „Reti'sche"
Variante; bezw. schärfer:
b) 5. . . . Lc5, 6. de 0—0, 7. Sc3 (zweck-
mäßiger als 7. Sf3, worauf zwar das Opfer
7. ...Se4: übereilt, dafür aber 7. . . . Te8,
8. Sc3 Sbd7! und vielleicht auch 7. . . . Sg4
für Weiß unbequem wäre. Wegen 7. Dc4,
was schon hier in Betracht kommt, siehe
Anmerkung zum nächsten Zuge von
Weiß) 7. . . . Te8 (Schwarz hat
zwar zwei glatte Bauern weniger, da-
für aber große Durchbruchshoffnungen im
Zentrum, die ein sehr präzises Spiel von
Weiß erfordern. — Inkorrekt wäre 7
Se4: 8. Se4: Te8 wegen etwa 9. Dc4 Lgl:
10. Tgl : Lf5, 1 1 . Ld3 Le4: 12. Le4: b5 [12. . . .
Dh4t 13. Kfl, bezw. 12. . . . f5, 13. d6t Kh8,
14. de Dh4t 15. Kfl mit Mehrfigur], 13. Dd3
f5, 14. Le3 Te4: 15. 0-0-0 mit behaup-
tetem Bauernübergewicht), 8. Ld2 (auch
die Damendiversion 8. Dc4 kommt in Be-
tracht, z.B. 8.... Lgl: 9. Tgl: Se4: 10.
Se4: f5, 11. d6t Kh8, 12. de Dh4t 13. g3
Dh2: 14. Tg2 Dhl, 15. cbD Tb8: 16. Kf2
und gewinnt, bezw. 8. . . . Sbd7, 9. Sf3 Se4:
10. Se4: f5, 11. d6t Kh8, 12. Sfg5 usw. —
Mit dem von uns vorgeschlagenen Läufer-
zug gravitiert Weiß auf die linke Seite. In
der eleganten Partie Blackburne— Marco,
Berlin 1897, die mit Zugumstellungen bis
zu dieser Stellung gediehen ist, geschah
statt dessen 8. Sf3 Se4: 9. Se4: Lf5 [9.. . .
f5, 10. Se5], 10. Se5Le4: 11. De4: f6, 12.
d6!! Dd6: [12.... cd, 13. Lc4t Kf8! 14.
Dh7: und gewinnt], 13. Le3! Le3: 14. Dc4t
mit baldigem Gewinn, doch hat der Fehler
von Schwarz im überhasteten Zugreifen
8 Se4: bestanden. Ungünstig wäre
statt dessen freilich auch 8 Sb d7, 9.
Dc4 usw., wie oben, bezw. 8 Lg4, 9.
Dc4, bezw. 8 Lf5, 9. Se5, bezw.
- 232
endlich der Einbruchsversuch 8 c6, 9.
Dc4 Se4: 10. Se4: Dd5: 11. Se5! Ld4, 12.
Dd5: cd, 13. Sd6 usw. Dagegen scheint
Schwarz mit der Fesselung 8. . . . Lb4, 9.
Se5 Le3:t [es geht auch sofort 9. . . . Sbd7,
10. Dc4 Lc3:t 11. Dc3: Se4: 12. Dd4 Sd6j,
10. bc Sbd7, 11. Sd7: [11. Dc4 Se5: 12.
fe Te5: 13. Ld3 Dd5: 14. Dd5: Sd5: 15.
Kd2 Sf4 mit Ausgleich] 11.... Ld7:!
[natürlich nicht 11.... Te4:? wegen 12.
Sf6:t und gewinnt. Weniger aussichts-
reich wäre auch 11 Dd7: 12. e5 Dd5:
13. Dd3! Dc6, 14. Dc4! mit behaupteter
Bauernbeute], 12. e5 [sonst gehen beide
Mehrbauern rasch zurückverloren] 12. . . .
Sd5: [12.... Lg4, 13. Dd3], 13. c4 Sb4
mit schönem Gegenspiel).
8. . . . Lgl : (oder 8. . . . Se4: 9. Se4: f5,
10. 0-0-0 Te4: 11. Dd3 Td4, 12. Db3
mit Vorteil), 9. Tgl: Lg4, 10. Dc4 Se4:
11. Se4: f5, 12. d6t Kf8, 13. de Dh4t
14. g3 Dh2: 15. c8 D und gewinnt.
VII) Schließlich schlagen wir, als eine
Falkbeerbehandlung eigenster Marke, den
Zug 4. g2— g3 vor, dem die Idee zugrunde-
liegt, den vorgeschobenen Bauern e4 unter
gleichzeitiger Förderung der eigenen Ent-
wicklung unter Flankenfeuer zu nehmen. Es
könnte folgen:
4. (g3) Sf6, 5. Lg2 Lg4, 6. Se2 Lc5
(6.... Lf3, 7. Lf3: ef, 8. Sec3 mit Vor-
teil), 7. d4! ed (7. . . . Le2: 8. Ke2:), 8. Dd3:
0—0, 9. Sbc3 Te8, 10. Ld2 usw. oder
sofort 5.... Lc5, 6. d4! (6. d3 Lf5) ed
(auf 6. . . . Lb6, 7. c4 c6 kann 8. Sc3 cd,
9. cd! oder ä la Steinitz 8. c5 oder am
schärfsten 8. de! ohne Furcht und Tadel
folgen, z. B. 8. . . . Sc6: 9. d5, bezw.
8. . . . Ld4: 9. Se2 [unbequemer 9. cb
Lb7:] 9.... Sc6: 10. Sd4: Dd4: 11. Dd4:
Sd4: 12. Sa3, bezw. 8.... Dd4: 9. Dd4:
Ld4: 10. Se2 usw. mit etwas besseren
Chancen), 7. Dd3: 0—0, 8. Sge2 Te8,
(wegen 8. . . . Lg4, siehe oben), 9. Sb c3
De7, 10. Ld2 Lg4, 11. Lf3 oder auch 11.
h3 usw. beidemale mit pupillarmäßig
sichergestelltem Bauernvorteil oder wohl
am schärfsten 5. . . . c6, 6. d6 (peinlich
ist 6. de Sc6: 7. h3 Lc5) 6.... Ld6: d4
usw. mit zweischneidigem Spiel. —
Viele Wege führen also, wie man sieht,
nach Rom. Spielmannfindetjedoch im nach-
folgenden einen Weg in die Hölle.
Sein Textzug leitet zunächst ein be-
liebtes, von Charousek 1896 aufgegriffenes
und besonders von Alapin 1899 ausge-
arbeitetes Entlastungsverfahren ein, das
jedoch in der vorliegenden Partie zu
einem Konkursverfahren wird.
4 Sg8— f6
Der Vereinfachungsversuch 4. . . .
Dd8Xd5 fand in der Göteborger Partie
Reti— Dr. Tarrasch seine halbe Wider-
legung durch 5. De2!
(Farbloser geschah in der Badener
Partie Spielmann — Schlechter nach
älterem Rezept sofort 5. Sc3 Lb4, 6. Ld2
[auf 6. De2 könnte jetzt einfach 6. . . .
Lc3:t 7. bc Sf6 folgen und auf 6. Dd2
folgt etwa 6. . . . De6, 7. de Lc3: 8. Dc3:
De4:t V}. Kf2 mit Ausgleich] 6. . . .
Lc3: 7. Lc3: Se7! [immerhin schärfer
als die Bilguer'sche Fortsetzung 7 fö,
8. de De4:t 9. De2], 8. Dd2! [keinen
Segen für Weiß bringt bekanntlich das
Hineinschlagen 8. Lg7: Tg8, 9. Le5 Sbc6!
bezw. Partie Tarrasch— Walbrodt, Buda-
pest 1896: 9. Lc3 Lg4, 10. Dd2 Tg6, 11.
Se2, Sbc6 mit starkem Druck] 8. . . . 0—0,
9. de De4:t 10. Se2 Sbc6, 11. 0—0—0
Sg6, 12. Dd5 Da4, 13. Db3 Db3: 14. ab.
Remis!)
5. . . . Sf6 (auf 5. . . . Lf5 folgt 6. g4
und auf 5. . . . f5, 6. Sc3 Lb4, 7. Ld2 Lc3:
8. Lc3: Sf6! setzt Reti im „Lärobok"
statt des von Dr. Krause z.ugunsten von
Schwarz ausgeführten Tausches 9. Lf6:
gf, 10. Dh5t Ke7! [oder auch 10.... Df7!
11. Df7:t Kf7:] usw. sehr energisch mit
9. 0—0—0! Da2: 10. b3 0—0 [vielleicht
10.... Le6], 11. de Se4: 12. Dc4t Kh8,
13. Lb2! fort, wobei Weiß tatsächlich in
dieser wilden Stellung endgültig die
Oberhand behält, z. B.: 13.... Sc6, 14.
Sf3! Tg8, 15. Sg5 Sg5: 16. fg a5, 17. g6
[oder auch 17. Df7] und gewinnt, bezw.
13.... Sd7, 14. Sf3 Sdf6, 15. Se5 g6, 16.
g4! Sf2, 17. Lg2 usw.)
6. Sc3 (mit 6. Sd2 Lf5 [verwegener ge-
schah in einer Gastpartie Aurbach-Capa-
blanca, Paris 1913: 6. . . . Lg4, 7. Sgf3 Sc6,8.
de Dc5, 9. c3 usw. mit 2 Mehrbauern für
Weiß], 7. de Le4: 8. g4 Le7, 9. Se4:
De4: 10. De4; Se4: 11. Lg2 ist nur
Ausgleich zu erzielen).
6.... Lb4, 7. Ld2 Lc3: 8. Lc3: Lg4
(auf 8.... Sbd7 kommt 9 0—0-0 Da2:
10. de, bezw. 9.... 0—0, 10. de De4: 11.
Dd2 mit schönen Läuferwirkungen in
Betracht. — Von fraglichem Werte ge-
schah dagegen in einer Partie Charou-
sek—V/. Cohn, Berlin 1897: 9. g4 0—0,
10. Lg2, worauf jetzt statt der Abwicklung
10.... ed, 11. Ld5: de, 12. Lf3 Te8, 13.
Se2: usw. einfach 10. . . . Dd6 die
Punktalschwächen f4 und d3 unter die
Lupe nehmen würde).
9. de! (wenig günstig ist dagegen
9. De3 Sbd7, 10. de De4: 11. De4:t
Se4: 12. Lg7: Tg8, 13. Lc3 Sc3: 14. bc
0—0—0 usw.)
9. . . . De4: (in einer Partie Reti—
Spielmann, Stockholm 1919, geschah 9
Le2: worauf gemäß einem Rezept von
Alapin [im „Schachfreund" 1889!] 10. ed
233
Lfl: IL Kfl: Sd5: 12. Lg7: Tg8, 13,
Telf Kd7, 14. Tdl Kc6, 15. Ld4 bf4: 16,
Sf3 Sd7, 17, g3 Se6, 18, Kf2 mit Vorteil
für Weiß folgte. — Noch energischer
hätteRety seine versteckten Angrif/scnancen
mit 17. Le3! Sg2: 18. Sd4t Kb6, 19. Lf2
c5, 20. Sb3 usw. ausnützen können).
10. De4:t Se4: 11. Lg7: Tg8, 12.
Le5 Sc6, 13. Ld3 (nicht 13. Lc7: wegen
13. . . . Tc8, 14, Le5 Se5: nebst Tc2:) 13. . . .
Se5: 14, Le4: Sc4, worauf statt 15. b3?
0—0-0! einfach 15. Lb7: Tb8, 16. Lc6t
Ld7, 17. Ld7:t nebst 0—0-0 mit bru-
talem Vorteil für Weiß folgen konnte. —
Als kaum günstig erwies sich auch
in einer Partie Leonhardt— Marshall, San
Sebastian 1911, die Abwicklung: 4....
e4Xd3 mit der Folge: 5. Dd3: (schwäch-
lich ist 5- Ld3: Dd5: 6. Sc3 Dd8, ver-
gleiche Partie Morrison— Vidmar, London
1922) 5.... Sfö, 6. Sc3 Lc5, 7. Ld2 0—0,
8. 0—0—0 und Weiß steht trotz seines
Plusbauern sehr gut —
N. B. Wir haben den eröffnungs-
analytischen Teil des beiderseitigen
4. Zuges besonders genau behandelt, da
er für die Beurteilung der ganzen Er-
öffnung von grundlegender Bedeutung ist.
5 d3X€4 ....
Ein Zug der Mode, der einen Zug ins
Kommode hat Weiß beschwört aber durch
die Heranlockung des feindlichen Springers
allerlei Schwierigkeiten herauf, deren er
nicht immer Herr wird. Zweckmäßiger ge-
schah in der bereits vorerwähnten Partie
Blackburne-Marco, Berlin 1907: 5. De2
Lc5 (oder 5. . . . Dd5: 6. Sc3 Lb4, 7. Ld2
Lc3: 8. Lc3: usw. wie oben), 6. Sc3 (es
geht auch sofort 6. de 0-0, 7. Sc3) 6. . . .
0—0, 7. de usw., was sich auch mit Zug-
umstellung nach 4. De2 Sf6, 5. d3! ergeben
kann (Näheres darüber siehe bei der Anm.
zum 4. Zuge von Weiß sub. VI).
Dagegen ist die Variante 5. Sc3 Lb4,
6. de Se4: 7. Dd4, in die ebenfalls ein-
gelenkt werden kann, wie bereits an
betreffender Stelle ausgeführt, eher für
Schwarz günstig,
5 Sf6Xe4
Mit 5, - . Lc5, was Alapin als groß-
zügige Handhabung des Gegenangriffs
empfahl, wurde Schwarz nach 6. Sc3 0—0,
7. Df3, bezw. 6. . . Sg4, 7. Sh3 keine hand-
greiflichen Erfolge als Kompensation für
die geopferten zwei Bauern aufzuweisen
liaben.
6. Sgl— f3 ....
Alapin! — Meteorhaft erlosch der
Charousek'sche Gedanke: 6. De2 Dd5:
7. Sd2 f5, 8. g4!? (der Versuch 8. Sh3
fand in der schönen Damenopferpartie
Janowski— Pillsbury, Wien 1898, seine
allerdings nur moralische Widerlegung.
Ansonsten ist übrigens auch 8. Se4: mit
so ziemlichem Ausgleich spielbar) wegen
8. . . . Sc6! (viel schwächer geschah in der
bekannten Partie Charousek— Pillsbury,
Nürnberg 1896: 8.... Le7, 9. Lg2 Da5,
10- gf [nicht aber sofort lU. Le4: fe IL c3
0—0, 12. Se4: Sc6, 13. f5 Lh4t 14. Sf2 Lf5:!
mit baldiger Katastrophe der weißen
Armee: Partie Schalopp— Blackburne,
Nürnberg 1896] 10.,.. Sf6 [vielleicht
10.... Sd6], 11. Sf3 0—0, 12. 0-0 usw.
mit besseren Chancen für Weiß), 9. c3
(auf 9. Lg2 oder auch 9. gf folgt sehr
stark 9. . . . Sd4) 9. . . . Le7, 10. Lg2 Df7!
11. Se4: fe, 12. L)e4: Lh4f mit schwarzem
Vorteil [Konsultationspartie Bardeleben
u, A. — Pillsbury u. A., Berlin 1902].
Eine verschollene Fortsetzung an der
Textstelle ist übrigens 6. Le3 Dh4t 7. g3
Sg3: 8. Sf3 Dh5, 9. Tgl Sf 1 : 10. Tfl: mit
etwa gleichem Spiel trotz der Zersplitterung
des weißen Königsflügels. — Schwer-
fällig sieht schließlich 6. Dd3 aus, worauf
etwa 6. . . . Lf5 (wenn 6. . . . f5, so 7. Sc3),
7. Le3 Ld6 (inkorrekt wäre 7. . . . Sg3, 8.
Db5t sowie auch 7.... Dh4t 8. g3 Sg3:
9. hg) 8. Db3 0-0 mit rascher Entwicklung
für Schwarz empfehlenswert erscheint.
6 Lf8— c5
Als verderblich erwies sich in einer
Mannheimer Miniaturpartie Spielmann—
Marshall der vorwitzige Offensivstoß 6. . . .
Lg4? wegen 7. Ld3 f5 (nunmehr notwendig),
8, De2 Dd5:woraufhin 9. Sbd2! noch zwin-
gender als der geschehene Zug 9. Sc3
gewesen wäre.
(In der Partie folgte: 9. Sc3 Lb4,
10. Ld2 Lc3: IL Lc3: Sc6 [besser Kf8],
12, Lg7: 0-0-0, 13, Lh8: Th8: 14. De3!
Lf3: 15. Df3: Sd4, 16. De3! Dc5, 17. Kfl!
Db4, 18. TdlTe8, 19. c3 Da4, 20. b3 Sc3:
21. Dd4:! Da5, 22. b4. Aufgegeben.) —
Wenig Schärfe weist an der Text-
stelle auch 6.... c6, 7. Sbd2 Sd2: 8. Dd2:
cd, wobei dem Schwarzen nur die traurige
Trophäe eines isolierten Bd5 verbleibt.
7. Ddl— e2 ....
Das ganze System wurde bereits von
Berger 1867 einer genauen Analyse unter-
zogen.
Interessant und sogar normaler aus-
sehend ist 7. Ld3, worauf 7. . , . Sf2, 8.
De2t De7, 9. De7:t Ke7: 10. Tfl Sd3:t
11. cd Lf5, 12. d4 usw. für Weiß ganz
günstig wäre, dagegen aber das Opfer-
spiel 7, . . . 0—0! 8. Le4: Te8 die Chancen
von Schwarz entscheidend zu fördern
scheint (z. B.: 9. Se5 Te5:! 10. fe Dh4t
IL Kd2 De4: 12. De2 Dd4t! 13. Kel
Lg4 bezw. 13. Dd3 Df4t! und gewinnt).
234 —
7. . * • . Lc8— f5
Mit dieser sinnreichen Neuerung, die
im Bilguer mit der lakonischen Anmeri^ung:
„Falls 1. ... Lf5, so 8. g4" als eine Art
quantite negligeabile abgefertigt wird^
erbringt Dr. Tarrasch einen neuerlichea
glänzenden Beweis dafür, wie ^grau alle
Theorie ist"^: Mit einem Schlag soll das
verrufene Falkbeergambit rehabilitiert und
als Folge davon das ahnenstolze Königs-
gambit in die Rumpelkammer geworfen
werden! (vgl. aber hiezu unsere Anm,
zum nächsten Zuge von V/eiß).
Die sonstigen, für Weiß sehr günstigen
Abzweigungen dieser Spielart sind:
I) 7..,. Lf2t 8. KdlDd5:t („Ein vor-
zeitiger Wiedergewinn des Gambitbauern ''^^
sagt Spielmann. Auf 8 f5 folgt aber
eberialls9.Sfd2), 9. Sfd2! (die Alapin'sche
Pointe) 9.... f5, 10. Sc3 Dd4, U. Sce4:
fe, 12. c3 De3 (12.... Db6, 13, Sc4), wo-
rauf nun statt der immerhin verschwom-
menen Fortsetzung 13. Se4: De2:t 14. Le2:
Lb6, 15. Sg5 [Partie Maröczy— Burn,
Ostende 1906] die Reti'sche Erfindung:
13. Dhöf den weißen Vorteil in über-
raschender Weise klarstellt.*)
II) 7. . , . f5, worauf statt des zwei-
schneidigen Bauerngewinns: 8, Sc3 0— Ol
9. Se4: fe, 10. De4: Lf5 (nicht aber 10....
Te8, 11. Se5 Sd7, 12.Le2! mit genügendem
Vorteil für Weiß, wie Alapin im „Schach-
freund" 1899 ausführte!), IL Dc4 TeSf
12. Kdl Sbd7, 13. Ld3 Df6 usw., der von
Dr. Krause 1906 angegebene magische
Zug 8. LeS! in allen Varianten das weiße
Übergewicht pupillarmäßig sichergestellt,
z. B. (nach Krause):
a) 8..., Dd5: 9. Lc5: Dc5: 10, Sc3
De7, 11. Sd5 Dd6 (P. Spielmann- Wolf,
Düsseldorf 1908).
b) 8. . . . Le3: 9. De3: Dd5: 10. Sc3 usw.
c) 8. . . . 0~-0, 9. Lc5: Sc5: 10. Sc3 usw.
d) 8.... De7, 9. Lc5: Dc5: 10. Dböf
usw.
e)8.... Sa6, 9. Lc5: Sc5: 10. De3!
Dd5: 11. Sbd2! Le6, 12. Lc4 Dd6, 13.
0-0-0 De7, 14. Le6: De6: 15. Se4: Se4:
16. Da3 usw. —
HI) 7.... Dd5: 8. Sfd2! f5, 9. Sc3
De6, 10. Sde4:fe, ll.De4:usw. mitw^eißem
Vorteil.
IV) Auf 7. . . . 0-=0 aber folgt einfach
8. De4: Te8, 9. Se5 f6, 10. Ld3 usw. mit
baldiger Erdrückung.
*) Vgl. hiezu folgende Partie Reti—
Breyer, Budapest 1917: 13. DhSf! Kf8,
14. Lc4! Df4: 15. Dd5 Lg4t 16. Kc2 Ke8,
17. Se4: Df5, 18. Tfl c6, 19. Dd3. Auf-
gegeben.
Stellung nach dem 7. Zuge von Schwär:
(7.... Lc8-f5!)
Wie vereitelt man nun dieses
Attentat gegen die Erhabenheit des
Königsgambits?
8. g2-g4? /. , .
Plausibel und schlecht, wie des
Gegners prächtig orchestriertes Opfer-
spiel beweist.
Richtig ist 8, Sbl— c3
(oder auch 8. Sbl— d2, da darauf
8.... Lf2t wegen 9. Kdl Dd5: 10. Sg5
0—0, 11. Sge4: Le4: 12. De4: usw. fehler-
haft und auch sofort 8,.., Dd5: wegen 9,
Sg5 0-0 [9.... Kd7, 10. Sde4: Le4: 11.
Se4: Te8, 12. Le3! Le3: 13. Tdl Ld4, 14,
Db5t mit Vorteil], 10. Sge4: Sc6 [10....
Te8? 11. Sf6t], 11. Dc4 [zwingender als
n. Dd3 De6] 11.... Dc4: 12. Lc4: Le4:
[12. . .. Tae8, 13. Ld3J, 13. Se4: Tf e8, 14,
Kdl Te4: 15. Ld3 usw. für Schwarz
wenig erstrebenswert wäre und er daher
am zweckmäßigsten 8. , . . De7, 9. Se4:
Le4: usw. spielt).
8 Dd8— e7 (inkorrekt wäre
wohl 8.. ..0—0, 9. Se4:Te8, 10. Se5
usw,). Nun kommen für Weiß folgende
Fortsetzungen in Betracht:
I) Zunächst 9. Lei— e3 mit der Folge
9.... Le3: (9.... Sc3: 10. Lc5:! Se2: 11.
Le7: Sf4: 12. La3 S(15: 13. 0—0—0 mit
weißem Vorteil), 10. De3: Sc3: U. De7:t
Ke7: 12. bc Le4! (zieht den irdischen
Gütern ideale Chancen vor. Wenn nämlich
12.... Lc2:, so 13. Sd4l [Präziser als 13.
Lc4 oder 13. Kd2] 13.... Le4, 14. Lc4r
zugunsten von Weiß, da seine leichten
Figuren schön im Gefecht stehen), 13. c4
(oder ähnlich: 13. 0—0—0 Lf3: 14. gf usw.)
13.... Lf3: 14. gf Sd7, 15. Ld3 Kd6
usw., wobei Weiß nur in der weitesten
Endspielferne die Aussicht hat, das ver-
kalkte Gleichgewicht der Stellung zu
— 235 -
l)rechen und seinen arithmetischen
Bauernvorteil zu realisieren. —
II) Ob aber der sofortige Tausch 9,
■Sc3Xe4 eine verbesserte Auflage der-
selben Abv»fickluxigsidee bildet? Es kann
folgen :
9. . , . Le4.: (oder 9. , . . De4: 10. De4:t
Le4: 11. c4 mit behauptetem Mehrbauer
bei nahezu vollem Brett, so daß die Ver-
rammelung der Stellung vermieden werden
kann),
10, c4 (natürlich nicht 10, Le3 wegen
10. . , Lf3:)
10,, , 0-0, 11. Sg5 (Ld2 c6!)
IL.,, Lb4t (oder aber U.. . f5, 12,
5e6 TeS, 13. Sc5: Dc5: 14. Le3 Db4t 15.
Dd2, bezw. 15, Kf2 mit Vorteil).
12. Ld2 Ld2:t 13. Kd2: Db4t 14,
Kdl! Lg6, 15, Dd2 Dd6, 16. Ld3 mit
überlegenen Chancen,
Soweit sehen diese Varianten sehr
freundlich für Weiß aus, doch kommt für
seinen Gegner statt 10 0—0 die so-
fortige Gegenaktion mittels 10. , . . c6 mit
unklaren Verwicklungen sehr stark in
Betracht.
III) Interessant ist ferner 9. Lei— d2,
womit Weiß seine Entwicklung trotz der
Umzingelung durch feindliche Kräfte kalt-
blütig fortsetzt. Wenn darauf
a) 9,,., Sf2, so 10. De7:t Ke7: 11.
Sa4 mit entscheidendem Vorteil und auch
b) der sofortige Gegenversuch 9. . . . c6
läßt Weiß nach etwa 10. Se4: Le4: 11.
de! Sc6: 12. 0-0-0 0—0, 13. Sg5f5, 14;
Dh5! h6, 15. Lc4f usw. im entscheidenden
Vorteil- Oder
c) 9..., 0-0, 10, 0-0-0! (nach
etwa 10. Se4: Le4: [nicht 10.,.. De4:
11. De4: Le4: 12. c4 mit gesicherter
Bauernbeute für Weiß], ILO— 0-0 [IL c4
c6] Ld5: [die Versuche der Linienöffnung
11 — c6, bezw. der Figurenumspannung
11 — f5 führen wie bereits früher dar-
gelegt, zu nichts gutem], 12. De7: Le7:
13. Lc3 c6! [nicht 13.... La2: wegen
14. b3 La3t 15. Kd2 mit weißem Vorteil
und auch 13..., Lf3: 14. gf würde dem
Anziehenden schöne Angriffschancen ver-
schaffen], 14. Ld3Sd7 wäre der friedliche
Zwarigsausgleich kaum aufzuhalten z. B.:
15. Sg5 h6 oder 15. Thel Ld6 oder auch
um 2 Grade schärfer: 15. h4 Sc5 mit
peinlichem Befragen) 10 c6 (wenn
10.... Sf2, so IL De7: Le7: 12. Tel Shl:
[auf 12 — Lc5 ist 13, Sa4 oder noch ein-
facher 13.Tgl Sg4, 14. h3 spielbar], 13.
Te7: Sf2 [wenn 13..., Sd7, so 14. Sd4
Lg4, 15. h3J, 14. h3 Shl, 15. g4 Ld7, 16.
Lei nebst Lg2 mit Figurgewinn), 11.
Se4: Le4: 12. de Sc6: 13. Sg5 usw. wie
oben sub b). —
V/ohl am zweckmäßigsten wäre da-
her für Schwarz: 9.... Lf2t 10. Kdl Lb6,
IL Se4: La4: 12. c4 c6 usw., wobei das
schwarze Gegenspiel auf der d-Linie
dem heimatlosen weißen König un-
angenehm werden kann.
Man muß jedoch zugeben, daß
die stolzen Hoffnungen des weißen
Gambitgebers auf alle Fälle etwas
mager ausfallen und seine Angriffs-
melodien nur zu bald verstummen,
was eben als die größte Schattenseite
der Modefortsetzung 4. d2 — d3 nebst
d3Xe4 gebucht werden soll '4. De2!],
a , , , ,
0— Oü
Hübsch, energisch und korrekt
— Mehr darf man von einem Zug
nicht verlangen.
9, g4Xlo _ _
Wer „G" gesagt hat, muß auch
„F"' sagen, — Der schwarze Frontal-
angriff entwickelt sich nun in außer-
ordentlich logischer Weise,
9. ,
10, Lfl
Tf8— e8
-g2
Nicht 10, Se5 wegen Dh4t! Auch
10, Dg2, was nach Beendigung der
Partie als eventuelle Rettung in Be-
tracht gezogen wurde, genügt nicht:
Die verschiedenen Abzugschachs
würden zwar darauf tatsächlich wenig
nützen, dagegen dürfte die Zunächst
ruhige Fortsetzung: 10. ...Dd5:! 11.
Le2 Sc6, 12. Sc3 Df5: usw. den
weißen Ansturm in Bälde unwider-
stehlich gestalten. — Weiß mußte
also bereits durch materielle Einbußen
den Feind zu besänftigen trachten.
10
IL Sf3— e5
12. Lg2Xhl
S e4— f2
Sf2Xhl.
Sb8— d7!
Die Pointe des schwarzen Rück-
eroberungsspieles. Verfehlt wäre das
sofortige Zugreifen: 12,...f6 wegen
13. d6!z.B. ia...cd, 14. Ldöf KfS,
15.Dh5usw.bezw. 13....fe, 14Dc4t
nebst Dc5:
13, Sbl— c3 ....
236
Vom leicht erklärlichen Bestreben
geleitet, seiner mangelhaften Ent-
wicklung möglichst nachzuhelfen,
13 f7— f6
Besiegelt den Gewinn des Se5
und damit auch den der Partie.
14. Sc3— e4 , . . ,
Auf 14. Ld2 würde 14....fe, 15.
0-0-0 ef, 16. Dc4 Ld6 usw. die
schwarze Überlegenheit klarstellen.
14. .... f6Xe5
Die weiße Lage ist herzzerreissend.
„Alles als Folge von 2. f2— f4", sagt
Spielmann. Gott vergebe ihm!
15. Se4Xc5 Sd7Xc5
16. f4Xe5 Dd8— h4t
17. Kgl— fl . , . .
Oder 17. Kdl Dd4t nebst De5:
17. .... Te8— 18!
Erobert forciert einen der drei
weißen Musketiere: — d5, e5, f5 —
und beraubt damit den Gegner seiner
letzten Spielchancen.
18. Kfl—gl , . , ,
Vgl. vorige Anmerkung. — Trost-
los wäre auch 18. DfS wegen
18.... Dc4t 19. Kgl Dc2: usw.,
bezw. 18. f6 wegen 18.... Tae8,
19. e6 Tf6:t 20. Kgl Dd4t 21. Le3
Tg6t 22. Lg2 Dd5: bezw. sofort
18. e6 wegen 18....Tf5:t 19. Kgl
Taf8, 20. Le3 Se4! usw. [Spielmann
in „Berlinske Tidende"].
18. .... Dh4— d4t
Noch präziser als 18....Tf5:
19. Lcl'-e3
Oder 19. De3 Ddlf!
19 Dd4Xe5
20. Tal— el Sc5— d7
Auf 20....Tae8 hätte Weiß immer-
hin noch eine Ausrede gehabt: 2L
Dc4 mit der Drohung 22. döf
21. De2— c4 Kg8— h8
22. Lhl— e4 Ta8— e8
Die „Wert**- Überlegenheit der
nachziehenden Partei ist von ent-
scheidender Bedeutung, nachdem sich
die schwarzen Türme auf den beiden
wichtigsten „Geraden" befinden,
während den weißen Läufern keine
wirksamen „Schrägen" zur Ver-
fügung stehen und außerdem der
weiße König ohne „Wechsel''
(auf Sicht?) hilflos dasteht.
Zu deutsch gesprochen: Schwarz
steht quantitativ und qualitativ besser.
Es folgt ein ungemein rascher Zu-
sammenbruch der dezimierten weißen
Armee.
23. Le3— d4 De5— f4
24. Tel— e2 Sd7— f6
25. Ld4Xf6 g7Xf6
Nun ist auch die g-Linie in der Ge-
walt von Schw. „Mein Liebchen, was
willst du noch mehr?".
26. h2— h3 ....
Eine andere Todesart wäre: 26.
Tel Tg8t 27, Khl Df3t
26 Tf8— g8t
Weiß gibt auf.
Für diese sowohl theoretisch als
auch praktisch außerordentlich wert-
volle Partie erhielt Dr. Tarrasch
den dritten Schönheitspreis zuerkannt.
Ende der offenen Spiele.
Figurentanz.
(Zur Anatomie des Schachspiels).
Die Schachdidaktiker pflegen gerne bei dem Aufbau ihrer Lehrsysteme mit
Begriffen wie:
Zeit, Raum, Kraft —
Wilie, Logik, Glück —
Krise, Plan, Zwang
und dergleichen mehr herumzuspielen, übersehen aber dabei, daß über allen diesen
Faktoren, als allvereinigendes und allversöhnendes Moment, die Entschleierung des
Schachgedankens steht.
Mit dieser Entschleierung, die allein den Sieg verbürgt und deren glänzendster
Verfechter Dr, Emanuel Lasker ist, hängen wohl auch zusammen:
1. die richtige Beurteilung der Stellung,
2, Einschätzung der beiderseitigen Chancen,
3, Vorausberechnung möglicher Verwicklungen,
4. Schaffung einer leitenden Idee usw. usw.
*
Eine große, wenn nicht die Hauptrolle bei dieser Entschleierung der geheimen
Zusammenhänge des Schachspiels, spielt neben dem Können, Wissen und Streben
zweifellos auch die Einfühlung in die immanente Bedeutung der Figuren: Wie
der Virtuos seinem Instrument Leben einzuhauchen weiß, um daraus immer neue
Inspiration zu schöpfen, so soll auch der Schachspieler als wahrer Künstler in seinem
Kampf material kein totes Ding erblicken!
„Die Steine fühlen, denken und klagen", heißt es bei einem Schachschriftsteller.
Nur darf man nicht außer Acht lassen, daß im schachlichen Kampfe alle Gesetze
der Statik umgeworfen werden und alle Figuren sozusagen im Fieberzustande zu
arbeiten gezwungen sind.
Zu diesem Gedankengang gehört vielleicht auch die Tatsache, daß die Anatomie
des Mittelspiels ständige Fortschritte macht, indem jede einzelne Figur auf ihre
innere Struktur und zweckmäßigste Funktion genau nachgeprüft wird. Dabei kommen
oft ganz neue Gesichtspunkte zutage, wie es zum Beispiel die in letzter Zeit so
beliebt gewordene Fianchettierung der Läufer beweist.
Das ganze Schachspiel ist sozusagen ein verkappter Rösselsprung! Versuchen
wir es nun auf rein empirischen Wege zu „entrössefn**! Folgende charakteristische
Figurenwanderungen seien dabei in graphischer Darstellung registriert:
Aus dem Londoner Großturnier 1922;
Schwarzj Tartakower.
(a)
Weiß: Aljechin
(Observationspunkt e5 !).
^ ist ein sehr in-
telligentes Tier,
dessen sich die hyper-
moderne Schachschule
zu allerlei neuartigen
Ritten ins unerforschte
Land bedient. (Fälle
a und b). —
AUD dam Haager CroDturnier 1921 {
Schwarz: Tartakowor,
ÄÄ
(b)
Weiß: Aljechin.
— 238
Ao» dem Wer an er Turrrier 1924:
Schwarz: L. Steiner.
Aus emem Gasfkampf, Wien Tg23j
Csiehe Fußnote auf Seite 15).
Schwarz: Dr, Oskam.
CgJ
r"
?
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Y
-X
J
<r
\
-
t
h
"
Weiß: Grünfeld:
»rinaeropfei? auf f7 !.)..
Sehr bemerkenswert ist
auch die Verwendung
des weißen Damen-
springers im Pallete),
sowie bei der Bauern-
kettenpartie des Fialles
^■—
-
*
K
K
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s,
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^-
—
L
(d3
Weiß: S. R. Wolf
CB a U3 p aicett en pa rt i e];.
Aas d'efYi lVew-Vorl<er WeftfurnferfSS-l
Schwarz: Bogoljubow.
A, Revanche»ettpartfe, Berfin 19f6;
Schwarz : Dr. Tarrsach.
la)
- V
J^
-.<t>-
y
K ^
2^
^
Weiß: R6ti
(Eveniuaiabzug Lf7-^d5)*
Aas dem New-Yorker Weltturnier 1924 ;
Schwarze Cäpablanca.
ic)
Weiß: Reti
(Blutvergießen auf g2 bezw.
97).
A ist der Haupt-
"^ held der neu-
romantischen Schach-
forschung, die mit ihm
ganz aparte Evolu-
tionen vollzieht! Ein
vollwertiges Seiten-
stück zu der Reti'schen
Zukunftspartie (Fall a)
bildet übrigens die
Lasker'sche Behand-
lung des normalen
Damengambits (Fall
b)- — Eine nunmehr
auch vom Weltmeister
legitimierte Plenarver-
sammlung aller vier
Flankenwächter findet
im Falle c) statt,
während endlich der
Fall d) einen interes-
santen Stafettenlauf
auf der Damenseite
zeigt. -"
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k
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-J
2L
—
(bj
Weiß ; Dr. Lasker.
^, Matehpartier Wien 1920 (siehe Partie
Nr. 24),
Schwarz : R&i'\.
—
[—
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Os
s>^
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-^
b
Cd)
Weiß: Tartakower,
— 239
Aus dem "New Yorker "Wart-
turnier 1924 :
Schwarz: Marshall.
Ca)
X
Cn"
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L
^
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1
1
»
r-i
tA ist zwar denkfaul,
doch erwacht er manch-
mai aus dem beschau-
lichen Leben und führt
dann trotz seiner grad-
Unbeholfenheit
Weiß: fleli: .
(Drohung des T-Opfers Th6Xh2), ll^lgen
neuartige Angriffsmanöver
Aus dem Londoner Großturnier 1922
(siehe Partie Nr. 23),
Schwarz:; BojjolJ^jbow,
5c)
ti
3
c
?
c
M
IM
3-a
,
(Fall a), wagelustige
Ausflüge (Fall b), oder
gar direkte Akrobaten-
kunststücke durch, wie
im Falle c), dem sich
übrigens im letzange-
führten Falle d) ein be-
rühmter ^Vorgänger an-
reiht. —
9. iMatchpartie, Stockholm 1920
(siehe Partie Nr. 21).
Schwarz: Rubinstein,
p
. Cl
H
<b)
Weißi ßogoljubow.
(Drohung Thl— h3— fS).
«4. Matchpartie, München 1908;
Schwarz: Dr. Lasker.
om
«?■
^j
£-
—
■a
(d)
Weiß- Maröczy,
Weiß: Dr. Tarrasch,
Aus einer KisnsultatlonspBrtie Buda-
pest 1921 (siehe Partie Nr. 63).
Schwarz : Bogoljubow u. A.
(e)
mm
nTw
Weiß: Aljechin u. A.
zeigt Sich im Falle
a) zunächst als eine
emsige Hausfrau, die
mit leisen, unmerklichen
Schritten (dl-c2-c3-d3-e2-
d2) ihr Heim in Ordnung
bringt, um dann freilich
eine weite Seebadreise
(d2-h6) zu unternehmen,
wobei sie eine fremde Ma-
jestät gefangen nimmt. —
Im Falle b) geht sie
gleich vom Anfang an
auf große Bälle aus: Retis
dem Ne'w-Yorker Wjltturnier
1924:
Schwarz: Dr. Em. Lasker.
ip
"""
E
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s^
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N
N
\
Q
^
^f-j
i^
-^1
Weiß: Rät!
(b)
neuartige Schachstrategie, die manchmal ungeahnte Wirkungen erzielt
g ist eine Schachameise, die oft ganz gewaltige Lasten durchdrückt. - Einen
^ erfolgreich abgelegten Schraubenweg zeigt uns der Fall a), während wir im nächst-
angeführten Falle b) jenen unheimlichen, zentrifugal wirkenden Uhrenmechanismus
"9f"^f,^".^"^'' beobachten können. — Daß übrigens ein kompaktes Bauernpaar auch
mit Offizieren erfolgreich ringen darf, ist in der Schachliteratur unter anderem aus
der Opferpartie Euwe— Rubinstein (Fall c) bekannt.
24Ö -
Aus dem Scheveninger M^e ist er kämpf Aus dem Pistyaner Qpoßturniep 1922
1923 (siehe Partie Nr. 51]. (siehe Partie Nr. 111).
Schwarz : Euwe. Schwarz : Aljechin.
Aus dem Ffaager Großturn fer 1921!
(siehe Partie Nr. 52).
Schwarz: Rubinstein.
(a)
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Weiß :. Maröczy.
Weiß: Dr. Tarrasch,
CBIumenfeld-Gambit l)
Weiß ' EuwBr
Aus dem SechsmeisterfurnSer,
Kopenhagen 1923:
Schwarz; Tartal<ower.
(a)
f —
Ife
-S
1
^l
Weiß; Spioln>ann>
Aus dem Londoner Großturnier 1922
(siehe Partie Nr. 65),
Schwarz; Yates,
(c)
^
o
H
^3
^
c(f_
_.
Ö?
(ii)
soll stets immun blei-
ben! Und doch
schlängelt er sich im
Falle a) wie ein Mondsüch-
tiger mitten im Figurenge-
tümmel durch und bringt
die Entscheidung. — Daß
jedoch solche Versuche,
den König schon im Mittel-
spiel als „starke Figur" zu
verwenden, nicht jedesmal
glücken, zeigt der berühmte
Fall b), wo Schwarz seinen
König dadurch beleidigte,
daß er ihm die Rolle eines
Bauernwächters aufdräng-
te, von ihm jedoch dafür im
letzten Augenblick im
Stiche gelassen wurde:
„Die Rache des Tutan-
khamen!" —
In den Fällen c) und d)
übernimmt dagegen der
weiße Anführer die Rolle
eines unbarmherzigen Ur-
teilsvollstreckers, der vor
der erschreckten geg-
nerischen Majestät hohn-
lachend auftaucht: „Der
steinerne Gast!"
5. Mafchparfie, Wien 19ro;
Schwarz ; Dr. Lasl<er.
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Weiß: Schlechter.
(Blutiger Rückzug c7 — d8 — c8),
lus dem Wiener Großturnier 192;
(siehe Partie Nr. 56),
Schwarz; Reti,
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(d)
Weiß: Aljechin,
Weiß ; Dr, Tarrasch,
Es wäre wohl angezeigt, diese Sammlung zu erweitern und sozusagen eine
Spektralanalyse von Feldern, Linien und Figuren aufzustellen. Hoffentlich werden
aber schon diese wenigen Beispiele dem Leser beweisen, daß der Schachspieler
keineswegs mit bloßem hölzernen Brettmaterial, sondern vielmehr mit lebendigen,
und zwar ebenso feinfühligen wie aufopferungsvollen Helfern und Helfershelfern
arbeitet: Jedes Feld lebt und webt, jede Figur wirkt und stirbt, jedes Tempo wagt
und wacht — und oft ist es nur der Spieler allein, der wie eine Holzfigur dasitzt,
statt das Gefühlleben der „toten Dinge" richtig zu erfassen und auszuwerten. , . .
Halb-Offen.
Ü b B T s 1 c h t •:
a) Ftanzösiscli ,,.,,.,. Partie Nr, 41 bis 47..
h) Sizilianisch „ „ 48 „ 55,
c) Caro-Kann , „ ^ 56 „ 59,
d) Skandinavisch „ „ 60 „ 61,
e) Niemzowitsch-Eröffnung: „ „ 62
f) Aljechija-Eröffniing: ... . „ 1 . 3*)
*) Wir haben diefee eigenartige Neuerrungenschatt des hypermodernen Schach^
gedankens schon mit Rücksicht auf ihre brennende Aktualität ganz außerhalb der
überlieferten Rangordnung eingangs des Buches behandelt.
Dr. S. 6. Tartakower: Die hypermoderne Schachpartie. 16
Französisch.
Ist die „französische Mauer" zu
durchbrechen? Diese Frage, die be-
reits von Jänisch 1842 zugunsten der
nachziehenden Partei beantwortet
wurde, bildet noch heute das Um
und Auf der ganzen Eröffnung. Immer
mehr überzeugt man sich dabei, daß
die Unterbrechung der Angriffslinie
gegen f7 wie eine kalte Dusche wirkt
und daß die Bildung des weißen
Bauernzentrums (mittels 2. d2-d4
und späterem e4— e5) von ephemerer
Natur ist, da das schwarze Gegen-
spiel (mit c7 — c5 und gelegentlichem
f7— f6) nicht lange auf sich warten
läßt, — Wenig ergibt auch die Ent-
spannungsmethode mittels e4Xd5,
möge nun dieser Abtausch in seiner
einfachen, bereits von Morphy
bevorzugten Form (im 3. Zuge), oder
in seiner hochkultivierten, von Sveno-
nius aufoktroyirten Gestalt (im
5. Zuge) geschehen. — Da ferner
auch die Flügelstöße 2. f2— f4
nach 2 d5, 3. e5 c5 usw. sowie
2. c2— c4 nach 2. . . . c5 ! 3. Sf3 Sc6,
4. d4 cd, 5. Sd4: Sf6 usw. allerlei
Schwächen zurücklassen, liegt der
Gedanke nahe, das Geheimnis der
Eröffnung in ganz geschlossener
Weise zum Lösen zu bringen.
In Ausführung dieses strategischen
Gedankens wurden in neuerer Zeit
versucht:
I.) 2. b2~b3, vergl. Partie Rdti-
Maröczy, Göteborg 1920: 2. b3 d5,
3. Lb2 de, 4. Sc3 Sf6 (wenn 4....f5,
so 5. f3!), 5. De2 Le7 (vielleicht
5....Lb4), 6. 0-0-0! Sbd7, 7. g4 h6,
8. Lg2 mit chancenreichem Spiel.
Schwarz konnte jedoch viel wirk-
samer mit 3....C5! fortsetzen, womit
übrigens in eine sizilianisch eröffnete
Partie Kieseritzki-Anderssen, London
1850 eingelenkt wird.
IL) 2. d2— d3, vergl. Partie Niem-
zowitsch-Capablanca, San Sebastian
191 1 : 2. d3 d5, 3, Sd2 (ä la Hanham!)
c5, 4. Sgf3 Sc6, 5. Le2 Ld6, 6. 0—0
Dc7, 7. Tel Sge7, 8. c3 0—0, 9'. a3
f5 und Schw. kam bald ans Ruder.
III.) last not least Tschigorins
alterZug2, Ddl— e2, um das Zentrum
möglichst geschlossen zu halten, z. B.:
a) Partie Trejbal— Tartakower, Pistyan
1922: 2.... c5! 3. Sf3 (dieselbe Spielart
kann sich auch aus der Sizilianischen
nach 1; e4 c5, 2. Sf3 e6, 3. De2 ergeben. —
Spielbar ist hier auch sofort 3. g3, am
schärfsten ist aber 3. f4, z. B. Partie
Hromadka — Balla, Pistyan 1922: 3. U
Sc6, 4. Sf3 Le7, 5. g3 Sf6, 6. d3 d5,
7. Sc3 mit gutem Spiel).
3. . . . Sc6 (oder auch zunächst 3
Le7), 4. g3 Le7 (unzweckmäßig wäre die
Abwicklung 4. . . . Sd4, 5. Sd4: cd, 6. f4 usw.,
ganz abgesehen davon, daß Weiß auch
ganz gut 5. Dd3 spielen und die Vor-
postenstellung des Sd4 bald unterminieren
kann. — Nach Steinitz ist übrigens am
besten, mit d6 nebst Sf6, Le7, 0—0 und
d6— d5 fortzusetzen, vergl. hiezu aber Partie
Trejbal— Sämisch, Karlsbad 1923: 4.... d6,
5. Lg2 Sf6, 6. 0-0 Le7, 7. c3 0—0, 8. d4
cd, 9. Sd4: Ld7, 10. Tdl! mit weißem
Vorteil).
5. Lg2 d5, 6, d3! (die Pointe der
ganzen Spielanlage von Weiß: Er ver-
gittert die d-Linie, ohne dabei den Damen-
tausch zuzulassen!)
6.... Sf6, 7. 0-0 0-0, 8. Sc3 (un-
günstig geschah in einer Partie Chajes—
Sämisch, Karlsbad 1923, ä la Hanham:
8. Sbd2 b6, 9. c3? La6! 10. Sei Dc7 mit
besseren Chancen für Schwarz. — Von
fraglichem Werte wäre auch der Vorstoß
8. e5).
8. . . . d4 (zweischneidig. In einer
Matchpartie Tschigorin— Tarrasch, Peters-
burg 1893, folgte hier bekanntlch die
Mobilisierung des Damenflügels durch
~ 243 -
8. ... a6, 9. Lg5 h6, 10. Lf4! b5, worauf je-
doch Weiß mit 11. Tfel d4, 12. Sdl Sd7,
13. Khl! Te8, 14. Tgl e5, 15. Ld2 Sf8,
16. Sei Se6, 17. f4 usw. einen heftigen
Rochadeangriff inszenierte. — Am zweck-
mäßigsten ist daher vielleicht 8.... Sd4).
9. Sbl e6— e5, 10. Sbd2 h6, 11. Sc4
Dc7, 12. a4 Le6, 13. Sh4 Dd7, 14. SföK
Te8 (nicht 14.... Lf5: 15. ef Df5: wegen
16. f4!), 15. Se7:t Te7: 16. b3 Lh3, 17. f4
usw. mit wildem Kampf.
b) Partie Hromadka — Spielmann,
Mährisch - Ostrau 1923: 2.... Sc6 (ein
Eventualversuch, das Spiel in ein offenes
zu verwandeln), 3. Sc3 (richtig ist 3. f4!
z. B. : 3. . . . e5, 4. f e Se5 : 5. d4, bezw. 3. . . .
Sf6, 4. Sf3 d5, 5. e5 Se4, 6. d3, beidemale
mit Vorteil für Weiß) 3.... Sd4 (zweck-
mäßiger geschah in der Partie Tschigorin-
Lasker, London 1899: 3.... e5, 4. g3
Sf6, 5. Lg2 Lc5, 6. d3 d6 mit etwa
gleichem Spiel), 4. Dd3 c5, 5. Sf3 Sc6,
6. De2 Le7, 7. g3 d5, 8. d3. Weiß steht
nach wie vor besser. —
Den unverkennbaren Vorzügen des
Tschigorin'schen Zuges (eiserne Hand-
habung der Initiative und Vermeidung
energieauflösender Manöver) stehen jeden-
falls folgende Schattenseiten gegenüber:
Der Gegenstoß d7— d5 wird zwar eine
Zeitlang hintangehalten, kann aber auf
die Dauer nicht verhindert werden und
auch die vorzeitige Aufstellung der Dame
atif e2 birgt manche Nachteile in sich.
Ferner kann Schwarz am Damenflügel
leicht das Übergewicht erlangen.
Wir empfehlen daher als die
einzige, philosophisch richtige Be-
kämpfungsart der französischen
Partie:
IV.) 2. g2— g3, wobei der weiße
Königsläufer auf eine vielver-
sprechende Diagonale gelangt, wäh-
rend seine Verwendung auf der
Hauptdiagonale (also etwa Lfl — d3)
die Gestaltung der sorgenvollen
Bauernkette (c3, d4 und ev. e5)
als Bedingung auferlegt.
Nach 2. gS d5, 3. Lg2! (der
schwarze Damenläufer soll nur schön
eingekapselt bleiben !) 3. . . . de, 4 Sc3 !
(noch energischer als 4 Le4: Sf6,
5. Lg2, worauf Schwarz vielleicht am
besten 5....e6-'e5, 6. Sf3 Ld6, 7.
0 — 0 0 — 0 mit gewissen Ausgleichs-
persp.ektiven fortsetzt) 4 f5 (oder
4...Sf6, 5. Se4: Se4: 6. Le4:
mit asthmatischen Beschwerden für
Schwarz), 5. f3! wird unter event.
Bauernaufopferung dem starren Ge-
rippe der französischen Spielkon-
figuration neues, wildaufbrausendes
Leben eingehaucht.
In Betracht kommt freilich für
Schwarz auf 2. g3 das Oppositions-
system: 2....b6, 3. Lg2 Lb7, worauf
aber etwa 4. Sc3 f5, 5. Sf3! fe, 6.
Sg5 Sf6, 7. Sge4: usw. zu einem
für Weiß günstigen Geplänkel im
Zentrum führt.
*
Dies sind die neuen Perspektiven
für die Entwurzelung der franzö-
sischen Verteidigung.
Kehren wir nun zur Wirklichkeit
zurück, die vorläufig noch fast aus-
nahmslos vom naiven Vorstoß 2.
d2 — d4 beherrscht wird und im Zu-
sammenhang damit hartnäckig das
Bauernzentrum aufzubauen trachtet.
' Nachfolgende Hauptvarianten
kommen hiebei in Betracht:
a) Alapin's Blockade (Partie Nr. 41).
b) Aljechin's Ansturm (Partien Nr.
42 und 43).
c) Mac Cutcheon's Gegenausfall
(Partien Nr. 44 und 45).
Einigen sehr lebensfähigen Neben-
varianten für Weiß bezw. Schwarz
sind weitere zwei Partien gewidmet,
und zwar:
d) Lasker's Entlastungssystem 4 —
d5Xe4 (Partie Nr. 46).
e) Paulsen's Zernierungsmethode
3. e4— e5 (Partie Nr. 47).
Partie Nr. 41.
Großturnier zu Mähr.-Ostrau 1923.
Weiß: Schwarz:
H. Wolf. Spielmann.
1. e2— e4 e7— e6
2. d2— d4 d7— d5
3. Sbl— c3 ....
Ein Zug der Mode und der
Vernunft.
16*
244
Außerdem kommen hier noch
folgende vier Systeme in Betracht:
I.) 3. Sbl— d2.
Dieser von Dr. Tarrasch in Manchester
1890 eingeführte Wendeltreppenzug sieht
wenig natürlich aus, vergleiche IX. Match-
partie Marotti— Koselli, Neapel 1923:
3..., c5! (wohl am besten. Nach 3....
de, 4. Se4: würde eine wenig beliebte
Variante des Hauptspieles entstehen und
auf 3.... Sf6 folgte in einer Gastpartie
Canal— Hans Johner, Zürich 1917, die Ein-
schnürung 4. e5 Sd7, 5. Ld3, wobei Weiß
dem Gegenstoß 5 c7— c5 sofort mit
dem Reservezug 6. c2— c3 zu begegnen ver-
mochte. — 6. . . . Sc6, 7. Se2! Dbö, 8. Sf3!
f6, 9. ef Sf6: 10. 0-0 Ld6, 11. Tbl! [um
Lei mobil zu machen] 11 0—0, 12. Lf4
Lf4: 13. Sf4: Dc7, 14. g3! e5, 15. de Se5:
16. Se5: De5: 17. Tel Dd6, 18. Lc4! Lf5,
19. Sd5: Kh8, 20. Se3 De5, 21. Sf5: Df5;
22. Le6 Dg6, 23. f4 und Weiß gewann
leicht mit seinem Freibauern). —
4. ed (oder 4. de Lc5: 5. Sb3 Lb6, 6.
ed Sf6 ! — Ergebnislos ist auch 4. c3 Sc6,
5. Sf3 Db6 mit Gegenspiel, wodurch die
Stützung des weißen Zentrums illusorisch
gemacht wird).
4.... ed (auf 4.... Dd5: schlägt Dr.
Tarrasch die Gambitfortsetzung 5. Sgf3!
ed, 6. Lc4 vor).
5. Lböf (oder nach Collijn 5. de Lc5:
6. Sb3 Lb6, 7. Sf3 Sc6, 8. Le2 Sf6 mit
gleichem Spiel).
5.... Sc6, 6. De2t Le6, 7. Sf3 (jeden-
falls nachhaltiger als das im Bilguer an-
gegebene 7. de).
7.... a6 (in Betracht kommt auch
7.... Sf6).
8. Lc6:t bc, 9. 0—0, worauf nun-
mehr statt des zweifelhaften 9. . . . c4 am
einfachsten 9.... Sf6 mit gleichem Spiel
geschehen sollte.
II.) 3. e4-e5.
Wegen dieses von Niemzowitsch
modernisierten Paulsen-Zuges siehe Partie
Nr. 47.
III.) 3. Lfl-d3.
Eine sehr beachtenswerte Fortsetzung,
der man höchstens nur ihre übergroße
Natürlichkeit zum Vorwurf machen könnte!
Wenn darauf 3. . . . Sf6, so 4. e5 nebst
baldigem c3 und f4 mit schöner Bauern-
kette und wenn 3.... de, so 4. Le4: Sf6,
5. Ld3 (schwächer 5. Lf3 c5. Auch gegen
5. Lg5 ist 5. ... c5 zu empfehlen) 5....
c5, 6. de (oder auch 6. Sf3 cd, 7. Sd4:
Lc5, 8. Sf3 usw. Weniger Spannkraft weist
dagegen 6. c3 cd, 7. cd auf, da Bd4
immerhin schwach bleibt) 6.... Lc5:
7. Sf3 usw. mit einem, allerdings kleinen,
Stellungsvorteil.*)
Die beste Entgegnung auf 3. Ld3 bildet
daher wohl 3.... c5, 4. c3 (oder 4. ed ed!
5. De2 1 Le6!) 4. ... cd ! (schwächer ist 4. . . .
Sc6, 5. Sf3 Sf6, 6. e5 Sd7, 7. 0-0 Db6, 8.
de Lc5: 9. De2. Partie Schlechter—
Showalter, Wien 1898 oder noch präziser
9. b4 Le7, 10. Tel. Partie Tartakower—
Spielmann, Wien 1913).
5. cd de (oder Partie Tartakower—
Maröczy, Karlsbad 1923: 5. . . . Sc6, 6. Sf3
de, 7. Le4: Sf6, 8. Lc6:t bc, 9. Da4 mit
einem minimalen Stellungsvorteil für
Weiß).
6. Le4: Sf6, bei welcher Fortsetzung
Schwarz gute Ausgleichshoffnungen hegen
darf. -
IV.) 3. e4Xd5.
Morphy — der übrigens den halb-
offenen Spielen alle Tiefe absprach —
zog grundsätzlich 3. e4Xd5, und es ist
nicht seine Schuld, daß aus dieser fein-
sinnigen Ab tau seh Variante später die
berüchtigte Abholzungsvariante ent-
stand! Schwarz braucht die Eintönigkeit
derselben nicht zu fürchten, er muß
sich nur entschließen, der symmetrischen
Entwicklung der Königsspringer auszu-
weichen und der heterogenen Rochade
nachzustreben, also:
3. ed ed, 4. Sf3 Ld6! 5. Ld3 Se7 (oder
gar Partie Maröczy— Bogoljubow, (jöte-
borg 1920: 5.... De7t 6. De2 [6. Le3 Lf4]
Sc6 mit Initiative), 6. 0-0 Lg4 nebst Sc6
Dd7 usw., bezw. 4. Ld3 Ld6, 5. Se2 Sf6,
6. Lg5 Sc6! usw., bezw. auch 4. Le3 Sf6,
*) Mit einem Sieg der schweren
Geschütze endete folgende Partie Tarta-
kower—Sämisch (Karlsbad 1923):
7.... Sc6 (oder Partie Schlechter—
Tarrasch: 7.... 0—0, 8.0-0 Sc6, 9. De2
Dc7, 10. Sc3 mit freierer Stellung für Weiß).
8. 0—0 Ld7 (in einer Matchpartie
Tarrasch— Mieses, Berlin 1916, geschah
sofortS.... Sb4, 9. LbSf Ld7, worauf statt
der Verwicklung 10. De2 0—0, 11. Lc4
Tc8, 12. a3 Sbdö usw. einfach 10. Ld7:t
Dd7: 11. De2 usw. mit freierem Spiel für
Weiß gut genug wäre).
9. Sc3 Sb4 (besser 0—0), 10. Se5Sd3:
11. Dd3: Lc6, 12. Dg3! 0-0, 13. Lh6 Se8,
14. Sc6: bc, 15. Tadl Dc8, 16. Td3 f6, 17.
Se4 Le7, 18. Tf dl Tf7, 19. Le3! (Eroberung
des strategischen Punktes c5).
19... . Lf8, 20. Lc5 f5, 21. Sg5! Lc5: 22.
Sf7: Kf7: 23. Td7t Kg8! 24. Dg5! (24. De5?
Sf6!) 24.... h6 (etwas besser war sofort
24....Lf8).
25. Dg6 Lf8, 26. Df7t Kh7, 27. Df8:
Aufgegeben.
245 —
5. Ld3 Ld6, 6. Sc3 Sc6! 7. Dd2 Sb4 nebst
Sd3:, allemale mit Vermeidung des so
beliebt gewordenen Scheingefechts.
3. . . . Sg8"f6
Mut oder Übermut? — Jedenfalls
zwingt Schwarz den Gegner zur Er-
klärung, ob er nämlich die Spannung
im Zentrum
a) durch den Abtausch auflösen
(4. ed),
b) durch das Vorrücken festlegen
(4. e5) oder endlich
c) durch die Fesselung (4. Lg5) pro-
longieren will.
Als eine lehrreiche Verquickung von
Vergangenheitserfahrungen mit Zukunfts-
aussichten stellen sich hier folgende drei
Abzweigungen dar:
I) 3. . . d5Xe4.
Diese von Lasker in früheren Jahren
gepflogene Abwicklung steht wegen
folgender Matchpartie Capablanca—
Kostitsch (Havanna 1919) unter Quaran-
taine:
4. Se4: Sd7! (viel besser als sofort
4.... Sf6 oder 4. . . . b6), 5. Sf3 Sgf6
(5 b6, 6. Lb5), 6. Sf6:t (präziser als
6. Ld3 * worauf nunmehr 6. . . . b6, mit
sofortigem Inaktiontreten des schwarzen
Damenläufers am zweckmäßigsten ist).
6 Sf6: 7. Ld3 (interessant geschah
auch in einer Partie Capablanca— Blanco,
Havanna 1913, um b7— b6 im Keime
zu ersticken: 7. Se5 Ld6 [oder Partie
Reti— Mieses, Göteborg 1920: 7. . . . Sd7,
8. Ld3 c5, 9. Dh5 mit Angriff], 8. Df3
[noch besser vielleicht 8. Lg5J 8. . . . cO,
[Besser 8. . . . c5], 9. c3 0-0, 10. Lg5 Le7,
11. Ld3 mit endgültig sichergestellter
Initiative für Weiß).
7 Le7 (auf 7 b6 geschah in
zwei Matchpartien Tarrasch— Mieses: 8.
De2** mit gutem Spiel iuv Weiß).
*) Einen wilden Verlauf nahm dabei
folgende Korrespondenzpartie Linz— Wien
(1919/20): 6. Ld3 Le7, 7. c3 b6, 8. Lf4
Lb7, 9. Sf6:t Sf6: 10. De2 0-0, 11. h4
Dd5, 12. Le5 c5, 13. Sg5 g6, 14. Th2 cd,
15. Lc4 Dc6, 16. h5 de, 17. b3 Sh5: 18.
Th5: Lg5: 19. Tg5: f6, 20. 0-0-0 fe,
21. De5: Tae8, 22. Tg6:t! (ein schönes
Finale!) 22.... hg, 23. Thl. Aufgegeben.
**) Mit guten praktischen Chancen ist
wieder 8. Se5 verbunden, z. B. geschah in
einer Leipziger Fernturnierpartie Churgin-
Hanitzsch (1923): 7. . . . b6, 8. Se5 Lb7, 9.
LbSf c6, 10. Df3 (nicht aber 10. Sc6:
Dd5, 11. Sa7:t Sd7 oder auch 10. Lc6:t
8. 0-0 0-0 (8. . . . b6, 9. Se5 Lb7,
10. Lb5tKf8, 11. c4!), 9. Lg5 b6, 10. De2
Lb7, 11. Tadl h6, 12. Lf4 Dd5 (auch
nach etwa 12.... Tc8, 13. c3 steht Weiß
überlegen), 13. c4 usw. mit überraschend
schnellem Gewinn.
Trotzdem schlagen wir in dieser
Variante als eine zum Ausgleich genü-
gende Verstärkung 5 Le7 (statc 5
Sgf6) vor, z. B.:
5. . . . Le7, 6. Ld3 Sgf6, 7. Sf6:t Lf6:!
8. De2 0—0, 9. De4 g6, 10. 0-0 c5, 11.
c3 cd, 12. cd Db6, mit befriedigendem
Gegenspiel. — Vgl. hiezu auch
Partie Nr. 46. ^.y,^^- .^
II.) 3. . . . ui:?--d5.
Gegen diese MarshaH'schc Ketten-
sprengung, die von ihm auch bei der
Sizilianischen Verteidigung (nach 1. e4 c5,
2. Sf3 e6, 3. d4 d5. Vgl. Anm. zum 3. Zuge
von Schwarz in der Partie Nr. 49) öfters
angewendet wurde, ist nach Collijn 4. ed!
ed, 5. Sf3 Sc6, 6. Le2! nebst 0-0 und
eventuell Le3 zu empfehlen, wobei der
schwarze Bd5 systematisch unterminiert
wird. —
III.) 3. . . . Lf8— b4.
Im Vordergrund der gegenwärtigen
„Ausgleichsverhandlungen" stehend, hat
dieser alte Zug zur Idee, eventuell die
Sge7- (statt der Sf6-) Entwicklung
durchzusetzen und dadurch die unbe-
queme Symmetrial Verwendung des Königs-
springers zu brechen.
Als ersten moralischen Erfolg hat
Schwarz dabei zu verzeichnen, daß der
Gegner am besten die Schwebestellung
im Zentrum auflöst:
3 Lb4, 4. ed! ed, worauf dann
folgende fein nuancierte Entwicklungs-
möglichkeiten entstehen:
a) mit Sge2, vgl. Partie Reti— Maröczy,
Wien 1922 : 5. Ld3 Se7 ! (beiderseits farbloser
geschah in einer PartieTeichmann-Maröczy,
Teplitz 1922: 5. . .: Sf6, 6. Sf3 [energischer
6. Lg5, Partie Tarrasch-Duras, Breslau
1912, oder auch 6. Sge2, Partie Maröczy-
Showalter, London 1899] 6.... 0—0
[sicherer als 6 Se4, worauf 7. 0—0
Sc3: 8. bc Lc3: 9. La3 Lal : 10. Tel f Le6,
11. Dal: Sc6, 12. c4 mit scharfem An-
griff folgen könnte], 7. 0—0 Lg4. 8. Lg5
c6, 9. h3 [nach Grünfeld wäre 9. Se2
Lc6: 11. Sc6: Dd5! mit schwarzem
Vorteil) 10. . . . Tc8? (richtig ist 10. . . .
Dd5, z. B. 11. Dd5: Sd5: 12. Lc6:t Lc6:
13. Sc6: Tc8 mit gutem Spiel), 11. Sc6:
Dc7 (wenn jetzt 11.... Dd5, so 12. Dd5:
nebst Sa7:t), 12. Saöf Ke7 (12.... Sd7,
13. Sb7: nebst Lf4), 13. Sb7: Tb8? 14.
Da3t Dd6, 15. Dd6;#
246
Lf3: 10. gf chancenreicher] 9 Lf3:
[sicherer als Partie Maröczy— Rubinstein,
Prag 1908: 9. . . . Lh5, 10. g4 Lg6, 11. Se5
Lei, 12. Lf4], 10. Df3: Sbd7, 11. Tfel
[nachhaltiger wäre 11. Se2] 11. . . . Dc7, 12.
Lf4 Ld6 mit gleichem Spiel. — Die so-
fortige Entwicklung des schwarzen Königs-
springers ist übrigens nicht vonnöten;
Niemzowitsch spielt hier auch zunächst
5. . . . Sc6).
6. Se2 (oder Partie Möller— Niem-
zowitsch, Kopenhagen 1923: 6. Sf3 Lg4,
7. h3 Lh5, 8. 0—0 [zweckmäßiger sofort
8. g4 Lg6, 9. Se5] 8. . . . Sc6, 9. g4 Lg6,
10. Se5 Se5: 11. de h5, 12. Lg6: fg, 13.
Lg5 mit etwa gleichen Chancen).
6. . . . Lf5! 7. Sg3 Lg6, 8. 0-0 0-0
(oder Partie Spielmann— Niemzowitsch,
Kopenhagen 1923, die mit Zugum-
stellungen identischen Verlauf nahm:
8.... Sbc6, 9. Sce2 Dd7, 10. f4 f5 mit
Gleichgewicht).
9. Sce2 c6, 10. Sf4 Ld6 und der
Läufer ist nach erfüllter Mission glück-
lich heimgekehrt; die Spiele stehen im
Zeichen der Vereinfachung vollkommen
gleich. —
b) mit Sf3, vgl. Partie Post— Moritz,
Frankfurt am Main 1923: 5. Sf3 Se7 (nach
5. . . . Sf6, 6. Ld3 0—0 [6. . . . Se4, 7. 0-0!
Sc3: 8. bc Lc3: 9. La3!], 7. 0-0 nebst Lg5
hat Schwarz ceteris paribus immerhin an
der ungünstigen Postierung seines
Königsläufers zu leiden. — Unbefriedigend
ist auch etwa 5. . . . Lg4, 6. Ld3 Sf6
[vielleicht Se7], 7. 0—0 0—0, 8. Lg5 Lc3:
9. bc Dd6, 10. Tel mit besseren Chancen
für Weiß).
6. Ld3 (interessant geschah in einer
Partie Trejbal— Niemzowitsch, Karlsbad
1923: 6. a3 Lc3:t 7. bc 0—0, 8. Ld3 Lf5,
9. 0-0 Sbc6, 10. Lf4 und Weiß ist sehr
günstig entwickelt).
6 c6 (zweckmäßiger ist nach
Grünfeld der Mobilisierungsplan Lg4,
Sc6, Dd7, f6, 0—0—0. Vergleiche hiezu
die vorzitierte Partie Möller-Niemzowitsch).
7. 0—0 0—0, 8. Se2! Lf5, 9. Lf5: Sf5:
10. Dd3! Se7, 11. Sg5 Sg6, 12. h4! Le7!
13. Sh7: mit schönem Angriff, der jedoch
das Fundament der schwarzen Stellung
nicht zu erschüttern vermochte. —
c) Partie Chajes— Niemzowitsch,
Karlsbad 1923: 5. a3 (famos! Dem trans-
atlantischen Recken ist jede Fesselung un-
erträglich).
5. . . . La5? (ein ungünstiger Rückzug.
Geboten war Lc3:t oder Le7).
6. Ld3 Sc6, 7. Le3 Sge7, 8. Sf3 Lg4,
9. h3! Lh5, 10. De2 und Weiß steht
prachtvoll entwickelt. Die beiden
schwarzen Läufer gerieten auf Abwege,
Schwarz wurde ausgezählt.
Die Idee des Zuges 3. . . . Lb4 ist
jedenfalls nur rein defensiven Charakters:
Abtausch, Vereinfachung, Remis. Mit
hochtrabenden Plänen läßt er sich schwer
verbinden, außer wenn V/eiß selbst etwas
zu scharf vorgeht, vergleiche Partie
Dr. Lasker— Maröczy, New-York 1924:
4. e5!? c5! (zahmer geschah in einer
Partie Bogoljubow— Selesnjew, Triberg
1921: 4.... Se7, 5. a3 La5, '6. Dg4 usw.
mit weißem Vorteil), 5. a3 cd (nicht
5.... La5 wegen 6. b4 cb, 7. Sb5! usw.
Dagegen kommt auch 5 Lc3:t 6. bc
Da5, 7. Ld2 c4 usw. stark in Betracht),
6. ab de, 7. bc Dc7, 8. Sf3 Se7, 9. Ld3
Sg6, 10. 0-0 Sd7, 11. Tel Dc3: 12. Ld2
Dc7, 13. De2 0-0 usw. mit zwei-
schneidigem Spiel. —
4. Lei — g5 ....
Baut die ganze Eröffnung auf
einer (auch im Damengambit be-
liebten) Fesselungsidee auf. Doch
sind hier auch andere strategische
Gedanken zu beachten:
I.) Festleguns: des Zentrums.
Dieser Vorstoß 4. e4 — e5 Sf6 — d7
gilt für ungünstig in allen seinen drei
Abzweigungen:
a) 5. f4 (Steinitz!) laut Partie
Tarrasch— Spielmann, Nürnberg 1906:
5. f4 c5, 6. de Sc6! 7. a3 Lc5: (oder
Partie Pillsbury— Lasker, Nürnberg 1896:
7.... Sc5: 8. b4 Sd7, 9. Ld3 und Weiß
kam in Vorteil. — Alapin hält übrigens
7. . . . f6 für das Beste).
8. Dg4!? 0—0 (nach Cordel kommt
auch 8. . . . Sf8, 9. Dg7: Sg6 in Betracht).
9. Sf3 (wir halten immerhin die
flotte Fortsetzung 9. Ld3 für die chancen-
reichere).
9 Sd4! (statt des früher üblichen
9. . . . f5, 10. Dh3 h6).
10. Ld3 f5, 11. Dh3 Sf3:t 12. Df3:
Lb6! 13. Se2 Sc5, 14. Le3 (besser Ld2)
Ld7, 15. Lc5: Lc5: 16. 0-0-0 b5 mit
starkem Gegenspiel.
b) 5. Sce2, gegen das patentierte Er-
schütterungsmanöver: c5, Sc6, Db6, f6usw.
gerichtet*).
*) Umsonst! Vergleiche hiezu Partie
Whitehead— Maröczy, London 1923:
5. (Sce2) c5, 6. c3 Sc6, 7. f4 Db6,
8. Sf3 (oder auch Partie Duras— Spiel-
mann, Pistyan 1912: 8. g3 f6!)
8.... f6! 9. g3 cd, 10. cd fe, 11. fe
Lb4t 12. Kf2 0-0, 13. Le3 Sde5:! 14.
de Tf3:!! 15. Kf3: Se5:t 16. Kf4 Dd6, 17.
Lh3 Ld7, 18. Ld4 TfSf Weiß gibt auf.
— 247 -
c) 5. Dg4 (Gledhill!), vergleiche
Partie Bogoljubow— Reti, Mährisch-Ostrau
1923: 5. Dg4 c5 (wir halten hier zunächst
5 h5 für noch energischer).
6. Sb5 (eine Neuerung. Auf 6. Sf3 cd,
7. Sd4: kommt Schwarz durch den von
Bogoljubow selbst vorgeschlagenen Zug
7 Sc6 in Vorteil, während hingegen
7.... Se5: 8. DgS Sbc6 [8.... Sg6, 9.
SdbS Sa6, 10. h4!], 9. Lb5 Ld7, 10. Lc6:
Sc6: 11. Sdb5 Tc8, 12. Lf4 Da5! 13. 0-0!
den Weißen im Angriff belassen würde).
6.... cd! 7. Sf3 (natürlich nicht 7.
Sd6t Ld6: 8. Dg7: Le5:) 7.... Sc6, 8.
Sd6t? Ld6: 9. Dg7: Le5:! 10. Se5: Df6,
11. Df6: Sf6: und Schwarz ist offen-
kundig im Vorteil. —
IL) Abwartung im Zentrum.
Obwohl diese in Lfl — d3 be-
stehende Methode von niemand Ge-
ringerem als Lasker undCapablanca
öfters angewandt wurde, ergibt sie
keinen Vorteil, z. B. Partie Lasker-
Spielmann, Mährisch-Ostrau 1923:
4. Ld3 c5! (auf 4 de folgte in
einer Partie Capablanca— Chajes, New-
York 1918: 5. Se4: Sbd7, 6. Sf6:t Sf6: 7.
Sf3 Le7, 8. De2! mit Stellungsvorteil für
Weiß).
5. Sf3 c4 (gesünder sieht wohl
Sc6 aus).
6. Le2 Lb4, 7. ed Sd5: 8. Ld2 Lc3:
9. bc Dc7, 10. a4 mit verbarrikadiertem
Spiel.
III.) Entspannung im Zentrum.
Diese von Svenonius verkündete
Wahrheit lautet:
4. e4Xd5 e6Xd5 (auf 4. . . . Sd5: ist
5. Sf3 am schärfsten*, z. B.: Partie
Sämisch— Tartakower, Berlin 1920: 5. Sf3
Le7, 6. Ld3 0—0, 7. 0—0 Sc6 [natürlicher
sieht 7. . . . b6 oder 7. . . . c5 aus], 8. Tel
[8. De2 Sdb4] 8 Lf6, 9. Sd5: ed, 10.
c3. Weiß steht besser).
5. Lei— g5 Sb8— c6! (von Aljechin
befürwortet, dagegen ist nach der stereo-
typen Fortsetzung 5. . . . Le7, 6. Ld3 Sc6,
*) Nicht ohne Tücken ist auch 5.
Se4, vergleiche folgende Blindpartie
Aljechin— Feldt (Tarnopol 1920):
5. Se4 f5? (Schwarz wird nervös.
Solider wäre etwa 5 Le7).
6. Sg5 Le7, 7. Sgl— f3 c6, 8. Se5!
0-0, 9. Sgf3 b6, 10. Ld3 Lb7, 11. 0-0
Te8, 12. c4 Sf6, 13. Lf4 Sbd7, 14. De2
c5, 15. Sf7!!! Kf7: 16. De6:t!!! Kg6,
(16.... Ke6: 17. Sg5# Himmlisch!)
17. g4! nebst Matt im nächsten
Zuge (17. . . . Le4, 18. Sh4#).
7. Sge2 [vielleicht auch 7. Sf3] die weiße
Schlachtordnung entschieden vorzuziehen,
z. B. 7. . . . Sb4, 8. 0-0 Sd3: 9. Dd3: 0-0,
10. Sg3 usw. oder auch als „dernier cri
de Budapest": 7.... 0-0, 8. 0-0 Se8
[ein von Maröczy empfohlenes Ent-
wirrungssystem], 9. Le7: [präziser als
9. Lf4 Sb4! mit gutem Ausgleich: Partie
Spielmann— Reti, Mährisch-Ostrau 1923]
9. . . . Se7: 10. Sg3, Weiß steht besser).
6. LgöXfö (zum raschen Ausgleich
führte in einer Partie Aljechin-Spielmann,
Pistyan 1922: 6. Sf3 Le7 [es geht auch
sofort Lg4], 7. Ld3 Lg4 usw. — Wenig
ergab auch in einer Partie Spielmann —
Tarrasch, Teplitz 1922: 6. Lb5 [droht Lf6:]
6 Le7, 7. Sg e2 0—0, 8. 0-0,
worauf jetzt statt 8. . . . a6, 9.
Lc6:! bc, 10. Sg3 usw. die Ab-
wicklung 8. . . . Se4! sehr gut geschehen
konnte).
6.... Dd8Xf6, 7. Sc3Xd5 (einfach
und gediegen. Gekünstelt geschah da-
gegen in einer Partie Mieses-Bogoljubow,
Berlin 1920: 7. De2t Le6, 8. Sd5: Dd8,
9. Se3 Dd4: Schwarz steht besser).
7. . . . Df6— d6 (präziser als 7. . . .
Dd8, worauf in einer Partie Tartakower-
Sämisch, Kopenhagen 1923, einfach
folgte: 8. Se3 Dd4: 9. Dd4: Sd4: 10.
0-0-0 Se6 [10 Lc5, 11. b4! Lb6, 12.
Sd5 Sc6, 13. b5, bezw. 12. . . . Se6, -13.
Sb6: ab, 14. Kb2 mit kleinem Positions-
vorteil für Weiß], 11. Sf3 g6 [besser
wohl Lc5], 12. Lc4 Lh6, 13. Kbl b6, 14.
h4 zugunsten von Weiß).
8. c2— c4 (oder auch 8. Lc4) 8. . . .
Lc8— e6 mit gutem Ausgleich.
• • •
Lf8-e7
Wegen 4. . . . Lb4 (Mac Cutcheon !),
was sich endlich als ungünstig zu
entschleiern beginnt, siehe Partien
Nr. 44 sowie 45 und wegen 4....
de (Lasker-Rubinstein!), was nach
unserer Meinung den vorigen Fesse-
lungszug von Weiß vollkommen un-
schädlich macht, siehe Partie Nr. 46.
Der kühne Bauernopferversuch
4....h6, 5. Lf6: Df6: 6. ed Lb4, 7.
Lböf hat sich in der Partie Capa-
blanca-Aljechin, Petersburg 1914, als
ein totgeborenes Experiment erwiesen.
5. e4— e5 ....
Auf 5. ed darf jetzt 5....Sd5:
mit umso größerer Berechtigung ge-
schehen.
248 -
Ohne Durchschlagskraft ist auch
die Mieses'sche Lieblingsfortsetzung:
5. Lf6: Lf6: 6. e5 (bezw. 6. Sf3 0-0,
7. Ld3 c5) 6. . . . Le7, 7. Dg4 0—0,
8. Ld3 f5, 9. Dh3 c5. Schwarz steht gut.
5. .... Sf6— d7
Auf 5. . . . Se4 ist zwar 6. Lei: De7:
(6. . . . Sc3: 7.Dg4!), 7. Se4: de für beide
Teile sehr zweischneidig, z. B. Match-
partie Spielmann— Tartakower, Wien
1913: 8. c3 (auch gegen 8. Dd2 gibt es
genügende Paraden) 8. . . . 0—0, 9. g3
(gediegener als 9. Dc2 f5, 10. Lc4 Sd7,
wie in einer früheren Partie zwischen
denselben Gegnern, Wien 1907, mit wil-
dem Spiel erfolgte) 9. . . . f5, 10. Lg2
c5, 11. Se2 cd, 12. cd Db4t 13. Dd2
Dd2:t 14. Kd2: Sc6 mit Gegenchancen. —
Vorzuziehen ist daher wohl (auf 5. . .
Se4) 6. Se4: de (oder 6. . . . Lg5: 7. Sg5
Dg5: 8. Sf3! De7, 9. c3 c5, 10. de Dc5
11. Ld3), 7. Le3! (Partie Marshall— Tarta-
kower, Karlsbad 1911) mit etwas besseren
Chancen für Weiß.
6. Lg5Xe7 ....
Über die neue Wahrheit 6.
h2-h4(?!) siehe die beiden nächsten
Partien.
6 Dd8Xe7
7. Ddl— d2 ....
Eine schwer zu ergründende
Stellung! Das Fesselungsabenteuer
ist vorbei und Weiß hat vorüber-
gehend mit eigenen Sorgen zu tun.
Gelingt es ihm aber, sein Bauernge-
bäude im Zentrum rechtzeitig zu
stützen (durch c2 — c3 sowie f2 — f4),
dann wird sein Vorteil augenfällig. Das
sofortige Manöver 7. Sce2 (um eben
c2 — c3 zu ermöglichen) ist zwar
wegen des drohenden Db4(f) nicht
angängig, doch stehen hier dem
Weißen nicht weniger als sechs an-
nehmbare Züge zur Verfügung:
I) Der Textzug ist im Pariser Turnier
1878 aufgetaucht [Partie Englisch—
Makenzie], wurde aber später zugunsten
der Modezüge 7. Sb5, bezw. 7. Ld3
verdrängt. (Näheres siehe unten.)
II) Dem seit Hamburg 1885 ein-
gesetzten Rummel mit dem Alapin'schen
Zuge 7. Sc3— b5 wurde später vom Er-
finder selbst mittels 7 Sb61 ein Ende
bereitet, da Schwarz dabei oft zu
lästigem Gegenspiel gelangt. Es kann
z. B. folgen:
7. Sb5 Sb6 (nach 7.... Dd8 oder
7.... Kd8 folgt 8. c3 a6, 9. Sa3 nebst
baldigem f2— f4 mit völliger Konsoli-
dierung des Bauernzentrums).
8. c3 (auf 8. a4 folgt 8. . . . a6 usw.
mit schließlichem Ausgleich).
8. . . . a6, 9. Sa3 f6! (präziser als
9.... c5, 10. f4 cd? 11. Dd4:! [11. cd,
Db4t 12. Dd2 Sc6, 13. Sf3 Sa4, 14. Db4:
Sb4: 15. Kd2 usw. mit bloßem Ausgleich]
11 Dc7, 12. Sf3 Sc6, 13. Df2 Ld7,
14. Ld3 nebst 0—0, wie in einer Partie
Dr. Bernstein— Dr. Tarrasch, San Seba-
stian 1911, mit überlegenem Spiel für
Weiß geschah.
Die Auflösung 10. . . . cd war also
jedenfalls verfrüht und wäre zunächst
10. . . . Sc6 oder gar 10. . . . Ld7, 11. Dd2
Sa4! 12. Tel b5 usw. wie in einer Partie
Leonhardt— Maröczy, Ostende 1906 mit
Gegenspiel erfolgte, vorzuziehen gewesen).
10. Sf3 (oder Partie Fahrni— Alapin,
München 1909: 10. Ld3 fe, 11. Dh5t
K(^8, 12. de Sa4 mit starken Gegen-
chancen. Spielbar ist allerdings auch 10.
f4, z. B. Partie Maröczy— Reggio, Monte
Carlo 1902: 10. f4 fe, 11. de 0-0, 12.
Dd2 c5, 13. Sf3).
10. . . . Sbd7, 11. ef Df6: 12. Ld3
(oder Partie Bernstein— Spielmann, San
Sebastian 1911: 12. c4 c5, 13. cd ed, 14.
Le2 0—0 mit Ausgleich).
12. . . . e6— e5 (auch die von Collijn
zugunsten von Weiß diagnostizierte Fort-
setzung 12. . . . 0—0, 13. De2 ist nach
etwa 13. . . . Te8, 14. Se5 [sonst e6— e5]
c5 mit allerlei Gegenchancen für
Schwarz verbunden).
13. de Se5: 14. De2 Sbd7, 15. 0-0-0
0—0, 16. Lc2 (auf 16. c4 wäre zwar
16 Sf3: 17. gf d4, 18. Dc2 g6, 19. c5
für Schwarz gefährlich, dagegen dürfte
16 Df4t! 17. Kbl Sd3: 18. Dd3: de,
19. Sc4: Sf6 ein mindestens gleiches
Spiel ergeben).
16. . . . Sf3: 17. <if Df3: (zwingender
als 17.... c6), 18. Df3: (18. De6t Df7,
19. Dh3 Sf6) 18.... 'if3: 19. Td5: Tf2:
(die Philosophie des brutalen: „Nimmst
du was, so hast du was". Dagegen
würde Schwarz nach etwa 19. . . . g6,
20. Tel Kf8, 21. Te2 endgültig im Nach-
teil bleiben).
20. Tel (oder 20. Thdl Sb6, 21.
TdSf Kf7) 20.... g6, 21. Te7 Tf7, 22.
Tdd7: (ein schöner Schlag — ins
Wasser) 22.... Ld7: 23. Lb3 Le8, 24.
Tc7: b5,, 25. Sc^ Kg7, 26. Lf7: Lf7: und
ächwarz hat ; ejp mindestens gleiches
249
Endspiel. — Den Diagnosen der Lehr-
bücher haftet gewöhnlich der eine Fehler
:an: sie vergessen, daß das Schachspiel
nicht aus Ansichten, sondern aus Zügen
■besteht!
HO „25 Jahre nachher!" —Gleichfalls
aus Hamburg drang 1910 die Kunde von
der Erschütterung der französischen
Hauptverteidigung mittels 7. Lfl— d3
[Partie Leonhardt— Spielmann],
Der Siegesrausch ist jedoch bald
verflogen und nach Collijn ist darauf am
besten:
7 a6! (schwächer ist 7,.., 0—0
wegen 8. U c5, 9. Sf3 f6, 10. de nebst
De2 und 0—0—0! mit scharfer Angriffs-
konfiguration für Weiß. — Unklar ist
auch das Schlechter'sche Rezept 7,...
Db4, 8. Sge2 c5 wegen 9. a3 Db6, 10,
Sb5 0-0, 11. de nebst 12. f4 mit wach-
senden Chancen).
8. Sce2 Db4t! (schwächer geschah
in der vorerwähnten Partie Leonhardt-
Spielmann, Hamburg 1910: 8.... c5, 9. c3
Sc6, 10, Dd2! cd [10.... f6, 11. f4], 11.
cd Sb6 [oder 11.... Db4, 12. Db4: Sb4:
13. Kd2 mit Vorteil. Am besten wäre
aber 11.... b5], 12. b3 Ld7, 13. Tel 0-0,
14. f4 und der weiße Angriff drang
glänzend durch).
9. c3 Db2:, welches sonst verdäch-
tige Dreinschlagen einmal ausnahms-
weise auch gut sein kann!!!
IV— VI) In einer Partie Gunsberg—
Burn, 1888, geschah 7. Sf3 0—0, 8. a3
ohne sonderliche Perturbationen in den
beiderseitigen Lagern herbeizuführen.
(Es folgte 8 f6, doch wäre die andere
Sprengung 8 c5 angezeigter). —
Einen scharfen Versuch stellt ferner
der Damenausfall 7. Dg4 nebst 0—0—0
dar. —
Verschwommen ist schließlich 7. f4,
z. B. Partie Dr. Perlis— Spielmann, Karls-
bad 1911:
7.... 0-0, 8. Sf3 c5, 9, Ld3 mit
beiderseitigen Chancen.
Kehren wir nunmehr zum Text-
zug zurück, auf welchen übrigens
die neueste Turnierpraxis allgemein
zurückzugreifen beginnt, da sie ihn
für den nachhaltigsten betrachtet.
Seine leitende Idee ist der Ver-
zicht auf die Bildung der Bauernkette
(c3, d4, e5) zugunsten raschester
Entwicklung, eventuell sogar gänz-
liche Auflösung des Bauernzentrums,
dafür aber Besetzung des strategischen
Schlüsselpunktes d4 mit einer Figur
(Springer),
7. .... 0—0
Auf 7. . . . f6, 8, Sb5 Kd8, 9, f4 fe,
10. fe Dh4t (Partie Breyer — Maröczy,
Göteborg 1920) sollte Weiß nun mit
11. g3! De4t 12. Le2 h6, 13, Sf3 nebst
0—0 fortsetzen.
Nach Grünfeld ist an der Textstelle
auch 7.... Sb6, 8. f4 Ld7, 9. Sf3 c5,
10. Ld3 c4, 11. Le2 Sa4 usw. zu beachten,
8. f2— f4 ....
Also völlige Aufgabe des Bauern-
zentrums!
Der Zug wurde von Steinitz einge-
führt, nachdem der früher üblich gewe-
sene Ausbau des Zentrums mittels 8.
Sdl (oder ähnlich auch bei 8. Sce2) von
Winawer demoliert wurde, vergleiche
hiezu Partie Gottschall— Dr, Tarrasch,
Frankfurt 1885:
8. Sdl c5, 9. c3 f6 (nach Collijn ist
sofort Sc6 präziser), 10. f4 Sc6, 11. Sf3 cd.
12. cd fe, 13. fe Tf3:!! 14. gf Dh4t 15.
Df2 Sd4:[ 16. Dh4: Sf3:t mit entschei-
dendem Übergewicht für Schwarz.
8 c7— c5
Vorsichtiger ist zuerst 8..,.a6.
Gegen den Sprengungsversuch auf
dem anderen Flügel 8....f6 ist 9. Sb5!
zu empfehlen, schwach geschah da-
gegen in einer Partie Yates-Maröczy,
Karlsbad 1923: (8....f6), 9, Sf3 c5,
10. Sb5 a6! 11. Sd6 (11. Sc7 Ta7!)
11.... cd, 12. Sc8: Tc8: 13. Ld3 fe,
14. fe Sc6, 15. De2 Db4t 16. Kf2
Tf8 mit Stellungsvorteil für Schwarz.
Übrigens ist auf 8 — f6 (ebenso
wie auf 8....f5) 9. ef Df6: 10. Sh3!
c5, 11. 0 — 0—0 usw. sehr stark.
9. Sc3— b5 ....
Ein zweifelhaftes Manöver. Ge-
diegener geschah in einer Partie
Tarrasch-Teichmann, San Sebastian
1912: 9. Sf3 Sc6, 10. g3! (von
Rubinstein empfohlen. — Der Welt-
meister aber zieht hier die Abwick-
lung 10. de vor, vgl. P. Capablanca-
Reti, New York 1924: 10. de Sc5:
11. Ld3 f6, 12. ef Df6: 13. g3 Ld7
[warum nicht. 13.... Sd3:t 14. cd
~ 250 -
e5f 15. Sd5: Df7 nebst ef], 14. 0—0
Sd3: 15. cd! Le8, 16. Tfel usw. mit
fühlbarem Positionsdruck von Weiß).
10. .,.a6 (daß der Collijn'sche
Vorschlag 10. ...f6 sehr gefährlich
ist, beweist die Partie Breyer-Spiel-
mann, Berlin 1920: 10.. ..f6, 11. ef
Sf6: 12. Lg2 cd, 13. Sd4: e5 [etwas
besser Ld7], 14. Sd5: Sd5: 15. Ld5:t
Kh8, 16. Se2 ef, 17. 0-0-0! usw.)
11. Lg2 b5, 12. O-O mit schöner
Konzentration der weißen Angriffs-
kräfte. —
In der Ursprungspartie Steinitz-
Golmayo geschah übrigens an der
Textstelle 9. de, was ganz andere
strategische Ziele herbeiführt
9. .... Sb8— c6
Etwas zu oberflächlich gespielt,
so daß Weiß nunmehr die Bauern-
stützung seines Zentrums rechtzeitig
vornehmen kann. Mit 9 a6! 10.
Sd6 (10. Sc7? Ta7) 10..., cd! 11.
SfS f6! konnte Schwarz die Springer-
stellung auf d6 rasch unterminieren
und dadurch ein vollwertiges Gegen-
spiel erlangen.
10. C2--C3! f7-f6
11. Sgl— f3 f6Xe5?
Dieses Losschlagen, das sonst in
den logisch entwickelten Lagen von
entscheidender Bedeutung zu sein
pflegt, vergrößert hier nur die Schwie-.
rigkeiten von Schwarz. In Betracht
käme eher die Absperrung der Zu-
gangslinien durch 11 f6 — f5, 12.
Le2 a6, 13. Sd6 c4 nebst Sc6-d8-f7,
12. f4Xe5 a7— a6
13. Sb5— d6 b7— b5
Der Befreiungsversuch 13 Sd8
14. Ld3 Sf7 würde nach 15. Sf7:
nebst 16. Sg5 sehr schlimm aus-
fallen.
Auch das in ähnlichen Stellungen
der französischen Partie für Schwarz
vorteilhafte Qualitätsopfer: 13 cd,
14. cd Tf3: 15. gf Dh4t 16. Df2
Sd4: 17. Dh4: Sf3:t 18. Kf2 Sh4:
wurde hier nach 19. Tel Sb6, 20.
Tc7 zu Ungunsten des Nachziehenden
enden.
14. Lfl- e2 _ . .
Mit Rücksicht auf das soeben
Ausgeführte, käme hier auch die
energischere Entwicklung 14. Ld3 in
Betracht, doch verzichtet Weiß vor-
läufig noch darauf, da zahlreiche
Präzedenzfälle (z. B. Niemzowitsch-
Bogoljubow, Göteborg 1920) zur
Vorsicht mahnen.
14 c5Xd4
Alle Auflösungsversuche von Schw,
(fe, cd) kommen nunmehr zu spät.
Weiß hat beim Stellungsaufbau das
letzte Wort behalten und die domi-
nierende Springerstellung behauptet,
15. c3Xd4 Sd7— b6
16. b2— b3 Lc8— d7
17. 0—0 h7— h6
Optimistische Wertung: Ein ab-
wartender Sicherungszug! Pessimi-
stische Auffassung: Ein schwächender
Tempoverlust! (Die letztere Ansicht
behält Recht).
Wollen wir aber von diesen sub-
jektiv gefärbten Anschauungen ab-
strahieren, so belehrt uns doch eine
eingehende Untersuchung der Stel-
lung, daß der Textzug eine peinliche
Notwendigkeit darstellt, trotzdem er
sehr viel an Zeit und an Stellungs-
festigkeit verloren gehen läßt.
Schwarz muß nämlich der pein-
lichen Drohung Sg5 unbedingt be-
gegnen. Ungenügend wäre z. B. sofort
17 Tb8 (zwecks Vorbereitung von
Sc8, was sofort wegen Sd6-b7-c5
nicht angängig ist), 18. Sg5 Sd4;
19. Tf8:t Tf8: 20. Dd4: Dg5: 21.
Db6: De5: 22. Tf 1 und Weiß behält
eine Figur mehr,
18. Tal— cl Ta8— b8
19. Le2— d3 ....
Mit offenem Visier gespielt!
Weiß hat seine strategischen Ziele
(starkes Bauernzentrum, dominie-
rende Springerstellung, übermächtige
- 251
Läuferdiagonale!) mit eisernem Willen
durchgesetzt und auch die nach-
folgenden Verwicklungen haarscharf
vorausberechnet
19 Sb8— c8
20. Ld3— bl! ....
Dieses Bauernopfer entwickelt
sich mit logischer Klarheit und Not-
wendigkeit, da sonst der Gegner nach
€twa 20- Sc8: Tbc8: usw. fast aller
Sorgen enthoben werden würde. Kein
Wunder also, daß bei der Text-
fortsetzung auch der praktische
Erfolg für Weiß nicht ausbleibt.
20. , . . , Sc8Xd6
21. e5Xd6 De7Xd6
22. Dd2— d3 Tf8— f5
Noch der einzige Ausweg, da auf
22 Tf6 naheliegenderweise 23.
Dh7t Kf8 (bezw. Kf7), 24. Lg6(t)!
mit vernichtender Wirkung folgen
würde.
23. Sf3— h4 ....
Gewinnt die Qualität, ohne jedoch
den Gegner aller Gegenhoffnungen
zu berauben, so daß diese ganze
Zugfolge von Schwarz offenbar (mit
20 Sd6:) freiwillig zugelassen
wurde.
Noch zwingender wäre aber 23. g4,
trotzdem darauf 23 Sb4 die weiße
Dame scheinbar mit Vorteil zurück-
treiben würde. Der routinierte Meister
Wolf schenkte daher diesem Bauern-
vorstoß nur wenig Beachtung, da er
ihu als einen vom Gegner „herbei-
gesehnten Fehler" taxierte. Bei nähe-
rem Studium ersehen wir aber, daß
nach 23. g4! Sb4, 24. Dd2 der Zug
24 Tf4 (ebenso wie auch der Rück-
zug Tf6) wegen 25. Se5! (mit der
Hauptdrohung 26. Sd7: Dd7: 27.
Db4:) großen Materialverlust nach
sich zieht, weshalb Schwarz ver-
hältnismäßig noch am besten 24...
Tf3: 25. Tf3: Tf8, 26. Tcfl Tf3: 27.
Tf3: Le8 bezw. 26. Tf8:t Kf8:! 27.
Tf 1 1 Ke7, 28. Df2 Kd8 spielt, ohne
freilich die weiße Obermacht auf die
Dauer paralysieren zu können.
Als Milderungsgrund darf aller-
dings Meister Wolf anführen, daß er
auch mit der von ihm gewählten
Fortsetzung etwas Greifbares in den
Schoß fallen sah. Nichtsdestoweniger
ist die Unterlassung von 23. g4
wohl als Oberflächlichkeitssünde zu
betrachten.
Die sieben Erbübel des
Schachspiels sind nämlich:
Oberflächlichkeit, Gefräßig-
keit, Furchtsamkeit, Inkonse-
quenz, Zeitvergeudung, Ver-
ramm elung und — Fri edenssinn!
23 Tb8~f8
24. Sh4Xf5 e6Xf5
25. Tel— c5 Dd6— f6
Trotz der ungünstigen Postierung
seiner Figuren macht Schwarz geist-
reiche Versuche, zu einem Hasard-
angriff zu gelangen (vergL nächste
Anmerkung).
26. a3— a3! ....
Beiderseits wird viel Tücke und
Raffinement angewendet. Ein Herein-
fall wäre hier 26, Td5:? wegen
26 Sb4 und Schwarz gewinnt die
Qualität zurück.
Der weiße Textzug stellt aber
auch seinerseits eine Falle (26 —
Dd4:t? 27. Dd4: Sd4: 28. Td5: mit
Figurgewinn), in die jedoch der
Gegner nicht hereinfällt. Vielmehr
unternimmt er mit den nachfolgenden
Springermanövern (Sc6-e7-g6-h4)
einen scharfen Patrouillenritt.
26 Sc6— e7
27. b3— b4 Kg8— h8
28. Tfl— dl ....
Zur Ablösung der Dame, die
ihrer unstandesgemäßen Funktion als
Wärterin des Bd4 bereits müde ge-
worden ist.
28 Se7— g6
29. Dd3— g3 Sg6— h4
Der Gegenangriff ante portas!
Schwarz droht bereits mit f5-f4-f3
sehr unangenehm zu werden.
-~ 252 —
30. Dg3— e5 ....
Der berüchtigte 30. Zug, weshalb
Weiß vorläufig weder für das
hoffnungsvolle 30. Dc7 noch für das
vorsichtige 30. Df2 noch schließlich
und insbesondere für die Verwick-
lungen von 30. Td5: abstimmt,
sondern sich nur über die Absichten
des Gegners orientieren will.
Wie jedoch die nach Beendigung
der Partie angestellten Analysen be-
wiesen haben, führte hier die letzt-
erwähnte Wendung: 30. Tc5Xti5:
f5— f4, 31. Dg3-d3! (verwickelt wäre
dagegen 31 . Df2 Lc6, 32. Th5! [32. Dc2
g6, bezw. 32. Tc5 Lg2:! 33. Th5 Lf3]
32. . . . g5 [32. . . . Sg2: 33. Dc2], 33. d5
Le8, 34. Th4: gh, 35. Dd4 usw.) 31, . . .
Ld7— f5, 32. Td5Xf5! Sh4Xf5, 33.
Dd3Xf5 Df6Xf5, 34. Lb 1 yj5 Tf8Xf5.
35. d4 — d5 usw. in zwingender Weise
zu einem klar gewonnenen Turm-
endspiel, z. B.: 35. . . . Tf7, 36. d6 Td7,
37. Kf2 g5, 38. Kf3 Kg7, 39. Ke4
Kf6, 40. Kd5 usw. oder etwas zäher:
35....Tf8! 36. Kf2 (jetzt wäre das
Vorrücken des Bd5 noch verfrüht)
36.... g5, 37. Kf3 Kg7, 38. Ke4 mit
rechtzeitiger Besetzung der Mittel-
zone durch den weißen König.
30. .... Df6^g5
. Droht nur Matt.
31. De5— g3 ....
Nicht 31.Dd5: wegen 31... .Le6,
32. Dc6 (oder Db7) Td8! nebst Ld5.
— Weiß will nun nach überstandener
Zeitnot seinen oben skizzierten Ge-
winnweg in aller Ruhe beschreiten,
doch
31. . . . .^ Dg5~"h5
— — Schwarz ist keineswegs
gewillt, „Katz' und Maus" mit sich
spielen zu lassen und hofft sogar
selbst mit seinen starken Gegen-
drohungen durchzudringen,
32. Tdl— el ....
Weiß führt etwas ganz besonderes
im Schilde.
32 f5— f4
33. Dg3— f2 f4— f3
Mit 33 Lh3, 34. gh Sf3t 35.
Khl Sei: 36. Del; f3 hätte Schw.
viel länger im Trüben fischen können.
Dagegen wäre 33....Sg2: 34„
Kg2: f3t 35. Khl Lh3 wegen 36.
Tc21 ganz chancenlos.
[Spielmann in „Tidskrift för
Schack"],
34. g2— g3 Sh4— g2
35. Tel— e5 Dh5— g4
Mit der viel versprechenden Dro-
hung Sf4, übersieht aber die wunder-
schöne Parade. Allerdings wäre die
schwarze Partie auch nach etwa
35....Df6, 36. Tcd5: Lc6, 37, Tf5
De7, 38. Tf8:t Df8: 39, Tc5 De8
(39....Dd6, 40. d5!), 40. d5 De2,
41. Tc6: Ddlf 42. Dfl Dd4t 43.
Khl usw, nicht mehr zu halten.
Stellung nach dem 35. Zuge von Schw.
m
m ÄiB 11
M W4 PI i M
'W^y 'W^y W^ ^ ^4^--^
36. h2— h3!! ....
Eine — sei es auch naheliegende
— so doch entzückende Opfer-
wendung.
36 Dg4Xh3
37, Df2Xf3!! Schwarz gibtauf,
da auf 37 Tf3: das weitere Turm-
opfer 38. Tc8t zum Matt führt. —
Ein brillanter, im besten Problem-
stil „komponierter" Schluß. Die Partie
wurde mit dem zweiten Schönheits-
preis ausgezeichnet.
253 -
Aljechin's Ansturm.
Ob vom altösterreichischen Hau-
degen Albin oder vom französischen
Amateurmeister Chatard ausge-
klügelt, v^urde der phantasievolle
Bauernzug 6. h2 — h4, dem die beiden
nächsten Partien gewidmet sind,
jedenfalls von Aljechin in Mann-
heim 1914 (gegen Fahrni) in die
Turnierpraxis eingeführt.
Partie Nr. 42.
[Damenbauer, in's französische
Fahrv^asser übergehend].
Großturnier zu Wien 1922.
Weiß: Schwarz:
Bogoljubow. Spielmann.
1. d2— d4 ....
Sic!
1 e7— e6
2. e2— e4 d7— d5
3. Sbl— c3 Sg8— f6
4. Lei— g5 Lf8— e7
5. e4— e5 Sf6— d7
6. h2— h4 ....
Entspricht dem stürmischen Tempo
unserer Zeit.
6
0—0
Galt bis zu dieser Partie für das
Beste. Ansonsten sind noch fünf
andere Entgegnungen in Betracht zu
ziehen:
I.) Als ungünstig erwies sich vor
allem in der bereits vorerwähnten Partie
Aljechin— Fahrni, Mannheim 1914, die An-
nahme des Bauernopfers: 6 Le7 X g5,
7. h4Xg5 DdSXgö, 8. Sgl-h3 Dg5-e7,
(jedenfalls nicht 8. . . . Df5?? wegen 9.
Ld3 mit Abfangen der Dame. — Bei
weitem nicht so klar ist 8. . . . Dh6, z. B.
9. Sb5 Sa6, bezw. 9. Ld3 a6 nebst c5
bezw. 9. Df3 f6, bezw. auch 9. g4 f6 mit
achtunggebietenden Gegenchancen. Am
t)esten dürfte daher auf 8. . . . Dh6 zu-
nächst 9. g3 sein, z. B. 9. . . . f6,* 10. f4
fe, 11. de! mit starker Sturmstellung,
oder etwa 9.... g6, 10. Df3 c6, 11. Sf4
Df8, 12. 0-0-0 Sb6 [12.... b5, 13.
Lb5:! cb, 14. Sb5: mit vernichtendem
Angriff], 13. Le2 [13. Sd3 Sb8-d7, 14. g4
Sc4, 15. Le2 b5, 16. Th3 a5, 17. Td hl
a5-a4, 18. Th7: Th7: 19. Th7: b4, 20.
Sb4: Db4: 21. Df7:t Kd8, 22. Lc4: Dc4:
mit Vorteil, bezw. auch 18. a3 Sa3: 19.
ba Da3:t 20. Kd2 b4, 21. Sbl Dal, 22.
Th7: Tf8 mit Gegenchancen] 13....
Sb8-d7 [13. . . . Db4, 14. a3! Da5, 15. Th6
nebst Tdhl], 14. g4 mit wachsendem
Druck).
9. Sh3— f4 (chancenreich ist auch
9. Dg4 f6 [9. . . . Kf8, 10. Sf4, bezw. 9. . . .
g6, 10. 0—0—0 mit Brutalisierung], 10.
Sf4 [10. f4 a6, 11. Ld3 f5, 12. Dg3 c5, 13.
Lf5: cd] 10.... Sf8, 11. Sf d5: bezw.
10 Sb6, 11. Sg6 Db4, 12. 0-0-0
usw., bezw. 10. ... f5, 11. DhSf g6, 12.
Sg6: mit Qualitätsgewinn. — Die beste Ant-
wort von Schwarz auf 9. Dg4 ist daher
sofort 9 — f5, worauf jedoch 10. Dh5t
g6, 11. Dh6 mit starker Stellung folgt).
9. . . . Sd7-f8 (nicht 9. . . . c5 wegen
10. Sb5. Günstig für Weiß ist auch 9. . . .
Sc6, 10. Dg4 g6, 11. Ld3 Sf8, 12. 0-0-0
wobei 12.... Sd4: durch 13.Sfd5: ed, 14.
Dd4: c6, 15. f4 usw. bemeistert wird. —
Sehr geistreich widerlegte Bogoljubow
Im „Collijn" 9. . . . a6 durch 10. Dg4 g6,
11. 0-0-0 c5, 12. Dg3! Sb6, 13. de Dc5:
14. Ld3 Df8, 15. Le4!! usw.).
10. Ddl— g4 mit der Doppeldrohung
Dg7: und Sd5: Der weiße Sieg ist nicht
aufzuhalten.
II.) Auf den Präventivzug 6 a7— a6
folgt 7. Dg4 h5 (Weiß droht Le7:
nebst Dg7: — In einer Petrograder-Partie
geschah 7. . . . Kf8, 8. f4 h5, 9. Dh3! f6,
10. ef gf, 11. De6: Sb6, 12. De3 fg, 13.
hg Lg4, 14. Sf3 Sc6, 15. 0—0—0 und
Weiß gewann), 8. Dg3! Lg5: (die
Deckungen 8 Kf8 oder 8 g6 sehen
wenig einladend aus), 9. hg Sf8, 10. Ld3
zugunsten der Angriffspartei.
*) Oder laut einer auf dem Atlan-
tischen Ozean 1924 gespielten analyti-
schen Partie Dr. Tartakower— Dr. Lasker:
9.... a6, 10. f4 c5, 11. Ld3 g6, 12. Df3
cd, 13. Se2 Sc6, 14. Sg5 Dg7, 15. Df2!
h6, 16. Sf3 Sc5, 17. 0-0-0 Ld7, 18.
Sed4: 0-0-0, 19. Sc6: Sd3:t 20. Td3:
Lc6: 21. Da7 Kc7, 22. Tb3 d4, 23. Db6t
Kc8, 24. Tdl Td5 (24.... Lf3: 25. Tf3:
Td5, 26. Td4:! Thd8, 27. Tc3t Kb8, 28.
Tc7usw.), 25. Td4: Thd8, 26. Td5: Ld5:
27. Tc3t Kd7, 28. Sd4 Df8, 29. Tc7t
Ke8, 30. c4 Le4, 31. Se6: Aufgegeben.
254
in.) Auf den zur Erklärung zwingenden
Zug 6. . . . h7— h6 geschah in einer
früheren Partie zwischen den Textgegnern
(Stockholm 1919):
7. Lg5— e3 (hier kommt auch das
einfache 7. Le7: sehr stark in Betracht).
7.... c7-c5, 8. Ddl— g4 g7-g6
(kaltblütiger wäre allerdings 8 KfP,
z. B. 9. f4! [9. Th3 f5! auch 9. h5 cd, 10.
Ld4: Scß, 11. Sf3 Sd4: 12. Dd4: Db6! 13.
0—0—0? Lc5 nebst Lf2: ist für Weili
wenig ersprießlich. 1 9. . . . Sc6 [9. . . . cd,
10. Ld4: Sc6, 11. Sf3 Sd4: 12. Sd4: DbG,
13. 0—0—0], 10. Sf3f5, 11. Dh3 [11. Dg6
De8] 11. . . . h5! mit trefflichenAbsperrung-
chancen).
9. h4— h5 g6— g5, 10. f2-f4 mit Über-
gewicht für Weiß.
IV.) Anlaß zu einem korrekten Figuren-
opfer gibt ferner der mutige Entgegen-
stemmungszug 6. . . . f /— f6. Es kann
folgen:
7. Ld3! (ohne zu opfern geht die
Chose kaum, vgl. Partie Yates— Maröczy,
New-York 1924: 7. ef Sf6: 8. Ld3 c5, 9.
de Sc6, 10. Sh3 Da5, 11. Ld2 Dc5: 12.
Sf4 0-0 und Schwarz steht überlegen).
7. . . . fg (oder etwa 7. . . . Sc6, 8.
Dh5f Kf8, 9. Sf3 mit ungeschwächten
Angriffschancen).
8. Dhöf Kf8, 9. Th3 gh! 10. Tf3t Sf6
(Maröczy's Besänftigungsidee).
11. Lh7: De8, 12. Dh4: Dg6! 13. Lg6:
Th4: 14. 0—0—0 Kg8, 15. ef Lf6: 16. Sb5
Sa6, 17. Se2 (17. c3 Tg4).
17.... Ld7 (17.... Tg4, 18. Sf4).
18. Sa3 Le8, 19. Le 8: Te8: 20. Sf4I
(20. c3 e5 mit Gegenspiel).
20. . . . Kf7, 21. g3 Th2, 22. Sd3. Weiß
steht überlegen,
V.) Wegen 6. . . . c7— c5, was jeden-
falls zu scharfen Angriffswendungen führt,
siehe nächste Partie.
Wir sehen also, daß der Aljechin'-
sche Sturmzug das Angriffsrepertoire
der französischen Partie in lobens-
werter Weise bereichert hat
7. Lfl— d3 ....
Im Zusammenhang mit der in
der Luft schwebenden Opferidee
Lh7: ist diese Wendung noch nach-
haltiger als das von Collijn empfohlene
7. Dg4.
7 c7— c5
8. Sgl— h3!*) ....
*) In einer Vor-Matchpartie Euwe—
Maröczy (Amsterdam 1921) geschah
statt dessen im flottesten Stile:
Droht bereits auf h7 zu opfern.
8. Tf8— e8
Fehlerhaft wäre 8 c4 wegen
9. Le7: De7: 10, Lh7:t nebst Dh5
usw. —
Weiß hat nunmehr alle seine
Figuren ins Feuer gebracht und droht
allerlei.
Die verhältnismäßig beste Ver-
teidigung bot hier 8. ...h6.
9. Sc3— b5! ....
Weiß widerlegt die Verteidi-
gungsanlage von Schwarz in eben-
so geistvoller wie zwingender
Weise.
Schon jetzt ist die Textdrohung
Sd6 nicht zu parieren.
9. .... f7— f5
10. Sb5— d6 c5Xd4
Bittere Not, da auf 10....Tf8
einfach 11. Sc8: Lg5: 12. hg mit
unwiderstehlichem Angriff folgen
würde. — Nach einer musterhaften
Eröffnungsbehandlung nützt Weiß
in der Folge seinen; materiellen
Vorfeil mit größter Energie aus.
11. Sd6Xe8 Dd8Xe8
12. Ld3— b5! ....
Die einzig richtige Deckungsart
des Be5, da 12. f4 m.it Lb4t nebst
späterem h6 und eventueller Er-
oberung des abgeschnittenen Lg5
beantwortet werden könnte.
12 Le7— b4t
13. Lg5— d2 Dd8— e7
14. f2— f4 De7Xh4t
15. Sh3— f2 Dh4— e7
16. a2— a3 Lb4Xd2t
17. DdlXd2 De7— c5
18. Lb5— d3 Sb8— c6
19. g2-g4?
8. Dh5 g6 (8. . . . h(>, 9. Lh6:), 9. Dhö
Te8 (richtig war 9. . . . Sc6! und wenn
darauf 10. Sf3, so 10.... Sd4:), 10. Le7:
De7: U. h5! Sf8, 12, Sf3 cd,. 13. Sg5 Sb d7,
U. Sh7:l Se5: 15, hg Sfg6: (besser 15....
Sd3:t 16. cd fg, 17. Sf8: Dg7), 16. Lg6:
Sg6: 17, g4! de, 18. 0—0—0! (nicht aber
18. g5 cb, 19. Tbl Db4t mit Ewig-
schach). Schwarz gibt auf.
- 255
Frischt den schier entschlafenen
Rochadeangriff auf,so daß die Bauern-
majorität von Schwarz nicht zur
Geltung gelangt
19 Sd7— b6
Entspricht ganz dem unterneh-
mungslustigen Geist des schwarzen
Opponenten, Bessere Aussicht auf
Verteidigung bot aber wohl 19...,Sf8.
20. Ddl— e2 Sb6— c4
21. b2— b4! Dc5~e7
22. Ld3Xc4 ....
Hiemit wird der ungebetene
Gast sehr rasch insjenseits befördert.
Die schwarze Stellung bricht nun-
mehr sang- und klanglos zusammen,
22 d5Xc4
23. De2Xc4 Lc8— d7
24. g4Xf5 Ta8— f8
Stellung nach dem 24. Zuge von Schw.
Es folgen Keulenschläge:
25. b4"-b5 Sc6— d8
26. fö— f6! g7Xf6
27. Sf2~e4! f6Xe5
28. f4Xe5 Aufgegeben.
Partie Nr. 43.
Meisterkampf zu Scheveningen 1923.
Weiß: Schwarz:
Spielmann. Dr. Oskam.
1. e2— e4
2. d2— d4
3. Sbl— c3
4. Lei— g5
5. e4— e5
6. h2— h4
e7— e6
d7— d5
SgS— f6
Lf8-e7
Sf6— d7
c7— c5
Von Breyerals beste Verteidigung
empfohlen. Wegen anderer Züge siehe
vorige Partie.
7. Lg5Xe7 ....
Auf 7. Sb5 folgt nach Breyer's
und R^ti's Analysen 7. . . . cd, 8. Sd6 f
Kf8, 9. Le7: (oder 9. Dh5 g6, 10.
Dh6t Kg8, 11. Le7: De7: 12. Sc8:
Db4t! usw. zugunsten von Schwarz:
Partie Siebenschein — Dr. Eberie,
Wien 1923) 9.... De7:! 10. Sc8: Db4t
11. Dd2 bb2: 12. Tadl Sc6, 13.
Sd6 Sde5: 14. Sb5 Tc8 usw. mit
Bauern und besserer Entwicklung
für die geopferte Figur,
7 Ke8Xe7!
Schwarz ist es bei derfranzösischen
Verteidigung gewöhnt, auf die Ro-
chade zu verzichten. Sein König ist
daher bereits abgehärtet und wagt
sich mutig vor die Dame, in der Er-
kenntnis, daß 7.... De7: 8, Sb5 zu
Qualitätsvedust oder noch ärgeren
Unbequemlichkeiten führen würde.
8. Ddl— g4
Jedenfalls energischer als der
Abwicklungszug 8. Lb5, der in
der Partie Euwe-Reti aus einer
Vorrunde desselben Turniers zur An-
wendung gelangte. Es folgte: 8. ... cd,
9. Dd4: Sc6, 10. Lc6: bc, 11. 0-0-0
Db6 mit etwa gleichen Chancen.
8. . . . . K e7— f8
9. Sgl— f3 c5Xd4
10. Dg4Xd4 Dd8— b6
11. Dd4— d2 Sb8— c6
Sehr zweischneidig geschah in
einer Partie Spielmann-Opo-
censky, Wien 1923: 11.... Db2: (in
den Rachen des Löwen !), 1 2. Tb 1 Da3,
13. Sb5Da2: (sicherer vielleicht Dc5),
14. Db4f Kg8 (ungenügend wäre
das Opferspiel 14....Ke8, 15. Sdöf
Kd8, 16. Sf7:t Ke8, 17. Sh8: Sc6,
18.Db2 Db2: 19.Tb2: Sde5: 20.Sg5!
h6, 21. Sf3 mit entkerkertem Sh8),
15. Sc3!! a5? (geboten war jeden-
falls das sofortige Devorationssystem:
15....Dc2: 16. Sd4 Dg6, z. B.: 17.
- 256
De7!? h5! [17.... h6, 18. h5 bezw.
17....Sc6? 18. De8t Sf8, 19. Sc6:
bc, 20. Dc6: und gewinnt], 18. Th3
[18. f4 DgSf] 18....Se5: 19. Tg3
Dh6 mit Konsolidierung. Wenig er-
gibt für Weiß auch 17. h5 Dg4
bezw. 17. Th3 Se5: 18. Dd6 Df6
usw. Am besten ist daher sofort 17.
Dd6! h5, 18. Th3, wobei Schwarz
trotz seiner drei Plusbauern mit
wachsenden Gefahren zu kämpfen
hat), 16. De7 Dc2: 17. DeSf Sf8,
18. Dc8: mit baldiger Entscheidung.
12. 0-0-0 a7— a6!
Viel zu gefährüch wäre 12
Sde5:wegenl3.Se5:Se5:14.h5!z.B.:
a) 1 4. ... h6, 1 5. f4 (auch 1 5. Df4 Sd7,
16. g4 ist stark) 15....Sd7 (oder
15....Sg4, 16. Tel Sf2, 17. Th4
bezw. 16.... Df2, 17. Te2), 16.
f4 — f5 mit wachsendem Angriff.
b) 14....Sg4,15.f3!(auf 15.h6wäre
zwar 15 Sh6: 16. Th6: gh,
17. Dh6:f usw. für Schwarz fatal,
dagegen 15.... gh, 16. Th6: Df2:
nebst De3 zur Verteidigung ge-
nügend. Ebenso wäre auf 15. Dg5
nicht 15....Sf2: 16. h6! usw.,
sondern 15 Sh6 die richtige
Riposte) 15....Sf2 (15....Sh6,
16. g4), 16. Sa4 Dc6, 17. Df2:
Da4: 18. Dc5t Kg8, 19. h5~h6!
(noch energischer als 19. Td4
De8) 19....De8 (19.... g6, 20.
Dc3 bezw. 19....gh, 20. Td4),
20. hg Kg7: 21. Th3 mit über-
wältigendem Angriff.
13. Thl— h3 .....
Mobilisierung älterer Jahrgänge.
13 Db6--c7
Auch jetzt wäre 13 Sd e5: ein
Todessprung wegen 14. Se5: Se5:
15. h5! h6 (15....Sg4, 16. Df4 Sf2:
17. Tf3), 16. Dfl (nunmehr präziser
als etwa 14. f4 Sg4! 15. Tel Df2,
16. Se2 e6— e5, 17. Tf3 Dc5 bezw.
15. Tf3 Sf6, 16. f5 Sh5: 17. fe Le6:
18. Sd5: Dd6) 16....Sd7, 17. Tf3
(mit 17. g4 e5, 18. Sd5: [18. Df3
d4] 18. . . . ef, 19. Sb6: Sb6: 20. Td8f
Ke7, 21. Th8: Lg4: 22. Ta8: Lh3:
23. Tb8 Lfl: 24. Tb7:t Sd7 usw.
würde sich Weiß nur selbst über-
kombinieren) 17....Sf6, 18. Dh4!
(wieder würde es dem Weißen ^bei
18. g4 e5! 19. Sd5: [19. De5: Lg4:]
19.... ef, 20. Sb6:Lg4: 21.Sa8:L?3:
22. Td8t Se8 usw. übel ergehen.
Erfolglos ist auch 18. Sa4Dd8. Man
sieht also, daß die Behandlung
dieserfinessenreichen Stellung großen
Orientierungssinn erheischt) 18
Ld7 (schön, wenn auch naheliegend.
sind die Wendungen 18 Dd8 '
19. Se4 sowie 18....Ke7, 19. Td5:)
19. Tf6: gf, 20. Df6: Tg8, 21. SdS.-
und Weiß gewinnt.
Mit dem Textzuge hat aber^
Schwarz seinen Druck auf den Be5 ent-
scheidend verstärkt und bereitet sich-
anscheinend vor, denselben zu ver-
speisen.
14. h4— h5 h7— h6
Der weitere Auflauf h5 — h6 darf
natürlich aus Gründen der öffent-
lichen Sicherheit nicht zugelassen
werden.
15. Kcl— bl! ....
Nach wie vor baut der großzügige
weiße Armeeführer seinen Angriff
auf die Opferidee im Zentrum auf.
Der Textzug soll (als Antwort auf
15 Sde5:), 16. Df4 ermöglichen,
ohne dann das Abzugsschach
Sd3f befürchten zu müssen,
15 b7— b5
Schwarz gibt den Kampf um Be5
vorläufig auf, doch wäre hier viel-
leicht 15....Sde5: 16. Df4 (droht
Tel) 16....Ld7! (wenn 16....Db8,
so 17. Sh4! und Schwarz kann sich
nicht rühren), 17. Tel f6, 18. Sh4
Tc8 das kleinere Übel, da Schwarz ab-
gesehen von seinem trostspendenden
Plusbauer auch selbst auf der c-Linie
manchen Gegenangriff inszenieren
könnte.
16. Dd2— f4! f7— f6
257
„Die Gegner bringen sich am
liebsten selbst um", pflegte Walbrodt
zu sagen und tatsächlich gleicht dieser
Zug, mit dem Schwärz die unge-
deckte Stellung der weißen Dame
zu brandmarken glaubte, einem
Selbstmord. V/eiß nutzt mit seinem
folgenden Manöver Sf3-h4-g6 das
auf g6 entstandene Vacuum sofort
aus und alle wunden Punkte von
Schwarz beginnen zu bluten.
Gut war h'eilich die schwarze
Stellung mit Rücksicht auf den dauernd
eingesperrten Th8 nicht, z. B.: 16....
b4, 17. Sa4 Sf6, 18. Ld3 usw. Zu
versuchen war immerhin der Gegen-
ausfall 16. ...Da5.
7. Sf3— h4!
8. Sh4-g6
Kf8— e8
T h8— g8
Stellung nach dem 18. Zuge von Schw.
Es geht nun, wie man es bei Spiel-
mann gewöhnt ist, unter Pauken und
Trompeten zu Ende,
19. LflXbö!?! ....
Ein sehr schönes Opferangebot,
das Schwarz aus Schamgefühl nicht
annimmt, da sonst sein König dem
kombinierten Angriff der beiden
weißen Springer erliegen würde.
Man prüfe:
19.... ab, 20. Sb5: Db8! (die
Dame muß auf der Diagonale bleiben,
um die weiße Drohung 21. ef nach
Möglichkeit abzuschwächen, z. B.:
20....Da5, 21. Sd6t nebst Ta3 oder
20....Db6, 21. ef [21. Tb3 Kd8] gf,
22. Sc7t nebst SaS: oder 20. . . . Dd8,
21. Sd6#. Der schönste Tod!).
21. ef !! (diese paradoxale, mit dem
Damentausch verbundene Wendung
bildet die einzige richtige Fortsetzung
des Angriffs, während die Versuche
21. Tc3 Ta6 oder 21. Tb3 fe ohne
klares Resultat verlaufen).
21....Df4:22. Sf4!Sb6(auf22....
Tb8 folgt Matt in zwei Zügen durch
23. Sd6t nebst Se6:# und auf
22.... gf folgt 23. Sc7t nedst Sa8:
mit Wiederbefreiung des Springers.
Auch nach 22.... Sf6: 23. Sc7t
Kf7, 24. Sa8: e5, 25. Tc3 [einfacher
und präziser als 25. Sb6 ef, 26.
Sc8: Tc8: 27. Th4 usw.] 25.... Lb7,
26. Sd5: La8: 27. Sf6: gf, 28. g3
Sd4, 29. b4 usw. ist der weiße
Vorteil evident).
23. Sc7t Kf7, 24. Sa8: Sa8: 25.
fg e5, 26. Ta3 usw. mit entschei-
dendem materiellen Übergewicht für
Weiß.
Spielmann's Opfertaktik ist umso
bewunderungswürdiger, als er dabei
den Verlockungen der gutbürgerlichen
Fortsetzung: 19. ef Df4: (erzwungen),
20. Sf4: Sf6: 21. Tel Kf7, 22. Ld3
Td8, 23. Lg6f usw. mit besseren
Chancen für Weiß zu widerstehen
hatte.
19,
f6Xe5
Mr. Oskam, der selbst eine bril-
lante Klinge zu führen pflegt, wehrt
sich verzweifelt, jedoch erfolglos.
20. Df4— g4 Sd7— f6
21. Lb5Xc6t Dc7Xc6
22. Dg4— g3 e5— e4
23. Sg6— e5 Dc6— b6
24. Sc3Xe4!! ....
Eine sehr elegante Schlußwendung.
24 Sf6Xe4
Wenn 24. . . . de, so Matt in zwei
Zügen.
25. Dg3Xg6t
26. TdlXd5t!
Ke8— d8
Aufgegeben,
Dr. S. G. Tartakower; Die hypermoderne Schachpartie.
258
da Matt oder entscheidender Ma-
terialverlust unabwendbar ist. (Es
könnte noch folgen: 26 Kc7, 27.
DfTf Kb8, 28.Tb3 Db3: 29. Sc6#.
Allerdings kein reines Matt).
[HB
Mac Cutcheon-Verteidigung.
Als vorletztes Wort in dieser
Variante gilt die
Partie Nr. 44.
Meisterturnier zu Budapest 1921.
Weiß: Schwarz:
Euwe. Bogoljubow.
1. e2— e4 e7— e6
2. d2— d4 d7— d5
3. Sbl— c3 Sg8— f6
4. Lei— g5 LfS— b4
o. e^ co • • . .
Wohl das Beste. Der Lasker'sche
Versuch, die geistreiche Mac Cutcheon-
Variante durch 5. e4Xd5 zu entwurzeln,
führt nur zum Ausgleich: 5.... Dd5:!
(5. . . . ed, 6. Ld3 nebst Sg e2 und 0—0 mit
Stellungsvorteil für Weiß), 6. Lfö: (6. Sf3
3e4! mit gutem Ausgleich, vergl. Partie
Schlechter— Marshall, Ostende 1907) 6. . . .
Lc3:t (auf 6 gf behauptete Lasker in
einigen Wettpartien gegen Marshall 1907
sowie Tarrasch 1908 mit 7. Dd2 die
besseren Endspielchancen, doch zeigt die
gehaltvolle Partie Capablanca— Bogo-
ljubow, New-York 1924: 7. Dd2Da5[7....
Dg5, 8. Dg5 : hg, 9. h4], 8. Sg e2 Sd7 [Seh wer-
fälliger Partie Leonhardt— Tarrasch, Berlin
1920: 8. . . . Ld7, 9. 0-0-0 Sa6, 10. Df4], 9.
SclSb6, lO.SbSDgö, ll.a3Dd2:t 12.Kd2:
Le7 usw., daß Schwarz im Endspiel dank
seinen Läufern wenig zu fürchten hat. Viel-
leichtist daher 7. Dg4 doch energischer), 7.
bc gf, 8. Sf3 (auf Swiderski'sZug 8.Dg4ist
8 Dg5 eine gute Antwort. — Interessant
geschah in einer Partie Capablanca—
Aljechin, New-York 1924: 8. Dd2 Sd7,
9. c4 De4t 10. Se2, worauf statt
des zeitraubenden Springermanövers:
Sd7— b6— d5— e7 usw. einfach 10. . . . b6
nebst Lb7 und 0—0-0 geschehen sollte)
8 b6 (gediegen geschah auch in einer
Partie Maröczy— Capablanca, San Seba-
stian 1911: 8 Ld7, 9. g3 De4t
[noch präziser zunächst 9 Lc6], 10.
De2 Lc6! 11. Lg2 Sd7 mit mindestens
gleichem Spiel), 9. g3 (Lasker regt in
seinem Matchbüchlein gegen Tarrasch
1916: 9. Le2 Lb7, 10. 0—0 Tg8 [zweqks
Verhinderung von Sei], 11. a4 ! Sd7, 12.
a5 0-0-0 [wenn 12. . . . b5, so früher
oder später c3— c4], 13. ab ab, 14. La6
mit gutem Spiel für Weiß an. — Schwarz
hätte jedoch in dieser Variante den
Vorstoß a5 nicht zulassen und daher
11.... Da5 spielen sollen und wenn
darauf 12. Dd3, so 12. . . . f5, 13. Se5, f6!
14. Sc4 Dd5, 15. f3 Sc6 usw.) 9. . . . Lb7,
10. Lg2 De4t (oder auch nach
Dufresne 10.... Da5, 11. Dd2 mit
Gleichgewicht). 11. De2 (nachteilig geschah
in einer Partie Reti— Bogoljubow,
Berlin 1919: 11. Kfl und auch 11. Kd2
Dg6, wie in einer Petersburger-Partie
Tarrasch— Aljechm 1914 erfolgte, ist für
Schwarz günstig) 11.... Sd7 und die
beiderseitigen Chancen halten sich voll-
kommen die Wage.
Einen ganz verfehlten Versuch, dem
Geheimnis der Stellung neue Seiten abzu-
gewinnen stellt 5. f2— fS h6! 6. Lf6:
Uf6: 7. Se2 de, 8. fe e5! [II. Revanchewett-
partie Lasker— Tarrasch, Berlin 1916] dar.
— Ohne Saft ist auch ein anderer
Lasker'sche Versuch. 5. Lfl— dS, worauf
in der IX. Wettpartie Lasker— Tarrasch,
München 1908, folgte: 5 de (stark in
Betracht kommt auch 5. . . . c5), 6. Le4: c5,
7. de Ddl:t 8. Tdl: Sbd7, 9. Lf3 Lc3:t
10. bc Sc5: 11. Le3Sc e4! mit vollwertigem
Spiel für Schwarz. —
Als New-Yorker Spezialität gilt nun-
mehr der Entlastungszug5.Sgl-e2, vgl. das
dortige Renkontre Bogoljubow— Aljechin:
5. Se2 de (in der Ursprungspartie
Wolf-John, Düsseldorf 1908, ge-
schah: 5.... h6, 6. Lf6: Df6: 7. a3 Lc3:t
8. Sc3: c6, 9. Dd2 und Weiß steht über-
legen. Wir empfehlen aber 5 c6 mit
der dreifachen Funktion: Festigung des
Zentrums, Mobilmachung der Dame, Auf-
klärung über die Absichten der Gegenpartei).
6. a3! Le7! 7. Lf6: gf (hier kommt
auch 7 Lf6: in Betracht, z. B.: Partie
Bogoljubow— Tarrasch, Pistyan 1922: 8.
Se4: 0-0 [spielbar ist auch sofort 8 —
e5. Schwächer geschah dagegen in der
New-Yorker Partie Bogoljubow — Reti:,
8.... Ld7, 9. Dd3 Lc6, 10. 0-0-0 Le4:
11. De4: Dd5, 12. De3 mit weißem
Stellungsvorteil], 9. Dd3 e5, 10. d5 Le7,
11. 0—0—0, worauf Schwarz bereits mit
11.... f5 ein sehr gutes Spiel erlangen
konnte).
8. Se4: b6 (schwächend geschah in
der New-Yorker Partie Dr. Lasker— Reti
zunächst 8.... f5, 9. Sc3 Ld7 [besser
nach Nimzowitsch 9 c6, sodann Sd7 und
Dc7 mit elastischer Stellung!], 10. Dd2
Ld6, 11. 0-0-0 De7, 12. Sg3 [droht Sf5:]
Dh4, 13. Del usw. mit schöner Initiative
für Weiß). , . '
— 259
9. Se2— c3 (oder auch 9. g3 Lb7, 10.
Lg2 c6! 11. 0—0 Sd7, 12. Dd2 Dc7, 13.
Tf dl Sf8, 14. -Dhe! Sg6, 15. Dg7 usw.
mit weißem Vorteil).
9.... f5, 10. Sg3 Lb7, 11. Lb5t c6
(nach Nimzowitsch [„Eröffnung und Partie-
anlage in der neuesten Turnierpraxis",
Kagans Schachnachrichten ex 1924] eine
„Sägestellung", die jedoch im nach-
folgenden kunstgerecht abgesägt wird!)
12. Lc4 Sd7, 13. De2 Sf6, 14. 0-0-0
Dd6, 15. Th el Sd5, 16. Sd5: cd, 17. Lb5t
Kd8, 18. Kbl usw., Weiß steht überlegen. —
5 .... h7— h6
6. Lg5— d2! ....
Dieser am normalsten aussehende
Rückzug bildet den Auftakt zu einem
scharfen, besonders von Maröczy aus-
gearbeitetenWiderlegungssystem(vgl.
Anmerkung zum 9. Zuge von Weiß).
Ansonsten gelangten hier be-
kanntlich noch folgende fünf Mög-
lichkeiten zur Anwendung, ohne je-
doch die Mac Cutcheon-Verteidigung
erschüttern zu können:
I.) Janowski's Rückzug 6. Lg5— e3,
was eventuell ein doppeltes Bauernopfer
in Kauf nimmt, vergl. Partie Janowski—
Burn, Ostende 1907:
6. Le3 Se4, 7. Dg4! (7. Ld3 Sc3: 8.
Dd2 Sa2: 9. c3 Le7 mit Vorteil für
Schwarz) 7. . . . Kf8! 8. Ld3 (oder 8. Se2
c5, 9. 0-0-0 Sc3: 10. Sc3: Sc6! Partie
Spielmann— Vidmar, Wien 1907) Sc3: 9.
Ld2 Sa2: 10. c3 Le7! 11. Ta2: c5, 12. Se2
Sc6, 13.f4Db6, 14.0— 0 mit unklarem Spiel.
II.) Dr. Olland's Rückzug: 6. Lg5— cl
mit ähnlichen Verwicklungen, z. B. Partie
Dr. Olland— Esser, Utrecht 1907: 6. Lei
Se4, 7. Dg4 Kf8! 8. Se2 (8. Ld3 Sc3: 9.
Ld2 Sa2:) 8.... c5 nebst Sc6 zugunsten
von Schwarz.
III.) Dr. Bernstein's Rückzug: 6.
Lg5— h4, gleichfalls ohne erstrebenswerte
Resultate, vergl. Partie Bernstein— Swi-
derski, Koburg 1904:
6. Lh4 g5, 7. Lg3 Se4, 8. Se2 c5, 9.
a3 Lc3:t (9. . . . La5, 10. b4! Partie Pills-
bury— Reggio, Monte Carlo 1903, oder
10. de Partie Rubinstein— Freymann, Wilna
1912), 10. Sc3: Da5! .(xiel,schwftcher ii>t
10. ... Sc3: 11. bc Da5, 12. Dd2 mit
weißem Vorteil oder auch, wie in einer
Partie Wolf— Vukovic, Wien 1922, erfolgte:
10... . Sct3: 11. hg cd, 12. Sb5 zugunsten
von Weiß), 11. Dd3 Sc6, 12. Db5 Sc3:!
13. Da5: Sa5: 14. bc Ld7 mit ungefährem
Ausgleich.
IV.) Cordel'sDreinschlagen 6. Lg5Xf6,
was nach 6 gf, 7. Dh5 c5 bezw.
7. Dg4 fe, 8. Dg7 Ke7, 9. de Dg8, 10.
Df6t Ke8, 11. Sf3 (11. 0-0-0 Sd7, 12.
Df3 Dg5t) Le7, 12. Df4 Ld7 usw. für
Schwarz ganz freundlich aussieht.
V.)Tschigorin's Fortsetzung: 6. e5X*6
h6Xg5, 7. f6Xg7 Th8— g8, 8. h2— h4!
(früher setzte man mit 8. Dh5 Df6, 9. Sf3
Dg7: 10. 0—0—0 Ld6 mit schwarzem
Vorteil fort. Der Bauernzug wurde zuerst
in einer Partie Tartakower— Vidmar, Wien
1907, unter Befolgung einer Tschi-
gorin'schen Anregung angewandt und
sichert dem Weißen den Stellungsvorteil
der offenen h-Linie). — Es kann folgen:
8. . . . gh (8. . . . Tg7: 9. h5!), 9. Dh5 Df6,
10. Sf3 Sc6! (viel schwächer geschah in
der schönen Partie Fleischmann— Spiel-
mann, Petersburg 1909: 10.... Sd7, 11.
0—0—0 Lc3:? 12. bc Dg7, 13. Dh4: Sf8,
14. Df4 mit überlegenen Chancen für
Weiß), 11. 0-0-0 (11. Th4: Dg7: nebst
Le7) 11 Ld7. Die Spiele stehen etwa
gleich. —
6 Lb4Xc3
Die Idee der schwarzen Eröff-
nungsanlage ist eigentlich die, den
Königsläufer für spätere Zwecke zu
behalten. Wir schlagen daher statt
des üblichen Textzuges 6
Sf6— d7, 7. Ddl— g4 (oder Partie
Niemzowitsch — Bogoljubow, Göte-
borg 1920: 7. f4 c5: 8. Sb5 Ld2:t 9.
Dd2: 0—0, 10. c3 Sc6, 11. Sf3 f6,
12. Ld3? [12. Le2] 12.... Db6 mit
gutem Gegenspiel) 7 Lb4 — f8!!*)
vor, z. B. 8. f2— f4.
*) Anders geschah in einer Partie
Reti-Vukovic, Wien 1922:
6.... Sd7, 7. Dg4 Kf8, 8. f4 c5,
9. a3 Lc3: (nunmehr eine traurige Not-
wendigkeit), 10. bc Sc6, 11. Ddl! (ein
tiefer Gedanke, um Bd4 zu decken und
den späteren Bauernvormarsch am Königs-
flügel zu ermöglichen. Sonst käme auch
das einfache 11. Sf3 in Betracht) 11
a5? (besser etwa sofort Db6), 12. Sf3
Db6, 13. Tbl Da7, 14. Le3 b6? (Selbst-
vermauerung der Dame!)
Weiß gewann in schönstem Stile wie
folgt: 15. Lb5 Se7, 16. a4 c4, 17. 0-0
Sb8, 18. Lei! g6, 19. Del (eine neuerliche
Reise) Kg7, 20. Dh4 Sg8 (Heimkehr
der beiden ungeratenen Söhne!), 21.
La3 Ld7, 22. g4 h5, 23. f5!! ef, 24. Ld7:
hg, 25. Lf8t Kf8: 26. Dh8: Sd7: 27. Sg5
Db8, 28. Sf7:! Kf7: 29. Dh7t Ke6, 30.
Dg6:t Ke7, 31. Dg5t Sgf6, 32. eff Kd6,
33. Df4t Kc6, 34. Db8: Tb8: 35.
Tf5: Tf8, 36. f7. Aufgegeben.
260
(jedenfalls das Konsequenteste. Auch
auf 8. h4 bezw. 8. Sc e2 bezw. etwas
präziser 8. Sdl setzt Schwarz sein
Gegenspiel mit c7 — c5 Sc6 Db6 usw.
fort, während sein Königsflügel einer
Festung gleicht) 8 c7 — c5, 9.
Sgl — f3 (dem Katzensprung 9. f5 be-
gegnet Schwarz ganz kaltblütig mit
9....ef!! 10. Df5: cd und kommt in
Vorteil) 9. . . . Sb8-c6, 10. 0-0-0 (wenn
10. Le3 so 10 Da5. Auch gegen
10. Lb5 ist Schwarz gut gewappnet)
10 a7— a6 (etwas zu gefährlich
sieht sofort 10.... cd, 11. Sb5 Db6,
12. Sdöf aus), ll.Lfl— d3(ll.Le3
Da5) ll....c5Xci4 (auch 11.... c4,
12. Le2 b5 nebst b4 ist nicht zu ver-
achten), 12. Sc3— e2 Dd8— b6 mit
überlegenen Chancen.
Nach dem Textzug entstehen für
Schwarz große Gefahren:
7. b2
8. Ddl-
c3
g4!
Sf6— e4
Ohne Saft und Kraft erwies sich
im Wettkampf Tarrasch -Marshall
1905, die Fortsetzung 8. Ld3 Sd2:
9. Dd2: c5 nebst Sc6 und Da5.
8.
• • •
g7— g6
Minderwertig wäre selbstredend 8
0—0 wegen 9. Lh6: mit Qualitätsgewinn
sowie auch 8. . . . Sd2: wegen 9. Dg7:
Sf8, 10. Kd2: mit materiellem Vorteil für
Weiß.
Erschüttert wurde in letzter Zeit auch die
Verteidigung 8 Kf8, ebenfalls durch
den Bauernsturm 9. h4 nebst 10. Th3 oder
eventuell 10. h5, vergl. hiezu aber Partie
Thomas— Tarrasch, Karlsbad 1923:
8. . . . Kf8, 9. h4 (sehr originell geschah
übrigens auch in einer Partie Duras—
Olland, Karlsbad 1907: 9. Lei c5 [9. . . .
Sc3: 10. Ld3 mit Angriff], 10. Ld3 Da5,
11. Se2 mit besseren Chancen für Weiß).
.9.... c5,* 10. Th3 Sc6, ll.Ld3:Sd2:!
*) Eine andere Idee wäre, alle Unter-
nehmungen am D-flügel zu unterlassen
und dem bedrängten König mit sofortigem
9. . . . Sc6 nebst Sc6— e7— f5 zu Hilfe zu
eilen. Dieser Versuch erlitt aber ein
völliges Fiasko in folgender Partie
Spielmann-Kieninger, Innsbruck 1922:
(Schwächer geschah in einer Länder-
kampfpartie te Kolste— John, Berlin 1922,
vorerst 11 h5, 12. Df4. Sd2: 13. Kd2:
c4 worauf statt 14. Lg6? De7, 15. Df3
[15. Tf3 f5, 16. ef gf, 17. Df6:t? Df6: 18.
Tf6: tKg7 und gewinnt] 15. . . . Ke8! usw.
viel zweckmäßiger 14. Le2 mit aufrecht-
erhaltener Initiative geschehen sollte).
12. Kd2: c4! 13. Le2 Se7! wobei
sich Schwarz erfolgreich zu verteidigen
vermochte. —
9. h2— h4! ....
Von Maröczy dem Jüngeren in der
„Tidskrift för Schack" ex 1922; einer ein-
gehenden Analyse unterzogen:
Dagegen geschah in der IV. Wett-
partie Lasker— Marschall 1907 bekanntlich
9. Sf3 c5, 10. Ld3 Sd2: mit baldiger Kon-
solidierung des schwarzen Spiels.
Auch das von Maröczy dem Älteren
seinerzeit vorgeschlagene Svstem: 9. Le3
Sc3: 10. Ld3 wird nach Collijn durch
De7 nebst b6 und La6 entkräftet.
9. ....
10. Lfl— d3
c7 — c5
Noch energetischer als 10. Th3.
Das Läuferopfer auf g6 beginnt bereits
in der Luft zu schweben und wird
von Weiß in kürzester Zeit durch-
gesetzt.
10
11. KelXd2
12. Thl— h3
13. Ld3Xg6n
14. Th3— f3
Se4Xd2
Sb8— c6
D d8— a5
Th8— f8
c5Xd4
(8. . . . Kf8, 9. h4 Sc6), 10. Ld3 Sd2:
11. Kd2: Se7, 12. Th3 Sf5 (mindestens ist
eine schwarze Figur wirksam postiert!),
13. Se2 h5, 14. Df4 g6, 15. g4! (zu Vor-
bereitungen wie 15. f3 hat ein Spielmann
nie Zeit!) 15. . . . hg (oder 15. . . . Sh4: 16.
gh Th5: 17. Tahl g5, 18. Dg4 nebst f4
mit weißem Vorteil), 16. Dg4: Th4: 17.
Th4: Dh4: (17. ...Sh4:? 18. Thl usw.),
18. Lf5: Dh6t 19. Sf4 ef (auch 19. . . . gf
verliert, z. B. 20. Df3 Ld7, 21. Thl Dg7,
22. Sh5 Dg5, 23, Kdl Ke7, 24. Sf6 c5!
25. c4! usw.), 20. Df3 c6, 21. Thl Dg5
(21.... Dg7, 22. Th2! nebst Dhl), 22.
Th8t Ke7 (oder 22.... Kg7, 23. Dhl!
usw.), 23. De3 Dgl, 24. e6! Aufgegeben
(24. ... f6, 25. Tg8). Wieder ein unschul-
diges Opfer der h-Linie!
— 261 —
Stellung nach dem 1 4. Zuge von Schw.
Die schwarzen Verteidigungsan-
lagen waren morsch aufgebaut. —
Es folgte sehr schön:
15. Lg5Xf7t! Ke8— d8
16. Dg4— g7 d4Xc3t
17. Kd2— el V Da5— b4
18. Lf7— g6! Tf8Xf3
19. SglXf3 Db4— f4
20. Tal— dl Ta8— b8
21. Dg7— f6t ....
Führt am schnellsten die Ent-
scheidung herbei.
21 Df4Xf6
22. e5Xf6 Lc8— d7
23. g2-g4
Der Bauernwald setzt sich in
Bewegung.
23.
24 g4-g5
25. Lg6— d3
26. h4Xg5
Kd8— c7
Tb8— h8
h6Xg5
e6— e5
Schwarz verteidigt sich hartnäckig,
was noch einige pikante Schluß-
wendungen ermöglicht.
27. g5-g6
28. Sf3— g5!
29. Sg5— h7
30. Kel— e2
31. f6— f7
32. Ke2— e3
33. Ke3— f4
34. g6-g7
35. f7— f8D
36. Kf4— e5
Ld7— e6
Sc6— d4
Sd4— f3t
e5 — e4
Sf3— d4t
Sd4— f5t
Sf5— e7
Th8Xh7
Th7— h4t
Aufgegeben.
Der holländische Jungmeister
Euwe (geboren 1901 zu Amsterdam)
ist die Zukunftshoffnung des euro-
päischen Schachs. Logik, gepaart
mit Phantasie, zeichnet sein
Spiel aus.
[EH]
Partie Nr. 45.
Viermeisterkampf zu Kiel 1921.
Weiß:
Schwarz:
Bogoljubow.
Reti.
1. e2— e4
e7— e6
2 d2— d4
d7— d5
3. Sbl— c3
Sg8 -f6
4. Lei— g5
LfS b4
5. e4— e5
h7— h8
6. Lg5— d2!
Lb4Xc3
7. Ld2Xc3
....
Im Zusammenhang mit dem
nächstzügigen Manöver eine der zahl-
losen Neuerungen Bogoljubow's, die
sich aber hier nicht bewährt.
Wegen der normalen Fortsetzung
7. bc siehe vorige Partie.
7 Sf6— e4
8. Ld3— b4 ....
262
Ein lebenslustiger Läufer! In einer
Partie Duras-Prokes, Wien 1907,
geschah weniger effekthaschend 8.
Ld2 c5, 9. Le3.
8 c7— c5!
9. Lb4Xc5 ....
Wenn 9. de, so 9....Sf2:! nebst
Dh4t und Db4:
9 Se4Xc5
10. d4Xc5 Dd8— aöf
Schwarz will sich mit dem metho-
dischen, von Collijn empfohlenen
Ausgleichungssystem : 10.... Sd7, 1 1 .
Dd4 Dc7 usw. nicht begnügen.
11. c2— c3 Da5Xc5
12. Ddl— d4 Dc5— c7
13. Sgl— f3 Sb8— c6
14. Lfl— b5 0—0
15. Lb5Xc6 b7Xc6
16. b2— b4 Lc8— a6!
Gibt der ganzen Partie ein unver-
kennbares Gepräge.
17. Kel— d2 Ta8— c8
18. Dd4— c5 f7— f6
Hiemit ist die weiße Partieanlage
strategisch widerlegt, indem sein
Stützpunkt e5 gesprengt und c5 nur
künstlich behauptet werden kann.
19. Thl— el f6Xe5
20. Sf3Xe5 Tf8— f5!
Nun bemächtigt sich Schwarz
auch in taktischer Hinsicht der
Spielführung.
21. Dc5— e3 ....
Dieser Rückzug ist erzwungen,
da wenn der Springer zieht, so folgt
e6 — e5!
22. , ... c6— c5
Nun aber produziert sich ein
anderer schwarzer Bauer als Mauer-
breche r.
22. Tal— cl ....
Auf 22. bc folgt 22. . . . d4! 23. cd
Daöf zum Vorteil für Schwarz.
22 c5Xb4
23, c3Xb4 ...
Stellung nach dem 23. Zuge von Weiß.
löt, m.. m.. m
Wa V/m l^i v/M
23. . . .
d5— d4!
Ebenso elegant wie energisch.
Der weiße König kommt aus seiner
offenen Stellung nicht mehr
heil heraus.
24. De3— g3 ....
Auf 24. Dd4: siegt Schwarz in
prachtvoller Weise durch 24. . . . Tf2:f !
25. Df2: Dd6t usw.
24. .... Dc7— d6
25. TclXc8t La6Xc8
26. Se5— d3 Dd6— d5
27. Tel— cl Lc8— a6
„Ich bin schon wieder da!"
28. Sd3— c5 d4— d3!
Ein äußerst lebensfähiger Bauer,
dem alsbald auch die wohlverdienten
Siegesehren zufallen werden.
29. Sc5— b3 ....
Weiß wehrt sich nach Kräften.
Fatal wäre selbstredend 29. Sd3:
Ld3: 30. Dd3: Tf2:t usw.
29 Dd5— e4
30. Dg3— b8t Tf5— f8
31. Db8Xa7 De4— e2t
32. Kd2— c3 d3— d2!
Weiß fällt dieser „höheren Geo-
metrie" zum Opfer.
33. Tel— gl Tf8— c8t
34. Sb3— c5 De2— c4t
35. Kc3— b2 Dc4Xb4t
36. Sc5— b3 Db4— c3t
37. Kb2— a3 La6— e2
Weiß gibt auf.
„Lützow's wilde Jagd".
OHI
263 —
Entlastung: 4 d5Xe4.
Mit einem imposanten Siege der
schweren Geschütze endete die
Partie Nr. 46.
Meisterturnier zu BerHn 1920.
Weiß:
Rdti.
1. d2~d4
2. e2-e4
3. Sbl— c3
4. Lei— g5
Schwarz:
Tartakower.
e7— e6
d7— d5
Sg8— f6
d5Xe4
Von Lasker, später aber von
Rubinstein mit großer Virtuosität an-
gewendet (vergl. Anm. zum 7, Zuge
von Schwarz).
5. Sc3Xe4 ....
Auf 5. Lg5Xf6, was u. a. Maröczy
für das Beste hält, wäre 5. . . . Dd8Xf6
allerdings gefährlich, z. B. Partie Spiel-
mann—Opocensky, Pistyan 1922:
6. Sc3— e4 Df6— d8 (beachtenswert
ist aber 6. . . . Dh6, oder wie in einer
Matchpartie Spielmann— Tartakower, Wien
1921, geschah: 6.... Dg6, 7. SgS Ld6,
8. SfS 0—0, 9. Ld3 Dh6, 10. 0—0 Sc6,
11. Tel Ld7, 12. c3 Tae8, 13.
Te4 [besser 13. Db3] f5! 14. Te2 [vor-
sichtiger 14. Tel] g5! mit schwarzer
Initiative).
7. Sgl— f3 Sb8— d7 (nicht ganz be-
friedigend geschah in einer Partie Tarta-
kower—Maröczy, Göteborg 1920, sofort
7. . . . c5).
8. Lfl— d3 (oder auch etwa 8. c3 c5,
9. Da4 cd, 10. 0—0—0! de, 11. Se5 cbf
12. Kbl a6, 13. Lb5! mit weißem Vorteil).
8. . . . Lf8— e7, 9. Ddl-e2 c7— c6, 10.
0-0-0 mit klarem Stellungsvorteil für
Weiß, dagegen scheint Schwarz auf 5.
LgöXfß mit 5. . . . g7Xf6, 6. Sc3Xe4f6— f5
gute Gegenchancen zu erlangen, z. B.:
a) Partie Spielmann— Sämisch, Kopen-
hagen 1923: 7. Sg3 c5! 8. Sf3! (keine
Vorteile ergab in einer Partie Tartakower
— Maröczy, Wien 1922: 8. LbSf Sc6!)
8. . . . Sc6, 9. Dd2! (Weiß versucht in raffi-
nierter Weise, aus Nichts etwas zu machen)
9.... cd, 10. Lb5 Ld7, 11. 0—0 Db6, 12.
Sd4: mit ungefährem Ausgleich.
b) Partie Aljechin— Tartakower, Wien
1922: 7. ScS (nach Maröczy am besten,
nach unserer Meinung aber eine verstärkte
Abschwächung) 7. . . . Lg7, 8. Sf3 0—0! (ver-
früht wäre noch 8 c5. Nachteilig ge-
schah ferner in einer Partie Strobl—
Krejcik, Wien 1921: 8.... De7 nebst c5. —
Auch 8. . . . Sc6, 9. Lb5 Ld7, 1 0. Dd2 De7, 1 1 .
0—0—0 0—0—0, 12. Thel h5, 13. Kbl wäre
nach Maröczy's Ausführungen für Weiß
günstig), 9. Dd2 c5! 10. de Da5, 11. Sb5!
(wenn 1 1 . Dg5, so vorerst 11.. . . h6 ! 1 2. Dg3
f4! mit Vorteil) 11.... Dd2:t 12. Sd2:
Sa6 (12. . . . Lb2: 13. Tbl Le5, 14. Sc4),
13. c3 Sc5: 14. Sb3! Sb3: 15. ab a6, 16.
Sd6, worauf sofort 16 Td8 ein min-
destens gleiches Endspiel herbeiführen
konnte. Es folgte jedoch beiderseits ge-
künstelter: 16.... Tb8, 17. b4 Td8, 18.
0—0-0!? (geboten war 18. Sc8:) 18
Le5? (mit 18. . . . Ld7 konnte Schwarz
das überlegene Zweiläuferspiel behaupten,
da das von Weiß geplante 19. b5 Le5,
20. ba wegen 20 La4 mangelhaft
wäre), 19. Sc8: Tdl:t 20. Kdl: Tc8: 21.
Kc2 und Weiß befindet sich jetzt trotz
der ungleichen Läufer in kleinem Vor-
teil, was er durch geniale Endspiel-
führung siegreich zu verwerten verstand.*)
*) Zum Kapitel: Endspiel-
führung.
Stellung nach dem 29. Zuge
von Schwarz.
Schwarz: Tartakower.
. . m Ä.» m... m
^f' W^/ W^y
§MM MM.
wm 'rn^y ^öy^
im. ■ m\
Weiß: Aljechin.
Es folgte:
30. Lf3— h5! ....
Eine tiefe Konzeption.
30 Tf2Xg2
31. Th7Xf7t Ke7-d8
Verhältnismäßig am be-
sten war 31.... Kd6, 32.
Tf4: Ld8! obwohl Weiß
auch dann dank seinem
freien Plusbauer im Vorteil
blieb.
32. Lh5— g4! e6— e5
33. Tf7— d7t Kd8— c8
34. Td7-d2t ....
Mit den Abzugschachs
auf der 7-Linie würde
Weiß nur Remis halten
können. Die nun folgenden
Verwicklungen hatte der
Führer der schwarzen Steine
in Verkennung des 36. Zu-
ges von Weiß als günstig
für sich beurteilt.
34 Tg2Xg4
35 h3Xg4 f4— f3!
Auf 35. . . . e4 gewinnt
Weiß leicht durch 36. Td4
f3, 37. Te4: f2, 38. TeSf
nebst Tf8, während jetzt
sogar seine eigene Lage
prekär zu sein scheint.
Man prüfe:
a) 36. Kc4 e4, 37. Kd4
Lf4, 38. Tf2 e3, 39. Tf3:
e2! und Schwarz gewinnt.
Fortsetzung der Fußnote
siehe Seite 264.
264
5 Sb8— d7
In einer Partie Tarrasch-Tartakower,
Mährisch-Ostrau 1923, geschah sofort
5 Le7, um nach 6. Sf6:t mit 6
Lf6: seinen Läufer entgegenzustemmen
(z. B. etwa 7. Lf6: Df6: 8. Sf3 0—0
[8.... b6, 9. Lböf c6, 10. LdS Lb7, 11.
De2! Sd7, 12. c3 mit gutem Spiel], 9.
Ld3 c5, 10. De2! [10. c3 cd, 11. Sd4: e5
mit Initiative] IQ... Sc6, 11. de Db2:
mit unklarem Spiel), bezw. nach 6. Ld3?
Se4: 7. Le7: Sf2:! einen Bauern zu er-
obern. Da auch der Rückzug 6. Sg3 auf
die unmittelbare Einwirkung im Zentrum
verzichten würde, entschloß sich Weiß
zum hypermodernen Rücksprung 6. Sc3
(vergleiche unsere Ausführungen auf
Seite 70).
6. Sgl— f3 Lf8— e7
7. Se4Xf6t ....
Dies soll nach moderner Ansicht
noch das Beste sein (jedenfalls nicht
7. LdS wegen 7. . . . Se4: usw. wie oben).
Weiß hofft seinen Bauern im
Zentrum zu behaupten und den feind-
lichen Damenläufer dauernd einge-
sperrt halten zu können.
7 Le7Xf6
Eine neue Idee, um die Fesse-
lungwirksam zurückzuschlagen und
eine der beiden Bauernsprengungen
(c7— c5 oder e6 — e5) schleunigst zu
ermöglichen.
Gewöhnlich geschieht hier 7. . . .
Sd7Xf6, 8. Lfl-d3 b7-b6 (Rubinstein!
„Jetzt oder nie", lautet sein Grundsatz,
da nach 8 0—0, 9. De2 das nunmehrige
9.... b6 wegen 10. Lf6: nebst De4 ein
grober Fehler wäre. -- Nach Collijn soll
übrigens 8.... c5, 9. 0—0 cd, 10.
Sd4: e5, 11. Sf3 Sd7! zum Ausgleich
genügen, doch kann Weiß bei dieser
Spielwendung viel energischer 11. Sf5 Lf5:
12. Lf5: Ddl: 13. Tadl: mit zweifel-
losem Endspielvorteil spielen).
9. 0—0 (stürmischer geschah in der
bekannten Partie Spielmann— Rubinstein,
San Sebastian 1911, wo der polnische
Großmeister seine Neuerung zum ersten
Male anwandte: 9. Se5 Lb7, 10. Lböfcö,
11. Df3 [oder Partie Schlechter— Rubin-
stein, San Sebastian 1912: 11. Lc6:t
Lc6: 12. Sc6: Dd5! 13. Se5 Dg2: 14. Df3
Df3: mit schwarzem Endspielvorteil]
11 Dd5, 12. Lf6: cb, 13. Le7: Df3:
14. gf Tg8, 15. Lh6 f6, 16. Sd3 Lf3: 17.
Tfl Tg4, 18. Lf4 Td3, 19. c3 e5! mit
gutem Endspiel für Schwarz. — Ver-
gleiche im übrigen die zweite Fußnote
der Seite 245).
9.... Lc8-b7, 10. Ddl -e2 0-0, 11.
Tal— dl mit Entwicklungsschwierigkeiten
für Schwarz. (Matchpartie Capablanca—
Kostitsch, Havanna 1919, mit Zugum-
stellungen aus der Variante 3. . . .
d5Xe4 entstanden).
8. Lg5— e3! ....
Jeder Tausch würde das schwarze
Spiel erleichtern. In einer Partie
Breyer-Tartakower, Göteborg 1920,
geschah 8. Lf6: Df6: mit baldigster
Gegeninitiative, deren Mittel freilich
sehr beschränkt sind.
8 0—0
Noch sicherer geschah in einer
früheren Matchpartie zwischen den
Textgegnern (Wien 1920): 8. ...c5,
Fortsetzung der Fußnote
von Seite 263.
b) 36. Kc2 e4, 37. Td4!
e3, 38. Kdl Lg3, 39. Te4
e2t 40. Kd2 Lh4, 41. Te5
Lg3 etc. mit Remis.
c) 36. g5 e4, 37. Td5 (37.
g6? Le5 nebst e3 und ge-
winnt) 37.... f2, 38. Tf5
e3, 39. g6 e2, 40. g7 f 1 D,
41. g8Dt Kb7, 42. Dd5t
Ka7 mit Gleichgewicht.
d) 36. Th2 e4, 37. Th8t
Kd7, 38. Tf8 Lg3! 39. g5
Ld6, 40. Tf6 Le5! 41. Tf7t
Ke6 mit Ausgleich. [Alje-
chin in der „Strategie"].
36. Td2-d5!!! ....
Deusexmachina! - Durch
diese ganz unwahrschein-
liche Wendung erzwingt
Weiß den Gewinn:
36. . . . e5— e4
Oder 36.... f2, 37. Tdl
e4, 38. Kc2 Lf4, 39. Tfl
nebstKdl undgewinntleicht.
37. Td5— f5
38. g4-g5
Lc7-g3
Kc8— d7
Oder 38. .'. . e3, 39. Tf3:
e2, 40. Te3 usw. mit klarer
Entscheidung.
39. g5-g6 Kd7-e6
40. g6— g7 Ke6Xf5
41. g7— g8D Lg3— f4
Um eine Nuance zäheren
Widerstand bot Le5.
42. Dg8-f7t Kf5— g4
Auf 42 Ke5 gewinnt
43. c4 usw.
43. Df7-g6t Lf4-g5
44. Dg6Xe4t Kg4— g3
45. De4— g6 Kg3— g4
46. Dg6Xb6 Aufgegeben.
Die Partie wurde mit
dem Speziaipreis für das
beste Endspiel ausge-
zeichnet.
— 265 -
9. c3 cd, 10. Sd4: 0—0, 11. Le2 Sb6,
12. Sb5 Ld7! usw. mit ungefährem
Ausgleich der Kräfte,
9. Lfl-<13 Tf8— e8
Auch jetzt kommt 9.,., c5 in Be-
tracht, doch hat der schwarze Führer
schon manche böse Erfahrung mit
der Herabminderung seines Präsenz-
standes am Damenflügel gemacht
und will hier daher lieber mit der
Öffnung der e-Linie versuchen, (Siehe
nächste Anmerkung.) ' Übereilt ge-
schah in einer Partie Schlechter —
Snoskoborowski, Nürnberg 1906, so-
fort 9.... e5? wegen 10. de Se5:
11. Se5: Le5: 12. Lh7:t nebst Dh5
und De5: mit Bauerngewinn für
Weiß.
10. c2— c3 e6— e5
Gesunde Strategieljetzt wäre hin-
wiederum 10 c5 ein Fehler wegen
11. Dc2 g6, 12. de Dc7, 13. b4 b6
(oder 13,... a5, 14. Tbl), 14. Le4
Lb7, 15. Lb7: Db7: 16. cb Tac8,
17. Ld2 Sb6: 18. Tel mit Mehrbauer
für Weiß.
11. Ddl— c2! ....
Der phantasievolle Reti beginnt
bereits seinen Gegner vor schwere
taktische Probleme zu stellen und
der Partie den schärfsten Duell-
charakter zu verleihen. (Heterogene
Rochaden!)
11 g7-g6?
Diese böse Schwächung legt den
Grund zu allen späteren Schwierig-
keiten von Schwarz. Richtig war das
unerschrockene Dreinschlagen IL...
ed! da darauf die Opferwendung 12,
Lh7:t Kh8, 13. Sd4: Ld4: 14. cd
g6, 15. Lg6: fg, 16. Dg6: Sf8, 17.
Dh6t Sh7, 18. 0—0 Dd5 für Weiß
ergebnislos wäre und er daher die
bescheidene Spielart: 12. Sd4: (statt
12. Lh7:t) Ld4: 13. cd Sf8, 14.
0-0-0! mit punktalen Schwächen,
dafür aber mit verschiedenen prak-
tischen Hoffnungen wählen müßte.
12. 0—0—0 ....
In Betracht kam auch 12. h4.
12, e5Xd4
Auf l^....De7 könnte 13, The 1
die Gabeldrohung von Schwarz mit
leichter Mühe vereiteln,
13. Le3Xd4 , , . .
Mit 13. Sd4: würde Weiß (nach
13.... Lg5) dieselbe Läufer-Trans-
aktion in viel ungünstigerer Form
durchführen müssen,
13, , . . . Lf6Xd4
14, Sf3Xd4 Sd7— c5
Riskant wäre der Bauerngewinn
durch 14,...Dg5t nebst Dg2:
Am besten war aber hier (und
auch noch in den nächsten Zügen)
Di6, womit die schwarze Hauptfigur
die unbequeme d-Linie sozusagen
unter zähneknirschenden Flüchen
und Drohungen verlassen müßte.
12. h2— h4! Sc5Xd3t
13. TdlXd3 c7— c5
Schwächend. Noch immer war
Df6 vorzuziehen,
14. Sd4— b5! Dd8— a5
Besser war Db6 (vergl nächste
Anmerkung).
18. Sb5— d6 Te8— e7
Jetzt erst sieht Schwarz, daß der
Grundgedanke seines 1 6. Zuges fehler-
haft war, da der geplante Einbruch:
18,..,Da2: 19. Se8: Dal f 20. Kd2!
(20, Dbl ? Dbl :t 21. Kbl : Lf5 usw.)
Dhl: wegen 21. Sc7! (nicht aber 2 L
Td8 wegen 2L...Dh4:!) Dh4: 22.
Sa8: usw. ein katastrophales Ende
nehmen würde.
Er muß also nunmehr dem
Gegner die Offensive überlassen, was
jener auch in kräftigster Weise
besorgt.
19. a2--a3 Lc8— g4
20. f2 f3
Auf 20. Tg3 folgt Dc7'. —Mit
seinem letzten Zuge hat Schwarz
mindestens das Herüberrollen der
gesamten weißen Artillerie auf die
h-Linie verhindert.
20 Lg4— e6
21. Dc2— d2! ....
Nun ist es für Schwarz bereits
- 266 —
schwierig geworden, den verschie-
denen Mattnetzdrohungen (vor allem
durch Dh6 nebst Se4, sonst aber auch
durch h4-h5Xg6) wirksam zu be-
gegnen.
21. .... Da5— a6
Dieser „fesselnde" Zug deckt
immerhin noch alles.
22. h4— h5 Te7— d7
Schlecht wäre 22, . . . Lc4, 23. Sc4:
Dc4: 24. hg! ig, 25. TdSf Te8, 26.
Td7 und gewinnt.
Auch der Bindungsversuch 22.:..
Td8 würde nach 23 hg fg, 24Tel [(mit
der Drohung Tde3) die Fesselungs-
rollen umwandeln.
23. h5 Xg6 f7Xg6
24. Thl — el! ....
Eine feine Diversion zur rechten
Zeit. Diesem Turm ist von den
höheren Schicksalsmächten die ent-
scheidende Einbruchs rolle zuge-
dacht worden.
24. ... , L e6— b3
Erweist sich bald als Tempo-
verlust Etwas besser war sofort Lf7.
Schwarz jagt aber wieder trügerischen
Phantomen nach (26. Zug!).
25. Tel— e5! ....
Dieser feine Zug bedeutet ein
Figurenopfer.
25 Ta8— d8
26. Dd2— e3
Alles das hat Weiß brillant kom-
biniert. Sein Erfolg ist daher ein
wohlverdienter,
Stellung nach dem 26. Zuge von Weiß.
26,
Da6Xd3.r??
M m
m:"'M
m..^m^
m m WM m
W4 W^/ 'W^/ Ä W^y
Ein inkorrektes Damenopfer (vgL
Anmerkung zum 28. Zug), doch war
bereits eine ausreichende Verteidigung
kaum vorhanden.
Ganz verfehlt wäre zum Beispiel
auch26,.,,Td6:27,Te8tKg7 (bezw,
27,,.,Te8: 28, De8:t nebst Dd7:t),
28, Td8:Td8: 29, De7t nebst Dd8:
Geboten war jedenfalls die nahe-
liegende Parade 26. , , , Lf7 mit der
Folge:
27, Sf7: Td3: (auf 27,,,,Kf7:
folgt, wie Reti sofort nach Beendigung
der Partie zeigte: 28. Df4f Kg7, 29.
Te8!! [nicht aber 29. Te7tTe7:30.
Td8: Tf7 mit Ausgleich] 29,..,Te8:
30. Td7:t Kh8, 31, Te7!I und ge-
winnt, — Ungenügend wäre auch
27,,,.Dd3: 28. Dd3; Td3: 29. Sd8:
Td8: 30, Tc5: usw, mit weit über-
legenem Turmendspiel).
28. Te8t Te8: 29, De8:t Kg7,
30, Se51 Dd6 (am besten) 31. Df 7 t
Kh6, 32, Sd3: Dd3: 33, Df8t nebst
Dc5: wobei jedoch Weiß im Damen-
endspiel mit gutem Mehrbauer, sohin
trefflichen Gewinnchancen verbleibt.
Eine sehr tiefe Konzeption!
27, Te5— e8tl Kg8— g7
28, Dc3Xd3 Td7Xd6
Bei seinem Damenopfer hatte
Schwarz übersehen, daß jetzt 28.,..
Te8: wegen 29, Se8: mit Schach!
nicht geht.
Jetzt bricht seine Partie rasch zu-
sammen.
29, Te8X d8! Td6Xd3
30, Td8Xd3 Lb3— a4
Vom Standpunkt des „Nichtauf-
gebens** wäre jedenfalls 30 Le6
zäher. Nun werden noch einige un-
schuldige Bauern von Schwarz
massakriert.
Es folgte: 31. Td5 b6, 32. Td8
h5, 33, Kd2 h4, 34. Ta8 a5, 35. Tb8
Kf6, 36. Tb6:t Kf5, 37, Ke3 Ldl,
38. Tb5, Aufgegeben.
OHD
— 267 -
Zernierung: 3. e4— e5?!
Dieser früher von Paulsen ange-
wandte Zug wurde in neuerer Zeit
von Nimzowitsch mit einer neuen
philosophischen Idee (Schaffung eines
mobilen Figurenzentrums!) ausge-
stattet
Partie Nn 47.
Erste Matchpartie, Stockholm 1920,
Weiß:
Nimzowitsch.
1. e2— e4
2. d2— d4
3. e4-e5
Schwarz:
Bogoljubow,
e7— e6
d7— d5
c7— c5!
Dieses Sprengungsmanöver am
Damenflügel ist viel nachhaltiger als
3 f6, worauf 4, Ld3 g6, 5. Sf3
zugunsten von Weiß folgen kann.
4. Sgl— fS ....
Nimzowitsch's Originalmarke. Be-
achtenswert ist auch 4. c2 — c3 vgl.
P. Nimzowitsch-Rubinstein, Karls-
bad 1911:
4. c3 Sc6, 5. Sf3 (oder die eigentliche
Paulsen'sche Fortsetzung: 5. f4 Db6, 6. Sf3
Ld7! 7. Le2 Tc8 oder Sh6 nebst Sf5 mit
theoretischem Vorteil für Schwarz).
5. . , . Db6 (auch 5. . . . Ld7 oder 5. . . .
16 kommen hier in Betracht).
6. Ld3 (6. Le2 cd, 7. cd Sge7, 8. Sc3
Sf5, 9. Sa4 Daöf 10. Kfl b5! ist für
Schwarz günstig).
6 cd! (schwächer geschah in
einer Partie Nimzowitsch— Salwe, Karls-
bad 1911: 6.... Ld7, 7. de! Lc5: 8. 0-0
f6, 9. b4 Le7, 10. Lf4. Weiß steht brillant).
7. cd Ld7, 8. Le2 (auf 8. Lc2
empfiehlt Collijn 8. . . . Sb4, 9. Lb3 Da6
mit der Drohung Sd3. Dann Sg8— e7— c6).
8. . . . Sge7! 9. b3 Sf5, 10. Lb2 Lb4t
(nach Collijn sei dieses Schach überhaupt
zu unterlassen und mit 10 h5! 11.
0-0 Le7, 12. Sc3? Scd4: vorteilhaft für
Schwarz fortzufahren. Beachtenswerter-
weise ist es daher für Weiß günstiger,
auch in dieser Variante mit 11. Kfl statt
0-0 künstlich zu rochieren).
11. Kfl! h5! (zwecks Fixierung des
Sf5. Schwächer geschah in einer Partie
Nimzowitsch— Tarrasch, San Sebastian
1912: 11.... Le7, worauf 12. h4 h5, 13.
Sc3! Scd4: 14. Sd5: zu empfehlen ist).
12. g3 Tc8, 13. Kg2 g6 mit Gleich-
gewicht der Kräfte. —
Steinitz pflegte übrigens an der
Textstelle mit 4. d4Xc5 fortzu-
setzen, worauf jedoch 4 — Sc6!
(weniger klar wäre 4 Lc5: 5,
Dg4 g6 usw. Nach Godai ist
übrigens 4. . . . Se7, 5. SfS Se c6, 6,
Ld3 Sd7 zu beachten), 5. SfS Dc7
(auch 5, . . .Lc5:6. Ld3f6!7.De2[7. Lf4
fe! 8. Se5: Df6! 9. Dhöf g6] 7. . . . fe,
8. Se5: Se5: 9. De5: Df6, 10, De2
Se7, 11. Sd2 0— 0, 12. 0—0 Sec6,
13. c3 e5 kommt in Betracht), 6.
Lf4 f5 zugunsten von Schwarz ge-
schehen kann. Ebenso läßt auch 4.
Lfl— böf nach 4.... Sc6, 5. Lc6:t
bc, 6. c3 Db6 den Nachziehenden
im Stellungsvorteil.
4 Sb8— c6
Auf 4 cd geschah in einer Partie
Nimzowitsch— Bernstein, Wilna 1912:
5. Dd4: (auch die Gambitfortsetzung 5.
Ld3 nebst 0—0 ist hier zu beachten)
5 Sc6, 6, Df4 mit ausgezeichnetem
Spiel für Weiß.
Sehr ideenreich geschah hin-
gegen in einer Partie Nimzowitsch—
Leonhardt, San Sebastian 1912: 4
Db6, 5. Ld3 (oder 5. e3 Sc6 mit Aus-
gleich, bezw. 5. de Lc5: mit schwarzem
Druck auf den Bauer f2) 5. . . . cd, 6. 0—0
mit sehr unklarem Spiel, z. B. nach
Collijn 6. . , . Sc6, 7. a3 a.5 (7. . . . Sg e7,
8. b4 Sg6, 9. Tel Ld7, 10. h4! mit Vor-
teil für Weiß), 8. a4 f5, 9. Sa3 (wir zie-
hen 9. ef Sf6: 10. Tel Dc7, 11. Lf5,
bezw. 10. . . . Lc5, 11. Sa3 mit unge-
schwächten Chancen im Zentrum vor)
9.... Sge7, 10. Sb5 Sg6, 11. Tel Lc5
und Schwarz steht besser.
5. d4Xc5 . • . .
In der dritten Matchpartie zwi-
schen den Textgegnern geschah
nach einem anderen, weniger ori-
ginellen System:
5. c3 Db6, 6. Le2 cd, 7. cd Se7
(oder Partie Nimzowitsch— Spielmann,
Stockholm 1920: 7.... Sh6, 8. Sc3 Sf5,
9. Sa4 Da5, 10. Ld2 Lb4, 11. Lc3 Ld7,
12. a3 Lc3: 13. Sc3: h5, 14. 0—0 Tc8, 15.
Dd2!).
8. Sc3 Sf5, 9. Sa4 Lb4t 10. Kfl?
(besser war wohl 10. Ld2, z. B. 10. . . .
Da5, 11. Lc3: Lc3: [11.... b5, 12. a3], 12.
Sc3: Db6 [12.... Db4, 13. a3], 13. Lb5
0-^, 14. Lc6; Db2: 15. Sa4 Db4, 16.
Dd2 mit Kompensationsdruck auf c5).
~ 268 —
lö. . . . Dcf8, II. a3 LeT, 12. b4 0-0,
13. Tgl f6! mit Stellungsvorteil für
Schwarz.
5 Lf8Xc5
6. Lfl— d3 f7— f6
Erweist sich als unheilbringend,
so daß die ganze Partieanlage von
Schwarz gerügt werden muß, da
auch andere Fortsetzungen wenig
taugen, z. B.:
a) Partie Nimzowitsch— Spielmann,
San Sebastian 1912: 6. ..,Sge7, 7. Lf4
(zweckmäßiger als' 7. 0—0, was in einer
Partie Steinitz— Showalter, Wien 1898,
erfolgte) 7 Db6, 8, 0—0! Db2: 9.
Sbd2 Db6, 10. Sb3 mit weißem Vorteil..
b) Partie Spielmann— Marco, Buda-
pest 1913: 6. .. . Dc7, 7, Lf4 Sge7, 8, 0—0,
Weiß steht überlegen,
7. Ddl--e2 f6Xe5
8. Sf3Xe5 Sc6Xe5
9. De2Xe5 Sg8— f6
10. Ld3— b5t Kea— f7
Natürh'ch nicht 10..,, Ld7
wegen 11. De6:f
11. 0—0 _ , ,
Nun drohte aber Schwarz mit
11.... Lf2:t nebst Sg4t, Dieser
Gegendruck auf Bf2 bildet auch
nach der weißen Rochade eine
nicht zu unterschätzende Gefahr,
der jedoch Nimzowitsch in virtu-
oser Weise begegnet.
11. . , . , Dd8— b6
12. Sbl— c3 ....
Verfehlt wäre 12. De2, da
darauf 12 e5 nebst Lg4 die
wildgewordenen Elemente von
Schwarz in Bewegung setzen
würde.
12 Lc5Xf2t
13. Kgl— hlf Th8— f8
Um künstlich zu rochieren. Da-
zu kommt es aber nicht mehr.
14. De5— e2 Lf2— d4
15. Sc3— a4 Db6— c7
16. Lei— f4 ....
Mit dem Jagdspiel 16. Dd3 Le5,
17. Dh7: Ld7, 18. Dhöf KeT
würde Weiß nichts erreichen. Er
trachtet daher ausschließlich danach,
alle Ausfallspforten zu besetzen.
16. , , . e6 — e5
17. Lf4— g3 . , , .
Nun wird Schwarz durch die
Drohung c2 — c3 beschäftigt,
17. , , . a7— a6
18. Lb5— d3 Dc7— d7
Eine Gegenkombination, die je-
doch ein Loch hat. Freilich wäre
Schwarz auch nach etwa 18 b5,
19. c3! La7, 20. Le5: De7, 21.Lh7:!
nicht auf Rosen gebettet, da der
weiße Angriff nach 21 ba, 22.
Dh5t Ke6, 23. Dföf Kf7,24. Ügöf
Ke6, 25. Lf6: leicht gewinnt.
Stellung nach dem 1 8. Zuge von Schw.
I sm m m
i9, 'm^, ^; im
IM ''(Mi X. VM WH
* "V^^^p
Weiß gewinnt elegant:
19. Lg3Xe5!! Dd7Xa4
Übersieht den 22. Zug von
Weiß, doch würde Schwarz auch
nach 19.... Le5: 20. Sb6 mit einer
Unterbilanz abschließen,
20. Tfl— f4 Lc8-g4
21. De2Xg4 Ld4Xe5
22. Tf4Xf6t.^ Aufgegeben
Ein Sieg des forschenden Geistes.
Nimzowitsch
als Vorläufer der Hypermodernen.
Geheimnisvoll sind die Gesichtszüge des baltischen Großmeisters,
nicht minder geheimnisvoll muten uns oft auch seine Schachzüge an.
Originalität — dies ist der erste Eindruck seiner Spielweise, Effekt-
hascherei scheint seine ständige Tendenz zu sein, und nur bei näherem
Studium wird man der schachphilosophischen Tiefe gewahr, die
Nimzowitsch bei seinen eröffnungs-
theoretischen Experimenten leitet,
Nimzowitsch ist vielleicht der
erste Meister, der statt der stereo-
typen Frage: „Wer ist Steinitz?"
die Frage: „Was ist Steinitz?" vor-
zulegen wagte. Noch jetzt erinnert
man sich schachüberall an seine
bedeutungsvollen Untersuchungen,
die über das Bauernzentrum, die
Gliederübertragung von Bauernketten,
die Unterminierung der Bauernbasis
und viele andere wichtigen Fragen
untar dem Gesamttitel: „Mein
System" in der „Wiener Schach-
zeitung" ex 1909 zur Veröffentlichung
gelangten.
Auch in rein praktischer Beziehung
überraschte uns alle der funken-
telegraphische Stil seiner Spielweise,
die entweder den schwerfälligen
Verteidigungen des Philidor und
Caro-Kann neue Seiten abgewann,
oder gar mit exzentrischen Partie-
anfängen (wie z. B. mit 1 . e4 e6, 2. d3,
Partie Nimzowitsch — Capablanca,
San Sebastian 1911, beziehungsweise mit der nach ihm benannten Eröffnung:
1. e4 Sc6! usw.) schachliches Neuland zu betreten suchte.
Längst schon als erstklassiger Meister anerkannt, darf daherNimzowitsch
auch seinen unverkennbaren Einfluß bei der Revolutionierung des modernenl
Schachgedankens geltend machen. Trotzalledem sollen aber nachstehend!
einige Gründe angeführt werden, weshalb das Werk der Neu-Romantiker
ganz anderen, ja ganz neuen Gesichtspunkten entsprang und folglich'
keineswegs (wie dies fast immer seitens der Kritiker geschieht) als
epigonenhaft bezeichnet werden darf.
Die Anhänger der ultramodernen Spielmethoden wenden dieselben an,
nicht um etwas Neuartiges, Originelles, Bizarres zu erreichen, sondern vielmehr
in voller Überzeugung, etwas Gutes, ja sogar d as e inzig Gute gefunden
zu haben!
~ 270 —
Daraus erklärt sich einerseits die Intensität ihres neustrategischen
Strebens, anderseits und insbesondere auch — zum Unterschied von allen
ihren Vorgängern! — der überraschende praktische Erfolg, der ihre
Bemühungen in den Jahren 1920 — 1923 gekrönt hat.
Freilich beginnt sich allmählich diese neue Wahrheit auch anderen,
wissenschaftstrunkenen Schachdenkern zu offenbaren und durch ihren
phantasievollen Reiz die heilige Logik eines Rubinstein, den Methoden-
sinn eines Maröczy, ja sogar die machoide Spielveranlagung eines Lasker
günstig zu beeinflussen: — Über die bloßen Eröffnungspointen hinweg-
gehend, beginnt man nunmehr, die strategischen Fragen des Entwicklungs-
vorsprungs, des Tempogewinns, der Zentrumsbesetzung usw. usw. viel
unbefangener zu beurteilen und im Zusammenhang damit, immer neuen
Schachgeheimnissen nachzujagen, statt dieselben mit rauher Hand ver-
nichten zu wollen.
Kurz gesagt: Das Schach feiert eine neue Renaissance-Epoche,
welche freudige Tatsache wir alle nicht kleinlich bestreiten, sondern viel-
mehr dankend anerkennen sollten.
Es lebe das verjüngte Schacht
Sizilianisch.
Eines Tigers geschnellter Sprung
zerfleischt den Gegner im nach-
folgenden
Sizilianischen Fianchetto.
Partie Nr. 48.
Großturnier zu Wien 1922,
Weiß: Schwarz:
Aljechin. Sämisch.
1. e2— e4 c7— c5
2 Sgl— f3 ....
Beabsichtigt in Verbindung mit
dem nächsten Zuge, die Mitte ge-
waltsam zu öffnen, was noch immer
die beliebteste Behandlungsart dieser
Eröffnung bildet, da man sich dabei
an der Schwäche des gegnerischen
d-Bauern weidet — Wegen der ge-
schlossenen Spielweise 2. Sc3 nebst
g3 und d3 siehe Partie Nr. 53 und
wegen sonstiger Methoden die
Nachbemerkung zur Partie Nr. 54.
2 Sb8— c6
3. d2— d4 c5Xd4
4. Sf4Xci4 g7— g6
Die Drachenvariante ! — Spielt man
jedoch vorerst 4. . . . Sf6 (um den
MaröczyanischenZug c2— c4 zu vereiteln!),
5. Sc3 g6, dann folgt bekanntlich am
besten 6. Sc6:! (viel weniger „wissen-
schaftlich" geschah in der 7. Matchpartie
Schlechter— Lasker, Berlin 1910: 6. Lc4
d6, 7. Sc6: bc, 8. e5 Sg4, 9. e6 f5, 10. 0—0
Lg7, 11. Lf4 Db6 mit wildem Spiel).
6. . . . bc (etwas besser ist (3. . . . de).
7. e5 (nach Cordel ist auch 7. Lc4
nebst Df3 zu beachten).
7.... Sg8, 8. Df3 Lg7 (noch un-
genügender geschah bekanntlich in der
Partie Post— Swiderski, Ostende 1906:
8 Da5, 9. Lf4 Lg7, 10. Lc4 f6, 11. e6!!
Sh6, 12. 0-0-0 Dc5, 13. ed Ld7, 14.De2!
Sf5, 15. Td7:Kd7: 16. Deöf Aufgegeben),
9. Lc4 e6, 10. Lf4 Dc7, 11. 0-0! Le5: 12.
Sb5 Db8, 13. Le5: De5: 14. Tadl! d5,
15. Tf el Db8, 16. Ld5: cd, 17. Dd5: usw.
[Partie Leonhardt— Tartakower, Karlsbad
1907] zugunsten von Weiß.
5. c2— c4 V . . .
Auch ohne diese von Maröczy ange-
gebene rein positioneile Behandlung (Druck
auf den Punkt d5!) läßt sich das
sizilianische Fianchetto scharf bekämpfen
durch :
5. Sc3 Lg7, a Le3 d6 (6. . . . Sf6, 7.
Sc6: bc, 8. e5 mit Vorteil), 7. Le2! Sf6
und nun 8, Sb3I (von J. H. Bauer ange-
geben. — Wenn hingegen 8. 0—0 so
8.... d6-d5! 9. ed Sb4! [Dr. Meitner,
1903], 10- d6 [oder Partie Janowski—
Tartakower, Karlsbad 1907: 10. Lf3 Sfd5:
11. Sd5: Sd5; mit vollwertigem Gegenspiel]
10.... Dd6: 11. Sd b5 DbS! 12. Lc5 Sc6,
13. Lf3 Sd7! mit voller Befreiung. —
Auch auf 8. h3, womit das Lasker'sche
Angriffssystem: Dd2, 0—0—0, g4 usw.
eingeleitet wird, könnte Schwarz mit
8. . . . d5!*) das herandrohende Gewitter
abschütteln. — Ähnliches bei 8. Dd2,
vergl. Matchpartie Janowski — Lasker,
Paris 1910: 8. Dd2 d5! 9. ed Sd5: 10.
Sd5: Dd5: 11. Lf3 Dc4 mit mindestens
gleichem Spiel).
8. . . . 0—0, 9. h3 (schärfer als etwa
9. 0-0 Se5! 10. h3 Le6 mit Gegenmaß-
nahmen am Damenflügel).
9. . . . Ld7, 10. Dd2 Tc8, 11. g4 nebst
g5, h3— h4 — h5Xg6, 0-0—0 usw. (Lasker !)
Lf8-g7
6. Sd4— b3 !
Da die Maröczyanische Auf-
stellungsmethode: 6. Le3 d6? 7. Le2
Sf6, 8. Sc3 0—0, 9. f3! Ld7, 10.
Dd2 SeS, IL 0—0 usw. mit fort-
schreitender Einschnürrung der
schwarzen Partie durch die von
Breyer (gegen Kostitsch in Göte-
borg 1920) angewandte Verstärkung:
*) „Wie werde ich energisch?", lautet
das ewige Postulat des Nachziehenden
in der sizilianischen Partie. —
Ein klägliches Ende nahm dagegen
folgende Partie Taubenhaus— Smorodski
(aus dem Allrussischen Nationalturnier in
Petersburg 1914):
8.... 0-0, 9. Dd2 a6, 10. TJl Dc7,
11. g4 b5? 12. g5 Sd7, 13. Sd5. Aufge-
geben.
-- 272 —
6,... Sf6! 7. Sc3 (7. f3 Db6) 7....
Sg4! 8. Sc6: Se3: 9. Sd8: Sdl: usw.
an Überzeugungskraft eingebüßt hat,
gestaltet Aljechin schon in diesem
Stadium den J. H. Bauer'schen Zug
zum Leitmotiv der ganzen Partie.
Statt dessen möchten wir aber
auch den Rückzug 6. Sc2 anregen.
SgS— f6
d7— d6
7. Sbl— c3
Schwarz wird nervös und sucht
seinem Damenflügel so rasch als
möglich Freiraum zu verschaffen.
Methodischer wäre vielleicht der
einfache Entwicklungsplan 7
0 — 0 nebst e7 — e6 und eventuell
d7~d5
8. Lfl— e2
Lc8— e6
Um Sd7 folgen zu lassen, ohne
eigene Figuren eingeschlossen zu
halten. Fein erdacht, doch wäre
etwa 0 — 0 nebst Ld7, Tc8, Se5 usw.
zweckmäßiger.
9. 0-0 h7— h5?
Hochtrabende Angriffspläne, die
nicht in Erfüllung gehen. Einfacher
und besser war noch immer 0 — 0,
doch pflegt Meister Sämisch das
Geheimnis der sizilianischen Ver-
teidigung im Rochadeverzicht zu
suchen, was ihm auch oft gegen
schwächere Gegner gelingt.
10. c4— c5 ....
Des besagten Tigers Sprung, wo-
mit jedenfalls große Verwirrung in die
feindlichen Reihen getragen wird,
da man ja sonst nicht gewöhnt
ist, gleich im Anfangsstadium
der Partie überrumpelt zu werden !
Bei dieser Gelegenheit sieht man
auch gleich Aljechin's Sonnen-
schach in hellstem Lichte erstrahlen.
Eine ruhige stellungsgemäße Fort-
setzung wie etwa 10. Lg5 hat wenig
Anziehungskraft für ihn, da er stets
bestrebt ist, alle latenten Schwächen
im feindlichen Lager zur Explosion
zu bringen.
10 d6Xc5
Läßt sich resigniert zur Schlacht-
bank führen, da auch der im zweit-
nächsten Zug stattfindende Damen-
tausch keine wesentliche Ab-
schwächung des weißen Ansturmes
nach sich zieht.
Es entsteht dagegen die Frage,
was folgen würde, wenn Schwarz
statt des Textzuges mit 10....d6-d5
achselzuckend an dem kecken An-
greifer vorbeigehen und die Auf-
lösung der Zentralspannung an-
streben würde. Die geniale Konzeption
von V/eiß lautet:
10.... d5, 11. e4-e5!! Se5: 12.
Sd4 Ld7, 13. Lf4 Sc6, 14. Sdb5
Tc8 (14.... e5, 15. Sdöf), 15. Sd5:
Sd5: 16. Dd5: Lb2: 17. Tadl
bezw, 15.... 0—0, 16. Sf6: f Lf6:
17. Dd2 mit überlegener Schlacht-
ordnung für Weiß. Immerhin wäre
diese zuletzt erwähnte Wendung
als das verhältnismäßig geringste
Übel der Textfortsetzung vorzu-
ziehen gewesen.
11. Sb3Xc5 ....
Endlich ist der reiselustige
Springer zu einer dominierenden
Position angelangt.
11 Le6— c8
12. DdlXd8t Ke8Xd8
Auch 12.... Sd8: 13. Sb5 0—0,
14. Sc7 Tb8, 15. Lf4 oder vielleicht
noch schärfer 13. Sd5 ! Sd5: 14.
Lb5t Kf8, 15. ed würde der
schwarzen Partei keine Erleichterung
bringen.
13. Tfl— dlf Sf6— d7
14. Le2— c4! Lg7Xc3
„Ein Feind weniger . , .", denkt
sich Meister Sämisch. — Auf 14
e6 könnte 15. Le6: fe, 16. Se6:t
Ke7, 17. Sg7: Th7, 18. Sd5t Kf7,
19. Se6! Ke6: 20. Sc7t nebst Sa8:
- 273 -
mit endgültigem Qualitätsgewinn
folgen und auch nach 14 Tf8,
15, Lf7: Tf7: 16. SeöfKeS, 17. Sc7t
Kd8, 18. .Sa8: Lc3: 19. bc b6, 20.
Le3! Lb7, 21.Sb6:! (21.Lb6:tKc8)
ab, 22. Lb6:t Kc8, 23. Le3 usw.
bleibt Weiß mit Turm und drei
Mehrbauern für zwei leichte Figuren
im entscheidenden Vorteil.
Stellung nach dem 14. Zuge von
Schwarz :
IBI» ■ ii
w^, y/m ^^ ^ W'^y
Die Landschaft hat sich ver-
wandelt : Die schwarze Stellunggleicht
einem verwunschenen Schlosse,
dessen Eingang von zwei schwarzen
Rittern bewacht wird. Aljechin
fürchtet sich aber vor keinen Ge-
spenstern und siegt im Fluge.
15, Lc4Xf7! ....
Droht nur Se6 X- Somit hat
Weiß einen wichtigen Bauern bei
sonst ungeschwächter Angriffslage
erobert.
15. . . . Kd8— c7
16. Sc5— e6t Kc7— b8
„Wie Gott will, ich halt still"
(Nestroy),
17. b2Xc3 Sd7— e5
Immerhin ein Rouladeversuch.
18. Lei— f4
19. Lf7Xe6
Lc8Xe6
Ta8— f8
Mit dem leisen Gebet : 20. g3 ?
g5, 21. Lg5:? Sf3t nebst Sg5:
20. Lf4— g3
Schwarz gibt auf, da seine
Hoffnung verflogen und der Figuren-
verlust durch Td5 nunmehr unab-
wendbar ist
„Wie so gelingt es Ihnen, Ihre
Gegner so kurz und bündig abzu-
fertigen?", fragten wir den weißen
Armeeführer. — „Ich zwinge sie
alle bei jedem Zuge zum selbständigen
Denken", lautete die Antwort.
Dr. §. 6. tartakower: Die hypermoderne §chachpäriie.
18
Aljechin.
Aljechin spielt Sonnenschach. Mehr als jeder andere Meister repräsentiert
dieser ewige „Stürmer und Dränger" die Vollkraft des XX, Schach-
jahrhunderts, wobei als Hauptmerkmal seiner Spielweise die Uner-
schöpflichkeit seiner Schachphantasie bezeichnet werden darf,
die es ihm ermöglicht, alle Partien in einer steten Spannung von
1000 Volt zu halten!!!
Früher war es ja verhältnis-
mäßig leicht, romantisches
Schach zu spielen, solange die
Eröffnung (Muzio! Evans!) feste
Angriffsbahnen zuwies. Die Jüng-
sten aber (und insbesondere
Aljechin!) legen das ganze Feuer
einer solchen, scheinbar abge-
lebten, Spielromantik in das
wissenschaftliche Gepräge einer
verschlossenen Damenbauerpartie
oder eines methodischen Vier-
springerspiels hinein.
Dies ist die eigentliche, die
wahre Verjüngung der Schach-
kunst, die sich übrigens auch
schon in der Ausgestaltung der Er-
öffnungsprinzipien kjndgibt: In
alle Ecken der widerspenstigen
Schachtheorie hat Aljechin neues
Leben gebracht, eine eigene kaum
zu widerlegende Eröffnung ge-
schaffen, die solide französische
Verteidigung durch den Bauern-
sturm 6. h2 — h4 beinahe über
den Haufen geworfen, das ortho-
doxe Dam'^ngambit durch das
originelle Springermanöver Sc3 — e4 in Frage gestellt und bei der Lösung
vieler anderen Eröffnungsfragen schöpferisch mitgewirkt.
Das Geheimnis der Aljechin'schen Kunst liegt vielleicht in de ^ ungeheuren
Vitalität, die sein ganzes Wesen erfüllt. Wie das Spiel, so auch der Mensch
(le style, c'est l'homme!) — blond und hochgewachsen, breitschulterig und
ernst. „Ich siege, also ich existiere" (vinco, ergo sum) so könnte man
die Aljechin'sche Schachphilosophie am treffendsten charakterisieren.
Im Anschluß an die überaus zahlreichen Glanzproben aus seiner
Turnierpraxis, denen der Leser in diesem Buche begegnet, seien nach-
stehend auch einige Beispiele aus den Simultanseancen Aljechin's ange-
führt, der übrigens seit 27. April 1924 mit seinen sechsundzwanzig in
New-York glänzend durchgeführten Blindpartien*) auch in dieser Beziehung
als Rekordinhaber dasteht.
Alexander Alexandrowitsch Aljechin.
*) Resultat: + 16
5. Dauer: 11 Stunden.
275
Stellungsbild I.
Schwarz: Aljechin.
i.... ..„ALI
^^ m m
Weiß: Gonziarowsky.
Aus einer Blindseance (Odessa 1918).
Schwarz am Zuge ließ seine Dame
viermal en prise stehen:
1 Sf6-d5!!
Dd8Xe8
De8Xe4!!
De4-e3!!!
Lc8-f5!!!
d4Xe3
e3Xd2
Sc6— b4
Sd5-c3#
2. TelXe8t
3. Sd2-e4
4. Lg5-d2
5. Tdl— el
6. TelXe3
7. Df2— fl
8. Lc2-dl
9. Beliebig.
SteUungsbild II.
Schwarz: Aljechin.
Weiß: N. N.
Aus einer Blindseance.
Schwarz am Zuge setzt mit seinen
beiden Springern den Gegner unter
Damenaufopferung matt:
1 Sc6Xd4!!
2. g4Xf5 Sd4Xf5t
3. Kg3— g4 h7-h5t
4. Kg4-h3 Sd3-f2#
Stellungsbild III.
Schwarz Aljechin.
Weiß: Dr. Torres.
Aus einer Blindseance (Sevilla 1922).
Aljechin (Schwarz) am Zuge zaubert
wieder einmal mittels Damenopfers ein
wundervolles Mattbild heraus:
1 Dh5Xh3!!
2. g2Xh3 Se4-f2t
3. Khl-gl Sf2Xh3#
Stellungsbild IV.
Schwarz: Konsultierende.
Weiß: Aljechin.
Aus einem Simultankampf gegen 6 kon-
sultierende Paare (Antwerpen 1923).
Spanisch mit 8. a2-a4. Weiß (Aljechin)
hat bereits im Eröffnungsstadium zwei
feine Bauernopfer gebracht und siegt nun
durch großartige Manöver:
29. Tel— c4!! ....
Der Turm greift machtvoll in den
Kampf hinein. Verfehlt wäre aber sofort
29. Se6 wegen 29. . . . Te6: mit Befreiung.
29
30! Sd4— e6
Wenn nun 30.
Te8-e5
Te5— h5
Te6:, so 31. deDeö:
32. te4D weicht aus, 33. Lf6:! mit Ent
Scheidung.
Ungenügend ist hier auch 30 Td5:
wegen 31. Sg7:l! usw.
18*
276
31.Dh4— e4 Dd7-e7
Nicht 31.... Td5: wegen 32.Sd8t!Dd8:
33. Dd5:t nebst 32. Da5:
32. De4— d3! La5— b6
33. Tc4— e4 De7— d7
34. g2— g4 Th5— h8
Der Irrweg dieses Turmes (TaS— dB
— eS— e5— h5— hS— eS) ist sehr bemer-
kenswert.
35. Te4— f4! ThS— eS
36. Lb2Xf6! g7Xf6
37. Tf4Xf6t! Kf7Xf6
38. Dd3~c3t nebst Matt in 2 Zügen.
Stellungsbild V.
Schwarz: Aljechin.
40. Khl— gl
41. Dh5— g4
42. h2— h4
43. Kgl— h2
44. Kh2-h3
Weiß gibt auf.
Tc3Xf3
Sa7— b5
Sb5-c3
Tf3-f2
Le4-f5
Stellungsbild VI.
Schwarz: Sämiscl:
IBIS fe#.;a
iii iii» ■
Weiß: Aljechin.
Aus einem Gastkampf (Berlin 1921).
Sizilianisch mit 3. Lfl— e2.
(Vorherige Züge: 1. e4 c5, 2. Sf3 e6,
3. Le2 d6, 4. 0-0 Sc6, 5. d4 cd, 6. Sd4:
Sf6, 7. Lf3 Se5, 8. c4 Sf3:t 9. Df3: Le7,
10. Sc3 0-0, 11. b3 Sd7, 12. Lb2 Lf6,
13. Tadl a6, 14. Dg3 Dc7, 15. Khl Td8,
16. f4 b6).
Aljechins nervöse Hand zog hier:
17. f4-f5!! Lf6-e5
18. f5Xe6!!! Le5Xg3
19. e6Xf7t Kg8-h8
20. Sc3-d5!! ....
Alles haarscharf berechnet. Unge-
nügend wäre sofort 20. Se6 wegen
20.... Da7, 21. Sd8: Sf8 usw.
20. . . . Dc7-b7
21. Sd4-e6 ....
und Sämisch gab auf, wobei er gleich-
zeitig diese Partie für die „genialste, von
ihm je gesehene" erklärte! —
Spät kam Aljechin aus Sowjet-Rußland, aber er kam doch: Erst im Jahre
1921 hat ihn — den bereits mehrmals Totgesagten! — die Kriegsfurie
freigegeben, mit umso größerer Wucht schlug er dann drein: Die Serie
seiner Triumphe in Triberg, Budapest und Haag 1921 — überall ohne
eine einzige Verlustpartie! — bleibt unvergeßlich, wobei auch die Art, wie
er seine europäischen Rivalen — Rubinstein, Grünfeld, Bogoljubow und
andere — in den Einzelrenkontres überrannte, zur Bewunderung hinriß.
Wie Oswald in Ibsens „Gespenstern" streckte sich die sonst an
Begeisterungsarmut dahinsiechende Schachwelt empor und rief aus: —
„Sonne!"
Weiß: Muffang.
Aus einem Gastkampf (Paris 1923).
Französisch mit 3. e4— e5.
Nach großzügiger Eröffnungsbehand-
lung siegt Schwarz durch eine weitbe-
rechnete Damenopferkombination:
29 Sc6Xa7!!
30. TelXe4 d5Xe4
31. Sf3— h4 e4— e3
32. Ddl— h5t Ke8-f8
33. f2Xe3 Ld7— c6t
34. Sh4— f3 f4Xe3
35. Ld2Xe3 Kf8-g8
36. Dh5— h3 Lc6— d5
37. Ld2Xh6 Tg7— g6
38. Dh3-h5 Ld5-e4
39. Lh6— g5 Tc8— c3
277 -
Sizilianisches Hauptspiel.
Um die Lebensfähigkeit dieser
weitverzweigten Variante hat sich
insbesondere derAltromantiker Mieses
große Verdienste erworben.
Wie leicht dabei Schwarz die
Oberhand gewinnen kann, zeigt nach-
stehende
Partie Nr. 49.
(Konsuhationskampf in Berlin 1921).
Weiß: Schwarz:
Wegemund, Brennert,
Friedrich u. Deissner.
Aljechin.
c7— c5
e7— eö
1. e2— e4
2. Sgl— f3
Wenn man nicht gerade dem
sizilianischen Fianchetto (mit 2
Sc6, 3. d4 cd, 4. Sd4: g6! oder gar
mit sofortigem 2 g6) nachstreben
und dann allerdings die Verlöcherung
(e6 mit g6) vermeiden will, ist der
Textzug der unmittelbaren Entwick-
lung des Damenspringers vorzuziehen.
3. d2— d4 ....
Häufig geschieht auch zuerst
3. Sbl— c3, Avas nach 3. . . . Sc6, 4. d4
cd, 5. Sd4: zu den Textvarianten, bezw.
nach 3. . . . a6 zur Paulsen'schen Ver-
teidigung führen kann (Näheres darüber
bei der nächsten Partie).
Der Textzug bildet jedenfalls die
handgreiflichste Methode, den Gegner an
der Ausführung seines primären Spiel-
planes (das ist Durchdrücken von d7— d5)
dauernd zu hindern.
Spielbar ist auch 3. c2— c3, womit
die vorerwähnte Absicht des Gegners in-
direkt vereiteltwird, dajetztauf3 döein-
fach 4. ed! ed,5.d4,mitEinlenkungindiefür
Weiß günstig stehende Partie Schlechter —
Marshall, Wien 1908, folgen würde.
Schwarz antwortet aber auf 3. c3 viel
energischer 3 Sf6! mit sofortiger
Beunruhigung des Be4, z. B.: Partie
Wolf— Tartakower, Mährisch-Ostrau 1923:
3. c3 Sf6, 4. d3 (oder 4. e5 Sd5) 4. . . .
d5, 5. Sbd2 (die neuerdings beliebt ge-
wordene Hanhamisierung des Spieles!)
5. . . . Sc6, 6. Dc2 Le7, 7. Le2 0-0, 8.
Sfl b6, 9. Sg3 Lb7, 10. 0—0 Dc7 und
Schwarz steht überlegen. —
Keine Gefahr für den Nachziehenden
bedeutet auch der behäbige Ent-
wicklungszug 3. Lfl— e2, da, darauf
zwar 3. . . . d5 wiederum wegen des
einfachen 4. ed ed, 5. d4 usw., wenig
ersprießlich wäre, dagegen aber ein sehr
gutes Figurenspiel realisierbar ist, vergl.
Partie Tarrasch— Sämisch, Wien 1922:
3. Le2 Sc6 (noch zwingender ist
3. . . . Sf6 da darauf 4. Sc3 d5, 5. ed Sd5:
oder etwa 4. e5 Sd5, 5. c3 Sf4 für Schwarz
ganz günstig wäre), 4. d4 cd, 5. Sd4: Sf6,
6. Sc3 Lb4 (besser geschah in einer
früheren Partie Wolf— Maröczy 6 Le7),
7. 0—0! 0-0 mit etwa gleichem Spiel. —
Wegen der hermetisch geschlossenen
Behandlung 3. Ddl— e2, womit in die
französische Partie (1. e4 e6, 2. De2 c5,
3. Sf3) eingelenkt wird, vergl. daselbst.
Die Licht- und Schattenseiten sind in
dieser Variante ungefähr gleichmäßig ver-
teilt. Es kommt dabei meistens zu heißen
Existenzkämpfen.
3.
c5Xd4
Die Marshall'sche Justament-ldee:
3. . . . d7— d5, die sich u. a. auch in der
bekannten Partie Lasker — Marshall,
Cambrigde Springs 1904, mit Ehren
behauptet hatte, wurde in einer Partie
Reti — Kostitsch, Teplitz-Schönau 1922,
nach: 4. ed ed, 5. Le2! (viel nachhaltiger
als etwa 5. Lböf Sc6, 6. 0—0, bezw. als
5. Sc3 Sf6! mit Einlenkung in die
französische Abtauschvariante. Weniger
ergibt auch 5. c3, worauf statt 5. . . . c4?
6. g3! Sf6, 7. Lg2 usw. [Partie
Schlechter— Marshall, Wien 1908] viel
solider 5.... Sf6 nebst Le7 und 0—0
geschehen kann) 5. . . . Sf6, 6. 0—0 Le7,
7. de 0—0, 8. Sbd2! usw. als minder-
wertige Ware entlarvt.
4. Sf3Xd4 ....
Zulässig ist auch 4. Dd4: Sc6,
5. De3 (vgl. hiezu Partien Nr. 54a u. b).
4 Sg8— f6
Hiemit gehtdiePartie ihren normalsten
Entwicklungsplänen entgegen. Minder-
wertig wäre 4. . . . Lc5 sowie 4 Db6
wegen 5. Sb3 mit baldiger Dislozierung
der schwarzen Streitkräfte.
Weniger scharf als der Textzug ist
4. . . . Sb8 — c6, da er nicht nur keine un-
mittelbare Bedrohung (des Be4) bedeutet,
sondern auch eine eventuelle Abwicklungs-
möglichkeit des Sd4 (durch Sc6:) gestattet.
Weiß kann übrigens auf 4 Sc6 mit
etwa 5. Sb5 Sf6! 6. Sc3 Lb4 in die bei
der nächsten Anmerkung (sub IIa) aus-
geführte Variante einlenken, vielleicht aber
noch methodischer mit 5. Le2 Sf6, 6. Lf3
fortfahren. —
- 278 -
Eine Schar treuer Anhänger besitzt
ferner die Paulsen'sche Fortsetzung 4
a6 nebst Dc7. (Siehe nächste Partie.)
5. Lfl— d3 ....
Natürlich nicht 5. e5 wegen 5
Da5t nebst De5: und auch 5. Lg5 wird
von Schwarz mit 5. . . . Daöf 6. Ld2 De5
bezw. 6. Dd2 Lb4, 7. c3 Se4: 8. cb Dg5:
mit Bauerngewinn widerlegt.
Allerdings ist auch der Textzug nicht
der schärfste, da er nur die Tendenz hat,
seine Königsseite schablonenhaft zu ent-
wickeln, ohne den Gegner vor schwere
positioneile Probleme zu stellen.
Ein verwegener Zug ist hierö.Sbl— d2,
vgl. Partie Spielmann— Reti, Karlsbad
1923:
5. Sd2 Sc6 (gut ist 5.... d5 und
wenn darauf 6. e5, so nach französischen
Mustern 6. . . . Sd7, wobei jedoch der
schwarze Königsspringer bereits ins Spiel
gebracht und der weiße Mittelbauer d4
rechtzeitig beseitigt wurde. — In Betracht
kommt ferner auch 5. . . . Lc5).
6. Sc6: bc (vielleicht 6. . . . de), 7. e5
Sd5, 8. c4 (die Pointe des 5. Zuges von
Weiß) 8. . . . Sb4, 9. Sf3 c5, 10. a3 Sc6,
11. Ld3 Dc7, 12. 0—0, worauf Schwarz
statt 12. . . . Lb7, 13. Tel usw. das Bauern-
geschenk wohl annehmen sollte, z. B.
12.... Se5: 13. Se5: De5: 14. Df3 Ld6!!
15. g3 Tb8, 16. Lf4 Df6 und Schwarz
bleibt im Vorteil. —
Aus allen diesen Erwägungen ge-
langen wir zur Erkenntnis, daß 5.
Sbl — c3 den präzisesten Zug an der
Textstelle bildet. Tatsächlich gilt diese
letzterwähnte Fortsetzung als Haupt-
variante der sizilianischen Partie,
wobei beiderseits feinziselierte Ge-
dankenarbeit erforderlich ist. Schwarz
hat auf 5. Sc3 folgende Alternativen
zur Verfügung:
I.) 5....d7 — d5. Dieser Befreiungs-
versuch ist noch immer verfrüht und
wird nach Collijn mit 6. ed ed
(6....Sd5: 7. Lböf Ld7, 8. Sd5:), 7.
Lb5t Ld7, 8. 0—0 usw. antiseptisch
zu weißen Gunsten behandelt. —
II.) 5. . . . Sb8— c6. Sizilianisches
Vierspringerspiel! Schärfer ist jedoch
die weiter unten sub III. behandelte
Antwort 5 Lb4, um den Gegner
ohne Unterlaß zu beschäftigen,
während auf den Springerzug Weiß
manchen giftigen Pfeil zu versen-
den hat:
a) 6. Sd4-b5 Lf8-b4, 7. a2-a3
(diese ganze Abwicklung hat in neuerer
Zeit wenig Anwendung gefunden und
hauptsächlich nur die theoretischen Kapazi-
täten beschäftigt. — Es steht jedenfalls
fest, daß Weiß mit anderen Fortsetzungen
wie 7. Sd6t Ke7, 8. Lf4 e5 [besser als
das von Bardeleben aufgegriffene 8
Da5], 9. Sfof Kf8, 10. Ld2! d5! usw.,
bezw. 7. Lf4 Se4: 8. Sc7t Kf8, 9. Df3
[von Svenonius angegeben. Wenn 9. Dd3,
so 9.... d5! 10. Sa8: Df6] 9.... d5!
10. 0—0—0! Lc3: 11. bc Tb8 usw. besten-
falls nur ausgleichen könnte).
7.... Lb4Xc3t 8. Sb5Xc3 d7-d5!
9. e4Xd5 e6Xd5 (der berüchtigte isolierte
Bauer), 10. Lfl— d3 (als ungünstig erwies
sich in der klassischen Partie Pillsbury—
Mieses, Paris 1900, der Bauerngewinn
durch 10. Lg5 0—0! ll.Lfö: Df6: 12. Dd5:).
10.... 0—0, 11. 0-0 h7-h6 (in
Betracht kommt auch 11.... d5— d4. Auf
11.... Lg4, 12. f3 Le6 empfiehlt Collijn
13. Lg5 mit fühlbarem Druck auf die
schwarze Stellung).
12. h2-h3 Lc8— e6, bezw. 12.Sc3-e2
Sf6— e4 mit befriedigenden Gegen-
chancen. — Jedenfalls hat Weiß bei dieser
Variante gewisse positionelle Trümpfe
(schönes Läuferpaar und Vereinzelung
des feindlichen Mittelbauern) zu erlangen
verstanden.
b) 6. Sd4Xc6 (wird von Collijn befür-
wortet, ist aber in seinen strategischen
Konsequenzen ziemlich verschwommen)
6. . . . b7Xc6, 7. e4— e5 Sf6— d5, 8. Sc3-e4
(oder Partie Marshall— Mieses, Monte-
Carlo 1003: 8. Sd5: cd, 9. Ld3 Dc7! 10.
Lf4 Tb8, 11. Tbl? Tb2:!).
8 Dc7! (schwächer sofort 8 f5,
vgl. Partie Yates— Dr. Lasker, New-
York 1924: 9. ef Sf6: 10. Sdöf Ld6: 11.
Dd6: Daöf [oder Partie Bernstein-
Mieses, Coburg 1904: 11.... Se4, 12.
Db4, bezw. Partie Lipke— Schiffers,
Wien 1898: 11. .. .De7, 12. Lf4 mit weißem
Vorteil], 12. Ld2 Dd5, worauf statt
13. Da3 einfach 13. Lb4 Dd6: 14. Ld6:
Se4, 15. La3 usw. die Lückenhaftigkeit
der schwarzen Bauernkette brandmarken
könnte).
9. f4 (9. Dd4 c5) 9. . . . f5 (auf 9. . . . Db6
empfiehlt Collijn 10. c4 Lb4t 11. Ke2 f5,
12. Sf2, bezw. 10.... Se3, 11. Dd3 Sfl:
12. Tfl: mit besserer Stellung für Weiß).
10. ef (nach 10. SdGf Ld6: 11. ed
Db6 [11.... Dd6: 12. c4 Db4t 13. Ld2
Db2: 14. cd ed, 15. Del! Df6, 16. Dc3
mit weißem Vorteil], 12. c4 [nach
Dr. Claparede ist 12. Le2 besser, z. B.
,279
12.... Sf6, 13. Lf3, bezw. 12.... SeS,
13. Le3: De3: 14. Dd2, bezw. 12. . . . La6,
13. La6: Da6: 14. De2, bezw. 12... 0—0,
13. Dd2 nebst b3 und Lb2, ohne jedoch
etwas entscheidendes herbeizuführen]
12 Se3 [oder nach Dr. Claparede
noch unternehmender 12. . . . Sf6 mit
der gefährlichen Drohung Se4], 13. Dd2
Sfl: 14. Tfl: c5! hat Schwarz im Mittel-
spiel wie im Endspiel vollwertige
Gegenchancen).
10.... Sf6: 11. Sf6:t gf, 12. DhSf
Kd8, 13. Le3 (jedenfalls schwächer geschah
in der Schönheitspartie Reggio— Mieses,
Monte-Carlo 1903: 13. Ld2 d5, 14. g3 Tb8
mit guten Gegenchancen für Schwarz).
13. . . . d5, 14. 0—0—0 Tb8 und die
schwarzen Gegentrümpfe (die offene
b-Linie und die Bauernmasse im Zentrum)
sind nicht zu unterschätzen.
c) Solid ist 6. a3 a6! 7. Le2 (zweck-
mässiger als 7. Lc4 Dc7. — Mit 7. Sc6:
bc, 8. e5 usw. könnten ähnlicheWendungen
wie sub b) herbeigeführt werden).
7 Dc7 (oder ganz solid 7 Le7.
Unklarer wäre 7 d5. Ungemütlich
wäre auch 7. . . . Lc5, 8. Sb3 La7, 9. Lg5).
8. 0—0 Le7 usw. mit Einlenkung in
die Paulsen'schen Gedankengänge (vgl.
Partie Nr. 51).
d) Ohne Energie geschah in einer
Züricher Partie Hans Johner— Canal 1917:
6. Le3 Lb4, 7. Sc6: bc, 8. Ld3 d5, 9. e5 Sd7,
10. Dg4Lf8! nebst g6, Dc7, Lg7 usw. mit
Stellungsvorteil für Schwarz, dessen
Bauernzentrum immer erdrückender wurde.
e) Auf 6. Le2 wäre die Bauernopfer-
wendung 6. . . . Lb4, 7. 0—0! Lc3: (in
einer bereits früher zitierten Partie Tarasch-
Sämisch, die mit Zugumstellung zu dieser
Stellung gedieh, geschah vorsichtiger
7 0-0 mit etwa gleichem Spiel), 8. bc
Se4: 9. Lf3! Sc3: 10. Dd3 usw. für Schwarz
sehr gefährlich, dagegen kann ganz solid
6 Le7, vielleicht aber auch nunmehr
die Befreiungsaktion 6 d5, 7. ed Sd5:
8. Sc6: bc, 9. Se4 Le7, 10. 0-0 Dc7 ohne
besonderen Nachteil für Schwarz trotz
der zersplitterten Bauern erfolgen. —
f) Als positionelle Behandlung geschah
ferner in einer Partie Wolf— Mieses,
Hannover 1902: 6. g3 d5, 7. Lg2 de (besser
7.... Lb4), 8. Sc6:! Ddl:t 9. Kdl : bc,
10. Se4: mit besserem Endspiel für Weiß. —
Widmen wir uns jetzt der im
Vordergrund derzeitgenössischen Dis-
kussion stehenden Entgegnung:
III.) 5. . . . Lf8— b4! womit die Be-
drohung des Bauern e4 fortgesetzt
wird. Die Folge kann sein:
6. Lfl— d3 (mit scharfen Verwick-
lungen, doch könnte Weiß auch mit 6.
Sb5Sc6! [6. . . . Se4: 7. Dd4], 7.a3 usw. in die
sub IIa] ausgeführte Hauptvariante ein-
lenken. Nachteilig wäre dagegen 6. Lg5
Lc3:f 7. bc Da5 mit Bauerngewinn für
Schwarz).
6. . . . Sb8— c6 (noch immer zwei-
schneidig ist 6 d5, z. B. Partie Euwe-
Aljechin, Pistyan 1922: 6.... do, 7. ed
Sd5: 8. Se2 Sc6, 9. 0—0 e5, 10. Sd5:
Dd5: worauf Weiß statt 11. a3 viel ener-
gischer 11. Sg3 spielen konnte. — Inter-
essant ist Jaffe's Zug 6.... e5, z. B.
Partie Yates— Aljechin, Haag 1921 : 6
e5, 7. Se2 [7. Sf5 0—0, 8. Lg5 d5, 9. ed
e4! 10. Le4: Te8! 11. Sg3 Se4:! 12. Ld8:
Sc3: und gewinnt, bezw. 8. Se3! Lc3:t
9. bc b6 nebst Lb7] 7. . . . d5, 8. ed Sd5:
9. 0-0 Sc6, 10. Sd5: Dd5: 11. a3 La5
[11. . . . Le7, 12. Sc3 nebst f4], 12. b4 Lc7,
13. Tel f5! mit verwickeltem Spiel).
7. Sd4Xc6 (auf 7. Le3 kam Schwarz
in einer Partie Rabinowitsch— Schlechter,
Karlsbad 1911, mit nunmehrigem 7
d5 sehr rasch in Vorteil. Vgl. aber hiezu
folgende Partie Fischer— Takacs, Wien
1923: 7. Le3? d5! 8. ed Sd5: 9. 0-0
Sc3:? [richtig 9.... Se3: 10. fe Sd4: 11.
ed Dd4:t 12. Khl Lc3: 13. bc Dc5!], 10.
bc Lc3: 11. Sc6: bc, 12. Tbl 0—0, 13.
Df3! Ld7, 14. Lc5 Te8, 15. Lh7:t Kh7:
16. Dc3: Remis).
7. . . . d7Xc6 (auf 7. . . . bc kommt
Weiß mit 8. e5 Sd5, 9. Dg4 Da5, 10. 0-0!
Sc3:? 11. Dg7: usw., bezw. 9.... g6, 10.
0—0 Lc3: 11. bc Sc3: 12. La3 in Vorteil,
während jetzt immerhin noch sehr un-
klare Wendungen entstehen):
8. e4-e5 Sf6— d7, 9. Ddl— g4
Dd8— a5, 10. 0—0! Lb4Xc3, 11. b2Xc3
DaöXeö mit unverkennbaren Gefahren,
z. B. Partie Yates— Atkins, London 1912:
12. La3 c5, 13. Tabl! 0-0, 14. Tfel,
bezw. Partie Spielmann— Tartakower,
Mährisch-Ostrau 1923: 12. Lf4 Df6, 13.
Tael! h6! 14. Ld6 Dg5. Nun folgte das
verlockende, jedoch inkorrekte Turmopfer
14. Te6:t während Weiß mit 14. Dd4!
noch immer stark am Ruder bleiben konnte
Sb8— c8
Schwarz benützt die Gelegenheit,
sich mit Tempo zu entwickeln, da
jetzt Weiß mit 6. Sc6: ohne die
Möglichkeit des nachfolgenden e4-e5
nur das feindliche Bauernzentrum
stärken würde. — In Betracht kommt
aber auch 5. ...d5, z.B.: 6. ed Dd5:
7. 0—0 Ld7, 8. Sf3 Le7, 9. Sc3 Dh5
- ^80
bezw. 6. e5 Sd7, 7. Lf4 Sc6, 8. Sf3
Db6 mit gutem Gegenspiel.
6. Lei— e3 ....
Auf 6. c3 könnte 6!... Db6! [Partie
Süchting— Marshall, Karlsbad 1911] vor-
teilhaft geschehen.
Ohne irgendwelche Gefahren für
Schwarz folgte auch in einer Partie
Spielmann— Sämisch, Wien 1922: 6. Sc6:
bc, 7. 0—0 (auch auf 7. Sc3 oder 7. Sd2
würde dieselbe befreiende Antwort kom-
men) 7. . . . d51 (gefährlicher geschah
in einer Partie Dr. Lasker— Bogoljubow,
New-York 1924: 7.... Le7, 8. eo Sd5, 9.
Dg4 g6, 10. Sd2 usw.), 8. ed cd (oder auch
8 ed mit Einlenkung in ein vorzüg-
liches Abspiel der schottischen Partie.
Schwarz zieht jedoch vor, die Stellungen
geschlossen zu halten), 9. Sc3 Ld6, 10.
f4 Lcöf 11. Khl 0-0, 12. Sa4 Le7 mit
etwa gleichem Spiel. — Der Textzug
versucht, die Spannung aufrechtzu-
erhalten.
6. . .
7. Sbl
d2
d7— d5!
e6 — e5
Aljechin ist immer bestrebt, den
positionellsten Eröffnungen offenes
Gepräge zu verleihen.
Als geschlossene Behandlung
kommt auch 7 Le7, 8. Sc6: bc,
9. e5 Sd7 [Partie Hodges-Schlechter,
Cambridge Springs 1904] mit gutem
Spiel für Schwarz in Betracht.
8. Sd4— f3 h7— h6!
Die schwarze Schlachtordnung ist
bereits entschieden vorzuziehen. Er
droht d5 — d4 und übt auch sonst
einen starken Druck im Zentrum aus.
9. c2— c3
10. 0—0
11. Ddl-e2
12. Tfl— dl
13. e4Xd5 ....
Sonst drohte Schwarz bereits selbst
mit 13.... de, 14. Se4: Se4: 15. Le4:
f5 usw. im Zentrum vorzugehen. Es
schwebt jetzt dem Weißen die Mög-
lichkeit von Sd2-e4-c5 vor.
13 Sf6Xd5
14. Sd2— e4 Sc6— a5
Um die oben erwähnte Möglich-
keit Sc5 zu vereiteln. Man beachte
übrigens, von welch großer Wirkungs-
kraft alle schwarzen Figuren erfüllt
sind: Jeder einzelnen fällt eine wich-
tige Mission zu. —
Resultatlos wären statt des Text-
zuges die Versuche des Figurenge-
winns durch 14 f5, 15. Sc5 Lc5:
16. Lc5: Sf4, 17. Del Tf6, 18. Lfl
usw. oder durch 14 Se3: 15. De3:
f5, 16. Sc5Lc5: 17. Dc5: e4, 18. Lc4
bezw. 17.... b6, 18. De3 e4, 19. Lb5
mit befreitem Spiel. — Nun aber
droht wirklich f7— f5.
15. Le3— d2
Mit dem kompromittierenden Vor-
stoß 15. b4 würde sich Weiß nach
15 Se3: 16. De3: Sc4 usw. nur
ins eigene Fleisch schneiden.
15 Ta8— e8
16. Se4-g3 Le7— d6
Der schwarze Druck im Zentrum
beginnt nunmehr ganz reale Konturen
anzunehmen. Es droht nach wie vor
f7— f5.
17. Sg3-f5 ....
Kostet einen Bauern. In Betracht
kommt 17. Sh4, worauf 17....Lc8
wegen 18. Shf5 nebst Dg4 und auch
17. . . . Sf4 wegen 18. Lf4: nebst De4
für Schwarz sogar ungünstig wäre
und er daher am besten den Präventiv-
zug 17 Se7 machen würde.
17 Le6Xf5
18= Ld3Xf5 e5— e4!
Lf8— e7
Entscheidend.
0—0
19. Sf3— d4
Ld6Xh2t
Lc8— e6
20. K gl— hl
Lh2-f4
Dd8-c7
21. c3-c4
....
Eine schöne Verwicklung, die aber
eine noch schönere Widerlegung er-
heischt (siehe 23. Zug von Schwarz).
Selbstredend wäre auch sonst die
Lage von Weiß trostlos.
21 Sa5Xc4
Allerdings erzwungen,- da auf
21....Sf6, 22. Sb5 eine der beiden
schwarzen Figuren Sa5 oder Lf4
aufgegeben werden müßte.
— 281 -
22.Tal-cl b7— b5
23. b2— b3 • • • • i
Auf 23. Sb5: würde sich Schwarz
mit 23..,. De5 an dem Lf5 schadlos
halten.
23 e4— e3!
Wirkt wie eine Ekrasitpatrone.
24. f2Xe3 Sd5Xe3
25. Ld2Xe3 Lf4Xe3
26. Sd4Xb5 Dc7— g3
27. De2Xc4 ....
Stellung nach dem 27. Zuge von Weiß.
I^I'#^'
- Es folgt eine blitzschnelle Um-
zingelung des von seinen Generalen
verlassenen Königs.
27 Le3— f4
28. Khl— gl Te8-e5!
29. Sb5— d6 ....
Natürlich nicht 29. Le4 wegen
29 Le3-|- nebst Th5# und auch
29. Lh3 würde nach 29....Tfe8 nur
noch einige Atemzüge gestatten.
29 g7-g6
30. Lf5— h3 Lf4— e3t
31. Kgl— hl Te5— h5
Nun droht unbarmherzig 31
Th3:-]" und auch 32. Dfl vermag
wegen 32....Lf4, 33. Kgl Dh2t 34.
Kf2 Th3: usw. nicht zu retten. —
Weiß gab auf!
Paulsen's Verteidigung.
(Mit a6 und Dc7.)
Partie Nr. 50.
Meisterturnier zu Wien 1923.
Weiß: Schwarz:
Spielmann. Tartakower.
1. e2 — e4 c7 — c5
Es steht wohl zu erwarten, daß dem
Führer der schwarzen Steine ebenso
wie den Jungmeistern Sämisch
und E u w e das Ehrenbürgerrecht
von Sizilien verliehen v/erden wird,
2. Sgl— f3 e7— e6
Gilt für das Beste. In Betracht
kommt aber auch der abwartende Zug
2- . . . a6, der vom Standpunkt der Eman-
zipierung je. früher, desto besser ge-
schehen soll: Wie eine treue Amme be-
wacht er das schwarze Spiel, z. B.:
a) Matchpartie Spielmann-Tartakower,
Wien 1921: 3. d4 cd, 4, Sd4: Sf6! (prä-
ziser als 4. . . . e6 mit Einlenkung in die
Textvariante), 5. Sd2 (auch nach 5. Sc3
d5, 6. e5 Sd7, sowie 5. LdS Dc7 usw.
hat Schwarz nichts zu fürchten) 5. . . .
Sc6! 6. Se6: de! 7. LdS e5 (verwandelt
das geschlossene Spiel in eine offene
Handelsgesellschaft), 8. 0—0 Lg4, 9. Del
Lc5, 10. Sb3! (die weiße Befreiungsaktion
beginnt) 10.... La7, 11. Le3 Dc7 mit
etwa gleichem Spiel.
b) Matchpartie Reti— Tartakower,
Wien 1919: 3. g3 g6, 4. Lg2 Lg7, 5. 0—0
Sc6, 6. c3 d6, 7. d3 (auf 7. d4 wäre 7. . . .
cd, 8. cd Db6! unangenehm) 7. . . . Sf6, 8.
Sa3 0-0 mit gut entwickeltem Spiel).
Schwarz hat in beiden Fällen die
Gefahrenzone der Eröffnung sehr rasch
und schmerzlos überwunden!
3. d2— d4 ....
Wie schon bei der vorigen Partie er-
wähnt, kann auch auf 3. Sbl—c3 entweder
a) mit 3. . . . Sc6, 4. d4 cd, 5. Sd4
Sf6! usw. das sizilianische Vierspringer-
spiel oder
b) mit 3 g6 das sizilianische
Fianchetto; ferner
c) mit 3. . . . d5 die Marshali'sche
Befreiungsaktion; schließlich
d) mit 3 a6 die Paulsen'sche
Verteidigung mit textverwandten Fort-,
Setzungen* herbeigeführt werden.
*) Vgl. hiezu folgende schöne Match-
partie Reti— Tartakower (Wien 1919):
3. Sc3 a6, 4. g3 (üblicher zunächst
4. d4 cd, 5. Sd4 usw., was auch hier
später geschieht. Ein Stratege empfiehlt
übrigens 4. Le2 Dc7, 5. 0—0 nebst d3).
4 Sc6 (zweckmäßiger sofort 4. . . .
Dc7, 5. Lg2 Sf6, z. B. 6. d4 cd, 7. Sd4:
Lb4 mit Gegendruck, bezw. 6. e5 Sg4, 7.
d4 Sc6, 8. Se4 cd, 9. Sd4: Sge5: 10. Lf4
d6 mit Mehrbauer, bezw. 6. 0-0 e5, 7,
d3 d6, 8. Lg5 Sbd7 mit abgeriegeltem
Spiel).
Fortsetzung der Fußnote siehe Seite 282.
- 282 —
4. Sf3Xd4
c5Xd4
a7— a6
Für bequemer gilt 4....Sf6 oder
4. . . . Sc6 (siehe vorige Partie). — Der
Grund, warum Tartakower immer
wieder zum zweifelhaften Textma-
növer zurückgreift, ist in seinem Leit-
satz zu suchen: „Solange ein Zug
noch immer für schlecht gilt, läßt er
sich anwenden."
5. c2 — c4 ....
Die neueste, von Rdti in Mannheim
1914 eingeführte Methode mit der
Idee, das Maröczyanische Bekämp-
fungssystem aus dem sizilianischen
Fianchetto (Partie Nn 48) in die
Paulsen'sche Verteidigung lebend zu
verpflanzen. Die Minderwertigkeit die-
ses Versuches wird jedoch in der
vorliegenden Partie schlagend nach-
gewiesen, da Schwarz sehr bald
zum Befreiungsstoß d7 — d5 und da-
durch auch zur strategischen Ober-
hand gelangt.
Nachstehend sollen fünf weitere
übliche Methoden mit möglichster
Kürze skizziert werden:
Fortsetzung der Fußnote von Seite 281.
5. Lg2 Dc7 (schärfer geschah in
einer anderen Matchpartie zwischen den-
selben Gegnern: 5.... Sf6, 6. 0—0 Le7,
7. e5 Sg4, 8. De2, worauf statt 8. . . .
Dc7, 9. Tel d6 usw. sofort 8. . . . d6! 9.
ed Dd6:! 10. d3 0-0, 11. Sg5 Sf6, 12.
Sce4 Dd8, mit gleichem Spiel folgen
sollte).
6. 0—0 b5, (solider 6. . . . Sf6, 7. d4
cd, 8. Sd4: Le7 usw. mit normalem,
freilich etwas eingeengtem Verlauf der
Partie. — In Betracht kommt aber auch
6. . . . Sd4).
7. d4 cd, 8. Sd4: Lb7, 9. Tel d6, 10.
a4! (eine brillant durchgeführte Auf-
rollungsaktion).
10.... b4, 11. Sd5!! Da5 (11.... ed;
12. Sc6: nebst 13. edf mit Entscheidung).
12.Sc6:Lc6: 13. Dd4!Sf6 (der Bauer b4
war nicht zu decken, z, B. 13. . . . Tb8,
14. Ld2 Ld5: 15. ed e5, 16. Te5:t!)
14. Ld2 e5, 15. Lb4: Dd8, 16. Sf6t
gf (16....Df6: 17. Db6), 17. Dd3 und die
schwarze Partie ging langsam, aber
sicher verloren.
I.) 5. g2— g3. Das älteste, noch immer
keineswegs abgetane Rezept, vgl. Partie
Rubinstein— Sämisch, 1922:
5. g3 Dc7, 6. Lg2 Sf6, 7. 0-0 d6 (über-
scharf wäre 7. . . . h5), 8. b3 (von Collijn
empfohlen. Eine laxere Behandlung zeigt
Partie Hromadka— Sämisch, Pistyan 1922:
8. Sc3 Ld7, 9. Tel Le7, 10. De2Sc6, 11. LeS
Tc8, 12.Tadl 0—0, l3.Sc6: [zweckmäßiger
13.f3nebstDf2]13. ...Lc6:14.Ld4b5,15.a3
Db7! mit Vorteil für Schwarz) 8.... Ld7
(Collijn setzt mit 8. . . . Sbd7, 9, Lb2 Le7,
10. c4 0—0, 11. Sc3 zugunsten von
Weiß fort), 9. Lb2 Sc6, 10. c4 Le7, ll.Sc3
0-0, 12. Dd2 Tfd8, 13. Tfdl Sd4: 14.
Dd4: Tac8, 15. Se2 (in einer Partie
Richter— Sämisch, Berlin 1922, geschah
schwächer 15. Kfl b5! 16. cb ab, 17,
Db4? Lc6 mit Vorteil für Schwarz) 15....
Lc6 usw. mit beiderseitigen Chancen.
II.) 5. Lfl— e2 mit der Schlechter'schen
Idee, die Querdiagonale zu besetzen, um
nunmehr den Be4 durch Lf3 zu decken,
ohne vorläufig zum selben Zweck Sc3
ziehen zu müssen, vgl. Partie Möller —
Tartakower, Kopenhagen 1923:
5. Le2 Sfö (zwingender als 5
Dc7), 6. Lf3 (oder Partie Blake— Colle,
Hastings 1924, wo Weiß auf die Aus-
führung der Schlechter'schen Idee ver-
zichtete: 6. Sc3 Dc7, 7. 0—0 Lb4, 8. Dd3
0—0, 9. Ld2 Sc6, 10. Sf3 Le7, 11. a3Td8/
12. Tfdl b5, 13. Lfl d5, 14. De2 mit
schwerem Kampfe) 6 Dc7 (vielleicht
auch 6. . . . d5), 7. 0-0 Le7 (oder Partie
Schlechter— Mieses, Berlin 1918: 7....
d6, 8. Le3 Sd7, 9. Sd2 Le7, 10. c4r 0—0,
11. Tel Se5, 12. Le2 Sd7 mit etwa glei-
chem Spiel), 8. b3! (Meister Möller be-
handelt alle Eröffnungen mit großer Tiefe)
8.... 0-0, 9. Lb2 d6, 10. c4 Sd7, 11.
Sc3 Tb8, 12. Dd2 b6, 13. g3 Lb7^ 14.
Tadl Tbd8, 15. Lg2 Tfe8, 16. f4! Lf8,
17. f5 e5, 18. Sc2! b5! mit beginnender
Gegenaktion.
III.) 5. Lfl— d3. Eine schablonenhafte
Behandlung, die keine ehrgeizigen Pläne
verfolgt, vgl. Partie Capablanca— Tarta-
kower, Wien 1914:
5. Ld3 Sf6 (es geht auch 5. . . . Dc7,
z. B. 6. Le3 Sf6, 7. Sbd2 d5, 8. ed Sd5:
9. Df3 Sbd7, 10. 0-0 Ld6, 11. Dh3 Sc5,
12. Se4 Sd3: mit Vorteil für Schwarz. —
Weniger präzise geschah in einer Partie
Marco— Reti, Pistyan 1922: 5. . . . Sc6, 6.
Le3 Sf6 [6;... Dc7? 7. Sc6: de, 8. Sd2
Sf6, 9. a4! mit Vorteil: Partie Marco—
Gottschall, Coburg 1904], 7. Sc3 Dc7, 8.
0-0 Le7, 9. Khl! [9. De2? d6, 10. Tadl
0—0, 11. f4? Sd4: 12. Ld4: e5 mit
schwarzem Vorteil: Partie Pillsbury—
Maröczy, Wien 1898] 9. ...b5, 10. f4
0—0 [besser d6], 11. e5! Se8, 12. Sc6: de,
283
13. Se4 c5, 14, c4! mit Stellungsvorteil
für Weiß).
6- 0—0 cl5, 7. ed Sd5: 8. c3 Lc5, 9.
Sf3 Sd7, 10. Sbd2 Sgf6 mit etwa aus-
geglichenen Chancen.
IV.) 5. Sbl— c3. Diese anscheinend
ruhige Fortsetzung ist nicht ohne Gift,
vgl. Partie Marco— Tartako wer, Göteborg
1920:
5. Sc3 Dc7 (präziser als 5 Sc6,
worauf nunmehr 6. g3 oder aber nach
Bilguer 6. Le2! Dc7, 7. 0-0 Sf6, 8. Le3
Lb4? 9. Sc6: Lc3: 10. bc bc, 11. Ld3 mit
weißem Vorteil folgen kann. — Inter-
essant geschah übrigens in einer Partie
Bogoljubow— Rubinstein, London 1922;
5. . . . b5. 6. Ld3 Lb7, 7. 0-0 d6, 8. Khl
Sf6, 9. a3 Sbd7, 10. f4 Le7, 11. De2 Dc7,
12. Sd2 0—0, 13- Tf3. Weiß steht jetzt
besser).
a Ld3 (oder Partie Dr. Lasker—
Tartako wer, New-York 1924 [mit Zug-
umstellung]: 6, Le2 Sf6 [in Betracht
kommt auch 6 bß. Riskanter geschah
in einer Partie Steiner— Takacs, Wien
1923: 6. .. . b5, 7. Lf3 Lb7, 8. 0-0 d6, 9.
a4! b4, 10. Sa2 Sf6, 11. Tel mit weißem
Vorteil], 7. 0-0 Lb4 [schärfer 7. . . . Le7
nebst d6, Sbd7usw.], 8. Lf3! Sc6, 9. Sc6:
de! 10. Le3 0-0, 11. h3 e5 usw. mit
baldigem Ausgleich).
6. . . . Sf6, 7. 0-0 Le7 (auf 7. . . . b5
wäre 8. Se2 zu empfehlen).
8. Khl O-O (mit 8.. . . d5 wäre kaum
mehr als auszugleichen. Ein anderer
Plan wäre, vorläufig überhaupt auf die
Rochade zu verzichten und mit d6, Sbd7
usw. fortzufahren).
9. f4 d6, 10. De2 Sbd7, 11. Sf3 Sc5,
12. e5 Sd3: 13. cd! Se8, 14. d4 b5 mit
zweischneidigem Spiel. Der weiße Even-
tualangriff am Königsflügel ist jedenfalls
nicht zu unterschätzen. Marco hat die
Eröffnung frisch, froh und frei behandelt. —
V.) 5. Lei— e3. Ebenfalls ein Versuch,
zunächst nichts zu versuchen und erst all-
mählich die schwachen Punkte von
3chwarz (b6, später eventuell d6) aufs
Korn zu nehmen, vgl. aber II. Match-
partie Reti— Sämisch, Berlin 1921 :
5. Le3 Dc7, 6. Le2 Sf6, 7. Sd2 d5!
8. Sb3 Sc6, 9. c3 Le7, 10. De2 0—0, 11.
0-0 Tfd8, 12. a4 b6, 13. a5 ba, 14. ed
Sb4! 15. Dbl Sbd5: 16. Sc4 a4! 17. Ta4:
Ld7, la Tal Lb5 und die Rollen haben
sich vertauscht: Schwarz kam ans Ruder
und siegte in kräftigstem Stil. —
Man sielit jedenfalls, wie farben-
grell diese von Schwarz heraufbe-
schworene Eröffnungsvariante verläuft
und als abschließendes Urteil wohl die
Diagnose zuläßt: — Lebensfähig!
6. Sbl— c3
Sg8— f6
Dd8— c7
Ecce motus! In Betracht konimt
übrigens auch sofort 6 — Lb4 (wo-
rauf in einer Partie Reti-Tartakower,
Mannheim 1914, 7, LdS folgte), doch
will sich Schwarz so lange als tunlich
die Möglichkeit einer anderen Läufer-
entwicklung (nach e7) vorbehalten.
7. Lfl— e2 Lf8— b4
Also doch nach b4, da sich das
von Weiß seinem 5. Zuge geschenkte
Entwicklungstempo nur so ausnutzen
läßt.
Verrammelnder geschah in einer
Partie Opocensky— Sämisch, Pistyan 1922
(wo der tschechische Jungmeister den
Mannheimer Spuren Retis in ideenvoller
Weise folgte):
7. . . . b6 mit der Folge 8. Le3 Lb7,
9. f3 d6, 10. Dd2 Sb d7, 11. 0-0 Le7,
12. Tf dl 0-0, 13. Tacl Tac8, 14. Lfl
Db8, 15. Df2! und „Weiß hat sich aus-
gezeichnet aufgebaut", sagt treffend der
Glossator Teichmann im Turnierbuche.
Bei einer solchen geschlossenen Be-
handlung ist übrigens die Reihenfolge der
einzelnen Züge wenig zwingend und
könnte z. B. gleich im 7. Zuge ebenso
gut sofort 7 Le7 oder etwa 7 d6*)
geschehen. [Der schematische Verlauf
aller dieser Partien ist nach Grünfeld:
7.... Le7, 8. 0-0 d6, 9. Le3 und nun
9. . . . b6 oder 9. . . . Ld7.1
8. f2— f3 ....
*) Einen schönen Sieg errang Weiß
bei dieser letzteren Fortsetzung in folgen-
der Partie Hromadka— Dr. Tarrasch,
Pistyan 1922:
7 d6, 8. 0-0 Le7, 9. Le3 Ld7
(also statt der von Sämisch angewandten
Lb7-Entwicklung), 10. Tel 0—0, 11. Khl
Tc8 (besser sofort Sc6), 12. f4 Sc6, 13.
Del Sd4: 14. Ld4: e5, 15. Le3 Dd8, 16.
fe de, 17. Dg3 Le6, 18. Ted 1 De8 (besser
sofort Df8), 19. Lh6! Df8, 20. Sd5: Ld5:
21. ed Kh8, 22. Lei Lc5? 23. Dh4 Sd7,
24. Ld3 h6 (24. . . . g6? 25. Lg6:), 25. Dh5
Sf6 (es folgt die Katastrophe), 26. Tf6:!
gf, 27. Lh6: Dd8, 28. LfSf Aufgegeben
(28- . . . Kg8, 29. Le7!).
Die Partie erhielt einen Schön-
heitspreis.
- 284 —
In diesem nicht besonders ästhe-
tisch wirkenden Zuge gipfelt das
Reti'sche System, doch wurde hier
auch 8. Dc2 sowie 8. Dd3 angewendet.
8 0—0
Noch nicht sofort 8. ...d5 wegen
9. ed! ed, 10. Da4t Sc6, 11. Sc6:
Lc3:f 12. bc usw. mit überlegenen
Prämissen fürs Endspiel. — Von
fraglichem Werte wäre auch die Um-
gruppierung: 8. ...Lc5, 9. Le3 0 — 0,
10. Sc2! mit dauernder Verhinderung
von d7 — d5.
9.
0—0
d7— d5!
Wenn Schwarz zu diesem Be-
freiungsstoß nicht bald gelangen
würde, müßte er an den beiden, durch
c2^ — c4 stigmatisierten und daher
leicht angreifbaren Schwächen b6
und d6 allmählich zugrundegehen.
Viel weniger energisch geschah in
der Teplitz-Schönauer-Partie zwischen
denselben Gegnern zunächst noch 9. . . .
h6, worauf Weiß noch den guten
Entwicklungszug 10. Le3 profitierte und
nach 10 d5 mit 11. cd! (wie Grünfeld
im Kongreßbuch erörtert) ein sehr chancen-
reiches Spiel erlangen konnte.
Nicht so strategisch klar wie der
Textzug geschah in einer Partie Euwe—
Tartakower, London 1922: 9. .. . Sc6, wo-
rauf 10. Le3 Lc3: 11. bc d5, 12. cd ed,
13. Sc6;! bc, 14. Ld4! zugunsten von
Weiß empfohlen wird.
10. c4Xd5 ....
Dieses Nehmen, welches in der
vorerwähnten Partie Spielmann-Tar-
takower aus dem Teplitz-Schönauer
Turnier (nach vorherigem 9. ...h6, 10.
Le3) infolge der bereits erfolgten Ent-
wicklung des Damenläufers große
Angriffsmöglichkeiten versprach, bil-
det hier keine Gefahr für Schwarz.
Etwas besser war vielleicht doch
das andere Nehmen: 10. ed.
10. .... Lb4Xc3
11. b2Xc3 e6Xd5
12. Lei— gö! Sb8— d7!
Dies ist die eigentliche Verstär-
kung der schwarzen Spielanlage, in-
dem der Läufer g5 bis auf weiteres
bezähmt wird.
Daß dagegen 12.... De5 wegen
13. f4! De4: 14. Lf6: gf, 15, Tf3 usw.
für Schwärz sehr gefährlich wäre, hat
in ähnlicher Lage die vorzitierte Partie
Euwe-Tartakower, London 1922, be-
wiesen, — Noch riskanter für den
Nachziehenden wäre aber zuerst
12.... de, 13. Lf6: gf, 14. fe.
13. Ddl— c2
Nur ein Dutzend Züge später er-
wacht der genialeAngreiferSpielmann,
während er vorläufig noch behutsam
seine Bauernschwächen (c3 und e4)
zu decken und zu verdecken sucht
Auf 13. Sf5 würde sich Schwarz
mit 13....Te8 (14. ed Dcöf 15. Khl
Sd5: usw.) sehr gut stellen können.
13. .... Tf8— e8
Tollkühn wäre 13.... de, 14. fe
De5 wegen etwa 15. Tf5 De4, 16.
Ld3 De8, 17. Tafl! Se5 (um sein
lahmgelegtes Spiel zu befreien), 18.
Tf6:!Sd3: 19. Dd3: gf, 20. Lf6: und
gewinnt.
Die Schwebestellung im Zentrum
(e4) soll daher nach Möglichkeit be-
lassen werden. Die strategische Ini-
tiative der schwarzen Partei beginnt
sich immer klarer zu zeigen.
14. Le2— d3
Dc7— c5
Über die psychologischen Beweg-
gründe dieses Zuges, siehe nächste
Anmerkung.
Präziser war wohl 14. ...h7— h6,
wobei die schwarze Dame auch von
c7 aus, also ohne jedwede Über-
siedlung sehr stark wirken konnte,
z. B.: 14....h6! 15. Lti4(die Aufrecht-
erhaltung des Druckes auf f6 bildet
die Haupthoffnung der weißen
„Gegen"initiative!), 15.... de, 16. fe
Sg4! 17. Lg3 Sde5! 18. Tael (wegen
der schwarzen Drohung Se3) 18....
Dc5 nebst Sd3: und Schwarz hat die
feindlichen Perspektiven auf ein
Minimum, dessen Bauernschwächen
— 285
dagegen (a2, c3, e4) auf ein Maximum
zu bringen verstanden.
15. Lg5— h4! ....
Weiß hat die „tiefe" Drohung
(15.... de mit Figurgewinn) durch-
schaut und macht den besten Zug.
Schwarz hoffte aber, daß sich sein
wagemutiger Gegner unter keinen
Umständen zu einem Rückzugsma-
növer entschließen wird!
15 b7— b5
Hypertrophie an Berechnungs-
kraft! Schwarz hält das Stellungs-
problem für einen 9-Züger (vgl, seinen
23. Zug), während sich eine befrie-
digende Lösung bereits in etwa 5
Zügen erreichen ließ: Mit der ein-
fachen Abwicklung 15.... de, 16. fe
Sg4, 17. Tael Sde5, 18. h3 (noch
das Beste) 18.... Sd3: 19. Dd3:
Se5 konnte er seinen Vorteil nach
menschlichen Begriffen klarstellen,
da es dem weißen Angriff an Schwung
fehlt, z. B.: 19. Dg3 Sg6 (einfacher
als 19.... Le6, 20. Tf2), 20. Df3 f6,
21. Lf2 Dc4, usw. —
Im Zusammenhang mit der Weg-
führung des Lc8 von seiner Ursprungs-
diagonale, gibt der Textzug dem
Gegner in der Folge den wichtigen
Punkt f5 frei und begünstigt dadurch
ganz bedeutend seine Angriffschancen.
16. Tal— el ....
Nun droht schon e4— e5 mit
eventuellen Opferwendungen (z. B.:
16.... Lb7, 17. e5 Se5: 18. Lf6:
Sd3: 19. Te8:tTe8: 20. Lg7: Sf4
[20.... Sb4, 21. Dd2], 21. Lf6 Se2t
22. Khl Dc3: ? 23. Df5 und gewinnt).
Schwarz schlägt daher auf e4
endlich los, wodurch aber selbst-
redend der weiße Angriff, dank der
geöffneten f-Linie, weiter an Kraft
gewinnt.
16
d5Xe4
17. f3Xe4
Lc8— b7
18. Kgl-hl
. . . .
Jetzt wäre natürlich 18. e5 wegen
18.... Te5: ein Schlag in's (trübe)
Wasser.
' Interessant war aber 18. Lf2 Sg4,
19. e5, worauf 19 g6 wegen 20.
e6!! sehr gefahrdrohend wäre und
daher statt dessen am besten 19
Te5: 20. Lh7ri- Kh8 mit erdrücken-
dem Gegenspiel für Schwarz er-
folgen würde.
18. .... Ta8— c8
Figurenstrategie! (In Betracht
kam sonst auch 18 b4).
19. Sd4— f5! ....
„Ein Bauer geht verloren — es
lebe also der Angriff!", dies ist
einer der beliebtesten Grundsätze
des psychologischen Handelns im
Schach.
Nachteilig wäre es selbstver-
ständlich, sich endgültig in die
Froschstellung zu begeben: 19. Tel
b4, 20. Se2 Dh5 und Schwarz
beherrscht das Spiel.
19 Dc5Xc3
20.Dc2— dl! ....
Das Allerfeinste. — Natürlich
nicht 20. De2 wegen 20.... Le4:
(während jetzt darauf [20. Ddl Le4:?]
21. Le4: Se4:, 22. Se7t die
Qualität gewinnen würde). — Un-
genügend für Weiß wäre ferner
20. Sd6 Dc2: 21. Lc2: Tc2: 22.
Lf6: Te6! (schärfer als 22. . . . Sf6: 23.
Tf6: gf, 24. Se8: Tf2), 23. Sb7: Sf6:
mit entscheidendem Übergewicht
für Schwarz.
20 Te8— e6
Es drohte ja 21. Sd6.
21. Tel— e3!
Nachdem Spielmann die stra-
tegische Initiative des Gegners durch
freiwilliges Aufgeben eines Bauern
abgeschüttelt hat, baut er jetzt seine
Sturmstellung mit jedem Zug immer
mehr aus, wobei er bereits mit
286
direkten Drohungen (Lb5:) zu 24. Sf5— höf
arbeiten beginnt.
Sehr unklare Verwicklungen
würden sich nach 21. e5 ergeben,
wobei besonders das Freimachen
der gefährlichen L-Diagonale b7 — g2
auf unschuldige Gemüter ab-
schreckend wirken müßte. Schwarz
hat sich darauf ungefähr folgende
grobe Wendungen zurechtgelegt:
21.e5Se5:(2L...Te5: 22. SeTf
Te7: 23. Tel: Db4, 24. Del), 22.
Lf6: Tf6: (22.... gf, 23. Te5: fe, 24.
Dg4tTg6, 25. SeTfKfS, 26. Lg6:),
23. Se7t Kf8, 24. Sc8: (bezw. so-
fort 24. Tf6: Sd3:) 24.... Sd3: 25.
Tf6: gf und gewinnt
Kg8-g7
Ä %/mjss.y//m
m BS fSl
Es folgen scharfe Rouladen:
25. Sh6Xf7!
26. Ld3Xe4
Kg7Xf7
Kf7--g7
21
22. Te3— g3
23. Ddl— d2
Dc3— e5
g7-g6
des
Bereitet das Feuerwerk
nächsten Zuges vor.
Nicht ganz korrekt wäre das
sofortige Opferspiel:
23. Sh6t Kg7, 24. Sf7: wegen
24.... Dd41 (nach 24.... Kf7: 25.
Lc4! hätte Weiß noch manchen
giftigen Pfeil zu versenden, z. B.:
I. 25.... Tc4: 26. Dd7:t Te7, 27.
DdS Te6, 28. Tg f3 Tc c6, 29. Dh8.
— II. 25.... bc, 26.Dd7:t Te7, 27.
Dd2 Te6, 28. Tgf3. — III. 25....
Kg7, 26. Le6: De6: 27. Tgf3 Tf8,
28. Dd4. — IV. 25,... Ke7, 26. Le6:
Ke6: 27. Db3t Ke7, 28. Tgf3 Tf8,
29. Lg3 — bezw. 26.... De6: 27.
e5 De5: 28. Tel Le4, 29. Tge3.
— V. 25.... Ke8, 26. Le6: De6: 27.
Tgf3 Se4: 28. Dal usw,).
25. Dd2 (oder 25. Sg5 Td6)
25.... K17: (nicht 25..., Se4: 26.
Dh6t Kg8, 27. Le4: Te4: 28. Tg6:t
hg, 29. Dg6:t Dg7, 30. Sh6tKh8,
31. Sf7t mit ewigem Schach), 26.
Dh6 (26. e5? Dh4:) 26....Kg8und
die weiße Angriffsenergie ist im
Erlahmen.
Natürlich nicht 26 De4: wegen
27. Dd7:f usw. Dagegen kam hier
auch 26..., Ke8 in Betracht, um
das weiße Entlastungsmanöver Le4 —
f5!Xd7 zu verhindern. Schwarz hatte
bei seinen früheren Zügen diesen
Königssprung im Auge, vermochte
aber jetzt bei seiner spärlichen
Bedenkzeit nicht mehr alle gefährlich
aussehenden Konsequenzen des-
selben erschöpfend durchzurechnen.
27. Le4— f5!
Te6-d6
28. Dd2— f2
Tc8'-f8
29. Lf5Xd7!
V
Nicht in seinem Läuferpaar,
sondern in der Beseitigung eines
der beiden schwarzen Springer, die
sich gegenseitig unterstützen, liegt
die Rettungschance von Weiß!
Verfehlt wäre z, B.: 29. Te3
wegen 29.... Sg4! bezw. 29. Tel
wegen 29 Se41 beidemale mit
Qualitätsgewinn. Durch den Text-
zug versteht aber Weiß, den
schwarzen König seiner tüchtigsten
Generäle (Sd7 und Tf8) zu berauben.
29.
....
Sf6Xd7
30.
Tg3-f3
Tf8Xf3
31.
Df2Xf3
De5— d5
32.
Df3-e3
D d5— e6
23.
Lb7Xe4
Treibt zur Krisis.
Es drohte ja De7f. Schlecht
wäre etwa 32.,.. Te6,. 33. Dc3t
287
t)e5 (33..., Se5, 34. Dc8), 34. Dc8
mit immer neuen Gefahren für
Schwarz.
33. De3— c3t De6— e5
34. Dc3— cl! ....
Richtig bemerkt hier ein Glos-
sator (Meister Kmoch in der „Neuen
Wiener Schachzeitung"), daß Weiß
nunmehr mit einer dreifachen
Drohung arbeitet:
1.) Tfi — el mit Linienbesetzung,
2.) Lh4 — g3 mit Qualitätsgewinn
und insbesondere
3.) Lh4 — g5! mit heimlich er-
starktem Läufer. — Außerdem kommt
eigentlich noch eine vierte (Eventual-)
Drohung hinzu, den Läufer via el
und c3 auf die große Diagonale zu
bringen. —
Erst jetzt bemerkt also Schwarz,
daß er vor Beginn der Verwicklungen
zwar sehr weit und doch nicht weit
genug vorausgerechnet hatte: Die
Ausnutzungsmöglichkeit seines Plus-
bauern liegt noch in weitester Ferne,
während er de facto — mit Rück-
sicht auf den entblößten König —
einfach schlecht steht.
34
35. Del— el
De5— c5
Dc5— e5
Nach langem Nachdenken muß
Schwarz zugeben, daß er dem
Gegner keine Atempause zur Aus-
führung der in der vorigen An-
merkung erwähnten Drohungen ge-
währen darf. Nach jedem anderen
als dem T^xtzuge (z. B.:34 Te6
oder Td5 oder Td4) würde der
Gegner sehr rasch an entscheidendem
Terrain gewinnen. — Weiß darf
jetzt freilich auch seinerseits der
Zugwiederholung nicht ausweicheil,
da er unter dem Damoklesschwert
des Damentausches steht: Ein von der
strengen Gerechtigkeitsgöttin er-
zwungener Ausgleich!
26. Del— cl
Remis durch Zugwiederholung
— Eine spannende Partie.
OZZD
Der ungarische Großmeister
Maröczy ist Newton des Schach-
spiels: Auch in der nachfolgenden
Partie findet er allerlei geheime Zu-
sammenhänge der einzelnen schach-
lichen Punkte, Felder und Ecken
zueinander (vergleiche hiezu die
graphische Darstellung nach Schluß
der Partie).
Großzügig versteht er auch,
die feindlichen Streitkräfte durch
Schwächung des schwarzen
Damen flügels dorthin zu bin-
den, um dann durch plötzliche
Diversion (20. Dg3!) eine mörderische
Königsattaque zu inszenieren.
Die vorliegende Leistung gilt
übrigens als letztes Wort in der
Behandlung dieser schwierigen Er-
öffnung.
Partie Nr. 51.
Meisterkampf in Scheveningen 1923.
Weiß: Schwarz:
Maröczy. Dr. Euwe.
1. e2— e4 c7— c5
2. Sgl— f3 Sb8-c6
Vergleiche Anmerkung zum 6.
Zuge von Schwarz. (Am besten ist
wohl doch 2 e6.)
3. d2— d4 c5XcI4
4. Sf3Xd4 Sg8— f6
Wegen des Fianchettos 4. . . . g6 siehe
Partie Nr. 48. —
Als interessante Neuerung geschah
ferner in einer Partie Rubinstein— Nimzo-
witsch, Karlsbad 1923: 4. . . . d5, 5. ed
Dd5: 6. Le3 e6, 7. Sc3 Lb4, 8. Sb5! De5,
9. a3 Lc3:t worauf statt der immerhin
zweischneidigen Bauernopferwendung 10.
bc einfach 10. Sc3: mit Positionsvorteil
für Weiß geschehen konnte.
5. Sbl-c3
d7— d6
Die von den holländischen
Schachfreunden besonders beliebte
Behandlungsart dieser Eröffnung.
(„Scheveninger Variante"):
288
Schwarz sperrt zunächst sein Haus
ab, um in aller Ruhe die notwen-
digen Entwicklungsmaßnahmen (Dc7,
Lb7 usw.) zu treffen.
6* Lfl— e2 ....
Frei nach Schlechter. In Betracht
kommt 6. Sc6: Gut wirksam
ist vielleicht auch die altbeliebte
Methode mit 6. g3 nebst Lg2. Der
Textzug verfolgt lediglich abwartende
Tendenzen. (6. Lc4? e6!)
6 e7— e6
Die Pointe: Statt des zu erwar-
tenden Fianchettos (6.... g6) geht
Schwarz in die Paulsen'sche Ver-
teidigung — vorläufig jedoch noch
ohne den Präventivzug a6 über,
wobei er die anscheinend ungesunde
Bauernkonstellation (d6, e6 und
später a6) als ein notwendiges Übel
erachtet. Zu diesem System ist
freilich nach allgemeinen Erfahrungen
die Sbd7- (statt Sc6-) Entwicklung
angezeigter, schon um dem weißen
Opponenten (Sd4) keine leichten
Anbiederungsmöglichkeiten zu ge-
währen.
7. 0—0 ....
Vorläufige Strategie von Weiß:
Schleunigste Entwicklung des Königs-
flügels.
In einer Partie Wolf— Euwe, Mährisch-
Ostrau 1923, geschah statt dessen zu-
nächst: 7. Le3 Le7,8. Dd2 0-0,9.0-0 a6,
10. f3 Dc7, 11. Tfdl b5 usw. Weiß stand
ganz gut, mußte aber dem Partner ständige
Gegenchancen einräumen, die letzterer
auch durch ein Damenopfer zu krönen
verstand.
7 Lfa-e7
8. Kgl— hl! ....
Die neue Form eines alten Ge-
dankens — am Königsflügel so
rasch und so aktiv als möglich
vorzugehen (vergleiche Anmerkung
zum 10. Zuge von Weiß).
Ins Taktische übersetzt, bereitet
der Textzug (statt des üblichen 8.
Le3) den raumgewinnenden Vorstoß
9. f4 vor, was sofort wegen Db6
weniger ersprießlich wäre.
8 0-0
9. f2— f4 Dd8-c7
Das Sicherungszüglein a6 ist
vorläufig noch nicht notwendig (10.
Sb5, Db8 nebst a6), hinkt aber
gleich nach.
10. Sd4— b3! ■ ....
Neuerlich zeigt Maröczy eine
schöpferische Behandlung der Partie,
statt die Schablonenaufstellung: 8.
Le3 und Dd2 zu wählen, worauf
wohl Sc6 — a5— c4 mit Läufertausch
geschehen könnte, was eben der
Textzug verhindert.
Außerdem wird nunmehr die
direkte Abtauschverwendung des
Sc6 (auf d4) vermieden, sodaÖ
der schwarze Damenspringer nach
wie vor als Sperrstein für Lc8 un-
angenehm fungiert.
10 a7--a6
11. a2— a4! ....
Somit entschließt sich Maröczy
nach seinen eigenen Worten, das
zweischneidige b7 — b5 zu „ver-
hindern", statt es zu „wider-
legen".
Die schwarzen Steine sollen
auch in der Folge systematisch
eingeengt werden. Der Punkt b6
bleibt auf immer schwach. Schwarz
sucht vergeblich nach Möglichkeiten,
irgend ein Gegenspiel am Damen-
flügel (etwa Sc6 — a5 — c4) zu in-
szenieren und geht daher später
nolens-volens im Zentrum vor (ver-
gleiche Anmerkung zum 14. Zuge
von Schwarz).
11 b7— b6
Statt eines schwachen Punktes —
ein schwacher Bauer, doch muß
endlich auch der Lc8 entwickelt
werden! In der Olympiadenpartie
Euwe — Colle, Paris 1924, geschah
übrigens in ähnlicher Stellung
Lc8— e7— e8.
289
12. Le2— f3! ....
Nun sehen wir, wie die moder-
nen Eröffnungskünstler die Schlech-
ter'sche Idee (Lfl — e2 — f3) ausge-
baut haben, indem sie es verstehen,
dieses Manöver erst nach der er-
folgten Mobilisierung des f-Bauern
durchzuführen.
12. . .
13. Lei
Lc8— b7
e3
Am Königsflügel machtvoll
postiert, beginnt nun Weiß nach
links zu oszillieren und den schwachen
Bauer b6 unter die Lupe zu nehmen.
Als Reaktion darauf folgt:
13 Sc6— b4
Um mindestens den Befreiungs-
stoß im Zentrum (d6 — d5) durch-
zusetzen. Was aber daraus entsteht,
wissen nur die Götter (und Maröczy:
„Die weißen Figuren bleiben auch
dann besser stehen", sagt er in
seiner ausgezeichneten Glossierung
im Turnierbuche).
14. Ddl— e2 d6— d5
Schwarz muß etwas unternehmen,
da Weiß bereits 15. Df2 drohte.
Nun wird aber nach der Schwä-
chung des schwarzen Damenflügels
auch sein Zentrum unterminiert.
(„Gesetz der Kettenübertragung der
Schwächen").
15. e4-e5 Sf6— e4
Jedenfalls besser war 15....Sd7,
da jetzt Bb6 den dunklen Mächten
zum Opfer fallen muß. Allerdings
würde Weiß auch nach 15.... Sd7,
16. Df2: (zwingender als etwa 16.
a5 b5, 17. Df2 Tac8) 16.... Lc5,
17. Sd4! (17. a5? Le3: nebst Sc2 :)
17.... Sc6, 18. Sce2 nebst c2— c3
im Besitz des strategischen Schlüssel-
punktes d4 bleiben, während der
schwarze Figurenknäuel in der lin-
ken Ecke einen bejammernswerten
Eindruck macht. Weiß würde wahr-
scheinlich auch dann durch die
baldige Rechtsschwenkung Dg3
nebst eventuellem f4— f5 die Ent-
scheidung am Königsflügel herbei-
zuführen trachten.
16. Lf3Xe4
17. De2— f2
d5Xe4
b6— b5
Der Bauer ist nicht zu retten:
Wenn 17.... Ld8, so Turmver-
dopplung auf der d-Linie.
18. a4Xb5 a6Xb5
19. Sb3— d4! Lb7— c6
v/, y/////.
Strategischer Wendepunkt:
Weiß läßt von der eventuellen
Bauembeute ab und wendet sich
durch eine geschickte Figuren-
diversion dem Rochadeangriff zu,
den er in energischester Weise
durchführt.
20. Df2— g3! ....
Ein unscheinbarer Damenschritt
(pas de dame) und die ganze Sach-
lage hat sich vollkommen verändert.
Die Bewegung Ddl — e2— f2— g3
ist überhaupt in ihrer gradlinigen
Logik zu bewundern. Von g3 aus
wirkt die weiße Dame he bei artig,
indem sie die ganze schwarze
Stellung aus den Fugen bringt. Die
Spielführung von Weiß hat ein geo-
metrisches Gepräge, dem wir auch
durch eine graphische Darstellung
am Schluß der Partie gerecht zu
werden versuchen.
20. .... TaSXal
Weiß drohte bereits 21. f 5 und
eventuellf6,weshalb die Platzräumung
für den Königsläufer auf f8 schleu-
nigst vorgenommen werden soll.
Dr. S. G. Tartakower: Die hypermoderne Schachpartie.
290
21. TflXal Tf8— b8
Erweist sich als ungünstige
Postierung. Besser war jedenfalls
sofort Ta8.
22. f4— f5 e6Xf5
23. Sd4X^5 ....
Nun wird die Bedeutung des
19. Zuges von Weiß doppelt klar.
Wie Pilze schießen jetzt allerlei
weiße Figuranten am Königsflügel
hervor.
giC6<«ua^) - - - -
23, , , . .
24. Le3— f4
Le7— fS
Entscheidend. Nun ist für
Schwarz wegen des drohenden
e5 — e6 Materialverlust kaum abzu-
wenden. — Viel weniger zwingend
wäre etwa 24. Lc5, da es schon
die der Lage innewohnende Logik
erheischt, daß alle weißen Figuren
nach rechts instradiert werden.
24
. . Tb8 — a8 Das beste Feld für den Turm.
/-v . X „■ rs ■- -^c o -r i ^'e' verschwommener wäre der
Oder e wa 24 .. Dd7 25 Sg7:! Turmtausch und auch auf das
präziser als 25. e6 oder 25 Sh6t) näherliegende 25. Tfl folgt 25....
Lg7: 26. Lh6 f6, 27. ef mit sofortiger 3^,5^ 26. Sd5: Ld5: 27. e6 Dc4! und
Entscheidung. Schwarz kann noch atmen.
25. Tal— cl!
25.
g7-g6
291 -
Eine erzwungene Schwächung,
da sonst schon nichts mehr zu er^
finden war: Auf 25.... Db7 oder
Dd7 entscheidet 26. Sg7:! und
wenn 25.... Dc8, so 26. Shöf nebst
Sf7:t usw.
26. e5— e6 Dc7— b7
27. e6— e7! ....
Wenn man auf den Triumph-
weg dieses Bauern zurückblickt,
findet man, daß jeder seiner Schritte
einem bewundernswerten Geheim-
mechanismus der ganzen Partie-
anlage zu verdanken war (Vergleiche
die graphische Skizze).
27. .... Lf8— g7
Nach 27.... Le7: 28. Se7:tDe7:
29. Ld6 ginge Sb4 verloren.
Schwarz wehrt sich noch nach
Kräften.
28.
Sf5Xg7
Kg8Xg7
29.
Dg3— h4
f7^f6
30.
Dh4— h6t
Kg7-g8
31.
Lf4— d6
. . . .
Schwarz gibt auf, da er gegen
die Drohung Df8t! machtlos bleibt.
Eine sehr gute, auch- in theore-
tischer Beziehung sehr wertvolle
Partie. —
Dieser Rochadeangriff, der durch
Bedrohung des schwarzen Damenflügels
elastisch vorbereitet und dann bis
zum Gipfelpunkt f8 mit vornehmer
Eleganz vorgetragen wurde, zeigt uns,
wie sich die einzelnen Elemente der
Partie — Felder, Bewegungen, Figuren —
ineinander harmonisch verweben
lassen.
Dies soll auch durch die bei-
gegebene Skizze unter Zuhilfenahme einer
anderen als der schachlichen Brettperspek-
tive veranschaulicht werden, wodurch
zugleich die in unserem Essay „Figuren-
tanz" (Seite 237) berührten Fragen
variiert werden. Wir verfolgen hiemit
lediglich den Zweck, unser schachliches
Denken auf eine allgemeinere, viel-
seitigere Basis zu stellen und empfehlen
daher dem Leser, ähnliche (eventuell auch
ganz anders aufgebaute) Versuche bei
jeder beliebigen Partie anzustellen.
Rubinsteins Gegenspiel
2.... Sg8-f6.
Partie Nr. 52.
Großturnier zu Haag 1921.
Weiß: Schwarz:
Euwe. Rubinstein,
1. e2— e4 c7— c5
2. Sgl— f3 Sg8— f6
Zuerst von Nimzowitsch und
zwar gegen Spielmann (in San
Sebastian 1911) angewendet, ist
dieser kecke Springerzug als Vor-
läufer des Aljechin'schen Eröffnungs-
zuges 1 Sf6 zu betrachten. Seine
von Rubinstein zu einem System
ausgestaltete Idee ist, den Vorstoß
des e-Bauern zu provozieren, um
dann den vorgeschobenen Posten
e5 angreifen zu können.
Ähnlich wie bei der Aljechin'schen
Eröffnung kann Weiß nur durch
energisches Angehen einen even-
tuellen Eröffnungsvorteil heraus-
schlagen.
Auf 3. Sc3 folgt befreiend: 3.... d5
(spielbar ist auch 3 e6, 4. e5 Sd5
usw. oder gar 3 d6 nebst g6), 4. ed
Sd5: und nun auf 5. d4* nicht etwa
*) Ganz ungefährlich für Schwarz ist
auch 5. LbSf Ld7, 6. De2 Sc3: 7. bc
dank dem Zuge 7 a6! (nicht aber
vorerst 7 Sc6 wegen 8. d4 cd, 9. cd
a6, 10. Ld3 e6, 11. d5! Sb4, 12. Lb2 Sd3:
13. Dd3: usw., vgl. Partie Dr. Gruber—
Grünfeld, Wien 1921). -
Ein interessanter Überrumpelungsver-
such gelang aber in folgender Partie
L. Steiner-Csabay (Budapest 1922):
5. Se5 Sc3: (es drohte Lböf nebst
Df3), 6. bc Dd5 (besser 6. . . . Dc7), 7.
Lböf Sd7 (auf 7. . . . Ld7 folgt 8. Sd7:
Sd7: 9. Le2 mit weißem Vorteil), 8. De2!
Dg2:? (geboten war 8: . . . a6, 9. Ld7:t
Ld7: mit etwa gleichen Chancen), 9.
Dd3! Dhl:t 10. Ke2 e6 (oder 10. . . . Kd8,
11. Ld7: Kc7, 12. Lc8: Tc8: 13. Sf7: Tg8,
14. Dg3t Kc6, 15. f3 nebst 16. Lb2 mit
Abfangen der schwarzen Dame), 11. Ld7:f
Ke7, 12. Lc8: Tc8: 13. Dd7t Kf6, 14.
Df7:t! Ke5: 15. d4 Kd5 (15.... Ke4, 16.
De6:# bezw. 15. . . . cd, 16. Lf4t mit
Damengewinn), 16. Db7:t Tc6, 17. c4t!
Aufgegeben.
292
5.... e6, 6. Sd5:! Dd5: (oder 6. . . . ed,
7. c3! Sc6, 8. Le3 mit Vorteil für Weiß),
7. Le3! cd, 8. Sd4: a6, 9. Le2! Dg2: 10.
Lf3 Dg6, 11. Dd2 e5, 12. 0—0—0 ed, 13.
Ld4: Sc6, 14. Lf6! Df6: 15. Thelf Le7,
16. Lc6:t Kf8, 17. Dd8:t! Ld8: 18. Te8#
(Partie Nimzowitsch— Alapin, Wilna 1912),
sondern einfach 5 Sc3: 6. bc e6! 7.
Ld3 Le7, 8. 0-0 0-0 usw. mit mini-
malem Endspielvorteil für Schwarz, wie
dies z. B-. in der Partie Reti— Rubinstein,
Göteborg 1920, klassisch demonstriert
wurde.
Dieses gelegentliche Hinüber-
lenken ins Endspielstadium ist
überhaupt ein charakteristisches
Merkmal für die ganze Eröffnungs-
anlage von Schwarz.
3 Sf6-d5
Von Schlechter empfohlen. Nim-
zowitsch zog in einigen Partien Sg8.
4. d2— d4 ....
Energischer sehen folgende zwei
Spielweisen aus:
I) 4. c2— c4, vgl. Partie Spielmann—
Rubinstein, Göteborg 1920:
4. . . . Sc7, 5. d4 cd, 6. Dd4: Sc6, 7.
De4 d5 (in Betracht kommt nach Collijn
7.... g6 nebst Lg7), 8. ed Dd6: 9. Sc3
e5 (mehr Ausgleichschancen bietet die
Damenopponierung 9. . . . Dg6, z. B. 10. Dg6:
hg, 11. Lf4 Se6, 12. Lg3 Ld7: 13. 0—0-0
g5 usw. Partie O'Hanlon— Kostitsch,
Hastings 1921), 10. Lf4! f6 (wenn 10. . . .
f5, so 11. De3 mit Bauerngewinn), 11.
Tadl und Weiß steht überlegen.
II) 4. Sbl— c3, ein Entwicklungs- und
Angriffszug zugleich, der im Haag 1921
mehrfach angewendet wurde und sich
als sehr gediegen erwies, vgl. Partie
Maröczy— Tartakower, Haag 1921:
4 e6 (nun wäre der Springer-
abtausch für Schwarz nachteilig, vgl.
Partie Alapin— Rubinstein, Wilna 1912:
4. . . . Sc3: 5. de! Sc6, 6. Lc4 d6, 7. Lf4
usw. mit Entwicklungsvorsprung für
Weiß. — In Betracht kommt aber auch
die rückwärtige Konzentrierung 4 Sb6).
5. Sd5:! (Entwirrungsaktion im
Zentrum. Etwas gekünstelt geschah in
einer anderen Haager Partie Yates—
Rubinstein, 5. g3. — Originell ist noch
folgende Behandlung aus einer Korre-
spondenzpartie Becker— Schön, 1921/22:
5. b3 Sc3: 6. de d5, 7. Ld3 Le7, 8. 0-0
0—0, 9. Lf4 usw.)
5 ed, 6. d4 d6! (ein schauwürdiges
Bauern Viereck!), 7. ed (in Betracht kommt
auch 7. Le3. Dagegen würde 7. Lböf
Ld7, 8. Ld7:tDd7: 9.0-0Sc6, 10. ed Ld6:
1 1 . Tel t Se7 ! usw. nur die Entwicklung von
Schwarz fördern.) 7 Ld6: 8. Le2 (als eine
für Weiß nicht ungefährliche Vereinfachung
erwies sich in einer anderen Haager
Partie Marco— Tartakower: 8. de Lc5:
9. Lb5t Sc6, 10. De2t Le6, 11. c3 0-0,
12. 0-0 h6, 13. Le3 Db6 usw., wobei
der isolierte Mittelbauer von Schwarz,
wie schon so oft, zum Sturmbock
[d5— d4!] wurde. — Ungesund wäre
ferner 8. De2t Le6, 9. de [9. Sg5 De7]
9.... Lc5: 10. Db5t Sd7 nebst
0-0 usw.)
8. . . . 0-0, 9. 0-0 Sc6, 10. c3! h6
(ungünstig wäre hier und auch später
10.... c4, wegen 11. b3 mit Sprengung
der vorgeschobenen Bauernmasse von
Schwarz).
11. Le3 b6, 12. Dd2 Le6, worauf
Weiß statt mit 13. Lf4 die Abtausch-
strategie zu inaugurieren, viel nachhaltiger
13. h3 oder 13. Tfel spielen sollte.
4 c5Xd4
5. DdlXd4 e7— e6
6. c2— c4 Sb8— c6
7. Dd4— dl ....
In Betracht kommt 7. De4
und wenn darauf 7 f5, so ein-
fach 8. ef Sf6: 9. De2, wobei die
schwarzen Mittelbauern schwach
bleiben.
7 Sd5— e7
Nun gelangt dieser reiselustige
Springer auf sehr wirksame Felder.
Seine Marschroute in der gegen-
wärtigen Partie: Sg8— f6— d5— e7—
g6 — f4 — göX^^ ist für die Anatomie
des Mittelspiels höchst bemerkens-
wert (vgl. den Aufsatz „Figurentanz"
auf Seite 238).
8. Lal— d2 ....
Schwarz drohte 8.... Se5: nebst
Daöf.
8 Se7— g6
9. Ddl— e2 Dd8— c7
10. Ld2— c3 b7— b6
11. h2— h4 d7— d6!
12. e5Xd6 Lf8Xd6
13. Sbl— d2 Sg6— f4
Schw. ist bereits der Angreifer.
14. De2— e3 Ld6— c5
15. De3— e4 f7— f5
16. De4— c2 0—0
- 293 -
17. g2-g3
18. h4— h5
19. Sf3Xe5
20. b2— b4
Sf4— g6
Sg6 — e5
Sc6Xe5
Verhältnismäßig am besten war
20. Le2.
Stellung nach dem 20. Zuge von Weiß.
«■1« ii#i
^jäs^ v/i^^/, '''M^y/ » v////// Q
1 ft ÄiÄS
1^
W^m m m.
JABa
20 Lc5Xf2t!
Ein sehr starkes positionelles
Opfer, das der Kombinationskraft
des polnischen Großmeisters ein
imponierendes Zeugnis ausstellt.
Schwarz erhält zwei Bauern und
Angriff.
21. KelXf2
Se5— g4t
22. Kf2— e2
Dc7Xg3
23. Lc3~d4
Lc8— b7
24. Thl— h3
Dg3— d6
25. Dc2— c3
e6 — e5
Den Figurenanprall hat Weiß
pariert, aber die schwarzen Frei-
bauern entscheiden.
26. Ld4— gl
27. c4— c5
28. Ke2— el
29. Th3— h4
30. Dc3— h3
f5-
Dd6-
e5-
Dh6-
Sg4-
-f4
-h6
-e4
-g5
-e3!
Der Todesstoß.
31. LglXe3 f4Xe3
32. Lfl---c4t ....
Auf 32. Se4: entscheidet Tfhf
32 Kg8-h8
33. Sd2— fl Dg5— f6
Weiß gibt auf.
(EID
Geschlossene Spiel weise
(mit 2. Sbl-c3 und d2-d3).
Partie Nr. 53.
Großturnier zu Mährisch-Ostrau 1923.
Weiß:
H. Wolf.
Schwarz:
Dr. Em. Lasker.
c7— c5
1. e2— e4
2. Sbl— c3 ....
Im Zuhammenhang mit dem
nächsten Flügelzuge ein sehr be-
achtenswerter, altneuer Versuch, den
sizilianischen Elan des Nachziehenden
am Damenflügel durch die Unter-
lassung von d2-d4 abzudämpfen und
das Schwergewicht der Partieanlage
auf die „Aufspeicherung latenter
Spannkräfte" zu verlegen.
2 Sb8— c6
Schwarz ist aber auf seiner Hut
und beabsichtigt, dem eventuellen
Königsfianchetto mit demselben
System zu begegnen, wodurch eine
beiderseits geschlossene Spiel-
behandlung entsteht. Verschwom-
mener für Schwarz ist 2 e7 — e6,
3. g2 — g3! und nun:
I.) Partie Dr. Tarrasch— Sämisch,
Pistyan 1922: 3.... a6, 4. Lg2 Dc7,
5. Sge2! Sf6, 6. 0—0 d6, 7. dS! Sc6, 8.
h3 Le7, 9. Le3 Ld7, 10. f4 Tac8. Nach-
dem Weiß nicht d2— d4 spielt und auch
die patriarchalische Sf3-Entwicklung ver-
mieden hat, muß der Paulsen'sche Auf-
bau nach neuen Angriffszielen fahnden.
11. Dd2 0-0, 12. g4 b5, 13. g5 SeS,
14. Sg3 usw. mit schön vorbereitetem
Königsangriff.
II.) Noch schwerfälliger entwickelte sich
Schwarz in einer anderen Pistyaner
Partie Dr. Tarrasch— Selesniew: 3. . . . d6,
4. Lg2 Sf6, 5. Sge2! Le7, 6. 0-0 Sc6, 7.
d3! Ld7, 8. h3 Db6, 9. Tbl usw. mit
Stellungsvorteil für Weiß. —
III.) Sehr beachtenswert geschah da-
gegen in einer Städtekampfpartie
Dr. Fick— Takacs, Wien 1923 in ganz
geschlossener Weise: 3. . . . b6, 4. Lg2
Lb7, 5. Sge2 d6, 6. 0-0 Sbd7, 7. d3
(energischer 7. d4) 7. . . . a6, 8. Le3 Sgf6,
9. h3 Dc7 (das Paulsen'sche Teleplasma
ist schon wieder da!), 10. Dd2 (schärfer
wäre hier und auch später 10. a4) 10
Le7, 11. Khl 0—0, 12. f4 b5, 13. Sdl
Tfd8 usw. Schwarz steht gut.
- 294
IV.) Als etwas locker erweisen sich
jedenfalls die schwarzen Verteidigungs-
anlagen nach 3. . . . d5, 4. ed ed, vgl.:
a) Partie Tschigorin— Dr. Tarrasch,
Ostende 1907: 5. Lg2 Sf6, 6. d3 Le7, 7.
Sge2 d4 (sonst folgt dS— d4. Der Zug
bildet übrigens durch die Einengung der
weißen Mitte die beste Gegenchance der
nachziehenden Partei), 8. Se4 0—0, 9.
0—0 Sc6, 10. Sf4 und Weiß ist am Ruder.
b) Partie Mieses— Rubinstein, Haag
1921: 5. d4 (nachdem sich Schwarz im
Zentrum festgelegt hat, geht Weiß zur
offenen Spielbehandlung über) 5. . . . ed,
6. Dd4: Sf6, 7. Lg5 Le7, 8. 0—0—0
(ein zweischneidiges Unternehmen) 8. . . .
Sc6, 9. Da4 (folgerichtiger 9. Dd2) 9. . . .
Le6, 10. Lg2 0—0, U. Sge2 Db6, 12.
Le3 Lc5, 13. Lc5: Dc5: 14. Df4 usw.
mit beiderseitigen Chancen, wobei jedoch
die Schwäche des Bd5 nicht zu ver-
kennen ist.
3. g2 — g3 • • . .
Ein anderes System wäre 3. Sf3
(oder auch Dr. Arthur Kaufmann's Zug
3. Sge2) nebst baldiger Öffnung der
Mitte durch d2— d4, vgl. hiezu die erste
Fußnote der Partie Nr. 50. [Das
Handbuch empfiehlt übrigens auf 3. Sf3
den Ausfall 3. . . . Sd4, was jedoch wegen
4. Sd4: cd, 5. Se2 e5, 6. c3 nicht sehr
günstig ist].
3 g7-g6
Wohl am besten, da der schwarze
Bc5 in diesem Doppelfianchetto zunächst
eine wirksamere Rolle als der weiße Be4
spielt. — An sonstigen Methoden wäre
zu erwähnen:
a) die nachträgliche Auflösung
des Zentrums in der Partie Thomas-Reti,
Karlsbad 1923: 3. . . . Sf6, 4. Lg2 e6, 5.
Sge2 d5, 6. ed (logischer wäre 6. d3)
6. . . . ed, 7. d4 cd, 8. Sd4: Le7, 9. 0—0
0—0, 10. Tel? (geboten war 10. h3, um
die Wirkungslinie des schwarzen Damen-
läufers abzukürzen) 10 Lg4, 11. Dd3
Dd7, 12. a3 Tfe8 mit überlegenem
Figurenspiel für Schwarz.
b) die aggressive, sehr originelle
Aufstellung in der Partie Dr. Tarrasch—
Sämisch, Teplitz 1922:
3. . . . d6, 4. Lg2 Ld7 (um womöglich
mit Lh3 den weißen Flankenläufer zu
tauschen, oder aber die weiße Rochade
zu behindern), 5. Sge2 Dc8, 6. Sf4 Lg4,
(um die Sperrung der Schußlinie des
Lg2 zu erzwingen), 7. f3 Ld7, 8. d3! g6,
9. Scd5 Lg7, 10. c3 Tb8, 11. 0—0 h5,
(solider 11. . . . Sf6), 12. h4! Sh6, 13. Kh2
usw. mit schwierigem Positionsspiel. —
4. Lfl— g2 Lf8— g7
5. d2— dS ....
Präziser ist zunächst 5. Sge2 (etwa
mit der Folge 5. . . . dB, 6. 0-0 Ld7, 7.
h3 nebst Kh2), da Schwarz nach dem
Textzuge die bereits skizzierte Sämisch-
Idee wieder aufnehmen könnte (siehe
vorige und nächste Anmerkung).
5 d7— d6
6. Sgl— e2 Sg8— f6
Um sobald als möglich zur eigenen
Rochade zu gelangen. Eine sehr scharfe
und unbefangene Fortsetzung bildet hier
aber 6. . . Ld7, z. B.:
a) Partie Kmoch— Sämisch, Wien
1922: 7. 0-0 Dc8, 8. Sf4 h5, 9. h3 Tb8
10. Kh2 Le5 usw.: Schwarz ist stark
am Ruder.
b) 7. h3 Dc8, 8. Sf4 Tb8! 9. a4 a6,
10. 0—0 h5, 11. Kh2 b5 usw. Weiß ist
auf beiden Seiten stark beschäftigt, während
der schwarze König in der Mitte ganz
sicher steht.
c) Partie Maröczy— Sämisch, Karls-
bad 1923: 7. Sd5 Tb8! (konsequenter
als zunächst 7. . . . Sf6, 8. Sf4 Sg4, 9. c3
b5, 10. 0-0 Tb8, 11. Se3 h5, 12. h3 Sge5,
13. Khl Dc8, 14. Kh2 usw. mit weißem
Vorteil: Partie Thomas— Euwe, Weston-
super Mare 1924), 8. a4 h5, 9. h3 DcS,
10. c4, worauf Schwarz statt des ab-
sperrenden 10. . . . e6 viel nachhaltiger
mit 10. . . . Le6, nebst Sg8— f6-d7 usw.
fortsetzen sollte.
d) Partie Mieses— Maröczy, Hastings
1923: 7. LeS Tb8, 8. Dd2 Sd4, 9. 0-0 h5,
10. h4 Sh6, 11. Sdl Sg4 usw. mit wildem
Spiel. -
Noch schärfer als 6.... Ld7
schlagen wir an der Textstelle
6 h5 vor, um auf 7. h4 mit
7 Lg4, 8. f3 Le6 eine weitere
Schwächung der weißen Königs-
stellung zu provozieren (in einer
Partie folgte darauf: 9. Sf4 Dd7,
10. Scd5 Ld5: 11. Sd5: Sf6, 12.
Lh3 e6, 13. c3 Se7, 14. Se7: De7:
15. Lg5 Dc7, 16. Da4t Sd7, 17.
0-0 0—0, 18. Tadl d5! 19. Lf4
Le5, 20. ed Sb6! usw. zugunsten
von Schwarz).
7. 0—0 0—0
8. h2 — h3 • • • •
Dieser scheinbar starke Zug
(Drohung: 9. Le3 nebst 10. Dd2
oder 10. d4) wird von dem
schwarzen Feldherrn in grandios
einfacher Weise pariert.
- 295 -
Verfehlt wäre übrigens sofort 8. (14
wegen 8. . . . cd,. 9. Scl4: Db6 usw. mit
Gegendruck, da sich die weißen Figuren
im Zentrum nicht behaupten können. —
Sehr lebhaft geschah an der Text-
stelle in der 5. Wettpartie Dr. Euwe-Colle,
Zutphen 1924: 8. Le3 Sg4, 9. Ld2 Sd4,
10. Del Se5, 11. f4 Sec6, 12. h3 Ld7, 13.
Kh2 Tc8, 14. a3 b5, 15. Sgl b4, 16. Sd5
e6, 17. Se3 Sa5, 18. Del! (nicht 18. ab
cb, 19. Lb4: wegen 19.... Sab3:) 18....
Sac6, 19. Ddl a5, 20. Sf3 Sb5 mit
schwieriger Stellung, wobei seltsamer-
weise trotz des geharnischten Kampfes
noch kein einziger Stein geschlagen
wurde. —
8 Sf6— e8!
Viel wirksamer als z. B. 8 Ld7,
9. Le3 h6, 10. Dd2 Kh7, 11. f4 Se8, 12.
g4 Sc7, 13. Sg3 b5, 14. f5! usw. mit
weißem Angriff (Partie Dr. Tarrasch—
Spielmann, Mannheim 1914).
9. Lei— e3 ....
Die Möglichkeit des Bauernvor-
stoßes d3 — d4 wird zwar vereitelt,
Weiß hofft aber jetzt, einen anderen
Plan (Dd2 nebst event. Lh6) durch-
zusetzen.
9 Sc6— d4!
Eine in dieser Variante sehr
wirksame Vorpostenstellung.
10. Kgl— h2 ....
Besser war hier (und sogar
schon im vorigen Zuge) 10. g4
nebst Sg3 und f4, wodurch die weiße
Stellung an Stoßkraft gewinnen
würde.
10 LcS— d7
11. Ddl— d2 TaS— cSl
Während ein oberflächliches
Auge die Hauptchance der schwar-
zen Partei im Vorgehen am Ro-
chadeflügel (f7 — f5 nebst event
e7 — e5) zu erblicken glaubt, be-
fürchtet offenbar Dr. Lasker die da-
mit verbundene Aufreibung der
Kräfte und führt daher mit starker
Hand die Vollmobilisiernng seines
Damenflügels durch.
12. Sc3— dl ....
Weiß ist dagegen unschlüssig
und sucht in zwecklosen Rück-
wärtskonzentrierungen sein Heil.
Noch immer war 12. g4 besser.
12 Ld7— c6
13. Se2- gl d6— d5!
Öffnet das Spiel und reißt end-
gültig die Initiative an sich: Eine
Schachpartie läßt sich nur durch
dynamische Züge gewinnen! Da-
gegen zeigt sich Schwarz im
folgenden Teil der Partie bereits
demoralisiert.
14. c2— c3 Sd4— e6
15. e4Xd5 ....
Freiwilliges Aufgeben des Zen-
trums.
15 Lc6Xd5
16. f2— f3 ....
Einkerkerung eigener Figuren.
16 Se8— d6
17. Sdl— f2 Sd6— f5
18. Sf2— g4 DdS— d6
19. Sgl— e2 h7— h5!
20. Sg4— h6t Sf5Xh6
21. Le3Xh6 h5— h4!
Die Aufreissung der Turmlinie
entscheidet.
22. Lh6Xg7 Se6Xg7
23. Dd2— f4 h4Xg3t
24. Df4Xg3 e7— e5!
25. Kh2— hl* TfS- eS
26. Tfl— dl Dd6-f6
27. Dg3— f2 Sg7— e6
28. Tdl— d2 Kg8— g7!
29. Khl— h2 Tc8— d8
30. a2— a3 Te8— h8
31. Tal— el Se6— g5
32. Se2— gl ....
Die Verwendung des Königs-
springers in der vorliegenden
Partie (Sgl — e2 — gl — e2 — gl) war
sehr traurig.
32. .... Df6— f4t
33. Kh2— hl Ld5Xf3!
Die entscheidende Kombination.
Schwarz hat nicht nur die Partie
großzügig angelegt, sondern auch
den Angriff sehr konsequent durch-
geführt.
34. Lg2Xf3 Sg5Xh3
35. Df2— e3 Sh3-"g5
Weiß gibt auf (36. Kg2 Th2t
nebst Td2:).
— 296
Eine echte Lasker-Partie, die
sich weniger analysieren als be-
wundern läßt.
[EID
Zwei Miniaturpartien.
Bauern geschehen, falls man doch nicht vor-
zieht, mit 3 Sc6 oder 3. . . . e6 ins
normale Fahrwasser einzulenken.
Jacques Mieses.
Partie Nr. 55 a.
Großturnier zu Göteborg 1920.
Weiß: Schwarz:
Mieses. Bogoljubow.
1. e2— e4 c7— c5
2. d2— d4 ....
Von Morphy bevorzugt.
2 c5Xd4
3. DdlXd4 ....
Von Alapin im Berliner Turnier 1897
eingeführt. — Auf 3. Sf3 wäre 3 e5
wegen der gambitartigen Fortsetzung 4.
c3! (natürlich aber nicht 4. Se5:? Daöf
nebst De5:) 4. . . . de, 5. Lc4 nebst Db3
sehr gefährlich, dagegen darf nach Collijn
3. . . . Da5t 4. Ld2 (bezw. 4. c3 de, 5. Sc3
g6 nebst Lg7) 4.... Db6, 5. Sa3 Sc6,
6. Sc4 Dc7 usw. mit Behauptung des
3. . .
4. Dd4
Sb8-c6
e3
statt dieses dem Mittelgambit (1. e4
e5, 2. d4 ed, 3. Dd4: Sc6, 4. De3) ange-
paßten Manövers geschah in einer Partie
Dr. Müller— Blümich, Meissen 1924, als
eine Art „Skandinavisch im Anzug":
4. Ddl Sf6, 5. Sc3 e6, 6. Sf3 Lb4, 7. Ld3
usw. Weiß ist zwar gut entwickelt, Schwarz
gelangt aber zum befreienden d7— d5.
Übrigens kommt an der Textstelle
auch 4. Da4 in Betracht.
4 g7-g6
Diese in Verbindung mit dem zweit-
nächsten Zuge rein passive Entwicklungs-
weise rächt sich später bitterlich. Farblos
wäre auch 4 e6 wegen 5. c4! Initiativer
geschah in einer anderen Göteborger Partie
Mieses— Tartakower: 4 Sf6 mit der
Absicht d7— d5 (vgl. hiezu nächste Partie).
5. Sbl— c3 Lf8-g7
6. Lfl— e2 d7— d6
Wenn jetzt 6 Sf6, so nunmehr 7. e5.
7. Lei— d2 Sg8— f6
8. Sc3— d5 Sf6Xd5
9. e4Xd5 Sc6— d4
10. Le2— dl . . . ,
Weiß vermeidet die Vereinfachung
10. Ld3 Sf5, 11. Lf5: Lf5: 12. c3 und zieht
es vor, mit seinen Figuren etwas zu
„manövrieren".
10 Dd8— c7
11. c2— c3 Sd4— f5
12. Des— dS 0—0?
Sorglosigkeit der Jugend ! Geboten
war etwa 12 e5, 13. de fe, 14. La4t
Ld7, 15. Ld7:t Dd7: und Schwarz hat
jedenfalls die Eröffnungsschwierigkeiten
überstanden. Nun aber kommt eine
unerwartet schnelle Katastrophe.
13. g2— g4! Sf5— h6
Mit 13 Sh4 konnte immerhin das
ärgste Malheur vermieden werden, wenn
auch dann nach 14. Dg3 Lfö, 15. g5 Sf5,
16. Dd3 Lh8, 17. h2— h4— h5 usw. der
Zustand des schwarzen Patienten sehr
besorgniserregend bleibt.
Nach dem Textzuge muß der Wan-
derungsspringer, der den Drittel aller bis-
herigen Züge für sich in Anspruch ge-
nommen hat, daran glauben.
14. DdS— hS Dc7— c4
— 297
Etwas mehr Spielchancen bot vielleicht
U. ... Sg4: 15. Lg4: Dc4, 16. Lc8: Dd5:
17. Sf3Tc8: bezw, 17. DfSDeSf nebst Tc8:
15. Ld2Xh6 Schw. gibt auf.
Eine leicht verständliche Depression.
Härtere Naturen w^ürden sich aber noch an
die Verzweiflungs Variante: 15.... De4'I-
16. Kfl Dhl: 17. Lf3 Lg4:! 18. Dg4:!
(18. Lg4: Dd5:) 18.,.. Dh2: 19. Lf4 Dh5
usw. — freilich ohne Erfolg — fest-
klammern.
nun
Partie Nr. 54 b.
Großturnier zu Berlin 1920,
Weiß:
Mieses.
Schwarz:
Dr. Tarrasch,
1. e2— e4 c7— c5
2. d2— d4 c5X<i4
3. DdlXd4 Sb8— c6
4. Dd4— e3 Sg8— f6l
Auch im theoretischen Wettkampf
Mieses -Tenner, Berlin 1920, hat sich diese
Entgegnung am besten bewährt, da sie
die normale Entwicklung mit Offensiv-
absichten verbindet,
5. c2— c4 ....
Ein Fehler wäre selbstredend 5. e5
wegen 5. . . . Sg4 nebst Sge5: Der Text-
zug sucht den Befreiungsvorstoß 5 d5
im Keime zu ersticken, erreicht aber diesen
Zweck nicht. Solider war daher nach
Alapin 5. c3 d5, 6, ed Sd2: 7. Dg3 usw.
5 e7— e6!
6. g2-g3?
Ein neuerlicher Stoß in die Luft, da
Weiß damit weder d7— d5 verhindert, noch
zur rechten Entwicklung des Lfl gelangt
und nur seinen Königsflügel in empfind-
licher Weise schwächt. — Verhältnismäßig
am besten war sofort 6. Sc3 Le7, 7. Le2 d5
(7. . . . 0-0, 8. e5), 8. ed ed (8. . . . Sb4,
9. Dd2 nebst 10. äS), 9. cd Sd5: 10. Sd5:
Dd5: 11. LfS mit annäherndem Ausgleich.
[Alapin im Turnierheft.]
6 LfS— e7
7. Sbl— c3 d7— d5!
Schon kommt Schwarz ans Ruder.
8. e4Xd5 e6Xd5
9. c4Xd5 Sf6Xd5
10. De3— d2 Lc8— e6
11. Lfl— h3 ....
Statt dieser gekünstelten Wendung
war nach Alapin 11. Lg2 Sbd4! 12. Dd8:
Td8: 13. Le4 f5, 14. Lbl Sd4, 15. Kfl usw.
vorzuziehen, wenn auch dann die Über-
legenheit des schw. Spieles evident ist.
IL ... . 0—0!
12. Lh3Xe6 f7Xe6
13. Kel— fl ....
Auf 13. Sge2 folgt 13. . . . Se5 mit der
Drohung Sf3-I-. Verhältnismäßig am besten
war vorerst 13. Sd5: ed, 14. Kfl, doch
erobert Schwarz auch dann mit 14 Lc5,
15. Sh3 Dd7, 16, Kg2 Df5 usw. zusehends
an Angriffsterrain.
Nach dem Textzuge wird Weiß sofort
elektrifiziert:
13 Le7— c5
14. Sgl— h3 Sd5— e3t
Weiß gab auf, denn auf das beab-
sichtigte 15. Kgl folgt 15 Se5 mit der
Drohung des seltenen Mattbildes Sf3#
und auf 15. Ke2 oder 15. Kel entscheidet
15. . . . Sd4.
*
Im Zusamenhang mit der sehr
selten gespielten Eröffnungsvariante
der beiden vorstehenden Partien
seien noch einige aparte Wendungen
im zweiten Zuge von Weiß skizziert:
I.) Verschließungssystem 2. d3 e6,
3. f4 (also auch die Zugumstellung: 2. f4
e6, 3. d3, statt mit 3. Sf3 d5, 4, e5 usw.
das für Schwarz günstige Gerippe der
altfranzösischen Spielbehandlung herbei-
zuführen. — Wegen 3. Sd2 d5 usw. Partie
Nimzowitsch— Capablanca, siehe: „Fran-
zösisch") 3. . . . d5, 4. Sd2 Sc6, 5. c3 Ld7,
6. Sdf3 Db6, 7. Sh3 0—0-0, 8. Sf2 f6,
9. Le2 h6, 10. h4 Ld6, 11. De2 Kb8 usw.
mit beiderseits schwerkalibrigem Spiel!
11.) 2. b3 e6, 3. Sf3 Sc6, 4. Lb2 d5!
usw. (Partie Kieseritzky— Anderssen, Lon-
don 1850) vergleiche „Französisch".
III.) Alapin's 2. c3 Sf6! (initiativer als
2. . . . d5, 3. ed Dd5: 4. d4 cd, 5. cd Sc6,
6. Sf3 Lg4, 7. Le2 usw. mit einem kleinen
Entwicklungsvorsprung für Weiß. — Wegen
der mit Zugumstellung vorkommenden
Wendung 2 e6, 3. Sf3 Sf6! usw. vgl.
Anmerkung zum 3. Zuge von Weiß in
der Partie Nr. 49), 3. e5 Sd5, 4. d4 e6!
(schwächer geschah in einer Matchpartie
Tartakower— Reti, Wien 1920, vorerst noch
4. . . . cd, 5. cd e6, 6. Sc3 Da5, 7. Ld2 Sc6,
8. Sf3 Lb4, 9. a3! usw. zugunsten von
Weiß), 5. c4 Se7! 6. d5 d6! Das Bauern-
zentrum wird eingeäschert und der Kampf
ausgeglichen. Der zweite Zug von Weiß
wurde als Tempoverlust gebrandmarkt,
da er die natürliche Entwicklung des Sbl
behindert.
- 298
IV.) Bremer System: 2. c4 Sc6, 3. Sc3
(schneidiger 3. f4) g6, 4. g3 Lg7, 5. Lg2 d6,
6. d3 Sf6, 7. Sge2 0-0, 8. 0-0 LdT, 9. h3
Dc8, 10. Kh2 Sd4, 11. Sd4: cd, 12. Se2 e5,
13. f4 usw. mit besserem Operationsraum
für Weiß (Partie Hilse— Moritz, Frankfurt
a/M. 1923).
V.) Sizilianisches Gambit 2. 54, dem
wir in der nachstehenden, originell durch-
geführten Partie begegnen:
Sizilianisches Gambit.
Partie Nr. 55.
Großturnier zu Karlsbad 1923.
Weiß: Schwarz:
Spielmann, Sämisch.
1. e2— e4 c7— c5
2. b2— b4 ....
Oder: Wie werde ich energisch?
(Quellen: Eine italienische Hand-
schrift 1623. Sarrat 1813. Rosen-
treter 1904).
2 c5Xb4
Nach Ablehnung des Bauernopfers
(2. . , . e5, 3. Sf3 bezw. 2. . . . e6, 3. bc
Lc5: 4. d4 bezw. 2.... d5, 3. ed Dd5:
4. Sc3 bezw. auch 2. . . . b6, 3. bc bc, 4.
Sc3 usw.) bleibt Weiß vermöge der er-
langten Linien jedenfalls im Vorteil.
3. a2— a3! ....
Wer „b" sagt, muß auch „a" sagen !
Bei weitem schwächer ist die sorglose
Fortsetzung 3. d4 wegen 3. . . . d5 ! mit
unmittelbarer Bekämpfung des weißen
Bauernzentrums unter Behauptung des
materiellen Übergewichts.
3 b4Xa3
Besser ist nach „Collijn" auch jetzt
3 d5!, worauf jedoch Weiß mit 4. ed
(4. e5 Dc7) 4. . . . Dd5: 5. Lb2: De4t 6.
Le2 Dg2: 7. Lf3 usw., eine sehr charicen-
reiche Angriffsstellung für das geopferte
Bauernmaterial erhält. —
Zeitraubend geschah in einer Partie
Spielmann— König, Wien 1922: 3. . . . e6,
4. ab Lb4: 5. c3 Le7, 6. d4 d6 (vielleicht
6. . . . f5), 7. f4 d5, 8. e5 Sh6, 9. Ld3 f5,
10. ef (Weiß gibt sein blühendes Zentrum
auf, um in der Mitte mehr Druck aus-
üben zu können) 10. . . . Lf6: 11. Sf3 Sc6,
12. Dc2 g6, 13. 0—0 usw. mit genügender
Stellungsdividende für Weiß.
4. SblXa3 ....
Ein der Turnierintuition, die mit realen
Begriffen arbeitet, entsprechender Zug.
Präziser ist aber nach Rosentreter
4. d4 mit der etwaigen Folge: 4 e6,
5- Ld3 d5, 6. e5 Sc6, 7. c3 a6, 8. Sa3:
Tb8, 9. Se2 b5, 10. 0-0 b4, 11. Sbl usw.
4. .... d7— d5
5. e4Xe5! Dd8Xd5
6. Lei— b2 Sb8— c6
7. Sa3— b5 Dd8— d5
S.Ddl— f3 e7— e5
Öffnet das Spiel, was wie ge-
wöhnlich nur dem Angreifer zugute
kommt. Indessen mußte Schwarz
gegen die Eventualdrohung 9. Dg3
Vorkehrungen treffen.
9. Lfl-c4 Sg8— f6
10. Df3— b3 Lf8— c5
So jung und schon so rettungs-
los verloren! Auf 10.... Dd7 folgt
11. Sf3 (mit der Drohung 12. Se5:
oder 12. Sg5) 11.... De7, 12. La3
und Weiß gewinnt. Der Textzug
leitet eine nicht uninteressante Gegen-
aktion ein, wobei es dem Nach-
ziehenden unter Bauerneinbußen ge-
lingt, seine am Damenflügel ver-
rammelten Streitkräfte zu befreien.
11. Lc4Xf7t Ke8— f8
12. Sgl— f3 Dd8— e7
13. Lf7— c4 Sc6— d4
14. Sb5Xd4 e5Xd4t
Wie man sieht, ist es dem
Schwarzen durch eine große An-
strengung gelungen, ein Schach zu
geben.
15. Kel — fl Lc8— g4
16. Tal— el De7— c7
17. Sf3Xd4 Ta8— d8
Immerhin mit der wundervollen
Idee: 18. Sb5 Td2:!!
Stellung nach dem 17.ZugevonSchw.
m m m m
299 -
18. Lb2— a3! ....
Mit der noch wundervolleren
Idee: 18.... Td4: 19. Db7:!!
Der angriffslustige Spielmann
fühlt sich eben vollkommen in
seinem Element und glaubt nach
Herzenslust kombinieren zu dürfen.
Vielleicht v^äre aber der einfache
Sicherungszug 18. c3 noch präziser
gewesen, da die Textwendung ins
reine Endspiel hinüberleitet.
18
19. Db3Xa3
20. Da3Xd6t
21. c2— c3
22. f2— f3
23. Kfl— f2
24. g2— g4
25. Tel— e2
Lc5Xa3
Dc7— d6
Td8Xd6
a7— a6
Lg4— d7
g7-g6
h7— h6
b7— b5
26. Lc4— b3
Th8— h7
27. Thl— el
a6— a5
28. Te2— e5
a5— a4
29. Lb3— c2
Th7— f7
30. Kf2-g3
. . . .
Hier wäre 30. Lg6:?? ein krasser
Fehler! Nun aber muß Schwarz
noch einen Bauern einbüßen, sodaß
sein Spiel trotz aller Zähigkeit und
Findigkeit verloren geht. Es folgte:
30.... Kg7, 31. Sb5: Td2: 32.
La4: Sd5, 33. Lb3! Sf4 (die einzige
Chance), 34. Lf7: g5! 35. Tgl Lb5:
36. Tb5: Se2t 37. Kf2 Sghf 38.
Kgl: Kf7: 39. Tb6 Kg7, 40. c4 Tc2,
41, Tc6 Kh7, 42. c5 Kg7, 43. h3
Kh7, 44 Tc8 Kg7, 45. c6 Kf7, 46.
Kfl. Schwarz gibt auf.
Eine echte Spielmann-Partie.
Caro — Kann.
Partie Nr. 66.
Großturnier zu Wien 1922.
Weiß: Schwarz:
Dr. Tarrasch Reti
I. Phase: Die Entwicklung.
1. e2— e4 c7— c6
2. Sbl— c3 ....
Ganz im Geiste der neuesten
Schachforschung gespielt, die es
perhorresziert, die Bauernmacht im
Zentrum frühzeitig festzulegen, wo-
durch
1.) bei geringster Gelegenheit
ein Geplänkel (Nahkampf) entsteht,
2.) das Zentrum leicht aufgerieben
oder verrammelt werden kann und
3.) allerlei Anhaltspunkte (An-
griffsmarken) dem Gegner aufge-
zeigt werden. —
Als „Aufspeicherungsstrategie" darf
auch folgende Behandlung bezeichnet
werden: 2. d2-d3 d5, 3. Sd2 (ä la Han-
ham!) 3. . . . Sf6 (schärfer 3. . . . e5), 4. Sf3
(gut wäre auch 4. e5) 4 Lg4, 5. Le2
e6, 6. 0—0 Le7, 7. c3 0— 0, 8. Dc2 usw. mit
zielbewußter Aufstellung von Weiß (Partie
Breyer— Bogoljubow, Berlin 1920).
Dagegen ist der Flügelstoß 2. c2— c4
mit Eröffnungssorgen verbunden und daher
wenig beliebt, obwohl die damit ange-
strebte Lähmung der gegnerischen Mitte
lobenswert ist, z. B,:
2. c4 e6 (verfrüht geschah in einer
Partie Dr. Gruber— Tartakower, Wien 1923:
2. . . . d5, 3. ed cd, 4. ed Sf6, 5. Lböf !
und Schwarz kann bestenfalls nur Ausgleich
erzielen. Schwerfällig ist 2 d6, Partie
Alapin— Nimzowitsch, Karlsbad 1911), 3.
Sc3! (schablonenhafter geschah in einer
Partie Teichmann— Dr. Tarrasch, Monte
Carlo 1903: 3. d4 d5, 4. Sc3 Lb4, 5. ed ed,
6. Sf3 Sf6, 7. Ld3 0-0, 8. 0-0 Lg4 usw.
mit ungefähr gleichem Spiel) 3. . . . d5, 4.
ed ed, 5. cd cd, 6. LbSf Sc6, 7. Da4 Dd6,
8. Sf3 Sf6, 9. d3 (vielleicht noch energischer
als 9. 0—0, Partie Tartakower— E. Cohn,
Karlsbad 1911) 9.... Le7, 10. Lf4 Deöf
11. Kd2 usw. mit schöner Ausfallsstellung
für Weiß. -
Die meisten Autoritäten halten freilich
den ersten Zug von Schwarz für passiv
genug, um darauf ganz „energisch" (das
300
heißt mit 2. d2— d41) vorgehen zu dürfen.
Vergleiche hiezu Partien 57 bis 59.
2 d7— d5
3. Sgl— f3 ....
Siehe vorige Anmerkung. Dr.
Tarrasch ist ein überzeugter Ver-
fechter des Schachmodernismus ge-
worden.
3 Sg8— f6
Auch Schwarz zieht es vor, nach
Möglichkeit abzuwarten, statt die
Entspannung (3 de) bezw. die
Verrammelung (3. . . d4) im Zentrum
herbeizuführen, z. B. :
a) Partie Tarrasch-Tartakower, Karls-
bad 1923: 3. . . . de, 4. Se4: Sf6, 5. Sg3
(zeitraubender als 5. Ld3 oder einfach
5. Sf6:t) 5. . . . h5 (schneidig, wenn auch
zweischneidig!), 6. Lc4 h4, 7. Se2 Lg4
(konsequenter wäre 7 h3), 8. Se5 e6,
9. Sg4: Sg4: 10. h3 Se5, 11. Lb3 Dg5 und
Schwarz ist gar der Angreifer.
b) Partie Bogoljubow— Tartakower,
Wien 1922: 3. . . . d4 (von fraglichem Werte),
4. Se2 c5, 5. Sg3 Sc6, 6. Lc4 e5, 7. d3
Le7, 8. 0-0 Sf6, 9. Sg5! C-0, 10. f4 usw.
Weiß kommt dank der gegnerischen
Strategie zur Linienöffnung und steht
entschieden besser).
4. e4Xd5 . . . •
Unklarer sind die strategischen
Ziele bei 4. e5, vergl. die Karlsbader
Partie zwischen den Textgegnern:
4. e5 Se4 (auch 4, . . . Sd7 mit Ein-
lenken in die Steinitz-Variante der fran-
zösischen Partie kommt wohl in Betracht,
wobei dem Anziehenden der Stützungszug
f2— f4 nicht zur Verfügung steht), 5. d3
Sc3: 6. bc e6, 7. d4 b6! 8. Le2 (einfacher
8. Ld3) 8. . . . La6, 9. 0—0 Dc8 usw. mit
etwa gleichen Chancen, wobei Schwarz
energisch dem Endspiel zustrebt.
c6Xd5
Lc8— g4
5. d2— d4
Ein unbefangener Versuch, zur
Vollentfaltung des Damenflügels zu
gelangen. Setzt Schwarz statt dessen
im Vierspringerstile mit 5, . . . Sc6 fort,
so wird die fortgeschrittene Sym-
metrie auf die Dauer der Anzugs-
partei zugute kommen müssen.
6. h2— h3! Lg4Xf3
Beseitigt den Angriffsspringer,
der sonst nach etwa 6 Lh5, 7,
g4[ Lg6, 8. Se5 nebst h3 — h4 usw,
noch sehr lästig zu werden drohte,
7. DdlX^3 e7~-e6
In Betracht kommt auch sofort
1.... Sc6, um auf 8. Le3 mit 8....
Db6 den Gegner zu beunruhigen,
doch folgt darauf ganz einfach 9.
Lb5 (riskant wäre 9. 0—0—0 und
auch 9. Sd5: führt zu nichts Gutem)
9.... a6, 10. Lc6:t bc, 11. Tbl! e6,
12. 0 — 0 und Weiß hat zwar auch
sein Läuferpaar eingebüßt, dafür
aber einen merklichen Entwicklungs-
vorsprung behalten.
8. Lfl— d3
9.Lcl— e3
Sb8— c6
Lf8— e7
Es ging auch die Entwicklung
9 Ld6. Verfehh wäre aber jetzt
der Ausfall 9.... Db6 wegen 10.
0—0!, z. B.: 10.... Db2: 11. Sb5
Tc8? 12. Tfbl mit Damen-, bezw,
10..,. Sd4: 11, Df4 Lc5, 12. Sa4
mit Figurgewinn für Weiß.
0—0
10. 0—0
11. a2— a3 ....
Um Sb4 zu verhindern.
11 a7— a6
Auf schwarzer Seite dagegen
zeigt dieser Zug von aggressiver
Tendenz, Schwarz geht daran, die
vom Gegner geschaffene Angriffs-
marke auszunutzen.
Schlecht wäre 11 e5 wegen
12. de Se5: 13. Df5! Sd3 (13....
Sc4, 14. Sd5:!), 14. Dd3: und der Bd5
ist gefährdet.
IL Phase: Der Schlachtplan.
12. Sc3— e2 b7— b5
Der allgemeine Charakter der
beiderseits zielbewußt angelegten
Partie beginnt sich zu klären. Die
Zukunftspläne von Schwarz gelten
dem Damenflügel, während Weiß
seine Streitkräfte zum Rochadean-
griff konzentriert.
301
13. Le3— f4 . . , ,
Schwarz drohte nunmehr mit
13.... e5, 14. de Se5: 15. Df5 Sc4!
nicht nur den lästigen Druck im
Zentrum abzuschütteln, sondern auch
seinerseits eine starke Springerpo-
sition zu erlangen.
13 Dd8— b6
14. c2— c3 Sc6— a5
Der S sucht nun andersherum
das Feld c4. Mit seinem nächsten
Zuge aber trifft Weiß die nötigen
Vorkehrungen zum würdigen Emp-
fang des unliebsamen Gastes.
15. Tal— dl Sa5— c4
16. L f4— cl Dc6— c6
Um womöglich noch 17 Se4
durchzudrücken. Besser war aber
sofort 16 a5, um den weißen
Gegenplänen am Königsflügel kein
Tempo zu schenken.
17. Se2— g3
a6— a5
18. Tfl— el!
b5— b4
Schwarz übersieht oder unter-
schätzt die gegnerische Drohung, mit
19. Sf5! eine neue Figur in die
Kampflinie hineinzuführen. Geboten
war daher 18 Ta7 oder auch
18 Tfe8, womit die Zweischnei-
digkeit des Gefechts aufrechterhalten
werden würde.
19. a3Xb4 a5Xb4
Ill.Phase: Die Oberherrschaft
20. Sg3— f5! ....
Weiß übernimmt nun in energi-
scher Weise die Führung der Partie.
20 e6Xf5
Noch am besten. Man prüfe:
a) 20.... Ld6? 21. Lc4: mit so-
fortigem Gewinn.
b) 20,... Ld8, 21. Lc4: (auch
21. Sh6t Kh8! 22. Sg4 ist nicht
schlecht, da nunmehr alle weißen
Figuren schön im Gefecht mitwirken)
21.... Dc4: 22. Se3, Dc8 23. c4!
de, 24. Sc4: mit überlegener Stellung
für Weiß [Dr. Tarrasch in „Tijd-
schrift van den Nederlandschen
Schaakbond", ex 1923].
c) 20.... Tfe8, 2L Se7:t Te7:
22. Lg5! Sb2: 23 Lf6: gf, 24. Lh7:t
Kh7: 25. Df6: und gewinnt [Zander
in den „Deutschen Schachblättern",
ex 19231.
d) 20.... Dc7, 21. Se7:t De7:
22. Lc4: de, 23. d5 und Weiß ist
im Vorteil,
21. TelXe7 b4Xc3
22. b2Xc3 g7— g6
Der einzige Zug, um Bf5 zu
decken, nun vermag aber die ge-
schwächte Königsstellung von
Schwarz dem konzentrischen Wirken
der weißen Läufer und Türme nicht
standzuhalten.
23. Lei— h6! Sc4— b2
Dieses Manöver, das gerade den
minder gefährlichen Ld3 beseitigt,
erweist sich als zeitraubend und
daher mangelhaft. Viel zweckmäßiger
war 23 Tfe8, worauf jedoch
Weiß einfach mit 24. Te8:(24.Tdel?
Se4!) Se8: 25. Lc4: Dc4: 26. De3
nebst event. De5 seinen Stellungs-
vorteil zu wahren beabsichtigte.
24. Tdl— bl Sb2Xd3
25. D f3Xd3 ....
Verfehlt wäre das Verspeisen
der Qualität: 25. Lf8:, da Schwarz
darauf mit 25.... Dc3:! (noch
energischer als 25 Kf8: 26. Te3
Dc3: 27. Td3: Dc2 nebst event. Se4
mit befestigter Stellung), 26. Te3
Tal! 27. Tal: Dal:t 28. Kh2 Sei!
29. De2 Kf8: 30. Del: Dd4: usw.,
zwei Mehrbauern erlangen würde.
25. .... Tf8— b8
Oder etwa 25. . . . Tf e8, 26. Teb7
(gut ist auch nach Dr. Tarrasch
26. De3 Te7: 27. De7: Te8, 28.
Dc5!, da Schwarz die Damen wegen
seiner matoTden Stellung nicht tau-
- 302 -
sehen darf. — Nach Zander ist
übrigens die schöne Gewinnvariante
26. Tbb7 Te7: 27. Te7: Te8 [besser
27.... Dd6], 28. De2 Se4, 29. Da6!r
DcS, 30. f3! usw., zu empfehlen)
26.... Se4l 27.Tbl— b6 DcS! (nicht
27.... DcS: wegen 28. Dc3: Sc3:
29. Tf6), 28. De3f Sc3: (auf 28....
Sd6 folgt gleichfalls 29. Dgöl mit
schönem Angriffsspiel), 29. Dg5!
Se4 (oder 29.... Dd8, 30. Dd8:
nebst 31. Tf6), 30. Df4[ (droht Tc7
und f3) und Weiß beherrscht mit
seinen Figuren das ganze Feld.
[Grekow in „Schachmaty", ex 1923.]
26. TblXbSf Ta8Xb8
27. Dd3— g3 Tb8— d8
Auf 27. . . . Te8 wäre die Text-
antwort 28. De5 noch stärker, da
mit der Eroberung der e-Linie auch
die Drohung Df6: kumuliert wäre.
28. Dg3— e5 Td8— a8
29. Te7— c7!! ....
In weitblickender Weise erzwingt
Weiß (dank der Drohung De7) den
Damentausch, worauf eine studien-
hafte 20-zügigeGewinnfü hrung
entsteht!
Sehr verlockend und doch un-
genügend wäre hier die von einem
Großmeister vorgeschlagene Mittel-
spielwendung: 29. c4f? de, 30. d5,
da Schwarz darauf mit 30.... Da6,
31. Kh2 Dal usw., seine Gegen-
reehte wahrt.
29 Dc6— e6
30. De5Xe6 f7Xe6
IV. Phase: Eine Studie.
31. Tc7— g7t! Kg8— h8
32. Tg7— e7 Kh8— g8
Besser als 32. . . . Sg8, 33. Lg7 #
33 f2 f3!
Auf 33. Te6: würde 33.'.'..'Kf7
mit Befreiung und Gegenchancen
(wegen des sehwachen Bc3) folgen.
33. ... . Sf6— e8
Auf 33 Te8 gewinnt elegant
34. Tg7t Kh8, 35.Tf7! Sh5, 36. g4
Kg8 (36.... Sg3, 37. Kf2 Shlf 38.
Kg2 mit Springergewinn), 37. Tai
Sf6, 38. Tg7t Kh8, 39. Tf7 usw.
Keine Rettungschanee bietet auch
sofort 33 Sh5 wegen 34. g4 Sg3
(34,... Sf6, 35. Tg7t Kh8, 36. Tf7),
35. Kf2 Shl t 36. Kg2 Tal, 37. Tg7t
Kh8, 38. Tf7 usw.
34. Kgl— h2! ....
Beginn einer großangelegten
Königswanderung: Weiß schickt sich
an, mit dem König mattzusetzen!
34 Se8— d6
35. Te7— g7tt Kg8— h8
36. Tg7— d7! ....
Vertreibung aus dem Paradies,
denn kehrt jetzt der Springer nach
e8 zurück, so bleibt er nach
bisherigen Mustern auf immer inaktiv,
36. ... . Sd6— b5
37. Kh2— g3! Sb5Xc3
38. Kg3— f4 Sc3— b5
39. Kf4— e5 Ta8— e8
40. Ke5— f6 ....
Drohung: 41. Kf7 Tg8, 42. Td8.
Im nachfolgenden steht der
seelensgute Arzt mit der Uhr in der
Hand und verfolgt die ganz vor-
schriftsmäßig verlaufende Agonie:
40 Kh8-~g8
41. Td7— g7t! Kg8— h8
42. Tg7~-b7 Sb5-d6
43. Tb7— d7 Sd6— b5
44. K f6— f7 Te8— g8
45. Td7— d8 Sb5— d6t
46. Td8Xcl6 g6--g5
47. Td6— d8 Tg8Xd8
48. Lh6— g7#
Der tatsächliche Abbruch des
Kampfes geschah bereits beim
40. Zuge von Schwarz. — Wie
übrigens Dr. Tarrasch in der
„Tijdschrift" geistreich bemerkt, ist
der mit einem Speziaipreis ausge-
zeichnete Schluß der Partie als
Plagierung folgender bekannten
Schöpfung von Troitzky zu betrachten:
— 303 -
A. Troitzky (1895).
Weiß zieht und gewinnt ^^^
(1. g8 Df KgS:
2. Ke6 Kh8, 3 .Kf7
e5, 4 Lg7#).
GUD
Partie Nr. 57.
Großturnier zu Teplitz-Schönau 1912,
Weiß: Schwarz:
Dr. Tarrasch, Dr. Tartakower,
1. e2— e4 c7— c6
2. d2— d4 d7— d5
3. Sbl— c3 ....
Figurenentfaltungsprinzip! Weniger
empfehlenswert ist 3. Ld3 wegen 3 — de,
4. Le4: Sf6, 5. Ld3? Dd4: usw. Als un-
genügend erwies sich in einer Partie
Mieses — Davidson, Scheveningen 1923,
auch das Bauernopfer: 3. LeS de, 4. Sd2
Sf6, 5. c3 Lf5, 6. Dc2 e6, 7. h3 Sbd7, 8.
g4 Lg6, 9. Lg2 Sd5! 10. h4 f5 usw. mit
gesichertem Bauernplus für Schwarz.
Ein Gambitzug, dessen letzte Konse-
quenzen keineswegs klar zutage treten,
ist 3. c4, vgl. Partie Balla— Opocensky,
Pistyan 1922: 3. . . . de, 4. Sc3 Sf6 (4. . . .
f5, 5. f3), 5. Lg5 Li5, 6. Sge2 Lg6 (viel-
leicht 6. . . . SbdT, 7. Sg3 g6), 7. Sf4 Da5,
8. Sg6: hg, 9. Lf6> gf, 10. Db3 usw. mit
Entwicklungsvorsprung für Weiß. —
Eine andere scharfe Idee ist 3. fS,
worauf in einer Matchpartie Spielmann—
Tartakower, Wien 1913, folgte: 3.... e6!
(auf 3... de setzt bekanntlich Weiß im
Gambitstile mit 4. fe e5, 5. Sf3 ed, 6. Lc4l
usw. vorteilhaft fort), 4. Le3! (ungünstig
ist nach Bilguer 4. Ld3 de, 5. Le4: f5 oder
4. Se2 c5 oder 4. e5 c5. Gegen 4. g3 ist
4 h5 sehr stark oder auch, wie in einer
Wettpartie Tenner— Sämisch, Berlin 1921,
geschah: 4. . . . c5, 5. c3 Sc6, 6. Se2 Db6,
V. Lg2 cd, 8. cd Lb4t 9. Sc3 Sge7, 10.
0-0 0-0, 11. Le3 Lc3: 12. bc Sa5! usw.
mit schönem Gegenspiel) 4 de (statt
dieser Auflösung der Mitte kommt auch
4 ... Sd7 nebst c5 in, Betracht, wie in
einer Partie Spielmann— Nimzowitsch, San
Sebastian 1912, geschah), 5. Sd2! (schärfer
als 5. fe Dh4t 6. g3 De4: 7. De2! Sf6,
8. Lg2 Dg4 usw.) 5.. . . Sf6, 6. fe e5, 7.
de Sg4, 8. De2 Se5: 9. Sf3 Lg4, 10. Df2
usw. mit zweischneidigem Spiel. —
Wegen des in letzter Zeit außerordent-
lich beliebt gewordenen Entspannungs-
systems : 3. ed siehe beide nächsten Partien.
Ohne genügende Ausweispapiere geschieht
dagegen an der Textstelle der Vorstoß
3. e5, da nunmehr Schwarz bequeme strate-
gische Direktiven (Db6, c6-c5, Sc6 usw.)
gegen das festgelegte Bauernzentrum von
Weiß erhält, vgl. Partie Wolf-Tartakower,
Karlsbad 1923:
3. e4— e5 Lc8— f5! 4. Lfl-d3 (oder
schärfer: 4. f4 e6, .5. Sf3 Sh6 [5, . . . c5!],
6. Le2 Le7 usw. Überscharf geschah in
einer Partie Mieses-Speyer, Scheveningen
1923: 4. g4 Lg6? 5. h4 [5. e6!] h5, 6. e6I
fe, 7. Ld3 Ld3: [7. . . . Lf7, 8. Sf3 nebst
Se5 bezw. Sg5], 8. Dd3: hg, 9. DgGf Kd7,
10. Dg4: Sf6, 11. Dh3 und Schwarz ist in
prekärer Lage, hätte aber anfangs 4 Ld7!
mit ruhigem Stellungsvorteil spielen sollen).
4. Lf5Xd3 (4. . . . Lg6, 5. e6! Spielbar
ist aber vielleicht 4. . . . e6).
5.DdlXd3e7— e6, 6.,Sgl— e2 (ähnlich
bei 6. Sf3 Db6 [oder Partie Weenink-Reti,
Scheveningen 1923: 6.... Da5t 7. Ld2
Da6, 8. Db3 Sd7, 9. a4 Se7, 10. Sc3 h5,
1 1. Sh4 g6, 12. f4 usw. mit zweischneidigem
Spiel], 7. 0—0 c5 [weniger konsequent ist
das von Nimzowitsch in San Sebastian
1912 eingeführte Manöver 7. , . . Db5 oder
auch 7. . . . Da6, worauf die weiße Dame
am einfachsten nach b3 ausweicht], 8. c3
[oder etwa 8. de Lc5: 9. Sc3 Sd7, 10. Sa4
Dc7, 11. Sc5: Sc5: 12. Db5t Dc6 usw.
mit besserer Bauernkonfiguration] 8 Sc6
und Schwarz ist wohl am Ruder. —
Keine guten Früchte trug in einer Match-
partie Spielmann— Tartakower, Wien 1913,
der vehemente Vorstoß: 6. f4 Db6, 7. f5
[solider 7. Se2] ef, 8, Df5: Se7, 9. Df2
Sg6, 10. h4 Le7, 11. h5? Sf8, 12. Se2 Se6,
13. c3 c5 mit schwarzem Vorteil. —
Gespielt wurde ferner noch 6. Sh3 sowie
6. Dg3 Db6, 7. Sf3 [vielleicht 7. Se2] Se7,
8. c3 Da6, 9. Sh4 Sg6, 10. Sd2 c5, 11. de
Lc5: Schwarz steht gut).
6. . . . Dd8-b6 ( Nimzowitsch würde
auch hier 6 DaSf nebst Db5 oder Da6
spielen, was jedoch nicht nach jedermanns
Geschmack ist. — Voreilig wäre 6 c5
wegen 7. de mit der Drohung Dböf und
auch bei 6. . . . Sd7, 7. 0-0 c5, 8. c3 ist
der schwarze Damenspringer zu bescheiden
entwickelt).
7. 0-0 (interessant Partie Dr. Hart-
laub-Carls, Bremen 1914: 7. Sc3 c5 [7.... Da6,
8. Dg3], 8. de Lc5: 9. Dg3, worauf 9.... Se7
oder einfach 9 Lf8 nebst g6 und Lg7
zu empfehlen ist).
7 c6— c5 (ein durch den 3. Zug
von Weiß wohl aufgewogener Tempo-
verlust. Schwarz hat die Initiative. — Wegen
des Nimzowitsch-Manövers 7.... Da6 oder
7. . . . Db5 siehe oben).
' 8. c2— c3 Sb8— c6, 9. Sbl-d2 c5Xd4
(in einer PartieSämisch-Tartakower,Pistyan
1921, geschah zunächst noch 9 Tc8).
304
10. c3Xd4 Sg8— e7, 1 1. Sd2— f3 h7-h5,
12. h2— h4 Se7— f5 und Schwarz steht
überlegen.
3 d5Xe4
Am üblichsten. Interessant ist 3 g6.
Schwerfällig jedenfalls 3. . . . Sf6 wegen
4. e5 SfdT, 5. Sce2 (vielleicht auch ganz
energisch 5. e61) 5 c6— c5^ 6. c3 e6,
7. f4 und Weiß hat gegenüber der fran-
zösischen Steinitz-Variante ein wichtiges
Tempo vor.
4. Sc3Xe4 ....
Etwas phantastisch geschah in einer
Partie Hennig— Carls, Göteborg „B" 1920:
4. Lc4 Sf6, 5. f3! ef, 6. Sf3: e6.
4 Sg8— f6
Nach Nimzowitsch ist 4 Sd7 vor-
zuziehen, etwa mit der Folge: 5. Sf3 Sgf6,
6. Sg3 e6! (schwächlich wäre etwa g6),
7. Ld3 c5 (zweckmäßiger als Partie Smo-
rodski — Nimzowitsch, Petersburg 1914:
7. . , . Dc7, 8. De2), 8. 0-0 Le7 und die
Entwicklung 0—0 nebst b6 und Lb7 ist
gesichert.
Zu einer ähnlichen geschlossenen
Spielbehandlung führt: 4.... e6, z. B. Partie
Roese— Senz, Frankfurt a/M. 1923 (Haupt-
turnier): 5. Sf3 Sd7, 6. Ld3 Sgf6, 7. Sf6:t
Sf6: 8. 0-0 c5, 9. de Lc5: 10. Lg5 Le7:
11. c3 0— 0 und Schwarz hat eine feste
Stellung, wobei er nach b6, Lb7 und Tac8
Liniendruck am Damenflügel ausüben kann.
Riskant ist dagegen das sofortige Öff-
nen der Mitte durch 4 e5 wegen der
gambitartigen Fortsetzung: 5. Sf3! (schwä-
cher 5. de Daöf 6. Ld2 De5: 7. De2 Lf5.
Partie Lasker— Brünning, 1903) 5 ed,
6. Lc4 usw.
Am beliebtesten ist freilich an der
Textstelle 4. . . . Lf5. Eine gediegene Be-
kämpfung dieser Spielweise zeigt Partie
Kostitsch —Tartakower, Göteborg 1920:
5. Se4— g3 Lf5— g6 (spielbar ist auch
5 e6 und wenn 6. Sf5:, so DaSf nebst
Df5:).
6. Sgl— f3 (Beginn eines nachhaltigen
Druckes auf den Punkt e5. Gekünstelter
wäre 6. Se2 nebst Sf4, da Schwarz indessen
zu Sd7 nebst e7— e5 gelangt. — Farblos
ist 6. c3, fraglich 6.Lc4, interessant entrollte
sich dagegen eine Partie Mieses— Tarta-
kower, Teplitz 1922: 6. f4 e6 [zulässig auch
6.... Sf6! 7. f5? Lf5: 8. Sf5: Daöf nebst Df5:
mit Bauerngewinn für Schwarz], 7. Sf3 Sd7,
8. Se5 Se5: [ruhiger Sgf6], 9. fe Dd5!
10. c3 0-0-0 mit beiderseitigen Chancen. —
Für unsolid gilt 6. h4, z. B. Partie Marco-
Tartakower, Pistyan 1922: 6. . . . hb [gut
ist auch 6. . . . Sf6, 7. h5 Le4], 7. Sf3 [oder
gar Partie Chajes — Reti, Karlsbad 1923:
7. h5 Lh7] 7. . . . Sd7! 8. Ld3 Ld3: 9. Dd3:
Dc7! 10. Le3 Sgf5, If. 0-0—0 0-0-0
mit gutem Spiel für Schwarz).
6 Sb8— d7! (um Se5 zu verhindern.
Schwächer wäre etwa 6. . . . e6, 7. Ld3
[7. h4 Sf6!] Ld3: [vielleicht 7.,,. Ld6],
8. Dd3: Sf6, 9. Se5! Ld6, 10. i4 Sbd7 [zu
spät!], 11. Ld2 De7, 12. Db3 Sb6, 13.
0-0-0 0-0-0, 14. a4 Sbd7, 15. Sc4 mit
weißem Vorteil).
7. Lfl— d3 (die naheliegendste Ver-
wendung.*) — Oder vorerst 7, h4 h6
[auch 7. . . . Sf6, 8. h5 Le4], 8. Ld3 Ld3:
9. Dd3: Dc7! nebst 0—0-0, wobei sich
der Vorstoß des weißen Königseckbauern
nur als eine unnötige Schwäche erweist. —
Erfolglos für Weiß wäre auch der Prä-
ventivversuch, die wichtige Diagonale
f4— c7 mit Beschlag zu belegen: 7. Lf4
Db6 und Weiß ist entweder zum Rückzug
Lei oder zur Umgruppierung Del oder
endlich zur Lockerung b3 genötigt).
7 Dd8— c7 (üblicher ist sofort
7 Ld3: Dd3: usw., doch braucht sich
Schwarz vor dem Doppelbauer auf g6
nicht zu fürchten).
8. 0-0 Sg8-f6, 9. Tfl— el e7— e6,
10. Ddl— e2 (in einer Partie Reti— Brach,
Kaschau 1918, geschah in ähnlicher Stel-
lung doch 10. Lg6: hg, 11. Sg5l usw.,
wobei dem Gegner die kurze Rochade
verleidet wird).
10. . . . Lg6Xd3, 11. De2Xd3 Lf8— d6,
12. Lei— d2! (ergebnislos wäre 12. Sf5
0-0, 13. Sd6: Dd6:).
12. . . . 0-0 (schärfer 0—0—0).
13. c2— c4 Ta8— d8 (zweckmäßiger
sofort Tfe8), 14. Ld2-c31 Tf8-e8, 15.
Dd3— e2 Sd7— f8, 16. Tal— dl und es ist
dem Anziehenden gelungen, der Partie
ein positionelles Gepräge zu geben: seine
Mittelbauern stehen wirkungsvoll, die
Durchbrüche c6— c5 oder e6— e5 sind
*) Zunächst abwartenden, dann aber
wuchtigen Verlauf nahm folgende Partie
Yates— Reti, New-York 1924:
7. c3 Sf6, 8. Lc4 e6, 9. De2 Le7
(schärfer Dc7 nebst 0-0-0), 10. 0-0 0-0,
11. Tel Sd5 (es drohte Le6: Einfacher
geschah aber 11.... Kh8), 12, Lb3 a5
(solider sofort Dc7, 13. c4 Sd5— b6), 13.
a3 Dc7, 14. c4 Sf4, 15. Lf4: Df4: 16. Tadl
Lf6, 17. Lc2 Tfd8, 18. Lg6: hg, 19. Se4
Sb6, 20. b3 Le7, 21. Td3! La3:? (geboten
war Dc7), 22. Se5 (noch zwingender 22.
Sf g5) 22. . . . Dh4 (ein Auskunftsmittel war
noch das Qualitätsopfer 22. . . . Td4: 23.
Td4: De5: 24.Tedl Le7 [24.... f5? 25. f 4!],
25. De3 usw. Nun wird's tragisch), 23.
Th3 De7, 24. Sg5!! Aufgegeben (Schwarz
ist gegen die Drohung De2-g4-h4 machtlos:
Wenn 24. . . . Dg5:, so 25. ThSf usw.)
305
dauernd verhindert, der Gegner ist zu
einer mühseligen Defensive verurteilt. —
5. Se4Xf6t ....
Dieser allgemein beliebte Tausch hält
kaum das, was er verspricht. — Von frag-
lichem Werte ist das Bauernopfer5.Ld3Dd4:
6. Sf3Db6 und auch das Damenmanöver 5.
Dd3 ist einfach wegen 5. . . . Se4 : (viel schwä-
cher geschah in der berüchtigten Freipartie
Reti— Tartakower, Wien 1910: 5. . . . e5?
6. de Daöf 7. Ld2De5: 8. 0-0-0! Se4:??
[8. . . . Le7], 9. DdSfü Kd8, 10. Lgöf Kc7,
11. Lc8#), 6. De4: Sd7 nebst Sf6 mit
weiteren Tempoverlusten verbunden.
Am zweckmäßigsten ist daher die Auf-
bewahrung des kostbaren Damenspringers
durch 5. SgS!, vgl. Partie Wolf-Opocensky,
Pistyan 1922:
5 — h7— h5 (ein anderes zweischnei-
diges Manöver ist 5. . . . e5, z. B. Partie
Dr. Perlis -Tartakower, Wien 1910: 6. SfS
[nicht 6. de Ddl:t 7. Kdl : Sg4 usw. Am
sichersten dürfte aber 6. Le3 sein, worauf
etwa 6.... ed, 7. Ld4: Le6, & Sf3 Sbd7,
9. Ld3 Lc5 die Spiele ausgleicht] 6.... ed,
7. Sd4: [oder Partie Duras— Tartakower,
Karlsbad 1911: 7. Dd4: Sbd7] 7.... Lc5,
8. Le3 Db6! 9. De2! [unklar wäre das
Bauernopfer 9. Le2 Db2: 10. 0—0 Sbd7!
usw.] 9. . . . 0-0, 10. 0-0-0 Te8 usw.
mit verwickeltem Spiel. — Vollkommen
zulässig, wenn auch einem Angriffsspieler
wenig besagend, sind die geschlossenen
Spielweisen 5 e6 oder 5 g6. Spiel-
bar ist auch 5 Lf5 oder vorerst 5
Lg4, 6. f3 Lf5 [schwächer 6. . . . Lh5, 7.
Sh5: Daöf 8. c3 Dh5: 9. Db3! b6, 10. a4
mit Lockerung des schwarzen Damen-
flügels], 7. SfS: Daöf 8. c3 Df5: 9. Ld3
Da5 usw.)
6. h2— h4 (am besten. Ein dramati-
sches Ende nahm statt dessen folgende
Partie Schuster-Carls, Bremen 1914:6. Lg5?
h4, 7. Lf6:? hg, 8. Le5 Th2: 9. Th2: DaSf
10. c3 De5:t! 11. de gh. Aufgegeben).
6. . . . Lc8— g4(oder jetzt 6. . . . e5, 7. Sf3
[7. de? Ddl:t 8. Kgl: Sg4!] ed, 8. Dd4:
Sbd7, 9. Le3 Lc5, 10. Dd2 0-0, 11. 0-0-0
Le3: 12. De3: Sg4, 13. Dd2 [Partie Euwe-
Tartakower, Mähr. Ostrau 1923], wobei
derVorstoß des schwarzen Königseckbauern
keinen Vorteil bedeutet, bezw. 6 g6,
7. Sf3 Lg4, 8. Le2 Lf3: 9. Lf3: Lg7, 10.
c3 Sbd7, 11. Lf4 Lh6, 12. Lh6: Th6: [Partie
Hromadka— Opocensky, Pistyan 1922] mit
Vereinfachung des Kampfbildes).
7. Lfl— e2 (wegen 7. f3 Lf5 siehe
oben) 7. . . . Dd8— b6 (zweckmäßiger wäre
7. . . . Dc7. Schwächer 7. . . . Le2: 8. Se2:
e6, 9. Lgo Sbd7, 10. Dd2 Db6, 11. 0-0-0
0-0-0, 12. Thel mit Entwicklungsvorsprung
für Weiß), 8. Sgl— f3 Lg4Xf3, 9. Le2Xf3
Sb8— d7, 10. c2— c3 mit besserem Kampf-
material für Weiß, —
5 e7Xf6
Objektiv besser ist der Nim-
zowitscli-Zug 5.... gf, da hiemit
zentrifugale Hochspannungen (e5-e5!)
angestrebt werden, vgl. die Olym-
piadenpartie Reca - Schulz (Paris
1924):
6. Lc4 (vorzuziehen ist wohl 6. g3
nebst Lg2. Farblos geschah in der Partie
Dr. Lasker-Nimzowitsch, Petersburg 1914:
6. Le2 Lf5, 7. Lf3 Daöf 8. c3 [8. Ld2
Db6] h5! 9. Lh5: Sd7, 10. Lg4 Lg4: 11.
Dg4: 0—0—0 usw. mit schwierigem Spiel
für Weiß).
6. . . . Lf5, 7. Se2 e6, 8. Sg3 Lg6, 9.
c3 Sbd7, 10. f4 Ld6, 11. Df3 Sb6, 12.
Lb3 a5! 13. a4 Sbdö, 14. 0—0 f5 (es
drohte f4— f5), 15. c4 (opfert einen Bauern,
um den gegnerischen Damenläufer voll-
ständig lahmzulegen).
15. . . . Sf6, 16. d5 cd, 17. cd Sd5: 18.
Ld5: Lc5t 19- Khl Dd5: 20. Dd5: ed,
21. Ld2 (besser war sofort 21. Tfdl)
21 Kd7 und Schwarz gewann schließ-
lich, da sein Lg6 wieder lebendig und
sein König zu einer entscheidenden
Angriffsfigur wurde. . . .
Der Textzug überläßt zwar dem
Gegner einen unbestreitbaren End-
spielvorteil (4 Bauern gegen 3 am
Damenflügel), hat aber viele prak-
tische Vorteile für sich: freie Linien-
wirkung, kompakte Königsstellung
und event. sogar (wie in der vor-
liegenden Partie durch b5, a5 usw.)
Unterminierung der weißen Bauern-
kette.
6. Lfl--c4 , . . .
Warum dieser Zug der energischeste
ist, wird von den meisten Autoritäten
verkannt. Nach Grünfeld soll er haupt-
sächlich 6. . . . Le6 erschweren, denn
nach 7. Le6: fe, 8. Sf3 nebst 0—0 und
Tel wäre der Be6 für Schwarz eine
Quelle von Verlegenheiten. Nach Tarrasch
ist er nach rein empirischer Methode,
nämlich nach Ausschaltung der minder-
wertigen Figurenzüge (6. Sf3 Lg4! bezw.
6. Lf4 Db6!) als die Maximal-
entwicklung des Königsläufers vorzu-
ziehen. Wir können keine der beiden
Ansichten teilen, da Schwarz früher oder
später (nach Ld6, 0— 0, Te8 und nötigen-
falls Sb8— d7— f8 doch Le6 durchsetzen
und sich dabei dem Lc4 günstig ent-
Dr. S. G. Tartakower: Dia hypermoderne Schachpartie.
306 -
gegenstemmen wird, dessen bester Platz
eigentlich (nach c3) auf d3 zu sein
scheint.
Der rein praktische Vorteil des
Textzuges besteht vielmehr darin, daß er
zunächst die ausgreifende Entwicklung
6 Ld6 verhindern soll, da darauf 7.
De2t entweder den Rückzug 7 Le7
oder den Damentausch 7. . . . De7, 8.
De7:t Ke7: 9. Se2 usw. erzwingt, was
den Endspielplänen von Weiß (siehe vorige
Anmerkung) am besten entspricht.
Da es jedoch nicht jedermanns
Geschmack ist, die Damen m so früh-
zeitigem Stadium der Partie abzusägen,
wird diese Wendung meistens unterlassen
und dadurch eine ideologische Feinheit
in einen ideenlosen Fehlzug ves'A^-iandelt.
Konsequenter ist dann freilich schon
die zurückhaltende Behandlung: 6. Le2
z. B. 6. . . . Ld6, 7. Sf3 0—0, 8. 0—0 Te8
(bequemer Lg4), 9. h3 Sb d7, 10. Ld3
Sf8, 11. c4! Le6, 12. Le3 [Partie Teich-
mann—Tartakower, Karlsbad 1911] und
Weiß mußte zwar einen gefährlichen
Königsangriff aushalten, vermochte je-
doch im Endspiel seinen Bauern-
vorteil durchzusetzen.
Sehr ruhig geschah auch in einer
Beratungspartie Fähndrich und Dr. Kauf-
mann gegen Capablanca und Tartakower
(Wien 1911): 6. c3 Ld6, 7. Ld3 0—0, 8.
Se2 Sd7, 9. 0-0 (schärfer wäre 9. Dc2
mit der Eventualabsicht, lang zu rochieren
und einen Bauernsturm gegen die feind-
liche Königsstellung zu inszenieren)
9. . . . Te8, 10. Sg3 Sf8 und die baldige
Vollentwicklung von Schwarz (durch Le6,
Dc7, Tad8) verschafft ihm in logischer
Weise die Führung der Partie.
6 Lf8— d6
Also doch! (auf 7. De2t be-
absichtigte Schwarz mit 7.... Le7
reuig zurückzuweichen).
In der Partie Forgacs— Dr. Bernstein,
Petersburg 1909, geschah eben freiwillig
6.... Le7 mit der Folge 7. Sf3 0-0
(schärfer Lg4), 8. 0—0 Sd7, 9. Tel Sb6
(logischer Te8), 10. Lfl! Le6, 11. b3! Dc7,
12. c4 Tfd8, 13. h3~ h6, 14. Le3 und es
gelang durch geniale Spielführung dem
Weißen, die Überlegenheit seiner Schlacht-
ordnung zu demonstrieren. —
Versucht wurde an der Textstelle
auch 6.... Sd7, 7. Se2 (7. Sf3 Lg4) 7....
Sb6, 8. Lb3 Le7, 9. 0-0 Lg4, 10. c3 h5?
11. f3 Ld7, 12. Tel mit freierem Spiel
für Weiß.
7. Sgl— e2 ....
Wie bereits erwähnt, wäre hier 7.
De2f die konsequenteste Fortsetzung.
Jedenfalls aber ist die Textentwicklung
wirksamer als 7. Sf3, wo der Springer ohne
viel Zukunft stehen und die Fesselung Lg4
zulassen würde.
7. .... Dd8— c7!
Erschwert die gegnerische Ent-
wicklung (8. 0—0 sowie 8. Lf4) und ist
daher schärfer als etwa 7 0—0, 8.
0—0, z. B. Partie Tartakower— Fahrni,
München 1909: 8.... Lg4, 9. h3 Le2: 10.
De2: Te8, 11. Dh5! De7 (11.... g6, 12.
Lf7:t!), 12. Ld2 usw. oder Partie
Post— Tartakower, Mannheim 1914: 8
Le6 (am besten ist wohl 8 Te8), 9.
Le6: fe, 10. Lf4 Te8, 11. c3 Lf4: 12. Sf4:
Dd6, 13. Dg4\Sd7, 14. Tfel usw., beide-
male mit wei^m Stellungsvorteil.
8. Lei— e3 0—0
9. Ddl— d2 Sb8— d7
In Betracht kam auch 9 Te8.
Mit dem Textzug behält Schwarz
die Möglichkeiten 10.... Sb6, 10....
b5 oder 10 c5 in Reserve und
verlegt also das Schwergewicht auf
den Damenflügel, wo er im Nach-
folgenden mit außerordentlicher
Schärfe vorgeht.
10. Lc4— bS ....
Sucht in superfeiner Weise dem
drohenden Bauernsturm vorzubeugen,
wobei jedoch der weiße Königs-
läufer erst recht in eine Sackgasse
gerät. Besser war daher doch
10. Ld3.
Anderseits fragt es sich, warum
Weiß weder hier noch im nächsten
Zuge das anscheinend mit seinen
letzten Zügen vorbereitete Ent-
lastungsmanöver Lf4 nicht durch-
führt. Nicht nur hält er offenbar
sein Läuferpaar für überlegen,
sondern fürchtet auch nach etwa
10. Lf4 Te8, 11. Ld6: Dd6:
12. 0—0 Se5, 13. Lb3 Sg4 oder
auch 12.... Sb6, 13. Lb3 Le6 usw.
die Freiwirkung gegnerischer Streit-
kräfte gefördert zu haben.
10 b7— b5!
11. Se2— g3 ....
Wegen 11. Lf4, was jedenfalls
besser und konsequenter war, siehe
vorige Erwägung. Nun gebärdet sich
Schw. sehr ungestüm.
— 307 -
11. .... a7— a5
12. c2— c3 Sd7— b6
13. Sg3— e4 ....
Um zum mindesten die schwarze
Bauernmasse am Königsflügel im
Zaume zu halten, die z. B. nach
dem schüchternen Gegen an griff s-
versuch 13. Dd8 g6, 14. Se4 f5!
15. Sd6: Dd6: nebst event. 16....
a4 und Sc4 oder 16 f4 und Lf5
eine vielzackige Waffe zu werden
drohte.
13 a5— a4!
14. Lb3— c2 ....
Verfehlt wäre die Transaktion
14. Sd6: ab! 15. Sc8: Dc8: 16. a3
Sc4, 17. Ddl Sb2: 18. Db3: Sc4
und Schwarz bleibt dank der be-
herrschenden Stellung seines
Springers in klarem Vorteil.
14 Sb6-c4
15. Dd2— d3 f6— f5
Es drohte 16. Sf6:t
16. Se4Xd6 Sc4Xb2!
17. Dd3— e2 Dc7Xd6
18. Lc2Xf5 Dd6— a3!
Hält den Griff fest.
19. 0—0 ....
Noch am besten. (19 Lc8:
20. Dc3:t Ld2 scheitert an 20....
Sd3t nebst Dalif)
19. ... . Lc8Xf5
20. Le3— cl Da3Xc3
21. Lcl-b2 Dc3— d3!
22. De2Xd3 Lf5Xd3
23. Tfl— dl ....
Soweit hat sich Weiß sinnreich
verteidigt und mit Rücksicht auf
die ungleichen Läufer scheinbaren
Ausgleich erzielt. Umso bemerkens-
werter ist der rasche Untergang,
den er dank der aufopferungsvollen
Bauernarmee von Schwarz erleidet.
23 a4— a3!
Verhindert die Kaltstellung der
schwarzen Bauernkette durch a2-a3
und Lb2— c3— b4.
14. Lb2— c3 ....
Falls 24. Td3:, so 24.... ab, 25.
Tbl Ta2: 26. Tb3 (oder 26. Td2)
26.... Td8 mit leichtem Gewinn.
24 Ld3— c4
25. Lc3— b4 Tf8— e8
26. Tdl-el ....
Auch nach etwa 26. Td2 Ta4,
27. Lc5 b4, 28. f3 Tb8, 29. Kf2 f6!
(nicht 29.... b3 wegen 30. ab Tb3:
31. Tda2 Tb2t? 32. Tb2: ab, 33.
Ta4:), 30. Kg3! Kf7 usw. entscheidet,
wie Grünfeld im Turnierbuch
treffend bemerkt, der schwarze
Königsmarsch nach d5, verbunden
mit einem gelegentlichen Qualitäts-
opfer auf c5.
26 Te8Xelt
27. TalXel • • • •
Auf 27. Lei: folgt 27.... Ta4,
28. f3 b4 (droht 29.... La2: 30.
Ta2: b3), 29. Tbl b3! 30. ab a2,
31. Tal Lb3: 32. Lc3 Tc4, 33. Lb2
Tc2 und gewinnt, z. B. 34. La3
Td2, 35. Lc5 Tdlf oder 34. Lei
Lc4, 35. La3 Ld3, 36. Lb4 Te2, 37.
Lc3 Lbl usw. [Grünfeld im Turnier-
buch],
27 h7— h6
Vom praktischen Stand-
punkt wohl das sicherste. Wie je-
doch der vorerwähnte Idealglossator
mit großem Scharfsinn feststellte,
wäre hier 27.... f6 noch präziser,
um nicht nur ein Ventil gegen das
allfällig drohende Matt, sondern auch
ein Ausfallstor für die entscheidende
Königswanderung von g8 bis event.
b2 ungezögert zu schaffen, z. B.:
a) 28. Tal Ta4! 29. Lc5 b4 (droht
30.... La2: 31. Ta2: bS, 32. Ta3: b2),
30. Tbl La2: 31. Tb4: Ta8! nebst sieg-
reichem Vorrücken des BaS, bezw. 30.
f3 La2: 31. Ta2: b3, 32. Ta3: b2, 33. Ta4:
(33. Tb3 Talf 34. Kf2 blD) 33....
blDf 34. Kf2 Dc2t mit Turmgewinn
bezw. als Hauptspiel 30. g3 (ähnlich bei
30. g4 oder 30. h3) 30.... Kf7, 31. Kg2
Ke6, 32. Kf3 Kd5, 33. Ke3 La2:! (jetzt
entscheidet das Opfer), 34. Ta2: Kc4, 35.
Kd2 Kb3, 36. Tal Kb2, 37. Tdl a2, 38.
d5 b3! und gewinnt.
- 308
b) 28.. f 4 La2: 29. Tal Ta4, 30. Lc5
b4! usw., bezw. auch 29. Te3 Ta4 usw.
c) 28. Te3 Ta4, 29. Lc5 (29. La3: b4,
wie im Text) 29.... b4, 30. f4 La2: 31.
f5 h6, bezw. 31. Te8t Kf7, 32. TeTf
Kg6, 33. g4 h5 und das weiße Mattnetz
kommt in allen Varianten um ein Ewigkeits-
tempo zu spät, was freilich bei beschränkter
Bedenkzeit weniger durchgerechnet als
„durchgefühlt" werden konnte!
28. Tel— e3 ....
Mit der löblichen Absicht, den
gefährlichen Bauer a3 zu eliminieren,
dem jedoch sofort in seinem Nach-
bar ein schrecklicher Rächer ent-
steht (ex ossibus ultor).
Jedenfalls besser war daher 28.
Tal, z. B.:
a) 28.... Ta4, 29. Lc5 b4, 30. g4
(wegen 30. Tbl, 30. f3, 30. h3 und 30.
g3, vgl. vorige Anmerkung sub a. Der
Doppelschritt leistet noch den zähesten
Widerstand) 30. . . .f5 (schärf er ist 30.... Le6,
ungenügend aber jetzt 30.... f6 wegen 31. Kg2
Kf7, 32. Kf3 Ke6, 33. Ke4 g6, 34. f3 f5 f 35. gf f
gff 36. Ke3 Kd5, 37. Kd2 mit nunmehriger
Verhinderung des Opfers La2: Man sieht
nun, warum sofort 27. . . . f6 präziser als 27. ...
h6 war), 31. gf! Kf7, 32. Kg2 Kf6, 33.
Kf3 Kf5: 34. Ke3 und Weiß kann immer-
hin noch kämpfen.
b) Viel wirksamer für Schwarz ist
freilich ohne Finessen 28 f6 (es geht
auch 28 f5) etwa mit der Folge: 29.
f3 (vielleicht noch am besten) 29
Kf7, 30. Kf2 Ke6, 31. Ke3 Kd5, 32. Lc5
Te8t 33. Kf4 Te2, 34. La3: Kd4: (eine
sehr günstige Transaktion!), 35. Lf8 (um
den Ba2 zu retten; auf g4 genügt das
brutale 35. . . . Ta2: usw.) 35. . . . Tg2: 36.
a4 Ld3! und Weiß muß nun wegen der
Drohung 37 g5# seinen Läufer
hergeben. Eine schöne Wendung!
28 Ta8— a4
29. Lb4Xa3 . . , .
Falls 29. Lc5, so 29. . . . b4 nebst
La2:
29 b5— b4
30. Las— cl Ta4Xa2
Weiß gibt auf, denn Läufer-
verlust ist nicht zu vermeiden, z. B,
30. f3 b3, 31, Tc3 Ld5 nebst b2.
Ein leicht erzielter, jedoch
schwer erkämpfter Sieg!
EID
Partie Nr. 58.
Großturnier zu Karlsbad 1923.
Weiß: Schwarz:
Spielmann. Nimzowitsch.
1. e2— e4 c7— c6
2. d2— d4 d7— d5
3. e4Xci5 . , . .
Altmoderne Vereinfachungsme-
thode, die darnach strebt, aus nichts
etwas zu machen. Wegen anderer
Züge siehe vorige Partie.
3 c6Xd5
Oder auch 3.... Dd5: 4. Sc3
Dd8 (bequemer als 4 Da5), wo-
mit Schwarz in eine solide, wenn
auch etwas schwerfällige Variante der
Skandinavischen Partie einlenkt.
4. C^ v-O ....
Der Plan des Anziehenden geht
dahin, ähnlich wie im Damengambit
(nach 1. d4 d5, 2. c4 c6, 3. cd cd)
mit Ld3, Lf4, h3 usw., einen, aller-
dings kleinen, Eröffnungsvorteil
kräftigerer Diagonalwirkung und
wichtigerer Linienöffnung zu er-
zielen.
Präziser war aber hier (und auch
noch im nächsten Zuge) 4. Ld3, um eben
dem schwarzen Damenläufer ein wirksames
Entwicklungsfeld (auf f5) vorwegzunehmen.
Farbloser ist 4. Sf3. Ein anderes sehr
beachtenswertes System bildet aber 4. c4
Sf6, 5. Sf3 (oder Partie Mieses— Schlechter,
Breslau 1912: 5. Sc3 Sc6, 6. cd Sd5: 7.
Lc4 Le6! mit Ausgleich) 5 Sc6 (oder
Partie Leonhardt— Fahrni, 1905: 5 g6,
6. Sc3 Lg7, 7. Lg5 Se4, 8. cd Sg5: 9. Sg5:,
worauf statt 9 Db6 sehr gut 9 e5!
geschehen konnte), 6. Sc3 e6, 7. c5 Se4,
8. Dc2 usw. [Partie Reti— Duras, Wien
1908], wobei Weiß in sinnreicher Weise
von der Aufrollungs- zur Zernierungs-
strategie (7. c5!) übergegangen ist.
Sb8— c6
Rühriger als 4 Sf6.
5. Lei— f4 ....
Um die „Befreiung" 5 e5 zu
verhindern, die jedoch von fraglichem
Werte ist (vergl. Anmerkung zum
- 309 -
5. Zuge von Schwarz in der nächsten
Partie). Zweckmäßiger daher 5. Ld3.
5 Lc8— f5!
Es ist Nimzowitsch's Verdienst,
diesen richtigen Zug an richtiger
Stelle angewandt und dadurch die
ganze Spielweise um eine wertvolle
Eröffnungsnuance bereichert zu
haben.
Während Weiß bei der „ruhigen"
Fortsetzung 5 Sf6, 6. Ld3! (zweck-
mäßiger als etwa Partie Spielmann —
Tartakower, Kopenhagen 1923: 6.
Sd2 g6, 7. Sf3 Lg7, 8. h3 Se4! mit
Gegenspiel) 6 e6, 7. Sf3 usw.,
seinen Zweck erreichen würde, unter
Wahrung des Anzugsvorteils die
Verwicklungen des Mittelspiels auf
ein Minimum zu reduzieren, kommt
es nun bald zum wüsten Hand-
gemenge, wobei Schwarz ungemein
rasch die Offensive an sich zu
reißen versteht.
6. Sgl— f3 ....
Ein „Remissier" würde freilich
6. Ld3 spielen. (Je weniger Feinde,
destomehr Ehre!)
6 e7— e6
7. Ddl— b3 Dd8— d7
8. Sbl— d2 ....
Armseligkeitsstrategie wäre hier
8. Se5 Dc8, 9. Sd2 f6! 10. Sc6: bc,
wobei die Zentrumskämpen von
Schwarz vermehrt und seine An-
griffspläne am Königsflügel gefördert
würden.
8 f7— f6!
9. Lfl— e2 ....
Weiß unterschätzt die Drohung.
In Betracht käme die Präventiv-
methode 9. h4 oder aber der Gegen-
stoß 9. c4, um auch seine Existenz-
berechtigung nachzuweisen.
9 g7— g5
10. Lf4— g3 h7— h5
11. h2— h3 Sg8— e7
12. 0—0 ....
Besser als dieses Hineinrochieren
in die Gefahr wäre wohl zunächst
die Umgruppierung der Streitkräfte:
Ddl nebst Sb3 und Ld3.
12 Lf8— h6
13. Sf3— el g5— g4
14. Db3— dl Lh6Xd2
Gewinnt einen B bei gleich-
zeitiger Zerrüttung der feindlichen
Königsstellung.
15. DdlXd2 g4Xh3
16. Sei— d3 b7— b6
17. Tfl— el h5— h4
18. Lg3— h2 Ke8— f7!
Stellt in zielsicherer Weise die
Verbindung der Türme her. Auf die
lange Rochade wäre eine peinliche
Überraschung gefolgt (Sc5!!).
19. g2-g4 ....
„Meister Spielmann übersah hier
die versteckte Möglichkeit des
en passant-Schlagens", stellt der
unparteiische Historiograph Maröczy
im Turnierbuch fest. Die Partie ist
selbstredend auch auf andere Züge
verloren.
19 h4Xg3
20. Lh2Xg3 h3— h2t
21. Kgl— g2 Lf5— e4t
22. Le2— f3 ....
Auf 22. f3 sind zwar verschiedene
Opfermethoden (22 Tag8 oder
22,... Sf5, 23. fe de, 24. Sf4' oder
22. . . . e5, 23. Sf2 usw.) sehr unklar,
doch könnte darauf ganz einfach
22....Ld3: 23. Ld3: Tag8 mit fest-
behauptetem Vorteil geschehen.
Der Textzug führt freilich zu
einer baldigen Katastrophe.
22 Se7— f5
23. Lf3Xe4 d5Xe4
24. Sd3— f4 e6— e5!
25. Sf4— e2 Sf5~h4t
Elegant und entscheidend!
26. Lg3Xh4 Dd7~g4t
Weiß gibt auf.
In dieser Partie erwies sich Nim-
zowitsch als glänzender Denker
(5.... Lf5!) und Lenker (9.... g5)
zugleich.
(ED
310
Partie Nr. 59.
Großturnier zu Mähr.-Ostrau 1923.
Weiß:
Dr. Lasker.
Schwarz:
Dr. Tartakower.
[Letzter Sieg in der letzten Runde!]
1. e2— e4 c7— c6
2. d2— d4 d7— d5
3. c4Xd5 c6Xd5
4. Lfl— d3 ....
Die letzte Wahrheit (bis auf
Widerruf!)
4 Sb8— c6
Droht wirklich Sb4 und schein-
bar e5, so daß beide Eventualitäten
pariert werden können (vgl. nächste
Anmerkung),
Zweckmäßiger ist vielleicht daher die
schleunigste Mobilmachung des Damen-
läufers: 4. . . . Sf6, 5. c3 Lg4, z. B. Partie
Fischer— Tartakower, Wien 1923: 6. fS
(auf 6. Db3 folgt sehr gut Dc8. Am
solidesten ist wohl 6. Sf3) 6.... Lh5, 7.
Se2 Lg6 (Präventivmethode. Zulässig ist
auch 7. . . . e6, 8. Sg3 Ld6 oder 8. Lg5
Le7), 8. Sf4 e6! 9. Sg6: hg, 10. f4 Ld6,
11. Df3 Db6! mit starkem Gegenspiel.
5. c2— c3 Sg8— f6
Der Auflösungszug 5.... e5 führt nach
6. de Se5: 7. De2 De7, 8. Lböf (vgl.
Partie Dr. Kaufmann-Schlechter, Wien
1917) zu allerlei Unbequemlichkeiten für
Schw. und vermag daher keineswegs die
Spielanlage des Anziehenden zu ent-
kräften.
6. Lei— f4 ....
Dies alles nach den von Rubinstein
im Collijn'schen „Lärobock" niedergelegten
Prinzipien gespielt. Die Diagonale h2-b8
wird für spielbeherrschend proklamiert.
Viel weniger ergab die Fesselungsfunktion
des weißen Damenläufers in einer Partie
Atkins— Duras, 1911: 6. Lg5 Lg4, 7. f3
Lh5, 8. Sh3 Lg6, 9. Sf4 e6, 10. Dd2 Le7
mit wohlgeordnetem Spiel für Schwarz.
6 g7— g6
Ein Versuch, die Partie etwas ver-
wickelter zu gestalten, da dieNivellierungs-
variante: 6 e6, 7. Sf3 (Damenbauer-
analogie: 1. d4 d5, 2. Sf3 Sf6, 3. Lf4 e6,
4. e3 c5, 5. c3 Sc6, 6. Ld3 cd? 7. ed)
7. . . . Ld6, 8. Ld6: (am einfachsten) 8. . . .
Dd6: 9. 0—0 usw. die Anzugspartei mit
Rücksicht auf ihren mobileren Läufer
etwas im Vorteil beläßt.
Sehr in Betracht kommt freilich
6 Lg4, um dieses ewige Sorgenkind
etwas Luftgymnastik betreiben zu lassen,
z.B.:
a) 7. f3 Lh5.
b) Partie Loman— Reti, Scheveningen
1923: 7. Db3 Dc8 (unbequemer ist 7. .. . Dd7.
Schwächer auch Partie Koch— Dührssen,
Berlin 1924: 7. . . . Sa5, 8. E)a4t Ld7, 9.
Dc2 e5, 10. Sf3 Sf6, 11. Sbd2 b5, 12. a3
0—0, 13. Se5 Tc8, 14. g4 g6, 15. h4 usw.
mit Angriff), 8. h3 Lh5, 9. Sd2 e6, 10.
Sgf3 Le7, 11. Dc2 Lg6, 12. a3 0-0 mit
etwa gleichem Spiel.
c) Vor-Olympiadenpartie Mjr. Hro-
madka-Dr. Schulz, Prag 1924: 7. Sf3e6,8.
Db3 (oder Partie Schottländer-Caro: 8. h3
Lh5, 9. Sb d2 Ld6 mit Gleichgewicht) 8. . . .
Dc8, 9. Se5 mit ohne besondere Schärfe. —
Als nachteilig erwies sich an der Text-
stelle in einer Partie Rubinstein-Davidson,
Haag 1921, der Ausfall: 6. . . . Db6, 7. Db3
Db3:? 8. ab e6, 9. h3! Le7, 10. Sd2 0-0,
11. b4 b6, 12. Sgf3 und der Ba7 erlag
nach einem Dutzend Züge seinen stillen
Leiden.
7. h2— h3 ....
Um beiden eventuell auftauchenden
Angriffsmöglichkeiten Sh5 sowie Lg4 bei-
zeiten zu begegnen.
In einer Partie Spielmann— Sämisch,
Berlin 1920, geschah mit Zugumstellung:
7. Sf3 Lg7, 8. Sbd2 Lf5 (ein interessanter
Gedanke), 9. Lf5: gf, 10. Se5 Db6, 11. 0-0
0-0, 12. Sb3 e6, 13. De2 mit etwa gleichem
Spiel.
7 Lf8— g7
8. Sgl— 13 Sf6— e4
Ein Sprung in's Ungewisse, dessen
Widerlegung Lasker mit sicherer
Hand durchführt:
1.) Zunächst läßt er den kühnen
S sich in der Brettmitte eingraben
(9 f5), wodurch jedoch eine ge-
wisse Schwächung der schwarzen
Bauernkonfiguration entsteht
II.) Dann bemächtigt er sich selbst
eines vorgeschobenen Postens (13. de),
unterminiert die schwarze Initiative
und legt gleichzeitig die gegnerischen
Schwächen (Punkte d5 und insbe-
sondere e6) bloß.
III.) Nach dem halberzwungenen
Springerabtausch steht er daher be-
reits im 14. Zuge als strategischer
Sieger und es handelt sich dann
nur noch darum, allerlei taktischen
311
Klippen (14... f4) kaltblütig zu be-
gegnen. —
Schwarz hätte an der Textstelle
naheliegenderweise 8 0 — 0 (nebst
eventuell Te8, Sh5 und e5) oder
aber vielleicht noch zweckmäßiger
8.... Lf5! spielen sollen (da nach
9. Lf5: gf das schwarze Bauern-
gerippe nur gestärkt wäre und die
geöffnete g-Linie als Angriffsbasis
benutzt werden könnte, wie der
Verlauf der vorzitierten Partie Spiel-
mann-Sämisch beweist).
9. Sbl— d2 ....
Ungünstig für Weiß wäre 9. Le4:
de, 10. Sg5 Dd5, 11. Db3 Df5, 12.
Le3! Lh6, 13. g4 Df6, 14. h4! Lg5:
15. Lg5: Df3, 16. Tgl Lg4: usw.
9 f7— f5
10. 0—0 0—0
Besser wäre zunächst Db6.
11. Sf3— e5! ....
Eine tiefe Kraftumwandlungsidee!
„Viele Meister hätten hier ver-
sucht, auf die starke Besetzung der
Königslinie — wo der rückständige
schwarze Bauer steht — zu spielen",
sagt der Turnierglossator Maröczy
und beleuchtet damit in vortrefflicher
Weise die Eigenartigkeit der welt-
meisterlichen Konzeption.
11 Sc6Xe5
Besser wäre vielleicht Ld7.
12. Lf4Xe5 Lg7Xe5
13. d4Xe5 Se4Xd2
Schwarz ist sonderbarerweise zu
diesem unliebsamen Abtausch ge-
zwungen, da auf 13...Db6, 14. Sb3
und auch auf 13..,. Dc7, 14. Sf3
nebst 15. De2! und 16. Sd4 (16....
De5:? 17. f2— f3) folgen und der
weiße Springerantagonist sich auf
d4 als sehr lästig und gefährlich
erweisen würde.
14. DdlXd2 f5— f4!?
Hiemit verbrennt Schwarz alle
Rettungsbrücken hinter sich, da der
Textzug Schwächung der Bauern-
kette sowie Verzögerung der Kon-
solidierungsaktion (gegen den drohen-
den Vorstoß c3^c4) bedeutet.
Solid war 14.... e6, 15. Tadl
Dc7 nebst Ld7, wenn auch dann
Schwarz mit Rücksicht auf den ein-
gesperrten Läufer noch für lange
zum passiven Widerstand verurteilt
bleiben würde.
Spielbar war auch sofort 14.. ..
Le6, um auf 15. Tadl mit d5 — d4,
16. cdDd4: 17. Lf5:! De5: 18. Le6:t
De6: 19. Dd5 Dd5: 20. Td5: Tfd8,
21.Tfdl Td5: 22.Td5: Kf7, 23. Td7
Tb8 usw, dem Ausgleich zuzustreben;
auf 15. Lc2 aber mit nunmehrigem
f5— f4 Angriffslinien zu öffnen (z. B.
16. Tadl f3, 17, g4 Dd7, 18. Lb3
Tad8, 19. Dg5 [auf 19. c4 kann d4
folgen und auf 19. Dd4 verstärkt
Schwarz seine Stellung durch g6-g5]
19.... Kg7, 20. c4 h6, 21. Dh4 g5,
22. Dg3 Tf4, 23. cd Lg4:! 24. e6
Db5, 25, hg Db4, 26. Kh2 Tg4:
27. De5t [auf 27. Df3: entscheidet
Dd6t] Kg8, 28. Khl Th4t 29. Kgl
Dg4t 30. Dg3 Dh5 nebst Matt).
15. Tal— dl ....
Kom mt dem Befreiungszuge Lc8-f5
zuvor und droht nunmehr c3 — c4.
Schwarz befindet sich am Scheide-
wege und entscheidet sich für das
Schwächste.
15. .... Dd8— c7?
Jetzt würde zwar der Vorstoß
15.... f4—f3 einfach an 16. Le4!
scheitern (z. B. 16.,.. fg, 17. Dd5:t
Kg7! 18. kg2:! Db6, 19. Td2 usw.),
geboten wäre aber noch immer 15....
Le6, um in einem rücksichtslosen An-
griff sein Heil zu suchen, z. B. 16. Lc2
(auch auf 16. Le2 bezw. 16. f3 könnte
Dd7 folgen) 16.... Dd7 (nachteilig
wäre f4— f3 wegen 17. Lb3! fg, 18,
Kg2: Dc7, 19. Ld5: De5: 20. Tfel
Dd5: 21. Dd5: Ld5: 22. Td5: Tf7,
23. Td7 Taf8, 24. Te2 e6, 25. Td6
e5, 26. Te6 mit Bauerngewinn), 17.
Lb3 Tad8, 18. f3 Tf5, 19. Dd4 Kg7
- 312
und die Stellung von Weiß ist nicht
ohne Gefahren, während er jetzt
nach der Textfortsetzung endgültig
Herr der Lage bleibt.
16. Tfl— el e7— e6
17. Tdl— cl! Dc7— d8
18. Ld3— e2! DdS— a5?
Zerfahrenheitsstrategie! Der Text-
zug begünstigt nur das Eingreifen
der weißen Bauern (vgl. 25. Zug von
Weiß), besser war daher sofort Dc7,
wenn auch dann dieselbe feindurch-
dachte Antwort Lasker's entscheidet.
19. b2— b4 Da5— c7
20. c3— c4!! ....
Ebenso elegant als zwingend.
Auf 20. Dd4 würde 20. . . . Db6 und
auf 20. Lf3 sogar 20. . . . b5 (21 . Ld5:?
TdS) die schwarze Stellung konso-
lidieren.
20 Dc7Xe5
21. c4Xci5 De5— d6
Auch nach 21.... Dd5: 22. Dd5:
(noch schärfer ist vielleicht 22. Db2)
ed, 23. Lf3 wäre die schwarze Lage
trostlos (z. B. 23.... Lf5, 24. Ldöif
KhS, 25. Lb7: usw.)
22. Le2— f3 TfS— dB
23. Dd2— d4! ....
Der Gnadenstoß. Schwarz kann
sich nicht befreien, da 23.... ed an
24. Ld5:t! Dd5: 25. TeSf scheitert.
23 LcB— d7
24. Dd4^c5! ....
Am einfachsten. Schwarz kann
Bauernverlust nicht vermeiden.
24 Dd6Xc5
25. b4Xc5! Ta8— c8
26. c5— c6 ....
Excelsior!
b7Xc6
Ld7— e8
Td8— d7
Td6 gewinnt 29. Lb7.
26
27. d5Xc6
28. c6— c7
Auf 28. .
29. TelXe6 ....
DiePointe des Bauernvormarsches.
Weiß beginnt zu ernten.
29 Le8— f7
30. Te6— c6 Lf7— d5
Damit geht ein zweiter Bauer
verloren, doch hat Schwarz keine
andere Spielchance, da 31. Lg4 droht
und auf 30 h5 einfach 31. Tc5
nebst Lb7 entscheiden würde.
31. Lf3Xd5t Td7Xcl5
32. Tc6— a6 ....
Auf 32. Tbl würde sich Schwarz
immerhin durch 32 Te5 33. Tb8
Te5 — e8 salvieren.
32
33. Ta6Xa7
34. Ta7— a4!
35. Ta4— c4
36. Tc4— c5
Ein grausamer
Riese siegt. Es folgen
Schattenzüge:
36
37. TclXc5
38. Tc5Xc7t!
39. Kgl— fl
40. Kfl— e2
41. a2— a4
42. Ke2— f3
Eine von Weiß
durchgeführte Partie!
Kg8— f7
Kf7— e7
g6— g5
Ke7— d7
Schluß. Adam
nur noch einige
Td5Xc5
Tc8Xc7
Kd7Xc7
Kc7— d6
Kd6— d5
Kd5-d4
Schw. gibt auf.
sehr planvoll
Skandinavisch.
Partie Nr. 60.
Großturnier zu Göteborg 1920.
Weiß: Schwarz:
Dr. Tarrasch. Mieses.
1. e2— c4 d7— d5
2. e4Xd5 DdSXdj
Um ein bis zwei Grade schärfer
entrollt sich der Kampf nach 2....
Sg8-f6.
I.) 3. d2-d4 Sf6Xd5 (nach 3
Dd5: 4. Sc3 entsteht das Textspiel und
auf Dr. Görings Versuch 3 Lg4 ist 4.
fS Lf5, 5. c4 c6, 6. de Sc6: 7. d5 zu
empfehlen).
— 313
4. c2— c4 (zunächst vorsichtiger ge-
schah in der Championpartie Dr. Lasicer--
Aljechin, Petersburg 1914: 4. SfS. Es folgte:
4 Lg4 [oder Partie Teichmann— Duras,
Breslau 1912: 4.,.. Lf5, 5. LdS Lg6, 6.
0-0 e6, 7. Tel Le7, 8. Sc3 0—0 mit Gleich-
gewicht], 5. c4 [oder Partie Yates— Bogo-
Jjubow, Karlsbad 1923: 5. Le2 e6, 6. 0-0
Sc6, 7. Sc3 Le7, 8. Se4 0-0, 9. Sg3 Sf6,
10. c3 Sh5, 11. Sh5: Lh5; 12. Lf4 Ld6 mit
Vereinfachung] Sb6, 6. Sc3 e5, 7. c5 ed
[viel stärker wäre 7.... Sd7], 8. Se4
^b6-d7, 9, Dd4: De7, 10. Lb5 Sb8— c6,
11. Lc6: bc, 12. 0-0 Lf3: 13. gf 0-0— 0,
14. Da4 Se5, 15. Kg2 De6, 16. Da7: Df5,
17. Da8t Kd7, 18. Tdlf [richtig war 18.
Da3] Ke6, 19. Dd8: Df3:t 20. Kgl Le7!
21. Dd4 Dg4t 22. Khl [22. Kfl DhSf 23.
Ke2 Dhöf! 24. Ke3? Df3t 25. Kd2 Td8,
26. Sd6: cd mit siegreichem Angriff] Df3t
23. Kgl Dg4t 24. Khl Df3t Ewigsciiach!)
4. . . . Sd5— b6 (auf 4. . . . Sf6 ist 5.
Sc3 e5! [oder Partie Morphy— Anderssen:
5. . . . Lf5, 6. Sf3 e6, 7. Le3 Lb4, 8. Db3
mit weißem Vorteil], 6. de Ddhf 7. Sdl:
Sg4, 8. f4 Sc6, 9. h3 Sh6, 10. Se3 Le6,
11. Ld2 0-0-0, 12. 0-0-0 Lc5 mit der
Drohung Sb4, Partie Duras— Tartakower,
Wien 1908, für Weiß beschwerlich, dagegen
einfach 5. Sf3 Lg4, 6. Le2 als gediegen
zu empfehlen. — Überscharf ist die
„Kieler Variante": 4 Sb4!?, die zwar
nach 5. Da4t Sb8— c6, 6. d5? [besser 6.
a3 Sa6, 7. d5 Sc5, 8. Ddl] b5 [gut ist
auch zuerst 6.... Lf5, 7. Sa3 b5], 7. Db5:
Sc2t 8. Kd2 Ld7! 9. de Lf5t! 10. Dd5
Sb4 usw., zugunsten von Schwarz endet,
dagegen einfach durch 5. a3 [es drohte
Dd4:] Sb4-a6, 6. Sf3 usw., Partie Tarta-
kower—Marshall, Karlsbad 1911, entnervt
wird).
5. Sgl— f3 (auf 5. Sc3 folgt das wohl-
bekannte Bauernopfer 5 e5! 6. de [6.
De2 Dd4: 7. Sf3 Dd8] Ddl :t 7. Sdl: Sc6,
8. f4 f6 [oder Partie Trejbal— Bogoljubow,
Pistyan 1922: 8.... Le6, 9. b3 0-0-0,
10. Se3 Lc5, 11. a3 The8, 12. Sf3 f6 und
Schwarz gewinnt zunächst seinen Bauern
zurück. Gut ist auch 8. . . . Lf5], 9. ef Lb4t
10. Kf2 [10. Ld2 0-0!] gf, 11. Le3 Lf5
[oder Partie Rubinstein— Walter, Mährisch-
Ostrau 1923: 11.... Le6, 12. Tel 0—0—0,
13. Sf3 The8, 14. Le2 Lf8, 15. Tel Sb4,
16. Sd4 Lf7, 17. a3 c5 usw. mit unge-
schwächtem Angriff], 12. Sf3 0—0—0, 13.
a3 Le7 und Schwarz hat ein starkes
Figurenspiel).
5.... Lc8— g4, 6. Lfl— e2 (wegen 6.
Sc3 siehe die vorzitierte Partie Lasker—
Aljechin) 6. . . . Sb8-c6 (oder 6. . . . e6, 7.
Le3 Sc6, 8. Sc3 Lb4, 9. Db3 zugunsten
von Weiß).
7. d4— d5! (oder Partie Telchmann—
Mieses, Berlin 1914: 7. Le3 Lf3: 8. Lf3:
Sc4: 9. Lc6: bc, 10. Da4 Sb6, 11. Dc6:
Dd7, 12, Dd7:t Kd7: mit gleichem
Endspiel)-
7. . . . Lg4Xf3, 8. Le2Xf3 Sc6-e5, 9.
b2— b3 (wenn 9. Le2,wasCollijn empfiehltv
so 9. . . . c6) 9 g7-g6 (auf 9. . . . c6, was
Bilguer's Nachtrag empfiehlt, folgt ein-
fach 10. de).
10- Lei— b2 Lf8-g7, 11. Sbl— c3
[Partie Spielmann-Mieses, Mannheim 1914]^
Weiß steht überlegen. —
II.) Lasker empfiehlt im Petersburger
Kongreßbuch von 1909: 3. c2— c4 c7— c6,
4. d5Xc6 (auf 4. d4 cd, 5. c5, was Steinitz
vorschlug, ist 5 e5 sehr stark)
Sb8Xc6, 5. d2— d3 e7— e5, 6. Sbl— c3
Lc8— f5 (ungenügend 6.... Lc5, 7. Le3
Le3: 8. fe Db6, 9. Dd2 Le6, 10. e4 Td8,
11. Sd5 usw., dagegen kommt hier ein-
fach 6 Le7 nebst 0—0 usw. in Betracht,
da die weiße Schwäche auf d3 nicht
davonläuft), 7.Sgl— f3Dd8-d7, 8.Lfl-e2
Ta8— d8, 9. 0—0! Lf5Xd3, 10. Le2Xd3
Dd7Xd3, 11. Ddl— a4 mit weißem Vorteil.
— Immerhin kommt für Schwarz in dieser
Variante 8. . . . 0-0-0 (statt 8. . . . Td8)
in Betracht, wodurch die Partie einen
unvergleichlich schärferen Charakter
erhält.
III.) Nach Burn's Analyse im „Field"
ist 3. Lfl— b5t am besten, z. B.: 3....
Sb8— d7, 4. c2-c4 a7-a6, 5. Lb5Xd7t
Lc8Xd7, 6. Sbl— c3 usw., oder 3....
Lc8— d7, 4. Lb5— c4! (ergebnislos wäre
4. Ld7:t Dd7: 5. d4 Dd5:! usw.) Ld7— g4!
5. f2— f3 Lg4— f5, 6. Sgl— e2! (auf 6. Sc3
würde 6.... c6, 7. de Sc6: 8. Sge2 Db6
mit Angriffstellung oder vielleicht noch
einfacher 6. . . . Sb8— d7— b6 mit Rücker-
oberung des Bauern folgen) Sf6Xd5 (in
Betracht kommt das Bauernopferspiel:
6.... c6, 7. de Sc6: nebst 8.... e5!), 7.
Se2— g3 Lf5-g6, 8.0— 0e7— e6, 9. f3— f4!
Sd5-b6, 10. Lc4-b3 Lf8— c5t IL
Kgl— hl 0—0, 12. Sbl— c3 Sb8— c6, 13.
Sc3— e4 Dd8— e7, 14. c2— c3 Lc5— d6,
15. d2— d4! [Partie Mieses— Marshall,
Karlsbad 1907]. Weiß steht überlegen. —
Viel ungemütlicher gestaltet sich aber
der Kampf, wenn Schwarz im echten
Gambitstile mit 3.... c7— c6! 4. d5Xc6
b7Xc6 (in Betracht kommt auch 4
Sc6:), 5. Lb5— c4 (oder auch 5. Le2 e5)
e7— e5, 6. d2-d3 Lf8— c5 fortsetzt, z. B.
Mieses— Tartakower, Karlsbad 1907: 7.
Lei- e3 (sicherer 7. Sf3 Sg4, 8. 0-0
bezw. 7.... e4, 8. De2) Lc5Xe3, 8.
f2Xe3 Dd8-b6 (8. . . . Sg4, 9. Df3), 9.
Ddl-cl Sf6— g4, 10. Kel— e2, worauf
statt 10.... Se3:!? zunächst 10.... 0—0
mit bedrohlichem Angriff folgen sollte.
314 -
IV.) Gediegen ist schließlich 3.
Sbl— c3 Sf6Xd5, 4. Lfl— c4, womit in
urplötzlicher Weise ins Fahrwasser der
Aljechin-Eröffnung eingelenkt wird. (1.
e4 Sf6, 2. Sc3 d5, 3. ed Sd5: 4. Lc4,
siehe Seite 15). Verfehlt wäre nun, wie
bereits dort ausgeführt wurde, 4 Sc3:
wegen 5. Df3! Sa4? 6. LfTif Kd7, 7.
Dd5# und es dürfte daher etwa 4 e6,
5. Sf3 c5! 6. 0—0 Le7 mit ungefähr
gleichem Spiel, die beste Verteidigungs-
methode für Schwarz bilden. —
Hiemit haben wir wieder einmal
einen großen Abstecher unternommen,
der uns in ganz andere Ecken der
skandinavischen Landschaft geführt
hat. Was sollten jedoch diejenigen
Leser tun, die keine Bergsteiger
sind? Ganz einfach: — Das Klein-
gedruckte überspringen!
3. Sbl — c3 ....
Auf 3. d4 dürfte 3. , . , e5 ausgleichen
und auf 3. Sf3 Sc6, 4. Le2 Lf5, 5. 0—0
0—0, 6. Sc3 folgte in einer Partie
Janowski— Mieses, Karlsbad 1907, nunmehr
6 Dd7 mit Vollinstradierung des
schwarzen Damenflügels.
Wird es dem Weißen gelingen,
die mit dem Textzug eingeleitete
Tempogewinnstrategie greifbar zu
verwerten? Dr. Tarrasch demonstriert
durch eine Reihe feiner Manöver
die Möglichkeit einer solchen Um-
wandlung.
3 Dd5— a5
Am initiativsten, doch kommt aber
auch der volle Rückzug 3. . . . Dd8 nebst
späterem c6 mit sicherem, wenn auch
etwas gedrücktem Spiel, ferner nach
Bilguer sogar auch das Racheschach 3, . . .
De5t 4. Le2 Lg4, 5. d4 Le2: 6. Sge2:
Dh5, 7. 0—0 Sc6 nebst 0—0—0 in Betracht.
4. d"— d4 ....
Dieser raumgewinnende Zug gilt für
das Beste. Wegen 4. Sf3 siehe nächste
Partie. Ein ruhiges Verfahren ist ferner
4. Lc4 nebst d3, was jedoch in einer
Partie Schlechter— Mieses, Prag 1908,
nach 4. Lc4 Sf6 (zweckmäßiger
4.... Sc6, 5. d3 Ld7, 6. Ld2
Df5 =), 5. d3 Sc6 (besser 5. . . . c6, 6,
Ld2 Lg4!), 6. Ld2 Sd4 (richtig 6. . . . Deöf
7. Sge2 Le6! 8. f4 Dd6, 9. Sb5 Dd7 =),
7. Sb5 Db6, 8. Sd4: Dd4: 9. Sf3 Dd6, 10.
De2 e6, 11. 0—0 Ld7, 12. Se5 usw.,: in
unmerklicher Weise zu einer baldigen
Katastrophe der schwarzen Armee führte.
Ein meteorhaft auftauchendes Gambit"
spiel ist an der Textstelle 4. b4, vergL
Partie Leonhardt— Mieses, Prag 1908:
4 Db4: (mangelhaft wäre die
Ablehnung 4;.., Db6, 5, Sf3 usw. und
noch schwächer geschah in einer
Partie Breyer— Englund, Scheveningen
1913: 4.... De5t? 5. Le2 c6, 6. Sf3 Dc7,
7. 0—0 usw., mit großem Entwicklungs-
vorsprung für Weiß).
5. Tbl Dd6 (in Betracht kommt auch
5. . . , Da5, a Tb5 Da6).
6. Sf3 Sf6, 7. d4!* c6, 8, Ld3 b6, 9,
0-0 e6, 10, De2 Le7, 11. Se4! Se4: 12,
De4: Dd5 (in Betracht kommt l2....Sd7,
13. Lb5 Lb7).
13. Dg4 Lf6, 14. c4 Dd8, 15. La3 Sd7,
usw. Schwarz hat für den verspeisten
Bauer noch große Mühseligkeiten zu
überstehen. —
e7--e5
Ein etwas gewaltsam aussehender
Gegenversuch, der übrigens bereits
in der 7. Wettpartie Morphy —
Anderssen 1858 vorgekommen ist,
in der vorliegenden Partie aber
restlos widerlegt wird.
Die naheliegendste Fortsetzung ist
statt dessen 4. . . . Sg8— f6, vergl. Partie
Wolf— Mieses, Teplitz-Schönau 1922:
5. Sgl— f3 (als ungünstig erwies sich
in einer Partie Schlechter— Mieses, Peters-
burg 1909: 5. Lc4 Sc6, 6. Sge2 [unklar.
6. Ld2] Le61 7. Ld3? [besser 7. Le6: fe,
8. Le3] 0—0—0, 8. 0—0 Lf5 usw., ferner
in der Schönheitspartie Dr. Olland—
Mieses, Karlsbad 1907: 5. Ld3 Sc6! 6.
Sge2 [6. Ld2 e5!] Lg4 [schwächer 6....
e5], 7. f3 [sicherer 7. Sge2] Lh5,, 8. Ld2
e5! 9. 0—0 0—0—0 usw. mit starkem
Angriffsspiel für Schwarz. ~ Ergebnislos
ist auch 5. Ld2 c6).
5 Lc8— f5 (oder auch die Zugum-
stellung 5. . . . c6, 6. Se5 Lf5. Spielbar ist
ferner 5 Sc6. Auf 5 Lg4 folgt nach
einem allgemein gepriesenen Rezept
Dr. Laskers im St. Petersburger
Kongreßbuche von 1909: 6. h3! Lh5
[oder Partie Rubinstein— Bernstein, San
Sebastian 191 1 : J. . . . Lf3: 7, Df3: c6, 8. Ld2
*) Einen stürmischen Verlauf nahm
folgende Klubturnierpartie Overduyn— N.
(Haag 1923): 7. Sb5 Dd8, 8. Lc4 e6, 9. 0-0
b6, 10. Tel Le7, 11- d4 0-0, 12. Sg5 Sd5?
13. Sh7:!! Kh7: 14. Dhöf Kg8, 15. Ld5:
ed, 16. Lf4 Sa6, 17. Te3 c6, 18. Tbb3! f6,
19. Tg3 De8, 20. Tg7:t Aufgegeben.
[4 Opfer in 20 Zügen!]
315
Sbd7, 9, 0—0-0 e6, 10. Lc4 Dc7, Ih
Thel, Weiß steht freier], 7. g4! Lg6, 8,
Se5 [schärfer als 7. Lg2 c6] 8..,. c6* 9. h4
Sbd7, 10.Sc4Dc7, ll.h5Le4, 12. Se4:Se4:
13. DfS nebst Lf4 und Weiß steht vorzüglich,
doch hätte sein Gegner, was von allen
Experten übersehen wurde, viel stär-
ker 9.... Se4! [statt 9.... Sbd7] nebst Sc3:!
spielen und hiedurch die Waghalsigkeit
des weißen Angriffssystems brandmarken
können! Hiedurch gewinnt also 5 Lg4
wieder Existenzberechtigung, z. B. Partie
W. Cohn— Tartakower, Ostende 1907: 6.
Le2 Sc6, 7. 0—0 [geistreich Partie Duras—
Spielmann, Wien 1907: 7. Le3 0—0—0, 8.
Sd2 Le2: 9. De2: doch ergab darauf 9. . . .
Df5, 10. Sb3 e6 guten Ausgleich] 0—0—0,
8. Le3 [erfolglos Partie Schlechter— Mieses,
Wien 1907: 8. Sg5 Le2: 9. Se2: Sg4] e5!
[Schwarz hat idealen Druck auf der d-Linie
erreicht], 9. d5 Sd5: 10.Se5:Se3: ll,Lg4:t
i5, 12. Sc6: bc, 13. Df3 Sg4: 14. Dc6: Ld6
mit baldigem Gewinn),
6. Sf3— e5 c7— c6 (mangelhaft Partie
Ed. Lasker— Mieses, Scheveningen 1913:
6.... Se4? 7. Df3Sd6, 8. Ld2 zugunsten
von Weiß).
7. Lfl— d3 (wegen der Einlenkung in
die Lasker'sche Variante mit 7. g4 Lg6 [es
ginge auch 7 Ld7], 8, h4, worauf eben
8. . . . Se4! 9- Sc4 Sc3:, bezw. 9. h5 Sc3:
10. bc Dc3:t! 11. Ld2 Dd4:, bezw. 9. f3
Sc3: 10. Dd2Lc2:! ll.Sc4Dc7 usw. zu-
gunsten von Schwarz folgen könnte, vergl.
vorige Anmerkung).
7 g7— g6 (in der Düsseldorfer
Partie zwischen denselben Gegnern 1908
geschah: 7.... Ld3: 8. Dd3: Sbd7, 9. f4
Se5:? [richtig nach CoUijn 9.... e6 mit
etwa gleichem Spiel], 10. fe Sd5, 11. 0-0
Sc3: 12. bc e6, 13. Df3 Dc7, 14. Tf2 h6,
15. Ld2 Td8, 16. Tafl Td7, 17. h4! g5,
18. Df6 Th7, 19. hg hg, 20. De6:t! Te7,
21. Df5. Aufgegeben).
8. 0-0 Sb8-d7, 9. Tfl— el! Lf5Xd3,
(nunmehr erzwungen, da sowohl 9. . . .
Se5: 10. Te5:, als auch 9.... Lg7, 10.
Sc4 Dc7, 11, Lf5: gf, 12. Df3 einen
Bauer kosten würde).
10. DdlXd3, worauf statt des un-
motivierten Rückzuges 10 Da5— d8
mit der möglichen Folge 11. Dc4! e6,
12. Lg5! h6, 13. Sg6:! bezw. 12.... Le7,
13. Sf7:! usw. einfach 10.... Se5: 11.
(Je Sd5, bezw. 11. Te5: Dc7, 12. Lf4
0—0—0 mit brillantem Gegenspiel für
Scnwarz folgen könnte. —
*) Fatal folgte in einer Blindpartie
Aljechin— Schröder (New-York 1924): 8....
Sbd7, 9. Sc4 Da6, 10. Lc4 DeGf 11. Se3
0—0, 12. d5 Db6, 13. Sc4 Db4, 14. a3
Dc5, 15. Le3. Aufgegeben.
Etwas schwerfälliger Ist an der
Textstelle 4.... Sb8— c6, verfrüht 4....
Lc8— f5 wegen 5. Ddl— f3, dagegen
4 g7— g6 nebst Lf8— g7 sehr be-
achtenswert.
5. Sgl— f3! ....
Tempoaufsaugungsstrategie. —
Auf 5. de folgt nicht wie Anderssen
in der vorerwähnten Matchpartie gegen
Morphy spielte: 5..., De5:t 6. Le2 Lb4,
sondern sofort 5.... Lb4! 6. Sf3 (6. I.d2
Sc6, 7. f4 f6!) 6.... Lg4, 7. Le2 Sc6! 8.
0-0 Sge7 (nachhaltiger als 8. . . . Lc3: 9.
bc Td8, 10. Del Sge7, 11. Lg5, wie in
einer Partie Yates— Spielmann, Pistyan
1912, mit weißem Vorteil folgte), 9. Lf4
0-0 mit der nunmehrigen Drohung
Tad8 nebst Sg6.
Ungünstig für Weiß sind ferner die
Versuche, mit 5. De2 oder gar 5. Dh5
auf Gewinn des Be5 zu spielen, da Schw,
dafür mit 5 Sc6 usw. einen mächtigen
Figurendruck erlangt,
5 . .... Lf8— b4
Mangelhaft wäre 5 ed, 6. Dd4:
mit neuerlichem Tempogewinn für Weiß
und 5 e4 wegen 6. De2 mit Gefähr-
dung des Bauern,, besser jedoch nach
Collijn 5 Lg4, um auf 6. h3 mit
6. . . . ed, 7. hg de, 8. bc Sd7 usw. fort-
zusetzen. Für Weiß kommt aber dabei
7. Dd4:! Lf3: 8. gf Sc6, 9. De4t usw.
mit überlegener Linienwirkung, bezw.
nach 7 De5, 8. Lb5 auch mit scharfem
Entwicklungsvorsprung in Betracht.
6. Lei— d2 Lc8— g4
7. Lfl— e2 ....
Erobert in weitschauender Weise
an Terrain, da Scliwarz nunmehr
die Zentrumsspannung unter Zeit-
verlust lösen muß.
Noch präziser wäre aber wohl
7. a3.
7 e5Xd4
Auf 7. . . . Sc6 folgt 8. a3 und
Schwarz hat nur zwischen den
Übeln: 8.... LfS: 9. LfS: Sd4: 10.
ab Dal: 11. Dal: Sc2:t 12. Ke2
usw., bezw. 8.... Ld6, 9. b4 Db6,
10. Sd5 usw. bezw. 8. . . . Lc3: 9. Lc3:
Dd5, 10. de usw. zu wählen.
Ähnlich bei 7.... LfS: 8. LfS:
c6, 9. aS.
8. SfSXd4 Da5— e5
8. ScS— b5! ....
- 316 —
Deckt den Sd4, greift den Lb4
an und droht 10. Sc7: nebst Lg4:
Schwarz sieht sich daher veranlaßt,
zur allgemeinen Liquidation zu
schreiten:
9. ....
10. DdlXe2
11. KelXd2
12. Kd2Xe2!
Lg4Xe2
Lb4Xd2t
De5Xe2t
Eine lehrreiche Stellung. Weiß
ist augenscheinlich einige redlich
erworbene Entwicklungstempi voraus
und dies genügt, um aus der
farblosen Endspielformation ein
scharfes Mittelspielrennen zu ver-
anstalten.
12
13. Thl— el
Sb8— a6
0—0-0
Nach 13.... Se7, 14. Kf3 würde
der schwarze König in der Mitte
festgehalten bleiben. Der Textzug
ermöglicht aber eine ebenso über-
raschende wie entscheidende Kom-
bination.
14. Sb5Xa7t!I Kc8— b8
15. Sa7— c6t
Nicht aber 15. Sa b5 wegen
15 c6 und der weiße Springer
geht verloren.
15. . , . . b7Xc6
16. Sd4Xc6t KbSXcS •
17. Sc6Xd8 Kc8— d8
Nun hat Weiß bei besserer Stellung
das fühlbare Übergewicht von Turm und
zwei Bauern für zwei Springer. Der Rest
ist daher Sache der (allerdings verfeinerten)
Technik. Es folgte:
18. Tadl Ke8 (nach 18..., Kc8, 19.
KfS dringt der Tel auf e8 oder e7 ins
feindliche Spiel ein), 19. KdSf Se7, 20.
Kc4 h5, 21. Td3 SbS (eilt dem Se7 zu
Hilfe), 22. Te3 Sbc6, 23. b4 f6, 24. f4 Kf7,
25. a4 (Weiß vermeidet die Falle: 25. b5
Sa5t 26. Kb4 Sd5t 27. Ka5:? Ta8#>
25. . . . Tb8, 26. c3 Td8, 21, Sd3 Td3: 28,
Kd3: Ke8, 29. a5 Kd7, 30. a6 Sd5, 31. Tall
Sa7 (auf 31. .. . Sf4: 32 Ke4 nebst 33. a7
geht ein Springer verloren), 32. g3 c6, 33,
Ta4 (Weiß beabsichtigt mit 34. c4 auch
den zweiten Springer zu deplazieren) 33....
Sb6, 34.Ta5 ^, 35, c4 Sbc8, 36. Tal (der
Turm strebt nach standesgemäßer Verwen-
dung) 36.-.. Sd6, 37. Kd4 Sdc8, 38. Kc5
Kc7 (38. . . . Sd6, ;39, Tdl), 39. Tel (nun
droht Te6 oder Te8) 39. . . . Sb6 (auf 39. . . .
Kd7 entscheidet dasVorgehen des t>Bauern),
40. Te7t Sd7t 41. Td7:t Kd7: 42. b5!
(nicht aber 42. Kb6 Sc8t 43. Kb7 Sdöf
44. Kb8 Sc4: 45. a7 Sb6, 46. Kb7 Sa8!
47. Ka8: Kc7 und der weiße König ist
patt) 42. . . . cb, 43. cb Sc8, 44. b6. Schw.
gibt auf.
Eine hervorragende Leistung.
[EID
Partie Nr. 61.
Großturnier zu Teplitz-Schönau 1922.
Weiß: Schwarz:
Rdti. Rubinstein,
1. el— e4 d7~d5
2. e4Xd5 Dd8Xd5
3. Sbl— c3 Dd5— a5
4. Sgl— f3 ....
Für energischer gilt 4. d4 (siehe
vorige Partie). Unseres Erachtens aber
bildet hier 4. h3 die beste Fortsetzung.
4. . . . . Sb8— c6
Von Rubinstein selbst im „Collijn"
empfohlen, doch wird in der vorliegenden
Partie das ganze System über den
Haufen geworfen.
Auf 4 Lg4 könnte 5. b4 unan-
genehm werden, z. B. 5. . . . Db4: 6. Tbl
nebst Tb7: bezw. 5. . . . Db6, 6. Sd5 Dd6
(6. . . . Dc6? 7. Lb5), 7. Se3 Lf3:? 8. Df3:
Db4: 9. Lc4 nebst 0-— 0 mit schönem
Angriff.
Am einfachsten und besten ist daher
4.... Sf6, z. B, Partie Mieses— MöHer,
Stockholm 1905: 5. Le2 (oder 5. d4 Lg4,
vgl. Anmerkung zum 4. Zuge von Schw.
in der vorigen Partie) 5. . . . Lg4, 6. 0—0
e6 (energischer wohl Sc6 nebst 0—0—0),
7. Sd4 Le2: 8. De2^ c6, 9. d3 Le7 mit
Gleichgewicht,
5. Lfl— b5! ....
317
Auf 5. Lc4 sowie 5. d4 kann 5
Lg4 folgen*
5. . . . . Lc8— d7
6. 0—0 e7— e6
An dieser Einsperrung des schwarzen
Damenläufers krankt die ganze Spiel-
anlage von Schwarz.
7. d2— d4 Lf8— b4
S. Ddl— d3 Lb4Xc3
> 9. b2Xc3 a7— a6
Treibt den Läufer beizeiten zurück,
um c3— c4 unmöglich zu machen, da
dieser Rippenstoß die Stellung der
schwarzen Dame (z. B. nach etwa 9. . . .
Sge7, 10- Ld2 a6, 11. c4! Db6, 12,
Lc6:) noch kläglicher gestalten würde:
10. Lb5— c4 Sg8— e7
11. Tal— bl Ta8— b8
Auf 11 0—0—0 würde der Reiter-
angriff 12. Sg5 Tdf8, 13. Se4 nebst Sc5
usw. gegen die schlecht geschützte
Königsstellung von Schwarz bald ent-
scheiden.
12. Sf3— g5! ....
Ein Zug, der in die Tiefe, Weite und
Breite wirkt: Er verhindert vorerst die
gegnerische Rochade, führt den Springer
auf bessere Felder und gewährt seiner
Dame Spielraum, z. B. das Feld gS. Im
Nu wird die Stellung von Schwarz kritisch,
12 Da5— f5
13. Dd3— g3! ....
Einleitung einer sehr schönen Opfer-
serie, die das Geheimnis der Stellung
restlos zur Lösung bringt. Gediegen
wäre übrigens auch die unblutige Fort-
setzung 13. Se4 mit gelegentlichem Sc5,
z. B. 13.... Sd5, 14. Ld2 Sf4, 15. Df3
Sh3t 16, Dh3: De4: 17. Ld3 Dd5, 18.
Dg3 zum Vorteil für Weiß.
13 Df5Xc2
Die Annahme des Bauernopfers ist
erzwungen, da Bc7 sonst nicht zu decken
wäre (13 Kd8, 14. Lf4),
14. Lc4— d3 Dc2Xc3
*) Gefährlicher auf 5, d4 ist Lf5.
In einer Klubturnierpartie Dr. Amberger-
Sprecher (München 1924), die nach 1. e4
Sc6, 2. Sf3 d5, 3. ed Dd5: 4. Sc3 Da5,
5. d4 Lf5, zu dieser Stellung gedieh,
folgte: 6. Lb5! (ergebnislos wäre 6. Ld2
e6, 7. Sb5 Db6, 8. a4 Sb4, 9. a5 Dc6)
6. . . . e6, 7. Se5 Lb4, 8. Ld2! (nachhaltiger
als 8. Lc6:t bc, 9. Ld2 [9. Df3 Dd5]
9. . . . Se7, 10. a3 Ld6 nebst event. Db6
mit fester Stellung) 8. . . . Se7?? (geboten
war 8. . . . Lc3:, doch bleibt Weiß auch
dann nach 9. Lc6:t bc, 10. Lc3: im
Stellungsvorteil), 9. Sc4, Aufgegeben.
Auf 14 Da2: wäre 15. Se4 über-
mächtig, z. B. 15.... 0—0? 16. Sf6t oder
15.,.. Sg6, 16. Dc7: oder 15.... Da5,
16, Dg7: und gewinnt,
15. Sg5Xf7! Se7— f5
Eine sinnreiche Riposte. Verderblich
wäre natürlich 15 — Kf7:? wegen 16. Lg6t
und auf 15.... Tf8 folgt 16. Sd6t Kd8,
17. Sb7:t Kc8, 18. La6: usw.
16. Ld3Xf5 Dc3Xg3
17. f2Xg3! 0-0
Nun ist 17.,.. Tf8 wegen 18. Lh7:
usw, nicht angängig und auch 17
Kh7: führt nach 18. Lh7:t! Ke7, 19. Lg6!
(schwächer 19. Lg5t Kd6) 19.... Sd4
(oder 19.... Kd6, 20. Lf4t Kd5, 21. Lc7:
mit Bauerngewinn oder 19 Kd8, 20.
Lg5t Kc8, 21. Tf7 Sd4: 22. Tg7: c5, 23.
Lf6 mit weißem Vorteil), 20. Tf7t Kd6,
21, La3t c5, 22. Lc5:t Kc5: 23. Td7:
usw. einen für Schwarz aussichtslosen
Endkampf herbei.
18. Lei— a3? ....
Am Scheideweg zwischen drei ver-
lockenden Fortsetzungen wählt Weiß
zwar nicht die schwächste (18. Ld3 Tf7:
19. Lh7:t Kf8, 20. La3t Se7, 21. Lg6
Tf6! mit genügenden Verteidigungsmitteln
für Schwarz), aber auch nicht die zwin-
gendste.
Wie der Turnierglossator Grünfeld,
dessen lichtvollen Ausführungen wir teil-
weise folgen, genau darlegt, war hier 18.
d5! der richtige Zug, z. B. 18.... Sd4,
19. de! Lb5 (oder 19.... Se6, 20. Se5
oder 19..., Sf5: 20.,edTf7: 21. Tb7:!
Td8, 22. Tc7: mit der Drohung Lg5), 20.
Tb4! Lfl: 21. Td4: Le2, 22. Th4 h6, 23.
Lb2! mit siegreichem Mattangriff oder
verhältnismäßig noch am besten: 18
ef, 19. de Lc6: 20. Se5 Le4, 21. Tb3 usw.
mit allen Prämissen des weißen Sieges.
Nach dem Textzuge hat der Gegner
Gelegenheit sich zu retten.
18 e4Xf5
Er kann freilich Wertverlust* nicht
vermeiden, denn auf 18 Tf7: gewinnt
19. Lh7:t
19. La3Xfö Kg8Xf7?
In trügerischer Hoffnung, dank der
ungleichen Läufer Remisaussichten zu
erlangen; nun wird aber bald der weiße
Liniendruck übermächtig. Geboten war
19 Kf8:, worauf das schwarze Spiel,
wie Grünfeld ausführt, ganz gut haltbar
wäre: 20. Se5 (am besten. Nach 20. Sg5
Sd4: 21. Sh7:t Ke7, sowie nach 20. d5
Kf7: 21. de Lc6: 22. Tf5:t KeO erhält
Schwarz Chancen, die den Wert über-
*) Oh, dieser Fremdwörterunfugl
318
werfen 0 20 Se5: 21. de Ke7, 22.
Tfcl c6, 23. Kf2 b5. Weiß muß noch
sehr behutsam zu Werke gehen, wenn
er etwas Greifbares erreichen will.
20. Lf8— a3
Ld7— e6
Natürlich nicht 20.... Scl4: wegen
21. Tbdl und auf 20.... b6 folgt 2i.
Tbcl Tc8, 22. Tfdl mit Lahmlegung
der um den schwachen Punkt c7
herumgruppierten Streitkräfte von Schwarz.
21. d4— d5! Le6Xd5
22. TflXf^t Kf7— e6
23. Tf5— f2 Sc6— a5
Schwarz hat gegen die Drohung 24.
Telf Kd7, 25. Td2 nichts Besseres (z. B.
23. . . . Lc4, 24. Tel f Kd5, 25. Tf5t Kd4,
26. Tf4t Kd3, 27. Tdl f Ke2, 28. Td7 mit
Läufergewinn, oder 23. . . . Se5, 24. Tel
Te8, 25. Tfe2 nebst Lb2 mit Springer-
gewinn, oder 23. . . . Le4, 24. Tel Kd5,
25. Lb2 Sd4, 26. Te4: usw. mit Ent-
scheidung).
24. Tbl— elf Ke6— d7
25. Tf2— f5 Kd7-c6
Auf 25 . . . c6 folgt Matt in zwei Zügen
durch 26. Te7t.
26. Tel—clf Sa5— c4
27. TclXc4tr Ld5Xc4
28. Tf5— cöf Kc6~-b6
29. Tc5Xc4 ....
Weiß hat zwar die Konfiskation
einer Figur in eleganter Weise durch-
geführt, doch besitzt Schwarz in seinem
Bauemdreizack am Damenflügel eine
nicht zu unterschätzende Rettungschance.
Der keineswegs leichte Schluß-teil der
Partie wird nun vom Anziehenden mit
vorbildlicher Technik behandelt. Eö
folgte noch: "
29. . . . Td8, 30. Tc2 Td5, 31. Kf2 c5,
32. Lb2 g6, 33. Ke3 Kc6, 34. Td2 Th5,
35. h3 c4 (es drohte g4), 36. Td4 b5, 37.
g4 Te5t 38. Te4 Td5, 39. Teöf Kc5 (ein
Bäuerlein muß daran glauben), 40. Ta6:
Td3t 41. Ke4 Kb4 (41. . . . Td2, 42. La3t
b4, 43. Ta5t nebst Lb4:), 42. Le5 Td2,
43. Lf4! Tdl (auf 43.... Tg2: folgt 44.
Kd4 mit unentrinnbarem Mattnetz. Eine;
hübsche Wendung!), 44. Ld6t Kc3, 45,
Tb6 Td4t 46. Ke5 Td2, 47. Tb5:Ta2:48,
Tb7 h5, 49. gh gh, 50. Ke4 Te2t (50. . . ,
Tg2: 51. LeSf mit Turmgewinn), 51. Kf3
Te6, 52. Lf4 h4, 53. Th7 Tc6, 54. Th4;
Kb2, 55. Le5t c3, 56. Te4 Ka2, 57. Lc3:
Tc3:t 58.Te3Tc8 (hier durfte Weiß ruhig
aufgeben, ohne damit der Weltgeschichte
irgend einen Schaden anzurichten), 59. g4
Kb2, 60. g5 Kc2, 61. h4 Kd2, 62. Te2t
Kd3, 63. Te7 Kd4, 64. g6 Kd5, 65. g7 Kd6,
66. Tel Tg8, 67. Tgl Ke6, 68. h5 Kf6, 69.
h6 Kf7, 70. Tg4 Ta8, 71. h? Ta3t 72,
Kf2 Ta2t 73. Kg3 Kf6, 74. g8D. Aufgegeben.
Nimzowitsch-Eröffnung.
Partie Nr. 62.
Meisterkampf zu Wien 192L
Weiß; Schwarz:
Euwe. Breyer.
1. e2— e4 Sb8— c6
Aus dem Kuriositätenkabinett des
Schachspiels entlehnt. Bei dieser Gelegen-
heit seien auch noch folgende bizarre Ant-
worten von Schwarz unter modernisiertem
Gesichtswinkel vorgeführt:
a) Partie Oskam-Maröczy, Rotterdam
1920: 1.... b6 („Fianchetto di Donna"),
2. d4 Lb7, 3. Ld3 e6 nebst Sf6, c5 usw.
Schwarz drückt auf den Punkt e4.
b) Partie Ed. Lasker-Capablanca, New-
York 1924: L . . . g6 („Fianchetto del Re"),
2. Sf3 („üblicher" 2. f4) Lg7, 3. Lc4 c5, 4.
0—0 Sc6, 5. c3 Db6. Schwarz drückt auf
den Punkt d4.
c) Partie Reti-Maröczy, Karlsbad 1923:
1 d6 (Winawer's Lieblingszug), 2. d4
e5 („üblicher" 2....Sd7), 3. de de, 4.Dd8:t
Kd8: 5. Le3 Le6, 6. Sd2 Sd7, 7. Lc4! mit
freierem Spiel.
2. Sbl— c3 • . . .
Besänftigungsstrategie! — Schärfer
geschah in einer Partie Dr. Treybal —
Nimzowitsch, Karlsbad 1923: 2. d4 d5
(ungünstiger 2. . . . e5), 3. e5 (nach-
haltiger als 3. ed Dd5: 4. Sf3 e5l oder
3. Sc3 de! 4. d5 Sb8! 5. Se4: e6) 3. . . . f6
(naheliegender ist 3. . , . Lf5, worauf Weiß
am besten mit 4. Se2 fortsetzt), 4. Sf3
(auf 4- f4 folgt nach Nimzowitsch^ Analyse
im Collijn'schen Lärobok: 4 Lf5, 5.
Sf3 e6, 6. Ld3 Le4! 7, c3 Dd7, 8. O-O Sh6,
9. De2 f5, 10- Le3 Le7, 11. Sbd2 0-0 mit
Gleichgewicht, wobei Schwarz entweder
mit Sd8, b6, Sb7, c5 am Damenflügel oder
mit Sf7, h6, Kh7, Tg8, g5 am Königsflügel
arbeiten kann. — Wirkungslos für Weiß
ist auch 4- Ld3 wegen 4. . . . g6) 4 Lg4,
5. Le2 (hiemit macht Weiß dem Gegner
einen Strich durch die Rechnung, da
319
die vorerwähnte Analyse nur 5. Lb5
Dd7 in Betracht zieht) 5- . . , e6, 6. ef Sf6:
7. c3 Ld6, 8. Lg5 Dd7, 9 Sbd2 und Schw,
sollte nun statt des schwächenden Manö-
vers: a... h6, 10. Lh4 g5, 11. Lg3 0-0-0
einfach mit 9 0-0 nebst Se7 usw, fort-
setzen.
In Betracht kommt an der Textstelle
2. SfS, um nach 2 e5 ins offene Spiel
bezw. nach 2,.., d5, 3. ed Dd5: 4. Sc3
Da5, 5. Lb5! in eine günstige Variante
der Skandinavischen Partie einzulenken
(vgl, Partie Nr. 61),
2 Sg8— f6
Schwarz strebt unentwegt nach aparten
Verwicklungen, statt mit 2 e5 ins
offene Fahrwasser der Wiener Partie über-
zugehen.
In einer Partie Maröczy-Nimzowitsch,
Karlsbad 1923, geschah übrigens 2. ., . e6,
3. d4 Lb4, 4. Le3 Sge7, 5. Dg4 0—0, 6.
Dh4 f5, 7. f3 d5, 8. e5 Sa5 mit beiderseits
barocken Entwickiungszielen, die jedoch
keineswegs zu Ungunsten von Schwarz
ausschlugen.
3. d2— d4 e7— e5
4. d4Xe5 ....
Nun wird Weiß wild und statt seiner-
seits mit 4. Sf3 ins schottische Vierspringer-
spiel einzulenken oder mit 4. d5 Se7! die
Mitte zu verrammeln, sucht er die geg-
nerische Spielanlage zu „widerlegen". —
Psychologisches Ringelspiel!
4 Sc6Xe5
5. f2— f4 Se5— c6
6. e4 — e5 ....
Die Neuerer gehen mit ihren Bauern
viel behutsamer zu Werke: In Betracht
kommt vorerst 6, Lc4.
6 Sf6— g8
7. Lfl— c4 d7— d6
Schwarz hat eine Idealstellung ä la
Steinitz erreicht und geht nun daran, den
vorgeschobenen Bauernposten von Weiß
zu eliminieren.
8. Sgl— f3 LcS— g4
9. 0—0 DdS— d7
10. Ddl— el 0—0—0
Die Eigenartigkeit der schwarzen
Partieanlage läßt nichts zu wünschen
übrig. Nun muß er aber' verschiedene
taktische Klippen umschiffen:
11. SfS— g5 d6Xe5
Eine feine Riposte,
12. Kgl— hl ....
Natürlich nicht 12, Sf7: wegen Dd4t
nebst Dc4:, in Betracht kommt aber ein-
fach 12. Lb3, z. B. 12. . . . f6, 13. Sf7 Sd4,
14. Sd8: Lcöf 15. Khl ef, 16. Lf4: bezw.
12.... Sd4, 13. fe Sh6, 14. Le3 Lc5, 15.
Khl The8, 16. Sf7: Sb3: 17. ab Le3: 18,
De3: Sf7: 19. Ta7:! usw. bezw. 12..,. Sh6,
13. fe. — Die Stellung ist sehr wild.
12 f7— f6
13. Sg5— f7 Sc8— a5!
14. Sf7Xd8 ....
In Frage kommt 14. Ld5, z. B. 14,... c6,
15. Sh8: cd, 16. fe mit der Drohung Dh4,
14. . , . , Sa5Xc4
15. Del— e4 Sc4— d6
16. De4— b4 , , . .
Weiß komponiert: Auf 16 DdS:
oder Kd8: soll nun 17. fe folgen, wobei
eine der gegnerischen Figuren: Sd6, Lg4
oder Lf8 daran glauben muß und auf
16. . . . Sh6 folgt gleichfalls 17, fe fe, 18,
Lg5 Le7, 19, Le7: De7: 20, Sb7:! oder
auch 20, Sf7! mit behauptetem Qualitäts-
gewinn. — Schwarz findet aber eine un-
merkliche Parade, die das ganze Kampf-
bild von Grund auf verändert.
16. .... Lf8— e7!!
17. f4Xe5 f6Xe5
18. Sd8Xb7 ....
Diese eigentliche Pointe der weißen
Angriffskombination erweist sich als un-
genügend. Bessere Chancen bot wohl
18. Sc6! bc, 17. Da5 usw.
18 Sd6Xb7
19. Tfl— f8t Le7Xfö
20. Db4Xf8t Dd7— d8!
Ungenügend wäre 20 Sd8, 21. Lg5
h6, 22, Ld8: DdS: 23, Dg7: Sf6, 24. Se4! mit
Rückeroberung der Figur.
21. Df8Xg7 Sg8— f6
Pariert alles,
22. Lei— g5 Th8— g8
Entscheidend. (23. Df6: Tg5:!). Schw,
behauptet die Mehrfigur und siegt in
pikanter Weise.
23. Dg7— h6 Tg8— g6
24. Dh6— h4 Sb7— d6
Eilt seinem Bruder zu Hilfe.
25. Tal— fl Sd6— f5
26. Dh4Xg4 Sf6Xg4
27. Lg5Xd8 Sg4— e3!
Endlich darf Schwarz aufatmen.
28. Tfl— f3 Kc8Xd8
29. h2— h3 Tg6— g3
30. Tf3Xg3 Sf5Xg3t
Weiß gibt auf.
Die prickelnd-originelle und dabei
tief durchdachte Spielweise des Nach-
ziehenden rief damals unter allen Zu-
schauern große Begeisterung hervor.
Der tote Breyer
(1893— 192L)
Breyer ist tot, sein Geist aber wirkt lebendiger denn jef
Etwas Prophetisches lag in seinem Bh'ck und etwas Fieberhaftes in
seinem Wirken. Ein zweiter Charousek, strebte er jedoch auch dort nach
Tiefe, wo sein genialer Landsmann
hauptsächüch nur durch Schärfe
brilliert hatte.
Rastlos suchten jedenfalls die
Beiden nach neuen, erlösenden
Methoden, und darf daher ohne
Übertreibung der tote Breyer zu
den ganz Großen der Schachzunft
mitgezählt werden!
Seine strategischen Konzep-
tionen, wie zum Beispiel das un-
erbittliche Zernierungssystem im
Damenbauerspiel (vergleichePartie
Breyer— Leonhardt, Berlin 1920)
oder seine sinnreiche Durchsetzung
des sizilianischen Fianchettos (Par-
tie Kostitsch — Breyer, Göteborg
1920), ferner seine rätselhaft an-
mutenden Eröffnungszüge (ver-
gleiche die antisizilianische Partie
Breyer-Bogoljubow, Berlin 1920),
nicht zuletzt aber auch seine
gediegen vorbereiteten Prachtkom-
binationen (Partie Breyer — Dr.
Tarrasch, Mannheim 1914) tragen insgesamt einen unverkennbaren Stempel
schöpferischen Geistes und bieten daher dem Studierenden eine Fülle
wertvoller Anregungen und ungeahnter Schachsensationen.
Ewigkeitswerte oder Vergänglichkeitsglanz? . . . Jedenfalls hat der
ungarische Jungmeister auf dem, wenn auch engen, schachtheoretischen
Gebiete sehr befruchtend gewirkt, dabei aber auch als Turnierkämpe,
Blindlingsspieler und Schachanalytiker Erstrangiges geleistet.
Kein Wunder also, daß der tote Breyer, der auch in persönlicher
Beziehung durch seinen edlen und bescheidenen Charakter allen, die ihn
kannten, unvergeßlich bleibt, zur symbolischen Figur des Neuen Schachs
wurde. Fürwahr geziemt ihm wie auch den anderen Feuergeistern höchstes
Lob, denn sie alle sind und bleiben:
— Wahrheitssucher!
Gyula Breyer.
II. Teil.
Geschlossene Spiele.
Wir haben im I. Teil des Buches (und insbesondere bei den Königsspringer-
Spielen) mit dem eröffnungsanalytischen Variantenraum nicht gespart und die
einzelnen Partien sozusagen zu kleinen Monographien über die betreffenden
Eröffnungen ausgestaltet, da es sehr schade ist, daß gerade diese, zum klaren
und scharfen Denken erziehenden Spielweisen dem ernsten Turnierspiel immer
mehr entrücken. — Dem Leser bleibt es ja übrigens überlassen, den theoretischen
„Ballast" des I. Teiles entweder mutig zu überwältigen oder flüchtig durchzusehen,
oder endlich überhaupt zu übergehen! —
Unsere Hauptaufgabe bei der Durchleuchtung der geschlossenen Spiele wird
nun sein, den Geist der Eröffnungsanlage zu erfassen und die Grundlinien der
positionsgemäßen Entwicklung ins richtige Licht zu rücken. Weg. mit den Einzel-
heiten! Kaleidoskopartig sollen die besten Schöpfungen des Damenbauerngeistes
an uns vorüberziehen, um sich erst dann zu einem abgerundeten und übersichtlichen
Ganzen zu verschmelzen.
Dr. S. G. Tartakower; Die hypeiTnoderne Schachpartie.
Leidenswege einer modernen Eröffnung.
(Aufblühen, Verfall und Wiedererstarken des abgelehnten Damengambits).
Seit Dezennien bildet das Damengambit aus Gründen der polizeilichen
Ordnung und Sicherheit die beliebteste Turniereröffnung und bleibt daher mit der
Geschichte der internationalen Schachkämpfe aufs innigste verknüpft.
Blicken wir auf das Weltmeisterschaftsturnier zu Hastings 1895 zurück, dessen
Bedeutung für die Aufzwingung des neuen, wissenschaftlichen Schachs wir bereits
im Vorwort gewürdigt haben. Daß der damals 23-jährige Pillsbury vor Lasker,
Tarrasch, Steinitz, Tschigorin und so vielen anderen Koryphäen als homo novus den
Sieg davontrug, verdankte er bekanntlich nicht nur seiner Genialität allein, sondern
auch, und vielleicht sogar insbesondere, seiner epochemachenden „Erfindung": —
dem berühmten Pillsbury'schen Angriffsmanöver Se5, f4, Df3 nebst Dh3, Tf3 usw.,
wodurch er seine Gegner mit unfehlbarer Sicherheit mattsetzte, wie ihm dies
zum Beispiel in seiner großartigen Partie gegen Dr. Tarrasch im 52. Zuge knapp vor
Torschluß gelang!
Bis dahin galt ja das Damengambit als eine recht zweischneidige, eher für
den Nachziehenden günstige Spielweise, da die schwarze Bauernmasse am Damen-
flügel (durch b6, c5, c4 gefolgt von a6, b5 usw.) ins Rollen zu kommen drohte, nun
avancierte es aber mit einem Schlag zu der „Ideal-Eröffnung", die jedes Schachkind
mit garantiertem Erfolg bloß nachzuahmen brauchte: Bequemer Entwicklungsplan
der Figuren! Korrekter Aufbau der Sturmstellung! Langanhaltende schöne Angriffs-
chancen am Königsflügel bei voller Sicherheit der eigenen Armee — wer konnte
solchen Lockungen widerstehen und bei einem ernsten Kampfe etv/as anderes als
1. d2— d4 ziehen?!?
In der Regel handelte es sich dabei um die mit 2 e6 und 3 Sf6
eingeleitete, sogenannte orthodoxe Verteidigung, die allein den Anziehenden vor
schwierige Aufgaben zu stellen schien, während der Symmetrieversuch von Schwarz
durch 3 c5 (Dr. Tarrasch's Verteidigung), beziehungsweise das Aufgeben jedweden
Haltes im Zentrum durch 2 de (angenommenes Damengambit) von jeher durch
ihren Mangel an Siegeswillen wenig befriedigen konnten. — Mehr, ja zuviel Ehrgeiz
wies dagegen 2. . . . e5 (Albin's Gegengambit) auf, dessen Opferspiel etwas verdächtig
aussah und dessen Möglichkeit übrigens Weiß durch eine einfache Zugumstellung
(2. Sf3 statt 2. c4) verhindern konnte.
Jedenfalls war nunmehr der Nachziehende unablässig daran, irgend ein wirk-
sames Gegengift zu erfinden, denn sobald nur der menschliche Geist die Gefahr er-
kennt, sucht er sofort nach deren Abwehr! Unter den zahlreichen diesbezüglichen
Versuchen wollen wir insbesondere das Lasker'sche Entfesselungsmanöver (mit Le7,
0—0 und Se4) sowie den Pillsbury'schen Gegenausfall (mit Sbd7, c6 und Da5)
erwähnen, deren Verwicklungen Weiß am besten durch die rascheste Entspannung
im Zentrum (c4Xd5) meistert.
Außerhalb der orthodoxen Verteidigung stehend, hat in neuester Zeit die
slavische Verteidigung: 2 c6 das heiße Bemühen belohnt, dem sich die
genialen Russen Tschigorin, Alapin und Aljechin bei der Durchforschung dieser
Spielweise unterzogen hatten.* Freilich kann Weiß auch hier durch den Vereinfachungs-
zug 3, cd den Elan des Nachziehenden zur Abkühlung bringen.
Eine Umgehung statt der Lösung der Frage bedeutet schließlich die
indische Entgegnung 1 Sf6, deren Licht- und Schattenseiten in einem
späteren Kapitel zur Besprechung gelangen werden.
Für unternehmende Geister blieb nach wie vor die streng orthodoxe Ver-
teidigung (mit b6, Lb7, c5 usw.) das beste Mittel, um auch als Nachziehender,
trotz oder richtiger gesagt dank der schwierigen Stellung, Gewinnchancen zu
behalten. Als Beispiel dafür mag die wertvolle Partie Schlechter— Teichmann,
*) Sehr anerkennenswert ist dabei auch, wie Dr. Tarrasch in seiner aufschluß-
reichen Monographie „Die Verteidigung des Damengambits" (Gouda 1924) hervor-
hebt, die Tätigkeit der tschechischen Matadore Duras, Dr. Treybal und Hromadka,
weshalb uns die oben gewählte Benennung als die gerechteste erscheint.
- 323 -
Ostende 1906, gelten, wo Schwarz durch Te8 nebst Sf8 eine starke Defensiv-
stellung aufbaute, dann den lästigen Druck in der Mitte durch den Ausfall
Se4 auflöste und im Endspiel durch seine Bauernmajorität am Damenflügel gewann.
Indessen ließ sich aber auch die Angriffspartei nicht entmutigen, sondern
suchte nach neuen Angriffswegen, deren einer in der Verbindung des Blackburne-
Pillsbury'schen Idealzuges 7. Tel (vgl. unten) mit dem Marshall'schen Manöver Dc2
gefunden wurde.
Sehr inhaltsvoll ist in dieser Beziehung die 17-zügige Remispartie
Aljechin — Capablanca, London 1922 (siehe Partie Nr. 63a), die zwar
wegen ihrer Kürze viel kritisiert und verschrien wurde, für den Kenner aber trotz
der scheinbaren Passivität von größter Dynamik erfüllt ist und sogar die Quintessenz
unseres damaligen Schachwissens darstellt, wobei sie auch die intuitive Kunst
Capablanca's zeigt, in den schwierigsten Stellungen den Vereinfachungsfaden nicht
zu verlieren: Aljechin wendet in diesem denkwürdigen Rencontre ein ihm als außer-
ordentlich stark bekanntes Blockierungssystem an (13. Dd3), das jedoch vom Welt-
meister mit der ihm eigenen Leichtigkeit und Grazie (13 c5!) abgeschüttelt wird!
Selbstredend blieb das Wissen auch seitdem nicht stehen, es wurden beider-
seits neue Finessen, neue Pointen, neue Verstärkungen gefunden (so z. B. die
Zwischenzüge 8 a6, beziehungsweise 9. a3), jedenfalls wurde aber durch die vor-
erwähnte Partie viel gelernt, viel angeregt und viel neues Hoffen für Schwarz
ermöglicht. . . . •
Bevor wir zum praktischen Teil übergehen, wollen wir also die einleitenden
„Normalzüge" des abgelehnten Damengambits vom Standpunkt des einheitlichen
Partieaufbaues rekapitulieren:
1. d2— d4 d7— d5
Schwarz sieht dem sich eventuell entspinnenden Zentrumskampf mit ruhigem
Gewissen entgegen.
2. c2— c4 ....
Das berüchtigte Pseudo-Gambit !
2 e7— e6
Von dem großen Theoretiker Jaenisch in seiner „Analyse Nouvelle" (1843) als
die beste Entgegnung empfohlen. Schwarz faßt schon hier den tiefen Plan, die Ver-
wegenheit des weißen Bauernvorstoßes durch initiatives Gegenspiel zu brandmarken,
während die Gambitannahme 2 de nur die weiße Entwicklung fördern und der
Defensivzug 2 c6 nach dem einfachen Abtausch 3. cd cd den Anzugsvorteil
prolongieren würde.
3. Sbl— c3 Sg8— f6
Auch jetzt vermeidet es Schwarz, durch Vereinfachungs- bezw. Abwartungs-
züge (wie 3 c5, 3 de, 3 a6, 3 c6 usw.) dem Gegner die Initiative
kampflos zu überlassen.
Mag der Textzug auch seine, in der nächsten Anmerkung skizzierten Schatten-
seiten haben, so ist eben das Damengambit eine Eröffnung, die sich nur
mit zweischneidigen Zügen günstig verteidigen läßt!
4. Lei— g5 ....
Hiemit wird der ganzen Spielanlage der allgemeine Charakter einer
Fesselungspartie aufgedrückt. Diese Strategie ist zwar sehr beliebt und
wird auch in vielen anderen Eröffnungen gerne angewandt (Spanisch! Französisch!),
hat aber immerhin den Nachteil, dem Gegner das Abschüttelungsziel klar vorzu-
zeichnen. ~ Wegen 4. Sfß nebst späterem Lf4, vgl. Partie Nr. 82, wo auch
zwei andere Methoden (4. Lif4, bezw. ganz zurückhaltend 4. e3, um zunächst Ld3
nebst e3— e4 durchzudrücken) besprochen werden.
4 Lf8— e7
Oder auch die Zugumstellung SbdT nebst Le7. Wegen des Pillsbury'schen
Emanzipierungsversuches Sbd7 nebst c6 und Da5, siehe Partie Nr. 80.
5. e2— e3 ....
Vielleicht etwas präziser als zuerst 5. Sf3, doch wird beides ohne Unter-
scheidung gebraucht, wie denn überhaupt in den geschlossenen Eröffnungen die
Reihenfolge der Züge oft keine Rolle spielt.
- 324 -
5 Sb8— d7
Wenig ästhetisch, dafür aber gesund. — Wegen des Lasker'schen Ausfalls 0-0
nebst Se4, siehe Partie 72 a.
e.sgi— f3 ....
Weiß setzt seine Figurenentwicklung in ruhigem Stile fort, was schon daraus
hervorgeht, daß die Textstellung auch aus anderen, ganz normal verlaufenden Eröffnungen
wie z. B. Zukertort [1. Sf3 Sf6, 2. d4 d5]. Indisch [1. d4 Sf6, 2. Sf3 d5], Damenbauer
[1. d4 d5, 2. Sf3 Sf6] usw. entstehen kann. ^
Als verfrüht gilt der Zernierungsversuch 6. c5 (event. nach vorherigem 6. a3 a6)
und auch ein anderer Steinitz'scher Vorschlag, hier oder in den beiden nächsten
Zügen mittels Db3 das Schwergewicht des Kampfes auf den linken Flügel zu ver-
legen, hat wenig Anhänger (vgl. Anmerkungen zum 7. und 8. Zuge von Weiß in der
Partie Nr. 66). Versucht wurde ferner bereits an der Textstelle 6. Dc2.
6 0—0
7. Tal— cl ....
Es handelt sich für Weiß darum, nicht nur einen guten oder einen
praktisch empfehlenswerten, sondern den philosophisch rich-
tigsten Zug zu finden, als welcher sich eben das Textmanöver präsentiert, da es
alle Bedingungen der Zeit, des Raumes und der Masse zu erfüllen sucht!
In zeitlicher Beziehung soll jedenfalls das Tempo Lfl— d3Xc4 erspart
werden, was dagegen z. B. nach 7. Ld3 de, 8. Lc4: usw. nicht der Fall wäre, obwohl dieser
Tempoverlust im praktischen Spiel durch die damit verbundene Entwurzelung des
schwarzen Zentrums kompensiert werden kann.
In räumlicher Beziehung vervollständigt das Textmanöver die Idee des
2. Zuges von Weiß, wobei der starke Liniendruck auf der c-Linie schon dadurch
zum Ausdruck gelangt, daß die gegnerische Symmetriearbeit verhindert wurde
(7. . . . c5? 8. cd ed, 9. de Sc5: 10. Lf6: Lf6: 11. Sd5: mit weißem Vorteil), was dagegen z. B.
nach 7. Dc2 c5! 8. Tdl Da5 usw. nicht der Fall wäre, obwohl auch diese letztere
Wendung manche praktische Chance gewährt. (Näheres siehe Partie Nr. 75.)
In dynamischer Beziehung endlich wird der Aufmarsch der weißen
Armee planmäßig fortgesetzt, was z. B. bei 7. Db3 oder 7. c5 nicht der Fall wäre,
da jede frühzeitige Einzelaktion die Einheitlichkeit des strategischen Gedankens
zerstört.
7 c7— c6
Wohl die logischeste Entgegnung, um die bedrohliche Wirkung des weißen
Damenturmes (Punkt c7!) beizeiten einzudampfen. Wegen anderer Züge (7 a6,
7 Te8, 7 b6) siehe den praktischen Teil. In allen Fällen weist aber die
schwarze Zangenstellung krampfhafte Momente auf, deren Überwindung schleunigst
erfolgen muß, da sonst der Brandherd am Damenflügel nicht mehr lokalisiert
werden könnte. Mag auch der Befreiungsvorstoß im Zentrum (e6— e5) unter normalen
Verhältnissen kaum durchzuführen sein, um so emsiger pflegt Schwarz den Durch-
bruch am Damenflügel (c6--c5) vorzubereiten.
8. Ddl-c2 ....
An der Textstelle in der Partie Rubinstein—Capablanca, Petersburg 1914, zum
ersten Male angewendet, beginnt dieser positioneil angehauchte Zug den Angriffsab-
sichten von Weiß taktischen Ausdruck zu verleihen.
Es entspinnen sich nunmehr erbitterte Kämpfe. ...
Abgelehntes Damengambit.
Capa's Entlastungssystem.
Partie Nr. 63.
Beratungskampf in Budapest 1921.
Aljechin, Sämisch, Bogofjubow, Grün-
Steiner, Tartakower, feld,Kostitsch,Sterk,
V. Vajda. v. Abonyi.
1. d2— d4 d7-~d5
2. Sgl— f3 Sg8— f6
3. c2— c4 e7— e6
4. Sbl— c3 Sb8— d7
5. Lcl—gö Lf8— e7
6. e2~"e3 0—0
7. Tal— cl ' c7— c6
8. Ddl— c2 d5Xc4
Von Capablanca mit Vorliebe ange-
wendet. — Wegen anderer Verteidigungs-
systeme, die hauptsächlich darauf abzielen,
das Tempo Lfl— d3Xc4 zu gewinnen,
siehe Partien Nr. 66 bis 72.
9. LflXc4 Sf6— d5
10. Lg5Xe7
Vereinfachungsstrategie! — In einer
schneidigen Partie Kostitsch— Grünfeld,
Budapest 1921, geschah in ähnlicher Stel-
lung mit Erfolg 10. Lf4. — Sehr „en
vogue" ist die von Aljechin eingeführte
Neuerung 10. Se4, worauf weder 10 h6,
11. Le7: De7: 12. 0—0 Sd5-f6, 13. LbS!
(Partie Teichmann — Kostitsch, Teplitz-
Schönau 1922) noch 10.... Daöf 11. Ke2
Te8, 12. Thdl Sd7-b6, 13. Lb3 Dböf
14. Dd4 Dd3:t 15. Td3: (Partie Aljechin-
Muffang, Margate 1923) bezw. 11. . . . Lg5:
12. Sfg5: Sd5— f6, 13. a3 Se4: 14. Se4:
DhSf 15. f3 (Partie Becker— Wagner,
Bremen 1924) für Schwarz ganz befriedi-
Pend zu sein scheint (vgl. hiezu auch
artie Nr. 65).
10 Dd8Xe7
11. 0-0 Sd5Xc3
Wegen 11 b6 ? siehe nächste Partie.
12. Dc2Xc3! ....
Wenn 12. bc, so 12. . . . e6— e5 mit
Befreiung.
12 b7— b6
13. Dc3--d3 ....
Schachmodernismus! — Schablonen-
haft geschah in einer Partie Kostitsch—
Capablanca: 13. Tfdl, worauf Schwarz
mit 13. . . . Lb7 rasch zur Gegeninitiative
gelangte.
Auch 13. e3— e4 führte in einer Partie
Marshall — Capablanca, New -York 1918,
nach 13.... Lb7, 14. Tfel TfdS, 15. d5
Sc5! (schwächer geschah in einer früheren
Partie desselben Turniers Kostitsch-Capa-
blanca: 15.... Sf8, worauf 16. Db3 vor-
teilhaft folgen konnte), 16. de De6:
(schärfer 16. . . . fe), 17. Sd4 De5! 18. Sc6:
Dc3: 19. Tc3: Td2! zu einer sehr unbe-
quemen Stellung für Weiß, die bestenfalls
Remis ermöglicht.
13 Tf8— d8
Droht gelegentlich Sc5, erweist sich
aber als ein Schlag ins Wasser, da sich
die weiße D der Drohung sanft ent-
zieht.*)
14. Dd3~e2! a7— a6
Beginn einer Reihe notgedrungener
Schwächungen auf den beiden Flügeln.**)
15. Lc4— d3 Lc8— b7
16. Ld3— e4 Ta8— c8
17. Sf3— d2! e6— e5 '
18. Sd2--c4 e5Xd4
19. e3Xd4 g7— g6
20. Tfl— el De7— f7
21. Le4— f3! Kg8— f8
Ganz schlecht für Schwarz wäre
21. . . . Te8, 22. De8:t Te8: 23. Te8:t Kg7,
24. Se5 usw. sowie auch 21.... Dd4: 22.
Tedl nebst Sd6.
22. De2— d2 Kf8— g8
23. Tel— e4! Td8— e8
24. Te4— f4 Df6— e7
25. g2— g3! a6— a5
Vorbereitung eines sinnreichen Gegen-
spieles.
*) 63 a. — Ganz unbefangen und ver-
hältnismäßig noch am besten geschah im
Londoner Renkonter Aljechin-Capablanca:
13. . . . c6— c5, 14. La6 La6: 15. Da6: cd,
16. Sd4: (schneidiger wäre 16. ed) 16
Sc5, 17. Db5. Remis! (Vergleiche darüber
den vorstehenden Aufsatz).
**) 63b. — Daß aber hier, nach dem
vorhergegangenen Turmzug, der Bauern-
vorstoß c6— c5 ein entscheidender Fehler
ist, bewies folgende Partie Bogoljubow—
Dr. Tarrasch, Hastings 1922: 14. . . . c6-c5,
15. Lb5! cd, 16. Sd4: (nun gewinnt Weiß
durch die Drohung Sc6 das entscheidende
Tempo zur Besetzung der c-Basis) 16
Lb7, 17. Tc7 Tab8, 18. Tfcl Ld5, 19. Sc6.
Aufgegeben.
- 326
26. Tf4— h4 Lb7— a6
27. Dd2— h6! Sd7— f8
28. Sc4— e3 ....
Ein Hereinfall wäre 28. Sb6:? wegen
28. . . . Delf nebst Matt in 3 Zügen.
28 c6— c5
29. Th4— e4 De7— f6
Stellung nach dem 29. Zuge von Schwarz.
Es reift zur Krise.
30. SeS— g4!! Df6— d6
Nicht 30. . . . Df3: wegen 31. Tf4 DbT
(bezw. 31. . . . Dc6, 32. SfGf Kh8, 33. Sh7:
Sh7: 34. Tf7: usw.), 32. Sföf Kh8, 33. Tf4
drohend Th4, und auch nicht 30. . . . Dg7
wegen 31. Te8: Te8: 32. Df4 Te7, 33.
Sf6t Kh8, 34. d5 mit entscheidendem
Stellungsvorteil.
31. d4Xc5! b6Xc5
32. Dh6— g5 ....
Natürlich nicht 32. Tdl? wegen 32....
Te4:! und Schwarz gewinnt.
32 Te8Xe4?
Hochgradige Zeitnot, doch bliebe Weiß
auch nach etwa 32.... Sd7, 33. TeSif
Te8: 34. Tdl De7, 35. h4! usw. bezw.
(am besten) 32. . . . Kg7, 33. Te8: Te8:
34. h4! Le2, 35. Le2: Te2: 36. Dc5: Dc5:
37. Jc5: Tb2: 38. Ta5: usw. im Besitz
eines genügenden Siegespfandes.
33. Sg4— h6t
Schwarz gibt auf, da seine D ver-
loren geht.
Die Partie ist durch ihre zielbewußte
Unterminierungsarbeit am Damenflügel im
Zusammenhang mit den taktischen Beun-
ruhigungen am Königsflügel bemerkens-
wert.
Parte Nr. 64.
Großturnier
ZU London 1922.
Capablanca
Dr. Vidmar.
[Des
Weltmei
sters Glanzleistung!]
1.
d2-
-d4
d7-
-d5
2.
Sgl-
-f3
Sg8-
-f6
3. c2— c4
4. Sbl— c3
5. Lei— g5
6. e2— e3
7. Tal— cl
8. Ddl— c2
9. LflXc4
10. Lg5Xe7
11. 0-0
e7— e6
Lf8— e7
Sb8— d7
0—0
c7— c6
d5Xc4
Sf6Xcl5
Dd8Xe7
b7— b6?
Erweist sich als fatal, da Weiß alsbald
zu einem massiven Druck auf der c-Linie
gelangt. Geboten ist, wie in der vorigen
Partie geschah, der Springerabtausch.
12, Sc3Xd5 c6Xci5
Nunmehr erzwungen, da auf 12.... ed,
13. Ld3 mit Doppelangriff gegen die
Punkte h7 und c6 erfolgen würde.
13. Lc4— d3 h7— h6
14. Dc4— c7! De7— b4
Ein gewaltsamer Befreiungsversuch,
da alle anderen Züge (wie Dd8, Te8 oder
a6) wenig befriedigen.
Stellung nach dem 14. Zuge von Schwarz.
15. a2— a3!! ....
Eine außerordentlich tiefe Konzeption,
die den Weltmeister als großartigen
Schachbrett -Virtuosen offenbart.
15 Db4— a4
Nach einem halbstündigen Nachdenken
erkennt Dr. Vidmar, daß 15. . . . Db2: wegen
16. Tbl!! Da3: 17. Lb5! De7 (oder 17....
Sf6, 18 Tal nebst Tfbl), 18. Se5! f6
(oder 18.... Dd8, 19. Dc6 SeS: 20. Da8:
S beliebig, 21. Da7:), 19. Sg6! Dd8, 20.
Tfcl Dc7: 21. Tc7: Tf7, 22. Tbcl Kh7,
23. Tc8: Tc8: 24. Tc8: Kg6: 25. Tc7 S
beliebig, 26. Le8 zum leichten Gewinn
für Weiß führen würde.
16. h2— h3 ....
Neuerlich grandios orchestriert: Trotz
der Vollbesetzung des Brettes, hat Schw.
keine guten Züge zur Verfügung und be-
findet sich sozusagen im „strategischen
Zugzwang".
327 -
16 Sd7— f6
17. Sf3— e5 Lc8— d7
Oder auch 17. . . . La6, 18. b3! Da5,
19. Sc6 mit Katastrophe.
18. Ld3— c2 Da4— b5
19. aS— a4 Db5Xb2
20. Se5Xd7 ....
Hypertrophie der Berechnungskraft:
Mit dem gewiß näherliegenden Zuge 20.
Thl war eine glatte Figur zu gewinnen.
20. .... TaS— c8
21. Dc7--b7! ....
Die Pointe. Nach 21. Sf6:t gf, 22.
DgSf Kh8 usw. würde Schwarz seine Figur
zurückerobern, während er jetzt um eine
Qualität ärmer wird.
21 Sf6Xd7
22. Lc2— h7t! Kg8Xh7
23. TclXc8 Tf8Xc8
24. Db7Xc8 ....
Der Rest ist Sache der Technik. Es
folgte: 24. . . . Sf6, 25. Tel! (25. Db7 Se4,
26. Df7: Sd2 mit Spiel) 25. . . . Db4, 26.
Dc2t KgS, 27. Dc6 Da3, 28. Da8t Kh7,
29. Tc7 Da4: 30. Tf7: Ddlf 31. Kh2 Dh5,
32. Da7: Dg6, 33. Tf8 Df5, 34. Tf7 Dg6,
35. Tb7 Se4, 36. Da2 e5, 37. Dd5: ed, 38.
Tb8 Sf6, 39. Dd4: Df5, 40. Tb6: Df2: 41.
Dd3t Kg8, 42. Tb8. Aufgegeben.
{HD
Partie Nr. 65.
[Alt-Englische Eröffnung, ins Damengambit
übergehend].
Großturnier zu London 1922.
Aljechin. Yates.
1. c2— c4 Sg8— f6
2. d2— d4 e7— e6
3. Sgl--f3 d7— d5
4. Sbl— c3 Lf8— e7
5. Lei— g5 0—0
6. e2— e3 Sb8— d7
7. Tal— cl c7— c6
8. Ddl— c2 Tf8— e8
Im Zusammenhang mit dem später
gewählten Capablanca'schen System
erweist sich diese Turmaufstellung als
unzweckmäßig.
9. Lfl— d3 d5Xc4
10. Ld3Xc4 Sf6— d5
11. Sc3— e4 ....
Eine >ron den neuen Angriffsideen,
an welchen Aljechin so überaus reich ist!
11. ... . f7— f5
Führt eine böse Schwächung der
Bauernlage herbei. Wegen anderer Mög-
lichkeiten (11.... h6, 11.... Da5t bezw,
11.... Lb4t) siehe Anmerkung zum 10.
Zuge von Weiß in der Partie Nr. 63.
12. Lg5Xe7 Dd8Xe7
13. Se4— d2 b7— b5
Nun wird auch der linke Bauern-
flügel von Schwarz bedenklich schwach.
14. Lc4Xd5
c6Xd5
15. 0—0
a7— a5
16. Sd2-b3
a5 — a4
17. Sb3-~c5
Sd7Xc5
18. Dc2Xc5!
De7Xc5
19. TclXc5
b5— b4
20. Tfl— cl
Le8— a6
21. Sf3— e5!
....
Die Hohe Warte.
21
Te8— b8
22. f2— f3
b4— b3
23. a2— a3
h7— h6
24. Kgl— f2
, , . .
Beginn einer
großangelegten Königs-
Wanderung, die
im Caro-Kann-Spiel
Dr. Tarrasch— Re1
ti (Partie Nr. 56) ein
bemerkenswertes Seitenstück findet.
24
Kg8— h7
25. h2— h4
Tb8— f8
26. Kf2--g3
Tf8— b8
Schwarz ist,
wie man sieht, zu
voller Passivität verurteilt.
27. Tc5— c7 '
La6— b5
28. Tel— c5
Lb5— a6
29. Te5— c6
Tb8— e8
30. Kg3— f4
Kh7— g8
31. h4— h5
La6-fl
32. g2-g3
Lfl— a6
33. Te7— f7
Kg8— h7
34. Te6— e7
Te8— g8
35. Se5— d7
Kh7— h8
36. Sd7-f6!
Tg8~-f8
Stellung nach dem 36. Zuge von Schw.
Es folgt ein schöner Schlußeffekt:
- 328 -
37. Tf7Xg7!
38. Kf4— e5!
Tf8Xf6
Schwarz gibt auf.
Aljechin's kr i stal 1 en e s Spiel in
dieser Partie ist über jedes Lob erhaben.
OED
Der Kampf ums Tempo!
Partie Nr.
66.
Großturnier
zu
Karlsbad 1923.
Grünfeld.
Aljechin.
1. d2— d4
Sg8-f6
2. Sgl— f3
e7— e6
3. c2— c4
d7— d5
4. Sbl— c3
Lf8— e7
5. Lei— g5
Sb8— d7
6, e2— e3
0-0
7. Tal— cl
. . . .
Im Sinne des einleitenden Aufsatzes
als der „philosophisch beste" Zug zu
betrachten. Wegen 7. Dc2 und 7. Ld3,
siehe Partien 75 bis 78. Bei dieser Ge-
legenheit sei aber auch der von Steinitz
mit großer Zähigkeit immer wieder auf-
genommene Damenausfall (6. oder) 7.
Db3 zu erwähnen, dessen Hauptidee ist,
das Schwergewicht der Operationen auf
den linken Flügel zu beschränken. (Vgl.
XVII. [letzte] Revanchepartie Steinitz—
Dr. Lasker, Moskau 1897: 7.... c6, 8.
Ld3 [8. Tel Se4!] 8. . . . de, 9. Lc4: b5,
10. Le2 a6, 11. a4 b4, 12. Sbl c5, 13.
Sbd2 c5, 14. a5 cd, 15. ed Sd5 usw.
mit zweischneidigem Spiel).
7 • c7— c6
8. Ddl— c2 ....
Auf das nunmehrige 8. Db3, was
Dr. Claparede in der „Deutschen Schach-
zeitung" ex 1924 vorschlägt, wird von
Hongrefe im selben Blatt 8 Se4
(z. B. 9. Le7: De7: nebst event. e6— e5)
als befriedigende Entgegnung empfohlen.
Wegen 8. Ld3, siehe Partie Nr. 79.
8. .... a7— a6
Bereitet in aller Stille die Gegen-
aktion 9.... de, 10. Lc4: b5, 11. Ld3 c5
vor und gilt nunmehr als das Beste.
Folgende drei Verteidigungssysteme wären
hier außerdem zu erwähnen:
I.
Auf (vorheriges) 8. . . . h6 folgte in
einer Partie Aljechin— Teichmann, Karls-
bad 1923: 9. Lf4! (energischer als 9. Lh4,
worauf nach 9.... Te8, 10. Ld3 de, 11.
Lc4: ungefähr die Textstellung [ohne a3
bezw. a6] entsteht und nun nach
Marechal 11.... Sd5, 12. Le7: De7: 13.
a3 [oder 13. 0—0] Sc3: 14. Dc3: e5! 15.
Se5: Se5: 16. de De5: 17. De5: Te5: 18.
Ke2 usw. zum vollen Ausgleich führt).
9 TeS (in einer Partie Grünfeld-
Brinkmann, Frankfurt am Main 1923,
geschah sofort 9.... de, 10. Lc4: a6, 11.
0-0 b5, 12. Le2 Lb7, 13. Tfdl Db6! 14.
Se5 Tac8, 15. Lf3 c5 mit etwa gleichem
Spiel).
10. Ld3! (viel nachhaltiger als 10. c5
Da5, 11. Ld3 Sh5 mit Gegenspiel: Partie
Sämisch— Teichmann, Teplitz 1922).
10.... de, 11. Lc4: b5, 12. Ld3 a6,
13. a4 Lb7, 14. 0-0. Weiß steht überlegen.
II.
Schwerfällig ist auch 8.... Te8, 9.
Ld3! (oder auch die Zwischenzüge: 9. a3
a6 [9.... h6, 10. Lf4 Sf8, 11. c5! Partie
Grünfeld-Hilse, Franfurt a/M. 1923, bezw.
9.... de, lU. Lc4: Sd5, 11. Se4 h6, 12.
Le7: De7: 13. La2. Partie Vukovic—
Exner, Raab 1924], 10. Lh4 h6, 11. Ld3
[also doch!] 11.... de, 12. Lc4: b5, 13.
La2 c5, 14. 0-0 mit ungefähr gleichen
Chancen: Partie Reti— Teichmann, Karls-
bad 1923).
9 h6! (Die Lage ist schwierig.*
Verfrüht geschah in der historischen
Partie Rubinstein— Capablanca, Peters-
burg 1914, sofort 9 de mit der Folge
10. Lc4: b5 [10. . . . Sd5, 11. Se4], 11. Ld3
a6, 12. Se5! Lb7, 13. Sd7: Dd7: 14. Lf6:
Lf6: 15. Lh7:t Kh8, woraufhin Weiß
mit dem von Malkin angegebenen Zug
16. Se4! sein Übergewicht sicherstellen
konnte).
10. Lh4 (oder schärfer: 10. Lf4 de,
11. Lc4: a6, 12. 0—0 c5, 13. Tfdl b5, 14.
de! mit Vorteil: Partie Renaud— Muffang,
Nizza 1923).
10 de, il. Lc4: b5 (die sogenannte
Teplitz-Schönauer Verteidigung, die sich
übrigens an eine Idee des genialen
russischen Eröffnungskünstlers Dr. O. S.
Bernstein anlehnt. — Auf 11 Sd5
geschah nunmehr in einer Partie
Aljechin— Thomas, Hastings 1922: 12.
Lg3! Sc3: 13. bc b6, 14. 0-0 Lb7, 15.
Tfdl Dc8, 16. De2 a5, 17. Ld3 b5, 18.
Sd2 Dd8, 19. Df3 Ta7, 20. Se4 mit
Stellungsvorteil für Weiß).
*) Hier sei folgende Warnungspartie
zitiert, deren Schlußwendung sich in dieser
Variante immer wieder einzustellen
droht! Burger— Hündorf er (München 1924):
9.... Sf8, 10. 0-0 Sf6— d7, 11. Lf4 f6?
12. cd ed, 13. Sd5:!! cd, 14. Lc7.
Aufgegeben. (Damenfang!)
329
IZ Ld3 (vielleicht 12. Le2I)
12.... Lb7, 13. 0—0 a6 (Partie
Johner— Spielmann, Teplitz 1922), worauf
jetzt nach Kostitsch am besten 14. Lf6:
Sf6: 15. Se4 geschieht.
III.
Auf den interessanten Ausfall 8
Se4, was in einer Partie Grünfeld— Wolf,
Mährisch-Ostrau 1923, erfolgte, hat zwar
9. Le7: De7: 10. Ld3 (nicht 10. Se4 de,
11. De4: wegen Db4t) 10.... Sc3: 11.
bc (sehr in Betracht kommt 11. Dc3:*
Nicht aber 11. LhTrf Kh8, 12. bc f5, 13.
Lg6 Df6, 14. Lh5 g6! mit Figurgewinn für
Schwarz) 11.,.. de, 12.Lc4:b6, 13.0— 0Lb7,
1 4. Ld3 g6, 1 5. Sd2 c5 nichts ergeben, dagegen
halten wir die schwarze Stonewall-Lage
nach 9. Lf4l f5, 10. Se5 g5? 1 1. Sd7: Ld7: 12.
Le5 usw. für etwas gefährdet.
i/a Si^ tiö • • • •
Wegen 9. a4, siehe Partie Nr. 69
und wegen 9. c5? Partie Nr. 70. — Nach
Maröczy kommt ferner als Versuch der
Tempoersparnis 9. h3 (z. B. 9 Ld6,
10. c5 Lc7, 11. Lf4!) sehr in Betracht,
während andere Autoritäten (z. B. Dr. v.
Claparede) das nunmehrige 9. Ld3 lob-
preisen. —
Am besten und einfachsten ist
aber wohl die sogenannte Karlsbader
Fortsetzung: 9. cd ed, 10. Ld3, z. B,
Partie Grünfeld-Bernstein, Karlsbad 1923:
10 TeS, 11. 0—0 SfS (amüsant wäre
neuerlich 11.... h6, 12. Lf4 Sh5? 13.
Sd5:! cd? 14. Lc7 mit Damenfang), 12.
h3 (Abwartungsstrategie. Schärfer ist
aber 12. Tbl. — In einer Partie Bogo-
Ijubow— Yates, New-York 1924, geschah
übrigens 12. a3 mit der Folge: 12
Sg6, 13. Se5 Sg4, 14. Le7: De7: 15. Sg6:
hg, 16. h3 Sh6, 17. Se2 usw.) 12. . . . Se4,
13. Lf4 Sc3: 14. bc Ld6, 15. Ld6: Dd6:
16. c4! mit Stellungsvorteil für Weiß, oder
*) Vergleiche 2. Matchpartie Becker-
Wagner (Hamburg 1924): 11. Dc3:! de,
12. Lc4: b6 (12.... c5, 13. Lb5), 13. 0-0
(noch energischer sofort 13. Le2!) Lb7,
14. Le2 c5 (14.... Tc8, 15. b4 c5, 16. de
bc, 17. b5!), 15. Tfdl (15. Da3 e5!) cd?
(entscheidender Raumfehler. In einer
Partie Pokorny— Selesniew, Mährisch-
Ostrau 1923, geschah mit Zugumstellung
15.... TfdS, 16. Da3 DfS, 17. Da4 cd, 18.
Td4:Sc5, 19.Ddl De7 Remis), 16. Dc7! Ld5
(16.... Tbc8, 17.Td4:! Tbc8 [17.... Tfc8,
18.Td7:Df6,19.Db8:Tb8:20.Tb7:],18.Td7:
Df6, 19. Db7: Tel : 20. Lfl Db2: 21.Da7:Db5,
22. Sd2 bezw. 21.... Tfc8, 22. g3), 17-
Td4: f5, 18. Se5 Tac8 (erzwungen), 19.
Dc8: Tc8: 20. Tc8:t SfS, 21. Lb5 Lb7
(zäheren Widerstand bot Db7), 22. TeS
Dc7, 23. TddS. Aufgegeben.
auch Partie Maröczy— Spielmann, ibid.:
10.... h6, 11. Lh4 TeS, 12. 0-0 Se4, 13.
Le7: De7: 14. Tfel. Weiß steht jedenfalls
freier, wobei die schwarze Bauernlage
Blößen aufweist (Punkte a5, b6 und c5!)
9 h7— h6
Interessant geschah in einer Partie
Aljechin— Chajes, Karlsbad 1923: 9....
TeS, 10. h3 b5, 11. c5 Sh5, 12. Lf4 Sf4:
13. ef und es gelang Aljechin erst im
64. Zuge, den amerikanischen Riesen
entscheidend zu zernieren.
10. Lg5— h4 Tf8— e8!
Ein für die Sicherheit des schwarzen
Königs in dieser Variante sehr wichtiger
Zwischenzug (vgl. die beiden nächsten
Partien).
IL Lfl— d3 d5Xc4
Schwarz hat also im Tempokampf
etwas länger ausgehalten!
12. Ld3Xc4 b7— b5
Jedenfalls initiativer als das
Capablanca'sche System (12 Sd5).
13. Lc4— a2 c6— c5
14. Tel— dl ....
Zeitverlust. Besser ist wohl 14. de.
.14 c5Xd4
15. Sf3Xd4 ....
Schärfer, wenn auch zweischneidiger,
ist hier 15. ed.
15 Dd8— b6
16. La2— bl LcS— b7!
17. 0-0 ....
Mit dem verlockenden Dreinschlagen
17. Sdb5:!? würde Weiß nach 17....
Dc6! (nicht aber 17 ab wegen 18.
Td7:), 18. Sd4 Dg2: usw. nichts Rechtes
erreichen.
Durch die überraschende Roulade
seines letzten Zuges hat also Schwarz
die Eröffnungsschwierigkeiten überstanden
und geht alsbald zur Gegeninitiative
über (vgl. seinen 24. Zug).
17 TaS— c8
18. Dc2— d2 Sd7— e5!
19. Lh4Xf6 Le7Xf6
20. Dd2— c2 g7— g6
21. Dc2— e2 Se5— c4
22. Lbl— e4 Lf6— g7
Nicht 22. . . . Sa3: wegen 23. Df3!
23. Le4— b7 Db6Xb7
24. Tdl— cl e6— e5!
25. Sd4— bS e5— e4
26. Sb3— d4 Te8— d8
27. Tfl— dl Sc4— e5
-- 330-
28. Sc3— a2 Se5— d3
29. TclXcS Db7Xc8
30. f2— f3? ....
Besser war jedenfalls 30. Sc3, wenn
auch dann die schwarze Stellung vorzu-
zuziehen wäre.
Stellung nach dem 30. Züge von Weiß,
Es folgt die Katastrophe:
30. . . , . Td8Xd4ff
3L f3Xe4 ....
Oder 3L ed Ld4:t 32. Kfl Sf4 und
gewinnt.
31 Sd3--f4!
32. e3Xf4 Dc8"-c4!f
Der Schlüssel der Kombination:
Weiß muß mindestens eine Figur ver-
lieren,
33. De2Xc4 TdSXdlt
34. Dc4— fl Lg7— d4t
Weiß gibt aui
Partie Nr. 67.
Großturnier zu Wien 1922.
Grünfeld.
1. d2— d4
2. Sgl— f3
3. c2— c4
4 Sbl— g3
5. Lei— g5
6. e2— e3
7. Tal— cl
8. Ddl— c2
9- a2— a3
10, Lg5— h4
Maröczy.
Sg8— f6
d7— d5
e7— e6
Lf8— e7
0—0
Sb8— d7
c7— c6 .
a7— a6
h7— h6
d5 X c4?
Geboten ist bei dieser Spielwendung
(mit b7— b5) zunächst der Tempozug
10 Te8, wie dies in der vordemon-
strierten Partie Grünfeld— Aljechin richtig
erfolgte-
IL LfIXc4 b7— b5
12. Lc4— a2! Lc8— b7
Auch nach 12. . . . c5, 13. de Lc5: 14-
Lbl Db6, 15. Tdl! (statt 15. 0—0, Partie
Rubinstein— Siegheim, Hastings 1922)
bleibt Weiß im VorteiL
13. La2— bl Tf8-e8
14. Sf3— e5 Sd7— f8
Gespen&terfurcht, Mit dem sofortigen
Vorstoß 14. . . . c6— c5 konnte Schwarz-
den Gegner vor viel schwierigere Auf-
gaben stellen,
15. 0—0 c6— c5
Etwas besser wäre 15 Tc8, Die
Folge spielt der östeireichische Vorkämpfer
in großem Stil.
16. d4Xc5 Le7Xc5
17. Tfl— dl Dd8~-c7
18. Se5— g4 Ta8— c8
Zweckmäßiger wäre zunächst 18
Teds, um die Rückzugsstraße des Königs
möglichst freizumachen.
19. Lh4Xf6 g7Xf6
Stellung nach dem 19. Zuge von Schw,
mtimtL&km
Es folgt ein Triumph der Logik?
20. Tdl---d7!!
2L Sg4Xf6t
22. Sf6Xd7
23. Dc2— h7t
24. Lbl— e4
25. Dh7— hOf
26. Sc3Xe4
27. Dh6— g5t
28. Tel— dl
29. Dg5— g6
30. h2— h4
31. Dg6— h5
32. Se4— d6
Dc7Xd7
Kg8-g7
Sf8Xd7
Kg7— f8
Lb7Xe4
Kf8— g8
Lc5— f8
Lf8-g7
f7— f6
Te8— 18
Sd7— e5
Tc8— c4
Schwarz gibt auf.
azH]
Grünfeld.
Grünfeld ist ein Echt-Wiener-Kind. Müßig wäre es, darüberzu debattieren^
ob seine auf Sicherheit und Folgerichtigkeit bedachte Kampfweise dem
Typus Schlechter's, dessen Grazie freilich unnachahmlich war, entspricht,
oder (wie Dr. Lasker in einem Moskauer Interview feststellte) viel eher
an die eherne Kunst von Max Weiß erinnert. — An Schlechter hat man
übrigens hauptsächlich wegen dessen persönlicher Eigenschaften der Beschei-
denheit sowie der Liebenswürdigkeit gedacht, welche Qualitäten auch beim
derzeitigen Österreichischen Vor-
kämpfer trotz seines jugendlichen
Alters(1896 geboren) bereits in hohem
Grade hervortreten.
Nemo propheta in patria. Bedau-
erlich ist es wohl, daß Grünfeld's
glänzende Schachlaufbahn gerade auf
dem Wiener Boden wenig Nährwert
findet Er, der gleich bei seinem
ersten internationalen Auftreten (Bu-
dapest 1921) beinahe schon die
Spitze erklomm und auch bei seinen
späteren Beteiligungen in England
(Margate 1923), Deutschland (Frank-
furt a/M. 1923) und Italien (Meran
1924) große Triumphe einheimste,
erlebt gerade in seiner Heimatstadt
schmerzliche Niederlagen. Der Wiener
braucht eben ein breites Betätigungs-
feld, um seine Talente in vollem Maße
erstrahlen zu lassen!
Jedenfalls istGrünfeld anerkannter-
maßen der erste Wissenschaftler
des hypermodernen Schach-
gedankens, was auch in seinen
bewunderungswürdigen schachlitera-
rischen Leistungen (vgl. insbesondere
das von ihm glossierte Teplitz-Schönauer Kongreßbuch!) zum Ausdruck
kommt. Sehr lehrreich ist dabei der Umstand, daß gerade zur ersten Zeit
seiner Entwicklung, als Grünfeld sich bloß auf sein Gedächtnis verließ
und die ersten 10 bis 20 Züge seiner Turnierpartien in 2 Minuten zu
absolvieren pflegte, er von der gesamten Schachwelt für den besten Er-
öffnungskenner gehalten wurde, während wir damals im Gegenteil gerade
das Eröffnungsstadium als seine schwächste Seite bezeichneten, da ein
solches Herunterspielen memorierter Varianten ohne jedwedes Vertiefen in
die Geheimnisse der Stellung zur Oberflächlichkeit und geistigen Ab-
hängigkeit führen mußte. — Glücklicherweise hat aber Grünfeld unsere
Mahnworte beherzigt und bald darauf seine Taktik geändert, was auch
Ernst Grünfeid.
- 332 -
sofort segensreiche Folgen hatte, indem sein schöpferischer Geist auf vielen
Gebieten der neuesten Schachtheorie (man denke nur an die sogenannte
„Grünfeld-Verteidigung" im indischen Damenbauerspiel!) sehr befruchtend
wirkte. Hiermit wurde auch die Reti'sche Hypothese glänzend widerlegt,
daß Grünfeld sich nur deshalb seinen „Variantenkoffer" angeschafft hatte,
da er sich im Anlegen der Partie schwach und unselbständig fühlte. Viel
eher war sich Grünfeld seines gewaltigen Methodensinnes so sehr bewußt,
daß er — ähnlich wie der altdeutsche Held Dietrich von Bern — den
Feueratem seiner Eröffnungsideen meiden zu müssen glaubte!
Die Schachkunst aber braucht neue geistige Ströme und auch die
Schachwelt ist jederzeit gerne bereit, ihre Sympathien allen wahrhaft
Würdigen zuzuwenden. An die Person Grünfeld's, dessen schachliche
Entwicklungsmöglichkeiten bei weitem noch nicht erschöpft sind, darf
das neuzeitliche Schach die kühnsten Hoffnungen knüpfen!
„Vor Grünfeld habe ich Achtung", sagte Dr. Lasker in seinem vor-
erwähnten Interview.
Also: Achtung vor Grünfeld!
— 333
Partie Nr. 68.
Großturnier zu Karlsbad 1923.
Bogoljübow. Reti.
1. d2— d4 d7— d5
2. Sgl— f3 Sg8— f6
3. c2— c4 e7— e6
4. Sbl— c3 Lf8— e7
5. Lei— g5 Sb8— d7
6. e2— e3 0—0
'7. Tal— cl c7— c6
8. a2— a3 a7— a6
9. Ddl— c2 ....
Nachhaltiger als die sofortige Preis-
gabe des Tempos durch 9. Ld3 de, 10. Lc4:
b5, 11. Ld3 (schärfer 11. Le2) 11.... c5!
(die sogenannte Teplitz-Schönauer Vari-
ante!), 12. De2 LbT, 13. 0-0 Tc8 mit Aus-
gleich (Partie Johner— Teichmann, Teplitz
1922).
9. .... Tf8— e8
Auch in der vorliegenden Partie er-
weist sich dieser gratis erfolgende Turm-
zug als von höchstem Nutzen.
10. Lfl— d3
11. Ld3Xc4
12. Lc4— a2
13. d4Xc5
Besser ist 13.
d5Xc4
57— b5
c6 — c5
0-0.
13.
14.
15.
16.
17.
0—0
Sf3— d4
f2— f3
La2— bl
Sd7Xc5
Lc8— b7
Ta8--c8
Dd8— b6
h7— h6!
20.
21.
22.
Eine unerschrockene Wendung.
18. Lg5Xf6 Le7Xf6
19. Dc2— h7t Kg8— f8
Tel— dl Te8— d8
Kgl— hl Kf8— e7
Se3— e2 Td8— h8
Schwarz vermeidet wohlweislich die
Falle des letzten Springerzuges von Weiß:
Der Damenfangversuch 22. . . . Le4, 23. Le4:
Th8 würde an 24. Sföf! scheitern.
23. Dh7— c2 a6— a5
b2— b4 a5Xb4
a3Xb4 Se5— a4
Schwarz ist nunmehr am Ruder.
26. De2— d2 Th8— d8
Lbl— d3 g7— g6!
12- f4 ....
Auf 28. Sb5: gewinnt Sb2.
24.
25.
27.
28.
28 Lb7— d5!
29. Ld3Xb5 ....
Ein durch die gedrückte Lage wohl
erklärlicher Versuch, sein Spiel durch
eine leichte materielle Einbuße (Qualität
für 1 Bauer) einigermaßen zu befreien.
29.
Lf6Xd4
30.
Se2Xd4
Sa4-e3!
31.
Lb5— d3
Se3Xdl
32.
TflXdl
Te8— a8
33.
Dd2— el
Ta8— a2
Stellung nach dem 33. Zuge von Schwarz.
Reti komponiert (vgl. seinen 36. Zug).
Del— h4t Ke7— f8!
Dh4Xh6t Kf8— g8
Tdl-gl
Das Läuferopfer auf g6 würde nur
einige (Rache-) Schachs ergeben, da der
schwarze K bis nach b8 entschlüpft.
34.
35.
36.
36
37.
38.
Ld5Xg2t!
Ta2— al f
Db6— b7t
TglXg2
Tg2-gl
Weiß gibt auf.
Erhebendes Beispiel einer erfolg-
reichen Verteidigung des gefürchteten Da-
mengambits!
nun
Partie Nr. 69.
Großturnier zu Karlsbad 1923.
Aljechin.
1. d2— d4
2. e2— e4
3. Sgl— f3
4. Lei— g5
5. e2— e3
6. Sbl— e3
7. Tal— cl
8. Ddl— e2
9. a2— a4
Rubinstein.
d7— d5
e7— e6
Sg8— f6
Sb8— d7
Lf8— e7
0—0 ^
e7— e6
a7— a6
- 334 -
Vertauschte Rollen! Der schneidige
Textzug wurde von Rubinstein selbst in
einer vorherigen Partie gegen Aljechin,
Hastings 1922 (und zwar unter Einschaltung
der Züge h7— h6 und Lg5— h4) mit gutem
moralischen Erfolg angewandt.
9 . . . . Tf8— e8
10. Lfl— d3 ....
Interessant ist nach Maröczy 10, Lh4,
um im Tempokampf (nach 10.... de, 11.
Lc4:) möglichst durchzuhalten, bezw.
nach 10. .. . Sh5, 11. Le7: De7: 12. cd ed,
13. Le2 usw. die Unterminierung des
schwarzen Damenflügels (mittels b2-b4-b5)
zu inszenieren.
10 d5Xc4
11. Ld3Xc4 Sf6— d5
12. Lg5— f4 ....
Scharf, vielleicht sogar etwas zu scharf
gespielt. Solider ist jedenfalls 12. LeT:
[In der vorerwähnten Partie Rubinstein—
Aljechin konnte dagegen, dank des ein-
geschalteten Treibzuges h7— h6, auf den
später erfolgten Ausfall Sf6— d5 einfach
und gediegen Lh4— g3 geschehen].
12 Sd5Xf4
13. e3Xf4 c6— c5!
Ein guter Befreiungszug.
14. d4Xc5 Dd8— c7
15. 0—0! Dc7Xf4
16. Sc3— e4 Sd7Xc5
Ja, wenn im Schach kein Wahlrecht
wäre! Vom Bestreben geleitet, sein Läufer-
paar zu behalten, trifft Rubinstein nicht
das Richtige. Viel besser war 16 Lc5:
z. B. 17. Ld3 Le7 bezw. 17. Sc5: Sc5:
bezw. endlich 17, Seg5 h6! mit guten
Verteidigungschancen. Nach dem Textzug
führt Aljechin in glänzender Weise den
Beweis für die Korrektheit seines Bauern-
opfers.
17. Se4Xc5 Le7Xc5
18. Lc4— d3 b7— b6
19. Ld3Xh7t Kg8— h8
Vielleicht war 19. . . . Kf8 aussichts-
reicher.
20. Lh7— e4 Ta8— a7
Der entscheidende Fehler. Viel zähere
Verteidigung bot 20. . . . Tb8.
21. b2— b4! Lc5— f8
Das Einzige (21. . . . Lb4:? 22. Dc8:!).
22. Dc2— c6 Ta7— d7
23. g2— g3! Df4— b8
Die a n d e r e Verlustvariante wäre:
23.... Dd6, 24. Tfdl! (zwingender als
etwa 24. Dc4) 24. . . . Ddl :f (nicht 24. . . .
Dc6: wegen 25. Lc6: Tdlif 26. Tdl: Te7,
27. Td8), 25. Tdl: Tdl:t 26. Kg2 Ted8,
27. Db6: mit entscheidendem Endspiel-
vorteil für Weiß.
24. Sf3— g5! ....
Einleitung des Schlußangriffs. Weiß
droht 25. Sf7:t.
24 Te8— d8
Stellung nach dem 24. Zuge von Schwarz.
25. Le4— g6!! ....
Prachtvoll gespielt. Auf 25.... Lb7
folgt 26. Dc4 Td4, 27. Sf7:t und auf
25. . . . fg entscheidet 26. De4 Lb4: (26. . . .
Td4: 27. Dg6:), 27. Dh4t Kg8, 28. Dh7t Kf8,
29. Dh8t Ke7, 30. Dg7:t Ke8, 31. Dg8t Lf8,
32. Dg6:t nebst Matt im nächsten Zuge.
25 Db7— e7
Rettet vor Matt auf Kosten der Qualität.
26. Sg5Xf7t Td7Xf7
27. Lg6Xf7 De5— f5
28. Tfl— dl! Td8Xdl
29. Tel X dl Df5Xf7
30. Dc6Xc8 Kh8— h7
31. Dc8Xa6 Df7— f3
32. Da6— d3t Schw. gibt auf.
Aljechin's Gewitterschach!
ÜHD
Partie Nr. 70.
Großturnier zu Teplitz-Schönau 1922.
Reti. Wolf.
[Erster Schönheitspreis!]
1. d2— d4 d7— d5
2. c2— c4 * e7— e6
3. Sbl— c3 Sg8— f6
4. Lei— g5 Lf8— e7
5. e2— e3 0—0
6. Sgl— 13 Sb8— d7
7. Tal— el e7— e6
Hier wäre 7 a6 noch verfrüht, da
Weiß darauf mit 8. c4— c5! dieZernierung
wirksam einleiten kann, ohne deren
Sprengung befürchten zu müssen, z. B.:
8. . . . e6— e5, 9. de Sg4, 10. Le7: De7: 11.
Sd5: mit Bauerngewinn oder Partie
Aljechin — Bogoljubow, Hastings 1922:
8 c6, 9, b4! (Breyer! Schwächer geschah
335
in der Partie zwischen den Textgegnern
in Pistyan 1922: 9. LdS, da darauf, wie
im Text, der Gegenstoß 9 e5 sehr gut
folgen könnte) 9.... Sg4, 10. Lf4g5, IL Lg3
Sg3: 12. hg f5^ 13. g4! usw. mit ausge-
sprochenem Stellungsvorteil für Weiß.
8. Ddl— c2 a7— a6
9. c4 — c5 . » . .
Jetzt dagegen erweist sich dieser
Vorstoß als kraftlos, da Schw. einen so-
fortigen Durchbruch in der Mitte vornehmen
kann, womit er die Spiele mindestens zum
Ausgleich bringt.
9 e6~e5!
10. d4Xe5 Sf6— g4
Greift beide Bauern (c5 und e5) an.
Viel schwächer wäre Se8 wegen 11. h4!
11. Lg5Xe7 ....
Um den c-Bauern zu behalten. Auf
11. Lf4 folgt zunächst 11.... f6.
11 Dd8Xe7
12. Sc3— a4 TfS— eS!
Eine wichtige Verstärkung der Linien-
wirkung.
13. Lfl— d3 ....
Weiß muß endlich seinen Rochade-
flügel zu entwickeln trachten, da auf 13.
h3 Sge5: 14. Sd4! Sf8 (in Betracht kommt
auch 14.... Dg5, 15. f4 DgSf 16. Df2
Df2:t 17. Kf2: Sg6 mit etwa gleichem
Spiel. Sehr zweischneidig ist ferner der
Durchstoß am Damenflügel: 14 b5,
15. cb Db4t usw.), 15. Sb6 Tb8, 16. ScB:
TecS: (nicht TbcS: wegen 17. Sf5 nebst
Sd6), 17. Le2, was Grünfeld im Turnier-
buch angibt, Schwarz mit etwa 17.... Se6,
18. 0—0 Sd4: 19. ed Sg6 usw., ein sehr
leidliches Spiel erhält (Bd4 — Schwäche!)
Solider war immerhin 13. Le2.
13. .... h7— h6
Fehlerhaft wäre 13. . . . Sf8 wegen 14.
Sb6 Tb8, 15. Sc8: Tc8: 16. Lf5 usw.
14. Sf3— d4 ....
Hier (und auch noch im nächsten
Zuge) war wohl 14. 0—0 vorzuziehen,
obzwar Schwarz daraufhin mittels 14. . . .
Sde5: 15. Sd4 (nicht aber 15, Se5: De5:
16. g3 Dh5 bezw. 15. Lf5 Sf3:t 16. gf
Sh2:! usw.) 15.... Dh4, 16. h3 Sd3: 17.
Dd3: Se5 usw. ein sehr chancenreiches
Angriffsspiel behält.
14 Sd7Xe5!
15. Sa4— b6 ....
Vergleiche vorige Anmerkung (15.
0—0). — Der Textzug jagt einer Fata
Ajorgana nach, was vom Gegner durch
eme Reihe wunderhübscher Opfer-
wendungen demonstriert wird.
Stellung nach den 15. Zuge von Weiß:
I^IBI „:,..,#
^-r^-^M
iMim
^ ^4 W^y äL ■■
m MMM m
15. .... Sg4Xf2!!
16. Ld3— h7t ....
Um zunächst den L zu retten. —
Auf 16. Kf2: entscheidet 16. . . . Sg4t
17. Kel (bezw. 17. Kg3 De5t 18. Kh4
Dg5t nebst Se3:t) 17..., De3:t 18. Se2
(oder 18. Le2 Df2t nebst Dd4:t) 18....
Lfoü 19, Lf5: (19, Tdl Df2t 20. Kd2
Te2:t!) 19.... Df2t 20, Kd2 Te2:t
21, Kc3 Dc5:t und gewinnt. [Grünfeld
im Turnierbuch.]
16 KgS— hS
17. 0—0 Sf2— g4!
Die Preisgabe des Ta8 bildet die
eigentliche Pointe des Simultan -Opfers
von Schwarz.
18. Sb6Xa8 Erzwungen. Sg4Xe3
19. Dc2— e2 ....
Oder 19. Dbl Sfl: 20.Tfl:Dc5: bezw,
20. Kfl: g6 zum Vorteil von Schwarz,
19 Se3Xfl
20. Lh7— bl SflXh2!
Lauter Problemzüge! (Wenn darauf
21. Kh2:, so Dh4t nebst Dd4:).
21. Sa8— b6 Se5— f3t !
Das fünfte Opfer von Schwarz, nach
welchem die feindliche Hauptarmee in
Brüche geht, — Unpräzis wäre Shg4.
22. g2Xf3 ....
Auf 22. Khl entscheidet am einfachsten
22,... Sd4: 23. De7: Te7: 24. Sc8: Tc7!
und Schwarz behält drei Bauern mehr.
22 De7— g5t
23. KglXh2 ....
Trostlos wäre 23. Dg2 Dcl:t 24,
Kh2: Df4t nebst Dd4: mit Qualität und
drei Bauern mehr für Schwarz.
23 Te8Xe2t
24. Sd4Xe2 Dg5— e5t
Pointe der Schlußkombination. Die
Dame greift indirekt drei Figuren an. —
Weiß vergaß hier aufzugeben. Es folgte
noch: 25. Sg3 Db2:t 26. Tc2 Dbl: 27.
Te2 Le6, 28. f4 g6, 29. Sa8 h5, 30. Sc7
h4, 31. Shl Dd3, 32. Tf2 Lf5. Weiß gibt auf
336
Eine In theoretischer wie in prak-
tischer Hinsicht gleich hervorragende
Partie. — Nachstehend sei der als schlauer
Praktiker allseits gefürchtete Wolf (ohne
Schafpelz!) bildlich vorgeführt:
Heinrich Wolf.
nun
Partie Nr. 71.
Großturnier zu Göteborg 1920.
Rubinstein. Maröczy.
1. d2— d4 Sg8— f6
2. Sgl— f3 d7— d5
3. c2— c4 e7— e6
4. Lei— g5 Lf8— e7
5. e2— e3 Sb8— d7
6. Sbl— c3 0—0
7. Tal— cl TfS- eS
Ergibt eine schwerfällige Verteidigung,
wobei der Turm keine rechte Verwendung
findet. Zweckmäßiger ist also wohl
7. . . . c6.
8. Ddl— c2 ....
Der seit 1914 eingebürgerte Mode-
zug des orthodoxen Damengambits!
Früher setzte man einfach mit 8. Ld3
fort, worauf Schwarz meistens das
Janowsky'sche System 8 de nebst
a7— a6 anzuwenden pflegte.
8. . . . . d5Xc4
Erweist sich als verfrüht. — Die
Textstellung kam auch in zwei Match-
partien Capablanca— Lasker vor, die
folgenden Verlauf nahmen:
a) XI. Matchpartie: 8.... c6, 9. Ld3
de, 10. Lc4: Sd5, 11. Le7: (noch schärfer
ist 11. Se4. Vgl. unsere Anmerkung II
zum 8. Zuge von Schwarz in der Partie
Nr. 66) 11.... Te7: (logischer ist De7:),
12. 0—0 Sf8, 13. Tfdl Ld7, 14. e4 Sb6,
15. Lfl! Tc8, 16. b4 Le8, 17. Db3 usw.
Die Manöver des Kubaners zeichneten
sich durch eine solche Kraft aus, daß er
den Gegner im 49. Zuge mattzusetzen und
ihm auch das Geständnis abzuzwingen
vermochte: „Capablanca ist gehämmerte
Zweckmäßigkeit im Schach !".
b) XIII. Matchpartie: 8.... h6, 9. Lh4
(9. Lf4!) c5, 10. cd Sd5: 11. Le7; Se7:
usw. Die steigende Vereinfachung der
Stellung führte bereits im 23. Zuge zum
Remis. —
c) Verschiedentlich wurde auch die
Frage des sofortigen Vorstosses 8 c5
ventiliert, welcher Zug jedoch mit großen
Gefahren verbunden zu sein scheint.*)
9, LflXc4 g7— c5
10. 0-0 c5Xd4
11. Sf3Xd4 a7— a6
Besser ist ll....Se5, 12. Ld3 (b3)
Ld7, 13. Tfdl Db6 — Nach dem Textzug
beginnt Schwarz immer mehr an Atem-
beschwerden zu leiden.
12. Tfl— dl Dd8— a5
13. Lg5— h4 Sd7— e5
14. Lc4— e2 Se5— g6
Zuviel des Herumtreibens!
*) 71a. — Kläglich verlief folgende
Partie Reti— Maröczy, Berlin 1920: 8....
c5, 9. cd ed (9.... Sd5: 10. Sd5: Lg5:
11. Sg5: und gewinnt), 10. de (oder auch
Partie Reti— Yates, Karlsbad 1923: 10.
Lf6: Sf6: 11. de Da5, 12. Ld3 Dc5: 13.
0—0 mit weißem Vorteil) 10.... Sc5: 11.
Tdl ! (mit 11. Lb5 Tf8 bezw. 11. Le2 Le6,
12. 0-0 Tc8 würde Weiß nichts erreichen)
11.... Da5 (besser Le6), 12. Lb5! (nun
rächt sich die Stellung des Königsturmes
von Schwarz) 12.... TdS, 13. 0—0 Lg4
(etwas besser war 13. . . . Le6, doch kommt
Weiß auch dann mit 14. Sd4 in Vorteil),
14. b4! Db4: 15. Td4 Da5, 16. Tg4: Tc8,
17. Lf6: Se4 (helle Verzweiflung), 18.
Tg7;t Kf8, 19. Ld4. Aufgegeben.
337
Statt des Textzuges war mit etwa
14.... Ld7, 15. SbS Dc7, 16. Lf6: Lf6: 17.
Sd5 Dc2: 18. Sföif gf, 19. Tc2: Lc6 eine
ziemliche Vereinfachung, bezw. mit 16.
Dbl Lc6 eine ziemliche Konsolidierung
der Stellung anzustreben.
15. Lh4— g3 e6— e5
Ein Befreiungsversuch.
16. Sd4— b3 Da5— c7
17. Dc2— bl! , Dc7— b8
Es drohte Sc3—b5—c7.
18. Le2— f3 DbS— a7
19. SbS— a5! ....
Verhindert (durch event. Sc6) den
gegnerischen Plan, Tb8 nebst b7— b5 zu
spielen. Schwarz muß also zu anderen
Aushilfsmitteln greifen, wodurch immer
neue Schwächen entstehen und er aus
allen seinen Stützpunkten herausmanövriert
wird.
Schlußstellung.
19.
Le7— b4
20.
Sa5— c4
LcS— d7
21.
Sc3— d5
Sf6Xd5
22.
Lb3Xd5
Ld7— e6
23.
Dbl— e4!
Le6Xd5
24.
TdlXd5
TaS c8
25.
Tel— dl
. . . .
Die Innehabung der d-Linie bringt
die Entscheidung.
25 .... Lb4— f8
Mit der Drohung f7— f5, was sofort
an (25.... f5) 26. Df5: Tc4: 27. Td7
scheitern würde.
26. b2— b3 b7— b5
27. Sc4— d6! Lf8— d6
28. Td5Xd6 Tc8— c7
29. h2— h4! ....
Das siegbringende Stratagem.
29. ... . f7--f6
30. De4— d5t! Kg8— h8
Etwas besser war vielleicht 30
KfS, um nach 31. h5 das Springermanöver
Sg6— hS— f7 doch durchführen zu können.
31. h4— h5 Sg6— f8
32. h5— h6 Sf8— g6
33. Dd5— e6! Te8— f8
34. Td6— d7 g7Xh6
35. Lg3 — h4! Schwarz gibt
Eine echt Rubinstein'sche, von Klar-
heit und Kraft durchwirkte Partie!
HEB
Streng orthodox!
Professor Dr. Vidmar ist ein Klassiker
des regelrechten Damengambits.
auf, da auf 35.
entscheidet.
Sh4: 36. De7
Dr. Milan Vidmar.
Partie Nr. 72,
Großturnier zu London 1922.
Vidmar. Yates.
1. d2— d4 d7— d5
2. c2— c4 e7— e6
3. Sbl— c3 Sg8— f6
Dr. S. G. Tartakower: Die hypermoderne Schachpartie.
338
4. Lei— g5 Lf8— e7
5. e2— e3 0—0
6. Sgl— f3 ....
Ein Marshall würde schon hier mit
6. Lf6: Lf6: 7. Sf3 Sd7, 8. cd ed, 9. Ld3
nebst h2— h4— h5 im rücksichtslosen Ro-
chadeangriffsstil fortsetzen (Partien gegen
Burn und Marco, Paris 1900).
6 Sb8— d7
Am beliebtesten. — Eine wichtige
Verstärkung fand ansonsten der Lasker'sche
Ausfall 6. . . . Se4 in der Partie
Tarrasch— Wolf, Wien 1922, nach 7. Le7:
De7: 8. cd Sc3: 9. bc ed, 10. Db3 Td8,
11. c4 durch den überraschenden Zug
11 Sc61 worauf weder 12. cd noch
12. Tel besonders zu wirken scheinen.
Immerhin läßt sich der weiße Druck
statt 8. cd durch 8. Ld3 (Matchpartie
Capablanca-Kostitsch) bezw. 8. Dc2 (Partie
Aljechin— Maröczy, New-York 1924) ver-
stärken.*)
7. Tal— cl b7— 56
8. c4Xd5 e6Xd5
Oder bekanntlich 8..,. Sd5: 9. Le7:
Se7: 10. Ld3 zugunsten von Weiß.
9. Lfl— d3 ....
Die alte Wahrheit. — Sehr gepriesen
wurde eine Zeitlang der Duras-Zug 9. Da4,
z. B.:
a) 9.... a6, 10. Dc6 Tb8, 11. Sd5:
mit Bauerngewinn; ähnlich bei
b) 9.... h6, 10. Dc6 Tb8, 11. Lf4
usw.; ferner
c) 9. . , . Lb7, 10. La6 (wegen 10. Lb5
a6 siehe weiter) 10. , . . La6: (oder 10
Dc8, ll.Lb7: [bequemer als der Malkin'sche
Bauerngewinn: 11. Sd5: Sd5: 12. Lb7:
Db7: 13. Le7: Se7: 14. Dd7: usw., da
Schwarz dabei mit Sd5 nebst Td8 Gegen-
aussichten behält] IL... Db7: 12. Se5
Tfd8, 13. Dc6 Dc6: 14. Sc6: Tde8, 15.
Sb5 Ld6, 16. Lf6: usw. mit weißem Vor-
*) 72a, — Gut ist auch 8. Db3, vgl.
Partie Aljechin— Maröczy, Karlsbad 1922:
8. Db3 Sc3: (in Betracht kommt nach
Maröczy 8 c6 nebst event. Einlenken
in die Stonewall-Aufstellung), 9. Dc3: c6
(im New-Yorker Zusammentreffen der-
selben Gegner geschah aggressiver 9
c5, 10 cd! cd, 11. Sd4: ed, 12. Le2 Sd7,
13. 0-0 Sf6, 14. Tel und Weiß steht doch
überlegen), 10. Ld3 Sd7, 11. 0—0 f5, 12.
Tacl g5 (Schwarz wird nervös), 13. Sd2!
Tf7 (folgerichtiger wäre jedenfalls 13. . . .
g4), 14. f3 e5 (Harakiri!), 15. cd cd, 16. e4
(entscheidend) fe, 17. fe Tfl:t 18. Tfl:
ed, 19. Dc7! Kg7, 20. Tf5 de, 21. Se4:
Db4, 22. Tg5:t. Aufgegeben.
teil, Partie Emmrich— Dr. Michalitschke,
Hauptturnier Oeynhausen 1922), 11. Da6:
c5 (sicherer c6), 12. 0—0! (12. Lf6:? Sf6:
mit Vorteil für Schwarz, Freipartie Dr.
Bernstein — Capablanca, Moskau 1914)
12 Te8 (wenn 12 c4, so nach
Malkin 13. Se5! drohend Sc6 statt 13.
Tfdl Dc8, 14. Db5 Db7!, was in einer
Beratungspartie gegen Capablanca, Kiew
1914 erfolgte), 13. Tfdl Dc8, 14. Dc8:
Tac8: 15. de Tc5: 16. Sd4 Tec8, 17. Sb3
mit entscheidendem Bauerngewinn für
Weiß (Partie Duras-Balla, Breslau 1912).
d) Am zweckmäßigsten für Schwarz ge-
schieht aber 9.... c5! 10. Dc6 (mit 10.
La6 La6: 11. Da6: würde Weiß einen nur
kaum realisierbaren Positionsvorteil er-
langen) 10. . . . Tb8, 11. Sd5:, worauf nun
statt des unklaren 11 Lb7 (wie in
der ominösen V. Matchpartie Capablanca-
Lasker erfolgte) am einfachsten 11 Sd5:
12. Dd5: Lb7, 13. Le7: De7: 14. Dg5 so
ziemlich ausgleicht. —
Auch mit 9. Lb5 ist nicht viel zu er-
reichen, z. B. 9.... Lb7, 10. Da4 a6, 11.
Ld7: (11. Lc6 b5) Sd7: 12. Le7: De7: 13.
0—0 c5 (Partie Marshall— Capablanca,
New-York 1915), bezw. 13. Db3 Dd6 (Erste
Matchpartie Capablanca-Lasker) mit bal-
digem Ausgleich.
9 Lc8— b7
10. 0—0 ....
Auf 10. Dc2 ist 10. . . . Se4 zu empfehlen.
10 c7— c5
11. Ddl— e2 c5— c4
Auch hier käme eher der Ausfall
11. . . . Se4, z. B. 12. Lf4 Sc3: nebst c5-c4
mit Gegenspiel am Damenflügel in Be-
tracht.
12. Ld3— bl a7— a6
13. Sf3— e5 ....
Das berühmte Pillsbury'sche Springer-
manöver! (Partie Pillsbury — Tarrasch,
Hastings 1895)
13 b6— b5
14. f2— f4 Sf6— e4
15. LblXe4 d5Xe4
16. Se5Xd7 Dd8Xd7
17. Lg5Xe7 Dd7Xe7
18. f4— f5 f7— f6
19. Tfl— f4 Ta8— d8
Wie sich bald zeigt, war das sofortige
19 Tae8 besser, um sich von vorn-
herein auf die Verteidigung der Haupt-
schwäche von Schwarz (Bauer e4) zu
verlegen.
20. Tel— fl Tf8— e8
21. Tf4— h4 De7— f7
22. a2— a3 Te8— e7
339 -
23. Tfl— f4 Td8— e8
24. De2— g4 Lb7— c6
Schwarz droht nunmehr mit a6— a5
und bÖ— b4 am Damenflügel energisch
vorzugehen. Weiß sieht sich daher ge-
nötigt, seine Haupttrümpfe auszuspielen:
25. d4— d5! Lc6— b7
Auf 25 Ld5: gewinnt folgende
hübsche Kombination: 26. Th7: Kh7: 27.
Dh3t Kg8, 28. Th4 KfS, 29. ThSf Dg8,
30. Sd5: usw. — Nun geht es fortissimo.
26. Dg4— h3 h7— h6
27. Tf4— g4 Kg8— h7
28. Sc3Xe4 Df7— f8
Stellung nach dem 28. Zuge von Schwarz.
m «I« ■
« ■ ■ 8
29. Se4Xf6t! ....
Ein schönes Opfer. Die Spielführung
von Weiß in dieser Partie macht einen
sehr ästhetischen Eindruck.
29
30. Tg4-g6
Df8Xf6
Df6— f8
Eine viel zähere, ja vielleicht sogar aus-
reichende Verteidigung bot, wie Shelfhout
in der „Tijdschrift van den Nederlandschen
Schaakbond" ex 1922 ausführt, 30.... Db2:
z. B. 31. Thh6:t Kg8, 32. Th8t Kf7, 33.
Tg7:t Dg7: 34. Dhöf Kf6, 35. ThGf Dh6:
(nicht 35. . . . Ke5 wegen 36. f6t. Jetzt aber
erhält Schwarz genügendes Material für
die D), 36. Dh6:t Kf5:! usw. — Wegen
dieser Feststellung hielt sich das Londoner
Komitee nicht für berechtigt, der vor-
liegenden Partie den ersten Schönheits-
preis zuzusprechen.
31. Dh3— g4! Df8-f7
Auf 31 Te3: entscheidet elegant
32. Tgh6:t gh, 33. Dg6t Kh8, 34. Th6:t
Dh6: 35. Dh6:t Kg8, 36. f6! Telf 37.
Kf2 Te8-e2t 38. Kg3 Te3t 39. Kh4 Te4t
40. Kg5! (präziser als 40. g4 Tg4:t 41.
Kg4: Tglf nebst Ld5:) 40.... Te5t 41.
Kg6 usw.
32. Dg4— g5 Kh7— h8
33. f5— f6 Df7Xd5
34. Th4Xh6t nebst Matt in 2 Zügen.
Partie Nr. 73.
Meisterkampf zu Scheveningen 1923.
Maröczy. Dr. Olland,
1. Sgl— f3 Sg8— f6
2. d2— d4 d7— d5
3. c2— c4 e7— e6
4. Sbl— c3 ■ Lf8— e7
5. Lei— g5 Sb8— d7
6. e2— e3 0—0
Daß 6.... b6 nach Sbd7, jedoch
vor der Rochade wegen etwa 7. cd ed,
8. Lb5! Lb7, 9. Se5 0-0, 10. Lc6 Lc6:
11. Sc6: De8, 12. Se7:t De7: 13, Sd5:
De4, 14. Sf6:t gf, 15. Lh6 Dg2: 16. Df3!!
Dg6, 17, Lf4i usw. fehlerhaft ist, dies hat
bereits Pillsbury nachgewiesen.
1. Tal— cl b7— b6
8. c4Xd5 e6Xd5
9. Lfl— d3 Lc8— b7
10. 0—0 Tf8— e8
Um sich gegen den Pillsbury'schen
Ausfall Se5 mit dem Teichmann'schen
System Sf8 usw. verteidigen zu können.
11. Ld3— b5 . . . ,
Eine Verbindung von alten und neuen
Eröffnungsmotiven, die sich hier als sehr
glücklich erweist.
11. .... a7— a6
12. Lb5— a4 b6— b5
13. La4— c2 Sf6— e4
Zweckmäßiger 13. . . . c5, obwohl auch
dann Weiß mit der Fortsetzung 14. de Sc5;
15. Sd4 die feindlichen Schwächen bloß-
legen würde.
Der Textzug wird vom ungarischen
Großmeister mit bewunderungswürdiger
Klarheit widerlegt.
14. Lg5Xe7 Dd8Xe7
Etwas besser war Te7:, doch konnte
man an die erst nach drei Zügen akut ge-
wordene Schwäche des Punktes f7 noch
nicht denken.
15. Lc2— b3 ....
DieTempoverluste des weißen Königs-
läufers sind nur scheinbar, da jedesmal
irgendeine Bauernschwächung provoziert
wurde: Bald wird schon mit der Unter-
minierungdes rückständigen Bc6 begonnen.
340
15.
, .
Sd7— b6
16.
Sc3Xe4!
d5Xe4
17.
Sf3— e5
Lb7— d5
Schwarz hat lauter Zwangszüge.
18. LbSXdö Sb6Xd5
19. Ddl— b3 Sd5— b6
20. Tel— c6 Kg8— f8
21. Tfl— cl! ....
Wie Maröczy im Turnierbuch hinweist,
würde hier die sehr plausibel aussehende
Fortsetzung 21. Dc2 wegen 21.... f6!
22. Tc7: Tac8! zum Vorteil von Schwarz
ausschlagen.
21 Ta8— c8
22. Db3— c2 f7— f6
23. Tc6Xb6! ....
Die taktische Krönung der von Weiß
kunstvoll geführten Partie. Alle schwarzen
Bauern beginnen zu fallen.
23 .... f6Xe5
24. Tb6Xa6 e5Xd4
25. e3Xd4 e4— e3
Noch ein Schreckschuß.
26. f2Xe3! De7Xe3t
27. Dc2— f2t De3Xf2t
28. KglXf2 Tc8— d8
29. TclXc7! Td8Xd4
30. Ta6— a7 ....
DieTurmverdopplung auf der siebenten
Reihe entscheidet.
30
31. Kf2— g3
32. h2~h3
33. Tc7— h7
34. Kg3— h2
35. Ta7— g7t
36. Tg7Xg5
Td4— f4t
g7— g5
h7— h5
h5— h4t
Kf8— g8
Kg8— f8
Schw. gibt auf.
Eine eindrucksvolle Partie.
03]
Partie Nr. 74.
Großturnier zu London 1922,
Capablanca. Tartakower. .
1. d2— d4 Sg8— f6
2. Sgl— f3 d7— d5
3. c2— c4 e7— e6
4. Sbl— c3 ....
Auf das sofortige 4. Lg5, was Capablanca
sonst öfters anwandte, ist die Duras-
Wendung: 4.... h6, 5. Lh4 Lb4t 6. Sc3
de, 7. e3 b5, 8. a4 c6 usw. mit womög-
licher Behauptung des Gambitbauern sehr
beachtenswert. — Lenkt aber Schwarz
auf 4. Lg5 schablonenhafterweise mit
4. . . . LeT oder 4 Sbd7 ins regelrechte
Damengambit ein, dann hat Weiß die
neuartige Damenspringerentwicklung Sb d2
in Reserve.*)
4. .... Lf8— e7
Auf 4 — SbdT ist 5. Lf4 zu empfehlen
(vgl. hiezu Partie Nr. 82).
5. Lei— g5 ....
Beliebter als 5. Lf4.
6. e2— e3
0—0
h7— h6
Diese Verquickung von alten und
neuen Eröffnungsideen hat zum Zweck,
etwas Verwirrung zu bringen, ferner die
Wahl zwischen verschiedenen Verteidi-
gungsmethoden auf möglichst lange Zeit
hinauszuschieben.
7. Lg5— h4 b7— b6
Ein uraltes System: Schwarz hält mit
der Entwicklung seines Damenspringers
wohlweislich zurück, um seinem Damen-
flügel im Eröffnungsstadium mehr Festig-
keit zu verleihen. (Kritische Punkte a6
und c6!)
8. e4Xd5 ....
Es ist fraglich, ob hier das Marshall-
sche System: 8. Lf6: Lf6: 9. cd ed, 10.
Ld3 Lb7(?), 11. h4 nebst rücksichtslosem
Bauernsturm am Königsflügel ausreichen
würde, da sich Schwarz gegen diese
Strategie bereits mit seinem sechsten
Zuge einigermaßen gewappnet hat und
*) Vergleiche folgende köstliche Partie
Capablanca— Janowski, New-York 1918:
4. Lg5 SbdT, 5. eS c6, 6. Sbd2 LeT,
T. Ld3 de (besser etwa T. . . . 0—0, 8.
0-0 TeS, 9. Tel Sf8, 10. Se5 Sf6-dT),
8. Sc4: 0-0, 9. 0—0 c5, 10. Tel (in
Betracht kommt auch 10. SceS, um
die Entwicklung des schwarzen Damen-
läufers zu behindern) 10 b6, 11. De2
LbT, 12. Tfdl Sd5, 13. Sd6! Lc6, 14. Se4
f5 (zweischneidig), 15. LeT: DeT: 16. Sed2
e5, IT. de Se5: 18. Se5: De5: 19. SfS DeT
(auf 19. . . . Df6 käme Weiß durch 20. Lc4
ebenfalls in Vorteil), 20. Sd4 ! (hier haucht
endlich der Springer sein Abenteuererleben
aus) 20.... cd, 21. Tc6: Sb4, 22. Lc4t
Kh8, 23. Te6 d3, 24. Td3: Dc5, 25. Td4
b5, 26. Lb5: Sa2: 2T. Lc4 Sb4, 28. Dh5
g6, 29. Tg6: (unzureichend wäre 29. TdT!?
gh, 30. Th6 wegen 30.... TfT) 29....
Tad8, 30. TgT! Aufgegeben (denn auf
30.... KgT: entscheidet 31. Dg5t Kh8, 32.
Td8:, drohend 33. Df6#).
341
auch seinen Damenläufer viel wirksamer
auf der geöffneten Diagonale c8-h3 ver-
wenden könnte (10.... Le6 statt 10
Lb7?).
Im übrigen würde ein solches Drauf-
losgehen dem Capablanca'schen Spieltypus
wenig entsprechen, dagegen kommt an
der Textstelle zunächst auch der abwar-
tende Zug 8. Tel in Betracht,
8 e6Xd5
Falls nun 8. . . . Sd5, so 9. LgS!
9. Ddl— b3 ....
Der Weltmeister wird infolge der
„neuen" Spielbehandlung nervös. Ruhiger
geschah in der ersten Matchpartie Grün-
feld—Tartako wer, Wien 1922:
,9. Ld3 Le6! (statt des üblichen Lb7.
— Übrigens kommt auch sofort 9 c5,
10. de bc mit den berühmten „hängenden"
Bauern trotzdem wohl in Betracht), 10.
Se5! Sfd7! 11. Sd7: (oder Partie Jacobsen-
Tartakower, Kopenhagen 1923: 11. Lg3
Se5: 12. de [vielleicht 12. Le5:] f5, 13.
f4 Sc6 mit gutem Spiel für Schwarz).
11.... Sd7: 12. Lg3 c5 (sicherer ist
12. . . . a6 und falls darauf 13. De2, so
13 c5! mit Gegenchancen), 13. La6 cd,
14. ed Lh4 (plant ein interessantes Quali-
tätsopfer, sonst könnte auch einfach 14 —
Lh4, 15. Lb7 Lc3:t 16. bc De7, 17. 0-0
Tad8, 18. La6 Sf6 mit Ausgleich geschehen),
15. Lb7 Lg3: 16. La8: Lf2:t 17. Kf2: Df6t
18. Kgl Ta8: 19. Dd2 Dg6! mit großen
praktischen Chancen für Schwarz.*)
9 Lc8— e6
*) Weiß wähnte sich bis zum Schluß
im Vorteil, wurde jedoch wie folgt über-
rannt:
Stellung nach dem 39. Zuge von Weiß.
Schwarz: Tartakower.
Weiß: Grünfeld.
Es folgte:
39 Ld5Xg2!!
40. Tg5— g4 ....
Oder 40. Kg2: Ke3, 41. Kgl f3, 42. Tg3
Tg8! bezw. 40. Tg2: f3, 41. Tf2 Ke3.
40 Lg2-f3
Die Pointe des von Schwarz erdachten
Permutationssystems, dieweil keine poli-
zeiliche Vorschrift besteht, den schwarzen
Damenläufer unbedingt nach b7 entwickeln
zu müssen! Auf e6 steht er zweifellos
freier und wirksamer („Tartako wer's Patent-
zug!" schreibt Maröczy).
10, Tal— dl c7— c6
Um endlich den Damenspringer ent-
wickeln zu können. In einer späteren Partie
Bernstein-Tartakower, Karlsbad 1923, ge-
schah aber sofort 10.... Se4, 11. Le7: De7:
12. Le2 c6, 13. 0—0 Sd7 mit guten Chancen
für Schwarz.
11, Db3— c2 Sf6— e4!
Ein unerwarteter Ausfall, der dem
Kampfe ein sehr lebhaftes, ja sogar wildes
Gepräge verleiht.
12. Lh4Xe7 DdSXeT
13. Sc3Xe4 ....
Vorsichtiger wäre immerhin 13. Ld3,
obwohl Schwarz auch dann mit 13. . . . f5
eine gut befestigte Stellung im Zentrum
erlangen würde.
13. . . , , d5Xe4
14. Dc2Xe4 ....
Zu passiv wäre etwa 14. Sd2 Lf5
(auch 14.... Ld5, 15. Lc4 Sd7, 16. Ld5:
cd, 17. Tel Tac8 mit dem Opferangebot
zweier Türme für die Dame kommt wohl
in Betracht. — Ungünstiger wäre dagegen
für Schwarz 14.... f5, 15. Lc4!), 15. Lc4
(15. f3?? ef, 16. Df5: De3t nebst Matt)
15.... Sd7, 16. 0-0 Lh7 usw. mit fort-
gesetztem Druck im Zentrum.
14 De7— b4t
15. Sf3— d2 ....
Oder aber 15. Td2 La2: 16. Ld3 f5,
17. Df4 Ld5! 18. Lf5: Sd7 usw. mit Angriff,
beziehungsweise konservativer 16. . . . g6mit
herauskristallisierten Gegentrümpfen von
Schwarz am Damenflügel (hiezu eine
Remiswendung: 17. 0-0 Ld5, 18. Df4
Lf3: 19. Dh6: Dd2: [gefährlich 19. . . . Lh5,
20. Tc2 De7, 21. f3 Tf8, 22. Tel usw.],
20. Lg6: fg, 21. Dg6:t mit ewigem Schach!)
15 Db4Xb2
Ein Fehler wäre jetzt 15 La2:
wegen 16. b3!
Präziser als 40.... Ke3, 41. Te2:t!
Ke2: 42. Tg2:t usw.
41. Tg4Xf4t Kd4-e3
42. Tf4-f7 ....
Oder 42. Tc4 Kf2, 43. Tccl Tg8, 44.
h4 Tg2t 45. Kh3 Lg4#.
42 Ke3-f2
Weiß gibt auf, da 43. Te2:t Te2:
44. Ta7: Tel! zum Matt führt.
- 342
16. Lfl— d3 g7— g6
17. De4— f4 Kg8— g7!
Um den Vorstoß h2— h4-h5Xg6t
nicht zu begünstigen und anderseits nach
17. . . . De5t 18. Kh7 das Tempo mittels
Sd7 zurückzugewinnen.
18. h2— h4 SbS— d7
19. Sd2— e4 Db2Xa2!
Hiemit hat Schwarz ein starkes
Übergewicht am Damenflügel erlangt, muß
sich aber freilich auf der Rochadeseite
einige Sticheleien gefallen lassen.
20. h4— h5 g6— g5!
Schlecht wäre 20. . . . Th8 wegen 21.
hg fg, 22. Dd6 Dd5, 23. De7t usw. mit
allerlei Gefahren für Schwarz.
21. Df4— g3 . . , .
Natürlich nicht 21. Sg5: wegen des
Zwischenschachs 21 DaSf nebst Dg5:
21. .... Da2— a5t?
Nun aber geht Schwarz in der Aus-
nutzung seines Stellungsvorteils fehl.
Richtig war sofort 21 f5, da darauf
etwa 22. Sd2 f4! 23. ef Tf4: zur eklatanten
Überlegenheit für Schwarz führt und auch
das Springeropfer 22. Sg5: hg, 23. Dgöif
Kf7, 24. h6 (24. Lf5:? Daöf) Tg8! 25. Dhöf
Tg6! 26. h7 Th8 nebst Sf6 mit Fiasko für
Weiß endet. Nach dem Textzuge aber ge-
lingt es, durch seine feine Königsantwort,
dem Weißen die Verbindung der Türme her-
zusteilen und hiedurch neue Chancen zu
erhalten (siehe Anmerkung zum 27. Zuge
von Schwarz).
22. Kel— e2! f7— f5!
Erzwingend und erzwungen.
Auf etwa 22. . . . Kh8 würde 23. Sd6: die
Freiheit des schwarzen Handelns sehr be-
hindern. Ebenso würde 22. . . . f6, 23. Tel
und sogar die vereinfachende Wendung
22. . . . Lf5, 23. Dd6 Dd5, 24. Dd5: cd,
25. Sd6 Ld3:t 26. Td3: nebst Tc3 usw.
trotz des gegnerischen Bauernübergewichts
sehr gute Spielchancen für Weiß ergeben.
Stellung nach dem 22. Zuge von Schwarz.
ftW^y W^, '^^ Im
»Ä » cü. m.
mi mMm m
23. Se4Xg5! ....
Es ist augenscheinlich, daß der Sprin-
gerrückzug 23. Sd2 nach 23. . . . f5— f4 zur
unhaltbaren Stellung für Weiß führen
würde.
23
24 Dg'3Xg5t
25, h5— h6
26. Dg5— höf
h6Xg5
Kg7-f7
Tf8— gS
Kf7— e7!
Jetzt wäre 26. . . . Tg6 wegen 27. h7
Th8, 28. Tal! nebst 29. g4 oder eventuell
29. Ta7: mit großen Gefahren für Schw.
verbunden, z. B. 28. . . . Dd5, 29. g4 Sf6
(besser Kf6!), 30. Ta7:t Ld7, 31. Df5: und
gewinnt.
27. h6— h7 Tg8Xg2!!
Gewitterschach! — Armselig wäre
27. . . . Th8, 28. Dg5t Kd6 (28. ... Sf6?
29. Th6), 29. Dg3t und Weiß kann schon
Remis halten, während jetzt weitere wilde
Verwicklungen entstehen.
28. Ke2— fl ....
Wenn sofort 28. h8D Th8: 29. Dh8:,
so 29.... Da2t 30. Td2 Tf2:t 31. Kf2:
Dd2:t und Schwarz hat bei heftiger An-
griffsstellung zwei Bauern für die Qualität.
28 Da5— d5!
29. h7— h8D Ta8Xh8
30. Dh5Xh8 Dd5— f3
Schwarz hat jetzt gute Bauern und
starken Angriff für die Qualität, doch
verteidigt sich Capablanca mit großer
Kaltblütigkeit und Feinheit.
31. Tdl— d2 Le6— d5
Mit der Drohung 32.... Tf2:t 33.
Tf2: Ddl#.
32. Kfl— el! Tg2— g8
Besser war wohl Tg5, da sich Bf5
bald als schutzbedürftig erweist. — Eine
interessante Wendung ergibt sich nach
32.... Sf6, 33. Th6 (besser 33. Tfl)
Tglf 34. Lfl Tfl:t 35. Kfl: Dg2t 36.
Ke2! (36. Kel Dglf 37. Ke2 Lf3t! 38.
Kd3 Dblf und gewinnt) 36.... Lf3t
37. Kd3 Dflf 38. Kc2 Le4t 39. Kb3 Db5t
40. Ka3 Da5t 41. Kb3 Ld5t 42. Kc2 Da2t
43. Kel Dalf 44. Kc2 Le4t 45. Kb3 usw.
ohne ersichtlichen Gewinn für Schwarz.
33.
Dh8-
-h4t
Ke7— d6
34.
Thl-
-fl!
Ld5— e6
35.
Td2-
-c2!
a7— a5
36.
Dh4-
-h2t
Kd6— e7
37.
Ld3-
-e2
Df3— e4
38.
Kel-
-d2
c6— c5
- 343 -
Ein trotz seiner Schattenseiten not-
wendiger Zug, um die weißen Gegen-
drohungen (39. f3 nebst 40. Lc4 usw.) zu
paralysieren.
39. Le2— d3 De4— g2
Schwarz sieht ein, daß jedes weitere
Festhalten an der Offensive für ihn nach-
teilig wäre, z. B. 39.... Df3, 40. Dh4t Kd6,
41. Lb5 usw.
40. Dh2— h4t Dg2— g5
41. Dh4Xg5t TgSXgö
42. Tfl— bl f5— f4!
Auf Vorschlag von Weiß Remis er-
klärt. Ungünstig für Capablanca wäre 43.
ef wegen 43 Td5 usw.; am besten
für ihn wäre die schleunigste Rückgabe
der Qualität durch 43. de Sc5: 44. Tb6:!
fef 45. fe Td5, 46. Tc5: Tc5: mit gleicher
Stellung.
Wie übrigens Capablanca in der von
ihm für die Dauer des Turniers redigierten
„Times"-Rubrik schrieb, hätte er die Partie
an irgendeiner Stelle gewinnen sollen. —
Nur weiß man nicht, wo?
Sonstige Angriffswege.
a) Mit 7. Dc2.
Partie Nr. 75.
Zehnte Matchpartie (Havanna 1921).
Dr. Lasker. Capablanca.
1. d2— d4 d7— d5
2. c2— c4 e7— e6
3. Sbl~c3 Sg8— f6
4. Lei— g5 Lf8— e7
5. e2--e3 0—0
6. Sgl— f3 Sb8— d7
7. Ddl— c2 ....
Marshall's Versuch, wobei eventuell
die lange Rochade intendiert werden soll.
7 c7— c5!
Am schärfsten. — Auf 7. . . . c7— c6
ist 8. a3 zu empfehlen (gut ist auch 8.
Tel mit Einlenkung ins Hauptspiel, siehe
Partie Nr. 66. — Weniger nachhaltig
geschah in der IV. Matchpartie Dr. Lasker—
Capablanca: 8. Ld3 mit der Vereinfachungs-
folge 8.... de, 9. Lc4: Sd5, 10. Le7: De7:
11. 0-0 Sc3: 12. bc b6, 13. Ld3 g6, 14.
a4 Lb7, 15. a5 c5 usw. Remis im 30. Zug).
„Nach 8. a3 b6, 9. cd cd, 10. Lb5 LbT,
11. 0-0 übt Weiß ein wenig Druck",
schreibt Dr. Lasker. Wenn aber 8. . . . Te8,
so 9. Tel mit Hauptspiel. Als ungünstig
erwies sich ferner in einer Lokalturnier-
partie Becker— Dr. Thanhofer, Wien 1924,
der Versuch 8 Sh5 wegen 9. Le7:
De7: 10. Ld3 usw. —
Daß Schwarz anderseits mit 7....
b7— b6 ganz ins Hintertreffen gerät, haben
zwei berühmte Partien, Rubinstein —
Teichmann, bewiesen. In ihrer Turnierpartie
Karlsbad 1907 geschah: 8. cd ed, 9. Ld3
Lb7, 10. 0—0—0 c5 (10.... Se4, 11. h4),
11. h4! Tc8 (bezw. Matchpartie Wien 1908:
11.... c4, 12. Lf5 Te8, 13. Lf6: Sf6: 14.
g4 Ld6, 15. g5 Se4, 16. h5 De7, 17. Tdl
a6, 18. Lh7:t! und gewinnt), 12. Kbl!
Te8, 13. de Tc5: 14. Sd4 Se4 (besser Se5),
15. Le4: de, 16. Sb5! usw. mit baldigem
Sieg der weißen Farben.
8. Tal— dl! ....
Hiemit ist mit Zugersparnis die als
günstig für Weiß geltende Variante ent-
standen: 7. Tel c6, 8. Dc2 c6— c5, 9.
Tel— dl! usw.
Weiß soll sich aber bekanntlich in
dieser Stellung hüten, die Spannung im
Zentrum vorzeitig aufzulösen, z. B.:
a) Partie Rotlewi— Teichmann, Karls-
bad 1911: 8. 0—0-0 Da5! 9. cd ed, 10.
de Sc5: 11. Sd5: Sd5: 12. Td5: Le6 mit
schwarzem Vorteil, den Teichmann in
grandioser Weise zur Verwertung brachte.
b) Partie Kostitsch-Teichmann, ibid:
8. de? Sc5: 9. Tdl Da5! 10. cd? ed, 11.
Ld3 Sce4 mit glänzendem Spiel für
Schwarz
c) Partie Spielmann— Tartakower,
Berlin 1920: 8. cd ed, 9. Ld3 (der Bauern-
gewinn nach 9. de Sc5: 10. Tdl Da5! 11.
Lf6: Lf6: 12. Td5: Le6 würde nur illu-
sorischer Natur sein) 9 c4, 10. Lf5 g6,
11. Lh3 Te8, 12. 0—0 a6 und Schwarz
siegte im Endspiel.
d) Etwas weniger präzis ist auch
Partie Dr. Goertz— Teichmann, Leipzig
1924: 8. Ld3 de, 9. Lc4: a6, 10. de (besser
10. Tdl Da5 mit eventueller Einlenkung
in die Textvariante) 10....Sc5: 11. Tdl
Da5, 12. 0-0 b5, 13. Le2 Lb7, 14. a3 Db6
usw., mit überlegenem Aktionsraum der
schwarzen Partei.
8. . .
9. Lfl
Dd8— a5
d3!
Vergleiche vorige Anmerkung. Viel
weniger nachhaltig geschah in der
VII. Matchpartie Capablanca— Lasker: cd
Sd5: Le7: Se7: Ld3 Sf6 mit Remisschluß
im 23. Zuge.
9 h7~h6
Ein wichtiger Präventivzug. — Weiß
drohte ja Bauerngewinn durch 10. Lh7:f
10. Lg5— h4 c5Xd4
— 344 —
Schwarz entschließt sich nun selbst,
völlige Entspannung im Zentrum durch-
zuführen. In einer Partie Sämisch— Tarta-
kower, Budapest 1921, geschah zunächst
bloß 10.. .. de, 11. Lc4: Sb6, 12. Le2 Ld7,
13. 0—0 Tac8, 14. Dbl! (echt Sämisch) cd,
worauf nunmehr 15. Sd4 : mit gutem Figuren-
spiel für Weiß erfolgte.
11. e3Xd4 d5Xc4
12. Ld3Xc4 Sd7— b6
13. Lc4— b3 Lc8— d7
Schwarz entwickelt sich unbefangen,
die weiße Schlachtordnung ist aber
trotzdem überlegen.
14. 0—0 Ta8— c8
15. Sf3— e5 ....
Ein übereiltes Manöver, sicherer war
15. De2, um den Sc3 zu entfesseln, z.B.:
15.... Lc6, 16. d5! mit Vorteil, bezw.
15. . . . Sbd5, 16. Se5 Lc6, 17. f4 mit gutem
Spiel (17....Sc3: 18. bc Dc3:? 19. Lei
und erobert die Dame).
15 Ld7— b5!
16. Tfl— el Sb6— d5
Stellung nach dem 16. Zuge von Schw.
17. Lb3Xd5 ....
Wie hier der geniale Breyer nach-
wies, konnte Weiß mit dem überraschen-
den, unlogisch aussehenden Abtausch
17. Lf6:! große taktische Vorteile ein-
heimsen, z. B.:
a) 17.... Sf6: 18. Sg6!! fg (oder 18...,
Tfe8, 19. Te6:!! fe, 20. Le6:t Kh7, 21.
SfSf Kh8, 22. Dh7t Sh7: j23. Sg6X), 19.
Te6: Kh7, 20. Te7: mit starkem Plus an
Stellung und Material.
b) 17.... Lf6: 18. Ld5: ed, 19. Df5
(droht 20. Sd5: sowie auch 20. Sg4) 19....
Le5: (auch 19.... Lc6, 20. Sg4 Ld8 ist
nicht ganz geheuer), 20. de Lc6, 21. Td4
mit Angriffschancen.
Ob jedoch diese „Chancen" gegen-
über dem eisernen Spiel des Kubaners
zum Gewinn ausgereicht hätten, bleibt
natürlich dahingestellt, weshalb auch die
Behauptung Capablanca's gerechtfertigt
erscheint, wonach er in keiner Partie des
Matches auf Verlust stand!
17 Sf6Xd5
18. Lb4Xe7 Sd5Xe7
19. Dc2— b3 Lb5— c6
20. Se5Xc6 b7Xc6
21. Tel— e5 Da5— b6
22. Db3— c2 Tf8— d8
23. Sc3— e2 ....
Natürlich nicht sofort 23. Tc5? wegen
Td4: Dagegen wäre 23. Sa4 Db4, 24. a3
nebst Tc5 mit Gegendruck auf der
c-Linie, sohin mit ausgeglichenen Chancen
das Richtige.
23 Td8— d5
24. Te5Xd5 ....
Übermut des großen Endspielers
Lasker! Wie er selbst in seinem Match-
buche ausführt, war 24. Te3 etwa mit der
Folge 24. . . . Sf5, 25. Tb3 Dd8, 26. Tb4
nebst event. Tc4; vorzuziehen.
24 c6Xd5
Nun wendet sich das Blatt: Schwarz
hat seine Bauern vereint und beherrscht
die Damenseite*), was er auch mit groß-
artiger Präzision zum Siege verwertet.
25. Dc2— d2 Se7— f5
26. b2— b3 ....
„Mittelmäßiges Schach!", schreibt
Dr. Lasker. Besser zunächst 26. g3.
26 h6— h5
27. h2— h3 ....
Weiß unterschätzt noch immer die
Voltstärke des gegnerischen Druckes.
Geboten war 27. g3.
27 h5— h4!
28. Dd2— d3 Tc8— c6
29. Kgl-fl g7— g6
30. Dd3— bl ....
Statt dieses viel zu passiven Manövers
käme eher 30. Dd2 in Betracht.
30 Db6— b4!
31. Kfl— gl ....
Dieses unschlüssige Abwarten dürfte
bereits der entscheidende Fehler sein.
Geboten war sofort 31. Db2, um den
*) Übrigens eine interessante Illu-
stration für die Zweischneidigkeit jener
Idee, die der sogenannten „Grünfeld'schen
Verteidigung des Damenbauernspieles"
(zwei Bauern gegen einen am Damen-
flügel!) zugrunde liegt.
345
schwarzen Drohungen rechtzeitig begegnen
zu können.
31
a7— a5!!
Lahmlegung rechts, Bloßlegung links,
Beobachtung in der Mitte.
32.
Dbl— b2
a5— a4
33.
Db2— d2
Db4Xd2!
34.
TdlXd2
a4Xb3
35.
a2Xb3
Tc6— b6
36.
Td2— d3
....
Natürlich nicht 36. Tb2 wegen 36.,..
Tb4 mit Simultanangriff gegen beide
Isolationspunkte von Weiß (b3 und d4).
36 Tb6— a6
37. g2— g4 h4Xg3
38. f2Xg3 ....
Auf 38. Kg3: folgt 38..,. Tal f 39.
Kg2 Kd6 nebst Tbl,
38 Ta6— a2
39. Se2— c3 Ta2— c2
Mit der Drohung Sd4:
40. Sc3-dl Sf5— e7!
41. Sdl— e3 Tc2— elf
42. Kgl— f2 Se7— c6
43. Se3— dl Tel— bl
Vermeidet die Falle 43. . , . Sb4, 44.
Td2 Tbl, 45. Sb2 Tb2:? 46, Tb2: Sd3t
47. Ke2 Sb2: 48. Kd2 mit Rückeroberung
des Springers. [Dr, Lasker im Matchbuch.J
44. Kf2— e2? ....
Bauernverlust ist nicht mehr zu ver-
meiden, denn es droht Sa5 (bezw. auf
44. Ke3 Sb4!), Verhältnismäßig am besten
war aber 44. Kel Sa5, 45, Kd2! Tb3: (45. . . .
Sb3:? 46. Kc2) 46. Tb3: und es wird für
Schwarz immer schwieriger,sein reduziertes
Kampfmaterial entscheidend zu verwerten.
44 TblXb3!
45. Ke2— e2 Tb3— b4
46. Sdl— c3 Sc6— e7
Jetzt droht SfSf
47. Sc3~e2 Se7— f5t
48. Ke3— f2 g6— g5
49. g3— g4 Sf5-d6
50. Se2— gl Sd6— e4t
51. Kf2— fl Tb4— blf
52. Kfl— g2 Tbl— b2t
53. Kg2— f 1 Tb2— f2 f
54. Kfl— el Tf2— a2
55. Kel— fl Kg8— g7
56. Td3— e3 Kg7— g6
57, Te3— d3 f7— f6
58,Td3— e3 Kg6— f7
59, Te3— d3 Kf7— e7
60. Td3— e3 Ke7— d6
61, Te3— d3 Ta2— f2 f
62. Kfl— el Tf2— g2
63, Kel— fl Tg2— a2
64. Td3— e3 e6— e5
65, Te3— d3 e5Xd4
66. Td3Xd4 , . , ,
Wenn 66, Ke2, so 66.... Td2, 67.
Td4: (67, Td2: Sd2:t nebst Sb3) Sg3t,
66, , , , , Kd6— c5
67, Td4— dl d5— d4
68, Tdl— elf Kc5— d5
Weiß gibt auf (69, Tdl Sg3t 70, Kel
Tg2! mit Springergewinn). —
Eine der besten Leistungen des
logischen Schachs!
ÜED
Partie Nr. 76,
Großturnier zu London 1922.
Reti, Snosko-Borowsky.
[Erster Schönheitspreis!]
1. d2— d4 d7— d5
2. c2— c4 e7— «6
3. Sbl— c3 Sg8— f6
4. Lei— g5 Sb8— d7
5. e2— e3 Lf8— e7
6. Sgl— f3 0-0
7. Ddl— c2 c7— c5!
8. Tal— dl! c5Xd4
Folgerichtiger ist zunächst Da5.
9. e3Xd4 d5Xc4
10. LflXc4 h7— h6
11. Lg5— h4 Sd7— b6
12. Lc4— b3 Lc8— d7
13. 0-0 Ta8-c8
Schwarz hat sich ungefähr nach dem
Capablanca'schen Muster entwickelt (siehe
vorige Partie).
14. Dc2— e2! ....
Hiemit wird auf ganz natürlichem
Wege das Befreiungsmanöver des schw.
Damenläufers: Ld7— b5— c4 verhindert
Dem Nachziehenden beginnen bald alle
guten Züge auszugehen.
14 a7— a6
Zwecks Ausführung des längst ge-
hegten Planes: 15.... Sbd5, 16. Sd5: ed,
17. Lf6: Lf6: und Weiß kann wegen 18. . . .
Lb5 den Bd5 nicht schlagen.
- 346 —
15. Tfl— el , . . ,
Auf die denkbar einfachste Weise
schafft Weiß die erwähnte Absicht aus
der Welt und droht schon mit dem Vor-
stoß 16. d5!
15 Le7— b4
Um durch Abtausch sein Spiel etwas
zu erleicntern, doch ergeben sich bald
aus dieser Ablenkung des wichtigen
Verteidigungsläufers neue Gefahren für
Schwarz. Ganz schlecht wäre übrigens
15.\ . . Lc6 wegen 16. Le6:t und auch
15 Sf d5 ist wegen Material verlust
(16. Sd5: Sd5: 17. Ld5: Lh4: 18. Lb7:
usw.) nicht gut spielbar, ungenügend
ferner die Umgruppierung: 15 Dc7,
16. Lg3 Ld6, 17. Se5 Tfd8, 18. Tel Db8,
da jetzt die Verwendung der Sturm-
kolonne: 19. Se4 Se4: 20. Tc8: Lc8:
(noch am besten), 21. De4: Dc7 (es
drohte 22. Sf7: Kf7: 23. Le6:t Le6: 24.
De6:t Kf8, 25. Te3), 22. Lc2 f5, 23. De2
usw. fühlbaren Stellungsvorteil für Weiß
ergibt.
16. Sf3— e5! Lb4Xc3
17. b2Xc3 g7— g5
Ein bitteres Muß, da Sg4 drohte.
Das Bauernopfer von Weiß zeugt von
klarer und zielbewußter Strategie.
18. Lh4— g3 Tc8Xc3
19. h2— h41 Sf6--d5
Sonst drohte 20. hg hg, 21. Dd2! mit
Doppelangriff auf g5 und c3. Nun freilich
bekommt die weiße D direkten Zutritt zum
aufgelockerten Königsflügel von Schwarz.
20. De2— h5 Kg8— g7
21. Lb3Xd5! e6Xd5
Nicht Sd5: wegen 22. hg hg, 23. Sd7:
Dd7: 24. DgStf nebst Tel-e4— h4t.
Stellung nach dem 21. Zuge von Schw.
m Ä Ä »
'mr^^mTi
i 1
Die dominierende Lage des Se5 im
Zusammenhang mit der zerrütteten Stel-
lung des schwarzen Königs läßt sich
zweifellos zum Siege ausnützen, — aber
wie? Reti zeigt uns eine elegante und
wie er in seiner Glossierung darlegt,
auch einzig richtige Lösung dieses
praktischen Problems.
22. Se5Xf7!I ....
Beginn einer Symphonie von beider-
seitigen Zwangszügen. — Viel unklarer
wäre 22. Tbl.
22 Tf8Xf7
23. Lg3— eSf Tf7— f6
Sonst folgt baldiges Matt. Nun aber
hofft Schwarz, das Ärgste überstanden
zu haben.
24. h4Xg5 h6Xg5
25. Dh5Xg5t Kg7— f7
26. Dg5— h5t Kf7— g8
27. Tdl— blü ....
Die Pointe der ganzen Opfer-
kombination, die sonst auf einem toten
Punkt angelangt wäre.
Das bei der Vorausberechnung
(im 21. Zuge) keineswegs naheliegende
Turmmanöver bringt neue Angriffs-
motive ins Spiel.
27. .... Tc3— c6
Gegen die Drohung 28. DgSf nebst
Tausch auf f6 und Tb6: gab es keine
genügende Verteidigung mehr. Der Tf6
darf offenbar nicht ziehen. Falls ?.7. . . .
Sc4, so 28. Dg5t Kf7, 29. Tb7: und ge-
winnt. Die Hauptvariante war übrigens
27.... Lb5, 28. Tb5:! ab, 29. Lf6: Df6:
30. TeSf usw. Der Textzug gewährt dem
weißen Reserveturm die Möglichkeit,
über die 3. Linie entscheidend einzu-
greifen.
28. Tbl— b3 Ld7— e8
Oder zum Beispiel: 28....De8, 29.
Tg3t Kf8, 30. Dh8t Kf7, 31. Tg7t usw.,
bezw. 29. . . . Tg6, 30. DhSf Kf7, 31. Tf3t
und gewinnt.
29. Tb3— g3t Le8— g6
30. Tg3Xg6t! Tf6Xg6
31. Dh^-h8t Kg8— f7
32. Dh8Xd8 Tc6— c8
33. Dd8— h4 Schwarz gibt anf.
b) Mit 7. Ld3.
Partie Nr. 77.
Qroßturnier zu London 1922.
Atkins. Rubinstein.
1. d2— d4 Sg8— f6
2 Sgl— f3 e7— e6
3. c2— c4 d7— d5
347
4. Lei— g5 Lf8— e7
5, e2— e3 Sb8— d7
a Sbl— c3 0—0
7. Lfl— d3 , . , . •
Besonders Ton Janowski in seiner
Glanzzeit bevorzugt, nimmt der Textzug
den eventuellen Tempoverlust 7,..,
d5Xc4, 8. Ld3Xc4 gern in Kauf, da
Schwarz dabei endgültig seinen Halt im
Zentrum aufgeben und nichts mehr
dem weißen Bauernvorstoß e3— e4
im Wege stehen würde.
7 d5Xc4
Der schwarze Gegenplan geht be-
kanntlich dahin, seine Bauernmasse
am Damenflügel unter Tempoersparhis
zu mobilisieren (a6 nebst b5) und den
Damenläufer auf der freigewordenen
Diagonale b7— f3 zu verwenden.
Andere Autoritäten ziehen hier die
alte Verteidigung 7 b6 oder, was
jedenfalls am schneidigsten aussieht, so-
fort 7 c5 vor.
Schwerfälliger geschah in einer
Partie Dr. Tarrasch— Przepiörka, Meran
1924 (mit Zugumstellung):
7. . . . c6, 8. 0—0 h6, 9, Lh4 de, 10.
Lc4: b5 (besser zunächst 10 a6 und
wenn darauf 11. a4, so 11 c5), 1 1 .
Ld3 a6, 12. De2 (schärfer 12. a4) 12. . . .
c5, 13. Tadl (jetzt wäre 13. a4 c4, 14.
Lc2 b4, 15. Se4 a5! usw. für Schwarz
günstig) 13,... Dc7, 14. Lg3 Db6, 15.
Se5 usw. mit schöner Angriffsstellung. —
Endlich ist an der Textstelle auch
der Vorbereitungszug 7 a6 zu er-
wähnen, worauf in einer Städtekampf-
partie Dr. Scholze— Tietz, Karlsbad 1924,
'S. a3 versucht wurde,
8. Ld3Xc4 a7— a6
9. a2— a4 . . _
Tritt zwar der Drohung b7— b5 ent-
gegen, gilt aber schon mit Rücksicht
auf die Schwächung des Punktes b4 für
verdächtig.
9^ . , , . c7 c5
lo! ' 0— Ö Dd8--a5
Der Weg ins Freie,
11. Ddl— e2 c5Xcl4
12. e3Xd4 Sd7— b6
13. Lc4— d3 Tf8— d8
14 Tfl— dl Lc8— d7
15. Sf3— e5 Ld7— e8
Eine ähnliche Entwicklungsmethode
hat Steinitz öfters angewendet. — Nun hofft
Schwarz, auf Bauernschwächen im feind-
lichen Lager spielen zu können.
16. De2— e3! Sf6— d5
17. De3— g3 Le7Xg5
Schwarz unterläßt es, mit 17 f6
das Feld exakter Berechnungen zu ver-
lassen, da die Konsequenzen der darauf
in Betracht kommenden Antworten (18.
Lh6, 18. Dh4, 18. Dh3 oder gar 18, Lh7:t)
bei beschränkter Bedenkzeit kaum zu
übersehen waren.
18. Dg3Xg5 Sd5Xc3
Auch jetzt sieht 18. . , , f6 sehr ge-
. fährlich aus, da darauf 19. Dh4 fe, 20.
Dh7:t Kf8! (auf 20..,. Kf7 entscheidet
21. Lg6t), 21. DhSf Kf7, 22. Dh5t usw.
mit vehementem Angriff und reicher
Bauernbeute für Weiß folgen würde.
19. b2Xc3 Sb6— d5
Zum dritten Male verleugnet Schw,
die eigentliche Idee seines Springer-
manövers im 16. Zuge, und zwar mit
Recht, denn der weiße Angriff nach etwa
19.... f6, 20. Dh4 fe, 21, Lh7:t Kf8, 22,
Td3 Sd7! 23. Le4! Sf6, 24. Dh8t usw.
wird unwiderstehlich. —
Einem sehr starken Angriff würde
sich Schwarz auch nach 19 Dc3:
20. Tacl Db4 (auf 20,... Da5 folgt 2L
Sf7:!), 21. Tbl Dd6, 22. Sg4 usw. aus-
setzen. Er zieht daher wohlweislich vor,
seine Reserven auf den bedrohten
Königsflügel heranzuziehen.
20. Dg5— h4! , . . .
Auf 20. c4 würde nicht etwa 20
Sf6 wegen 21. Sf7:! usw., sondern zu-
nächst 20, . . . h6 mit voller Konsolidierung
der schwarzen Königsstellung folgen.
20 Sd5— f6
21. c3— c4 . , , ,
Der Angriffs versuch 21. Sg4 Sg4:l
22. Lh7:t? würde sich nach 22.... Kh8!
23. Lc2t Sf6 usw. als böses Phantom
erweisen.
Der Textzug setzt die Serie feiner
Manöver von Weiß fort, wobei seine
Bauernschwächen künstlich gedeckt
bleiben.
21. .... h7— h6
22, Dh4— g3 ....
Verhindert Da5~c3,
22 Ta8— c8
23, Ld3— c2 Le8— c6
24. Dg3~e3 ....
Nitht sofort 24. Ta3 wegen Td4:!
Der Textzug verhindert außerdem das
Gegenmanöver Lc6— e4
348
24
b7— b6
25. Tal— a3
Lc6— aS
26. De3— f4r
b6— b5
27, Ta3— h3
b5Xc4
Stellung nach dem 27. Zuge von. Schw.
in UM ■#!
■ ■ ■ BS
mMm^^JmßJm
28, Th3Xh61f , . . .
Eine großzügige Wendung, Die
Stellung ist außerordentlich schwierig
und interessant. Schwarz findet noch
eine sehr geistreiche Parade:
28 Tc8— c5!
Fatal wäre 28..,. gh, 29. Df6: usw.
mit baldiger Entscheidung. Verfehlt wäre
auch 28. . . . Dd5 wegen 29. f3 usw.
29. Th6— h3 , . , ,
Natürlich nicht 29. de? wegen Tdl .-f
nebst Del #. Ungenügend wären auch
folgende zwei Angriffsversuche.
I.) 29. ThSf Kh8: 30. Sf7:t Kg8, 31,
Sd8: Tc8, 32. Se6: Dd5 und Schwarz
gewinnt.
IL) 29, Tf6: Te5: 30. De5: De5: 31.
de Tdlrf 32. Ldl: gf, 33. Lc2 (notwendig
wegen der schwarzen Drohung Le4)
33 fe mit Endspielvorteil für Schw.
29. .... Tc5— d5
Eine problematische Verteidigungs-
möglichkeit bot hier 29 Le4, z. B.
30. Le4: Te5:! und gewinnt. Weiß würde
aber darauf am besten 30. Tg3 Td4: 31.
Tbl Tcd5, 32. h3! spielen und vielseitige
Angriffschancen behalten.
30, Kgl— fl! , , . .
Pariert in überraschender Weise die
Mattdrohung Del, dagegen würden die
Bauernventile (g3 oder f3 wirkungslos
verpuffen.
30 Da5— b6
31. Th3— g3 Td5Xd4
In der Erkenntnis, daß auch nach
etwa 31. . . . Kf8, 32. Tg7:! Kg7: 33. Dgöf
nebst Df6: usw. sein Untergang unver-
meidlich wäre, beschließt Schwarz, der
Partie ein Ende mit Schrecken zu
bereiten.
32. TdlXd4 Db6Xd4
33. Df4Xf6 Dd4-alt
34, Kfl— e2 La8— f3t.
Nun hat Weiß fünf Rücknahme-
möglichkeiten, von denen jedoch nur
eine einzige die richtige ist:
35, g2Xf3 Schwarz gibt auf.
Partie Nr. 78.
Meisterturnier zu New-York 1922.
[Erste Runde],
David* Janowski. Samuel Rzeschewski.
K d2— d4 Sg8— f6
2. Sgl— f3 d7— d5
3. c2— c4 e7— e6
4. Sbl— c3 Sb8— d7
5. Lei— g5 Lf8— e7
6. e2— e3 c7— c6
Üblicher ist hier und auch im
nächsten Zuge die Vollendung der Ent-
wicklung des Königsflügels durch 0—0.
7. Lfl~d3 a7— a6
In der bekannten Schönheitspartie
Capablanca— Dr. Bernstein, Petersburg
1914, geschah sofort 7 de, 8. Lc4:
b5, (eine Neuerung statt des üblichen
Entlastungszuges 8. . . . Sd5), 9, Ld3 a6,
10. e4 (schärfer ist 10. a4. Abwartend
geschah in der Meraner Schönheitspartie
Dr. Tarrasch— Colle, 1924: 10, 0—0 c5,
11. De2, worauf das beiderseitige
Bauernvorgehen 11 c4? 12. Lc2 Lb7,
13, e4! usw. zugunsten von Weiß
ausschlug) 10. , . . e5? (richtig war 10
c5! mit gutem Ausgleich), 11. de Sg4,
12. Lf4 Lc5, 13. 0—0 De7, 14. Tel usw,
Weiß gewann zwar glänzend, doch ist
die vom Nachziehenden gewählte
Methode keineswegs zu unterschätzen. —
Wegen 7. . . . 0—0, siehe vorige
Anmerkung.
8. 0—0 _ , .
Zweischneidiger geschah in einer
Partie Rubinstein-Aljechin, Hastings 1922,
8. a4. In Betracht kommt aber auch
8. a3. — Wegen 8. c5, vgl, den Verlauf
der Partie Nr. 70. (Es könnte hier z. B.
*) Hier wird David zu Goliath!
Der Sieg des damals 7-jährigen Wunder-
kindes rief in der gesamten Kulturwelt
große Begeisterung hervor.
- 349 -
folgen: .8. c5 e5, 9. de Sg4, 10. Lf4 g5,
11. Lg3 Sc5: usw, mit Gegenspiel für
Schwarz).
8 d5Xc4
9. Ld3Xc4 Sd7— b6
Schwarz wählt eine schwerfällige
Entlastungsmethode und kommt bald in
Pösitionsnachteil. — Folgerichtiger wäre
wohl 9. . . . b5.
10. Lc4— d3 Sf6— d5
11. Lg5Xe7 Dd8Xe7
12. Ddl— d2 Sd5Xc3
13. b2Xc3 c6— c5
14. Tal— bl! Sb6— d7
15. a2— a4 0—0
16. Dd2— c2 h7— h6
17. Tfl— el b7— b6
18. Tbl— b2 Ta8— b8
19. Tel— bl De7— d6
20. Dc2— e2 a6— a5
21. Ld3— b5 Tf8— d8
22. h2— h3 Dd6— c7
23. e3— e4 . . , ,
Nachdem Weiß den feindlichen Da-
menflügel methodisch geschwächt hat,
geht er nun im Zentrum energisch vor
und baut sich bald eine formidable
Sturmstellung auf.
23 Sd7— f8
24. De2— e3 Lc8— d7
25. Sf3— e5 Ld7— e8
26. Lb5Xe8 Td8Xe8
27. f2— f4 f7— f6
Die Vertreibung des weißen Springers
aus seiner dominierenden Position kann
nur auf Kosten dieser neuerlichen
Bauernschwächung geschehen.
28. Se5— f3 Sf8— d7
29. e4— e5 f6— f5
30. g2-g4 g7— g6
31. g4Xf5 g6Xf5
32. d4— d5! Sd7— f8
Auf 32,... ed folgt 33. Dd3 und
gewinnt den Bauern bei aufgerollter
Stellung des Gegners zurück. Weiß hat
die gebotenen Angriffsmarken trefflich
ausgenutzt und beherrscht jetzt durch
seine Bauernmasse das Brett.
33. Tb2— g2t Kg8— h7
34. c3— c4 Dc7— f7
35. Kgl— h2 Sf8— g6
36. Tbl— gl Te8— g8
37. d5— d6 Df7— b7
Stellung nach dem 37. Zuge von Schw,
"mm ■ WM
m m * m^m
m. m. ial,*^Ä
W/^y. ^4r^^
M V/M V/M.
38. h3— h4? ....
Hier läßt Weiß einen forcierten
Gewinn aus: 38. Sgöfü hg, 39. Tg5:
Tg7 (noch am schärfsten. Auf 39
Kh6 oder 39 De4 entscheidet gleich-
falls 40. Dg3!), 40, Dg3! Df7, 41. Th5
Kg8, 42. Th6 Se5: 43. fe! Tg3: 44. Tg3:t
Dg7, 45- Tg7:t Kg7: 46. Te6: usw.
38 Db7— c6
39. h4— h5 ....
Noch immer war das sofortige
Springeropfer auf g5 entscheidend,
während sich die von Weiß gewählte
Spielart als ungenügend erweist.
39 Sg6— h8
40. Sf3— g5t hOXgö
41. f4Xg5 Sh8— g6!
Meisterhaft pariert. Auch in der
Folge verteidigt sich der Wunderknabe
mit größter Zähigkeit und Präzision,
sodaß sein Sieg von Janowski
selbst als ein wohlverdienter bezeich-
net wurde.
42. Tg2-g3
Mehr Chancen bot vielleicht 42. Dh3,
z. B. 42. , . . Sf4 (besser 42. . . . Th8!), 43.
g6t Kh8! 44. Dg3 Sg2: 45. Dg5! Tg7,
46. h6 Dd7, 47. hgf Dg7: 48. Kg2:!Db7t
49. Kg3 Kg8, 50. Df6 Dd7, 51. Thl Dg7,
52. De6:t Kf8, 53. DfSf Ke8, 54. ThSf
nebst Matt in 3 Zügen. [Geo Marechal
in der kanadischen Zeitung „La Patrie"],
42 Kh7— g7
43. Tg3— h3 Tg8— h8!
Der Kampf um die h-Linie.
44. h5Xg6 Th8Xh3t
45. Kh2Xh3 ....
Interessant, aber unzureichend wäre
45. Dh3: Th8, 46. Dh6t Kg8! 47. g7
Th7 und die Stoßkraft des Weißen ist
zu Ende.
45 Tb8— h8t
46. Kh3— g3 Dc6Xa4
47. De3— f3 f5— f4t
— 350 —
Das Blaft hat sich plötzlich ^ ge-
gewendet: Jetzt wird Schwarz Herr der
Lage.
48. Kg3— g4 . . _
Auf 48. Kf4: folgt 48..,. Dc4:t 49,
De4 Th4t und auf 48, Df4: folgt DbSf
usw.
48 Da4--c2
49. DfSXW Dc2— e2t
50. Kg4— g3 De2— d3t
51. Kg3— g2 Dd3— e2t
52, Kg2— g3 De2— h2t
53, Kg3— f3 Th8— f8
54. Df4— f6t Kg7— g8
Wenn 54„. . . Tf6:f, so 55. gff Kg8.
5a d7 Dd2, 57. g7, drohend fTf usw.!
z, B, 57. . . . Dd7: 58, Ke2 Db7, 59. Tgi
Dc7, 60, Kd2 DdSf 6L Kcl Kf71 (61
De8, 62. Th4 Kf7, 63. Th8 Dg8, 64. Kb2:
und gewinnt), 62. Tg2 De& usw. mit
künstlicher Remisstellung.
Rzeschewski's Simultanspiel,
55. d6— d7 Tf8Xf6t
56. g5Xf6 ....
Naheliegend und schlecht. Mit 56, ef
konnte das Unheil des 58. Textzuges
(Verlust des Bg6 mit Schach!) verhindert
und die spannende Partie einem fried-
lichen Remis zugeführt werden, z. B,
56. ef! Dd2, 57. .f7t Kg7, 58, Thl und
nun wäre 58,... Dd7:? wegen 59. Th7t
Kg6, 60. f8 Sf unzulässig, sodaß Schw.
im ewigen Schach sein Heil suchen
müßte.
56 Dh2— d2
57. Tgl-hl Dd2— d3t
Nicht 57..., Dd7: wegen 58. f7t
nebst Th7t usw,
58. Kf3— g2 Dd3Xg6t
Endlich ist der klare Gewinn in
Sicht.
59. Kg2— f2 Dg6— f5t
60. Kf2— g2 Df5— g4t
61. Kg2— h2 Dg4— e2t
351 -
62. Kh2— h3
63. Kh3— h4
64. Thl— gif
65. Kh4— g5
T>e2— d3t
Dd3Xci7
Kg8— fS
Dd7— d4
Weiß gibt auf.
* * *
Ist überhaupt seitens des Anziehenden
die Jagd nach dem ephemeren Tempo-
gewinn (durch Tel, Dc2, a3, h3 usw,)
nötig?
Neue und kühne Gedankengänge
zeigt uns in dieser Beziehung folgende
kurze Remispartie, in welcher Janovvski's
altberühmte Leopardenkraft dem Welt-
meister hart zusetzte.
nun
Partie Nr. 79.
Weltturnier zu New-York 1924.
Janowski. Capablanca,
[Erste Runde!]
1. d2— d4 Sg8— f6
2. Sgl— f3 d7— d5
3. c2— c4 e7— e6
4. Sbl— c3 LfS— e7
5. Lei— g5 0-0
6. e2— e3 SbS— d7
7. Tal— cl c7— c6
8. Lfl— d3 ....
Von vielen Autoritäten neuerlich als
die nachhaltigste Fortsetzung erklärt.
Weiß geht unbefangen der Entwicklung
seines Königsflügels nach, ohne sich um
die philosophisch besten Züge zu
kümmern,
8 d5Xc4
Auf 8. . . . a6 könnte einfach 9. Ü— 0
oder schärfer 9. a4 geschehen, nicht aber
9. c5 (z. B. Partie Euwe— Spielmann,
Mährisch-Ostrau 1923: 9, c5 Te8, 10. h3
h6, 11. Lf4 Lc5:!! 12. de e5, 13. Se5: Se5:
14. 0—0 Da5 usw. Schwarz hat sich mit
einem Ruck befreit und steht überlegen). —
Als eine feindurchdachte Einfügung
des zeitgenössischen Eröffnungsgeistes
geschah in einer Partie Dr. Tarrasch—
Spielmann, Meran 1924: 8. . . . h6, 9. Lh4
und nun erst 9 de, 10. Lc4: b5
(Dr. Bernstein's Idee. Oder auch gleich
10 Sd5, worauf nunmehr weder die
Aljechin'sche Fortsetzung Sc3— e4 noch
das Textmanöver h2— h4 geschehen darf),
11. Lb3 (natürlicher sieht nach wie vor
11. Ld3 aus) 11.... Sd5, 12. Le7: De7:
13. 0-0 Sc3: 14. Tc3: Lb7, 15. Dd3 a5
usw. mit zweischneidigem Spiel. —
Ohne Nutzen erwies sich dagegen
aus der Textstelle 8 Te8 in folgender
Partie Aljechin— West, Portsmouth 1923:
9. 0—0 de, 10. Lc4: Sd5, IL Se4!
(nun ist dieses Manöver noch kräftiger
als sonst) IL... Lg5: 12. Sfg5: Sd7-f6,
13. Sg3 h6, 14. Sf3 Sb6, 15, Lb3 Sb6-d7,
(eine schöne Rundreise!), 16, e4 und
Weiß steht stark überlegen.
9. Ld3Xc4 Sf6— d5
10. h2— h4 ....
Eine Neuerung im Stile von Jung-
MarshalL Man sieht, wie mancher vor
Jahren verworfene Zug zum neuen tat-
kräftigen Leben erwachen kann!
Ziemlich ausgleichend ist bekanntlich
10. Le7: De7: und Schwarz wird sich später
wohl mit e6— e5 oder c6— c5 emanzipieren
können. — Etwas schärfer für den An-
ziehenden ist daher 10. Lf4, vgl. Partie
Aljechin— Selesnjew, Pistyan 1922: 10
Sf4: IL ef Sb6, 12. Lb3 Sd5, 13. Dd2
Dd6, 14. Se5 Sc3: 15. bc c5, 16, 0—0
usw. mit beibehaltenem Druck. —
Interessant ist an der Textstelle
(ähnlich wie in der Partie Nr. 65) die
Aljechin'sche Fortsetzung 10. Se4, z. B.
a) 10 h6, 11. Le7: De7: 12. C-0
b6 (auch nach 12. . . . Sd5-b6, 13, Lb3,
e5, usw. hat Schwarz Schwierigkeiten), 13.
Sg3 (oder auch Partie Grünfeld— Roselli,
Meran
r. T3. De2 Lb7, 14. La6 Sf6,
15. Lb7: Db7: 16. Sd6 De7, 17, Sc4! usw.
mit besserer Stellung) 13..., Td8, 14.
Ld5:! (wenn 14. e4, so 14.... Sd5— b6,
15, Lb3 e5 usw. mit Befreiung) 14
cd, 15. Da4 mit überlegener Stellung für
Weiß. (Partie Aljechin^Vajda, Ports-
mouth 1923.)
b) 10. . . . Sd5— f6 (von Kmoch in der
„Wiener Schachzeitung** empfohlen), IL
Sg3 mit verstärktem Figurendruck am
Rochadeflügel.
c) 10 Da5t (vielleicht noch am
besten), 11. Kfl! (präziser als IL Ke2,
wie in einer bereits früher zitierten
Partie Aljechin— Muffang, Margate 1923,
in ähnlicher Stellung folgte) 11 Lg5:
12. Sfg5: h6 usw. Schwarz sucht sich zu
befreien.
10 f7-f6
Ein seltener Fall, daß Capablanca
einen Zug macht, der Schwächen im
eigenen Lager herbeiführt (Be6), ohne in
dem folgenden Abtausch Springer gegen
Läufer eine genügende Kompensation zu
finden. Freilich ist das Problem der neu-
artig anmutenden Stellung keineswegs
leicht zu lösen, da große Gefahren links
und rechts lauern, z. B.:
- 352 —
a) 10... h6,, II. Le7: (am „ein-
fachsten. Inkorrekt wäre,, wie Meister
Dobias in „Casopis Ceskoslovenskycii
sachistü" ex 1924 ausführt, das Opfer-
spiel 11. Ld3 Sc3: 12. Tc3: hg, 13. hg
g6 usw., bezw. 13. LhTf Kh7: 14. Sg5:t
Kg8! [14.... Lg5:? 15. hgf Kg6, 16.
Dhöf nebst Matt in 6 Zügen], 15. Dh5?
Sf6 usw., bezw. endlich 13. Sg5:Sd7— f61
[13.... Lg5:? 14. LhTf Kh8, 15. hg g6,
16. Lg6:t Kg7, 17. Th7t! Kg6: 18. DhSf
nebst Matt in 3 Zügen], 14. h5 Dd5 usw.
mit schwarzem Vorteil) 11 De7: 12.
g4! usw. Der Rochadesturm wird durch
die vorher herbeigeführte Angriffsmarke
(Bh6) begünstigt.
b) lU. . . . i5d7— f6 (von Nimzowitsch
vorgeschlagen, um unter anderem e3— e4
zu verhindern und den Le7 beweglich
zu machen), 11. Se5 h6, 12. Df3 (auch
das Manöver 12. Lc4-d3-bl ist stark)
12.... Db6, 13. Lb3Te8, 14. g4 usw. Der
Königsangriff spielt sich von selbst.
c) 10 Sc3: (diesen Entlastungs-
tausch schlägt Kmoch vor), 11. Tc3: Sb6,
12. Le7: (nicht 12. Ld3 wegen 12.... fö
nebst Lb4) 12.... De7: 13. Ld3 Sd7 (um
c6— c5, bezw. e6— e5 zu spielen. Auf
13. . . . Td8 würde schon 14. Dh5 folgen),
14. Sd7: Ld7: 15. Dc2 (auf 15. Dh5
könnte 15.... g6, 16. Dh6 Db4
geschehen). Schwarz bleibt jetzt ge-
fährlichen Angriffen ausgesetzt. (15. . . .
g6, 16. h5, bezw. 15 h6, 16. g4, bezw.
auch 15. . . . f5, 16. g4 usw.)
d) Verhältnismäßig am besten ist
nach unserem Dafürhalten zunächst
10. . . . Te8, um die Königslage etwas
zu entlasten und die Wahl zwischen ver-
schiedenen Verteidigungsmöglichkeiten
erst im nächsten Zuge zu treffen. —
11. Lg5— f4 Sd5XM
12. e3Xf4 . . . ,
Ob isoliert oder verdoppelt, üben
alle drei weißen Bauernvorposten (d4,
f4 und h4) eine lähmende Wirkung auf
das schwarze Spiel aus.
12. .... Sd7— b6
13. Lc4— bS Sb6— d5
14 g2— gS Dd8— e8I
Ein sehr feines Verteidigüngsmanöver,
das die Beweglichkeit der schwarzen
Stellung sehr erhöht
15. Ddl— d3 De8— h5
16. Lb3— dl Le7— b4
17. 0—0 ....
Danach hat Schwarz eine hübsche
Möglichkeit, das Remis zu forcieren.
Auch das „Abzugschech" 17. Se5 würde
nach 17 Df5 nur zum Dameafausch
führen. Am nachhaltigsten war daher
der keineswegs naheliegende Zug 17,
Kfl, z. B. 17.... Lc3: 18, bc b6, 19. c4
Se7 (auf 19.... La6 wäre für Schwarz,
weder 20. Sg5 Dg6, 21. Dg6: hg, 22. Se6.
Tfe8 usw., noch 20, Da3 Sc7, 21. Kg2
Lb7 usw. gefährlich, dagegen einfach 20,
Kg2 ziemlich unbequem), 20. Kg2 Sg6,.
21. De3 usw. mit starken Pressions-
mitteln.
17. . , . . Lb4Xc3
18. b2Xc3 ....
Stellung nach dem 18. Zuge von Weiß:
mxmxm., m
I :»■.■*
18. .... Sd5Xf4!
In der Erkenntnis seiner gefährdeten
Lage macht Capablanca wieder einmal
„une petite combinaison". (Sein Lieblings-
ausdruck! Übrigens hat er die Wendung
bereits bei seinem 14. Zuge vorausgesehen).
19. g3Xf4 Dh5— g4t
20. Kgl— ]il ....
Nicht 20. Kh2 wegen Df4;t und der
Tel geht verloren.
20 Dg4— h3t
21. Ktil— gl Dli3— g4t
Remis durch ewiges Schach.
EID
Pillsbury's Verteidigung.
(alias : Cambrigde-Sprlngs-Variante).
Partie Nr. 80.
Meisterkampf zu Triest 1923.
Paul Johner. Dr. Tarrasch.
[Des ersten Preisirägers Glanzleistung].
1. d2— d4 d7— d5
2. c2~c4 e7— e6
3. Sbl— c3 Sg8— f6
4. Lei— g5 Sb8— d7
- 353 -
Bereits in der ersten orthodoxen Da-
mengambitpartie:Mayet-Harrwitz (1848) ge-
spielt und meistens mit dem anderen soliden
Verteidigungszug Le7 pro miscuo, hier je-
doch mit einer von Pillsbury herrührenden
Reservatidee (c6 nebst Da5) gebraucht. —
Zu erwähnen ist an dieser Stelle
noch eine andere mit aggressiven Ten-
denzen verbundene Spielv^eise: 4....
Lf8— b4, die von Capablanca (oft auch nach
vorherigem 4 Sbd7, 5. e3) angewandt
wurde und ihren schlechten Ruf nicht zu
verdienen scheint, z. B.:
a) Partie Capablanca— Marshall, New-
York 1924: 4. . . . Lb4 (hier wird der Welt-
meister mit seinen eigenen Waffen be-
kämpft), 5. Sf3 (alles eigentlich bei
folgender Zugreihe entstanden: 1, d4 d5,
2. Sf3 e6, 3. c4 Sf6, 4. Sc3 Lb4, 5. Lg5
usw.) 5 c5 (um Da5 zu spielen), 6.
Lf6: (oder Partie Schapiro— Marshall,
Lake Hopatcong, 1923: 6. e3 Da5, 7. Lf6:
gf! 8. Db3 Ld7, 9. a3 de [9.... La4, 10.
ab], 10. Lc4: Tg8 mit vollwertigem
Gegenspiel) Df6: 7. cd ed, 8. e3 Sc6, 9.
Lb5 0—0, 10. 0-0 Lc3: 11. bc Lg4, 12.
Tbl Tac8, 13. de Dc3: 14. Dd5: Tfd8,
15. De4 Lf3: 16. Df3: Dc5: 17. Lc6: bc, 18.
Tb7 Tf8 usw. mit baldigem Remisschluß.
b) Partie Eduard Lasker— Capablanca,
New-York 1915: 4.... Sbd7, 5. Sf3 (alles
eigentlich bei folgender Zugreihe ent-
standen: 1. d4 d5, 2. Sf3 Sf6, 3. c4 e6,
4. Sf3 Sbd7, 5. Lg5 usw.) 5.... Lb4, 6.
e3 (od. P.Roland-Capablanca, Buenos Ayres
1914: 6. Da4 c5, bezw. P. Rzeschewski-Ed.
Lasker, New-York 1 923 : 6. Db3 c5, 7. e3 Da5,
8. Lf6: Sf6: 9. Ld3 [sicherer 9. Sd2] 9.... b5!
10.Dc2? [konsequenter jedenfalls 10. cbc4,
11. Lc4: de, 12. Dc4: mit Bauernäquivalent
für die Figur] 10 bc usw. mitentschei-
dendem B-Gewinn für Schw.)
6 — c5, 7. Ld3 (ohne Wirkung wäre
hier, nachdem Schwarz seinen c-Bauer
offensiv vorstieß, 7. Sd2 wegen 7 cd,
8. ed Lc3:t 9. bc Da5! 10. Dc2 de, 11.
Lf6: Sf6: 12. Sc4 Dc7 usw. mit gutem
Gegenspiel. — In Betracht kommt aber
7. Dc2 Da5, 8. cd ed, 9. Ld3 c4, 10. Lf5!
usw. mit w^eißer Initiative).
7.. ..Da5,8.Db3 (in Betracht kommt auch
hier8.Dc2,z.B.8....Se4,9.0-0Sc3:10.a3od.
9.... Lc3:10.bcSc3:ll.TfclSe4,12.Le4:de,
13. De4: mit schönem Angriffsspiel).
8 — Se4 (Schwarz verschmäht die
vorerwähnte Kombination 8 b5, 9. cb
c4 usw., womit er eine Figur für drei
Bauern gewinnen konnte), 9. 0-0 Sg5:
10. Sg5: cd, 11. Sb5 (es drohte de) Sc5,
12. Dc2 Sd3: 13. Dd3:, worauf jetzt Schwarz
statt des ausgleichenden 13 a6 mit
13.... Le7, 14. Sf3 de, 15. fe de, 16. Dc4:
0—0 in Vorteil kommen konnte. —
c) Partie Tartakower— Hromadka,
Mährisch-Ostrau 1923: 4.... Sbd7, 5. e3
Lb4, 6. cd (vielleicht ist hier der Tempo-
verlust 6. a3 die beste Methode, Klärung
ins Spiel zu bringen).
6. . . . ed, 7. Ld3 c6, 8. Sf3 (in Betracht
kam auch 8. Sge2) 8.... h6 (oder Partie
Maröczy— Ed. Lasker, New-York 1924:
8.... 0—0, 9. 0—0 Te8, 10. Dc2 h6, 11.
Lh4 Sf8, 12. a3 Le7, 13. b4 mit der
Drohung b4— b5), 9. Lh4 Da5, 10. Dc2
0—0, 11. 0-0 Te8, 12. a3 Lc3: (besser
vielleicht 12.... Le7), 13. bc Se4, 14. c4
usw. Weiß steht etwas freier. —
5, Sgl— f3 ....
Präziser ist vielleicht zunächst 5. e3,
wobei dann im Falle von 5 c6, 6. Ld3
Da5, 7. Lh4! Lb4 sogar die neuartige
Entwicklungsidee 8. Sge2 beachtenswert
erscheint. [Wagner in den „Deutschen
Schachblättern"].
5 c7— c6
Oder 5 Le7 mit Einlenken in die
übliche Orthodoxerei (Partien 63 bis 79!)
— Wegen 5 Lb4 siehe vorige An-
merkung. — Eine interessante, jedoch
nicht ganz stichhältige Neuerung, die
dem Nachziehenden mehr Freizügigkeit
verschaffen soll, wurde in einer Partie
Aljechin— Wolf, Wien 1922, versucht: 5. . . .
h6, 6. Lh4 de, 7. e3 Sb6 mit der Folge: 8.
Lc4: (logischer 8. Se5) Sc4: 9. Da4t Ld7,
10. Dc4: Le7, 11. 0-0 0—0, worauf jetzt
statt 12. Tacl Lc6! 13. Se5 Ld5! usw. viel
energischer 12. Se5! geschehen sollte.
6, e2— e3 Dd8— a5
Von Dr. Tarrasch als der „geniale
Pillsbury'sche Ausfall" bezeichnet, gelangte
dieses Damenmanöver zuerst in der
Partie Tarrasch— Albin, Nürnberg 1896,
später aber insbesondere im Turnier zu
Cambridge-Springs 1904, zur Anwendung.
7, Sf3~d2 ....
Gilt als das Beste. — Schwächlich ist
7. Dc2 wegen 7. . . . Se4, 8. cd Lb4! usw. und
minderwertig geschah in der 6. Wettpartie
Rubinstein-Schlechter, Berlin 1918: 7. Db3
Se4, 8. Lh4, worauf statt 8. . . . Lb4 viel ener-
gischer 8.... g5, 9. Lg3 h5! usw. mit überlege-
ner Stellung für Schw. geschehen konnte. —
Keine besondere Wirkung erzielt der
sofortige Figurentausch 7. Lf6: z. B. Partie
Capablanca— Ed. Lasker, New-York 1924:
7. Lf6: Sf6: 8. Ld3 Lb4, 9. Db3 de, 10. Lc4:
0-0, 11. 0-0 Lc3: 12. bc b6, 13. Se5 Lb7,
14. Le2 c5! und es gelang bald dem Nach-
ziehenden auszugleichen. —
Hingegen besteht die neueste, von
Dr. Tarrasch herrührende Tendenz bei
der Behandlung dieses Systems (wie des
Damengambits überhaupt!) in dem nur
scheinbar auflösenden Bauerntausch 7.
Dr. S. G. Tartakower: Die hypermoderne Schachpartie.
354 —
cd, z. B.: Partie Janowski— Bogo-
Ijubow, New-York 1924: 7. cd ed (wenn
7.... Sd5:, so 8. Db3! Lb4, 9. Tel nebst
event. 10. e4 mit weißem Vorteil), 8. LdS
Se4, 9. 0—0! Sg5: (Der Bauernraub 9. . . .
Sc3: 10. bc Dc3: wäre für Schwarz nicht
ersprießlich, da er in seiner Entwicklung
ganz zurückbleibt), 10. Sg5: Le7, 11. f4
Sf6, 12. Del Db6, 13. Tbl Ld7, 14. Sf3
Kf8, 15. Se5 usw.. Weiß steht überlegen.
(Vgl. hiezu auch die nächste Partie
Marshall— Bogoljubow).
7 Lf8— b4
Nach 7. . . . S84, 8. Sde4: de, 9. Lh4!
e5, 10. Le2 usw. bleibt Weiß im Vorteil.
Auch die von Rubinstein in Collijn's
Lärobok vorgeschlagene „Verstärkung":
7.... de, 8. Lf6: Sf6: 9. Sc4: Dc7 nebst
Le7, 0—0, Tfd8, Lc8— d7— e8 usw. ver-
mochte sich in der modernen Meister-
praxis nicht zu behaupten, da Schwarz
doch an asthmatischen Beschwerden
leidet, nachdem er auf die Befreiungs-
stöße e6— e5 oder c6— c5 dauernd
verzichten muß, z. B.:
a) Partie Euwe— Seitz, Hastings 1924:
10. g3 (eine sehr beachtenswerte Idee von
Leonhardt) 10.... Le7, 11. Lg2 0-0, 12.
0-0 TdS, 13. Db3 Ld7, 14. Tacl Le8, 15.
Tfdl Tac8, 16. e4 usw. mit vielverspre-
chendem Spiel für Weiß.
b) Partie Grünfeld— Johner, Teplitz-
Schönau 1922: 10. Tel Le7, 11. Ld3 (oder
jetzt 11. g3, Partie Selesnev-Wolf, Pistyan
1922, mit ähnlichem Verlauf wie sub a)
11.... Ld7, 12. 0—0 0—0, 13.De2Tfd8, 14.
Tfdl Le8, 15. Se5 Da5 (in einer Beratungs-
partie Teichmann-Rubinstein, Berlin 1921,
geschah hier sofort 15 Tac8, worauf
jedoch 16. Sa4 vorteilhaft ist), 16. Df3!
Tac8, 17. a3 usw. Weiß steht über-
legen. —
8. Ddl— c2 ....
Der Kenner Teichmann hält sonder-
barerweise 8. Dcl für besser, vergl. Partie
Teichmann— Chajes, Karlsbad 1923:
8. Dcl de, 9. Lf6: Sf6: 10. Sc4: Dd8,
11. Ld3 0—0, 12. 0—0 c5, 13. Tdl usw.
Weiß steht gut.
8 0—0!
Bei den früher üblichen Methoden 8.... de,
9.Lf6: Sf6: 10.Sc4: Dc7, ll.Ld3usw. bezw.
8.... Se4, 9. Sde4: de, 10. Lh4! usw., blieb
Weiß im Stellungsvorteil. Die nervenstarke
Textfortsetzung, die alle Drohungen (de
oder Se4) noch einen Zug lang in Schwebe
läßt, rührt von Bogoljubow her und hat
den Vorzug, den Gegner zur Erklärung
zu zwingen.
9. Lor5Xf6 ....
Natürlich nicht sofort 9. Ld3? wegen
9 de mit Figurgewinn. Als ungünstig
erwies sich jedoch auch 9. Le2 wegen
9.... e5! 10. de (oder 10. Lf6: Sf6: 11.
de Se4, 12. Se4: de, 13. 0-0 Lf5! mit
Vorteil für Schwarz) 10.... Se4! 11. Se4:
de, 12. 0-0 Lc3: 13. bc Se5: 14. De4: f6,
15. Lf4? (besser jedenfalls 15. Lh4)
15.... Lf5! 16. Dd4 Tad8 und Schwarz
erobert überraschenderweise die Dame
(Partie Grünfeld— Bogoljubow,
Mährisch-Ostrau 1923).
9 Sd7Xf6
10. Lfl— d3 Tf8— d8
Schwarz will der Partie einen mehr
geschlossenen Charakter geben; besser
ist aber wohl 10. . . . Te8 mit der Tendenz,
so rasch als möglich zum Befreiungsvor-
stoß e6— e5 zu gelangen*). — Noch immer
verfehlt geschah in einer Partie Gilg—
Dr. Schindler, Karbitz 1924: 10.... de, 11.
Sc4: Dh5 (besser jedenfalls Dc7), 12. 0-0
und Weiß kam in Vorteil.
11. 0—0 Lc8— d7
In einer Partie Przepiörka-Spielmann,
Meran 1924, geschah gar sofort 11
Lf8. Am zweckmäßigsten dürfte hier aber
11 Dc7 sein, um 12. c5 mit e6— e5
beantworten zu können.
12. a2— a3 Lb4— f8?
13. c4— c5! ....
Mit diesem und dem folgenden
Bauernvorstoß wird Schwarz auf den
beiden Flügeln systematisch blockiert. Es
war daher besser, vor zwei Zügen auf
c4, zumindest aber im vorigen Zuge auf
c3 zu nehmen, statt der Zweiläufer-Utopie
nachzujagen.
*) Ein spannendes Remis ergab
folgende Partie Becker— Spielmann, Wien
1923: 10.... Te8, 11. 0— 0 e5, 12. cd cd,
13. de (sicherer geschah in einer späteren
Partie desselben Turniers Grünfeld—
Becker vorerst 13. Sb3) 13....Te5: 14.
Sf3 Th5 (Schwarz verschmäht die Verein-
fachung 14.... Lc3: 15. Dc3: Dc3: 16. bc
Te7 usw. mit völligem Ausgleich), 15. a3
Lf8, 16. Sb5 Lg4, 17. b4 Db6, 18. Dc7!
Dc7: (das Damenopfer 18.... Lf3: 19.
Db6: Tg5 glückt zwar nach 20. Sd4 Lg2:!
21. f4 Lfl:t 22. fg ab usw. mit Vorteil
für Schwarz, scheitert jedoch nach 20.
Df6:! gf [bezw. 20. . . . Tg2:t 21. Khl Tg3t
22. Df3: Tf3: 23. Kg2 mit Turmfang!], 21.
g3 nebst Sd4 und Weiß steht stark über-
legen), 19. Sc7: Tc8, 20. Sb5 Lf3: 21. gf
a6, 22. Sd4 Te5 (am Heimweg), 23. Tf cl
Tee8, 24. Lf5! Tc4! 25. Ld3 Tcc8, 26.
Lf5 (Weiß hat nichts Besseres. Auf 26.
Kf 1 könnte 26. . . . g6, 27. Ke2 Lg7 nebst
Sd7 folgen). Unentschieden.
355
13
Da5— c7
14. f2— f4
g7-g6
15. Sd2— f3
Sf6— g4
16. Tal— el
Ld7— e8
17. h2— h3
Sg4— h6
18. g2-g4
f7— f6
19. g4-g5
....
Damit wird
e6— e5 für immer ver-
hindert.
19
f6Xg5
20. Sf3Xg5
Dc7— d7
21. Kgl— h2
Sh6— f5
22, Tfl— gl
Lf8-g7
23. Sc3— dl!
b7— b6
Beginn einer Gegenaktion auf dem
Damenflügel, die jedoch keinen genügen-
den Nährstoff findet.
24. b2— b4 b6Xc5
25. b4Xc5 Ta8— b8
26. Ld3— a6 h7— h6
27. Sg5— f3 Dd7— c7
28. Tgl— g2 Dc7— a5
29. Dc2— e2 Tb8— b3
30. La6— d3 Da5Xa3
31. Ld3Xf5 e6X^5
32. Sf3— h4 Td8— b8
33. Tel— gl ....
Natürlich nicht sofort 33. Sg6:, weil
die Dame nach 33.... Lg6: 34. Tg6: Tb2
usw., verloren geht.
33
34! Kh2— hl
35. Sh4Xg6
36. Tg2Xg6
Tb3— b7
Tb7— e7
Le8Xg6
Kg8— f8
Der König versucht vergebens zu
entrinnen. Die folgenden Manöver von
Weiß sind ebenso fein als zwingend.
37. De2— c2
38. Dc2— g2
39. Tg6Xc6
40. Tc6— c8t
41. Dg2Xg7!
42. TglXg7t
43. Tg7Xd7
44. Tc8-~c6t
45. Td7— h7
46. Tc6 — g6
47. Tg6-g5
Te7— f7
Tb8— b7
Tb7— d7
Kf8— e7
Tf7Xg7
Ke7— f6
Kf6— g6
Kg6— h5
Kh5— h4
h6— h5
Schwarz gibt auf.
Paul Johner.
Für den Schweizer Meister Paul
Johner gibt es nur eine Spielnuance:
Fortissimo !
Partie Nr. 81.
Weltturnier in New-York 1924.
Marshall. Bogoljubow.
[Zweiter Schönheitspreis].
d2— d4 Sg8— f6
Sgl— f3 e7— e6
Lei— g5 d7— d5
(Lenkt ins regelrechte Damengambit
In Betracht kommt aber auch 3
c5, vgl. den späteren Abschnitt:,, Indisch").
4. e2— e3 ....
Wie bereits bei der Partie Nr. 74 er-
wähnt, könnte Schwarz beim sofortigen
hinlenken ins Damengambit: 4. c4 mit
4 h6! 5. Lh4 (stilwidrig 7. Matchpartie
Ed. Lasker-Marshall : 5. Lf6: Df6: usw.) 5. . . .
de, 6. e3 b5 usw. den Gambitbauern kapern.
In einer P.Janowski-Tartakower, New-York
1924, folgte (mit Zugumstellung): 7. Sc3 c6,
8. Le2 Sbd7, 9. a4 Db6, 10. 0-0 Lb4, 11.
Dc2 Lb7, 12. b3 cb, 13. Db3: Lc3: 14.
Dc3: b4, 15. Db2 a5 usw. mit befestigtem
Mehrbauer für Schwarz.
1.
2.
3.
ein.
356
Sb8— d7
Ein weit bequemeres Spiel erhält
Schwarz bei 4... c5! 5. c3 Db6, 6. Dc2
Sc6, 7. Sbd2 Ld7, 8. Le2 cd, 9. ed Ld6
usw. (IV. Wettpartie Kostitsch-Capablanca,
Havanna 1919.) Bogoljubow will aber auf
künstlichem Wege zurCambrigde-Springs-
Variante gelangen.
5. c2— c4 c7— c6
6. c4Xcl5! ....
Die neueste, von Dr. Tarrasch in
seinem Buche „Die Verteidigung des
Damengambits", angeratene Tendenz, und
zwar beeilt sich Weiß damit, da im
nächsten Zuge (nach 6. Sc3 Da5, 7. cd)
Schwarz event. auch mit dem Springer
zurückschlagen könnte, (vergl. I. Wett-
partie Marshall— Dr. Tarrasch, Nürnberg
1905.)
6 e6Xd5
7. Sbl— c3 Dd8— a5
8. Lfl— d3 Sf6— e4
Beseitigt das Läuferpaar des Gegners.
9. Ddl— c2 ....
Natürlich nicht 9. Le4:? de mit Figur-
gewinn für Schwarz.
Noch energischer als der Textzug
geschah aber in einer anderen New-Yorker
Partie Janowski— Bogoljubow, nach Dr.
Tarrasch's Rezept: 9. 0—0!, um unter
eventuellem Bauernopfer (auf c3) schleu-
nigst zur Aufrollung e3— e4 zu gelangen.
Se4Xg5
h7— h6
Diese Schwächung war früher oder
später unvermeidlich. Lieber jedoch später
und zunächst 10 — Le7.
14. Tal
15. Dc2-
-el!
e2
a7— a5
Sd7— f6
10. Sf3Xg5
11. Sg5— f3
Lf8— e7
Nun aber wäre die Entwicklung des
Läufers nach d6 vorzuziehen.
12. 0-0 0—0
13. a2— a3! ....
Hiemit wird trotz der vereinfachten
Stellung der Aktionsraum der schwarzen
Figuren noch mehr eingeschränkt (13 —
b6? 14. b4) und Weiß kann nun in aller
Ruhe die Umgruppierung seiner Streitkräfte
(Dame und Läufer) zwecks entscheidenden
Mattangriffs auf h7 vornehmen.
13 Da5— d8
Die Dame kehrt unverrichteter Dinge
zurück.
Endlich entschließt sich Schwarz, den
Springer, der den Punkt e5 bewacht,
wegzuziehen, um den Damenflügel ent-
wickeln zu können, doch gestattet der
Textzug eine weitere Verstärkung der
weißen Stellung. In Betracht kommt nach
Dr. Tarrasch 15.... Te8 nebst Sf8, nach
Prof. Becker sogar die nachträgliche
Stonewallbildung: 15.... f5, 16. Dc2 g6
und dann Lf6, Te8, Sf8, Kg7 oder 16. Se5
Se5: 17. de Dc7! 18. f4 Le6, 19. Dh5 Kh7
nebst g6 mit verteidigungsfähigem Spiel.
16. Sf3— e5! Le7-d6
17. f2-f4 ....
„Eine Springerstellung ä la Pillsbury",
bemerkt treffend Dr. Tarrasch in „Kagans
Schachnachrichten". Schwarz versucht
umsonst, die gegnerischen Pläne zu
durchkreuzen:
17
18. Ld3— bl!
19. Dc2— e2
c6 — c5
Lc8— d7
Ld7— c6
Es drohte 20. Sd5:! Auf 19. . . . Te8
geht mit 20. de Lc5: 21. Sd5: ein Bauer
verloren.
20. d4Xc5 ! Ld6Xc5
Auf 20.... Le5: 21. fe Se4 gewinnt
Weiß mit 22. Tdl! De7, 23. Sd5: usw.
21. Kgl— hl! ....
Naheliegend, aber wohlerwogen.
Die Erschütterung der schwarzen Mittel-
lage (durch e3— e4. Tausch auf c6 und
e4— e5) ist im Marsche. Nach Becker,
dessen lichtvollen Glossen in der „Öster-
reichischen Schachrundschau" wir hier
teilweise folgen, wäre jeder andere Zug
wenig ersprießlich, z. B.:
a) 21. Sc6: bc, 22. Sa4 La7, 23. Dc6:
Sg4! und Weiß hat zwar einen Bauern
gewonnen, steht aber schlecht.
b) 21. Sg4 Te8 (nicht 21.... g6
wegen 22. Sh6:t Kg7, 23. Sf7:! nebst
Dg6:t), 22. Sf6:t Df6: 23. Dh7t Kf8, 24.
Khl Tad8, oder 23. Sd5: Le4: 24. Dc5:
Le4: und Schwarz hat treffliche Remis-
aussichten.
21 Tf8--e8
22. e3— e4 ! Lc5— d4
Der mittelbar bedrohte Läufer muß
wegziehen. Auf 22.... de folgt 23. Sc6:
bc, 24. Se4: Se4: 25. Te4: Te4: 26. De4:
g6, 27. f5! und die schwarze Königs-
stellung wird demoliert. — Mit seinem
Textmanöver leitet Bogoljubow noch
357 -
einen sehr gefährlichen Gegenangriff
ein, wird jedoch von Marshall grandios
überspielt. — Besser geschah 22 La7.
23. Se5Xc6 b7Xc6
24. e4— e5 Sf6— g4
25. Dc2— h7t Kg8— f8
26. g2-g3!
Weiß hat Zeit. Verfrüht wäre die
Bauerneroberung 26. DhSf Ke7, 27. Dg7:
wegen 27. . . . Tg8 nebst Sf2t und
Schwarz kommt ans Ruder. Der nerven-
starke Textzug verhindert auch die geg-
nerische Mattdrohung 26. . . , Dh4, 27. hS
Dg3, 28. hg Dh4#.
26 Dd8— b6
27. Lbl— f5! ....
Glänzend gespielt: Auf Se3 sowie
Sf2t opfert Weiß die Qualität, eventuell
noch einen ganzen Turm und setzt dann
seinen Mattangriff fort.
27 Sg4— f2t
28. TflXf2 Ld4Xf2
29. Dh7— h8t Kf8— e7
30. Dh8Xg7 ....
Droht Matt in 6 Zügen: 30.... Lei:
31. Df6t KfS, 32. Dh6:t KgS (32....
Ke7, 33. Dd6#), 33. Lh7t usw.
30 Ke7— d8
Erzwungen, denn nach 30 TgS,
31 . Df6t nebst 32. e6, bezw. nach 30. . . . Dc7,
31. Df6t KfS, 32. Dh6:t Ke7 (32....
KgS, 33. e6! Lei: 34. e7!), 33. Te2 Ld4,
34. e6! KdS, 35. e7t Te7: 36. DfSf usw.
würde die Sache mit Matt enden.
31.Dg7— f6t Te8— e7
Auf 31.... Kc7 erobert Weiß durch
32. Df7t den TeS mit Schach.
Stellung nach dem 31. Zuge von Schw.
32.
Lf2— d4
32, e5— e6!! ....
Prachtvoll gespielt. Nichts Klares
ergibt dagegen die näherliegende Fort-
setzung 32. Dd6t KeS, 33. Dh6: wegen
33. . . . Te6!
Noch ein letzter Einschüchterungs-
versuch. Auf 32 Lei : entscheidet
ebenfalls 33. ef Kc7 (sonst 34. Ddöf),
34. De7:t KbS, 35. fSD nebst Matt, auf
32.... Dd4 folgt 33. Te5 fe, 34. DfSf
TeS, 35. Dd6t KcS, 36. Dc6: usw. mit
Beraubung und auf 32 fe gewinnt 33.
Te6: nebst event. DfSf.
33. e6Xf7!! Ld4Xf6
34. f7— f8Dt Kd8— c7
35.TelXe7t Lf6Xe7
36.Df8Xa8! ....
Am einfachsten. Es droht nun 37.
DcSf Kd6, 3S. Dd7t mit Läufergewinn
und auf 36 Df2 oder Db2: verliert
Schwarz durch 37. DcSf usw. die Dame.
36.
Kc7— d6
Da der Nachziehende versäumt, die
Partie rechtzeitig aufzugeben, versteht
im Nachfolgenden Marshall, die Brutalität
seiner Mehrfigur durch die Eleganz seiner
Schlußspielführung zu mildern.
37. Da8— h8! ....
Droht De5t usw.
37.
Da5--d8
Weiß kündigt Matt in fünf Zügen an:
38. Dh8— eöf
39, Sc3— a4t
Kd6~c5
Kc5— b4
Oder 39.... Kb5, 40. De2t Ka4:
41. Lc2#-
40. D€5— c3t Kc4— b5
41. Lf5— d3t Kb5Xa4
42. Dc3— c2#
Eine ganz reine Mattstellung. ~ Es
hat sich übrigens in New-York ein
Rumpfparlament gebildet, das dieser
Partie den ersten Schönheitspreis
adjudizierte.
UED
Angriff mit Lf4.
Partie Nr. 82.
Weltturnier in New-York 1924.
Aljechin. Dr. Emanuel Lasker.
1. d2— d4 d7— d5
2. c2— c4 ....
Die modernen Autoritäten (Grünfeld,
Aljechin u. A.) fürchten sich nicht vor
358 -
dem Damengegengambit (2 e5; siehe
Partie Nr. 91) und halten daher den
Textzug für nachhaltiger als 2. Sf3,
worauf 2. . . . c5! 3. c4! cd, 4. cd Sf6,
5. Sd4: Sd5: die Spannung auf der
d-Linie auflöst und dem Nachziehenden
gute Ausgleichschancen sichert.
2 e7— e6
3. Sgl— f3 ....
Jetzt hingegen wird dieser Zug für
präziser als 3. Sc3 gehalten, da Schwarz
in der Wahl zwischen verschiedenen
Verteidigungssystemen etwas einge-
schränkt wird.
3 Sg8— f6
4. Sbl-c3 ....
Wegen 4. Lg5 h6! 5. Lh4 Lb4t 6. Sc3
de usw. oder auch gleich 5 de, vgl.
Anm. zum 4. Zuge von Weiß in der
vorigen Partie.
4 • Sb8— d7
Außer diesem Abwartungszug hat
hier Schwarz noch unter folgenden
Alternativen zu wählen:
I) 4.... Le7, worauf 5. e3, 5. Lf4
oder am beliebtesten und nachhaltigsten
5. Lg5 usw. mit Einlenkung in die
Orthodoxerei folgt (siehe Partie Nr. 74). —
II) 4 de, wobei bald ähnliche
Varianten wie beim angenommenen
Damengambit entstehen, vgl. Partie
Kostitsch— Wolf, Teplitz-Schönau 1922:
5. e3 (energischer vielleicht 5. Lg5
nebst event. e4. — Fraglich ist sofort
5. e4, worauf jedoch in einer Partie
Bogoljubow-Wolf, Karlsbad 1923, folgte:
5 Lb4, 6. Lg5 b5? [richtig ist zunächst
6 h6 oder nach Maröczy 6 c5], 7.
e5 h6, 8. Lh4 g5, 9. Sg5:! Dd5! 10. Sf7:l
zugunsten von Weiß. — Etwas schwerfällig
geschah in einer Partie Johner— Wolf,
Teplitz-Schönau 1922: 5. Da4t Sbd7! 6.
Lg5 Le7 usw.)
5. . . . a6, 6. Lc4: c5 (übereilt Partie
Davidson— Dr. Euwe, Amsterdam 1924:
6. . . . b5, 7. Ld3 Lb7, 8. De2 c5? [8. . . .
Sbd7], 9. de Lc5: 10, Lb5:t mit Bauern-
gewinn für Weiß), 7. 0-0 Sc6, 8. De2
(gut ist auch sofort 8. a4) 8. . . . b5, 9.
Ld3 (in Betracht kommt auch 9. Lb3)
9.... Lb7, 10. Tdl Dc7, 11. a4 (solider
ist 11. a3. Wegen 11. de, siehe Partie
Nr. 92) 11.... c4, 12. Lc2 b4, 13. Se4
usw. mit zweischneidigem Spiel. —
III) 4. . . . c6, womit die Stonewall-
aufstellung angestrebt wird, vgl. Partie
Teichmann— Reti, Teplitz-Schönau 1922:
5. e3! (sehr bizarr geschah in einer
Partie Johner— Kostitsch, Teplitz-Schönau
1922: 5. Dd3 Sbd7! 6. g3 Ld6, 7. Lg2
0—0, 8. 0-0 de, 9. Dc4: e5! mit befrie-
digendem Spiel für Schwarz. — Ohne
Saft uud Kraft wäre hier ferner die so-
fortige Auflösung 5. cd, z. B. Partie
Marshall -Aljechin, New-York 1924: 5....
ed! 6. Lg5 Le7, 7. e3 Lf5! 8. Ld3 Ld3:
9. Dd3: Sbd7, 10. 0—0 0-0 usw. mit
Ausgleich).
5. . . . Se4 (von Marshall ein-
geführt. — Wegen 5. . . . Sbd7, siehe
Partie Nr. 85), 6. Ld3! (oder Partie
Bogoljubow-Leonhardt, Berlin 1920:
6. Db3 f5! 7. Ld3 Ld6, 8. Ld2 Sd7, 9.
Tfl Sdf6, 10. 0—0—0 Dc7 usw. mit
gutem Spiel für Schwarz) 6 f5, 7. Se5
Dh4, 8. 0-0 Sd7, 9. f4 Le7 (verfehlt ge-
schah in einer Partie Grünfeld —Breyer,
Wien 1921: 9.... Tg8, 10. cd! ed, 11.
Se4:l fe, 12. Le2 St6, 13. Ld2 g5?
[13.... Le7], 14. Lei Dh6, 15. Lg3! usw.
zum Vorteil von Weiß), 10. Ld2 (auf 10.
Tf3 ist 10.... Se5: 11. de g5 [Partie
Grünfeld— Dr. Asztalos, Kaschau 1918]
oder noch energischer sofort 10 g5
[Partie Sjöberg-Grünfeld, Göteborg 1920]
zu empfehlen) 10 Se5: (wenn jetzt
10 g5, so folgt nach Grünfeld: 11. cd!
ed, 12. Se4:! fe, 13. Le2 nebst Ld2-el-g3
mit überlegener Stellung für Weiß), 11.
fe (besser 11. de) 11.... Lg5! 12. Tf3?
(12. Se2) 12.... Sd2: 13. Dd2: Dd4:!und
Schwarz hat in überraschender Weise
einen Bauern gewonnen. —
IV) 4. . . . c5. Dieser Gegenstoß
wird von Nimzowitsch mit folgender
Begründung empfohlen:
a) 5. Lg5 cd, 6. Dd4: Le7! (nicht
aber sofort 6 Sc6 wegen 7. Lf6:! gf,
8. Dh4 usw., Partie Pillsbury— Lasker,
Cambridge Springs 1904), 7. cd (7. 0-0-0
Sc6, 8. Dh4 Da5 usw. würde zur
bekannten Präzedenzpartie Pillsbury—
Lasker, St. Petersburg 1895, führen,
die von Schwarz glänzend gewonnen
wurde) 7. . . . ed, 8. e4 Sc6, 9.
Lb5 0—0, 10. Lc6: bc m.it gutem Gegen-
spiel für Schwarz.
b) 5. cd Sd5:!* 6. e4 Sc3: 7. bc cd,
8. cd Lb4t 9. Ld2 Ld2:t (zwecklos aber
9.... Da5 wegen 10. Tbl), 10. Dd2: 0-0,
11. Le2 Sd7, 12. 0-0 Sf6! nebst b6 und
Lb7 und Schwarz hat kaum irgendeine
Schwäche aufzuweisen. —
*) Eine schlagende Widerlegung
erfuhr hingegen 5 ed in folgender
Simultanpartie Aljechin— Kussmann (New-
York 1924):
5 ed, 6. Lg5 Le6 (besser 6
Le7), 7. Lf6:! (noch energischer als so-
fort 7. e4, Partie Lasker— Mieses, Paris
1900; Marshall— E. Cohn, Nürnberg 1906;
Aljechin— Vidmar, London 1922) 7
Fortsetzung der Fußnote auf Seite 359
359
5. c4Xd5 ....
Eine beachtenswerte Entspannungs-
idee (von Sämisch). Jetzt war zur Ab-
wechslung Weiß am Scheidewege und
hatte zwischen drei folgenden Ent-
wicklungsmethoden zu wählen:
I) 5. Lg5, womit nach 5 Le7 das
eigentliche Orthodoxengambit (Partien
63 bis 79) herbeigeführt wird, nachdem
der geistreiche Gegenversuch: 5 h6,
6. Lh4 de, 7. e3 Sb6 (Partie Aljechin—
Wolf, Wien 1922) schon wegen 8. Se5!
von zweifelhafter Güte zu sein scheint
(vgl. Anmerkung zum 5. Zuge von
Schwarz in der Partie Nr. 80).
II) Sofort 5. Lf4, vgl. aber Partie
Aljechin— Spielmann, Karlsbad 1923:
5. ... de, 6. e3! (6. e4 Lb4) 6. . . . Sb6
(ein origineller Gedanke statt des übli-
chen 6 Sd5), 7. Lc4: (umständlicher
wäre hier 7. Se5 Ld6 usw.) 7. . . . Sc4: 8.
Da4t c6, 9. Dc4: Sd5, 10. Le5 (zweck-
mäßiger , wäre nach Tarrasch 10. 0—0
Sf4: 11. ef usw. mit starkem Mittelspiel)
10. . . . f6, 11. Lg3 Db6! 12. De2 (12. Tbl?
Sc3:) 12.... Lb4, 13. Tel Sc3: 14. bc
La3, 15. Tdl Db5 usw. mit rascher Gegen-
initiative für Schwarz, —
III) 5. e3. Eine sehr beachtenswerte,
von Lasker oft angewandte Fortsetzung,
deren Hauptidee ist, möglichst rasch zu
e3-e4 zu gelangen, vgl. zweite Matchpartie
Dr. Lasker— Capablanca, Havanna 1921:
5 Le7 (oder Partie Aljechin—
Sterk, Budapest 1921: 5.... Ld6, 6. Sb5
Le7, 7. Dc2), 6. Ld3 (oder ganz bizarr
Partie Nimzowitsch— Bernstein, Karlsbad
1923: 6. a3 a6, 7. c5 c6, 8. b4 0—0, 9.
Lb2 Dc7, 10. Dc2, gefolgt von der
unerschrockenen Rochade auf den Zer-
nierungsflügel: 10 e5, 11. 0—0—0 e4,
12. Sh4 Sb8, 13. g3 Se8, 14. Sg2 usw.)
6.... 0-0, 7. 0-0 de, 8. Lc4: c5, 9.
De2 a6! 10. Tdl (superfein, da die
schwarze Dame dieses Vis-ä-vis leicht
abschüttelt. Flotter wäre 10. a4 b6, 11.
d5) 10 b5, 11. Ld3 (in Be-
tracht kommt auch 11. Lb3. Gekünstelt
geschah in einer Partie Tartakower—
Kostitsch, Haag 1921: 11. de Dc7! [11....
bc, 12. c6 Dc7, 13. cd Ld7: 14. e4], 12.
Ld3 Sc5: 13. Lc2 Lb7 usw. mit gutem
Spiel für Schwarz) 11. . . . Lb7, 12. e4 cd.
Fortsetzung der Fußnote von Seite 358.
Df6: 8. e4! de, 9. LbSf Ld7, 10. Se4:
Db6, 11. Ld7:t Sd7: 12. 0-0 cd, 13. Sd4:
Td8, 14. Sf5 Se5, 15. De2 g6, 16. Db5t!!
Sd7 (16.... Db5:? 17. Sf6#), 17. Tfel
Lb4, 18. Sf6t Kf8, 19. Sd7:t Td7: 20.
De5. Aufgegeben. —
Aljechin's Gewitterschach!
13. Sd4: Se5, worauf jetzt einfach 14.
Lc2 (statt des gewagten Partiezuges 14.
Sb3) geschehen sollte. —
5 e6Xd5
6. Lei— f4 ....
Diese Entwicklung ist hier vielleicht
nachhaltiger als 6. Lg5.
Auf 6. Db3 geschah in einer Match-
partie Grünfeld— Becker, Wien 1922:
6. . . . Sb6 (gut ist auch 6. . . . c6), 7. Lg5
a5! 8. a4 Lb4, 9. e3 0-0, 10. Le2 Le6
usw. mit Ausgleich.
6 c7— c6
Notwendig, um Sb5 zu verhindern.
7. e2— e3 ....
Zweckmäßiger vorerst 7. h3, da der
Hauptvorzug der von Weiß gewählten
Spielweise in der dauernden Beherrschung
der Diagonale h2— b8 besteht.
7 Sf6— h5
Noch vor Beginn des eigentlichen
Mittelspiels sucht Lasker der Partie eine
scharfe Kampfidee zu verleihen. Geschieht
ruhig 7 Lb4 oder Le7, so gewinnt
Weiß allmählich die Oberhand, z. B.
a) Partie Sämisch— Bogoljubow,
Budapest 1921:
7. . . . Lb4, 8. Ld3 Sf8, 9. h3 Sg6, 10.
Lh2 0—0, 11. 0-0 Ld6, 12. Se5 Le5:
13. de Sd7, 14. f4 usw. mit weißem
Vorteil.
b) Partie Sämisch— Wolf, Teplitz-
Schönau 1922: 7.... Le7, 8. h3! Se4,
worauf jetzt (statt 9. Dc2 f5!) einfach 9.
Se4: de, 10. Sd2 Da5, 11. Dc2 (gediegen
ist auch 11. a3 Sf6, 12. Lc4 nebst 0—0)
11.... Sf6 (nach 11.... f5, 12. Lc4 Lb4,
13. Tdl bleibt die schwarze Stellung
gelockert), 12. Le5 Lf5, 13. Lc4 usw.
mit überlegenen Figurenpostierungen für
Weiß folgen sollte. —
8. Lfl— dS ....
Aljechin'sche Überschärfe, die
kein Tempo hergeben will und alle dabei
entstehenden Schwächen (isolierter
d-Bauer, verdoppelter f-Bauer) mutig
in Kauf nimmt. Vorsichtiger wäre jeden-
falls 8. Lg3.
8 Sh5Xf4
9. e3Xf4 Lf8— d6
10. g2-g3
Eine erzwungene (und übrigens auch
beabsichtigte) Lockerung, da die Deckung
mit 10. Dd2 wegen De7t nicht angängig
war (11. Se2?? Lb4 mit Damengewinn).
10 0—0
11. 0—0 Tf8— e8!
- 360 -
12.Ddl— c2 Sd7— f8
13. Sc3— dl ....
Aljechin'sche P h a n t a s t i k, die
freilich in der vorliegenden Partie blutige
Abfuhr erleidet. Die alte, gut bewährte
Taktik würde im Ausfall 13. Sg5 bestehen,
um die Gegenlockerung 13. . . . g6 zu
provozieren, wodurch eine wichtige An-
griffsmarke gegeben erscheint, z. B.:
13. Sg5! (viel schärfer als etwa
13. Tf el) 13. . . . g6 (auf 13. . . . Df6, was
Meister Wagner in den „Deutschen
Schachblättern" vorschlägt, folgt 14.
Lh7:t Kh8, 15. Ld3! Se6, 16. Se6: Le6:
17. f5! Ld7, 18. Se2 usw. mit einem
wichtigen Mehrbauer für Weiß), 14. h4!
(nun droht Weiß 15. f5. Eine ruhigere
Fortsetzung wäre zunächst 14. Tfel.
Etwas gekünstelt sieht dagegen der von
einigen Glossatoren vorgeschlagene frei-
willige Rückzug 14. Sf3, gleichfalls um
f4— f5 zu drohen, bezw. um auf 14. . . .
f7— f5 den strategischen Punkt e5 mit
seinem Springer zu erobern. Schwarz
spielt jedoch auf 14. Sf3 viel wirksamer
14. . . . Lh3, 15. Tfel Se6! 16. f5 Df6! und
steht besser) 14.... f6 (auf 14.... Se6
oder 14 Df6 folgt am einfachsten 15.
Sf3 nebst event. 16. Se5), 15. Sf3 Lg4,
16. Sh2 Lh3, 17. Tfel Se6 (oder etwa
17.... Db6, 18. h5! gh, 19. Lf5 Lf5: 20.
Df5: Dd4: 21. Sf3 mit zentnerschwerem
Druck), 18. Sf3 Db6 (18. . . . Lg4, 19. f5),
19. Lg6:! (verfehlt wäre 19. f5 wegen
19.... Sd4: 20. Sd4: Dd4: 21. fg Lg3:,
bezw. 21. Se2 Dg4 usw.) 19.... hg, 20.
Dg6:t Sg7, 21. h5! Lf5, 22. Df6: und
dringt durch.
Ohne selbstredend ein erschöpfendes
Bild der schwierigen Stellung geben zu
können, mag jedenfalls obige Analyse
beweisen, daß dem weißen Ansturm
nach 13. Sg5 zahlreiche Ressourcen zur
Verfügung stehen würden.
13 f7— f6!
Eine tiefe Verteidigungsidee.
14. Sdl— e3 Lc8— e6
15. Sf3— h4 ....
Weiß irrt mit seinen Springern in
bizarrer Weise herum. Nur zu bald muß
der Angreifer wieder zurückweichen.
Geboten war statt des Textzuges nach
Dr. Tarrasch 15. Tfel, nach Wolf 15.
Lf5, nach Vukovic 15. f5, nach Rubinstein
gar 15. h2— h4— h5 mit gutem Angriff.
15 Ld6— c7
Schwarz hat seine Königslage kon-
solidiert und beginnt nun mit außer-
ordentlicher Energie die feindlichen
Schwächen aufs Korn zu nehmen.
16. b2— b4 ....
Ein Stoß ins Leere; viel zweck-
mäßiger war 16. Lf5, um auf Lb6
bequem mit Tadl decken zu können.
16 Lc7— b6
17. Sh4— f3 Le6— f7!
18. b4— b5 ....
Weiß arbeitet auf der falschen Seite.
Noch immer war 18. Lf5 vorzuziehen, um
auf Lh5 mit 19. Lg4 zu opponieren.
Jedenfalls besser als der Textzug, der
nur dem Gegner Einbruchslinien verschafft,
wäre 18. Db2 Lh5, 19. Sd2 usw.
18 Lf7— h5
19. g3— g4 Lh5— f7
20. b5Xc6 Ta8— c8l
21. Dc2— b2 b7Xc6
22. f4— f5 Dd8— d6
Mit der Drohung Df4.
23. Se3— g2 Lb6— c7!
24. Tfl-el , . . .
Zu spät sucht nun Aljechin die Ver-
einfachung. Schwarz ist indessen in den
Besitz einer wichtigen Linie (b) und
einer entscheidenden Diagonale (c7— h2)
gelangt. — Keine Rettung bot auch 24.
h4 wegen 24. . . . Te4!
^^ ''M''y 'W^/ ffk ^^ 4^
Ä * Ä m.
Schwarz am Zuge, führt das ent-
scheidende Räumungsmanöver aus:
24 h7— h5!
25. h2— h3 Sf8— h7
26. TelXe8t Tc8Xe8
27. Tal— el Te8— b8
28. Db2— cl Sh7— g5
Tödlich. Der Springer darf wegen
Dh2t nebst fg und der Drohung
Dh2— hlXg2 nicht gleich geschlagen
werden. Die von Weiß erdachte Parade
rettet nicht die Partie, sondern nur die
Ehre.
29. Sf3— e5 f6Xe5
Auch 29. . . . Sh3t 30. Kfl Le8 hätte
bald gewonnen.
30. DclXg5 e5— e4!
31. f5— f6 ....
— 361
Zieht der Läufer, so geht der Springer
verloren.
31 g7— g6
Natürlich wäre die Partie auch
schon mit 31 Df6: leicht zu gewinnen,
32. f2— f4 ....
Noch ein schüchterner Rettungs-
versuch: Weiß droht nun 33. gh, was
sofort wegen Dh2t nebst ed! und der
Mattdrohung auf hl nicht angängig war.
32 h5Xg4!
33. Ld3— e2 g4Xh3
34. Le2— h5 Tb8— b2!
35. Sg2— h4 Dd6X^4
36. Dg5XW Lc7Xf4
Weiß gibt auf.
„Bei jedem Schachkampf spielt auch
das Ethos etwas mit", meinte Dr. Lasker
bei der Demonstrierung dieser Partie an-
läßlich der Berliner „Siegesfeier".
Dr. Tarrasch's Verteidigung
3 c7— c5
(von ihm selbst „Normalverteidigung"
genannt).
Partie Nr. 83.
Zehnte Wettpartie, New-York 1923.
Marshall. Eduard Lasker.
1. d2— d4 d7— d5
2. c2— c4 e7— e6
3. Sbl— c3 c7— c5
Dr. Tarrasch's Sorgenkind, das er
schon seit 1887 mit bewunderungs-
würdiger Hartnäckigkeit immer wieder in
Schutz nimmt. Der Zug führt zwar zur
Vereinfachung, aber auch zur Vereinzelung
und in weiterer Folge Verschlechterung
der schwarzen Bauernlage. Sein Ideal ist
es also, gerade noch notdürftigen Ausgleich
zu erzielen.
4. c4Xd5 ....
Am schärfsten. Doch hat der Gegner
auch bei anderen Varianten kein leichtes
Leben:
I) 4. Sgl— f3 c5Xd4 (oder 4. . . . Sc6,
5. cd ed mit Einlenkung in die Text-
variante. Nicht ratsam 4 Sf6 wegen
5. Lg5!)
5. Sf3Xd4 e6— e5, 6. Sd4— b5 (in
der Partie Maröczy— Dr. Tarrasch, Monte
Carlo 1903, wo die „Normalverteidigung"
nach langer Pause ihren Einzug in die
moderne Turnierpraxis vollzog, geschah
6. Sf3 d4, 7. Sd5 [7. Se5: f6! 8. Da4t
Sd7] 7.... Sf6! 8. Se5: [etwas besser
nach Dr. Krause 8. e4 de, 9. Le3:] 8. . . .
Sd5: 9. cd Dd5: 10. Sf3 Sc6 zum Vorteil
für Schwarz).
6. . . . d5-d4 (oder Partie Dr. Bernstein—
Dr. Perlis, Petersburg 1909: 6. . . . a6, 7-.
Da4).
7, Sc3-d5 Sb8-a6, 8. e2-e4!
Sg8— f6! (8.... de, 9. Dh5! mit Vorteil).
9. Ddl— a4! (von Rubinstein im
Collijn'schen Lärobok angegeben).
9.... Lc8— d7, 10. Lcl-g5 Lf8— e7,
11, Lg5Xf6 g7Xf6, 12. b2— b4. Weiß
steht überlegen.
II) 4. e2— e3 Sg8-f6, 5. Sgl— f3
Sb8— c6. Daß diese sogenannte „Normal-
stellung" trotz fortgeschrittener Symmetrie
manche Tücken enthält, zeigt die Partie
Tartakower— Wolf, Pistyan 1922:
6. a2— a3! (auf 6. Ld3 folgte in
der Partie Vidmar— Capablanca, San
Sebastian 1911, einfach: 6 de, 7. Lc4:
Le7, 8. 0-0 0-0, 9. de Ddl: 10. Tdl:
Lc5: 11. a3 b6, 12. b4 Le7 mit baldigem
Zwangsausgleich).
6. . . . Lf8— d6 (auf Marshall's Ausfall
6. . . . Se4 folgt nach Bilguer 7. Ld3 Sc3:
8, bc Ld6, 9. 0-0 0—0, 10. cd ed, 11.
c4 mit Stellungsvorteil für Weiß. —
Gegen den Vereinfachungsversuch 6
de, 7. Lc4: a6 ist 8. Se5 zu empfehlen,
z. B. 8.... Sc6 [auf 8,... Sbd7 oder
auch 8.... b5 folgt 9. Df3!], 9. Sc6: bc,
10. 0—0 Le7, 11. Sa4 cd, 12. ed Dc7,
13. Lg5 und Weiß steht überlegen).
7. d4Xc5 Ld6Xc5, 8. b2— b4Lc5-d6!
9. Lei— b2 0—0, 10. Ddl— c2! (eine
wichtige Neuerung, zuerst in der Partie
Tartakower— Sterk, Budapest 1921 ange-
wandt. Nach den anderen Zügen, wie 10.
Lb2 oder auch zuerst 10. c5 Lc7, 11. Lb2
gleichen sich die Spiele aus).
10 Dd8— e7 (mangelhaft wäre
die Nachahmung: 10 a6, 11. Ld3 de,
12. Lc4: b5, 13. Ld3 Dc7, 14. Se4! Se4:
15. Le,4: mit Doppelangriff gegen c6
und h7).
11. Tal-dl Tf8-d8, 12. Lfl-d3,
Weiß hat das Anzugstempo bewahrt,
die Analogie der Stellungen vermieden
und eine wirksamere Entwicklung seiner
Figuren erreicht.
4. .... e6Xd5
5. Sgl— f3* ....
*) Sehr oft entsteht diese Stellung
nach folgender Zugumstellung:
1. d4 d5, 2. Sf3 (aus Furcht vor
Albin's Gegengambit!) 2 c5!? (eben-
falls von Dr. Tarrasch in Dresden 1892
eingeführt. Solider 2 Sf6 oder 2. . . .
e6), 3. c4! e6 (auf 3. . . . Sc6 folgt 4. cd!
Ddö: 5. Sc3 Dd8, 6. d5! Sb8, 7. e4!
Partie Fahrni— Spielmann, Barmen „B"
1905, zum Vorteil für Weiß. Auch 3. . . .
Sf6 ist wegen 4. cd cd, 5. Sd4: Sd5:
Fortsetzung der Fußnote auf Seite 362;
— 362
Auf 5. de folgt bekanntlich nicht
5 Sf6 wegen der Dr. Bernstein'scben
Widerlegung 6. Le3! (z. B. 6. . . . Sa6, 7,
Ld4 Lc5, 8. e3 Ld4: 9. Dd4: Sc7, 10.
0-0-0 0—0, 11. Le2 Le6, 13. Sh3 usw.
bezw. 6.... Sc6, 7. Sf3 Da5, 8. Sfd2I
Le6, 9. Sb3 Db4, 10. a3 Dc4, IL Tel
mit weißem Vorteil), sondern, wie
Dr. Tarrasch bereits gegen Burn in
Breslau 1889 spielte, im Gambitstile
5. . . . d5-d4l
5 Sb8— c6
Wegen 5 Sf6, 6. Lg5 usw., vgL
die Fußnote zur Partie Nr. 82.
6. g2-g3
Die berühmte R u b i n s t e i n'sehe
Waffe, die er auf Grund der Partie
Schlechter- Dus Chotimirsky, Prag
1908, herausgeschmiedet hat. Der isolierte
ßd5 soll vom Lg2 aufs Korn genommen
werden, was als einzige ernste Schatten-
seite der „Normalverteidigung*' gilt.
Als wirkungslos erwiesen sich nicht
nur die älteren Versuche 6. Lg5 und 6.
Lf4, sondern auch in neuerer Zeit:
a) Aljechins Idee 6. Le3 wegen 6....
Lg4* (auf 6.... Sf6 folgt 7. de! Da5, 8.
Fortsetzung der Fußnote von Seite 361.
[5.... a6, 6. e4! Partie Aljechin— Wolf,
Pistyan 1922], 6. a3! [energischer als 6.
e4] 6 e5, 7. Sb5 usw. für Weiß
günstig. — Ähnlich bei 3. . . . cd, 4. cd),
4. cd (interessant ist 4. Lf4 cd
[besser 4. . . . Sc6. 5. Sc3 a6], 5. Sd4: de
[besser 5.... a6j, 6. Sc3 Se7, 7. e4! [7.
Sdbö Sd5, 8. Sd5: ed, 9. Se7t Dc7: 10.
Lc7: Lb4t] 7.... Sg6, 8. Lg3. Partie
Fahrni— Teichmann, Hamburg 1895, mit
weißem Vorteil). 4. . . . ed, 5. Sc3 usw. —
Statt 5. Sc3 kommt übrigens auch zunächst
5. g3 in Betracht, um nach 5 Sc6, 6.
Lg2 Sf6, 7. 0-0! Le7, 8. de Lc5: die
Sbl— d2— b3-Entwieklung (vgl. die kraft-
volle Partie Lasker— Tarraseh, Petersburg
1914) in Reserve zu halten.
*) Zweischneidig ist 6. . . . c4,
vgl. Partie Reti— Tarrasch, Teplitz-
Schönau 1922:
7. g3 Lb4, 8. Lg2 Sge7 (sehr
originell), 9. 0-0 (9. Se5 Sf5!) 9..., f6!
10. Ld2 0—0, 11. b3 Da5, 12. Tel b5
(schon hier wäre der Bauernraub:
12.... Le3: 13. Le3: Da2: wegen 14.
Sd2! Da6, 15. be de, 16. d5! usw. ver-
fehlt), 13. be be, 14. e4 Lc3: (sehr gut
war 14. . . . Le6, z. B. 15. ed Sd5: 16. Sd5:
Ld5: 17. Lb4: Sb4: 18. Sd2 Da2: 19.
Ld5:t Sd5: 20. Sc4: Tfd8usw.), 15. Lc3:
Sfd2I usw. mit Einlenkang i'n die befm
5. Textzuge von Weiß angegebene
Dr. Bernstein'sehe Variante. — In einer
Partie Sämisch-Möller, Kopenhagen 1923,
geschah 6,. . . cd, 7. Ld4: Le6, 8. e3 a6,
9. Le2 Sf6, 10. 0—0 Le7, U. Tel 0—6
mit ungefähr gleichem Spiel)
und nun darf 7. de wegen Figuren-
verlustes durch Lf3: nebst d5— d4 nicht
geschehen.
b) Grünfelds Idee 6. de d4, 7. Sa4
wegen der Gambitfortsetzung: 7 b5,
(auf 7 Lf5 folgt nach Rubinstein
8. e3 d3, 9. Db3! usw. mit weißem Vor-
teil. Dagegen ist auch die Vereinfachung
7 Lc5: 8. Sc5: Da5t vollkommen
zulässig, z. B. Partie Grünfeld-Tarraseh,
Teplitz-Schönau 1922: 9. Ld2 Dc5: 10.
e3 de! 11. Le3: Db4t 12. Dd2 Dd2:t 13.
Sd2: Sge7 usw. oder Partie Aljechin—-
Rubinstein, Hastings 1922: 9. Dd2 De5:
10. e3 de, 11. De3:t De3:t 12. Le3:
Sge7! usw., in beiden Fällen mit
baldigem Remis).
8. cb ab, 9. e4 Ld7! mit schönem
Gegenspiel. (Es droht nunmehr b6— b5,
was sofort wegen 10. Lb5: Daöf 11.
Sc3! nicht angängig war).
6 Sg8— f6
Das ins Damengambit verpflanzte
Vierspringerspiel! In einer Simultanpartie
Dr. Lasker— Dr. Preiswerk, Zürich 1916,
geschah in origineller Weise 6 ed, 7.
Sd4: Lc5, 8. Sb3 Lb4, 9. Lg2 Sge7. —
Zu erwähnen ist ferner Wagner's Idee,
hier (oder auch im nächsten Zuge) die
ausgreifende Entwicklung des Damen-
läufers nach g4 vorzunehmen, vgl. Partie
Grünfeld— Wagner, Frankfurt am Main
1923: 6.... Lg4, 7. Lg2 Sf6, 8. Lg5 (in
den Partien Post— Wagner und Carls —
Post, Oeynhausen 1922, geschah 8. Le3)
8. . . . Le7, 9. 0-0 0-0, 10. de d4 (Eroberung
des Feldes d4), IL Lf6: Lf6: 12. Se4 Le7,
13. Db3, worauf etwa 13.... Tb8* 14.
Da2:? (geboten war 15 Da6 mit
leidlichem Spiel, z. B. 16. ed Sd5: 17.
Sd2 Le6! usw.), 16. Sd21 (droht Damen-
gewinn!) 16.... Da6, 17. ed Sd8, 18.
Lb4Tf7, 19. Tel Db7, 20. Le7: Aufgegeben
(20.... Te7: 21. d6 TeLf 22. Del: Se6?
23. De8#).
*) In der Partie geschah statt dessen
13.... Le6, 14. Db7: Ld5, 15. Sd6!! Ld6:
(15. . . . Tb8, 16. Da6 Ld6: 17. ed Tb2:
18. Sd4!), 16. cd Dd6: 17. Da6! Tab8,
18. b3 Tb6, 19. Dd3 Te8 (etwas besser
Td8), 20. Sg5 Lg2, 21. Kg2:! Ddöf 22.
Sf3 Te4, 23. Tael g6, 24. Tc5! Dc5: 25.
De4: Aufgegeben.
363
Tadl Kh8, 15, e3 B, 16. Sd6 Ld6: 17.
cd Dd6: 18. ed f4 mit Angriff für den
Bauer folgen sollte,
7. Lfl— g2 Lc8— e6
Von Capablanca eingeführt. Wegen
7. . . . Lc8— g4 siehe vorige Anmerkung.
Am normalsten ist die schleunigste
Entwicklung des Königsflügels, also
7 LfS— e7, worauf in der achten
Matchpartie zwischen den Textgegnern
folgte:
8- 0—0 (es geht auch sofort 8. Lg5),
8. . . . 0-0, 9. Lg5 (oder 6. Match-
partie: 9. de Lc5: 10. Lg5 [schärfer wohl
10. Sa4 Le7, 11. LeS, z. B. Partie Teich-
mann—Tarrasch, Teplitz-Schönau 1922:
11.... b6, 12. Sd4 Sd4: 13. Ld4: Lb7,
14. Sc3! oder Partie Teichmann— Wolf,
ibid.: ll....Sg4, 12. Lc5 Le6, 13. Tel
Tc8, 14. Sd4! oder Partie Aljechin—
Muffang, 1923: IL... Le6, 12. Sc5 Se4,
13. Se6: fe, 14. Sd4 Sd4: 15. Ld4: Sd6,
16. Db3 oder endlich Partie König—
Tarrasch, Wien 1922: 11.... Se4, 12. Sd4
Sd4: 13. Ld4: Le6, 14. a3! mit Stellungs-
vorteil] 10.... d4! 11. Lf6: Df6: 12. Se4
De7, 13. Sc5: Dc5: 14. Tel Db6, 15.
Dc2 h6! 16. Sd2 Le6, 17. Sc4 [17. Lc6:
Tc8] 17. . . . Da6, 18, a3 mit Ausgleich).
9 h6 (oder Partie Rubinstein—
Tarrasch, Karlsbad 1923: 9. . . . Le6, 10.
de [oder Partie Marshali— Rubinstein,
Lodz 1908: 10. Tel cd, IL Sd4: Sd4: 12.
Dd4: Da5! 13. b4 Da3! 14. Dd3 Db4!
usw. mit ungefährem Ausgleich] 10. . . .
Lc5: IL Sei. [Eine Neuerung. Gewöhnlich
11. Tel, worauf aber in einer Partie
Rubinstein— Dr. Lasker, Berlin 1908
statt des schablonenhaften Rückzuges
IL . . . Le7 viel wirksamer 11. . . .
Lb6! 12. b3 Te8, 13. e3 Sb4! mit
andauernder Beunruhigung des weißen
Damenflügels folgte] IL... d4, 12. Lf6:
Df6: 13. Se4 De7, 14. Sc5: Dc5: 15. Sd3
Db6, 16. Sf4! mit Stellungsvorteil für
Weiß).
10. Lf6: Lf6: IL de Lc3:t 12. bc
Le6, 13. Sd4 Da5, 14. e4! usw. Weiß
kam in Vorteil. —
Auf den Spielmann'schen Verein-
fachungsversuch: 7 c5Xd4, 8.
Sf3Xd4 Lf8-c5 folgte in einer Partie
Grünfeld— Spielmann, Mähr.-Ostrau 1923:
9. Sc6: (9. Le3? Db6, 10. Sa4? Db4t
mit Figurgewinn) 9 bc, 10. 0-0
0—0, 11. Lg5 Tb8! (ungünstig sofort
IL... h6. 12. Lf6: Df6: 13. Sd5:! Partie
Marshall— Duras, Budapest 1912), 12.
Tel! (deckt indirekt b2) 12.... h6, 13.
Lf6: Df6: 14. Sd5: cd, 15. Tc5: Tb2: 16.
Tc2 (wenn 16. Ld5:, so Le6, drohend
Td8) 16.... Le6, 17. Tb2: Db2: 18. Ld5:
Td8, 19. Db3! De2: 20. Le6: De6: Remis!
Dagegen in einer Partie Takacs—
Spielmann, Meran 1924, etwas schärfer:
9. Sb3 Lb6 (oder etwa 9.... Lb4,
10. 0—0 Lc3: 11, bc 0—0, 12. Lg5 Le6,
13. Sc5 De7, 14. Se6: fe, 15. e4! mit
weißem Vorteil), 10. 0-0 (10, Sd5: Sd5:
11. Dd5: Dd5: 12. Ld5: Lh3! mit Kom-
pensationsdruck) 10 Le6 (verfehlt ge-
schah in einer Partie Kostitsch— Möller,
Göteborg 1920: 10.... d4, 11. Sa4 Le6.
12. Sc5 Ld5? 13. Sb7: De7, 14. Ld5:
Sd5: 15. Sa5! und Weiß gewann), IL
Lg5 0— 0 (ungünstig IL... h6, 12. Lf6:
Df6: 13. Sd5:! Partie Rubinstein—
Spielmann, Karlsbad 1923), 12. Sa4 (12.
Lf6: Df6: 13. Sd5: Db2: mit Ausgleich)
12. ... h6, 13. Sb6: ab, 14. Le3 usw. mit
zweischneidigem Spiel. —
8. 0—0
LfS— e7
Da nun die Fesselung 9. Lg5 laut
nächster Anmerkung ganz ungefährlich
wäre, hat der Präventivzug 8 h6
wenig Sinn (und ist darauf 9. Lf4 oder
vielleicht noch wirksamer 9. Le3 zu
empfehlen).
9. d4Xc5 . , , .
Schon um das Tempo LfS— e7Xc5
zu profitieren. Auf den früher an dieser
Stelle üblichen Zug 9. Lg5 ^folgte in
einer Partie Forgacs— Dr. Tarrasch, San
Sebastian 1912, der Ausfall 9.... Se4!
(interessant auch Partie Schubert-
Schlechter, Wien 1916: 9.... 0-0, 10.
de Lc5: IL Tel Le7, 12. Sd4 h6! 13. Le3
Sg4! 14. Se6: fe und Schwarz kam in
Vorteil), 10. Le7: De7: IL Tel Sc3: 12.
Tc3: c4, 13. e4 (oder Matchpartie Rubin-
stein—Mieses, Berlin 1909: 13. Se5,
worauf 13.... Se5:! 14. de Dc5 zum Vorteil
von Schwarz folgen konnte) 13. . . . 0—0,
14. Se5 Se5: 15. de de, 16. Le4 Tad8,
17. Dh5? h6, 18. f4 b5 und Schwarz kam
in Vorteil.
In Betracht kommt 9. b3 ^(vor de).
In einer Freipartie N.-Tartakower, Kopen-
hagen 1923, folgte darauf: 9. . . .
0-0, 10. Lb2 Tc8, IL de Lc5: 12. Sb5!
Da5, 13. Sbd4 Sd4: 14. Sd4: Ld4: 15.
Ld4: (Weiß steht nun wohl überlegen)
15. . . . Tc6! 16. Lf6: gf, 17. Dd4 Dc3 (ein
Friedensfühler), 18. Da7: ? (nun wendet sich
das Blatt) 18. . . . b6 (noch energischer sofort
Tfc8), 19. Da3 Tfc8, 20. Tadl De5, 21. Lf3
Tc2,22.Tcl d4,23.Tc2:Tc2: 24.Tcl d3! 25.
ed Lh3! 26.|Le4 (besser 26. Lg2 Da5, 27. Lh3:
Da3: 28. Tc2:) 26. . . . Da5! und
Weiß gab auf.
9. . . . , Le7Xc5
364
10. Lcl-g5 . , . ,
Auch an dieser Stelle hat die
Fesselttngs methode nach den letzten
Untersuchungen ihre Schrecken verloren
(vgl. nächste Anmerkung).
Dagegen sind hier zwei folgende, in
neuester Zeit aufgetauchte Spielwendungen
sehr beachtenswert:
a) Fernwirkungs methode, Partie
Bogoljubow— Tarrasch, Berlin 1920: 10.
b3 0-0, 11. Lb2 De7, 12. Sb5! a6 (Tempo-
verlust. Besser Tac8), 13. Sbd4 La3 (in
Betracht kommt 13.... Sd4: 14. Sd4:
Ld4: 15. Ld4: Tfd8, 16. Tel Td7), 14,
Sc6: bc, 15. Dcl! Lb2: 16. Db2: c5, 17.
Da3 Da7, 18. Tacl Tac8, 19. e3 Db6,
20. Se5 usw. Die schwarzen Schwächen
auf c5 und a6 werden nunmehr bloß-
gelegt und antiseptisch behandelt.
b) Festlegungsmethode, Partie
Reti— Tarrasch, Pistyan 1922: 10. Sa4!
Le7, 11. Le3! (mit doppelter Funktion
auf die Punkte c5 und d4 zu drücken!)
11.... b6 (etwas besser 11.... Se4), 12.
Sd4 Sd4: 13. Ld4: Dd7, 14. Sc3! (der
Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der
Mohr kann zurück — gehen!) 14 Td8,
15. Db3 0-0, 16. Tfdl Se8, 17. a4! und
Schwarz kann baldigen Bauernverlust
kaum vermeiden.
10.
d5— d4
Dr. Tarrasch's geistreiche, gegen
Burn, in ;;, Breslau 1912, angewandte
Gegenaktion, die jedoch nicht nach
jedermanns Temperament ist, da sie
unter Umständen die lange Rochade
mittenjns feindliche Kreuzfeuer hinein er-
fordert. — Antwortet jedoch Schwarz in
passiver Weise 10 Le7, so kommt er
durch ganz unmerkliche Züge (z. B.
Partie Capablanca— Dr. Olland, Hastings
1919: II. Sd4 0-0, 12. Tel Dd7, 13. Se6:!
fe, 14. Lh3! h6, 15. Lf4 usw.) in
Stellungsnachteil. —
In einer bereits erwähnten Partie
Rubinstein— Dr. Lasker, Berlin 1918, ge-
schah statt dessen mit Zugumstellungen
10.... 0-0, lI.TclLbö! (Gegenbedrohung
des Bb2), 12. b3 Te8 (Gegenbedrohung
des Be2), 13. e3 Sb4! 14. Sd4 (14. a3
Sc6, 15. Lf6: Df6: 16. Sd5: Db2!) 14....
h6, 15. Lf6: Df6: 16. a3 (die Auf-
lockerung!) 16.... Sc6, 17. Sd5: Ld5:
18. Ld5: Sd4: 19. ed und Schwarz konnte
nun, wie Dr. Tarrasch in seiner Damen-
gambitmonographie feststellt, statt der
Remiswendung 19.... Te7? 20. Dg4 Ld4:
21. Lb7: usw. mit 19.... Tad8! 20. Lb7:
Td4: 21. Df3 D13: 22. Lf3: Td3 usw.
Führung der Partie erlangen.
11. Lg5Xf6* Dd8Xf6
12. Sc3— e4 Df6— e7
13. Se4Xc5 De7Xc5
14. Tal— cl Dc5— b6
15. Sf3— g5
In der vorerwähnten VT, Matchpartie
zwischen den Textgegnern geschah im
ähnlicher Stellung (mit 0—0 statt Le6
auf schwarzer Seite) 15. Dc2 h6! 16. Sd2
Le6, 17. Sc4 Da6 mit Ausgleich,
Der Verlauf der vorliegenden Partie
zeigt, daß die frühzeitige Entwicklung
des schwarzen Damenläufers ihre
Bedenken hat,
15 Le6— f5
Sicherer scheint Ld7.
16. e2— e4! d4Xe3?
Gibt Gelegenheit zu einem sehr
schönen Coup. Noch immer war 16
Ld7 vorzuziehen.
m «®Ä ji
■ B m.$Lm...
m m. m. «
m '^m imi
1 m
m .■ m.m
17. TclXc6! Echt Marshall! b7Xc6
18. Ddl— d6 Lf5— d7
19. Dd6— e5t Ke8— fS
*) Die „Theorie" empfiehlt II. Se4.
In der wertvollen IX. Wettpartie
Capablanca— Dr. Lasker, Havanna 1921,
folgte: II. (Se4) Le7, 12. St6: (oder nach
Bilguer 12. Lf6: Lf6: 13. Da4 Ld5, 14.
Sf6:t Df6: 15. Tfdl 0-0—0, 16. Tacl
Kb8 mit haltbarem Spiel) 12.... Lf6: 13.
Lf6: Df6: 14. Da4 (droht Sd4:) 14....
0—0 (energischer als 14 Ld5. Schw.
hat nun Gegenspiel), 15. Db5 Tab8, 16.
Tfdl h6, 17. Sei Tfe8, 18. Td2 (18.
Lc6: bc, 19. Tec8 zugunsten von Schw.)
18.... Lg4, 19. Tel Te5, 20. Dd3 Tbe8,
2I.Lf3(21.Lc6:Le2:)21....Lf3:22.Sf3:Te4,
23. Tc4 De6 (schärfer nach Lasker 23....
Dg6 mit der Drohung Te2: z. B. 24,
Kfl Dg4, 25. Kg2 De6, 26. Sd4: Dd5),
24. Sd4: Sd4: (nicht Dd6 wegen 26. Dc3).
Remis. (Es könnte noch folgen: 25.
Td4: Td4: 26. Dd4: Da2: 27. Dd7 Dblf
28.TdI De4, 29.Td2 mit klarem Ausgleich).
365 -
20. f2Xe3 f7— f6
21. TflX^ßf. g7Xf6
22. De5Xf6t Kf8— e8
23. DföXhSf Ke8— e7
24. DhS— e5t Ke7— dB
25. h2— h4 KdS— c8
26. Sg5— f7 a7— a5
27. Sf7— d6t Kc8— b8
28. Sd6— bSf ....
Noch zwingender wäre der Gewinn-
Aveg: 28. Sc4t Dc7, 29. Sb6!
28
29. Sb5— d6t
30. De5— e7
31. De7— f8t
32. Sd6— b5t
33. Df8Xa8
34. Lg2— flf
35. Da8— f8t
36. Df8— g7
37. Dg7— c3t
38. Dc3— b3t
Kb8— b7
Kb7— b8
Db6— c7
Kb8— a7
Ka7— b6
Kb6Xb5
Kb5— b4
c6 — c5
c5 — c4
Kb4— b5
Schwarz gibt auf.
Frank J. Marshall.
(Champion of U. S. A,)
Amerikas Vorkämpfer Marshall
ist ein brillanter Reitergeneral des
Damengambits.
EID
Janowski's Verteidigung
3 a7— a6.
Partie Nr. 84.
Großturnier zu Haag 1921.
Aljechin. Rubinstein.
lEntscheidungskampf um den ersten Preis in der
letzten Runde >]
L d2— d4
2. Sgl— f3
3. c2— c4
d7— d5
e7 — e6
a7— a6
Eine Abart der von Janowski bevor*
zugten und auch von Rubinstein selbst
in der letzten (IV.) „Collijn"-Auflage (1921)
befürworteten Spielweise: 1. d4 d5, 2. c4
e6, 3- Sc3 a6 mit der „Drohung**, das
Gambit anzunehmen: 4,... de nebst b5,
was aber am einfachsten durch 4. cd
(wenn 4. c5, so 4 e5!) 4 ed, 5, Sf3!
mit bequemerer Entwicklung für Weiß be-
antwortet wird, vergleiche:
a) Partie Grünfeld— Aljechin, Buda-
pest 1921 : 5. ... c6, 6. Db3 Sf6 (schwächer
Partie Pillsbury— Janowski, London 1899:
6. . . . Ld6, 7. Lg5 Sf6, 8 e4!), 7. Lg5 Le7,
8. e3 0-0, 9. Ld3 Sbd7, 10. Dc2! (ver-
hindert die ausgleichende Wendung der
I. Matchpartie Bogoljubow— Rubinstein,
Stockholm 1920: lü. 0-0 Se4! 11. Lf4
Sdf6) 10. . . , Te8, 1 1. Lf4! Weiß steht freier.
b) Partie Johner— Rubinstein, Teplitz
1922: 5.... Sf6, 6. Lg5 Le7, 7. e3 0-0
(oder etwa 7. . . . Sbd7, 8. Ld3 .c6, 9. Dc2!),
8. Ld3 c6 (auch nach 8. . . . Sbd7, 9, Dc2
nebst h3l steht Weiß besser), 9. Lf6:!
Lf6: 10, Dc2 h6, worauf nun 11. h3! nebst
0—0-0 und g4 schönen Angriff versprach.
c) Partie Kostitsch-Rubinstein, Teplitz
1922: 5..,. Le7, 6. Lf4 (in der sub a
erwähnten 1. Matchpartie Bogoljubow—
Rubinstein geschah 6. Db3 Sf6, 7. Lg5
usw.) 6. . . . Sf6, 7. e3 0-0, 8. Ld3 Sbd7,
9. 0-0 Te8, 10. Tel c6, 11. Dc2 (zweck-
mäßiger Partie Schlechter— Leonhardt,
Karlsbad 1907: 11. h3! Sf8, 12.
Se5 Ld6, 13. Lg3 Le5: 14. de! mit Angriffs-
stellung) IL... Sf8, 12. Se5 (richtig 12.
h3!) 12. . . . Sh5! 13. Lg3 Ld6, 14. Sf3 Sg3:
15. hg Lg4 mit nunmehrigem Ausgleich
der Chancen.
4. c4 — c5 . • . .
Statt durch die Zugumstellung: 4. cd
ed, 5. Sc3 usw., das oben erörterte Ver-
einfachungssystem herbeizuführen, sucht
Aljechin, seinem Temperament gemäß,
die Stellung so zweischneidig als möglich
zu gestalten.
4 Sc8— c6
- 366 —
fn Betracht kommt hier und auch im
nächsten Zuge b7— b6, um den weißen
Bauernwall am Damenflügel baldmöglichst
zu sprengen. DervonAlapin vorgeschlagene
Textzug hat zur Tendenz, den Gegenstoß
e6— e5 durchzudrücken, was aber Weiß
mit seinem tiefdurchdachten 7. Zuge (Le3)
endgültig verhindert.
5. Lei— f4 Sg8— e7
6. Sbl— c3 Se7— g6
7. Lf4~e3! ....
Eine keineswegs naheliegende Fort-
setzung, die dem Kampfbild ein neues
Gepräge gibt und zeigt, daß die Taktik
der Hypermodernen meistens dahingeht,
die gegnerischen Pläne durch über-
raschende Evolutionen im letzten Augen-
blick zu durchkreuzen.
Auf 7. Lg3 würde 7. . . . e5 folgen
und auch auf 7. e3 führte Rubinstein im
„Lärobok" 7. . . . b6, 8. cb cb, 9. Ld3 f5,
10. Tel Ld7 mit befriedigendem Spiel für
Schwarz aus.
b7— b6
c7Xb6
8. c5Xb6
9. h2— h4!
Dieses eigenartige Zernierungsmanö-
ver bildet die Pointe der wagemutigen
Eröffnungsbehandlung von Weiß. Alejechin
legt in das trockene Damenbauerspiel
das ganze Feuer eines Königsgambits
hinein.
9.
Lf8— d6
Auf 9 h5, was eine dauernde
Schwächung bedeuten würde, könnte z. B.
10. Lg5 f6, 11. Dd3 unangenehm werden.
10. h4— h5 Sg6--e7
Natürlich nicht 10.... Sf4 wegen 11.
g3 mit Figurgewinn.
11. h5— h6! g7— g6
12. Le3— g5 0—0
Etwas freier, wenn auch gelockerter,
würde die schwarze Verteidigungsaktion
nach 12 f5 vor sich gehen können.
13. Lg5"-f6! b6— b5
Wie gewöhnlich bei solchen vehe-
menten „Angriffen", sucht der Gegner am
entgegengesetzten Flügel Kompensationen
zu erlangen. Es ist nun bewunderungs-
würdig, wie Weiß den Rochadesturm
garnicht überstürzt, sondern im richtigen
Augenblick sogar am Damenflügel Demon-
strationen (16. a4!) unternimmt.
14. e2— e3 Lc8— d7
15. Lfl— d3 Ta8— c8
Unterschätzt die Antwort. Besser war
wohl 15 Sa5, um auf 16. a4 oder 16.
Se5 mit 16. . . . Sc4 Gegendruck zu er-
wirken. Jetzt aber wird auch die Damen-
seite von Schwarz desorganisiert.
16. a2— a4f b5— b4
17. Sc3— e2 Dd8— b6
18. Se2— cl ....
Um den Vorstoß b4— b3 zu verhindern.
Weiß ist nun Herr der Lage und kann
alle strategischen Punkte erreichen.
18 Tc8— c7
19. Sei— b3 Sc6— a5
Schwarz sucht begreiflicherweise im
Gegenspiel sein Heil. Aus dem Ver-
teidigungsspringer, der die Felder e7 und
e5 beschirmte, soll ein Angriffsreiter
werden, der nach c4 strebt. Diesen
Augenblick der Umgruppierung benützt
Weiß, um in verblüffender Weise ins
feindliche Lager einzubrechen.
Q %;¥% ■■0:fa^ m^, ?%^
tm im m m
20. Sb3— c5! ....
Weit berechnet. Auf 20. . . . Lc5: würde
nun 21. de Dc5: 22. Ld4 Dc6 (22.... Dd6,
23. Le5), 23 Se5 Db7, 24. Sg4 (noch stärker
ist vielleicht 24. Dg4, z. B.: 24. . . . f5, 25.
Dg5 Le8, 26. Sg4 fg, 27. De5 mit baldigem
Matt) 24. . . . f5, 25. Sf6t Qualitätsgewinn
bei ungeschwächtem Angriff erzwingen.
20. .... Sc5— c4
Ein Gegenversuch. Vorsichtiger wäre
jedenfalls Lc8.
21. Ld3Xc4
22. Sf3— e5
Großzügig, vielleicht sogar zu groß-
zügig gespielt, da mit dem naheliegenden
Manöver22. Se4 mit der zweifachen Drohung
Sd6: nebst Le5, sowie Lg7 nebst Matt
durch Sf6 bereits hier Qualitätsgewinn
erzwungen werden konnte (z. B.: 22....
Sd5, 23- Lg7 Te8, 24. Sd6: Dd6: 25. Le5
usw. Wenn aber 22. . . . Sf5, so vorerst
23. g4).
22 Ld6Xe5
d5Xc4
367
Anders ist die Doppclgefahr auf d7
und C4 nicht zu beseitigen.
23. Lf6Xe7! Le5— d6
Mit diesem „Notopfer" hofft der
Nachziehende seinenGegner zu besänftigen,
da er anderseits erkennt, daß 23 Te8
wegen etwa 24. de Te7: 25. Se4! (viel
verschwommener wäre 25. Df3 f5, 26. ef
Tf7) 25. . . - f5 (25. . . . Le8, 26. DfS!), 26,
Dd6 (dies ist eine der starken Drohungen
von Weiß) 26. . . . Lc6,27. DdSf Le8, 28.
Sf6t Kf8 (28. ... Kf7, 29. Sh7: nebst Sg5t), 29,
Dd6! usw. für ihn recht fatal enden würde.
24. Le7Xfö Ld6Xf8
25. SeöXdT Tc7Xd7
26. a4— a5! ....
Weiß behandelt die immerhin noch
sehr schwierige Schlußphase mit großem
Raffinement, indem er zunächst die Voll-
verbindung der schwarzen Bauernkette
verhindert. — Es folgte:
26.... Db6— c6 (besser wäre Db8),
27. Ddl— fS Td7— d5, 28. Tal-cl Dc6-c7,
29. Df3-e2 c4-c3, 30. b2Xc3 b4Xc3,
31. De2Xa6 Td5Xa5, 32. Da6-d3
Lf8— a3 (Auch nach 32. . . . Ta2, um Tc2
nebst Ke2 zu verhindern, würde Weiß
mit 33. Th4! rasch zur Verwendung seiner
beiden Türme gelangen. Verhältnismäßig
am besten war 32 Ta3, um den Bh6
unter Streufeuer zu behalten), 33. Tcl-c2
La3— b2, 34. Kel— e2! (ein Fehler wäre
die Rochade wegen Th5) Dc7— c6, 35.
f2-f3 f7-f5 (oder etwa Tg5, 36. Kf2 Dc7,
37. f4 mit weiterem Terraingewinn für
Weiß), 36. Thl-bl Dc6-d6 (es drohte
Tbb2: Auf 36.... Dd5 würde Weiß die
gegnerische Absicht Da2 am einfachsten
durch 37. Tc3: Lc3: 38. Dc3: mit ent-
scheidendem Stellungsvorteil parieren),
37. Dd3— c4 (am schärfsten) Kg8-f7, 38.
Dc4-c8! (droht 39. Dh8 und erzwingt
dadurch den Damentausch) Dd6-a6t 39.
Dc8Xa6 Ta5Xa6, 40. e3— e4 g6— g5, 41.
Ke2-d3 Kf7— g6, 42. d4— d5! (Weiß
hiacht nun kurzen Prozeß) f5Xe4t 43.
f3Xe4 e6Xd5, 44. e4Xd5 Ta6— a4, 45.
Tbl-dl! Kg6Xh6, 46. d5-d6 Kh6-h5,
47. d6-d7 Ta4-a8, 48. Kd3-e4 Ta8-d8,
49. Ke4-f5 Kh5-h4 (Ein Harakiri), 50.
Tdl-hl Kh4-g3, 51. Thl-h3#
[EID
Die Verteidigung 2.... e7— e6
und 3 c7— c6.
Partie Nr. 85.
Meisterkampf zu Meran 1924.
Grünfeld. Rubinstein.
[Des ersten PreistrSgers einzige Niederlage].
1. d2— d4 d7— d5
2. c2— c4 c7— e6
3. Sbl— c3 c7— c6
Die Vexierfrage für Schwarz besteht
nun darin, wie er seinen, von beiden Seiten
eingeschlossenen Damenläufer ins Freie
führen soll. Der Textzug wurde vom
großen Tschigorin öfters angewandt.
4 Sgl— fS ....
Bekanntlich ist hier sofortiges 4. e4
nicht ganz korrekt und auf 4. e3 ist des
Amerikaners Ware Ware: 4.... f5 nebst
Ld6 usw. sehr brauchbar, da der„Stonewall"
besonders dann gelingt, wenn der geg-
nerische Damenläufer eingeschlossen ist.
4 Sg8— f6
Das Solideste. Auf 4. . . . Sd7 oder Ld6
folgt 5. e4!, auf 4 de am besten 5. a4!
und auf 4. . . . f5 gemäß der musterhaften
Partie Pillsbury-Showalter, Nürnberg 1896:
5. Lf4! Ld6, 6. e3! Sf6, 7. Ld3 0-0, 8. 0-0
Dc7, 9. g3! und der Abtausch auf f4 ist
wegen der Bloßlegung des rückständigen
Beö nicht zu empfehlen.
5. e2— e3 ....
Dieselbe Stellung kann auch aus der
demnächst behandelten „slavischen" Ver-
teidigung des Damengambits, und zwar
auf folgende drei verschiedene Arten
entstehen:
2. ... c6, 3. Sc3? e6? (schäfer ist Wina-
wer's Gegengambit 3. . . . e5!), 4. e3 usw.
Oder, wie dies auch in der vorliegenden
Partie der Fall war: 3. e3 (Breyer) 3
Sf6 (spielbar auch 3. . . . f5 oder 3. . . . Lf5),
4. Sc3 (folgerichtiger 4. Sd2, siehe Partie
Nr. 86) 4 e6! (schwächer ist 4
Lf5 wegen 5. cd!), 5. Sf3 usw.
Oder endlich 3. SfS! Sf6, 4. Sc3 e6
(wegen 4.... de siehe Partie Nr. 87), 5. e3
usw. wie im Text.
5 Sb8— d7
Beachtenswert ist die nachträgliche
„StonewaU"-Bildung: 5 Se4 nebst f5,
vgl. hiezu die Ausführungen zur Partie
Nr. 82 (4. Zug von Schwarz sub III).
Mehr als Ausgleich ist dabei freilich nicht
zu erhoffen.
6. Lfl— d3 ....
Der Entwicklungsplan des Anziehenden
liegt klar zutage: Der nachträgliche Zen-
trumsvorstoß e3 — e4 soll ihm hier umso-
mehr Stellungsvorteil verschaffen, als der
Nachziehende auf die Gegenaktion c5 an-
scheinend verzichtet hat.
6 d5Xc4!
Mit nichten! Schwarz verlegt durch
diese nachträgliche Gambitannahme in
Verbindung mit den nächsten Bauernzügen
das Schwergewicht des Kampfes auf den
368
Damenflügel: Eine sehr lebensfähige, von
Alapin propagierte und von Rubinstein
meisterhaft verwirklichte Idee!
Der sonst übliche Verlauf ist aus dem
Partieanfang Grünfeld-Bogoljubow, Pisty an
1922, zu ersehen:
6. . . . Ld6 (ungünstig Partie Tarrasch-
Trejbal, Pistyan 1922: 6.... Dc7, 7. 0—0
de, 8. Lc4: b5, 9. Ld3 [gut ist auch 9. LbS]
e5, 10. Ld2 Le7, 11. Icl a6, 12. a4 Db8,
13. Sei Lb7, worauf bereits 14.Sf6:tLf6: 15.
Lf5 sofortigen Vorteil sicherstellen konnte),
7. e4 (auf 7. 0—0 folgte in einer
Partie Johner-Capablanca 1911: 7.... 0-0,
8. e4 de! 9. Lc4: e5, 10. Lg5 [schwäch-
licher Partie Speyer— Sämisch, Berlin
1922: 10. Le3 De7, 11. d5 Sb6] 10....
h6! [statt des üblichen 10.... De7* oder
10.... Dc7], 11. Lh4 ed, 12. Dd4: Lc5,
13. Dd3 Sb6, 14. DdS: [ungünstig Partie
Hönlinger— Gilg, Linz 1924: 14. De2]
14 TdS: 15. Lb3 g5! mit vorzüglichem
Spiel für Schwarz. Nach Wolfs Analysen
hätte jedoch Weiß viel stärker 14. e5!!
spielen können, z. B. 14 Dd3: 15. Ld3:
Sid5, 16. Se4 Le7, 17. Le7: Se7: 18. Sd6,
bezw. 16 Sd7, 17. Lc4 usw. mit
großem Stellungsvorteil, wodurch also
die vielgelästerte Fortsetzung 7. 0-0
wieder ihre Bürgerrechte gewinnt).
7 ,.de (jetzt wäre, wie örünfeld
in der „Ost. Schachrundschau" ex 1922
feststellt, die Tschigorin'sche Spielweise
7 de, 8. Lc4: e5 wegen 9. de Se5: 10.
Se5: Le5: 11. Dd8:t Kd8: 12. Lf7: Lc3:t
13. bc Se4: 14. 0—0 Sc3: 15. Lb2 Tf8,
16. Lb3 Se2t 17. Khl g6, 18. Tadlf Kc7
[Ke8, 19. Tdel], 19. Leöf nebst Lc4, Ld6,
Tblf usw. für Schwarz fatal. Er muß
also die Mitte aufgeben, wodurch Weiß
das freiere Spiel erlangt).
8. Se4: Se4: (oder 8. . . . Lb4t 9. Ld2
Da5, 10. Sd6t Ke7, 11. c5 Td8, 12. 0-0
Ld2: 13. Sd2: Kf8, 14. Sd2-c4 Dc7, 15. f4
Sb8, 16. a4 nebst Ddl-el-h4 zum Vorteil
für Weiß).
9. Le4: Nun ist eine für Schw. bekannt
schwierige Stellung erreicht! 9,... 0—0
(am bequemsten.** Schwerfällig Partie
*) 85a. — Vgl. Partie Dr. Vidmar—
Dr. Kaufmann, Wien 1917: 11. Lb3 ed,
12. Sd4: Sc5, 13. f4 (einfacher 13. Lc2)
13. . . . Lg4 (besser 13. . . . Sce4:), 14. Sf3
Sb3: 15. Db3: h6, 16. e5! Lc5t 17. Khl
hg, 18. ef gf, 19. fg fg, 20. Sg5:! Dg5:?
(geboten war Ld4), 21. Se4 Le6, 22. Dc3
De3, 13. Sf6t Kg7, 24. SeSf. Aufgegeben.
**) 85b. — Kurzfristig verlief statt
dessen folgende Partie Tartakower-Euwe,
Budapest 1921: (1. d4 d5, 2. c4 c6, 3. Sc3
Sf6, 4. e3 e6, 5. Ld3 Sbd7, 6. Sf3 Ld6,
7. e4 de, 8. Se4: Se4: 9. Le4:)
Schlechter— Duras, Nürnberg 1906: 9
Da5t 10. Ld2 Dh5, 11. h3 f5, 12, Ld3.
0—0, 13. Dc2 e5, 14. c5 nebst 0—0-0
mit Stellungsvorteil für Weiß. — Un-^
günstig für Schwarz auch Partie
Sämisch— Trejbal, Teplitz 1922, mit Zug-
umstellung: 9.... Sf6, 10, Lc2! h6 [oder
Partie Euwe-Kersten 10.... Lb4t 11,
Ld2 Ld2:t 12. Dd2: 0-0, 13. 0-0. Ver-
hältnismäßig am besten ist nach Grün-
feld 10.... c5], 11. 0-0 b6 [oder Partie
Pillsbury-Winawer, Budapest 1896: 11
0-0, 12. Le3! Te8, 13. Dd3! mit Vorteil],
12. De2 [interessant ist auch 12. b3, z. B,
Partie Capablanca-Jaffe, New-York 1910:
12. . . . Lb7, 13. Lb2 0-0, 14. Dd3 drohend
d4— d5, bezw. Partie Capablanca-Skott,
Hastings 1919: 12. . . . 0-0, 13. Dd3 De7,
14. Lb2 Td8, 15. Tadl bezw. Partie
Vidmar— Dr. Kaufmann, Wien 1916:
13. Lb2 c5, 14. Dd3 cd, 15. Dd4: mit
Angriff] 12. . . . Lb7 [oder Partie Grünfeld-
Kulcsar, Debreszen 1924: 12.... 0—0, 13,
Ld2 Te8, 14. Tadl Dc7, 15. Lc3 La6,
16. Ld3 Tad8 ,17. Tfel! drohend c4— c5!],
13. Ld2 0-0, 14. Tadl De7, 15. Lc3
und Weiß beherrscht das Schlachtfeld).
10. 0-0 Dc7 (oder Partie Rubinstein-
Bogoljubow, Triberg 1921: 10.... c5, 11.
Le3* Dc7, worauf statt 12. Tel gleichfalls
12. Lc2 zu empfehlen wäre).
11. Lc2! Droht Dd3 und erzwingt
einen Räumungszug für Sf8. Nun sollte
aber statt 11. . . . Td8, 12. De2 c5, 13. Lg5!
Te8 (13.... f6? 14. De6:t bezw. 13,... Sf6,
14. Dd3!), 14. de La: 15. Tadl f6, 16,
Ld2! usw. sofort 11.... Te8 nebst
baldigem c5 geschehen, wenn auch dann die
weiße Stellung etwas vorzuziehen ist.
7. Ld3Xc4 b7— b5
8. Lc4— d3 ....
Zu erwägen wäre 8. Le2.
8. .... a7— a6
9. 0—0 . . . ,
9. . . . e5, 10. 0—0 ed, 11. Dd4: (logi-
scher ll.Sd4: z.B. 11.... Sf6, 12. Sc6:!I
und gewinnt) 11.... Df6, 12. Lg5 Dd4:
13. Sd4: Sc5, 14. Lf5 0-0, 15. Lc8: Tac8:?
(richtig war Tfc8: 16. Sf5 Lf8! und Schw,
hat nichts mehr zu fürchten), 16. Sf5 Se4,
17. Le7! (präziser als 17. Sd6: Sd6: 18,
Le7 Sc4:). Schwarz gibt auf, da entschei-
dender materieller Nachteil nicht zu ver-
meiden ist.
*) 85c. — In einem anderen Zusammen-
treffen Rubinstein— Bogoljubow, Triberg
1924, folgte:
11. Lc2! b6 (besser Te8 nebst Sf8), 12,
Dd3 g6, 13. Lh6 Te8, 14. Tadl Lf8, 15. de!
Lh6: 16. c6 Df6, 17. cd. Aufgegeben.
369 -
In Betracht kommt auch nach Grünfeld
9. e4 Le7, 10. 0—0 Lb7, 11. Lg5 oder De2.
c6— c5!
Die Pointe der ganzen Spielweise,
während die „Theorie" nur mit 9 Le7
oder Lb7 zugunsten von Weiß fortsetzt,
z. B. Partie Vidmar-John, Mannheim 1914:
9.... Lb7, 10. e4! Le7, 11. Lg5 h6, 12.
Lf6:! gf, 13. De2 Db6, 14. Tacl c5, 15.
d5! und Weiß beherrscht die Situation.
Der Tempoverlust c7— c6— c5, den
sich der Textzug zuschulden kommen
läßt, wird durch die gegnerische Raten-
entwicklung Lfl— d3Xc4 aufgewogen,
sodaß nunmehr ein Abspiel des
angenommenen Damengambits
entstanden ist (2. . . . de, 3. Sf3! Sf6, 4.
e3 e6, 5. Lc4: c5, 6. Sc3 a6, 7. Ld3
Sbd7, 8.0— Obö), deren Grundidee sowohl
an die Teplitz-Schönauer Verteidigung
(vgl. Partie Nr. 66, Anmerkung zum 8. Zuge
von Schw. sub II), als auch an die Haupt-
variante der slavischen Verteidigung
(2. . . . c6, 3. Sf3 Sf6, 4. Sc3 de, 5. e3 b5
usw., siehe Partie Nr. 87) erinnert.
10. a2— a4 ....
Um die schwarze Bauernmasse zu
desorganisieren, doch schafft der zwei-
schneidige Textzug auch im eigenen
Lager Schwächen. Ruhiger geschah in
einer späteren Partie desselben Turniers
Tarrasch-Grünfeld :
10. De2 Lb7, 11. Tdl (in dieser
theoretisch bekannten Stellung war
noch immer 11. a4, ferner auch 11.
e4, 11. a3 sowie 11. b3 möglich. Auf 11.
a4 folgte in einer Partie Dr. Vidmar —
Dr. Asztalos, Laibach 1924: 11 c4,
12. Lbl? [besser Partie Schlechter—
Dr. Perlis, Ostende 1906: 12. Lc2 b4,
13. Sbl] 12. . . . b4, 13. Sdl Dc7, 14. e4
a5 mit Gegendruck. — Auf 11. b3
erlangte Schwarz in der Olympiadenpartie
Grau-Dr. Euwe, Paris 1924, nach 11
Le7, 12. Lb2 0-0, 13. Tel Da5, 14. Lbl
Tfd8, 15. de Sc5: usw. eine gediegene
Stellung).
11 Dc7! (ungünstig geschah in
einer Partie Dr. Asztalos— Patay, Györ
1924: 11.... c4, 12. Lc2 Dc7? [besser
Tc8], 13. e4 b4, 14. Sbl Tc8, 15. Lg5
Da5, 16. Sbd2 Sb6, 17. b3! c3, 18. Sc4
Sc4: 19. bc Sd7, 20. e5 h6, 21. Lh4 Sb6?
[besser Dc7], 22. d5! ed, 23. e6! f6, 24.
Se5! mit elegantem Gewinn).
12. e4 cd, 13. Sd4: Ld6! 14. h3
0—0, 15. a3 Tfd8, 16. Lc2 Tac8, 17. Le3
Lf4 und Schwarz hat dank des ab-
wartenden Entwicklungssystems von
Weiß ein schönes und freies Spiel erlangt.
10 b5— b4
11. Sc3— e4 Lc8— b7
12. Se4— d2 ....
Ungünstig für Weiß verlief eine
spätere Partie desselben Turniers Spiel-
mann—Grünfeld: 12. Sf6:t Sf6: 13. b3
(auf 13. De2 folgte in einer Partie Ed.
Lasker-Tartakower,New-Yorkl924: 13
cd [vielleicht ist sofort 13 Dd5 noch
schärfer], 14. Sd4: Dd5 [gut ist auch
14.... e5], 15. f3 Ld6, 16. Tdl 0-0 mit
schönem Angriffsspiel für Schwarz) 13
cd, 14. Sd4: e5! (ein starker Bauernzug),
15. Sf5 Dd5! und die Partie des An-
ziehenden ging trotz aller Genialität im
44. Zuge verloren.
12.
Lf8— e7
Gut ist nach Grünfeld auch 12
Ld6, 13. Sc4 Lc7.
13. Ddl— e2 0—0
14. Tfl— dl ....
Wie die allernächste Folge zeigt,
war statt dieses schablonenhaften Zuges
die scharfe, wenn auch zweischneidige
Fortsetzung 14. a5 besser geeignet, die
weiße Autorität zu wahren, da hiedurch
der Bb4 isoliert werden könnte.
Nach dem Textzuge, der sich freilich
an bekannte Muster anlehnt, befestigt
Schwarz seine Bauernlage und erlangt
endgültig die Initiative.
14 a6— a5!
Bei weitem wirksamer als Dc7, was
in den Partien Schlechter— Wolf und
Teichmann— Berger, Karlsbad 1907,
geschah!
15. Sd2— c4 Dd8— c7
16. Lei— d2 ....
Besser nach Reti sofort 16. b3 nebst
Lb2, da der Zug b3, trotzdem , er die
Punkte b3 und c3 schwächt, behufs
Deckung des Ba4 doch erfolgen muß. —
Aus diesem letzteren Grunde wäre statt
des Textzuges der ansonsten plausible
Entwicklungsplan 16. e4 nebst Lg5
etwas unvorsichtig.
16 TfS— dB
Wie der 20. Zug von Schwarz zeigt,
war hier 16 Tf c8 noch etwas
robuster.
17. Tal— cl ....
Zweckmäßiger war nach Burn noch
immer 17. b3, z. B. 17. . . . Dc6, 18. Df 1 Dd5,
19. Lei Dh5, 20. Le2 und Weiß hat die
schwierige Umgruppierung rechtzeitig
durchgeführt.
Dr. S. Q. Tartakowsr: Die hypermoderne Schachpartie.
24
- 370
17. .... Dc7^c6
18. b2— b3 Dc6— d5
19. Ld2— el ....
Zeitverlust, da der Läufer im zweit-
nächsten Zuge reuig zurückkehrt. Besser
vielleicht 19. Dfl.
19 c5Xd4
20. e3Xd4 Td8— c8!
Eine böse Übereilung wäre sofort
20.... Se4 wegen 21. Se3! DbS: 22. Tc7
Tab8, 23. Tb?:! Tb7: 24. Le4: Tc7, 25.
Tal usw. mit Gewinnstellung für Weiß.
21. Lei— d2 ....
Plant 22. Tel gelegentlich aber auch
Le3 zur Deckung des schwachen Bd4.
21. .... Sf6— e4
22. Tdl— el Se4— d6
23. De2— fl Sd6Xc4
24. b3Xc4 ....
Auf 24. Lc4: würde folgen: 24....
Dh5, 25. Se5 Se5: 26. de! Td8 und
Schwarz bleibt dauernd am Ruder, z. B.
27. Le3? (besser 27. De2) 27.... De5:!
28. Lb6 Df4! 29. Ld8: Ld6 und Schwarz
gewinnt.
Der Textzug sieht zwar selbst-
mörderisch aus, da er die Bauern-
schwächen des weißen Spieles noch
vermehrt, doch soll unter Umständen
das Vorrücken des c-Bauern ein Gegen-
spiel bieten (siehe nächste Anmerkung).
24 Dd5— h5
25. Sf3— e5 ....
Naheliegend und schlecht, wie des
Gegners geniale Widerlegung zeigt. Ver-
hältnismäßig am besten war 25. Le4!
Le4: 26. Te4: Sb6, 27. c5! Sd5 (27....
Sa4? 28. Ddlü Diesen Rettungszug hat
Weiß in Zeitnot übersehen), 28. Dc4 und
das weiße Spiel ist praktisch sehr gut
zuhalten [Grünfeld in „Magyar Sakkvilläg"
ex 1924].
25 Sd7Xe5
26. TelXe5 ....
Nach 26. ed würde die Lage von
Weiß mit Rücksicht auf die isolierten
Bauern a4 und c4, sowie den gedeckten
Freibauer des Gegners keinen Hoffnungs-
schimmer zulassen.
26 - Dh5— h4!
27. f2— f4 ....
Auch auf 27. Le3 würde 27. . . . Lf6
mit entscheidendem Gewinn des Bd4,
bezw. der Qualität folgen.
27 Le7— f6
28. g2-g3
Zäheren Widerstand bot jedenfalls
28. Le3 Le5: 29. fe.
Der Textzug gibt dem polnischen
Großmeister Gelegenheit zu einem
brillanten Coup.
, m% m mmm.
1 »i« m
ässa. m. m
28 Lf6Xe5!!
29. d4Xe5 ....
Auf 29. gh gewinnt 29.... Ld4:t
usw. Es folgt noch ein grausamer Schluß.
29 Dh4— e7
30. Ld2— e3 De7— d7
Droht Dc6 und erobert hiedurch den
Bauer a4.
31. Ld3— e2 Dd7Xa4
32. g3— g4 b4— b3
33. Kgl— f2 Lb7— e4
34. Le3— d4 Tc8— d8
35. Kf2— e3 Le4— c2
36. Tel— al Da4— b4
Weiß gibt auf.
[EH]
Die slavische Verteidigung
2. . . . c7— c6.
Partie Nr. 86.
Großturnier zu Teplitz-Schönau 1922.
Reti. Spielmann.
[R6ti erlangt die Führung],
1. d2— d4 d7— d5
2. c2— c4 c7— c6
Polerio 1590! — Man kehrt also
immer wieder zur ältesten Weisheit
zurück. Der Textzug verstärkt den
schwarzen Halt im Zentrum, ohne den
Damenläufer zu versperren (Lc8— fo!)
und bildet unter Umständen eine wich-
tige Stütze für eine Bauernoffensive am
Damenflügel (d5Xc4 nebst b7— b5!)
3. e2— e3 ....
371 -
Führt ein besonders von Breyer be-
fürwortetes Zernierungs System her-
bei, dessen Wesen im baldigsten Vor-
gehen des weißen Damenflügels (c4— c5!)
und dessen Pointe in der neuartigen Ent-
wicklung des Damenspringers (Sbl-d2!)
besteht. —
Wegen der Vereinfachungs-
taktik 3. cd siehe Partie Nr. 88 und
wegen der mit 3. Sf3! einzuleitenden
Auf ro 11 u n gsmethode, Partie Nr. 89.
Auf 3. Sc3 ist Winawer's Gegengambit
3. . . . e5 (wegen 3. . . e6 siehe Partie
Nr. 85),; 4. de (am sichersten ist 4. e3
ed, 5. Dd4: Unersprießlich wäre 4. cd cd,
5. Sf3 e4, 6. Se5 Da5! usw.) 4. . . . d4, 5.
Se4 Daöf 6. Sd2! Sd7! usw. zu empfehlen.
3 Sg8— f6
Zulässig ist hier auch:
I) der Stonewallaufbau durch 3
e6 nebst f5, Sd7, Ld6 usw., wie überall
dort, wo der weiße Damenläufer ein-
geschlossen ist, vgl. hiezu mit einer
kleinen Zugumstellung Partie Aljechin—
Trejbal, Karlsbad 1923:
3. . . . e6, 4. Sf3 f5, 5. Sc3 Sf6 (prä-
ziser zunächst 5. . . . Sd7), 6. Se5 (Weiß
hat es eilig. Wegen der nach 6. Ld3 Se4,
7. Se5 Dh4 usw. entstehenden Stellung,
siehe Partie Nr. 82: Anmerkung zum
4. Zuge von Schwarz sub III).
6.... Sbd7, 7. f4 Se5: 8. fe Se4, 9.
Se4: fe, 10. Ld2 (10. Dg4? Lb4t) 10. . . .
Dg5! 11. De2 Le7, 12. 0-0-0 Tf8, 13. g4
Ld7, 14. Kbl 0-0-0, 15. Lg2 h5! mit
baldiger Gegeninitiative, die Dr. Trejbal
bewunderungswürdig durchführte.
II) das Umgehungsmanöver 3
Lf5, z. B. mit Zugumstellung Partie
Teichmann-Spielmann, Karlsbad 1923: 4.
Sc3 (wegen 4. Sd2 vgl. den Textverlauf.
— Mangelhaft wäre sofort 4. cd wegen
4.... Lbl:! 5. Tbl: Dd5 mit starker
Damenstellung für Schwarz. — Auf 4.
Db3 folgt am besten 4 Dc7 oder
Dc8 nebst e6, unbequemer ist 4 Db6
wegen der Schlechter'schen Kombination:
5. cd Db3: [oder 5.... Lbl: 6. Db6: ab,
7. Tbl: cd, 8. a3, bezw. 7. . . , Ta2: 8. de
nebst Lc4 mit Stellungsvorteil], 6. ab
Lbl: [besser ist, wie Grünfeld in der
„Wiener Schachzeitung" ex 1924 nachweist,
6. . . . cd, 7. Sc3 e6, 8. Sb5 Kd8! 9. Ta7:
Ta7: 10. Sa7: Lb4t 11. Ld2 Ld2:t 12.
Kd2: Sf6, 13. Sf3 Sc6, wobei der Mehr-
besitz von Weiß zweifelhafter Natur ist],
7. de!! Le4, 8. Ta7:!! Ta7: 9. c7 und
Weiß gewinnt, vgl. Partie Schlechter—
Dr. Perlis, Karlsbad 1911, die sich nach
1. d4 d5, 2. Sf3 Lf5, 3. c4 c6, 4. Db3
Db6, 5. cd usw. in analoger Weise
abwickelte).
4... e6! (auf 4.... Sf6 folgte in
einer Partie Sämisch— Jacobsen, Kopen-
hagen 1923: 5. cd! Sd5: [wenn 5.... cd,
so 6. Db3 und Schw. müßte den Läufer
nach c8 zurückziehen,* da weder 6. . . .
Db6, noch 6. . . . Dd7 befriedigend ist]
und nun sehr ideenreich: 6. Lc4 [farb-
loser Partie Bernstein— Trejbal, Karlsbad
1923: 6. Db3 Db6, 7. Db6: ab, 8. Sd5: cd
usw. oder auch Partie Reti— Opocensky,
Pistyan 1922: B. Sf3 e6, 7. Ld3 mit etwa
gleichem Spiel] 6 Sc3: [besser 6
e6, 7. Sge2! Sd7, 8. 0-0 Sd7-f6 mit festem,
wenn auch kompliziertem Spiel], 7. bc
e6, 8. Se2! Ld6, 9. Sg3 mit Stellungs-
vorteil für Weiß).
5. Sf3 Sf6, 6. Le2 (wenn 6. Db3, so
Db6. — Auf 6. Ld3 folgte in der
VIII. Wettkampfpartie Dr. Lasker— Capa-
blanca ganz einfach 6 Ld3: 7. Dd3:
Sbd7, 8. 0—0 Ld6, 9. e4 de, 10. Se4: Se4:
11. De4: 0-0, 12. Ld2 Df6 usw. mit
baldigem Remisschluß, dagegen in einer
Partie Grünfeld— Euwe, Budapest 1921,
etwas zu wildromantisch: 6 Sbd7, 7.
Lf5: ef, 8. cd cd, 9. Db3 usw. mit
Stellungsvorteil für Weiß) 6. . . . Ld6.
7. c5 (eine der Textpartie nach-
gemachte Wendung!) 7 Lc7, 8. b4
Sbd7, 9. Lb2 Se4, 10. Ld3 Df6, 11. Dc2
Dg6, 12. Sh4 Dg5, 13. g3! und die wilden
Angriffsversuche von Schwarz mußten an
der tadellosen Schlachtordnung der an-
ziehenden Partei scheitern. —
Meistens tragen aber diese beiden
Abweichungen (3. . . . f5, bezw. 3. . . . Lf5)
durch die Blockierung des Punktes e4
den Keim vorzeitigen Remistodes in sich,
*) 86 a. — So geschehen in einer
Matchpartie Zukertort— Steinitz, aber
auch im New-Yorker Renkonter
Aljechin— Capablanca :
(1. d4 d5, 2. c4 c6, 3. Sc3 Sf6, 4. e3
Lf5, 5. cd cd, 6. Db3).
6. . . . Lc8! 7. Sf3 e6, 8. Ld3 (in einer
P. Rubinstein-Duras, Ostende 1907, geschah
zunächst 8. Ld2 nebst Tel. Am schärfsten
ist vielleicht 8. Se5) 8. . . . Sc6, 9. 0-0
Ld7! 10. Ld2Db6, 11. Ddl! (Rollenwechsel.
Nun darf Schwarz den b-Bauer nicht gut
schlagen) 11 Ld6, 12. Tel 0-0, 13.
Sa4 Dd8, 14. Sc5 (vielleicht 14. a3 nebst
b4) 14.... Lc5: 15. Tc5: (15. de e5, 16.
Le2 a5! und der Bc5 bleibt isoliert)
15. . . . Se4, 16. Le4: de, 17. Se5 Se5: 18.
de. Unentschieden. —
Diese von vielen als öde Remispartie
verschrieene Leistung hat im Gegenteil
an den Scharfsinn beider Kämpen große
Anforderungen gestellt und für den Kenner
trotz ihrer Kürze mehrere spannende Mo-
mente aufzuweisen!
372 -
weshalb auch ein feuriger Geist wie
Spielmann vorläufig noch vorzieht, die
Unklarheit im Zentrum aufrechtzuerhalten.
4. Sbl— d2
Wie bereits eingangs erwähnt, bildet
diese neuartige Springerentwicklung (die
oft auch nach vorherigem 4. Sf3 e6
geschieht), den Auftakt zu wirksamen
Bauernoperationen am Damenflügel.
Üblicher ist aber 4. Sc3, worauf
a) entweder 4. . . . Lf5 (siehe vorige
Glosse)
b) oder 4 e6, 5. Sf3 (siehe vorige
Partie)
c) ferner, nach Schlechteres Rezept,
4 g6 nebst Lg7 (siehe nächste
Partie)
d) am initiativsten aber vielleicht
4 Lg4 nebst e6 geschieht.
4 Lc8— f5
In Betracht kommt auch hier der
Schlechter'sche Gedanke 4 g6 oder,
zwecks größerer Beunruhigung des
Gegners, 4 Lg4.
Unfreundlicher sieht der Sperrzug
4.... e6 aus, da darauf 5. Sf3 SbdT, 6.
Ld3 folgt und Weiß nunmehr zu den
früheren Angriffsmotiven noch neue hinzu-
fügen kann.*
*) Vgl. hiezu folgende 2 Glanzpartien:
86b. — Grünfeld— L. Steiner, Meran
1924: (1. d4 Sf6, 2. Sf3 d5, 3. c4 c6, 4. e3
e6? 5. Sbd2 SbdT, 6. Ld3).
6.... de (nach 6.... Ld6, 7. e4! de,
8. Se4: entsteht die Stellung der Fuß-
notenpartie Nr. 85 und auf 6 Le7
folgte in einer Gastpartie Capablanca—
Aljechin, Moskau 1913: 7. 0-0 0-0, 8.
Dc2! [statt des üblichen 8. e4] 8.... de,
9. Sc4: c5, 10. Sce5! cd, 11. ed Sb6, 12.
Sg5! usw. mit energisch realisiertem
Stellungsvorteil für Weiß), 7. Sc4; Le7
(unersprießlich ist auch sofort 7 b5,
8. Sce5 Lb7, 9. Db3 usw. Verhältnismäßig
am besten ist 7.... Lb4t), 8. 0—0 b5
(wegen 8 0—0, 9. Dc21 usw. siehe
obige Zitierung), 9. Sce5 Lb7, 10. Ld2!
(mit der Positionsdrohung 1 1 . b4. — Verfehlt
wäre hier das Opfer 10. Sf7: Kf7: 11. Sgöf
Kg8, 12. Se6: Dc8, 13. Db3 wegen 13....
c5! 14. Sc5:t Ld5, 15. Db5: Sc5: 16. de
Lc5: mit vorzüglichem Gegenspiel) 10
a5, 11. a4! b4, 12. Sf7:!! Kf7: 13. Sgöf Ke8
(falls jetzt 13. . . . Kg8, 14. Se6: Dc8, so 15.
Db3 c5, 16. Sc7t bezw. 15. . . . Sd5, 16. e4
usw.), 14. Se6: Dc8, 15. Sg7:t Kf7, 16. Sf5
Sb6 (auf 16.... c5 gewinnt 17. Db3t
Ld5, 18. Lc4 Dc6, 19. e4! usw.), 17. Db3
Kf8 (wenn sofort 17. . . . Ke8, so 18. Sg7t
Kf8, 19. Se6t Ke8, 20. Lf5 Dc7, 21. e4
nebst Lf4 mit Erdrückung), 18. e4! Ke8,
5. Sgl— f3
6. Lfl— e2
e7— e6
Lf8— d6
Präziser ist vorerst 6 Sbd7, um
nach 7. 0—0 Ld6, 8. c5 (solider 8. Tel
nebst Sfl) 8 Lc7, 9. b4 den Gegen-
stoß e6— e5* unternehmen zu können,
z. B. 10. de Se5: 11. Sd4 Ld3 (zurück-
haltender geschah in einer Partie Becker-
Ullmann, Wien 1923: 11.... Ld7, 12. Dc2
0—0, 13. Lb2 Te8, 14. h3 Dc8, 15. Tfel
mit freierer Stellung für Weiß), 12. Ld3:
Sd3: 13. La3 (13. Sf5 g6) 13.... Se5
(13.... a5, 14. b5), 14. h3 Dd7 usw. mit
Gegenspiel.
7. c3-c5! Ld6— c7
8. b2— b4 Sb8— d7
9. Lei— b2 Sf6— e4?
Hier erweist sich dieser Ausfall als
zweckwidrig, da das schwarze Figuren-
19. Lg5! Dd7 (19.... Sfd5, 20. Le7: Se7:
21. Sd6t mit Damengewinn), 20. Se7: Auf-
gegeben, da auf 20 D (oder K) : e7,
21. e5 mit Rückeroberung der Figur ent-
scheidend folgt.
86c. — Dr. Euwe— Speyer, Amsterdam
1924: (1. d4 d5, 2. Sf3 Sf6, 3. e3 c6, 4. c4
e6? 5. Sbd2! Sbd7, 6. Ld3).
6. . . . c5 (ein bedenklicher Nach-
stoß), 7. 0—0 b6, 8. cd ed (besser immer-
hin Sd5:), 9. e4! Lb7, 10. ed Ld5: 11.
Telf Le7, 12. de Sc5: (12.... bc, 13.
De2!), 13. Lb5t Kf8 (13. . . . Sd7? 14. De2),
14. b3! Lb7, 15. Lb2 Sd3, 16. Ld3:l (zwin-
gender als 16. Lf6: Lf6: 17. Te8t) 16. . . .
Dd3: 17. Tel Td8, 18. Te7:!! Lf3: (18....
Ke7: 19. La3t Ke8! 20. Delf Se4 [Le4,
21. Tc4], 21. Tc7 Td7, 22. Tb7: Tb7: 23.
Se4: und gewinnt).
19. La3!! Da6 (J.dl : 20. Te3t Kg8,
21. Td3: bezw. 20.... Dd6, 21. Ld6:t
Kg8, 22. Le7! usw.), 20. Tcc7! Da3: 21.
Tf7:t Ke8, 22. Delf. Aufgegeben. (22. . . .
Se4, 23. Se4: Tdl, 24. Sd6t nebst Matt).
*) Spielbar ist auch die ruhige Fort-
setzung 9 0-0 (siehe Anmerkung zum
9. Textzuge von Schwarz) oder aber ganz
scharf 9. . . . Se4, vgl. die prächtige
Husarenpartie Kmoch-Aljechin, Wien 1922:
(1. d4 Sf6, 2. Sf3 d5, 3. c4 c6, 4. e3
Lf5, 5. Sbd2 e6, 6. Le2 Sbd7, 7. 0-0
Ld6, 8. c5 Lc7, 9. b4 Se4).
10. Se4: de! (10. . . . Le4: 11. Lb2 würde
zur Textpartie führen), 11. Sd2 h5 (tief-
durchdacht), 12. f4 g5, 13. g3 (Weiß läßt
sich endgültig in die Defensivrolle
treiben. Richtig war 13. Sc4!) 13.... Sf6,
14. Lb2 gf, 15. ef h4, 16. Db3 hg, 17. hg
Sd5! 18. Sc4 Sf4:!! 19. Tael (auf 19. gf
folgt Lf4: 20. Tf4: Dg5t usw.) 19.... Dg5,
20. d5 Sd3! Weiß gibt auf.
-.373 -
spiel zum Stillstand gelangt, während die
gegnerische Aktion am Damenflügel im-
mer mehr an Spannkraft gewinnt (15. b5!).
Zweckmäßiger war daher die ruhige
Vollendung der Entwicklung mittels
9 0—0, z. B. mit Zugumstellung Partie
Breyer-Grünfeld, Kaschau 1918: 10. 0-0
(auf 10. Se5 würde 10. . . . Se5: 11. de Sd7
nebst f6 mit ungefähr gleichen Aussichten
folgen) 10.... Te8, 11. Se5 a6, 12. f3 h6, 13.
Del Lh7, 14. g4 Tel, 15. Dg3Se8, 16. f4f6,
17. Sef3 g5 usw. Der Se5 ist aus seiner
stolzen Stellung vertrieben und Schwarz
hat Gegenspiel erlangt.
10.
Sd2Xe4
Lf5Xe4*
11.
0—0
Dd8— f6
12.
Sf3— d2
Df8-h6
13.
f2— f4
f7— f5
14.
Sd2Xe4
f5Xe4
15,
b4— b5
0—0
16.
Ddl— a4
e6— e5!
Weiß hoffte am Damenflügel, wo er
der Stärkere ist, ungestört arbeiten zu
können, indessen ist aber der Verteidiger
nicht ohne Ressourcen. Durch den hüb-
schen Textzug entledigt er sich seiner
Schwäche e6 und deckt gleichzeitig den
bedrohten Punkt c6.
17. d4Xe5 Lc7Xe5
18. Lb2Xe5 Sd7Xe5
19. Da4— d4! ....
Natürlich nicht 19. fe? wegen 19
De3:t nebst De2:
19 Se5-d7?
Hätte hier Spielmann die teuflischen
Schwierigkeiten vorausgeahnt, die sich
von nun an auf seinem Wege auftürmen,
dann würde er wohl, wie der Turnier-
glossator Grünfeld treffend bemerkt,
durch die herzhafte Preisgabe eines
Bauern: 19. . . . Sd3! 20. Ld3: ed. 21.
*) Auf 10 de ändert Weiß seine
Taktik und spielt selbst auf Königsangriff,
indem er die ungünstige Stellung des
Lf5 ausnutzt, vgl. Partie Breyer— Havasi,
Budapest 1918:
11. Sd2 Sf6, 12. g4!! Lg6, 13. h4 h5,
14. gh! Sh5: (auf 14 Lh5: ginge der
Be4 verloren), 15. Dc2 Sf6, 16. 0-0—0
Lf5, 17. Tdgl Kf8, 18. h5! (großzügige
Angriffsführung) 18. . . . a5, 19. b5! cb, 20.
Lb5: Th5: 21. d5! Thl: 22. Thl: Kg8, 23.
d6 Lb8, 24. Sc4 La7, 25. Ld4 Tc8, 26. f4!!
Lc5: (26. . . . ef, 27. Dh2 Sh7, 28. Dg3 Lg6, 29.
DeSusw.), 27. d7! Sd7: 28. Dh2 f6, 29. Lc5:
Sc5: 30. Dh8t Kf7, 31. LeSf! gewinnt die
Dame und die Partie.
Dd3: Tfe8 usw. die Stellung vereinfachen
und angesichts des schweren Materials
den Remishafen ziemlich sicher erreichen
können.
(Die Krise rechtzeitig erkennen: Das
ist eben Geheimnis nur ganz weniger,
wunderbar ausgeglichener Schach-
individualitäten!)
20. Tal— bl! Dh6— e6
Auch nach 20. .. . b6, 21. bc Dc6: 22.
Lb5 De6, 23. Ld7: Dd7: 24. Tfdl Tfd8,
25. Tbcl mit baldiger Eroberung des
Bd5, bezw. nach 20.... Tf7, 21. Tfdl!
b6 (21.... Sf6, 22. bc bc, 23. La6), 22.
bc Dc6: 23. Dd5: Dd5: 24. Td5: Sc5: 25.
Lc4! Kf8, 26. Tc5: bc, 27. Lf7: Kf7: 28.
Tb7t usw. käme Weiß in Vorteil.
[Grünfeld im „Turnierbuch"].
21. b5Xc6 De6Xc6
22. Le2— b5 Dc6— e6
23. Lb5— a4! Ta8— b8
Wegen 23.... b6, 24. Ld7: Dd7: 25.
Tfdl vgl. vorige Anmerkung.
24. Tfl— dl Sd7— f6
25. Tdl— d2! Tf8— f7
26. Dd4— e5! ....
Schwarz hatte als Hauptdrohung 26.
Tbdl Td8, 27. Lb3 erwartet, worauf eben
27 Tf d7 alles, wenn auch notdürftig,
decken würde. Die bei dieser Um-
gruppierung entstandene momentane
Blöße (der ungedeckte Tb8) wird aber
durch den Textzug kunstvoll ausgenützt.
26 De6Xe5
Auf 26. . . . Dc8 folgt einfach 27. Lb3
mit unerbittlicher Konfiszierung des Bd5.
27. f4Xe5 Sf6— g4
28. Td2Xd5 Sg4Xe3
29. Td5— d7 Tf7— f5
30. h2— h3! ....
Nicht sofort 30. c6 wegen 30....
Tbf8! (droht Matt), 31. h3 bc.
Sehr stark war aber auch 30. e6
nebst e7.
30 Tf5Xe5
31. c5— c6 b7— b5
32. c6— c7 Tb8— c8
33. Td7— d8t Te5— e8
34. TdSXeSf Schwarz gibt auf,
denn auf 34 Te8: folgt am einfachsten
35. Tb5: nebst Tb8.
Die positioneil durchwirkte Art, in
der Reti den Sieg erzwang, zeigt so recht
deutlich die verfeinerte Schachtechnik
des XX. Jahrhunderts.
OED
- 374 -
Partie Nr. 87.
Großturnier zu Wien 1922.
Rubinstein. Bogoljubow.
1. d2— d4 d7— d5
2. c2— c4 c7~c6
3. e2— e3 Sg8— f6
4 Sbl— c3 g7— g6
Der Schlechter'sche Gedanke, statt
etwa mit 4. . . . e6 den Damenläufer früh-
zeitig zu vermauern. Durch diese,
in der letzten Wettkampfpartie
Dr. La s ker — Seh 1 echter, Berlin
1910 angewandte Neuerung
hat der 1918 dahingeraffte
stille Weltmeister nicht nur
der Damengambitverteidigung
neue Entwicklungswege ge-
wiesen (c6 nebst g6), sondern
auch der heutigen Verquik-
kung des Phantastischen mit
dem Positionellen genial vor-
zugreifen gewußt I
5. Sgl— f3 Lf8— g7
6. Lfl— e2 . , . .
In der vorerwähnten X. Wettpartie
Dr. Lasker— Schlechter, die nach 1. d4
d5, 2. c4 c6, 3. Sf3 Sf6, 4. e3 g6, 5. Sc3
Lg7 die Textstellung ergab, geschah 6.
Ld3 0—0, 7. Dc2 (ruhiger Partie Tarrasch-
Carls, Mannheim 1914: 7. 0—0 Lg4, 8.
h3 Lf5, 9. Lf5 gf, 10. Db3) 7.... Sa6
(solider Sb8-d7-b6), 8. a3 de, 9. Lc4: b5,
10. Ld3 b4, 11. Sa4 ba, 12. ba Lb7, 13.
Tbl Dc7, 14. Se5 Sh5, 15. g4 usw., wo-
bei auf beiden Seiten die dem Ent-
scheidungskampf anhaftende Nervosität
zum Ausdruck kam.
6 0—0
7. 0—0 Sb8— d7
Nun gelangt Weiß zur Lichtung und
in weiterer Folge zur Beherrschung der
c-Linie. Besser war daher 7 de.
8. c4Xd5 SfOXdö
9. Sc3Xd5 c6Xd5
10. Ddl— b3 Sd7— f6
11. Lei— d2 Sf6— e4
12. Tfl— dl Se4Xd2
Ein mehrfacher Tempoverlust (vergl.
15. Zug von Weiß), doch will die Ver-
teidigungspartei den tatenlustigen Läufer
nicht nach el entschlüpfen lassen.
13. TdlXd2 Dd8— d6
14. Tal— cl b7— b6
15. Td2— c2 Lc8— b7
16. Db3— a4! . . _
Durch die Bedrohung des Ba7 wird
nicht nur das Entgegenstellen der
schwarzen Türme auf der c-Linie ver-
hindert, sondern auch die Lockerung des
schw. Damenflügels veranlaßt (Punkt c5!)
Man sieht, wie Rubinstein's Strategie
aus Logik und Kraft geschmiedet ist!
16 a7— a6
17. Tc2— c7 b6— b5
Verfehlt wäre 17. . . . Tac8 wegen 18.
Tc8: Tc8:? 19. Tc8:t Lc8: 20. DeSf mit
Figurgewinn, bezw. 18. . . . Lc8: 19. La6:
mit Bauerngewinn für Weiß.
18. Da4— a5 Ta8— b8
Schwarz sucht sich auf künstliche
Weise zu entlasten, da auf 18.... Tac8
nunmehr 19. Tcl-c5 Tc7: 20. Tc7: La8,
21. Dc3 mit zentnerschwerem Druck auf
der C-Linie gefolgt wäre.
19. Tel— c5 Tf8— d8
Der Versuch, mit 19.... e6, 20.
Dc3! Lf6 (drohend Ld8) sich zu befreien,
scheitert an 21. Se5! Le5: 22. de Db6,
23. b4! und Schwarz ist vollständig ein-
geengt und steht einem mit h4 einge-
leiteten Rochadeangriff wehrlos gegenüber
[L. Löwy in der „Österreichischen Schach-
rundschau ex 1922].
20. Sf3— 65! Lg7— f6
Ein immerhin geistreicher Verteidi-
gungsversuch gegen das drohende Ein-
dringen des Springers (siehe nächste
Anmerkung). Verfehlt wäre 20. . . . Le5:
21. de De5: wegen 22. Tb7:!
21. Se5— e6 e7— e6
Schwarz hofft nach Sb8: Tb8: mit
Ld8 die Qualität zurückgewinnen zu
können. — Jedenfalls nicht Lc6: wegen
Tc5Xc6 mit Mattsetzung der schwarzen
Dame.
Die Tatsache, daß die gesamte
schwarze Armee zur Unbeweglichkeit
verurteilt ist, benützt nun Weiß, um einen
stillen Sicherungszug von über-
raschender Tragweite bewerkstelligen zu
können.*
22. g2— g3!! Td8— e8
23. Se6Xb8 Te8Xb8
24. Le2Xb5! ....
Darauf wäre 24 ab wegen 25.
Da7 fatal. Weiß hat also bereits bedeu-
tenden Materialgewinn unter gleichzeitiger
Demolierung des feindlichen Damenflügels
erreicht.
*) Vgl. den 16. Zug von Weiß in der
Partie Nr. 64, die übrigens auch in Bezug auf
großzügige Verwertung der c-Linie ein
interessantes Seitenstück zur vorliegenden
Partie bietet.
375 -
24 .... Lf6— d8
25. Lb5— e8! Dd6— f8
Die Abwicklung 25.... Lc7: 26. Dc7:
Dc7: 27. Tc7: Te8: 28. Tb7: würde zu
einem für Weiß leichtgewonnenen Turm-
endspiel führen.
26. TcTXbT! ....
Mit dieser eleganten Opferwendung
führt Weiß am raschesten die Entscheidung
herbei.
26 LdSXaö
27. TbTXbS DfS— d6
28. Tb8— b7 La5— b6
29. Tc5— c6 Dd6-b4
Nun wird auch die Feinheit des
22. Zuges von Weiß offenbar, da die Matt-
gefahr rechtzeitig behoben wurde.
30. Le8Xf7t Schwarz gab auf.
Die Partie erhielt eine Anweisung auf
den ersten Schönheitspreis.
(HD
Die Besitzergreifung der c-Linie im
Zusammenhang mit besserer Verwendung
des Damenläufers schwebt dem Weißen
auch bei der von Marshall eingeführten
Abtauschvariante: 3. cd cd, 4. Sc3 Sf6, 5.
Sf3 Sc6, 6. Lf4 usw. vor, ohne jedoch theo-
retisch mehr als Ausgleich herbeizuführen,
da sich der minimale Entwicklungsvor-
sprung von Weiß kaum vergrößern läßt.
Partie Nr. 88.
Weltturnier zu New-York 1924.
Capablanca. Dr. Emanuel Lasker.
[Des ersten Preisträgers einzige Niederlage!]
1. d2— d4 Sg8— f6
2. c2— c4 c7— c6
3. Sbl~c3 d7-d5
4. c4Xd5 Natürlich! c6Xd5
5. Sgl— f3 Sb8— c6
6. Lei— f4 ....
Hiemit sind wir, wie es bei den ge-
schlossenen Partien oft vorkommt, auf
j Umwegen zu dem eingangs skizzierten
„Vierspringerspiel des Damengambits"
angelangt.
Da Schwarz die Züge nicht mehr gut
nachahmen kann, muß er am solidesten
6. . . . e6 mit Einsperrung seinesDamenläufers
spielen und dadurch die Initiative noch eine
Zeitlang dem Gegner überlassen. —
Viel weniger nachhaltig als der
Textzug ist das zurückhaltende 6. e3
(Partie Maröczy-Marshall, Ostende 1906),
das gekünstelte 6. g3 (Partie Müller—
A. Wolf, Wien 1923), sowie das voreilige
6. Db3, worauf 6. . . . Db6 die natürliche
Antwort ist.
6 e7— e6
Ungünstig ist der „Normalzug" 6
Lf5 wegen des nunmehrigen 7. Db3 Db6,
8. Db6: ab, 9. Lc7 Sb4, 10. Kd2 mit Be-
drohung des Bb6 und auch der Präventiv-
ausfall 6.... Db6 oder gar 6.... Da5
vermag nach 7. Db3 das Anzugstempo
nicht ganz zu paralysieren. Aus diesen
Erwägungen heraus geschah in einer
Partie Aljechin— Tartakower, Pistyan
1922, der kühne Sprung 6 Se4, um
nach 7. e3 Sc3: (oder Partie Kostitsch—
Nimzowitsch, Karlsbad 191 1 : 7. . . . Db6,
8. Ld3! Db2: 9. Se4: de, 10. Le4: mit
Vorteil), 8. bc e6, 9. Ld3 Ld6, 10. Ld6:
(sehr unklar wäre 10. Se5 Dc7) 10
Dd6: 11. 0—0 0—0, 12. e4 (logischer
12. c4) 12. . . . de, 13. Le4: Ld7 usw. etwa
auszugleichen. — Erwähnenswert ist
schließlich noch 6. . . . g6, vgl. Partie
Marshall— Duras, New-York 1913: 7. e3
Le7, 8. Ld3 Sh5, 9. Lg5 Dd6, 10. Db3
Db4, ll.Dc2 0-0, 12.0-0Dd6, 13.Db3usw.
7. e2— e3 Lf8-e7
Noch am besten.* Andere Läuferzüge
haben sich jedenfalls nicht recht bewährt,
vergleiche:
a) Partie Marshall— Schlechter, San
Sebastian 1912: 7.... Lb4, 8. Ld3
(gekünstelter wäre 8. Sd2) 8. . . . 0-0, 9. 0-0
Se7, 10. Tel Sg6, 11. Lg3 Ld7, 12. Db3 Lc3:
13. Tc3: usw. mit starkem Liniendruck
für Weiß.
b) Partie Mattison— Havasi, Pariser
Olympiade 1924: 7.... Ld6, 8. Lg3!
(farbloser 8. Ld6:) 8 0—0 (zu erwägen
wäre hier 8. . . . Se4), 9. Dd3 Te8 (ähnlich
Partie Walter-Grünfeld, Mährisch-Ostrau
1923: 9.... a6, 10. Tel De7, 11. Lh4!
mit der auftauchenden Drohung e3-e4),
10. Tel (nervöser Partie Mattison—
Euwe, Paris 1924: 10. Se5 Le5:! 11. de
Sd7, 12. f4 Db6! 13. De2 d4 mit gedie-
genem Ausgleich) 10. . . . a6, 11. 0-0 De7
(besser Lg3: nebst Dd6), 12. Lh4! Ld7,
13. Lbl h6, 14. Dd3 Dd8, 15. a3 Kf8, 16.
e4 de, 17. Se4: Le7, l8. Lf6: gf, 19. Sg3;
mit sehr schöner Angriffsstellung.
8. Lfl— d3 0-0
Große Verwicklungen könnten nach
8. . . . Sh5, 9. Le5 f6 (9. . . . Se5: 10. de!)
10. Lg3 Db6 usw. entstehen.
*) Auf 7. . . . Da5 folgt am einfachsten
8. Ld3, nicht aber, wie in einer Klub-
turnierpartie Gräber— Gebhardt, München
1924, geschah:
7.... Da5, 8. a3? Se4, 9. Tel (besser 9.
Db3, z. B. 9. . . . Lb4, 10. Tel Sc3:? 11. ab)
9.... Sc3: 10. bc (10. Tc3: La3:!) 10....
La3: 11. Tc2 Ld7, 12. Dd2? (geboten war
12. Ld3) 12. . . . Sb4! Weiß gibt auf.
- 376 -
9. 0—0 ....
Auch Weiß beeilt sich, die Segnungen
der Rochade zu genießen. Als übereilt
erwiesen sich übrigens an der Textstelle
folgende Manöver:
a) Partie Marshall— Atkins, 1903: 9.
Se5 Se5: 10. de Sd7, 11. Dc2 g6, 12. h4
Sc5! usw.
b) Partie Marshall— Nimzowitsch,
Karlsbad 1911: 9. Db3 Sh5, 10. Le5 (oder
Partie Marshall— Dr. Lasker, New-York
1924, mit Zugumstellung: 10. Lg3 f5, 11.
Le5 Sf6) 10. . . . f6, 11. Lg3 f5, 12. 0-0 g5
mit Gegenspiel.
c) Partie Selesniew— Rubinstein,
Mährisch-Ostrau 1923: 9. Lg3 Db6, 10.
De2 Ld7, 11. 0—0 Sb4, 12. Lbl Tfc8 mit
vorzüglichem Spiel für Schwarz.
d— e) Auch mit 9. h3 sowie 9. Tel
würde Weiß nur auf Entwicklungsabwege
geraten.
9 Sf6— h5
Kaum über die Eröffnungsphase hinaus,
sucht schon Lasker der Partie den
Stempel seiner Individualität aufzuprägen.
Nun wäre übrigens das in der vorigen
Anmerkung sub c skizzierte Manöver
Db6, Ld7, Tfc8 undurchführbar, da auf
9.... Db6 nunmehr 10. Sa4 Da5, 11. a3
Ld7, 12. b4 Dd8 (12.... Dc7, 13. Tel),
13. Sc5 zur Errichtung eines weißen Vor-
postens am Damenflügel führen würde.
10. Lf4— e5! f7— f5!
Diese nachträgliche Vorbereitung des
Stonewalls bildet wohl die stärkste Fort-
setzung. Als ungünstig erwies sich in der
7. Matchpartie Marshall— janowski, Paris
1905: 10.... Se5: wegen 11. Se5: (11. de
g6) 11.... Sf6 (11.... g6, 12. Dg4), 12.
f4 g6, 13. Df3 mit w^eißem Angriff und
auf 10. ... . f6 folgt, w\e Professor Becker
in der „Österreichischen Schachrundschau"
feststellt, am einfachsten und besten 11.
Lf4 Sf4: (sonst eventuell Sg5), 12. ef mit
gutem Spiel.*
*) Stellung nach dem Eventualzug
10 f6.
mm «'^iii
11. Tal— cl Sh5— f6
12. Le5Xf6 ....
Sonst setzt sich dieser Springer auf
e4 fest (z. B. geschah in der 3. Wett-
partie Wagner— Becker, Hamburg 1924,
in ähnlicher Stellung 12. Lf4 Se4, 13. Se5
Ld7 usw.) Auf 12. Sb5 folgt einfach Ld7.
12 g7Xf6!
Lasker will und muß aufs Ganze
spielen, da sich die ruhigeren Fortsetzungen :
12. . . . Tf6: oder 12. . . . Lf6: nach den
Erfahrungen einer vorerwähnten Partie
gegen Marshall als schwerfällig erwiesen
haben.
Der Textzug nimmt wohl Endspiel-
schwachen in Kauf, verspricht aber mit
Rücksicht auf die offene g-Linie einen
starken Angriff. (Dritte Spielphase!)
13. Sf3— h4 Kg8— h8
14. 12- f4 Tf8— g8
15. Tfl— f3 Lc8— d7
16. Tf3— h3 ....
Weiß suchte mit seinen letzten Zügen
dem Gegner am Königsflügel zuvorzu-
kommen, nur ist er über das Geheimnis
der Stellung noch nicht im klaren. Am
besten war sofort 16. Tg3.
Eine verwickelte Stellung, die den
Kommentatoren viel Kopfzerbrechen ver-
ursachte! Unbefriedigend wäre jedenfalls
11. Sh4 wegen 11.... fe, 12. Dh5: e4! 13.
Se4: Lh4: usw., dagegen sieht 11. Sg5
sehr erfolgversprechend aus, z. B., wie Mei-
ster Dobias im „Casopis öeskoslovenskych
sachistü" ausführt: 11.... fe, 12. Lh7:t!
(stärker als Grünfeld's Fortsetzung in der
„Wiener Schachzeitung": 12. Dh5: Lg5:
13. Dh7:t [13. Lh7:t KhS, 14. Lgöf Lh6]
13. . . . Kf7, 14. Dg6t mit ewigem Schach)
12. . . . KhS, 13. Sf7t!! Tf7: 14. Dh5: und
Weiß gewinnt.
Eine bessere Verteidigung bietet jedoch
(auf 11. Sg5) der Igelzug 11. . . . g6, z. B.
12. Sh7: fe (12.... Kh7:? 13. Dh5:t
nebst Matt in 2 Zügen), 13. Lg6: Sg7,
14. Sf8: Lf8: 15. Dg4, nun aber nicht, wie
Gunsberg im „Daily Telegraph" angibt,
15 Se7? wegen 16. Dh4!, sondern 15
Df6 nebst ed und eventuell e6— e5 mit
sehr unklarem Spiel.
Verdächtiger ist der Verteidigungs-
versuch 11 De8, wegen 12. Lh7:t
KhS, 13. Dbl! fe (vielleicht 13. . . . f5), 14.
Lg6 DdS (14. . . . Dd7? 15. LeS!), 15. Sf7t
(und nicht 15. Lh5: Lg5: wie Geo
Marechal in „Le Canada" zugunsten von
Schwarz fortsetzt) 15 Tf7: 16. Lf7:
Sf6, 17. Dg6 Ld7, 18. Dg3! bezw. 17. . . .
ed, 18. ed Sd4: 19. f4! usw. mit bedroh-
lichem Angriff.
- 377
FTeilich sieht der Textzug sehr
plausibel aus, da er nunmehr Dh5 nebst
Sg6f droht und daher die Antwort Le8
beinahe erzwingt, wodurch die Verbindung
der schwarzen Artillerie jäh unterbrochen
wird.
16 Ld7— e8
Allenfalls käme noch (nach Rubinstein)
16 Df8 in Betracht, was nicht nur
wegen der ruhigen Antwort 17. Df3,
sondern auch wegen der Opferwendungen
17. Sf5: oder vielleicht am stärksten 17.
Sd5: ed, 18. Sf5: Lf5: 19. Lf5: Tg7, 20.
Ld6 usw. vom Standpunkt des praktischen
Spiels verworfen werden mußte,
17. a2— a3 ....
Vielleicht war schon hier 17, Df3
(drohend Sf5: und vorbereitend g3— g4)
energischer, doch wollte sich offenbar
Capablanca noch die Eventualmöglichkeit
Dc2 vorbehalten.
17 Tg8-g7
Schöner sieht 17 Lf7 aus, um die
Türme in Verbindung zu halten, sodaß
z. B. auf 18. TgS nun Dd7 geschehen
könnte. Sehr in Betracht kam auch
sofortiges 17. . . . Tc8 nebst Sc6-a5-c4-d6
(Grünfeld in der „Wiener Schachzeitung"].
Nach Marechal würde jedoch 17
Tc8 wegen 18. Sf5:! und 17. . . .
Lf7 wegen 18, Dc2! Tg7, 19. Sa4 usw.
für Schwarz ungünstig sein, während nun
auf 18. Dc2? sehr wirksam 18 Ld7!
19. TgS Dg8, 20. Kf2 Tg4 usw. folgen
könnte. Weiß muß sich daher mit der
Turmopponierung beeilen, bevor der
Gegner die Massierung seiner Schwer-
artillerie auf der offenen g-Linie durch-
führt.
18. Th3— g3!
Tg7Xg3
Weiß drohte 19. Tg7:, dann Khl und
g4 nebst Übernahme der geöffneten
g-Linie in eigene Regie. Der Tausch hat
also seine „guten" Gründe, obwohl er
dem Weißen auf der h-Linie Gegenspiel
gewährt.
Zu versuchen war vielleicht aber doch
18.... Dd7, 19. Tg7: Kg7: 20. g4 fg, 21.
Dg4:t Kh8, 22. f5 Lf7 usw.
19. h2Xg3 Ta8-c8
20. Kgl— f2! Sc6— a5
21. Ddl— f3 ....
Zeitnot, Aufregung und erlahmende
Konzentration! Wie Capablanca selbst
nach Schluß der Partie feststellte, war
hier sofort 21. De2 das Richtige. (Die
Verwicklungen des unzureichenden Sprin-
geropfers nach 21. g4 fg, 22. Dg4: f5, 23.
Sf5: ef, 24. Lf5: Tc6, bezw. 24. Df5: Lg6
haben den Weltmeister zu stark abgelenkt).
21 Sa5— c4
22. Df3— e2 , . . .
Auch Capablanca macht Fehler, weiß
sie aber sofort wettzumachen. Ein Herein-
fall wäre 22. Sdl? wegen 22.... Sb2:!
22 Sc4— d6
Schwarz freut sich über das uner-
wartet gewonnene Tempo und setzt sein
Springermanöver unentwegt fort.
Ungünstig wäre der Ausflug 22
Db6 wegen etwa 23. Sdl Db3, 24. g4! fg,
25. Lc2 usw. Fatal wäre auch der
Befestigungsversuch 22. . . . Lf7, wegen
23. Sf5:! ef, 24. Lf5: nebst 25. Thl usw.
Sehr verwickelt sieht endlich 22
Dd7 aus, worauf allerdings Weiß einige
falsche Fährten vermeiden muß (z. B. 23.
Dc2 Sa3: oder 23. Sdl? Se5 oder ins-
besondere 23. Sd5: Se3: 24. Tc8: Sg4t
25. Dg4: fg, 26. Se7: Kg7! usw.) Doch
führt auf 22 Dd7 die naheliegende
Fortsetzung 23. Thl Sd6 (am besten), 24.
g4 Se4t 25. Le4: fe, 26. f5 Lf7, 27. Sgöf
Kg7, 28. Sf4 (oder auch 28. Se7:) zu
einer positioneil wie taktisch überlegenen
Stellung für Weiß, dessen Druck auf der
h-Linie sich bis ins Endspiel hinein
verpflanzt!
23. Tel— hl Sd6— e4t
Eine Übereilung. Verfehlt wäre
übrigens 23.... Db6 wegen 24. Sd5:! ed,
25. Sf5: Sf5: 26. Lf5: und Weiß gewinnt.
Nachteilig auch 23 Dd7 wegen 24. g4
usw. (siehe vorige Anmerkung). Richtig
war aber 23.... Lf7, z. B. 24. Sd5: ed,
25. Sf5: Se4t bezw. 24. g5 Se4t 25. Le4:
fc und die weiße Dame kann nicht nach g4.
24. Ld3Xe4! f5Xe4
Auf 24 de würde 25. g4 folgen,
z. B. 25.... fg, 26. f5 usw., oder, falls
Schwarz am Damenflügel auszufallen
versucht: 25.... La3: 26. gf Db6, 27.
Sgöf! Kg8, 28. ba! Tc3: 29. Th7:!! und
Weiß gewinnt.
25. De2— g4! f6— f5
Anders ist die Doppeldrohung De6:
sowie Sg6t kaum zu parieren. Auf 25
Tc6 würde 26. f5! und auf 25. . . . Lf7 gleich-
falls 26. f5 ef, 27. Sf5: Lf8, 28. Sh6 Lh6:
29. Th6: zugunsten von Weiß folgen.
26. Sh4Xf5!! . . , .
Erzwungen und erzwingend. Weiß
erhält für die geopferte Figur drei Bauern
bei ungeschwächtem Angriff, dessen
Konsequenzen sich bis ins Endspiel hinein
fühlbar machen.
378 —
Bei jedem anderen als dem Text-
zuge käme Weiß in Nachteil: Falls 26,
De2 oder Ddl, so La3: falls 26. Dh3, so
vorerst Kg7, falls endlich 26. Sg6t, so
Lg6:! (nach 26.... KgT hätte Weiß mit
27. Th7:t! Kh7: 28. Dhöf Kg7, 29. DhSf
gerade noch ewiges Schach), 27. Dg6:
Dg8, 28. Dg8:t Kg8: und Schwarz hat
das bessere Endspiel [Becker in der
„Österreichischen Schachrundschau"].
In der nun folgenden vierten Partie-
phase ereignet sich der noch nie da-
gewesene Fall, daß Dr. Lasker, der zu
schieben glaubt, selbst geschoben wird! 11
26 66X^5
27. Dg4Xf5 h7— h5
28. g3-g4!
Um dem König ein Fluchtfeld zu
schaffen. Man sieht, daß Weiß die nach
etwa 28. Sd5: Tc2t 29. Kgl Dd6 (es
drohte Läuferverlust durch Deöf) 30.
De4: Tclf 31. Kh2 Thlif 32. Khl: Lc6!
33. De7: Dd5: 34. Deöf De5: 35. de ent-
stehende Remismöglichkeit vermeiden will.
[Dr. Tarrasch in den „Münchener
Neuesten Nachrichten"].
28 Tc8— c6
29. g4— g5 ....
Nun aber war, wie Capablanca selbst
zeigte, sofort 29. Sd5: vorzuziehen, womit
auch das Nebenziel, das Feld f6 zu
blockieren, erreicht wäre. (Es könnte
dann folgen:
29. Sd5:l Tc2t 30. Kg3 h4t 31. Kh3
Dd6, 32. Deöf [32. De4; Lg6!] 32....
De5: 33. de Ld8, 34. Tdl! nebst e6 mit
siegreichem Bauernvormarsch).
Nachteilig wäre dagegen 29. gh
wegen 29. . . . Td6, z. B. 30. Deöf Lf6,
31. Df5 Ld7! 32. Dg6 Lh4t mit Damen-
gewinn oder 30. g4 Lf6! 31. g5 Ld7, 32.
Dg6 Le7, 33. Df7 Le6! usw. —
Man sieht jedenfalls, wie zwei eben-
bürtige Geister in einer ungeheuerlich
schwierigen Stellung um die Palme
ringen.
29 Kh8— g8!
30. Sc3Xd5 ....
Verfehlt wäre hier (und auch im
vorigen Zuge) der Damenabtausch: 30.
Dd5:t Dd5: 31. Sd5: Ld8! und die beiden
schwarzen Läufer werden bedrohlich. —
Dagegen kommt hier 30. g4 sehr stark
in Betracht.
30, .... Le8— f7
31, Sd5Xf7t Dd8Xe7
32, g2-g4 h5Xg4
Die kritische (Abbruchs!-) Stellung.
Lasker hofft zu gewinnen und verschmäht
daher die Remisaussichten, die ihm
32 Lg6* oder noch sicherer 32
Tc2t!** gewährt hätte.
33, Df5— h7t Kg8— f8
34.Thl— h6! Lf7— g8
Auf 34. . . . Lg6 folgt 35. DhSf Kf7,
36. Da8! Lf5 (besser als 36. . . . Dc7 oder
36. . . . Tc2t), 37. Th8 Tg6, 38. Kg3 und
V/eiß behält eine starke Angriffsstellung,
Dagegen kommt die Vereinfachung
34 Th6: sehr in Betracht. Die Folge
könnte dann sein: 35. Dh6:t (35. gh
Dh4t) 35.... Kg8! 36. f5 (36, g6 Lb31
37. f5 Dc7! 38. f6 Dc2t 39. Kg3 Dc7t
mit Dauerschach, da Bg4 wegen Matt
nicht genommen werden darf) 36. . . ,
Lc4, 37. Dh4 (auf 37. g6 geschieht Df6
und auf 37. Lg3 führt Dc7t 38. Kg4:
Le2t 39. Kh3 Lflf zu Dauerschach. Viel-
leicht aber 37. Dh5 g3t 38. Kg2, bezw.
37. . . . Df7, 38. g6 Df6, 39. Kg3) 37. . . ,
Df7! (37. . . . Dc7, 38. g6!), 38. Dg4: Le6,
39. De4: Df5:t und Weiß kann mit seinen
zersprengten Bauern nicht gewinnen.
35. Dh7— föf Kf8— g7
Auf 35.... Ke8 würde 36. Tc6: bc,
37. Dg6t mit Eroberung des Bc6 folgen.
36. Th6Xc6 b7Xc6
37. Kf2— g3! ....
Sehr fein, aber auch notwendig,
denn nach 37. Dg4: c5! 38. de Dc5:
bezw. 38. f5 Db7 ist im offenen Felde
kein Gewinn mehr für Weiß zu sehen.
37.
De7— e6?
*) Die Folge könnte dann sein:
a) 33. Da5 hg, 34. d5 (34. f5? Dg5!
bezw. 34. Da7: Lf5) 34. . . . Tc5! (34. . . .
Dc7, 35. Da7:), 35. Dd2 Dg7, 36. d6 (36,
b4 Dc3!) 36.... Lf5, 37. Db4 b6, 38.
Db3t Kf8, 39. Th6 Ke8 nebst Kd8.
b) 33. Dd5t Lf7, 34. De5! De5: 35.
de hg, 36. f5 (sonst Le6) 36.... Tc5I
(unklarer 36. . . . Lb3, 37. Kg2 Tc2), 37.
g6 (sehr unklar wäre 37. Kg3 Te5: 38,
Kg4:) 37. . . . Lg6: 38. fg Te5: mit gleich-
stehendem Turmendspiel. [Grünfeld].
**) Die Folge könnte dann sein:
a) 33. Kgl? Dc7! 34. g6 (34. De4:?
Tb2:!) 34. . . . Tclf 35. Kg2 Dc2t 36. Kg3
h4t! und Schwarz gewinnt.
b) 33. Kg3 Te2, 34. g6 (am besten.
Nach 34. gh Te3:t 35. Kh4 De6! 36.
De6: -Le6: sowie nach 34. Tel Te3:t 35.
Kh4? hg! 36. Tc8t Kg7, 37. Dg4:? Le6,
38. f5 Lc8:!! 39. f6t Kf7! wäre Weiß
verloren) 34. . . . h4t! 35. Th4: Te3:t 36.
Kg2 (tragikomisch wäre 36. Kf2 Dh4:t
37. Ke3: Del#) 36. . . . Te2t 37. Kfl Telf!
mit ewigem Schach. [„Casopis"].
— 379 -
Erst nach diesem Versehen bricht
der schwarze Widerstand bald zusammen.
Schlecht wäre freilich auch 37 Le6
wegen 38, Deöf nebst f5.
Besser war aber, wie Lasker selbst
gleich nach Schluß der Partie angab,
37 Ld5 mit nicht zu unterschätzendem
Gegenspiel, z. B. 38. Dg4: c5! 39. f5
(39. de Dc5:) 39.... Dc7t 40. Df4 Df4:t
nebst cd mit freigemachtem Be4 oder 38.
b4 a5, 39. ba Da3: mit Konterminen.
Weiß würde aber auf 37. . . . Ld5
wohl am schärfsten 38. Dc8! spielen und
nach Reti's Ansicht Gewinnaussichten
behalten, z. B. 38, . . . De6, 39. Dc7t Kg6,
40. Da7: usw., bezw. 38.... Le6, 39,
Dc6: Lf5, 40. b4 mit allseitigem Bauern-
druck.
Mit ähnlichen Schwierigkeiten hätte
Schwarz auch nach 37 Lb3 zu
kämpfen, dagegen dürfte, wie Dr. Lasker
in einem späteren Schreiben an Geo
Marechal in Montreal feststellt, 37
Lf7 zum Remis vollkommen ausreichen, z. B.
37.... Lf7! 38. Dg4:? c5! bezw. 38. Dc8
De6, 39. Db7 Dc4, drohend De2 usw.
38. Kg3Xg4
Diesen Zug hat Dr, Lasker in seiner
Vorausberechnung übersehen, während
Capablanca die versteckte, erst im End-
spiel entscheidende Heranführung des
Königs schon bei seinem 28. Zuge ins
Auge gefaßt hatte! Die nun folgende
Schlußphase der Partie ist zwar Sache
der Technik, wird aber vom Kubaner mit
der ihm eigenen Spielgrazie durchgeführt:
38.... De6Xf5t (38.... De7, 39.
Deöf!), 39. Kg4Xf5 Lg8-d5, 40. b2-b4!
a7— a6, 41. Kf5— g4 (eine weniger metho-
dische Nebenlösung wäre 41. Ke5 Kg6,
42. Kd6 Kf5, 43. a4! [droht b5] 43....
Lb3, 44. Kc6: La4:t 45. Kb6 Lb5, 46. d5
Lc4 [46. . , . Kg4, 47. g6 Le8, 48. d6 Kf5,
49. g7], 47. d6 Ke6, 48. Kc7 Lb5, 49. g6
Kf6, 50, d7 usw.) 41.... Ld5'-c4, 42.
f4-f5 Lc4-b3, 43. Kg4-f4 Lb3— c2, 44.
Kf4-e5 Kg7-f7, 45. a3-a4! Kf7-g7
(nach 45 La4: 46. Ke4: würden die
drei verbundenen Freibauern schnell ent'
scheiden), 46. d4— d5 Lc2Xa4 (oder
46. . . . cd, 47. Kd5: La4: 48. Ke4: nebst
Kf4, e4— e5— e6, Ke5 und gewinnt), 47.
d5— d6 c6— c5, 48. b4Xc5 La4— c6, 49.
Ke5— e6 a6— a5, 50. f5— f6. Aufgegeben.
Eine Titanenpartie im wahren Sinne
des Wortes!
nun
Als Hauptvariante der slavischen
Verteidigung gilt derzeit Sf3! Sf6 (un-
günstig 3 Lf5 wegen 4. cd ed, 5. Db3
und auf 3 de folgte in einer Partie
Bogoljubow— Alapin, Petersburg 1924:
4. e5!" [4. e3 b5, 5. a4 Db6] Sf6 [vielleicht
4. . . . b5, 5. a4 e6], 5. e5 Sd5, 6. Lc4
Sb6, 7. Lb3! Lf5, 8. e6!! zum Vorteil für
Weiß), 4. Sc3! usw., welche Stellung
auch durch verschiedene Zugumstellungen
herbeigeführt werden kann, wie z. B.:
Partie Nr. 89.
Großturnier zu Mährisch-Ostrau 192L
Reti. Dr. Lasker.
[Kampf um den ersten Preis!]
1. Sgl— f3 Zukertort! d7— d5
2. d2— d4 ....
Aus Klein- (oder vielleicht gar aus
Groß?-) mut verzichtet Reti auf seinen
Zukunftstraum (2. c4 usw.) und lenkt
nach Zukertort's Muster ins Damenbauer-
spiel ein.
2 Sg8— f6
3. c2— c4 c7— c6
4. Sbl— c3 ....
Am schärfsten, da hiedurch die Partie
im ursprünglichen Geiste des Damen-
gambits entwickelt und dabei auch der
Druck auf d5 verstärkt wird. Auf 4. e3
wäre 4 Lf5 (und wenn dann 5. Db3,
so Db6) zu empfehlen.*
4 d5Xc4
Alapin's posthumer Triumph, da dieser
lange Zeit verpönte Zug nach den neu-
esten Forschungen die Ehren der Eröff-
nung zu retten scheint. Schwarz wird
durch diese Annahme des Gambits zum
Angreifer, sodaß die Partie sehr rasch
*) Weniger zweckmäßig ist 4 e6
wegen 5. Sbd2! (vgl. Partie Nr. 86b),
sowie auch 4. . . . Lg4, wie z. B. folgende
Kurzschluß -Partie dartut. Paul Johner—
Dr. Pick, Scheveningen 1923:
5. cd! (energischer als Johner-Speyer,
ibid.: 5. Sc3 e6, 6. Db3 Db6 =, bezw,
Burn-Nimzowitsch, Karlsbad 1911: 5. Le2
Sbd7, 6. Sc3 Lf3: 7. gf Db6 usw.) 5....
Sd5: (solider 5 cd, und wenn dann
6. Db3, so Lc8! vgl. Partie Nr. 86a), 6. e4
Sf6, 7. Sc3 e6, 8. Le3 Le7, 9. Dc2 Lf3:?
(konsequent und schlecht, da das weiße
Zentrum gestärkt wird und die offene
g-Linie nur die weißen Angriffspläne
fördert), 10. gf Da5, 11. Tgl g6, 12. 0-0-0!
b5, 13. Kbl Sbd7, 14. d5! ed, 15. ed Sd5:
16. cd cd, 17. Td5: a6, 18. Lh3 f5, 19. D6c
Td8, 20. Tgdl. Aufgegeben.
380
akuten Charakter annimmt und Weiß
statt seines berüchtigten „Pseudogambits"
eine wirkliche Bauernopferparlie zu spielen
gezwungen wird!
Wenig Anklang finden hier folgende
Abweichungen vom Tugendpfad:
A) 4 e7— e6, worauf Weiß ent-
weder schablonenhaft mit 5. e3 nebst
Ld3 und e3— e4 fortsetzt, oder aber mit
5. Lg5 ins orthodoxe Damengambit ein-
zulenken trachtet.
Wegen 5. e3, vgl. Partie Nr. 85, in
welcher der Aufrollungszug 10. a4 zu
riskant zu sein scheint. Will übrigens
Weiß die dortige Variante vermeiden, so
kommt für ihn nach 5. e3 Sbd7 statt des
tempoverlierenden 6. Ld3 auch 6. Dc2
in Betracht. —
Was 5. Lg5 anbetrifft, so wäre dem
Anziehenden zwar die Fortsetzung 5
Sbd7, 6. e3 Le7 insofern angenehm, als
er auf den überflüssig gewordenen Zug
7. Tel verzichten und sofort 7. Dc2 0—0,
8. a3 usw. spielen könnte, doch muß er
auch die Möglichkeit der Duras-Variante
in Kauf nehmen, vgl. Partie Janowski—
Tartakower, New-York 1924:
5. (Lg5) h6, 6. Lh4 de, 7. e3 b5, 8.
Le2 Sbd7, 9. a4 Db6, 10. 0-0 Lb4, 11.
Dc2 Lb7 und Schwarz will den ausge-
liehenen Gambitbauern unter keinen Um-
ständen zurückerstatten. —
B) 4. . . . Lc8— f5, worauf Weiß ent-
weder ganz schematisch 5. e3 e6, 6. Ld3
usw. spielt und hiemit in die nach 3. e3
entstehenden Varianten einlenkt (vgl.
Partie Nr. 86, Anmerkung zum 3. Zuge
von Schwarz sub II), oder nach Dr. Lasker^s
Rezept 5. cd cd, 6. Db3 oder endlich am
besten den sofortigen Ausfall 5. Db3
durchführt.
Der fühlbare, wenn auch kleine Vor-
teil von Weiß nach 5. cd cd, 6. Db3 wird
von Dr. Tarrasch in seiner „Damen-
gambif'-Monographie folgendermaßen be-
gründet:
6.... Db6, 7. Sd5: Sd5: 8. Dd5: e6,
9. Db3 Sc6, 10. Ld2! (10. e3? Sb4!) 10....
Db3: (10.... Sb4, 11. Tel Sc2t 12. Kdl),
11. ab Lc2, (11.... Sb4, 12. Ta4), 12. e3
Lb3: 13. Ld3 usw. bezw. 7.... Db3: 8.
Sf6:t ef, 9. ab Lc2, 10. Sd2 (gut ist auch
10. e3 Lb3: 11. Ld3) 10... Lb4, 11. Ta4
Ld2:t 12. Ld2: Lb3: 13. Ta3 Ld5 (etwas
besser Le6), 14. e4! usw. mit schönem
Läuferpaar für Weiß. — Spielt aber Schw.
5.... Sd5: (statt 5.... cd), so folgt
gleichfalls 6. Db3 (auf Bogoljubow's Zug
(3. Sd2 geschieht am besten 6. . . . Lgb,
z. B. Partie Kostitsch— Euwe, Budapest
1921: 7. e4 Sf6, 8. e5 [erzwungen] 8....
Sd5, 9. Lc4 e6! mit festem Spiel bezw.
P.Euwe-Trejbal,Pistyanl922:7.Sc4Sd7,8.
g3 b5, 9. Sd2 Db6, 10. e4 Sc3: 11. bc e5S
mit (jegeninitiative für Schwarz) 6
Db6 (6.... Sb6, 7. e4 mit starkem
Zentrum), 7. Sd5: Db3: (oder 7.... cd,
8. Dd5: mit Einlenkung in die andere
Variante), 8. Sc7t! Kd7, 9. ab Kc7: 10,
Lf4t usw. mit klarem Entwicklungsvor-
sprung für Weiß.* —
Was endlich den sofortigen Ausflug
5. Db3 anbetrifft, so geht Teichmann*s
Absicht dahin, auf die naheliegende Ant-r
wort 5 Db6
weder die Vereinfachung 6. cd Db3:!
(wegen 6..., Sd5: oder 6.,., cd siehe
oben), 7. ab Sd5: 8. Sd5: (unpraktisch 8,
e4 Sc3: 9. ef Sd5) 8. . . . cd usw.,
noch die Verwicklung 6. c5 Db3:I
(auf 6. . . . Dc7 antwortet Rubinstein sehr
hübsch 7. Lf4 Dc8, 8. h3! Sbd7, 9. Da4
b6, 10. e4l bezw. 7.... Df4: 8. Db7: e6,
9. e3! mit weißem Vorteil), 7. ab g6! (P.
Sämisch-Schweinburg, Berlin 1919), 8. b4l
(oder P. Przepiorka-Euwe, Pistyan 1922:
8. Lf4 Sbd7, 9. h3 Se4, 10. e3 Lg7, IL
b4 0-0, 12. Le2 a5!) 8..., Lg7, 9. Lf4
Sbd7, 10. b5 U-0 usw.,
noch endlich den Gegengriff: 6. e3
e6, 7. Ld2? Db3: 8. ab Lc2 (Partie
Opocensky— Trejbal, Pistyan 1922) zu-
zulassen,
sondern seinerseits die völlige Ent-
spannung: 6. Db6: ab, 7. cd Sd5: 8. Sd5:
cd, 9. e3 Sc6, 10. Ld2 durchzuführen.
Wie jedoch dabei der weiße Anzugsvor-
teil bekämpft werden kann, zeigt folgender
Partieanfang Janowski-Capablanca, New-
York 1916:
10.... Ld7!! 11. Le2 (besser 11. Lb5
oder 1 1. Ld3 nebst Ke2) 11.... e6, 12. 0-0
Ld6, 13. Tfcl Ke7! 14. Lc3 Thc8, 15. a3
Sa5 und Schw. hat bereits die Initiative. —
C) 4. . . . Dd8-b6 (Süchting), um die
Entwicklung des Damenläufers durch die
Behinderung des gegnerischen Damen-
ausfalls besser zu fundieren.
Weiß kann dieser löblichen Absicht
entweder mit 5. Dc2 scharf begegnen, z. B.
Partie Rubinstein-Aljechin, Karlsbad 1911:
5 Lg4, 6. Lg5! (schwächlich geschah
in der Stammpartie dieser Variante
Schlechter— Süchting, Karlsbad 1911:
*) Diese Wendung, deren Vorteil-
haftigkeit für Weiß sich sozusagen seismo-
graphisch feststellen läßt, ist wohl von
einer ähnlichen, seinerzeit erörterten Ab-
wicklung zu unterscheiden, die nach 3. e3
entsteht und infolge des dadurch einge-
sperrten Damenläufers keinen Vorteil ergibt.
381 -
6. c5 Dc7, 7, Se5 SbdT! 8, Sg4: Sg4:
9. Df5 h5! wobei Schwarz zum Gegen-
stoß e7— e5 gelangt) 6.... Sbd7 (6....
Lf3: 7, ef Dd4: 8. Le3), 7. e3 Se4 (solider
7. . . . e6), a Lf4 e6, 9. Ld3 Da5, 10. 0-0
Sc3: 11. bc Lf3: 12. gf de, 13. Lc4: Sb6,
14. Db3! mit weißem Vorteil
oder er kann sich auch mit 5. e3
ruhig zu entwickeln trachten, z. B. Partie
Sterk-Grünfeld, Budapest 1921: 5. . . . Lg4
(zweckmäßiger 5. , . . Lf5), 6. h3! (schwä-
cher Partie Burn— Nimzowitsch, Karlsbad
1911: 6, Le2 Lf3: 7. gf Sbd7, 8. cd cd
mit Gegenspiel. Günstig für Weiß verlief
dagegen Partie Aljechin-Hromadka, Pistyan
1922: 6. cd cd, 7. Da4t Ld7, 8. Lb5 [zeit-
raubend wäre 8- Dc2 Sc6, 9. a3 e6, Partie
Showalter— Kostitsch, 1915] 8.... a6, 9.
Ld7: Sbd7: 10. 0— 0 e6, 11. Se5 usw.) 6. ...
Lh5, 7. cd Sd5: woraufhin statt des ziem-
lich farblosen 8. Le2 viel energischer 8. e4
geschehen sollte. —
D) 4. . - . g7— g6. Diese Idee Schlech-
ter's führt nach 5. e3 Lg7, 6. Le2! 0—0,
7. 0-0 Sbd7? 8. cd zur Partie Nr. 87,
wo sich das Öffnen der c-Linie als für
Weiß günstig zeigte und daher 7 de
(statt 7 Sbd7) wohl vorzuziehen wäre.
— Allerdings kann hier Weiß auch sofort
5. cd (statt 5. e3) spielen, vgl. Partie Dus
Chotimirski— Schlechter, Karlsbad 1911:
5. cd ed, 6. Lg5 Lg7, 7. Db3 e6, 8. e3 0-0,
9. Ld3 Sc6, 10. Se5 usw., welche ältere
Spielweise in der Partie Grünfeld-Wagner,
Frankfurt 1923, adaptiert wurde.
E) 4- . . . Sf6-e4. Marshall's Ausfall,
der jedoch nach 5. Dc2! (wirkungslos ist
5. Se4: de, 6. Sg5 wegen 6 e5! 7. de
Daöf nebst Deö: sowie 5. cd cd, 6. Se4:
de, 7. Sg5 wegen 7 Dd5! mit gutem
Spiel für Schwarz. — Indifferent geschah
in der Partie Pillsbury— Marshall, Monte
Carlo 1903: 5. e3 e6, 6. Ld3, worauf Schw.
seine Stonewall- Absicht: 6 f5, 7. Se5
Dh4 nebst Sbd7 mit gutem Spiel zu ver-
wirklichen vermochte) 5 f5 (oder 5 —
Lf5, 6. cd cd, 7. Db3 mit Vorteil), 6. cd
cd (oder 6.,.. Sc3: 7. bc mit Entwicklungs-
vorsprung), 7. Sd5:! zu einem Hereinfall
wird. —
Der Textzug ist in die neueste Tur-
nierpraxis von Aljechin in seinen Lon-
doner Partien gegen Bogoljubow und
Rubinstein mit gutem Erfolg wieder ein-
geführt worden.
5. e2— e3 ....
Weiß läßt die Formierung der schw.
Bauernmacht zu, um sie später aufrollen
zu können, was sich jedoch sehr oft als
riskantes Manöver erweist. Nicht minder
zweischneidig, wenn auch von mancher
Seite empfohlen, ist der Präventivzug
5. a4, worauf in der oberwähnten Partie
Rubinstein— Aljechin, London 1922, folgte:
5. . . . Lf5 (schärfer als Db6), 6. e3 e6
(eine interessante Idee ist hier 6 Sa6,
7. Lc4: Sb4* mit festgemauertem Springer),
7. Lc4: Lb4, 8. 0-0 0-0, 9. Se2 (etwas
gekünstelt. Naheliegender ist 9. De2, um
eventuell e3— e4 durchzudrücken) Sbd7,
10. Sg3 Lg6, 11. Sh4 c5! 12. Sg6:
(überscharf Partie Bogoljubow— Aljechin,
ibid.: 12. f4 Sb6, 13. La2 cd, 14.
ed Sfd5, 15. Sf3 Tc8 mit schw. Vorteil)
12.... hg, 13. de Sc5: 14. De2 Sfe4, 15.
Se4: Se4: 16. Dg4 Sf6, 17. Df3 Dc7, 18.
b3 De5 mit sehr gutem Spiel für Schwarz:
Der Königsbauer von Weiß wurde eisern
zurückgehalten, wodurch auch sein Damen-
läufer eingesperrt blieb, während sich der
weiße Damenflügel als schwach erwies.
Eine nonchalante Fortsetzung bildet
5. Lg5, worauf in einer Partie Janowski-
Maröczy, New-York 1924, folgte:
5.... b5, 6. e3 Sd5, 7. Le2 Sbd7, 8.
0-0 Dc7, 9 . Dc2. Weiß hat den B end-
gültig aufgegeben, sucht aber durch schnelle
Entwicklung zum Angriff zu gelangen. —
Unzweckmäßig ist 5. e4.
5 b7— b5
Jetzt, nachdem sich Weiß am Damen-
flügel keine Blöße gegeben hat, würde
sowohl 5 Lf5 (z. B. Partie Tarrasch-
Maröczy, Teplitz-Schönau 1922: 6. Lc4:
e6, 7. 0-0 Le7 [oder Partie Grünfeld—
Trejbal, Pistyan 1922: 7.... h6, 8. De2
Lb4, 9. e4 Lh7, 10. Ld3 0—0, 11. Tdl
Sbd7, 12. Lf4 TeS, 13. Tacl mit Vorteil],
8. De2 Se4 [oder Partie Janowski-Kupchic,
New-York 1916: 8.... 0—0, 9. e4 Lg6,
10. Tdl Dc7, 11. Lg5 Te8, 12. Tacl Da5,
13. e5 Sd5, 14. Se4 mit Vorzug], 9. Sd2!
Sd2: 10. Ld2: usw.)
als auch 5. . . . Lg4 (z. B. P. Capablanca-
Janowski, New-York 1916: 6. Lc4: e6, 7.
h3! Lh5 [oder 4. Matchpartie Rubinstein-
Schlechter, Berlin 1918: 7. . . . Lf3: 8. Df3:
Sbd7, 9. 0-0 Le7, 10. Tdl! nebst e4 und
Lf4], 8. 0—0 Le7, 9. Db3 [in Betracht
kommt auch 9. De2 nebst Tdl und e4]
9.... Db6, 10. Se5 Sbd7, 11. Db6: ab,
12. Sd7: Kd7: 13. Ld2 usw.)
eine kleine Überlegenheit der weißen
Spielkonfiguration ergeben. Wenig be-
währt hat sich auch ein tschechischer
*) Vgl. Partie Vizur— Gut, Wien 1924:
(5. a4 Lf5, 6. e3 Sa6, 7. Lc4: Sb4), 8.
Db3? e6, 9. 0-0 Lc2, 10. Da3 Ld6, U.
Sa2 a5, 12. Sb4: ab, 13. Da2 Ta4:
Aufgegeben.
- 382 —
Versuch, sich mit 5. . . . Le6 in den
Gambitbauer zu verbeißen.
6. a2— a4
Nicht ohne Tücken ist 6. Se5, da
darauf weder 6 Db6 (wegen 7. a4),
noch die naheliegende Antwort 6
Lb7 zu empfehlen wäre* Am besten
geschieht auf 6. Se5 einfach 6.... e6.
6. . . . . b5— b4
: .Die Pointe! Schw. gibt den Gambit-
bauer freiwillig her, um sich rasch zu
entwickeln. Auf 6.... Db6 gewinnt 7. ab
ab, 8. b3! den Bauern bei günstiger Lage
zurück und auch auf 6 Sd5 folgte in
einer P. Euwe-Tartakower, Pistyan 1922:
7. Se5!** Sc3: 8. bc Lb7. 9. Tbl!
Sbd7, 10. Sc4: Dc7, U. Sd2 mit zurück-
eroberter Bauernbeute bei besserer Stel-
lung für Weiß. —
Nachteilig ist an der Textstelle auch
6 Db6 oder 6. . . . Ld7 wegen der
späteren Sprengung b2— b3.
7. Sc3— a2 ....
Greift beide Bauern b4 und c4 an.
*) Vgl. Partie Tackeis— Lancel,
Brüssel 1924: 6. Se5 Lb7, 7. b3! cb (7....
b4, 8. Lc4:!), 8. Db3: e6, 9. Lb5:! Dc7,
10. Le2 Sbd7, 11. Sd7: Sd7: 12. 0-0 Db6,
13. Da4 Db4? 14. Db4: Lb4: 15. Tbl! Lc3:
16. Tb7: Aufgegeben! Tatsächlich ist
gegen die Drohungen La3 und Lf3 nichts
zu erfinden.
**) Präziser als zunächst 7. ab, worauf
Partie Sämisch— Trejbal, Pistyan 1922,
folgenden drastischen Verlauf nahm:
7. (ab) Sc3: 8. bc cb, 9. Se5 (droht
durch Df3 sofort zu gewinnen) 9. . . . Lb7,
10. Tbl a6 (ungünstig geschah in der
Stammpartie Rubinstein— Alapin, Pistyan
1912: 10....Dd5, 11. f3 f5 [11. . . . La6,
12. Lc4:! bc, 13. Da4t Kd8, 14. e4 De6,
15. Lf4], 12. Dc2 e6, 13. Db2! Ld6 [13. . . .
La6, 14. Lc4:! bc, 15. Db8: Tb8: 16. Tb8:
Ke7, 17. La3 Kf6, 18. Lf8: usw.], 14. Db5:t
Db5: 15. Tb5: La6, 16. Sc4:! mit heraus-
kristallisiertem Vorteil für Weiß).
11. Lc4: e6, 12. 0-0 Sd7, 13. Sd7:
(inkorrekt wäre das Turmopfer 13. Tb5:
ab, 14. Lb5: Lc8, 15. Df3 f6, 16. Da8: fe).
13. . . . Dd7: 14. Le2 Tc8, 15. Ld2 Le7,
16. Ld3 (richtig war 16. f 4) 16.... e5, 17. Dc2
Lg2:!? (führt nur zum Remis. Mit 17
ed, 18. ed b4! bezw. 18. Lf5 Dd6, 19. f3
d3! konnte Schwarz, wie Dr. Vecsey im
Turnierbuch angibt, das bessere Spiel
behaupten).
18. Kg2: Dg4t 19. Khl. Ewigschach.
Sehr in Betracht kommt aber auch
der volle Rückzug 7. Sc3— bl, etwa mit
der Folge 7 Lc8— a6 (von Aljechin
angegeben. — Nach 7 Sbd7, 8. Lc4:
hat Weiß seinen B mühelos zurückge-
wonnen).
8. Ddl— c2! (ungünstig Partie Ha-
:vasi— Euwe, Paris 1924: 8. Se5 Dd5,
9. Dc2 [vielleicht 9. Le2] b3, 10. De2 [10,
Dc3? Se4, 11. Db4 e6 mit Damengewinn,
bezw. 10. Ddl Sbd7! 11. Sc3 De6, 12.
Df3 Se5: 13. de Sd5, 14. Se4 Sb4 mit
Gewinnstellung] 10. . . . e6, IL Ld2 Se4,
12. Sc4: Sd2: 13. Sbd2: Lb4 usw. mit
überlegener Entwicklung für Schwarz,
bezw. 8. Sbd2 c3, 9. bc bc, 10. Sbl
[der dritte Start!] Da5, IL Dc2 Sd5 mit
zäher Verteidigung der Beute,
bezw. P. Grünfeld— Tarrasch, Mähr.-
Ostrau 1922: 8. Sfd2 Dd5, 9. Dc2 e61
[schwach Partie Dr. Asztalos— Dr. Seitz,
Raab 1924: 9.... b3? 10. Dc3 c5, 11. de
e6, 12. Le2, bezw. auch 9. . . . c3? 10. bc
Lfl: 11. Kfl: e6, 12. e4], 10. Sc4: Le7,
11. Sbd2 0—0, 12. Sf3 c5! 13. Le2 cd, 14.
Sd4: Sc6, 15. Sc6: Dc6: 16. 0-0 Tac8,
17. b3 Sd5, 18. Lb2 Sb6 mit klarem Stel-
lungsvorteil für Schwarz).
8. . . . b4— b3, 9. Dc2— dl ! (die Pointe.
Natürlich aber nicht 9. Dc3 Se4, 10. Db4 e6
und die D ist gefangen) 9. . . . e7-e6, 10. Sf3-e5
Dd8-d5, 1 1 . Lei -d2 ! (droht Sc3) IL... Sf6-e4,
12. Ddl-f3t f7-f6 (12.... Sd6, 13. Dg4),
13. Se5Xc4! und Weiß wird später auch
noch den schwachen Bb3 in seinen recht-
mäßigen Besitz bringen.
7. .... e7— e6
Lf8— e7
8. LflXc4
Besser ist nach Dr. Tarrasch 8
Sbd7, um so rasch als möglich c6— c5
durchzusetzen und hiedurch den weißen
Vorstoß im Zentrum e3— e4 zu unterbinden,
vgl. Partie Bogoljubow— Grünfeld, Karls-
bad 1923:
(8. . . . Sbd7), 9. 0—0 Lb7, 10. De2 c5!
(verhindert e3 — e4), 11. Tdl Db6 (schwer-
fälliger geschah in einer Partie Maröczy-
Przepiörka, Raab 1924, 11 Dc7, wobei
dem Nachziehenden das spätere Vis -ä- vis
Tacl nebst de fatal wurde. Am besten
ist aber sofort 11 a5), 12. b3 (zweck-
mäßiger dürfte 12. Ld2 nebst Sa2-cl-b3
sein, wodurch die weiße Armee sehr viel
an Schlagkraft gewinnt) 12 Le7, 13.
Lb2 0—0, 14. Sei a5 usw. mit etwa gleichen
Chancen. —
Nach dem Textzug tritt jedenfalls bald
die Überlegenheit der weißen Schlachtord-
nung zutage.
9. 0-0
383
In einer Partie Vukovic— Walter, Raab
1924, geschah mit gutem Erfolg sofort 9, De2,
9. . .
10. Ddl
e2
0—0
Sh8— d7
Als ungünstig erwies isich in einer
Partie Aljechin— Tarrasch, Hastings 1922
10. Lb7 wegen 11. Tdl! Sbd7, 12. e4! a5,
13. Lg5 usw. mit Vollmobilisierung der
weißen Streitkräfte. — Sehr lehrreich folgte
auch in einer virtuos durchgeführten
Blindsimultanpartie Aljechin — Sawyer,
Montreal 1924: 10.... a5, 11. e4! Sbd7,
12. Lg5! Te8 (12. . . . c5, 13. Tdl), 13. Sei
Lb7, 14..Sb3! Db6, 15. Tfdl La6, 16. Tacl
mit besseren Chancen für Weiß. — Die
beste Verteidigung bildet an der Textstelle
vielleicht sofort 10. . . . Db6.
11. b2— b3 ....
Schafft Schwächen (auf c3 und auf b3
selbst). Am besten ist die in der vorigen
Anmerkung angegebene Entwicklungs-
methode 11. e4! nebst Lg5 usw.
11 a7— a5
12. Lei— b2 c6— c5
13. Tfl— dl Db8— b6
14. Sa2— cl ....
Das zweite Auftreten.
14.
Lc8— a6
Mit 14 Lb7 hätte nun Schwarz in
die beim 8. Zug erwähnte P. Bogoljubow-
Grünfeld einlenken können, doch sieht der
Textzug noch vorteilhafter aus, da nach
dem Läuferabtausch der rückständige Bb3
seiner Hauptstütze beraubt wird.
Dr. Lasker hat die schwierige Eröff-
nung wenn auch nicht ganz „fehlerfrei",
so doch mit der ihm eigenen ächöpferischen
Initiative behandelt und konkrete
Belagerungsziele erlangt, nun stoßt er
aber auf kraftvollen Widerstand eines
ideenreichen Gegners.
15. d4Xc5?! . . , .
Es sieht auf den ersten Blick sehr
befremdend aus, eine wirksame Springer-
batterie gegen seinen eigenen Bb3 in
Stellung zu bringen, doch geht die tiefe
Absicht des Textzuges dahin, nicht nur
den Aktionsraum des Lb2 zu vergrößern,
sondern auch durch ein kunstvolles
Manöver zu einer starken Springer-
stellung auf c4 zu gelangen, wo-
durch in psychologisch interessanter
Weise die Lichtseite des 11. Zuges
von Weiß hervorgekehrt wird.
15 Sd7Xc5
16. Sf3— e5 La6Xc4
17. Se5Xc4 Db6— a6
In der Absicht, nach TcS mit Sb3:
einen Bauer zu erobern. Weiß beseitigt
daher den gefährlichen Springer.
18. Lb2— d4
Tf8— c8
Hier taucht die Frage auf, ob Schw.
durch Heranziehung seiner Kavallerie-
Reserve den wichtigen Beobachtungs-
posten auf e5 behaupten konnte.
Als scharfer Denker, der allen noch
so verlockenden Phantomen abhold ist,
erkennt aber der Ex -Weltmeister, daß
er nach
a) 18.... Sfd7, 19. Db2 Lf6, 20. Lf6:
(20. Se2 e5!) 20.... Sf6: 21. Sd3 (21.Se2
Sd5) 21.... Sfd7(21.... Sd3: 22. Td3: Tf d8,
23. Tadl Td3: 24. Td3: Se4? 25. De5 Sc3, 26.
Da5:), 22. Sc5: Sc5: 23. Td6 Da7, 24.
Tadl usw. in positioneile Abhängigkeit,
bezw. nach
b) 18 Sfe4, 19. Db2! (nicht sofort
19. f3 wegen 19.... Sc3, 20. Lc3: bc)
19. . . . Lf6, 20. f3 usw. sogar in Verlust-
stellung geraten würde. —
Im übrigen beginnt dem großen
Taktiker ein neues Ziel vorzuschweben,
das er auch mit bewunderungswürdiger
Willenskraft durchsetzt: Statt der bloß
statischen Wirksamkeit auf c5 soll
ein anderer Springer auf c3 durch Be-
unruhigung der feindlichen Figuren
kinetische Wirkungen erzielen!
19. Ld4Xc5
20, De2— fS
Le7Xc5
Lc5— e7!
Ermöglicht das Manöver Sf6-d5-c3,
bevor es der Gegner durch Scl-d3-e5
(Bedrohung des Punktes f7!) dauernd
verhindern könnte.
21. Sei— d3 , , . .
Wie Reti in der „Neuen Wiener
Schachzeitung" betont, verschmäht er,
mit 21. Se2 (Deckung des Feldes c3!)
auf Remis zu spielen.
21. . , . . Sf6— d5
22. Sd3— 65 Le7-f6
Ein grober Fehler wäre 22 f6
wegen 23. Td5:!
23. e3— e4 Sd5— e3
Von hier aus wird das feindliche Indu-
striezentrum dauernd bedroht, was Reti in
seiner Glossierung als „Mittelspiel-
komplikationen" bezeichnet, während
er selbst auf seinen unvertreibbaren Sc4
pocht, der eigentlich noch aggressiver
steht, da er zum Unterschied von seinem
Antagonisten nicht ins Leere blickt, sondern
eine effektive Endspielschwäche (Ba5)
unter ständiger Bedrohung hält.
- 384
24. Tdl— d6
25. Tal— el
26. Sc4Xe5
Da6— b7
Lf6Xe5
Db7— c7!
Vereitelt die Drohung Td7, deckt
alle schwachen Punkte und greift selbst an.
27. Se5— c4 ....
Selbstredend nicht 27. TdT De5: 28.
Df7:t Kh8, 29. f4 Df6 ohne jedwede
Fortsetzung des Romans.
Schlecht wäre auch 27. Dd3 wegen
27. . . . Se4:l 28. Te4: Dd6: 29. Dd6: Tclf.
27.
e6 — e5
Sonst befestigt Weiß seine Stellung
mit e4— e5. Sehr gefährlich wäre daher
der verlockende Bauernraub 27 Sa3:
etwa mit der Folge 28, e5! (unklarer 28.
Tedl Tf81 29. Td7 Dc5, 30. e5 Sc3, 31.
Tdl-d6 a4, 32. Tf7: ab) 28.... Td8
(28.... Sc3, 29. Sb6), 29. Tedl Sc3, 30.
Td7! f5, 31. ef und Weiß gewinnt. — Nun
aber beabsichtigt Schwarz mit Td8 die
d-Linie in seinen Besitz zu bringen, hat
aber auch sonst gewaltige Verwicklungen
im Auge. Ein echter Lasker-Zug!
28. Df3— f5
Droht Td7, greift gleichzeitig den
Be5 an und glaubt, daß der große Gegner
ein Versehen begangen hat.
28. .... Sc3— e2t
„Equus" ex machina!
29. Kgl— fl? ....
Ein entscheidender Fehler in höchster
Zeitnot. Spielbar war 29. Te2: Dd6: 30.
Df7:t Kh8! 31. Dd5! mit berechtigten
Remisaussichten trotz der verlorenen
Qualität. Richtig war aber, wie nachträg-
lich von Dr. Tarrasch entdeckt wurde.
29. Khir mit der Folge: 29.... Sd4, 30.
De5: Sb3: 31. Sb6 Dc3! 32. Dc3: bc, 33.
Sa8:! (33. Sc8: ergibt bestenfalls remis)
33.... c2, 34. h3! (präziser als 34. Sc7)
34.... CID, 35. Tel: Sei: 36. Sb6 Te8
und Weiß behält ^inen Bauern mehr;
Schwarz hat aber Remischancen.
29 Se2— d4
30. Df5Xe5 Sd4Xb3
31. Sc4— b6 Sb3— d2t!
32. Kfl— gl Sd2— c4
33. Sb6Xc4 ....
Falls 33. Sa8:, so Dd6: Dies alles
mußte Lasker bei seinem 27. Zug voraus-
berechnet haben.
33 Dc7Xc4
34. De5— f5 ....
Da das Endspiel wegen des starken
b-Bauern für den Gegner leicht gewonnen
ist, muß Weiß dem durch Dc3 drohenden
Damentausch ausweichen und auch sonst
nur in einem herben Angriff (Vormarsch
des e-Bauern!) sein Heil suchen. Falsch
wäre 34. Tedl wegen Te8l
34. .... Ta8— b8
35. e4 — e5 ....
Der Sturmbock.
35 b4— b3
36. e5— e6 f7Xe6
37. Td6Xe6 Tc8— f8
38. Df5— e5 Dc4— c2
39. f2— 14 b3— b2
40. Te6— e7 Dc2— g6
41. f4— f5 Dg6— f6
42. De5— döf ....
Auf 42. Df6: gf, 43. Tbl Tfc8, 44.
Teel gewinnt Tc4 nebst Ta4: usw.
42. . .
43, Te7
-b7
Kg8— h8
Df6— c3!
Weiß gibt auf. Etwas frühzeitig, aber
richtig, denn nach 44. Tfl DeSf 45. Khl
Del, 46. Kgl h6! 47. f6 Tb7: 48. Db7:
De3t 49. Khl Tf6: bezw. 47. g4 Tb7: 48.
Db7: Tf6! wären die weißen Verteidigungs-
ressourcen bald erschöpft.
Eine harte Parti el
385
Alt-Tschigorin'sche
Verteidigung:
2. . . . Sb8— c6.
Partie Nr. 90.
Viererkampf zu Kiel 1921.
Reti.
1. d2— d4
2. c2— c4
Bogoljubow.
d7— dö
Sb8— c6
Eine der aparten Verteidigungsarten,
wobei nicht nur der Bauernhalt im
Zentrum (d5!) vernachlässigt, sondern
auch der tatenlustige, im Damengambit
so wichtige Bc7 verstellt wird. Bei dieser
Gelegenheit sei auch auf das Ungenügende
folgender zweier Antworten hingewiesen:
a) 2 c5, 3. cd (oder nach Wunsch
3. Sc3 e6 mit Herbeiführung der für
Weiß sehr bequemen „Normal verteidigung"
bezw. einfach 3. e3 mit langatmiger
Wahrung des Anzugsvorteils).
3.... Dd5: 4. Sf3! cd, 5. Sc3 (zu
„remislich" wäre 5. Dd4: Dd4: 6. Sd4:
a6!) 5. . . . Da5, 6. Sd4: Sf6! (6. . . . e5, 7.
Sdb5), 7. g3! (Von Dr. Tarrasch statt
der schwächeren Collijn-Fortsetzung 7.
Sb3 Dc7, 8. Lg5 Sc6, 9. Tel Lf5! usw.
vorgeschlagen. In einer Partie Vukovic—
Dr. Seitz, Raab 1924, geschah sofort 7.
Sdb5 e5 [auf 7. . . . a6, 7. . . . Ld7 oder
1. ... Se4 folgt 8. b4!], 8. Sdöf [schärfer
vielleicht 8. Ld2!] 8. . . . Ld6: 9. Dd6:
Se4, 10. Dd5 usw.) 7. . . . e5, 8. Sdb5 Lb4,
9. Sd6t Ke7! 10. Sc8: Tc8: 11. Lh3! (11.
Ld2 Lc3: 12. Lc3:? Tc3: 13. Dd2 Se4)
11.... Td8, 12. Dc2 Sc6, 13. e3 Kf8, 14.
0—0 mit kraftstrotzender Stellung für
Weiß.
b) 2. . . . Sf6, 3. cd (auf 3. Sc3 hat
Schwarz die Wahl, entweder mit 3 e6
[Orthodox], 3. . . . c6 [Slavisch], 3. . . . Sc6
[Tschigorin], 3 de [angenommenes
Damengambit] in andere Spielweisen ein-
zulenken oder aber mit 3 g6 noch
weiter der Schachprosa auszuweichen
trachten).
3 Dd5: (oder Partie Aljechin—
Marotti, London 1922: 3. . . . Sd5: 4. e4
Sb6 [4.... Sf6, 5. Ld3!], 5. Sc3g6, 6.Sf3
Lg4, 7. Le3 Lg7, 8. Le2 0-0, 9. Dd2 usw.
mit besserem Spiel für Weiß).
4. Sc3 Da5. In dieser skandinavisch-
ähnlichen Stellung übt Weiß durch den
überlebenden Be2 (statt c2) mächtigen
Druck im Zentrum aus, wobei auch der
spätere eventuelle Gegenstoß e7— e5 an
Kraft verliert, z. B. etwa:
5. Ld2 (5. Sf3 Se4) 5. . . . e5 (5. . . .
Db6, 6. e3), 6. e4! (wirkungslos wäre 6.
de De5: 7. Sf3 Dh5, 8. e4 Ld6, 9. Le2
Lg4) 6. . . . Lb4, 7. a3! Lc3: 8. Lc3: Db6,
9. de Sg4 (9. . . . Se4:? 10. Da4t), 10.Dc2
Sc6, 11. Sf3 0—0, 12. h3 Sh6, 13. Lc4 mit
gewonnener Schlacht. —
3. e2— e3 ....
Zu zahm gespielt. Standesgemäß ist
3. Sc3, wobei Weiß in allen Varianten
am Ruder bleibt:
a) 3. . . . de, 4. Sf3 (Janowski's Zug.
Verschwommener geschah im Fernkampf
Wien— Petersburg 1897/98: 4. d5 Sa5, 5.
Da4t [Gegen Marshall's Zug 5. Lf4 em-
pfehlen wir 5 c6, 6. e4 Db6] 5 c6,
6. b4 b5! 7. Da5: Da5: 8. ba b4, 9. Sdl
cd, mit chancenreichem Opferspiel für
Schwarz. — Ähnlich Partie Oskam-Key,
Rotterdam 1923: 4. e3 e5! 5. d5 Sa5, 6.
Da4t c6, 7. b4 b5 usw.).
4.... e6, 5. e4 Sf6, 6. Lc4: Lb4, 7.
Dd3 mit überlegener Stellung.
b) 3. . . . e5, 4. cd Sd4: 5. e3 Sf5, 6.
e4 Sh4 (6. . . . Sd4, 7. f4), 7. g3 Sg6, 8.
Lb5t Ld7, 9. Db3 Tb8, 10. Le3 c6, 11.
Lc4 c5, 12. d6 mit heranwälzender Kata-
strophe.
c) 3. . . . e6, 4. Sf3 mit besserer
Stellung, da Weiß alle Ausgänge besetzt
hält. .
d) 3. . . . Sf6, 4. Lg5 (Farblos ist 4.
Lf4 Lf5, 5. e3 e6 und auch das Los-
schlagen 4. cd führt nach 4 Sd5: 5.
e4 Sc3: 6. bc e5! 7. d5 Sb8 zu einer
Stellung ä la Steinitz, der wenig anzu-
haben wäre, da das weiße Bauernzentrum
verrammelt ist, z. B.: 8. f4 ef! 9. Lf4:
Lc5, 10. Ld3 0-0 nebst Te8 oder 8. Ld3
Ld6, 9. Se2 0-0, 10. 0-0 Sd7, 11. f4 ef
nebst Se5).
4. . . . Se4, 5. cd (zu wild ist nach
Dr. Tarrasch 5. Lh4 g5, 6. Lg3 Lg7 und
prickelnd ist sein Rezept gegen 5. Se4:
de, 6. d5, nämlich 6.... e6!! 7. Ld8:
Lb4t 8. Dd2 Ld2:t 9. Kd2: Sd8: bezw.
7. de Dg5: 8. Da4 b6 mit befriedigendem
Spiel).
5. . . . Sc3: (oder 5. . . . Sg5: 6. de bc,
7. g3 nebst Lg2 mit kraftvollem Druck).
6. bc Dd5: 7. Sf3 (7. Lf4 Da5) Lg4,
8. Db3! Lf3: 9. gf 0-0-0 (9.... Dg5:
10. Db7:), 10. Dd5: Td5: 11. Ld2 nebst
e4 mit überragender Stellung. —
Sehr nachhaltig ist an der Textstelle
auch 3. Sf3 etwa mit der Folge 3. . . . Lg4,
4. cd (auf 4. e3 dürfte 4. . . . e6, 5. Sc3
Lb4, 6. Ld3 Sf6 usw. oder nach Tschigorin
gar 4. . . . e5, 5. Db3 Lf3: 6. gf Sge7 aus-
gleichen).
4 Dd5: (oder Konsultationspartie
Blackburne und Pillsbury— Tschigorin und
Schiffers, Hastings 1895: 4. . . . Lf3: 5. gf!
Dd5: 6. e3 e6, 7. Sc3 Lb4, 8. Ld2 Lc3:
9. bc Sge7, 10. e4 Dh5 zugunsten von Weiß).
Dr. S. 6. Tartakower: Die hypermoderne Schachpartie.
ÖÖO —
5. Sc3 Da5, 6. e3 0-0-0 (6. . . . Sf6, 7. Lb5),
7. Ld2! und man darf den Nachziehenden
weder um die Lage seines K auf der
entblößten c-Linie noch um die Stellung
seiner andauernd bedrohten D beneiden,
z. B.:
7. . . . Sf6? 8. Sb5 Db6, 9. a4 a6? 10.
a5 und gewinnt oder 7 e5, 8. d5 (8.
Sb5 Lb4) Sh4, 9. e4 f5, 10. a3 mit Vorteil
oder 7. . . . e6, 8. Lb5 (8. LdS e5 bezw. 8.
h3 Lf5) Db6, 9. 0-0 (9. De2 a6, bezw.
9. h3 Lf5) a6, 10. Le2 mit gewaltiger An-
griffsstellung in spe.
3 e7— e5!
Einleitung einestiefangelegten Bauern-
opfers auf rein positioneller Grundlage.
4 d4Xe5 d5— d4!
5. e3Xd4 Dd8Xd4
6. DdlXd4 Sc6Xcl4
7. Lfl— d3 Lc8— g4 .
Die erste Pointe: Er verhindert 8.
Se2 und schafft durch Provozierung der
nachfolgenden Antwort eine lähmende
Schwäche im feindlichen Lager.
8. f2— f3 Lg4— e6
9. Lei— e3 ....
Auf 9. Se2 würde nunmehr 9. . . . Lc5
folgen und sowohl die weiße Rochade als
auch den Stützungszug 10. Le3 (wegen
10. . . . Sf3:t) verhindern.
9 0—0—0
10. Le3Xd4 Td8Xd4
Diese zweite und eigentlich bereits
entscheidende Pointe besteht darin, daß
Weiß in die Unmöglichkeit versetzt wird,
die Entwicklung seiner Figuren auf
natürlichem Wege zu vollenden.
11. Kel— e2 Sg8— e7
12. Sbl— d2 Se7— g6!
13. Ld3Xg6 h7Xg6
14. b2— b3 Le6— 15
Weiß steht trotz seines Mehrbauern
patt. Im nachfolgenden wirkt, wie Spiel-
mann in der „Bayr. Staatszeitung" treffend
bemerkt, die „schwarze Kunst" des Nach-
ziehenden geradezu unheimlich.
15. a2— a3 Lf8— e7
16. Tal— a2 g6— g5!
17. Ke2— el Th8— d8
18. Sgl— e2 Td4— d3
19. Se2— g3 Lf5— g6
20. b3— b4 Td3— e3t
21. Kel— f2 Te3Xe5
Er hat ohne jede Überstürzung den
geopferten Bauern zurückgewonnen und
geht nun daran, die Überlegenheit seines
Figurenmaterials in klassisch einfacher
Weise zu demonstrieren.
22. Thl— el Te5Xel
23. Kf2Xel Lg6— d3
24. Sg3— e4 Td8— d4
25. c4— c5 f7— f5
26. Se4— f2 Ld3— b5
27. Sd2— fl Le7— f6
28. Ta2— d2 Td4— c4
29. Sf2— dl Tc4— cl
30. Kgl— f2 f5— f4!
Weiß, der ewigen Zwangszüge müde,
gibt die Partie auf. Es droht 31.... Lc3,
32. Td5 Lc4 mit Vernichtung und auch
nach 31. g3 Lc3, 32. Sc3: Tc3: 33. Ta2 Lc4,
34. Tal Tc2t 35. Kgl Ld5 ist Weiß ver-
loren. —
Eine hervorragende Leistung.
Albins Gegengambit 2. . . .
e7— e5.
Partie Nr. 91.
Großturnier zu Berlin 1920.
Dr. Tarrasch. Dr. Tartakower.
1. d2— d4 d7— d5
2. c2— c4 ....
Will man das folgende Gambit ver-
meiden, so spielt man zuerst 2. Sf3 Sf6
(am sichersten. Nicht ganz genügend ist
ja 2. . . . c5 wegen 3. c4! cd, 4. cd Sf6!
5. Sd4: Sd5: 6. e4 usw. mit freierer Ent-
faltung für Weiß), 3. c4 e6, 4. Sc3 usw.,
was auch übrigens ein Beweis dafür ist,
daß die orthodoxe Verteidigung dem Orga-
nismus des Damengambits am meisten
entspricht.
2 e7— e5
3. d4Xe5 d5— d4
Das Falkbeergambit auf der Damen-
seite!
4. Sgl— f3 ....
Gilt als das Beste, da 4. e3* oder 4.
e4 bekanntlich nichts taugen, 4. Sbd2
oder 4. g3 meistens nur Zugumstellungen
*) 91a. — Vgl. Städtekampfpartie
Linse - Kjelberg (Malmö 1917): 4. e3?
Lb4t 5. Ld2 de! 6. Da4t (6. Lb4: eff
7. Ke2 fgSf! Dies alles bereits von Dr.
Lasker 1893 angegeben) 6. . . . Sc6, 7. Lb4:
eff 8. Kf2: Dh4t 9. Ke3 Dd4t 10. Kf3
Lg4t 11. Kg3 Sh6, 12. h3 Sf5, 13. Kh2
Df4t 14. g3 Dg3:#
387
bedeuten und auch Collijn's Fortsetzung
4. a3 Sc6 (4. . . . c5, 5. e4!), 5. e3, wie
V. Bardeleben im „Deutschen Wochen-
schach" ex 1919 ausführte, durch 5
a5! (statt des vereinfachenden 5 Lf5
und des zweifelhaften 5 f6), 6. SfS
(6. ed Dd4:!) 6.... Lc5 (6.... Lg4, 7.
hS), 7. Le2 (7. ed Ld4:!) 7.... Sge7, 8.
0—0 Sg6, 9. ed Sd4: 10. Sc3 0—0 mit
Rückgewinn des Be5 neutralisiert wird.
4 c7— c5
Ein Phantasiestoß, der ein wichtiges
Figurenentwicklungstempo verliert, wäh-
rend der strittige Bd4 zwar besser
geschützt, aber doch etwas schwach auf
der Brust bleibt.
Zweckmäßiger ist daher 4 Sb8-c6,
da darauf die Alapin'sche Belagerungs-
methode 5. Sbl— d2 (droht Sb3. Unge-
fährlich dagegen 5. g3'Lc5, bezw. 5. a3
Le6, bezw. 5. Lg5 f6) durch folgende,
bisher wenig beachtet gebliebene Gambit-
fortsetzung entkräftet wird:
5.... f7— f6! (auf 5.... Le6, 5....
Sge7 oder 5. . . . a5 folgt eben 6. Sb3 mit
Eroberung des vorgeschobenen Postens d4,
Auch auf 5 Lg4 folgt, wie Grünfeld
in der „Wiener Schachzeitung" ex 1924
ausführt: 6. Sb3 [unklarer 6. g3, 6. a3
oder Capablanca's Fortsetzung 6. h3 Lf3:
7. Lf3: f6! 8. ef Sf6: 9. a3] 6. . .. Lf3: 7.
ef Se5: [7. . . . Dd7, 8. f4 0-0—0, 9. Le2],
8. Dd4: Lb4t 9. Ld2 Ld2:t 10. Dd2: mit
Behauptung des Plusbauern bei verein-
fachter Stellung. — Dagegen kommt nach
Dr. Tarrasch's Untersuchungen auch 5....
Lb4, 6. a3 Ld2:t 7. Ld2: Lg4, 8. Db3
Sge7! 9. g3 0-0! 10. Lg2 Tb8! 11. 0-0
Sg6 mit Rückeroberung des Be5 bei
ungefähr gleicher Stellung in Betracht).
6. e5Xf6 Sg8Xf6 (die Pointe. Auf
6 Df6:, was einzig und allein in der
Turnierpraxis geschieht, folgte in einer Fern-
partie Grünfeld— v.Skarszewski 1917,
7. g3 [schwächlich Partie Dr. Bernstein—
Janowski, Barmen 1905: 7. Sb3 Lg4! 8.
a3 h6, 9. g3 0-0-0, 10. Lg2 d3, 11. 0-0
Se5 usw. Wenn aber 7. a3, so 7 Le6
nebst 0—0—0] 7. . . . Lf5 [oder Fernpartie
Grünfeld— Schönmann, 1918/19: 7. . . . Lg4,
8. Lg2 0—0—0, 9. h3! Lh5, 10. 0-0 d3,
11. ed Td3: 12. g4 Lg6, 13. Da4! Lb4, 14.
a3 Ld6, 15. Sei Sge7, 16. Sdf3 Tf8, 17.
Sd3: Ld3: 18. Le3! Lfl: 19. Tfl: Sg6, 20.
c5 Lf4, 21. Sd4 Sh4, 22. Sc6: Sg2: 23.
Sa7: Kb8, 24. Ld4 Aufgegeben], 8. Lg2!
[präziser als Partie Post— Spielmann,
Berlin 1907: 8. a3 0—0-0, 9. Lg2 d3, 10.
e3 g5, 11. Ta2] 8.... 0-0-0 [8....
Sb4, 9. 0-0 Sc2, 10. Tbl Sb4, 11.
a3! Lbl: 12. Sbl: Sc6, 13. b4 mit
weißem Vorteil], 9. Sh4! Sge7 [9....
Lg4, 10. h3 Lh5, 11. Se4 Lb4t 12. Kfl],
10. Sf5: Sf5: 11. 0-0 h5 [11.... h6, 12.
Se4 De6, 13. Da4], 12. Se4 Dg6, 13. Lg5
Le7 [13.... Te8, 14. h4 Sh6, 15. Dd3Kb8,
16. a3], 14. Le7: Sfe7: 15. h4 Se5: 16.
Da4 Kb8, 17. Sc5 Se7— c6 [17. . . . Se5-c6,
18. Db5 b6, 19. Sa6t nebst c5 und cb],
18. Db5 b6, 19. f4. Aufgegeben).
7. g3 Lf5, 8. a3 a5, 9. Lg2 Dd7 nebst
0—0—0 oder Lh3 und Schwarz steht
brillant, während sein Gegner vielseitigem
Druck ausgesetzt bleibt.
5. e2— e3! Sb8— c6
6. e3Xd4 ....
Natürlicher sieht nach Dr. Lasker 6.
Le2 aus, wobei er in „De Telegraaf" ex
1920 anführt: 6.... Sge7, 7. 0— 0 Sg6,
8. Tel Le7, 9. Sa3 Sge5: 10. Se5: Se5:
11. ed cd, 12. Sb5 mit Stellungsvorteil
für Weiß.
6 c5Xd4
7. Lfl— d3 Sg8-e7
Vielleichtam besten. Nun droht wirklich
Se5: nebst Da5t und De5: während
sofort 7. . . . Se5: wegen 8. De2 f6, 9. Lf4
(Dr. Tarrasch empfiehlt gar 9. Se5: Da5t
10. Kdl! fe, 11. Tel) Ld6, 10. Sbd2 De7,
11. Le5: fe, 12. 0-0 Lg4, 13. c5! (Partie
P. Johner— Duras, Karlsbad 1907) zu-
gunsten von Weiß ausschlägt. — Nach-
teilig für Schwarz geschah auch in einer
Partie Dus Chotimirski — Tartakower,
Karlsbad 1911: 7.... Lc5, 8. 0-0 Sge7,
9. a3 a5, 10. Sbd2 0-0, 11. Sg5 h6, 12.
Sh7 usw. In ähnlicher Manier würde Weiß
nach 7 Lb4f 8. Sbd2 usw. zur über-
legenen Entwicklung gelangen. — In Be-
tracht kommt aber noch 7. . . . Lg4, um
in erster Linie die lange Rochade zu be-
treiben.*)
*) 91 b. Eine großzügige Bekämpfung
der letztgenannten Spielweise bot folgende
Partie Grünfeld-Tartakower, Karlsbad 1923 :
8. 0-0 Dc7, 9. h3! (verfehlt Partie
Takacs— Tartakower, Wien 1922: 9. Lf4
wegen 9.... f6!) 9.... Lf3: (vielleicht
9.... Le6), 10. Df3: Se5:? (unterschätzt
die Gefahr), 11. Tel Ld6 (auf 11....
0—0—0 könnte 12. Te5: De5: 13. Lf5t
oder auch 12. Df5t Sd7, 13. Df7: folgen),
12. Lf4 Se7, 13. Le5: Le5: 14. Sa3!! a6,
15. c5!! Lf6, 16. Sc4 (entscheidend) 16....
Dc5: (etwas besser 0—0), 17. Db7: 0—0,
18. Sb6! Tab8 (auf 18.... Tfb8 gewinnt
19. De4 Db6: 20. Dh7:t Kf8, 21. Dh8t
Sg8, 22. Lh7), 19. De4! Sg6 (erzwungen),
20. Sd7 Dd6, 21. SfS: SfS: (besser KfS:
nebst event. Se5 und g6), 22. Tacl Tb6,
23. TcS g6, 24. Lc4 Kg7, 25. DeS Tb7, 26.
Tc6 Df4, 27. g3 Dd2, 28. Tf6: Kf6: 29.
De5#-
25*
388
8. Sbl— d2 ....
Präventiventfesselungsmission : Weiß
deckt den Sf3 (und dadurch indirekt den
Be5), um den drohenden Zug Lg4 mit
einem Damenausfall beantworten zu
können. Mangelhaft wäre die schablonen-
hafte Entwicklung 8. 0—0 Lg4, 9. Tel
wegen etwa 9. . . . Dc7 (umständlicher
geschah in einer Partie Reti—Tartakower,
Amsterdam 1920: 9. . . . Sg6, worauf nach
Dr. Lasker 10. Sbd2 Lb4, 11. Le4 0—0,
12. Da4 mit weißer Initiative folgen sollte),
10. Lf4 0-0-0, 11. g3 Sg6, 12. Lg6: hg,
13. e6 Da5 und der schwarze Elan
dringt durch.
8 Lc8— g4
9. Ddl— b3 Dd8— c7
10. 0—0 0—0—0
11. Tfl— el Se7— g6
Da nun 12. Lg6: hg augenscheinlich
für Weiß sehr gefährlich wäre, hat der
Nachziehende sein Ziel erreicht, das
materielle Gleichgewicht — freilich auf
Kosten einer etwas unsicheren Königs-
lage — wiederherzustellen.
12. h2— h3! Lg4— e6
Schafft Verwicklungen; wie jedoch
Dr. Tarrasch in seiner Damengambit-
monographie ausführt, dürfte 12. . . .
Lf3: 13. Lföf Kb8, 14.Sf3: Sgeö: 15. Se5
Se5: 16. Lf4 f6 ungefähr ausgleichen
(Noch zwingender ist vielleicht dabe
16.... Ld6, z. B. 17. Tadl Sc6! 18. Ld6
Td6: 19. c5 Tf6, 20. Le4 Td8 usw., wo-
bei der isolierte Freibauer von Schwarz
zu einer bedrohlichen Waffe wird.)
13. Ld3— e4! Sg6Xe5
Schw. muß losschlagen, denn sonst be-
kommt er den Bauer überhaupt nicht mehr
zurück, z. B. 13.... Kb8, 14. Lc6: Dc6:
15. Sg5 d3, 16. Se6: De6: 17. Sf3, bezw.
15.... Sh4, 16. Te4! oder 13.... Le7,
14. Ld5: Ld5: 15. cd Sce5: 16. Se5: Se5:
17. Sf3 Sf3:t 18. Df3: Lb4, 19. Lf4 und
die c-Linie gewinnt.
14. Sf3Xe5 Dc7Xe5
Die nunmehr mögliche Abwicklung
15. Db7:t Kb7: 16. Lc6:t Kc6: 17. Te5:
braucht Schwarz nicht zu fürchten, da er
darauf mit 17.... Lb4, 18. b3 Lc3, 19.
Tbl The8 drohend f6 eine sehr günstige
Stellung erlangen würde, die den ein-
gebüßten Bauer mehr als aufwiegt.
Dagegen führt statt des Textzuges
14.... Se5: nach 15. Db7:t! Db7: 16.
Lb7:t Kb7: 17. Te5: Ld6 (17.... Lb4?
18. Tb5t), 18. Tel zum Vorteil für Weiß,
z. B. 18.... Tde8, 19. Se4! Lf8 (19....
Lb4, 20. Ld2), 20. b3 Lh3: 21. gh f5, 22.
f3 usw. oder 18.... Lb4, 19. a3! (19. b3?
Lc3, 20. Tbl Lf5) 19.... Ld2: 20. Ld2:
Lc4: 21. Te7t Ka6, 22. Tel Tc8, 23. Td7
und Schwarz muß bei andauernd un-
günstiger Königsstellung materielle Ein-
bußen erleiden. (Immerhin behält er nach
23.... Le6! 24. Td4: Thd8 usw. mit
Rücksicht auf die ungleichen Läufer treff-
liche Remischancen.)
15. Sd2— f3! De5— c5
Übersieht die glänzende Antwort,
worauf Weiß endlich zur Vollentwicklung
seiner Figuren gelangt und dadurch
einen zentnerschweren Druck auf die
lockere Königsstellung von Schwarz aus-
üben kann.
Solider war daher 15. . . . Dc7, um
nach etwa 16. Lg5 f6, 17. Lh4 Lf7, 18.
Lg3 Ld6, 19. Ld6: Td6: bezw. 19. Lc6:
bc usw. eine keineswegs chancenlose ,
Stellung zu behalten.
16. Lei— f4!! Lf8— d6
Auf 16. . . . Lc4: folgt das überraschende
Damenopfer 17. Dc4:!! mit der Fortsetzung
17.... Dc4: 18. Lf5t Td7, 19. Te8 Sd8,
20. Se5 und Weiß gewinnt oder 18....
De6, 19. Te6: fe, 20. Le6:t Td7, 21. Se5
Se5: 22. Le5: nebst entscheidender Er-
oberung des d-Bauern [Dr. Tarrasch im
Kagan'schen Turnierheft].
17. Le4Xc6! b7Xc6
18. Lf4Xd6 Td8Xd6
Nun sieht die Stellung von Schwarz
mit Rücksicht auf seinen lebensfähigen
Freibauer ziemlich freundlich aus. Weiß
versteht es aber, die Unsicherheit der
schwarzen Königslage in überaus feiner
Weise auszunutzen.
19, Sf3"e5!
Th8— d8
Fehlerhaft wäre 19. . . . f6 wegen 20.
Sd3 Dc4: 21. Da3! Td7, 22. Tacl Dd5,
23. Sf4, bezw. 22.... Da2: 23. Tc6:t
nebst Te6: mit Figurgewinn für Weiß.
Der Textzug sieht sehr natürlich aus
(frontale Turmverdopplung!), doch kommt
bald der Td6 ins (jedränge. In Betracht
kam 19. . . . Db6 und wenn darauf 20.
Da3, so 20 c5, da die Gefahren von
21. Tabl Lf5, bezw. 21. Sd3 Tc6, 22.
Te5 Lc4: 23. Sc5: f6, bezw. auch 21. b4
cb, 22. Dg3 Dc7 usw. nur vorübergehender
Natur wären. Am besten war aber viel-
leicht an der Textstelle 19. . . . Kc7.
20. Db3— a4! ....
Drohung: 21. b4 Db6, 22. c5 mit
Turmgewinn. Auf 20 a5 soll 21. a3
nebst b4 und auf 20. . . . Db6 der Stoß
ins Herz: 21. c5! Dc5: 22. Tacl nebst
Sc6: entscheiden.
389 -
Wie ist also dem Figurenknäuel von
Schwarz abzuhelfen?
20 d4— d3
Die einzige, aber starke Gegenchance!
[Dr. Tarrasch im Turnierheft]. Der Bauer
wird rabiat.
21. b2— b4 Dc5— d4
22. Se5Xc6! ....
Erobert Qualität und einen Bauern,
was unter normalen Verhältnissen zum
Gewinn ausreichen sollte. Sehr unklar
wäre dagegen 22. c5 d2, 23. cd deDf
2^. Tel: Td6: 25. Sc6: Dd2 mit vielen
Gegenressourcen für Schwarz.
22 Td6Xc6
23. Da4Xc6t Kc8— b8
24. Dc6— b5t Kb8— a8!
25. Db5— c6t Ka8— b8
26. c4— c5! dS— d2
27. Tel— dl Le6— f5
Die Spannung wächst. Nun droht
Lc2 sehr stark. Freilich war 27 Lc4,
um Le2 zu drohen, zweckmäßiger, z. B.
28. b5 Dd5! (nicht 28. . . . Le2 wegen 29.
b6!), 29. Dd5: Td5: mit Ausgleich, bezw.
28. Df3 De5 mit fortgesetzter Spannung.
28. Dc6— bSf! Kb8— c7!
Nicht 28. . . . Ka8 wegen 29. c6 Lc8,
v30. c7 und ähnlich nicht 28.... Kc8 wegen
29. c6 mit der Simultandrohung Db7#
und Df5:
29. Db5— aöf Kc7— b8
30. b4— b5! ....
Es folgen jetzt sechs sehr starke
Bauernzüge hintereinander. Der Textzug
ist noch sinnreicher als 30. c6 Td5, 31.
b5 (vgl. nächste Anmerkung).
30 Lf5— c2
Wird glänzend widerlegt. Verhältnis-
mäßig am besten war 30 Td5, doch
blieb Weiß auch dann mit 31 . c6 (mit 31 . b6
ab, 32. Db6:t Kc8 würde Weiß nichts
erreichen) im Vorteil, z. B.:
a) 31. . . . Lc2, 32. c7t Kc8, 33. DaGf
Kc7: 34. Dc6f mit Läufergewinn;
b) 31.... Db6, 32. Dböif ab, 33.
f3 Lc2, 34. a4 Td4, 35. Kf2 mit ge-
wonnenem Turmendspiel;
c) 31... De5, 32. Db4, bezw.
d) 31. . . . Df4, 32. Dc3 mit andauernden
Einbruchsdrohungen. —
31. b5— b6! Td8— d7
Auf 31. . . . ab würde 32. Db6:t Kc8
(bezw. — a8), 33. DcGf (bezw. - aöf)
33.... Kb8, 34. Tblf usw. zum Matt
führen und auf 31. . . . Dd7 gewinnt
32. Td2:
32. b6Ka7t Kb8— a8
Auf 32. . . . Ta7: folgt entscheidend
33. Dd2:
33. c5— c6 Td7— d5
Oder 33.... Ldl: 34. cd Dd7:
35. Tdl:
34. c6— c7!! ....
Die Pointe. Wenn nun 34 Ta5:
so gewinnt Weiß durch 35. cSDf den
ominösen Läufer.
34 Lc2— f5
35. c7— c8Dt! ....
Noch eleganter als etwa 35. Da6
Dc5, 36. Tabl. — Schw. darf aufgeben.
Es folgten nur noch einige Schattenzüge:
35. . . . Lc8: 36. Dc7 Tb5, 37. Dc8:t
Ka7: 38. a4 Tc5, 39. Dg4! Dal: 40. Tal:
Tclf 41. Ddl Aufgegeben.
Ein prächtiger Sieg.
nnn
Angenommenes Damengambit.
Partie Nr. 92.
Großturnier zu Wien 1922.
König.
Wolf.
1. d2— d4 d7— d5
2. c2— c4 d5Xc4
Hiemit überläßt Schwarz dem Gegner
Terrainfreiheit im Zentrum, hofft aber
dafür
1. dem geschlossenen Kampfgewoge
mit seinen zahlreichen Klippen und Felsen
auszuweichen,
2. unter Umständen das Spiel (durch
die Gegenstöße c7— c5 oder e7— e5) noch
mehr zu öffnen und zu vereinfachen,
3. dabei auch irgendein konkretes
Angriffsziel (z. B. die Vereinzelung des
Bd4) durchzusetzen. —
Häufig geschieht die Annahme des
Pseudo-Gambits erst im dritten, vierten
(etwa nach 1. d4 d5, 2. Sf3 Sf6, 3. c4 e6,
4. Sc3 de) oder noch späteren Zuge,
basiert aber meistens auf derselben stra-
tegischen Grundlage (ausgenommen z. B.
in der slawischen Verteidigung, die nach
1. d4 d5, 2. c4 c6, 3. Sf3 Sf6, 4. Sc3 de,
5. e3 b5, 6. a4 b4 usw. mit der Behaup-
tung des Gambitbauern Ernst machen
möchte).
3. Sgl— f3! ....
Blackburne 1873. — Sonst' kommt
bekanntlich Schwarz zum befreienden
Doppelschritt des Königsbauern, z. B.:
3. e4 e5, 4. d5 f5! usw.
390
oder 3. Sc3 e5, 4. de Ddlif 5. Sdl :
Sc6 usw.
oder endlich 3. e3 e5 (3.... b5? 4.
a4 c6, 5. ab cb, 6. Df3 und gewinnt,
bezw. 4.... Ld7, 5. ab Lb5: 6. b3 mit
wohlbekannter Sprengung zugunsten von
Weiß), 4. Lc4: (4. de Ddlif 5. Kdl:
Le6) 4 ed, 5. ed Ld6! usw. mit gleich-
wertigem Spiel.
3. .... c7— c5!
Die Unterminierung des weißen
Damenbauern beginnt. Zurückhaltender
ist 3. . . . Sf6 oder 3. . . . e6 und zwecklos
3 b5 ebenso wie der Alapin'sche Ver-
such, den Gambitbauern mittels 3 c6
zu behaupten. (Es folgt darauf 4. e3 b5,
5. a4 Db6, 6. ab cb, 7. Se5! bezw. 5. . . .
e6, 6. ab cb, 7. b3 usw. zugunsten von
Weiß.)
Sehr unternehmend geschah in einer
Partie Vukovic— Bogoljubow, Wien 1922:
3. . . . Lg4, 4. e3 (mit 4. Se5 Lh5 oder 4.
e4 e5 würde Weiß nichts erreichen) 4
e6, 5. Lc4: Sd7! 6. Sc3 Sgf6, 7. Db3
(solider 7. Le2) 7.... Lf3: 8. gf Sb6, 9.
Le2 Le7, 10. Ld2 0—0 und Schwarz kam
gar bald mit Tc8 und c5 zum Gegenspiel.
4. e2— e3 ....
Schärfer, wenn auch zweischneidiger
geschah in einer Partie Tartakower—
Wolf, Wien 1922, mit Zugumstellung:
4. d5 e6! 5. e4 ed, 6. ed (farbloser
geschah in einer Matchpartie Lasker—
Mieses, 1889: 6. Dd5: Dd5: 7. ed Sf6, 8.
Lc4: Ld6, 9. 0-0 0-0, 10. Le3 Lg4 mit
gleichem Spiel).
6. . . . Sf6, 7. Lc4: Ld6, 8. 0-0 0-0,
9. Sc3 a6, 10. a4 h6! (die Pointe der
ganzen Spielweise von Schwarz: Er ver-
hindert Lg5 nebst Se4 und hofft, dem
gestoppten Freibauer d5 den Garaus
zu machen!).
11. h3 (das Gegengift. Schablonen-
haft geschah in einer Partie Reti— Bogo-
ljubow, Wien 1922: 11. Tel Lg4 nebst
Sbd7 und der Bd5 ging allmählich
verloren).
11.... Lf5, 12. Ld3! Ld3: 13. Dd3:
Sbd7, 14. Le3 Dc7, 15. Tfdl Tad8, 16.
Tacl Tfe8, 17. Khl! und Weiß hat es
verstanden, die Sicherstellung seines Vor-
postens d5 mit einem günstigen Aufmarsch
seiner Streitkräfte zu verbinden. —
4 e7— e6
Er verzichtet hier und auch später
auf die (besonders von Steinitz beliebte)
Vereinzelung des weißen Damenbauern
durch 4. . . . cd, da er die Entkapselung
des weißen Damenläufers vermeiden will:
5. ed (5. Lc4: e5!) 5.... e6, 6. Lc4:
Sf6, 7. 0-0 Le7, 8. Sc3 Sc6 (oder 0-0),
9. Lf4 [P. Pillsbury— Steinitz, St. Peters-
burg 1895] oder nach Dr. Tarrasch noch
wirksamer 9. Le3 [Partie Blackburne—
Tschigorin, New-York 1889] nebst Tel
De2, Tfdl und event. d4— d5 mit freierem
Spiel für Weiß.
5. LflXc4 Sg8— 16
6. 0—0 Sb8— c6
7. Ddl— e2 ....
Weniger schablonenhaft und unter
Umständen sogar etwas wirksamer als
sofort 7. Sc3.
7 a7— a6
Janowski's Lieblingssystem.
8. Tfl— dl ....
Für schärfer, wenn auch zwei-
schneidiger (Punkt b4!) gilt hier (oder
auch noch im nächsten Zuge) 8. a4, vgl.
mit Zugumstellung Partie Rubinstein—
Wolf, Karlsbad 1923:
8. . . . cd! (nunmehr zweckmäßiger als
etwa 8. . . . Le7, 9. Tdl Dc7, 10. Sc3 0-0,
11. de Lc5: 12. h3! mit freierem Spiel
für Weiß).
9. Tdl Le7, 10. ed 0-0, 11. Sc3
Sb4! (im Zusammenhang mit dem zweit-
nächsten Zuge Sfd5 die Pointe der
ganzen Spielweise, indem der isolierte
Freibauer von Weiß zunächst gestoppt
und dann mit allen Kräften angegriffen
werden soll).
12. Se5 b6, 13. Lg5 Sfd5, 14. Le3
Lb7, 15. Tacl Lg5! (ein sehr Wichtiger
Abtausch), 16. Lg5: Dg5: 17. Se4 De7,
18. Dd2 Tfd8. Schw. hat Gegenspiel. —
8 Dd8— c7
9. d4Xc5 ....
Weiß spielt etwas zu hastig auf Ver-
einfachung und Symmetrisierung der
Stellungen, ohne sogar den eventuellen
Tempogewinn Lf8— e7Xc5 abzuwarten.
„Theoretischer" wäre (außer 9. a4)
der Entwicklungszug 9. Sc3, da die
Bauernoffensive 9.... b5, 10. Ld3 Lb7
durch die Aufrollung 11. a4 b4, 12. Sbl
nebst Sbl— d2— c4 unschädlich gemacht
wird.
9 Lf8Xc5
10. Sbl— c3 0—0
11. a2— a3 b7— b5
12. Lc4— d3 Lc8— b7
13. b2— b4 Lc5— d6
Ein unbefangener Blick auf die
Stellung belehrt uns, daß bei sonst aus-
geglichener Schlachtordnung die schw.
Suffragette auf c7 viel energischer als
ihre weiße Opponentin auf e2 steht.
- 391 -
14. Sc3— e4 , . . .
Geboten war zunächst 14. Lb2. Nun
bemächtigt sich Schwarz überraschend
schnell der Initiative, die er durch un-
scheinbare Züge zu einem siegreichen
Rochadesturm zu verdichten versteht.
14 Sf6Xe4
15. Ld3Xe4 f7— f5!
16. Ld3— c2 Sc6— e5
17. Sf3— d4 Tf8— f6
EinDeckungs-undAngriffszugzugleich.
18. Lc2— b3 Se5— c4
19. Sd4— f3 Tf6— g6!
Mit der schönen Drohung Lh2:t.
Verfehlt wäre selbstverständlich 19. . . .
Lf3: 20. DfS: Lh2:t 21. Kfl Taf8, 22. gS
und der gefräßige Läufer muß sterben.
20. h2— h3 KgS— hS!
21. Lb3Xc4 b5Xc4
22. Lei— b2
Ta8— f8
23. Sf3— el
c4— c3!
24. Tal— cl
. . • .
Übersieht die glänzende, weit-
berechnete Antwort. Zäheren Widerstand
bot 24. Lei.
24 Lb7Xg2!!
25. SelXg2 Dc7— b7
26. f2— f3 c3Xb2
27. De2Xb2 Db7Xf3
28. Db2— f2 ....
Auf 28. Td6: gewinnt 28. . . . Tg2:t
29. Dg2: De3:t 30. Kh2 Del: 31. Te6:
Da3: usw.
28 Ld6— h2t
29. Kgl— fl Df3Xh3
30. Tel— c2 Tg6— g3
Weiß gibt auf.
Eine Husarenpartie von tiefem Gehalt.
Damenbauerspiel.
Zunächst oder überhaupt ohne c2-c4.
Dagegen trachtet meistens Schwarz zum
„befreienden" Vorstoß c7— c5 zu gelangen
und womöglich die Initiative an sich zu
reißen. — Je nach der Entwicklung des
weißen Damenläufers hat dieser ruhige
Stellungskampf verschiedene Tendenzen
aufzuweisen:
A) Mit e3 und Lb2.
Partie Nr. 93.
Weltturnier zu New-York 1924.
Bogoljubow. Capablanca.
1. d2— d4 d7— d5
2. Sgl— f3 ....
Bemerkenswert sind hier folgende
Blockierungssysteme :
I. 2. e3, z. B. Partie Breyer-Leonhardt,
Berlin 1920:
2. . . . Sf6 (vielleicht 2. . . . f5), 3. Ld3
c5 (bekanntlich ist 3 Sc6 trotz der
verlockenden Doppeldrohung Sb4 und e5
nicht zu fürchten: Partie Rubinstein— Reti,
Wien 1908: 3. . . . Sc6, 4. f4! Sb4, 5. Sf3!
Sd3:t 6. cd e6, 7. Sc3 Le7, 8. 0-0 0-0,
9. Ld2 b6, lO.Seö Lb7, ll.Tf3 Ld6? [Sd7!],
12. Th3 Te8, 13. Lei ! Le5? [13. ... g6,
14. Lh4 Le7], 14. fe Sd7, 15. Lh4 Dc8,
16. Dg4! Aufgegeben).
4. c3 e6 (initiativer nach Collijn 4....
Sc6, 5. f4 Lg4! 6. Sf3 e6 =).
5. Sd2! Sc6, 6. f4 (Stonewall im
Anzüge!) 6. . . . Ld6, 7. Sh3 (sehr nach-
haltig ist auch 7. DfS, vgl. Partie
Marshall— Rubinstein, Wien 1908: 7....
Ld7, 8. Sh3! [8. Se2 e5! 9. fe Le5: 10.
de Se5:] 8. . . . Db6, 9. Sf2 0-0-0, 10. 0-0
Kb8, 11. e4! oder 4. Matchpartie Reti—
Tartakower, Wien 1920: 7.... cd, 8. ed!
[8. cd Sb4, 9. Lbl Dc7, 10. Ddl Ld7, 11.
a3 Tc8!] 8.... 0-0, 9. Se2 Db6, 10.
g4! usw.)
7.... Db6, 8. 0-0 Ld7, 9. Khl.
Weiß hat eine starke Stellung.
II. 2. Sc3, z. B. Partie Mieses—
Sämisch, Teplitz-Schönau 1922:
2 Sf6 (aus der „halbindischen"
Eröffnung: 1. d4 Sf6, 2. Sc3d5 entstanden.
— Mit 2. . . . e6, 3. e4 könnte die Partie
ins französische übersetzt werden und
auf 2. . . . c5 hat Weiß mit 3. e4! de, 4. d5
die Möglichkeit, Albins Gegengambit mit
einem Tempo mehr zu spielen. — Nur
eine Zugumstellung bedeutet endlich
2. . . . Lf5, 3. f3 Sf6, 4. Lg5 usw.)
3. Lg5 (interessant ist das „Hübsch-
Gambit" 3. e4 de [schwächer geschah in
einer Freipartie Hübsch —Tartakower,
Wien 1922: 3. . . . Se4: 4. Se4: de, 5. Lc4
mit schöner Angriffsstellung für Weiß],
4. f3! usw., wobei die Schatten des
Blackmar-Gambits [1. d4 d5, 2. e4 de, 3.
f3] heraufbeschworen werden).
3 Lf5 (am logischesten. Schlecht
3.... c5 wegen 4. Lf6:! ef, 5. de d4, 6.
392
Se4 Lc5: 7. Sc5: Daöf 8. c3 mit Bauern-
gewinn für Weiß und schwerfällig Partie
Tartakower— Yates, Karlsbad 1923: 3. . . .
Sbd7, 4. f3! e6 [oder Partie Tartakower-
Thomas, ibid: 4 c6, 5. e4 de, 6. fe
Da5, 7. Ld2! mit Schärfe], 5. e4 h6, 6.
Lh4 Le7, 7. e5 Sg8 [od. Matchpartie
Reti— Tartakower, Wien 1919: 7.... Sh5,
8. Le7: De7: 9. g3 0-0, 10. f4 g6, 11.
Dd2 Sg7, 12. Sf3 c5, 13. Lh3! Kh7, 14.
0-0 cd, 15. Sd4: a6, 16. Tael b5, 17.
g4! Lb7, 18. f5 mit Pressionsmitteln], 8.
Lf2 Lb4, 9. f4 Se7, 10. a3 Lc3:t 11. bc
c5, 12. Sf3! mit unerschütterlichem
Zentrum. — Etwas phantastisch Partie
Tartakower— Nimzowitsch, Kopenhagen
1923: 3. . . . Sc6, 4. e3 e6, 5. Sf3 [schärfer
5. Ld3 nebst Sge2] 5. . . . Le7, 6. Ld3 h6,
7. Lh4 b6, 8. 0—0 Lb7 mit annehmbarer
Entwicklung und ganz beachtenswert
Partie Breyer-Müller, Wien 1921: 3....
g6, 4. Lf6: ef, 5. e4 de, 6. Se4: f5, 7. Sc3
[besser 7. Sg3] 7. . . . Lg7, 8. Lc4 0—0,
9. Sge2 Sc6, 10. d5 Se5 mit gutem Spiel
für Schwarz. — Oder endlich 3. . . . e6,
4. e4 Französisch).
4. f3 (Breyer's Idee. Einfach und
bequem ist 4. Lf6: ef, 5. e3 nebst
Ld3, z. B. Partie Tartakower— Spielmann,
Kopenhagen 1923: 5. . . . Sc6, 6. Ld3 Dd7,
7. Sge2 Sb4, 8. Lf5: Df5: 9. 0-0 Ld6!
[9.... Sc2:? 10. e4!], 10. a3 Sa6
[schwächer Partie Tartakower— Pokorny,
Mährisch-Ostrau 1923: 10.... Sc6, 11.
Sb5 De6, 12. c4], 11. Sg3 Lg3: 12. fg
Dd7: 13. Dd3 mit Initiative, bezw. Partie
Tartakower-Reti, Wien 1922: 5.... c6, 6.
Ld3 Dc8 [oder 6. . . . Le6, 7. e4! Wie man
sieht, geht die Tendenz des Anziehenden
in dieser Variante dahin, die Spielmitte
aufzulösen und dadurch die geschlossene
Partie in eine halboffene zu verwandeln],
7. Sge2 Ld6, 8. e4 de, 9. Se4: Le4: 10.
Le4: Dc7, 11. Dd3 Sd7, 12. 0-0-0 g6,
13. g3 f5, 14. Lg2 mit freierer Stellung).
4 c6 (beiderseits interessant ge-
schah in einer Beratungspartie Breyer,
Reti— Marco, Spielmann, Göteborg 1920:
4. . . . Sbd7, 5. Sd5: Sd5: 6. e4 h6, 7. Lh4
[wenn 7. Ld2, so 7 e5! Am besten
war aber 7. Lei] 7. . . . Se3, 8. De2 Le4:
9. fe Sfl: 10. 0-0-0 [solider 10. Dfl:]
10.... g5, 11. Lf2 Sh2: 12. Th2: Lg7, 13.
Sf3 c6 mit verwickeltem Spiel).
5. e3 (unergiebig ist die Auflösung
5. Lf6: ef, 6. e4 wegen 6.... Lg6! nebst e5).
5 Db6 (Entfesselung und Gegen-
druck. Schwerfälliger Partie Mieses—
Johner, Teplitz-Schönau 1922: 5. . . . Sbd7,
6. Ld3 Ld3: 7. Dd3: e5, 8. Sge2 h6, 9.
Lh4 Le7, 10. 0-0-0 Da5: 11. Lg3!
ed, 12. ed mit überlegener Schlachtordnung
für Weiß).
6. Sa3 Daöf 7. c3 e6, 8. b4 (nicht 8.
b3 wegen 8. . . . b5. Solider war aber 8.
Se2 Sbd7, 9. b3 Ld6, 10. Dd2 0-0,
11. Sg3).
8. . . . Dc7, 9. Lf4 Ld6, 10. Ld6: Dd6:
11. Ld3 0—0, 12. Se2 mit etwa gleichem
Spiel, nachdem sich Weiß von seinem
Hauptziel (Durchsetzung von e3— e4!)
etwas ablenken ließ. —
III. 2. Sd2 nebst c3, e3, Ld3 usw.
wie sub I. oder nebst e3, b3, Lb2 usw..
wie bei der Textfortsetzung.
2 Sg8— f6
Verwegener ist das sogenannte
„Damengambit im Nachzuge": 2....
c7— c5, da Weiß darauf doch einen ge-
wissen Stellungsvorteil bei sonst ver-
einfachten Kampfzielen herauszukristalli-
sieren vermag:
3. c4! (mit 3. e3 kann Weiß die
Verteidigerrolle des Damengambits mit
einem Tempo mehr übernehmen, z. B.
Partie Vidmar-Rubinstein, San Sebastian
1911, mit Zugumstellung: 3. e3 Sf6 [3....
Lf5, 4. c4 e6, 5. Db3], 4. Ld3 Sc6 [von
fraglichem Werte wäre 4. . . . c4], 5. 0-0
Lg4 [oder mit Zugumstellung Partie
Vidmar— Bogoljubow, London 1922: 5....
e6, 6. c3 Ld6, 7. Sbd2 0-0, 8. h3! b6, 9.
De2 Dc7, 10. e4! cd, 11. Sd4: Sd4: 12.
cd zugunsten von Weiß], 6. c3 e6, 7.
Sbd2 Ld6, 8. Da4 0—0, 9. Tel Dc7 usw.
Schwarz steht gut. — Noch immer be-
achtenswert ist Partie Blackburne—
Tarrasch, Leipzig 1894: 3. de e6 [besser
3. . . . Sf6, worauf jedoch Weiß mit 4. c4
nebst e3 und a3 angenommenes Damen-
gambit im Anzüge spielen kann], 4. e4!
usw. mit scharfem Tempo. — Blasser ist
3. c3 sowie 3. Lf4 cd, 4. Lb8: Da5! 5.
c3 Tb8: mit Ausgleich).
3 cd (oder auch die Zugumstellung
3 Sf6, 4. cd cd. — Kein erstrebens-
wertes Ziel ist 3. . . . e6, 4. cd ed, 5. g3
usw. mit hinlänglich bekannter Blockade
des Bd5).
4. cd! (nur ausgleichend Partie Marco-
Englund, Stockholm 1906: 4. Dd4: Sc6!
5. Dd5: Dd5: 6. cd Sb4, 7. Sa3 Sf6 usw.)
4 Sf6 (ungünstig Partie Tarrasch-
Dyckhoff: 4.... Dd5: 5. Sc3 Dd8, 6.
Dd4: Dd4: 7. Sd4: e5, 8. Sdb5 Sa6, 9.
Sd5 usw., bezw. Partie Nimzowitsch—
Marshall, Hamburg 1910: 4.... Daöf
5. Dd2 Dd2:t 6. Ld2: Sf6, 7.Sd4:Sd5: 8.
Sb5 Sa6, 9. Sbl— c3 usw.)
5. Sd4:! (zum bloßen Ausgleich führt
nunmehr 5. Dd4: Dd5: 6. Sc3 Dd4: 7.
Sd4: a6!).
5. . . . Sd5: (oder etwa 5. . . . Dd5: 6.
Sc3 Da5, 7. g3! e5, 8. Sdb5 Lb4, 9. Sd6t
Ke7! 10. Sc8: Tc8: 11. Lh3! Td8, 12.
Dc2 Sc6, 13. e3 Kf8, 14. 0-0 mit
393
weißem Vorteil, vgl. Anmerkung A zum
2. Zuge von Schw. in der Partie Nr. 90. —
Ungünstig ferner Partie Aljechin— Wolf,
Pistyan 1922: 5.... a6, 6. e4! Se4: 7.
Da4t! Ld7 [Dd7, 8. Lb5], 8. Db3 Sc5, 9.
De3! [9. Df3 e5] 9.... g6, 10. Sf3! Dc7,
11. Dc3 Tg8, 12. Le3 b6, 13. Sbd2! [13.
b4? Lg7, 14. Sd4 Da7!] 13. . . . Lg7, 14.
Ld4 Ld4: 15. Dd4: Lb5, 16. Lb5:t ab,
17. 0—0 usw. mit klassisch demonstrierter
Überlegenheit von Weiß).
6. e4 (erobert Terrain. Auf Aljechin's
6. a3 ist zwar 6. . . . e5, 7. Sdbö für Weiß
günstig, dagegen 6. . . . Sf6!! ziemlich
ausgleichend. Zu bescheiden wäre 6. e3).
6. . . . Sf6 (nach 6. . . . Sb4, 7. Da4t,
bezw. 6. . . . Sc7, 7. Sc3 e5, 8. Sdbö, bezw.
6. . . . Sb6, 7. Sc3 e5, 8. Lböf Ld7, 9. Sf5
erlangt Weiß ausgesprochenen Stellungs-
vorteil).
7. Lböf (von Krause in der „Deutschen
Schachzeitung" 1917 angegeben. — Auf
7. Sc3 geschah in einer Partie Rubinstein-
Mieses, Petersburg 1909: 7.... e5, 8. Lböf
Ld7, 9. Sf5 Sc6, lO.SdöfLdS: ll.Dd6:De7,
12. De7:t Ke7: 13. Le3 mit kleinem
Vorteil für Weiß, sicherer war aber 7
e6 mit ungefähr gleicher Stellung).
7. . . . Ld7, 8. e5! Lb5: 9. Lb5: Ddl:t
10. Kdl: Sd5, 11. Sbl-c3 Sc3: 12. bc und
Weiß hat mitten in der „vereinfachten"
Stellung namhafte Vorteile eingeheimst,
z. B.: 12.... Sa6, 13. Le3 b6, 14. a4!
nebst a5, bezw. 12. . . . Kd7, 13. eöf! fe,
14. Kc2 usw. mit aufgerollten Gefahren
für die nachziehende Partei.
Zurückhaltend ist an der Textstelle
2 e6 oder 2 c6 und vorlaut 2
Lf5 oder 2. . . . Lg4.
Im übrigen soll zur Steuer der
historischen Wahrheit vermerkt werden,
daß die vorliegende Stellung, wie heut-
zutage die Regel, aus der indischen Er-
öffnung: 1. d4Sf6! 2. Sf3 d5 entstanden ist.
3. e2— e3 ....
Ruhigstes Positionsspiel!* Meistens
wird die Partie mit 3. c4 ins Damen-
gambitmäßige hinübergeleitet.
Wegen 3. Lf4, was eine sehr nach-
haltige Fortsetzung bildet, siehe Fuß-
notenpartie 94b.
3. ■ . . , e7— e6
*) Die Idee dieser Variante ist, zur
Beherrschung des Punktes e5 zu
gelangen, um nach dessen Besetzung
durch den Springer eine Königsattake
einzuleiten. Indessen trachtet gewöhnlich
Schwarz, auf der anderen Seite die Ini-
tiative zu erhalten und womöglich seinen
Damenläufer wirksam zu verwenden".
[Aljechin in „New-York World"].
Energischer ist sofort c7— c5 und
gelegentlich Lg4.
4. Lfl— d3 c7— c5
5. b2— b3 ....
Ein anderes System ist 5. c3 (Halb-
Stonewall), um die Mitte entweder mit
Se5 nebst f4 zu verbauen oder aber mit
Sbd2 nebst e4 zu öffnen.
5. .... Sb8— c6
Schwarz spielt den Angreifer und
trachtet daher, seinen Streitkräften mög-
lichst viel Aktionsraum zu gewähren.
In einer Partie Rubinstein— Maröczy,
Haag 1921, hat Schwarz seinen Damen-
springer erst in späterem Stadium, und
zwar über d7 und f8 für Verteidigungs-
zwecke verwendet.
In Betracht kommt übrigens nach
Maröczy 5. . . . cd, 6. ed Lb4f, womit er
die mit dem letzten Zuge von Weiß ge-
schaffene Blöße auf c3 auszunutzen ver-
meint. (Weiß kommt freilich dabei mit 7.
Ld2 Ld2:t 8. Sbd2: usw. zu rascher
Entwicklung.)
6. 0—0 Lf8— d6
7. Lei— b2 0—0
8. Sbl— d2 ....
Merkwürdigerweise ist dieser plau-
sible Entwicklungszug der entscheidende
Fehlzug in der Partieanlage des Weißen,
da Schwarz darauf mit seinem nächsten
Zuge Gelegenheit erhält, durch die
Doppeldrohung e6 — e5, wie auch
La3 die Schwächen der gegnerischen
Stellung aufzudecken [Rubinstein in
Kagan's Sonderheft Nr. 5 ex 1924].
Annehmbarer sind folgende Methoden:
a) Partie Euwe-Rubinstein, Mährisch-
Ostrau 1923, präventiv: 8. a3 b6 (8....
De7, 9. Se5), 9. Se5 Lb7, 10. Sd2 De7,
11. f4 Tfd8, 12. Tf3! Se4, 13. Th3 mit
schöner Angriffsstellung, die Weiß durch
ein elegantes Damenopfer (für zwei
Türme) zu krönen verstand.
b) Partie Maröczy— Bogoljubow,
New-York 1924: sofort 8. Se5 Se7,
(naheliegender Ld7, wie in einer Lokal-
turnierpartie Maier-Probst, München 1924,
in ähnlicher Stellung geschah. — Am
zweckmäßigsten ist aber P. Rabinowitsch-
Bogoljubow, Moskau 1924: 8. . . . Dc7,
9. f4 cd, 10. ed Sb4! 11. Sc3 Sd3: 12.
Dd3: Ld7 mit Entlastung), 9. Sd2 b6, 10.
f4 Lb7, 11. Df3 Tc8 (11. . . . Dc7, 12. Dh3),
12. Sg4! Sg4: 13. Dg4: Sg6, 14. Sf3 mit
schöner Angriffsstellung, die Weiß freilich
durch zu hastiges Vorgehen verdarb. —
8 Dd8— e7!
Vgl. vorige Anmerkung. Weiß kann
nur eine der beiden Drohungen parieren
394
(e6— e5) und muß sich die Beseitigung
des Lb2 gefallen lassen, wodurch der
weiße Damenflügel seiner wichtigsten
Stütze beraubt und immer mehr aufge-
lockert wird:
9. Sf3— e5
Wenn aber 9. a3, so 9 e5. In der
Partie Rubinstein— Kostitsch, Göteborg
1920, entschloß sich nunmehr Weiß, die
Mitte aufzuwühlen: 9. c4 b6, 10. Tel Lb7,
11. e4! (leitet ein heftiges Figuren-
massaker ein) 11. ... de, 12. Se4: cd, 13.
Sd4: Sd4: 14. Sd6: Dd6: 15. Ld4:,
worauf statt 15 Tfd8 viel gediegener
15 Df4, 16. Le3 Dh4 usw. geschehen
konnte.
9 c5Xd5
10. e3Xd4 Ld6— a3!
11. Lb2Xa3 . . . ,
Wenig einladend sieht dasjanowski'sche
Rezept: 11. Del Lb2: 12.Db2: wegen etwa
12 Ld7 nebst Tc8 usw. aus; durch
die Textwendung hofft Weiß die geg-
nerische Dame etwas zu deplazieren.
11 De7Xa3
Schwarz ist nunmehr am Ruder.
12. Sd2— f3 ....
In Betracht kommt immerhin 12. Sc6:
um die c-Linie den feindlichen Türmen
zu verschließen.
12.
Lc8— d7!
In einer Partie Yates— Maröczy?
Haag 1921, die bisher identisch verlief,
geschah in übereilter Weise 12. . . . Sb4,
worauf 13. Del! Da5 (13.... Del: 14.
Tfcl: Sd3: 15. cd!), 14. Dd2 Db6, 15. c4
usw. das weiße Spiel mit einem Schlage
befreite und konsolidierte. — Capablanca
bringt die von Maröczy im Haager
Turnierbuch angegebene Verstärkung zur
Anwendung. Schwarz droht sich weiter
mit Tfd8, LeS, TacS usw. wirksam zu
entwickeln.
13. Se5Xc6 Ld7Xc6
14. Ddl— d2 Ta8— c8
15. c2— c3 ....
Der rückständige c-Bauer bildet das
Sorgenkind der weißen Stellung. Auf 15.
Se5 folgt wie in der Partie 15. . . . a6,
nach 16. c4 de entstehen dann entweder
hängende Bauern c4, d4, oder der be-
rühmte isolierte d-Bauer [Becker in der
„Österreichischen Schachrundschau"].
15 a7— a6
16. Sf3— e5 Lc6— b5!
Echt Capablanca. Mit den einfachsten,
aber zwingendsten Mitteln wird eine
kunstgerechte Belagerung des Bauern c3
eingeleitet.
17. f2— f3 ....
Weiß begibt sich in die Froschstellung.
Der Textzug soll dem feindlichen Springer
das Feld e4 nehmen. Trostlos wäre 17.
Lb5: ab mit zentnerschwerem Liniendruck
von Schwarz.
17 Lb5Xd3
18. Se5Xd3 ....
Auf 18. Dd3: folgt 18. . . . Db2, 19.
Tfcl Tfd8! (nicht 19. . . . Tc7, 20. c4! de?
wegen 21. Sc4: usw.) und Weiß kann
sich nicht rühren.
18 Tc8— C7
19. Tal— cl Tf8— c8
20. Tel— c2 Sf6— e8
Eine der berühmten Capablanca'schen
Springerwanderungen (hier nach b5).
21. Tfl— cl Se8— d6
22. Sd3— e5 ....
Besser wäre wohl 22. Sc5 oder, da
sich später die Stellung des Königs als
ungünstig erweist, 22. Kfl. — Die Idee
des Textzuges ist, 22. . . . Sb5 mit 23. c4
zu beantworten, doch geht Schwarz auf
diese löbliche Intention nicht ein, wobei
sich der weiße Springer auf e5 doch
nicht behaupten läßt.
22 Da3— a5!
23. a2— a4 ....
Anders, als durch diese weitere
Schwächung des Damenflügels, ist der
Drohung 23. . . . Sb5, 24. c4 Dd2: 25.
Td2: f6! mit Gewinn des c-Bauern nicht
mehr zu begegnen. (Auf 23. Sd3 würde
zunächst 23 b6 und dann Sb5 folgen.)
23 Da5— b6
24. Se5— d3 ....
Gibt freiwillig her, was des Kaisers
ist! Die Verteidigung des Bb3 war un-
durchführbar:
a) 24. b4 a5! 25. b5 Sc4 (einfach und
gut. Kompliziert und schlecht wäre 25....
f6, 26. Sd3 Sc4, 27. Del Sa3, 28. Ta2
Tc3:!? wegen 29. Ta3:! Dd4:t 30. Khl
und Weiß gewinnt), 26. Sc4: Tc4: 27.
Tal e5 usw. [Aljechin a. a. O.]
b) 24. Tb2 Sf5 (droht Sd4:), 25. Sd3
(25. Tcc2 Da5! 26. c4 Dd2: 27. Td2: f6
usw.) 25... Sd4:! 26. cd Dd4:t 27. Kfl
Tcl:t 28. Sei: Dd2: 29. Td2: Tcl:t und
Schwarz hat zwei Bauern mehr [Becker
a. a. O.j —
c) 24. Tbl Sf5 usw. [Rubinstein
a. a. 0].
395 —
24 Db6Xb3
25. Sd3— c5 Db3— b6
26. Tc2— b2 Db6— a7
Auch dieser Terrainverlust von
Schwarz ist nur vorübergehend.
27. Dd2— el b7— b6
28. Sc5— dS Tc7— c4
29. a4— a5 ....
Ein verzweifelter Konsolidierungs-
versuch.
29 b6Xa5
30. SdS— c5 Sd6— b5
31. Tb2— e2 ....
Der letzte Zug des Weißen drohte
das Turmopfer 32. Te6:, ermöglicht aber
ein hübsches Gegenopfer, das dem bisher
so lehrreichen Spielverlauf eine über-
raschende Schlußnote verleiht.
31 Sb5Xd4!!
32. c3Xd4 Tc8Xc5!
Weiß gibt auf.
Eine elegante Partie.
B) Mit Lf4.
Partie Nr. 94.
(Zweites Wettspiel Wien 1921).
Tartakower. Spielmann.
1. d2— d4 d7— d5
2. Lei— f4 ....
Uralt.*
*) 94a. — Eine aparte Fortsetzung
ist 2. Lg5 („Die Fahrt ins Blaue!"), ver-
gleiche hiezu folgende Lokalturnierpartie
Dr. Oskam— Dr. Euwe, Rotterdam 1920:
2. . . . Lf5 (CoUijn empfiehlt 2. . . .
Sd7 nebst Sgf6. Unratsam ist 2. . . . c5
wegen 3. de Daöf 4. Sc3 e6, 5. e4).
3. Sf3 Sf6, 4. c4 e6, 5. e3 h6, 6. Lf6:
Df6:? 7. Db3 Sc6, 8. Db7: Kd7, 9. cd ed,
10. Lb5. Aufgegeben.
2 Sg8~f6
Am sichersten. (Oder auch gleich
2. . . . e6, um den Läufer auf d6 oppo-
nieren zu können, ohne die c-Basis zu
schwächen.) Häufig geschieht jedoch 2....
c5 nebst baldigem Db6. — In einer
MatchpartieRubinstein-Bogoljubow,Stock-
holm 1920, geschah 2. . . . c6. — Die
liebliche Fortsetzung der Göttinger Hand-
schrift (um 1495) lautet: 2.... Lf5, 3. e3
[3. c4!] 3. . . . e6, 4. Sf3 Sf6, 5. a3 a6, 6.
Sc3 Sc6, 7. Ld3 Se4 usw.
3. e2— e3 e7— e6
In Betracht kommt 3 Lg4, z. B.
4. Sf3 e6, 5. c3 Sbd7, 6. Sbd2 Le7 (Partie
Rubinstein— Schlechter, Karlsbad 1911)
mit gleichem Spiel.
4. Sgl— 13 Lf8— d6
Vgl. Anmerkung zum 2. Zuge von
Schwarz. Befreiender ist wohl 4. . . . c5,
5. c3 Sc6, 6. Sbd2 Ld6 (nach 6. . . . Db6,
7. Db3 Le7, 8. h3! Ld7, 9. Le2 0-0, 10.
0—0 stünde Weiß freier), 7. Lg3 (schwach
wäre hier 7. Ld3 wegen 7. . . . Lf4: 8.
^f cd, 9. cd Db6, 10. Sb3 a5!) 7....
Lg3: (umständlicher Partie Schlechter—
Rotlewi, Karlsbad 1911 : 7. . . . 0—0, 8. Ld3
De7, 9. Se5 Le5: 10. de Sd7, 11. f4 [schärfer
als Rubinstein— Dus Chotimirsky, Karls-
bad 1907: Sf3] 11 f6, 12. Sdf3 fe [ab-
wartender Matchpartie Emmerich— Leon-
hardt, Dresden 1920: 12. . . . Df7, 13. 0—0
Dh5, 14. Dc2 usw.], 13. fe g6, 14. h2-h4-h5
mit weißem Angriff), 8. hg Dd6 nebst e5.
5. Lf4— g3 ....
Am besten. — Von fraglichem Werte
ist die Errichtung eines Kartenhauses
durch 5. Se5 Sbd7 (auch 5. . . . c5 nebst
Dc7 ist gut), 6. Lg3 Se4, 7. f4.
Dagegen kommt es wohl in Betracht,
den Läufer auf f4 abtauschen zu lassen,
um auf der e-Linie einen starken Druck
zu erhalten, vgl. Partie zwischen den
Textgegnern von Petersburg 1909: 5.
Ld3 Lf4: (vielleicht 5. . . . c5, 6. c3 Sc6
nebst De7), 6. ef Dd6, 7. Dd2 usw. oder
vielleicht noch wirksamer 7. g3 nebst
Sbd2, c3, 0-0, Tel usw.*
*) 94b. — Vgl. hiezu die berüchtigte
Remispartie Rubinstein-Capablanca, Lon-
don 1922:
[1. d4 Sf6, 2. Sf3 d5, 3. Lf4 e6, 4.
e3 Ld6], 5. Sbd2 Lf4: 6. ef c5, 7. de Dc7,
8. g3! Dc5: 9. Ld3 Sc6, 10. c3! 0-0, 11.
0—0 b5 (Ein Gegengedanke. — In einer
Partie Forgacs—Leonhardt, Nürnberg 1906,
geschah mit Zugumstellung 11 Dd6,
12. Tel usw. Gekünstelt Partie Rubin-
Fortsetzung der Fußnote auf S. 396.
396
Sb8— d7
Der schwarze Plan geht natürlich
dahin, e6— e5 durchzusetzen, wobei 6.
Ld6: cd (Partie Maröczy— Tartakower,
London 1922) nur den schwarzen Bauern-
wall im Zentrum stärken würde.
In einer Partie Rubinstein— Perlis,
Ostende 1906, geschah an der Textstelle
5.... De7, 6. Sbd2 (schärfer sofort 6.
Se5) 6.... Sbd7 (befreiender nach Dr.
Tarrasch vorerst 6. . . . Lg3: 7. hg Sb d7 nebst
event. e5), 7. Se5 Se4, 8. Se4: de, 9. Dd2
Le5: 10. de Sb6, 11. LbSf Ld7, 12. Ld7:
Sd7: (unersprießlich auch 12. . . . Dd7:),
13. Dd4 und Weiß kam in Vorteil.
Noch schwerfälliger geschah in einer
Partie Marshall-Tschigorin, Ostende 1907:
5. . . . c6? 6. Ld3 Lg3: 7. hg Sbd7 (besser
De7 nebst e5), 8. 0-0 0-0, 9. Da2 c5, 10.
c3 c4, 11. Lc2 b5, 12. e4! und Weiß
gewann glänzend.
6. Lfl— d3 ....
Logischer zunächst 6. Sbd2, um auf
etwa 6 Lg3: 7. hg De7 bereits 8.
Se5! antworten zu können.
6
Ld6Xg3
7. h2Xg3
Mit eiserner Konsequenz baut nun
Weiß seine Pläne auf die offene Turm-
linie auf.
7. . .
8. Sbl
DdS— e7
c3
Fortsetzung der Fußnote von S. 395.
stein— Tartakower, London 1922: 11
h6, 12. Sb3 Db6, 13. Tel Ld7, 14. De2
Tae8, 15. Se5 usw. mit weißem Druck.
Schwerfällig auch Partie Selesniew-
Dr. Lasker, Mährisch-Ostrau 1923: 11....
Td8, 12. De2 [oder Partie Bogoljubow—
Marshall, New-York 1924: Se5 nebst
Sdf3] 12.... Db6, 13. Sb3! [verhindert
d5— d4] 13.... Ld7, 14. Sbd4 [schärfer
wohl 14. Se5] 14. . . . Sd4: 15. Sd4: Te8,
[verhindert 16. f5], 16. Tfel Tac8, 17.
Tadl a6, 18. Td2 Dd6, 19. Sf3 Df8, 20.
Sd4 Dc5, 21. Sb3 Db6, 22. Sd4 Dc5
Remis).
12. Se5 (präziser Partie Sämisch—
Kostitsch, Teplitz-Schönau 1922: 12. De2
Tb8 [12.... b4!] und nun 13. b4! Db6
[13.... Dc3:? 14. Tacl], 14. Sb3 a5, 15.
a3 mit Stellungsvorteil).
12. . . . Lb7, 13. De2. Hier wurde die
Partie auf Vorschlag des Weltmeisters
und mit Zustimmung des Turnierkomitees
remis erklärt. —
Eine scharfe Wendung!
Etwas Unwissenschaftliches (statt
etwa 8. Sbd2), wobei Weiß die Verein-
fachungstendenz der Partie durch leb-
haftes Figurenspiel zu bekämpfen trachtet
(8. . . . e5, 9. Sb5).
8 a7— a6
Zu gefährlich wäre es selbstredend,
die nach 8. . . . c5, 9. Sb5 entstehenden Ver-
wicklungen heraufzubeschwören. Zweck-
mäßiger war jedoch nach Reti 8. . . . c6
nebst e5, da sich beide strategischen
Pläne von Schwarz (Errichtung., eines
Bauernzentrums durch e6-e5 und Öffnung
der c-Linie durch c7-c5) schwer kumulieren
lassen.
9. Ddl— e2 ....
Bereitet sowohl die lange Rochade,
als auch unter Umständen den Zentrurris-
vorstoß e3— e4 vor.
g qJ q5
\0. 'd4Xc5! e6— e5
Dieser Grundgedanke der schwarzen
Partieanlage (mit Ld6, De7 usw.) sieht
hier sehr plausibel aus, doch erweisen
sich die schönen Mittelbauern von Schw.
(wie schon so oft!) als „hängend".
Auf 10.... Sc5: aber würde Weiß
mit etwa 11. 0-0-0! (zwecklos wäre 11.
Se5 wegen 11 Sfd7 und verfrüht der
Vorstoß 11. e4 wegen 11. . . . de, 12. Se4:
Sce4: 13. Le4: Db4t 14. Sd2 Db2:) 11....
Sd3:t 12. Td3: usw. ein schön ent-
wickeltes Spiel erlangen.
11. Ld3— f5!
Ein wichtiges Zwischenmanöver!
Zu unklaren Verwicklungen würde 11. e4
d4, 12. Sd5 Dc5:! 13. 0-0-0! usw. führen.
11 Sd7Xc5
12. Lf5Xc8 Ta8Xc8
13.0—0—0 De7— e6
Trotz der scheinbar günstigen An-
griffsformation (offene c-Linie!) beginnt
bereits die Verteidigung des exponierten
Damenbauern Sorgen zu verursachen.
Auf 13. . . . Dd6 folgt 14. Sd5: Sd5: 15. e4.
Glaubt aber Schwarz, mit 13 Td8 sein
Zentrum hinreichend geschützt zu haben,
so folgt darauf, wie Spielmann selbst in
„Tidskrift för Schack" angibt: 14. Sh4 g6,
15. f3 nebst g4 mit Umgehung der
rechten Flanke.
14. Sf3— g5! De6— c6
Auf 14. . . . Df5 würde 15. f4! e4, 16.
Th4 h5, 17. g4! den weißen Vorteil
besiegeln.
Nun aber folgt ein raffiniertes (hyper-
modernes?) Damenmanöver: De2— f3— f5,
wodurch es dem Weißen gelingt, die
397 -
gegnerische Verteidigungsmauer zu
sprengen.
15. De2— f3! ....
Jetzt würde Schwarz nach 15. f4 e4,
16. Td4! h6! (nicht aber 16. . . . Se6
wegen 17. Td2) nebst 0—0 zu einer be-
quemen Stellung gelangen.
15 Sc5— e6
Auch nach 15 Sce4 (tückischer
als 15.... Sa4), 16. Df5! (eine falsche
Fährte wäre 16. Sge4: Se4: 17. Td5: Sc3:
18. Te5:t Kf8, 19. Dc6: Sa2:t 20. Kbl?
Tc6: 21. Ka2: Tc2: usw., bezw. auch
17. Df5 Sc3: 18. Deöif wegen 18....
De6!) 16.... Sc3: 17. De5:t Kf8, 18. Dc3:
Dc3: 19. bc h6 (oder 19. . . . Tc3: 20. e4!
Tc5, 21. ed Td5: 22. Td5: Sd5: 23. Tdl
Sf6, 24. TdSf Se8, 25. Td7 usw.), 20.
Kb2 Ke7, 21. Sh3! g5, 22. f3 nebst Td3
bleibt Weiß im materiellen Vorteil.
16. Df3— f5 d5— d4
Auflösung der schwarzen Bauern-
armee, wobei sich für die weißen Türme
eine wichtige Zugstraße öffnet. Ein so-
fort entscheidender Fehler wäre übrigens
16.... Dd6 wegen 17. Td5:! Verhältnis-
mäßig am besten war aber wohl 16. . . .
Sg5: 17. Dg5: 0—0, 18. De5: Se4! 19.
Td5: Sc3: 20. bc Dc3: 21. Dc3: Tc3:
obwohl Weiß nach 22. Thdl nicht nur
einen Mehrbauer, sondern auch die bessere
Stellung im Endspiel beibehält.
17. e3Xd4 e5Xd4
18; Tdl— elü ....
Weiß holt zu einem eleganten Ent-
scheidungsschlag aus. Verfehlt wäre aber
der näherliegende Zug 18. Thel, da
Schwarz sich darauf mit 18. . . . 0—0! 19.
Se6: fe, 20. Te6: Dc4 ein starkes Gegen-
spiel verschaffen würde.
Nun aber geht Schwarz an der ex-
ponierten Lage seines Königs zugrunde.
18 Ke8— e7
19. TelXeöf! f7Xe6
20. Thl— el Ke7— f8
Noch das Beste.
21. TelXe6 d4Xc3
Auf 21. . . . Dc4 entscheidet 22. Tf6:t
gf, 23. Df6:t Kg8, 24. Se6. Nach der
Textfortsetzung hat zwar Schwarz
materielles Äquivalent für die Dame und
bringt scheinbar sogar seinen Königs-
turm ins Freie, gerät aber dabei in ein
merkwürdiges Pattnetz, aus welchem es
kein Entrinnen gibt.
22. Te6Xc6 c3Xb2t
23. KCl— bl Tc8Xc6
24. Df5— e5! b7— b5
Auch nach etwa 24. . . . h6, 25. Db8t
Se8, 26. Db7: Tf6, 27. Db4t Kg8, 28.
Dc4t Kf8, 29. Se4 Tf7 (29. . . . Tg6, 30.
f4), 30. Da6: .usw. würde Schwarz der nun-
mehrigen Übermacht unter höllischen
Qualen erliegen.
25. be5— bSf Sf6— e8
26.* Db8— b7 Tc6— f6
27. Db7-d7 h7— h5
28. f2— f4! ....
Die entscheidende Kraftquelle. Nach
28. Se6t Te6: 29. De6: Th6 würde dagegen
Weiß mit seiner blanken Dame nirgends
durchbrechen können.
28 Th8— h6
29. f4— f5 ....
Nagelt den Sarg aller Befreiungs-
hoffnungen zu!
29 Se8— d6
30. Sg5— e6t Kf8— g8
31. De7Xg7#
Holländisch.
Erster erfolgreicher Rebellionsversuch
gegen die Selbstherrlichkeit des Damen-
bauerspieles!
Der kritische Punkt e4 soll dabei
unter schärfste Quarantaine kommen.
A) Mit d6 oder b6.
Partie Nr. 95,
Sechserkampf zu Hastings 1922.
Bogoljubow. Aljechin.
1. d2— d4 f7— f5
2. c2— c4 ....
Wegen des Stauntongambits, siehe
Partie Nr. 98. Ähnliche Ziele (nämlich
den Durchstoß e2— e4) hat 2. Sc3 zu
verfolgen. — Capablanca zieht freilich
2. Sf3, Nimzowitsch 2. e3 vor. — Eine sehr
sichere, von Steinitz 1872 eingeführte und
neuerdings von Grünfeld stark patronisierte
Spielweise ist 2. g3* nebst event.
*) 95a — Vergleiche hiezu folgende
schöne Städtekampfpartie Przepiörka—
Gottesdiener (Warschau 1924):
Fortsetzung der Fußnote auf S. 398.
398
Sgl— h3—f4—d3. Eine AbartdiesesSystems
bildet 2. Sf3 nebst g3, Lg2 und 0—0
(wobei der Vorstoß c2— c4 vor der
Rochade wegen des möglichen Lb4t
unterlassen wird).
2 e7— e6
3. g2-g3
Der Modezug. — Wegen 3. Sc3,
sowie anderer Möglichkeiten (3. a3, 3. e3,
3. Sf3) siehe nächste Partie.
Sg8— f6
Fortsetzung der Fußnote von S. 397.
2. g3 e6 (von fraglichem Werte ist
hier das Damenfianchetto 2. . . . b6, 3.
Lg2 Sc6, Partie Spielmann— Mieses,
Teplitz-Schönau 1922, wegen 4. d5! Se5,
5. b3 nebst Lb2, Sh3, c4, Sd2 usw.
Spielbar ist dagegen das Königsfianchetto
2. . . . g6, 3. Lg2 Sf6, 4. Sf3 [überstürzt
Partie Rubinstein— Bogoljubow, Karlsbad
1923: 4. Sh3 Lg7, 5. Sf4 Sc6! 6. d5
Se5] 4. . . . Lg7, 5. 0-0 0—0, 6. c4 e6 usw.)
3. Lg2 Sf6, 4. Sh3 (Blackburne! —
Wegen 4. Sf3, siehe Anmerkung zum
2. Zuge von Weiß in der Partie Nr. 96).
4. . . . d5! (auch jetzt das Sicherste.
Verwegen Partie Grünfeld— Tartakower,
Pistyan 1922: 4.... c5, 5. de! Lc5: 6.
0-0 d5, 7. c4! 0-0 [od. Partie Steinitz-
Albin, 1894: 7. . . . d4, 8. b4! Le7, 9. Lb2
0-0, 10. c5!], 8. cd Sd5: 9. Sf4 Sf4: 10.
Lf4: mit weißem Stellungsvorteil, sehr
beachtenswert dagegen Partie Przepiörka-
Tartakower, Pistyan 1922: 4.... Le7, 5.
0-0 0—0, 6. Sd2 d6, 7. b3 [schärfer 7.
e4] 7. . . . Sc6, 8. Lb2 De8, 9. e3 Sg4, 10.
De2 Dh5 mit starker Stellung).
5. 0-0 Ld6 (besser Partie Black-
burne—Bird, Manchester 1890: 5 Le7,
dies umsomehr, als kein Se5 zu
gewärtigen ist).
6. c4 c6, 7. Dd3 (od. Partie Grünfeld-
Mieses, Teplitz-Schönau 1922: 7. Sc3
Sbd7 [7. . . . de, 8. e4!], 8. Dd3 Sc4, 9. f3
Sc3: 10. bc nebst e4 mit weißer Initiative).
7. . . . 0—0, 8. Sc3 Kh8 (gekünstelt
Ein sehr starkes Eröffnungsmanöver ist
hier und in ähnlichen Stellen Lc8-d7-e8-g6
oder f7).
9. Lf4 Lf4: 10. Sf4: De7, 11. f3 Sbd7
(eine bessere Verteidigung gewährte hier
11.... de, 12. Dc4: e5), 12. cd ed, 13.
e4! (13. Df5: Db4!) 13. . . . fe, 14. fe Sb6
(besser vorerst 14 de, 15. Se4: Sb6
drohend Lf5), 15. Tael de, 16. Le4:! Se4:
(erzwungen wegen der Drohung 17. Lh7:
nebst Sg6t), 17. Te4: Dd6, 18. Te5! Sd7,
19. Th5 Sf6, 20. Se4! (noch präziser als
die Nebenlösung 20. Sg6t Kg8, 21. Sf8:
Df8: [21.... Sh5:? 22. Dh7#], 22. Th7:
De7 mit Widerstand). Aufgegeben!
Etwas lockernd geschah in einer
Partie Rubinstein-Tarrasch, Hastings 1922:
3.... c5, 4. Sf3 cd, 5. Sd4: Sf6, 6. Lg2
Sc6, 7. 0-0 Lc5, 8. e3 usw. mit starker
Zentrumslage für Weiß.
4. Lfl— g2 Lf8— b4t
Sehr vernünftig. Der schwarze Königs-
läufer spielt meistens in dieser Eröffnung die
Rolle eines Statisten. — Eine gute und sichere
Bekämpfung des weißen Fianchettos ist
die Stonewallbildung, um die Wirkung-
des Lg2 einzuschränken, vgl. Partie
Johner— Tarrasch, Pistyan 1922:
4. . . . c6, 5. Sf3 d5, 6. Dc2 Le7, 7.
0-0 0-0, 8. b3 Se4, 9. Lb2 Sd7, 10. Sei
(um f3 nebst e4 zu spielen) 10 Lg51
11. Dd3 Db6 mit Gegenchancen, die vom
Nachziehenden sehr schön und energisch
verwirklicht wurden.
5. Lei— d2 ....
Ob 5. Sd2 vorzuziehen wäre, ist eine
reine Geschmackssache. — Oberflächlicher
geschah in einer Partie Bogoljubow—
Tartakower, Berlin 1920 (mit Zugum-
stellung): 5. Sc3 0-0 (folgerichtiger
hier und in den beiden nächsten Zügen
Lc3:), 6. Sf3 d6 (6. . . . Se4, 7. Dc2), 7.
0-0 De7, 8. Db3 c5, 9. de! Lc5: (9. . . .
de, 10. Seo), 10. Sa4 e5! mit GegenspieL
5 Lb4Xd2t
6. SblXcl2 ....
Musterbeilage : Partie Wy vill-Williams,
London 1851 . — Oder aber Partie Aljechin—
Tartakower, Haag 1921: 6. Dd2: 0^0, 1.
Sh3 d5, 8. Sa3 (die letzte Wahrheit?)
8.... Sc6, 9. Tdl De7, 10. 0-0 Td8! nebst
Lc8— d7— e8— f7 und Weiß wird in der
Mitte beschäftigt.
6 Sb8— c6!
Nun muß sich Weiß entscheiden, ob
er zwecks Verteidigung seines Damen-
bauern auf die Entwicklung Sgl— h3— f4
oder aber auf den Vorstoß e3— e4
verzichtet.
7. Sgl— f3 0—0
8. 0—0 ....
Farblos gespielt. Im Sinne der letzten
Anmerkung hätte 8. Dc2 nebst e4 mehr
Initiative bekundet.
8 d7— d6
„Nun kommt Schwarz dem Gegner
mit dem Vorstoß des Königsbauern zuvor
und erlangt damit das bessere Spiel".
(Dr. Tarrasch in Kagan's Schachnach-
richten ex 1923). Diese dogmatische
Anmerkung beleuchtet in trefflicher
Weise die beiderseitigen Tendenzen der
echt-holländischen Partie.
9. Ddl-b3 Kg8-h8
Vielleicht ging auch sofort e6— e5
was freilich bei beschränkter Bedenkzeit
mit Rücksicht auf verschiedene Feinheiten
nur gefühlsmäßig zu entscheiden war
10. Db3— c3
Weiß glaubt damit den kritischen
Vorstoß zu verhindern, wird aber in
drastischer Weise des besseren belehrt
Statt dessen bot sich dem Weißen
gerade hier die Gelegenheit, durch das
präventive Vorgehen 10. d5 ed, 11. cd
Seö, 12. Sd4 usw. den Kampf vierschneidis-
zu gestalten. ^
10. ... , e6— eöü
Weiß darf jetzt nicht dreimal auf e5
schlagen, weil schließlich der Sd2 hängt.
11. e2— e3 a7--a5!
Notwendig, um b2~b4-b5 zu ver-
hindern.
12. b2-b3 Dd8-e8
13. a2— a3
Nun erst steht Weiß zum Vorziehen
des b-Bauern bereit; dies verhindert jedoch
bchwarz ganz unerwartet vom anderen
Flügel aus.
'3 De8— h5!
Das Damenmanöver Dd8— e8— h5 ist
auch schon an und für sich für das hollän-
dische Gegenspiel sehr charakteristisch,
hat aber hier noch eine tiefere Bedeutung
14. h2— h4
Auf 14. b4 folgt nun 14. . e4 15
bei ab mit Bauerngewinn, da die 'Ver-
bmdung der Türme durch den Springer-
ruckzug unterbrochen wurde. Anderseits
wäre auch das dreimalige Schlagen auf
lK''''?a '^'Pe'; fatal: 14. de de, 15. Se5:?
M i T^-. ^^^; ^^^ "^'t Damengewinn od.
Matt. Dieser letzteren Drohung: Sg4 nebst
e5-e4 soll der Textzug in rfdikaler
wenn auch bauernschwächender Weise
begegnen.
^4 Sf6— g4
15. Sf3— g5 Lc8— d7
16. f2~f3 Sg4-f6
Nun droht schon f5— f4! die weiße
Bauernkette zu sprengen.
17. f3— f4 e5 e4
Strategisches Umwandlungsspiel: Es
ist dem Weißen gelungen, seine auf-
gelockerte Bauernstellung in eine
versteifte zu verwandeln, wobei ie-
doch die Lage des Lg2, des Sd2 und später
("ach dem zu gewärtigenden h7-h6)
auch des Sh3 wenig beneidenswert ist
Auch ist mit einem unmittelbaren Angriff
auf den rückständigen Bg3 mittels Dg4
und Sh5 zu rechnen, sodaß der fragliche
Pion mit dem König allein nicht zu
schützen ist und Weiß daher einem Springer
auf fl Platz macht. ^
Als Trost für alle diese Wider-
wärtigkeiten der Stellung winkt dem
Weißen vorläufig noch die Möglichkeit
seine Bauernmasse im Zentrum oder am
Uamenflügel wirksam zu verwenden
Wir werden aber bald sehen, in welch
genialer Weise Aljechin auch dieser
taktischen Gefahren Herr wird
18. Tfl— dl
Hätte Weiß die Entwicklung* 'der
Dinge geahnt, dann hätte er vor diesem
Kaumungszuge zunächst noch die Ab-
riegelung 18. d5 vorgenommen.
|8- .... h7— h6
19. Sg5-h3 d6-d5!
Hiemii hat Schwarz seine Zentrums-
stellung entscheidend verstärkt. (20 cd^
Sd5: nebst Se3:) Ohne auf seine Angriffs-
möglichkeiten am Königsflügel (event
g7—g5), sowie auf seine Durchbruchs-
plane auf der Damenseite (event. a5— a4)
endgültig zu verzichten, verlegt er plötz-
lich das Schwergewicht des Kampfes auf
den Mittelpunkt d5, den er mit einem
Springer unvertreibbar besetzen möchte
Bewundernswert ist die wohlgeordnete
Schlachtordnung von Schwarz, der sich
unter dem Schutze des vorgeschobenen
Keiles e4 in breiter Front entwickelt hat
wobei seine Plänkler auf a5, d5, f5 und
h5 vier konzentrisch wirkenden Armeen
gleichen.
20. Sd2~fl Sc6-e7
r: ,J^IS^} mit 21.... a4, 22. b4 de das
Feld d5 für die Springer zu erlangen.
21. a3— a4 Se7— c6!
Sofort wird der Plan geändert, nun
findet dieser Springer auf b4 und allen-
falls dS ein Arbeitsfeld. [Aljechin in den
„Basler Nachrichten".]
22. Tdl-d2 Sc6-b4
23. Lg2— hl
. uP^ Angriffszug! Bogoljubow beab-
sichtigt TgS, Sf2 nebst event. g3-g4 und
hat schon öfters in ähnlich barocker
Weise seine tiefverborgenen Pläne durch-
zuführen verstanden.
23. ' ■ ' Dh5— e8!!
Virtuose Angriffsführung:- Auf Grund
einer winzigen taktischen Idee (d5Xc4
mit indirekter Bedrohung des Ba4) wird
ein großzügiger Schlachtplan verwirklicht
_ :^a«,-^-
(Besetzung des strategischen Punktes d5
durch einen Springer). Alles wirft sich
auf die erspähte „Schwäche". Die Flügel-
armee kehrt im Eilmarsch zurück, um
auch die blühende Ebene auf der weißen
Damenseite zu verwüsten. „Feldherr und
Plänkler zugleich!", dies ist das
Geheimnis des neuromantischen Stiles.
24. Td2— g2 . . , .
Auf 24. c5 würde der Zertrümmerungs-
zug 24 b5! (noch zwingender als 24
b6) folgen.
24 d5Xc4
25. b3Xc4 ......
Weiß wählt von zwei Übeln das
kleinere: Er opfert den Bauern, um nicht
nach 25. Dc4: Sfd5 (drohend b7— b5) mit
endlosen Kalamitäten kämpfen zu müssen,
während er sich nun zu befreien hofft.
25 Ld7Xa4
26. Sh3— f2 La4— d7
27. Sfl— d2 b7— b5!
28. Sf2— dl , . . .
Immer wieder dieser Kampf um das
Feld d5. Auf 28. c5 oder 28. cb folgt
natürlich zunächst Sfd5. Jetzt dagegen
würde Schwarz durch 28. . . . bc dem
gegnerischen Aufmarsch Sd2Xc4— e5 Vor-
schub leisten. Aljechin opfert daher lieber
den Bauern zurück, um dafür weitere
Stellungsvorteile zu erlangen:
28 Sb4— d3!
29. TalXa5 ....
Wenn zunächst 29. cb, so 29. . . . Lb5:
30. Ta5: Sd5, 31. DaS Ta5: 32. Da5: Dc6
nebst baldigem Ta8 mit gewinnbringendem
Angriff, da König, Turm g2 und Läufer hl
schlecht stehen.
29 . . , . b5— b4!
Eine weitberechnete und sehr ver-
zwickte Kombination, die Aljechin in dieser
Entscheidungspartie um den ersten Preis so-
zusagen aus den Ärmeln schüttelt! Die nun
folgenden Abtauschverwicklungen sind
ganz eigenartiger Natur,wobei insbesondere
auf die Schicksale dieses Bauern ver-
wiesen sei.
1 HIB 11
W^y 'M^y ^^^ 'M'
Sl m Ä * Ä
30. Ta5Xa8 ....
Oder 30. Dal Ta5: 31. Da5: DaS! und
Schwarz dringt über die a-Linie ins weiße
Spiel ein.
30 b4Xc3
31. Ta8Xe8 c3— c2!!
32. Te8Xf8t Kg8— h7
Weiß hat zwei Türme mehr, kann aber
das Entstehen einer neuen schwarzen
Dame nicht verhindern und befindet sich
dann mit seinen getrennten Türmen im
Nachteil.
33. Sdl— f2 c2-clDt
34. Sd2— fl Sd3— el!
Droht Matt auf f3.
35. Tg2— h2 DclXc4
Mit neuen starken Drohungen durch
36. . . . Lb5, 37. Sd2 Del usw. Weiß hat da-
gegen nichts Besseres als ein versöhnendes
Qualitätsopfer 'zu bringen, womit aber der
Vorteil von Schwarz klargelegt wird.
36. Tf8— b8 Ld7— b5
37. Tb8Xb5 Dc4Xb5
38. g3-g4
Weiß möchte gern den Punkt e4 durch
Ablenken des Bf5 sprengen. Es kommt
aber anders.
38 Sei— f3t
39. LhlXf3 e4Xf3
40. g4Xf5 Db5— e2!
Eine höchst originelle Zugzwangs-
stellung. Auf 41. Sh3 folgt wieder einmal
ein Damenopfer mit 41 Sg4! 42. Te2:
fe und Schwarz bekommt die dritte Dame.
Auch die Turmzüge nach hl und h3 ver-
bieten sich wegen 41 Sg4! Daher
muß Weiß seine Bauernzüge erschöpfen.
41. d4— d5 Kh7— g8
42. h4— h5 Kg8— h7
43. e3— e4 Sf6Xe4
44. Sf2Xe4 De2Xe4
45. d5— d6 ....
Arme Armee! — Aussichtslos wäre
auch sofort 45. Td2 wegen 45 Df4:
nebst Df5: usw.
45 c7Xd6
46. f5— f6 g7Xf6
47. Th2— d2 De4— e2!
Eine reizende Schlußwendung, die
uns über die brutale Übermacht des nun
folgenden Königsendspiels hinwegtröstet.
48. Td2Xe2 f3Xe2
49. Kgl— f2 e2XflDt
50. Kf2Xfl Kh7— g7
401 -
Es ist immerhin eine pikante Tat-
sache, daß nach so vielen wild-
romantischen Wendungen ein winziger
Mehrbauer entscheidet.
Kfl— f2
51.
52.
53.
Kf2— e3
Ke3— e4
Kg7-
Kf7-
d6-
-f7
-e6
d5
Die vierte schwarze Dame ist im
Anmarsch.
54. Ke4— d4 Ke6— d6
Weiß gibt auf.
Die schönste Partie der
Neuzeit, wobei sie auch zum Kapitel
„Angriffsführung einst und jetzt" einen
wertvollen Beitrag liefert.
Die vier Weltmeister der Neuzeit.
(Eine Skizze).
I.
Steinitz, das Weltkind, hin- und herwandernd, überall kämpfend
(Lebensetappen: Prager Ghetto, Wiener Technik, Londoner Journalistik, New-
Yorker Schriftstellerei, Havanner Triumphe, Moskauer Spital).
IL
Lasker, der Weltgeist, hin- und hereilend, überall forschend (Vor-
zugsschüler in BerHnchen, Universitätslektor in London, Zeitschriftheraus-
geber in New-York, Rentier in Berlin — Wilmersdorf).
IIL
Capa, der Weltmann, hin- und herreisend, überall faszinierend
(Havanner Sonne, Columbia-Colledge, Diplomatenkarriere in Petersburg,
Nationalpolitik in New-York).
IV.
Aljechin, der Weltsturm, hin- und herrasend, Künder der neuen
Kunst (Schicksalsetappen: Im Lebensstrudel von Petersburg, im Internierten-
lager von Rastatt, im Tscheka-Gefängnis von Odessa, Verklärungszeit in
Paris).
Partie Nr. 96.
Großturnier zu Göteborg 1920.
Rubinstein. Dr. Tarrasch.
1. d2— d4 e7— e6
Ladet den Gegner zur französischen
Konversation ein (2. e4 d5) und erlaubt
ansonsten in ganz schmerzloser Weise
in die Holländische einzulenken, ohne das
Staunton-Gambit (1. d4 f5, 2. e4), oder die
Grünfeld-Attaque (1. d4 f5, 2. g3 nebst
Lg2 und Sh3) zuzulassen. Diese Erwägung
soll übrigens keineswegs als amtliche
Bestätigung für die Güte der beiden letzt-
genannten Spielweisen gelten!
2. c2— c4 ....
Am sichersten ist nach Grünfeld 2.
Sf3 und wenn nun 2. . . . f5, so 3. g3 Sf6,
4. Lg2, um bei der alleinseligmachenden
Flankenstrategie zu bleiben.
Gefährlich ist diese aber nicht und
kann auf verschiedene Arten bekämpft
werden:
I) das Gegenfianchetto 4 g6, vgl.
3. Wettpartie Grünfeld— Tartakower,
Wien 1922: 5. 0-0 Lg7, 6. c4 0-0
(verwegener Vierkampfpartie zwischen
denselben Gegnern, Wien 1920: 6. . . . d6,
7. Sc3 Sc6, 8. d5 cd, 9. cd Se5, 10. Sd4. —
Am sichersten aber sofort 6. . . . d5).
7. Sc3 (einengender, wenn auch da-
für zweischneidiger ist 7. d5, z. B. 7
Se4, 8. Sbd2 Sd2: 9. Dd2: e5 [9.... d6,
10. de Le6: 11. Sd4], 10. d6 cd, 11. Dd6:
Df6 mit unklarem Spiel).
Dr. S. G. Tartakower: Die hypermoderne Schachpartie.
4U2
7. . . . d5! (verwickelter P. Sämisch-
Reti, Wien 1922: 7.... d6, 8. Dc2 Sc(),
9. d5 cd, 10. cd Sb4, 11. Ddl De7, 12.
a3 Sa6, 13. Sd4, worauf statt 13. . . . Ld7,
14. b4! zunächst 13 Sc5 mit Wieder-
verwendbarkeit des Springers geschehen
sollte).
8. Db3 (8. b3 c5) 8. . . . cG, 9. Lf4 h6!
mit Gegenspiel.
II) Scharf ist auch das geschlossene
System 4. . . . Le7, 5. 0—0 0—0, 6. c4 d6,
vgl. Partie Grünfeld-Tartakower, WiC;n
1921: 7. Sc3 Sc6, 8. d5 ed, 9. cd Se5,
10. Sd4 Ld7! (schwächlich Partie Steinitz-
Tschigorin, 1891: 10 Sg6, 11. Dc2),
11. Dc2 g6, 12. Lh6 (sehr unklar 12. f4)
12 Te8, 13. Tael (positioneller 13.
Tadl) 13. . . . Tc8 mit Gegenspiel. —
III) Am sichersten ist natürlich die
Stonewallbildung: 4. . . . d5, vgl. Partie
Grünfeld-Tartakower, Teplitz 1922:
5. 0—0 Le7! (schwerfälliger 5....
Sbd7, Partie Rubinstein— Mieses, ibid.
sowie 5. . . . Ldö, Partie Tarrasch-Mieses,
ibid. letzteres wegen 6. c4 c6, 7. b3! Sbd7,
8. Lb2 0-0, 9. Sbd2! nebst event. Se5,
f3, c5 und b4, Partie Grünfeld— John,
Göteborg 1920).
6. c4 0—0, 7. Sc3 (wenn jetzt 7. b3,
so 7.... c5i Ungefährlich auch Partie
Lipke— Walbrodt, Wien 1898: 7. Dc2 c6,
8. Lf4 Se4 usw.)
7. . . . c6 (in der Stammpartie Steinitz-
Zukertort, London 1872, geschah mit
Zugumstellung: 7 De8, 8. Se5 c6, 9.
b3 Se4, 10. Lb2 Sd7 usw.)
8. Dd3 Se4, 9. Se5 Sd7 mit Gleich-
gewicht. —
2 f7— f5
3. Sbl— c3 ....
Oberflächlich ist 3. Sf3, abwartend
3. e3, ganz gut und positionsgemäß 3. a3
(vgl. hiezu nächste Partie).
3 Lf8— b4
Eine altertümliche und wohl auch
sehr konsequent aussehende Fortsetzung,
doch ist das letzte Wort über die beste
Verwendungsart dieses Läufers noch
nicht gesprochen. Neutraler ist 3. . . . Sf6.
4. Lei— d2 ...
Am solidesten. Nach 4. e3 Lc3:t 5.
bc c5! nebst d6, De7 und e5 kann die
Bauernschwäche auf c3 akut werden.
Noch antipositioneller sieht 4. Sf3 aus,
da überdies die Verwendung Sge2 (nach
vorherigem e3 und Ld3) den Erforder-
nissen der Stellung besser zu entsprechen
scheint.* — Marshall empfiehlt übrigens
4. Db3, Dr. Lasker gar die w\\6e Fort-
setzung 4. g4 fg, 5. e4.
b7— b6
Eine gute, dem Geiste der Eröffnung
auf den Punkt e4 zu drücken,
entsprechende Fortsetzung (Lb7!), die zu-
gleich das „Problem des schwarzen
Damenläufers" in befriedigender Weise löst.
Oberflächlicher geschah in einer P.
Vidmar-Tartakower, London 1922: 4. . . .
Sf6, 5. e3 0—0, 6. Sf3 (besser 6. Ld3)
0. . . . De7 (schärfer noch immer 6 b6
nebst Lb7, Partie Reti— Tartakower des-
selben Turniers), 7. Ld3 d6, 8. Dc2 g6
(zwecks e6-e5), 9. a3 Lc3: 10. Sbd7
0-0-0 mit nunmehr guter Stellung für
Weiß.
e2— e3
f2— fS
Lc8— b7
Auf 6. Sf3 folgte in einer Partie
Sämisch— Aljechin, Pistyan 1922 (mit
Zugumstellung): 6.... Sf6, 7. Ld3 0—0,
8. Dc2 Lc3: 9. Lc3: Se4, 10. 0-0-0 a5,
0 96a. — Kurzlebig erwies sich
trotzdem folgende Partie Tartakower—
Mieses, Berlin 1920:
3.... Lb4, 4. Sf3 Lc3:t 5. bc b6?
(verfrüht. Zweckmäßig ist 5. . . . d6 oder
auch sofort 5. . . . c5 nebst d6, De7
und eo).
6. d5! (benützt sofort die Gelegenheit
aus der toten Bauernpartie ein lebhaftes
Figurenspiel zu gestalten. Eine ruhige
Fortsetzung wäre etwa 6. e3 Lb7, 7. Ld3
Sf6, 8. 0—0 0—0, worauf Weiß- in einer
Partie Rubinstein— Maröczy, Teplitz 1922
mit 9. a4 nebst Sf3— d2-b3 dem
gegnerischen Plan: c7-c5 nebst Sb8-c6-a5
entgegenzuwirken versuchte).
6. . . . d6, 7. de Le6: 8. Sd4 Ld7 (un-
günstig wäre 8. . . . Lc4: 9. Da4, bezw.
8.... Df6, 9. Lg5! bezw. 8.... De7, 9.
Dd3 g6, 10. Df3), 9. e4 (falsch wäre 9.
Sf5: Sf5: 10. Dd5 wegen 10.. . Df6. Noch
energischer war aber vielleicht 9. g4 fg?
10. Lg2 c6, 11. Sb5).
9. . . . Df6? (gefährlich 9. . . . fe, 10.
Dh5t Kf8! 11. Dd5 Sa6, 12. Lg5! Sf6!
13. Lf6: gf, 14. Le2 Sc5, 15. 0-0 mit
Angriff. Am besten war 9. . . . De7).
10. ef Lf5: 11. Sf5: (ebenso einfach
als zwingend) 11.... Df5: 12. Ld3! Deöf
(12.... Df7, 13. Le4), 13. Kd2! Df4t
(oder 13.... Se7, 14. Tel! [14. Dhöf g6,
15. Df3 Tf8!] 14.... Df6, 15. Dh5t g6,
16. Dd5 c6, 17. De4 mit festem Griff),
14. Kc2 Df2:t 15. Ld2 Sd7 (Schwarz ist
rettungslos verloren, z. B. 15. . . . Df7,
16. De2t! mit überwältigendem Angriff),
16. Tfl Dh4, 17. Df3. Aufgegeben, denn
auf 17. . . . 0—0-0 entscheidet 18. DaSf
nebst Lföf.
— 403 -
11. Kbl* Sa(5, 12. Kai Sb4, 13. Lb4: ab
zugunsten von Schwarz.
6 Lb4-d6
Revozierung seines dritten Zuges, was
jedenfalls keine logische Bekämpfung
des von Weiß gewählten S t e i n i t z ' sehen
Systems (mit Ld3, Sge2, f3 nebst
späterem e3-e4, vgl. Partie Steinitz —
Dr. Tarrasch, Hastings 1895) bedeuten
kann. Die „Theorie" empfiehlt einfach
6. . . . Sf6, 7. Ld3 0-0 (gekünstelt statt
dessen Partie Maröczy-Mieses, Göteborg
1920: 7. . . . Sc6, 8. Dc2 De7, 9. Sge2
mit besserer Entwicklung für Weiß), 8.
Sge2 und nun nach Malkin 8. . . . c5! 9.
0—0 d5! mit Ausgleich.
Die Idee des Textmanövers ist, die
Schattenseite des letzten Zuges von Weiß
(Schwächung der Königsstellung) auszu-
nützen, während Rubinstein im nach-
folgenden bestrebt sein wird, die Licht-
seiten desselben (Stärkung des Zentrums
und Vorbereitung des Vorstoßes e3— e4)
trotz des hin- und herwogenden Kampfes
im Auge zu behalten (vergl. 20. Zug
von Weiß!)
7. Sgl— h3 Sg8— f6
8. Lfl— d3 SbS— c6
9. Ddl— e2 0—0
10. Tal— dl! ....
Eine weitere Stärkung der Mitte.
10 a7— a6
11. 0—0 • Dd8— e8
12. a2— a3 . De8— h5
13. b2— b4 g7— g5
Weiß hat sich am Damenflügel,
Schwarz aber am Königsflügel mächtig
aufgebaut.
14. c4— c5 Ld6— e7
In Betracht kommt auch das Opfer
14.... Lh2:t 15. Kh2: g4, 16. fg fg mit
wilden Verwicklungen, wenn Weiß nicht
vorzieht, mittels 17. Kgl gh, 18. Dh5:
Sh5: 19. gh ein ungefähr gleichstehendes
Endspiel herbeizuführen.
*) Eine tückische Mittelspiel-
kombination zeigt freilich statt dessen
Partie Löwenborg— Marchand, Kopen-
hagen 1916:
11. Thgl Sa6, 12. Le4: fe (logischer
wäre 12. . . . Le4: 13. Db3 Sb4, 14. Sei
Dh4), 13. d5!? ed, 14. cd ef (richtig war
14.... De7), 15. gf Tf7, 16. Lg7:!! Tg7:
17. Tg7:t Kg7: 18. Tglf Kf6, 19. Dc3t
Ke7 (19. . . . Kf5, 20. e4t Kf4, 21. Tg4±t:),
20. De5t Kf8, 21. Df4 Ke8, 22. TgSf
Ke7, 23. Tg7t Ke8, 24. Df744:.
15. Ld3— c4
16. Ld2— cl
17. b4Xc5
18. Lc4— a2
19. f3Xg4
Kg8— h8
b6Xc5
Sc6 — a5
g5 — g4
Sf6Xg4
Schwarz ist noch immer von seinem
Angreifernimbus befangen. Geboten war
die prosaische Wendung 19. . . . Dg4, 20.
Dg4: Sg4: mit ziemlich ausgeglichenen
Chancen.
20. e3— e4! ....
Dieser für die Partieanlage charak-
teristische Durchbruch kommt hier spät,
aber doch.
Von nun an erobert Weiß mit jedem
Zuge immer mehr Terrain und siegt in
großem Stile.
20.
....
Le7— f6
21.
. e4Xf5
e6Xf5
22.
Sc3— d5
Ta8— e8
23,
De2— f3
Lf6-g7
24.
Df3— g3
Das bittere Muß!
Lb7Xd5
25.
La2Xd5
Dh5— g6
Wegen der bestehenden Drohung 26.
Sh4 nebst Se6 erzwungen. Weiß erobert
nun Bauern nach Herzenslust, muß aber
noch sehr präzise dem verzweifelten
Frontalangriff des Gegners begegnen.
26. Sh3— f4 Dg6— f6
27. Sf4— h5 Df6— g6
28. Sh5Xg7 Dg6Xg7
29. Dg3Xc7 Sa5— c6
30. Ld5Xc6 d7Xc6
31. Dc7Xc6 Te8— e2
32. Lei— f4! Tf8— g8
33. Dc6— f3 ....
Schlecht wäre 33. h3 Sf6, 34. Le5
wegen 34. . . . Te5: 35. de Se4.
33 Dg7— e7
34. Lf4— d6 ....
Eine böse Übereilung wäre 33. Le5t?
wegen 34 Te5: 35. de De5: zum Vor-
teil von Schwarz.
34 De7— e6
35. d4— d5 De6— e8
36. Ld6— g3 Te2— e3
37. Tfl — el Aufgegeben,
unn
404
B) Stonewallmäßig,
Partie Nr. 97.
Großturnier zu Teplitz-Schönau 1922.
Maröczy. Tartakower,
1. d2— d4 e7— e6
2. c2— c4 f7— f5
3. Sbl— c3 Sg8— f6
4. Si2—Si3 ...
Um die gegnerische Läuferentwickiung
Lb4 zu verhindern und unter Umständen
am Damenflügel operieren zu können.
Üblicher ist die Fortsetzung der
Entwicklung durch 4. e3 etwa mit der
Folge 4. . . . bö (oder auch gleich 4. . . .
Lb4, 5. Ld2), 5. Ld3 Lb7, 6. f3 (von
Steinitz statt 6. SfS empfohlen) 6. . . . Lb4
(schwerfälliger, da zeitraubender ist die
Doppelfianchettierung 6 g6 nebst Lg7.
in Betracht kommt aber auch der Gegen-
stoß 6 c5. Auf den Aljechin'schen
Seitenausfall 6 Sh5 geschah in einer
Lokalturnierpartie Sprecher— Inzenhofer,
Nürnberg 1921: 7. Dc2 Sc6, 8. Df2 mit
schöner Stellung für Weiß).
7. Sge2 0—0, 8. 0-0 c5! (schwächer
Partie Steinitz— Tarrasch, Hastings 1895:
8.... Sc6, 9. e4! fe, 10. fe e5, 11. Sd5
mit Stellungsvorteil für Weiß).
9. Ld2 d5! mit etwa gleichem Spiel. —
Ohne besondere Nachhaltigkeit ist
die von Marshall bevorzugte Fortsetzung
4. Lg5, vgl. Partie Capablanca-Tartakower,
New-York 1924, mit Zugumstellung:
4 Le7 (schärfer ist 4 Lb4, 5.
Db3 c5), 5. e3 0—0, 6. Ld3 b6 (in einer
Stichpartie Plönnings— Richter, Berlin
1921, geschah mit gutem Erfolg 6
d6 nebst Sbd7, vergl. hingegen Partie
Bogoljubow— Tartakower, Göteborg 1920:
6. . . . d6, 7. Dc2 g6, 8. Sf3 Sc6, 9. a3 e5,
10. de! de, 11. 0-0-0 Ld7, 12. c5! mit
überlegenem Terrain für Weiß), 7. Sf3!
Lb7, 8. 0—0 (etwas schärfer P. Tartakower-
Strobl, Wien 1921: 8. Dc2) 8... De8
(verwegen Partie Marshall— Tartakower,
New-York 1924: 8. . . . Se4, 9. Le7: De7:
10. Le4: fe, 11. Sd2 Dh4 [11.... d5, 12.
Db3!], 12. Sce4:! Sc6 usw. — Ungünstig
jedenfalls Partie Marshall— Schwitzer,
St. Louis 1904: 8. . . . a6, 9. Tel! mit Ent-
wicklungsvorsprung. — In Betracht kommt
8.... d6 oder auch sofort 8.... c5
nebst d6).
9. De2 Se4! (nun geschieht dieses
Entfesselungsmanöver zur rechten Zeit),
10. Le7: Sc3: 11. bc De7: 12. a4 Lf3:
13. Df3: Sc6, 14. Tfbl Tae8 und Schwarz
steht sehr gut. —
4 Lf8— e7
Phlegmatische Fortsetzung der Ent-
wicklung. Auf 4. . . . b6 geschah in einer
Partie Krüger— Zander, Bad Oynhausen
1922 in flottem Stile: 5. Lf4 d6, 6. Dc2
Lb7, 7. 0-0-0 Le7, 8. f3! 0-0, 9. Sh3
Dc8 (9.... Sbd7, 10. Sg5), 10. e4 mit
unklarem Spiel, solider jedoch zweite
Wettpartie John — Mieses, Leipzig 1917:
5. e3 Lb7, 6. Sf3 Se4, 7. Dc2 g6, 8. Ld3
Sc3: (besser 8. . . . d5), 9. bc c5, 10. e4
Lg7, 11. Lf4 d6, 12. d5 mit nunmehrigem
Stellungsvorteil für Weiß, da Lb7 bis
auf weiteres kaltgestellt wurde.
5. e2— eS 0—0
6. Lfl— (13 d7— d5
Wie die Folge zeigt, birgt diese nach-
trägliche Stonewall-Behandlung große
Offensivmöglichkeiten in sich.
Übrigens würde jetzt 6 b6 nebst
Lb7 schon zu spät kommen, um den
weißen Befreiungsstoß e3— e4 zu ver-
hindern.
7. Sgl— f3 ....
Da beide Teile innerhalb der Bauern-
ketten frei lavieren wollen, sieht hier die
Flachentwicklung 7. Sge2 etwas armselig
aus, z. B. Partie Löwy-Albin, Wien 1905:
7.... c6, 8. f3 Ld6, 9. c5 Lc7, 10. f4
SbdT, 11. b4 Se4, 12. Le4: fe und Schw.
steht vorzüglich.
7 c7— c6
Schwarz will im Sinne der Eröffnungs-
anlage den Springer auf e4 spielen, was
vorläufig noch wegen 8. cd ed, 9. Db3
(mit doppeltem Angriff auf d5 und e4)
unvorteilhaft wäre.
8. 0—0 Sf6— e4
9. Ddl— c2 ....
Weiß will kämpfen. Farbloser, dafür
aber einfacher war es, seinerseits den
Königsspringer auf e5 festzusetzen. Also
9. Se5, z. B.
a) 9.... Sd7, 10. Sd7: Ld7: 11. f3
Sc3: 12. bc mit etwa gleichem Spiel,
wenn auch der weiße Damenflügel
Schwächen aufweist. — Oder
b) 9. . . . Ld6, 10. f4 (unsolid wäre
10. f3 Sc3: 11. bc Le5: 12. de Sd7, 13.
f4 Sc5 usw.) Gegen Stonewall bildet
eben der Gegenstonewall immer die be-
quemste Erwiderung, immerhin bleibt
Schwarz dabei insofern im Vorteil, als
ihm die Reserveentwicklung Sb8-d7-f6-e4
zwecks Verstärkung seines vorgeschobenen
Postens zu Gebote steht.
9 Le7— d6
Das Sturmzeichen! Dieser Läufer ist
im Stonewall immer die gefährlichste
Angriffsfigur.
405
10. b2— b3 Sb8— d7
11. Lei— b2 ....
Im Vertrauen auf seine feste Lage
behandelt Weiß die Partie rein positionell,
während dagegen Schwarz die Stellung
als ein Problem: Matt in 20 Zügen!!!
auffaßt.
11
Tf8— f6!
Ein kühnes Beginnen, solch eine un-
gelenkige Masse in den Kampf durchzu-
zwängen. Anderseits ist es sehr fraglich,
ob das Angriffssystem 11 Df6 nebst
g7— gö— g4 unter Verzicht auf die Mit-
wirkung des Turmes zum vollen Erfolg
führen könnte.
12. Tfl— el ....
Ein tief erdachtes Verteidigungs-
manöver (Freimachung des Feldes fl für
den Sf3 oder den Ld3), was sich freilich
in späterer Folge als ein unsicheres
Sicherungsverfahren erweist.
Die große Frage ist, ob Weiß die
ihm anscheinend gebotene Gelegenheit
zu 12 Se5 benützen sollte, z. B.
a) 12.... Se5: 13. de Le5: 14. Se4:
Lb2: (mit 14. . . . de, 15. Le5: ed, 16. Dc3
oder 14.... fe, 15. Le5: Tf5: 16. Le4:
würde Schwarz jedenfalls keinen Vorteil
erlangen. Nichts Durchschlagendes ergibt
auch das Opfer 14.... Lh2:t 15. Kh2:
Th6t 16. Kgl Dh4, 17. f3), 15. Sf6:t
Df6: 16. Ta2 Le5, 17. f4 Ld6 mit etwa
gleichen Aussichten.
b) 12.... Le5: 13. de Se5: 14. Sd5:!
(noch zwingender als 14. Se4: fe, 15. Le5:
Tf5, 16. Le4:) 14 ed (ungenügend
wäre 14.... Sd3: 15. Sf6:t gf, 16. Tadl
Sec5, 17. b4 Db6, 18. bc und gewinnt),
.15. Le5: und Weiß steht überlegen. —
Ungemütlicher gestaltet sich jedoch seine
Lage, wenn Schwarz auf zweimaliges
Schlagen auf e5 verzichtet und mit 13....
Th6 (statt 13.... Se5:) fortsetzt, z. B.
14. Se2 Dh4, 15. h3 g5 (zahmer 15
Sg5, 16. Sf4), 16. cd cd! 17. Dc7 g4,
bezw. 17. f3 Sg3 mit herumwühlenden
Chancen.
c) Sehr stark ist auch sofort 12
Th6, 13. f4 (fatal 13. f3 Se5: 14. de Le5:)
13 Le5: (verlockend wäre sofort
13.... Dh4, 14. g3 Sg3: 15. hg Dhlf 16.
Kf2 Th2t 17. Kel Tc2:! 18. Thl: Tb2:
mit Vorteil, Weiß antwortet aber 15. Sf3!
Dg4, 16. hg Th3, 17. Sh2 und gewinnt),
14. fe Dh4, 15. h3 Sg5 mit vielver-
sprechendem Angriff. —
Wie man also sieht, hätte zwar Weiß
(nach 12. Se5) die volle Abwicklung auf e5
nicht zu fürchten, dafür aber viele andere
Sorgen zu überstehen!
12 Tf6— h6
13. g2-g3
Schwarz drohte bereits durch die
bekannte Opferwendung 13. . . . Lh2:t
14. Sh2: Dh4 zu gewinnen.
13 Dd8— f6
14. Ld3— fl ....
Der Konsolidierungsversuch 14. Sd2
(als Präventivmaßnahme gegen das
drohende g7— g5— g4) würde das leicht-
beschwingte Opfer 14.... Sf2:! 15. Kf2:
Th2:t 16. Kgl (16. Kf3 Dg5) 16.... Lg3:
nebst Dh4 mit baldigem Matt zur Folge
haben. Weiß muß also zu einer Reserve-
idee seines vorletzten Zuges greifen, um
die gelockerte Königsstellung zu schützen.
14 g7--g5
15. Tal—dl ....
Weiß unterschätzt die gegnerische
Opferpolitik. Verhältnismäßig am besten
war es, die schon beim vorigen Zuge
angestrebte Verteidigungsstellung mit 15.
Lg2 und Sd2 nebst Sfl zu erreichen, denn
nach 15. . . . g4, 16. Sd2 ist das Opfer
16.... Sf2: 17. Kf2: Th2: wegen 18. Sfl
unzureichend. Auch 16. ... Dg6, 17. Sfl
Sdf6, 18. Se2 sowie 16.... Sd2: 17. Dd2;
Dg6, 18. f4 ergibt Verteidigungsmöglich-
keiten für Weiß.
Freilich würde aber sein Gegner auf 15.
Lg2 am nachhaltigsten mit 15. . . . Dg6
nebst Dh5 und Sd7— f6— g4 fortsetzen.
15 g5— g4
16. Sc3Xe4 ....
Notwendig, da auf 16. Sd2 neuerlich
das Springeropfer: 16.... Sf2:! 17. Kf2:
Th2:t 18. Lg2 Lg3:t! mit Entscheidung
und auf 16. Sh4 natürlich das Qualitäts-
opfer 16. . . . Th4: mit Demolierung
folgen würde.
16 f5Xe4
17. Sf3— d2 ....
% y/m.
17.
Th6Xh2!!
— 406
„Eine wahrhaft geniale Intuition"
[Zander in den „Deutschen Schachblättern"].
Es ist einleuchtend, daß der an der
Spitze marschierende Meister ein solches
Opfer nur nach genauer Durchrechnung
aller Möglichkeiten bringen konnte.
[Dr. Tartakower im „Teplitz-Schönauer
Anzeiger"]. „Ein Turmopfer von seltener
Kühnheit! Erst im 24. Zuge wird man
sehen, wie weit der Führer der Schwarzen
hätte rechnen können"! [Dr. Tarrasch
in „Kagans Schachnachrichten"]. „Durch
den Schönheitspreis verlockt, bringt Dr.
Tartakower ein kühnes Turmopfer, das
lebhafte Erinnerungen an die Zeit
Anderssens und Morphy's erweckt".
[Grünfeld im Turnierbuch]. — Soweit die
Kenner!
Trotz des noch unentwickelten eigenen
Damenflügels ist dieses Turmopfer
sonderbarerweise (dank der feinen Ver-
wendungsmöglichkeit des Sd7-f6!-h5-g3)
von durchschlagender Kraft. Er zertrümmert
die feindlichen Königsbastionen, die Weiß
bei ruhiger Entwicklung des Gegners
(durch St8, Ld7, Sg6, Tf8 usw.) recht-
zeitig zu konsolidieren hoffte, z. B. 17....
Sf8, 18. Lg2 Sg6, 19. Sfl Ld7, 20. Te2
Tf8, 21. b4 und Weiß hat wenig zu
fürchten.
18. KglXli2 . . , .
Weiß muß das splendide Opfer an-
nehmen, da z. B. auf 18. Se4: zunächst
Dh6 mit Mattdrohung folgen würde.
18 Df6Xf2t
19. Kh2— hl! ....
Weiß verteidigt sich fein. Auf 19.
Lg2 würde weder 19.... DgSif, noch
19.... Lg3:t 20. Khl Df6! 21. Te2 Lf2!
22. Tf2:! Df2: usw., sondern am nach-
haltigsten dieselbe Pointe wie in
der Partie, nämlich das ruhige Heranziehen
des Springers (Sd7-f6- event. h5) zum
Ziele führen, da Weiß sich noch 2—3
Züge lang nicht gut rühren kann.
Also z. B. 19. Lg2 Sf6! 20. Dc3
(nicht 20. Se4: wegen 20.... Lg3:t!
und erst dann Dc2:) 20. . . . Dg3:t 21.
Kgl Dh2t 22. Kfl Sh5, 23. Se4: (sonst
23. . . . Ld7 nebst Tf8t) 23. . . . de, 24. d5
e5, 25. de SgSf 26. Kf2 Le6 und gewinnt.
19 Sd7— 16!!
Die Pointe des Turmopfers. Auf so-
fortiges 19 Dg3:, was gewiß näher lag,
würde 20. Sbl die weiße Dame zur
Verteidigung auf der zweiten Reihe mobil
machen, während nun sich der ungelenkere
Turm (Tel) hiezu hergeben muß.
20. Tel— e2 Df2Xg3
21. Sd2— bl ....
Auf 21. Dc3 würde auch 21. . . . Sh5
folgen, z. B. 22. Tg2 Dh4t 23. Kgl Sg3,
24. Th2 Dg5, 25. Tf2 Sf5 mit ent-
scheidenden Drohungen.
Interessant ist übrigens, daß Weiß
trotz der Rückkonzentrierung seines letzten
Zuges noch immer in der Entwicklung
erhebl ich voraus ist!
21 Sf6— h5
Auf 21. . . . Dh4t würde 22. Th2! den
schwarzen Angriff zum Stillstand bringen.
22. Dc2— d2 ....
Deckt den Be3. Nach 22. Tg2 könnte
sich Schwarz sogar auf 22. . . . Dh3t 23.
Kgl Ld7! U. Te2 Dg3t 25. Tg2
De3:t 26. Df2 Df2:t einlassen, denn
seine 4 Bauern sind ein vollwertiger
Ersatz für den geopferten Turm, zumal
die weißen Figuren nicht recht zum Ein-
greifen gelangen.
22 Lc8--d7!
Ein stiller Zug nach dem andern! Es
wirkt geradezu aufreizend, daß Schwarz
trotz des Minusturmes Muße hat, sich in
aller Seelenruhe weiter zu entwickeln.
Ungenügend wäre Df3t (sowie auch
Dh4t) wegen 23. Kgl.
23. Te2— f2 ....
Um zu verhindern, daß Schwarz mit
Tf8 seine Entwicklung vollendet. Wenig
Entlastung würde bringen 23. Del wegen
23. . . . Df3t (23. . . . Tf8, 24. 'Sd2), 24. Tg2
Dh3t (24.... Lg3, 25. Sd2! Unklarer ist
ferner die (jewinnmöglichkeit nach
24. . . . Sg3: 25. Kgl Sfl : [sonst 26. Sd2], 26.
Dfl: De3:t 27. Df2 Df2: [27.... Dg5,
28. Lcl],28. Kf2:Tf8t 29. Ke2 h5), 25. Kgl
Tf8, 26. Sd2 Lg3 (nicht 26. . . . Sg3? wegen
27. Th2 bezw. 26. . . . Tf3 wegen 27. Sf3:
ef, 28. Tc2), 27. Tg3: Dg3:t 28. Dg3:
Sg3: 29. Lc3 Sf5, 30. Tel h5 und die
schwarze Bauernmasse rückt bedrohlich
heran, während der weiße Figurenknäuel
unbehilflich dasteht.
23 Dg3— h4t
24 Kill— gl ....
Bezüglich des Besänftigungszuges 24.
Th2 vergl. die Anmerkung zum nächsten
Zuge von Weiß.
24 Ld6— g3!
Endlich erscheint ein grausamer In-
kassant, der seine Rechte fordert. Viel
unklarer wäre 24 . . . Sg3 wegen etwa 25.
Th2 Dg5, 26. Lei Sf5, 27. Sc3 Lh2:t
28. Dh2: g3, 29. De2 Sh4, 30. Lg2 nebst
Tf 1 und auch der Gewinnplan 24 g3,
25. Tg2 Ta8— f8— f6— h6 würde auf manche
Widerstände stoßen.
25. Lb2— c3 ....
4:J7
Weiß ist bereits genötigt, die Qualität
zu geben, denn 25. Tg2 ergäbe nach
25. . . . Tf8, 26. De2 Tf3, 27. Lc3 Ld6, 28.
Lei (sonst Th3) g3, 29. Sd2 Dg4 nebst
Sg7 und Sf5 eine für ihn unhaltbare
Stellung. Besser könnte aber vielleicht
diese Rückgabe durch 25. Th2 erfolgen,
obwohl Schwarz auch dann nach etwa
25.... Lh2:t 26. Dh2: Dg5 (unklar
26.... Dh2:t 27. Kh2: TfS, 28. Lg2 Tf2,
29. Td2), 27. Lei g3, 28. Dhl! Kh8!
(zwecklos 28. . . . TfS wegen 29. Le2 nebst
Tfl), 29. Le2 Sf6, 30. Tfl Tg8, 31. Tf4 e5,
32. de De5: 33. Dh4 Tg6, 34. Ld2 d4, 35.
ed Dd4:t 36. Kg2 Db2 usw. Herr der Lage
bleibt.
Die Idee des Textzuges ist, den Läufer
nach el zu bringen, was sich aber gerade
als fatal erweist.
25.
26.
27.
Lg3Xf2t
g4-g3
Ta8— f8
Dd2Xf2
Df2— g2
Nun erst ist die schwarze „Ent-
wicklung" einigermaßen vollendet. Schon
droht natürlich 28.... Tf2, 29. Dhl Th2
mit Damengewinn.
408
28. Lc3— el ....
Verhindert die vorerwähnte Drohung,
stellt sogar durch scheinbares Figurver-
sehen (siehe nächste Anmerkung) eine
nette Falle, gibt aber dem opferlustigen
Gegner Gelegenheit, zu einem entschei-
denden Schlag auszuholen.
Freilich geht die weiße Partie auch
nach 28. Dhl Dg5, 29. Tel Tf2, 30. Lg2
Sf6, 31. Sd2 h5, 32. Sfl h4, 33. Lb4 e5!
34. de Sg4, 35. Ld6 Tflrf! 36. Lfl:! Sh2!
37. Lg2 Lg4 sowie nach 28. Td2 Tf3,
29. Te2 Dg5, 30. Ld2 (30. Lei Sf6!) 30....
Sf6, 31. Sc3 Sg4, 32. Sdl Sh2, 33. Tel h5,
34. Le2 h4! usw. verloren.
28 Tf8Xflt!!
Schön und zwingend! — Häßlich
und schwach wäre dagegen der Rück-
gewinn der Figur durch 28 Dh2t 29.
Dh2: ghf 30. Kh2: (30. Kg2 Tf 1 :) Tfl:
wegen 31. Sd2 Tf8, 32. Lh4und der wieder
befreite Weiße bemächtigt sich der Führung,
wobei das materielle Plus des Gegners
(ein doppelt gestoppter und ein streng
isolierter Plänkler!) gar nicht in die Wag-
schale fällt! —
Unwürdig und verschwommen wäre
ferner die Vorbereitung des Textopfers
durch 28. . . . e5 wegen 29. Td2 ed, 30. Tf2!
usw.
29. KglXfl! e6— e5
30. Kfl— gl ....
Ein amüsantes ,,Bindungs- und Ent-
fesselungsspiel" ergibt das sofortige 30.
Lg3: worauf nämlich 30. .. . Sg3:t31.Kf2
Lg4! 32. Tel (bezw. 32. Dg3: DgSf 33. Kg3:
Ldl : mit 2 Bauern plus im Endspiel) Se2t
33. Kfl Kh8 nebst Lh3 mit Damengewinn
folgt.
Eine noch pikantere Wendung ergibt
der Fluchtversuch 30. Ke2 Lg4t 31. Kd2
Dh2! 32. Dh2 gh und Schwarz gewinnt.
30 Ld7— g4
Dieser zweite, bisher so schüchterne
Inkassant erweist sich noch unerbittlicher
als der erste.
31. LelXg3 ....
Auf 31. Td2 folgt 31.... ed! 32. ed
Lf3, 33. Lg3: Sg3: 34. Dh? Dh2:t (am
einfachsten), 35. Th2:! Se2 , nebst Sd4:
mit leicht gewonnenem Endspiel (3 Bauern
für die Qualität).
31 Sh5Xg3
32. Tdl— el Sg3— f5!
33. Dg2— f2 Dh4— g5
34. d4Xe5 ....
Psychologie des „Wenn schon, denn
schon!" Auf 34. Kfl, was jedenfalls
etwas mehr Zähigkeit aufwies, folgt am
energischesten 34 Dh5, 35. Dgl (es
drohte 35. . . . Dhlf 36. Dgl Sg3t nebst
Matt. Falls 35. Kgl, so Sh4) 35.... Dh4
(droht Sg3t nebst Se2), 36. Sc3 Sg3t
37. Kg2! Shl! 38. Kfl Df6t und Matt in
zwei Zügen.
34 Lg4— f3t
35. Kgl— fl Sf5— g3t
Weiß gibt auf (36. Kgl Shlf).
Eine gediegene Positionspartie. — Es
ist wohl ein Unikum, daß man im ernsten
Turnierspiel eine massive Figur bei
eigener unentwickelter Stellung opfert, um
dann erst nach einer Reihe sti 1 1er Züge
seinen Vorteil klarzustellen, wobei sich
dieser verwegene Gewinnweg als der
einzig richtige erweist. — Die Partie wurde
mit einem Belobungsschreiben von Dr.
Tarrasch ausgezeichnet.
C) Staunton-Gambit.
Partie Nr. 98.
Dritte Matchpartie, Rotterdam 1920.
Reti. Euwe.
1. d2— d4
f7— f5
2. e2— e4 ....
Im Zeichen der Schärfe. Fragwürdig
ist jedenfalls Krejcik's Gambit 2. g4
sowie auch das sogenannte „schwedische
Gambit" 2. Sc3 Sf6, 3. g4, vergl. Partie
Spielmann— Mieses, Berlin '1920: 3....
d5! 4. g5Se4, 5. Se4: fe, 6. f3 Lf5, 7. Lg2
e6, 8. fe de. Schwarz steht bereits besser
und gewann in glänzendem Stile.
Apart ist an der Textstelle Dr. Göring's
2. Lg5, worauf die unbefangene Entwick-
lung 2 Sf6 zu empfehlen ist, sowie
der von Alapin in der „Neuen Wiener
Schachzeitung" 1923 vorgeschlagene Aus-
fall 2. Dd3, dem etwa durch 2. . . . d5 di ^
Spitze abgebrochen werden kann.
2 f5Xe4
3. Sbl— c3
Ganz ungewöhnlich geschah in einer
Partie Tartakower— Mieses, Haag 1921:
3. f3 d5 (oder auch 3. . . . e6, 4. c4. Ge-
fährlich 3. . . . ef, 4. Sf3:), 4. c4 e6! 5
Sc3 Lb4! (schwächer Partie Schweiger—
Tartakower, Budapest 1921: 5.... Sf6.
6. Lg5 Lei, 7 Dd2), 6. Dc2 Sf6, 7. Lg5
c5! 8. cd cd, 9. Da4t Kf7! mit sehr ver-
wickeltem Spiel.
3. .... Sg8— f6
Beac tenswert ist eines Londoner
Spielers Dr. Duncan's Idee, schon hier
3. . . . g6 zu spielen, um sich im Falle
von etwa 4. Se4: (schärfer ist wohl 4. f3)
4. . . . d5, 5. Sg3 Sc6! 6. c3 Sf6 bezw. 6.
409 —
Sf3 Lg4 usw. die rasche Mobilisierung
des Damenflügels behufs eventueller langer
Rochade vorzubehalten.
4 Lei — g5 , . . .
Am üblichsten.*) Verfrüht ist 4. f3 ef!
(wegen 4. . . . d5, 5. Lg5 Sc6, Partie
Teichmann— Mieses, Teplitz 1922, vergl.
nächste Anmerkung), 5. Sf3: d5! (nach
5 e6, 6. Lg5 Le7, 7. Ld3 b6, 8. Se5
hat Weiß bekanntlich ein sehr starkes An-
griffsspiel), 6. Lb3 Lg4, 7. 0-0 Sc6 zu-
gunsten von Schwarz. (Partie Blackburne—
Bird, London 1899.)
4 g7— g6
Sehr gediegen. Ein Fehler ist bekannt-
lich 4. . . . d5? wegen 5. Lf6: ef, 6. Dhöf
g6, 7. Dd5: Unfreundlich ist 4. . . . e6
wegen 5. Se4: (schwächer 5. Lf6: Df6:
6. Se4: Dh6!) Le7, 6. Lf6: Lf6: 7. Sf3
mit starker Ausfallsstellung gegen die
schwarze Königsecke (vergl. mit Zug-
umstellung die bekannte Freipartie
Eduard Lasker— Thomas, London 1912:
7 b6, 8. Se5 0-0, 9. Ld3 Lb7 [besser
9 Le5: 10. de Dh4], 10. Dh5 De7?
[besser 10. . . . Le5:], 11. Dh7:t!! nebst
Matt in sieben Zügen).
Auf 4. . . . c6 folgt nach Dr. Laskers
Muster 5. f31 (schwächer 5. Lf6: ef, 6. Se4:
Db6! 7. De2 [7. Tbl!] Db2: 8. Sdöf Kd8),
5. . . . Da5 (Kabel-Jacobs 1901 :— Gefährlich
Partie Lasker— Pillsbury, Paris 1900: 5. . . .
*) Beachtenswert ist aber hier 4. g4.
Jn einer Partie Meergrün— N., London
1924, folgte: 4.... d5 (bedenklich sieht
4.... h6, 5. g5 hg, 6. Lg5: mit weiterer
Aufrüttelung des schwarzen Königsflügels
.aus. Am zweischneidigsten dürfte sich der
Kampf nach 4 e6, 5. g5 Sd5, 6. Se4:
tisw. gestalten), 5. g5 Sg8 (nicht 5. . . . Sg4
wegen 6. h3 mit Springergewinn. Vorzu-
ziehen war jedenfalls zunächst 5 Lg4,
6. Le2 Le2: 7. De2: Sg8), 6. f3! ef (oder
auch 6 Lf5, 7. fe de, 8. Lc4 usw. mit
idealer Angriffsstellung für Weiß), 7. Df3:!
,e6, 8. Ld3 g6, 9. Sge2 Lg7, 10. 0-0 De7,
11. Lf4 c6, 12. Dg3! Sa6 (immerhin besser
als 12. . . . Sd7, 13. Ld6 Dd8, 14. Df4! mit
Kurzschluß), 13. Ld6 Dd7, 14. Df4! (dieses
Changieren zwischen Linien- und Dia-
gonaldruck ist von durchschlagender
Kraft. Verfehlt wäre übrigens 14. De5!?
wegen Sh6) 14.... Kd8 (es drohte 15.
Df8t), 15. La6:! ba, 16. Le5! (hält die
effektive Blockade aufrecht. Wenn sofort
16. Sa4, so 16. . . . e5) 16. . . . Ke8, 17. Sa4!
De7, 18. Ld6 e5, 19. de De6, 20. DfSfü
Lf8: 21. Tf8:t Kd7, 22. Sc5#. „Eine
scharfe Partie von überzeugendem Werte",
bemerken „Rotterdamsch Schacknieuws".
ef, 6. Sf3: e6 [bezw. Partie Pillsbury—
Lewin, Hannover 1902: 6. . . . d5, 7. Ld3],
7. Ld3 [noch stärker zunächst 7. Lf6:]
Le7, 8. Se5 mit gutem Angriff für Weiß.
Ungünstig Partie Schlechter— Albin, Wien
1900: 5. . . . e3, 6. Le3: d5, 7. Ld3 sowie
Partie Johner— Löwenborg, Kopenhagen
1924: 5. . . . d5, 6. fe de, 7. Lc4 Lg4,
8. Dd2 Sbd7, 9. h3 Lh5, 10. Sge2 Da5,
11. Le6 h6, 12. Le3 mit Stellungsvorteil
von Weiß).
6. Dd2! (schwächer 6. Lf6: ef, 7. fe
d5 [zwingender als sofort 7. . . . Lb4, 8.
Dd2], 8. ed Lb4!) 6. . . . e3 (oder 6. . . . d5,
7. fe de, 8. Se4: bezw. 6. . . . ef, 7. Sf3:
d6, 8. Ld3 bezw 6 e5, 7. Lf6: gf,
8. fe mit besserem Spiel für Weiß).
7. Le3: (noch besser nach Schlechter
7. De3:) 7. . . . e5 (oder 7. . . . e6, 8. Ld3
nebst Sge2 und 0-0), 8. de De 5: 9. 0-0-0
d5, 10. Tel (gut genug Partie Freymann—
Forgacs, Petersburg 1909: 10. Lf4 Df5,
IL.Telt Kf7, 12. Ld3 Dd7, 13. Sh3) 10....
Kf7, 11. Lf4 oder 11. Ld3 mit nachhaltigem
Liniendruck.
Von Mieses stark protegiert wird an
der Textstelle 4. . . . Sc6 z. B.:
a) Partie Rubinstein— Mieses, Göte-
borg 1 920:5. f3d5! (weit seh wacher Stamm-
partie Johner— Jaffe, Karlsbad 1911: 5 —
ef, 6. d5), 6. fe (oder mit Zugumstellung
Partie Teichmann— Mieses, Teplitz 1922:
6. Lf6: ef, 7. fe de, 8. d5 Se5, 9. Dd4
[9. Se4:? De7!] Ld6, 10. Se4: 0-0 mit
Stellungsvorteil für Schwarz) 6 Se4:
(schwächer 6.... de, 7. d5Se5, 8. Sge2!),
7.Se4:de,8.d5Se5,9.Dd4Sf7,10.Lf4(besser
war 10. Le3, worauf etwa 10. . . . c6, 1 1. Lc4
Sd6,12.Lb3cd,13.Ld5:[13.Dd5:e6, 14.La4t
Kf7] e6, 14. Lb3 Dh4t, 15. g3 Df6 mit
Behauptung des Mehrbauern folgen könnte)
10.... c6, 11. Lc4 e6! (falsch wäre 11....
b5, 12. Lb3 c5? 13. Dc5: e5, 14. d6 ef,
15. Dc6t Ld7, 16. De4:t usw.), 12. d6
(verhältnismäßig am besten war 12. De4:
Da5t [12.... cd? 13. Lb5t], 13. Ld2 cd,
14. La5: de, 15. 0-0-0 mit Entwicklungs-
ersatz für den Bauern) 12 Ld6: 13.
Ld6: Dd6: 14. Dg7: Db4t 15. Dc3 Dc3:t
16. bc Sd( 17. Le2 (17. Lb3 c5!) 17.... e5!
18. Lh5t K^\. 19. Se2 Tf8! 20. Sg3 Le6,
21. Le2Taa'^ sw. mit technischer Gewinn-
stellung für o^hwarz, die er auch nach
dem 60. Zuge realisierte.
b) Partie Reti— Mieses, Berlin 1920:
5. d5 Se5, 6. Dd4 (6. f4 Sf7!) 6.... Sf7,
7. Lf6: cf, 8. Se4: (In einer früheren Partie
zwischen denselben Gegnern, Kaschau
1918, geschah 8. 0-0-0, Ld6 [einfacher Le7
nebst 0-0], 9. Se4: Le5, 10. De3 f5, 11. f4
fe, 12. De4: 0-0, 13. fe Dg5t 14. Kbl De5:
15. Dh4 d6! mit etwa gleichem Spiel)
8. . . . Ld6 (Vorsichtiger 8. . . . d6 nebst
— 410
Le7 und 0-0), 9. Sd6:t Sd6: 10. Ld3 DeTf
11. Kd2! (11. Se2 De5) 0-0, 12. Tel Df7,
13. Se2 b5 (solider 13. . . . b6 nebst Lb7
und Tae8), 14. h4 Lb7, 15. Sf4 Tf e8 (15. . . .
Tae8, 16. Da7:), 16. h5 (n^it der Schein-
drohung Lg6), worauf jedoch statt des un-
klaren Bauernopfers 16. . . . Te5, 17. Te5:
fe, 18. De5: Te8, 19. Dd4! usw., ganz
unbefangen 16. ... a5 (und wenn nun
17. Lg6 hg, 18. hg Df8, 19. Se6, so 19....
Sf5!) geschehen sollte.
5. f2— f3 ....
Lasker's Zauber, doch ist es
fraglich, ob dieser Sprengungszug für alle
Wendungen des Staunton-Gambits Univer-
salkraft besitzt.
Mit 5. Lf6: ef, 6. Se4: d5 usw. würde
allerdings Weiß nichts Rechtes erreichen,
daher empfiehlt Aljechin in „Kagans
Schachnacbrichten" ex 1922, zur Gewalt-
politik: h2 — h4— h5 eventuell h6 zu greifen.
Etwas Klares vermag dabei Weiß nicht
aufzuweisen, zum Beispiel: 5. h4 d5
(schwächlich wäre 5. . . . h6, 6. Lf6: ef,
7. Lc4! f5, 8 f3 mit Bloßlegung des
schwarzen Königsflügels), 6. h5 Lg7
(selbstmörderisch wäre 6 Sh5: 7. Th5:
gh, 8.Dh5:t Kd7, 9. Sd5: c6, 10. Sc3 mit
unablässiger Verfolgung des schwarzen
Königs), 7. h6 Lf8, 8. f3 Dd6! (Aljechin
berücksichtigt nur sofort 8. . . . ef, 9. Sf3:
mit nachhaltigem Druck für Weiß), 9. Kf2
ef und die Angreiferrollen scheinen plötz-
lich eine Vertauschung erfahren zu haben!
Wie man also sieht, stellt der Fritz-
Zug 4. . . . g6 die Korrektheit des Staunton-
Gambits in Frage. (Vergl. Anmerkung zum
6. Zuge von Schwarz.)
5 e4Xf3!
In der als Muster geltenden Partie
Vidmar— Spielmann, Karlsbad 1911, ge-
schah „vorsichtiger" 5. . . . d5, 6. fe de,
7. Lc4! Sc6, 8. Sge2, wobei der Stellungs-
vorteil von Weiß in drastischer Form zur
Demonstrierung gelang.
6. SglX^3 Lf8— g7
Etwas oberflächlich gespielt. Eine
tiefere Durchdringung in die Geheimnisse
der Stellung zeigt Partie Euwe— Tarta-
kower, Haag 1921: 6.... d5^^(7. Ld3 Sc6!
(um auch die Eventualität der langen
Rochade vorzubehalten, wodurch die
gegnerische Strategie ihre Treffsicherheit
einbüßt), 8. 0-0 (Auf 8. Lb5 folgt unbe-
fangen Lg7, da 9. Seo mittels nunmehrigen
Ld7 mit der Drohung Se5: paralysiert
wird. — Auf 8. Dd2, um mit 0-0-0 und
h4 fortzufahren, folgt zunächst 8. . . . Sb4)
8.... Lg7, 9. Dd2 (Hat Weiß Angriff?
In einer Wettpartie Teichmann— Tartako-
wer, Berlin 1921, geschah sofort 9. Se5
0-0 [9. . . . Se5, 10. de Sg4, 11. Sd5: bezw.
9.... Sd4: lO.Sgö:!], 10. Dd2 Sb4 [10....
Se5: 11. de Sg4, 12. Tf8:t Kf8: 13. Df4t
Kg8, 14. Tel h6, 15. Lg6: !], 11. Lh6
Sd3: 12. Lg7: Se5: 13 de? [die beste
Chance bot 13. Lf8: Sc4! 14. Le7:! De7:
15. Dg5! Kg7, 16. Tael Le6, 17. Sd5:
Sd5: 18. Dd5:! Te8, 19. Db7: mit Gegen-
spiel] 13.... Kg7: 14. eff ef, 15. Dd5:
Dd5: 16. Sd5: Lf5? [Mit einfach 16....
c6 konnte Schwarz seinen Mehrbauer im
Endspiel behalten], 17. Sc7:Tac8, 18.Tf5:!
Tc7: 19. Tf2 Td8, 20. Tel Kf7. Remis.)
9 0-0, 10. Tael (Interessant wäre
10. Lh6 Lh6:! 11. Dh6: Sg4, 12. Dh4 e5!
13. Sg5 Tfl:t 14. Tfl: h6! zum Vorteil
für Schwarz) 10.... Sb4: 11. Se5 (Auf
11. Le2 folgt nicht 11.... Lf5, 12. Se5l
Lc2:? 13. a3 bezw. 12.... Sc2:? 13.Tf5:!
Sei: 14. Tf2, sondern 11.... Se4, 12.Se4:
de usw. zugunsten von Schwarz) 11....
Sd3: 12. Dd3: (solider 12. Sd3:) 12. . . .
Lf5, 13. Tf5: (noch die beste Chance.
Wenn 13. Db5, so zunächst einfach Tb8)
13.... gf, 14. Df5: Dd6! (Der Angreifer
hatte nur 14. . . . Dc8 erwartet, worauf
15. Dd3 nebst Tel— e3-h3 den weißen
Druck mächtig verstärken würde), 15. Sb5
Db6! und der weiße „Angriff" kam bald
zum Stehen.
7. Lfl— d3 c7— c5 •
Schwarz wählt, wie man sieht, ein
sehr waghalsiges Entwicklungssystem.
Auf 7 0-0 würde jetzt allerdings Weiß
mit 8. Dd2 nebst 0-0-0 und h4 zielsicher
verfahren.
8. d4— d5 Dd8— b6 V;
Im Zusammenhang mit dem nachfol-
genden Bauernraub ein alter Fehler des
zu guten Appetits. Besser war hier (und
auch noch im nächsten Zuge) 8. . . . d6.
9. Ddl— d2! Db6Xb2?
10. Tal— bl! Sf6Xd5
Auch nach 10.... Da3, 11. Sb5 Da2:
12. 0-0 steht Schwarz schlecht genug.
Der Textzug sieht sehr stark und
sinnreich aus, findet aber eine geniale
Widerlegung, die Reti offenbar bereits bei
seinem 9. Zuge ins Auge gefaßt hatte.
— 41
11. Sc3Xd5!! ....
Weiß opfert beide Türme und setzt
den Gegner matt. Neben der „Großen
Unsterblichen" (Partie Anderssen— Kiese-
ritzky, London 1850) und der „Mittleren"
(Partie Steinitz— Winawer,Wien 1883) darf
die vorliegende Partie als die „Kleine
Unsterbliche" ihren Ehrenplatz bean-
spruchen.
11 Db2Xblt
12. Kel— f2 DblXhl
Bessere Verteidigungsaussichten bot
12. . . . Da2: Nun geht Schwarz an seiner
mangelnden Entwicklung rasch zugrunde.
13. Lg5Xe7
14. Le7Xd6
15. Ld3— b5!
16. Lb5Xc6
17. Dd2— e2t
d7— d6
Sb8— g6
Lc8— d7
b7Xc6
Aufgegeben.
Indisch.
(1. d2-d4, Sg8-f6.)
„Das klingt geheimnisvoll, soll es
auch, um die mystische Tatsache zu kenn-
zeichnen, daß plötzlich aus einer
schlechten Eröffnung eine gute
wurde, daß, wie durch ein Wunder,
aus der verpönten Verrammelungsstrategie
ein wohlgeordnetes, an aggressiven Wen-
dungen von Schwarz überreiches Spiel-
system entstand!" So wird der innere
Sinn dieser Eröffnung in der in Kagans
Verlag, Berlin 1924, erschienenen gleich-
namigen Monographie desselben Verfassers
definiert.
Obwohl diese Verteidigung, wie der
verdiente Schachforscher Max Stainlein
nachwies, bereits in der ersten Hälfte des
vorigen Jahrhunderts von indischen
Brahminen gepflegt und später ins-
besondere von Louis Paulsen, Riemann
und Tschigorin angewandt wurde, ist sie
besonders von den Neuromantikern Nim-
zowitsch und Bogoljubow, Aljechin und
Reti ausgestaltet worden, wobei die revo-
lutionäre Tendenz zum Ausdruck kam, das
ganze Partiegebäude vom Standpunkt
des Nachziehenden aufzurichten!
Näheres über die verschiedenen, sich
chameläonhaft wechselnden strategischen
Ziele des Indischen Damenbauernspieles
geht aus den unten beigefügten Partien
hervor.
A) Alt-lndisch.
(Mit d6, eventuell g6).
Partie Nr. 99.
Großturnier zu Pistyan 1922.
Grünfeld. Reti.
1. d2— d4 Sg8— f6
Schwarz bringt dem nach 1.... d5
entstehenden Zentrumskampf 'großes Miß-
trauen entgegen.
Erwähnenswert sind an dieser Stelle
folgende zwei, noch aparter aussehende
Entgegnungen:
a) 1. . . . d6 (Ur-Indisch!), vgl. Partie
Grünfeld— Koltanowsky, Meran 1924: 2.
Sf3 („Wissenschaftlicher" als etwa Partie
Reti— Maröczy, Karlsbad 1923: 2. e4 e5!
3. de de, 4. Dd8:t KdS: 5. Le3 Le6 mit
vereinfachtem Kampfmaterial) 2. . . . g6
(Folgerichtiger im Sinne der Durchsetzung
von e7— e5 ist Partie Grünfeld-Maröczy,
ibid.: 2. . . . Sc6, 3. c4 e5, 4. Sc3 Le7 usw.),
3. c4! Lg7, 4. Sc3 Sd7, 5. e4 c5, 6. d5 usw.
mit schwierigem Spiel.
b) 1.... c5 (Pseudo-lndisch!), vergl.
Partie Aljechin-Löwenfisch, Petersburg
1912: 2. d5Sf6 (Initiativer Partie Becker—
Tartakower, Wien 1923: 2. . . . d6, 3. e4e5,
4. g3 Le7, 5. Lg2 f5! 6. Sc3 Sf6, 7.Sge2!
0-0, 8. 0-0 mit etwa gleichem Spiel), 3.
Sc3 d6, 4. e4 g6, 5. f4! Sbd7, 6. Sf3 a6,
7. e5! de, 8. fe Sg4, 9. e6 Sde5, 10. Lf4
Sf3:t 11. gf! Sf6: 12. Lc4 fe, 13. de Db6,
14. De2! Db2: 15. Sb5!! Dal:t 16. Kf2
Dhl :? (besser war Db2), 17. Sc7t Kd8,
18. Dd2t Sd7, 19. ed. Aufgegeben. - Die
ganz kleine „Unsterbliche!"
2. c2— c4 ....
Am schärfsten. Weiß beginnt sofort
mit der effektiven Blockade des Punktes
d5. Sein weiteres Ziel wird daher meistens
die Durchsetzung von e2— e4 sein. (Vgl.
Anmerkung zum nächsten Zuge von Weiß.)
2. ... d7— d6
Die ältere Spielart. Schwarz sucht
seinerseits zum Zentrumsvorstoß e7— e5
zu gelangen. Wegen der Modefortsetzung
2. . . . g6, siehe die beiden nächsten Partien.
3. Sgl— f3 ....
Beiderseits am konsequentesten ist
3. Sc3 Sbd7, 4. e4 e5, womit sozusagen die
- 412
Altindische Normalstellung er-
reicht wird. Weiß hat wohl Terrainvorteile
im Zentrum, immerhin sucht der Nach-
ziehende das Spiel durch seine hanham-
artige Aufstellung (Sbd7!) mit Elektrizität
zu beladen und gegen den von seinen
beiden Nachbarn schlecht unterstützten
Bauern d4 loszugehen.*) Das Spiel ist
eigentlich offen, wobei die Lage des
weißen Flügelbauern auf c4 (statt auf c2)
von fraglichem Werte ist. Es kann nun
folgen:
a) 5. Sf3, um in einfacher Weise auf
e5 zu drücken, vgl. Partie Vidmar— Tarta-
kower, Petersburg 1909: 5 Le7 (Auf
5. . . . g6 empfiehlt Dr. Lasker 6. Lg5 h6,
7. Lh4 Lg7, 8. Lg3), 6. Le2 0-0, 7. 0-0 Te8,
worauf nun statt 8. Ld3 Lf8, 9. Dc2 De7 usw.
am besten nach Dr. Lasker 8. Tel Lf8,
9. Lfl usw. wäre.
b) 5. Sge2, um seine Streitkräfte elasti-
scher verwenden zu können, vgl. Partie
E. Cohn-Tschigorin, Karlsbad 1907: 5....
Le7 (Schwerfälliger zweite Matchpartie
Rubinstein-Schlechter, Berlin 1918: 5. . . .
g6, 6. gS! Lg7, 7. Lg2 ed, 8. Sd4: 0-0, 9. 0-0
Sc5, 10. h3! Te8, 11. f3! Ld7, 12. Le3 usw.
mit mobilerem Königsflügel für Weiß), 6.
g3 0-0, 7. Lg2 Te8, 8. 0-0 Lf8, 9. h3 ed
(Beachtenswertpartie Dr. Bernstein— Burn,
Petersburg 1909: 9. . . . c6, 10. d5 c5), 10.
Dd4:! Se5 (droht Lh3: sowie auch c5mit
Bauerngewinn), 11. f4! c5, 12. Df2Sc4: 13.
b3 Sa5, 14. Lb2 und der Bauernraub von
Schwarz erwies sich als verhängnisvoll.
c) 5. f4, dessen Waghalsigkeit aus
einer Partie Corzo— Capablanca, Havanna
1913, zu ersehen ist: 5 ed! 6. Dd4:
Sc5, 7. Le3 De7! 8. Sd5 (8. e5 Sg4) Sd5:
9. ed Lf5! 10. Sf3 (besser 10. 0—0—0) g6!
11. Kf2 Tg8, 12. Tael Lg7, 13. Ddl Se4t
14. Kgl Kf8! 15. Ld4! g5! mit schwarzer
Initiative.
3 Lc8— f5
Interessant ist an der Textstelle ein
anderer Versuch, den Damenläufer ins
Feuer zu schicken, nämlich 3. . . . Lg4,
vgl. Partie Schlechter— Tartakower, Wien
1917: 4. Db3 (Unbefangener vielleicht
Partie Grünfeld— Bogoljubow, Budapest
1921: 4. Sc3 Sbd7, 5. e4 e5, 6. Le2 g6,
7. Le3 Lg7, 8. d5 usw.) 4. . . . Lf3: (Ge-
künstelter 10. Matchpartie Showalter— Ja^
nowski, Georgetown 1916: 4 Dc8, 5. h3
*) Viele Autoritäten halten daher 4. e3
oder 4. g3 (statt 4. e4) für vorsichtiger,
andere (wie Capablanca!) bereits 2. Sf3
nebst Sc3 (statt 2. c4) für zweckmäßiger,
manche (wie Reti!) überhaupt 1. Sf3 (statt
1. d4!?) für rationeller. Sic transit theoria
mundi!
Lh5, 6. Lf4 Sc6, 7. Sbd2 e6, 8. e3 mit
freierem Spiel für Weiß), 5. Df3: Sc6!
6. d5 Se5, 7. Db3 Dc8, 8. Sc3 g6, 9. g3
Lg7, 10. Lg2 0-0, 11. 0-0 Tb8, 12. Lf4Sfd7!
und Schwarz bemächtigte sich bald der
Führung.
Die übliche „hanham"-artige Fort-
setzungist aber 3. . . . Sbd7, 4. Sc3 e5, worauf
entweder 5. e4 g6, 6. g3 Lg7, 7. d5 Sc5,
8. De2 a5, 9. Lg2 0-0, 10. 0-0 (Grünfeld-
Euwe, Pistyan 1922) oder artistischer 5. g3
g6, 6. Lg2 Lg7, 7. 0-0 0-0, 8. Dc2! (Alje-
chin— Reti, Pistyan 1922) in Betracht
kommt.
In einer Partie Rubinstein— Reti,
Mährisch-Ostrau 1923, geschah übrigens
sofort 3 e5.
4. Sbl— c3 ....
In Betracht kommt auch L. v. Döry's
Idee 4. f3 zwecks Durchsetzung von
e2— e4, ferner als Reaktion gegen die
Schutzlosigkeit des Bb7, der Ausfall
4. Db3, worauf in einer Partie
Cheron— Muffang, Straßbourg 1924, folgte:
4. . . . Dc8 (von Reti in Margate 1923 ein-
geführt), 5. Sc3 Sc6! 6. Lf4 h6 (wirksamer
Sh5), 7. d5Sb8, 8. Sd4 Lh7, 9. h4 (einfacher
9., f3 nebst e4) 9. . . . Sbd7, 10. g3 g5.
(Überscharf. Solid war Sc5 nebst a5 und
eventuell e5), 11. hg! hg, 12. Lg5: usw. mit
großen Verwicklungen.
4 h7— h6!
Der Versuch, auf diesen rechtzeitigen
Ausbau der hinteren Front zu verzichten,
brachte in derPartieGrünfeld— Dr. Lasker,
Mähr.-Ostrau 1923, nach 4. . . . Sbd7,5. Sh4
(in Betracht kommt auch 5. e3 h6, 6. Ld3
Ld3: 7. Dd3: e5, 8. b3 nebst Lb2 und 0-0)
Lg6, 6. Sg6: hg, 7. g3 e5, 8. Lg2 c6, 9. d5
c5, 10. e4 Le7, 11. 0-0 a6, 12. Le3 Da5,
13. a3 Tb8, 14. Ld2 Dc7, 15. De2 usw. keine
besonders erstrebenswerten Resultate.
5. g2-g3
Die große Mode! Eine alte und min-
destens ebenso gute Fortsetzung wäre
5. e3 nebst Ld3.
5 c7 — c6
Diese Sicherungsmaßnahme ist früher
oder später notwendig.
6. Lfl— g2 Dd8— c8
Verhindert bis auf weiteres (wegen der
Abtauschdrohung Lh3) die weiße Rochade
und bringt dadurch die Prinzipien der
„guten alten", auf schleunigste und
sicherste Entwicklung bedachten wissen-
schaftlichen Schule ins Wanken!
Schablonenhafter setzte sich einePartie
Müller-Exner, Raab 1924, fort: 6. . . . Sbd7,
7. 0-0 e5, 8. b3 (Im Zeichen des Doppel-
- 413
lochs! Einfacher ist etwa 8. Ii3 nebst LeS)
Lei, 9. Lb2 0-0, 10. Dcl2 Dc7 usw. mit
ungefähr gleichem Spiel.
7. h2— hS Sb8— d7
8. Sf3— d2 ....
Um e2— e4 durchzusetzen.
8 e7— e5
9. d4— d5 ....
Wenn Weiß weder mit 9. e3 auf den
vorerwähnten Vorstoß verzichten, noch
mit 9. de die gegnerische Entwicklung er-
leichtern will, dann muß er zum zweifel-
haften Textmanöver greifen, das die Wir-
kung seines Königsläüfers verkürzt und
auch dem feindlichen Springer das strate-
gische Feld c5 einräumt.
9 Lf8— e7
10. e2— e4 Lf5— h7
Ein keineswegs pensionierter, sondern
nur zur Disposition gestellter Läufer, dem
noch eine sehr wichtigeRoUe zugedacht ist!
11. Ddl— e2 0-0
12. Sd2— fl ....
Vergl. Anmerkung zum 6. Zuge von
Schwarz. WeißplantSd2— fl— g3, einfacher
war jedoch 12. 0-0.
12 c6Xd5
13. c4Xd5 Sd7— c5
14. g3— g4 b7— b5!!
Eine unerwartete Verstärkung des
schwarzen Druckes auf den Punkt e4. Wenn
die Dame oder der Springer das kecke
Bäuerlein schlägt, so geht der wichtige
e-Bauer für Weiß verloren.
15. Sfl— g3 ....
Weiß sieht die Kombination des listen-
reichen Gegners nicht.
15 b5— b4!
16. Sc3— dl ....
II ■ MiMA
m m m m
i m S itl m
m. ÄS «SÄ
16 Sf6Xd5!!
17. e4Xd5 Sc5— d3t
18. Kel— d2 ....
Deckt den Lei. Da jedoch die Mehr-
figur vier Züge später trotzdem verloren
geht, warlS.Kfl Sei: 19. Dd2 Sd3, 20.Se3
(freilich mit zerrissener Stellung bei einem
Bauern weniger!) vorzuziehen.
18 Sd3— f4!
19. De2— f3 Dc8— c2t
20. Kd2— el Sf4— d3t
21. Kel— fl Sd3Xcl
22. Sg3— f5 Le7— g5!
23. TalXcl • • . .
Auf 23. Sd6: folgt 23 e4, was über-
haupt mit rascher Entscheidung droht.
Auch 23. Sde3 führt nach 23.... Dd3t
ebenso wie 23. Sfe3 nach 23. . . . Ld3t
24. Kel e4 bezw. 24. Kgl Ke2t 25. Kh2
Lf4t usw. zum sofortigen Verlust.
23 Lg5Xcl
24. Sdl— e3 LclXe3
25. f2Xe3 Lh7Xf5
26. g4X^5 Dc2xb2
Weiß gibt auf.
Eine Pogrompartie.
EH]
Partie Nr. 100.
Großturnier zu Karlsbad 1923.
Aljechin. Yates.
1. d2— d4 Sg8— f6
2. c2— c4 g7-g6
Die neueste Richtung, die darin be-
steht, vor allem seine Königsfestung aus-
zubauen, statt das Schwergewicht auf die
Durchsetzung von e7— e5 zu verlegen.
3. g2-g3
Eine gute und auch sehr beliebte
Methode. Am einfachsten und schärfsten
ist aber 3. Sc3 Lg7 (wegen des Grünfeld-
Zuges 3 d5, siehe Vorbemerkung zur
nächsten Partie), 4. e4 d6 und nun ent-
weder
a) ruhigö. Sf3, vgl. Partie Bogoljubow-
Dr. Tarrasch, Karlsbad 1923: 5.... 0—0,
6. Lf4 (Auf 6. h3 folgte zwar in einer
Partie Sämisch— Reti, Teplitz-Schönau
1922: 6.... e5, 7. d5! h6, 8. Le3 Kh7,
9. Le2 Sg8, 10. g4! mit schöner Angriffs-
stellung für Weiß, dagegen in einer
späteren Partie Grünfeld— Reti, Wien 1923:
6.... c5! 7. d5 e6! 8. de fe, 9. e5 de, 10.
Dd8: Td8: ll.Se5:Sd5!! und die Stellung
von Weiß ist kompromittiert, so daß 6. h3
sich als Tempoverlust und Schwächung
entpuppt hat! — Ziemlich oberflächlich
geschah in einer Partie Reti— Marshall,
New-York 1924: 6. Ld3 Lg4, 7. h3 Lf3:
8. Df3: Sfd7! mit gutem Spiel für Schwarz;
sehr nachhaltig ist dagegen laut einer
Partie Grünfeld-Takacs, Meran 1924: 6.
Le2, worauf weder 6.... Lg4 noch
6.... c5 befriedigt und vielleicht am besten
6.... e5, 7. d5Sb8-d7-c5 folgt) 6....h6 (In
414
Betracht kommt der Verjagungszug 6. . . .
Sh5), 7. Dd2 Kh7, 8. h3 Sbd7 (Natürlicher
wäre Sc6), 9. 0-0-0! b6, 10. e5! Sg8, 1 1 . Ld3
Lb7, 12. Le4! mit starker Initiative
oder b) in breiter Zentrumsfront 5. f4
(„I n d i s c h e s V i e r b a u e r n s p i e I" !),
vgl. Partie Aljechin — Yates, New-York
1924: 5. . . . 0-0 (Auf 5. . . . e5 soll 6. fe
de, 7. d5! folgen), 6. Sf3 (vielleicht am
präzisesten geschah in einer Partie
Thomas-— Walker, London 1923, sofort
6. Le2) 6 Sc6 (Versucht wurde hier
auch6....Lg4,6....e5,6....c5,6....Se8,6....
Sfd7 und, wie bereits in einer PartieEnglisch-
Dr. Tarrasch, Hamburg 1885, geschah:
6.... Sbd7), 7. Le2 (Fraglicher Partie
Colle— Yates, Hastings 1924: 7. d5 Sb8,
8. Ld3 [Überhitzt jedenfalls Partie
Erikson— Berndtson, Norrköping 1924:
8. e5? Se8, 9. h3 e6, 10. Le3 ed, 11.
cd De7, und Schwarz kam zum Gegen-
spiel] 8.... Sbd7, 9. Le3 Sg4, 10. Ld2
Sc5, 11. Lf2 e5 usw. — Am besten ist
vielleicht sofort 7. Ld3) 7. . . . Sd7 (zu
passiv ist V. Matchpartie Dr. Euwe —
Davidson 1924: 7.... e6, 8. 0—0 b6, 9.
e5! Se8, 10. Le3 Lb7, 11. Sg5 De7, 12.
Lf3 usw.), 8. Le3;e5, 9. fe de, 10. dö
Scb8, 11. c5 a5, 12. 0-0 Sa6, 13. Sa4
usw. mit starkem Flügeldruck.
3 Lf8— g7
4. Lfl— g2 0—0
5. Sbl— c3 d7— d6
6. Sgl— f3 ...
In einer Partie Aljechin— Müller, Mar-
gate 1923, geschah sofort 6. e4 e5! 7. Sge2
Sbd7, 8. 0-0 c6 (Üblicher ist das Los-
schlagen im Zentrum 8. . . . ed), 9. b3Te8,
10. La3 Sf8, 11. Dd3 Se6 mit „hanham"-
artigem Lavierungsspiel.
6 Sb8— c6
Ein geistreicher Gedanke des Alt-
meisters Amos Burn. Schwarz provoziert
den Vorstoß d4— d5, um die Felder c5
und e5 für seine Springer zu bekommen,
wobei auch gleichzeitig für seinen Königs-
läufer die Linie geöffnet wird. [Maröczy
im Turnierbuch.]
Üblicher ist 6. . . . Sbd7, 7. e4 e5,
8. 0-0 usw. (Vgl. Anmerkung zum 3. Zuge
von Weiß in der vorigen Partie sub a.)
7. d4— d5 Sc6— b8
8. e2— e4 ....
Abwartend geschah in einer Partie
Aljechin-Thomas, Karlsbad 1923: 8. 0-0
e5? (Es stellt sich bald heraus, daß
dieser von Rubinstein empfohlene Durch-
stoß nur nach geschehenem e2— e4 be-
rechtigt ist, denn jetzt gelangt derLg2 zu
einer übermächtigen Wirkung. Am besten
war nach Maröczy 8....a5,umdenSb8viad7
oder a6 nach c5 zu delegieren. Schwächer
auch Partie Aljechin-Reti, New-York 1924:
8. . . . Lg4, 9. h3! Lf3: 10. ef e6, 11. f4 ed,
12. cd c5? 13. de Sc6: 14. Le3 Dd7, 15.
Da4! zugunsten von Weiß), 9. de! fe,
10. Lg5 Sc6, 11. Dd2 De8, 12. Tadl Tb8
(besser etwa 12. . . . Sg4, 13. h3 Sge5,
14. Se5: Se5: 15. b3 Sf7, um den Lg7 zu
erhalten), 13. Lh6! Df7, 14. Lg7: Dg7:
15. Sg5! (Provozierung der Schwächung
h7— h6, Vorbereitung des Vorstoßes f2— f4)
15 e5, 16. Sd5 und Schwarz kam nicht
mehr zu Atem.
8 Sb8— d7
9, 0—0 a7— a5
Eine, strategisch notwendige Maß-
nahme, um das Feld c5 für den Springer
zu sichern.
10. Lei— e3 ....
Vorsichtiger und auch in analogen
Stellungen üblicher ist zunächst 10. h3,
doch hat Aljechins Sturmtaktik
fast nie Zeit zu solchen „Tempoverlusten"
10 Sf6— g4
11. Le3— d4 Sg4-e5
12. Sf3Xe5 ....
Etwas oberflächlich gespielt. Sehr
stark war 12. Sd2, drohend die Delogierung
des Se5 durch f2— f4.
12 Sd7Xe5
13. c4— c5 ....
Dieser Zug hält nicht das, was er
verspricht. Übereifrig wäre übrigens 13. f4
wegen 13. . . . Lg4! (Natürlich aber nicht
13. ...Sc4?wegen 14.Lg7: Kg7: 15.Dd4t
mit Figurgewinn für Weiß), 14. Db3 Sf3t
15. Lf3: Ld4f usw. mit besserem Spiel
für Schwarz.
13 d6Xc5
14. Ld4Xc5 b7— b6
15. Lc5— d4 Lc8— a6
16. Tfl— el Dd8— d6
17. Lg2— fl ....
Der starke La6 muß beseitigt werden.
17. ... La6Xfl
18. Telxn c7-c5!
Eine kraftvolle Willensäußerung von
Schwarz, die den Abtausch des weißen
Läufers gegen Springer erzwingt, da
19. de? wegen 19.... Dd4:! fatal und
auch 19. Le3 wegen 19 Dd7 mit der
Doppeldrohung Dh3 und Sc4 sehr nach-
teilig wäre.
19. Ld4Xe5 Dd6Xe5
20. Ddl— b3 Ta8— b8
21. Db3-b5 ....
— 415 —
Schwarz drohte 21 . . . . b5, z. B. 22. Tfel
b5! 23. Sb5: Db2: 24. Tabl Db3: 25.Tb3:
c4, 26. Tbbl c3 usw., bezw. 22. Tabl
b5! 23. Sb5: De4: 24. Tfel c4! 25. Ddl
Df5 mit gefährlichem Druck.
Auf den halberzwungenen Textzug
folgt nun aber eine neue Überraschung:
21 f7--f5!
Die Art, in der der Nachziehende
mit Bauerndurchbrüchen links und
rechts arbeitet, ist herzerquickend. Die
Initiative gehört nunmehr ihm.
22. Tal—el ....
Noch das Beste, denn nach 22. ef
Df5: sieht die Massierung der schwarzen
Streitkräfte (Dame, Turm, Läufer) am
aufgerissenen Rochadeflügel sehr be-
drohlich aus.
22 f5— f4
23. Db5- d7 Tb8— d8
24. g3Xf4 ....
Er muß die Formierung eines Matt-
netzes durch f4— f3 vermeiden.
24 De5Xf4
25. Dd7— e6t ....
Auf 25. De7: folgt Dg4t 26. Khl
Df3t 27. Kgl Tde8, 28. Dc7 Tf4, 29. Se2
Te4: und gewinnt. [Burn in „The Field.]
25 Kg8— h8
26. f2— fS Df4— g5t
27. Kgl— hl ....
Von unbezähmbarem Siegeswillen be-
seelt, vermeidet Aljechin trotz der schlech-
teren Stellung die Vereinfachungsvariante
27. Dg4, die ihm wohl Remis gesichert hätte.
27 Td8— d6
28. De6— hS Lg7— e5!
Schwarz arbeitet mit Nachdruck.
29. Tel— e2 Td6-f6
30. Sc3— dl Tf6— f4
31. Sdl--e3 Tf4— h4
32. Dh3— e6 ....
Obwohl Schwarz augenscheinlich eine
formidable Angriffsstellung erlangt hat,
bot hier 32. Dd7 eine viel bessere Ver-
teidigung, da darauf 32. . . . Dh5 mit
33.Tfl-f2Tf3:? 34. DeSf Kg7, 35.De7:t
Kh6, 36. SfSf! gf, 37.De6tKg5, 38.Dg8t
Kf4?? 39. Dg3# beantwortet werden könnte.
32. .... Dg5— h5!
Noch stärker als 32. . . . Df4. Weiß
kann nun 33. Tfl— f2 wegen 33. . . . Tf3:!
nicht spielen, glaubt jedoch mit seiner
geistvollen Antwort die ärgste Gefahr
gebannt zu haben:
33. Se3— g4
11
m.
i? » V////A
M. Ä M & ■
y////// v/////' w///' ^~) w////' *
Der bisher von beiden Seiten sehr
aggressiv geführte Kampf wird nun vom
Nachziehenden durch eine monumen-
tale, mehr als zwanzig Züge
vorausberechnete Schlußkombination
entschieden.
33 Th4Xg4
Wie man bald sehen wird, kein Figur-
gewinn, sondern im Gegenteil ein glattes
Qualitätsopfer.
34. f3Xg4 Tf8Xflt
35. Khl— g2 Dh5Xh2t
36. Kg2Xfl ....
„Mehrwert" ohne Nährwert!
36 Dh2— hlf
37. Kfl— f2 Le5— d4t
38. Kf2— g3 Dhl— gif
39. Kg3— h3 ....
(Oder 39. Tg2 Delf und Schwarz
erreicht vier Züge früher die Position
vom 41. Zug.)
39 Dgl— flf
40. Te2— g2 Dfl— hlf
41. Kh3— g3 Dhl— elf
42. Kg3— h3 g6— g5!
Da der Gegner infolge seines unglück-
lichen 32. Zuges nur ein einziges Rache-
schach droht, hat Schwarz die Möglichkeit
eines stillen Zuges in Reserve.
43. Tg2— c2 ....
Der alleinige Zug, um direktes Matt
bezw. Turmverlust zu verhindern.
43 . Del— flf
Zuerst noch ein Probeschach (44.
Kg3?? Dd3t).
44. Kh3— h2 " Dfl— gif!
45. Kh2— h3 Dgl— hlf
46. Kh3— g3 Dfl— dl!!
Der zweite, höchst elegante und
einzig entscheidende Problemzug.
47. Tc2— c3 • ....
Der Turm kann sich auf der zweiten
Reihe nicht mehr halten: Auf 47. Tg2
entscheidet 47. . . . Delf und auf 47. Th2
folgt 47. . . . Dglf 48. Kh3 DeSf 49. Kg2
Df2t nebst Matt im nächsten Zuge. Zweck-
los wäre auch 47. Df7 wegen 47. . . . DdSf
48. Df3 Leöf 49. Kg2 Dc2:t usw.
47 Ddl— gif
48. Kg3— h3 Dgl— flf
49. Kh3— gS Ld4— f2t
50. Kg3— f3 Lf2-glt
Weiß gibt auf, da sonst Matt in zwei
Zügen folgt.
Eine sehr beachtenswerte Idee bildet
für Schwarz die sogenannte „Grünfeld-
Verteidigung", die darin besteht, den
vom Gegner als Konsequenz von c4 und
Sc3 angestrebten Invasionszug e2— e4 im
allerletzten Augenblick durch den Doppel-
schritt des Damenbauern zu verhindern.
Während also einerseits die Formation
Sf6, d6, Sbd7 nebst e5 das Einlenken ins
offene Spiel bedeutet und anderseits die
zuletzt behandelte Entwicklung Sf6, g6,
Lg7, d6 usw. sich in neuromantischen
Bahnen bewegt, wird Grünfeld dem indi-
schen System untreu, indem er mit d7 d5
die Fianchettoverteidigung in ein ver-^
kapptes Damenbauernspiel verwandelt!
An einige ältere Ideen Wolfs*) und
Schlechters**) angelehnt,wurde diese Spiel-
weise in Pistyan 1922 mit gutem Erfolg
eingeführt und übrigens bereits von Hans
Müller in „Tidskrift for Schack" ex 1923
einer Kodifizierung unterworfen.
Am besten wird sie durch den Verlauf
der Partie Kostitsch— Grünfeld, Teplitz-
Schönau 1922, charakterisiert:
1. d4 Sf6, 2. c4 g6, 3. Sc3 (Auf
Aljechins 3. g3 läßt sich die Grünfeldsche
Verteidigung mit 3. . . . c6, 4. Lg2 d5,
5. cd cd durchsetzen, dagegen ist auf Victor
Kahn's 3. Dc2 die Antwort v3. . . . d5 wegen
4. cd Lf5, 5. Da4t! Dd7, 6. Dd7:t Sbd7:
7. Sc3 Sb6, 8. f3! unbequem und daher
3 d6 vorzuziehen) 3. . . . d5 (Indisch-
Ersatz!), 4. cd (Wegen der ruhigen Methode
4. Sf3 Lg7, 5. e3 usw. siehe Partie Nr. 101)
4 Sd5: 5. e4 Sc3: (Dies ist die taktische
Pointe der Grünfeldschen Verteidigung,
daß nämlich die Aufrollung der d-Linie
erst dann durchgeführt wird, wenn die
Möglichkeit des Springerabtausches auf
*) Partie Swiderski— Wolf, Nürnberg
1906.
**) Zehnte (letzte) Matchpartie Dr.
Lasker— Schlechter, Berlin 1910.
c3 gegeben ist, denn sonst müßte der Sd5
zu zeitraubenden Rückzügen Zuflucht
nehmen), 6. bc Lg7 (Nun droht der für
diese Spielweise charakteristische Kraft-
stoß c7— c5, wonach der Lg7 zu einer
ausgedehnten Wirkung gelangt und auch
die Freimachung des a-Bauern in der
Endspielferne winkt! — Auf sofortiges
6 c5 kann unter anderem auch 7. d5
Lg7 8. Ld2 Da5, 9. Db3 usw. unan-
genehm werden), 7. Sf3 (Energischer
ist wohl Partie Löwenfisch— Rosenthal,
Moskau 1924: 7. La3! [verhindert c7— cö]
0—0, 8. Db3 usw. Interessant auch Partie
Dr. Seitz— L. Steiner, Raab 1924: 7. f4 c5,
8. Le3 Da5, 9. Kf2! mit starker Ausfall-
stellung) 7. . . . c5 (Der Mauerbrecher!),
8. Lb5t (zurückhaltender geschah in der
„Stammpartie" Becker— Grünfeld, Wien
1922: 8. Le2 0—0, 9. 0—0 cd, 10. cd Sc6,
11. Le3 Lg4 [vielleicht 11.... f5], 12. d5!
Se5! usw. mit etwa gleichem Spiel) 8
Ld7, 9. Ld7:t Dd7: 10. 0—0 cd, 11. cd
Sc6, 12. Le3 0—0 usw. Es gelang zwar
dem Nachziehenden seinen Endspielwillen
durchzusetzen, doch sind die Spielchancen
in der vorliegenden Position als etwa
gleich abzuschätzen.
Partie Nr. 101.
Pariser Olympiade 1924.
Dr. Euwe. Marin.
1. d2— d4 Sg8— f6
2. Sgl— f3 ....
Am solidesten. — Erwähnt sei an dieser
Stelle der halb-indische Zug 2. Sc3,
der die Antwort 2 d5 provoziert und
dessen weitere Tendenz ist, durch den
baldigsten Vorstoß e2— e4 die Mitte auf-
zulösen. Das Spiel wird dadurch in ein
halboffenes verwandelt und die indische
Strategie büßt ihre Kompliziertheit ein.
[Näheres siehe Partie Nr. 93, Anmerkung
zum zweiten Zuge von Weiß sub II.]
Beachtenswert ist übrigens auch 2. Sd2
(Dreiviertelindisch!), womit Breyer seine
Zernierungsmanöver im Damenbauernspiel
einzuleiten pflegte, vgl. Partie Breyer —
Havasi, Budapest 1918: 2. . . . d5, 3. e3 Lf5
(Oder Partie Tartakower— Euwe, Wien
1921: 3. . . . c5, 4. c3), 4. c4 c6, 5. Sf3 e6,
6. Le2! Ld6, 7. c5! (Nun erlangt Breyers
Belagerungsstrategie greifbare Gestalt)
7. . . . Lc7, 8. b4 Sbd7, 9. Lb2 (verhindert
e6— e5 und beabsichtigt b4—b5 nebst Da4)
9. . .. Se4, 10. Se4: de (Auf 10.... Le4:
folgt 11. b5), 11. Sd2 Sf6, 12. g4!! Lgö,
13. h4 und Weiß gewann in glänzendem
Stil. [Vgl. auch die Damengambitpartie
Nr. 85, Spielmann— Reti.]
- 417
.2. ... .; g7-g6
Ängstlichere Naturen benützen auf
2. Sf3 die Gelegeniieit, mit 2 d7— cl5
einer fast ausgleichenden Damenbauern-
variante zuzustreben. [Näheres in der An-
merkung zum zweiten Zuge von Schwarz
der Partie Nr. 93.]
Gesünder als es aussieht ist 2. . . .
c7— c5, womit nach 3. d5 in die pseudo-
indischen Entwicklungsbahnen (vgl. Seite
411 sub b) eingelenkt wird, z. B. Partie
Euwe-Mieses, Scheveningen 1923: 3. . . . d6,
4. Sc3(schärfer,wennauchzweischneidiger,
Partie Capablanca— Mieses, Berlin 1914: 4.
c4 g6 [4. . . . e5 !], 5. Sc3 Lg7, 6. e4 O^U, 7. Le2
e6, 8. 0—0 ed, worauf statt 9. . . . Se8,
10. Tel am besten 9. . . . Lg4 geschehen
sollte) 4. . . . g6 (Oder Partie Rubinstein—
Tarrasch, Berlin 1918: 4. . . . e5, 5. de Le6:
6. e4 Le7, 7. Lg5 Sbd7 mit Igelstellung),
5. g3 Lf5, 6. Lg2 Sa6! 7. ü— 0 Dd7, 8. Tel
Se4 und Schwarz kam bald im Vorteil.
Auf 2. . . d7— d6 kann Weiß entweder
aggressiv mit 3. c4 nebst Sc3, e4 usw. vor-
gehen (Vgl. Anmerkung zum dritten Zuge
von Weiß in der Partie Nr. 99) oder aber
zurückhaltende Wege einschlagen, wie
3. Lf4, 3. Lg5, 3. e3, 3.c3, 3. g3, 3. b3, 3. h3, 3. Sc3
und insbesondere 3. Sbd2, vergl. Partie
Wolf— Tschigorin, Karlsbad 1907:
3. Sbd 2 (Eine sehr nachhaltige Fort-
setzung!) 3. . . . Sbd7 (Verfehlt Berger-
Mieses, ibid.: 3.... Lg4 und sehr apart
Berger— Nimzowitsch, ibid.: 3.... Sc6),
4. e4 e5 (Oder Chajes— Tartakower, Karls-
bad 191 1 : 4. . . . g6, 5. c3 Lg7, 6. Ld3 0—0,
7. Sfl c5, 8. Lg3 Te8, 9. 0—0 usw.), 5. c3
Le7 (Oder Grünfeld— Balla, Kaschau 1918:
5. . . . c6, 6. Ld3 g6, 7. 0-0 Lg7, 8. Tel De7,
9. Sfl Sh5, 10. Ld2 usw.), 6. Ld3 0—0
(Oder Vidmar— Breyer, ibid.: 6.... c6,
7. 0—0 Dc7, 8. Tel h6, 9. Sfl usw.), 7. 0-0
c6, 8. Tel Dc7, 9. Sfl Te8, 10. Sg3, wobei
es dem Weißen überraschenderweise
gelang, eine überwältigende Angriffs-
stellung aufzubauen.
3. c2— c4 ....
Statt dieses immerhin (zwei)schneidi-
gen „Gambitzuges" gravitiert auch hier*)
die neueste Turnierpraxis nach ruhigeren
Entwicklungsmethoden, wie 3. c3, 3. e3,
3. g3, 3. Lf4, 3. h3 (Capablancas Zug
gegen Reti in London 1922), 3. Sbd2 und
insbesondere 3. Sc3, vgl. Partie Capa-
blanca—Yates, New-York 1924:
3. Sc3 (Marshalls Zug. Gegen Fian-
chetto braucht man kein Gambit zu spielen !)
3. . . . d5 (Oder Eduard Lasker— Maröczy,
ibid.: 3. . . . Lg7, 4. e4 d6, 5. h3 0—0, 6. Lf4
Sbd7, 7. Dd2 nebst Lh6. — Am besten
*) Ähnlich wie nach 1 . d4 Sf6, 2. Sf3 d6.
is^ nach Aljechin 3 d6 nebst eventuell
c7— c5), 4. Lf4 Lg7, 5. e3 0—0 (Oder
Marshall— Eduard Lasker, ibid.: 5 Lf5,
6. h3 0—0, 7. Ld3 Se4, 8. Le4: Le4: 9. 0—0
Sd7, 10. Sd2 mit Zentrumsdruck), 6. h3 c5,
7. de!! (Der Weltmeister versteht es
wunderbar aus nichts etwas zu machen.
Bei weitem schwächer Patay— Becker,
Wien 1923: 7. Le2 Sc6) 7. . . . Da5, 8.
Sd2! Dc5: (Nicht gut wäre 8. . . . Se4,
9. Sce4: de, 10. c3), 9. Sb3 Db6, 10.
Le5! e6, 11. Sb5! (droht sowohl 12. Sc7
als auch 12. Ld4 nebst Sa7:) 11. . . . Se8,
12. Lg7: Sg7: 13. h4! a6, 14. Sc3 Sc6, 15.
Ld3 und es gelang den Anziehenden seinen
kleinen Stellungsvorteil, freilich ersi im
77. Zuge, siegreich zu verwerten.
3 Lf8— g7
4. Sbl— c3 ....
Wenig ergab Rubinstein's Idee 4. Dc2
in einer Partie Colle-Lancel, Brüssel 1924:
4.... d5, 5. cd Lf5! 6. Db3 Dd5: 7. Sc3
Db3: 8. ab Sc6! usw. sowie auch die
Flügelentwicklung 4. g3 in einer Konsul-
tationspartie Grünfeld u. A.— Post u. A.,
Berlin 1924: 4.... d5, 5. cd Sd5: 6. Lg2
c5, 7. 0-0 cd, 8. Sd4: 0—0 mit symme-
trischem Spiel.
4 d7-d5
Grünfelds Verteidigung, die hier in
einer ebenso ruhigen wie nachhaltigen Art
bekämpft wird:
5. e2— eS! ....
Die Wirkungslinie des schwarzen
Königsläufers wird unter gleichzeitiger
Förderung der eigenen Entwicklung
dauernd eingeschränkt.
Eine rein positioneile Spielweise, die
der dogmatischen (5. cd Sd5: 6. e4 Sc3:
7. bc c5 usw.) im praktischen Kampfe
vielleicht vorzuziehen ist.*)
5 0—0
6. Lfl-d3 ....
Gespielt wurde hier auch 6. cd Sd5:
und nun 7. Le2 Sc3: 8. bc (Bird -Black-
burne, New-York 1889!) oder 7. Lc4 Sc3:
8. bc (Rubinstein— Aljechin, Wien 1922)
oder 7. Db3 Sb6, 8. Ld2 Le6, 9. Dc2
(Brinckmann— Krüger, Bremen 1924).
Als das Beste gilt aber sofort 6. Db3,
denn darauf kann Schwarz sein Zentrum
nur mit 6. . . . c6 stützen und muß also auf
den für diese Spielweise so charak-
*) Die eigentliche Reihenfolge der Züge
war übrigens: 1 . d4 Sf6, 2. c4 g6, 3. Sc3 d5,,
4. e3 Lg7, 5. Sf3 usw.
Dr. S. G. Tartakower: Die hypermoderne Schachpartie.
418
teristischen Vorstoß auf der Danienseite
verzichten.*)
Ohne all diesen Positionsfinessen
nachzujagen, sucht der Textzug in un-
befangener Weise die Vollmobilisierung
seines Königsflügels durchzuführen.
6 Sb8— c6
Es sieht so aus, als ob auch Schwarz
sich bequem entwickeln würde. Viel besser
geschah in einer Partie Svaöina— Engel,
Brunn 1924: (auf 6. Le2) de, 7. Lc4: c5,
8. 0-ü Dc7! 9. Sb5? Db6 usw., wobei
Schwarz die Führung zu erlangen sucht.
7. 0—0 Sc6— b4
8. Ld3— e2 d5Xc4
Dies ist freilich erzwungen, da auf
8. . . . Lf5, 9. a3! Sc2? 10. Ta2 mit Figur-
gewinn drohen würde.
9. Le2Xc4 c7— c6
10. Ddl— b3 Sb4— d5
11. Sf3— e5 ....
Droht e4.
11 e7— e6
12. Tfl— el Sie— d7
13. f2— f4! Sd7Xe5
14. f4Xe5 Sd5Xc3
Schwarz möchte Se4 nicht zulassen.
15. b2Xc3 TfS— e8
16. Tel— fl b7— b5
Statt dieser bösen Schwächung war
jedenfalls 16. . . . b6 vorzuziehen. Freilich
*) 101a. — In einer Partie Rubinstein-
Drewitt, Southport 1924, folgte: (6. Db3!
c6), 7. Ld2 (Der Kampf um das Tempo
Lfl— d3Xc4. In der Erzstammp. der Grün-
feldschen Variante: Swiderski-Wolf, Nürn-
berg 1906, geschah eben 7. Ld3 de, 8. Lc4:)
7. .. . de (Verfehlt Partie DusChotimirsky—
E. Cohn, Karlsbad 1911: 7. . . . Se4? 8. cd
Sc3: 9. de!! mit Bauerngewinn. Am besten
nach Emmrich ist 7. . . . Db6, nach Grün-
feld aber ist 7 e6 nebst De7, de
und eventuell e6-e5), 8. Lc4: h6 (Unbe-
friedigend auch Partie Pokorny-Hromadka,
Mährisch-Os^rau 1923: 8.... b5? 9. Le2
a6, 10.0— 0Le6, ll.Dc2Db6, 12. a4! usw.),
9. 0—0 Sbd7, 10. Dc2! Sb6, 11. Lb3 Lf5
(es drohte Dg6:), 12. e4 Lg4, 13. Le3 (Das
mobile Zentrum von Weiß ist stark) 13....
Lf3: 14. gf Dd7 (Dieser Gegenangriff stoßt
bald ins Leere), 15. Khl Dh3, 16. De2 Kh7,
17. Tgl Sh5, 18. f4 (verhindert e7-e5) 18. . . .
TadS, 19. Tadl Sc8, 20. Td3! Dd7 (er-
zwungener Rückzug), 21. f5! e5 (etwas
besser war 21.... e6. Nun folgt ein
grausames Finale:), 22. Lf7:! Tf7: 23. fgf
Kh8, 24. Dh5:! Aufgegeben.
18.
19.
20.
21.
22.
23.
24.
25.
26.
bleibt auch dann das weiße Zentrum über-
mächtig.
17. Lc4 -e2 Lc8— d7
Lei— a3 Lg7— f8
Tfl— f6 Lf8Xa3
Db3Xa3 Te8— f8
Tal— fl a7— a5
Da3— d6 Ta8— c8
Auf Le8 folgt 23. Te6:!
h2~ h4! Entscheidend. Dd8— c7
Dd6-c5 Tc8— b8
h4— h5 Dc7— b6
Dc5— d6 ....
Eine hübsche Wendung wäre hier
26. hg hg?, 27. Tg6:t! usw. Schwarz er-
widert aber besser 26. . . . Dc5: und lenkt
in ein Turmendspiel, wenn auch mit einem
Bauer weniger, ein. Nach dem Textzug
kommt es gar nicht mehr zum Endspiel.
fDr. Euwe in „Tijdschrift van den Neder-
landschen Schaakbond"].
26 Tb8— d8
27. h5Xg6 h7Xg6
28. Dd6— e7! Aufgegeben.
(Auf 28. . . . Le8 folgt 29. Tg6:t!, nebst
Matt in 5 Zügen.)
Schlußstellung:
Eine Blockadepartie.
CE3)
B) Neu-Indisch.
(Mit e6, eveniuell b6.)
Partie Nr. 102.
Hauptlurnier zu Karbitz 1924.
Chmellarz. Januschkowetz.
1. d2— d4 Sg8— f6
2. Sgl— f3 e7— e6
3. g2 -g3 ....
Die Modeentwicklung. Verhältnismäßig
wenig bewährt haben sich die Läufer-
entwicklungen 3. Lf4 sowie 3. Lg5 wegen
419
des befreienden Gegenstoßes 3. . . . c5
(vgl. vierte Matchpartie Kostitsch— Capa-
blanca, Havanna 1919: 3. Lg5 c5, 4. e3
[Interessant ist Wagners Gambit 4. e4]
4. . . . Sc6! 5. c3 Db6! 6. Db3 d5, 7. Sbd2
Ld7, 8. Le2 cd, 9. ed Ld6, 10. 0-0 h6,
11. Lh4 Sh5 und Schwarz ist bereits am
Ruder). Zu passiv ist 3. e3.' Wegen der
Hauptfortsetzung 3. c4. (Einladung zum
Damengambit!) siehe nächste Partie.
3 c7— c5!
4. c2— c3 ....
Nötig, denn auf 4. Lg2 brauchtSchwarz
nicht schablonenhaft 4. . . . Sc6 zu an-
worten (Grünfeld— Sämisch, Teplitz 1922),
sondern kann mit 4 cd! 5. 0-0 d5,
6. Sd4: e5! Gegenspiel erlangen. Ein
Beispiel dafür, wie der Eröffnungszug
I. d4 dem Gegner „Angriffsmarken" bietet.
4. .... Sb8— c6
5. Lfl— g2 d7— d5
Etwas spät, aber doch ist aus dem
„ideellen" ein wirkliches Damenbauernspiel
entstanden, denn die Wirkung des weißen
Lgl mußte beizeiten eingeschränkt
werden.*)
In einer Partie Grünfeld— Reti, Wien
1922 geschah zunächst noch 5 Le7,
6. 0—00—0, 7. c4 (Diese Ratenentwicklung
ist hier berechtigt) 7. . . . d5 (Na also!),
8. cd Sd5: 9. de Lc5: mit etwa gleichem
-| Spiel.
™ 6. 0—0 Lf8— d6
Es ist bemerkenswert, daß Schwarz
mit 6.... cd, 7. Sd4:! e5, 8. Sc6: bc,
9. e4 usw. eine Art Grünfeld-Verteidigung
mit vertauschten Farben herbeiführen
konnte.
7. a2— a3
1 1 Eigentlich Zeitverlust. Besser geschah
in einer Partie Grünfeld— Wolf, Wien 1922:
7. c4! 0—0, 8. cd ed, 9. Sc3, wobei die
Rubinstein-Variante des Damengambits
aus den Trümmern der Indischen Ver-
teidigung entstand.
7. .... Dd8— c7
8. Sbl— d2 b7— b6
9. Tfl— el Lc8— 57
10. e2— e4 d5Xe4
II. Sf3— g5! c5Xd4
12. Sd2Xe4 ....
*) Die eigentliche Reihenfolge der
Züge war: 1. Sf3 d5, 2. g3 c5, 3. c3 Sc6,
4. d4 e6, 5. Lg2 Sf6 usw. Die Partie wird
eben als Beispiel dafür angeführt, in welch
innigem Kontakt alle diese Eröffnungen
— Zukertort, Indisch, Damenbauer —
stehen.
Während Schwarz im indischen Stile
lavierte, hat der Anziehende durch herz-
haftes Zupacken eine starke Angriffsstellung
erlangt.
12 Ta8— d8?
Ein Fehler in schwieriger Lage. Unzu-
lässig war übrigens 12.... 0-0 wegen
13. Sf6:tgf, 14. Sh7:! Kh7: 15. DhSf usw.
und auch der Sicherungzug 12. . . . Le7 ist
nach Schönmann in den „Deutschen Schach-
blättern" wegen 13. Sf6:t Lf6: 14. Se6:
und nach Wolf in der „Wiener Schach-
zeitung" gar wegen 13. Sf7:! zu verwerfen
(z. B. 13. . . . Se4: 14. Sh8: Sf6, 15. Te6: bezw.
13.... Kf7, 14. SgSf Kg8, 15. Te6:! [ver-
schwommener 15. Se6: Dd6, 16. Db3 Sa5,
17. Da2 Ld5, 18. Ld5: Dd5:! 19. Sc7 Da2:
20. Ta2: Kf7] 15.... Sa5, 16. Lf4 Dd7,
17. De2 Lf8, 18. Lb7: Db7: 19. b4! mit
Springerfang, bezw. 15. . . . Sd8, 16. Db3
Kf8, 17. Lf4 Dd7, 18. Tael! mit starkem
Angriff).
Verhältnismäßig am besten war an
Textslelle der Entlastungstausch 12
Se4: nebst langer Rochade.
i
13. Se4Xf6t g7Xf6
14. Sg5Xe6!! ....
Eine Opferkombination voll Schwung
und Leben, die dem Führer der weißen
Steine ein glänzendes Zeugnis ausstellt.
14 f7Xe6
15. TelXeöf Sc6— e7
Nun geht es wie nach der Schnur.
Verhältnismäßig beste Verteidigung bot
15 Kd7, worauf allerdings etwa 16. Lh3
(drohtTf6:t)Tdg8, 17.Td6:tKd6: 18.Lf4t
Se5, 19. cd Dc6, 20. def Ke7, 21. Dd6t mit
Vorteil für Weiß, trotz der Qualität weniger,
folgen könnte.
Wie leicht ersichtlich, sind dagegen
die anderen Verteidigungszüge: 15. . . . Kf7
wegen 16. Ld5 (drohend Dh5t und Td6:t)
bezw. 15. . . . Le7 wegen 16. Dh5f usw.
ganz minderwertig.
16. Ddl— höf Ke8— d7
Auf 16. . . . Kf8? folgt Matt in zwei
Zügen (durch 17. Tf6:t nebst Df7).
z?-«
420 —
17. Lg2— h3 f6— f5
Auf 17. . . . Dc6 folgt schonungslos
18. Td6:t! Kd6: 19. Lf4 #•
18. TeeXeTf! Elegant. Ld6Xe7
Worauf Matt in vier Zügen folgt. Aber
auch nach 18. . . . Ke7: 19. Lgöf Kd7,
20. Lföf Kc6, 21. Df3t könnte Schwarz
aufgeben.
19. DhöXföf Kd7— e8
Oder 19.... Kd6, 20. Lf4t Kc6, 21.
Lg2f usw.
20. Df5— h5t KeS— fS
21. Lei— h6t KfS— gS
22. Lh3— e6#
(Erster Schönheitspreis.)
CEED
Partie Nr. 103.
Großturnier zu Pistyan 1922.
Dr. Tarrasch. Aljechin.
[Ein Glanzsieg in der ersten Runde.]
1. d2— d4 SgS— f6
2. Sgl— f3 e7— e6
3. C2— C4 Am schärfsten. c7— c5
Will Schwarz die Einladung zum
nachträglichen Damengambit (3. . . . d7 d5)
nicht annehmen, so stehen ihm außer dem
Textzuge noch zwei interessante Ent-
gegnungen, die dem Geiste dieser Eröffnung
entsprechen und besonders von Bogoljubow
während der Jahre 1916—1920 erforscht
wurden:
I. 3. . . . b7— b6, vgl. fünfte Wett-
kampfpartie Grünfeld— Tartakower, Wien
1922: 4. g3 (In dem hiemit eingeleiteten
Kampfe „Läufer gegen Läufer" ist der
Weiße infolge seiner geschützteren Stellung
im Vorteil. Farbloser ist 4. Lg5,* 4. e3
sowie auch 4. Sc3) 4. . . . Lb7, 5. Lg2 d5
(lieber früher als später, z. B. 5. . . . Le7, 6.
0-0 0-0, 7. Sc3 d5 [sonst ev. 8. d5!], 8. Se5
mit unbequemer Fesselung für Schwarz.**
Auf 5. . . . c5 ist aber nach Collijn gemäß
*) Vgl. hiezu Partie Tarrasch— Bogo-
ljubow, Göteborg 1920: 4. (Lg5) Lb7, 5. e3
h6, 6. Lh4? Lb4t 7. Sd2? (O, sancta
simplicitas!) g5, 8. Lg3 g4 mit Figurgewinn
für Schwarz. — Eine tückisch-lehrreiche
Eröffnungsfalle!
**)Vgl. immerhin folgende Katastrophen-
partie Rubinstein— Bogoljubow, Göte-
borg 1920:
8. . . . c5 (Sämisch empfiehlt 8 Dc8,
Nimzowitsch aber 8. . . . c6 mit sogenannter
„Sägestellung"), 9. de (logischer ist 9.Le3!)
9. . . . Lc5: 10. Lf4 (hier war wohl 10. cd!
der 8. Matchpartie Rubinstein-Bogoljubow
6. d5 ed, 7. Sh4! g6, 8. cd sehr stark), 6. Se5
Lb4t (schwächlich P. Kostitsch— David-
son, Haag 1921 : 6. . . . Le7, 7. Sc3 0-0,
8. 0-0 usw.), 7. Ld2 (oder P. Aljechin—
Vajda, Budapest 1921: 7. Sd2 0-0, 8. 0-0
Sbd7, 9. Sd3, worauf wohl 9. . . . Ld2: am
einfachsten wäre) 7 Ld2:t 8. Dd2:
0-0, 9. Sc3 Sbd7, 10. 0-0 usw. mit etwa
gleichem, wenn auch für Schwarz schwer
zu behandelnden Spiel.
11. 3. . . . Lf8— b4t vgl. Partie Johner—
Grünfeld, Pistyan 1922: 4. Ld2 (4. Sc3
0-0, 5. g3 c5, 6. Lg2 Lc3:t 7. bc Da5,
8. Ld2 d6, 9. 0-0 Sbd7!) 4. . . . Ld2:t 5.
Dd2:! (auf 5. Sbd2: folgte in einer denk-
würdigen Partie Pokorny— Dr. Lasker,
Mähr. Ostrau 1923: 5. . . . 0-0, 6. e4 [vor-
sichtiger 6. e3] 6. . . . d6! [die Schablone
verlangt 6. . . . d5], 7. Dc2 Sc6, 8. Tdl
De7, 9. Le2 e5! 10. d5? Sd8, 11. h3 Sh5
[die Gegeninitiative beginnt], 12. Sgl Sf4,
13. Lf3 f5 [natürliche Reaktion auf den 6.
und 10. Zug von Weiß], 14. Se2 fe, 15.
Se4: Sg6, 16. Lg4 Sf7 und Schwarz führte
die von ihm neuartig angelegte Partie
im 48. Zuge zum Siege).
5. . . . d5 (nun wird ein Damengambit
ohne die beiderseitigen Schwarzläufer
ausgekämpft! Versucht wurde hier auch
5. . . . b6 oder 5. . . . 0-0), 6. e3 0-0, 7. Sc3
Sbd7, 8. Ld3 c6 (in einer Partie Vidmar-
Reti, Mannheim 1914, geschah 8 b6,
9. cd ed, 10. 0-0 Lb7, 11. Tacl c5, 12.
Tfdl c4, 13. Lbl usw. mit wohlbekannter
Angriffsstellung), 9. 0-0 (energischer ist
wohl9. Tadl!) 9... de, 10. Lc4: e5! (die
Befreiung!), 11. Lb3 (schlecht wäre natür-
lich 11. de Se5: 12. Dd8: Sf3:t usw.,
doch kommt auch 11. Tfdl stark in Be-
tracht) 11.... ed! (schwächer P. Aljechin—
Bogoljubow, Budapest 1921: 11.... De7,
12. e4! ed, 13. Sd4:! [13. Dd4: De5=]
13.... Sc5, 14. Lc2 Tfd8, 15. Tadl [droht
Sc6;] 15.... Lg4, 16. f3 Le6, 17. Df2 und
Weiß brachte seinen Stellungsvorteil im
30. Zuge zur Geltung).
12. Dd4: Db6, 13. Df4 Sc5, 14. Sa4
Sa4: 15. Da4: Lf5 usw. mit gutem Ausgleich.
Sd5: 11. Sd5: Ld5: 12. Ld5: ed, 13. b3
nebst Lb2 am Platze, wobei der Bd5 eine
gewisse Schwäche im schwarzen Lager
bildet) 10. . . . Se4! (nun befreit sich Schwarz
mit einem Ruck und kommt in Vorteil),
11. Se4:? de, 12. Db3? Dc8! 13. Le3
(besser war 13. Ld2 und später eventuell
Se3) 13. . . . Le3: 14. fe (auf 14. De3: folgt
vorteilhaft 14. . . . f6 nebst h5) 14. . . . Sc6!
15. Sc6: Dc6: 16. Tadl Tac8! 17. Td4
f5, 18. Tfdl La6, 19. c5 Le2: 20. Td6?
Dc5: 21. De6:t Kh8, 22. Td4 Dclf 23.
Kf2 Tc2, Weiß gibt auf.
421 -
4. d4— d5 ....
Von unverkennbarer Energie. Es folgt
aber darauf ein überrascheriäer Gegenstoß,
dessen meteorhafte Idee dem russischen
Meister Blumenfeld zu verdanken ist.
4 b7— b5
Aljechin ist meistens derjenige Feuer-
geist, der alle in der Luft schwebenden
Neuerungen mutig im Turnierkampfe an-
wendet.
5. d5Xe6 ....
Als „Widerlegung" des Blumenfeld-
Gambits gilt nunmehr 5. Lg5, z. B. :
a) 5.... Lb7, 6. e4 Daöf 7. Dd2
Dd2:t 8. Sfd2: b4, 9. Ld3 usw. mit über-
legenen Chancen für Weiß.
b) Partie Moritz— Gilg, Hauptturnier
Oeynhausen 1922: 5.... bc, 6. e4 DaSf
7. Sc3(noch zwingender ist wohl7.Ld2 oder
7.Dd2Dd2:t8.Sfd2: !nebst9.Sc3und Sc4:)
7.... Se4, 8. Lc4: Sc3: 9. Dd2 Db4, 10.
Dc3: Dc3: (schwächer geschah in einer
späteren Partie Sämisch -Spielmann,
Teplitz-Schönau 1922: 10.... La6?), 11. bc
Le7? (richtig war sofort 11. . . . d6! 12. de
Le6: 13. Le6: fe, 14. 0—0—0 Sc6, 15. Thel
e5 mit haltbarem Spiel), 12. 0—0—0! d6,
13. defe, 14. Thel h6, 15. Le7:Ke7: 16. Ld5,
Aufgegeben.
c) Partie Grünfeld— Bogoljubow, Wien
1922: 5. .. . h6, 6. Lf6: Df6: 7. Sc3 b4, 8.
Sb5 Sa6, 9. e4! Db2:? 10. Ld3 D.f6, 11. e5
Dd8, 12. de! de, 13. Le4 Ddl:t 14. Tadl:
Tb8, 15. Lc6t Kf8, 16. Td8# Tableau.
d) Uns scheint jedoch 5. . . . ed, 6. cd
d6, 7. e4 a6 usw. genügende Widerstands-
kraft aufzuweisen und da auch andere
Widerlegungsversuche (wie 5. e4, Partie
Rubinstein— Tartakower, Teplitz-Schönau,
1922 oder 5. cb, Partie Kostitsch— Maröczy,
Westonsupermare 1922) mißlangen, ist das
letzte Wort über das hochinteressante
.Flügelgambit noch nicht gesprochen.
5 f7Xe6
6. c4Xb5 d7— d5
Nun ist die Strategie von Schwarz,
der für den geopferten B ein überstarkes
Zentrum erlangt hat, klar vorgezeichnet
und tatsächlich löst Aljechin seine Auf-
gabe mit bewunderungswürdiger Energie.
7. e2— e3 ....
Schwarz „drohte" ja durch 7 Da5t
den B zurückzugewinnen. Immerhin kommt
hier 7. g3 als zweckmäßigste Läuferent-
wicklung stark in Betracht. In einer
späteren Partie desselben Turniers
Sämisch— Marco geschah 7. Sbd2 Ld6, 8.
b3 e5 (besser 8. . . . Da5!), 9. e4! De7, 10.
Ld3 Lb7, 11. De2 Sbd7, 12. ed Sd5: 13.
Se4 Lc7, 14. 0-0 h6, 15. Tdl 0-0-0, mit
unklarem Spiel.
7 ■""' Lf8-d6
Ein Idealläufer.
8. Sbl— c3 0—0
9. Lfl— e2 Lc8— b7
10. b2— b3 ....
Sieht etwas gekünstelt aus. In Be-
tracht kam die Aufwühlung der Mitte
durch 10. c4, um auf 10. . . . de, 11. Sg5
nebst Lc4 bezw. auf 10 Sbd7, 11. ed
ed, 12. Lg5 zu spielen.
10 SbS— d7
11. Lei— b2 DdS— e7
12. 0-0 Ta8— dS
13. Ddl— c2 e6— e5
Die Bauernmasse setzt sich in Be-
wegung und verhilft dem schwarzen
Figurenmaterial zu einer großzügig durch-
geführten Attaque.
14. Tfl— el e5— e4
15. Sf3— d2 Sd7-e5
16. Sc3— dl Sf6^g4
17. Le2Xg4 ....
Auf 17. h3 könnte Schwarz analog der
Partie mit 17. . . . Sh6 nebst Sf5 fortsetzen.
[Dr. Vecsey im Turnierbuch.]
17 Se5Xg4
18. Sd2— fl De7— g5!
Es gilt (überraschenderweise!) dem
Punkt g2.
19. h2— h3 Sg4— h6
20. Kgl— hl Sh6— f5
21. Sfl— h2 d5— d4!
Beginn vom Ende. Verfrüht wäre so-
fort 21. . . . Sg3 wegen 22. Kgl. Nun muß
aber Weiß der Verstärkung der gegneri-
schen Aktion „ruhig" zusehen, da 22. ed
wegen 22.... e3! 23. Tgl Dg3!! usw.
fatal enden würde.
22. Lb2-cl d4— d3
Passiert!
23. Dc2— c4t Kg8— h8
24. Lcl-b2 Sf5— g3t!
Stellung nach dem 24. Zuge von Schwarz.
B Ä Ä ^
■ m ■ m
■s» ■ r
422
25. Khl— gl ....
Natürlich nicht 25. fg wegen 25. . . .
Dg3: usw., doch ist vorläufig noch keine
entscheidende Gefahr für die stark ge-
schützte Königsstellung von Weiß zu er-
sehen.
Lb7— d5
Sg3-e2t
Tf8— f7
h7— h5!
Der Nachschub!
25
26. Dc4— a4
27. Kgl-hl
28. Da4— a6
29. b5— b6 ....
Die weiße D fühlt sich verpflichtet,
etwas zu unternehmen.
29 Se2— gSf
Obwohl der S jedesmal gegen Ab-
leben mit einer übermäßig hohen Prämie
versichert ist, wirkt seine Opfertätigkeit
herzerquickend.
30. Khl— gl a7Xb6
31. Da6Xb6 Sg3— e2t
32. Kgl— hl Sc2— g3t
33. Khl— gl ....
Weiß erkennt, daß 33. fg wegen des
Zwischenzuges 33. . . . Lc7! unersprießlich
wäre und wartet weitere Ereignisse mit
stoischer Ruhe ab.
33 d3— d2
Schwarz beginnt zu ernten.
34. Tel- fl Sg3Xfl
35. Sh2Xfl Ld5— e6
36. Kgl— hl ....
Dies führt zu einem schönen Schluß-
effekt, doch würde Schwarz auch auf 36.
Dc6 mit etwa 36. . . . Lh3: 37. De4: Tdf8,
38. f4 (38. Khl Tf3!) Lf4: 39. ef Tf4: usw.
oder noch eleganter 36. . . . Tf3! 37. De4:
Ld5 mit der Drohung Dg2:f!! entscheiden,
z. B. 38. h4 (auf 38. Dd3 folgt Matt in 5
Zügen) Dg2:t!! 39. Kg2: Le4: 40. Sd2:
(40. Kgl Lc7) Tg3t 41. Kfl Ld3t42. Kel
Tglf usw. mit Massakrierung.
36 Le6Xh3!
37. g2Xh3 Tf7— f3
38. Sfl— g3 h5— h4!
39. Lb2— f6 Dg5Xf6
40. Sg3xe4 Tf3Xh3t
Weiß gibt auf (41. Kg2 Df3t bezw.
41. Kgl Lh2t). Die großzügige Partie
wurde mit dem für die beste slawische
Leistung ausgesetzten Speziaipreis aus-
gezeichnet.
SUD
Partie Nr. 104.
Meisterkampf zu Budapest 1921.
Kostitsch. A. Steiner.
1. d2— d4 Sg8— f6
2. Sgl— f3 b7— b6
Eine scharf umrissene Entwicklungs-
idee.
3. g2-g3! ....
In einer Partie Ed. Lasker— Janowski,
New-York 1924, verlegte sich Weiß zu-
nächst auf die Entwicklung des Damen-
flügels: 3. c4 Lb7, 4. Sc3 d6, 5. Lg5Sbd7,
6. Dc2 e5, 7. e3 h6, 8. Lh4 usw.
3 Lc8— b7
4. Lfl-g2 g7-g6
Diese Doppelflügelstrategie erweist
sich bald als schwerfällig. Beachtenswert
geschah in einer Matchpartie Olland—
Maröczy, Utrecht 1921: 4. . . . c5, 5. c3 e6,
6. Lf4 Le7, 7. Sbd2 0-0, 8. Dc2 d5, 9. 0-0
Sc6, 10. e3? Sh5 mit Gegenspiel oder in einer
Partie Prokesch— Sämisch, Pistyan 1922,
gleich 4. . . . e6, 5. c4 (bezw. Marchand—
Ahues, Berlin 1922: 5. 0-0 c5, 6. c3 Le7,
7. Lf4 d6, 8. Sbd2 cd, 9. cd 0-0, lO.Tfel
Sd5 usw.) 5. . . . c5, 6. e3? (besser 6. de
Lc5: 7. 0-0) 6. . . . cd, 7. ed d5, 8. Se5
Dc8! mit überwundenen Eröffnungs-
schwierigkeiten für Schwarz.
5. 0—0 Lf8— g7
6. c2— c4 0—0
7. Sbl— c3 d7— d6
8. Ddl— c2 ....
Ein guter, von Teichmann aus der
Schweiz: importierter und von ihm in der
5. Matchpartie gegen Aljechin, Berlin
1921 (nach 1. d4 Sf6, 2. c4 b6, 3. Sc3 Lb7,
4. Dc2!) angewandter Zug, der hier nicht
nur als Hebel-sondern auch als Räumungs-
manöver zugleich fungiert. (Siehe nächster
Zug.)
8 Sb8— d7
9. Tfl— dl! ....
Kraftstrotzende Strategie.
9 Tf8— e8
Um seinerseits e7— e5 durchzusetzen.
Zweckmäßiger war aber zunächst 9
c6 nebst Dc7, um den X-Strahlen des Tdl
auszuweichen.
10. e2— e4 e7— e5
Sonst folgt völlige Einkapselung
durch e4— e5.
11. d4Xe5! d6Xe5
12. Lei— g5 c7— c6
- 423
13. Lg5Xf6! Le7Xf6
14. Lg2— h3 Te8— e7
Auch nach 14.... Lc8, 15. Td6 Lei,
16. Ld7:! Ld6: 17. Lc6: bezw. 16. . . . Ld7:
17. Td6— d2 Dc7, 18. Se5:! usw. war
materieller Nachteil unabwendbar. Nun
folgt ein drastisches Finale.
15. Tdl— d6 Dd8— c7
16. Tal— dl Ta8— d8
17. Dc2— d2!
Nicht aber sofort 17. Ld7: Ted7: 18.
Tf6: wegen 18. . . . Kg7.
17 Lb7— c8
18. Td6Xf6! Aufgegeben.
Eine von dem serbo-amerikanischen
Meister brillant durchgeführte Invasions-
partie.
nun
C) Budapester Gambit.
(2. c4 e5.)
Von dem Budapester Meistertrio
Abonyi, Breyer und Baracz im Jahre 1917
der Schachwelt geschenkt, feierte diese
geistreiche Spielweise im Berliner Vier-
meisterturnier 1918 große Triumphe (2V2
Punkte aus 3 Partien!) und ist noch heute
nicht völlig widerlegt, weshalb auch viele
Autoritäten 2. SfS für zweckmäßiger als
2. c4 halten.
Partie Nr. 105.
Meisterkampf zu Kopenhagen 1923.
Sämisch. Spielmann.
1. d2— d4 Sg8— f6
2. c2— c4 e7— e5
Seinem Temperament gemäß ist
natürlich Spielmann ein eifriger Verfechter
dieses Gambits geworden.
3. d4Xe5 ....
Wie Schlechter in seiner gediegenen
Monographie „Die Budapester Verteidigung
des Damengambits" (Berlin 1918) fest-
stellte, führt die Ablehnung des Opfers:
3. Sf3 ed bezw. 3. Lg5 ed! bezw. 3. e4
Se4:! bezw. 3. d5 Lc5! zum schwarzen
Vorteil. In einer Partie Marshall— Sharp,
New-York 1920, geschah ganz zurück-
haltend 3. e3 ed, 4. ed d5 (nun ist ein
bekanntes Abspiel der franz. Abtausch-
variante entstanden), 5. Sf3 Lb4t 6. Ld2
Ld2:t 7. Sbd2: 0-0, 8. Le2 usw. mit etwa
gleichem Spiel.
3 Sf6— g4
4. e2— e4 (!) ....
Diese Behandlung, womit Weiß auf
die Behauptung des gewonnenen Bauern
verzichtet, gilt als die beste Spielweise,
während sich die konservativen Fort-
setzungen: — 4. Lf4*, 4. f4, 4. Dd4, 4.
Dd5 sowie 4. Sf3 mindestens vom
praktischen Standpunkt wenig bewährt
haben.
Geistreich ist Dr. Tarrasch's Vor-
schlag: 4. e6, um nach 4 fe, 5. e4 Sge5,
6. Dh5t Sf7, 7. Ld2 Sc6, 8. Sc3 bessere
Entwicklungstrümpfe aufzuweisen, doch
antwortet Schwarz auf 4. e6 viel einfacher
4. . . . de! und steht gut.
4. .... h7— h5!?
Von Reti. Er deckt den Sg4 und ver-
hindert f2-f4, schwächt aber die Königs-
seite.
Einfacher und besser ist daher sofort
4.... Se5: und auf 5. f4!
weder 5 Sg6, 6. Le3! (sonst folgt
6 Lc5! Auf 6. a3 empfiehlt Abonyi
6.'... a5, 7. Le3 Sa6, 8. Sc3 Lc5, mit
gutem Spiel für Schwarz) 6 — Lb4t (6. . . .
Df6, 7. e5), 7. Sbd2 De7, 8. Dc2 Sc6
(vielleicht 8. . . . Lc5), 9. Sf3 b6, 10. Le2
Lb7 usw.
noch 5. . . . Sec6, 6. Le3! Ld6 (6. . . .
Lb4t 7. Sc3! De7, 8. Ld3), 7. Dd2 De7,
8. Sc3 Lb4, 9. Ld3 b6, 10. Sge2 Lb7, 11.
Sg3 0-0, 12. h4! Dd8, 13. h5 Se7, 14. a3
usw. (Spielmann— Reti, Berlin 1919)
sondern am bequemsten dasZwischen-
schach 5... Lb4t z. B. 6. Ld2 Ld2:t 7.
Dd2: Sec6! 8. Sc3 0-0, 9. e5 f6 bezw. 9.
Sf3 d6 mit pupillarmäßig gesicherter
Stellung für Schwarz.
*) 105 a. — Vgl. Partie Rubinstein—
Vidmar, Berlin 1918:
4. Lf4 Sc6 (4. .. . g5, 5. Ld2!),5. Sf3
Lb4t 6. Sc3 (besser vielleicht 6. Sbd2)
6 De7, 7. Dd5 (nur so läßt sich der
B verteidigen) 7. . . . Lc3:t (Beachtenswert
ist Mieses' Vorschlag 7 f6), 8. bc Da3!
9. Tel (Auf 9. Dd3 erzwingt 9. . . . Dc5!
10. e3 Da5! die Rückeroberung des Pions)
9. . . . f6, 10. ef (Auch nach Dr. Lewitt's
10. e6 de, 11. DhSf g6, 12. Dg4: e5 usw.
bliebe Schwarz am Ruder) 10. . . . Sf6: 1 1 . Dd2
d6, 12. Sd4 0-0, 13. e3 (Richtig war 13. f3!
Ld7, 14. e4 usw. mit genügendem
Sicherungskoeffizienten) 13.... Sd4;! 14. cd
Se4, 15.Dc2Da5tl6.Ke2(oder 16. Kdl Lf5,
17.Ld3Sf2:tusw.) 16.... Tf4:! 17. ef Lf5,
18. Db2 Te8, 19. Kf3 Sd2t 20. Kg3 Se4?
21. Kh4? (besser war jedenfalls wieder
21. Kf3, worauf freilich Schwarz seinen
Angriff mit 21. . . . h5 verstärken könnte.
Nun geht es mit dem weißen K rasch
bergab) 21. . . . Te6, 22. Le2 Th6t 23. Lh5
Th5:t 24. Kh5: Lg6t 25. Kg4 Dh5#
424
Eine weitere Frage ist, ob letzterer nicht
an Textstelle mit 4. . . . d6, 5. ed Ld6: in
echte-m Gambitstile fortsetzen sollte, z.B:
6. Le2 h5 bezw. 6. h3 Dh4, 7. Dc2 Sf2:!
8. Sf3 De4:t bezw. 6. Sf3 Lb4t! 7. Ld2
Lc5 usw. mit festem Griff. (Die Annahme
des zweiten Gambits durch 5. ed scheint
also sehr riskant zu sein.)
Auf . 6. . . ." Lc5, was sonst mehr im
Geiste dieser angriffslustigen Fortsetzung
ist, geschah in einer Partie Bogoljubow—
Reti, Kiel 1921: 7. a3 Sge5: 8. Lg5! f6,
9. Ld2 d6, 10. Sf4 usw. bezw. Partie
Aljechin— Euwe, Amsterdam 1921: 7. Sd5
Sce5: (oder Euwe— Mieses, Hastings 1923:
7. . . . Sgeö: 8. Lg5 f6, 9. Le3 d6, 10. Sf4
HHHHl^lHI^Hi^HHHHIV^^^^-^'^
^K^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^t^^^^^^^^^M^^''
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U^ 1 \
^K^BHS^^^^&»n,vsii!ms><^ew»-ii:m0?m-:: ■ 'm¥ms'^mm& ■'' 'immmmmsfmAi
Der Berliner Jungmeister Friedrich Sämisch
führt eine feine Klinge.
5. Sbl-c3! ....
Weiß holt seine etwas zurückge-
bliebene Figurenentwicklung in unbe-
fangenster Weise nach. Gekünstelter wäre
zunächst 5. Sh3, worauf die Bauern-Opfer-
wendung 5. . . . cl6 sehr in Betracht kommt.
5 Sb8— c6
Auf 5. . .,. Se5: folgte in einer Partie
Euwe— Spielmann, Pistyan 1922, mit Zug-
umstellung: 6. Sh3 (Dieses Manöver ge-
schah bereits im vorigen Zuge) 6. . . . d6,
7. Sf4 mit Eröffnungsschwierigkeiten für
Schwarz.
Wegen 5. . . . Lc5, 6. Sh3 Sc6, siehe
nächste Anmerkung.
6. Lgl— h3 Sg4Xe5
Lg4, 11. Le2 usw.), 8. b4 Le7, 9. Lb2 c6,
10. Se7: De7: 11. c5 a5, 12. Dd4! usw.,
allemale mit überlegener Spielkonfigu-
ration für Weiß.
Deshalb versucht Spielmann zunächst
die Partie in ruhigem Stile fortzusetzen.
7.
Lfl— e2
d7— d6
8.
Sh3— f4
g7-g6
9.
0—0
Lf8-g7
0.
Kgl--hl
In weiser Voraussicht künftiger Er-
eignisse als eine bewährte Sicherungs-
maßnahme gespielt.
425
10 Se5— g4
Schon mit Rücksicht auf seine etwas
wacklige Partieanlage muß Schwarz, ob
er will oder nicht, scharf auf Angriff
spielen. Der Textzug droht Dh4, was je-
doch von Weiß in sehr feiner Weise
pariert wird:
11. Ddl-^el! Sc6— d4
12. Le2— dl ....
Weiß hat sich in sehr gediegener
Weise nach rückwärts konzentriert.
12 Lg7— e5
13. h2— h3 c7— c6
Der Sg4 bleibt nun 15 Züge lang als
Atrappe stehen, was aber den Anziehen-
den in seinen Unternehmungen nicht
weiter stört.
14. Sf4— d3 Lc8-e6
15. b2— b3 Le5— g7
Die kaum begonnene Demonstration
ist bereits zu Ende.
16. f2— f4 ....
Weiß hat sich kaltblütig verteidigt und
eht nun selbst zum Angriff über.
Teichmann im Turnierheft.]
16 Dd8— a5?
Hier gerät die Dame sehr bald ins
Kreuzfeuer der weißen Leichtfiguren. Vor-
zuziehen war wohl 10. . . . De7, wenn
auch dann die Schlachtordnung von Weiß
überlegen bleibt.
17. Lei— d2 0—0—0
18. Sc3— b5 Da5— a6
19. Sb5Xd4 Lg7Xd4
20. Ld2— c3 ....
Wie man sieht, nimmt Weiß alle Zug-
straßen für sich in Anspruch. Seine
Bauernketten spielen dabei entscheidend
mit.
20 Ld4Xc3
21. DelXc3 Da6— b6
Droht nach wie vor gar nichts.]
22. Ldl— f3 f7— f5?
Er verliert die Geduld und will sich
den Ehrenrückzug Sg4— h6— f7 sichern,
übersieht aber die Antwort. Besser war
etwa Dc7.
23. c4— c5! ....
Die Zwangsaufrollung.
23,
d6)
<c5
24.
Sd3Xc5 .
Le6-
-f7
25.
Tal-
-cl
Th8-
-h7
26.
e4-
-e5
Lf7-
-e8
Volle Retraite.
Mai
1 erkennt den An-
griffspieler Spielmann
nicht wiedei
-!
27.
b3-
-b4
Kc8-
-b8
28.
a2-
-a4
Sg4-
-h6
29".
Tcl-
-c2
Sh6-
-g8?
Dieser
Ritter
der
traurigen
Gestalt
will unbedingt noch den letzen Zug in
der Partie machen! Geboten war Te7.
30. a4 — a5 Schwarz gibt auf,
denn auf 30 Db5 geht die Dame und
auf 30.' ... Dc7 die Qualität (durch 31 . Se6)
verloren.
Schlußstellung:
Ein positioneller Sieg.
Der unrichtige Zug.
(Quasi una fantasia.)
Knapp vor Schluß unserer Revue der Eröffnungen ist es vielleicht
angezeigt, über jene „höheren Mächte" zu sprechen, die fast in jeder
Stellung v^alten und uns sozusagen ihre eigene Schachgesetzgebung auf-
zwingen.
Trotz aller Spieltheorie und allem angeblichen Positionsurteil tappt
gewöhnlich derSchachspieler vollkommen im Dunkeln herum, und wie für
den Blinden die Beurteilung des Weges nicht in den Beinen, sondern
- 426 -
in seiner Krücke liegt, dank welcher er sich durch vorsichtiges Tasten
von einem greifbaren Objekt zum nächstgelegenen hinwegbringt, so sucht
auch der Schachspieler, dessen geistiges Auge blind ist, nach verschiedenen
„augenscheinlichen" Merkmalen, um sich von Etappe zu Etappe
durchzuzwängen. Solche Markierungen, die ihm den Weg erleichtern sollen,
sind zum Beispiel allerlei allgemeine Prinzipien, allerlei sc hab lonenhafte
Begriffe wie: Tempo, Läuferpaar, Entwicklungsvorsprung, Terrainfreiheit,
offene Linie, gedeckter Freibauer, Luftloch für den König etc. etc., am
liebsten aber natürlich die numerische Abzahlung der Figuren, die
für ihn letzten Endes den Inbegriff aller Schönheit und Wahrheit im Schach
bedeutet . . .
Wie sieht jedoch die „rauhe Schachwirklichkeit" aus? Kaum glaubt
der Schachspieler die Wahrheitsschlange erfaßt zu haben und des Sieges
teilhaftig zu werden, bricht plötzlich irgend ein Gewitter los: Blitze fallen,
Donner krachen, die Untugend triumphiert!
Daher ist wohl die Frage berechtigt, ob die Schachkombination, ob
das Schach überhaupt auf dem richtigen oder vielleicht doch auf dem
unrichtigen Zug aufgebaut ist, und sollen zwecks Beantwortung dieses
Grundproblems folgende drei Erwägungen angeführt werden:
\. Schach ist Kampf. Zum Siege gelangt man also nicht, wenn man
gut, sondern nur, wenn man — besser spielt. Kann man sich also der
Ansicht verschließen, daß nicht unser richtiger, sondern des Gegners
unrichtiger Zug den Ausschlag gibt!?
2. Bekanntlich ist die Drohung stärker als die Ausführung. Eine
indirekte Drohung stärker als eine direkte, unmittelbare. Kann man sich
also der Ansicht verschließen, daß überhaupt keine Drohung die
stärkste Drohung ist!?
3. Der richtige Zug ist nur bei präzisester Ausführung eines ganzen
tiefdurchdachten Systems oder gar einer ganzen tadellos durchgeführten
Partie als solcher zu klassifizieren. Er zwingt uns also auch in der Folge,
immer das Tiefste und Feinste zu finden, wobei aber auch der durch die
Gefahr gesteigerte Widerstand des Gegners heraufbeschworen wird. Kann
man sich also der Ansicht verschließen, daß irgend ein zweitbester,
unscheinjbarer und insbesondere für den Gegner unerwarteter Zug jedenfalls
die besten praktischen Chancen gewährt!?
. . . Schach ist Kampf. Das Geheimnis des Schachspiels besteht
darin, daß dabei keine Geheimnisse, sondern nur Hemmnisse zu über-
winden sind.
Unregelmäßige Anfänge.
Wenn noch irgendwo, so ist es auf Partie Nr. 106.
dem Gebiete der unregelmäßigen (das (Zukertort-Eröffnung.)
heißt weder mit e2--e4 noch d2-d4 er- Weltturnier zu New-York 1924.
öffneten) Spiele viel Neuland zu ent- r> ,• i.
decken, wie es zum Beispiel die mit der Reti. Bogoljubow.
Zukertort (1. Sgl— f3), bezw. mit der 1. Sgl — f3 ....
Zaragoza (l.c2— c3) -Eröffnung ange- Retis Lieblingswaffe, wobei er unter
stellten Versuche beweisen. Zuhilfenahme einer neuartigen Flanken-
- 427
Strategie ungeahnte Erfolge erzielt hat.
In gewissem Sinne suchte er dabei die
zentrumsscheuen Prinzipien der indischen
Verteidigung (1. d4 Sf6) in den Dienst der
anziehenden Partei zu stellen.
2. .
e7— e6
d7— d5
Wie in der Monographie „Die Zu-
kunftseröffnung" (Bücherei der „Wiener
Schachzeitung", Wien 1924) ausgeführt
wird, hat Schwarz schon bei seinem
ersten Zuge unter vielen Gesichtspunkten
zu wählen.
Der Textzug, den auch Dr. Lasker
bevorzugt, sucht die Partie im Geiste des
klassischen Zentrumskampfes anzulegen.
Beliebter ist 1.... Sf6, um im Falle der
hypermodernen Behandlung (2. c4 statt
2. d4) entweder mit 2. . . . c5 symmetrisch
oder aber mit 2. . . . d6 nebst e5 aggres-
siv vorzugehen. (Vergleiche hiezu nächste
Partie.)
Unter sonstigen Antworten ist be-
sonders 1.... 56 zu erwähnen, womit
sehr schwierige strategische Probleme
aufgerollt werden, z. B. etwa (1. Sf3 b6)
2. g3 Lb7, 3. Lg2 d6, 4. b3 e5, 5. Lb2 f5!
6. d4 e4, 7. Sd2 d5! 8. c4 Sf6 und Schwarz
steht brillant.
Auf 1.... g6, was auch sehr be-
achtenswert ist, ist es für Weiß am
zweckmäßigsten, entweder mit 2. e4 c5!
3. d4 cd, 4. Sd4:(Reti— Tartakower, New-
York 1924) die sizilianische oder aber mit
2. d4 Sf6, 3. Lf4 (Reti— Aljechin, ibid.) die
altindische Verteidigung herbeizuführen.
2. c2— c4 ....
Das sogenannte „Landstraßer Gambit",
dessen Erfindung dem Wiener Jungmeister
Alfred Emil Wolf zu verdanken ist (1923)
und dessen Zulässigkeit für das ganze
nachfolgende Spielsystem von Weiß von
grundlegender Bedeutung ist, da hiemit
das gegnerische Zentrum einigermaßen
aufgewühlt wird, ohne sich selbst in der
Mitte irgend eine „Blöße" zu geben.
Der Miturheber der „Zukunftser-
öffnung", Nimzowitsch, zieht übrigens die
hermetisch abgeschlossene Behandlung
(2. b3 usw.) vor.
Bizarr, wenn auch tief begründet ist
2. b4. *)
*) lü6a - Vgl. Partie Aljechin-
Drewitt, Porthsmouth 1923: 2. (b4) e6, 3.
Lb2 Sf6, 4. a3 c5 (besser 4. . . . c6), 5. bc!
Lc5: 6. e3 0-0, 7. c4 Sc6, 8. d4 Lb6, 9.
Sbd2 De7, 10. Ld3 Td8, 11. 0-0 Ld7, 12.
Se5! Le8, 13. f4 Tdc8, 14. Tel Sd7, 15.
Sc6:!Tc6: (Schwarz plant ein „befreiendes"
Figurenopfer für 3 Bauern), 16. c5! Sc5:
17. de Lc5: 18. Tf3 La3: 19. Tc6: Lc6:
In einer späteren Partie des New-
Yorker Turniers Reti— Dr. Lasker geschah
unternehmender 2. . . . c6 (droht den Bc4
ohne Rückersatz zu schlagen), 3. b3 (ein-
facher 3. cd cd, 4. d4 mit Herbeiführung
der slawischen Damengambitvariante) 3. . , .
Lf5 usw.
Als ungünstig erwies sich in vielen
Partien der Vorstoß ins verbotene Land
3. . . . d4 **) sowie auch das Losschlagen
2.... de wegen 3. Da4f(noch einfacher ist
übrigens 3. Sa3 nebst Sc4: Reti— Janowski,
New-York 1924) 3. . . . Ld7, 4. Dc4: e6, 5. g3c5
(von Nimzowitsch im Zusammenhang mit
den nächsten Zügen als „Widerlegung" der
Retischen Spielweise empfohlen), 6. Lg2
Sc6, 7. 0-0 Tc8, 8. d4! cd, 9. Sd4: Nun
schlägt Nimzowitsch in der „Wiener
Schachzeitung'* ex 1924: 9. . . . Se5, 10.
Db3 Lc5, 11. Le3 Sg4, 12. Db7: Se3: 13.
fe.Dgö als für Schwarz günstig vor, was
freilich nach weiteren 2 Zügen: 14. Df3
Sf6, 15. Sc3! usw. ziemlich zweifelhaft
erscheint.
3. g2-g3
Im Sinne obiger Ausführungen fürchtet
Weiß weder hier noch in den nächsten
beiden Zügen das Nehmen d5Xc4, welcher
„Drohung" er sonst mit 3. b3 oder gar
mit 3. Sa3 Sf6 (3.... La3: 4. Da4t), 4.
b3 usw. [2. Matchpartie Romanovsky—
Bogoljubow, Leningrad 1924] begegnen
könnte.
3 Sg8~f6*-*)
4. Lfl— g2 Lf8-d6
Das New- Yorker Entwicklungssystem,
wobei Schwarz in der Mitte (mit Sf6, Ld6,
Sbd7, Te8) eine Figureninsel zu errichten
und erst nach diesen Sicherungsmaß-
nahmen den Nachstoß e6— e5 durchzu-
setzen trachtet.
Eine andere, sehr beachtenswerte
Strategie kam in einer Partie Löwen-
20. Lh7:t!! Kh7: 21. Th3t Kg8, 22. Lg7:!!
(Eine grandiose Pointe, die freilich bereits
in den Partien Las ker— Bauer, Amster-
dam 1889 und Nimzowitsch— Tarrasch,
Petersburg 1914, vorgekommen war) 22
Kg7: 23. Dg4t nebst Matt in 2 Zügen.
**) 106b — Vgl. Partie Euwe— Loman
(Rotterdam 1923): 3. b4! g6, 4. Lb3 Lg7,
5. Sa3 e5, 6. Sc2 Lg4, 7. e3! Se7, 8. ed ed,
9. h3 Lf3: 10. Df3: c6, 11. h4! 0-0, 12. h5
Te8, 13. 0-0-0 a5, 14. hg hg, 15. Dh3 ab,
16. Sd4:!! Ld4:? (auch 16.... Kf8 sowie
16. . . . Sf5 verlor), 17. DhSfü Aufgegeben.
***) Die eigentliche Reihenfolge der
Züge war 1. Sf3 Sf6, 2. c4 e6, 3. g3 d5.
- 428
fisch — Bogoljubow, Moskau 1924, zur
Anwendung: 4. . . . Lei, 5. b3 0-0, 6. Lb2
a5, 7. 0-0 (Auf 7. Sc3 soll 7. . . . Se4
folgen) 7. . . . a4, 8. d3 c6, 9. Sb d2 Sa6
(verhindert e4), 10. d4 a3, 11. Lc3 b5!
usw., wobei Schwarz, wie man sieht, die
Sicherheit in der Mitte dazu benutzt, um
einen Bauernsturm am äußersten Damen-
flügel zu unternehmen.
Daß sich jedenfalls Schwarz nicht
allzu passiv verhalten darf, zeigt der
weitere Verlauf der vorliegenden Partie
zur Genüge: Der Anziehende lauert auf
die erste Gelegenheit, mit seiner aufge-
speicherten Kraft loszubrechen. (Siehe
nächste Anm.)
5. 0—0 0—0
6. b2— b3 Tf8— e8
7. Lei— b2 Sb8— d7
8. d2— d4! ...
Eine der vielen versteckten Tücken
dieser Eröffnungsanlage: Nachdem sich
Schwarz an die Demarkationslinie noch
nicht herausgewagt hat, betrachtet Weiß
die bisherigen Züge als Aufmarsch-
bewegungen *) und macht den ge-
fürchteten Eröffnungszug: 1. d2— d4 oder
mit anderen Worten, er läßt den altbe-
währten Zentrumsmechanismus in Aktion
treten !
Der weiße Damenbauer wirkt nun
nach beiden Seiten hin und begünstigt
allerlei Durchbruchsmöglichkeiten, so daß
Schwarz beinahe unmerklich in ent-
scheidenden Nachteil gerät.
8 c7— c6
9. Sbl— d2! Sf6— e4
Hier haben viele Kommentatoren mit
ihrem Rat beigesteuert (9. . . . e5, 9
b6, 9. . . . De7), ohne jedoch die Stellungs-
überlegenheit von Weiß bannen zu können.
10. Sd2Xe4 d5Xe4
Nun ist die schwarze Bauernkette (c6,
d5, e6) zerstört.
11. Sf3— e5 f7— f5
12. f2— f3 ....
Die wohlbekannte Aufrollung.
12 e4Xf3
13. Lg2Xf3! Dd8— c7
14. Se5Xd7 Lc8Xd7
15. e2 — e4 e6 — e5
Ein Gegenversuch.
16. c4— c5 Ld6— f8
17. Ddl— c2! .... ^
Nun sind beide Bauern (e5 und f5)
angegriffen.
17 e5Xd4
18. e4Xf5! ....
Neuromantik: Weiß hat im Zentrum
nach anfänglichem Zögern großzügige
Aufräumungsarbeit verrichtet und diktiert
die Ereignisse.
18 Ta8— d8
19. Lf3— h5 ....
Der entscheidende Schlußanprall.
19 Te8— e5
20. Lb2Xd4 TeöX^ö
21. TflXfö Ld7Xf5
22. Dc2Xf5 Td8Xd4
Noch stehen die Spiele anscheinend
gleich.
23. Tal— fl! Td4— d8
Weiß hat mit einfachsten Mitteln einen
wuchtigen Mattangriff inszeniert : Auf 23. . . .
Le7 folgt 24. Df7t nebst Matt in 2 Zügen
und auf den Deckungsversuch 23 De7
entscheidet in problemmäßiger Weise 24.
Lf7t Kh8, 25. Ld5!! Dieses Motiv (Ab-
lenkung des Turmes) kehrt übrigens in
der Partie in einer noch eleganteren Form
wieder.
24. Lh5— f7t Kg8— h8
25. Lf7— e8!! Schwa/z gibt auf.
Schlußstellung:
*) Ganz im Sinne der arabischen
'Ta'biats"-Anfänge!
Die Partie wirkt wie ein Kunstwerk.
Sie wurde deshalb auch mit dem ersten
Schönheitspreis des New-Yorker Turniers
ausgezeichnet.
unn
Partie Nr. 107.
Weltturnier zu New-York 1924.
Reti. Capablanca.
1. Sgl— f3 Sg8— f6
2. c2— c4! ....
429
Nun spielt Weiß sozusagen die Carls-
Eröffnung (1. c2— c4), ohne darauf die
initiative Antwort 1.... e5 zuzulassen.
Die Art, wie Reti die Zukertort-Er-
öffnung behandelt, stellt eben das Kon-
glomerat verschiedener Spielsysteme dar.
Aber auch, wenn man sogar einfach mit
2. d4 ins Damenbauernspiel einlenkt, wie
es Zukertort stets zu tun pflegte, ist dem
Eröffnungszug von Weiß eine feine Nüan-
cierung des Schachkampfes nicht abzu-
sprechen!
2 g7-g6
Warum sollte der Weltmeister auch
nicht ultramodern spielen?! Ansonsten
kann hier, wie bei den meisten unregel-
mäßigen Anfängen, das Symmetriesystem
sehr lange fortgesetzt werden, vgl. Partie
Maröczy— Exner, Raab 1924: 2. . . . c5, 3.
Sc3 Sc6, 4. gS g6, 5. Lg2 Lg7, 6. U-0 0-0,
7. d3 d6, 8. h3 h6, 9. Ld2 Ld7, 10. Tbl
Tb8, 11. a3 a6 usw., doch hat Schwarz
ständig damit zu rechnen, daß der An-
ziehende vor der völligen Mumifizierung
der Stellungen als Erster losbricht. (Zum
Beispiel käme bereits im 4. Zuge der Vor-
stoß 4. d4! cd, 5. Sd4: mit günstiger
Öffnung der d-Linie sehr stark in Betracht.)
Sehr beachtenswert in seiner grad-
linigen Logik ist übrigens an Textstelle
2. . . . d6 nebst 3 e5, denn es ist noch
immer fraglich, ob die Reti'sche These,
wonach dieser Zentrumsvorstoß „günstige
Angriffsmarken" bietet, den Sieg verbürgt.
Der Hypermoderne glaubt zwar im
Weltall zu manövrieren, für das auf
64 Felder beschränkte Schachbrett ist je-
doch auch die „verknöcherte Zentrums-
lehre", wie es Nimzowitsch nennt, sehr
wirksam.
3. b2— b4 ....
Zum ersten Male in der Partie
Nimzowitsch— Reti, Karlsbad 1923, an-
gewandt. Solider als dieses „erweiterte
Fianchetto" ist jedenfalls 3. b3.
3 Lf8— g7
4. 1x1— b2 0—0
5. g2 -g3 b7— b6
Beiderseitiges Lavierungsspiel.
6. Lfl— g2 Lc8— b7
7. 0—0 d7— d6
8. d2— d3 Sb8- d7
9. Sbl— d2 ....
Wirksamer ist wohl 9. Sc3, doch will
Reti dem von ihm beliebten Entwicklungs-
schema treu bleiben. Nun geht die
Führung der Partie für einige Zeit an den
Nachziehenden über.
9 e7— e5
10. Ddl— c2 Tf8-e8
Die ersten Plänkeleien (e5 -e4) be-
reiten sich vor, denen jedoch Weiß wohl-
gewappnet mit hypermodernen Finten und
Fallen entgegensieht.
11. Tfl— dl! a7— a5
Auf 11.... e4 würde nicht etwa 12.
Sd4 ed, 13. Dd3: Lg2: 14. Kg2: Se5, 15.
Db3 Dc8! nebst event. Db7 mit schöner
Stellung für Schwarz, sondern wohl 12.
de Se4: 13. Lg7: Kg7: 14. Sd4 Sdf6, 15.
Db2! zugunsten von Weiß folgen. Schwarz
muß also noch sehr behutsam manö-
vrieren. Mit dem Textzug hofft er, seinem
Sd7 das Feld c5 zugänglich zu machen.
12. a2— a3 h7— h6
Kein Verlegenheits-, sondern Ab-
wartungszug, wie solche der Weltmeister
sehr gerne anwendet. Zweckmäßiger war
aber vielleicht sofort 12. . . . c5.
13. Sd2— fl! ....
Hier (wie auch im 10. Zug) wäre 13.
Se5: ein Fehler wegen 13. . . . Lg2: 14. Sd7:
Dd7: 15. Kg2: Te2: Nun aber ist der Be2
gedeckt.
13 c7— c5
In Betracht kam auch der Ent-
spannungszug 13. . . . e4.
14. b4— b5 ....
Mit sehr unklaren Verwicklungen wäre
der Bauernraub 14. ba Ta5: 15. Se5:Lg2:
16. Sd7: Lc6, 17.Sf6:t Lf6: 18. Lf6: Df6:
19. Dd2 h5, 20. Ta2 Tea8, 21. Tdal b5,
22. cb Lb5: usw. verbunden.
14 Sd7— f8
Der Auflösungszug 14. . . . d5 würde
zwar nach 15. e3 d4, 16. ed ed bezw. 15.
Sf3~d2 Dc7 usw. ganz freundlich aus-
sehen, dagegen nach 15. cd! Sd5: 16. e3
Dc7, 17. Tacl Dd6, 18. Sf3— d2 eher zu-
gunsten von Weiß ausfallen.
15. e2— e3 ....
Nachdem sich Schwarz mit seinem
9. und 13. Zuge im Zentrum „festgelegt"
hat, beginnt nun die prinzipientreue Auf-
rollungsarbeit von Weiß: e3 nebst d4.
Zu armselig wäre die Absperrungs-
strategie: 15. e4 nebst Se3 und Sd5.
15 Dd8— c7
16. d3— d4 Lb7— e4
Trotz aller seiner Künste vermochte
der Anziehende nicht ganz die gegnerische
Figurenstrategie hintanzuhalten.
17. Dc2— c3 ....
430
Vorsichtiger war wohl 17. Del, denn
nun gelangt die Diagonalwirkung des Lg7
zum Vorschein.
17 e5Xd4
18. e3Xd4 Sf6— d7
Hier strauchelt der Weltmeister, der
offenbar die taktischen Finessen der neu-
artigen Flügelstrategie unterschätzt hat.
Geboten war zunächst 18. . . . Se6! mit der
Folge 19. Del (nicht 19. d5 wegen Sd5:.!
Man sieht jetzt, warum der letzte Damen-
zug von Weiß strittig war. — Eine un-
nötige Vereinfachung wäre auch 19. de de,
20. Del Tad8 usw.) 19. . . . Tac8, 20. Se3
usw. mit beiderseits noch immer sehr
kompliziertem Spiel.
19. Dc3— d2! c5Xd4
Nun werden bald die Bauernschwächen
d6 und b6 akut. Vorzuziehen war daher
19.... Tad8.
20. Lb2Xd4 Dc7Xc4
21. Ld4Xg7 Kg8Xg7
22. Dd2— b2t! ....
Ein wichtiges Zwisehenschaeh (22.
Dd6:? Db5:) Weiß besetzt nun alle
maßgebenden Linien und Diagonalen. Des
Gegners Widerstand wird immer
schwächer.
22 Kg7— gS
23. Td2Xd6 Dc4— c5
Es drohte 24. SfS— d2.
24. Tal— dl TaS— a7
25. Sf 1 -e3 Dc5— h5
Statt dieses gekünstelten Manövers
(das die Schwächung 26. g4 provozieren
wollte) war jedenfalls 25. . . . h5 vorzu-
ziehen. ■
Nun wird der Weltmeister durch eine
echt Reti'sche Wendung überrascht, die
ein Detail zur Hauptstärke gestaltet (SfS—
d4— e6!). Siehe Diagramm.
das Damenopfer 27.... Lf3: 28. gh Lh5:
usw. die Verteidigungsressourcen von
Schwarz bedeutend erhöhen würde.
26 Le4Xg2
27. KglXg2 Da5— e5
Greift Schwarz statt dessen mit 27....
Te3: 28. fe Ddl : rasch zu, so folgt 29.
Sf5! (oder auch 29. Se6) und Schwarz
muß wegen des auf g7 drohenden Mattes
die Dame einbüßen. Diese Perspektive war
von solch zermürbender Wirkung, daß
Schwarz die beste Parade, nämlich 27. . . .
Se5! unterließ, worauf der Gegner noch
viele falsche Fährten (28. Tb6:? 28. Tel?
28. Sd5, 28. Sc6, 28. f4, 28. f3) zu ver-
meiden hätte. Nur wenn Weiß (auf
27. . . . Se5) mit 28. Db3 a4, 29. Dd5 den
Druck aufrechterhält oder noch einfacher
mit 28. De2 De2: 29. Se2: standhaft ins
Endspiel einlenkt, winken ihm mit Rück-
sicht auf die Schwäche des Bb6, gute
Siegeschancen.
28.
29.
30.
31.
Sc4,
und
Se3— c4
Sd4— c6
Sc3— e4
Tdl— d5!
(Er verziehtet
32. Te5: Sb2:
Weiß gewinnt
Nun wird's finster.
De5— c5
Ta7— c7
Sd7— e5
Aufgegeben.
auf die Folge: 31
33. Tc2 Sa4, 34. Sd5
einen ganzen Turm.)
Schlußstellung.
26, Sf3-d4!! ....
Nur scheinbar zwingender wäre 26.
Tdl— d5!? Ld5: 27. g4, da gerade darauf
Ein Sensationssieg über den schier
unüberwindlichen Kubaner, der seit 8
Jahren keine einzige Niederlage erlitt.
Als eine Art „Caro-Kann im Anzüge"
stellt sich die seit 1919 propagierte Zara-
goza-Eröffnung 1. c2— e3 nach 1 e5,
2. d4 usw. dar. Wie übrigens Meister
Juncosa in seiner diesbezüglichen Mono-
graphie ausführt, soll auch auf alle anderen
Entgegnungen der Schlüsselzug2. d4 folgen,
z. B. 1. . . . d5, 2. d4 e6, 3. Lf4 Sf6, 4. Sd2
Ld6, 5. Lg3 0-0, 6. Dc2 e5, 7. e3 (Juncosa—
Antoniadi, Paris 1920) oder 1.... Sf6, 2.
d4 b6, 3. Lg5 Lb7, 4. Sd2 d5, 5. g3 Se4
(Mieses— Leonhardt, Mannheim 1922) oder
431
1. . . . e6, 2. cl4 f5, 3. ^3 d5, 4. Lg2 Lcl6?
5. Sh3 Sd7, 6. Lf4! Lf4: 7. Sf4: Df6, 8.
Sd2 (Tarrasch— Leonhardt, ibid.) oder 1 . . . .
f5, 2. d4 (Alapin schlägt 2. Dc2 nebst d3
und e4 vor) 2. . . . b6, 3. Sf3 Lb7, 4. g3 d6,
5. Lg2 Sd7? 6. Db3! d5, 7. Sg5 Sdf6, 8.
Lf4 (Tarrasch-Mieses, gleichfalls im
theoretischen Turnier zu Mannheim ge-
spielt). Uns erscheint übrigens 1.. . c5
als natürlichste Entgegnung.
Am initiativsten gegen die Alt-
Englische Eröffnung 1. c2— c4 ist wohl
1.... e5, worauf Sizilianisch im Anzüge
entsteht und der Kampf meistens mit
beiderseitigem Königsfianchetto fortgesetzt
wird, vgl. Partie Aljechin— Tarrasch,
Wien 1922.
(1. c4 e5!), 2. Sc3 (in einer Partie Tarta-
kower-Dr. Lasker, New-York 1924, geschah
2.a3. Gediegen ist auch 2. e3, beachtenswert
ferner Partie Tartakower-Spielmann, Karls-
bad 1 923 : 2. Sf3 e4, 3. Sd4 c5, 4. Sb3 Sf6, 5. Sc3
Sc6, 6. e3 usw. Das sogenannte Bremer
System zeigt Partie Carls— Post, Oeyn-
hausen 1922: 2. g3 d5, 3. Lg2 c5, 4. cd
ed, 5. d4 usw. mit nunmehriger Herbei-
führung der Tarraschvariante des Damen-
gambits) 2. . . . Sc6, 3. g3 g6, 4. Lg2 Lg7
(oder auch zunächst 4.... Sge7, verfehlt
dagegen Partie Rubinstein— Tarrasch,
Petersburg 1914: 4.... Sf6, 5. Sf3 Lg7,
6. d4! mit zuvorkommender Initiative), 5.
d3 Sge7, (3. f4 (echt Aljechin, der in jeder
Stellung Explosionslager errichtet) 6....
d6, 7. Sf3 0-0, 8. 0-0 h6, 9. e4 f5, 10. Sd5
(dieses für das sizilianische Doppel-
fianchetto charakteristische Manöver hält
an der Initiative fest) 10.... Sd5: 11. ed
Sd4, 12. fe Sf3:t 13. Lf3: de, 14. Le3 Ld7,
15. Db3 Dc8, 16. c5 Kh7, 17. Dc4 und
Weiß hat mehr Terrain, was er in einem
raffinierten Endspiel zu verwerten ver-
stand.
* *
*
Schwierige strategische Probleme
stellt die Birdsche Eröffnung I.f2-f4 auf
und nicht minder beachtenswert ist trotz
der scheinbaren Positionswidrigkeit der
berüchtigte Zug 1. b2— b4.
Partie Nr. 108.
Meisterkampf zu Scheveningen 1923.
Reti. Speyer.
1. b2-b4 ....
Hiemit wird, wenn auch unter eigenen
Gefahren, die Entwicklung des feindlichen
Damenflügels erschwert. — Von einem
Schachzoologen wurde dieser Zug, offenbar
mit Rücksicht auf das Kletterungsmanöver
b2-b4-b5, als „Orang-Utan -Eröffnung"
bezeichnet.
1.
d7— d5
Gespielt wurde hier auch:
a) Partie Tartakower— Maröczy, New-
York 1924: 1. . . . e6, 2. Lb2 Sf6, 3. b5 (in
der berühmten Miniaturpartie Fleißig-
Schlechter, Wien 1895, geschah 3. a3)3....
d5 (Bilguer empfiehlt zunächst die Ab-
rasierung der a-Linie mittels 3. . . . a6, 4.
a4 ab usw.), 4. e3 Le7, 5. f4 usw.
b) Fünfte Matchpartie Tartakower—
Reti, Wien 1919: 1.... e5, 2. Lb2 f6 (es
kann auch 2.... Lb4: 3. Le5: Sf6, 4. e3
0-0, 5. Sf3 d5 folgen), 3. e4! Lb4: 4. Lc4
Se7, 5. f4 und das Bauernopfer von Weiß
erwies sich als vollkommen berechtigt.
.2. Lei— b2 Sg8— f6
3. f2— f4 ....
Wie man sieht, ist diese Partieanlage
mit der Anzugsholländischen (1. f4) sehr
nahe verwandt.
3 Dd8— d6
Ein verfrühter Damenausfall, der
kraftvolle Gegenmaßnahmen heraufbe-
schwört.
4. Lb2— e5! Dd6-^b6
Den c- gegen den b-Bauer herzu-
geben, wäre eine ungünstige Transaktion.
5. e2— e3 Lc8— g4
6. Sgl— f3 SbS— g7
Auch auf 6. . . . Sc6 würde 7. Sc3
folgen, da darauf 7. ... Sb4: wegen 8. Tbl
verfehlt wäre.
7. Sbl— c3 e7— e6
8. Le5— d4 Db6— d6
Ein grausamer Damenfang würde
nach 8. . . . Dc6, 9. Lb5 Dd6, 10. Lc5
folgen.
9. Sc3— b5 Dd6— c6
10. Sb5Xa7 ....
Mit bemerkenswerter Konsequenz ge-
spielt. Das nun folgende Qualitätsopfer
von Schwarz hat mit Rücksicht auf die
Absperrung des La7 sehr viel für sich,
doch gelingt es dem Weißen, der
materialistischen Weltanschauung zum
Siege zu verhelfen.
10 Ta8Xa7
11. b4— b5! ....
Ein wichtiger Zwischenzug. Schlecht
wäre sofort 11. La7: wegen 11.... b6
nebst Db7 mit Eroberung des La7.
432 -
11. .... Dc6— d6
12. Ld4Xa7 b7— b6
13. a2— a4 Sf6— e4
Schwarz hat Gegenspiel. Es folgen
noch sehr interessante Gefechtshandlungen.
14. a4— a5 Lf8— e7
15. Lfl — e2 Le7— f6
16. c2— c3 0—0
17. Sf3— d4! Lg4Xe2
18. DdlXe2 e6— e5
Aufrollung der Kampfmitte. Unge-
nügend wäre der Präventivtausch 18. . . .
Ld4: 19. cd Ta8 wegen 20. Lb6:! (zweck-
los 20. ab cb, 21. 0-0 Dc7, mit Figuren-
gewinn für Schwarz) 20. . . . cb, 21. a6 und
Weiß bleibt mit Turm und zwei starken
Mehrbauern gegen 2 Springer im Vorteil
[Reti im „8 Uhr Blatt"] oder auch wegen
20. Dd3 Dc7, 21. DaS Sd6, 22. ü-0 Sc8
(22.... Sb5: 23. Lb6:!), 23. Tfcl usw.
[Teichmann im Turnierheft].
19. Sd4— c6!! ....
Nach etwa 19. fe Le5: 20. Sf5 De6,
21. 0-0 g6 würde Schwarz die Situation
beherrschen. Daher opfert Weiß lieber
seine Zentrumsarmee, um den feindlichen
Damenflügel einzudrücken.
19 eöXM
20. 0—0 ! f4Xe3
21. De2Xe3 Lf6— g5
22. De3— d4 Lg5Xd2
, Mit 22. . . . Sd2: könnte zwar Schwarz
dank der Doppeldrohung Sfl: und Sb3
die Qualität zurückgewinnen, würde je-
doch nach 23. ab cb, 24. Lb6: Sfl : 25. Tf 1 :
Sb6: 26. Db6: gegen den mächtigen Frei-
bauer b5 zu kämpfen haben.
Der Textzug stellt noch eine tückische
Falle.
23. a5Xb6 ....
Nicht sofort 23, Dd5: wegen 23. . . .
Le3t 24. Khl Sg3t 25. hg Dhöf nebst
Matt.
23 Ld2Xc3
Auf 23. . . . cb folgt 24. Tadl und nun
wäre sowohl 24 Lc3: (wegen 25. De4:)
als auch 24. . . . Dh6 wegen 24. SeTf Kh8,
25. Sd5: mit entscheidendem Nachteil für
Schwarz verbunden.
24. Dd4Xd5 ....
» Ä
ü^p
S ftl4^ä
liii*
2i^'Ä
Wy^W^'''
A, Ä
■ »«iH ■!
■ » \
W m
BS 21
S ■ \
^SS
24.
Ld4Xal ?
Verliert rasch. Der normale Verlauf
wäre, wie Reti in seiner Glossierung an-
gibt, 24.... Dd5: 25. SeTf Kh8, 26. Sd5
Lal: 27. bc! Le5, 28. Tel Tc8, 29. b6Sb6:!
30. Lb6: Ld6, 31. Tc6 nebst Sc3 und Weiß
gewinnt. — Der noch normalere Verlauf
wäre freilich in dieser Variante 26. . . . Ld4t
(statt 26.... Lal:), 27. Khl cb und die
Widerstandskraft von Schwarz ist noch
bei weitem nicht gebrochen.
25. Dd5Xe4 ....
Nun ist sowohl der Lal angegriffen
als auch die Drohung b6— b7 entscheidend.
25 Sd7— f6
26. De4-c4 Tf8— eS
27. b6 — b7 Schwarz gibt auf.
Eine aparte Partie.
Stimmungsbilder.
Einige bemerkenswerte Schlußwendungen aus der Meisterpraxis
1914—1924.
Übersicht:
Nr. 1. Kostitsch— Reti (K, T, B gegen K, T, 2 B)
2. Tartakower — Rubinstein (K,"L, S, 4 B gegen K, T, 4 B)
3. Capablanca — Dr. Lasker
4. Grünfeld — Tartakower (K, L, 6 B gegen K, L, 6 B)
5. Bogoljubov/ — Thomas (K, T, B gegen K, T, B)
6. Tartakower^ — ^Teichmann
7. Sämisch— Nimzowitsch
8. Tartakower — Spielmann (K, S, 3 B gegen K, L, 2 B)
9. Yates — Nimzowitsch
10. Tartakower— Yates (K, T, L, 5 B gegen K, T, S, 4 B)
11. Dr. Lasker— Eduard Lasker (K, S, 2 B gegen K, T, B)
An weiteren, bereits im Partieteil enthaltenen, lehrreichen Endspiel-
führungen seien erwähnt:
Seite 135, Wolf— Rubinstein (K, D, T, L, 6 B gegen K, D, T, S, 6 B)
„ 139, Rubinstein— Tartakower (K, 2 T, L, 2 B gegen K, 2 T, L, 3 B)
„ 229, Reti— Rubinstein (K, T, L, B gegen K, D, B)
„ 263, Aljechin— Tartakower (K, T, L, 5 B gegen K, T, L, 5 B)
„ 341, Grünfeld— Tartakower (K, 2 T, 4 B gegen K, T, L, 4 B)
Dr. S. G. Tartakower: Die hypermoderne Schachpartie. 28
— 434
Nr. 1.
Aus dem Göteborger Großturnier 1920. — Der Kampf zwischen
beiden um die Turnierspitze ringenden Meistern schien sich bereits im
Wohlgefallen aufzulösen, als Reti in untenstehender Stellung nach
Kostitsch
einem dreiviertelstündigen Nachdenken den anscheinend selbstmörderischen
Zug machte:
61 Kg4— g5?!!
Rasch glaubte Kostitsch dem
unerwarteten Glücksfall zugreifen
zu dürfen und statt mit 62. Tböf
Kh4, 63. Tb4 Kh3, 64. Tf4: Tdlf
65. Tfl Tflf 66. Kfl: Kh2, 67. b7
g2t 68. Ke2 gl D, 69. bSDf bezw,
auch 62. ... Kf6, 63. Tb3 usw.,
den Remisschluß zu erzwingen,
zog er:
62. b6— b7!?? ....
Worauf sein listenreicher Gegner
ein Mattnetz herauskomponierte:
62 f4— f3
Nun begreift man erst die volle
Feinheit des letzten Königszuges
von Schwarz, denn auf 61. . . . Kf5
würde jetzt 62. Tf4t die weiße
Partie retten können.
63. Tb4— bl Te2— g2t
64. Kgl— fl ....
Oder 64. Khl Th2t 65. Kgl
f2t nebst Thlf und Tbl:
64 Tg2— h2
65. Tbl— b5t Kg5— g4
66. Kfl— el Th2— e2t!
67. Kel— dl g3— g2
Und Weiß gab auf.
Eine Warnungstafel für die VertrauensseHgen.
435
Stellung nach dem 28. Zuge Nr. 2.
von Schwarz.
Rubinstein ^^5 ^^^ ersten Runde des Haager Meister-
kampfes 1921. — Bereits unerkennbar sind die
Konturen des (abgelehnten) Evansgambits, das
hier dem Anziehenden wohlverdiente Früchte in
Gestalt von 2 Leichtfiguren für Turm eintrug. Leicht
ist die Gewinnführung keineswegs, hier erscheint
sie jedoch mögUch, da die beiderseitigen Bauern
heterogen postiert sind, zum Unterschied von
der bekannten Partie Capablanca — Dr. Lasker aus
der Siegergruppe von Petersburg 1914, die nach
dem 34. Zuge von Schwarz folgende Stellung
Tartakower aufwies:
Weiß (Capablanca): Kgl, Lf2, Sc5, Bf3, g2 h2.
Schwarz (Dr. Lasker): Kg8, Te2, Bf6, g7, h7.
und von der materiell schwächeren Partei klassisch verteidigt wurd-e, bis
sie im 100. Zuge zu folgendem forcierten Remisschluß führte:
Weiß (Capablanca): Ke6, Ld6, Se4, Bf5.
Schwarz (Dr. Lasker): Kg8, Tb6, Bg7.
Unter dem Stern des Unglücks kämpfend, Rubinstein
mußte sich dagegen Rubinstein nach dem 54. Zuge
von Weiß (54, Kd2 — e2) folgende Stellung gefallen
lassen.
Hier überschritt er zwar die Bedenkzeit, hätte
jedoch auch sonst gegen nachfolgenden Gewinn-
weg nichts auszurichten vermocht:
54. . . . Kh3: (oder 54. . . . f4, 55. Sd3! f3,
56. Ke3 bezw. 55. . . . Kh3: 56. Kf3 Kh2, 57. Kh2!
Kh3, 58. Se5 usw.), 55. Kf3 Kh2, 56. Sd3 (In
meiner — sonderbarerweise unter dem Pseudo-
nym „Teichmann" — im Turnierbuche veröffent-
lichten Glossierung angegeben, doch hat Koslowski
in der „Vossischen Zeitung" noch eine andere, sehr geistreiche Lösung
des Stellungsproblems nachgewiesen) 56. . . . Kgl, 57. Se5 h3 (oder jetzt
57. . . . f4, 58. Kg4! Kg2, 59. Kf4: h3 [59. . . . Kf2, 60. Sc6: h3, 61. Se5 usw.],
60. Sg4 Kfl [60. ... h2, 61. Sh2:], 61. Kf3! Kgl [61. ... Kel, 62. Se5],
62. Kg3 Kfl, 63. Se5 usw.), 58. Kg3 h2 (oder nun 58. . . . f4t 59. Kh3:
Kf2, 60. Sc6: Ke3, 61. d5 f3, 62. d6! f2, 63. Kg2 Ke2, 64. Sd4t usw.
bezw. 59. . . . f3, 60, Sf3:t Kf2, 61. Se5! Ke3, 62. Sc6: Ke4, 63. Kg4 Kd5,
64. Kf5 Kd6, 65. Kf6 usw.), 59. Sf3t Kfl, 60. Sh2: Ke2, 61. Kf4 Kd3,
62, Sf3 Kc4, 63. Ke5 (es drohte c5) 63. . , . Kd3 (63. ... f4, 64. Ke4),
64. Seif (nicht aber 64. Kf5: Ke3, 65. Kg4 Ke4, sowie 64. Kd6 Ke3,
65. Kc6: Kf3: 66. d5 f4, 67, d6 Kg2 mit Remis!) 64. . . . Kc4, 65. Sg2!
Kd3, 66. Sf4t Kc3 (oder 66. . . . Kc4, 67. Se6 nebst Kf5:), 67. Se6 Kc4,
68, Kf5: Kd5, 69. Kf6 Kd6, 70. Sf4 c5, 71. d5 c4, 72. Kf5 c3, 73. Ke4
c2, 74. Sd3 und Weiß gewinnt.
Eine schachpädagogische Leistung.
Tartakower
28"
— 436
Nr. 3.
Aus der fünften Matchpartie, gespielt in Havanna am 25. März
1921. — Nachdem Dr. Lasker in den ersten vier Partien mit leichter
Mühe remisierte und auch diesen Kampf bis hierher mit großer Verve
Stellung nach dem 45. Zuge von Weiß.
Dr. Lasker
Capablanca
führte, von dem Kubaner freilich mit bewundernswerter Kaltblütigkeit
zurückgehalten wurde, machte er jetzt — wohl aus Übermüdung — den
krassen Fehler:
45.
Ke7— f8??
statt mit 45 Kf6 noch gute
Remischancen zu behalten.
Von jenem Fehlzug datiert eigent-
lich die neueste Schachgeschichte,
indem der altwissenschaftlichen, nur
auf Logik allein beruhenden
Schule eine unverkennbare Wunde
beigebracht wurde und die bisher
etwas unterschätzte Schachphan-
tastik in ihre Rechte trat . . .
Es folgte :
46. Db7— bSf
und Schwarz gab auf, denn sowohl
46. ... Kg7, 47. DhSf als auch
46. ... Ke7, 47. De5t führt zum
sofortigen Verlust.
Die seitdem vielfach untersuchte
Folge nach 45. ... Kf6 wäre etwa
46. Dc6t Ke7 bezw. 46. DfSf Kg6,
47. Khl f5 usw. mit unleugbarem
Gegenspiel für Schwarz.
Ein historischer Fehler.
437
':34?^^^
Capablanca mit Sohn und Gemahlin.
438
Nr. 4.
Aus der fünften Matchpartie (Wien, 1922). Es folgte:
47. Le2— f3 Lc6— d7!
Nicht aber etwa 47. . . . Lb7 wegen 48. Lh5!! und Weiß gewinnt.
Wird nun aber Grünfeld, der in der ersten Matchpartie verun-
glückte und die nachfolgenden Partien bloß zu remisieren vermochte,
Stellung nach dem 46. Zuge von Schwarz.
Tartakower
T'^ i'^Ä i:^W^
M <977777:i
11
i Ä i
Grünfeld
auch jetzt die letzte Sicherungsmaßnahme von Schwarz (Kb6 — c6) zu-
lassen und hiemit sozusagen jede Hoffnung auf die Rettung des Wett-
kampfes aufgeben?!
Nach einem dreiviertelstündigen Nachdenken entschloß er sich zum
Läuferopfer, das ihm übrigens drei, eventuell sogar vier Bauern einbringt,
in dem 52. Zuge von Schwarz jedoch eine feine Widerlegung findet.
48. Lf3Xd5 e6Xd5
49. Kd4Xd5 ....
Ungenügend wäre der verlockende
Vorstoß 49. e6 wegen 49. . . . Le8!!
50. Kd5: Kc7, 51. Ke5 Kc6, 52. Kf6
Kd6 und Schwarz gewinnt.
49. .... Kb6— c7
50. Kd5— c5 Ld7— c6
51. Kc5Xb4 Kc7--b6
52. a2— a4 Lc6— d5!!
Die Pointe der schwarzen Ver-
teidigung, womit die gegnerische
Bauernbeute entwertet bleibt. Nach
52. . . . ba, 53. ba usw. würde da-
gegen Weiß entscheidenden Raum-
vorteil behaupten.
53. a4Xb5 Ld5— e6
54. Kb4— a4
Nun müßte Weiß dem grausamen
Tode verfallen. Schwarz hatte als
letzte Rettungschance nur 54. Kc3!
erwartet und glaubt nun „Katz' und
Maus" spielen zu dürfen.
54 Le6— d7
55. Ka4— b4 Ld7Xb5
56. Kb4— c3 Kb6— c5
57. Kc3— d2 Lb5— c6
Natürlich nicht 57 Kb4
wegen 58. e4! fe, 59. Ke3! mit Remis.
Noch bequemer wäre aber statt des
Textzuges 57. ... Ld7 und wenn
darauf 58. e4, so 58. . . . Le6, 59. ef
- 439
gf, 60. Ke3 Lb3: usw. mit leichtem
Gewinn, da dem weißen König der
Eintritt nach allen Seiten verwehrt
bleibt.
58. Kd2— c3 Kc5— d5
59. Kc3— b4 Lc6— d7!
60. Kb4— a5 Kd5— c5?
Schwarz läßt sich Zeit, statt mit
der schönen Gewinnkombination :
60. . . . Ke4, 61. b4 Ke3: 62. b5
Kf4: 63. b6 Lc6, 64. e6 Ke5, 65. e7
Kd6, 66. b7 KcTÜ 67. e8D LeS:
68. Ka6 Kb8! usw., also unter Zu-
hilfenahme von etwas Arithmetik und
Phantasie, den Kampf zu beenden.
61. b3— b4t Kc5— c4?
Mit 61. . . . Kc6 bliebe Schwarz
noch immer im Vorteil, während jetzt
voller Dekorationswechsel eintritt
und der Vormarsch des losgelassenen
weißen Königs sehr bedrohlich wird.
62. Ka5-b6 Kc4Xb4
63. Kb6— c7 Ld7— a4?
Dieser Zug verliert, dagegen bot
63. . . . Lb5 eine versteckte Remis-
möglichkeit (vgl. Anm. zum 71. Zuge
von Schwarz).
64.
Kc7— d6
Kb4— c3
65.
Kd6— e7
Kc3— d3
66.
Ke7— f7!
Kd3Xe3
67.
Kf7Xg6
Ke3Xf4
68,
Kg6"f6
Kf4— e3i
69.
g5-g6!
....
Nach 69. Kf5: Kd4, 70. e6 Kd5,
71. e7 Kd6, 72. Kf6 Le8 würde
Schwarz gerade noch den Remis-
hafen erreichen.
69.
f5— f4
70.
g6-g7
f4— f3
71.
g7-g8D
f3— f2
Würde in diesem Stadium der
"schwarze L auf b5 stehen, dann
könnte die weiße Dame keinen Ge-
winn erzwingen.
72.
73.
74.
75.
76.
77.
78.
79.
80.
Dg8-g5t
Ke3— e2
Dg5— g4t
Ke2— e3
Dg4— c4!!
La4— dl
e5— e6
Ldl— e2
Dc4— c5t!
Ke3— f3
e6— e7
f2— f 1 D
Db5— f5t
Kf3-g2
Df5Xflt
Le2Xfl
e7— e8 D
Aufgegeben.
Ein abwechslungsreiches Finale.
— 44U —
Nr. 5.
Aus dem Hastinger Sechsmeisterkampf 1922. — In untenstehender
Diagrammstellung, die nach aufregenden Peripetien entstand, machte
Weiß noch folgenden Gewinnversuch:
72. Kd6— c5 ....
Stellung nach dem 71. Zuge von Schwarz.
Thomas
Bogoljubow
Worauf Schwarz, statt der einzig richtigen und zum klaren Remis
führenden Antwort 72. . . . Kd8, 73, Kb5 a2 usw., dem Zauber des
Bauernvorstoßes verfiel. Es folgte:
72
73. c6— c7
74. Kc5— b6
a3--a2?
Ta6— aöf
Ta5— a6t
Jedenfalls eine nette Wendung.
75. Kb6— c5 Ta6— aöf
76. Kc5— c6 Ta5— a6t
77. Kc6~d5 Ta6— aöf
78. Kd5— e6 Ta5— aöf
Nun wurde die Partie auf Vor-
schlag desAnziehen den selbst
als unentschieden abgebrochen, was
ein ganz plausibles und übrigens
auch gerechtes Resultat zu sein
scheint. Eine Vertiefung in die
Stellung läßt jedoch folgenden, an
eine berühmte Lasker'sche Studie
etwas erinnernden, Gewinnweg er-
kennen:
79. Ke6— d5 Ta6— aöf
80. Kd5— c4 Ta5-a4t
81. Kc4— b3 Ta4— a3t
82. Kb3— c2 Ta3— c3t!
83. Kc2— b2! ....
Und der schwarze Bauer fällt,
worauf der neuerliche Marsch des
weißen Königs bis nach c8 ent-
scheidet. —
„Das babylonische Turmendspiel".
— 441
Nr. 6.
Aus der letzten XIII. Runde des Teplitz-Schönauer-Großturniers 1922.
— Sie stand im Zeichen des außerordentlich scharfen Kampfes um die
Siegesehren, der zwischen fünf an der Spitze marschierenden Meistern
— Reti, Spielmann und Tartakower mit je 8V2, sowie Grünfeld und
Rubinstein mit je 8 Punkten — entbrannt war.
Stellung nach dem 39. Zuge von Weiß.
Teichmann
Tartakower
Wer darf sich rühmen, dem germanischen Riesen Teichmann seinen
Siegeswillen aufzwingen zu können? Gegen die Bird'sche Eröffnung
wandte er die sogenannte Schlechter 'sehe Fianchetto-Verteidigung an
(1. f4 d5, 2. Sf3 g6, 3. eS Lg7, 4. d4 Sf6, 5. Ld3 0—0 usw.), entledigte den
Gegner, der sich zu sehr gegen die Vereinfachung sträubte, des Mehr-
wertes, ließ dann in seiner Energie etwas nach, erwachte jedoch, als die
Operationen von Weiß im Zentrum sowie am Damenflügel zu bedrohlich
erschienen, und brillierte in obiger Zabelstellung durch folgende wuchtige
Streiche:
39 Lf6Xc3!
Prachtvoll kombiniert. Noch
zwingender wäre freilich das ele-
gante 39. . . . Td4!! mit der un-
mittelbaren Drohung 40. . . . Ddöif
gewesen.
40. Sa6— c5 ....
Eine kleine Ausrede, die aber
auf die Dauer nichts hilft.
40 Lc3Xd2
41. Sc5Xd7 Th3Xhl
42. Kg2Xhl c4— c3
43. Sd7— c5
44. Sc5— b3
45. d5— d6
46. d6— d7
c3— c2
Te4— b4 !
Tb4Xb3
c2— clDf
Weiß gibt auf.
Für die schöne Kombination,
die er gemacht, oder vielleicht für
die noch schönere, die er hätte
machen können, erhielt der Führer
der schwarzen Steine mit Recht
einen der ausgesetzten Schönheits-
preise.
442
Schlechter (1874—1918) und Teichmann,
zwei Großmeister des wissenschaftlichen Schachs.
. . . „Viele sind berufen, wenige auserwählt. Schlechter, der mehrfache
Turniersieger und Neuschöpfer des Bilguerschen Handbuches, der erste
erfolgreiche Antagonist des großen Lasker und in vielen Beziehungen
bahnbrechender Stratege — Schlechter, der zielbewußte Künstler und
bescheidene Mensch, gehörte zu den Auserwählten." So schreibe ich unter
anderem in meinem für die Schlechtersche Monographie (Stockholm 1924)
verfaßten, dort aber sonderbarerweise unter dem Pseudonym „Spielmann"
veröffentlichten Essay: „Karl Schlechter als Mensch, Führer und Künstler."
443 -
Nr. 7.
Aus dem Kopenhagener Sechsmeisterkampf 1923. — Nach den mehr
oder weniger bizarren Zügen: 1. d4 Sf6, 2. c4 e6, 3. Sf3 b6, 4. g3 Lb7,
5. Lg2 Le7, 6. Sc3 Ö— 0, 7. 0—0 d5, 8. Se5 c6 (wegen dieser neu-
Stellung nach dem 19. Zuge von Weiß.
Nimzowitsch
Sämisch
indischen Variante siehe zweite Fußnote auf Seite 420), 9. cd cd, 10. Lf4
a6, 11. Tel b5, 12. Db3 Sc6, 13. Sc6: Lc6: 14. h3 Dd7, 15. Kh2 Sh5,
16. Ld2 f51 17. Ddl b4, 18. Sbl Lb5, 19. Tgl, kam es zur obenstehenden
Diagrammstellung, wo Nimzowitsch eine überraschende, auf tiefem
Positionsverständnis beruhende Opferkombination ins Auge faßte:
19
20. e2— e4
21. DdlXhö
Le7— d6
f5Xe4!!
Tf8Xf2
Für den Offizier erhält Schwarz
(nach Nimzowitsch' gesetzlich ge-
schützter Terminologie) 2 Bauern +
„7, (hier die 2.) Reihe".
22. Dh5-
-g5
Ta8— f8
23. Kh2-
-hl
Tf8— f5
24, Dg5-
-e3
Lb5— d3
Viel eleganter als der landläufige
Damengewinn durch 24.
Db3 La4.
25
Te2, 25.
Tel— el h7— h6!!
„Ein außerordentlich schöner
Problemzug", schreibt Nimzowitsch:
„Hiemit ist Weiß in eine Zug-
zwangsstellung bei vollem Brett ge-
raten; z. B.: 26. g4 Tf5— f3 ! 27.
Lf3: Th2# oder 26. Kh2 Tf5— f3,
oder 26. Lei Lbl: usw."
Infolge der Unmöglichkeit, einen
befriedigenden Zug zu finden, ver-
lor Weiß durch Zeitüberschreitung.
„Die unsterbliche Zugzwangspartie'
444
Stellung nach dem 42. Zuge
von Schwarz.
Spielmann
Nr. 8.
Aus dem Karlsbader Großturnier 1923. — Weiß
am Zuge machte folgenden Reservezug:
43. e3— e4 ....
worauf Schwarz in eine eigentümliche Zugzwangs-
stellung geriet, indem sowohl sein K als auch
sein L immobilisiert sind. Zieht nämlich der König
nach e7, so erobert 44. Se5 den Bg6, geht er
aber nach gl, so entscheidet das Eindringen
44. Kd5— e6— d7. Versucht Schwarz 43. . . . Lf2,
so ermöglicht er dasselbe Eindringen via d6 und
mit etwa 43. ... Lc7 hat er die Beobachtung
des Bh4 aufgegeben. Würde dagegen jetzt Weiß
Tartakower am Zuge sein, dann könnten umgekehrt die
weißen Figuren ihren Druck nicht entscheidend verstärken. „So ein Glück
muß mein Gegner haben!", meinte daher Spielmann beim Aufgeben,
wobei er jedoch die Tatsache verkannte, daß die Herbeiführung der
tragikomischen Schlußstellung schon lange vorher ins Kalkül gezogen
werden mußte.
Sehr lehreich ist übrigens der Gewinnweg nach
43 Lg7— b8
44. Sf3~e5t Lb8Xe5
Erzwungen.
45. KdöXeö Kf7— e7
46. Ke5— d5 Ke7— d7
47. e4— e5 Kd7— e7
48. e5— e6 Ke7-e8
Nun hat Weiß zwei Lösungen
zur Verfügung. Die eine basiert auf
der Erkenntnis, daß Schwarz am
Zuge entweder die Opposition auf-
geben müßte (48. . . , Kd8, 49. Kd6)
oder das Eindringen des weißen
Königs nicht verhindern könnte
(48. . . . Ke7, 49. Ke5 Ke8, 50. Kf6).
Dies wird durch das berühmte
Königsdreieckmanöver Kd5 —
e4 — d4 — d5 (oder auch Kd5— e4 —
d4 — d5) erreicht Also:
I.
49. Kd5— e4 Ke8— d8
50. Ke4— d4 Kd8— e8
51. Kd4— e5
Es ist erreicht und Schwarz darf
aufgeben.
Noch schärfer war aber die
Raumgewinnmethode, die unter
Aufopferung des Mehrbauern be-
werkstelligt wird:
IL
49. Kd5— d6
50. e6— e7t
51. Kd6— d5!
Ke8— d8
Kd8— e8
Ke8Xe7
Oder auch 51. ... Kd7 (bzw.
f7), 52. e8Dt Ke8: 53. Ke6 mit
leichtem Gewinn.
52. Kd5— e5
und Weiß hat nunmehr die Oppo-
sition erlangt, drängt den schwarzen
König von seinem Bauernlager zurück
und gewinnt.
Ein lehrreiches Königsendspiel, oder: Was alles aus einem Zugzwang
entstehen kann!
445
Nr. 9.
Aus dem Karlsbader Großturnier 1923. — Der bis dahin hin- und her-
wogende Kampf, bei welchem Weiß ein ziemlich chancenreiches Qualitätsopfer
Stellung nach dem 31. Zuge von Weiß.
Nimzowitsch
Yates
gebracht hatte, wurde nunmehr von dem genialen „Vater der Hypermodernen"
in folgender großartiger Weise beendet:
31
Der Auftakt.
32. f4Xe5
33. Da7Xa6
TeSXeöü 38 t4Xg3t
39, Kf2Xg3 Dal— eöf
Df6Xe5 40. Kg3— h3 h7— h5!
De5 — d4 f ! Der Bauernmechanismus in dieser
Die Pointe des Doppelopfers Partie erinnert einigermaßen an den
von Schw. Bei weitem nicht so gut^äre Kampf Euwe— Rubinstein vom Haag
1 92 1 (siehe Seite 293 sowie auch 240).
41. Tg4— a4 ....
Auf 41. Tg3 würde 41 g4t
Immerhin noch eine geistreiche ^2. Kh4 Kg7! das Matt erzwingen
sofort 33.... f4 wegen 34. gf Tf4:t
35. Lf3 bezw. 34.... Df4:t 35. Kgl.
34. Kf2— fl f5— f4
35. Da6— a3
Ressource. Auf 35. g4 würde 35. .
41
f3 und auf 35. gf am präzisesten 42. Kh3— h4
g5— g4t
Tf8— f5!
35.... Tf4:t 36. Kel TfS! 37. Tfl
TeSf usw. bezw. 37. Da3 Df2t 38.
Kdl Tb8 usw, rasch entscheiden.
35 Kh8— g8
36. Thl— h4 g7— g5!
Glänzendes Ripostenspiel. Ein
Fehler wäre natürlich 36 fgf
wegen 37. Df8:t Kf8: 38. Td4:
37. Th4— g4 Dd4— alf
38. Kfl— f2 ....
Pikant wäre auch 38. Ke4 Te8t
39. Le4 de, 40. Tg5:t Kh8 und Weiß
hat kein weiteres Schach zur Ver-
fügung. — Nun aber wird der
weiße K in ein Mattnetz getrieben: 48. Kg3— h2
Die siegreiche Bauernwalze
Hiemit wird eine Doppelmatt-
wendung (durch Delf bezw. durch
Dh2f) in die Wege geleitet.
43. Ta4— a8t Kg8— g7
44. Da3— a7t ....
Oder auch 44. Ta7t Kg6 und
die Serie der weißen Schachgebote
ist bereits zu Ende.
44 Kg7— h6
45. Da7— gl De5— f6t
Nebst Matt in 3 Zügen:
46. Kh4— g3 Tf5— f3t!
47. Lg2Xf3 Df6Xf3t
Df3— h3#
44Ö
Nr. 10.
Aus der dritten Runde des New-Yorker Weltturniers 1924. — Hier
gedieli die Partie zur Mittagspause, doch mußte der arme Turnierleiter
noch fast eine halbe Stunde warten, bis Weiß in dieser scheinbar öden
Stellung seinen 39. Zug ins Kuvert versiegelte.
Stellung nach dem 38. Zuge von Schwarz.
Yates
i
^^<^.
fW^- 'W4
''WM/ '''WM' ^:
Tartakower
„Warum geben Sie diese vollkommen gestoppte Partie nicht gleich
remis?" fragten mich einige gutmeinende Kollegen, denen erst die Wieder-
aufnahme des Spieles die richtige Antwort brachte. Es folgte nämlich:
39. Ld3Xf5!! ....
Die eigentliche Feinheit dieser
Konzeption besteht erst im nächsten
Textzuge von Weiß,
39 Tb7— f7
Dies scheint das Opferanbot zu
widerlegen, während hingegen seine
Annahme nach 39. . , . gf, 40. Thöf
Kc7, 41. ThTif Kc8, 42. g6! ebenso
wie nach 40. . . . Ke7, 41. Th7t
Kf8, 42. Tb7: Sb7: 43. Ke5 usw.
zum klaren Verlust für Schwarz
führen würde. — Nun fällt er aber
auch einem sorgsam vorbereiteten
Umgehungsmanöver zum Opfer:
40. Thl— bl!
Kd6— c7
Auf 40. . . . Sa4 gewinnt 41. Le4
Tf4: 42. Tb4 Sc3, 43. Tb6:t bezw.
42. . . . b5, 43. Tb5: usw.
41. d5— döf! ....
Alles zwingend: Auf 41. . . .
Kd6: folgt 42. Tb6:t Kc7, 43. Tf6!
usw. und auf 41. . . . Kc6, 42. Le4t
usw. (Aljechin im Turnierbuch.)
41 Kc7— d8
42. Lf5— h3! Tf7Xf4t
43. Kd4— d5 Sc5— d7 '
44. Tbl— al KdS— c8
45. Tal — a7 Aufgegeben.
Umwandlung der Materie in Kraft.
447
Nr. 11.
Aus der sechsten Runde des New-Yorker Weltturniers 1924. — Nach-
dem der deutsche Schachphilosoph gegen seinen transatlantischen Namens-
vetter das „Spiel auf Gewinn" etwas zu stark forciert hatte, kam er in
Stellung nach dem 81. Zuge von Schwarz,
Eduard Lasker
Dr. Emanuel Lasker '
Nachteil und man hielt ihn in der obenabgebildeten Abbruchsstellung für
glatt verloren, wobei jedoch die außerordentliche Feinheit seines zweit-
nächsten Zuges (83. Kf3!!) von der gesamten Meisterkorona übersehen
wurde. Es folgte:
82. Sdl— b2
83. Ke4— f3!!
Td7-d2
Td2— d8
Selbstredend nicht 83. Tb2 : wegen
84. gl.
84. Kf3— e4
85. Ke4— d4
86. g6-g7!
87. g7-g8D
88. Kd4— c4
89. Sb2— a4
90. Kc4— b4
Kc5— d6
Td8— c8
Kd6— e6
Tc8Xg8
Tg8-g3!
Ke6— f5
KföXM
Die weißen Freibauern sind ver-
nichtet, der eigene aber behauptet!
Nun kommt aber das eigentliche
Wunder zustande, daß die Partie
trotz des großen materiellen Über-
gewichts (T und B gegen S) nicht
zu gewinnen ist.
91. Sa4— b2 Kf4— e4
92. Sb2— a4 Ke4— d4
93. Sa4— b2 Tg3— f3
94. Sb2— a4 Tf3— e3
95. Sa4— b2 Kd4— e4
96. Sb2— a4 Ke4— f3
97. Kb4— a3 Kf3— e4
Auf 97.... Ke2 folgt 98. Kb2,
womit jeder weitere Umgehungsver-
such des schwarzen Königs vereitelt
wird.
98. Ka3— b4
99. Sa4— b2
100. Sb2— a4
101. Kb4Xb3
Remis.
Ke4— d4
Te3— h3
Kd4— d3
Kd4— d4t
Ein dämonisches Endspiel.
4^8
*4'-- ■ ^<--'
Dr. Lasker beim Schachbrett.
Nachträge und Berichtigungen.
Dr. S. G. Tartakower; Die hypermoderne Schachpartie.
\
— 450 —
Zum Vorwort (S. 5/6).
Wir hatten Gelegenheit, den Autor über die vielen Anfeindungen, die ihm zuteil
wurden, zu interviewen. „Müßig ist jeder Streit über den Wert der hypermodernen
Bestrebungen," sagte uns Dr. Tartakower. „Freuen wir uns vielmehr darüber, daß in
unserem superklugen Zeitalter mit frischem Mut an der Enträtselung des Schach-
geheimnisses gearbeitet wird!"
Preßbureau des Ministeriums für
internationale Schachangelegenheiten.
Seite 8, Zeile 4 von unten. Zum Ausdruck: „Kavation".
Cavatio, lateinisch etwa für: vorsichtiges Ausweichen. — Nach der bescheidenen
Meinung des Verfassers besteht die Schönheit und Großzügigkeit der deutschen
Sprache gerade darin, daß sie wie keine andere Weltsprache Fremdwörter in sich
aufzunehmen vermag!
Stolz und nicht verdrießlich sollte man darüber sein, dies umsomehr, als die
bisher vorgeschlagenen schachlichen Verdeutschungen (wie z. B. Wert, Wechsel usw.)
durch ihre Sinnanhäufung nur zu Mißverständnissen führen könnten.
Seite 9, Zeile 26 von oben. Zum Zuge 1 Sg8 — f6.
„Neu" ist dieser Zug nicht, da er sich bereits (und zwar mit der Folge 2. e5
Sd5, 3. c4 Sb6 usw.) in „Palamede" 1847 vorfindet. — In einer Korrespondenzpartie
Berwick— Edinburg, 1860,61, wird er dagegen mit 2. e5 Sg8, 3. d4 e6, 4. Ld3 usw.
fortgesetzt.
Seite 9, Zeile 27 von oben. Nach 2. e2 — e5! fehlt der Hinweis:
Am schärfsten. Wegen anderer Systeme siehe Seiten 14 bis 16.
Seite 9, Zeile 9 von unten. Zum Zuge 5. Le2.
[Rubinstein empfiehlt 5. h3 Lh5, 6. c4 Sb6, 7. g4 Lg6, 8. e6 fe, 9. Ld3 Ld3:
10. Dd3: Sc6, 11. Le3 nebst eventuell Sg5 mit Schärfe.]
Seite 10, Zeile 3 von oben. Fortsetzung der Klammer zu 4. c2 — c4..
IV.) Halbscharf ist schließlich die Loquenz-Fortsetzung: 4. f4 de, 5. fe Sc6,
6. c3! usw.)
Seite 10, Zeile 21 von oben. Zum Rückzuge 3. . . . Sb6.
Ziemlich farblos geschah darauf in einer Partie Krüger-Grünfeld, Frankfurt a. M.
1923: 4. d4 d6, 5. ed ed, 6. Ld3 (gekünstelt. Wir schlagen hier einfach 6. Sf3 Lg4,
7. h3 Lh5, 8. Le2 usw. vor) 6. . . . Sc6, 7. Sge2 Sb4, 8. 0-0 Sd3: 9. Dd3: Le7,
10. Le3 (Initiativer wäre 10. d5, z. B. 10 Sd7, 11. Le3 Se5, 12. Dd2 usw.)
10 d5, 11. b3 0—0 mit vollwertigen Gegenchancen für Schwarz, dessen Läufer-
paar nicht zu unterschätzen ist.
Schärfer ist aber auf 3 Sb6 laut Motzkoscher Analysen: 4. f4! d6
(oder 4 e6, 5. d4 c5, 6. Sf3 cd, 7. Sd4: usw.), 5. Sf3 Sc6 (5 Lg4, 6. h3
Lf3: 7. Df3:), wobei wir jetzt statt des energieauflösenden Vorstoßes 6. d4 de!
(6 e6, 7. a3 Le7, 8. Ld3 usw.), 7. fe Lg4, 8. Lb5 a6! (Von Dr. Thanhofer an-
gegeben statt 8 e6, 9. 0-0 Le7, 10. Se2 Dd5, 11. Dd3 0—0, 12. Sf4 Dd7,
13. c3 nebst h3 mit weißem Vorteil), 11. Khl c5 usw. einfach sofort 6. Lb5 a6,
7. Lc6: bc, 8. d3! usw. mit neuartiger Gestaltung des Kampfes als für Weiß günstig
vorschlagen. —
II. bis.) Auch das Fortsetzen der schwarzen „Zickzack"-Wanderung mittels
3 Sb4 (statt 3. . . . Sb6) wird von Motzko wie folgt widerlegt: 4. d4 d6
(4 e6, 5. a3 Sa6, 6. f4 d6, 7. Sf3 und Schwarz hat keinen guten Zug zur Ver-
fügung), 5. a3 Sc6, 6. ed cd, 7. f4 De7t 8. Kf2 (oder auch 8. Le2 Lg4, 9. Sd5)
8 g6, 9. Sf3 Lg7, 10. Lc4 0—0, 11. Sd5 Dd8, 12. h4 Lg4, 13. c3 Sd7, 14. Sc3
Lf3: 15. Df3: usw. -
Seite 10, Zeile 24 von oben. Ergänzung der Klammer:
Ohne Wirkung geschah in einer Partie Romanowsky— Löwenfisch, Leningrad
1923: 4. g3 d6, 5. ed Ld6: 6. Lg2 Sc3: 7. bc 0-0, 8. Se2 c5! nebst Dc7 und Schwarz
steht gut. — Nach Wagner ist übrigens 4. Se4, z. B. 4 d6, 5. d4 Sc6, 6. Sf3
de, 7. de Sb4, 8. De2 usw. zu empfehlen.)
— 451 —
Seite 10, Zeile 24 von oben. Beizufügen ist folgende Klammerglosse
zum Zuge 5. d4.
(Ungefährlich ist der Ausfall 5. Df3, z. B. Partie Dr. Nagy— Vukovic, Raab 1924:
5. . . . c6 [das Bauernopferspiel 5. . . . d6, 6. Dd5: De7 wäre zwar nach 7. d4 Sc6,
8. Lb5 Ld7, 9. Sf3 de, 10. de 0—0—0 usw. sehr chancenreich, dagegen nach 7. Sf3!
Sc6, 8. Lb5 Ld7, 9. 0—0 usw. unzureichend], 6. DgS [auf 6. c4 ist 6. . . . d4 nebst c5
und d6 zu empfehlen] 6. . . . d6, 7. f4 Lf5, 8. c3 Sd7, 9. d4 de, 10. fe f6, 11. Sf3 Le4,
12. Le2 usw. mit Gleichgewicht.)
Seite 10, Zeile 11 von unten. Als zweiten Absatz beifügen:
Phantastischer sieht die Bekes-Wanderung 3. . . . Sf4 aus.
Seite 10, Zeile 6 von unten. Zum Zuge 4. . . . d7 — d6.
Beginn der Gegenaktion!
Seite 11, Zeile 12 von oben. Als neuen Absatz beifügen:
Zu erwähnen ist schließlich, daß Schwarz im Falle von 5. ed (statt 5. f4) nach
Untersuchungen eines Moskauer Spielers Kljatzkin auch 5. . . . cd (statt 5. . . .
ed) versuchen könnte, vgl. aber Partie Bogatyrschuk— Rabinowitsch, Moskau 1924:
5. . . . cd, 6. Le3 (am schärfsten ist wohl 6. d5) 6. . . . g6, 7. Sc3 (in Betracht
kommt auch jetzt 7. d5 nebst Ld4) 7. . . . Lg7, 8. Sf3 0-0, 9. h3 Sc6, 10. Dd2 und
die weiße Schlachtordnung ist entschieden vorzuziehen.
Seite 11, Zeile 4 von unten. Nachtrag zu 7. Sf3 Lg4!
— Vgl. hiezu Länderkampfpartie Rueb— Rüpke (Wesp. 1924): 8. Le3 e6, 9. Le2
Dd7? (auf 9. . . . Lb4t würde 10. Kf2! folgen. Folgerichtig war aber, wie in der
Textpartie Nr. 2 geschah, 9. . . . Lf3: 10. gf Dh4t usw.), 10. Sbd2! (Nun gelangt
Weiß zu einer gediegeneren Entwicklung seines Damenspringers) 10. . . . Td8,
11. 0-0 Le7, 12. Khl 0—0, 13. Del Sb4, 14. Dg3! Lh5, 15. Lgl mit nunmehriger
Stellungsüberlegenheit für Weiß, i
Seite 12, Zeile 14 von oben. Als zweiten Absatz beifügen:
Geschieht aber 8. Sf3 e6, 9. Le2 oder auch die Zugumstellung 8. Le2 e6, 9. SfS,
so ist darauf, wie bei der Textfortsetzung, die Gegenaktion 9. . . . Dd7 zu empfehlen.
(Oder vielleicht auch 9. . . . Le7, 10. 0—0 0-0, 11. Sc3 f6, 12. Del [12. Dd2 fe] Sb4!
mit gutem Spiel für Schwarz. Ungünstig für ihn wäre dagegen nach Fahrni 9. . . .
Sb4, 10. Sa3 c5, 11. 0-0 cd, 12. Sd4: usw. bezw. 9. . . . Lg4, 10. 0-0 Lf3: 11. Tf3:
usw. Wenn endlich 9. . . . Lb4t, so 10. Sc3 usw. wie unten, oder noch energischer
10. Kf2!)
Seite 12, Zeile 17 von unten. Zum Zuge 12. Sd4:
(Auf 12. ab, was Fahrni in der „Wiener Schachzeitung" ex 1924 empfiehlt, folgt
nicht 12. . . . de, 13. c5! sondern einfach 12. . . . de, 13. bc Sd7! 14. c5 a6, 15. Le2
Dc7, 16. Ld4 Le7, 17. 0-0 0-0 usw. mit vollwertigem Gegenspiel. — Eine geniale
Abfuhr erhielt der Ausfall 12. Lg5 in einer Partie Snosko-Borowski— Aljechin, Paris
1925, durch 12. . . . de!! 13. Ld8:, woraufhin statt 13. . . . TdS: die Folge 13. . . .
cb, 14. Lg5! bc, 15. Lei: TdS usw. noch günstiger wäre.)
Seite 12, Zeile 13 von unten. Zum Zuge 14. Le2.
(Auf 14. Df3, was Godai in der „Wiener Arbeiter-Schachzeitung" ex 1923 vor-
schlägt, kann Schwarz am einfachsten mit 14. . . . Tc8, 15. Tdl Dh4t [schwach
wäre 15. . . . Dc7 wegen 16. Dg3], 16. g3 Dg4 usw. dem Endspiel zusteuern, was
er freilich also mit dem vorerörterten 13. . . . Ddl:t bequemer haben konnte.)
Seite 13, Zeile 2 von unten. Nachtrag zum Zuge 11. . . . Lf8 — e7.
Ein Ruhezug. Sehr in Betracht kommt aber auch die sofortige Eröffnung der
Feindseligkeiten durch 11. . . . f6 (Minensprengung!) etwa mit der Folge 12. ef gf,
13. d5 Se5, 14. Lb6: Sf3:t 15. Tf3: ab, 16. de Dg7! 17. Dfl Le6: 18. Tf6: Tdf8!
(Linienbahnung!), 19. Tf8: Tf8: 20. Lf3 Dd4 und Schwarz ist gewaltig am Ruder.
Seite 14, Zeile 10 von oben. Der Satz nach „Beurteilung der Stellung"
soll in veränderter Fassung folgendermaßen lauten:
Schwarz hat vor allem das Übergreifen kinetischer Figurendefekte zu ver-
hindern. Weiß aber die Imobilisierung seiner Bauernschwächen zu befürchten. Die
29*
— 452 —
Entscheidung dürfte sich daher erst im Wege einiger vorbereitender Manöver voll-
ziehen. Jedenfalls ist bei der Handhabung dieser zentrifugalen Stellung größte Um-
sicht, aber auch Energie geboten.
Es könnte z. B. folgen:
A) 12. a3 f6, 13. b4 (Am Scheideweg! Auf 13. ef folgt nicht die verlockende
Linienöffnung 13. . . . gf, 14. b4 Tdg8, 15. b5 Sa5, 16. c5 Sd5, 17. Ld2 usw., sondern
einfach und stark das Läufereingreifen 13. . . . Lf6:! mit Vorteil für Schwarz, da die
Position des Bd4 unhaltbar wird. — In Betracht kommt aber für Weiß noch 13. Db3
nebst eventuell Tadl, Da2, b4 usw.)
13. . . . fe, 14. de Ddl:! 15. Tadl: Tdl: 16. Tdl: Lg4, 17. Lf4 Lf3:! 18. gf
Sd7! 19. Sb5 a6, 20. Sd4 Sd4: 21. Td4: c5! usw. zugunsten von Schwarz. —
B) Ganz wild: 12. d5 (von Snosko-Borowsky vorgeschlagen) ed (ungünstig
sofort 12. . . . Sb4, 13. Sd4! KbS [es drohte 14. Sf5: ef, 15. Tf5:], 14. a3 Sa6,
15. Sf5: ef, 16. b4 g5, 17. Db3! [um Tf dl nebst d5 zu forcieren] 17. . . . f4, 18. Lf2
usw. sowie auch 12. . . . Sa5, 13. Lb6: ab, 14. a3 b5 [eine Gegenidee], 15. Sb5:! ed,
16. Da4 usw. — Ganz schlecht wäre natürlich auch 12. . . . De8, 13. Lb6: ab.
14. Da4 Sb8, 15. Da8! usw. bezw. gar 12. . . . Sb8? 13. Sb5! ab?? 14. Sa7 #).
13. Lb6: ab, 14. cd Sb4 15. Sd4! (ungefährlich ist 15. d6 cd, 16. Sd4 Le(3
bezw. 15. e6 fe, 16. Se5 De8, 17. Lb5 c6 usw.) 15. . . . g6!! (nicht aber 15. . . . Lc5,
16. Tf5:! Ld4:t 17. Dd4: Sc2, 18. Df4 Sal : 19. Tf7: usw. zugunsten von Weiß),
16. Sf5: (unersprießlich ist der Figurenraub 16. g4 Lc5! 17. gf Sd5: usw. sowie auch
das Flankenmanöver 16. Lb5 c6, 17. Da4 Lc5! 18. DaSf Ke7, 19. d6t Ld6: 20. edf
Dd6: usw.).
16. . . . gf, 17. Tf5: (zwecklos auch jetzt 17. Lb5 c6, 18. Da4 Sd5: usw. —
Aus leeren Drohungen besteht 17. Lc4 Lc5t 18. Khl c6! 19. d6 Tde8 [19. . . . b5,
20. a3! Sa6, 21. Ld3], 20. a3 Sa6, 21. b4 Le3 usw., bezw. gar 19. de Dc6: 20. Dh5
Thg8, 21. Df5:t Kb8, 22. Df3 Td2 usw. zugunsten von Schwarz).
17. . . . Lc5t, 18- J^hl Scl5: usw. mit völliger Bezähmung der weißen
Angriffsfurie. —
Seite 14, Zeile 10 von unten. Zum Zuge 4. d2 — d4.
(Originell, jedoch ohne jede Spannkraft, geschah in einer Partie Nimzowitsch-
Reti, Baden-Baden 1925: 4. Sd5: Se5: 5. Se3, worauf statt 5. . . . Sb c6 vielleicht
5. . . . c5 die schwarze Partei noch günstiger stellen würde.)
Seite 14, Zeile 6 von unten. Fortsetzung des Textes:
Zum Beispiel folgte in der aufregenden Partie Maröczy— Dr. Lasker, New-York
1924: 5. Se2 (in Betracht kommt eher 5. f4 oder auch 5. Dg4) 5. . . . c5, 6. c3 Sc6,
7. f4 Le7 (Energischer ist wohl 7. . . . Db6, z. B. Partie Alapin— Maröczy, Wien
1908: 8. Sf3 f6! 9. g3 cd, 10. cd fe, 11. fe Lb4t 12. Sc3! [wegen 12. Kf2 vgl. die
Miniaturpartie auf Seite 246] 12. . . . 0-0, 13. Lf4 Le7! 14. Dd2 g5! usw. mit
Bauerngewinn und gewaltigem moralischen Plus für Schwarz), 8. Sf3 0—0, 9. g3 cd,
10. cd (in Betracht kommt 10. Sed4:) 10. . . . Sb6, 11. Lh3 (einfacher wäre 11. Lg2)
11. . . . Ld7, 12. 0-0 Tc8, 13. g4? f6! usw. mit wildem Spiel.
Seite 15, Zeile 10 von oben. Fortsetzung des Textes:
Kraftlos ist ferner 4. Sf3 (mit Zugumstellung bereits in einer Partie Minckwitz—
Blackburne, Breslau 1889, angewandt!) und noch weniger Schärfe weist 4. Df3 auf,
z. B. Partie Miliani— Grünfeld, Meran 1924: 4. . . . e6 (vielleicht 4. . . . Sb6), 5. Sd5:
ed, 6. d4 Ld6, 7. Ld3 c6, 8. Se2 Sd7, 9. Lf4 Lf4: 10. Df4: usw. mit gleichem SpieL
Seite 15, Zeile 25 von oben. Fortsetzung des Absatzes:
- Nach 4. . . . Sc3: 5. Df3 folgte z. B. in der siebenten [mit 1. Sc3 Sf6, 2. e4
d5, 3. ed Sd5: 4. Lc4 begonnenen] Matchpartie Bogoljubow— Romanowsky, Lenin-
grad 1924: 5. . . . e6, 6. Dc3: (schärfer als 6. bc Sc6, 7. d4 Df6) 6. . . . Sc6 (un-
ersprießlich sofort 6. . . . Df6 wegen 7. Lb5t! c6, 8. d4! Sd7, 9. Ld3 usw.), 7. Sf3
(elastischer 7. Se2) 7. . . . Df6, 8. 0—0 Dc3: 9. bc Ld6, 10. Sg5! 0-0, 11. f4! usw.
mit Initiative.
Seite 15, Zeile 31 von oben. Fortsetzung der Klammeranmerkung zum
Zuge 3. . . . d7— d5.
— Gegen Tenners Zug 3.... Sc6 empfiehlt Dr. Lasker einfach 4. fe [Behut-
samer geschah in der New-Yorker Partie Maröczy— Aljechin 1924: 4. Sf3 d5! 5. ed
- 453
Sd5: 6. fe Lg4, 7. Le2 Lf3: 8. LfS: Dh4t mit schwarzer Initiative, der freilich durch
9. gS! Dd4, 10. c3 Deörf 11. De2 usw. die Spitze abgebrochen werden konnte]
4. . . . Se5: 5. Sf3 Sf3:t 6. gf! mit elastischem Bauernzentrum für Weiß), 4. f4Xe5
Sf6-g4, 5. e4Xd5 Dd8Xd5, 6. Sgl-f3 usw.
Seite 15, Zeile 7 vonunten.
Die erwähnte, mit einem Schönheits-
preis ausgezeichnete Partie Roma-
nowsky— Wi Iner (Petrograd 1923) ver-
lief folgendermaßen:
[1. e4 Sf6, 2. d3 d5, 3. e5 Sfd7, 4.
f4 e6, 5. Sf3 Le7, 6. d4] 6. . . . c5, 7. c3
Sc6, 8. Le2 Db6, 9. 0-0 f6 (inkorrekt
wäre 9.... cd, 10. cd Sd4:), 10. Khl 0—0,
11. b3 a5 (geboten war zunächst die Ent-
spannung im Zentrum: de und fe. In
Betracht käme auch das Quaiitätsopfer
durch 11. . . . cd, 12. cd fe, 13. fe Tf3:
14. Lf3: Dd2: usw.), 12. La3! Te8, 13.
Ld3! f5, 14. g4! Sf8, 15. gf ef, 16. c4!
Le6, 17. cd Ld5: 18. Sc3! Lf3:t 19. Df3:
Sd4, 20. Sd5 Dd8 (20. . . . Sf3: 21. Sb6:
mit Qualitätsgewinn), 21 . Dg2 b5(21 . . . . Te8,
22. Se3 Dd7,23. Tadl mit Bauerngewinn),
22. Tadl Ta6. Es folgte nun ein scharfes
Finale: 23. SfOf Lf6: 24. Lc5:! Se6, 25.
Ld4: Sd4: 26. Lb5:! Sb5: 27. Td8: Td8:
28. Db7! Sc7, 29. Dc7: Aufgegeben.
Seite 16, Zeile 26 von oben.
Nachtrag zum Zuge 4 d7 — d5:
Gegen 4. . . . c5, was Grünfeld in
„Tidskrift for Schack" 1924 mit der
Eventualfolge Lf5, Sc6, c4 vorschlägt, ist
wohl 5. d3 Sc6! 6. f4 d5, 7. c3 oder
auch sofort 5. c3, am zweckmäßigsten
aber 5. De2 mit dauernder Lähmung der
schwarzen Entwicklung zu empfehlen. —
In einer durch die Einfachheitund steigende
Energie ihrer Mittel bemerkenswerten Partie Lucien deVilleneuv e— N., Paris 1925,
folgte: 5. De2 Sc6, 6. Sf3! [ausgreifender als 6. c3] 6 d5, 7. ed [eine andere Spielanlage
wäre etwa 7. c3 Lg4, 8. d3 etc. mit verschlossenem Kampf] 7. . . . Dd6: 8. Sc3 [droht
Se4 mit Bauerngewinn] 8. . . . Lf5 [Schwarz will seinen Damenläufer mit 8. . . . e6
nicht dauernd einsperren. — Und natürlich nicht 8. . . . Lg4? wegen 9. Lf7:f], 9. Se4
Le4: 10. De4: e6, 11. d3 Le7, 12. Lf4 Dd7, 13. Se5 Se5: 14. Le5: 0-0, 15. Dg4 g6
[erzwungen. Nun beginnt der Sturm], 16. h4 Tac8, 17. 0-0-0! [verfrüht wäre die
verlockende Fortsetzung 17. h5 c4, 18. hg fg ohne ersichtliche Verstärkung für Weiß,
denn das Opfer 19. Th7: wäre nur ein Schlag ins Wasser] 17. . . . h5, 18. De2 Db5,
19. Lc3! [wieder viel wirksamer als 19. g4 c4 oder auch 19. De3 Kh7] 19. . . . c4,
20. de Sc4: 21. a4! Da6, 22. Td7 Tfe8, 23. Thdl! [das entscheidende Umgehungs-
manöver] 23. . . . b5 [oder 23. . . . Lh4: 24. Td4 LgSf 25. f4 usw.], 24. Lc4: bc,
25. Te7: [voilä!] 25. . . . Te7: 26. De5 f6, 27. Df6: Tec7, 28. Td8t Aufgegeben.)
Seite 16, Zeile 32 von oben. Fortsetzung des Textes:
Z. B. folgte in einer Partie A. Steiner— Dr. Balogh, Raab 1924: 5. . . . de
(5. . . . Sc6, 6. c3), 6. de Sc6, 7. c3! Le7, 8. 0-0 Sa5, 9. Ld3 c5, 10. De2 und Weiß
vermochte seinen Stellungsvorteil langsam, aber sicher zu verdichten. —
Übrigens soll (wie Maröczy im Raaber Turnierbuch 1924 berichtet) auch
der Weltmeister Capablanca zu unserer Ansicht seitdem bekehrt worden sein. —
Anderseits ist nach Grünfelds Forschungen unser „neuer" Zug 3. Lc4 bereits in einer
Klubwettkampfpartie Physik-Hall, 1897, und zwar mit der Folge 3. . . . Sb6, 4. Le2
d5, 5. d4 Lf5, 6. Sf3 e6, 7. 0-0 c5, 8. c3 Sc6, 9. Le3 usw. (siehe „Deutsche Schach-
zeitung" 1898, S. 110) vorzufinden.
Peter Romanowsky
Vorkämpfer von R. S. F. S, R.
— 454 —
Seite 18, Zeile 20 von oben, links. Nachtrag zum Textzug 14. Th — gl!
— Nach Beendigung der Partie wurde hier von mancher Seite 14. Del als
etwa ausgleichend vorgeschlagen. Tatsächlich würde Weiß nach 14. Del Dcl:f
15. Tel: 0-0—0 zwar nicht mit 16. Tdl (wegen 16. . . . Sa4! 17. Td2 Sb2: usw.),
dafür aber mit 16. a3! seine Stellung konsolidieren.
Viel energischer ist aber für Schwarz, statt des oberflächlichen 15. . . . 0-0-0
sofort 15. . . . Sa4! z. B. 16. a3 Sc3: 17. ab Se2: 18. Ke2: Sb4: mit endgültigem
Bauerngewinn, oder schärfer: 16. 0—0! Sb2:! 17. Sb5 0—0-0, 18. Tbl (auf 18.... c5
folgt Sa4 nebst a6) 18.... a6! (wenn 18.... Sa4, so 19. Sa7:.t), 19. d5! (auf 19. Tb2:
kommt Schwarz durch die schöne Wendung 19. . . . ab, 20. cb Sd4:l! in Vorteil)
19. . . . ab (unersprießlich für Schwarz wäre allerdings die plausible Fortsetzung
19. . . . ed, 20. Tb2: ab, 21. cb Lc3, 22. bc! Lb2: 23. Tbl Le5: 24. Tb7: usw.), 20. de
(oder 20. Tb2: Lc3: 21. Tc2 Sd4!) 20. . . . Td2! und der schwarze Vorteil ist nicht
mehr aufzuhalten.
Kein Wunder also, daß Dr. Lasker den Zug 14. Del, der einem Armutszeugnis
gleichkommt, für jeden Fall verwarf.
Seite 21, Zeile 23 von oben, rechts. Fortsetzung der Glosse:
Gefährlich sieht dann (d. h. nach 6. . . . Lf5, 7. Df3 Dc8) allerdings 8. c5 aus,
z. B. 8. . . . Sa4, 9. Lb5t Ld7, 10. Ld7: f Sd7: 1 1. b3 Sb2, 12. De2 mit Springergewinn,
oder Partie E. Rabinowitsch— Löwenfisch, Moskau 1924: 8. . . . Lbl: 9. Tbl: Sb6— d7,
10. De4f! Kd8, 11. Lc4 mit baldiger Bezwingung, doch salviert sich Schwarz durch
8 de! 9. de Lbl:! 10. Tbl: Sb6-d7, 11. Lc4 Sf6, 12. Sh3 Le7 (12 Sc6,
13. Lb5), 13. 0-0 0—0, 14. Ld4 Sc6, 15. Lc3 Dg4 usw. mit etwa gleichem Spiel.
Seite 24, Zeile 2 von oben, links. Nach „Sde5" in Klammern ein-
fügen:
(oder laut einer Partie Aurbach— Aljechin, Bern 1925: 7. Ddl e6, 8. Sc3 Sce5;
9. Sf3 Sf3:t 10. Df3: Le7, 11. Ld3 0-0, 12. 0-0 Da5! 13. Tel Sc5, 14. Dh5 g6,
15. Df3 Ld7! 16. Ld2 Lc6 usw.)
Seite 26, Zeile 8 von oben. Bogoljubow, der Bauernsohn.
Dies ist selbstredend als „Vertreter der Volkskraft" gemeint. Bogoljubow ist
bekanntlich vielmehr aus einer altangestammten Archimandritenfamilie hervorgegangen.
Seite 27. Die eigentliche Einteilung des Partieteiles ist aus dem analytischen
Inhaltsverzeichnis am Schlüsse des Werkes zu ersehen: -
I. Teil: 1. e2— e4.
Erster Abschnitt: Mit 1. . . . e7— e5 (offene Spiele),
Zweiter „ Nicht 1. . . . e7-e5 (halboffen).
II. Teil: Nicht 1. e2— e4 (geschlossene Spiele).
Erster Abschnitt: 1. d2— d4.
Zweiter „ Sonstige Anfänge.
Seite 29, Zeile 35 von oben, Fortsetzung der Klammerglosse zu 6. Dh5.
z.B. etwa 6. 0—0 Dh4! 7. f4 c6, 8. Lc4 Se7, 9. Sd2 0-0, 10. Sf3 Dh5 usw. —
Auf sofortiges 6. . . . c6 kann#dagegen Weiß seinerseits sehr stark 7. Dh5 spielen.)
Seite 29, Zeile 40 von oben. Nachtrag zum Zuge 5. . . . Lb6.
(Die Ehren der Erfindung dieses tiefen Präventivzuges [statt des früher üblichen
5. . . . 0-0, worauf die Erdrückung: 6. d4 ed, 7. cd Lb6, 8. d5! Sb8, 9. d6 usw. folgt]
sind wohl laut „Strategie" 1921 dem französischen Amateur Victor Place zuzusprechen,
der übrigens die altertümliche Verteidigung 3. . . . Lc5 auch gegen die Laskersche
Fortsetzung 4. c3 Sge7, 5. d4 [statt 5. 0—0 Lb6!] in Schutz nimmt, vgl. Partie
N.— Place, Paris 1923:
5. d4 ed, 6. cd Lb4t 7. Ld2 [ohne Erfolg geschah in einer Gastpartie Aurbach—
Capablanca, Paris 1913: 7. Sc3] 7. . . . Ld2:t 8. Dd2: d5, 9. ed Sd5: 10. Lc6:t bc,
11.0—0 0—0, 12. Se5 [sieht energischer aus als das in der zweiten Revanchewettkampf-
partie Dr. Lasker— Steinitz angewandte Manöver Sbl— c3— a4— c5] 12. . . . Lb7, 13. Tel
[zweckmäßiger 13. Tel] 13. . . . Te8! 14. S'c6: Df6, 15. Sa5 Sf4!! 16. Sb7: Te2,
17. Dc3 Sh3t!! 18. Khl Sf2:t 19. Kgl Sd3! [der Todesstoß], 20. Tfl Dg5, 21. Dc6
- 455 -
De3f und der arme Anziehende*) hat nur zwischen dem Erstickungs- oder dem
Ertrinkungstode zu wählen.)
Seite 29, Zeile 5 von unten. Beizufügen ist folgende Klammerglosse
zum Zuge 7. Sg5.
(Nun ist mit vertauschten Farben eine Stellung des abgelehnten Königsgambits
entstanden: 1. e4 e5, 2. f4 Lc5, 3. SfS d6, 4. Lc4 Sf6, 5. Sc3 0—0, 6. d3 Sg4 ? worauf
nach Bilguer 7. Tf 1 ! als Widerlegung folgt. — Reti findet aber eine geniale „Neben-
lösung" des Stellungsproblems.)
Seite 30, Zeile 3 von oben. Als neuen Absatz beifügen:
Als ganz apart gelten die übrigen neun von den 1(3 Verteidigungsarten der
spanischen Partie: 3. . . . Sge7; 3. . . . Sce7; 3. . . . Lb4 (Alapin); 3. . . . Le7; 3. . . .
g5 (Brentano); 3. . . . De7; 3. . . . Df6; 3. . . . f6 und last not least 3. . . . Sa5
(Aljechins Idee, um den Lb5 zu vertreiben).
Zu erwähnen ist schließlich, daß der Textzug 3. ... a6 in der amerikanischen
Schachpresse als „Morphy Defence" bezeichnet wird.
Seite 30, Zeile 7 von ob e n. Nachtrag zu dem „noch nie dagewesenen"
Zuge 4. Lb5 — c4.
Wie jedoch Grünfeld in seiner Kritik der ersten Folge (im Januarheft der
„Wiener Schachzeitung" 1924) feststellt, ist dieser Zug bereits in einer Partie
Ferenczy— Charousek 1897 vorgekommen!
Seite 31, Zeile 15 von oben. Fortsetzung des Textes ad I.),
Freilich zeigt eine spanische Korrespondenzpartie Rey— Laforet, 1924, daß
Schwarz auch nach 11. . . . h6, 12. 0—0 Le6, 13. Le3 Sd7, 14. Dd2! mit manchen
Schwierigkeiten zu kämpfen hat, so daß 6. . . . Le7 der Fianchettoentwicklung 6. . . .
g6 nebst Lg7 vorzuziehen sein dürfte. — Als ungünstig für Weiß erwies sich dagegen
das Vergitterungssystem 11. Ld2 [statt ll.De2] in einer Partie L. Stei n er-M ichell,
Hastings 1924: 11 de, 12. de De7, 13. Del Sd7, 14. h4 h5, 15. Lh6 Td8, 16. Th3
Sc5, 17. Sf5 Lf5: 18. ef e4! 19. Kfl ef, 20. Tf3: Dh4: 21. Kgl Se5, 22. Th3 Lh6:
23. Dh6: Df2:t 24. Kf2: Sg4t nebst Sh6: mit leichtem Gewinn für Schwarz. —
Seite 31, Zeile 28 von oben. Zum Zuge 9. . . . d5 ist folgende
eckige Klammer beizufügen:
[Tückisch geschah in einer Lokalturnierpartie Bus vi ne— Birnberg, London
1924: 9 Sh5, 10. Se5:? Se5: 11. Dh5: Lg4 und Weiß gab auf.]
Seite 31, Zeile 7 von unten. Nach dem Worte „führen" beifügen:
falls der Anziehende darauf nicht die Möglichkeit benutzt, statt 7. Tel mit
7. a4 den Damenflügel aufzurollen. (Am besten ist dann 7. . . . Tb8, 8. ab ab, 9. c3
d6, 10. d4 ed usw., unvorsichtiger geschah in einer Partie Nyholm— Svensson, Kopen-
hagen 1916: 7. . . . Lb7, 8. De2, bezw. in der Schönheitspartie Johner— Teichmann,
Berlin 1924, 7. . . . b4, 8. De2! 0—0, 9. a5! usw. zugunsten von Weiß.) —
Seite 33, Zeile 13 von oben. Nach dem Worte „geschehen" einfügen:
oder endspielartig 7. d4 b5 (gefährlich wäre 7. . . . ed), 8. de de, 9. Dd8:t Sd8:
10. Lb3 Sd7, 11. a4 Lb7, 12. ab ab, 13. Ta8: La8: 14. Sc3 c6 (14. . . . Lb4, 15. Ld2),
15. Tdl f6, 16. Le3 Sc5, 17. Sfd2 usw.
Seite 34, Zeile 4 von oben. Nach den Worten: „Eine andere" einfügen:
von vielen sogar bevorzugte
*) Ist also 3. . . . Lc5 so stark? Einen verwegenen Charakter nahm darauf
folgende Klubturnierpartie Rom ich— Dr. Goubeau, Paris 1923:
4. 0-0 Sge7, 5. Se5: [statt 5. c3 Lb6!] 5. . . . Se5: 6. d4 c6, 7. de [aufs Ganze
gespielt] 7. . . . cb, 8. f4 Sc6, 9. f5 f6 [besser 9. . . . 0—0, 10. Sc3 b6 bezw. 10 f6 gf,
11. Tf6: Sg6 usw.], 10. Sc3 a6, 11. Dhöf Kf8, 12. Lf4 De8, 13. Ddl g5, 14. Lg5:I
[nun arbeitet Weiß gar mit 2 Figuren weniger!] 14. . . . fg, 15. Dd6 Kf7, 16. e5 Se5:
17. De5: Sc6, 18. Dd5t Kf8, 19. Tael Df7, 20. Ddöf Kg8, 21. Sd5 h5, 22. Se7t Se7:
23. Te7: Th6, 24. f6 Df8, 25. f7 [25. Tg7t Dg7:!] 25 Kh7, 26. Te8 Td6: 27. Tf8:
aufgegeben.
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Seite 34, Zeilen 9 und 10 von oben. Die Klammer zu 10. . . .
Tf8— e8 soll lauten:
(Mit 10. . . . ed, 11. cd Sa5 usw. kann in die Bogoljubowsche Leibvariantc der
Partie Nr. 4 eingelenkt werden. — Ein genialer und doch ungenügender Gedanke
wäre hier 10. . . . Se4: 11. Ld5 Dd7 wegen 12. de! Sg5, 13. Lg5: Sg5: 14. e6!! [nicht
aber sofort 14. Sg5:!?, wie Capablanca in einer Gastpartie gegen Eduard Lasker,
London 1913, spielte und was sogar, wie Spielmann 10 Jahre später nachwies,
wegen 14. . . . Ldl: 15. e6 Dd8!! ein Fehlzug war] 14. . . . fe, 15. Sg5:! Ldl: 16. Le6:t
De6: 17. Se6: Tfe8, 18. Sd2 Lg4, 19. Sc7: Telif 20. Tel: und Weiß hat einen B bei
überlegener Stellung mehr.)
Seite 34, Zeile 12 von oben. Zum Textzuge 9. Lb3 — c2.
In der Erhaltung dieses berühmten „Angriffsläufers" besteht eben die Haupt-
pointe des spanischen Positionslavierens. In scharfen Kurven verlief jedoch folgende
Lokalturnierpartie Portel a-V i 1 1 egas, Buenos Aires 1915: 9. d4 Sb3: 10. Db3:
Le6, 11. Dc2 Sd7, 12. h3 c6 (zweckmäßiger 12. . . . f6), 13. Sb d2 0—0, 14. Sfl Dc7,
15. Sg3 g6, 16. Lh6 Tfe8, 17. Tadl (droht 18. d5) 17.... f6, 18. Sh4 Lf7 (auf 18....
f5 entscheidet 19. Sg6:!), 19. f4 ef, 20. Lf4: g5, 21. Sgf5! Lf8 (am besten war jedenfalls
21. . . . gh. Nun kracht es überall), 22. Ld6:! Ld6: 23. Sh6t Kf8, 24. e5 Lg8, 25. Sg6:t!
hg, 26. Dg6: Se5: 27. Dg8:t Ke7, 28. Df7t Kd8, 29. de fe, 30. Df6t Kd7, 31. Sf5
Aufgegeben.
Seite 34, Zeile 2 von unten. Nachtrag zum Anmerkungszuge 14. Se5:
[Oder vgl. Partie Schröder— Kupchic, New-York 1923: 14. h3 Sc6, 15. Le3 0—0,
16. Sbd2 Td8, 17. De2 Sh5, 18. Sh4 Sf4, 19. Lf4: ef, 20. Sf5 Lf8, 21. Tadl g6,
22. Sh4 Le6 usw. zugunsten von Schwarz.]
Seite 35, Zeileö von oben. Ergänzung der Variante 13. b3[BalIa] Lg4.
Z.B. laut einer analytischen Partie N.— Romich, Paris 1925: 14. d5 0—0, 15. Ld3
(auf 15. Sbd2 folgt 15. . . . Tfc8 die Deckung 16. Ta2 erzwingend, da 16. Ld3? wegen
Dc3 scheitert) 15. . . . Sd7! 16. h3 (16. Le3 f5!) 16. . . . Lh5! 17. Le3 (riskant wäre
17. g4) 17.... Sc5! 18. Lc5: Dc5: 19. Sbd2 Dc3, 20. Lc4 Lf3! 21. gf (erzwungen)
21. . . . f5! 22. Tel Dd4, 23. Sfl Db6! und die schwarze Sturmwelle ist nicht mehr
aufzuhalten.
Seite 35, Zeile 17 von oben. Ergänzung der Klammerglosse zu 1 1. h3 Sc6.
Z. B. erste Matchpartie Bogoljubow— Romanowsky, Leningrad 1924: 11. h3
0-0, 12. Sbd2 Sc6, 13. de [unklar 13. Sfl cd, 14. cd ed und farblos 13. d5 Sd8,
14. Sfl Se6, nebst f6 und Sf7] 13 de, 14. Sfl Td8, 15. De2 Le6, 16. Se3 h6,
17. Sf5 Lf8 usw. mit guter Verteidigungsstellung. —
Am präzisesten ist aber auf 11. h3 nach Leonhardts unveröffentlichter
Monographie 11. . . . Ld7! 12. Sbd2 Tc8! drohend cd,)
Seite 35, Zeile 19 von oben. Ergänzung des Absatzes:
— Interessant ist schließlich Wagners Ausfall 11. Lg5, vgl. I. Wettpartie
Wagner— Becker, Hamburg 1924: 11. Lg5 0—0, 12. Sbd2 Le6, 13. de de, 14. Se5:
(eine überraschende Wendung!) 14. . . . De5: 15. f4 Dc7, 16. f5 Ld6! 17. Lf6: Lh2:t
18. Khl gf, 19. fe! und die Spannung löste sich bald in W^ohlgefallen aus.
Seite 35, Zeile 1 von unten. Ergänzung der Diagnose:
Z. B. folgte in der Stammpartie dieser Variante Kolste— Swiderski, Scheveningen
1905: 12. Sfl Sc6 (noch schärfer zunächst 1?. . . . cd), 13. Le3? cd, 14. cd ed, 15. Lg5
h6 usw. mit Abschüttelung des weißen Fesselungsdruckes.
Auf 12. h3, was manchem als die natürlichste Entgegnung erscheinen mag,
folgt wohl nicht 12. . . . Lf3: 13. Sf3: 0—0, 14. Lg5 mit weißer Initiative, sondern
einfach 12. . . . Lh5 mit Überführung des schwarzen Damenläufers auf den bedrohten
Königsflügel, wodurch der Rochadeangriff von Weiß von vornherein an Kraft verliert.—
Seite 36, Zeile 30 von unten, rechts. Zum Zuge 11. d4.
[Viel energischer als Partie Maröczy— Capablanca, New-York 1924: 11. d3 Sc6,
12. Sbd2 d5! mit Gegendruck.]
457
ibid. Zum Zuge 12. Sbd2.
[Nachhaltig auch Partie Smorodsky— Bogoljubow, Moskau 1924: 12. Lg5.]
ibid. Zum Zuge 12. . . . Sc6.
[Umständlicher Partie Maröczy— Reti, New-York 1924: 12. . . . Ld7 oder gar
Partie Eduard Lasker— Reti, ibid: 12. . . . Sd7.]
ibid. Zum Zuge 13. a4.
[Massiger ist 13. d5 Sd8.]
Seite 37, Zeilen21 und 22 von oben, links. Die Klammer soll lauten :
(Oder nunmehr 10. . . . ed, 11. cd Sa5 usw. mit Einlenken in die Textvariante.
-- Wegen 10. . . . Se4:!? 11. Ld5 Dd7 siehe den einleitenden Aufsatz beim 8. Zuge
von Schwarz.)
Seite 37, Zeile 7 von unten, links. Zum weißen Textzuge 12. Lb3— c2.
Besser ist wohl der unbefangene Entwicklungszug 12. Sc3, z. B. 12. . . . SbS:
13. Db3: Lf3: 14. gf und Weiß steht sehr gut. — Nach dem Textzuge setzt der
schwarze Damenspringer noch 5 Züge lang seine Beunruhigungsmission fort!
Seite 37, Zeile 1 von oben, rechts. Nachtrag zum Textzuge 1 3. Le3 — c 1 .
Einen verwegenen Charakter nahm
statt dessen die Partie Yates— Capa-
blanca, New-York 1924: 13. Sbd2? (am
einfachsten geschah in der X. Matchpartie
Romanowsky-Bogoljubow, Leningrad 1924:
13. b3 Se3: 14. Te3: c5, 15. Sc3 b4,
16. Se2 usw.) 13. . . . Se3:! 14. Te3: c5,
15. Del Sd7 (Schwarz drückt bereits), 16.
h3 Lh5, 17. de Sc5: 18. Tdl Tc8, 19. e5
Lg5! 20. Tc3 b4, 21. Tc4 d5, 22. Tb4:
De7 (besser wohl 22 Le7 drohend
Sd3. Nun folgt ein rettendes Opferspiel
von Weiß:), 23. Sg5:! Ldl : 24. Lh7:t Kh8,
25. Th4! Dg5: 26. f4 De7, 27. Lc2t Kg8,
28. Lh7f mit Remis durch Ewigschach.
Seite 37, ZeileSvon oben, rechts.
Zum Textzuge 14. . . . Sc4 — a5.
In einer Partie Yates-Eduard Lasker
wurde statt dessen 14. . . . Sb6 versucht.
Seite37,Zeile 14vonoben, rechts.
Nachtrag zum Textzuge 15. Lcl-b2.
Keinen Segen für Weiß ergab in
einer Partie Yates-Bogoljubow, New-York
1924: 15. Sbd2 Sc6, 16. h3 Lh5, 17. e5
(noch unklarer 17. g4 Lg6, 18. d5 Sa5
usw.) 17. . . . Sd5, 18. Lb2 Sd4: 19. ed
usw. mit zweischneidigem Spiel. —
Jedenfalls verfehlt geschah in der II. Match-
partie Kupchic— Bogoljubow, New-York F. D. Yates
1924: 15. e5? de, 16. de Ddl: 17. Tdl:
Sd7 usw. mit schwarzem Stellungsvorteil.
Seite 39, Zeile 2 von unten, rechts. Nachtrag zur Glosse:
Wie übrigens Thomas in „Britisch Chess Magazine" ex 1922 angibt, könnte
auf 36. . . . Dc4: auch 37. h4 (ob aber mit entscheidendem Rochadeangriff?) folgen.
Seite 40, Zeile 2 von oben, rechts. Zum Textzuge 42. . ,
Nicht sofort 42. . . . a3 wegen 43. cd a2, 44. Tc7t Ke8, 45. Te7#.
d6Xc5.
458 -
Seite 44, ZeileSvon unten, links. Nachtrag zum Textzuge 11. Sbl— c3.
Wie übrigens bereits an zwei früheren Stellen (zur Seite 34 sowie 37) erwähnt,
erfand Bogoljubow in New-York 1924 eine sinnreiche Zugumstellung, um seine
Lieblingsidee ohne Laskersche Entgegnung anwenden zu können: 9.... Lg4, 10. LeS
und nun erst 10. . . . ed, 11. cd Sa5 usw.
Seite 44, Zeile 13 von unten rechts. Zum Textzuge 18.... Sd7 — b6.
Oder 18. . . . Tad8, 19. Lg5! Lg5: 20. Sg5: nebst e6 mit realisiertem Stellungs-
vorteil für Weiß.
Seite 44, Zeile 1 unten, rechts. Nachtrag zur Glosse:
Oder vielleicht noch energischer für Weiß 23. e6! fe (23. . . . hg? 24. e7 nebst
Td8), 24. LhTf Kh8, 25. Se6: Tf6, 26. Le4! (26. Lg6 Sb7!) 26. . . . Kg8 (bezw. auch
Sb7), 27. Sc5: mit gesundem Bauernplus.
Seite 47. Zum Lasker-Essay.
Es ist wohl interessant festzustellen, daß diese Charakteristik — obzwar lange
Zeit vor dem historischen New- Yorker-Turnier geschrieben! — nichts von ihren
Postulaten und Folgerungen eingebüßt hat. Das wertbeständige Urteil lautet: Lasker
ist und bleibt ein großartiges Phänomen des „psychologischen
Schachs." Seine Strategie geht meistens auf Entwurzelung des Übels aus, wobei
er die Vereinfachung nicht nur keineswegs fürchtet, sondern sogar anstrebt!
So wählt er zum Beispiel als Weißer in der Spanischen den Abtausch 4. Lc6:
nebst 5. d4; ähnlich in der Russischen den Damentausch mit 5. De2; gegen Mac
Cutcheon die Entspannung 5. ed und gegen Caro-Kann selbstverständlich 3. ed. —
Als Schwarzer nahm er in der Französischen lange Zeit mit der Entlastung 4. . . . de
und im orthodoxen Damengambit mit der Entfesselung 6. . . . Se4 vorlieb.
Nur sehr wenige Eröffnungen gibt es, wo Lasker als Praktiker eine gewisse
Unsicherheit an den Tag legt; so im Anzüge gegen Sizilianisch und im Nachzuge
gegen das Damengambit mit Lf4 (vgl. u. a. seine Verlustpartien gegen Dus— Choti-
mirsky in Petersburg 1909 sowie gegen Capablanca in New-York 1924.) Das Nicht-
Vorhandensein von gegnerischen Drohungen macht ihn eben nervös!
Unendlich fesselnd ist das Lasker-Thema, doch wollen wir uns hier nur noch
darauf beschränken, sein „Werk" anzuführen: im philosophischen „Das Begreifen
der Welt", im psychologischen „Der Kampf", dessen Machoidenlehre immer mehr
von sich reden macht; im schachlichen „Common Sense in Chess", dessen „Neuland"
seitdem von vielen Epigonen bebaut wurde, und endlich ist auch das von ihm er-
fundene Spiel „Laska" als eine Tiefenprojektion des menschlichen Geistes zu
betrachten. . .
Seite 47, Zeile 15 unten. Nach dem Worte „Schachindividualismus" ist
beizufügen:
welcher Umstand ihn eben außerhalb jeder Schule, Richtung oder Nachahmung
erhob und von jeher den ultramodernen Schachbestrebungen näherbrachte.
Seite 50, Zeile 9 oben, rechts. Zum Zuge 13. Sfl.
[Ein von Malkin als „geniale Neuerung", von Alapin dagegen als „fehlerhafte
Konzeption" bezeichnetes Bauernopfer.]
Seite 50, Zeile 9 unten, rechts. Zum Klammerzuge 13. Sfl.
[Noch schärfer geschah in einer späteren Partie zwischen denselben Gegnern:
Yates— Thomas, Southport 1924, sofort 13. a4! worauf 13. . . . Ta7 noch das kleinste
Übel wäre. Es folgte aber: 13.'... b4, 14. a5! 0—0, 15. Sc4 Sb d7, 16. De2 Tb8, 17.
Ld3 Te8, 18. Ld2! bc, 19. bc Lf8, 20. Tebl Tbl:t 21. Tbl: Lb7, 22. Sb6 Sb8, 23.
Lg5 Le7, 24. Db2 h6, 25. Lf6: Lf6: 2(3. Sc4 Te7, 27. Db6. Aufgegeben!]
Seite 51, Zeile 10 oben, links. Fortsetzung des Absatzes:
Jedenfalls scheint die mit 12. d5 einzuleitende Absperrungsmethode am
logischesten zu sein, da die nunmehrige Wanderung des schwarzen Damenspringers
(z. B.: 12 . . . Sc6— d8— b7— c5) unter Tempoverlusten geschieht. Wie bereits erwähnt,
ist dies einer der Gründe, warum wir den Ausfall 11.... Lg4 dem freiwilligen Rück-
zuge 11.... Sc6 vorziehen.
- 459 -
Seite 51, Zeile 23 oben, rechts. Nach dem Worte: „Chancen" in
Klammern beifügen:
(Freilich würde Schwarz auch auf 26. Khl mittels des Manövers Tf8—e8—e5—h5
am Ruder bleiben.)
Seite 52, Zeile 4 unten, links. Fortsetzung der Glosse zum Textzuge
8. c2— c3.
— Verschwommen wäre dagegen die Drohung des Bauerngewinns durch 8.
Ld5 wegen 8 Lc5! Viel zu reserviert geschah in einer Partie Yates— Marshall,
New-York 1924: 8. d3 d6, 9. c3 Le6 usw.
Seite 52, Zeile 4 unten, rechts. Zum Textzuge 14. Ddl— f3l
Ein feiner Angriffs- und Verteidigungszug zugleich. Diese Doppelfunktion kommt
während der ganzen Partiefolge prägnant zum Ausdruck.
Seite 53, Zeile 5 oben, links. Zum Zuge 19. Ddl ist noch folgende
Klammervariante beizufügen:
(bezw. 19. Le6 Ld5! 20. dS Le6: 21. De4! f5! 22. De2 Lc4! 23. De7: Ld3:t 24.
Kgl Te7:)
Seite 53, Zeile 7 unten, links. Als neuen Absatz beifügen:
Statt der Textwendung war daher vielleicht 15. . . . h5 am besten.
Seite 53, Zeile 19 oben, rechts. Zum Textzuge 17. . . . Ld6 — h2f
Wenn 17.... Sg4: so 18. Lf4 mit Paralysierung des Angriffs.
Seite 53, Zeile 20 oben, rechts. Zum Textzuge 18. . . . Lh2 — g3.
Näher lag 18. . . . Shl, worauf Capablanca, wie er in „My Chess Career" aus-
führt, 19. LeS zu spielen beabsichtigte.
Seite 53, Zeile 22 oben, rechts. Fortsetzung der Glosse zum Text-
zuge 19. Te2Xf2.
Nach Capablanca wäre übrigens 19. Kel noch präziser gewesen.
Seite 54, Zeile 19 oben, links. Zum Textzuge 15. . . . Dfl — gl.
Um seine Figuren zu entfesseln. Auf 25. . . . Te2 folgt 26. a4! (Viel zwingender
als 26. SaS Td2:t 27. Kd2: Dal: 28. Df2: Db2:t 29. Sc2 c5, 30. Ld5 mit schwierigem
Endspiel) 26. . . . Del, 27. ab! Le3, 28. Lc4! (noch schärfer als 28. De3:) 28. . . . Td2:t
29. Sd2: Dd2:t 30. Kb3 und die Stellung von Schwarz ist hoffnungslos, zumal
30.... ab? an 31. Df7:t! scheitert.
Seite 55, Zeile 20 unten, links. Nachtrag zum Zuge 10. Sc3:
Interessant ist hier Kmoch's Vorschlag 10. e5 de [10. . . . Sg4, 11. Df3], 11. Lf7:t
Ke7, 12. Db3 Dd6, 13. Tdl Le6, 14. Le6: De6: 15. Dc3: c6, 16. Tel Td8, 17. Lg5 [17.
Lf4 Sd51 Kf7, 18. Sd2 usw. mit Vorteil, Schwarz antwortet aber besser 12. . . . c5, 13.
Tdl c4, 14. Dc2 Db6, 15. Ld5 Sd5: 16. Tdl Le6, 17. Sc3: Kf7 [noch zwingender
vielleicht 17. . . . b4l, 18. De4 Te8 usw.
Seite 55, Zeile 16, oben, rechts. Als neuen (letzten) Absatz beifügen:
Sehr eigenartig geschah in einer Partie Spielmann— Rubinstein, Meran 1924:
6. c2-c4 Sf6Xe4, 7. d2-d4, wobei sich das wilde Spiel nach 7. . . . Ld7, 8. De2 f5,
9. Lc6: bc, 10. de Le7, 11. Sc3 Sc3: 12. bc 0-0, 13. c5 usw. dem friedlichen Aus-
gleich zuneigte.
Seite 56, Zeile 3, oben, links. Nachtrag zum Klammerzuge 14. ...Df7.
Besser und sozusagen theoretisch ausgleichend geschah in einer Gastpartie
Aurbach— Aljech in, Paris 1922: 14.... Dd7, 15. Se4: fe, 16. Te4:t! Le4: 17. De4:t
Kf7, 18. Tel! Tae8! [18.... The8, 19. Dd5t Kf8, 20. Le7t mit Rückgewinn der
Qualität], 19. Dd5t Kf8 [19. . . . Kg6, 20. Sh4t mit baldigem Matt], 20. Te5! Te5:
21. Se5: De8, 22. Df3t Kg8, 23. Dd5t [23. Le7!? g6!] Kf8, 24. Df3t mit Ewigschach.
Seite 56, Zeilen 6 bis 14, von oben, links.
Statt 18. Tdl usw. bis Schluß der Klammer, ergibt, wie Dr. Blass, Zürich
- 460 -
mit großem Scharfsinn nachwies, 18. Scl4!! alsbaldigen Gewinn, z. B. 18.... Ta7,
19. Dg4t bezw. 18.... Thb8, 19. Dcöf Kc8, 20. Tel bezw. 18.... Tab8, 19. DcGf
Kc8, 20. Da6:t KdT, 21. Dcöf Kc8, 22. Sb5: usw.
Seite 56, Zeile 21, oben, links. Fortsetzung der Glosse zum Textzuge
10. Lei— g5.
Auch 10. Sc3 besagt ihm wenig, da Schwarz darauf mit dem Tschigorinschen
Manöver 10. . . . Sd7 seinen Halt im Zentrum behauptet.
Seite 56, Zeile 28, unten, rechts. Zum Textzuge 15 a6Xb5.
Lasker hat jedenfalls psychologisch richtig spekuliert. Es wäre hier für Schwarz
keineswegs zweckmäßig, sich statt der für den Gegner begrenzten Textmöglichkeiten
in die unklaren Verwicklungen von 15. . . . c5— c4 zu stürzen. Weiß würde dann
nämlich nicht etwa 16. bc oder 16. Dc4: Tc8, sondern viel schärfer 16. Sd6:t! Ld6:
17. bc 0-0! 18. c5 (18. Dc3 De7) Lc5: 19. Se5: f5!? 20. Db3 spielen und für die
geopferte Figur eine bedrohliche Bauernmasse erlangen.
Seite 56, Zeilen 23 bis 18, von unten, rechts. Die Glosse zum Text-
zuge 19. . . . Dd8 — d7 soll für die Liebhaber der Gründlichkeit
folgendermaßen lauten:
Wie eingehende Analysen gezeigt haben, würde Schwarz nach 19. . . . Ke7, 20.
Tal trotz der Mehrfigur in dauerndem Nachteil bleiben. Man prüfe:
a) 20. . . . Kf6, 21. Ta7 (nachhaltiger als 21. Ta6) Le7, 22. Sd2 (Eventualziel:
Sd2— c4-b6) 22. . . . De8 (22. . . . Db8? 23. Dd7 und gewinnt), 23. Da6 Dc8, 24. Db6
Db8, 25. Da6 Tc8 (um sich womöglich zu befreien. Ansonsten käme auch 25. . . . Te8
in Betracht. Oder wieder 25. . . . Dc8, 26. Db6 mit Remis. Jedenfalls aber nicht
25. . . . Db4 wegen 26. c3), 26. Kf 1 ! (26. Sc4 Db4. Nun droht aber bereits Sd2-c4-b6)
26. . . . Ld8, 27. Ta8:!! und Weiß gewinnt.
b) 20. . . . f5, 21. c4! (um Bd5 zu schützen. Wenn 21. Da6 oder 21. Sh4, so
21. . . . fe!) 21. . . . fe (was sonst?), 22. Sd2 Kf7, 23. Se4: Le7, 24. Ta7 Kg6, 25. Td7
Df8, 26. Sd6:! (26. Da6 Df4) Ld6: 27. Db6 (auch 27. Da6 kommt in Betracht) Kh7,
28. Td6: Df4 (28. . . . Df5, 29. h3), 29. g3 Dd4 (ein Gewinnversuch), 30. Th6:t!
(führt wunderschöne Wendungen herbei. Die Drohung von Schwarz 30. . . . Tf8 ließ
sich übrigens auch durch 30. Td8! Td8: 31. Dd8: e4 usw. mit Ausgleich parieren)
30. . . . gh, 31. Dc7t Kg6, 32. Dd6t Kh5 (mit T und L mehr, verschmäht Schwarz
das Pendeln Kg6— g7— g6 usw. mit ehrlichem Remisschluß. Besser aber vielleicht
32 Kg5), 33 Df6! Tg8 (oder 33 Ddlf 34. Kg2 Ld5:t 35. cd Dd5:t 36. Kh3!
Dd7t 37. Kg2 Dd5t! mit Ewigschach), 34. Df5t Tg5, 35. Df7t Kg4? (noch immer
gewährte 35. . . . Tg6 remis), 36. Kg2! und Weiß gewinnt.
Seite 57, Zeile 4, unten. Zwischenbemerkung zum Epitheton: „zweit-
genialen".
Für den erstgenialsten halten wir nach wie vor und auf die Gefahr hin, als
rückschrittlich zu gelten — Morphy.
Seite 61, Zeile 16, unten. Nachträgliches zur besprochenen Partie
Morrison — Capablanca :
Für die Liebhaber von „Sonnenflecken" wollen wir das Diagramm II u m
anderthalb Züge zurückverlegen (27. Sdl— e3? Sd5XLf4, 28. TflXSf4) und fest-
stellen, daß Morrison mit 27. Lf4XBh6 oder auch (wie N. Grekow in der „Wiener
Schachzeitung" 1924 nachwies) mit 27. Lc4XSd5 nebst 28. Tb3— h3 einen wichtigen
Bauern erobern und mindestens Remis erzielen konnte.
Seite 63, Zeile 5, unten links, Fortsetzung des Absatzes:
— Schwarz konnte zwar mit 11. . . . Lf5 (statt sofort 11. . . . Le7) der oben-
angedeuteten Springerverwendung entgegentreten, doch kommt er auch dann nach
etwa 12. Sc3 Le7, 13. Tdl Dh4, 14. Le3 (drohend Td4) in Schwierigkeiten.
Seite 64, Zeile 27 von oben links. Beizufügen ist folgende Klammer-
glosse zum Zuge 10. . . . Lc5.
(Schwächer geschah in einer Partie Tschigorin— Wemmers, Berlin 1881, 10 — Le6.
In Betracht kommt aber nach Chmellarz das Bauernopfer 10. . . . Le7, 11. Dd4: Lb7,
z. B. 12. ba 0-0! bezw. 12. Dg7: Lf6, 13. Dg4 h5, 14. De2 De7 usw. mit Angriff.)
461
Seite 64, Zeile 20 von unten, 1
In einer schönen PartieWegemund-
Post, Frankfurt a. M. 1923, geschah
statt dessen:
[1. e4 e5, 2. Sf3 Sc6, 3. Lb5 a6, 4.
La4 Sf6, 5. 0-0 Se4: 6. d4 b5, 7. Lb3 d5,
8. a4 Sd4: 9. Sd4: ed, 10. ab Lc5, 11.
13. Sc3 Lb7, 14. ba
16. Tel.]
Lg5 c6, 18. Lc2 (das
Betracht kam 18. La4
. h6, 19. Le3 Te8! 20.
Lc7, 22. g3 Dd7, 23.
inks. Nachtrag zum Zuge 16. . . . Lb7.
c3 0-0, 12. cd Lb6,
Ta6: 15. Ta6: La6:
16. . . . Sf6, 17.
hatte noch Zeit. In
oder 18. Dd2) 18. . .
h3 Dd6, 21. Dd2
Kg2 Lc8, 24. Thl Se4! 25. Se4: de, 26.
Ldl Ted8, 27. Dc2 Dd5, 28. Le2 Lb6, 29.
Thdl Le6, 30. h4? (verfehlte Aufrollung)
30 g5! 31. hg hg, 32. Del f6, 33. b3
(logisch, aber schlecht) 33. . . . Kg7! 34.
Lc4 (einen prachtvollen Schluß ergab
auch 34. Dc3 Dd7, 35. Tel Lg4, 36. Dc6:
Le2:!! 37. Db6: Dh3t!! mit baldigem
Matt) 34.... Df5:!! 35. Thl (35. Le6
Df3t 36. Kfl Th8, 37. Kel LaSf) 35
Df3t 36. Kgl Ld4:! Weiß gibt auf.
Seite 65, Zeile 7 von unten,
links. Zum Zuge 13. Sb3:
(Als ein Schlag ins Wasser erweist
sich hier der Überrumpelungsversuch 13.
Sg5 Lg4, 14. Lh7:t Sh7: 15. Dg4: Sg5:!
16. Sb3Tf2:! 17. Sc5: Tflif 18. Kfl: Df8t
19. Lf4 Dc5: 20. Dg5: Tf8 usw. zugunsten
von Schwarz.)
Seite 67, Zeile 27 von unten, links. Ergänzung der Klammer zum
Zuge 16. Dg3.
— Schön, aber ungenügend ist Normanns Vorschlag in Kagans Supplement-
heften 1924: 16. Lh6 gh [verfehlt Partie Woog-Dr. Morris, Leipzig 1924: 16. . . . Df5,
17. f3 Dg6, 18. fg gh, 19. Lf7:t! Tf7: 20. Da8:t und gewinnt], 17. f3 Lc5t [verfehlt
Partie Normann— Hullbach: 17. . . . h5, 18. h3 Lc5t 19. Khl Kh8, 20. fg hg, 21. Tf7:!
und gewinnt], 18. Khl Tae8, 19. Tadl Df5 usw. zugunsten von Schwarz, z. B. 20. fg
De5: 21. Tdel? Del: 22. Lf7:t Tf7:)
Seite 67, Zeile 14 von unten, links. Fortsetzung des Satzes:
Z. B. 30. . . . f5, 31. Lb3t Tf7, 32. Dg6t Kh8, 33. Lf7: Tdlf 34. Kg2
35. e6! usw. bezw. 30. . . . Tdlf! 31. Kg2!! Td2t 32. Dd2: f5! 33. ef! Kf7, 34.
mit leichter Entscheidung. [H. Wolf in der „Wiener Schachzeitung" ex 1925.]
Seite 67, Zeile 6 von unten, links. Ergänzung der Klammer
Zuge 13. . . . Lg4.
— Einen Reinfall zeigt ferner Partie Thomas— Gibson, Southport 1924: 13. . . .
Lf5? 14. Sde4! Se4: 15. Dd5:t Kh8?? [geboten war jedenfalls der Damentausch],
16. Dg8t Tg8: 17. Sf7#.
Seite 67, Zeile 6 von unten, links. Zum Zuge 14.... Lfo ist folgende
Klammer beizufügen:
Erhardt Post
Deutschlands „Reichsmeister"
Df8!
Dg5!
zum
(Besser ist wohl der Rückzug
Platze ist.)
14.
am
Seite 67, Zeile 1 von unten, 1
13. . . . Dd7 ist beizufügen:
und wenn darauf 14. Sde4:, so nicht
. Ld7, worauf vielleicht ganz scharf 15. f4
inks. Nach dem empfohlenen Zuge
14.
Se4:, sondern einfach 14. . . . Tad8.
462
Seite 71, Zeile 18 von oben, rechts. Fortsetzung der Klammer:
Richtig ist freilich 19. . . . La3 und wenn darauf 20. Sc2, so Sc4 mit Rettung
der Figur.)
Seite 97, Zeile 18 von oben, links. Fortsetzung der Klammer zum
Zuge 5. . . . ed.
— vgl. Partie Dr. Lasker— Marshall, New-York 1924: 5. . . . Lg4, 6. de Ddl:t
7. Kdl: O-O-Of [besser sofort 7. . . . Lc5], 8. Kel [üblicher 8. Ke2] Lc5, 9. h3 Lh5,
10. Lf4 f5, 11. Sbd2 Se7, 12. Lg5 Lf3: 13. gf The8, 14. Tdl mit andauernden
Schwierigkeiten, deren Lasker freilich allmählich Herr wurde!)
Seite 97, Zeilen 18 bis 14 von unten, links. Nachträgliches zur zitierten
Partie Dr. Lasker— Capablanca 1914:
Am bequemsten geschah wohl schon im 10. Zuge f7— f5, während auf 11. . . . f5
nach Kmoch 12. e5 Lb4, 13. Se2 Sg6, 14. a3 usw. mit überlegenem Spiel folgen
könnte. — Im übrigen sind die Ansichten über den Wert des Laskerschen Kraftzuges
12. f4— f5 noch immer sehr geteilt.
Seite 97, Zeile 10 von unten, links. Zum Zuge 18. Sd3 ist beizufügen:
(18. Sa6: c5, 19. b4 Kb7, 20. b5 f6 usw. mit abgesperrtem Springer von Weiß.)
Seite 100, Zeile2von oben, rechts. Zum Zuge 7. . . . ed ist beizufügen :
(Dr. Tarrasch empfiehlt im Petersburger Turnierbuche 1914: 7. . . . De7. Am
besten ist aber vielleicht ä la Tschigorin 7. . . . Sd7, z. B. 8. d5 Sc5 oder 8. Le3 b6.)
Seite 100, Zeile 6 von oben rechts. Fortsetzung der zitierten Partie
Nimzowitsch — Capablanca:
11. Db7 Tc8, 12. Da7: Lg7, 13. 0-0 0-0, worauf statt 14. Da6? zunächst 14. f3
c5, 15. Da6 den Bauerngewinn von Weiß viel realer gestalten würde.
Seite 100, Zeile 8 von unten, rechts. Nachtrag zum Zuge 5. . . . Le7!
Einen tragischen Verlauf nahm statt dessen folgende Wettpartie Nyholm —
Harald, Malmö 1920: 5. . . . d6? 6. Sd4: Ld7, 7. Lc6: bc, 8. Df3! c5 [8. . . . Le7
9. e5!], 9. Sf5 Lc6 [wenn 9. . . . gö, so 10. Lg5! gf, 11. e5! usw. Ungünstig für Schwarz
endete auch 1. Wettpartie Bogoljubow—Kupchic, New-York 1924:9 Lf5: 10. Df5: usw.],
10. Sc3 Dd7, 11. Sd5! Sg8, 12. Ld2! Ld5:? [besser f6 nebst Kf7], 13. ed Se7, 14. Tfel
f6 [14. . . . 0-0-0, 15. Se7:t Le7, 16. De2!], 15. Te7:t! Le7: 16. Tel 0 0-0, 17. Se7:t
Kb7, 18. Sc6! Tde8, 19. DbSf Ka8, 20. Da4 Aufgegeben.
Seite 101, Zeile 1 von unten, links. Am Schlüsse sei beizufügen:
— Ein würdiges Seitenstück zur berühmten Schnellpartie Reti — Tartakower,
Wien 1910. (Siehe Seite 305, Anmerkung zum 5. Textzuge von Weiß.)
Seite 101, Zeile 9 von oben, rechts. Nachtrag zum Zuge 8. . . . 0 — 0.
(Im Remisduell Dr. Lasker— Capablanca, New-York 1924, das nach 1. e4 e5,
2. Sf3 Sc6, 3. Lb5 d6, 4. d4 Ld7, 5. Sc3! Sf6, 6. 0-0 [schärfer 6. Lc6: Lc6: 7. Dd3! ed,
8. Sd4:, wobei auch die Möglichkeit der langen Rochade vorbehalten bleibt] 6 ed,
7. Sd4: Le7, 8. b3 zu dieser Stellung gedieh, geschah furchtlos die sofortige Ab-
wicklung: 8. . . . Sd4: 9. Dd4: Lb5: 10. Sb5: Sd7! 11. La3 [Maröczys Zug. Nachhaltiger
ist aber vielleicht 11. Dc4] 11.... a6! [schlecht wäre sofort 11.... Lf6, 12. Dc4!Lal: 13.Sc7:t
Ke7, 14. Ld6:t! Kd6: 15. Tdlf Ke7, 16. Db4t Kf6! 17. Tdöf Kg5, 18. Dd2t usw. mit
baldigem Matt], 12. Sc3 Lf6, 13. De3 0-0, 14. Tadl Lc3:! [nachteilig geschah bekanntlich
in der klassischen Partie Maröczy— Wolf, Monte Carlo 1903, 14. . . . Sb6, 15. f4 usw.
Nach Dr. Tarrasch kommt aber auch 14. . . . g6 nebst Lg7 in Betracht], 15. Dc3: Te8!
[bei weitem schwächer P. Wolf— Salwe, Nürnberg 1906: 15. . . . f6], 16. Tfel [nach-
haltiger vielleicht vorerst 16. Lb2] 16. . . . Tc8! 17. Dh3 [17. Lb2 Dg5] Se5, 18. Lb2
[18. f4 Sg6] Dg5, 19. Dg3 [oder etwa 19. Te3 Sg6, 20. Tg3 Dc5] Dg3: 20. hg und die
Partie, die das verklärte Wissen des XX. Schach j ahrhunderts wider-
spiegelt, wurde nach weiteren zehn Zügen: 20. . . . f6, 21. f3 Kf7, 22. g4 h6, 23. Te2
Sc6, 24. Kf2 Te7, 25. Lc3 a5, 26. Td5 b6, 27. a4! Te6, 28. Tdl Tce8, 29. Ted2 Ke7,
30. Ke3 Kd7, 31. Kf4 remis.)
463
Seite 101, Zeile 29 von oben, rechts. Nachtrag zum Zuge 7. b3.
Hierauf folgten in einer Olympiadenpartie Golmayo — Havasi, Paris 1924:
7.... ed? 8. Sd4: 0-0, 9. Sc6: bc, 10. Ld3 Te8, 11. Lb2 gö (richtig zuerst Lf8), 12. f4
LfS, 13. Df3 d5, 14. f5! Lg7, 15. e5!! Te5: 16. Se2 Te7 (besser jedenfalls Te8), 17. fg
Lg4: 18. ghf Kh8, 19. Df6:!! Aufgegeben. — Eine elegante Partie.
Seite 101, Zeile 24 von unten, rechts. Zum Dr. Bernstein-Zuge
7. Lg5.
Dieser kraftstrotzende und ideen-
sprühende Meister ist wohl derjenige, der
in Barmen 1905 das Herantreten einer
neuen Schachgeneration (er, Rubinstein,
Duras u. a.) inauguriert hat. Leider hält
ihn seit 1914 sein juristischer Beruf dem
ernsten Schachspiel fern.
Seite 102, Zeile 11 von oben,
links. Als neuen Absatz beifügen:
Gediegen ist nach Viktor Kahns
Analysen 7. d5 Sb8, 8. Ld7: Sbd7: 9. Sh4
(die Pointe!) 9. . . . Se4: (bezw. 9. . . . g6,
10. f4 mit Angriff), 10. Sf5 Sc3: 11. Sg7:t
Kf8, 12. Se6t!! fe, 13. Lh6t Kf7! (sonst
folgen Diagonalmatts), 14. Dhöf Kf6! 15.
Dg5t Kf7, 16. Dg7t und Weiß gewinnt.
Seite 102, Zeile 2 von unten,
links. Zum Zuge 10, . . . 0 — 0,
(Richtig ist 10. . . . a6.)
Seite 103, Zeile 26 von oben
rechts. Fortsetzung der Klammer-
anmerkung zum Zuge 10. . . . LfS.
In Betracht kommt ferner nach
Wagners Forschungen das vorüber-
gehende Bauernopfer 10. . . . d5, z. B.
11. Sd5: Sd5: 12. ed Lc5, 13. de Tel:
14. Del: Ld4:t 15. Le3 Lc6: bezw. 11.
Sc6: Lc6: 12. e5 Lc5t 13. Khl Sd7, 14.
Sd5: Te5: 15. Te5: Se5: bezw. Partie
Moritz -Wagner, Frankfurt a. M. 1923:
11. ed Lc5! 12. Te8:t Le8: 13. de Dd4:t
Spiel für Schwarz.)
Seite 106, Zeile 17 von unten links
(Auch jetzt ergab der Rückzug 8. Dd3
Raab 1924, nichts Gutes.)
Seite 106, Zeile 10 von oben, rechts. Zum Zuge 14. . . . Ta8.
[bezw. 14. . . . Kd8, 15. ba Lc3:? 16. ab und gewinnt oder 15. . . . Lf4:t 16. Kbl!
ba, 17. Se4! d5! 18. Lfl! Kc7, 19. Sc5 usw. mit nachhaltigem Doppelliniendruck.]
Seite 118, Zeile 24 von oben, rechts. Nachtrag zum Zuge 5. Lc4
(Ohne Schärfe geschah in einer Partie Bogoljubow— Romanowsky, Leningrad
1925, 5. d3 Sf6, 6. c3 d6 usw. — Auf 5. d4 ist 5. . . . d6 [schwächer Partie Aljechin—
Tartakower, New-York 1924: 5. . . . ed, 6. Sd4: Sd4; 7. Dd4: Sf6, 8. Se7: De7: 9. Ld3
mit Entwicklungsvorsprung für Weiß], 6. Lb5 [oder Partie Nimzowitsch— Schlechter,
San Sebastian 1912: 6. Se7: De7: 7. d5 Sb8, 8. Ld3 Sf6 =] 6. . . . Ld7 [ungünsti
Partie Snosko -Aljechin, London 1922: 6. . . . ed, 7. Sd4: Ld7, 8. 0-0 Sf6, 9. Tel usw.
7. 0-0 Sf6 usw. ohne ersichtliche Gefahr zu empfehlen.)
ibid. Zum Zuge 5. . . . d6.
(Vielleicht noch präziser als etwa 5 Sf6, 6. 0-0 0-0, 7. d3 d6 mit nunmehriger
Doppeldrohung Lg4 sowie Sa5.)
Dr. O. S. Bernstein
14. Dd4: Ld4:t 15. Khl Lc6: mit gutem
Zum Zuge 8. Dd4Xb6.
1 einer Partie L. Steiner— Vukovi(^,
464
Seite 119, Zeile 1 von unten, links. Es folgt nämlich:
27. Kd3 Dg3:t 28. Dg3: Lg3: 29. Tel Ld6, 30. Td7 h5, 31. d5 Tf7, 32. de bc,
33. TdSf Kh7 und Weiß gab auf.
Seite 122, Zeile 8 von unten links. Nachtrag zum Zuge 7. Sf3.
(Nachteilig ist 7. Sf7: d5, 8. Sd5: De4:t 9. Se3 Lg4 und tragikomisch geschah
in einer Partie Belsitzmann — Rubinstein, Warschau 1916: 7. Sd3 d5, 8. Sd5:
De4:t 9. Se3 Ld6, 10. 0-0 [besser 10. f3] b5, 11. Lb3 Lb7, 12. Sei Dh4, 13. g3 [auf
13. h3 folgt g5 und h5] Dh3, 14 c3 h5! 15. cd h4! 16. De2 [oder 16. f3 hg, 17. De2
ghf 18. Khl Sh51 Dh2:t! Weiß gibt auf.)
Seite 126, Zeile 9 von oben, rechts. Nach der Meinung des Problemkenners
Dr. Schlüter (in der „Chemnitzer Zeitung") sollte es richtiger heißen:
Die nicht Healeysche Bahnungsidee.
Seite 131, Zeilen 30 bis 1 von unten, links.
Diese Erörterung der Svenonius - Variante (nach 6. . . . Lc3: 7. bc d5) steht irr-
tümlich als zweiter Absatz der Fußnote, statt als zweiter Absatz der Textglosse zum
6. Zuge von Schwarz zu figurieren. - Ein lästiger Positionsdruckfehler !
Seite 133, Zeile 3 von oben, links. Als neuer Absatz ist folgender
Hinweis beizufijgen:
— Bezüglich der Symmetriefortsetzung 7. . . . Lg4 vgl. Anm. zum vorigen Text-
zuge von Weiß.
Seite 133, Zeile 25 von oben, rechts. Hinzufügen:
d) Nachteilig ist dagegen sofort 9. . . . g5 wegen des Opferangebots 10. Sg5:
Se4: 11. f4! usw. Partie Yates— Speyer, Hamburg 1910.
Seite 133, Zeile 32 von oben, rechts. Nach dem Worte „existiert"
beifügen:
z. B. Panzerpartie Post-Grünfeld, Frankfurt a. M. 1923: 10. Tel h6, 11. Lf6:
Df6: 12. h3 Dg6, 13. Te3 f5, 14. Sh4 Dg5, 15. Sf5: Lf5: 16. ef Df5: 17. Tf3 De6,
18. Tf8:t Tf8: Remis.
Seite 136, Zeile 24 von oben, links. Fortsetzung der Klammer:
— Auch die Gewaltenlfesselung 15. . . . Dc7 [statt 15. . . . h6] führte in einer
Partie Spielmann— Shories, Wiesbaden 1925, nach 16. Lf6: gf, 17. Dd2 Kg7, 18. Sh4 usw.
zum Nachteil für Schwarz )
Seite 139, Fußnote. Nachtrag zum Schlußdiagramm:
Auch die Erreichung der Horizontaldeckung durch Ta5 führte zu nichts. — Ein
bemerkenswertes Seitenstück hiezu lieferte eine „lebende Partie" P. Romanowsky—
E. Rabinowitsch, Leningrad 1924, die nach dem 62. Zuge von Schwarz folgende
Stellung ergab:
Weiß: Kf6, Lei. - Schwarz: Kf3, Tc4, Bg6. — Es folgte: 63. Lh6! (nicht
aber 63. Lb2 wegen 63. . . . Tc2 nebst Tg2) 63. . . . Kg4 (auch nach 63. . . . Tc6t 64.
Kg5 nebst Lh6-g7-f6 ist der Remisschluß unvermeidlich), 64. Kg6: Tc6t 65. Kg7 Kf5,
66. Le3. Unentschieden.
Seite 146, Zeile 1 von oben, links. Nach den Worten „Gilt für
minderwertig" beifügen:
da der Nachziehende überlegenes Figurenspiel im Zentrum erlangt. „Nach dem
Mittelspiel haben jedoch die Götter das Endspiel gesetzt", könnte man den bekannten
Spruch Dr. Tarrasch' variieren, und im Endstadium steht Weiß mit Rücksicht auf den
zermürbten Damenflügel des Gegners überlegen.
Seite 147, Zeile 12 von unten, rechts. Als zweiten Absatz beifügen:
Auf 11. ... Te8 folgte in einer Partie Sosin— Rabinowitsch, Moskau 1924:
12. b3! c5, 13. Dc3Te6, worauf statt 14. Lb2 zuerst 14.Tel!Tg6, 15. Se5 am Platze war.
— 465 —
Seite 150, Zeile 24 von oben, rechts. Nach 6. Sf7: ist einzufügen:
noch das Iglauer Blendwerk 6. Sc3*).
Seite 150, Zeile 15 von unten, rechts. Fortsetzung der eckigen
Klammer zu 6. d6!
wobei sich diese Spielweise durch Dr. Grubers Zug 8. Se4! noch weiter
bedeutend verstärken läßt.]
Seite 151, Zeile 4 von oben, links. Zum Zuge 8. De2.
(Auf 8. Sd4 ist weder 8. . . . Sc4: 9. de Ld6, 10. Le3 usw.., Partie L. Steiner—
Dr. Asztalos, Raab 1924, noch 8. . . . Lc5, 9. Sb3!, sondern wohl 8. . . . cO zu empfehlen.)
Seite 151, Zeile 8 von oben, links. Ergänzung der eckigen Klammer
zu 10. Se5.
Auf 10. Sd4 c6! 11. Sc3 folgt nämlich nicht, wie Dr. Claparede in der „Deutschen
Schachzeitung" 1922 ausführt, 11. ... cd, 12. cd Lb4, 13. 0-0 Lc3: 14. bc nebst La3,
sondern viel schärfer 11. ... 0-0! 12. Le3, nun aber wieder nicht, wie in einer
Korrespondenzpartie Mannheim— Zürich 1923 geschah: 12. . . . cd, sondern 12. . . . Lb4!
13. de Lc3:t 14. bc b6, 15. 0-0! Dc7 drohend La6 nebst Sd5.]
Seite 151, Zeile 27 von unten, rechts.*Dem Anfangswort „Rachitisch"
ist voranzustellen:
Verfrüht ist der Ausfall 5. Sg5 d5, 6. ed DeTf! 7. Kfl Se5! mit Gegenattacke
und rachitisch
Seite 152, Zeile 9 von oben, rechts. Nach „7. c3" beifügen:
d5 [7. . . . de, 8. Lf7:t], 8. Lb5, z. B. 8. . . . 0-0, 9. Lc6: bc, 10. h3 Sh6, 11. Lh6:
gh, 12. Sd4! usw., bezw. 8. . . . de, 9. Sc3: Leß, 10. h3 Sh6, 11. Lh6: gh, 12. Lc6:t bc,
13. Sd4 nebst f4 und Weiß steht in beiden Fällen trotz des gegnerischen Läuferpaares
überlegen. ^
Seite 152, Zeile 31 von oben, rechts. Nach 1 1. Se5f Se5: ist folgende
eckige Klammer beizufügen:
[11. . . . Kg7:? 12. Lhöf]
Seite 153, Zeile 22 von unten rechts. Fortsetzung der Klammer:
bezw. 16. . . . Tg7: 17. h4! hO, 18. h5 Df7, 19. Lh4 nebst Khl usw. zugunsten
von Weiß.)
Seite 153, Zeile 6 von unten, rechts. Ergänzung der Klammer zu
12. Se6!
-- Ansonsten folgte in einer Partie Spielmann— Vidmar, Karlsbad 1907: 12. fg
Tg8, 13. Sc5: [vielleicht nun 13. g4] Dc5: 14. Se6: fe, 15. Lh6 Td6, 16. Te4 usw. mit
beiderseitigen Chancen.)
Seite 153, Zeile 5 von unten, rechts. Zum Zuge 15. . . . d3.
(Oder Partie Spencer— Yates, Southport 1924: 15. . . . Le7, 16. g5? Df5 statt der
richtigen Antwort 16. Sg5 Partie Eduard Lasker— Rotlewi, Hamburg 1910.)
Seile 154, Zeile 28 von unten, links. Fortsetzung der Klammer zu
17. Sh3.
Noch wuchtiger ist aber vielleicht, wie Grünfeld in „Magyar Sakkviläg" ex 1925
ausführt, der Torma-Zug 17. U z. B. 17. . . . h5, 18. f5t Kg7, 19. Lf4! Le5, 20. Tg6t!
Kf8, 21. Le5: Se5: 22. Se6t Kf7, 23. Tg7t Kf6, 24. gSf! und gewinnt oder 17. . . . Kg7,
18. f5! Se5, 19. Lf4 Lg5: 20. Le5:t Kf7 und nun am einfachsten 21. Dd4: mit über-
legenem Spiel für Weiß.)
*) Vgl. Stammpartie Dr. H e i m — S vac i n a, Iglau 1923: 6. . . . Sc3:? 7. Lf7:t
Ke7, 8. bc h6 (8. . . . Dd6, 9. Lb3), 9. La3t Kf6 (9. . . . Kd7, 10. Dg4#), 10. Df3t Lf5
(10. . . . Kg5: 11. h4#), 11. Le6 g6, 12. Sf7 mit Gewinn. — Am besten gegen diese
zuerst im Brünner „Tagesbote" 1923 mitgeteilte „Iglauer Variante" ist wohl 6. . . . Le6.
Es geht aber auch, wie H.Wolf in der „Wiener Schachzeitung" 1924 ausführt, 6 Dg5:
Dr. S. G. Tartakower: Die hypermoderne Schachpartie. 30
— 4(56 —
Seite 154, Zei le 27 von unten, links. Nachtrag zum Zuge 18. . . . Dd7.
(Von Harksen in „Tidskrift för Schack" 1922 angegeben. — Hochinteressante
Verwicklungen entstehen, wenn sich die schwarze Dame auf der 5. Reihe zu behaupten
versucht. Auf 18. . . . Da5 folgt nämlich 19. Ld2 und auf 18. . . . Dc5 19. Df3 Thf8!
20. b4! Sb4: 21. La3 aö, 22. c3 Kg8, 23. cb ab, 24. Lb4: Db4:, was Vukovic vorschlägt,
folgt nicht 25. Sd5 Lg7! 26. Dh3 Db2, 27. SeTf Kh8! 28. Sg6t Kg8, 29. SeTf Kh8!
mit Remis, sondern wohl 25. Sh5 Lh4 [oder 25. . . . Lg7, 26. Dd5 Da5, 27. Dd7 Dg5,
28. Te7 Lf6, 29. De6t Kh8, 30.Tc7: Tae8? 31. Sf6: usw. zugunsten von Weiß], 26. Dd5
Lf2:t 27. Khl Da5, 28. Tg6t Kh8, 29. Dd7 De5, 30. Sf6! Df6: 31. Tf6: Tf6: 32. Dc7:
Taf8 [Weiß drohte De5], 33. Dc4: usw. zugunsten der weißen Partei.)
Seite 154, Zeile 16 von unten, links. Fortsetzung der Klammer zu
14. g4.
— Geschieht aber 14. Te6: gf, 15. g4, so kann nunmehr 15. . . . Dg6! 16. Df3
Kg7! 17. Se4 Le7 bezw. 17. h4 h5! usw. die weiße Angriffswut lähmen.)
Seite 154, Zeile 14 von unten, links. Zum Zuge 15. fg.
[Wegen 15. Te6: gf, 16. Df3 Kg7 usw. siehe Nachtragsanmerkung zum vorigen
Zuge von Weiß.]
Seite 154, Zeile 13 von unten, links. Zum Zuge 15. . . . LgT:
[Unbefriedigend ist auch Rubinsteins Vorschlag 15. . . . Ld5 wegen 16. ghf Kh8:
17. Sh3! z. B. 17. . . . Ld6, 18. Sf4 Dh6, 19. Sh5 Dg6, 20. Lf4 Tg8, 21. Lg3 bezw. 18. . . .
Lf4: 19. Lf4: Tf8, 20. Lg3! Lf3, 21. Dd2 Lg4: 22. c3 d3, 23. Te3! Le2, 24. b3 b5, 25. bc
bc, 26. Tbl usw. mit fühlbarem „Mehrwert".]
Seite 154, Zeile 12 von unten, links. Nach „usw." ist einzuschieben:
sowie auch die reizende Variante 14. . . . Df6:? 15. Te6: Dd8, 16. Df3 Dd7,
17. Te7!!
Seite 154, Zeile 11 von unten, links. Zum Zuge 15. Se6:
(Noch schärfer ist vielleicht, wie Grünfeld in „Magyar Sakkviläg" ex 1925 aus-
führt, 15. Te6: gf [15. . . . Sd8, 16. Lf4!], 16. Tf6: Lg7, 17.'Tf5 Dd7 und nun statt der
bloß ausgleichenden Zemsch-Fortsetzung 18. De2 d3, 19. De6t die von Torma in
„Magyar Sakkviläg" 1922 angegebene Wendung: 18. Tf7! Dd5, 19. Tc7: Le5, 20. Tb7:
Sa5 [20. . . . Tf8, 21. De2], 21. Tf7! h6, 22. Tf5! Lh2:t 23. Kh2: hgf 24. Kg3 und
Weiß gewinnt.)
ibid. Zum Zuge 15. . . . Dd7.
(Oder 15. . . . Se5, 16. Sc7: Sf3t 17. Khl Dc6, 18. f7t! Kf7: 19. Te6 Dc7:
20. Df3:t Ke6: 21. Df5t und gewinnt. — Auf 15. . . . Tc8, was Rubinstein in Kagans
Supplementheften 1924 vorschlägt, ist weder 16. fg noch 16. g5 [Zemsch 1901] noch
endlich 16. Lf4 gf, 17. Sc7: Dd7 [Partie Leonhardt— Jacobs, Ostende 1907. Rubinstein
zieht 17. ... Df7 vor], 18. Se6 Lg7, 19. Df3 usw., sondern am besten 16. Sf4 mit
Deplazierung der schwarzen Dame zu empfehlen, z. B. 16. . . . Dd7, 17. De2 b5, 18. a4
a6, 19. ab ab, 20. b3 mit Sprengung, bezw. 16. . . . Df7, 17. fg Lg7: 18. Sh5 h6! 19. f4!
Kh7, 20. Df3 The8, 21. Ld2 usw. mit überlegenem Aktionsraum.)
Seite 155, Zeile 7 von oben, links. Fortsetzung der Klammer zu
10. Seg5.
— Beachtenswert ist 10. Ld2 laut einer Konsultationspartie Euwe und Key gegen
Loman und Oskam, Rotterdam 1924: 10. . . . Dd5 [gefährlich 10. . . . Lb4, 11. c3! de,
12. bc Le7, 13. Dc2 usw. Am besten ist wohl 10. . . . Db6], 11. Lgo! Le7 [11. . . . hO,
12. Lf6!], 12. Le7: Ke7: 13. Dd2 Tad8, 14. Df4 und Weiß gewinnt seinen Bauer bei
günstiger Stellung zurück.)
Seite 155, Zeile 6 von unten, rechts. Fortsetzung der runden Klammer:
15. Tdl Ld6, 16. Dg4t Ke8, 17. Dh5t Tf7! 18. Sd5 Lfo! usw.)
Seite 158, Zeile 9 von oben, links. Zum Zuge 9. . . . f5.
(Oder Korrespondenzpartie Frh. v. Freilitzsch — Fegesack, 1923 24: 9. . . . Ld7,
10. Sd5! f5 [zu spät!], 11. Lf4! fe, 12. Sc7:t Kf7, 13. Dh5t aufgegeben.)
Seite 161, Zeile 8 von unten, links. Als neuen Absatz einfügen:
Erwähnt sei an dieser Stelle der barocke Gegenangriff 3. . . . Sd4, 4. Se5:?
— 467 —
(richtig ist einfach 4. dS) 4. . . . Dg5! 5. LfTif (oder Partie Mühlock— Kostitsch, Köln
1912: 5. Sf7: Dg2: 6. Tfl De4t 7. Le2 Sf3#) 5. . . . Kd8! 6. 0-0 De5: 7. c3 Sc6, 8. d4
Df6, 9. Lg8: Tg8; 10. e5 Dg6 usw. zugunsten von Schwarz.
Nicht ohne Tücken ist auch die altertümliche Verteidigung 3. . . . d6, vgl. Frei-
partie Rudzinsky— Aljechin, Paris 1913: 4. c3 Lg4, 5. Db3 Dd7, 6. Sg5 Sh6, 7. Sf7:
Sf7: 8. Lf7:t Df7: 9. Db7: Kd7, 10. Da8: Dc4, 11. f3 Lf3: 12. gf Sd4, 13. d3 Dd3:
14. cd Le7, 15. Dh8: Lh4#.
Seite 162, Zeile 16 von oben, links. Die Klammer zum Zuge 4. . . .
Sg8— f6! soll lauten:
(Damiano 1512. — Daß die altertümliche Verteidigung 4. . . . De? der modernen
Sturmtaktik nicht standhalten kann, zeigt Partie Viktor Kahn— N., Moskau 1914: 4. c3
De7, 5. d4 ed? [besser geschah in einer Gastpartie Canal-Aljechin, Turin 1923:5.... Lb6!
6. 0-0 Sf6! 7. Dd3 d6 usw. Weiß konnte jedoch dabei nach Aljechin viel schärfer 6. d5
Sb8, 7. d6! spielen!, 6. 0-0 de, 7. Sc3: d6, 8. Sd5 Dd8, 9. b4! Lb6 [9. . . . Lb4: 10. Sb4:
Sb4: 11. Db3, bezw. 9. . . . Sb4: 10. Sb4: Lb4: 11. Da4t], 10. Lb2 Sf6, 11. Sf6:t gf,
12. Sg5! 0-0, 13. Sh7: Kh7: 14. Dh5t Kg7, 15. Dg5t Aufgegeben. — Ungünstig gestaltet
sich die schwarze Lage auch nach 4. . . . d6, 5. d4 ed, 6. cd Lb6 [6. . . . Lb4t 7. Kf 1 !1, 7. Sc3!
usw. wie die Buchzeilen 37^45 von oben links, und zwar bis zum Schluß der
Klammeranmerkung zum Zuge 6. . . . Lc5—b4f, die dort irrtümlich steht und daher zur
Gänze (Zeilen 35 -45) wegzulassen ist.
Seite 162, Zeile 11 von unten, links. Fortsetzung der Klammer zu
9. d4— d5!
während anderseits nach 10. Lb5 0-0 Schwarz seinen Mehrbauer behaupten würde.)
Seite 162, Zeile 9 von unten, links. Fortsetzung der Klammer zu
9. . . . Lc3— f6!
Ganz ungünstig sind die übrigen Antworten: 9. . . . Sa5; 9. . . . Sd6; 9. . . . Se7;
9. ... Lb4; 9. ... Ld2; 9. . . . Sd2.)
Seite 162, Zeile 7 von unten, links, Fortsetzung der Klammer zu
11. . . . d7— d6.
obwohl freilich vom Standpunkt des Remismachens gerade hier 13. . . . Sf5,
14. Dd5! Se7! 15. Dd6 [sonst 15. . . . d5] Sf5 usw. genügt und auch 13. Lg5 [statt
13. Dd6:] d5! 14. Ld5: Sd5: 15. Dd5: d6, 16. Lf6: Df6: 17. Td4 bloß etwa ausgleichen
dürfte.)
Seite 162, Zeile 4 von oben, reclits. Fortsetzung der Möllervariante:
14. . . . Kg8Xh7 (nach 14 Lf5, 15. Th4! Lh7: 16. Dh5 f5, 17. Dh7:t Kf7:
18. Le2! bezw. 16. . . . Te8, 17. Dh7:t Kf8, 18. Ld3 bleibt Weiß im Vorteil), 15. Ddl-h5t
Kh7— g8, 16. Te4-h4 f7-f5, 17. Dh5— h7t! (nach 17. Le2 Te8! sowie 17. g4 Sg6
kommt gar Schwarz in Vorteil und auch auf 17. Tel. was Anton Ritzen in seiner
1924 erschienenen Monographie als siegreiche Fortsetzung empfiehlt, folgt nicht, wie
Bilguer 8. Auflage erwähnt, 17. . . . Te8, 18. Te6!, sondern 17. . . . Sg6!!, z. B. 18. Th3
Tf6 [auch 18. . . . Sf4, 19. Dh7t Kf7, 20. Tg3 Tg8 ist spielbar. Ungünstig wäre dagegen 18 . . . f4
wegen 19. Te6! Tf6, 20. Dh7t Kf7, 21. Th6], 19. Te6 Le6:! 20. de d5! mit Befreiung
oder Partie N.-Strumilo, Paris 1924: 18. Dh7t Kf7, 19. Th6 Dg5 [19. . . . Df6?
20. Te6!], 20. Th5 Dd2, 21. Te6 Le6: 22. def Kf6, 23. e7 Th8, 24. Dh8: Th8: 25. Th8:
Delf 26. Lfl Sh8: und Weiß gab auf) 17. . . . Kg8-f7, 18. Th4-h6Tf8-g8! 19.Tal-el
Dd8-f8! (es drohte Te6), 20. Lc4-b5! Tg8-h8! 21. Dh7Xh8 g7Xh6, 22. Dh8-h7t
Kf7-f6, 23. TelXe7! Df8Xe7, 24. Dh7-h6t usw.
Seite 162, Zeile 28 von oben, rechts. Ergänzung®des''Absatzes:
Immerhin zeigt die etwaige Folge: 16. . . . Dd5, 17. Tfdl Dc4, 18. Db2 b6,
19.Td4 Da6, 20. h3 (20. Tadl Da2:! 21.Td8t Tf8) 20.... h5 (unnötig ist 20.... Td7,
21.Td7: Ld7: 22. e6 Le6: 23. De5 Dc4, 24. Tel Dd5, 25. Dd5: Ld5: 26. Tc7: La2:?
27. Ld4 Tg8, 28. Ta7: nebst Lb6: mit einem Bäuerlein plus für Weiß), 21. a4 Te8 usw.
nichts zwingendes, so daß diese, 300 Jahre unbeachtet gebliebene, von Dr. Bernstein
1917 während eines bolschewistischen Aufstandes in einem Moskauer Souterrain
blindlings entdeckte Neuerung als vollwertig anerkannt w^erden muß. —
468
Seite 163, Zeile 3 von oben, links. Zum Zuge 11.... Sce7.
[Lebensgefährlich 11. . . . Sb6 wegen 12. Se5!, zweckmäßiger geschah aber in
einer Partie Tartakower— ürünfeld, Baden-Baden 1925: 11. . . . Lf5, 12. Se4 Lc4: mit
Beseitigung des lästigen Damenspringers von Weiß.]
Seite 163, Zeile 12 von oben, links. Zum Zuge 13. . . . Db6.
[Ungünstig 13. . . . Dc7, 14. Tel! laut Musterpartie Schiffers— Harmonist. Rubin-
stein empfiehlt übrigens 13. . . . Sf5, z. B. 14. ao Sf4l 15. Te4 Se6 usw.]
Seite 163, Zeile 15 von oben, links. Zum Zuge 15. a5.
[Schärfer nach Ritzen 15. Se4, worauf jedoch Löwenfisch in „Schachmatny
Listok" 1925 15. . . . Tae8! 16. Sco Lc8 mit gleichem Spiel empfiehlt.]
Seite 163, Zeile 24 von unten, rechts. Fortsetzung der Klammer:
wobei also 15. Df2 b6, 1(3. Lf6: gf, 17. Df6: usw. gerade noch die Endspiel-
vereinfachung erwirkt.)
Seite 163, Zeile 21 von unten, rechts. Fortsetzung der Klammer:
— Auf 9. . . . Lg4 ist 10. LfTif das Richtige, verfehlt wäre dagegen 10. Lf6:
Ldl: 11. Ld8: Td8: 12. Tdl: Sf3t 13. gf Tdlif und Schwarz bleibt trotz der Minus-
figur im entscheidenden Stellungsvorteil.)
Seite 170, Zeile 12 von unten. Vgl. hiezu Nachtrag zur Seite 274,
Seite 171, zur Studie Nr. 1. Weniger imponierend erscheint uns ihre
zweite (spätere) Fassung:
Weiß: Kh4, Ta8, Sc5. Schwarz: Kd2, Ba7, b3, f7, h5, h3. Weiß zieht und gewinn r.
(Lösung: 1. Ka3! h2, 2. TeS usw. — Etwas zu kunterbunt!)
Seite 180, Zeilen 22 bis 20 von unten, links. Statt der komplizier-
ten Gewinnmethode 25, Te7: usw. bis Schluß der Klammer soll stehen:
25. Le4t c6, 26. Lc6:t Sc6: 27. Te8: mit Entscheidung.)
Seite 183, Zeile 7 von oben, rechts. Zum Zuge 5. . . . De4f:
(Konsequenter als 5. . . . Dh5.)
Seite 184, Zeile 15 von unten, links. Als weiteren Absatz einfügen:
f) 7. Df3, Partie Opocensky— Przepiörka, Meran 1924, womit ein öder Abtausch
ermöglicht, bezw.
g) 7. Sd2 usw. wie im Buche.
Seite 186, Zeile 13 von oben, links. Fortsetzung der Klammer:
oder noch solider für Schwarz Partie Forgacs— Teichmann, Ostende 1907, mit
Zugumstellung: 13. . . . TeS, 14. Df3 c5 us.v.)
Seite 186, Zeile 15 von oben, links. Als weiteren Absatz einfügen:
g) 11. . . . Ld7, 12. c3 Ld6, 13. Sd4 Te8, 14. Df3 Te8 mit gediegenem Spiel für
Schwarz: Partie Aurbach— Capablanca, Paris 1914.
Seite 186, Zeile 16 von unten, rechts. Zum Zuge 7. . . . Sg4.
[Gegen Bogoljubow in New-York 1924 spielte Dr. Lasker in ähnlicher Stellur.g
zu passiv Le7.]
Seite 188, Zeilen 9 bis 11 von oben, links sollen lauten:
0—0 (oder Partie TartakoA er— Eduard Lasker, Ncvv-York 1924: 9. . . . Lb6,
10. Ld2 a5 [nicht etwa 10. . . . Lb7, 11.0-0—0 0—0—0, 12. c4La6, 13. Del mit Springer-
fang], 11. a4 0—0, 12. 0—0—0 usw. mit scharfer Stellung, die freilich Grünfeld
[13. . . . TeS] sowie Aijechin [13. ... f6] zugunsten von Schwarz abschätzen möchten.)
Seite 188, Zeile 13 von oben, links. Als weiteren Absatz beifügen:
Ein anderer beachtenswerter Versuch ist 7. Le2 0—0, 8. 0-0 (unklar 8. e5 Sd5,
9. Se4 Le7) Te8! 9. Lf3, wobei der weiße Königsläufer zu einer in den offenen Spielen
ziemlich neuartigen Verwendung gelangt, vgl. Konsultationspartie Dr. Tartakower —
Dr. Duncan, Fletcher und Winter, London 1925: 9 . . . d5, 10. ed cd, 11. Sb3 Lf8,
— 4(59 —
12. Lg5 c6, 13. Dd4 Le7, 14. Tfel usw. bzw. Partie Dr. Tartakower— Aljechin, Paris
1925: 9. . . . d6 (dieses Bauerndreieck c7, c6, d6 bildet eine wichtige Stütze des
schuarzen Spieles), 10. Sb3 Lb6, 11. Tel Sd7! 12. a4 a5, 13. Le3 Le3: 14. Te3: Df6,
15. Sd4 Se5, 16. Le2 usw. mit manchen giftigen Pfeilen.
Seite 190, Zeile 7 von oben, rechts. Zum Zuge 9. Sgl— e2.
(Oder etwa 9. Kfl 0-0, 10. Tel Dd7! 11. Ld3 Dg4 bzw. 11. Sf3 Df5, 12. Ld3
Dh5 mit günstiger Damenverwendung bz.^'. 11. Se4 Se4: 12. Te4: f5, 13, Th4 b5,
14. Lb3 De7, 15. Sf3 a5, 16. a3 Sd7 mit Gegenspiel.)
Seite 195, Zeile 2 von unten, links. Zum Zuge 7. Sg5.
(Die energische Pointe, während in einer Partie Maröczy— Marco, Göteborg
1920, schablonenhaft 7. De2 geschah.)
Seite 195, Zeile 15 von oben, rechts. Als weiteren Absatz einfügen:
d) Interessant ist das Göteborger System des sofortigen Losschiagens, vgl.
Partie Tarrasch— Marco: 5. de de, 6. a4! Le7, 7. Ld2 usw.
e) Auf das usw. wie im Buche.
Seite 200, Zeile 25 von oben, links. Fortsetzung der Klammer zu
5. Dd4:l
Vgl. „lebende Partie" Muf fang— Pap e, Compiegne 1923: 6. Kdl! d5, 7. ed
f5, 8. ef [Theoretischer 8. Sg5l Df6: 9. Sd4: Sc6, 10. Sc6: bc, 11. c3 La6, 12. Da6:
Sf2:t 13. Ke2 De5t 14. Le3 f4, 15. Dc6:t Ke7, 16. Db7t Kf6, 17. Dc6t Ke7.
Ewigschach!)
Seite 200, Zeile 27 von oben, links. Fortsetzung der Klammer.
worauf jedoch 9. . . . Lg4 ohne sichtbaren Nachteil folgen kann. Daher wurde
in einer Partie Spielmann— Marshall, Baden-Baden 1925, die Endspielwendung 9. DeSf
De7, 10. De7:f Lc7: versucht, ohne jedoch mehr als ein dürftiges Remis zu gestatten.
Seite 200, Zeile 21 von unten, links. Fortsetzung der Klammer zu
5. . . . Ld6.
Vgl. III. Wettparüe Bogoljubow— Kupchic, New-York 1924: 5. . . . Le7, 6. 0-0
0-0, 7. c4 c6 [oder Aljechin— Lewitzky, Petersburg 1914: 7. . . . Le6, 8. Sc3 Sfß,
9. c5! Sfd7, 10. Dh5 f5, 11. g4 und gewann rasch], 8. Sc3, worauf statt 8. . . . Sc3:
am zweckmäßigsten 8. . . . Sf6, 9. Db3 Db6 mit Ausgleich folgen sollte.)
Seite 201, Zeile 6 von oben, links. Zum Textzuge 4. Se5 — f3.
Barock Partie Dr. Perlis— Dr. Krejcik, Wien 1911: 4. Sd3 Se4: (4. . . . De7,
5. f3 d5, 6. e5 Sc6, 7. f4), 5. Sc3 d5, 6. g3 Le7, 7. Lg2 f5, 8, 0-0 0-0, 9. b3 Lf6,
10. La3! mit Verwicklungen.
Seite 204, Zeile 13 von oben, rechts. Fortsetzung der Klammer zu
4. . . . Se4:
— Auf 4. . . . Lc5 könnte unabhängig von dem Max Länge-Angriff nach den
Untersuchungen J. H. Morrisons folgen: 5. e5 d5, 6. ef de, 7. De2t Le6, 8. fg Tg8,
9. Lg5 Le7, 10. Le7: Ke7: 11. Sh4 Dd5, 12. f4 Sc6, 13. f5 d3, 14. De3 Sd4, 15. 0-0
Sc2: 16. Dg3 bzw. 12. . . . Kd7, 13. Sc3 Da5, 14. 0-0-0 Tad8, 15. f5 Kc8, 16. fe de,
17. Dc4: mit schönem Angriff.)
Seite 208, Zeile 10 von oben, links. Nachtrag zu 2. . . . Sc6, 3. f4.
Gut bewährt hat sich darauf 3. . . . Lc5 in folgender Partie Spielmann— Schlechter,
Wien 1914: 4. fe (sicherer 4. Sf3 mit Einlenkung ins Abgelehnte Königsgambit) 4. . . .
d6! 5. ed Dd6: 6. Sf3 Lg4 (gut geschah auch in einer Matchpartie Spielmann—
Teichmann, Leipzig 1914: 6. . . . a6, 7. e5 Se5: 8. De2 Ld4!), 7. Se4 (besser 7. Lb5)
7 0-0-0, 8. c3 f5! 9. d4 fe, 10. Sg5 De7! 11. Dc2 e3! 12. De4 Dg5: 13. Le3
Dh4t! 14. g3 Dh5, 15. de Sf6, 16. Df4 Sfd5, 17. Dg5 Se3: 18. De3: The8 Aufgegeben.
Seite 208, Zeile 21 von oben, links. Als zweiten Absatz der Glosse
zum Textzug 2. . . . Sg8 — f6! beifügen:
Ein abwartendes System stellt statt des Textzuges 2. . . . Lf8— c5 dar, \\ orauf
3. Sa4 wegen 3. . . . Lf2:f nebst Dh4f ein Fehler vväre und auch weder 3. f4 Sc6!
4. fe? d6! 5. ed Dd6: mit schwarzem Vorteil, noch 3. g3 a6! (wenn 3. . . . d6, so
470
nunmehr 4. Sa4), 4. Lg2 d6, 5. Sge2 Le6! usw. für Weiß etwas Greifbares ergibt.
Am besten ist trotz seiner scheinbaren Anspruchslosigkeit auf 2. . . . Lc5 wohl 3. Sf3
d6, 4. cl4 (wenn 4. Sa4, so am tüchtigsten 4. . . . De7) 4. . . . ed, 5. Sd4: Sf6, 6. Le2
usw. — Daß hier übrigens 6. Lc4 verfehlt wäre, zeigt folgende Korrespondenzpartie
ü. Daum— R. Noordijk, Rotterdam 1923: 6. . . . Sg4! 7. 0-0 Sc6! 8. Sf5 (8. Sc6:
Dh4!) 8. . . . Lf5: 9. ef Sf2:! 10. De2t Se5, 11. Le3 Le3: 12. De3: Sg4, 13. De2 Sh2:
(13. . . . 0—0!), 14. Lf7:t Kf8, 15. Leo! Sfl: 16. Tfl: Dh4, 17. Se4 h5? (mit 17. . . .Te8
blieb Schwarz im Vorteil. Nun wendet sich das Blatt), 18. f6! (droht Damengewinn
durch 19. g3) 18. . . . Sg4, 19. fgf Kg7: 20. Tf7t Kg6, 21. Sg3! Dh2t 22. Kfl Taf8,
23. Lföf! (23. De4t Kg5, 24. Df4t Kg6!) 23. . . . Kg5 (auf 23. . . . Kf7: folgt das
Epaulettenmatt durch 24. De6#), 24. 'rg7t Kf4, 25. De4t Kg3: (Nun folgt erst recht
ein schönes Epaulettenmatt), 26. Dg4:t! hg, 27. Tg4:44=
Seite 209, Zeile 7 von oben, links. Fortsetzung der Klammer:
7. Dd3 de, 8. Dc4 Le6, 9. Da4t c6, 10. Se2? [10. c3] Lc5, 11. c3 b5, 12. Ddl
Dh4t aufgegeben: Partie Englund— E. Cohn, Barmen 1905.)
Seite 209, Zeile 8 von oben, links. Nachtrag zum Zuge 7. bc.
(Beachtenswert geschah statt dessen in einer Partie Potem k i n— Sery, Prag
1923: 7. Lc6: bc, 8. Dc3: Ld7 [wenn 8. . . . Dh4t so 9. Kfl! Am besten ist vielleicht
8. . . . c5], 9. Se2 Dh4t 10. Sg3 Le7, 11. 0-0 0-0, 12. d4 f6, 13. Tf4 Dh6. 14. e6! Auf-
gegeben, denn Figurverlust unvermeidlich.)
Seite 209, Zeile 30 von oben, links. Statt des Wortes „beidemale"
einschieben:
bezw. nach Steinitz 11.... Lg4, 12. Sd4 c5, 13. Sb5 Kd7 usw., allemale jedoch
Seite 209, Zeile 1 von oben, rechts. Als Absatz b) voranstellen:
b) 5. . . . Sc3: 6. de (in einer Gastpartie Hromadka-Dr. Fick, Prag 1923,
geschah 6. bc) 6. . . . Le7 (vielleicht hier 6. . . . Dn4t 7. g3 De4t), 7. Ld3 (schwächer
geschah in der Olympiadenpartie Hromadka— Mattison, Paris 1924: 7. Lf4 0—0,
8. 0—0 c6, 9. Ld3 Sbd7, 10. Sh3? [10. Sge2] Sc5! mit besserem Endspiel für Schwarz,
da Be5 andauernd schwach bleibt) 7. . . . 0-0, 8. Dh5 g6, 9. Dh6 nebst Sf3.
c) 5. . . . f5 usw. wie im Buche.
Seite 209, Zeile 12 von oben, rechts. Nachtrag zum Zuge 8. Dg3.
(In einer Klubturnierpartie Torre— Smirka, Brooklyn 1925, geschah gar 8. Df2
Sc6, 9. Sf3, worauf statt 9 Lc5, 10. Lb2!! Schwarz eben mit 9. ... de das Bauern-
opfer annehmen sollte.)
Seite 209, Zeile 9 von unten, rechts. Nachtrag zu 5. .. . Sc6? 6. dS.
Am besten ist 6. d4. Gut geschah auch in einer Partie Dalmy- Grünfeld,
Debreczen 1924: 6. Lb5 Ld7, 7. 0-0 0—0, 8. Del usw. Zu einem bekannten Opfer-
motiv führte dagegen Partie F. Lazard— R. Crepeaux, Straß bourg 1924: 6. Le2?
Lc5! 7. d4 [7. Tfl Se5:!] Sd4:! 8. Sd4: Dh4t 9. g3 Sg3:! 10. Sf3 [auch nach 10. hg
Dhl:t 11. Lfl Lh3, 12. Df3 Di\:f 13. Dfl: Lf 1 : 14. Sb3 Lb4! 15. Kfl: Lc3: 16. bc
0-0-0 bleibt Schwarz im Vorteil], 10. . . . Lf2t 11. Kf2: Se4t 12. Ke3 Df2t [oder
auch 12. . . . Dh6t 13. Sg5 Dg5: 14. Kd4 Dh4 usw., wie dies bereits in einer Partie
1909 vorgekommen war], 13. Kd3 Lf5, 14. Dgl [verhältnismäßig am besten war
14. Se4:] 14. . . . SgSf und Weiß gab auf.
Seite 209, Zeile 6 von unten, rechts. Fortsetzung der Klammer.
— Fraglich ist schließlich das Provokationsmanöver 5. . . . Lc5, 6. d4 Lb4, vgl.
Partie Dr. Vajda— L. Steiner, Raab 1924: 7. Ld2 c5, 8. a3 La5, worauf statt der Ab-
wicklung 9. Se4: wohl 9. LbSf am Platze war, oder noch schärfer Klubturnierpartie
Behting-Kupffer, Riga 1925: 7. Dd3 c5, worauf statt 8. Le2 nach Emmr. König 8. Ld2!
0-0 [8 Lf5, 9. Db5t], 9. Se4: de, 10. De4: Ld2:t 11. Sd2: Dd4: 12. Ld3! mit
Entwicklungsvorsprung geschehen könnte.)
Seite 212 bis 236.
Warum wir uns erlaube haben, dem Königsgambit in unserer nüchternen Zeit
so viel Aufmerksamkeit einzuräumen? — Wie in Asien die Wiege der Menschheit zu
suchen ist, so darf man auch diese Eröffnung als „Wiege des Schachspiels" bezeichnen!
Es gibt ja nur einen einzigen wirklichen Schachzug und das ist 2. f4! Alles andere
sind bloße Schachzügelchen, Palliativmittel des Kampfes.
- 471 -
Im übrigen ist der Kalvarienweg der „klassischen" Gambitverteidigung bereits
in den Monumentalwerken von Bilguer, Cordel und CoUijn verzeichnet, so daß wir
uns darauf beschränken konnten, nur einige in letzter Zeit bevorzugte Fortsetzungen
unter die kritische Lupe zu nehmen . . .
Seite 212, Zeile 10 von unten, links. Nachtrag zu 3.... g7 — g5.
Eine interessante Neuerung geschah in der Konsultationspartie Reti und
Dr. Oskam—Wolf und Meergrün, Wien 1921: 3. . . . hO mit der Idee, auf 4. d4 mit
4. . . . g5 und auf 4. h4 mit 4. . . . Sf6 nebst Sh5, also unter Ausschaltung der Allgaier-
Möglichkeit, fortzufahren.
Seite 212, Zeile 5 von unten, links. Fortsetzung der Klammer zu
5. Sc3.
Nach Claparede ist 5. d4 Sd5: H. Lc4 Lb4t 7. Cv3 Le7, 8. De2 usw. mit gleichem
Spiel die zweckmäßigste Fortsetzung.)
Seite 213, Zeile 29 von oben, links. Fortsetzung der Klammer zu 4. c3.
vgl. Konsultationspartie Filep und Töth— Grünfeld und Patay, Egerlövö 1924:
5. Sc3 Lb4, 6. Kdl d4, 7. Sb5 d3! zugunsten von Schwarz. Am besten für den An-
ziehenden war wohl 5. Sf4: Sb4, 6. Sa3.)
Seite 213, Zeile 16 von unten, links. Nach dem Worte „Zentral-
stellung" einfügen:
oder auch 4. . . . Ld6, 5. De3 Sf6, (3. Le2! nebst d4.
Seite 213, Zeile 13 von unten, rechts. Fortsetzung des Absatzes:
Beachtenswert ist an der Textstelle 8. b4. In einer Klubturnierpartie O. C. Müller—
R., London 1921, folgte: 8. (b4) a5, 9. b5 Sc e7, 10. Db3 d5, 11. ed a4, 12. Dc2 Sd5:
13. Telf Le6, 14. Te6:t fe, 15. Dgßf Kf8, 16. LaSf Sge7, 17. De6: c6, 18. Sbd2
(endlich ist die weiße Entwicklung vollendet) De8, 19. Tel Se3, 20. Te3: (jeder Turm-
schritt ein Opfer!) fe, 21. DfSf aufgegeben.
Seite 216, Zeile 2 von oben, rechts. Vor dem Sternzeichen einfügen:
da sie den vereinfachenden Figurenanprall im Zentrum (d7— d5, ed, Sd5:, Ld5:,
Dd5: usw.) vermeidet.
Seite 216, Zeile 30 von unten, rechts. Nachtrag zum Zuge 5. d4.
z. B. 5. . . . de, 6. de Dh4t 7. Kf l Lc5, 8. Sh3 Le3, 9. Sc3 Le6, 10. Dd3! [farblos
10. Del und zweckwidrig Partie Mieses— Maröczy, Wien 1903: 10. Sd5 Ld5: 11. Dd5:
Sc6 usw. zugunsten von Schwarz] 10. . . . Sc6 [10. . . . Lei: 11. Db5f nebst Db7:],
11. Sb5 [übereilt wäre 11. Le3: fe, 12. De3: 0-0-0 usw.] 11. . . . Tc8, 12. Le3: fe,
13. De3: Sge7, 14. Sf4 [14. Dg5 Sg6!] 14. . . . Sd5, 15. Sd5: Ld5: 16. Tdl Lc4, 17. Sd4 usw.
mit erstarktem Freibauer — oder Partie Bird— Burn, London 1889: 5. . . . Dh4t 6. Kfl
Sc6, 7. Sf3 Dh6, 8. Lb5 zugunsten von Weiß. In einer schönen Partie Bird— Max Weiß,
New-York 1889, geschah übrigens mit gutem Erfolg 5. Sf3, vgl. Bilguer, 8. Aufl., S. 777.
Seite 216, Zeile 17 von unten, rechts. Nach 8. Dd2: einschieben:
bezw. 7. . . . Se4, 8. Sf3!
Seite 216, Zeilen 6 von unten, rechts. Zum Zuge 16. Lf5.
(Besser immerhin 16. Se4 f5, 17. Seg5.)
Seite 217, Zeilen 22 und 23, von oben, links. Dieser Schlußteil der
Klammer soll lauten:
11. Sg5Jbesser und einfacher 11. Se7:t Se7:! 12. Lg5] g6, 12. Se7:t Se7:, worauf
13. Lb3! mit Überlegenheit für Weiß folgen sollte. Statt dessen geschah im Opferstile
13. Sf7: Tf7:! H. Lf7: Kf7: 15. Lg5 Sg8, 16. Tf6:t! Sf6: 17. Tfl Lf5, 18. Db3t Kg7,
19. g4 h6, 20. Lf6:t Df6: 21. gf Dd4:t 22. Tf2 Ewigschach.)
Seite 219, Zeile 5 von unten, links. Fortsetzung der Klammer zu
4. . . . Sf6.
vgl. aber hiezu Lewits Idee 5. c3 Lg4, 6. d4 ed, 7. 0-0 dcf 8. Khl usw.)
- 472 -
Seite 219, Zeile 22 von oben, rechts. Zum Zuge 6. ... Lf3:
(Wegen des Tarrasch-Zuges 6. . . . Le6 vgl. unten Anmerkung zum 6. Textzuge
von Schwarz.)
ibid. Zum Zuge 7. . . . Sd4.
(In Betracht kommt auch die Svenonius-Wendung 7. . . . ef, 8. Dg7: Df6, bezw.
8. Df4: Df6, 9. Dg3 Dg6.)
Seite 220, Zeile 17 von unten, links. Zum Zuge 10. Sc5:
[Nach Aljechins Analysen ist hier das Opfer 10. Lf7:f ! sehr stark und überhaupt
7. Sa4 als beste Fortsetzung zu betrachten.]
Seite 220, Zeile 8 von unten, links. Nach dem Zuge 8. ... de ist
einzuschieben:
9. 0-0 De7, 10. h3 Lf3: 11. DfS: 0-0, 12. Le3 ef, 13. Df4: Se5, 14. Lb3 (II. Match-
partie Aljechin —Teichmann, Berlin 1921), bezw. gar usw. wie im Buche.
Seite 220, Zeile 8 von oben, rechts. Nach 10. . . . 0—0 ist einzu-
schieben:
[Oder Freipartie Aljechin - Tenner, Köln 1911: 10. ... Se5, 11. Se5: Le5:
12. Lf7:t! Ke7, 13. Lc5:t Kf6, 14. O-Of Ke5, 15. Tf5#.]
Seite 220, Zeile 25 von oben, rechts. Ergänzung des ersten Absatzes:
bezw. (und nach Dr. Claparede am besten) 9. Lb5 mit Ausgleich.
Seite 220, Zeile 23 von unten, rechts. Fortsetzung der Klammer
zu 11. . . . Kd7.
c6, worauf nach J. H. Blakes Analysen 15. Tf6:!! Lf6: 16. Lf6: in allen Varianten
zum Gewinn führt [z. B. 16. . . . Dd6, 17. Sb5, bezw. 16. . . . Dd4, 17. Lf7:t! Tf7:
18. DgSf usw.], während 15. Lf6: Lf6: 16. Df6:? Df6: 17. Tf6: b5! für Schwarz günstig
verläuft*) und auch 16. Tf6: Dd7, 17. Te5 0-0-0 nichts Zwingendes für Weiß e.gibt.)
Seite 221, Zeile 4 von oben, rechts. Als neuen Absatz beifügen:
In einer Matchpartie Mieses— Leonhardt 1905, wo 12. a4 zuerst angewandt
wurde, folgte übrigens das Verlegenheitsmanöver 12. . . . Sh5, 13. Dg4 usw. mit vorteil-
haftem Spiel für Weiß.
Seite 223, Zeile 1 von unten, rechts. Nach den Worten „zu emp-
fehlen" ist folgende Klammer einzufügen:
(z. B. Partie Reti — Speyer, Rotterdam 1919: 8. . . . Sge7, 9. f5! Sa5, 10. Ld3
c5, 11. 0-0 cd, 12. Sd5! f6, 13. Sg5!! 0-0, 14. Dh5! fg, 15. Lg5: Tf7, 16. Se7:t Te7:
17. Dh4 Sc6, 18. Lc4t Kh8, 19. f6 gf, 20. Lf6: aufgegeben.)
Seite 224, Zeile 20 von oben, rechts. Als nächsten Absatz einfügen:
c) Partie Spielmann— Rubinstein, Triberg 1921: 7. . . . d3, 8. Lg5! (schwach wäre,
wie Dr. Claparede in der „Deutschen Schachzeitung" 1921 ausführt, 8. Dd3 oder 8. e5)
Sf6, 9. e5 h6, 10. Lh4 g5, 11. ef gh, 12. Se5 usw. zugunsten von Weiß.
d) In Betracht käme schließlich 7. . . . Sc6 usw. der Buchtext der Zeile 22.
Seite 224, Zeile 9 von oben, rechts. Beifügen:
und viel zu verwegen 5. d4 Lf3:! 6. gf Dh4t 7. Ke2 Lb6! 8. Sa3 f5! (Matchpartie
Dr. Lasker— Janowski, Paris 1910) zugunsten von Schwarz.
Seite 228, Zeile 2 von oben, links. Zum Zuge 8. Sc3.
[In seiner 1924 erschienenen Monographie „Moderne Ablehnung des Königs-
gambits" setzt übrigens Dr. v. Claparede mit 8. Sd2 Sc6, 9. Sdf3 De6, 10. Le3 zu-
gunsten von Weiß fort.]
*) Vgl. Partie N.— Hutterloh, Gelsenkirchen 1923: 18. Sb5: (ein Notopfer) cb,
19. Lb5t Ke7, 20. Tf5 f6, 21. Kcl (auch nach 21. Lc4 Tac8! 22. Kd2 Tc4:! 23. de Td8t
24. Kcl Td4 bleibt Schwarz im Vorteil) Tac8t 22. Lc4 Tfd8, 23. Tf3 Td3:! 24. Td3:
Tc4:t 25. Tc3 Te4: 26. b3 Te2 und gewinnt.
473
Seite 228, Zeile 30 von oben, links. Als weitere Absätze einfügen:
f) 4. . . . Ld7 wegen 5. Lc4;
g) 4. . . . Sh6 wegen 5. Sc3! (5. Lc4 f6!) Dcl4, 6. De2 f5, 7. Dc4 mit Bloßlegung
der schwarzen Königsstellung;
h) schließlich usw. der Buchtext.
Seite 228, Zeile 29 von oben, rechts. Fortsetzung der Klammer zu
4. . . . Sf6.
Auf 4. . . . Sc6 ist 5. Lb5 de, 6. De4:t De7, 7. Sc3 Sf6, 8. De3 Sg4, 9. De2 usw.
mit Beibehaltung eines kleinen Entwicklungsvorsprunges für Weiß zu empfehlen.)
Seite 229, Zeile 16 von oben, rechts. Fortsetzung der Klammer:
z. B. Partie Reti— Grünfeld, Kaschau 1918, 5. . . . Sf6, 6. d4 Sd5: [besser wohl
Ld6], 7. Sd5: Dd5: 8. c4! Dh4t [oder Partie Schlechter— Mieses, Wien 1903: 8. . . . De4t
9. Kf2 Lf5, 10. c5 Le7, 11. Lc4:], 9. Kf2 Le7, 10. Lf4: 0-0, 11. Ld3 Lg4, 12. h3 Le6,
13. Dc2 h6, worauf statt der ausgleichenden Wendung 14, Tael Sd7, 15. Del TfeS,
16. g4 Dd8! usw. sofort 14. Del! mit der Drohung Lh6: den weißen Vorteil festhalten
konnte.)
Weitere Nachträge zu den offenen Spielen.
Eingeschränktes Königsläuferspiel. Gegen das sog. Hanham-System im
Anzüge 1. e4 e5, 2. Sf3 Sc6, 3. Le2 Sf6! (3. . . . Lc5, 4. Se5:), 4. d3 d5, 5. Sbd2 kam
in einer Partie Tartakower— Bogoljubow, London 1922, ganz gut das Doppelfianchetto
zur Anwendung: 5. . . . gß (ansonsten Tartakower— Reti, Teplitz 1922: 5. . . . Ld6,
bezw. Maröczy— Marco, Haag 1921: 5.... Lg4. Am besten vielleicht 5.... Le7), 6. c3
Lg7, 7. Dc2 (logischer 7. 0-0) 0-0, 8. Sfl b6, 9. Sg3 Lb7, 10. h4? (gut war 10. h3) h5!
und Schwarz kam in Vorteil.
Unregelmäßiges Königsspringerspiel. Gegen das von Maröczy gepflegte
Zentralgambit im Nachzuge: 1. e4 e5, 2. Sf3 d5 folgte in einer Partie Holzhausen—
Becker, Frankfurt a. M. 1923: 3. ed (auch 3. Se5: de, 4. d4! kommt in Betracht) e4,
4. De2! Sf6 (besser jedenfalls 4. . . . De7, 5. d4 Sf6, 6. Sc3), 5. d3 Le7, 6. de 0-0,
7. Sc3 Te8, 8. Dc4! c6, 9. Le3! und Weiß siegte im 23. Zuge. — Gegen das „Gambit
im Nachzuge" 1. e4 e5, 2. Sf3 f5 ist nach Grünfelds Forschungen weder 3. ef e4,
4. Se5 Sf6 usw. noch 3. Lc4? fe, 4. Se5: d5! usw. noch endlich 3. d4 fe, 4. Se5: Sf(3 usw.
(Partie Te Kolste— Spielmann, Baden-Baden 1925), sondern einzig und allein 3. Se5:!
Df6, 4. d4 d6, 5. Sc4 fe, 6. Sc3 c6, 7. d5 mit Vorteil für Weiß verbunden.
Offenes Fianchettospiel. Nach 1. e4 e5 hat sich schon mancher apart aus-
sehende Versuch (wie z. B. Alapins' 2. Se2, Kieseritzkys 2. c3 usw.) als spielbar er-
wiesen; beachtenswert ist ferner 2. g3, über welchem Zuge ein Abglanz der Lasker-
schen Überzukunftseröffnung (1. g3?!) liegt. Vgl. hiezu folgende Partie Soyka— Kolta,
Wien 1924: 1. e4 e5, 2. g3 g6 (zu untersuchen wäre: I. 2. . . . d5, 3. ed Dd5: 4. Sf3
De4t 5. Le2 Sc6, (3. Sc3 Dg6 usw.; II. 2. . . . Sf6, 3. Lg2 d5, 4. ed Sd5: 5. Se2 usw.;
111. 2. . . . Lc5, 3. Lg2 Sc6, 4. Se2 Sf6 usw.; IV. 2. . . . Sc6. — In einer Partie Runschunder—
Green, s. „Deutsche Schachzeitung" ex 1859, folgte 3. Lg2 Lc5, 4. c3 Sf6, 5. b4 Lb6 usw.),
3. Lg2 Lg7, 4. Se2 Se7, 5. d3 Sc6 (genug des Nachahmens!), 6. 0-0 0-0, 7. f4 (in der
Ermöglichung dieses Vorstoßes liegt der philosophische Sinn der ganzen Eröffnung)
7. . . . ef, 8. Lf4:! Lb2: 9. Sd2 Lal: 10. Dal: f6, 11. Lh6 Tf7, 12. Tf6: De8, 13. Sf3 Tf6:
14. Df6: Df7, 15. Dc3 d5, 16. Sg5 d4, 17. Sd4: Df6, 18. Sc6:!! aufgegeben.
*
Halboffen.
Seite 243, Zeile 22 von oben, links. Zum Zuge 4. . . . c5.
(Oder Olympiadenpartie Hromadka— Marin, Paris 1924: 4. . . . e5, 5. Sf3 Sc6,
6. a3 Sf6, 7. g3 d6, 8. Lg2 Le7, 9. 0-0 0-0, 10. h3 h6, 11. Dc4! mit Vorteil für Weiß.)
Seite 244, Zeile 4 von oben, rechts. Nachtrag zum Zuge 4. . . . ed!
Wegen 4. . . . Dd5: vgl. folgende Matchpartie Dr. Arthur Kaufmann — Reti,
Wien 1915: 5. Sc3?! Dd4: 6. Sf3 Dd8, 7. Lf4 Sf6, 8. De2 Sc6, 9. 9-0 Ld6, 10. Ld6: Dd6:
11. Tadl Df4, 12. Se4 Se4: 13. Le4: 0-0, 14. Tfel Dc7, 15. Dc4! b6, 16. Td3 Lb7?
17. Lh7:t Kh7: 18. Dh4t Kg8, 19. Sg5 aufgegeben, denn z. B. 19. . . . Tf d8, 20. Dh7t
Kf8, 21. Dh8t Ke7, 22. Te6:t fe, 23. Dg7:t Ke8, 24. DgSf Ke7, 25. Df7#.
- 474 -
Seite 245, Zeile 26 von oben, links. Nachtrag zum Zuge 4. . . . b6.
Vgl. liiczu folgende Freipartie Sämisch — Selesniew, Berlin 1922: 5. Sf3 Lb7,
6. Ld3 bbdT, 7. De2 Sf6, 8. Se5! [gut auch 8. SfHif gf, 9. Le4'] 8. . . . Le7 [oder
Blindpartie Sämisch— X., Karbitz 1923: 8. . . . c5, 9. Lgo h6, 10. Lf6: Sf6: 11. Lböf Ke7,
12. Sg3 Tc8? 13. # in drei Zügen, bezw. Simultanpartie Sämisch— Y., Laun 1924:
8. . . . De7, 9. ü-ü h6, 10. Sg3 a6, 11. Ld2 Dd6, 12. c4 Dd4: 13. Lc3: Df4, 14. Tel Le7,
15. Sf7: Sco, 16. Sh8: 0-0-0, 17. 8g(3 Dd6, 18. Se7:t De7: 19. Lc2 und gewinnt], 9. Sf7:!
Kf7: 10. Sg5t Ke8, 11. Se6: Db8 [oder Blindpartie Sämisch— Z., Saaz 1923: 11. . . . Dc8,
12. Sg7:t Kf7, 13. DeÖf Kg7, 14. De7t Kg8, 15. # in vier Zügen], 12. Sg7t Kd8,
13. Se6t Kc8, 14. Lg5 Te8, 15. 0-0-0 Ldt5, 16. Lf6: Sf6: 17. Lf5t Sd7, 18. Dg4 c6,
19. Sc5! bc, 20. de aufgegeben.
Seite 245, Zeile 15 von unten, rechts. Nachträgliches zum Zuge
6. Sge2.
Vgl. Partie Rubinstein— Przepiörka, Meran 1924: 6. . . . 0-0, 7. 0-0 c6 (oder
Berger— Duprev: 7. . . . Sc6, 8. Lgo Le7, 9. f4 usw., am besten ist 7. . . . Te8, 8. Lg5
Le7, 9. Sf4 Sbd7, 10. Tel h6), 8. Lg5 Ld6 (oder Berger— Noa, Frankfurt a. M. 1887:
8. . . . Te8, 9. Sg3, bezw. Maröczy— Showalter, London 1899: 8. . . . Sbd7, 9. Sg3,
bezw. auch 8. . . . Lg4, 9. f3 Lh5, 10. Sg3), 9. f4 Sb d7, 10. Sg3 mit herauskristallisiertem
Stellungsvorteil für Weiß.
Seite 246, Zeile 10 von oben, links. Fortsetzung der Klammer:
z. B. Partie Spielmann— Sämisch, Wiesbaden 1925: 5. . . . Sc6, 6. Sge2 Sge7,
7. 0-0 Lf5 [statt des ruhigen 7 0—0], 8. Sg3 Ld3: [statt des zäheren 8. . . . Lg6],
9. Dd3: Dd7, 10. Sce2 0-0, 11. b3 Ld6, 12. f4 f5 usw. mit etwa gleichem Spiel.)
Seite 246, Zeile 17 von oben, links. Zum Zuge 7. Sg3.
(oder Partie Dr. Krause— Nimzowitsch, Nordingborg 1924: 7. Lf4 Lg6, 8. Lg6:
hg, 9. Dd3 a6! 10. O-C-3 Sbc6=)
Seite 246, Zeile 12 von unten, links. Fortsetzung der zitierten Partie
Post — Moritz:
13.... Kh7, 14. h5 Ld6, 15. hgf fg, 16. Dh3t Kg8, 17. De6t Kh7, 18. Lgo Dg5:
[18 Lh2:t 19. Kh2: Dg5: 20. Thl], 19. Dd6: Tf7! 20. g3 Sd7, 21. Sf4 Sf6, 22. Kg2
TeS, 23.Tael! Se4! 24.Te4:! de, 25.Thlt Kg8, 26. Sg6: Tf2:t 27. Kf2: Dd2t 28. Kfl
Ddlf 29. Kg2 Dd2t 30. Kh3 Dh6t! Ewigschach.
Seite 246, Zeile 6 von oben, rechts. Nach dem Worte „vergleiche"
einfügen:
a) 4. Ld3, Klubturnierpartie Cort van den Linden— de Bruin, Haag 1924: 4. Ld3
c5, 5. Sf3 (zwingender geschah in einer Matchpartie Dr. Gruber— Becker, Wien 1923:
5. a3) 5. . . . c4? 6. Le2 de, 7. Sd2 Dd4, 8. 0-0 e3, 9. fe De3:t 10. Khl Lc3: 11. bc
Dc3: 12. Sc4: Sf6, 13. Lb2 Db4, 14. La3! Da4, 15. Sdßf Kd8, 16. Sb5t Ke8, 17. Sc7#
(ein reines Matt!)
b) 4. e5, Partie usw. der Buchtext Zeile 7.
Seite 246, Zeile 11 von oben, rechts. Fortsetzung der Klammer zu
4. . . . c5!
— In Betracht kommt aber auch 4. . . . f6, z. B. nach Aljechin 5. Dg4 De7!
6. f4 Sh6, 7. Dh3 Sf5, 8. Sf3 c5 usw.)
Seite 246, Zeile 15 von oben, rechts. Zum Zuge 8. . . . Se7.
(Nachträglich schlägt Maröczy 8. . . . Dc3:t 9. Ld2 Dc7, 10. Ld3 Sc6, 11. De2
f6! 12. ef Sf6: usw. als für Schwarz sehr gut spielbar vor.)
Seite 246, Zeile 7 von unten, rechts. Zum Zuge 7. . . . Db6!
(Schwächer Partie S. R. Wolf— Spielmann, Wien 1923: 7. . . . Le7, 8. Sf3 0—0,
9- g3 f6 [ganz zurückhaltend Maröczy— Dr. Lasker, New-York 1924: 9. . . . cd, 10. ed
Sb6], 10. Lh3 usw. mit weißer Initiative.)
Seite 247, Zeile 19 von unten, links. Zum Zuge 5. . . . Le7.
[Oder Spielmann— Tartakower, Wien 1923: 5. . , . b6. Auch nach dem von
Rubinstein empfohlenen o. . . . Sc3: 6. bc c5, 7. Ld3 steht wohl Weiß besser. Tragisch
— 475 -
endete ferner Partie Nimzowitsch— Alapin, Petrograd 1913: 5. . . . c5, 6. Sd5: Dd5:
7. Le3! cd, 8. Sd4:! a6? 9. Le2 Dg2: 10. Lf3 Dg6, 11. Dd2 e5, 12. Ü-Ü-Oü ed,
13. Ld4: Sc6, 14. Lf6!! Df6, 15. Thelf Le7, 16. Lcöif Kf8, 17. DdSf! Ld8: 18. Te8#.]
Seite 247, Zeile 8 von unten, links. Fortsetzung der Klammer:
Z. B. Aljechin-Tartakower, Budapest 1921: 7. Ld3 0-0, 8. 0-0 b6, 9. De2 Lb7,
bezw. Bogoljubow— Tartakower, ibid.: 7. c4 Sf6, 8. Sc3 0—0, 9. c5 e5! usw.)
Seite 247, Zeile 19 von oben, rechts. Nach „usw." einfügen:
auch 8. . . . Lf5? 9. Sg3 Lg6, 10. f4! [zweite Matchpartie Spielmann— Allan
Nielson, Göteborg 1925] sowie die Maröczy-Wendung 8. . . . Se8, 9. Lc6: bc, 10. Le7:
De7: 11. Sa4! usw. für Schwarz wenig ratsam, dagegen usw. der Buchtext.
Seite 247, Zeile 1 von unten, rechts. Beifügen:
Z. B. 6. Le7: De7: 7. Dd2 Db4 (Verwickelter 7. . . . 0-0, 8. Ld3, Reti— Breyer,
Debreczen 1913), 8. Sd5: Dd2: usw. mit Ausgleich (Partien Schlechter— Spielmann
und Schlechter— Maröczy, San Sebastian 1911).
Seite 248, Zeile 24 von oben, rechts. Fortsetzung der Klammer:
Dieses Gegenspiel kam jedoch in der Schönheitspartie L. Steiner— Maröczy,
Raab 1924, wenig zum Vorschein: 12. Sf3 b5, 13. Tbl Sc6, 14. Le2 [präziser 14. Sc2,
um zunächst den S zu entsetzen] 0—0, 15. 0—0 f6 [zweckmäßiger Partie Vajda—
Przepiörka, ibid.: 15. . . . Tf b8. Am besten ist aber 15. . . . Tfe8], 16. ef gf, 17. Sc2
Dd6? [geboten war Kh8], 18. f5! und Weiß gewann.)
Seite 249, Zeile 15 von oben, links. Zum Zuge 8. f4!
[Farbloser ist 8. Sf3 oder vierte Matchpartie Sterk— Maröczy, Budapest 1917:
8. Sce2 c5, 9. c3 f6, 10. f4 cd, 11. cd fe, 12. de Db4t 13. Dd2 Sde5:! usw.]
Seite 250, Zeile 8 von oben, links. Zum Zuge 11. . . . Sf6:
[Schärfer ist Linienöffnung durch 11.... gf, vgl. Fernpartie Ehms -Godai 1924:
12. Lg2 Sb6, 13. 0-0-0 Sc4, 14. De2 cd, 15. Sd4: Db4, 16. Sb3 Kh8, 17. Ld5: ed,
18. Sd5: Da4, 19. Sc3 Db4! 20. Sd5 Da4. Remis durch Zugwiederholung. — Nichts
Klares hätte statt des Läuferopfers auch 17. f5 Sa5! 18. Sbl! e5, 19. Ld5: Lf5: usw.
ergeben.]
Seite 253, Zeile 20 von oben, rechts. Ergänzung der eckigen
Klammer:
Daß jedoch auch diese Wendung für Schwarz gefahrvoll ist, zeigt Partie
Krejcik-RoUer, Wien 1917: 14. Sg5! ef, 15. Sd5: Dc5, 16. Se6! Dc2, 17. Dg5!
De4, 18. Kd2 ScO, 19. Dgöf! hg, 20. ThSf Sf8, 21. Tf8:t Kd7, 22. Sc5#]
Seite 254, Zeile 30 von oben, links. Fortsetzung der Klammer:
oder nach Maröczy 9. ef Sf6: 10. Lf6: Lf6: 11. 0-0-0 Sd4: und Weiß hat für
den eingebüßten Bauer eine gute Angriffsstellung.)
Seite 254, Zeile 31 von oben, links. Zum Zuge 8. . . . Kf8.
(Maröczy zieht in „Kagans Supplement" 1924 auch 8. . . . g6, 9. Lg6:t hg,
10. Dh8:t Sf8 in Betracht, worauf jedoch Aljechin im New-Yorker Turnierbuch mit
11. hg Lg5: 12. Th7! usw. erwidert.)
Seite 254, Zeile 33 von oben, links. Zum Zuge 11. Lh7:
(Noch stärker ist nach Aljechin 11. Sh3! Kg8, 12. ef Lf6: 13. Sg5! bezw. 11....
De8, 12. Dh4: Kg8, 13. ef Lf6: 14. Tf6:! gf, 15. Df6: usw. mit vielversprechendem
Angriff.)
Seite 254, Zeile 11 von unten, rechts. Zum Textzuge 18. ... Sb8 — c6.
Hier bot vielleicht 18. . . . a5 etwas mehr Gegenspiel. [Maröczy in „The Hastings
Observer".]
Seite 255, Zeile 14 von unten, rechts. Zum weißen Textzuge
11. Dd4— d2.
Ein günstiges Endspiel ergab übrigens in einer Partie Bogoljubow— Spielmann,
Baden-Baden 1925, der Damentausch: 11. Db6: Sb6: 12. Sd2! Sc6, 13. f4 Ld7, 14. 0-0-0
Tc8, 15. Sb3 usw.
- 476 -
Seite 258, Zeile 23 von unten, links. Zum Zuge 8. Sge2.
[Vielleicht 8. Sf3, vgl. Post-John 1912: 8. . . . Sd7, 9. Ld3 Sb6, 10. 0-0 Sd5,
11. Dh6, bezw. Post- John 1913: 8. . . . c5, 9. g3 Sc6, 10. Lg2 0-0, 11.0-0 cd, 12. Sd4:]
Seite 258, Zeile 13 von unten, links. Zum Zuge 8. . . . Sd7.
[Schwächlicher 8. . . . Lb7, 9. Lc2! bezw. 8. . . . c5, 9. De3! Am besten .aber
geschieht schon jetzt 8. . . . b6 nebst Lb7.]
Seite 258, Zeile 1 von unten, links. Zum Zuge 10. 0 — 0.
[In einer Gastpartie Capablanca— Snosko-Börowsky, Petersburg 1914, geschah
10. Dd2 Sd7, 11. c4 Df5, 12. 0-0-0 0-0-0, 13. De3.]
Seite 258, Zeile 9 von oben, rechts. Zum Zuge 9.... Lb7.
(Ist diese Läuferpostierung unbedingt geboten? Mit einer überraschenden Pointe
geschah in einer Partie Fedosejeff— Schebarschin, Petrograd 1921: 9. . . . Sd7,
10. Lg2 [auf 10. Dd3 soll 10. . . . Da5! und auf 10. c4 nunmehr 10. . . . De4t 11. De2
Lb7 folgen] 10 La6! 11. Sh4 Da5, 12. Dd2 0-0-0, 13. De3 The8, 14. a4 e5!
15. d5 Sc5, 16. Sf5 e4, 17. Sd4 Td5: 18. Kd2 Td4:t 19. Dd4: Td8, 20. Lh3t Se6 und
Weiß gab auf.)
Seite 258, Zeile 24 von unten, rechts. Nach dem Worte „überlegen"
einfügen:
Unerwünscht ist auch 5. . . : c5, 6. a3 Lc3:t 7. Sc3: cd, 8. Dd4: zugunsten von Weiß.
Seite 259, Zeile 4 von oben, links. Fortsetzung der Klammer zum
Zuge 9. Se2— c3.
— Hochinteressante Verwicklungen ergeben sich nach Dr. Bernsteins Zuge 9. Sf4.)
Seite 259, Zeile 5 von oben, links. Zum Zuge 9. . . . f5.
(Noch immer schwächend. Besser ist daher nach Aljechin sofort 9. . . . Lb7,
10. Df3 c6! nebst Sbd7.)
Seite 259, Zeile 21 von oben, rechts. Fortsetzung der Klammer zum
Zuge 10. . . . Sc6.
— In der 12. Matchpartie Romanowsky— Bogoljubow, Leningrad 1924, geschah
zunächst die beiderseitige Baucrneliminierung 10. . . Dg7: 11. Dh4: Sc6, 12. 0-0-0 Le7?
[hier dürfte 12. . . . Le3: 13. bc Ld7 nebst Dg7-f8-e7 am Platze sein], 13. Df4 Ld6,
14. De3! usw. zugunsten von Weiß.)
Seite 259, Zeile 19 von unten, rechts. Zum Zuge 10. . . . Sc6.
(Schärfer Partie Dr. Vajda— Vukovic, Raab 1924: 10. . . . b6 nebst späterem La6.)
Seite 260, Zeile 10 von unten, links. Zum Zuge 10. . . . Da5.
[bezw. Yates— Seitz, Triest 1923: 10. . . . Sc3: 11. de Da5, 12. Ld2 Da4, 13. h3
Se4, 14. Se2 usw. mit weißem Vorteil.]
Seite 260, Zeile 8 von unten, links. Zum Zuge 10. . . . Sc6.
(Oder Emmrich-Krüger, Frankfurt a. M. 1923: 10. . . . Sd2: 11. Kd2: c4, 12. Sge2
Sc6, 13. Sf4 Se7, 14. Le2 b5, 15. Df3 a5, 16. a3 Ld7, 17. g4 Tb8 mit Flügelkampf.)
Seite 260, Zeile 9 von oben, rechts. Zum Zuge 12. Kd2:
(Hier scheint das von Dr. Lasker angeregte Opfer 12. Tg3 mindestens Remis
zu gewähren.)
Seite 260, Zeile 32 von oben, rechts. Zum Textzuge 11.... Sb8 — c6.
Initiativer geschah in einer Partie Nyholm— Allan Nilsson, Upsala 1923, zunächst
11 cd, 12. cd Sc6, 13. Th3 Ld7, 14. Se2 De7, 15. Tf3 0-0-0! 16. Tbl Tdf8 usw.
mit Gegenspiel für Schwarz.
Seite 262, Zeile 8 von oben, links. Fortsetzung der Textglosse:
wie dies bereits von Janowski in „La Strategie" 1905 (zur zweiten Matchpartie
Tarrasch— Marshall) und 1907 (zur vierten Matchpartie Dr. Lasker— Marshall) vermerkt
wurde. — Verfehlt geschah dagegen in der vierten Matchpartie Spielmann— G. Maicr,
München 1921: 9. . . . Sc5:? wegen 10. Lc5: Da5t 11. b4 mit Figurgewinn für Weiß.
477 -
Seite 262, Zeile 9 von oben, links. Zum Textzuge 9.... Se4Xc5.
Geistreich widerlegt wurde der Versuch 9. . . . Sc6 in einer späteren Partie
zwischen denselben Gegnern zu Baden-Baden 1925. Es folgte nämlich 10. La3! Daöf
11. c3! (nicht aber 11. Ke2 wegen 11. . . . ScSf! 12. bc Da3: usw.) 11. . . . Sc3:
12. Dd2! Sa4, 13. Da5: Sa5: 14. b3! Sb6, 15. Sf3 Sc6, 16. Ld3 Ld7, 17. Kd2! usw. mit
überlegenem Endspiel für Weiß.
Seite 263, Zeilen 30 bis 33 von oben, links.
Die Klammeranmerkung steht hier irrtümlich, denn sie gehört erst zum 9. Zuge
von Schwarz (Seite 263, Zeile 1 von oben, rechts). — Es folgte in der angefülirten
Partie Tartakower-Maröczy: 9. . . . c5, 10. de! Lc5: 11. Sc5: Da5t 12. c3 Dc5: 13. 0-0
0-0, 14. Tadl Dh5, worauf statt 15. Lbl. vielleicht 15. Tfel Sf6, 16. Dd2 die schärfste
Fortsetzung wäre.
Se ite 264, Zeile 10 von oben, links. Fortsetzung der eckigen Klammer:
bezw. Partie Breyer—Tartakower, Göteborg 1920: 10. 0-0 cd, 11. Sd4: Tfd8 mit
minimalem Druck.]
Seite 264, Zeile 18 von oben, links. Ergänzung des Absatzes:
Eine weitere Möglichkeit wäre übrigens 6. Lf6:, worauf in einer Partie
Bogoljubow— Aijechin, Baden-Baden 1925, 6. . . . Lf6:, schärfer jedoch nunmehr 6. . . . gf
geschehen konnte.
Seite 264, Zeilen 32 bis 35 von oben, rechts sollen lauten:
Schlechter— Snosko-Borowsky, Nürnberg 1906, geschah 8. Lf6: Df6: 9. Ld3 0-0,
10. 0-0 mit fast gleichem Spiel.
Seite 267, Zeile 29 von oben, links. Fortsetzung der Klammer zu
5. . . . Db6.
z. B. Gastpartie Muffang— Aijechin, Paris 1923: 5. . . . f6, 6. Ld3 Ld7 [präziser
6. . . . Dc7, denn nun könnte vielleicht 7. Sg5 versucht werden], 7. Dc2 f5, 8. g4
g6 usw.)
Seite 267, Zeile 1 von unten, links. Als weiteren Absatz beifügen:
Eine weitere Idee von Nimzowitsch ist 4. Ddl — g4, vgl. Matchpartie Nimzowitsch—
Hakansson, Kristianstad 1922: 4. . . . cd, 5. Sf3 Sc6, 6. Ld3 15, 7. Dg3 Sge7, 8. 0-0
Sg6, 9. h4 usw. mit Pressionsmitteln. —
Seite 271, Zeile 20 von unten, links. Nachtrag zum Zuge 5. . . . g6.
Vorsichtiger jedenfalls vorerst 5. . . . d6, vgl. Partie janowski — Dr. Lasker, New-
York 1922: 6. Le2 e6 [oder jetzt 6. . . . g6, 7. Le3 Lg7, 8. 0-0 0-0, 9. Sb31 usw.], 7. 0-0
Le7, 8. Le3 0-0, 9. Dd2 a6, 10. Tadl Dc7 [eine sehr nachträgliche Paulsen-Variante],
11. Sb3 b5, 12. f3! Td8, 13. Del Se5, 14. Df2 Tb8, 15. Ld3 Sc4, 16. Lei Lb7,
17. Dg3 usw. mit schwerkalibrigem Spiel.
Seite 271, Zeile 9 von oben, rechts. Zum Zuge 7. Le2!
(Überstürzt Partie Reti— Sämisch, Kiel 1921, mit Zugumstellung: 7. h3 Sf6,
8. g4 0—0, 9. g5? Sd7, 10. h4 Da5! usw. zugunsten von Schwarz.) 7. . . .
Seite 273, Zeile 3 von oben, links. Zum Zuge 15. Lf7:
(Auf 15. Sb5 mit der schönen Drohung 16. Lf7: Tf7: 17. Se6t Ke8, 18. Sbc7#
folgt einfach 15. . . . b6)
Seite 274, Zeile 1 von oben.
Oder nach seiner neuesten Schreibmanier: Alekhine.
Seite 274, Zeile 1 von unten.
Von ihm selbst zwar in Paris am 1. Februar 1925 mit 28 Partien überboten
(Resultat: ^22, —3, =3, Dauer: 12 Stunden), eine Woche später aber von Reti in
Sao Paulo bis auf 29 Partien hinauflizitiert (Resultat: +20, —2, =7, Dauer
11 Stunden). Da jedoch der Leistung Retis nach seinen eigenen, in „L' Echiquier"
Nr. 3 ex 1925 gegebenen Darstellungen formelle Mängel anhaften, ist Aijechin trotzdem
als Rekordinhaber zu betrachten.
478
Seite 278, Zeile 11 von oben, rechts. Fortsetzung der eckigen
Klammer:
worauf laut „Gymnasiasten Schaak Blaad" 1922: 9. Sc4 LcSif 10. bc DcSf
11. Ld2 Dd4, 12. f3 d5, 13. c3 Dc5, 14. Le3 Db5, 15. Tbl Da6, 16. Sb6 Da5, 17. Sa8:
Dc3:t 18. Kf2 usvv, ebenso wie laut Chomjakoff in der „Deutschen Schachzeitung"
1922: 9. Dd2 Se4: 10. Sde4: d5, 11. Ldöf Ld6: 12. Dgöf usw. für Weiß gewinnt]
Seite 278, Zeile 11 von oben, rechts. Nach „usw." einschieben:
bezw. 7. Lg5? h6! 8. Lh4 g5! 9. Lg3 Se4: usw. [Hauptturnierpartie Dr. Than-
hofer— Emmrich, Oeynhausen 1922].
Seite 278, Zeile 14 von unten, rechts. Ergänzung der eckigen
Klammer:
— Aljechin empfiehlt übrigens im New-Yorker Turnierbuch 11.... Db6 drohend
Df2:t.]
Seite 279, Zeile 18 von unten, links. Zum Zuge 9. Lf3!
(Stark geschah auch in einer Partie Dimer— Freinat 1923: 9. Dd3 Sc5, 10. Dg3
0—0, 11. La3 b6, 12. Sc6: de, 13.Tfdl Df6, 14. De3 e5, 15. Lc5 mit besserem Spiel.)
ibid. Zum Zuge 9. . . . Sc3:
(bezw. P. Blümich— Dr. Thoenes, Hauptturnier Frankfurt a. M. 1923: 9. . . . Sf6,
10. La3! Da5, 11. Ld6 Se7, 12. Dd3 a6, 13. Tabl Dd8, 14. Lb7: Lb7: 15. Tb7: und
Weiß hat den geopferten Bauer bei überlegener Stellung zurückgewonnen.)
Seite 279, Zeile 3 von oben, rechts. Fortsetzung der eckigen
Klammer:
Le3:t 8. bc Sf6, 9. SdGf Kf8, 10. Dc5! usw. Dagegen ist wohl 6. . . . d5
spielbar.]
Seite 280, Zeile 10 von oben, links. Zum Zuge 6. . . . bc.
(Schärfer als 6. . . . de, 7. 0—0 e5!=)
Seite 282, Zeile 4 von oben, rechts. Zum Zuge 5. . . . Dc7.
(In einer Partie Rubinstein— Schlechter geschah 5. . . . b5, 6. Lg2 Lb7, 7. 0—0
Sf6, 8. Tel Db6, 9. Sb3 h5, 10. Le3 Dc7, 11. Lf4 e5, 12. Lg5 d6, 13. Sbd2 Sbd7,
14. a4! b4, 15. c3 bc, 16. Tacl! Sg4 usw.)
Seite 282, Zeile 24 von unten, rechts. Fortsetzung der Klammer
zu 8. b3!
— In einer Wettpartie Schütte— Hallgarten, Hamburg 1915, geschah vorerst
8. Tel d6, 9. b3! Sb d7, 10. c4 usw. Farbloser Partie Holzhausen— Blümich. Magde-
burg 1924: 8. Sc3 0-0, 9. Tel d6, 10. Sb3 Sb d7, 11. Lf4 Tb8, 12. De2 b5, 13. a3
Lb7, 14. Tacl Tb c8, 15. De3 Tf d8, 16. Td2 Se5! mit Gegenspiel.)
Seite 283, Zeile 29 von oben, links. Ergänzung der eckigen
Klammer:
Oder vgl. Schlechter— Tartakower, Wien 1914: 7. . . . Le7, 8. Le3 0—0, 9. f4 b5,
10. e5 Se8, 11. Lf3 Lb7 und Schwarz hat bereits alle Eröffnungschwierigkeiten über-
standen.]
Seite 283, Zeile 32 von oben, links. Zum Zuge 6. . . . Sf6.
(Verfrüht geschah in einer Partie Leffmann— Wilfr. Paulsen, Nürnberg 1883:
6. . . . b5 und stilwidrig in der Partie Yates— Tartakower, New-York 1924, zunächst
6. . . . Sc6, 7. Le3 Sf6, worauf einfach 8. 0-0 am Platze wäre.)
Seite 284, Zeile 13 von oben, links. Fortsetzung der Textglosse zu
8. . . . 0—0.
— Unzweckmäßig geschah ferner in der zweiten Matchpartie Snosko-Borowsky—
Colle, Brüssel 1923: 8. . . . Lc3:t 9. bc d6 (9. . . . d5, 10. La3!), 10. 0—0 0-0, 11. Khl
Sbd7, 12. La3! Td8, 13. Tbl Sc5, 14. Del usw. mit besserer Stellung für Weiß.
- 479 -
Seite 284, Zeileövon unten, links. Fortsetzung der Textglosse zu 1 0. cd.
Vgl. Beratungspartie Halumbirek— Gerbec und Schreiber, Wien 1924: 10. (ed)
Lc3: 11. bc ed, 12. Lg5 Sb d7, 13. Sf5 De5, 14. g4 de, 15. Lc4: b5, 16. Lb3 Dc7,
17. Dd6 usw. zugunsten von Weiß.
Seite 287, Zeile 6 von unten, rechts. Als neuen Absatz beifügen:
Unzweckmäßig wäre hier 4. . . . a6 oder auch vorerst 4. . . . e6, 5. Sc3 a6 wegen
6. Sc6:! vgl. dritte Wettpartie Teichmann— Spielmann, Leipzig 1914. [Mit Zugumstellung
nach 2. Sc3 e6, 3. Sge2 Sc6? 4. d4 cd, 5. Sd4: a6? 6. Sc6: entstanden] 6. . . . bc,
7. Ld3 d5, 8. 0-0 Sf6, 9. Lf4 Lb4? 10. e5! Sd7, 11. Dg4 g6, 12. Tel c5? 13. a3 La5,
14. Lg5 Db6? 15. b4! cb, 16. Sd5:! cd, 17. e6 f5, 18. edf Kd7: 19. Lf5:t Aufgegeben.
Seite 292, Zeile 1 von oben, rechts. Zum Zuge 7. . . . Ld7!
[Schwach Dimer— Krüger, Hamburg 1921: 7. . . . Sc6, 8. 0—0 Le7, 9. c4! Le6,
10. Le3±.]
Seite 294, Zeile 22 von oben, links. Als weitere Absätze hinzufügen:
V. 3. . . . Sc6, vgl. mit einer kleinen Zugumstellung Partie Miese s— Dr. G o e r z,
Leipzig 1924: 4. Lg2 Sf6, 5. Sge2 Le7 (solider als Teichmann— Spielmann, Berlin
1914: 5. . . . d5, 6. ed ed, 7. d4), 6. d4 cd, 7. Sd4: a6, 8. 0—0 Dc7 (die Paulsen-
Mode!), 9. Tel h5, 10. Lf4 (zweckmäßiger sofort 10. Le3) 10. . . . Db6, 11. Le3 (nun
wäre schon 11. Sc6: konsequenter) 11.... Sg4, 12. Sf5 Se3: 12. Se3: Db2: 14. Scd5!
(erzwungen und erzwingend) 14. . . . Ld8 (14. . . . ed, 15. ed Sd4: 16. d6!), 15. Sc4
Dd4, 16. Sd6t Kf8, 17. De2 Dc5! 18. e5! (echt Mieses) 18.... ed, 19. Tadl! (19. Df3
Ld6) 19. . . . d4, 20. Td3 Le7, 21. Tf3 Se5:? (verhältnismäßig am besten war 21. . . . Sd8),
22. Tf7: Kg8, 23. Te7: Sg6, 24. Df3 aufgegeben. —
VL bis VIII.) Versucht wurde ferner 3. . . . Sf6, 3. . . . g6, 3. . . . Se7, ohne
jedoch die Eröffnungsschwierigkeiten vollkommen beseitigen zu können.
Seite 297, Zeile 25 von unten, rechts. Nachträgliches zum Zuge 4. Sd2.
(Nach Nimzowitsch ist auch 4. Sc3 sowie 4. Ld2 zulässig. Die Bauernkon-
figuration f4, e4, d3 soll der Tschigorinschen Behandlung der französischen Partie
entsprechen, wobei der Zug De2 unter Umständen erspart wird.)
Seite 297, Zeile 25 von unten, rechts. Fortsetzung der Klammer zu
3. Sf4.
— Auf 3. Sf3 folgte in einer beiderseits barock behandelten Partie Breyer—
Mieses, Kaschau 1918: 3. . . . g6, 4. c3 Sc6, 5. Lf4 d5, 6. Sbd2 Lg7, 7. Le2 Sge7,
8. 0—0 0-0, 9. Sb3! usw.)
Seite 297, Zeile 1 von unten, rechts. Als weitere Absätze einschieben:
IV.) Louis Paulsens 2. g3, vgl. Partie Bogoljubow— Aljechin (beiderseits blind!),
Rastatt 1914: 2. . . . g6, 3. Lg2 Lg7, 4. Sg e2 Sc6, 5. c3 (Vorsichtspolitik!) e6, 6. Sa3
Sge7, 7. d4 cd, 8. cd d5, 9. e5 0-0 usw. oder Olympiadenpartie Prof. Naegeli—
Dr. Davidescu, Paris 1924: 2. . . . Sc6, 3. Lg2 g6, 4. Sc3 d6, 5. Sge2 Lg7, 6. d3 Ld7!
7. 0-0 Sf6, 8. h3 Dc8, 9. Kh2 h5! 10. Le3 Sd4! mit schwarzem Angriff.
V.) Anderssens Lieblingszug 2. Lc4, vgl. Wettpartie Sämisch— Tenner, Berlin
1921: 2. . . . Sc6 (oder Partie Philidor-Bowdler, London 1783: 2. . . . e6, 3. De2! Sc6,
4. c3 a6, 5. a4 b6), 3. Sc3 (der eigentliche Partieverlauf war 2. Sc3 Sc6, 3. Lc4. —
Bei Cozio 1766 ist die Fortsetzung 3. Sf3 e6 zu finden!) 3. . . . Se5 (logischer Partie
Anderssen— Laroche, London 1851: 3. . . . e6, worauf 4. d3 Sge7, 5. Lf4 usw. folgte),
4. d3 (ä la Anderssen! Normaler 4. Le2, drohend f4) 4. . . . Sc4: 5. de g6, 6. Sge2 Lg7=.
VI.) Bremer System 2. c4 usw. der Büchtext der Seite 298.
Seite 298, Zeile 18 unten, links. Zum Zuge 5.... De4t.
(Interessant Partie Spielmann— Sämisch, Marienbad 1925: 5.,.. e5.)
Seite 298, Zeile 1 1 unten, links. Zum Zuge 7. . . . d5.
(Oder Partie Marshall-Haida, Marienbad 1925: 7.... f5, 8. Sd2.)
Seite 298, Zeile 1 von unten, links. Zum Zuge 4. . . . e6.
(Auf 4. . . . e5, was Bilguer empfiehlt, folgte in einer Partie Spielmann— Colle,
Baden-Baden 1925, nicht 5. de Da5t, sondern schärfer 5. La3: La3: 6. Sa3: mit
Pressionsmitteln )
480
Seite 298, Zeile 2 von oben, rechts. Als neuen Absatz beifügen:
Wegen 4. La3: vgl. Partie Capablanca— Black, Nevv-York 1911: 4.... d6,
5. Sf3 Sc6, 6. d4 g6 usw.
Seite 298, Zeile 3 von oben, rechts. Zum Textzuge 4.... d7 — d5.
In einer Partie Marshall—Sämisch, Baden-Baden 1925, versuchte Schwarz in
geschlossenem Stile 4. . . . d6, wurde aber überrannt.
Seite 299, Zeile 26 von unten, rechts. Als neuen Absatz einfügen:
Geschlossen entrollte sich auch Partie Giersing- Lövvenborg, Christiania 1917:
2. Sgl-f3 d5, 3. c5 d4,.4. Lc4 b5, 5. Lb3 e6, 6. d3 Lb7, 7. Sb d2 usw. mit latenten
Einkreisungsmöglichkeiten für Weiß.
Seite 300, Zeile 29 von oben, links.
Gleichwohl nahm die zitierte Partie Bogoljubow Tartakower einen für den
Anziehenden tragischen Verlauf: 10. . . . h6, 11. Sf3 ef, 12. Lf4: Sa5, 13. Dd2 Sc4:
14. de Le6, 15. b3 Sh7, 16. Tabl (übersieht die tückische Drohung Geboten war
etwa 16. Sf5 mit gutem Spiel) 16. . . . g5! 17. h4 (oder auch 17. Le5 f6 mit Figur-
gewinn für Schwarz. — Der Anziehende versucht also noch, aus der Not eine
Tugend zu machen) 17. . . . gf, 18. Df4: Kh8, 19. Sh5 Tg8, 20. Dh6: Lh4: 21. Df4
Lei: 22. Deöf f6, 23. Dc6: Lg3, 24. e5 Dc8, 25. Dd5 Dg4, 26. Sg3: Dg3: 27. Tf2
Sg5, 28. Sg5: Tg5: 29. Tf6: Delf 30. Tfl De3t Weiß gibt auf. — Wie die meisten
Pioniere, hat hier Bogoljubow mit seiner Neuerung 2. Sc3 zwar Recht behalten und
doch Schiffbruch erlitten!
Seite 303, Zeile 35 von oben, rechts. Zum Zuge 6. . . . Db6.
[Schärfer als 6. . . . c5 oder Partie Spielmann— Nimzowitsch, Karlsbad 1911:
6. . . . Sh6.]
Seite 303, Zeile 37 von oben, rechts. Zum Zuge 11. h5?
[Weiß überstürzt den Angriff. Richtig war 11. Se2, z. B. 11. . . . h5, 12. 0—0
Tf8, 13. Df5 Lh4: mit unklarem Spiel.]
Seite 304, Zeile 19 von oben, links. Zum Zuge 6. Sg3.
(In einer Partie Werlinsky— Maiselis, Moskau 1925, geschah 6. Sf6: Sf6:
[vielleicht doch 6. . . . gf], 7. Lc4 [einfacher 7. Ld3] Lf5, 8. Se5 e6, 9. 0—0 Ld6,
10. De2 usw. mit scharfem Spiel.)
Seite 304, Zeile 12 von unten, links. Nachtrag zum Zuge 6. Lc4.
Vgl. Partie Palitzsch— Gröger, Hauptturnier Karbitz 1924: 6. . . . e6, 7. Sf3 Ld6
[sicherer wohl Le7 nebst Sgf6], 8 De2 Sd7, 9. 0-0 h6, 10. Lh4 0-0? 11. Le6:!! [ein
solches Figurenopfer kommt im Eröffnungsstadium nur selten vor] 11. . . Lg3: 12. hg
und gewinnt. — Während die Entwicklung des weißen Königsläufers in dieser
Eröffnungsvariante auf d3 Methodensinn und auf e2 Abwartungsstrategie verrät, ist
eine solche auf c4 als iVlerkmal des Drauflosgehertums zu betrachten.
Seite 304, Zeile 7 von unten, links. Zum Zuge 8. Se5.
[Auf 8. Ld3 ist 8. . . . Ld6 nebst Se7 zu empfehlen.]
Seite 305, Zeile 34 von oben, links. Nachtrag zur geschlossenen
Spielweise 5. . . . e6.
Vgl. hiezu Partie Reti- Selesniew, Göteborg 1920: 6. Sf3 Ld6, 7. Ld3 Sbd7,
8. De2 (unentschlossener Partie Exner— Przepiörka, Raab 1924: 8. c3 b6, 9. 0-0 Lb7,
10. Se4 Se4: 11. Le4: Dc7, 12. h3 0-0, 13. Lg5 [besser 13. De2] f5, 14. Lc2 c5 mit
Gegendruck) 8. . . . De7, 9. 0-0 0-0, 10. Se4 Se4: (besser 10. . . . Lc7), 11. De4: f5
(auf 11. . . . Sf6 folgt 12. Dh4 drohend Lg5), 12. Dc2 c5, 13. Tel Sb6 (13. . . . Sf6,
14. Lf5:), 14. de Lc5: 15. a3 Df6, 16. c4 Ld7? (besser 16. . . . Tf e8), 17. Lg5! (gewinnt
einen Bauern) 17. . . . Dg6, 18. b4 Ld4, 19. Ld4: Dg5: 20. Se6: Le6: 21. De6:t Kh8,
22. c5! Sc8, 23. Df5:! aufgegeben.
Seite 305, Zeile 19 von unten, links. Fortsetzung der Klammer zu
6. h2— h4.
Zugunsten von Schwarz entrollte sich auch die Olvmpiadenpartie Köln —
Schulz, Paris 1924: 6. Lc4 h4! 7. S3e2 Lf5, 8. c3 e6, 9. a4 Ld6, 10. h3 Le4 usw.)
481
Seite 305, Zeile 16 von oben, rechts. Fortsetzung der Klammer zu
6. Lc4.
— ■ „Neutral" Partie Bogoljubow— Duras, Mannheim 1914: 6. c3 Lf5 [oder
Leonhardt— Nimzowitsch, Karlsbad 1907: 6.... Dd5, 7. Db3 De4t 8. Se2 Sd7, 9. Le3
Sb6, 10. Sg3 Dg6, 11. c4! f5, 12. Ld3 Lg7, 13. 0-0-0 0-0, 14. Dc2 usw.], 7. Ld3 Dd5!
8. Lf5: Df5: 9. Df3 mit Ausgleich. — In Betracht kommt ferner 6. Le3. — „Ruhig"
ist 6. Sf3, worauf in einer Partie Crepeaux — Gibaud, Straßbourg 1924, folgte:
6. . . . Lf5, 7. Ld3 e6! 8. 0-0 [zwecklos 8. Lf5: wegen DaSf nebst Df5:. Ansonsten
Partie Schweinburg— Sämisch, Kiel 1920: 8. c3 Lg6, 9. Lf4 Sb d7, 10. Dc2 Sb6, 11. Lg6
hg, 12. 0-0-0? Dd5! bezw. Jacobsen-Sämisch, Kopenhagen 1923: 10. Dd2 Le7, 11. 0-0
Da5, 12. Lg3 Tad8! mit schwarzem Vorteil] 8. . . . Ld3: [methodischer Lg6], 9. Dd3:
Ld6? [richtig Dc7], 10. Lh6 Sd7, 11. Lg7 Tg8, 12. Dh7: Ke7, 13. Sh4! Sb6, 14. Tadl
Lf4? [verhältnismäßig am besten war Kd7], 15. Sgöf! fg, 16. Lhöf Kd6, 17. Lf4:t Kd5,
18. Dh3! aufgegeben.)
Seite 306, Zeile 29 von unten, links. Nachtrag zum Zuge 8. . . . Sd7.
(Mit dem oberflächlichen Zuge 8. . . . Dc7 verhindert zwar Schwarz die gegnerische
kurz'e Rochade, fordert jedoch den Bauernsturm 9. Dc2 gß, 10. h4! geradezu heraus,
z. B. folgte in einer Partie Snosko-Borowsky— Tartakower, Paris 1925: 10. . . . Te8?
11. h5 Lg4? [besser 11. . . . f5], 12. hg fg, 13. f3 Le6? [natürlich nicht 13. . . . Lg3t
14. Kfl Lh5 wegen 15. Th3. Verhältnismäßig am besten war 13. . . . Lf5, 14. Lf5: gf,
15. Df5:De7mit Gegenspiel für den Bauer], 14. Lgö:!! Te7, 15. Lh7:t!! Kf8, 16. Dg6 usw.
mit raschem Gewinn, oder in einer Partie Moskau 1925: 10.... Sd7, 11. h5 f5, 12. hg
fg, 13. Lh6 Tf6, 14. Lg5 Tf8, 15. Db3t Kg7, 16. Lhöf Kh8, 17. Lf8: Sf8: 18. 0-0-0 usw.
mit eroberter Qualität für Weiß, oder auch sofort 10. . . . f5, 11. h5 De7, 12. Lh6 Te8,
12f. hg fg, 14. 0-0-0 Le6, 15. g4 usw. mit Zertrümmerung der schwarzen Königsstcllung.)
Seite 306, Zeile 18 von unten, links. Fortsetzung der Klammer:
vgl. Partie Asztalos— Tartakower, Wien 1917: 8. Le3 [besser 8. c3] 0-0, 9. 0-0-0?
b5, 10. Lb3 a5, 11. a4 [11. d5 a4!] ba, 12. La4: Le6, 13. Sf3 Dd6 usw. zugunsten von
Schwarz.)
Seite 308, Zeile 11 von unten, rechts. Fortsetzung der Klammer:
— In einer Partie Aljechin— Tartakower, Paris 1925, geschah übrigens im Stile
des angenommenen Damengambits: 5. . . . de, 6. Lc4 e6, 7. Sc3 a6, 8. a4 Sc6, 9. 0—0
Le7, 10. Le3 [zu vereinfachend wäre 10. d5] 10. . . . 0—0 usw.)
Seite 308, Zeile 11 von unten, rechts. Zum Zuge 6.... e6.
(Besser wie oben 6. . . . g6, fraglicher dagegen Partie Dr. Krause— Carls 1912:
6. . . . Lg4, 7. cd! Sd5: 8. Db3! [8. Lb5 Tc8, Nimzowitsch— Dr. Krause 1925] 8. . . . Lf3:
9. gf mit scharfer Spielkonfiguration für Weiß.)
Seite 309, Zeile 27 von oben, links. Fortsetzung der Glosse zu
6. Sgl— f3.
Nach Maröczy ist übrigens 6. Sd2 eö, 7. Sgf3 und wenn nun 7. . . . f6, so
8. h4 usw. für Weiß sehr aussichtsreich.
Seite 310, Zeile 19 von oben, links. Zum Zuge 5, c3.
(Auf den Präventivzug 5. h3 kann dann erst 5. . . . Sc6, 6. c3 e5 usw. mit einem
wertvollen Entwicklungstempo mehr geschehen.)
Seite 310, Zeile 26 von oben, links. Als neuen Absatz beifügen:
Wegen des Einschließungszuges 4. . . . e6 vgl. Partie Rubinstein — Watts,
Southport 1924: 5. Sf3 Ld6, 6. 0-0 Sc6, 7. c3 h6? (Schwächung und Tempoverlust,
doch steht Schwarz auch nach etwa 7. . . . Dc7, 8. Tel Sf6, 9. Sb d2 Ld7, 10. Sfl,
Partie Becker— Hilse, Bremen 1924, gedrückt), 8. De2 Sf6, 9. Se5 Dc7, 10. f4 0-0,
11. Sbd2 b6 (besser Ld7), 12. g4! Lb7, 13. Tf3 Le5: 14. fe Sh7 (14. . . . Sg4, 15. h3),
15. Dfl Se7, 16. Sg3 Sg6, 17. Sh5! De7, 18. Th3 Sg5, 19. Lg5: Dg5: 20. Tfl De7,
2f. Sfef! gf, 22. ef Dd6, 23. De3 aufgegeben.
Dr. S. G. Tartakower: Die hypermoderne Schachpartie. 31
482
Seite 310, Zeile 23 von unten, links. Fortsetzung der Glosse:
— Dagegen wäre mit Rücksicht auf den nächsten Läuferzug von Weiß auch
die Präventivaufstellung 5. . . . Dc7 sehr zu erwägen, z. B. Partie Thomas — Carls,
Baden-Baden 1925: 6. Se2 e6, 7. Sg3 Sf6, 8. De2 Le7, 9. 0—0 h5, 10. Tel h4, 11. Sfl Ld7,
12. a4 Kf8, 13. Sb d2 Sh5 und Schwarz ist unter Verzicht auf die Rochade zur Initiative
gelangt.
Seite 310, Zeile 6 von unten, links. Fortsetzung der Klammer zu
8. Ld6;
In einer Partie Spielmann— Koltanowski, Meran 1924, geschah 8. Lg3 0—0,
9. Sbd2 Dc7, 10. De2 Ld7, 11. Se5 Se7? [Schwarz sollte baldmöglichst, das Gegen-
spiel a6, b5, Sc6— a5— c4 anstreben], 12. f4 usw. mit nunmehriger Überlegenheit
für Weiß.)
Seite 313, Zeile 26 von unten, links. Nachtrag zur „Kieler Variante".
Es folgte nämlich in der Stamm-(Korrespondenz-)Partie Pastor Rhode— Zietwitz:
11. Dd8:t Td8:t 12. Kc3 Sc2, 13. Lf4 e5, 14. Le5: Lb4t 15. Kb3 Tb8, 16. Lc7: 0—0,
17. Lb8: Tb8: 18. a3 La3:t 19. Kc3 Lb4t 20. Kb3 Ld2t 21. Ka4 Tb4t 22. Ka5 Ld4
nebst unparierbarem Matt.
Seite 313, Zeile 3 von unten, links. Nach dem Worte „oder"
Partie E. Cohn— Mieses, Berlin 1914:
Seite 313, Zeile 27 von unten, rechts. Fortsetzung der Klammer:
bezvv. 5. c4 c6! 6. de Dc6:! mit Doppelangriff auf die Bauern g2 und c4.)
Seite 314, Zeile 12 von oben, links. Fortsetzung des Absatzes:
Auf 4. . . . Sb6 folgte in einer Korrespondenzpartie Dr. Imbaud— Strum i lo
1922: 5. Lb3 Sc6 (wenn 5. . . . Lf5, so 6. Df3. Am besten ist, wie in der auf Seite 15
zitierten Partie Tarrasch— Grünfeld geschah, 5. . . . c5), 6. Sf3 (gut ist auch 6. d3 e5,
7. Df3 f5, 8. Sh3) 6. . . . e5? 7. d3 Lg4, 8. h3 Lh5, 9. Se5:!! Ldl: 10. Lf7:t Ke7,
11. Lg5t Kd6, 12. Se4t Ke5: 13. f4t Kd4, 14. Tdl: Ke3, 15. 0-0 Sd4, 16. Td elf
Se2t 17. Te2:t! Ke2: 18. Lh5t Ke3, 19. Tf3t Kd4, 20. Lf7!!! nebst Matt.
Seite 314, Zeile 21 von unten, links. Zur teilweisen Illustrierung
der nach 3. . . . Dd8 entstehenden Sorgen und Gefahren seien
folgende zwei Miniaturpartien zitiert:
a) Teichmann— N., Berlin 1914: 4. Sf3 Lg4, 5. Lc4 e6, 6. h3 Lf3: 7. Df3:
c6, 8. d3 Df6, 9. Dg3 Sh6? 10. Lg5 Dg6, 11. Sb5! cb? (geboten war Sa6), 12. Db8:t!!
Tb8: 13. Lb5:#.
b) Fletcher— Capt. Gore, London 1924: 4. d4 Sc6? (oder auch Partie
Aljechin— Schlechter, Karlsbad 1911: 4. . . . Sf6, 5. Lc4 e6, 6. Sf3 Le7, 7. 0—0 0—0,
8. De2 Sbd7, 9. Tel! Sb6, 10. Lb3 c6, 11. a3! usw. zugunsten von Weiß. Am sichersten
ist daher, wie z. B. in einer Partie Tschigorin— Hodges, Cambridge Springs 1904,
mit belohnter Zähigkeit geschah, 4. . . . c6.)
5. Sf3 Lg4, 6. d5 Se5, 7. Se5:!! Ldl: 8. Lb5: c6, 9. de Db6, 10. cbf Db5:
11. ba Tf nebst Matt im nächsten Zuge. (Alles sehr schön, jedoch bereits in einer
Partie Mieses— Oequist vorgekommen.)
Seite 314, Zeile 5 von oben, rechts. Nach dem Vermerk „usw."
einschieben:
vgl. Partie Pawelczak— Prochazka, Brunn 1924: 5. . . . e6, 6. Lc4! Sf6, 7. Tbl
c6, 8. 0-0 Ld7, 9. Se5 Ld6, 10. d4 Dc7, 11. De2 Le5: 12. de Sd5, 13. Se4 [ein starker
Springer!] 13... b5, 14. Sd6t KfS, 15. Dh5 Le8, 16. Ld3: cd, 17. Tb3 Dc2, 18. Tg3!!
Sd7, 19. Lh6!! gh, 20. Dh6:t Ke7, 21. Dg5 KfS, 22. Dg7t aufgegeben. —
Seite 315, Zeile 17 von oben, rechts. Fortsetzung der eckigen
Klammer zu 7. 0 — 0.
— Ohne Überzeugungswert geschah auch in einer Partie Wolf— Süchting, Ost-
ende 1906: 7. h3 Lf5, 8. Lb5 Ld7, 9. 0-0 e6, 10. De2 usw., da eben konsequenterweise
der Läuferrückzug 7. . . . Lh5 und wenn 8. Lb5, so einfach und unbefangen 8. . . . 0-0-0
geboten war.] »
483
Seite 315, Zeile 30 von oben, links. Fortsetzung der eckigen
Klammer zu 7. . . . Lg6.
fraglich hingegen Fernkampfpartie Windau— Riga 1923/24: 7. . . . Le6, 8. Ld3
Sd5, 9. Ld2 Db6, 10. Se2! usw.]
Seite 315, Zeile 32 von oben, links, soll lauten:
10. bc Le4 (verschwommener 10. . . . Dc3:t 11. Ld2 Dd4: 12. Sf3 Dg4: 13. hg
Dg6: 14. Ld3 Deöf mit 4 unsicheren Kantonisten für die Figur), 11. f3? Dc3:t 12. Ld2
Dd4: mit schwarzem Vorteil bezw. 9. Df3 Sc3: 10. bc Sd7! bezw. 9. Ld2 Db6! mit
schwarzem Gegenspiel bezw. 9. Th3 (von Lew Trawin in „Schachmatny Listok" ex
1925 vorgeschlagen) 9. . . . Sc3: 10. bc Le4, 11. Lf4 e6, 12. Te3 Ld5 mit wilden Ver-
wicklungen, bezw. endlich 9. f3 usw. Zeile 33 des Buches.
Seite 315, Zeile 38 von oben, links. Zum Zuge 8. . . . Sbd7.
[Oder Korrespondenzpartie Genf— Bern 1916/17: 8. . . . e6, 9. 0-0 Dc7, 10. f4!
Sbd7, 11. Le3 Tad8, 12. Tael zugunsten von Weiß.]
Seite 315, Zeile 12 von oben, rechts. Zum Zuge 6. . . . Lg4.
(Schwächer aber Korrespondenzpartie Prochazka— Wattenwyl 1918: 6. . . .
Sc6, 7. Ld3 Lc3:t 8. bc Lg4, 9. 0-0 0-0-0, 10. Lf4 Sge7, 11. h5 Lh5: 12. Tbl!
Sg6, 13. Lh2 Sge5:? 14. Se5:! De5: 15. g4 Dg5, 16. f4 Dc5t 17. Khl Lg6, 18. f5 Dc3:
19. Df3 aufgegeben.)
Seite 315, Zeile 15 von unten, rechts. Fortsetzung des Absatzes:
Ein hübscher Reinfall wäre dagegen 7. de Sc6, 8. a3 Sd4, 9. ab Dal: und
gewinnt. —
Seite 316, Zeile 24 von unten, links. Zum Textzuge 12.... Sb8 — a6.
Natürlich und schlecht. Besser, wenn auch zunächst anscheinend beschwerlich
war 12. . . . Kd8.
Seite 318, Zeile 21 von oben.
Laut Henri Delaires „Les Echecs modernes" (Paris 1914) wird die Nimzowitsch-
Eröffnung einem gewissen Fischer zugeschrieben, wobei unter anderen auch die
Variante 2. d4 d5, 3. e5 Lf5, 4. c3 e6, 5. Ld3 Lg6, 6. f4 usw. mit Vorteil für Weiß
angeführt wird.
Seite 318, Zeile 11 von unten, links.
Der eigentliche Eröffnungsverlauf der zitierten Partie Oskam— Maröczy (Utrecht
1920) war vielmehr: 1. e4 b6, 2. d4 e6, 3. Ld3 c5, 4. c3 cd, 5. cd Sc6, 6. Le3 Sb4,
7. Lc2 La6 usw. mit Gegeninitiative.
Seite 318, Zeile 5 von unten, links. Zum Zuge 3. . . . c5.
(Nun ist sizilianisches Fianchetto daraus geworden.)
Seite 318, Zeile 21 von unten, rechts. Als weiteren Absatz beifügen:
d) Einer großzügigen Untersuchung wurde übrigens die Doppelf ianchetto -Ver-
teidigung von dem Lyoner Champion Anatole Mouterde in der „Strategie" ex 1920
unterworfen („Partie Lyonnaise"), wobei er seine allerdings schon auf 1863 (Match-
partie Steinitz— Blackburne) zurückgreifende Strategie auf die verschleierte Front (d6,
e6, Se7, Sd7) sowie auf die Flügelwirkung (g6, b6, Lg7, Lb7) stützen zu können glaubt.
Seite 318, Zeile 15 von unten, rechts. Nachtrag zum Zuge 4. . . . e5!
Darauf folgte in einer Partie Löwenborg— Nimzowitsch, Kopenhagen 1924: 5. de
(besser 5. Sc3 Lb4, 6. Ld2) 5 Ddl:t 6. Kdl: Lc5! 7. Kel Lf5, 8. c3 0-0-0 mit
schwarzem Vorteil.
Seite 319, Zeile 21 von unten, links. Fortsetzung der Textglosse:
Farblos wäre jedenfalls 6. Sf3 wegen 6. . . . Lg4 drohend Se4: sowie auch
d7— d5 mit Befreiung.
Seite 320, Zeile 26 von oben soll lauten:
Breyer— Mieses, Kaschau 1918.)
484
Geschlossen.
Seite 323, Zeile 12 von unten. Nachtrag zum Worte „Spanisch":
geistvoll geschriebenen „Cours d'echecs" (Paris 1921) nennt auch
Goetz die Spielwendung mit 4. Lg5 sehr
In seinem
der französische Altmeister Alphonse
treffend „le Lopez du cöle Dame".
Seite 324, Zeile 14 von oben. Zum Zuge 6. . , . 0 — 0.
Schwarz will zunächst die Entwicklung sowie Sicherung seines Königsflügels
vollenden. Wegen 6. . . . c6 vgl. Partie Nr. 78 und wegen des lehrreichen Fehlers
6. . . . bö siehe Anmerkung zum 6. Zuge von Schwarz in der Partie Nr. 73. Verfrüht
oder, richtiger gesagt, verspätet ist das Schlagen des Gambitbauern: 6. . . . de, 7. Lc4:
c5, 8. 0-0 0-0, 9. De2 cd, 10. Sd4: usw. mit freierer Stellung für Weiß und auch der
von Rubinstein in „CoUijns Lärobok" befürwortete Gegenstoß 6. . . . c5 gilt nicht mehr
als vollwertig. (Vgl. Nachtrag zur Fußnote der Seite 358.)
Seite 324, Zeile 27 von oben. Fortsetzung der Klammer:
oder noch zwingender 8. de Sc5: 9. cd ed, 10. Lf6: nebst Sd5:)
Seite 324, Zeile 1 von unten. Beifügen:
wobei für Schwarz insbesondere folgende drei Verteidigungssysteme in Betracht
kommen:
I.) Die um 1905 bevorzugte Verbarrikadierung der Stellung durch Tf8— e8,
Sd7— f8 und eventuell Sf6— d7.
II.) Die seit 1914 vielbefolgte Entlastung im Zentrum durch d5Xc4 nebst Sf6— d5
(vgl. Partie Nr. 63).
111.) Die in immer verbesserter Fassung versuchte Aufrollung des Damenflügels
durch a7— a6, d5Xc4, b7— b5, c(3— c5— eventuell c4 usw. (vgl. Partie Nr. 66). Weiß
greift an, Schwarz greift zu! — Bereits von Dr. Lasker gegen Steinitz 1894, dann von
Dr. Bernstein gegen Capablanca 1913 und
1914, zuletzt aber in regenerierter Form
von Rubinstein gegen Grünfeld 1924 (Partie
Nr. 85) mit Erfolg angewendet, verlangt
dieses System feindurchdachtes Lavieren,
um jedes Tempo (z. B. eventuell Tf8— e8) zu
verwerten und keine unnütze Schwächung
(z. B. eventuell h7— h6) in Kauf zu nehmen.
Seite 325, Zeile 16 von oben,
links. Nach den Worten „Von
Capablanca" einschieben:
im Zusammenhang mit dem nächst-
zügigen Springermanöver eine Zeit lang
Seite 325, Zeile 24 von oben,
links.
Die erwähnte, sehr elegante Partie
Kostitsch — Grünfeld, Budapest 1921,
verlief folgendermaßen:
[1. d4 d5, 2.C4 e6, 3. Sc3 Sf6, 4. Lg5
Le7, 5. e3 Sbd7, 6. Sf3 0-0, 7. Tel c6,
8. Dc2] Te8, 9. Ld3 de, 10. Lc4: Sd5,
11. Lf4 Sf4: 12. ef Sf8 (unternehmender
wäre Sd7-b6— eventuell d5), 13. 0-0 Db6,
14. Tcdl Ted8, 15. Tfel (droht f5) Lb4,
16. f5! Lc3:? 17. bc g6, 18. fg hg, 19. Dd2
Dc7, 20. Se5 b5, 21. Ld3 c5 (Besänftigungs-
geschenk), 22. Lb5: Lb7, 23. Dh6 cd, 24. Td3
De7, 25. cd Df6, 26. Sg4 Dg7, 27. Df4 Sh7,
28. Sh6t Kf8, 29. d5! (entscheidend!) Df6,
30. Db4t De7, 31. Dc3 Df6, 32. Tf3! auf-
gegeben (32. . . . Dc3: 33. Tf7:#).
— 485 —
Seite 325, Zeile 14 von unten, links. Beifügen:
Neuerdings wird jedoch gegen 10. Se4 die Igelverteidigung 10. . . . f6, 11. Lh5
Da5t 12. Ke2 Sb6 usw. empfohlen.
Seite 325, Zeile 5 von oben, rechts. Innerhalb der Klammer voran-
stellen:
(Wenn darauf 16. b4, so 16. . . . Se4:!
Seite 325, Zeile 9 von oben, rechts. Zum Zuge De5!
(Nicht Da2:? wegen Tal mit Damenfang.)
Seite 328, Zeile 12 von oben, rechts. Fortsetzung der Klammer:
— Neuerdings wird übrigens der Gegenausfall 9. . . . Se4 gepriesen und daher
im vorigen Zuge doch 9. Lh4 statt 9. Lf4 anempfohlen.
Seite 328, Zeile 14 von oben, rechts. Zum Zuge 11. Ld3.
[Warum jedoch nicht 11. Tbl drohend b4, fragt- Aljechin.]
Seite 328, Zeile 43 von oben, rechts. Fortsetzung der Klammer:
bezw. auch sofort 11. . . . b5, 12. Ld3 a6, 13. a4! Lb7, 14. 0-0 Tc8, 15. Db3! Db6,
16. Se5 usw. zugunsten von Weiß: Partie Aljechin- Teichmann, Karlsbad 1923.)
Seite 329, Zeile 31 von oben, links. Zum Zuge 9. . . . ed.
(Zu erwägen wäre nach Aljechin 9. . . . cd, 10. LdS h6 nebst eventuell b5.)
Seite 329, Zeile 12 von oben, rechts. Als zw^eiten Absatz beifügen:
Wie rasch jedoch die schwarzen Bastionen beim geringsten Nachlassen in
Trümmer gehen können, zeigt folgende Partie Säm i seh— Johner, Teplitz-Schönau
1922: 9. . . . de, 10. Lc4: b5, 11. Ld3 (also doch nicht nach a2) 11. . . . c5? (vorzuziehen
wäre Lb7), 12. Lf6: Sf6: 13. de Lc5: 14. Se4! Ld6 (geboten war sofort Le7), 15. Dc6!
Le7, 16. Sf6:t gf, 17. Lh7:t Kh7: 18. Da8: Dd3 (Verzweiflung), 19. Tc8: Tc8: 20. Dc8:
Dblf 21. Ke2 Dhl: 22. De8 aufgegeben.
Seite 329, Zeile 26 von oben, rechts. Fortsetzung der Textglosse
zu 14. Tel— dl.
oder wie in der vorzitierten Partie Reti— Teichmann, Karlsbad 1923, in analoger
Stellung geschah: 14. 0-0. Es folgte: 14. . . . cd (einfacher sofort Lb7), 15. ed Lb7,
16. Se5 Sf8, 17.Tfdl Tac8, 18. De2 (Umgruppierung?) Db6, 19. f3 Ted8, 20. Lf2 Sd5,
21. Sd5:! Ld5:. Nun folgte der Turmtausch 22. Tc8: Tc8: mit baldigem Ausgleich,
aber auch die bessere Fortsetzung 22. Ld5:! ed, 23. Sd3 Se6, 24. Sc5! führte in einer
späteren Duplikatspartie desselben Turniers Grünfeld— Teichmann nur zum Remis. —
Zu erwähnen ist schließlich, daß 14. Tf dl Lb7, 15. Se5, was Grünfeld an Text-
stelle empfiehlt, durch V. Kahn in folgender hübschen Weise widerlegt wird: 15. . . . Se5:!
16. de Dc6, 17. f3 Sg4!! 18. Le7: Db6t bezw. 18. Lbl g6! bezw. 18. Lf2 Se5: 19. Dc2
g6, 20. Dd2 Sf3:!! und Schwarz gewinnt. [Aljechins „Hundert Partien".]
Seite 330, Zeile 20 von oben, links. Beifügen:
Die Partie wurde mit dem ersten Schönheitspreis (ex aequo mit zwei anderen
Partien) ausgezeichnet.
Seite 333, Zeile 30 von oben, links. Zum Textzuge 14. 0—0.
Wenn 14. Lf6: Lf6: 15. Sb5:, so hält sich Schwarz an dem Bb2 schadlos.
Seite 333, Zeile 15 von unten, links. Zum Textzuge 20. Tel — dl.
Deckt d4, um 21. Se4 zu drohen, was jedoch Schwarz mit seinen beiden
nächsten Zügen immer wieder zu verhindern versteht.
Seite 334, Zeile 3 von unten. Nach dem Worte „Bauerngewinn"
einschieben:
oder 8. . . . Se4, 9. Lf4.
Seite 335, Zeile 22 von oben, links. Zum Textzuge 12. Sc3 — a4.
Entfernt eine wichtige Figur aus dem Spiele. Besser 12. b4. [Snosko-Borowsky
in „La Nation Beige".]
486
Seite 335, Zeile 8 von unten, links. Als neuen Absatz beifügen:
In einer Lokalturnierpartie Kahn— Gibaud, Paris 1922, die bis hierher identisch
verlief, folgte übrigens: 14. LhTf Kh8, 15. Lf5 Sde5, 16. Lc8:? (richtig war 16. Se5:
De5: 17. Lg4: Lg4: 18. 0-0 =) 16 Sf3:t! 17. gf Se3:!! 18. Dd3 (18. fe verliert
raschest) 18. . . . Dh4, 19. Ld7 Sg4t 20. Le8: Df2:t 21. Kdl SeSf 22. DeS: De3:
und Weiß gab auf.
Seite 335, Zeile 18 von oben, rechts. Zum Vermerk „Erzv^ungen".
Sonst geht nämlich ein Bauer und damit also auch die Partie verloren.
Seite 336, Zeile 5 von unten, links. Beifügen:
während die Schattenseiten der vorbereitenden Flügelzüge 7. . . . a6 oder 7. . . h6
auf Seite 334 bezw. 351 besprochen werden.
Seite 338, Zeile 16 von oben, links. Nachtrag zum Zuge 11. . . .
Sc6!
Nicht ganz bewährt haben sich die anderen Entgegnungen auf das posthume
Damengambit von Weiß: 11. . . . de (Tarrasch— Leonhardt, Ostende 1905), 11. . . . c6
(Marshall— Vidmar), 11. . . . c5 (Flamberg— Krüger, Mannheim 1914), 11. . . . Le6 (ein
von Leonhardt angeregtes Turmopfer).
Seite 338, Zeile 24 von oben, links. Zum Textzuge 8. c4Xd5.
In seiner 1924 in Veits Bücherei erschienenen Damengambitmonographie spricht
Kurt Emmrich sehr treffend von der „ausgleichenden Gerechtigkeit", die diesen
zweifellos guten Zug (Versperrung der schwarzen Seitendiagonale) immerhin zu
einem zweischneidigen (Schaffung
einer gegnerischen Bauernmajorität am
Damenflügel) stempelt.
Seite 338, Zeile 26 von oben,
links. Fortsetzung der Text-
glosse:
bezw. auch 9. Sd5: ed, 10. Le7: De7:
ll.Tc7: mit Bauerngewinn für Weiß.
Seite 338, Zeile 29 von oben,
links. Zum Duras-Zuge 9. Da4.
Der tschechoslovakische Vorkämp-
fer, der sich seit 1914 dem höheren Staats-
dienst gewidmet hat, ragt als ein Schach-
taktiker allerersten Ranges hervor. In
dieser Beziehung darf er sogar als Be-
gründer der tschechoslovakischen Schach-
richtung (Dr. Karl Trejbal, Major Hromad-
ka u. a.) betrachtet werden.
Seite 338, Zeile 12 von unten,
links. Fortsetzung der Klammer
zu 8. . . . Sc3:
— Diese Verteidigungsmöglichkeit
kann eben durch 8. Dc2 statt 8. Db3
jedenfalls vermieden werden.)
Seite 338, Zeile 10 von unten,
links. Nach dem Worte „Geg-
ner" einschieben:
das trotz 8. Dc2 zur selben Stellung
gedieh,
Seite 338, Zeile 7 von unten, links. Ergänzung der Klammer:
hätte übrigens nach Grünfeld noch besser 12. Lb5! spielen sollen.)
Oldrich Duras
487
Seite 338, Zeile 3 von oben, reell ts. Fortsetzung der Klammer zu
11. . . . c5.
doch vgl. Partie Marshall-Kline, New-York 1913: 12. 0-^0 Se4? 13. Le7: De7:
14. Db7! Tfc8, 15. Sd5: Dd6 letvvas besser Dd8], 16. Tc6:! aufgegeben.)
Seite 338, Zeile 10 von oben, rechts. Fortsetzung der Klamm.er zu
12. . . . Te8.
— Fraglich auch Korrespondenzpartie Grünfeld— Petschau: 12. . . . cd, 13. Sd4:
Sc5, 14. Db5 a(3, 15. De2 Dd7, 16. Tf dl TfdS, 17. Dc2! drohend Sf5, mit überlegener
Stellung für Weiß.)
Seite 338, Zeile 18 von oben, rechts. Fortsetzung der Klammer zu
10. Dc6.
— Zu erwägen wäre aber der Ausfall 10. Se5.)
Seite 338, Zeile 21 von oben, rechts. Fortsetzung der Klammer zu
11. . . . Lb7.
Doch ist auch dieser Zug, wie Gasque in der „Strategie" 1923 ausführt,
spielbar: 11.... Lb7, 12. Sf6:t! Df6: 13. Da4 Lf3:! 14. gf cd, 15. Dd4: Tac8!
16. Tc8: Tc8: usw.)
Seite 338, Zeile 23 von oben, rechts. Nachtrag zum Zuge 14. Dg5.
Schlecht ist statt dessen, wie v. Bardeleben in der „Deutschen Schachzeitung"
1922 ausführt, 14. Di5 oder 14. Db3, zulässig jedoch auch 14. De4 Tc8, 15. d5 Sf6! =
Seite 338, Zeile 26 von oben, rechts. Zum Zuge 10. Da4.
(In den Ideengang der Duras-Variante einlenkend. Schärfer ist jedoch 10. 0—0,
vgl. Blindpartie Aljechin— Schapira, New-York 1924: 10. 0—0 a6 Ischwächer geschah
in der ersten Matchpartie Dr. Euwe— Davidson 1924: 10. . . . c6, worauf der Rückzug
11. Ld3 am zweckmäßigsten ist], 11. La4 c5 [Etwas besser geschah in der Gastpartie
Capablanca— Teichmann, Berlin 1913: ll....Tc8], 12. Ld7:! Dd7: 13. de bc, 14. Lf6:
gf, 15. Sa4 Db5, 16. b4!! usw. zugunsten von Weiß.)
Seite 338, Zeile 34 von oben, rechts. Fortsetzung der Textglosse:
z. B. wie Dr. Claparede in der „Deutschen Schachzeitung" ausführt: 11. Lf4 f5,
12. 0—0 c5, 13. Se5 Se5: 14. Le5: Dd7 usw.
Auch auf 10. De2 ist 10 3e4 geboten, schwächer ist dagegen, wie v. Bardeleben
in der „Deutschen Schachzeitung" 1922 mitteilt, 10. . . . Tc8, 11. 0—0 c5 wegen des
Guyaz-Zuges 12. Lf5! z. B. 12. . . . g6, 13. Lh3, bezw. 12. . . . h6, 13. Lf4! Sh5, 14. Se5 usw.
Seite 338, Zeile 35 von oben, rechts. Zum Textzuge 10.... c7 — c5.
Im Sinne der vorigen Anmerkung ist auch jetzt 10. . . . Se4 spielbar, z. B. Partie
Euwe— Dr. Olland 1922: 11. Lf4 c5, 12. De2 a6, 13. Tfdl, worauf statt 13. . . . f5 am
einfachsten 13. . . . Sc3: 14. Tc3: c4, 15. Lbl Lb4, 16. Tel De7 nebst Sf6 ausgleichen
dürfte.
Seite 338, Zeile 36 von oben, rechts. Zum Textzuge 11. Ddl — e2.
Von Schlechter (in Verbindung mit Tfdl) sehr gerne angewendet. Gegen den
sofortigen Pillsburyschen Ausfall 11. Se5 empfahl Marco 11. . . . Se5: 12. de Se8!
13. Lf4 g6! (13. . . . f5? 14. Dc2 g5? Gewinnpartie Schlechter— Lasker, Cambridge
Springs 1904), 14. Lh6 Sg7, 15. f4 d4! 16. f5? Lg5 usw. — Auch 11. Tel (Pillsbury—
Tarrasch, Hastings 1895), 11. Lbl (Pillsbury— Schlechter, ibid.) sowie 11. de (von
Steinitz empfohlen) haben sich im Wandel der Zeiten als keineswegs übermächtig
erwiesen.
Seite 339, Zeile 14 von oben, links. Zum Textzuge 28. Sc3Xe4.
Gewinnt zwar einen Bauern und droht Sd6 mit Qualitätsgewinn, am präzisesten
war jedoch 28. Tg6! Df8, 29. Dg4 Df7! (29. . . . Td8, 30. Tgh6: usw.), 39.Te2! usw
mit bedrohlicher Stellung.
488
Seite 339, Zeile 14 von oben, rechts. Zum Zuge 7. . . . ed.
(Auf 7. . . . Scl5: folgte in einer Partie Schlechter— Przepiörka, Nürnberg 1906:
8. Sdö: cd, 9. Lf4 0—0, 10. Ld3 c5, 11. 0—0 Lb7, 12. Tel Te8, 13. Se5 Se5: 14. Le5:
cd? 15. Tc7! usw., noch zwingender wäre aber 8. Le7: De7: 9. Sd5: ed, 10. Tel mit
klarem Stellungsvorleil für Weiß.)
Seite 340, Zeile 1 von unten, links. Nachtrag zum Zuge 6. . . . de,
(Nicht zuerst 6. . . . Lc3:t 7. bc de, vgl. Städtekampfpartie Güntzer— Sprecher,
Nürnberg 1919: 8. e4! g5, 9. Sg5: Se4: 10. Se4: Dh4, 11. Df3 f5, 12. Sc5 Sc6, 13. Tadl
[13. Lc4: Sd4:] Sa5? 14. d5 e5, 15. Se6 Le6: 16. de 0-0, 17. e7 Tf7 [17 De7,
18. Dd5t], 18. Dg3t Dg3: 19. TdSf Kg7, 20, hg und gewinnt.)
Seite 340, Zeile 20 von oben, rechts. Als zweiten Absatz beifügen:
In teilweiser Anlehnung an die strengste Orthodoxie geschah in einer Gastpartie
Emmrich— Lillija, Helsingfors 1923, sofort 6. . . . b6, 7. cd Sd5: (üblicher 7. . . . ed),
8. Le7: Se7: (logischer 8. . . . De7:), 9. Ld3 Lb7, 10. Dc2 usw. zugunsten von Weiß.
Als zweifelhaft für Schwarz erwies sich auch in einer Partie Sämisch— Grünfeld, Wien
1921, die „Variation in Collijn-Dur": 6. . . . c5, 7. Tel Sc6, 8. cd ed, 9. de Da5, 10. Le2
Dc5: 11. 0—0 Td8, 12. Sb5 usw. mit überlegenen Chancen. — Man sieht aus diesen
Beispielen, wie wünschenswert es für den Nachziehenden ist, aus der Schablonen-
entwicklung herauszutreten.
Seite 340, Zeile 21 von unten, rechts. Zum Zuge 5. . . . c6.
(Eine andere Verteidigungsvariante zeigt mit Zugumstellung Partie Aljechin—
Yates, Hastings 1922: 5. . . . Le7, 6. Sbd2 0—0, 7. Ld3 b6, 8. Dc2 Lb7, 9. 0—0 c5,
10. Tadl h6, 11. Lh4 cd, 12. ed de, 13. Lc4: Tc8, 14. Dd3 Sd5 usw. mit unklarem Spiel.)
Seite 343, Zeile 28 von oben, rechts soll folgendermaßen rektifiziert
werden:
10.dcSc5: 11. Sd4 (unbefriedigend auch ll.Sd5:Sd5: 12. Td5: Le6, bezw. 11. Lf6:
Lf6: 12. Sd5: Le6, 13. Sf6:t gf nebst Tac8) 11. . . . Le6, 12. Kbl Tac8, 13. Ld3 h6,
14. Lf6: Lf6: 15. Lf5 Tfd8 mit usw. Buchzeile 29.
Seite 343, Zeile 22 von unten, rechts. Fortsetzung der Klammer zu
9. Ld3.
In Betracht kommt aber die stille Fortsetzung 9. Le2 Da5, 10. 0—0, das heißt
den d-Bauer vereinzeln und dann aufs Korn nehmen. Partie Brinckmann— Emmrich,
Frankfurt a. M. 1923.)
Seite 344, Zeile 5 von oben, links. Zum Zuge 11. . . . Sb6.
(Abwartender geschah in einer Gastpartie Davidson —Teichmann, Berlin 1922:
11 a6, worauf statt 12. de am besten 12. 0-0 b5, 13. Ld3 c4, 14. Le4 mit spannenden
Möglichkeiten folgen sollte.)
Seite 344, Zeile 23 von oben, links. Zum Textzuge 15.... Ld7 — b5.
Statt dieses vielleicht doch zu unbefangenen Manövers empfiehlt Elias
Rabinowitsch in „Schachmatny Listok" ex 1921 15. . . . Tfd8, z. B. 16. Dd3 Sbd5,
bezw. 16. De2 Le8, bezw. auch 16. Dd2 Le8! 17. Sd5? Td5:
Seite 344, Zeile 19 von unten, links. Nach dem Namen „Breyer"
einfügen :
und unabhängig von ihm auch Elias Rabinowitsch
Seite 348, Zeile 23 von oben, rechts. Zum Textzuge 7. Lfl — d3.
Logischer erscheint nun (nachdem 7. Tel überflüssig geworden ist) 7. Dc2,
z. B. 7. . . . de, 8. Lc4 Sd5, 9. Le7: De7: 10. 0-0 Sc3: 11. bc b6, 12. a4 usw. (Grünfeld—
Selesniew, Mährisch-Ostrau 1923) oder 7. . . . 0-0, 8. a3 Te8, 9. Tel h6, 10. Lf4! Sf8,
11. c5! (Grünfeld-Hilse, Frankfurt a. M. 1923, vgl. S. 328 sub II) oder endlich 7. . . . a6,
(Schwarz will noch weiter „vorbauen"), 8. Tel h6, 9. Lf4 0—0 (besser de), 10. cd ed,
11. Le2! Te8, 12. 0-0 Sf8 (12. . . . Sh5, 13. Sd5: cd? 14. Lc7 mit Damenfang, vgl. S. 328,
Fußnote), 13. Se5 Ld7, 14. Lg3 usw. (Länderkampfpartie Emmrich— Gilg, Dresden 1923),
allemal mit besserer Stellung für Weiß.
— 489 --
Seite 348, Zeile 7 von unten, rechts. Statt „8. a4" ließ:
in ähnlicher Stellung 8. a4. [Dort war nämlich 8. Dc2 h6, 9. Lh4 a6 und nun
10. a4 geschehen.]
Seite 351, Zeile 22 von unten, links. Als neuen Absatz beifügen:
Ohne Saft wäre hier freilich 8. cd ed, 9. Ld3 Se4 oder auch vorerst 9. . . . h6,
10. Lh4 Se4 mit Entschlüpfung.
Seite 351, Zeile 5 von unten, links. Ergänzung der Klammer:
dafür aber 11. Lg3! zu empfehlen ist, z. B. 11. . . . S7bß, 12. Ld3, Steinitz-
Showalter 1894, oder 11. . . . b6, 12. 0—0 Lb7, 13. De2 a6, 14. Tfdl, Euwe- Larsson,
Göteborg „B" 1920, oder 11. . . . Sc3: 12. bc Da5, 13. 0-0 Sb6, 14. Lb3, Tartakower-
Snosko-Borowsk}^, Paris 1925.)
Seite 351, Zeile 3 von unten, links, Ergänzung der Klammer:
wie dies auch in einer Partie Grünfeld— Filep, Debreczin 1924, mit Zugumstellung
[7. . . . h6] geschah und nach 11. . . . a6, 12. a4! Db6, 13. 0-0 das bequemere Spiel
-für Weiß ergab.)
Seite 351, Zeile 10 von oben, rechts. Zum Textzuge 9.... Sf6 — d5.
Wegen 9. . . . h6, 10. Lh4! sowie 9. . . . a6, 10. 0—0 vgl. Anmerkung zum vorigen
Zuge von Schwarz. (Im letzteren Falle geschah z. B. in einer Partie Renaud— Rey,
Paris 1924: [9. . . . a6, 10. 0—0] b5, 11. Ld3 c5, 12. De2 Lb7, 13. Tfdl Db6, 14. Lbl usw.
mit wohlgefälligem Angriffsspiel.)
Seite 351, Zeile 17 von oben, rechts. Nachtrag zur Wendung 10.
Le7: De7:
Vgl. hiezu „lebende Partie" Rubinstein — Dr. Lasker, Berlin 1924: [1. d4 d5,
2. Sf3 Sf6, 3. c4 e6, 4. Sc3 Le7, 5. Lg5 Sb d7, 6. e3 0-0, 7. Tel c6, 8. Ld3 de, 9. Lc4:
Sd5, 10. Le7: De7:], 11. 0-0 (nach Aljechins allerneuestem Rezept ist nunmehr 11 Se4
sehr stark, z. B. Partie Colle— Tackeis, Brüssel 1924: 11. . . . Td8, 12. 0-0 Sd7-f6,
13. Sg3 b6, 14. Dd2 Lb7, 15. e4 Sc7, 16. Ld3 mit überlegenen Entwicklungstrümpfen,
bezw. endspielartig Partie Aljechin— Dr. Trejbal, Baden-Baden l925: 11. . . . Sd7— f6,
12. Sg3 Db4t 13. Dd2 Dd2:t 14. Kd2: Td8, 15. Thdl Ld7, 16. Se5 usw. mit aktiverem
Spiel für Weiß, bezw. und nach Aljechin verhältnismäßig am besten 11.... Sd5-f6,
12. Sg3e5 mit etwas Gegenspiel.) 11. . . . Sc3: 12. Tc3: e5, 13. Se5: (auf 13. e4 folgte in einer
Partie Aljechin-Breyer, Scheveningen 1913: 13.... ed, 14. Dd4:b5, 15. Lb3! zugunsten von
Weiß, besser aber Partie Grünfeld— Marco, Pistyan 1922: 13. . . . Te8! 14. d5 ed, 15. ed
Dd6! 16. Tfel Sf6, 17. Da4! Ld7, 18. Da3 =. Abwartender Partie Euwe-Strick van
Linchoten, Scheveningen 1923: 13. Dc2 g6 [besser 13. . . . e4], 14. de Se5: 15. Se5: De5:
16. f4! De7, 17. e4 drohend f5 mit Vorteil) 13. . . . Se5: 14. de De5: 15. f4! De7,
16.f5Ld7, 17. e4Tad8, 18. Dh5!De4: 19.Tg3! Dd4t 20.Tf2! Lf5: 21. Df5: Dc4: 22.Tg7:t
(erzwungene Großzügigkeit) Kg7: 23. Df6t Kg8, 24. Dg5t Kh8 Ewigschach. —
Seite 352, Zeile 25 von oben, links. Nachtrag zum Zuge 11. Tc3:
(Solider ist freilich nach Aljechin 11. bc, da nunmehr ll.Tc3: f6?! 12. Le6:t Kh8
mit der Doppeldrohung des Qualitäts-, bezw. Figurgewinnes folgen könnte. — Andrer-
seits ist Schwarz auch nach etwa 11. bc b6, 12. Dd3 Le7, 13. Lb3 Te8, 14. Lc2 SfS,
15. Le7: De7: 16. Sg5 usw. auf keinß Rosen gebettet.)
Seite 352, Zeile 11 von oben, rechts. Zum Textzuge 17. 0 — 0 als
zweiten Absatz beifügen:
Wir haben hier also ein drastisches Beispiel für den fraglichen Wert der
Rochaderegel, was keineswegs als eine hypermoderne These gelten mag, denn
bereits Dr. Lasker hat von der Entstellung des Schachspieles durch die Rochade
gesprochen und auch Snosko-Borowsky das Unorganische dieser Bewegung hervor-
gehoben!
Seite 353, Zeile 6 von oben, rechts. Als neuen Absatz einfügen:
Die mit dem Textzuge verbundene Eröffnungsfalle (5. cd ed, 6. Sd5:? Sd5:!!
7. Ld8: Lb4t) stellt übrigens ihrem anonym gebliebenen „Erfinder" ein Zeugnis der
Genialität aus. —
- 490
Seite 353, Zeile 20 von oben, links. Ergänzung der Klammer zu
5. Sf3.
— Nach Aljechin ist übrigens auf 1. d4 d5, 2. c4 e6, 3. Sc3 Sf6, 4. Sf3 Lb4
gemäß einer Matchpartie Eduard Lasker— Marshall 5. Da4f! Sc6 mit Ver-
stellung des schwarzen c Bauern zu empfehlen, doch hat darauf weder stürmisch
Städtekampfpartie Sarköry— Dr. Melier, Budapest 1925: 6. Se5 Ld7, 7. Sc6: [besser
7. Sd7:] Lc3: 8. bc Lc(3: 9. Db3 de! 10. Dc4: Se4! 11. Lf4 Df6! usw., noch ruhiger
Partie Grünfeld— Marshall, Marienbad 1925: 6. eS Se4, 7. Dc2 usw. etwas besonders
Wünschenswertes für Weiß ergeben.)
Seite 353, Zeile 6 von oben, rechts. Zum Zuge 7. . . . c6,
(Nun hat sich Schwarz die Bloßlegung durch c7-c5 überlegt. Tückischer war
daher nach Aljechin im vorigen Zuge 6. Sf3 und erst auf 6. . . . c5 mit 7. cd ed,
8. Ld3 usw. seine Karten zu öffnen.)
Seite 353, Zeile 13 von unten, rechts. Fortsetzung des Absatzes:
z. B. 10. h4 Sg3: 11. fg g4, 12. Sgl Lh6, 13. Kf2 Sb6, bezw. nach Bardeleben
10. h3 Sg3: 11. fg Dc7, 12. Kf2 Ld6 usw. — Noch ungeschickter ist 7. Ld3 wegen
7. . . . Lb4, 8. Dc2 Sc4 mit verschiedenen Drohungen für Schwarz.
Seite 354, Zeile 29 von oben, links. Zum Zuge 13. Db3.
(statt De2, Partie Leonhardt— Spielmann, Berlin 1920.)
ibid. Zum Zuge 14. . . . Le8.
(Oder 14. . . . Tac8, 15. Se5, Partie Elison— Sämisch, Stuttgart 1921.)
Seite 354, Zeile 35 von oben, links. Fortsetzung der Klammer zu
11. Ld3.
— Am besten nach Bardeleben ist übrigens 11. Ld2.)
Seite 354, Zeile 12 von oben, rechts. Als neuen Absatz beifügen:
In Betracht kommt aber an der Textstelle 9. •Lh4 oder gar 9. Lf4, um das
Läuferpaar zu behalten, vgl. Partie Dus Chotimirsky— Selesniew, Moskau 1924: 9. Lf4
Se4, 10. Sde4:! de, 11. Le2 Te8, 12 0—0 e5, 13. Lg3! (statt der freiwilligen Auflösung
13. de?Lc3: 14. bcSde5: 15. D 4:?Lf5! 16. Dd4Tad8 mit dem Bogoljubowschen Damen-
fang wie oben), 13. . . , Lc3: 14. bc ed, 15. cd Sf8, 16. Tbl Dd8, 17. c5 S 6 (um über
c7 nach d5 zu gelangen, was jedoch des Gegners Antwort verhindert), 18. Le5! usw.
mit Vorteil für Weiß.
Seite 354, Zeile 14 von oben, rechts. Zum Textzuge 10. Lfl^ — d3.
Nach dem kanadischen Theoretiker Geo Marechal lautet die Hauptvariante:
10. Le2 Ld7, 11. 0-0 Tac8, 12. Tacl cd, 13. ed Dc7, 14. a3 Lc3: 15. Dc3: Lc6 mit
etwa gleichen Chancen. [„Strategie" 1923.]
Seite 354, Zeile 18 von unten, rechts. Nach dem Namen „Becker"
einschieben:
nach dem Muster Rotlewi— Marshall, Karlsbad 1911
Seite 355, Zeile 24 von oben, links. Zum Textzuge 30. . . . Da5Xä3.
Nun sind gar zwei schwarze Figuren vom Hauptkriegsschauplatz entfernt. Voraus-
greifend sei vermerkt, daß die schwarze Dame den dramatischen Ereignissen volle
16 Züge lang untätig zuschauen wird!
Seite 356, Zeile 22 von oben, links. Zum Textzuge 8. Lfl — d3.
Eine Neuerung statt des üblichen Lf6: Hiemit und insbesondere mit dt'm nächsten
Damenzug wird der Diagonaldruck bl— h7 zum Leitmotiv der ganzen Partie gestaltet.
[Howell in „American Chess Bulletin" 1924.]
Seite 356, Zeile 20 von unten, links. Zum Textzuge 9. . . . Se4Xg5.
Unzulässig wäre nun (infolge des weißen Bauerntausches im 6. Zuge) 9. . . . Lb4
wegen 10. Le4: de, 11. De4: mit Schach! — Verfehlt geschah auch in einer Partie
Müller-Havasi, Raab 1924: 9. . . . f5, 10. Lf4! Le7 (10. . . . Lb4, 11. 0-0!), 11. Se5 Sf6,
12. a3 Lb4, 13. f3! und Weiß gewann.
491 —
Seite 356, Zeile 14 von oben, rechts. Fortsetzung der Glosse:
Weiß würde jedoch bei der letztgenannten Variante viel energischer 16. e4 fe?
17. De4: mit siegreichem Doppelangriff (gegen e7 und h7) spielen können.
Lc8— d7.
Seite 356, Zeile 23 von
Etwas besser wäre nach
Seite 358, Zeile 25
oben, rechts. Zum Textzuge 18. . . .
Howell 18. . . . Te8, 19. Dc2 Le6.
von oben, links. Nachtrag zum Zuge 5,
Daß diese „reservierte" Spielweise
nicht ohne Schärfe ist, zeigt folgende
schöne Partie Burn— T. R. E. Koss,
London 1920: [1. d4 d5, 2. c4 e6, 3. Sc3
Sf6, 4. Sf3 Le7, 5. e3] 5. . . . 0-0, 6. Ld3
c5, 7. 0—0 Sc6 8. b3 b6, 9. Lb2 Lb7 (bis-
her alles im Zeichen der Symmetrie!), 10.
De2 Tc8, ll.Tacl de (Zentrumsmassaker),
12. bc cd, 13, ed Sd4: (dieser Bauernraub
wird grandios widerlegt), 14. Sd4: Dd4:
15. Sd5! Dc5, 16. Lf6: gf (16. . . . Lf6: 17.
Dh5), 17. Lh7:t!! Kh7: 18. Dhöf Kg8, 19.
Dg4t Kh8, 20. Tc3 aufgegeben.
Seite 358, Zeile 6 von unten,
rechts. Zum Zuge 6. Lg5,
(Mit 6. g3 ließe sich übrigens die
Rubinstein-Variante der Tarrasch-Ver-
teidigung 3. . . . c5 herbeiführen.)
Seite 358, Zeile 6 und 5 von
Die Klammer
. . Le6 soll
e3.
unten, rechts,
zum Zuge 6.
lauten:
(Vorsichtiger ist
Le7, worauf jedoch
die Entsetzung
m
Amos Burn,
der Nestor der Großmeister-Garde.
emer
Partie Aljechin— Maröczy, London 1922,
folgte: 7. e3 0—0 [nun ist mit Zugum-
stellung die „Lärobok" Variante: 1. d4 do,
2. c4 e6, 3. Sc3 Sf6, 4. Lgo Le7, 5. e3
0—0, 6. Sf3 c5, 7. cd ed entstanden],
8. de! Le6, 9. Lb5! [statt 9. Lf6: Lf6:
10. Tel Da5, Partie Marshall— Rubinstein, Lodz 1908] 9. . . . Lc5: [auch nach dem
besseren Zuge 9. . . . a6 hat Schwarz ein schwieriges Spiel], 10. 0—0 Sc6, 11. Tel
Le7, 12. Lf6: Lf6: 13. Sa4 Tc8, 14. Lc6: bc, 15. Sd4 nebst Sc5 mit total überlegener
Stellung.)
Seite 359, Zeile 10 von unten, rechts. Fortsetzung des Textes.
oder noch raffinierter 8. Le5 f6, 9. Lg3.
Seite 361, Zeile 20 von oben, links. Fortsetzung des Schi jßvermerkes:
„Das Spiel seines Gegners sei nach Dr. Laskers Ansicht ein gewisser Bluff
gewesen und dafür habe er verloren. Das sollte offenbar ein kleiner, wenn auch
harmloser Seitenhieb für die Modernen sein", schreibt Koslowski in seinem hoch-
interessanten Bericht in der „Vossischen Zeitung" vom 3. Juli 1924. — Der Hieb sitzt
flach: Lasker hat einfach die Partie besser gespielt und das ist alles. — Ganz anders
zu werten sind die herrlichen Seiten über das „Prinzip des Ethischen" in Dr. Laskers
Buche „Gesunder Menschenverstand im Schach" (Berlin 1925).
Seite 361, Zeilen 26 bis 31 von oben, rechts.
Dieser Klammerteil gehört zu 5. . . . Sb8—c6 (Buchzeile 12 oben rechts) und ist
dementsprechend die Nummerierung seiner Züge zu ändern (5. statt 6. usw.). — Der
von uns nach 5. . . . de, 6. Lc4: a6 vorgeschlagene Zug 7. Se5 ist eine Neuerung
gegenüber den Bilguerschen Fortsetzungen 7. Ld3 oder 7. 0—0.
492
Seite 361, Zeile 38 von oben, rechts. Ergänzung der Klammer zu
10. Ddl — c2.
Auf 10. Tel folgte übrigens in der dreizehnten Matchpartie Dr. Lasker— Dr. Tarrasch
10. . . . a5, bezw. in einer Partie Aljechin— Euwe, Haag 1921, noch schärfer 10. . . . De7
mit baldigem Gegenspiel für Schwarz.)
Seite 361, Zeile 43 von oben, rechts. Ergänzung der Klammer zu
10. . . . Dd8— e7.
— Vgl. ferner Partie Hartlaub-Benary 1911: 10. ... de? IL Sg5 g6, 12. 0-0—0
De7, 13. Td6! h6, 14. h4 hg, 15. hg Sh5, 16. Th5: gh, 17. Sd5! ed, 18. Tgöf nebst
Matt in zwei Zügen. — Durch diesen Hinweis wird auch die Priorität bezüglich des
Zuges 10. Dc2 richtiggestellt.
Seite 362, Zeile 35 von oben, rechts. Nach den Worten „Wagners
Idee" einfügen:
die freilich durch die Partien Dr. Bernstein— Löwenfisch, Wilna 1912, sowie
Flamberg— Löwenfisch, Petersburg 1914, um ihre Priorität gebracht wird.
Seite 362, Zeile 40 von oben, rechts. Zum Zuge 7. Lg2.
(Am einfachsten. Doch ist auch 7. Se5 sehr beachtlich.)
Seite 363, Zeile 14 von oben, links. Zum Zuge 9. de.
[Ein sehr beachtenswerter Versuch, den doppelten Tempogewinn Lf8—e7Xc5—e7
geziemend auszunutzen. — Wegen 9. a3 Le6, 10. de Lc5: 11. b4 usw. vgl. unten die
Nachtragsanmerkung zum 10. Textzuge von Weiß.]
Seite 363, Zeile 20 von oben, links. Nach 14. Sd4! einschieben:
oder Partie Emmrich— Dr. Zimmer, Dresden 1923: 11. . . . 0—0, 12. Tel Lg4,
13. Le5 TeS! 14. Le7: De7: 15. Sc5 oder Üsw. wie im Buche.
Seite 363, Zeile 26 von oben, links. Fortsetzung der eckigen
Klammer:
Sohin ist diese Forlsetzung: 10. Sa4 nebst Le3 als Hauptvariante der „anti-
modernen" Verteidigung 3. . . . c5 zu betrachten, während die anderen Spiel-
weisen: 10. Lg5 Le6, 11. Tel Le7, bezw. 10. b3 Le6, 11. Lb2 Se4! 12. Sa4 Le7, bezw.
10. a3 Le6, 11. b4 Le7! 12. Lb2 TacS! usw. nur ausgleichen.]
Seite 363, Zeile 27 von oben, rechts. Fortsetzung der Glosse:
— Im übrigen sind wir nunmehr mit einigen sehr häufig vorkommenden Zug-
umstellungen ins Fahrwasser der beim 7. Zuge von Schwarz erörterten „Hauptvariante"
geraten.
Seite 364, Zeile 11 von oben, links. Zum Zuge 11.... De7.
(Zweckmäßiger ist 11. . . . Se4.)
Seite 364, Zeile 30 von oben, links. Als weiteren Absatz beifügen:
c) Aufwirbelungsmethode, Panie Rubinstein -Dr. Tarrasch, Teplitz-Schönau
1922: 10. a3 0-0, 11. b4 Le7! (11. . . . Ld6, 12. Lb2 a5, 13. b5 Se5? 14. Sd5:! mit
Bauerngewinn für Weiß), 12. Lb2 Se4 (sicherer 12. . . . Tc8), 13. b5! (statt Vidmar-
Sehlechter: 13. Sd4 Sd4: 14. Se4: de, 15. Dd4: Dd4: 16. Ld4: f5 usw. zugunsten von
Schwarz) 13. . . . Sa5, 14. Se4: de, 15. Sd4: Dd5? (verhältnismäßig am besten war
zunächst 15. . . . Sc4, 16. Lc3 Dd5, 17. Dc2 und Weiß hat nur minimalen Vorteil),
16. Dc2 f5, 17. Dc3 (ein siegreicher Doppelangriff) 17. . . . Sc4 (oder 17. . . . Lf6, 18. Da5:),
18. Sf5:! und Weiß gewann.
Seite 364, Zeile 19 von unten, links. Zum Zuge 12.,.. Dd7.
[Vorzuziehen nach Emmrich 12.... h6! 13. Lf4 Sd4: 14. Dd4: Da5 nebst TacS
und TfdS mit Ausgleichsehancen für Schwarz.]
Seite 364, Zeile 4 von oben, rechts. Zum Textzuge 14.... Dc5 — b6.
Nach Reti ist diese Entführung der Dame als entscheidender Fehler zu betrachten
und war statt dessen 14. . . . Dd6 geboten. [„8 Uhr-Blatt" 1923.]
493
.-Äteferf
Seite 364, Zeile 17 von unten, rechts. Zum Zuge 13. Da4.
[Me':ir ist nach Emmrich mit 13. b4! a6, 14. a4 usw. zu erreichen.]
Seite 365, Zeile 1 von oben, rechts. Zu Janowskis Verteidigung
a7— a6.
Tiefe und Eleganz haben von jeher
das Spiel des franko-polnischen Groß-
meisters ausgezeichnet. Es ist schade,
daß seine Kampfnatur nicht nur den
Gegner, sondern auch das Schicksal be-
siegen will und daher oft scheitert.
Seite 365, Zeile 18 von oben,
rechts. Fortsetzung der
Klammer zu 4. cd.
Auf 4. Sf3 kann 4. . . . de, 5. a4 c5!
6. e3 Sf6 usw. zum angenommenen Damen-
gambit führen. — Schlechter empfahl 4. e4.)
ibid. Zum Zuge 5. Sf3!
(Zweckmäßiger als das früher
übliche sofortige 5. Db3. Ohne Schärfe
geschah in einer Partie Sergeant-Rubin-
stein, Southport 1924: 5. g3 Sf6, 6. SfS
Ld6, 7. Lg2 c6, 8. Dc2 0— ü, 9. 0-0 Te8
usw. mit etwa gleichem Spiel.)
Seite 368, Zeile 12 von oben,
1 i n k s. Fortsetzung der Klammer
zu 6. . . . Ld6. \p i
Fraglich ist auch 6. . . . Le7, vgl. ,1
Partie Factor— Rzeschewski, Detroit '*
1924: 7. 0—0 0-0, 8. Dc2 de, 9. Lc4: Dc7, ,,;. J
10. Ld2! e5, 11. Tacl Ld6 [na also!], 12.
h3 TeS [besser h6], 13. Sg5! Te7, U.
Db3! Db6, 15. Lf7:t Kf8 [besser KhB], David janowski.
16. Se4 Lc7? [besser Db3:], 17. Lb4! Ld8,
18. Sd6! c5, 19. de Dc6, 20. Seöf Te6: 21. Le6: e4, 22. Ld7! aufgegeben.)
Seite 368, Zeile 41 von oben, links. Ergänzung
7.... de.
— Amüsant wäre übrigens 7. . . . e5, 8. ed5: cd, 9. cd ed, 10. Sd4: Sd5: [man
beachte die Massierung von acht Steinen auf der d-Linie!], 11. Sf5 usw. mit Angriff.)
Seite 368, Zeile 31 von oben, rechts. Fortsetzung der Klammer zu
10. . . . Dc7.
— Vgl. ferner die Schönheitspartie Renaud — Galgneron de Marolles,
Straßbourg 1924: 10. . . . TeS, 11. Tel SfS [unternehmender 11. . . . e5], 12. Ld2 Le7,
13. Lc3 Ld7, 14. Se5 Tc8, 15. Dh5 g6 [besser Sg6], 16. Df3! f6, 17. Sg4 f5, 18. Se5! fe
[besser Lf6], 19. Df7t Kh8, 20. d5 LfÖ, 21. Sgöf aufgegeben.)
Seite 368, Zeile 42 von oben, rechts. Fortsetzung der Textglosse:
z. B. 8 a6, 9. a4 b4, 10. Sbl c5, 11. 0-0 Lb7, 12. Sb d2 Le7, 13. Sc4 0-0,
Partie Teichmann— Rubinstein, Karlsbad 1923.
der Klammer zu
14. Se5 usw.:
Seite 368,
(Oder
Zeile 14 von unten, rechts. Nachtrag zum Zi:ge 12. Lg5.
Partie Rubinstein— Lewitzky, Breslau 1912: 12. Le3 Se5 [besser wäre
immerhin der Damentausch], 13. Tadl Lc7 [neuerlich wäre 13 Sf3:t nebst Damen-
tausch vorzuziehen], 14. Dc5! b6, 15. Db4 a5, 16. Dc3 Lf5 [besser 0—0], 17. Lg5! De6
[auch 17. . . . Sf3:t 18. Df3: Le4: 19. De4: De6, 20. De6: fe, 21. Tfel führt zum
schwarzen Ruin], 18. Sd4 Dd6, 19. Lf5: aufgegeben.)
494
Seite 369, Zeile 2 von oben, links. Ergänzung der Textglosse:
bezw. Partie E. Rabinowitsch— Rosselli, Baden-Baden 1925: 9. . . . Lb7, 10. e5
Sd5, 11. Sd5: cd, 12. 0—0 Le7, 13. Le3! usw., bezw. endlich und für die ganze Meraner
Variante vielleicht maßgebend Partie Bogoljubow— Thomas, Baden-Baden 1925: 9. . . .
c5, 10. e5 cd (oder Aljechin-Te Kolste, ibid.: 10. . . . Sd5, 11. Sg5!), 11. Sb5:!! (von
Blumenfeld in Moskau statt der für Schwarz jedenfalls günstigen Abwicklung 11. ef
de ausgeklügelt und von Bogoljubow nach Westeuropa zollfrei importiert) 11. . . . ab
(auf 11 Sg4 folgte in der Stammpartie Blumenfeld— A. Rabinowitsch, Moskau 1925:
12. Da4!! mit plötzlichem Armfallgriff, dagegen kommt nach Sosin in „Schachmatny
Lystok" 1925 auch 11. . . . Se5: 12. Se5: ab, 13. Lb5t Ld7 usw. in Betracht.) 12. ef e5?
(umständlich auch Partie Colle— Te Kolste, Baden Baden 1925: 12. . . . Db6, wegen 13.
0—0! und fatal selbstredend 12. . . . Df6:?? 13. Lg5 mit Damengewinn; dagegen aber
12. . . . gf oder auch, wie Aljechin in „L'Echiquier" 1925 ausführt, dazwischen
12. . . . Lb4t 13. Ld2 Ld2:t 14. Dd2: gf! 15. Sd4: LbT usw. noch sehr unklar), 13.
fg Lg7: 14. De2 De7 (14. . . . 0-0? 15. De4), 15. 0—0 Lb7, 16. Tel Dd6, 17. Sh4
usw. mit Schraubendruck für Weiß.
Seite 369, Zeile 37 von oben, links. Nach dem Worte „Partie" ein-
schieben:
Müller -Walter, Raab 1924: 11 b4, 12. Lbl Le7, 13. Tfdl Dc7, 14. Sbd2
0-0 usw., bezw. Partie usw. wie im Buche.
Seite 369, Zeile 12 von oben, rechts. Fortsetzung der Klammer zu
13. b3.
— Am besten ist aber nach Grünfeld 13. de nebst 14. b3 und nach Aljechin
13. Tel, um auf 13. . . . Dd5 14. e4, bezw. auf 13. . . . Se4 14. a5! spielen zu können.)
Seite 371, Zeile 16 von oben, links. Ergänzung der Klammer zu
4. de.
— Schwach wäre statt des zuletzt angegebenen Zuges sofort 6 . . . f6? 7. Da4t
Ke7, 8. Db3 usw. [Dr. Bernstein— Marshall, Ostende 1906], bezw. nach Aljechin 6. . . .
Sc6, 7. Lf4 nebst e3. Jetzt droht dagegen f6, z. B. also laut „Schachwart" 1914:
6. . . . Da5! 7. Ld2 [unklar 7. e3 Lb4, 8. Ld2 Se7, 9. a3 Lc3: 10. Lc3: Db6, 11. Da4t
Kf8 usw.] 7. . . . f6, 8. Se4: Db6!! 9. Da4t Sd7, 10. Sc3 fe, 11. Sd5: Dd6, 12. e4 Sf6,
13. de De5: 14. Lf4 Lb4t 15. Db4: Sd5: bezw. 13. Lb4 Db8 mit behaupteter Mehrfigur
für Schwarz.)
Seite 371, Zeile 13 von oben, rechts. Nachtrag zum Zuge 8. 0 — 0.
Darauf folgte übrigens in einer Partie Rubinstein— Bogoljubow, Hastings 1922,
ziemlich unbequem 8. . . . Dh4. Schärfer geschah daher in einer Partie Aljechin —
Opocensky, Paris 1925, sofort 8. e4! Sc3: 9. Sc3: Lg6, 10. 0—0, worauf sich nunmehr
10. . . . Dh4 wegen 11. d5!! ed, 12. g3! Df6, 13. ed usw. (z. B. 13. . . . Le7, 14. Tel!
Se5, 15. Le2 0—0—0, 16. Lf4! Ld6, 17. Tel Kb8, 18. Db3) als nachteilig erwies und
daher wohl einfach 10. . . . Le7 vorzuziehen war. — Dieser Läuferzug käme übrigens
schon im 7. Zuge (statt 7. . . . Sd7) in Betracht, indem er 8. e4 wegen b7— b5— b4 mit
Bauerngewinn verhindert.
Seite 371, Zeile 22 von oben, rechts. Nachtrag zum Zuge 12. Ld2.
[Viel schärfer jedoch und für die ganze Variante mit der Läuferopponierung
kraftspendend ist, wie Grünfeld in „Tidskrift" 1922 hinwies, 12. Lg5! Le7, 13. Ld2,
z. B. laut einer Glanzpartie Colle— Dr. Euwe, Hastings 1924, 13. . . . Te8, 14. Lc3 Dc7,
15. Tadl nebst Tfel oder auch Partie Grünfeld— Te Kolste, Baden-Baden 1925:
13.... Dc7, 14. Tfel! Sf6, 15. De2 Tfe8, 16. Lc3 usw. mit strategischen Trümpfen
für Weiß.]
Seite 371, Zeile 18von unten, rechts. Zum Zuge 7. . . . e6!
(Viel schwächer geschah in der vorerwähnten Stammpartie Zukertort— Steinitz:
7. . . . Sc6? 8. Se5 e6, 9. Lb5 Dc7, 10. Ld2 usw. mit weißem Vorteil.)
Seite 371, Zeile 15 von unten rechts. Fortsetzung der Klammer:
nebst späterem f2— f4, vgl. Partie Dr. Voellmy— Capt. Bolland, Bromley 1925:
8. Se5! Le7, 9. e3 0—0, 10. Ld3 Sc6, 11. f4 usw. zugunsten von Weiß.)
Seite 372, Zeile 26 von oben, links, Nachtrag zum Zuge 5. ... Sbd7.
(Auf 5. . . . Se4 ist statt der Abwicklung 6. Se4:?, Partie Bogoljubow— Maröczy,
New-York 1924, wohl 6. Ld3 f5, 7. Se5 mit überlegenem Spielraum zu empfehlen.)
— 495 —
Seite 372, Zeile 4 von oben, rechts. Zum Zuge 7 Ld6.
(Auf 7. . . . h6 folgte in einer Partie Grünfeld— Selesniew, Meran 1924: 8. a3
und in einer Partie Rabinowitsch— Selesniew, Moskau 1925, unter Verzicht auf die
Zernierungsarbeit am Damenflügel: 8. b3 Ld6, 9. Lb2 Db8 [9. . . . Dc7, 10. c5 Le7,
11. b4], 10. h3 0—0, 11. Sh4 Lh7, 12. cd ed, 13. g4 Te8, 14. Sf5 Lf8, 15. Khl usw. mit
Angriffsstellung. — Am besten ist übrigens nach Becker 7. . . . Le7.)
Seite 372, Zeile 15 von oben, rechts. Zum Textzuge 7. c4 — c5!
Konsequenter als Partie Becker— Krüger, Frankfurt a. M. 1923: 7. 0—0 Sbd7,
8. c5 Lc7, 9. b4 0—0, 10. Lb2 Se4, 11. Se4: Le4: 12. Sd2 Lg6 (oder Partie Grünfeld—
S. R. Wolf, Wien 1923: 12. . . . Dh4, 13. f4 f5, worauf statt 14. Sf3 De7 viel schärfer
14. Se4:! fe, 15. b5 geschehen konnte), 13. f4 Sf6, 14. Lc3.? (14. b5! Se4, 15. Sf3 zu-
gunsten von Weiß) 14. . . . Se4: 15. Se4: Le4: 16. Da4? (neuerliche Zeitvergeudung)
16 a6, 17. Db3 g5! mit starkem Gegenspiel.
Seite 372, Zeile 32 von unten, rechts. Zum Zuge 7 b6?
(Besser wohl 7. . . . Le7.)
Seite 374, Zeile 14 von unten, links. Beifügen:
oder, wie N. Zelikow in „Schachmaty" 1924 ausführt, 7. . . . Lg4.
Seite 375, Zeile 1 von unten, links, Ergänzung des Absatzes:
(Reservierter ist 6. . . . e6, um auf 7. Lf4 entweder ä la Partie Marshall—
Dr. Lasker, New-York 1924, 7. . . . Le7 nebst Sh5 und f5 oder, wie in einer Partie
Renaud— Kahn, Nizza 1925, geschah, stonewallmäßig 7. . . . Ld6, 8. Lg3 Se4! 9. e3 Sg3:
10. hg Ld7! 11. Le2 Tc8 usw. mit etwa gleichem Spiel zu antworten.)
Seite 376, Zeilen 3 bis 1 von unten, rechts, sollen lauten:
Sf6, 17. f4 (auf 17. Dg6 setzt Beique in „Le Canada" 1925 mit 17.... ed, 18.
ed Df81 drohend Sd8 bezw. 18. f4 Df8, 19. Tf3 Sg8! usw. zugunsten von Schwarz
fort.) 17.... ed (oder etwa 17.... e4, 18. Del), 18. Tf3 e5, 19. Dg6! de, 20. f5! usw.
mit unerbittlichem Angriff.
Seite 381, Zeile 1 von oben, links. Zum Zuge 8. Sg4:
[Richtig ist, wie Grünfeld in „Tidskrift" ex 1922 ausführt: 8. h3 Lh5, 9. Lf4.]
Seite 381, Zeile 7 von oben, links. Als einen weiteren Absatz ein-
fügen:
oder laut Kostitsch in Gyula 1921: 5. c5 Dc7, 6. g3! Sh5, 7. e4! de, 8. Se5 g6,
9. Lc4 e6, 10.Se4: Sd7, 11. f4 Le7, 12. Sf7:! usw. —
Seite 381, Zeile 4 von oben, rechts. Zum Zuge 6. e3.
(Auf das von Dr. Krause vorgeschlagene Räumungsmanöver 6. Se5, um nämlich
f3 nebst e4 durchzusetzen, folgte in einer Partie Nimzowitsch— Sämisch, Marienbad
1925, etwas dislozierend: 6. . . . Sd7, 7. Sd7: Dd7: 8. f3 Sd5, 9. e4 Sc3: 10. bc Le6 usw.,
ist aber vor allem das Opferspiel 6. . . . e6, 7. f3 Lb4, 8. e4 Le4: usw. alarmierend.)
Seite 381, Zeile 28 von oben, rechts. Beifügen:
weil das Zentrum nur allzubald zu „hängen" beginnt.
Seite 381, Zeile 3 unten, rechts. Zum Zuge 8. Db3?
(Oder Partie Morrison— Marechal, Toronto 1924: 8. 0-0 e6, 9. Sh4 Lc2, 10.
Dd2 [besser 10. Del] Se4! usw.)
Seite 382, Zeile 8 von oben, links. Fortsetzung der Textglosse:
und wenn dann 7. Db3, so Db6 nebst Le7 und 0—0. Becker empfiehlt übrigens
6 Sfd7.
Seite 382, Zeile 31 von unten, links. Fortsetzung der Klammer zu
7. . . . cb.
Vielleicht jedoch 7. . . . Sd5, worauf wohl 8. Df3 oder 8. Ld2 folgen kann.)
Seite 382, Zeile 26 von unten, links. Beifügen:
z. B. 16. . . . La5, 17. La3! Lb6! 18. Tel Tc8, 19. Lb5 mit Eroberung des Bauern
c6. [H. Wolf im „Neuen Wiener Tagblatt".]
Seite 382, Zeile 4 von oben, rechts. Nach „angegeben" beifügen:
um die Bauernbeute womöglich zu behaupten. —
Seite 382, Zeile 32 von oben, rechts. Zum Zuge 10. . . . Dd8— d5.
(Prof. Becker empfiehlt 10. . . . c5, z. B. 11. Df3 cd, 12. Da8: Daöf nebst De5:
bezw. 11. Lc4: Sc4: nebst eventuell Sc6.)
496 -
ibid. Zum Zuge 11.... Sf6 — e4.
(Pariert Sc3. — Wenn jetzt 11.... c5, so 12. Sc3 Db7, 13. Le2! zugunsten von
Weiß.)
Seite 382, Zeile 36 von oben, rechts. Beifügen:
In einer Beratungspartie Perneder und Rot gegen Hönlinger und Ritschel,Wien
1924, folgte: 13. . . . Lc4: (13. . . . Sf2:? 14. Df2: Lc4: 15. Sc3 mit Figurgewinn für
Weiß), 14. Lc4: Dc4: 15. De4: Sa6, 16. Lc3 Lb4 (interessant 16. . . . Sb4, 17. Sd2 Sd3t
18. Kfl! ±), 17. Sbd2 usw. mit etwas besserem Spiel für Weiß.-
Seite 382, Zeile 16 von unten, rechts. Zum Zuge 9, 0 — 0.
(Nicht ohne Schattenseiten ist 9. De2, um e3 — e4— eventuell e5 durchzusetzen,
vgl. Partie Vukovic-Walter, Györ 1924: 9. De2 Lb7, 10. e4 c5, 11. e5 Sd5, 12. Ld2 a5,
13. 0—0 Le7 usw. mit Gegenspiel. — In Betracht kommt aber auch nach Hans Müller
9. Dc2.)
Seite 382, Zeile 13 von unten, rechts. Fortsetzung der zitierten
Schönheitspartie Maröczy — Przepiörka, Raab 1924:
12. b3 Le7, 13. Lb2 0-0, 14. Sei a5, 15. Sd3 Tfd8, 16. Tacl Se4, 17. Sf e5 Sb6,
18. de Sc4: 19. Sc4: Sc5: 20..Dg4 Lf8, 21. Sce5 f5, 22. Dh5! Td5, 23. Sc5: g6, 24.Td5:l
Ld5: 25. Ddl Lc5: 26. Sd3 aufgegeben.
Seite 385, Zeile 26 von oben, links. Nachtrag zur Collijn-Fortsetzung
7. Sb3 Dc7.
Nun folgte aber in der Schönheits-
partie Przepiörka — Dr. Seitz,
Hastings 1924/25: 8. g3! (mobilisiert den
Zukunftsläufer und provoziert die Zentral-
schwächung e7— e5) 8. . . . e5, 9. Lg2
Lf5 (erträglicher nach Aljechin 9. . . . Lb4,
10. 0-0 Lc3: ll.bcO— 0), 10. 0-0 Sc6
(geboten war 10. . . . a6), 11. Sb5 Db6
(besser nach Maröczy 11.... Db8, doch
bleibt Weiß auch dann mit etwa 12. Le3
oder gar 12. f4 im Vorteil. Unbefriedigend
ist auch 11.... Dd8 wegen 12. Lg5),
12. Sd6t Ld6: 13. Dd6: Se4, 14. Le4:
Le4: 15. Le3 Dd8, 16. Da3! (erster
Problemzug) 16. . . . De7, 17. Lc5 De6,
18. Tfdl f6 (herzhafter wäre vielleicht
18. . . . h5), 19. Da4 Lc2 (19. . . . Ld5,
20. Sa5 b6, 21. e4! und gewinnt), 20. Td6
Df5, 21. Dc4! Sd8, 22. Tel Le4, 23. La3!!
(zweiter Problemzug) 23. . . . Le6, 24. Sc5
Dg6, 25. Tcdl b5, 26. Td8:t aufgegeben.
(26. . . . Td8: 27. De6t Kf8, 28. Sd7#. Das
Manöver La3, Sc5 und Sd7 stellt die Idee
des Indischen Problems in der praktischen
Partie dar.)
Seite 385, Zeile 6 von unten,
rechts. Ergänzung der
Klammer zu 4. cd.
Um diesen Gegenstoß e7— e5
dauernd zu verhindern, geschah übrigens
in den Partien Aljechin— CoUe, Paris
1925 sowie Baden-Baden 1925, A. Da4 Lf3: 5. ef usw.)
Seite 387, Zeile 21 von oben, links. Fortsetzung der Klammer zu
5, Sbd2
bezw. endlich 5. Lf4 Lg4 nebst Dd7 und 0—0-0.)
David Przepiörka.
— 497 -
Seite 390, Zeile 12 von oben, rechts. Nachtrag zum Zuge 7. Sc3.
Sehr originell verlief darauf folgende Freipartie Dr. Robinson— H. Wolf, Wien
1924: [1. d4 d5, 2. Sf3 Sf6, 3. c4 e6, 4. Sc3 de, 5. e3 c5, 6. Lc4: Sc6, 7. 0-0] 7. . . . a6,
8. a4 Le7, 9. Se5 (eine übereilte Idee) 9. . . . Ld7! (9. . . . Dc7? 10. Sc6: Dc6:? 11. Lb5
ab, 12. ab mit Qualitätsgewinn), 10. Khl Tc8! (droht cd nebst Se5:), 11. Sd7: Dd7:
12. d5 ed, 13. Sd5: Se5, 14. b3 Td8, 15. e4 0-0, 16. Lb2 Sd5: 17. Ld5: Sg4! 18. Del
Dc7, 19. f4 Lf6, 20. Ta2 Tfe8, 21. b4 c4! 22. Ta3? Lb2: 23. Db2: Td5:! 24. ed Df4:!
und Weiß gab auf.
Seite 390, Zeile 25 von oben, rechts. Zum Zuge 10. ed.
(Ohne Durchschlagskraft erwies sich in einer Partie Rubinstein — Tartakower,
Baden-Baden 1925 [mit Zugumstellung]: 10. Sd4: Dc7, 11. Sc3 0—0, 12. e4 b6, worauf
statt des optimistischen 13. Lg5 am solidesten 13. Le3 mit Eventualvereinfachung
folgen sollte.)
Seite 392, Zeile 5 von unten, rechts. Fortsetzung der Klammer:
z. B. 8. g3 e5, 9. Sc2 Ld7! = Partie Rubinstein— Spielmann 1920.)
Seite 393, Zeile 14 von oben, links. Nach 6 Sf6! einfügen:
7. Sc3 e5 = Partie Bogoljubow— Spielmann, Berlin 1920,
Seite 394, Zeile 13 von unten, links. Zum Textzuge 14. Ddl — d2.
Hier war 14. Del! Db4, 15. Dd2 Db6 (d6), 16. Se5 usw. viel eher angebracht,
um die Partie halten zu können. [Aljechin im Turnierbuch.]
Seite 395, Zeile 34 von oben, rechts. Als zweiten Absatz beifügen:
Stemmt sich aber Schwarz weder mit 4. . . . Ld6 noch mit 4. . . . c5 entgegen,
sondern entwickelt sich zunächst ganz passiv mit etwa 4. . . . Le7, so verstärkt Weiß
seinen Druck zusehends, vgl. Partie Johner — Nyholm, Kopenhagen 1916: [1. d4 d5,
2. Sf3 e6, 3. Lf4 Sf6, 4. e3] 4. . . . Le7, 5. Ld3 0-0, 6. Sb d2 c5, 7. c3 b6? (unter-
nehmender Db6), 8. Se5 Lb7, 9. Df3 Sbd7, 10. Dh3 Tfe8, 11. Sdf3! (droht bereits
12. Sf7: Kf7: 13. Sg5t) 11. . . . Sf8 (besser Tf8), 12. Sg5 Dc8, 13. Sgf7: La6, 14. Shöf!
gh (14. . . . Kh8, 15. Sef7#), 15. Dg3 Sg6, 16. Lg6: aufgegeben.
Seite 395, Zeile 8 von unten, rechts. Nachträgliches zum Zuge
3. . . . e6.
Erst jetzt, nach Einsperrung des schwarzen Damenläufers, erhält der dritte Zug
von Weiß schwunghafte Bedeutung. Energischer ist daher für Schwarz, wie bereits
erwähnt, 3. . . . c5, 4. e3 Db6! z. B. Partie Vidmar— Reti, Kaschau 1918: 5. Sc3 c4!
6. Tbl Lf5, 7. Se5 e6, 8. f3 Sc6, oder Capablanca— Maröczy, New-York 1924: 5. Del
Sc6, 6. c3 Lf5! usw. mit andauernder Initiative für die nachziehende Partei.
Seite 398, Zeile 6 von oben, links. Nachträgliches zum Textzuge
2.... e7— e6.
Wie Nimzowitsch in „Kagans Schachnachrichten" ex 1925 ausführt, ist hier die
Dr. Krause sehe Idee sehr beachtenswert, sofort 2. . . . d6 nebst baldigster Durch-
setzung von e7— e5 zum Leitmotiv der schwarzen Verteidigung zu gestalten, vgl. Partie
Löwenborg— Dr. Krause, Kopenhagen 1924: [1. d4 f5, 2. c4 d6], 3. Sf3 Sc6! 4. Sc3 Sf6,
5. e3 (oder 5. g3 e5! 6. de de, 7. Dd8:t Kd8: bezw. Korrespondenzpartie Nimzowitsch—
Dr. Krause 1924/25: 5. Lf4 h6, 6. h4 Sg4, 7. d5 e5! [statt Nimzowitsch-Möller
Kopenhagen 1923: 7. . . . Se5, 8. e4! ±], 8. de Le6: 9. g3 [statt Brinckmann— Krause
1924: 9. Sc3] Lc4: 10. Sd4 Dd7) 5. . . . e5, 6. g3 g6! usw. =
Die zu erlangende Bauernkonfiguration f5, e5, d6 ist mit der Tschigorinschen
in der französischen oder sizilianischen Partie (als Anziehender!) identisch, wobei
jedoch auf den Zug De2 (bezw. De7) Verzicht geleistet wird.
Seite 402, Zeile 38 von oben, links. Als weiteren Absatz beifügen:
IV.) Schwerfälliger ist nach 1. d4 e6, 2. Sf3 f5, 3. g3 die Bildung des Kontra-
fianchettos 3. . . . b6 (statt 3. . . . Sf6), 4. Lg2 Lb7, 5. 0—0, vgl. mit Zugumstellung
Partie Spielmann-Mieses, Teplitz-Schönau 1922: 5. . . . Sf6, 6. c4 Sc6 (auf 6. . . . Le7
folgte in einer Partie Reti— Aljechin, Karlsbad 1923: 7. Sc3 0—0, 8. b3 De8, 9. Lb2
Dh5, 10. Dc2 Sc6, 11. Tadl mit fühlbarem Druck im Zentrum, ist aber laut einer Partie
Grünfeld— Opocensky, Meran 1924, auch das sofortige Aufwühlen der Mitte durch
Dr. S. G. Tartakower: Die hypermoderne Schachpartie. 32
- 498 -
7. d5! ed, 8. Sd4 g6, 9. Sc3! Sc6, 10. cd usw. sehr beachtenswert), 7. Sc3 (augen-
scheinlich nachhaltiger a». Partie Maröczy— Mieses, Teplitz-Schönau 1922: 7. Sbd2
Ld6, 8. a3, worauf statt 8. . . . Tb8, 9. b4 usw. jedenfalls 8. . . . a5 vorzuziehen wäre,
da kein Ausfall Sb5 wie in der zitierten Partie zu befürchten ist) 7. . . Ld6, 8. aS a5!?
9. Sb5! 0—0 (9.... Le7, 10. Lf4), worauf nun statt 10. Dc2 der Ausfall 10. Db3 den
weißen Stellungsvorteil noch energischer verwerten könnte.
Seite 404, Zeile 7 von oben, links. Nachträgliches zum Textzuge
3. . . . Sg8— f6.
Mit 3. . . . d5 könnte auch sofort in die Stonewall-Variante eingelenkt werden,
was jedoch, solange der gegnerische Damenläufer nicht eingesperrt wurde, wegen
etwa 4. Sf3 (stürmischer geschah in einer Partie Gregory— John, Berlin 1917: 4. cd ed,
5. e4 de, 6. Lc4 Sf6, 7. Sh3 usw.) 4. . . . c6, 5. Lf4! (unschädlicher Paitie Sprecher-
John, Breslau 1918: 5. e3 Ld6, 6. b3 Df6 usw.) 5. . . . Ld6, 6. e3! usw. (Musterpartie
Pillsbury— Showalter, Nürnberg 1896) für strategisch verfehlt gilt.
Seite 409, Zeile 27 oben, links. Als weiteren Absatz einfügen:
Etwas zu phantastisch geschah in einer Partie N.— Nimzowitsch 4.... b6, eine
reelere Grundlage besitzt der Nenarokow-Zug 4. . . . d6 (Moskau 1905), dessen Priorität
später von Dr. Krause und Reti beansprucht wurde.
Seite 409, Zeile 15 von unten, links. Zum Zuge 9 Lg7.
(Oder auch Schauerpartie Tartakower — Mieses, Baden-Baden 1925: 9. . . .
De7, 10. Lf4! [auf 10. 0—0 würde Schwarz mit 10. . . . c6 nebst Sd7 gerade noch
rechtzeitig zur Konsolidierung gelangen] 10. . . . c6, 11. Le5 [Eroberung des wichtigen
Punktes d6] 11. . . . Lg7, 12. Dg3! Sa6 [noch kläglicher wäre 12. . . . Sd7, 13. Ld6 Dd8,
U.Tfl usw., da sich 14 Se7 wegen 15. Lc7 verbietet], 13. 0-0 Ld7 [fügt sich ins
Unvermeidliche], 14. Ld6 Dd8, 15. Df4. Aufgegeben, da die Doppeldrohung auf f7 und
f8 nur bei Figurverlust zu vermeiden ist.)
Seite 410, Zeile 12 von oben, rechts. Fortsetzung der Klammer zum
Zuge 9. Dd2.
— In einer schweizerischen Korrespondenzpartie Hennerberger — Dr. Blass 1924
wurde 9. Del Sb4, 10. Se5 Sd3: 11. cd 0—0, 12. Dh4 c6, 13. Tael usw. mit scharfen
Peripetien, jedoch auch ohne greifbares Resultat versucht.)
Seite 411, Zeile 35 von unten, rechts. Zum Zuge 2.... e5!
[Schwerfälliger ist die sogenannte „Langfellners Verteidigung" 2. . . . e6. — Auf
das hanhamartige 2. . . . Sd7, 3. Sf3 e5 folgte in einer Partie Hohlhohm— Moorman,
Chikago 1924: 4. Lc4 h6? 5. de de, 6. Lf7:t Kf7: 7. Se5t Kf6, 8. Dd5 Se7, 9. Df7t
Ke5: 10. Lf4t Kd4, 11. De6 Sc5, 12. Le3#.]
Seite 411, Zeile 24 von unten, rechts. Zum Zuge 3. e4.
[Von fraglichem Werte geschah in der Partie Rubinstein— Spielmann, Pistyan
1912: 3. c4, worauf 3. . . . g6, 4. e4 Lg7, 5.Ld3 e6! 6. Sc3 Sge7 usw. mit initiativem
Spiel für Schwarz folgte. — Auch auf Breyers 3. b3 ist 3. . . . g6 zu empfehlen.]
ibid. Zum Zuge 3. . . . e5.
[Im Zusammenhang mit dem zweitnächsten Zuge eine neue, unbefangene Ent-
wicklungsidee statt des „üblichen" 3. . . . g6.]
Seite 411, Zeile 15 von unten, rechts. Als weiteren Absatz beifügen:
An sonstigen „unregelmäßigen Verteidigungen des Damenbauernspieles", die
die symmetrische Antwort 1. . . . d5 vermeiden, seien erwähnt:
c) und d) Im Barockstil neben dem polnischen Gambit 1. . . . b5 das sogenannte
Charlick-Gambit 1.... e5, vgl. Partien Heltai— Dr. Janny, Budapest 1916: 2. d5 (2. de
Sc6, 3 Sf3 Sg e7, 4. e4 Sg6, 5. Lg5 Le7) 2. . . . f5, 3. c4 Sf6, 4. Sc3 Lc5, bezw. 2. . . . Sf6,
3. c4 Lc5, 4. Ld2 d6 usw.
e) und f) Im Fianchettostil 2. . . . g6 sowie 2. . . . b6 (ähnlich wie nach 1. e4 g6,
2. d4, bezw. 1. e4 b6, 2. d4).
g) und h) Ganz ohne Stil 1. . . . e6, meistens in die französische (2. e4 d5) oder
holländische (2. c4 f5) einlenkend, sowie 1.. . . c6, was nach 2. e4 d5 die Caro-Kann,
bezw. nach 2. c4 d5 die slawische Verteidigung des Damengambits ergibt.
Seite 412, Zeile 1 von oben, rechts. Zum Zuge 6. Lf4.
[„Hypermoderner" Partie Bogoljubow-Reti, Berlin 1920: 6. Sbd2 Sbd7, 7. g3
e5, 8. De3 usw.]
- 499 -
Seite 412, Zeile 9 von oben, rechts. (Zum „Hanham-lndisch".) Nach
dem Worte „entweder" ist einzufügen:
zunächst ruhig 5. e3 Lei, 6. Ld3 0-0, 7. Dc2 Te8, 8. 0-0 LfS, 9. Sg5 (Marshall-
Dr. Lasker, Petersburg 1914) oder ausgreifender 5. e4 usw. der Buchtext.
Seite 413, Zeile 18 von unten, rechts. Nach dem Worte „Partie" ist
einzufügen:
Tarrasch -Yates, Triest 1923: 6. . . . Sc6, 7. Le3 e5, 8. d5 Sb8, 9. Dd2 Sbd7,
10. Ld3 usw. mit großzügiger Einkreisungspolitik, bezw. in einer Partie usw. der
Buchtext.
Seite 414, Zeile 6 von oben, links. Ergänzung der Klammer:
zum ersten Male in einer Matchpartie Adolf Schwarz— Louis Paulsen 1884 an-
gewandt und als verlockend, dafür aber auch etwas verlockernd zu taxieren.)
Seite 414, Zeile 12 von oben, links. Ergänzung der Klammer:
Es folgte 6. . . . e5?, was einfach durch 7. de! de, 8. Dd8: Td8: 9. fe Sg4,
10. Sd5! Sa6, 11. Lg5 Te8, 12. Se7t Kf8, 13. Sc8: Se5: und nun nach Burn 14. Se7 f6,
15. Lf6: usw. widerlegt wird. [Vgl. das ausgezeichnete Werk: „Modern Chess Openings"
von Griff ith und Goldstein, 4. Auflage, London 1925.] Gekünstelt geschah auf 6. Le2
in einer Partie Nimzowitsch— Thomas, Karlsbad 1923: 6. . . . c6, 7. Sf3 Sbd7, 8. e5
Se8, 9. Le3 usw., fraglich auch gemäß einer Partie Aljechin— Marshall, New-York 1924:
6. . . . Sc6, 7. Sf3 Lg4 usw., am besten aber und sogar für die ganze Variante grund-
legend in einer Partie Rabinowitsch— Torre, Baden-Baden 1925: 6. . . . c5, 7. d5 [auf
7. de soll nicht schicksalsergeben 7. . . . de, 8. Dd8: Td8: 9. Sd5! usw., sondern initiativ
7. . . . Da5! folgen] 7. . . . e6, 8. de fe, 9. Lf3 Sc6, 10. Sge2 e5 usw. mit sehr unklarem Spiel.)
Seite 414, Zeile 16 von oben, links. Ergänzung der Klammer zu
6.... Sc6.
— Im Vordergrund des Interesses steht 6 c5, z. B. Sämisch— Dr. Euwe,
Wiesbaden 1925: 7. d5 e6, 8. Ld3 ed, 9. cd Db6, 10. Sd2 Sg4! 11. Sc4 Dd8 mit guter
Stellung für Schwarz, oder unbefangener OpoCensky— Thomas, Marienbad 1925: 7. de
Da5 [die letzte Wahrheit, während 7. . . . de, 8. Dd8: Td8: 9. Sd5 usw. für Weiß sehr
günstig ist], 8. Ld3 Dc5: 9. De2 usw. mit unklarem Spiel.)
Seite 414, Zeile 13 von unten, links. Fortsetzung des Absatzes:
Im übrigen ist die Idee des Textzuges bereits in einer Partie Teichmann—
Nimzowitsch, Ostende 1907, vorzufinden.
Seite 416, Zeile 10 von unten, links. Ergänzung der Klammer zu
4. cd.
Ergebnislos sind die Läuferausfälle 4. Lf4 sowie 4. Lg5, letzteres nur wegen
4. . . . vSe4! 5. cd Sg5:! 6. h4 e6, 7. hg ed.)
Seite 416, Zeile 9 von unten, links. Zum Zuge 5. e4.
(Beachtenswert ist Gibauds Idee: 5. Ld2 drohend nunmehr e4, z. B. 5 Lf5,
6. e4 Sc3: 7. Lc3: Le4: 8. d5! und gewinnt, bezw. 5. . . . Lg7, 6. e4 Sc3: 7. Lc3: mit
Läuferopponierung statt Bauernschwächung auf c3.)
Seite 416, Zeile 14 von oben, rechts. Nachträgliches zum Zuge
8. Db3.
Gut ist atich 8. Lc4 Sd7! 9. Se2, um eine starke Zentrumsstellung zu behaupten.
Es kann darauf immerhin folgen: 9.... c5! 10. 0—0 Dc7, 11. Tel a6, 12. f4 b5,
13. Ld5 [13. Ld3 Da5!] 13. . . . Lb7, 14. Lb7: Db7: 15. e5 [15. de De4: bezw. 15. Sg3 b4!
bezw. 15. Dd3 Tad8] 15. . . . b4! [15 f6? 16. e6 nebst Lc5: bezw. 15. . . . Dd5,
16. c4! bc, 17. de], 16. cb cb, 17. Lb2 f6 und Weiß hat trotz andauernder Initiative
noch immer nichts Klares erlangt!
Seite 416, Zeile 16 von oben, rechts. Zum Zuge 8 Da5.
[Fraglich geschah in einer Partie Dr. Seitz— Johner, Triest 1923: 8.... cd, 9. cd
Sc6, da nun statt 10. Sf3 der Dolchstoß 10. d51 folgen konnte. — Dagegen ist, wie
Vukovic in der „Wiener Schachzeitung" 1925 ausführt, sofort 8.... Sc6 sehr beachtlich,
denn nun wäre 9. d5 Lc3:t 10. Kf2 Sd4! 11. Tel Da5 für Weiß ungünstig.]
32*
- 500 -
Seite 416, Zeile 17 von oben, rechts. Zu der zitierten Partie
Dr. Seitz— L. Steiner, Raab 1924,
Von H. Wolf in der „Wiener Schach-Zeitung" mit Rücksicht auf die neuartige
Entwicklungstaktik als die „theoretisch bedeutsamste Partie des Jahres 1924" bezeichnet.
- Es folgte: 9. . . . 0-0, 10. Db3 cd, 11. cd Sd7, 12. Le2 Sc5 [vorzuziehen nach
Maröczy 12. . . . Sf6], 13. Dbl ! Se6 [besser nach Wolf 13. . . . Sa4], 14. Sf3 f5? 15. e5
Sc7, 16. Thcl! b5, 17. Tc5! a6, 18. a4! [erobert einen Bauern] 18.... Db6, 19. ab Db6,
20. Da2t e6, 21. d5! cd, 22. Td5! Db7, 23. Tcöf Kh8 [23. . . . Le6, 24. Tc7:!], 24. ba
Db6, 25. Tb5 [erobert die feindliche Dame] 25. . . . Db5: 26. Lb5: Tb5: 27. Sg5 Sd5,
28. a7 Lb7, 29. aSD La8: 30. Da8: h6, 31. Sf7t Kg8, 32. Sh6:t Kh8, 33. r3c6 Tb2t
34. Kf3 aufgegeben.
Seite 416, Zeile 25 von unten, rechts. Statt: „der halbindische Zug"
lies:
der den Kampf halb-indisch gestaltende Zug
Seite 416, Zeile 1 von unten, rechts: Als neuen Absatz beifügen:
Während sich also die eigentlichen indischen Verteidigungssysteme erst nach
2. c4 oder 2. Sf3 entwickeln, kann Weiß durch 2. Sc3 oder 2. Sd2 die indische Partie-
anlage des Nachziehenden zum größeren oder kleineren Teil vereiteln. Diesen Umstand
versucht unsere Nomenklatur insoferne zum Ausdruck zu bringen, als sich hier die
Benennung ausnahmsweise an den weißen Zug anknüpft.
Seite 417, Zeile 16 von unten, rechts. Als einen weiteren Absatz
beifügen:
Unwirksam ist 5. Lg5 wegen 5. . . . Se4! und auf 5. Lf4 folgte in einer Partie
Rey-Aljechin, Saragossa 1922:
[1. d4 Sf6, 2. c4 g6, 3. Sf3 Lg7, 4. Sc3 d5, 5. Lf4] 5. . . . 0-0 (mit Schärfe
geschah in einer Partie Brinckmann— Post, Frankfurt a. M. 1923: 5. . . . c5, 6. e3 0—0,
7. Db3 cd, 8. Sd4: Sc6! usw.), 6. e3 de, 7. Lc4: a6, 8. a4 c5, 9. 0—0 cd, 10. Sd4: Da5,
11. Sf3 Sc6, 12. e4 Lg4, 13. Le2 Se4:! 14. Se4: Df5, 15. Lg3 De4: 16. Tel Db4, 17. Dc2
Tac8 und Weiß gab auf.
Seite 418, Zeile 20 von unten, links. Ergänzung der Klammer zu
7. Ld2.
Neuerdings wird einfach 7. cd nebst Ld3 oder Le2 empfohlen, um in dieser
damengambitähnlichen Stellung auf die Punkte b7 und d5 zu drücken.)
Seite 419, Zeile 14 von unten, links. Ais einen zweiten Absatz bei-
fügen:
Übrigens folgte in einer englischen Schönheitspartie Du Mont — Gooding,
London 1924, die mit Zugumstellung dieselbe Stellung ergab:
[1. Sf3 d5, 2. g3 Sf6, 3. Lg2 c5, 4. c3 Sc6, 5. d4! e6, 6. 0-0 Ld6.]
7. Sbd2 (um den Schlüsselzug e2— e4 vorzubereiten) 7. . . . 0—0, 8. Tel! b6
(nach 8. . . . e5, 9. de Se5: 10. Seo: Le5: 11. Sg3 b6, 12. b4 Lb7, 13. Lg5 bliebe der
schwarze Bauer d5 schwach), 9. e4 Se4: 10. Se4: de, 11. Te4: Lb7, 12. Sg5! (prinzipien-
widrig und doch sehr stark. Er droht bereits 13. Sh7: Kh7: 14. Dh5t Kg8, 15. Th4!)
12. . . . h6, 13. Sh3 cd (geboten war 13. . . . Se7, worauf freilich Weiß mit 14. Tg4 am
Ruder bleiben würde. Nun wird die schwarze Königsfestung demoliert), 14. Lh6:!! gh,
15. Tg4t Kh7, 16. Lc6: Lc6: 17. Td4: Ld5, 18. c4 Lc4: 19. Td6: (nun hat Weiß, ohne
an Schlagkraft einzubüßen, das materielle Gleichgewicht hergestellt) 19. . . . De7 (auf
19. . . . Dc7 folgt 20. Dc2t nebst Td4!), 20. Td7 Dc5 (wenn 20. . . . Db4, so 21. Sg5t!),
21. Tel Df5 (es drohte sowohl 22. Dc2t als auch 22. b3. Auf 21. . . . Db5 entschied
22. a4 Db3, 23. Dh5!), 22.Tc4: Dh3: 23. Dc2t Kg7 (am besten war immerhin 23. . . . Df5,
wenn auch das Endspiel von Schwarz nach dem Damentausch trostlos bleibt),
24. Dc3t (amüsantes Treppenmanöver!) 24. . . . Kg6, 25. Tf4 f6, 26. Dd3t f5, 27. Th4
aufgegeben.
Seite 420, Zeile 23 von oben, links. Nachtrag zum Textzuge 3, . . .
c7 — c5.
In der gediegenen Monographie Kurt Emmrichs „Die unregelmäßigen Verteidi-
gungen des Damenbauernspieles" (Veits Kleine Schachbücherei, Leipzig 1924) wird
sonderbarerweise nur dieser Spezialabschnitt als „Indisch" bezeichnet.
— 501 —
Seite 420, Zeile 16 von unten, 1 i nks. Ergänzung der ecl<igen Klammer
zu 7. . . . d5.
Neuerdings wird freilich der Sämisch-Zug 7. . . . Se4 empfohlen, worauf am
besten 8. Dc2 folgt.]
Seite 420, Zeile 37 von oben, rechts. Fortsetzung der Klammer zu
9. 0—0.
oder nach Grünfeld 9. e4 de, 10. Se4: Se4: 11. Le4: mit Raumvorteil für Weiß.)
Seite 420, Zeile 47 von oben, rechts. Als weiteren Absatz beifügen:
III. Bescheidener ist 3 Le7, vgl. Partie Rubinstein— Janowsky, San Sebastian
1911: 4. Sc3 0—0, 5. Lg5 b6, 6. eS Lb7, 7. LdS d6, 8. De2 c5, 9. Tdl Sc6, 10. 0—0
Sd7, 11. Lf4 a6, 12. Lbl Dc7, 13. d5! usw. zugunsten von Weiß.
Seite 420, Zeile 36 von oben, links. Zum Klammerzuge 4. e3.
In einer schönen Partie Mrs. Hedding— Miss Taylor, Scarborough 1921, folgte
darauf: 4. . . . Lb7 [die eigentliche Zugfolge war: 1. d4 b6, 2. Sf3 Lb7, 3. e3 e6, 4. c4
Sf6], 5. Le2 Le7, 6. Sc3 0—0, 7. 0—0 d6, 8. b3 [ein träumerischer Zug] 8. . . . Sb d7,
9. Lb2 Se8, 10. e4 [dieser plausible Vorstoß, den Schwarz absichtlich zuließ, fördert
in drastischer Weise die Aufrüttelung aller Streitkräfte] 10. . . . fö! 11. e5 Tb8, 12. ed
Ld6: [ein Zukunftsläufer!], 13. d5 ed, 14. Sd5: Sd f6, 15. Sf6:t Sf6: 16. Seo Te8, 17. f4?
[Freigabe von Angriffslinien!] 17. . . . LcSf 18. Khl Se4, 19. Dd8: Tbd8: 20. Lf3. Nun
folgt ein Triumph der weiblichen Phantasie: 20. . . . Sg3t!! 21. hg Td6 [präziser war
21. . . . Te6, 22. Lh5! Th6, 23. g4 fg, 24. Kh2 Td2, 25. Kg3 Tg2:t 26. Kh4 Le7 #],
22. Sg4 [hier gewährte 22. Lh5! Th6, 23. g4 fg, 24. Kh2 Th5:t 25. Kg3 usw. gewisse
Verteidigungschancen] 22. . . . fg, 23. Lg4: Th6t 24. Lh3 Th3: #.
*
Zum Kapitel Frauenschach, dem wohl noch die ganze Zukunft gehört,
bringen wir nachstehend das Bild einer Dame, die im Schach, und
einer, die über das Schach siegt.
Seite 420, Zeile 37 von oben, links. Zum
Klammerzuge 4. Sc3.
In der, abgesehen von ihren taktischen Vorzügen,
für die Historik des ideellen Damengambits sehr wichtigen
Partie Dr. Bernstein— Nimzowitsch, Petersburg 1914, folgte:
4. . . . Lb7, 5. e3 Lb4, 6. Db3 De7, 7. a3 Lc3: 8. Dc3: d6,
9. b4 Sbd7, 10. Lb2 a5, 11. Le2 usw. mit sehr unklarem
Kampfgefüge beiderseits. ^i\
Seite 420, Zeile 12 von oben, rechts. Nach- ^v
trägliches zum Zuge 3. . . . Lf8 — b4f .
Ähnlich und doch ganz anders ist 1. d4 Sf6, 2. c4 e6,
3. Sc3 Lb4. Am positionellsten folgt darauf wohl 4. Db3 c5,
5. de Lc5: 6. Sf3 0—0 und nun 7. Lf4 [auf 7. e3 folgte
in einer Partie Rubinstein— Teichmann, Teplitz 1923: 7. . . . d5,
8. cd ed, 9. Le2, bezw. in einer Partie Grünfeld— Sämisch,
Wien 1922, noch unbefangener 7. . . . Sc6! 8. Le2 b6, 9. ^ ^
0—0 Lb7, 10. Tdl Db8 mit Gleichgewicht] 7.... Sc6, 8. e3 Frau Paula Kalmar,
usw. mit fortschreitender Entnervung des schwarzen verehel. Wolf, Fa-
d-Bauern. brikantm und erste
Seite 420, Zeileö von oben, links. Als zweiten Schachmeisterin
AI I u •£•• von Osterreich.
Absatz beifugen:
Keinen theoretischen Vorteil für Weiß ergibt jedenfalls statt des Textzuges die
ruhige Fortsetzung 4. Sc3 cd, 5. Sd4: Lb4, z. B. 6. Ld2 b6, 7. e3 Lb7 (Bogoljubow—
Wolf, Pistyan 1922) oder 6. Db3 Lc5! (Post— Leonhardt, Oeynhausen 1922).
Seite 422, Zeile 7 von oben, rechts. Fortsetzung des Satzes:
, die aus dem ominösen Damenläufer von Schwarz die Hauptfigur der Er-
öffnung zu gestalten trachtet. — In einer Partie Thomas— Sämisch, A\arienbad 1925,
geschah gar gemäß einer Aljechinschen Anregung 2. . . . b5, 3. e3 a6, 4. Ld3 Lb7 usw.
Seite 422, Zeile 13 von oben, rechts. Als zweiten Absatz beifügen:
Eine rasche Unterminierung des schwarzen Königsflügels zeigt dagegen Partie
Carlos Torre— Jennings, New-York 1925: 3. e4 Lb7, 4. Sc3 g6, 5. Ld3 Lg7, 6.
• *»
502
Lf4! 0-0,7.Dd2Te8, 8. 0-0-0 d5, 9. e5 SfdT,
12. e6! Sf6 (12 fe, 13. h5!), 13. Se5 TfS,
aufgegeben.
10. Lh6 LhS, 11. h4! c5 (zu spät!),
14. Lf8: Df8: 15. eff Kg7, 16. h5!
Seite 422, Zeile 29 von
oben, rechts. Als zweiten
Absatz beifügen:
Als „Marienbader System"
könnte man ferner an der Text-
stelle den .Vorstoß 4 c5 nebst
g6 und Lg7 bezeichnen, wobei also
zwischen den beiden Fianchet-
tierungen die Unterminierung des
Punktes d4 vorgenommen und
hiedurch der Eröffnungsanlage
initiatives Gepräge verliehen wird,
vgl. Partie Haida— Reti, Marienbad
1925: 4.... c5, 5. e3 g6, 6. 0-0
Lg? oder auch Partie Rubinstein—
Nimzowitsch, ibid.: 5. de bc, 6. c4
g6, 7. b3 Lg7, 8. Lb2 0—0, 9. 0-0
8c6! (wirksamer als das näher-
liegende 9.... d6 nebst Sbd7),
10. Sc3 a5, 11. Dd2 d6 usw. mit
festgefügter Stellung und verbis-
senem Plan, a5-a4 durchzusetzen. —
Unregelmäßig.
Seite 427, Zei
oben,
3.d4.
inks.
e 32
Zum
von
Zuge
Seite 427,
2. c2-
Zei
-c4.
[Wie Aljechin im New-Yorker
Turnierbuche hinweist, ist aller-
dings schärfer zunächst 3. c4, ohne
freilich hiemit die Spielbarkeit der
sizilianischen Drachenvariante zu
vernichten.]
e 36 von oben, links. Nachträgliches zum Textzuge
Frau Dr. Martha Laskcr-Marco,
Schriftstellerin und Schachweltmeistersgattin.
Zur Priorität dieses Zuges sind neben der offiziellen Stammpartie Alfred Wolf-
Teich, Wien 1923: (1. Sf3 d5, 2. c4 Sf6? 3. cd Dd5: 4. Sc3 Da5, 5. d4 usw.) auch
zwei in Prag 1919 gespielte Partien: Dr. K vi cal a — Pro kes (i. Sf3 d5, 2. c4 d4,
3. e3 Sc6, 4. b4 Lg4, 5. Da4 Lf3: 6. gf Dd7 usw.), sowie Vi tace k— S o ko 1 (3. . . .
de, 4. fe Sf6, 5. d4 eö, 6. Sc3 usw.) zu berücksichtigen, weshalb die Umbenennung
in „Tschechisches Gambit" gerechtfertigt erscheint.
Seite 427, Zeile 25
Z. B.: 15 Sg4?
von oben, rechts. Fortsetzung des Absatzes.
16. Df7:t Kd8, 17. Seöf Le6: 18. Tadlf! und gewinnt,
bezw. 15. . . . Ld4: 16. ed Dd2, 17. Tadl Db2: 18. Se4! mit Zertrümmerung der
schwarzen Königslage bezw. 15. . . . e5, 16. Sc2! Lc6, 17. Df5! Le3:t 18. Se3: De3:t
19. Khl 0-0, 20. Tadl Lg2:t 21. Kg2: Tb8, 22. Tf3 Dc5, 23. b3 mit weißem Vorteil,
bezw. endlich 15. . . . 0-0, 16. h4! Dh6 (oder 16. . . . De5, 17. Tadl Ld6, 18. Df4!
Dc5, 19. Dg5 mit Behauptung der Mehrbauern), 17. Tadl e5, 18. Sf5! Lf5: 19. Df5:
Le3:t (oder 19. . . . De3:t 20. Kh2 h5, 21. Lf3), 20. Kh2 Ld4, 21. Sd5 Sd5: 22. Ld5:
Lb2: 23. Lf7:t Kh8, 24. Td7 usw , mit allseitigem Druck.
Seite 427, Zei'le 8 unten, rechts. Zum Zuge 3.... g6.
(Vielleicht 3. . . . c5 nebst eventuell f6 und e5.)
— 503
Seite 431, Zeile 10 von oben, links. Fortsetzung des Satzes:
vgl. hiezu aber Partie Tartakower— Reti, Baden-Baden 1925: 1. c3 c5, 2. d4
(2. e4 Sf6 =) 2. . . . e6, 3. e4 Sf6, 4. e5 Sd5, 5. Sf3 usw. mit elastischer Eröffnungs-
anlage für Weiß, wobei sich der Einleitungszug als sehr nützlich erweist. —
Seite 431, Zeile 19 von oben, links Zu der zitierten Partie
Dr. Tartakower — Dr. Lasker, Nev/-York 1924.
Wie Aljechin im Turnierbericht erwähnt, ist diese Partie, dank den tiefen
Verteidigungsmanövern des Nachziehenden, für die (künftige) Mittelspieltheorie von
großer Bedeutung, welches Thema in meinen nächsten Buche zur Behandlung
gelangt: „Das entfesselte Schach".
Seite 435, Zeile 15 von unten. Koslowski's Gewinnweg lautet:
56. Se6 Kgl, 57. Sf4 Kfl, 58. Ke3 Kgl (auf Kel gewinnt 59. Sg2t), 59. Ke2 Khl
(ähnliches nach Kh2 oder h3), 60. Kfl Kh2, 61. Kf2 Khl (oder h3, 62. Sh5 Khl,
63. Sg3t), 62. Sg6 h3 (oder Kh2, 63. Kf3! h3, 64. Sf4), 63. Sf4 Kh2 (oder h2, 64. Se2 f4,
65. Sf4: c5, 66. Se2 nebst Sg3X), 64. Sh5 Khl, 65. Sg3t und gewinnt.
N. N.
Seite 442, Zeile 10 von unten. Ein Nachruf
an Teichmann (1868-1925).
Er spielte oft nur zu stark (d. h. zu fehlerfrei) um
gewinnen zu können! Nachstehend noch eine Glanzprobe
seiner Kunst:
Aus einer in Zürich 1921 gespielten Gastpartie. —
Es donnerte: 1. TXh6! (gegen 1. Df5 bildet Lb7 eine
genügende Parade). 1. . . . S.-. h6 (auf 1. . . . TXh6 ent-
scheidet 2. LXf7t), 2. Dg5 Sf7 (Es drohte sowohl
Dd8r als auch D h6), 3. DdSfü SXd8, 4. h6! und
ist gegen die Drohung h7f
gewinnt, denn Schwarz
nebst g8D machtlos.
Teichmann.
Seite 446, Zeile 15 von oben, links. Beifügen:
Dagegen wäre nach 39. Th6 Tf7, 40. Thl Kc7, 41. Tbl
versteift und daher tatsächlich nichts mehr zu erzwingen.
Seite 447, Zeile 13 von unten, links. Zum Textzuge 84
Vielleicht sofort 84. . . . Tc8.
Sd7 usw. die Stellung
Kc5— d6.
504
Die wichtigsten Sinn- u. Druckfehler.
Seite
Zeile
von
statt:
soll stehen:
1
6
oben
von 150
von Über 250
6
8
J5
Wurzel
Wurzeln
8
19
unten
Effektenhascherei
Effekthascherei
10
17
oben
11. Le4:
11. Lc4:
10
16
unten
siehe Seite 12.
siehe Seite 16.
11
2
oben
12. 0-0-0
12. g4 Sf8, 13. 0-0-0.
11
6
jj
10. f4
10. Sbc3 0—0, 11. f4
U
9
unten
18. Lg6: 19. Df2.
18. Lg6: Sg6: 19. Df2.
12
9
oben
9. d3: Se5
9. Dd3: Se5:
12
12
n
Haag 1922
Haag 1921
12
21
unten
Lb4:
Lb4 usw.:
14
4
»
9. 0-0 Ld7
9. 0-0, Dd7.
15
9/8
»
im Länderkampf Öster-
reich-Holland 1923
beim Gastkampf einiger
holländischer Schach-
freunde im Wiener
Schachklub „Hakoah"
1923
16
20
oben
2.) eine weitere
2.) keine weitere
17
17
»
rechts
Haag 1920
Haag 1921.
18
15
unten
,,
17. Lg2-fl.
17. Le2-fl.
21
4
oben
links
Schleussen
Schleusen
21
6
unten
j»
47. La3Xb7
47. La6Xb7
21
17
oben
rechts
5. Lei— e3
6. Lcl-e3.
22
11
c6-e5!
c6— c5!
22
13
unten
>?
Dd8-b3!
Dd5-b3!
23
20
oben
n
3. Sbl-c3
2. Sbl-c3
23
21
»
»
2. e4-e5
3. e4— e5
26
26
5J
zermalenden
zermalmenden
26
18
unten
so viele Werte,
so viele neue Werte,
28
2
oben
Zweiffeilos
Zweifellos
28*
4
1566
1575
28
6
>5
zermalmende
zerrüttende
29
9
»
Vom 3 Sg8-f6
Von dem selbstbewußten
3. . . . Sg8-f6
29
23
))
17. Sd6: cl,
17. Sd6: cd.
29
5
unten
5. 0-0 Le5
5. 0-0 Lc5
30
1
oben
4. . . . fe
4. . . . fe*)
30
2
n
Zentrum**),
Zentrum),
30
2
9. Sf5
9. Lc6: bc 10. Sf5
30
2
unten
10. Se2 Le5,
10. Se2 Lc5,
31
23
»
(Natürlich
(Natürlicher
35
9
oben
Lg6]
Lg5]
35
6
unten
Flügeln 0—0
Flügeln: also entweder
0-0
32. Tal-bl.
39
12
links
32. Tal-g2
40
22
J5
39. Kf2-f3
39. Kg2-f3.
40
6
»
rechts
53. Sa6Xc8
53. Sa6Xb8.
41**
12/11
>5
und bis Universität
hat zu entfallen
41
11
»
juridischen
Chemie-
*) Laut des Schreibens Philipp II. an seinen Halbbruder Don Juan d'Austria
^om 22. August 1575. (Vgl. Z. Bachmann „Das Schachspiel und seine historische
Entwicklung" Seite 19.)
**) Vgl. Capablancas „My Chess Career".
505
Seite
Zeile
von
stau
soll stehen
42
15
oben
Ein Jahr
Bald
42
15
>j
1910
1909
44
9
links
(13. d4Xe5)
(13. d4Xc5)
49
Diagramm
w. Lfl
w. Le2
50
23
unten
rechts
Sg3. Kh2,
Sg3, Kh2,
51
6
)5
links
für Weiß
für Schwarz
54
1
oben
»
nummerischen
numerischen
55
10
>j
rechts
seinem
seinen
58
20
unten
eigenen
eigentlichen
63
19
oben
links
chancenreiche
chancenreichere
65
18
unten
n
[Bilguer
[Der „Bilguer"
65
4
»
n
15. ab Se5
15. ab Sce5
65
5/4
J5
rechts
die Zeit
Zeit
66
21
oben
links
12. Sd2
12. Sbd2
66
4
unten
rechts
hat sich das
hat sich später das
67
19
V
links
26. Tglf
26. Tg2t
67
4
19. Lf4Tad8
19. Lf4Td8?
67
3
oben
rechts
wo
worauf
69
13/14
„
links
durch die Hingabe
durch Hingabe
70
1/4
)?
rechts
In bis usw.
hat zu entfallen
71
20
links
Natürlich
Natürlich nicht
71
17
oben
rechts
Sb3!
Sd2-b3.
71
14
unten
rechts
Sg5
Se4— g5
72
16
»
links
einem
einen
73
4
oben
^,
Zunächst droht Td3.
hat zu entfallen
75
6
r
arythmetischen
arithmetischen
77*
6
unten
links
Warschauer
Lodzer
77
5
»
„
(1914)
(1917)
79
13
V
)5
Zu einen
Zu einem
82
14
oben
n
„Collijn"
der „Collijn"
85
3
H
>?
die
da
91
9
unten
hypokratische
hippokratische
92
21
V
rechts
9 bc!
9 de!
92
3
))
De7
Dc7
93
20
>J
links
12 c4!
12 e4!
94
10
oben
rechts
9. d3
9. 0-0
95
9
unten
Luftlinie
Luftzufuhrlinie
97
20
,,
>5
9. Se2 Sge7
9. Sde2 Se7
98
9
oben
H
f4Xe5
f6Xe5
98
2
unten
5)
ein
hat zu entfallen
99
11
oben
»
wieder
hat zu entfallen
101
11
"
»
10. Dd4: Se8, 11. f4
10. Dd4: Lb5: 11,
Se8, 12. f4
102
28
unten
links
Tanarow
Fonarow
102
27
V
»
in einem N. Y. er Turnier
in New-York 1918
104
11
oben
n
13. Kb2
13. Lb2
105
2
unten
»
h6#
Th6#
105
19
oben
rechts
verschriebenen
verschrieenen
106
15
unten
links
die
der
106
2
H
»
14. 0-0
14. 0-0, bezw. 13. .
14. c4!
106
8
oben
rechts
Da5
Ta5
106
10
„
»
Da8
Ta8
106
10
»
n
mit dem
mit
109
9
unten
ihm
dem Gegner
110
2/3
oben
die schwächste Figur!
der schwächste Ste
110
18
unten
Zusammenkombinierte
kombinierte
110
9
^,
den
dem
112
2
„
links
Schablonenzug
Schablonezug
113
10
oben
rechts
Schablonenzug
Schablonezug
Sb5:
Ld7
*) Laut Mitteilung des Anführers der weißen Partei T. Regedzinsky.
— 506 —
Seite
Zeile
von
Statt
soll stellen :
114
3/4
oben
rechts
frisch, froh und
fröhlich
frisch, fromm, fröhlich und
frei
postierte
114
24
»
»
geordnete
115
9
unten
Spielers
Gegners
115
7
5>
„Schablonenschwächen"
„Schabloneschwächen"
116
10
oben
„Schablonenschwächen"
„Schabloneschwächen"
116
5
unten
seinem Ziel
dem gefaßten Entschluß
117
3
links
5. d4
5. Sd5
117
10
oben
rechts
Dorne.
Dornen.
122
9
unten
links
13. Dd2t
13. De2
122
7
)>
10. Ld3
10. Lb3
122
30/32
oben
rechts
10. Dh5 bis h6
10. Dh5 d6, 11. Ld3 (auf
11. Lg5 folgt De5! mit
der Drohung Lf2 :f nebst
Db5:) 11 h6
123
10
oben
>5
13. f4!
13. f5!
125
6
}j
e3
c3
129
20
unten
links
Spaniolisches
Spanisches
129
24
rechts
Partie Nr. 13.)
Partie Nr. 14.)
130
1
oben
links
Kf6:!
Lf6:!
130
14
unten
rechts
Lg7
Sg7
131
5
oben
links
Fortsetzungen
Fortsetzungen*)
131
6
„
»
hat.*)
hat.)
131
30/1
unten
)5
Dieser zweite Absatz der
Fußnote (Die Theorie usw.
bis für Weiß) gehört in den Text, und zwar als
zweiter Absatz
der Glosse zu 6. . . . d7—d6, hinein.
131
25
unten
»
14. Dg3 Ldl: 15.
Le5:?
14. Dg3? [14. Td6: =]
Ldl: 15. Le5:
132
27
oben
))
14. Dd3
14. De3
132
18
unten
))
S. Seb. 1914
S. Seb. 1911
132
20
oben
rechts
einige Zeitlang
eine Zeitlang
134
19
)»
links
mit demselben
damit
134
1
n
rechts
17. f3
17. Df3
134
9
Se8
Sfe8
134
10
f)
V
Sf8
Sf6
134
14
unten
)?
Tb3 f4!
Tb3, f4!
135
9
oben
links
14 Sf4
14. . . . Shf4
136
14
unten
rechts
Elefanten
Läufer
138
12
oben
ihm
ihn
139
20
J5
herauszu„denken"
herauszu „finden"
139
2
unten
links
erkennen, ist
erkennen, das ist
139
19
n
Mitte
unglaublichen
unglaubwürdigen
139
9
n
rechts
Partie
Stellung
140
21
oben
)5
praktischen
praktischer
141
5
unten
»
er
Bogoljubow
142
15
oben
links
wie früher
als früher
144
19
32 Sf7
32. . . . Sf5
144
34/37
n
»
Übrigens bis Betracht.)
hat zu entfallen
145
19
H
»
Dh3, 32. Kd2
Dh3t 32. Ke2
145
11
unten
»
Sf2t
Sh2t
145
3/2
unten
»
sowie bis 34. De4: usw.
hat zu entfallen
146
2
»
rechts
13. Dd5
13. Dd3
147
23
oben
links
den er
den Atkins
147
16
n
rechts
Beunruhigender
Lästiger
148
12
unten
22. d4
22. a4
149
12
oben
auf keinen
nicht auf
150
1
unten
links
7. . . . Df6
7. . . . Dd6
150
1/3
oben
rechts
[oder usw. bis Sp
iel]
hat zu entfallen
150
5
0-0,
0-0-0,
150
19
unten
6 d6!
6. d6!
150
13
De6
Dc6
150
4
»5
Horrwitz
Harrwitz
507 -
Seite
Zeile
von
statt:
soll stehen:
150
1
unten
rechts
11. f4
z. B. 11. f4
151
7
links
-koeffizient
-koeffizienten
151
2
oben
rechts
14. Sd2:
14. SblXcl2
151
34
H
n
meteorhafte
meteorhafte Opferidee
153
38
jj
links
wilden
wildem
153
13
unten
Kf8
Kh8
153
2
oben
rechts
12. Se4
12. Sce4
153
8
»
»
angriffsabschlagend
vollwertig
154
10
»
links
Neuerung
Renovierung des bereits
im Bilguer angegebenen
Zuges
154
21
)>
}>
Gegenchancen
Gegenaussichten
154
27
H
elegante
elegante, von Rubinstein
wohl unterschätzte
154
32
n
j»
Kg7
Kf7
154
9
unten
))
17. cd ed
17. cd cd
154
12
oben
rechts
das tausendjährige
und biegsam das
155
4
))
j)
20. Tel
20. Tel
155
29
bc 12. bc
de 12. bc
155
30
))
);
12. Tdl:
12. Tedl:
156
25
links
Kd7
Kf7, 16. Dd7
156
35
n
14. Sei
14. Sei
156
18
unten
15. Se7
15. Sc7
156
13
);
13. Sf6:
13. Sef6:
157
11
oben
rechts
Ke8
Kc8
157
18
))
15. Tfel!
15. Tedl!
157
20
»
))
12. Dd4
12. Dg4
157
36
anlegen
entgegensetzen
158
1
))
links
durchleuchtet
durchforscht,
158
-8
unten
rechts
bei Brett
beim Brett
159
22/23
oben
links
über dem Halse
um den Hals
159
11
j)
rechts
Le6, 23. Df3 usw.
usw.
160
1
unten
links
ihm
dem Gegner
161
12
n
umgekehrt
eigentlich
161
8
oben
rechts
verteidigungswert
verteidigungsfähig
161
12
))
Textvariante.
zitierte Partie.
161
27/28
»
j)
der . . . Gegenchance
des . . . Gegenstoßes
162
26 16
unten
links
(ungünstig . . . usw. bis:
für Weiß.)
hat an dieser Stelle zu ent-
fallen (Vgl. Nachtrag.)
162
14
rechts
7 Se4:
7 Se4: 8. Lb4: Sb4:
163
3
oben
links
Se7
Sce7
163
16
„
»
16 Db6, 17. Da3]
hat zu entfallen
163
31
»
n
die Charybdis -Variante
wäre
[trostlos wäre freilich auch
163
8
unten
5 Se4:
5 Sd4:
163
7/9
oben
rechts
[oder bis Weiß]
hat zu entfallen
163
26
w
j^
seines
seines, wohlgemerkt
164
2
unten
links
8. Sd5 Dd6
8. Sd5 Dd8
165
34
oben
vor die Augen
vor Augen
165
16
»
rechts
Chancen
Zukunftsperspektiven
166
14
)j
im Text
nach dem Textzug
167
4
}»
n
an der and. Seite
auf der and. Seite
168
21
n
links
hin- und
ein- und
168
7
jj
rechts
29. Kh2
29. Lh2
169
9
unten
des tausendjährigen
des neuzeitlichen
169
5
»
über die Leichen
unter Besiegung
169
3
»
über die Köpfe
nach Überrumpelung
170
17
oben
Anfangsstellung,
Anfangsstellung!)
170
23
»
tausendjährige
immer wieder entschlüp-
fende
170
26
„
100-sten usw. bis: Zuge
Matte
170
4/1
unten
Nicht. . . ö/s;Retis
hat zu entfallen
508
Seite
Zeile
von
statt:
soll stehen:
170
22*
unten
unerreicht
schon als Held
170
10
V
1912
1922
171
12/11
y
links
100 m tief, so daß wer
sehr tief! Wer
171
17**
»
rechts
den Alchemikern
den menschlichen Ge-
hirnen
172
8
oben
liegt
liegt unter den Jungen
172
5
unten
der einzige Entdecker
Entdecker
173
13
„
links
Zeit
Epoche
174
4
oben
»
Dg5 u. gew.]
Ld4:]
174
21
unten
rechts
kompromitierte
kompromittierte
174
13
"
"
Mehrbauern
Mehrbauern zwecks Her-
beiführung eines bes-
seren Endspiels
175
8
oben
links
Sd4.)
Sd4 wegen 9. Lb5t!)
175
4
unten
Sf6
Df6
175
5
oben
rechts
Se6
Sh6
175
16
unten
97
für ihn
für dessen Partner
175
6
55
Se7
Lc7
176
9
oben
links
zu empfehlen
zu erwägen
176
13
))
Lc6
Le6
176
7/6
unten
))
abschlachten.
abschlagen.
176
1
hinaustreibt.
hervorlockt.
176
20
oben
rechts
verkalkten
mumifizierten
176
25
»
,,
seines Königs
seiner Königslage!
176
9
unten
schwieriger
schwerer
177
18
»
i>
(oder Kd2)
(oder Kai)
177
13
»
w
(sonderbarerweise)
urplötzlich
177
13
»
V
gedrängte
etwas bedrängte
179
7 8
oben
linksO
auch Großmeister Aljechin
mitwirkte,
Mr. Montgredien der An-
führer war,
179
14
unten
rechts
auf c2-c3
auf frühzeitiges c2— c3
180
24
oben
links
13. d4! e3 14.
13. Sa3Se7, 14. d4!e3, 15.
180
21
unten
)5
28. Le6:t
28. Lc6:t
180
16
»
»
der Ansicht
Ansicht
180
11
keinen
keinem
181
12
»
rechts
sich eventuell auskom-
binieren
sich austoben
184
1
oben
links
0-0
d6
184
25
rechts
11. 0-0
11. f4
185
11
„
links
Lf8-b4t
Lf8-b4!
185
21/20
unten
rechts
vor Augen tritt.
zutage tritt.
186
2
oben
»
das Opfer
das Löwenborgsche Opfer
186
15
fahndend.
fahnden
186
15
unten
10. f3 Lc5t 11. Khl Dh4
10. f3 Dh4,
187
23
„
links
Golomayo
Golmayo
187
9
,,
»
langen
langjährigen
187
4
oben
rechts
Se3
De3
187
26
unten
»
abgesperrt
erspart
187
15/13
»
Df5 bis Aufgegeben.)
mit weißem Vorteil)
188
4
oben
links
baut
stützt
*) Von Aljechin in New-York 1924 sowie Paris 1925, dann aber auch von Reti
selbst in Sao Paolo 1925 überholt.
**) Hiezu erhielten wir u. a. folgende Zuschrift:
Sehr geehrter Herr! Es ist wohl eine Entgleisung, uns so wenig praktischen
Sinn zuzumuten, um uns gar die Suche nach der Quadratur des Kreises aufbürden
zu wollen, während unsere Hauptbeschäftigung bekanntlich vielmehr dahin ging, den
Stein der Weisen nicht zu finden!
Mit Amalgamgruß Ein Alchimist.
0 Nach eingelangten Informationen beruht die Angabe bezüglich der Mitwirkung
Aljechins auf einem Irrtum.
509
Seite
Zeile
von
statt:
soll stehen:
189
10
oben
links
17. Te3
17. Tf3
189
12
rechts
22. Thl
22. Thl oder auch 22. Tel
190
8/9
oben
links
Se5, 13. Lf4 Sf3:t 14. Df3:
hat zu entfallen
190
24/23
unten
„
6. Sc3 bis usw.
hat zu entfallen
194
17
oben
rechts
Wege nach Rom:
Pfade zum guten Ziel:
197
14
unten
links
war es,
war.
199
3
oben
n
Weit-
Groß-
201
4
rechts
freilich
zwar
209
15
unten
»
ruhige
solide
213
4
oben
links
Um eine
Um ein
217
22
11. Lg5
11. Sg5
217
22
j>
12. . . . De7:
12. . . . Se7:
219
24
unten
rechts
6. d3
6. Sf3
220
6
"
»
Quisisana (man behelfe
sich selbst!)
Der weiße König übt
Selbsthilfe.
221
3
oben
links
1923),
1923,
221
5
))
»
also:
also:)
221
26
"
neu
als neu
221
8
rechts
verpuffen
wirkungslos verpuffen
223
20
M
n
-hoffnungen
-hoffnungen als Ersatz
224
17
links
usw. 3.
9.
227
21
rechts
ahnenstolzen
nonchalanten
233
27
unten
links
1907
1897
233
11
wurde
würde
233
16
rechts
cd,
cd auf,
236
14
oben
links
vergebe
vergeb's
237
33
15
empirischen
empirischem
240
6
oben
Mitte
immun
unantastbar
240
25/26
Tut-an-khamen
Tut-ankh-amen
245
16
rechts
d7— d5
c7-c5
245
18
J7
))
von ihm
von ihm mutatis mutandis
247
3
unten
links
Himmlisch!)
Prachtvoll!)
252
17
oben
rechts
35 Df6
35 Df7
260
18
10. Ld3
10. de Sd7, 11. Ld3
261
6
unten
)5
Neuerungen
Neuorientierungen
265
10
oben
links
will
will es
265
19
rechts
müßte
würde
265
20
12.
15.
265
21
13.
16.
265
24
14.
17.
271
14
unten
Einschnurrung
Einschnürung
271
10
"
»
„Wie werde ich ener-
gisch?"
„Eile mit Weile"
277
14
oben
»
geschlossenen
abgeschlossenen
279
16
))
links
Gegenchancen
Gegenaussichten
283
12
unten
II.
V.
283 (N-N^
»
»
10. De2
10. Dc2
288
14^-
oben
rechts
Sc6-a5-c4
Sc6— a5 [od. ev. e5] — c4
288
1
unten
Lc8-e7-e8
Lc8-d7-e8
292
6
links
Schön
Schönmann
292
13
rechts
8. Lal— d2
8. Lcl-d2
295
7
oben
Schwarz
Weiß
296
18
unten
links
55a
54a
298
4
oben
rechts
e4 e5!
e4Xd5!
306
23
n
J5
verschafft
verschaffte
306
15
rechts
nicht
hat zu entfallen
310
20
/ "
links
„Lärobock"
„Lärobok"
315
35
oben
„
vorige
vorletzte
316
27
unten
rechts
1. el— e4
1. e2-e4
320
26
oben
Breyer— Bogoljubow, Ber-
lin 1920.)
Breyer— Mieses, Kaschau
1918.)
510
Seite
Zeile
von
statt :
soll stehen:
325
8
oben
rechts
16. de De6:
16. de Se6: 17. Le6: De6:
und dementsprechend die
weitere Zugnumerierung
dieser Variante ändern.
325
26
De7-f7
De7-f6
328
19
unten
55
Nizza
Paris
329
14
oben
links
mit
mit straflosem
330
18
n
rechts
Dd8-c7
Dd8— e7 und dement-
sprechend das Diagramm
ändern.
330
13
unten
55
Dc7Xcl7
De7Xd7
333
2
links
28. f2-f4
28. f3-f4.
335
4
oben
5»
9. . . . Sg4
9 Se4
342
13
unten
55
zum 27.
zum 26.
343
28
oben
rechts
11. Sd5: Sd5: 12. Td5:
11. Sd4
348
8
unten
links
f3
f3)
348
7
»
rechts
8. a4
in ähnlicher Stellung 8. a4
358
7
oben
links
gute
gewisse
361
35 '
5J
rechts
Sterk
Vajda
361
37
)5
55
10. Lb2
10. Ld3
361
37
)5
11. Lb2
11. Ld3
362
29/28
unten
links
6. a3 [energischer als 6. e4]
6 e5, 7. Sb5
6. e4 [6. a3 Sf6!H 6....
Sf6, 7. Lb5t
367
1
oben
rechts
c7-e6
e7-e6
369
19
J5
links
deren
dessen
372
26
unten
55
Nr. 85
Nr. 85b
372
15
oben
rechts
7. c3-c5
7. c4-c5!
400
7
»
55
Kg8-h7
Kh8-h7
409
7
unten
55
7. . . . cf
7. . . . ef
424
1
unten
links
6. Lgl— h3
6. Sgl-h3
425
23
oben
rechts
Dame
Dame (durch 31. Le2)
425
Diagramm
w. Tel
w. Tc2
434
13
unten
rechts
62. Tf4t
63. Tf4t
435
21
55
57. Kh2!
57. Kf2!
444
21
oben
links
Lg7-b8
Lg3-b8
444
8
unten
links
e4— d4— d5
d4-e4-d5
444
21
oben
rechts
51. Kd4-e5
51. Kd4-d5
447
4
unten
55
Kd4-d4t
Kd3-d4t
495
20
j?
8 Le4:
8. . . . Se4:
511 —
Analytisches Inhaltsverzeichnis,
Erklärung der Zeichen:
± Weiß im Vorteil.
+ ? Weiß im flüchtigen Vorteil.
+ ! Weiß im kräftigen Vorteil.
+ !! Mit baldigem Gewinn für Weiß
+ Schwarz im Vorteil.
-{-? Schwarz im flüchtigen Vorteil.
-|-! Schwarz im kräftigen Vorteil.
4-!! Mit baldigem Gewinn für Schwarz.
= Gleichgewicht.
=! Remis in der Luft.
=? Etwas schwimmend
00 Sehr zweischneidig.
Seite
Vorwort (Mit Gruppenbild.) 5
Die drei Partiephasen oder: Wie
eröffne ich die Schachpartie? ... 7
Aljechin-Eröffnung (1. e2-e4 Sg8-f6) 9
Miniaturpartie Balla— Sterk 14
S. R. Wolf-Dr. Oskam 15
A) Dogmatisch: 2. e4-e5! ±?
Partie Nr. 1. Dr. Lasker-Dr. Tarrasch 17
„ 2. Wolf-Grünfeld 21
B) Rheumatisch: 2. Sbl— c3. =
Partie Nr. 3. Bogoljubow-Aljechin . . 23
Das russische Dioskurenpaar .... 26
C) Asthmatisch: 2. d2-d3. +?
Schönheitspartie Romanowsky-Wilner
(Mit Romanowsky's Bild)
siehe Nachtrag
Erster Teil; 1. e2— e4. =
Erster Abschnitt: Mit 1....
e7— e5. (Offen.)
Die spanische Tortur (3. Lfl-b5!?) 28
A) Spanisches Gambit (3. . . . f7-f5!?).
Miniaturpartie Balla— Reti 29
„ Bogoljubow— Reti ... 30
B) Geschlossene Verteidigung
(3 a7-a6!! mit späterem b7-b5 und
Lf8-e7).
Partie Nr. 4. Capablanca-Bogoljubow 36
Capablanca. (Mit Bild.) 41
Partie Nr. 5. Dr. Lasker-Bogoljubow 44
Lasker. -(Mit Bild.) 47
Partie Nr. 6. Yates— Thomas 50
„ „ 7. Capablanca-Marshall . . 52
„ „ 8. Dr. Lasker— Rubinstein 54
Seite
57
Lobgesang der Kombination.
C) Offene Verteidigung (mit 5. . . .
Sf6Xe4+).
Partie Nr. 9. Dr. Trejbal— Spielmann 63
9a Schönheitspartie Wegmund-Post
(Mit Posfs Bild) . . siehe Nachtrag
9b Miniaturpartie Bogoljubow—
Tarrasch 64
9c Miniaturpartie Palermo— Venedig 65
9d „ Wolf-Dr. Tarrasch 67
9e „ Rosselli-Yates . . 67
Partie Nr. 10. Chajes— Dr. Tarrasch 70
10a Länderkampfpartie Östberg—
Jacobsen 70
Dr. Tarrasch und Maröczy als
Hypermoderne. (Mit 2 Bildern.) 74
Partie Nr. 11. Dr. Olland— Euwe ... 76
IIa Miniaturpartie Beratende-Rubin-
stein 77
Ferner:
a) Spielweise mit d2— d3.
Partie Nr. 12. Wolf-Przepiörka .... 79
b) Spielweise mit 5. (bezw. 6.) Sbl-c3.
Partie Nr. 13. Aljechin-Bogoljubow 81
„ 14. Aljechin-Reti 85
14a Miniaturpartie Aljechin-Dr. For-
rester 85
Was ist Fehler? (Sprüche.) 90
c) Spielweise mit Ddl — e2.
Partie Nr. 15. Thomas— Rubinstein 92
d) Abtauschvariante (4. Lb5Xc6!=).
Partie Nr. 16. Bogoljubow— Kostitsch 96
D) Steinitz-Verteidigung (mit d7— d6).
Partie Nr. 17. Kostitsch— Selesniew 99
17a Miniaturpartie Vukovic— Dr.
Deutsch 101
512
Seite
17b Miniaturpartie Reti— Sterk 101
17c „ Capablanca — Fo-
narow 102
E) Fianchetto-Verteidigung
(3. . . . g7-g6 +).
Partie Nr. 18. Dr. Tarrasch-Aljechin 105
18a Miniaturpartie Wegmund-Krüger 105
Die Lehre von den Schwächen. . . 109
Dreispringerspiel
(3. Sbl-c3 Lf8-b4 +).
Partie Nr. 19. Maröczy— Chajes (4.
Sc3-d5) 117
19a Miniaturpartie Kmoch— Grünfeld 119
Vierspringerspiel (3. Sbl— c3
Sg8-f6 =).
A) Die Variante 4. . . . Sc6-d4!? ±?
Partie Nr. 20. Bogoljubow-Rubinstein
(5. Sf3Xe5) 121
20a Miniaturpartie Ahues-Brinckmann 122
20b „ Reti -Balla 123
Partie Nr. 21. Bogoljubow-Rubinstein 125
Bogoljubow. (Mit Bild.) 127
B) Die Hauptvariante 4.... Lf8— b4=?
Partie Nr. 22. Dr. Tarrasch-Rubin-
stein (7. Lei— g5) 129
22a Miniaturpartie Post— Dr. Treybal 133
Rubinstein. (Mit Bild.) 138
Partie Nr. 23. Maröczy— Bogoljubow
(7. Sc3-e2) 140
C) Italienisches Vierspringerspiel
(4. Lfl -c4 =).
Partie Nr. 24. Tartakower— Reti .... 145
24 a Miniaturpartie Dr. Lasker-Dr.
. Tarrasch 147
Zweispringerspi elimNach-
zuge (3. Lfl— c4 Sg8f6 +?).
A) Kindisch: Der Ausfall 4. Sf3-g5?! ±?
B) Windisch: Max Länge-Angriff.
Partie Nr. 25. Canal-Johner (5....
Sf6Xe4) 150
25a Minaturpartie Euwe— Reti 154
1 1 a 1 i e n i s c h (3. Lfl-c4 Lf8-c5! =).
A) Forte: Greco-Angriff (7. Sbl-c3= !).
B) Piano: Mit 4. d2— d3 =.
Partie Nr. 26. Bogoljubow— Reti ... 161
Reti. (Mit Bild.) 169
Evansgambit (4. b2— b4!?
Lc5Xb4! +).
Partie Nr. 27. Tartakower— Chajes 173
Englisches Springerspiel
(3. c2-c3 =).
Partie Nr. 28. Bern-Paris (3.... d7-d5!) 179
Schottisch (3. d2-d4 e5Xd4,
4. Sf3Xd4 =).
Seite
Partie Nr. 29. Maröczy— Tartakower 183
29a Miniaturpartie Em mrich— Wagner 186
Partie Nr. 30. Mieses— Thomas .... 189
30 a Miniaturpartie Mieses— Fuchs . . 192
Französisches Springerspiel
(2. . . . d7-d6 +).
Partie Nr. 31. Nimzowitsch— Marco 194
31 a Miniaturpartie Bogoljubow—
Selesniew 194
Partie Nr. 32. Yates— Marco 196
Marco (Mit Bild.) 199
Russisches Springerspiel
(2 Sg8-f6 =?).
Partie Nr. 33. Capablanca— Kostitsch 200
33 a Miniaturpartie Dr. Tarrasch —
Grünfeld (Russisches Dreispringer-
spiel.) 200
Läuferspiel (2. Lfl-c4! + ?).
Partie Nr. 34. Spielmann— Bogo-
ljubow 204
Wiener Partie und -Gambit.
Partie Nr. 35. Spielmann— Maröczy 208
35 a Miniaturpartie Müller— Grünfeld 208
35 b „ Hromadka— Dr.
Lasker 209
Königsgambit (2. f2-f4?!).
A) Angenommen (2. . . . e5X*4 oc).
Partie Nr. 36. Spielmann— Grünfeld
(Mit Spielmanns Bild.) 212
Partie Nr. 37. Spielmann-Bogoljubow 216
37 a Miniaturpartie Tartakower-Capa-
blanca (Eingeschränktes Läufer-
gambit: 3. Lfl-e2) 216
B) Abgelehnt (2 Lf8-c5 ±).
Partie Nr. 38. Rubinstein — Hromadka 219
„ 39. Spielmann-Dr. Tarrasch 223
39 a Miniaturpartie Reti— Loman . . . 224
C) Gegengambit (2. . . . d7— d5 +?).
Partie Nr. 40. Spielmann-Dr. Tarrasch 277
40 a Miniaturpartie Reti— Breyer . . . 234
Figurentanz (Zur Anatomie des
Mittelspiels) .237
Zweiter Abschnitt: Nicht
1 e7— e5 (Halboffen).
Französisch (1. . . . e7— e6 +). ... 242
A) Alapins Blockadesystem
(5. e4-e5 +?).
Partie Nr. 41. Wolf— Spielmann (7.
Ddl-d2!) 243
41 a Miniaturpartie Tartakower— .
Sämisch (3. Ld3!) 244
41 b Minaturpartie Linz— Wien 245
513 -
Seite
41 c Miniaturpartie Churgin-Hanitzsch 245
41 d „ Whitead-Maröczy 246
41 e „ Aljechin— Feldt . . 247
B) Aljechins Ansturm: 6. h2— h4! +?
Partie Nr. 42. Bogoljubow-Spielmann 253
42 a Miniaturpartie Tartaicower-Lasker 253
42 b „ Euwe— Maröczy . . 254
Partie Nr. 43. Spielmann— Dr. Oskam 255
C) Mac Cutchcon Verteidigung
4 Lf8-b4! =.
Partie Nr. 44. Euwe— Bogoljubow
(Mit Euwes Bild) 258
44 a Miniaturpartie Reti— Vukovic . . 259
44 b „ Spielmann—
Kieninger 260
Partie Nr. 45. Bogoljubow— Reti .... 261
D) Entlastung: 4. . . . d5Xe4
(Lasker!)
Partie Nr. 46. Reti— Tartakower .... 263
E) Zernierung: 3. e4— e5?!
(Nimzowitsch!)
Partie Nr. 47. NimzowKsch— Bogo-
ljubow 267
Nimzowitsch als Vorläufer der
Hypermodernen. (Mit Bild.) 269
Sizilianisch (1. . . . c7— c5! =).
A) Sizilianisches Fianchetto
(Mit g7-g6±).
Partie Nr. 48. Aljechin— Sämisch .... 271
48 a Miniaturpartie Taubenhaus—
Smorodski 271
Aljechin. (Mit Bild.) 274
B) Sizialianisches Hauptspiel.
Partie Nr. 49. Konsultierende (Wege-
mund u. A.)— Aljechin 277
C) Wilfr. Paulsens Verteidigung
(Mit a7— a6 und Dd8-c7).
Partie Nr. 50. Spielmann-Tartakower
(5. c2— c4) 281
50 a Miniaturpartie Reti— Tartakower 281
50 b „ Hromadka— Dr.
Tarrasch 283
Partie Nr. 51. Maröczy— Euwe (Sche-
veninger Variante 287
D) Rubinsteins Gegenspiel, 2. . . .
Sg8-f6 ± ?.
Partie Nr. 52. Euwe— Rubinstein ... 291
52 a Miniaturpartie L. Steiner-Czabay 291
E) Geschlossene Spielweise (Mit 2.
Sbl-c3 nebst d2-d3).
Partie Nr. 53. Wolf-Dr. Lasker .... 293
F) Aparte Fortsetzungen im 2. Zuge
von Weiß:
Partie Nr. 54 a. Mieses-Bogoljubow
(Mit Mieses Bild.) 296
Seite
Partie Nr. 54 b. Mieses-Dr. Tarrasch 297
„ „ 55. Spielmann— Sämisch
(Sizilianisches Gambit: 2. b2— b4 298
*
Caro-Kann (1. . . . c7-c6±?).
A) Geschlossen : Ohne 2. d2— d4.
Partie Nr. 56. Dr. Tarrasch— Reti
(2. Sbl— c4) 299
B) Normal: Mit 2. d2— d4 nebst
3. Sbl-c3.
Partie Nr. 57. Dr. Tarrasch— Dr. Tar-
takower (4 Sg8-f6) 303
Partie Nr. 57a. Miniaturpartie Yates-
Reti (4 Lc8-f5) 304
C) Abtausch : Mit 2. d2— d4 nebst
3. e4Xd5!±.^
Partie Nr. 58. Spielmann— Nimzo-
witsch 308
Partie Nr. 59. Dr. Lasker— Dr. Tarta-
kower 310
*
(1.... d7-d5±?).
. . SgS- f6.
. Dd8Xd5.
Tarrasch— Mieses
Skandinavisch.
A) Wild: 2. .
B) Mild: 2. .
Partie Nr. 60. Dr.
(4. d2-d4) 312
60a Miniaturpartie Overduyn.— N. . . 314
6üb „ Aljechin-Schröder 315
Partie Nr. 61. Reti— Rubinstein (4.
Sgl-f4) 316
01a. Miniaturpartie. Dr. Amberger—
Sprecher 317
N i m z 0 w i t s c h-E röffnung
(1. ... Sb8-c6).
Partie Nr. 62. Euwe-Breyer 318
Der tote Breyer. (Mit Breyers Bild). 320
Aljechin s-E röffnung
(1. . . . Sg8-f6?!). Siehe Eingangs des
Buches.
* . *
Dr. S. 6. TartEl<ower;
Zweiter Teil: Geschlossene
Spiele.
Vorbemerkung 321
Erster Abschnitt:
1. d2— d4.±
Leidenswege einer modernen
Eröffnung 322
Abgelehntes Damengambit.
[Orthodoxe Modestellung: 1. d2— d4
d7-d5, 2. c2— c4 e7-e6, 3. Sbl-c3
Sg8-f6, 4. Lcl-g5! Lf8-e7! 5.
Die hypermoderne Schachpartie. 33
514
Seite
e2-e3 Sb8-d7, 6. Sgl-f3 0-0,
7. Tal— cl! c7-c6! 8. Ddl-c2].
A) Capa's Entlastungssystem
(d5Xc4 nebst Sf6-d5).
Partie Nr. 63. Budapester Konsulta-
tionskampf (Aljechin u. A.— Bögo-
Ijubow u. A.) 325
63a Miniaturpartie Aljechin— Capa-
blanca 325
63h Miniaturpartie. Bogoljubow— Dr.
Tarrasch 325
63c Schönheitspartie Kostitsch— Grün-
feld. (Mit Kostitsch's Bild). Siehe
Nachtrag.
Partie Nr. 64. Capablanca-Dr. Vidmar. 326
„ „ 65. Aljechin— Yates (mit
Sc3-e4) .327
B) Der Kampf ums Tempo.
Partie Nr. 66. Grünfeld — Aljechin
(8. . . . a6! =). . 328
Partie Nr. 66a. Miniaturpartie Burger—
Hündorfer (8 Te8 +) . . . . 328
Partie Nr.66b. Miniaturpartie Becker-
Wagner (Wolfs 8 Se4 =?). . . 329
Partie Nr. 67. Grünfeld— Maröczy. . . 330
Grünfeld. (Mit Bild.) 331
Partie Nr. 68. Bpgoljubow-Reii: 9. a3 333
Partie Nr. 69. Aljechin— Rubinstein:
9. a4 . . . : . 333
Partie Nr. 70. Reti— Wolf (mit Bild):
9. C5. . . . . , '. 334
Partie ~Nr. 71. Rubinstein— Maröczy
(7 Tf8-e8) . 336
Partie Nr. 71 a. Miniäturpartie Reti—
Maröczy 336
C) Streng orthodox (mit b7-b6).
Partie Nr. 72. Dr.Vidmar— Yates (mit
Vidmars Bild) 337
Partie Nr. 72a. Miniaturpartie Aljechin-
Maröczy (Dr. Laskers Ausfall 6. . . .
- Sf6-e4.±) ; . 338
Partie Nr. 73. Maröczy-Dr. Olland . . 339
Partie Nr. 74. Capablanca-Dr. Tarta-
kower 340
Partie Nr. 74 a. Miniaturpartie Capa-
blanca— Janowski ^mit derSbl— d2-
Entwicklung!) 340
D) Sonstige, Angriffswege.
Partie Nr. 75. Dr. Lasker— Capablanca
(7. Ddl~c2) 343
Partie Nr. 76. Reti— Snosko-Borowsky 345
Partie Nr. 77. Atkins — Rubinstein
(7. Lfl-d3) 346
Partie Nr. 78. Janowski— Rzeschewski
(mit Bild) 348
Partie Nr. 79. Janowski— Capablanca 351
E) Pillsburys Verteidigung (mit 4
Sb8-d7 nebst c7-c6 und Dd8— a5).
Seite
Partie Nr. 80. Johner— Dr. Tarrasch
(mit Johners Bild) 352
Partie Nr. 80a. Miniaturpartie Becker—
Spielmann . 354
Partie Nr. 81. Marshall— Bogoljubow 355
F) Angriff mit Lei— f4.
Partie Nr. 82. Aljechin— Dr. Lasker . . 357
Partie Nr. 82a. Miniaturpartie Aljechin-
Kußmann 358
Partie Nr. 82b. Miniaturpartie Burn—
Roß. (Symmetrische Normalstellung.
— Mit Burns Bild) Siehe Nachtrag
G) Dr. Tarrasch* Verteidigung
3. . . . c7— c5 (+). .
Partie Nr. 83. Marshall — Eduard
Lasker (mit Marshalls Bild) 361
Partie Nr. 83 a. Miniaturpartie Reti—
Dr. Tarrasch 362
Partie Nr. 83 b. Miniaturpartie Grün-
feld —Wagner 362
H) Janowskis Verteidigung 3
a7- a6 (±).
Partie Nr. 84. Aljechin— Rubinstein . . 365
I) Tschigorins Verteidigung
3. . . . c7— c6.
Partie Nr. 85. Grünfeld— Rubinstein
(Meraner Variante: 6. . . . d5Xc4
nebst b7-b5, a7-a6 und c6-c5--?) 367
Partie Nr. 85 a. Miniaturpartie Dr. Vid-
mar—Dr. Kaufmann 368
Partie Nr. 85b. Miniaturpartie Tarta-
kower — Euwe 368
Partie Nr. 85c. Miriiaturpärtie Rubin-
stein—Bogoljubow^ 368
J) Die slawische Verteidigung:
2. . . . c7-c6.
Partie Nr. 86. Reti— Spielmann (Zer-
nierung 3. e2— e-3) , . : 370
Partie Nr. 86a. Miniaturpartie Aljechin-
Cäpablanca 371
Partie Nr. 86 b. Miniaturpartie Grün-
feld—L. Steiner. 372
Partie Nr. 86 c. Miniaturpartie Dr.
Euwe— Speyer. . 372
Partie Nr. 86d. Miniaturpartie Kmoch-
Aljechin 373
Partie Nr. 86e. Miniaturpartie Breyer-
Havasi t . . .- 374
Partie Nr. 87. Rubinstein-Bogoljubow 374
Partie Nr. 88. Capablanca-Dr. Lasker
(Abtausch 3. c4Xd5! + ?) 375
Partie Nr. 88 a. Miniaturpartie Gräber-
Gebhardt . . ; 375
Partie Nr. 89. Reti — Dr. Lasker
(3. Sgl-f3 Sg8-f6, 4. Sbl-c3) . . 379
Partie Nr. 89 a. Miniaturpartie Johner-
Dr. Pick 379
Partie Nr. 89b. Miniaturpartie Vizur—
515
Seite
Guth 381
Partie Nr. 89c. Miniaturpartie Täckels-
Lancel • • ■ 382
Partie Nr. 89 d. Miniaturpartie Sämisch-
Trejbal 382
K) Alt-Tschigorinsche Verteidigung:
2. . . . SbS— c6.
Partie Nr. 90. Reti— Bogoljubow. . . . 385
Partie Nr. 90 a. Miniaturpartie Prze-
piörka-Dr. Seitz (Gegenverteidigung
2. . . . c7— c5? +. Mit Przepiörkas
Bild siehe Nachtrag.
*
Albin s Gegengambit (2. . . .
e7-c5! 3. d4Xe5 d5-d4, 4. Sgl~f3
Sb8-c6 oo).
Partie Nr. 91. Dr.Tarrasch— Dr.Tarta-
kower (4 c7-c5+?) 386
Partie Nr. 91 a. Miniaturpartie Linse—
Kjelberg (4. e3 ?) 386
Partie Nr. 91 b. Miniaturpartie Grün-
feld — Tartakower 387
Angenommenes Damengambit
(2. d5Xc4, 3. Sgl-f3! c7-c5! =)
Partie Nr. 92. König— Wolf ....... 389
Damenbauerspiel (ohne vor-
läufiges c2— c4).
A) Mit e2— e3 und Lei — b2.
Partie Nr. 93. Bogoljubow-Capablanca 391
B) Mit Lcl-f4.
Partie Nr. 94. Tartakower— Spielmann 395
Partie Nr. 94 a. Miniaturpartie Dr.
Oskam— Dr. Euwe (2. Lg5) 395
Partie Nr. 94 b. Miniaturpartie Rubin-
stein-Capablanca (Zernierung2. Sf3
Sf6, 3. Lf4 e6? 4. e3. +) 395
*
Holländisch (1 f7-f5).
A) Sturmmäßig :. Mit d7-d6 oderb7-b6.
Partie Nr. 95. Bogoljubow— Aljechin
(3. g2-g3) 397
Partie Nr. 95 a. Miniaturpartie Prze-
piörka— Gottesdiener (2. g3) 397
Die vier Weltmeister. (Eine Skizze.) 401
Partie Nr. 96. Rubinstein-Dr. Tarrasch 401
Partie Nr. 96 a. Miniaturpartie Tarta-
kower—Mieses 402
Partie Nr. 96b. Miniaturpartie Löwen-
borg- Marchand .403
B) Stonewallmäßig: mit d7— d5.
Partie Nr. 97. Maröczy— Dr. Tarta-
kower. (Mit Tartakowers Bild) ... 404
C) Staunton-Gambit (2. e2— e4).
Partie Nr. 98. Reti— Euwe 408
'''"'" Seite
Partie Nr. 98 a. Miniaturpartie Meer-
grün-N. (4. g2-g4) 409
* ■ "
Indisch (1 Sg8-f6?!!=),
A) Altindisch: mit d7— d6, eventuell
Partie Nr. 99. Grünfeld-Reti: 2. c2-c4
d7— d6, 3. Sgl — f3 [schärfer 3. Sc3
Sbd7, 4. e4 e5. oo Indische Normal-
• Stellung!] 3. . . . Lc8-f5 = 411
Partie Nr. 100. Aljechin-Yates: 2. c2-c4
g7— g6, 3. g2— g3 [schärfer 3. Sc3
Lg7! 4. e4 d6, 5. f4. oo Indisches
Vierbauernspiel!] 3. . . . Lf8— g7,
4. Lfl— g2 Ö-O, 5. Sbl— c3 d7— d6= 413
Partie Nr. 101. Dr. Euwe— Marin:
2. Sgl-f3 g7-g6! 3. c2-c4 Lf8-g7,
4. Sbl— c3 d7— d5 (Grünfeld -Ver-
teidigung!) 416
Partie Nr. 101 a. Miniaturpartie Rubin-
stein—Drewitt 418
B) Neuindisch: Mit e7— e6, eventuell
b7-b6.
Partie Nr. 102. Chmellarz— Janusch-
kowetz: 2. Sgl— f3 e7— e6, 3.g2— g3
c7-c5, 4. c2— c3 Sb8— c6, 5. Lfl-g2
d7— d5 (ins Damengambit über-
gehend) 418
Partie Nr. 103. Dr.Tarrasch— Aljechin:
2. Sgl— f3 e7-e6, 3. c2— c4 c7— c5
[sonstige Wendungen des „ideellen"
Damengambits: 3. . . . b7— b6 und
3. . . . Lf8-b4. =], 4. d4-d5 b7-b5!?
(Blumenfeld-Gambit!) 420
Partie Nr. 103 a. Miniaturpartie Rubin-
stein—Bogoljubow 420
PartieNr. 103b. Miniaturpartie Moritz-
Gilg (5. Lcl-g5! +) : . . 421
Partie Nr. 103 c. Miniaturpartie Grün-
feld—Bogoljubow 421
Partie Nr. 104. Kostitsch— A. Steiner
(2. . . . b7-b6 + ?) 422
Partie Nr. 104 a. Miniaturpartie Mrs.
Hedding— Miss Taylor. (Zum Kapitel
Frauenschach. Mit Bildnissen von
Frau Dr. Martha Lasker und Frau
Paula Kalmar.) . . . siehe Nachtrag
C) Budapester Gambit (2. c2— c4
e7— e5).
Partie Nr. 105. Sämisch— Spielmann
(mit Sämisch' Bild) 423
Partie Nr. 105 a. Miniaturpartie Rubin-
stein—Vidmar (4. Lei— f4) 423
Der unrichtige Zug. (Quasi una
fantasia) 425
Zweiter Abschnitt:
Unregelmäßige Anfänge.
I. Zukertort-Eröffnung (1. Sgl — f3).
Partie Nr. 106. Reti— Bogoljubow ... 426
33*
516 -
Seite
Partie Nr.l06a. Miniaturpartie Aljechin-
Drewitt 427
Partie Nr. 106b. Miniaturpartie Euwe-
Loman 427
Partie Nr. 107. Reti-Capablanca ... 428
II. Saragossa-Eröffnung (1. c2— c3. =).
III. Altenglische Eröffnung (1 . c2— c4!).
IV. Birds Eröffnung (1. f2— f4).
V. Flügeleröffnung (1. b2-b4).
Partie Nr. 108. Reti— Speyer 431
Stimmungsbilder. (Einige bemerkens-
werte Schlußwendungen aus der
Meisterpraxis 1914-1924.) 433
Endspiel Nr. 1. Kostitsch— Reti 434
Endspiel Nr. 2. Tartakower— Rubin-
stein 435
Endspiel Nr. 3. Capablanca-Dr. Lasker
(mit Capablancas Familienbild) . . . 436
Endspiel Nr. 4. Grünfeld— Tartakower 438
Endspiel Nr. 5. Bogoljubow— Thomas 440
Endspiel Nr. 6. Tartakower —Teich-
mann (mit dem Doppelbild: Teich-
mann und Schlechter) 442
Endspiel Nr.7. Sämisch— Nimzowitsch 443
Endspiel Nr. 8. Tartakower — Spiel-
mann 444
Endspiel Nr. 9. Yates — Nimzowitsch 445
Endspiel Nr. 10. Tartakower— Yates . 446
Endspiel Nr. 11. Dr. Lasker-Ed. Lasker
(mit Dr. Laskers Bild) 447
* *
Nachträge und Berichtigungen 449
Die wichtigsten Druckfehler 504
Analytisches Inhaltsverzeichnis 511
Verzeichnis der Nachtragspartien . . . 516
Verzeichnis der Bilder 516
Verzeichnis der im Supplement-
teil enthaltenen Miniatur-,
bezw. Schönheitspartien.
1. Romanowsky— Wilner. ^iS
2. Villeneuve— N.
3. N.-Place. ^.
4. Romich— Dr. Goubeau. <>Jö
5. L. Steiner— Michell.
6. Busvine— Birnberg.
7. Portela— Viiiegas. ^-^1^
8. Yates— Capablanca. ,^^<^
9. Yates —Thomas.
10. Aurbach— Aljechin.
11. Wegemund- Post. t^l^l
12. Thomas— Gibson.
13. Nyholm— Harald. f^y
14. Dr. Lasker— Capablanca.
15. Golmayo— Havasi.
16. Belsitzmann— Rubinstein.
17. Post— Grünfeld.
18. Dr. Heim— Svaeina.
19. Freilitzsch— Fegesack.
20. Kahn-N.
21. N.— Strumilo.
22. Muffang— Pape.
23. Spielmann— Schlechter.
24. Daum— Noordijk.
25. Potemkin— Sery.
26. F. Lazard— Crepeaux.
27. O. C. Müller-R.
28. N.— Hutterloh.
29. Reti-Speyer.
30. Soyka-Kolta.
31. Dr. Kaufmann— Reti.
32. Sämisch— Selesniew.
33. Post— Moritz.
34. Linden— Bruin.
35. Ehms— Godai.
36. Dr. Krejcik— Roller.
37. Teichmann— Spielmann.
38. Fedosejeff— Schebarschin.
39. Mieses— Dr. Goerz.
40. Bogoljubow —Tartakower.
41. Palitzsch— Groeger.
42. Reti— Selesniew.
43. Crepeaux— Gibaud.
44. Rubinstein —Watts.
45. Dr. Imbaud— Strumilo.
46. Teichmann--N.
47. Fletcher-Gore.
48. Powelczak— Prohazka.
49. Prohazka — Wattenvyl.
50. Kostitsch— Grünfeld.
51. Sämisch— Johner.
52. Kann— Gibaud.
53. Rubinstein— Dr. Lasker.
54. Burn— Ross.
55. Rubinstein— Dr. Tarrasch.
56. Factor— Rzeschewski.
57. Renaud— Marolles.
58. Maröczy— Przepiörka.
59. Przepiörka— Dr. Seitz.
60. Dr. Robinson— H. Wolf.
61. Johner -Nyholm.
62. Tartakower— Mieses.
63. Hohlhohm— Moorman.
64. Dr. Seitz— L. Steiner.
65. Rey— Aljechin.
66. Du Mont— Gooding.
67. Mrs. Hedding— Miss Taylor.
68. Torre— Jennings.
Verzeichnis der Bilder.
Seite
Aljechin Alexander AI 3, 274
Bernstein Dr. Ossip Sam 463
Bogoljubow Ewfim Dim 3, 127
Breyer Gyula (1893-1921) 320
Burn Amos - ... 491
Capablanca Jose Raoul 41, 437
Duras Oldrich 486
517
Seite
Euwe Dr. Max 261
Grünfeld Ernst 331
Janowski David ^ 493
Johner Paul F 355
Kalmar Frau Paula 501
Kostitsch Boris 484
Lasker Dr. Emanuel 47, 448
Lasker Frau Martha 502
Marco Georg (1863-1923) 199
Maröczy Geza 3, 75
Marshall Frank J 365
Mieses Jacques 396
Nimzowitsch Arnold 269
Post Ehrhardt 461
Seite
Przepiörka David 496
Reti Richard 169
Romanowsky Peter Alex 453
Rubinstein Akiba Kiv 3, 138
Rzeschewski Samuel 350
Sämisch Friedrich 424
Schlechter Karl (1874—1918) 442
Spielmann Rudolf 214
Tarrasch Dr. Siegbert 74
Tartakower Dr. Savielly Grig. ... 3, 407
Teichmann Richard (1868-1925) 442
Vidmar Dr. Milan 337
Wolf Heinrich 336
Yates F. D. 457
O OK) OK3 C^O 0<3 C«0 0?0 OO C*0 OK) 0 Oö CsKD OsO C^
13 Jiinder Caissens
Von SProf. 2)r. JOSEF JiREJCIK.
Unter diesem ungewöhnlichen Titel erschien ein ebenso ungewöhnliches
Buch. Es ist dem Schachhumor gewidmet, hat aber nichts gemein mit der bis-
herigen humoristischen Schachliteratur, die an die Namen Schellenberg, Fischer
und Bauer geknüpft ist. Nicht Schachwitze oder scherzhafte Probleme bilden den
Inhalt des Werkes, sondern in humorvolle Erzählungen, Schnurren und Utopien
sind glänzende Schachkombinationen und Partien eingekleidet. Jeder Schach-
spieler wird daran seine helle Freude haben, mag er erst kaum mit der Gangart
der Steine vertraut sein oder bereits zu den hoffnungsvollen Adepten der schwarz-
weißen Kunst zählen. Es erheitert und b.elehrt zugleich,, es wird den .von Schach-
schlägen gebeugten Jünger aufrichten, den turniergewbhnten Kämpen angenehm
zerstreuen. In diesem Sinne ist das Werk eine Art Ergänzung zu allen Schachlehr-
büchern, enthält mehr Philosophie als der Bilguer Varianten und darf in keiner
Schachbücherei fehlen. Preis brosch. Mk. 1"20, geb. Mk. TSO.
BASLER NACHRICHTEN 7. III. 1924: „Der gute Schachhumor ist nicht gar häufig,
darum begrüßen wir das Erscheinen dieses Bändchens, des ersten, das sich
neben Schellenbergs Lachschach halten kann. Der Verfasser ist ein Spieler
und Komponist von anerkanntem Namen."
BERLINER TAGBLATT, 17. II. 1924: „An wirklich guten, humori-
stischen Werken ist die Schachliteratur nicht reich, und das ist begreiflich, denn
ein Gebiet wie die Schachspielkunst ist ihrem Wesen nach dem Witz und Scherz
nicht leicht zugänglich. Daß aber auch auf diesem trockenen Boden Humor,
Satire, Ironie zur Erheiterung des Lesers gedeihen können, das hat der Verfasser
in dem vorliegenden, etwa vier Druckbogen umfassenden Büchlein bewiesen."
WIENER SCHACHZEITUNG
BOHEMIA, 29. VII; 1923. "„Endlich ist ein Ersatz u. zw. ein mehr als aus-
kömmlicher für Marcos ausgezeichnetes Fachblatt, daß leider der Ungunst
der Verhältnisse zum Opfer fiel. Die neue, seit März 1. J. erscheinende, von
Ing. R. Wähle und A. Lewit herausgegebene Zeitschrift ist sorgfältig geleitet
und zählt eine Reihe auserlesener Namen wie Ackermann, Aljechin, Duras,
Euwe, Grünfeld, Fahrni, Nimzowitsch, Przepiorka, Reti, Rubinstein, Spielmann,
Tarlakower,--Wolf, u. V. a. zu ständigen iVlitarbeitern. Der reichliche Inhalt —
trefflich glossierte Partien aus den neuesten Turnieren, interessante End-
spiele, belehrende 'und unterstellende Aufsätze — bietet nebst der Pflege
des Problemteils eine Fülle von Anregung. Ein besonderer Vorzug des Blattes
ist seine bei einer Monatsschrift oft schwierig zu erreichende Aktualität, die
alle Stätten, wo Schach gepflegt wird, umspannt. Jedes Vierteljahr findet
zudem ein Löserwettbewerb mit wertvollen Buchpreisen statt. Der beste Löser
eines ganzen Jahres erhält als Preis eine Schachuhr und ein Diplom als
Meisterlöser. Der Schachfreund und praktische Spieler, ob mehr oder weniger
stark, wird sich mit Freude und Genuß in die neue „Wiener" versenken und
wir können ihren Bezug nur aufs nachdrücklichste empfehlen, da auch der
Preis in Anbetracht der mustergültigen Ausstattung ein sehr mäßiger ist."
Der Jahresbezugsp
Österreich, Tschech.,
Polen, Ungarn S 14.—
Deutschland Mk. 9..—
Jugoslavien Dinar 140.—
Rumänien Lei 450.—
Holland fl. 6.—
reis beträgt für:
Dänemark d. K 13.
Schweiz Fr. 12.-
Italien Lire 50.-
Vereinigte Staaten . Dollar S.-
Weltpostverein . schw. Fr. 12.-
8
VieFteiJahresbesug durch sämtliche Postämter. .V
O C>0 OK> ac C*3 Oö OK> OK) C*3 O OK3 QO C>0 Oö Oö OK) C*3 OsO OiO O
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8
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IM VERLAGE DER WIENER SCHACH-ZEITUNG
WIEN, IV., SCH ÄFFERG. 13 a sind ferner erschienen:
,tDie Zukunftseröff ny ng**
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0 (Q)as Zukerfort-K^etiSystem in neuester sSeleuchtung).
X 'Theorie und SPraxis zusammengestellt von CDr. S. S. ^artakower.
80 Seiten halboktav, SPreis brosdi. ML 1'50, geb. Mk 2'—
Viele Eröffnungsgeheimnisse gelangen hier zur Besprechung.
Wer die organische Entwicklung unserer Kunst dank der
plastischen Darstellungsmethode Dr. Tartakowers unmittelbar
verfolgen ja direkt miterleben will, soll sich dieses schön aus-
gestattete und preiswerte Büchlein anschaffen.
HAMBURGER ANZEIGER, 10. III. 1925: „Dr. S. G. Tartakower, der ebenso
geistreiche wie temperamentvolle Meister bringt unter dem obigen Titel
der Schachwelt ein kleines Werk dar, das das höchste Interesse verdient.
Dr. Tartakower behandelt darin die hypermoderne Eröffnung 1. Sgl— f3,
die zwar schon Zukertort anwandte, deren Tragweite jedoch von Reti
zu einem ganzen Angriffssystem ausgearbeitet ist, das ein ganzes Arsenal
von giftigen Zügen und versteckten Finessen in sich birgt. Dr. Tartakower
schildert an der Hand von Partien die Reti'sche Spielweise und analysiert
in durchaus logischer Weise die Vorteile und Schwächen dieses Systems.
Das kleine Werk darf keinem vorwärtsstrebenddn Schachspieler fehlen,
denn wer dies sein will, muß auch auf dem Gebiet der Zukunftseröffnung
au fait sein. Das billige Werk kann nur empfohlen werden."
8
8 JMeister des Problems
Von CDr. Sduard JÜAZEL und Seorg JMARCO.
Diese gediegene Problemsammlung enthält alles, was von der seinerzeit viel-
bewunderten Problemgalerie erhalten ist. Acht Meister des Problems sind
hier in mehr als 500 Aufgaben vertreten. Darunter Anderssen, Healey, Schrüfer
und Mendheim! Besonderen Reiz bietet die indische Sammlung Shastrees. Jeder
Aufgabe ist ein Stellungsbild gewidmet, die Lösungen sind beigefügt, über jeden
Autor unterrichten biographische und kritische Essays. Prof. Dr. Josef Krejcik
hat eine Einführung geschrieben, die notwendige Berichtigungen und Ergän-
zungen enthält. Auch die Leser der alten „Wiener Schach-Zeitung" werden die
Buchausgabe, die nur in ganz kleiner Auflage erscheint, mit Freuden begrüßen
und in ihr Anregung und Zerstreuung für viele Stunden finden. Das UOSteiter
starke, elegant ausgestattete und mit Bildern geschmückte Buch kostet broschien
Mk. 3 — , in Hbl. geb. Mk. 4— und in Gzl. geb. Mk. 450.
HAMB. CORRESP. 1. VI. 1924. — „Dieses große Werk ist als äußerst wert-
volle Materialsammlung, die in den Abschnitten über Mendheim unc
Shastree auch unzählige Fairies aller Art enthält, jedem Problemfreund zui
Anschaffung bestens zu empfehlen."
University of California Library
Los Angeles
This book is DUE on the last date stamped below.
JAN 1 2
DUE 2 WKS FROM D
iffE REGEIVED
rslty Hesearcf- UDrary
90095-1575
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